Doppeldiagnose Intensivseminar

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6. DGSP Tagung Hamburg
Begegnung mit süchtigen Klienten
Intensivworkshop 09.04.2016
Doppeldiagnose
eine besondere diagnostische und therapeutische
Herausforderung
Dr. med. Abiodun Bernard Joseph
Agenda
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•
•
•
•
Grundlagen: Doppeldiagnose
Grundlagen: Suchtentwicklung
ADHS und Sucht
Crystal Meth
Borderline
Behandlungsoptionen
6. DGSP Tagung Hamburg
Begegnung mit süchtigen Klienten
Intensivworkshop 09.04.2016
Doppeldiagnose
eine besondere diagnostische und therapeutische
Herausforderung
Dr. med. Abiodun Bernard Joseph, Chefarzt
„Der haltlose Schizophrene wird leicht Trinker. Wohl zehn
Prozent unserer Alkoholiker sind zugleich Schizophrene.“
(Bleuler 1911)
Begriffsbestimmung
Doppeldiagnose
• Gleichzeitiges Vorkommen einer Substanzstörung
und einer psychischen Störung.
• „Der Begriff Doppeldiagnose bezeichnet das
gemeinsame Auftreten eines Mißbrauchs oder
einer Abhängigkeit von einer oder mehreren
psychotropen Substanzen und mindestens einer
anderen psychischen Störung bei einem
Patienten“.
(Moggi und Donati 2004)
•
•
•
•
Psychosen
Affektive Störungen
ADHS
Persöhnlichkeitsstörungen
Begriffsbestimmung
substanzinduzierte psychotische Störung
nach ICD 10; F1x.5
• psychotische Symptome sind auf direkte
körperliche Wirkung der konsumierten Substanz
zurückzuführen.
• psychotische Symptome sollten spätestens einem
Monat nach Absetzen der Substanz / dem Entzug
einsetzen
Psychose und Sucht
• Lifetimeprävalenz 47% für Mißbrauch /
Abhängigkeit von Alkohol oder anderen
Substanzen (NIH Stichprobe von >20.000 Personen aus epidemiologic catchment area)
• 55-70% bei schizophrenen Patienten aus
Kliniken und komplementären Einrichtungen
• 23-37% bereits bei psychotischer Erstepisode
Gouzoulis-Mayfrank, Nervenarzt 7, 2004: 642-650
Modelle der sekundären Suchtentwicklung
Affektregulationsmodell
•
ähnliche Persönlichkeitsdimensionen und -eigenschaften bei
Gesunden und Präschizophrenen die zur Sucht prädisponieren
(jung, männlich, impulsiv, geringe Bildung, sensation seaking)
•
Schizophene zeigen vor Ausbruch der Psychose vermehrt negative
Affektivität, Neurotizismus, Impulsivität, Stressintolleranz, defizitäre
Copinstrategien
•
Suchtmittelkonsum als Möglichkeit zur Dysphorieverringerung (Angst
und depressive Symptome, Langeweile, Einsamkeit oder durch Neuroleptika induzierte
Syndrome)
Gouzoulis-Mayfrank, Nervenarzt 7, 2004: 642-650
Crystal; bis zu 5 Fach erhöhtes Psychose Risiko,
• bis 15 Tage OR, 4.0 [95% CI, 2.5-6.5]
• > 16 Tage; OR, 11.2 [95% CI, 5.9-21.1]
• Risiko wird durch Konsum von Alkohol und/oder
Cannabis weiter erhöht
McKetin, R., Lubman, D. I., Baker, A., Dawe, S. & Ali, R. L. (2013). Dose-Related Psychotic Symptoms in Chronic Methamphetamine Users. JAMA
Psychiatry 2013;70(3):319-324
Crystal -Psychose
• Progressive qualitative psychische
Veränderungen, die allmählich in schweren
Psychosen münden
• erhöhte Vulnerabilität für Psychoserezidive
und Flashbacks
• sehr lange Persistierenz
Ujike H, Sato M. Ann N Y Acad Sci. 2004 Oct; 1025:279-87
Crystal -Psychose
• Paranoia, Verfolgungsideen, teilweise systematisiert
 Nicht unterscheidbar von einer Schizophrenie, allerdings
fehlt i.d.R. die „klassische“ Anamnese
• Symptome treten passager oder anhaltend auf
• gute Ansprechbarkeit auf atypische Neuroleptika
Zudem, Folgen der Rezeptordichteabnahme
• Stressanfälligkeit
 Flashbacks und Psychoserezidive
 gesteigerte Reizbarkeit und Aggressivität
Grundlagen der Abhängigkeit
Neue Osnabrücker Zeitung 09.11.2011; NOZ.de
Abhängigkeit
Genetik
Alkohol
50-70%
Nikotin
50-75%
Cannabis
34-78%
Stimulanzien
22-79%
Sedativa
27-87%
Agrawal a, Lynskey MT. Addiction 2008;103:1069-81
Saufen und Rauchen
Passfieber.de
Agrawal a, Lynskey MT. Addiction 2008;103:1069-81
Kontrollverlust,
Gewohnheit
Genuß,
Prägende
Erinnerungen
Freude
Impulsivität
Positiven
Aspekte
Leid Minderung
Verlangen,
Craving
Zwang
Neue
Kognitionen
(Angst)
Entzug
Modifiziert nach Nutt 2012
Noradrenalin ?
