GEOMECHANIK SONDERDRUCK AUS FELSBAU 16 (1998) NR. 1, S. 8-17 Auswertung von TBM-Vortriebsdaten Erfahrungen beim Erkundungsstollen Schwarzach von Kurosch Thuro und Frank Brodbeck Der 2989 m lange Schönbergtunnel, über den Eder und Lutz (1) im Detail berichtet haben, ist Teil der Ortsumfahrung von Schwarzach im Pongau. Im Rahmen der Voruntersuchungen zum Projekt Schönbergtunnel/Umfahrung Schwarzach wurden 1995 zur Vorerkundung der geologischen Verhältnisse sowie zur weiteren Nutzung für Probennahmen und In-Situ-Versuche ein Erkundungsstollen über fast die gesamte spätere Tunnelstrecke gebaut. Den Zuschlag bekam die Firma Ilbau, die den Stollen mit einer offenen Vollschnittmaschine in etwas mehr als 3 Monaten vortrieb. Im Zuge der umfassenden Voruntersuchungen sollte beim Projekt Schönbergtunnel ein besonderes Gewicht auf die Untersuchungen zur Gebirgslösung gelegt werden. Das spezielle Untersuchungsprogramm beinhaltete orientierte Kernbohrungen in den Ulmen des Erkundungsstollens, Festigkeitsuntersuchungen der gewonnenen Bohrkerne im Labor (2), (3), (4) und eine Interpretation der gewonnenen Daten im Hinblick auf drei Methoden der Gebirgslösung konventioneller Bohr- und Sprengvortrieb, Fräsvortrieb mit einer Teilschnittmaschine und Vortrieb mit einer Tunnelbohrmaschine (TBM) (5), (6). In diesem Artikel sollen die Auswertung der TBMVortriebsdaten, die im Rahmen des Projekts durchgeführt wurde, vorgestellt und Einflüsse der geologischen Verhältnisse auf die TBM-Leistung diskutiert werden. Evaluation of TBM excavation data During the investigations for the 2989 m long Schönberg tunnel, bypass of Schwarzach, a 2820 m long pilot tunnel has been built. For the excavation a TBM AC MARK 12 CF ∅ 3,6 m has been used, driving the tunnel in a 66 days period only in 1995. The TBM excavation data have been analysed in order to make the excavation prognosis for the main tunnel. In this paper, the technical specifications of the TBM, the processing and analysis of the data and some results are reported. The basics for the assessment of the cuttability are availability (here ∅ 80%) and advantage (here ∅ 49%) of the TBM-system. A connection between penetation rate and normal force as often reported - could not be detected. In addition, the characteristical wear of the cutterrings and the consumption of the disc cutters are described. The effect of the rock mass on the borability is demonstrated using several case studies. With the help of the TBMdocumentation, the diversity of the rock mass, the influence of the rock types on the penetration and the influence of „hard inclusions“, e.g. marbles, carbonate shists and quartz veins could be proved. With this, it was visible that the TBM-records produce an even more detailed rendering of the inhomogenious rock mass than a geological documentation can express. Leistungsbeeinflussende Faktoren Leistungsanalysen beim TBM-Vortrieb gehören bereits seit langem zum Standard sowohl für die Kalkulation eines Vortriebs als auch für die Auswertung eines durchgeführten Bauvorhabens. Die Daten dieser Auswertung ergeben letztendlich eine gute Datenbasis für das nächste Projekt. Auf theoretische Überlegungen sei auf Stempkowski (7) verwiesen, der die wesentlichen Kriterien für Auswertung und Prognose zusammenfaßt. Gehring (8), (9) stellt detailliert Leistungs- und Verschleißprognosen im maschinellen Tunnelbau vor. Im Folgenden werden deshalb nur die für diesen Bericht notwendigen Begriffe erläutert. Die Penetration gilt allgemein als Maß für den Bohrfortschritt (oft gleichgesetzt mit der Bohrbarkeit) einer bestimmten Formation (i.a. Gebirgsabschnitt oder Homogenbereich). Man unterscheidet dabei die folgenden Begriffe: ð Bohrkopf-Penetration: Das mittlere Eindringen des Bohrkopfes in die Formation bei einer einzigen Umdrehung des Bohrkopfes. ð Bohrwerkzeug-Penetration: Das mittlere Eindringen der Schneiden eines einzelnen Werkzeuges (Diskenmeißel) bei einem einmaligen Überrollen der Ortsbrust. Die Bohrkopf-Penetration entspricht im vorliegenden Falle der Bohrwerkzeug-Penetration, da die Bohrwerkzeuge am Bohrkopf eine unterschiedliche geometrische Anordnung Bei der Vorerkundung zum 2989 m langen Schönbergtunnel, Umfahrung Schwarzach, wurde ein 2820 m langer Erkundungsstollen gebaut. Die Auffahrung erfolgte mit einer TBM AC MARK 12 CF ∅ 3,6 m in nur 66 Vortriebstagen im Jahre 1995. Die Vortriebsdaten der TBM wurden zur Prognose der