Numerische Modellierung hydraulischer und thermischer Prozesse im tiefen Wärmereservoir bei Soultz-sous-Forêts, Frankreich Diplomarbeit Studiengang Geologie vorgelegt von Manuel Blumenthal Mai 2007 I Hiermit versichere ich, dass ich die vorliegende Arbeit selbständig und nur mit den angegebenen Hilfsmitteln angefertigt habe. Aachen, Mai 2007 Manuel Blumenthal II DANKSAGUNG Ich danke Herrn Prof. Dr. Christoph Clauser für die Vergabe des Themas und die Möglichkeit, die Diplomarbeit am Institut für Angewandte Geophysik durchführen und die Einrichtungen des Instituts nutzen zu dürfen. Besonders herzlich danke ich Herrn Dr. Michael Kühn für die intensive Betreuung und die Anregung zu dieser Diplomarbeit. Herrn Dr. Hansgeorg Pape und Herrn Dr. Volker Rath danke ich für ihre gute Unterstützung, ihre stets nützlichen Ratschläge und die Beantwortung zahlreicher Fragen. Allen weiteren Mitarbeitern, Diplomanden und HiWis des Institutes gebührt großer Dank für das angenehme Betriebsklima und die ständige Motivation. III Inhaltsverzeichnis 1. Einleitung ........................................................................................................................... 1 2. Geologische Situation ........................................................................................................ 3 Regionale Geologie am Standort Soultz-sous-Forêts.................................................. 3 2.2. Lithologie, Mineralogie und Formationswasser.......................................................... 6 3. 2.1. Das EGS - Forschungsprojekt Soultz-sous-Forêts ............................................................. 8 Entwicklung und momentaner Stand des Projekts...................................................... 8 3.2. Hydraulische Tests des tiefen Wärmetauschersystem .............................................. 10 3.3. Konzeptionelles hydraulisches Modell ..................................................................... 12 4. 3.1. Numerische Simulation von Strömung, Stoff- und Wärmetransport............................... 14 4.1. Aufbau des numerischen Modells ............................................................................. 14 4.2. Betrachtung von Strömung und Stofftransport der gekoppelten Simulationen ........ 17 4.2.1. Einfluss struktureller Einheiten........................................................................... 18 4.2.1.1. Verbindende Kluft zwischen Injektions- und Produktionsbohrungen .......... 18 4.2.1.2. Natürliche Kluftscharen im Grundgebirge.................................................... 21 4.2.1.3. Stimulierte Zonen im bohrlochnahen Bereich .............................................. 23 4.2.1.4. Große Störung zwischen GPK3 und GPK4 .................................................. 25 4.2.2. Sensitivitätsanalyse der hydraulischen Parameter............................................... 28 4.2.2.1. Sensitivität lokaler Parameter........................................................................ 31 4.2.2.1.1. Verbindende Kluft zwischen Injektions- und Produktionsbohrung........ 31 4.2.2.1.2. Natürliche Kluftscharen im Grundgebirge.............................................. 34 4.2.2.1.3. Stimulierte Zonen im bohrlochnahen Bereiche....................................... 36 4.2.2.1.4. Große Störung zwischen GPK3 und GPK4 ............................................ 39 4.2.2.2. Sensitivität globaler Parameter...................................................................... 41 4.2.2.2.1. Dispersionslänge ..................................................................................... 41 4.2.2.2.2. Mächtigkeit des numerischen Modells.................................................... 42 4.2.3. Schematische Zusammenfassung der Ergebnisse ............................................... 44 4.3. Anpassung der gemessenen Markierungskurve ........................................................ 46 4.4. Betrachtung des Wärmetransports der gekoppelten Simulation ............................... 54 4.4.1. Thermische Eigenschaften der Gesteine ............................................................. 55 4.4.2. Thermisches Langzeitverhalten des Wärmereservoirs........................................ 58 5. Zusammenfassung und Schlussfolgerung ........................................................................ 63 6. Literaturverzeichnis.......................................................................................................... 68 Einleitung 1. 1 Einleitung Zahlreiche Wärmequellen tragen zum Wärmehaushalt der Erde bei. In großen Tiefen ist die Restakkumulationswärme aus der Entstehungszeit der Erde eine Quelle geothermischer Energie. Weitere Ursachen für Wärmeentwicklung in der Erde sind der Zerfall radioaktiver Elemente in der Erdkruste, Kristallisationswärme, die Umwandlung potentieller Energie in Wärme durch Absinken von Kristallen und die beim Absinken der Kristalle entstehende Reibungswärme. Die im Erdboden gespeicherte Sonnenenergie und durch Gezeiten hervorgerufene Reibungswärme sind externe Quellen der Erdwärme. Von den genannten Quellen ist die Wärmeentwicklung durch radioaktiven Zerfall mit einem Anteil von 62 % der Gesamtwärmeentwicklung in der Erde die bedeutendste Wärmequelle (Clauser 2006). Geothermische Energie kann aus natürlichen Heißwasser- bzw. Dampflagerstätten und aus Wärmereservoiren im Untergrund gefördert werden. Die geförderte Erdwärme kann zur Gebäudeheizung oder zur Gewinnung elektrischer Energie verwendet werden. Neben einigen, regional konzentrierten Dampflagerstätten bieten auch tiefe Wärmereservoire genügend Wärmeenergie um diese wirtschaftlich in elektrische Energie umwandeln zu können. Im Weiteren soll die Erdwärmegewinnung aus schwer zugänglichen, tiefen Wärmereservoiren betrachtet werden. Die Installation eines Wärmetauschers in einem tiefen Wärmereservoir ist heute Gegenstand zahlreicher Forschungsprojekte weltweit. Diese Installationen werden, entsprechend der geologischen Gegebenheiten, Hot Dry Rock (HDR), Hot Wet Rock (HWR), Hot Fractured Rock (HFR) oder Enhanced Geothermal System (EGS) genannt. Das Transportmedium der Erdwärme aus einem tiefen Wärmetauscher ist Wasser. Kaltes Wasser wird über eine Injektionsbohrung in den Untergrund gepumpt, nimmt dort die Wärme des Gesteins auf und gelangt über einen Förderbrunnen an die Oberfläche. Bei den meisten Projekten werden zwei oder drei Bohrungen in das Gestein abgeteuft. In den großen Tiefen, in denen die zur Stromgewinnung erforderlichen Temperaturen