(Reward Dependance)
Kontrollverlust,
(Sensation Seeking)
Dopamin
GABA/ Glutamat
(Craving)
Genuß,
Gewohnheit
Prägende
Erinnerungen
Freude
Impulsivität
Positiven
Aspekte
Leid Minderung
Verlangen,
Craving
Zwang
Neue
Kognitionen
(Angst)
Dopamin
Endorphine
Serotonin
(Harm Avoidance)
GABA/ Glutamat
(Craving)
Modifiziert nach Nutt 2012
Entzug
Der Weg in die Abhängigkeit
Aktivierung des Belohnungssystems durch Suchtstoffe
Konsum
soziales
Umfeld
PFC
NAc
genetische
Disposition
VTA
Dopaminausschüttung
60 %
VTA: Ventrales Tegmentum; NAc: Nucleus accumbens; PFC: Präfrontaler
Kortex
http://pubs.niaaa.nih.gov/publications/arh313/images/2_gilpin.gif
Opioid
Peptid
-
+
GABA
Nucl. Acc.
-
+ D1A
D2A
DA
Nikotin
Alkohol
+
Alkohol
Opiate
Opioid
Peptid
Glutamat vom Cortex
NMDA
+
-
GABA
Stimulanzien
-
Nucl. Acc.
+ D1A
D2A
Alkohol
DA
+
Nikotin
Glutamat
z.B. von der Amygdala
Cannabis
Alkohol
PCP
Der Weg in die Abhängigkeit
• Dopamin ist nicht für alles im Suchtsystem
verantwortlich
Dennoch
• Abhängige haben ein unterfunktionales
Belohnungssystem und einige sind dauerhaft in einem
Zustand der Anhedonie
• Abhängige haben weniger Dopamin Rezeptoren
• Ober- / Unterschicht Theorie (Nader et al 2010)
Konditionierung/
wiederholte
Belohnung
Selektive
Wahrnehmung
Stress
Trigger Reize
Aufmerksamkeitsschwelle
Sensibilität auf
Trigger Reize
Craving
Konflikt
Inhibition
ja/nein
Rückfall
Attention
Bias
Bild quelle: Neuropharmacology Unit, Imperial College London
Neurotransmitter in Fokus
• Opiat

Opiat Rezeptoren und µ-Rezeptor Polymorphism
• Glutamat und NMDA Rezeptor

steuert Ca Influx in die Zelle

Hyperglutamaterger Zustand

Betroffenen können langfristige Belohnung nicht erwarten
• GABA

Benzodiazepine GABAerg, Glutamat bleibt davon unverändert
Suche nach Therapeutika
• Disulfiram – Aldehydehydrogenase Inhihitor
(ß-Hydroxylase Antagonist)
• Acamprosat – Glutamat-Rezeptor
• Nalmefen – µ / k - Opiat-Rezeptor
• Naltrexon – µ-Opiat-Rezeptor
• Baclofen – GABA und
• Stimulanzien ?