Gebirgslösung im Hauptvortrieb ausgewertet. In dem Artikel werden die technischen Spezifikationen der TBM, der Gang der Auswertung sowie einige der Ergebnisse vorgestellt. Grundlage für die Beurteilung der Schneidleistung sind Verfügbarkeit (∅ ∅ 80%) und Ausnutzungsgrad (∅ ∅ 49%) der TBM. Ein Zusammenhang zwischen Penetration und Anpreßkraft - wie oft in der Literatur beschrieben konnte nicht nachgewiesen werden. Weiters werden Verschleißform und Verbrauch der Diskenmeißel beschrieben. Die Auswirkungen des Gebirges auf die Schneidleistung wird anhand von mehreren Beispielen demonstriert. Mithilfe der TBM-Dokumentation konnte die Wechselhaftigkeit des Gebirges, der Einfluß der Gesteinstypen auf die Nettobohrgeschwindigkeit und der Einfluß von „harten“ Gesteinen - z.B. Marmoren, Karbonatschiefern und Derbquarz schlüssig nachgewiesen werden. Dabei wurde deutlich, daß die TBMAufzeichnungen eine weit detailgenauere Wiedergabe der Inhomogenität des Gebirges dokumentieren, als dies in einer geologischen Dokumentation zum Ausdruck kommen kann. Felsbau 16 (1998) Nr. 1 1 THURO & BRODBECK: AUSWERTUNG VON TBM-VORTRIEBSDATEN aufweisen. Das heißt pro Schneidspur ist nur ein Bohrwerkzeug (ein Diskenmeißel) montiert. Deshalb kann im weiteren der Begriff Penetration verwendet werden. ð Eindringkraft: Die Kraft, die ein einzelnes Bohrwerkzeug auf die Ortsbrust ausübt, also die wirksame Vorschubkraft (i.d.R.Anpreßkraft) pro Bohrwerkzeug. ð Das Verhältnis der Bohrkopf-Penetration zur Eindringkraft wird nach Rutschmann (10) als spezifische Penetration bezeichnet. ð Die Nettobohrgeschwindigkeit als Produkt aus Bohrkopf-Penetration und Bohrkopfdrehzahl. Für eine einheitliche Betrachtung und für den Vergleich mit Daten anderer Vortriebsmaschinen ist es zweckmäßig, die Penetration anzugeben, da diese von der Drehzahl des Bohrkopfes unabhängig ist. Die Penetration [mm/U] ergibt eine theoretische Netto-Vortriebsleistung [m/h]. Durch Wartung, Defekte, und Umsetzzeit der TBM wird die Zeit der Verfügbarkeit nicht bei 100% sondern entsprechend darunter liegen - z.B. bei 80%. In Abhängigkeit der Stillstandzeiten - wie Ausfallzeiten, Ver- und Entsorgung und des Einbaus der Sicherung - wird die TBM aber nur einen Teil der verfügbaren Zeit auch tatsächlich eingesetzt. Dies ergibt den Ausnutzungsgrad der TBM und in Folge die Netto-Vortriebsleistung, also die tatsächlich erreichte Vortriebsleistung [m/AT]. Als Leitparameter der Bohr- oder Schneidbarkeit wird im weiteren die Penetration verwendet. Sie wird wird beeinflußt von ð dem zu bohrenden Gebirge (i.a. Gebirgsabschnitt oder Homogenbereich). ð der Vortriebsmaschine und ihrer Leistung ð den Bohrwerkzeugen (Disken) und ihrer Anordnung am Bohrkopf ð der tatsächlich auf den Bohrkopf wirksamen Vorschubkraft der Maschine oder der mittleren Eindringkraft eines Bohrwerkzeuges. Die geologischen und geotechnischen Einflußfaktoren bei der Gebirgslösung sind in Bild 1 übersichtlich zusammengestellt. Einflußfaktoren bei der Gebirgslösung Gestein Gebirge Gesteinszusammensetzung Mineralbestand - Abrasivität Verzahnungsgrad Bindemittel Raumausfüllung - Dichte Festigkeit: Druck-Zug-Scherung Zähigkeit: Elastoplastisches Verhalten Trennflächengefüge: èAbstände, Ausbildung, Durchtrennungsgrad Anisotropie: Orientierung, Ausbildung Primärspannungszustand Verwitterung: Art und Umfang hydrothermale Zersetzung Quellvermögen und weitere Besonderheiten Schlüsselfaktoren Gestein Schlüsselfaktoren Gebirge äquivalenter Quarzgehalt Porosität/Trockenrohdichte Zerstörungsarbeit Trennflächenabstände Orientierung der Schieferung Verwitterungs-/Zersetzungsgrad (Point-Load-Index) (Besonderheiten) Bild 1 Übersicht über die geologischen und geotechnischen Einflußfaktoren bei der Gebirgslösung. Fig. 1 Main influencing parameters of rock and rock mass for excavation. Spezifikationen des Vortriebsystems Der Erkundungsstollen in Schwarzach wurde mit einer offenen Vollschnitt-Tunnelbohrmaschine des Herstellers Atlas Copco Typ MARK 12 CF mit einem Bohrkopfdurchmesser von 3,60 m aufgefahren. Der Abtransport des Ausbruchmaterials erfolgte auf Schienen mit drei Garnituren à 11 Wagons. Die Wagons wurden wechselweise mit einer dieselbetriebenen Lok gezogen. Der Durchmesser von 3,60 m erlaubte einen zweigleisigen Rangierbahnhof hinter der Fräse, was einen schnellen, kontinuierlichen Abtransport des Ausbruchmaterials zuließ. Die TBM wies die in der Tabelle 1 angegebenen Spezifikationen auf. Die Tunnelbohrmaschine war in den Jahren 1989 bis 1993 beim Projekt Alpe Devero eingesetzt worden und hat dort bereits 14173 Bohrmeter geleistet. Tabelle 1 Einige wichtige Maschinendaten der TBM (MARK 12 CF, nach technischem Begleitbuch und Angaben der Firma Ilbau). Table 1 Main machine parameters of the TBM (MARK 12 CF, after technical manual and informations of the company Ilbau). Vollschnittmaschine Atlas Copco MARK 12 CF Maschinenlänge ohne Nachläufer ................. 