anzutreffen sind, ist das Gestein meist impermeabel. Zur Erhöhung der hydraulischen Leitfähigkeit des Gesteins und zur Vergrößerung der Kontaktfläche im Wärmetauscher wird das Gestein mechanisch stimuliert. Wasser wird unter hohem Druck in den Untergrund gepresst, um bestehende Kluftsysteme zu reaktivieren oder um neue Kluftscharen zu bilden. Die so entstandenen, miteinander vernetzten Klüfte bieten eine hydraulische Verbindung zwischen Einspeise- und Produktionsbohrung bzw. einen hydraulischen Anschluss der Produktionsbohrung an höher permeable Bereiche eines Wärmereservoirs. Einleitung 2 Neben Wasserdruckversuchen, Pumpversuchen und diversen weiteren Methoden werden Markierungsversuche zur Untersuchung der Gebirgsdurchlässigkeit herangezogen. Zu diesem Zweck wird ein Markierungsmittel am Injektionsbrunnen mit bekannter Konzentration in den Untergrund eingeleitet. Am Produktionsbrunnen wird die Markierungsmittelkonzentration kontinuierlich gemessen, um hieraus Rückschlüsse auf die hydraulische Verbindung treffen zu können. Zur Bestimmung der hydraulischen Leitfähigkeit im stimulierten Wärmereservoir bei Soultz-sous-Forêts wurden mehrere Markierungsversuche unternommen. Die vorliegende Diplomarbeit behandelt die numerische Simulation eines Markierungsversuchs, welcher am EGS Standort in Soultz-sous-Forêts, Frankreich im Jahr 2005 durchgeführt wurde (Sanjuan et al. 2006). Das Ziel der Diplomarbeit ist es, die vor Ort gemessene Markierungsmittelkonzentration mit einem zweidimensionalen numerischen Modell zu simulieren, und so die hydraulischen und thermischen Prozesse im Wärmereservoir von Soultz-sous-Forêts nachzuvollziehen. Ein konzeptionelles Modell (Gérard et al. 2006a) des kristallinen Grundgebirges unter Soultzsous-Forêts wird als Vorlage zum Aufbau des numerischen Modells genutzt. Das Modell besteht aus unterschiedlichen strukturellen Einheiten. Die Auswirkungen der strukturellen Einheiten werden qualitativ untersucht. Die Auswirkungen hydraulischer Parameter der strukturellen Einheiten werden quantitativ untersucht. Die Erkenntnisse aus diesen Analysen dienen zur Annäherung des simulierten Markierungstests an den vor Ort gemessenen Markierungstest. Mit einem ausreichenden Verständnis der hydraulischen Situation im Wärmetauscher von Soultz-sous-Forêts wird anschließend die thermische Entwicklung des Reservoirs simuliert. Damit können Vorhersagen über das Langzeitverhalten des geothermischen Reservoirs von Soultz-sous-Forêts getroffen werden. Geologische Situation 2. 3 Geologische Situation Im ersten Abschnitt dieses Kapitels wird ein kurzer Einblick in die regionale Geologie von Soultz-sous-Forêts gegeben. Der zweite Abschnitt behandelt die unterschiedlichen Gesteine des Grundgebirges und das im Wärmereservoir befindliche Formationswasser. 2.1. Regionale Geologie am Standort Soultz-sous-Forêts Bei der Suche nach einem geeigneten Standort zur Errichtung eines geothermischen Kraftwerks spielt der geothermische -1 Gradient (K m-1) und die spezifische -1 Wärmeleitfähigkeit λ (W m K ) des Gesteins eine entscheidende Rolle. Der geothermische Gradient beschreibt die Temperaturzunahme mit der Tiefe. Die spezifische Wärmeleitfähigkeit eines Materials ist das Vermögen thermische Energie zu transportieren. Das Produkt aus dem geothermischen Gradient und der spezifischen Wärmeleitfähigkeit ergibt die Wärmestromdichte q (W m-2). Dieser Wert gibt den Wärmestrom über eine normierte Fläche an. Bei einem niedrigen geothermischen Gradienten sind tiefere Bohrungen notwendig um, die zum wirtschaftlichen Betrieb eines geothermischen Kraftwerks notwendigen, Temperaturen von mehr als 180 °C zu erreichen. Daher ist es sinnvoll ein geothermisches Kraftwerk in einer Region mit hohem geothermischem Gradienten zu errichten und so die notwendige Bohrlochtiefe und die damit verbundenen Kosten zu minimieren. Eine Region in Mitteleuropa mit einem sehr hohen geothermischen Gradient ist der Oberrheintalgraben. In einer Tiefe von 2000 m sind hier bereits Temperaturen von bis zu 150 °C (Abb. 1) anzutreffen. In der Region um Soultz beträgt die Wärmestromdichte 140 mW m-2. Der Hintergrundwert der Wärmestromdichte im Oberrheintalgraben liegt bei 80 mW m-2. Mit der Differenz von 60 mW m-2 befindet sich Soultz innerhalb der größten Wärmestromanomalie Mitteleuropas (Schellschmidt und Clauser 1996). Die Wärmestromdichteanomalie von 140 mW m-2 lässt sich nicht durch krustendynamische Prozesse erklären, sondern ist vielmehr auf eine Umverteilung von heißen Fluiden durch Advektion zurückzuführen (Pribnow und Clauser 2000). Der Oberrheintalgraben ist eine ca. 300 km lange Tiefebene im Südwesten Deutschlands und erstreckt sich von Frankfurt im Nordnordosten bis nach Basel im Südsüdwesten und erreicht eine Breite von ca. 40 km. Eingeschlossen wird der Oberrheintalgraben von den Vogesen und dem Pfälzerwald im Westen und vom Schwarzwald und dem Odenwald im Osten. Während Geologische Situation 4 des Eozän, vor ca. 50 Millionen Jahren, begann sich der Oberrheintalgraben durch intensive Extension, begleitet von regionalem Vulkanismus, zu bilden. Anstehende triassische und jurassische Sedimentgesteine wurden im Laufe der Zeit mit 1800 m bis 3000 m mächtigen tertiären Sedimentschichten abgedeckt. Das Grundgebirge unterhalb der mesozoischen Sedimentgesteine besteht aus Gneis und Granit und ist in den angrenzenden Mittelgebirgen aufgeschlossen (Abb. 2). Abb. 1 Standort des Forschungsprojekts Soultz-sous-Forêts rechts: Karte der Temperaturverteilung Deutschlands in 2000 m Tiefe (nach Schellschmidt 2003, www.gga-hannover.de) links: zentraler Oberrheintalgraben mit dem EGS Standort Soultz-sous-Forêts (nach Genter und Traineau 1996) Der Standort des europäischen EGS Forschungsprojekts liegt am westlichen Rand des zentralen Oberrheintalgrabens ca. 40 km nördlich von Straßburg bei dem kleinen Ort Soultzsous-Forêts im Elsass, Frankreich (Abb. 1). An dieser Stelle ist die tertiäre Sedimentdecke etwa 1400 m mächtig. Zahlreiche Bohrungen aus der Erdölexploration haben gezeigt, dass in diesem Gebiet des Oberrheintalgrabens der geothermische Gradient besonders hoch und somit als Standort zur Installation eines geothermischen Kraftwerks geeignet scheint. Geologische Situation 5 Das Temperaturprofil mit der Tiefe in Abb. 3 zeigt in den ersten 900 m einen Gradienten von mehr als 100 K km-1. Innerhalb des Bundsandstein sinkt der Temperaturgradient auf fast 10 K km-1 ab. Im Grundgebirge unterhalb der Sedimentabdeckung setzt sich dieser Gradient bis in eine Tiefe von 4000 m fort. In der Tiefe von 3400 m zeigt sich in den Daten aus der Bohrung GPK2 eine Unregelmäßigkeit, welche auf eine Störungszone zurückgeführt wird (Pribnow et al. 1999). Ab 4000 m Tiefe steigt der geothermische Gradient auf den kontinentalen Durchschnittswert von ca. 30 K km-1 an. Zum Betrieb eines geothermischen Stromkraftwerks in Soultz werden Temperaturen von 200 °C angestrebt (Genter 2003). Um diese Temperatur zu erreichen, sind demnach Bohrungen von mindestens 5000 m Tiefe notwendig. Abb. 2 Querprofil durch den Rheingraben (nach Person und Garven 1992) Abb. 3 Temperaturprofil mit der Tiefe aus GPK2 (nach Pribnow et al. 1999) Bis zur Tertiär – Bundsandsteingrenze beträgt der geothermische Gradient 100 °K km-1. Im Bundsandstein fällt der Gradient auf knapp 10 °K km-1 und bleibt bis in eine Tiefe von ca. 4000 m bei diesem Wert. Ab ca. 4000 m Tiefe steigt der geothermische Gradient auf den kontinentalen Durchschnittswert von 30 °K km-1 an. Geologische Situation 2.2. 