µ- Rezeptor Agonist
Z. B. Modafinil
+ Dopamin-Agonist
Suche nach Therapeutika
• Topiramat: GABA-Agonist/ Glutamat-Antagonist
 3 RCT 300mg: 2(Reduktion), 1 (Abstinenz)
• Baclofen: GABA-B Agonist
 11 Studien: 3 RCT mit 30mg: 2 positiv, 1 negativ
 Noch laufende Studien in F, D, NL
 (15-75mg/d, im Einzelfall bis 120mg/d)
• Modafinil: Wirkung unklar (Histamin, Orexin, DAT)
 1 RCT mit 300mg, positiv nur bei impulsiven Patienten
• Varenciclin: partieller α3β4 nikontinerge ACh Rezeptor
 1 RCT mit 2mg
Van de Brink W. Curr Drug Abuse Rev. 2012; 5: 3-31
Joos et al Eur Neuropsychopharmacol 2013; 23: 948-955
Dell´Ossa et al Curr Psych Rep 2014; 16, 524
Litten et al , J Addict Med 2013; 7:277-286
Behandlungsoptionen
Behandlungsziel
1.Wahl
2. Wahl
3. Wahl
Abstinenz
Acamprosat
Naltrexon
Nalmefen
Disulfiram
Baclofen?**
GHB?*
Trinkmengen (Risiko)
Reduktion
Nalmefen
Naltrexon
Topiramat?**
Modafinil??**
Varenciclin??**
Die effektivsten Interventionen (Mesa Grande Studie)*
• Brief Interventions, motivationale Verstärkung, CBT
• Acamprosat, Naltrexon, Disulfiram
Ineffektive Interventionen
• SSRI, Buspiron, Lithium
Van den Brink W. Cuss Drug Abuse Rev. 2012;5:3-31
*Miller & Wilbourne Addiction 2002;97: 265-277
*NHS Review 2006
** keine Zulassung für Alkoholabhängigkeit in Deutschland
6. DGSP Tagung Hamburg
Begegnung mit süchtigen Klienten
Intensivworkshop 09.04.2016
ADHS und komorbide Sucht
Dr. med. Abiodun Bernard Joseph
Epidemiologie
• Prävalenzrate von 2-5% 1
(ähnliche Rate wie Erkrankungen aus dem bipolaren Spektrum (bis 6%) 4
• Geschlechterverhältnis 1,5:1 (Männer:Frauen)
(Frauen möglicherweise unterdiagnostiziert2)
• ADHS Diagnose bei einem Kind des Patienten - häufiger Grund für
Einleitung einer Diagnostik3
• Ca. 40–60%ige Persistenz ins Erwachsenenalter
(eher residuale Symptomatik als Vollbild - Nicht gleichzusetzen mit Remission 3)
1. Kooij et al. BMC Psychiatry 2010;10:67.
2. Fayyad et al. Br J Psychiatry 2007;190:402–9.
3. Faraone et al. Psych Med. 2006;36:159–165.
4. Prevalence and burden of bipolar disorders in European countries.
Pini S et al. Eur Neuropsychopharmacol. 2005 Aug;15(4):425-34.
Komorbiditäten zum Zeitpunkt der Diagnosestellung
•
•
•
•
Angststörungen 23%
Affektive Störungen 18.1%
Persönlichkeitsstörungen 10-20%
Sucht 39.2% (M>F)
• Psychose ??%
Roll C., Hahn M. DNP Feb 2015, Volume 16, Issue 2, pp 26-28
Prävalenz im Behandlungssetting
• SUD bei 33% der ADHS Patienten
• ADHS bei 17-50% der SUD Patienten
• Komorbidität als mgl. Hinweis auf eine
gemeinsame „Endstrecke“, u.a.
gemeinsamer Genpolymorphismus
Torrens et al 2012
Kensche et al 2014
Die Gehirne von Kindern
mit einer ADHS
entwickeln sich deutlich
langsamer als die von
Gleichaltrigen
Hirnentwicklung von ADHS-Kindern (hellblau) und Kindern
ohne Störung (dunkel)
NIMH Child Psychiatry Branch
ADHS Risiko
• Genetische Komponenten
• Drogen- / Tabakkonsum in der Schwangerschaft
• Pre / Perinataler Stress (Neurokine Übertragung)
• niedriges Geburtsgewicht
Mit Hyperaktivität verbundene Probleme
• Unfähigkeit zu entspannen
• Unruhiger Schlaf
• Übermäßig aktiver Lebensstil
• Dauerhaft ziellose Bewegungen der Extremitäten
• Suche nach Stimuli oder antisoziales Verhalten
1. Epstien J, Johnson D, Conners CK. Conners Adult ADHS Diagnostic Interview for DSM IV. North Towanda, NY: MultiHealth Systems; 1999)
Mit Impulsivität verbundene Probleme
• Enthemmtes Verhalten (Unfähigkeit zu warten; Frühere
Schwangerschaften, Konflikte)
• Erhöhtes Suchtrisiko, sowohl substanz- als auch nicht
substanzbezogen
• Häusliche Gewalt, Unfälle
• Sprechen und Entscheidungen treffen, ohne zu überlegen
• Probleme in Beziehungen und am Arbeitsplatz
1. Epstien J, Johnson D, Conners CK. Conners Adult ADHS 2. Kooij et al. BMC Psychiatry 2010;10:67.
Diagnostic Interview for DSM IV. North Towanda, NY:
3. Barkley et al. J Am Acad Child Adolesc Psych
Multi-Health Systems; 1999.