13,00m (eingefahren) Gesamtgewicht ...................................................................... 170 t Anzahl der Motoren ............................................ 4 Stück (à 200 PS) Anpreßkraft gesamt.................................................. 6270 kN (max.) Anpreßkraft pro Meißelring.................................................... 232 kN Verspannkraft......................................................... 18700 kN (max.) Flächenpressung Gripper ................................................289 Ncm-2 Drehmoment am Bohrkopf ................................................. 540 kNm Bohrkopfdrehzahl ..............................................................10,6 Upm Installierte Bohrleistung ........................................................ 596 kW Hublänge................................................................................ 1,50m Wasserbedarf..............................................................2,50 - 5,00 l/s Hydraulik Systemdruck......................................................... 275 bar Installierte Gesamtleistung ................................................... 700 kW Bohrkopf .......................................................................... ∅ 3,60 m Meißel-Dimension ................................................................... 16¼´´ Anzahl der Meißelringe................................................................. 27 Zentrummeißel............................................................................... 4 Brustmeißel.................................................................................. 18 Kalibermeißel ................................................................................. 5 Auswertung des Dreilinienschreibers Der Dreilinienschreiber zeichnet kontinuierlich die Stromaufnahme der Motoren, den Anpreßdruck in der Hydraulikleitung und den Hub der Maschine mit einem analogen Papierstreifenschreiber auf. Die bauausführende Firma war vertraglich verpflichtet, dem Auftraggeber die Aufzeichnungen des Dreilinienschreibers, sowie die Aufzeichnungen über den Meißelwechsel zu übergeben (10). Die im folgenden aufgeführten Maschinendaten wurden für jeden einzelnen Hub ermittelt, sowie gemittelt über jeweils eine Schicht (Tagesberichte) auf einer Zeitskala dargestellt (12). ð Hub ð Zeit pro Hub ð Anpreßkraft pro Meißel ð Vorschubkraft gesamt ð Penetration des Bohrkopfes ð Nettobohrgeschwindigkeit ð Elektrische Leistung der TBM Bei der Interpretation der Daten ist zu berücksichtigen, daß der Anpreßdruck der TBM vom Maschinisten gesteuert wird und daher nicht alleine von den Gebirgsverhältnissen abhängig ist. Die limitierenden Größen für die Steuerung des Anpreßdruckes sind in erster Linie die Stromaufnahme der Antriebsmotoren sowie die Menge des Ausbruchmaterials auf dem Förderband, also die Förderleistung. Felsbau 16 (1998) Nr. 1 2 GEOMECHANIK SONDERDRUCK AUS FELSBAU 16 (1998) NR. 1, S. 8-17 Die beim Nachziehen des Nachläufers erzeugte Reibung kann bei der Auswertung der TBM-Daten nicht berücksichtigt werden; hierfür wird in den Vorschubzylindern ein Druck von ca. 20 bar Druck benötigt. Dies entspricht bei einer Gesamtfläche der Vorschubzylinder von 4 x 575,11cm² einer Anpreßkraft von etwa 460 kN, die beim Nachziehen des Nachläufers während des Bohrens an der Ortsbrust nicht zur Verfügung steht. Das Nachziehen erfolgt in der Regel jedoch nach Bohren des Hubs, also erst bei Stillstand der TBM und nur selten während des Bohrens. Darstellung für die Dokumentation Die auf Datenträger zur Verfügung stehenden Unterlagen wurden mittels EDV überarbeitet und die Vortriebsdaten (elektrische Leistung, Anpreßkraft und Penetration) in die vorhandenen geologischen Längsschnitte M 1:2000 (Übersichtsplan) und M 1: 350 (detaillierte Dokumentation) eingearbeitet. In den Detailplänen wurde jeder einzelne Hub eingetragen und zusätzlich die spezifische Penetration als Maß für die Bohrbarkeit dargestellt. Im Übersichtsplan wurden zusätzlich die täglichen Vortriebsleistungen der TBM dargestellt. Die durchschnittliche Tagesleistung lag bei 43,38 m, die Tageshöchstleistung bei 83,60 m (Bild 2). Die niedrigen täglichen Vortriebsleistungen bis ca. Station 400 sind dem Einarbeitungseffekt zuzuordnen. 