6 Lithologie, Mineralogie und Formationswasser Das Wärmetauschersystem soll innerhalb des kristallinen Grundgebirges unterhalb von Soultz-sous-Forêts installiert werden. Tab. 1 stellt die mineralogische Zusammensetzung von zwei unterschiedlichen Granittypen und einem alterierten Kluftgestein dar, welche im Grundgebirge anzutreffen sind. Das primäre Gestein ist der nahezu ungestörte frische Granit. Innerhalb dieses frischen Granits findet wahrscheinlich kein signifikanter Fluidfluss statt. Besonders stark zerklüftete Regionen im frischen Granit sind durch hydrothermale Wässer zu alteriertem Granit umgewandelt worden. Plagioklase und Kalifeldspäte wurden dabei zu unterschiedlichen Tonmineralen umkristallisiert. Zusätzlich wurden geringe Mengen Karbonate und Sulfide ausgefällt. Ein drittes Gestein ist das alterierte Kluftgestein. Im Bereich von Störungszonen ist die hydrothermale Alteration besonders ausgeprägt. Der ursprüngliche Granit ist hochgradig kataklasiert, und die Feldspäte sind vollständig in Tonminerale übergegangen. Hauptgemenganteile sind Quarz und unterschiedliche Tonminerale, wie Illit und Smektit. Als Nebengemenganteile finden sich wie bei dem hydrothermal alterierten Granit geringe Mengen Carbonate und Sulfide. Tab. 1 Lithologie und Mineralogie im Wärmereservoir (Jacquot 2000) Gestein hydrothermal Frischer Granit Minerale alterierter Granit (Vol. %) Die alteriertes Kluftgestein Quarz 24,2 40,9 43,9 Kalifeldspat 23,6 13,9 - Plagioklas 42,5 - - Biotit 4,2 - - Amphibol 3,1 - - Chlorit 2,0 4,8 - Illit - 24,6 40,2 Smektit - 9,7 9,6 Pyrit - 0,7 1,0 Galenit - 1,3 0,3 Dolomit - 0,8 0,7 Calcit 0,3 3,3 4,3 hydraulischen Eigenschaften der Gesteinsarten wurden ausführlich mittels unterschiedlicher Porositäts- und Permeabilitätsmessungen untersucht (Rosener et al. 2006). Geologische Situation 7 Dabei zeigte sich, dass die Permeabilitäten im frischen Granit, wie auch im alterierten Kluftgestein sehr gering sind. Die Messungen zeigen für den frischen Granit Werte zwischen 5,9×10-18 m2 und 1,8×10-15 m2, der Mittelwert liegt bei 6,2×10-16 m2. Die Porosität des Granits wird mit 2 % angegeben. Das alterierte Kluftgestein hat mit durchschnittlich 2,0×10-16 m2 eine etwas geringere Permeabilität als der frische Granit. Die höchste Permeabilität des alterierten Kluftgesteins liegt bei 1,9×10-15 m2 und die niedrigste bei 1,0×10-19 m2. Die Dichte jüngerer, unversiegelter Klüfte ist hier am höchsten, so dass der Fluidfluss am wahrscheinlichsten über das Kluftgestein stattfindet. Die Porosität des alterierten Kluftgesteins liegt im Durchschnitt bei 4,3 %. Der hydrothermal alterierte Granit ist mit durchschnittlich 6,3 % das poröseste der drei untersuchten Gesteine. Der Kontakt mit dem Fluid ist hier also am intensivsten, und somit spielt der hydrothermal alterierte Granit bei der Wechselwirkung zwischen Gestein und Fluid eine entscheidende Rolle. Die Permeabilität ist mit durchschnittlich 2,7×10-18 m2 (max.: 1,3×10-17 m2; min.: 9,2×10-21 m2) um zwei Größenordnungen kleiner als bei den beiden anderen Gesteinsarten. Während der Alteration werden Minerale aufgelöst, es entsteht Porenraum. Zudem werden Feldspäte an Porenwänden und Porenhälsen in Tonminerale umgewandelt und setzen sich dort ab. Auf diese Weise werden Porenhälse verschlossen und bei steigender Porosität sinkt gleichzeitig die Permeabilität. Mittels zahlreicher chemischer Analysen des geförderten Formationswassers wurde die natürliche Zusammensetzung des Fluids aus Soultz bestimmt (Tab. 2). Tab. 2 Rekonstruierte Fluidzusammensetzung (Sanjuan et al. 2006) δ Na K Ca Mg Cl SO4 SiO2 HCO3 T (°C) pH (g cm-3) (g L-1) (g L-1) (g L-1) (mg L-1) (g L-1) (mg L-1) (mg L-1) (mg L-1) 200 1,065 5 27,5 3,25 6,9 125 59 190 427 85 Die Gesamtmenge an gelöstem Material liegt bei ungefähr 100 g L-1. Die Elemente Natrium und Chlorid bilden mit 27,5 g L-1 bzw. 59 g L-1 den größten Anteil in der Lösung. Die Konzentrationen m (mol L-1) und die Ladungen z (1 bzw. -1) der Ionen in einer Lösung werden mittels der Ionenstärke I (mol L-1) zusammenfassend ausgedrückt. I= 1 2 ∑m i zi 2 (1) Bei dieser Zusammensetzung ergibt sich für das Formationswasser aus Soultz eine Ionenstärke von ca. 1,6 mol L-1. Die Temperatur des Formationswassers beträgt in 5000 Metern Tiefe ca. 200 °C, seine spezifische Dichte bei 20 °C beträgt 1,065 g cm-3. EGS – Forschungsprojekt Soultz-sous-Forêts 3. 8 Das EGS - Forschungsprojekt Soultz-sous-Forêts Im ersten Abschnitt dieses Kapitels wird eine kurze Einführung zur Entwicklung und zum momentanen Stand des europäischen Forschungsprojekts bei Soultz-sous-Forêts gegeben. Der zweite Abschnitt beschreibt den Markierungstest aus dem Jahr 2005, der in dieser Arbeit durch numerische Simulation reproduziert werden soll. Im dritten Abschnitt wird das konzeptionelle Modell beschrieben, welches die Grundlage zum numerischen Modell liefert. 