2006;45:192–202.
Mit Unaufmerksamkeit verbundene Probleme
• Desorganisiertheit und Ineffizienz (Wechsel zwischen
Hyperfokussierung und Zertstreutheit)
• Prokrastination (Aufgaben, nötige Pflichtenvor sich
herschieben)
• Unvermögen, im Voraus zu planen
• Vergesslichkeit, Unpünktlichkeit
• Schwierigkeiten, mehrere Aufgaben gleichzeitig
auszuführen
• Fehleinschätzung der für die Durchführung einer Aufgabe
erforderlichen Zeit
• Unvermögen, Aufgaben zu Ende zu bringen, Pläne
umzusetzen
• Ablenkbarkeit, besonders bei externen Stimuli
• Schwierigkeiten, längeren Ausführungen zu folgen
1. Epstien J, Johnson D, Conners CK. Conners Adult ADHS Diagnostic Interview for DSM IV. North Towanda, NY:
Multi-Health Systems; 1999.
2. Asherson. 1st European Network Adult ADHD Conference. London, 2011
Auswirkungen von ADHS über die Kernsymptome hinaus
Gesundheitswesen
Familie
33%  Inanspruchnahme Notaufnahmen1
Neigung zu emotionalen Ausbrüchen5-6
10x häufigere Arztbesuche
Entmutigt durch ständige Misserfolge 5
5x mehr Verordnungen, ambulant2
Geringes Selbstwertgefühl5-6
3x mehr stationäre Aufnahmen2
Chaotischer Lebensstil und Familienalltag
2–4x mehr Autounfälle3,4
Höhere Rate elterlicher Scheidung/Trennung7
Patient
Ausbildung und Berufstätigkeit
Gesellschaft
Geringerer beruflicher Status8
Schwierigkeiten mit Freundschaften5
5
 Arbeitsausfall9 und Arbeitsausfallkosten9-10 Schlechtes Zuhören/mangende soziale Kompetenz
Aufbrausend/verbal ausfällig bei Verärgerung5
Schulische Leistung schlechter als
Möglichkeiten6
Schwierigkeiten mit Geld umzugehen6
Verpasst Termine und verlegt oft Sachen5-6
2x  Suchtstörungen: früherer Beginn12
Verspätungen zur Arbeit/zu Verabredungen5-6
Rauchen wird seltener aufgegeben13
1. Leibson et al. 2001.
2. Hodgkins et al. 2011.
3. Sobanski et al. 2012.
4. Barkley et al. 1996.
5. Searight et al. 2000.
6. Weiss et al. 1999.
7. Brown and Pacini. 1989.
8. Manuzza et al.1997.
9. Secnik et al. 2005.
10. Birnbaum et al. 2005.
11. Biederman et al. 1998.
12. Milberger et al.1997.
13.Pomerleau et al.1995.
Probleme am Arbeitsplatz
• 3 Mal größeres Risiko, die Arbeit zu verlieren, als
Personen ohne ADHS.
• ADHS-Patienten wechseln ihre Stelle 2-3 Mal
innerhalb eines Zeitraums von 10 Jahren.
• Nach Einschätzung der Arbeitgeber schlechtere
Arbeitsleistung als Beschäftigte ohne ADHS
Auswirkungen von ADHS auf wichtige Lebensaktivitäten
bei 19 – 25jährigen
70
***
ADHD
Patienten (%)
60
Control
50
***
40
***p<0.001
**p<0.01
***
30
**
20
10
+
0
Schulverweis
Fehlender
Schulabschluss
Vaterschaft/
Mutterschaft
Geschlechtskrankheit
+keine Angabe
für Kontrollgruppe
Modifiziert nach: Barkley et al. J Am Acad Child Adolesc Psych 2006;45:192–202.