90 Tagesleistung [m] 80 70 60 50 Ausnutzungsgrad und Verfügbarkeit der TBM Mittel 43 m 40 Aus den zur Verfügung stehenden Maschinentagesberichten (11) wurde die Verfügbarkeit und der Ausnutzungsgrad der TBM ermittelt. Zur Auswertung standen von 48 Vortriebstagen die Maschinentagesberichte der Firma Ilbau zur Verfügung, das entspricht einem Anteil von ca. 74% bezogen auf die Anzahl der gesamten Vortriebstage, bzw. ca. 80% (2258 m) der gesamten aufgefahrenen Stollenstrecke (2820 m). Die Verfügbarkeit bzw. die Stillstandzeiten sind der Tabelle 2 zu entnehmen. Die Verfügbarkeit (betriebsbereiter Zustand der TBM während der Vortriebstage) ist hauptsächlich abhängig von der Maschinenkonstruktion sowie von der Art und Weise der Wartungsarbeiten der Vortriebsmannschaft. Der Aufwand für Meißelwechsel ist in die Wartungsarbeiten eingerechnet. Die Verfügbarkeit der TBM lag bei 40%. 30 20 10 66 61 56 51 46 41 35 30 25 20 15 10 5 0 Vortriebstag (21.6. - 28.9.95) Bild 2 Tagesleistungen der TBM über die 66 Vortriebstage. Fig. 2 Daily performance of the TBM during 66 excavation days. Ausnutzungsgrad der TBM (gesamt) Vortriebsklasse 1 Nettobohrzeit Nettobohrzeit 53% 49% 6% 6% 11% 11% Ausbausicherung 8% 19% Wartung 24% 6% 4% Umsetzzeit Ausfallzeiten Defekt Ver-/Entsorgungseinheit Defekt TBM (2%) Sonstiges Ver-/Entsorgung Ausbausicherung Leerwagen Vortriebsklasse 2 Vortriebsklasse 3 Nettobohrzeit Nettobohrzeit Ver-/Entsorgung 43% 35% 18% 23% 18% 22% 16% 25% Ausfallzeiten Ver-/Entsorgung Ausbausicherung Ausfallzeiten Ausbausicherung Anmerkung: In der Vortriebsklasse 4 lagen nicht genügend Daten für eine Statistik vor. Bild 3 Ausnutzungsgrad der TBM in Abhängigkeit der Vortriebsklasse (= Fräsklasse) Fig. 3 Advantage of the TBM in connection with the excavation class. Felsbau 16 (1998) Nr. 1 3 THURO & BRODBECK: AUSWERTUNG VON TBM-VORTRIEBSDATEN Tabelle 2 Ausnutzungsgrad und Verfügbarkeit der TBM über die Zeit des Stollenvortriebs. Table 2 Advantage and availability of the TBM during the period of excavation. Beschreibung ........................................ Anteil [min].... Prozent Nettobohrzeit ........................................... 29317 min ...... 49% Ausbausicherung ..................................... 6775 min ........ 11% Sonstiges (Vermessung, Medienversorgung) .................................. 6417 min ........ 11% Leerwagen ............................................... 4929 min ........ 8% Maschinendefekte.................................... 955 min .......... 2% Defekte der Ver-/Entsorgungseinheit ....... 3437 min ........ 6% Umsetzzeit............................................... 3828 min ........ 6% Wartungsarbeiten .................................... 3759 min ........ 6% Arbeitszeit gesamt ................................... 59417 min ...... 100% Der Ausnutzungsgrad ist neben der Verfügbarkeit ein weiteres bestimmendes Leistungsmerkmal der TBM. Er ist überwiegend von den geologischen Verhältnissen sowie vom Baubetrieb abhängig. Dies verdeutlichen die in Bild 3 dargestellten Diagramme in Abhängigkeit der Vortriebsklasse. Die Vortriebsklassenverteilung im Erkundungsstollen ist in Bild 4 zu sehen. Durch den geringen Anteil von nur 1 % der Vortriebsklasse 4 an der gesamten Stollenlänge war in dieser Vortriebsklasse keine statistische Auswertung möglich. Der Einfluß des Baubetriebs auf den Ausnutzungsgrad der TBM hat sich in den ersten 400 Stollenmetern sehr stark bemerkbar gemacht. Zu diesem Zeitpunkt war für die Entsorgung des Ausbruchmaterials die Überwurfkippe noch nicht vollständig installiert, so daß die Waggons per Kran entleert und wieder zurück auf die Gleise gesetzt werden mußten. Vortriebsklasse 1 75% 1% Vortriebsklasse 4 11% 13% Vortriebsklasse 3 Vortriebsklasse 2 Bild 4 Verteilung der Vortriebsklassen im Erkundungsstollen. Fig. 4 Distribution of the excavation classes in the pilot tunnel. Bohrfortschritt und Penetrationsraten Der aus den TBM-Daten ermittelte Bohrfortschritt läßt sich als analytischer Zusammenhang der drei Größen Vorschubkraft, Bohrkopf-Penetration und elektrische Leistung beschreiben. Dabei ist die Vorschubkraft