3.1. Entwicklung und momentaner Stand des Projekts Die besonderen geologischen Gegebenheiten im Untergrund machen Soultz-sous-Forêts zu einem geeigneten Standort zur geothermischen Wärme- bzw. Stromgewinnung. Bereits im Jahr 1987 begann dort das europäische EGS - Großforschungsprojekt mit der ersten Bohrung GPK1, die bis in eine Tiefe von ca. 2000 m abgeteuft wurde. Mittels einer weiteren Bohrung (GPK2) in eine Tiefe von 3876 m und einer Vertiefung von GPK1 auf 3590 m wurden erste Zirkulationstests vorgenommen. Hydraulische Stimulationen haben vor Beginn der Zirkulationstests eine Verbindung zu natürlichen Kluftsystemen hergestellt. Im Jahr 1997 wurde über einen Zeitraum von 4 Monaten aus diesem Wärmetauschersystem 142 °C heißes Wasser gefördert und eine thermische Dauerleistung von 10 MW bis 11 MW erzielt (Jung et al. 1998). Mit dem Ziel Fördertemperaturen von 200 °C zu erreichen und die Förderrate zu erhöhen wurde die Bohrung GPK2 auf 5084 m vertieft. Zwei weitere Bohrungen (GPK3 und GPK4) wurden auf 5021 m bzw. 4985 m Tiefe abgeteuft. Die Bohrungen sind in einer nach Nordnordwest-Südsüdost ausgerichteten Linie angeordnet. Der Abstand zwischen den Bohrlöchern in 5000 m Tiefe beträgt jeweils ungefähr 600 m (Abb. 4). Hydraulische Stimulationen bewirkten eine permanente Aufweitung des unterirdischen Kluftsystems in Bohrlochnähe (Weidler et al. 2002). Dieses zwischen 2000 und 2005 installierte „Enhanced Geothermal System“ ist die Grundlage für die aktuellsten Zirkulationstests. Ein Markierungstest aus dem Jahr 2005 liefert die Datengrundlage für die vorliegende Diplomarbeit. Die Ergebnisse dieses Zirkulationstests zeigten, dass zwischen GPK2 und GPK3 eine gute hydraulische Verbindung besteht. Zwischen GPK3 und GPK4 ist die hydraulische Verbindung jedoch aus nicht bekannten Gründen sehr viel schlechter. EGS – Forschungsprojekt Soultz-sous-Forêts Abb. 4 9 Konzept des geothermischen Kraftwerks in Soultz-sous-Forêts (nach Gérard et al. 2006a) Die Abb. 4 veranschaulicht das Konzept der geplanten geothermischen Pilotanlage. Über ein zentrales Injektionsbohrloch wird 65 °C kaltes Wasser in den 5000 m tiefen Wärmetauscher gepumpt. Zwei Förderbohrungen pumpen 200 °C heißes Formationswasser an die Oberfläche. Das kalte injizierte Wasser soll Wärmeenergie aus dem heißen Gestein aufnehmen, und diese durch erneutes Abpumpen an die Oberfläche führen. Markierungstests (siehe Kapitel 3.2) haben gezeigt, das es sich beim Wärmereservoir in Soultz wahrscheinlich nicht um einen geschlossenen Kreislauf handelt. Es werden, bei ausgeglichener Pumpbilanz, nur ca. 25 % des injizierten Wassers wieder gefördert (Sanjuan et al. 2006). Die geförderte Wärme soll über Turbinen bis zu 1,5 MW elektrische Leistung erzeugen (Gérard et al. 2006b). Diese Leistung kann über unterschiedliche Kombinationen der Pumpraten erzeugt werden (Champel et al. 2006). Die Kurve in Abb. 4 zeigt die Kombinationen der Pumpraten an GPK2 und GPK4 auf, welche ausreichend Wärmeenergie fördern um 1,5 MW elektrische Leistung zu erzeugen. Die Injektionsraten liegen zwischen 28 L s-1 und 35 L s-1. Langfristig ist die Ausbeute einer elektrischen Leistung von 25 MW geplant. EGS – Forschungsprojekt Soultz-sous-Forêts 3.2. 10 Hydraulische Tests des tiefen Wärmetauschersystem Ein wichtiger Bestandteil zur Beurteilung der Durchströmbarkeit des Wärmereservoirs in Soultz sind Markierungsversuche. Ein Markierungsmittel ist eine chemisch inerte Substanz, welche über das Injektionsbohrloch in den Untergrund geleitet wird. Am Förderbohrloch wird gemessen, wann und in welchen Konzentrationen das Markierungsmittel eintrifft. Die ermittelten Daten geben Auskunft über die hydraulische Verbindung des Injektionsbohrlochs mit dem Förderbohrloch. Der Versuchsaufbau und die Messungen eines Markierungsversuchs aus dem Jahr 2005 dienen als Datengrundlage zur numerischen Simulation. Bei dem Test wurden 150 kg Natriumfluoreszein (Na2C20H10O5, 376 g mol-1) als Markierungsmittel eingesetzt. Über einen Zeitraum von 24 Stunden wurden 116 mg L-1 (≈ 0,308 mmol L-1) des Markierungsmittels in GPK3 injiziert. Die Messungen begannen am ersten Juli 2005 und endeten im Dezember 2005. Die durchschnittliche Injektionsrate an GPK3 betrug 15 L s-1 und die Förderraten betrugen 11,9 L s-1 an GPK2 und 3,1 L s-1 an GPK4. Natriumfluoreszeinkonzentration Konzentration (mmol L-1) 2.0E-3 1.5E-3 1.0E-3 5.0E-4 0.0E+0 0 20 40 60 80 Zeit (Tage) Abb. 5 100 120 140 GPK 2 Messungen des Markierungstests aus dem Jahr 2005 (nach Sanjuan et al. 2006) rot: Markerkonzentration gemessen am Förderbrunnen GPK2 grün: Markerkonzentration gemessen am Förderbrunnen GPK4 160 GPK 4 EGS – Forschungsprojekt Soultz-sous-Forêts 11 Die Kurven in Abb. 5 zeigen die Markerkonzentrationen, die an den Entnahmebrunnen GPK2 und GPK4 während des Markierungsversuchs gemessen wurden. Die Qualität der hydraulischen Verbindungen zwischen dem Injektionsbrunnen GPK3 und den Entnahmebrunnen GPK2 und GPK4 ist deutlich verschieden. Bei GPK2 erreichen die Messungen nach 9 - 16 Tagen mit mehr als 700 μg L-1 (≈ 2×10-3 mmol L-1) die maximale Markerkonzentration. Nach 150 Tagen stellt sich an GPK2 eine nahezu stationäre Konzentration von 2×10-4 mmol L-1 ein. Im gleichen Zeitraum erreichen die Messwerte an GPK4 noch kein Maximum. Nach 150 Tagen liegen die gemessenen Markerkonzentrationen bei ungefähr 30 μg L-1 (≈ 10-4 mmol L-1) und damit deutlich niedriger, als in GPK2. Der Prozentsatz des gesamten, in der Versuchszeit zurück gewonnenen Markierungsmittels wird mit 23,5 % angegeben (Sanjuan et al. 2006). Zirkulationssysteme des injizierten Wassers: (1) Direkter Kreislauf zwischen GPK3 und GPK2 (2) Indirekter Kreislauf zwischen GPK3 und GPK2 (3) Verbindung Kreislauf (2) und GPK4 Abb. 6 zwischen Schematische Darstellung der hydraulischen Verbindungen zwischen den Bohrungen GPK2, GPK3 und GPK4 (Sanjuan et al. 2006) Aufgrund der großen Unterschiede an den beiden Entnahmebrunnen wird vermutet, dass zwischen GPK3 und GPK4 ein Bereich schlechter bzw. sehr guter hydraulischer Leitfähigkeit besteht. Dieser Bereich wirkt entweder als hydraulische Barriere oder als Drainage für das Formationswasser und verhindert einen typischen Markerdurchbruch wie in GPK2. Die Messkurve der Markerkonzentration an GPK2 in Abb. 5 zeigt nach 30 Tagen eine verlangsamte Abnahme der Konzentration. Dieser Kurvenverlauf wurde von Sanjuan et al. (2006) durch eine zweite hydraulische Verbindung zwischen GPK2 und GPK3 interpretiert (Abb. 6). Die Differenz von einer für GPK2 simulierten Markierungskurve (hier nicht gezeigt) und der an GPK2 gemessenen Markierungskurve wird von EGS – Forschungsprojekt Soultz-sous-Forêts 12 Sanjuan et al. (2006) als Argument für den zweiten Kreislauf herangezogen. Die von Sanjuan et al. (2006) simulierte Kurve basiert auf einer statistischen Auswertung der gemessenen Konzentrationswerte. Es ist das Produkt aus dem zentralen Grenzwertsatz nach Gauss und einem weiteren Faktor zur Darstellung der Verzögerung bei dispersivem Transfer (Pinault et al. 2005). Im Gegensatz dazu basieren die hier gezeigten numerischen Modellierungen (Kapitel 4) auf dem Strömungsgesetz nach Darcy und auf den Erhaltungssätzen von Masse und Energie und sind damit nicht das Ergebnis einer statistischen Auswertung. Die Kurve der Differenz zwischen der Messung und der Simulation (nicht dargestellt) beginnt nach einem Monat mit stark schwankenden Konzentrationen (0 μg L-1 - 50 μg L-1) und steigt nach weiteren drei Wochen stetig an. Nach drei Monaten ist ein Maximum von 100 μg L-1 erreicht. Anschließend nimmt die Konzentration langsam bis auf 50 μg L-1 ab. Das Simulationsmodell nach Pinault et al. (2005) berücksichtigt die Reinjektion des geförderten Wassers nicht. 