• ADHS führt zu einer Reihe von
kumulierenden Defiziten: Misserfolg
• Unaufmerksamkeit persistiert bis ins
Erwachsenenalter
• Impulsivität und Hyperaktivität bilden sich
zurück
• Hyperaktivität wandelt sich zu innere
Unruhe
6. DGSP Tagung Hamburg
Veranstaltung:
Begegnung mit süchtigen Klienten
Datum:
Intensivworkshop 09.04.2016
Crystal Meth
Eine gefährliche Droge auf dem Vormarsch
Dr. med. Abiodun Bernard Joseph
Risikofaktoren, Indikatoren
(INSU – Index Suchtgefährdung)
• Umfeld
Freundeskreis, Aufenthalt in der Clique / auf
öffentlichen Plätzen
• Droge Rauchen <12.Lbj, häufiger Konsum, BTMG,
Abstinenzgedanken, Abstinenzversuche
• Schule Schwänzen, Nichtversetzung, schlechte
berufliche Aussichten
• Familie Gewalt, Alkohol, Beziehungsstörungen,
Broken-Home, finanzielle Situation
• Persönlichkeit Depressivität, fehlend Wertschätzung,
Selbstvertrauen, negative Einstellung
zum eigenen Körper
Auswirkungen familiärer Belastungs- und Risikofaktoren
• 2/3 strukturelle Störungen
(29% Scheidung, 20% Tod eines Elternteils)
• Sexueller Mißbrauch
(auffällig Nachweis eines Mißbrauchs in der Kindheit)
Physiologische Dopaminspiegel
Dopaminspiegel bei Drogen
Dose (g/kg ip)
0.25
0.5
1
2.5
150
% of Basal Release
ETHANOL
Accumbens
200
100
0
1
2
3
Zeit nach Ethanol
NIKOTIN
200
Accumbens
Caudate
DA
DOPAC
HVA
300
200
100
Zeit nach Kokain
METHAMPHETAMIN
1500
150
KOKAIN
Accumbens
0
4hr
250
400
Accumbens
% Basal Release
0
% of Basal Release
% of Basal Release
250
1000
100
500
0
0
1
2
Zeit nach Nikotin
3 hr
0
0
1
2
3hr
Zeit nach Methamphetamin
Adaptiert nach Shoblock and Sullivan; Di Chiara and Imperato
Drugabuse.gov
Drugabuse.gov
Drugabuse.gov
Crystal - Wirkung
•
•
•
•
•
•
•
•
•
Man fühlt sich sehr gut, euphorisch
Alle menschlichen Grundängste sind wie weggeblasen
Allmachtsgefühle bis hin zu Größenwahn
gemindertes Hunger- oder Durstgefühl
keine Müdigkeit
Erhöhter Rede-, Aktivitätsdrang („Laberflashs“)
Mehr Selbstvertrauen
Enthemmung, Luststeigerung
Gefühl der gesteigerten Leistungsfähigkeit
Crystal - Wirkung
• Adrenalin, Noradrenalin und Dopamin werden
ausgeschüttet
• täuscht Gefahrensituation vor
• Körper steht unter Dauerstress
Crystal- nach dem Rausch
• Kater
• körperliche Abgeschlagenheit
• Depression
Crystal - Langzeitfolgen
•
•
•
•
•
•
•
•
•
•
Verfall des Körpers und der Persönlichkeit
Psychische Störungen
Angstzustände, starke Nervosität
Aggressivität
Gewichtsverlust
Zahnzerfall
Potenzstörungen
Abszesse
Hepatitis C
HIV
Crystal- Überdosis
•
•
•
•
•
•
•
•
•
•
Zittern und plötzliches Schwitzen
Brechreiz und trockener Mund
hohe Temperatur
starke Kopfschmerzen
Schwindelgefühl und Kreislaufprobleme
akuter Blutdruckabfall
Angstzustände, Intoxikationspsychose
Hirnblutungen mit plötzlichen halbseitigen Lähmungen
Bewusstlosigkeit
Herzstillstand
Crystal -Psychose
• Paranoia, Verfolgungsideen, teilweise systematisiert
 Nicht unterscheidbar von einer Schizophrenie, allerdings
fehlt i.d.R. die „klassische“ Anamnese
• Symptome treten passager oder anhaltend auf
• gute Ansprechbarkeit auf atypische Neuroleptika
Zudem, Folgen der Rezeptordichteabnahme
• Stressanfälligkeit
 Flashbacks und Psychoserezidive
 gesteigerte Reizbarkeit und Aggressivität
Dopamine Transporter
McCann U.D.. et al.,Journal of Neuroscience, 18, pp. 8417-8422, October 15, 1998.