die unabhängige variable Größe, die vom Maschinisten gesteuert wird. Die Variablen Penetration und elektrische Leistung sind die vom Gebirgscharakter abhängigen Größen. Bei der Steuerung der TBM muß der Maschinist versuchen, mit dem optimalen Anpreßdruck zu fahren, um eine größtmögliche Penetration zu erhalten. Für die Untersuchung der Bohrbarkeit muß zwischen der gesteinsbedingten Bohrbarkeit (Basisbohrbarkeit) und der Beeinflussung der Basisbohrbarkeit durch den Gebirgs- charakter unterschieden werden, der i.d.R. durch das Trennflächengefüge bestimmt wird. Für die Auswertung der TBM-Vortriebsdaten lassen sich Zusammenhänge zwischen TBM-Daten und Gesteins- bzw. Gebirgseigenschaften nur vergleichen, wenn die Ortsbrust überwiegend aus gleichem, homogenem Gestein aufgebaut ist, und sich der Vortrieb in einem ungestörten Gebirgsbereich befindet. Aus diesem Grund wurde versucht, für jede der im Erkundungsstollen ausgewiesenen 7 Gesteinstypen Bereiche auszuscheiden, bei denen diese Anforderungen weitgehend erfüllt werden. Aus der baugeologischen Erkundung ergaben sich für den gesamten Tunnelbereich sieben charakteristische Gesteinstypen, für welche die felsmechanischen Kennwerte bestimmt wurden. Die Anteile der Gesteinstypen an der Gesamtstrecke im Erkundungsstollen gibt Bild 5 wieder. Typ 2: Graphitphyllit Typ 3: Quarzphyllit 18% 15% 28% 24% Typ 4: Phyllit/ Karbonatschiefer 8% Typ 5: Karbonatschiefer 2 Typ 1: Phyllit im allgemeinen 4% Typ 7: Quarz-Karbonatschiefer Typ 6: Marmor/Karbonatschiefer Bild 5 Anteile der Gesteinstypen an der Gesamtstrecke im Erkundungsstollen Schwarzach. Fig. 5 Rock types and their share of the entire distance of the pilot tunnel. Nicht als eigener Gesteinstyp ausgeschieden wurden Derbquarz, Erze und Verwachsungen von Erzen und Quarz. Der Gesamtanteil von Derbquarz im Gebirge in der beschriebenen Form konnte überschlägig mit etwa 3-4% angegeben werden. Genaue Angaben über die Lagerungsverhältnisse und die Verteilung der Gesteine im Verlauf des Tunnels sowie genaue Gesteins- und Gebirgsbeschreibungen werden im Abschlußbericht der Baugeologischen Dokumentation (13) gegeben. In der Dokumentation sind diese Bereiche für jeden Gesteinstyp mit den TBM-Vortriebsdaten tabellarisch dargestellt worden. Dabei wurden die Mittelwerte über den angegebenen Stationsbereich gemittelt und die absoluten Minimal- und Maximalwerte in den jeweiligen Stationsbereichen angegeben. Die Penetration des Bohrkopfes steht - nach der gängigen Fachliteratur - in direkter Korrelation zur Anpreßkraft, respektive indirekter Korrelation zur Gesteinsfestigkeit (in einem ungestörten, wenig zerlegten Gebirgsbereich). Je höher die Anpreßkraft der Schneidrolle, desto höher die Penetration bei gleichbleibender Gesteinsfestigkeit. Je höher die Gesteinsfestigkeit desto geringer die Penetration bei gleichbleibender Anpreßkraft. Diese Korrelation konnte infolge der Inhomogenität des Gebirges in den vorliegenden Gesteinstypen nicht nachgewiesen werden. In Bild 6 ist die Anpreßkraft und die dazugehörige Penetration in einem möglichst unzerlegten Gebirgsbereich von Gesteinstyp 3 Quarzphyllit dargestellt. Felsbau 16 (1998) Nr. 1 4 GEOMECHANIK SONDERDRUCK AUS FELSBAU 16 (1998) NR. 1, S. 8-17 14 Penetration [mm/UPM] Typ 3 z 1 Qualitativer Verschleiß der Diskenmeißel 12 In Bild 7 ist der Bohrkopf und in Bild 8 die Positionen der Diskenmeißel der eingesetzten TBM dargestellt. 10 8 6 4 2 0 1000 1500 2000 3000 2500 3500 4000 Anpreßkraft [kN] Bild 6 Penetration, aufgetragen gegen die Anpreßkraft am Beispiel von Gesteinstyp 3 Quarzphyllit. Eine signifikante Korrelation ist nicht nachweisbar. Fig. 6 Penetration plotted against normal force. Example of rock type 3 quartzphyllite. Apparently, there is no significant correlation. Dabei sind die niedrigen Penetrationsraten bei sehr hohen Anpreßkräften vermutlich auf einzelne Derbquarze oder Quarz-Karbonat-Mobilisate zurückzuführen, die hohen Penetrationsraten bei sehr niedrigen Anpreßkräften können auf einen lokal begrenzten, hohen Zerlegungsgrad hinweisen. Aus dem gleichen Grund ließ sich ein Zusammenhang zwischen Orientierung der Schieferung und der spez. Penetration nicht nachweisen, obwohl zweifellos ein Einfluß vorhanden sein muß (vgl. (14, 15). In der Tabelle 3 ist die mittlere spezifische Penetration bei den unterschiedlichen Zerlegungsgraden (nach ÖNORM 4401 T4) aufgetragen. Deutlich ist zu erkennen, daß die Penetration mit zunehmendem Zerlegungsgrad des Gebirges ebenfalls steigt. Bild 7 Bohrkopf der TBM AC MARK 12 CF ∅ 3,60 m mit Positionen der Diskenmeißel. Fig. 7 Cutter wheel of the TBM AC MARK 12 CF ∅ 3,60 m with positions of the disc cutters. 