3.3. Konzeptionelles hydraulisches Modell Auf Grundlage der bisherigen Forschungsergebnisse wurde für das tiefe Wärmereservoir im Untergrund von Soultz-sous-Forêts ein konzeptionelles Modell entwickelt (Abb. 7, nach Gérard et al. 2006a). Aus Bohrkernanalysen und Loggingdaten sind zwei dominierende Kluftscharen bekannt. Beide fallen nahezu senkrecht ein und streichen nach Nordnordwest bzw. Nordwest (Rachez et al. 2006) Die meisten dieser Klüfte sind hydrothermal überprägt, was auf einen erhöhten Fluidfluß schließen lässt. Die schlechte hydraulische Verbindung zwischen den Bohrlöchern GPK3 und GPK4 wird durch eine strukturelle Einheit erklärt, welche entweder als sehr wasserundurchlässig oder als stark wasserdurchlässig angesehen werden kann. In beiden Fällen wird eine direkte hydraulische Verbindung zwischen GPK3 und GPK4 verhindert. Ein weiterer wichtiger Bestandteil des Konzeptes sind die, durch hydraulische Stimulation erzeugten Auflockerungszonen um die Bohrlöcher. Die Größe der stimulierten Zonen lässt sich von den während der Stimulation registrierten Mikrobeben ableiten (Cuenot et al. 2006, Kohl et al. 2006), und beträgt in Richtung der größten Hauptspannung ca. 1000 m und in Richtung der geringsten Hauptspannung ca. 400 m. Die Dichte der Mikrobeben nimmt mit zunehmender Entfernung von den Bohrungen ab. Die Größen der stimulierten Zonen im konzeptionellen Modell sind, entsprechend der berücksichtigten Mikrobebendichte, variabel. EGS – Forschungsprojekt Soultz-sous-Forêts 13 Die ovale Form der stimulierten Zonen ist mit dem regionalen Spannungsfeld im Grundgebirge zu erklären. Die Hauptspannungsrichtung liegt in Nordnordwest-Südsüdost (Valley und Evans 2006), daher propagieren künstlich erzeugte Klüfte vorzugsweise in dieser Richtung. Abb. 7 Aufsicht auf das konzeptionelle Modell mit unterschiedlichen strukturellen Zonen, Injektions- und Produktionsbrunnen und einer stereographischen Projektion der im Bohrloch eingemessenen Klüfte Numerische Simulation von Strömung, Stoff- und Wärmetransport 4. 14 Numerische Simulation von Strömung, Stoff- und Wärmetransport Im folgenden Kapitel wird der Aufbau des numerischen Modells basierend auf dem konzeptionellen Modell nach Gérard et al. (2006b) detailliert beschrieben. Im Anschluss werden die Ergebnisse der gekoppelten Simulationen von Strömung, Stoff- und Wärmetransport vorgestellt. Die Darstellung der Ergebnisse ist in zwei Abschnitte aufgeteilt. Erstens wird auf die Auswirkungen unterschiedlicher struktureller Einheiten im Modell eingegangen. Zweitens wird eine Sensitivitätsanalyse bezüglich unterschiedlicher hydraulischer Parameter vorgestellt. Zur numerischen Simulation wird das Programm SHEMAT (Clauser 2003, Bartels et al. 2003; Simulator for HEat and MAss Transport) genutzt. Die graphische Oberfläche PROCESSING SHEMAT (Kühn und Chiang 2003) ermöglicht eine unkomplizierte Vorgehensweise zum Aufbau eines numerischen Modells. SHEMAT ermöglicht die Simulation gekoppelter Prozesse von Strömung, Stoff- und Wärmetransport und chemischer Reaktionen im hydraulischen System. 4.1. Aufbau des numerischen Modells Der Aufbau des numerischen Modells orientiert sich unmittelbar am konzeptionellen Modell. Das horizontale 2D-Modell ist in 204 × 300 Zellen diskretisiert. Die Zellgröße ist im allgemeinen 10 m × 10 m. Die Brunnen im Modell liegen auf einer Spalte. Die Zellen dieser und der direkt angrenzenden Spalte sind 3,3 m × 5 m groß. Die daran angrenzenden Spalten haben Zellen der Größe 5 m × 10 m. Damit ergibt sich eine Modellgröße von 2000 m × 3000 m. Die unterschiedlichen strukturellen Einheiten des Modells wurden im numerischen Modell als separate Bereiche definiert. In der Abb. 8 sind alle strukturellen Einheiten des numerischen Modells farblich dargestellt. Eine sehr gut durchlässige Kluft verbindet die Injektions- und Förderbrunnen miteinander (grau). Die geklüfteten Zonen der beiden Kluftscharen (blau) haben im Modell eine Breite von 10 m. In grün sind die hydraulisch stimulierten Zonen um die Bohrungen dargestellt. Zwischen GPK3 und GPK4 ist die vermutete große Störung als eine 50 m breite strukturelle Einheit in das Modell integriert (rot). Das numerische Modell besteht insgesamt aus den folgenden fünf strukturellen Einheiten: • Grundgebirge: Der frische Granit aus dem Untergrund von Soultz Numerische Simulation von Strömung, Stoff- und Wärmetransport Abb. 8 Farblich dargestellte strukturelle Einheiten und Bohrungen mit dazugehörigen Pumpraten (GPK2: -11,9 L s-1; GPK3: 15 L s-1; GPK4: -3,1 L s-1) im numerischen Modell Strukturelle Einheiten des numerischen Modells: Verbindende Kluft: grau Kluftscharen: blau Stimulierte Zonen: grün Große Störung: rot Grundgebirge: weiß 15 Numerische Simulation von Strömung, Stoff- und Wärmetransport 16 • Verbindende Kluft: Eine direkte hydraulische Verbindung zwischen den Brunnen • Kluftscharen: Zwei dominante Kluftscharen im Grundgebirge • Stimulierte Zonen: Hydraulisch stimulierte Bereiche in der Umgebung der Bohrungen • Große Störung: Struktureinheit zur hydraulischen Trennung der Brunnen GPK3 und GPK4 Um die strukturellen Einheiten in den numerischen Simulationen getrennt betrachten zu können ist es notwendig die Überschneidungsbereiche der unterschiedlichen strukturellen Einheiten als zusätzliche Eigenschaftsbereiche im Modell zu definieren. Auf diese Weise kann die Dominanz einer strukturellen Einheit gegenüber der überschnittenen Einheit hervorgehoben werden. Sollen beispielsweise die stimulierten Zonen dominant gegenüber der verbindenden Kluft sein, so werden dem Überschneidungsbereich dieser beiden strukturellen Zonen die hydraulischen Parameter der stimulierten Zonen zugeordnet. Wenn im gegensätzlichen Fall der Überschneidungsbereich die hydraulischen Parameter der verbindenden Kluft erhält, so ist diese gegenüber der stimulierten Zone dominant. Die Wahl der Größe des endgültig benutzten Modells ergab sich aus dem Vergleich von Modellen mit unterschiedlichen Ausmaßen. Es zeigte sich, dass die Ergebnisse der unterschiedlich großen Modelle äquivalent sind. Das oben