Partielle Erholung des Dopamin Transporters bei
Methamphetamine Konsumenten nach längerer Abstinenz
3
0
ml/gm
Gesund
Crystal
(1 Mo. Abstinenz)
Crystal
(24 Mo. Abstinenz))
Volkow, ND et al., Journal of Neuroscience 21, 9414-9418, 2001.
?
X
http://joelethbridge.blogspot.com/
Bildquelle: http://www.home-air-purifier-expert.com/images/picture-of-meth-teeth.jpg
http://www.ftmcity.de/images/articles/spritzenabzess.jpg
http://img689.imageshack.us/img689/3239/figure1u.jpg
6. DGSP Tagung Hamburg
Begegnung mit süchtigen Klienten
Intensivworkshop 09.04.2016
Borderline
Behandlung von Patienten mit einer Doppeldiagnose
Dr. med. Abiodun Bernard Joseph
Komorbiditäten bei Borderline-PS
• Affektive Störungen 84,5%
• Major Depression 83%
• Substanzmissbrauch 64,4%
• Drogenmissbrauch/-abhängigkeit 40,6%
• Alkoholmissbrauch/-abhängigkeit 36,1%
• Dysthymie 22,5%
• Psychotische Störungen 12,8%
• Bipolar II 1,3%
Quelle: Freiburg-Mannheimer Epidemiologie-Studie
Komorbiditäten bei Borderline-PS
• Affektive Störungen 84,5%
• Major Depression 83%
• Substanzmissbrauch 64,4%
• Drogenmissbrauch/-abhängigkeit 40,6%
• Alkoholmissbrauch/-abhängigkeit 36,1%
• Dysthymie 22,5%
• Psychotische Störungen 12,8%
• Bipolar II 1,3%
Dysfunktionale Verhaltensmuster und Syndrome
bei DD / PKS
•
•
•
•
•
•
•
•
Impulskontrollverlust
Kognitive Störungen
Psychose / Dissoziation
Fremdaggression
Selbstverletzungen
Hochrisikoverhalten
Suizidphantasien
Substanzmißbrauch
Bildquelle: http://www.borderline-plattform.de/images/stories/bilder/Borderline1.jpg
Neuronale Veränderungen bei BPS
• Volumen-Reduktion in Hippocampus / Amygdala
(Driessen et al. 2000, van Elst et al. 2003, Schmahl et al. 2003, Brambilla et al. 2004)
• Hypometabolismuspräfrontal im PET (Soloff et al. 2000)
• Hyperaktivität von Amygdala/ Gyrus fusiformisim fMRI beim
Betrachten negativer Bilder (Herpertz et al. 2001)
• Hyperaktivität von Amygdala im fMRI beim Betrachten von
Gesichtern (Donegan et al. 2003)
• Traumatische Erinnerungen bei BPS mit und ohne PTSD im
fMRI: differenzielle neuronale Netzwerke aktiviert (Driessen et al. 2004)
Besondere Probleme in der Arbeit mit Betroffenen
•
besonders anfällig für negative Affekte und
interpersonelle Schwierigkeiten
Bildquelle: http://www.google.de/imgres?q=take+home+message
Besondere Probleme in der Arbeit mit Betroffenen
•
Verursachen viele Belastungen in der
therapeutischen Beziehung
Bildquelle: http://www.google.de/imgres?q=take+home+message
Besondere Probleme in der Arbeit mit Betroffenen
•
Erfordern mehr Zeit, Geduld und klinische
Fertigkeiten
Bildquelle: http://www.google.de/imgres?q=take+home+message
Integrative Behandlungsansatz
• Heterogene Patientengruppe
• Standardisierte Therapie kaum Erfolgsversprechend
• Individuell zugeschnittene Beratungs-, Therapie- und
Rehabilitationsangebote erforderlich
• Interventionen müssen beide (oder mehr) Störungen berücksichtigen
Mueser und Kavanagh 2001
Gestufte integrative Behandlung von Patienten mit DD
• Aufbau einer Behandlungsallianz
• Überzeugung
• Aktive Behandlung
• Rückfallprävention
Moggi et al 1996, 1999, 1992
Doppelfokusschematherapie (DFST)
• Entwickelt aus der Schematherapie und der DBT
• 24 wöchige manualisierte individuelle Therapie
• Symptomfokusierte Techniken
• Schemafokusiert für maladaptive Schemata und Bewältigungsstile
Ball & Young 1998
DBT-S
• Berücksichtigt die chronische Suizidalität
• Störung der emotionalen Regelung
• Vielfältige dysfunktionale Verhaltensweise
1.