27 25 23 22 Tabelle 3 Penetrationsraten in den verschiedenen Gesteinstypen (Gesteine siehe Bild 5) in Abhängigkeit vom Zerlegungsgrad des Gebirges (nach ÖNORM 4401 T4). Table 3 Penetration in the various rock types in connection with the fracturing of the rock mass (after ÖNORM 4401 T4). Spurabstände der Schneidwerkzeuge am Bohrkopf Kalibermeißel 16 1/4" Radius 314.3mm 21 20 19 18 Legende z1 z 1-2 z2 z 2-3 z3 Scherzone 0.095 0.084 0.063 0.057 0.040 0.100 0.098 0.089 0.052 - 0.118 0.144 0.185 0.160 - 0.136 0.144 - 0.143 - 0.176 0.171 - 17 16 15 14 1838,9 mm 13 12 Brustmeißel 16 1/4", Spurabstand 80mm 11 10 9 1062,9 mm 8 7 6 47,9 mm 5 341,6 mm Typ 1 Typ 2 Typ 3 Typ 4 Typ 5 Typ 6 Typ 7 4 3 Zentrummeißel 12" 2 1 Bild 8 Schnitt durch den Bohrkopf mit den Spurabständen der Diskenmeißel (AC MARK 12 CF). Fig. 8 Cross section of the cutter wheel with track distances of the disc cutters (AC MARK 12 CF). Felsbau 16 (1998) Nr. 1 5 THURO & BRODBECK: AUSWERTUNG VON TBM-VORTRIEBSDATEN Verschleißbild im Kaliberbereich abgenutzter Schneidring mittelt. In einem schwer penetrierbaren Gestein ist die Anzahl der Umdrehungen für eine vorgegebene Strecke höher, als in einem gut penetrierbaren Gestein. Die Rollstrecke, sowie die Abrollgeschwindigkeit der Schneidmeißel nehmen mit zunehmender Entfernung vom Bohrkopfzentrum zu. Damit sind die Kalibermeißel einem höheren Verschleiß ausgesetzt, als die Meißel auf inneren Schneidspuren. Eine direkte Abhängigkeit des Verschleißes vom Gesteinstyp (bzw. von der Abrasivität des Gesteins) ist zwar ganz sicher vorhanden, wegen der starken Wechselhaftigkeit der Zusammensetzung des Gebirges (und der Gesteine) im Rahmen der relativ kurzen Rollstrecken jedoch hier nicht nachweisbar gewesen. Die Rollstrecken lagen zwischen 318 km (Pos. 27) und 2410 km (Pos. 19) bei einem mittleren Rollweg von 1012 km pro Diskenmeißel. Dieser Verschleiß kann insgesamt als abgenutzter Schneidring ursprünglicher Schneidring Bild 9 Charakteristische Verschleißbilder von Schneidringen (Hartmetallringen) an Brust und Kaliber des Bohrkopfes. Weiß: ursprüngliche Form. Grau: abgenutzte Form. Fig. 9 Characteristical wear of the hard metal cutterrings at the face and the calibre of the cutter wheel. White: original shape, grey: worn-out shape. U U 27 613 Kaliber Brust 464 464 464 464 245 205 U 234 854 741 234 336 339 200 87 200 284 87 602 371 371 602 602 87 1034 1048 1993 1190 1318 1654 U 171 570 1190 945 85 U 336 836 709 945 22 Meißelposition U 245 245 1190 822 123 23 21 20 19 18 17 16 15 14 13 12 11 10 9 8 7 6 5 4 3 2 1 332 945 25 24 U 490 123 26 Zentrum Ein neu in den Bohrkopf eingebauter Diskenmeißel erhielt eine Einbaubewertung für den Abnutzungsgrad (beim Einbau) des Hartmetallrings. Die Einbaubewertung eines frischen, ungebrauchten Meißels betrugt 100 [%]. Die Meißelringe wurden maximal etwa 25 mm abgefahren und erhielten dann die (Ausbau-) Bewertung 0 [%]. Der Bewertungsverlust wäre in diesem Fall 100 [%]. Ausnahmen bildeten die Kalibermeißel der Position 27 und teilweise 26, die nur 10 mm abgefahren wurden. Diese wurden dann auf eine innere Position gewechselt, um dann vollständig abgenützt zu werden. In Bild 9 sind zwei charakteristische Verschleißbilder von Schneidringen der Diskenmeißel im Bereich der Brust und im Bereich des Kalibers dargestellt. Typischerweise werden Brustmeißel symmetrisch „abgefahren“, Kalibermeißel - bedingt durch ihre Randposition - asymmetrisch. Dies ist in der Regel bei allen Schneidringen der Fall gewesen. Ab Station 2595 keine Aufzeichnungenmehr vorhanden Verschleißbild im Brustbereich 941 1993 602 1654 941 1993 602 2595 2595 2595 2595 2595 2595 2595 2595 2595 Station [m]ist nicht bekannt Die Zentrummeißel wurden einmal ausgetauscht, die Station Station 0 200 400 600 800 1000 1200 1400 1600 1800 2000 2200 2400 2600 2800 Bild 10 Standzeiten der Diskenmeißel aufgetragen gegen die Meißelposition und die Stationierung des Wechsels. Zahlen: Standzeiten der Meißel in Meter. Fig. 10 Life span of the disc cutters plotted against the track position and the exchange stationing. Figures: disc cutter life-span in meter. 