beschriebene Modell wurde in mehreren Schritten durch eine Pufferzone vergrößert, welcher die hydraulischen Eigenschaften des Grundgebirges zugewiesen wurden. Das Modell wurde solange vergrößert, bis im betrachteten Simulationszeitraum am Modellrand keine Veränderung der vorgegebenen hydraulischen Höhe stattfand und somit eine Beeinflussung der Ergebnisse durch den Modellrand ausgeschlossen werden konnte. Dies war bei einer Modellgröße von 11 km × 10 km erreicht. Durch die Äquivalenz der Ergebnisse der unterschiedlichen Modelle konnte gezeigt werden, dass die Ergebnisse des kleinen Modells akkurat sind und nicht durch Effekte naher Randbedingungen verzerrt wurden. Das Prinzip der Sparsamkeit impliziert die höchstmögliche Vereinfachung eines Modells (Hill und Tiedeman 2006). Daher wurde hier das Modell mit den kleinsten Ausmaßen gewählt und das Modell auf zwei Dimensionen beschränkt. Zudem wurde die Anzahl der strukturellen Einheiten auf die fünf oben genannten Zonen beschränkt. Numerische Simulation von Strömung, Stoff- und Wärmetransport 4.2. 17 Betrachtung von Strömung und Stofftransport der gekoppelten Simulationen Die Betrachtung der Simulationen hinsichtlich der Strömung und des Stofftransports werden in zwei Abschnitte eingeteilt. Im ersten Teil wird der Frage nachgegangen, welchen Einfluss die unterschiedlichen strukturellen Einheiten auf die Form des Zeitverlaufs der Markierungsmittelkonzentration an den jeweiligen Entnahmebrunnen haben. Im zweiten Teil werden die Ergebnisse einer Sensitivitätsanalyse hinsichtlich unterschiedlicher Modellparameter vorgestellt. Hier wird zwischen den lokalen hydraulischen Parametern Porosität, Permeabilität und ihrer Anisotropie einerseits, und den globalen Parametern Dispersionslänge und Mächtigkeit des Modells andererseits unterschieden. Die Porosität, die Permeabilität und die Anisotropie lassen sich für jede strukturelle Einheit individuell definieren. Die Dispersionslänge und die Mächtigkeit sind auf das gesamte Modell bezogen. Die numerischen Simulationen sollen den Markierungstest aus Soultz 2005 widerspiegeln. Dazu wurde zu Beginn jeder Simulation für den Zeitraum eines Tages ein Marker in GPK3 injiziert (siehe Kapitel 3.2). Anschließend wurde für einen Zeitraum von 5 Monaten das an den Produktionsbohrungen GPK2 und GPK4 geförderte Wasser in GPK3 reinjiziert. Tab. 3 konstante Parameter und Anfangswerte aller Simulationen Porosität im Grundgebirge 1% Permeabilität im Grundgebirge 10-16 m2 hydraulische Höhe 5000 m Temperatur des Formationswassers 200 °C Temperatur des injizierten Wassers 65 °C Diffusionskoeffizient 0.5×10-8 m2 s-1 Die Permeabilität für das als undurchlässig geltende frische granitische Nebengestein (siehe Kapitel 2.2) wurde für alle Simulationen auf k = 10-16 m2 festgelegt. Die Porosität im Nebengestein beträgt Φ = 1 %. Die hydraulische Höhe zu Beginn der Simulationen ist, entsprechend der Reservoirtiefe, h = 5000 m. Die anfängliche Temperatur im numerischen Modell beträgt T = 200 °C, diese Temperatur wurde in 5000 Meter Tiefe in der Bohrung GPK1 gemessen (Abb. 3). Das bei GPK3 injizierte Wasser hat eine Temperatur von 65 °C (Gérard et al. 2006b). Die Modellmächtigkeit beträgt 100 m. Die Dispersionslänge beträgt α = 10 m. Ein Diffusionskoeffizient für das Markermaterial Natriumfluoreszein bei 200°C ist nicht bekannt. Testsimulationen haben gezeigt, das eine Variation des molekularen Diffusionskoeffizienten keinen signifikanten Einfluss auf die Simulationsergebnisse hat. Numerische Simulation von Strömung, Stoff- und Wärmetransport 18 Daher ist der molekulare Diffusionskoeffizient mit Dm = 0,5×10-8 m2 s-1 definiert und entspricht dem in SHEMAT vorgegebenen Wert. Die Ränder des numerischen Modells sind in allen Simulationen für Strömung, Stoff- und Wärmetransport geschlossen. In der Tab. 3 sind die Parameter und Anfangswerte aufgelistet, welche in allen Simulationen gleich sind. Parameter wie die Modellmächtigkeit, die Dispersionslänge und die lokalen hydraulischen Parameter der einzelnen strukturellen Zonen sind variabel und werden in einer Sensitivitätsanalyse getrennt untersucht (Kapitel 4.2.2). 4.2.1. Einfluss struktureller Einheiten Der Einfluss der unterschiedlichen strukturellen Einheiten auf die Markerkonzentration in den Entnahmebrunnen wurde untersucht. Die strukturellen Einheiten wurden durch Erhöhen der jeweiligen Permeabilität und Porosität separat aktiviert. Die Veränderung der Markerkonzentrationen in den Entnahmebrunnen gibt Auskunft über die Wirkung jeder einzelnen strukturellen Einheit. 4.2.1.1. Verbindende Kluft zwischen Injektions- und Produktionsbohrungen Um einen ersten Eindruck zu erhalten, welche hydraulischen Parameter notwendig sind, um in einem Zeitraum von 150 Tagen (Dauer des Markertests 2005) einen Markerdurchbruch zu erhalten, wurde ein Modell einer einfachen Triplette mit gleicher Permeabilität und Porosität in allen strukturellen Einheiten erstellt (Abb. 9, Tab. 4). Der Marker breitet sich im isotropen Medium ringförmig um die Injektionsbohrung aus. Trotz der hohen Permeabilität von k = 10-12 m2 erreicht der Marker keine der beiden Produktionsbohrungen im simulierten Zeitraum (siehe Kurve der dreieckigen Symbole in Abb. 10). Die Aktivierung der verbindenden Kluft im Modell resultiert in einem schnellen Durchbruch des Markierungsmittels (siehe Kurven der gefüllten quadratischen und rautenförmigen Symbole in Abb. 10). Durch den Permeabilitätskontrast zum Nebengestein konzentriert sich die Strömung auf die verbindende Kluft und ein schneller Markerdurchbruch wird beobachtet (Abb. 11). Die Permeabilität in der verbindenden Kluft ist k = 10-11 m2 und die Porosität ist Φ = 4 %. Für das Nebengestein wurden die hydraulischen Parameter für den oben beschriebenen frischen Granit definiert. In der Simulation ohne aktivierte strukturelle Zonen beträgt die Porosität im gesamten Modell Φ = 4 % und die Permeabilität k = 10-12 m2. Numerische Simulation von Strömung, Stoff- und Wärmetransport 19 Die unterschiedlichen Durchbruchszeiten an den Entnahmebrunnen GPK2 und GPK4 bei aktivierter Kluft sind auf die unterschiedlich starken Pumpraten zurückzuführen. Die Pumprate in GPK2 ist dreimal so hoch wie in GPK4. Es baut sich zwischen GPK2 und GPK3 ein höherer hydraulischer Gradient i auf, und die Filtergeschwindigkeit ν (m s-1) des Wassers wird somit nach Darcy (siehe Formel 2, Q = Durchfluss, A = durchflossene Fläche) zwischen diesen beiden Bohrungen höher als zwischen GPK3 und GPK4. Q = A ×ν = A × i × K (2) Abb. 9 Markerverteilung nach 150 simulierten Tagen in einer einfachen Triplette Tab. 4 Hydraulische Parameter der Simulation aus Abb. 9 Porosität Φ (%) Verbindende Kluft Kluftscharen Stimulierte Zonen Große Störung Dispersionslänge (m) Permeabilität k (m2) 10-12 10-12 10-12 10-12 4,0 4,0 4,0 4,0 10 Numerische Simulation von Strömung, Stoff- und Wärmetransport 20 Die Markerkonzentration in GPK2 (Abb. 10) zeigt den Verlauf einer gedämpften Schwingung. Diese Form ist auf die Reinjektion des geförderten Wassers zurückzuführen. Das geförderte Markierungsmittel wird wieder in die Bohrung verpresst und der zuvor erzielte Markerdurchbruch wiederholt sich in abgeschwächter Form. Die Wellenlänge und auch die Amplitude dieser gedämpften Schwingung werden durch den ersten Markerdurchbruch bestimmt. Je früher der Markerdurchbruch erfolgt, desto höher ist dessen Konzentration und 1.8E-2 1.2E-2 -6.0E-3 0.0E+0 6.0E-3 Konzentration (mmol L-1) 2.4E-2 somit auch die Amplitude der Schwingung. 