2.
3.
4.
5.
Förderung der Therapiemotivation
Erwerb und Anwendung von Skills
Trainieren und Anwenden der neu gelernten Verhaltensweisen
Veränderung der Alltagsgewohnheiten und Umfeld
Erhalt der Motivation des Therapeuten, Vermeidung von „Burnout“
Medikamentöse Behandlung
ein hypothesengeleiteter Behandlungsansatz bei
Patienten mit einer Doppeldiagnose
Störung
des
Gehirns
Störung
des
Willens
Sucht/ADHS: Brain Diseases
NIMH Child Psychiatry Branch
CTR
Amph
Robinson & Kolb, Neuroscience 1997
CTR
Konsum
Heroin
Alkohol
Crystal Meth
Volkow 2001
Kokain
Prognose relevanten Typen von Doppeldiagnose
Typ I
Schwere Substanzstörung,
hohe psychopathologische
Belastung
Typ III
Schwere Substanzstörung,
geringe psychopathologische
Belastung
Typ II
Leichte Substanzstörung,
hohe psychopathologische
Belastung
Typ IV
Leichte Substanzstörung,
geringe Psychopathologische
Belastung
Nach Rosenthal und Westreich 1999
Behandlung
• Psychose
• Sucht
zeitgleich
und bedenke… meist weitere Komorbiditäten vorhanden




Persönlichkeitsstörungen
Affektive Störung
AD(H)S
Angststörungen
Psychopharmakologische Herausforderung
• der neuromodulatorische Effekt von CrystalMeth auf die
Neuropeptid-Y Ausschüttung im Nucl. Accumbens und
Nucl. Caudatus, wird von D1-, aber nicht von D2Antagonisten beeinflusst
• dieD2-Rezeptor-Dysfunktion/Down-regulation korreliert
mit höherem Craving und Rückfallrisiken
• Eine veränderte serotonerge Transmission spielt bei der
CrytalMeth-Psychose eine Schlüsselrolle, v. a. der 5-HT6
Rezeptor
Kishi T et al. Drug Alcohol Depend. 2011 Jan 1;113(1): 1-7
Westwood SC, Hanson GR. J Pharmacol Exp Ther. 1999 Mar;288(3):1160-6
Heinz A et al. Am J Psychiatry. 2004 Dec;161(12):2344
Behandlungstips; bei Psychose
• Olanzapin und Risperidon im klinischen
Alltag am effektivsten
• Depots ja, aber nicht zu früh
• Aripiprazol ? (dopaminagonistische Wirkung)
• Antidepressiva
SSRI, SNRI, Kombi
Behandlung bei Komorbididät
ADHS/Sucht
• Keine Behandlungsrichtlinien / Guidelines
• Keine Konsens-Statements
ADHS: Multimodaler Behandlungsansatz
• Die Behandlung sollte umfassen:
–
–
Pharmakotherapie
Nicht-pharmakologische Behandlung
Psychoedukation
Psychotherapie
Sozialpsychiatrie
ADHS: Behandlung
• MPH (mittel der ersten Wahl bei ADHS)
Alternativ, noradrenerge Substanzen
• Atomoxetin
• Bupropion
Bei Abhängigkeit sinnvoller,
MPH erst bei Non-Respons
erwägen
Anstieg der Dopaminaktivität
nach Gabe von Stimulanzien und Atomoxetin
Stimulanzien
Atomoxetin
Atomoxetin beeinflusst als selektiver Noradrenalin-Wiederaufnahmehemmer
indirekt die Dopamin-Aktivität im präfrontalen Kortex, nicht aber im Striatum
Bymaster FP et al., Neuropsychopharmacol. 2002;27:699-711.