27 Kaliber Verbrauch von Diskenmeißel 372 26 25 24 361 848 1618 1914 1214 411 318 319 310 703 698 691 677 373 360 220 212 246 930 113 791 241 213 332 110 637 419 403 Brust Zentrum Meißelposition 23 1153 237 1115 355 Im Standzeiten-Diagramm der Meißel (Bild 22 1493 924 554 10) sind die Standzeiten der Diskenmeißel 21 1716 1141 1369 1173 567 20 in Stollenmeter und die Umsetzpositionen 19 2410 538 der Kalibermeißel (U) dargestellt. Jeder 1468 1235 86 18 1880 745 17 Schwarz-Grau-Wechsel im Diagramm zeigt 2015 449 16 einen Meißelwechsel an. Die Umsetzposi1649 654 15 1751 390 14 tionen U markieren das Umsetzen eines 1979 13 gebrauchten, aber noch nicht völlig ver1818 12 1557 11 schlissenen Kalibermeißels der Positionen 1495 10 26 oder 27 auf eine innere Position 23, 24 1334 9 1173 8 oder 25, um ihn völlig abzufahren. Die 1011 7 54 Diskenmeißel (ohne Zentrummeißel) 850 6 Positionswechsel sind anhand der BewerRollstrecke gesamt = 54.668 km 688 5 tungszahl leicht erkenntlich. Mittelwert: 1012 km pro Diskenmeißel 4 Minimum: 318 km (Kalibermeißel 27) 3 Die Zentrummeißel wurden einmal ausgetauscht. Das Rollstrecken-Diagramm von Bild 11 Maximum: 2410 km (Brustmeißel 19) 2 zeigt die absolute Rollstrecke der Meißel in 1 0 500 1000 1500 2000 2500 3000 3500 4000 km in Abhängigkeit ihrer Position am BohrRollstrecke [km] kopf. Die Rollstrecke wurde über die Standzeit und die unterschiedlichen Penetrations- Bild 11 Zurückgelegter Rollweg der Diskenmeißel, aufgetragen gegen die Meißelposition. raten in den jeweiligen Gesteinsarten er- Fig. 11 Length of cutter path plotted against the position of the cutter. Felsbau 16 (1998) Nr. 1 6 GEOMECHANIK SONDERDRUCK AUS FELSBAU 16 (1998) NR. 1, S. 8-17 einem deutlichen Abfall der spezifischen Penetration bis auf Werte von 0,03 mm/Upm/kN zu erkennen. Gleiches gilt für den Abfall bei etwa Stat. 2528 in Bild 12 unten. Um einem Absinken der spez. Penetration in diesen Bereichen entgegenzuwirken wurde der Anpreßdruck, soweit es die Begrenzung der Stomaufnahme der Antriebsmotoren zuließ, erhöht. Dabei sind stellenweise Anpreßdrücke von über 4000 kN erreicht worden. Allerdings treten solche reduzierten spezifischen Penetrationsraten auch auf, ohne daß eine geologische Begründung aus dem geologischen Längsschnitt zu erkennen ist. Besonders hohe spez. Penetrationsraten sind erfahrungsgemäß häufig auf einen lokal erhöhten Zerlegungsgrad zurückzuführen (Pos. z3 in Bild 12 oben). Hohe spezifische Penetrationsraten treten aber auch dann auf, wenn in der Dokumentation (aus Gründen der Generalisierung) gar keine besonders hohen Zerlegungsgrade ausgewiesen sind. Dadurch wird deutlich, daß die TBM-Aufzeichnungen eine weit detailgenauere Wiedergabe der Wechselhaftigkeit des Gebirges dokumentieren, als dies in einer geologischen Dokumentation zum Ausdruck kommen kann. Ein anderes Beispiel: Bei etwa Stat. 2535 steigt in Pos. * in Bild 12 unten die elektrische Leistung sprunghaft an, bei gleichzeitigem Abfall der spez. Penetration. Dies ist auf ein erhöhtes Drehmoment am Bohrkopf zurückzuführen. Das erhöhte Drehmoment könnte verursacht werden: ð durch kurzzeitiges Blockieren eines oder mehrerer Diskenmeißel (relativ unwahrscheinlich), mittel bis hoch eingestuft werden. Erfahrungsgemäß werden Rollstrecken von etwa 2000 km als günstig, der damit verbundene Verschleiß als gering eingestuft. Die Anzahl der verbrauchten Schneidringe bis Station 2595 beträgt 59 Stück einschließlich der vier Zentrummeißel. Die Kubatur, die in dieser Stollenlänge ausgebrochen wurde, betrug 29.349 m³. Dies entspricht einem durchschnittlichen Meißelverbrauch (ohne Berücksichtigung der Rollstrecke) von rund 2 Meißel pro 1000 m³ ausgebrochenem Fels. Der mittlere Verschleiß kann insgesamt als mäßig bezeichnet werden. Auswirkungen des Gebirges auf den Bohrfortschritt An Beispielen soll demonstriert werden, wie sich die Ausbildung von Gestein und Gebirge auf den Bohrfortschritt ausgewirkt hat. In Bild 12 ist der Einfluß der Gesteinstypen auf die spezifische Penetration in den Gebirgsabschnitten 94 - 97 und 105 - 112 dargestellt. Begleitend wurde jeweils die elektrische Leistung aufgetragen. Deutlich sind aus den Diagrammen die Übergänge zwischen den unterschiedlichen Gesteinstypen mit ihren charakteristischen geotechnischen Kennwerten zu erkennen. Die Übergänge zwischen den Gesteinstypen sind auf Grund des Raumwinkels zwischen der Stollenachse und der Einfallsrichtung der Gesteinsgrenzen als fließend zu bezeichnen, da sie schleifend verlaufen. Der Einfluß des Derbquarzes („Quarz-KarbonatMobilisate“) ist z.B. bei Station 2325 in Bild 12 oben an Gebirgsabschnitt 94-97 0,35 D = Derbquarz Typ = Gesteinstyp 0,30 spez. Penetration 220 elektr. Leistung 200 180 0,25 160 140 0,20 D 120 100 0,15 80 0,10 el. Leistung [kW] spez. Penetration [mm/Upm/kN] z3 60 40 0,05 Typ 2 Typ 4 20 Typ 4 Typ 5 0,00 0 2290 2300 2310 2320 2330 2340 2350 2360 2370 2380 2390 Station [m] Gebirgsabschnitt 105-112 * D = Derbquarz Typ = Gesteinstyp 0,30 spez. Penetration 240 elektr. Leistung 220 200 160 0,20 D D 140 120 0,15 100 80 0,10 el. Leistung [kW] 180 0,25 2500 2510 2520 2530 2540 2550 2560 Typ 7 40 Typ 4 Typ 7 Typ 4 Typ 7 Typ 4 0,00 Typ 7 60 0,05 Typ 4 spez. Penetration [mm/Upm/kN] 0,35 Typ 6 2570 2580 20 Typ 6 0 2590 2600 Station [m] Bild 12 Einfluß der Gesteinstypen auf die spez. Penetration in den Gebirgsabschnitten 94 - 97 (oben) bzw. 105 - 112 (unten). Fig. 12 Influence of the rock types on the spez. penetration in the rock sections 94 - 97 (upper diagram) and 105 - 112 (lower diagram). Felsbau 16 (1998) Nr. 1 7 THURO & BRODBECK: AUSWERTUNG VON TBM-VORTRIEBSDATEN ð durch ein Verklemmen eines größeren Blocks am Bohrkopf oder ð durch einen zu hohen Materialandrang am Bohrkopf und zu langsames Abfördern des Ausbruchsmaterials Die wahrscheinlichste Erklärung dürfte die letztere sein, da in dem phyllitischen Material bei hohen, durchschnittlichen spez. Penetrationsraten kaum große Blöcke aus dem Gebirgsverband gelöst werden können. Besonders deutlich ist in Bild 12 unten auch der Übergang von dem mehr phyllitisch ausgebildeten Gebirge (überwiegend Gesteinstyp 4) zu dem mehr karbonatisch kompakt ausgebildeten, wenig zerlegten Gebirge (Gesteinstypen 6 und 7) ab etwa Stat. 2566 zu sehen. Wie schon eingangs erwähnt, ist bei der Interpretation der TBM-Daten zu berücksichtigen, daß der Anpreßdruck der TBM vom Maschinisten gesteuert wird und daher nicht alleine von den Gebirgsverhältnissen abhängig ist. Die limitierenden Größen für die Steuerung des Anpreßdruckes sind in erster Linie die Stromaufnahme der Antriebsmotoren sowie die Menge des Ausbruchmaterials auf dem Förderband, also die Förderleistung. Quellennachweis (1) (2) (3) (4) (5) (6) (7) (8) Zusammenfassung Die Auswertung der TBM-Maschinendaten aus dem Vortrieb des Erkundungsstollens ergab folgende Ergebnisse: Die Vortriebsleistungen können mit im Mittel 43 m pro Arbeitstag (berechnet über 66 Vortriebstage incl. den Tagen, an denen nur eine Schicht gefahren wurde) insgesamt als hoch eingestuft werden. Die höchste Vortriebsleistung betrug 84 m pro Arbeitstag. Niedrige Vortriebsleistungen waren in der Regel betrieblich bedingt. Ebenso lagen die Penetrationsraten im Mittel im durchschnittlichen bis hohen Bereich. Niedrige Penetrationsraten sind vor allem in den wenig zerlegten, karbonatreichen Gebirgspartien aufgetreten (Gesteinstypen 4: Phyllit / Karbonatschiefer, 5: Karbonatschiefer und 6: Marmor mit Karbonatschiefer; jeweils z 1 und z 1-2 nach ÖNORM 4401 T4) sowie in den Derbquarzen (bzw. Quarz-Karbonat-Mobilisaten) gemessen worden. Hohe Penetrationsraten sind vor allem in den stärker zerlegten Gebirgsbereichen aufgetreten. Charakteristischerweise waren vor allem die phyllitischen Partien stärker zerlegt (Gesteinstypen 1 - 4, jeweils ab z 2 nach ÖNORM 4401 T4) und damit gut bohrbar. Der Verschleiß der Diskenmeißel ist insgesamt als mäßig einzustufen. Ein qualitativ oder quantitativ ungewöhnlich hoher Verschleiß wurde nicht aufgezeichnet. Es traten keine nennenswerten, gebirgsbedingt-bohrtechnische Probleme auf, die einem reibungslosen Vortrieb mit der TBM entgegenstanden. Mithilfe der TBM-Dokumentation konnte die Inhomogenität des Gebirges, der Einfluß der Gesteinstypen auf die Nettobohrgeschwindigkeit und der Einfluß von „harten“ Gesteinen - z.B. Marmoren, Karbonatschiefern und Derbquarz schlüssig nachgewiesen werden. Dabei wurde deutlich, daß die TBM-Aufzeichnungen eine weit detailgenauere Wiedergabe der Wechselhaftigkeit des Gebirges dokumentieren, als dies in einer geologischen Dokumentation zum Ausdruck kommen kann. (9) (10) (11) (12) (13) (14) (15) Eder M.; Lutz H.: Umfahrung Schwarzach - Schönbergtunnel. - In: Felsbau 15 (1997), Nr.6, S. 526-532. bvfs - Bautechnische Versuchs- und Forschungsanstalt Salzburg: Zusammenfassung der felsmechanischen Kennwerte für die Bemessung. Bauvorhaben: B 311 - Umfahrung Schwarzach, Schönbergtunnel. 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