0 verbindende Kluft GPK2 verbindende Kluft GPK2 ohne Reinjektion verbindende Kluft GPK4 nur Grundgebirge GPK2, GPK4 20 40 60 80 100 120 140 Zeit (Tage) Abb. 10 Kurve der Markerkonzentration an den Brunnen GPK2 und GPK4 mit isotroper Permeabilität bzw. Porosität und mit aktivierter verbindender Kluft Tab. 5 Hydraulische Parameter der Simulation aus Abb. 11 Porosität Φ (%) Verbindende Kluft Kluftscharen Stimulierte Zonen Große Störung Dispersionslänge (m) Permeabilität k (m2) 10-11 10-16 10-16 10-16 4,0 1,0 1,0 1,0 10 In Abhängigkeit von der Menge des eingetragenen Markierungsmittels und des durchströmten Volumens im Reservoir stellt sich ein stationärer Zustand mit konstanter Konzentration ein. Ein entsprechendes Verhalten wurde von Kocabas (1989) für vergleichbare Modelle gezeigt. Im Folgenden sollen die Markierungskurven der Simulation mit ausschließlich aktivierter Numerische Simulation von Strömung, Stoff- und Wärmetransport 21 verbindender Kluft (Abb. 10) als Referenzkurve dienen, um die Auswirkungen der zusätzlich aktivierten strukturellen Einheiten auf die Markierungskurve deutlich sichtbar zu machen. Abb. 11 4.2.1.2. Markerverteilung nach 150 simulierten Tagen mit aktivierter verbindender Kluft Natürliche Kluftscharen im Grundgebirge Bohrlochinterpretationen haben gezeigt, dass das Grundgebirge unterhalb von Soultz von zwei dominanten Kluftscharen durchzogen wird (siehe Kapitel 3.3). Im folgenden Abschnitt wird gezeigt, welchen Einfluss die Kluftscharen auf die hydraulische Verbindung zwischen den Bohrungen haben. Die Kurve der Markerkonzentration einer Simulation mit aktivierten Kluftscharen zeigt eine Reduktion der Markerkonzentration (Abb. 12). Aus Abb. 13 ist erkennbar, dass Markierungsmittel in die Kluftscharen eindringt. Die Form der Kurve verändert sich bei einer Dominanz der verbindenden Kluft hinsichtlich der hydraulischen Permeabilität qualitativ nicht. Die gedämpfte Schwingung der Markerkonzentration bleibt gut erkennbar. Die Permeabilität in den zwei Kluftscharen beträgt k = 10-12 m2 und in der verbindenden Kluft k = 10-11 m2. Die Porositäten sind in beiden strukturellen Einheiten auf Φ = 4 % festgelegt. Numerische Simulation von Strömung, Stoff- und Wärmetransport 22 Der größte Teil der Strömung verläuft hier auch entlang der verbindenden Kluft. Die Filtergeschwindigkeiten ν (m s-1) in der verbindenden Kluft erreichen bis zu ν = 300 m a-1. In den Kluftscharen ist die Filtergeschwindigkeit maximal ν = 100 m a-1. Bei gleicher Porosität in beiden strukturellen Zonen, jedoch unterschiedlichen Filtergeschwindigkeiten ergeben sich auch unterschiedliche Abstandsgeschwindigkeiten c (m s-1). c= ν φ (3) Mit einer Porosität von 4 % ergibt sich somit eine Abstandsgeschwindigkeit von 7500 m a-1 für die verbindende Kluft und 2500 m a-1 für die Kluftscharen. Daraus wird ersichtlich, dass der Hauptteil der Strömung über die verbindende Kluft verläuft. 2.4E-2 verb. Kluft + Kluftscharen GPK2 verbindende Kluft GPK4 1.2E-2 1.8E-2 verb. Kluft + Kluftscharen GPK4 6.0E-3 0.0E+0 Konzentration (mmol L-1) verbindende Kluft GPK2 0 20 40 60 80 Zeit (Tage) 100 120 140 Abb. 12 Kurven der Markerkonzentration an den Brunnen GPK2 und GPK4 mit aktivierter verbindender Kluft und zusätzlich aktivierten Kluftscharen Tab. 6 Hydraulische Parameter der Simulation aus Abb. 13 Porosität Φ (%) Verbindende Kluft Kluftscharen Stimulierte Zonen Große Störung Dispersionslänge (m) Permeabilität k (m2) 10-11 10-12 10-16 10-16 4,0 4,0 1,0 1,0 10 Numerische Simulation von Strömung, Stoff- und Wärmetransport Abb. 13 4.2.1.3. 23 Markerverteilung nach 150 simulierten Tagen mit aktivierter verbindender Kluft und zusätzlich aktivierten Kluftscharen Stimulierte Zonen im bohrlochnahen Bereich Die hydraulischen Stimulationen der bohrlochnahen Bereiche erzeugten im Reservoir Zonen erhöhter Permeabilität und Porosität. Die Unterschiede der Markierungskurven in Abb. 14 zeigen die Auswirkungen der aktivierten stimulierten Zonen. Die stimulierten Zonen sind in Abb. 15 durch die Markerverteilung deutlich sichtbar. Die Porosität in den stimulierten Zonen beträgt Φ = 5 % und die Permeabilität k = 10-13 m2. Die Aktivierung der stimulierten Zonen führt zu einer Aufnahme von Markierungsmittel in diese strukturelle Einheit. Die Kurve der Markerkonzentration zeigt daher einen erheblich geringeren Wert am Markerdurchbruch. Das Markierungsmittel fließt aus der verbindenden Kluft in die stimulierten Zonen. Somit nimmt die Markerkonzentration in der verbindenden Kluft stark ab (Abb. 14). Die geringe Markerkonzentration am Maximum schwächt die Amplitude der Oszillation erheblich. Zurückfließen des Markers aus den stimulierten Zonen in den Entnahmebrunnen verstärkt diesen Effekt. Die Markerkonzentration in GPK2 ist der gemessenen Markierungskurve ähnlich (Abb. 5). Numerische Simulation von Strömung, Stoff- und Wärmetransport 24 2.4E-2 verbindende Kluft GPK2 verb. Kluft + stimulierte Zonen GPK2 Konzentration (mmol L-1) verbindende Kluft GPK4 0.0E+0 6.0E-3 1.2E-2 1.8E-2 verb. Kluft + stimulierte Zonen GPK4 0 20 40 60 80 Zeit (Tage) 100 120 140 Abb. 14 Kurven der Markerkonzentration an den Brunnen GPK2 und GPK4 mit aktivierter verbindender Kluft und zusätzlich aktivierten stimulierten Zonen Abb. 15 Markerverteilung nach 150 simulierten Tagen mit aktivierter verbindender Kluft und zusätzlich stimulierten Zonen Numerische Simulation von Strömung, Stoff- und Wärmetransport 25 Die verlangsamte Konzentrationsabnahme, welche von Sanjuan et al. (2006) durch einen zweiten direkten Kreislauf erklärt wird, ist hier auf die Reinjektion zurückzuführen. Tab. 