Pharmakotherapie
• Die Behandlung mit Stimulanzien im
Jugendalter hat einen protektiven Effekt
gegenüber späteren Substanzmißbrauch
 Betroffene können Leben besser bewältigen
 weniger Selbstmedikation
 keine Hinweise auf Verschlechterung der SUD
Tuckman A. 2007
Wilson et al 2005
Rösch/Philipsen 2014
Fallgatter AJ 2014
Stieglitz/Hofecker-Fallahpour 2014
Behandlungstipps (Psychose +…)
Gereiztheit, Stimmungsschwankungen
 Hypofrontalismus: serotonerge Substanzen
Schlafstörung
 Mirtazapin, Quetiapin, NP Neuroleptikum, Z-Präparate
Suchtdruck, Craving
 down Talking, Clonidin, Quetiapin
Angst
 bei Psychose: Lorazepam, Clonazepan
 bei GAD, soziale Phobie , ADHS: Pregabalin (aber Vorsicht)
Behandlungstipps (Borderline)
Anspannung, Selbstverletzungstendenz, Hyperarousal
Clonidin
Stimmungsschwankungen
Moodstabilizer (Wirksamkeit gut belegt dennoch problematisch)
Schlafstörungen, Albträume
Clonidin, Quetiapin
Vielen Dank
für Ihre Aufmerksamkeit
Schematherapie
Grundlagen Schematherapie
• A. Beck, J. Young, E. Rödiger,
• Dual Focus Schematherapie (S. Ball)
110
Was ist ein Schema?
• komplexe Muster
• neurobiologisch verankert
• bestehend aus Gefühlen,
Gedanken, Verhaltensweisen
• Dispositionen
• internalisierte Beziehungserfahrungen
111
Was ist ein Schema?
112
Was ist ein Modus?
• aktuelle Zustände
• aktive, neuronale
Erregungsmuster
• einzelne Gefühle Bewertungen
und Handlungen
113
Was ist ein Modus?
• integrierte Modi:
Gesunder Erwachsener, Glückliches Kind
• Kinder = Gefühle:
verletzbares, wütendes, einsames, impulsives,
undiszipliniertes …
• innere Eltern = Bewertungen:
fordernd, strafend (innerer Antreiber)
114
Was ist ein Modus?
Bewältigungsmechanismen: Angriff, Flucht, Tod stellen, Unterwerfung
 Unterordnung
 Vermeidung: Distanzierter Beschützer, Distanzierter
Selbstberuhiger, Ärgerlicher Beschützer
 Überkompensation: narzisstischer Selbsterhöher, Bully
und Attack, Kontrolleur, Killer/Raubtier,
Manipulierer/Trixer/Täuscher
115
Was ist ein Modus?
116
Therapieprozess
• Diagnostik (YSQ, SMI)
• Modusmodell
• Modusprotokoll/Schematagebuch
• Imagination
• Stühlearbeit
117
YSQ Beispiel
118
SMI Beispiel
119
Modusmodell Cowboy
120
Modusprotokoll/Schematagebuch
121
Imagination
• über Affekte und Körperbrücke zu Erinnerungen
• Szene: Interaktion Kind und Eltern
• heutiger Erwachsener betritt innere Bühne
• Begrenzung/Entmachtung Eltern
• Fürsorge Kind
122
Stühlearbeit
• ähnliches Prinzip wie bei Imagination
• Situation aus Hier und Jetzt
• Kindanteil
• Elternanteil
• über Gesunden Erwachsenen
Eltern begrenzen und Kind versorgen
123
Wirkmechanismen/Grundprinzipien
• Reparenting über die therapeutische Beziehung,
Bindung und Halt sowie Konsequenz und Begrenzung
• Vermittlung Modell und Klärung der Schemata
• Emotionale Aktivierung (über Arbeit mit Modi,
Imagination und Stühle)
• Achtsamkeit als Grundprozess
• Training von Verhalten  Verhaltenstherapie
124
Literatur
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http://www.schematherapie-frankfurt.de
http://www.schematherapie-roediger.de
Praxis der Schematherapie: Lehrbuch zu Grundlagen, Modell und
Anwendung von Eckhard Roediger (14. April 2011), Schattauer
Verlag.
Fortschritte der Schematherapie: Konzepte und Anwendungen von
Eckhard Roediger und Gitta Jacob (19. November 2010), Hogrefe
Verlag.
Therapie-Tools Schematherapie: Mit Online-Materialien von Eva
Faßbinder, Ulrich Schweiger und Gitta Jacob (6. September 2011),
Beltz Verlag.
u.v.m.
125
Ende
126
Komorbiditäten
• Affektive Störungen
Valproat, Lamotrigin, Quetiapin
• BPS
Clonidin (alpha2 Adrenozeptor Agonist)
• AD(H)S
Atomoxetin
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