7 Hydraulische Parameter der Simulation aus Abb. 15 Porosität Φ (%) Verbindende Kluft Kluftscharen Stimulierte Zonen Große Störung Dispersionslänge (m) 4.2.1.4. Permeabilität k (m2) 10-11 10-16 10-13 10-16 4,0 1,0 5,0 1,0 10 Große Störung zwischen GPK3 und GPK4 Die folgenden Simulationen zeigen die Auswirkung einer hydraulischen Störung zwischen GPK3 und GPK4. Die Messungen haben gezeigt, dass zwischen diesen Bohrungen die hydraulische Verbindung schwach ist. Nur wenig Markermaterial gelangt zum Entnahmebrunnen. Die hydraulische Störung wird in den Simulationen einerseits als hydraulische Barriere und andererseits als Drainage definiert. Die strukturelle Einheit der großen Störung wirkt durch ihre hohen Permeabilitäten und Porositäten als Drainage. Wie die Kurve in Abb. 16 zeigt, bewirkt die Aktivierung der großen Störung als Drainage eine geringe Zunahme der Markerkonzentration bei GPK2. An GPK4 werden nach der Aktivierung dieser strukturellen Einheit erheblich geringere Konzentrationen gemessen. Eine gute Permeabilität in der großen Störung erlaubt den Abfluss des Formationswassers. Eine hohe Porosität stellt das Volumen zur Aufnahme des Marker führenden Wassers. Im Bereich der großen Störung ist, bedingt durch den Modellaufbau, eine Zone mit erhöhter Markerkonzentration zu erkennen (Abb. 17). Die Störung nimmt den Marker auf und verzögert sein Eintreffen am Entnahmebrunnen GPK4. Die Permeabilität beträgt in der Simulation mit der Drainage k = 10-12 m2 und die Porosität beträgt Φ = 12 %. Tab. 8 Hydraulische Parameter der Simulation aus Abb. 17 Porosität Φ (%) Verbindende Kluft Kluftscharen Stimulierte Zonen Große Störung Dispersionslänge (m) Permeabilität k (m2) 10-11 10-16 10-16 10-12 4,0 1,0 1,0 12,0 10 1.8E-2 2.4E-2 26 1.2E-2 -6.0E-3 0.0E+0 6.0E-3 Konzentration (mmol L-1) Numerische Simulation von Strömung, Stoff- und Wärmetransport 0 verbindende Kluft GPK2 verb. Kluft + große Störung GPK2 verbindende Kluft GPK4 verb. Kluft + große Störung GPK4 20 40 60 80 Zeit (Tage) 100 120 140 Abb. 16 Kurven der Markerkonzentration an den Brunnen GPK2 und GPK4 mit aktivierter verbindender Kluft und zusätzlich aktivierter großen Störung als Drainage Abb. 17 Markerverteilung nach 150 simulierten Tagen mit aktivierter verbindender Kluft und zusätzlich aktivierter großen Störung als Drainage Numerische Simulation von Strömung, Stoff- und Wärmetransport 27 Mit einer Porosität von Φ = 4 % und einer Permeabilität von k = 10-15 m2 wirkt die große Störung als Barriere und es gelangt ebenfalls kaum Markermaterial an den Entnahmebrunnen GPK4 (Abb. 18, - große Störung GPK4 -, nach 150 Tagen). In Abb. 19 ist zu erkennen, wie sich zwischen den Bohrungen GPK3 und GPK4 das Markermaterial ansammelt, weil die Strömung aufgrund der hohen Permeabilität in der großen Störung nahezu gestoppt wird. Zudem ist zu erkennen, dass das Markierungsmittel auch in das sehr undurchlässige und schwach poröse Nebengestein eindringt. An GPK2 tritt der Markerdurchbruch etwas früher ein und die Maximalkonzentration steigt leicht an. Beide Modellvarianten zeigen in GPK2 nach 150 Tagen eine deutlich geringere Konzentration. In beiden Modellen ist dem direkten Kreislauf zwischen GPK3 und GPK2 -6.0E-3 0.0E+0 6.0E-3 1.2E-2 1.8E-2 Konzentration (mmol L-1) 2.4E-2 zeitweilig Markierungsmittel entzogen worden. 0 verbindende Kluft GPK2 verb. Kluft + große Störung GPK2 verbindende Kluft GPK4 verb. Kluft + große Störung GPK4 20 40 60 80 Zeit (Tage) 100 120 140 Abb. 18 Kurven der Markerkonzentration an den Brunnen GPK2 und GPK4 mit aktivierter verbindender Kluft und zusätzlich aktivierter großen Störung als Barriere Tab. 9 Hydraulische Parameter der Simulation aus Abb. 19 Porosität Φ (%) Verbindende Kluft Kluftscharen Stimulierte Zonen Große Störung Dispersionslänge (m) Permeabilität k (m2) 10-11 10-16 10-16 10-15 4,0 1,0 1,0 4,0 10 Numerische Simulation von Strömung, Stoff- und Wärmetransport 28 Abb. 19 Markerverteilung nach 150 simulierten Tagen mit aktivierter verbindender Kluft und zusätzlich aktivierter großen Störung als Barriere 4.2.2. Sensitivitätsanalyse der hydraulischen Parameter Zur Sensitivitätsanalyse der unterschiedlichen Parameter wurde eine Basissimulation ausgewählt, welche die qualitativen Merkmale der gemessenen Markierungskurve aufweist (Abb. 20). Mit Hilfe der Ergebnisse aus der Sensitivitätsanalyse wird anschließend die Basissimulation quantitativ weiter an die gemessene Markierungskurve angepasst. Die hydraulischen Parameter in den strukturellen Zonen und dem Nebengestein dieser Basissimulation sind: Tab. 10 Hydraulische Parameter der Basissimulation (Abb. 20) Porosität Φ (%) Verbindende Kluft Kluftscharen Stimulierte Zonen Große Störung Dispersionslänge (m) Permeabilität k (m2) 10-11 10-13 10-13 10-11 4,0 5,0 4,0 4,0 10 Numerische Simulation von Strömung, Stoff- und Wärmetransport 29 Die Markerverteilung der Basissimulation zeigt alle strukturellen Zonen an (Abb. 21). Deutlich erkennbar sind die stimulierten Zonen um die Brunnen GPK2 und GPK3. Die große Störung zwischen GPK3 und GPK4 ist ebenfalls als Bereich erhöhter Markerkonzentration sichtbar. Die gut durchlässige Kluft verbindet diese drei Bereiche. Die Kluftscharen sind als kleine Äste an der verbindenden Kluft leicht angedeutet. 7.E-3 Konzentration (mmol L-1) 6.E-3 5.E-3 4.E-3 3.E-3 2.E-3 1.E-3 0.E+0 Simulation GPK2 Messung GPK2 -1.E-3 0 Abb. 20 20 40 Simulation GPK4 Messung GPK4 60 80 Zeit (Tage) 100 120 140 Kurven der Basissimulation und der Messung an den Brunnen GPK2 und GPK4 Basissimulation (GPK2: schwarz, GPK4: schwarz gestrichelt) Messung vor Ort (GPK2: grau, GPK4: grau gestrichelt) Die Betrachtung der Simulationsergebnisse in Bezug auf die verbindende Kluft, die Kluftscharen und die stimulierten Zonen konzentrieren sich auf den Markerdurchbruch am Entnahmebrunnen GPK2. Wie in Kapitel 4.2.1 gezeigt wurde, sind die Auswirkungen dieser strukturellen Einheiten an den Markierungskurven aus GPK2 deutlich erkennbar. Die strukturelle Einheit „große Störung“ hat hingegen auf die Markerkonzentration an GPK2 wenig Einfluss. Die Betrachtung der Simulationsergebnisse in Bezug auf die große Störung konzentriert sich daher auf die Markerkonzentration am Entnahmebrunnen GPK4 nach 150 Tagen. Hier sind deutliche Veränderungen in der Markerkonzentration erkennbar (Abb. 16 und Abb. 18, - große Störung GPK4 -). Die Werte der Porosität aus der Basissimulation liegen im Bereich der von Rosener et al. (2006) vorgestellten Messungen (siehe Kapitel 2.2). Dem Grundgebirge im Numerische Simulation von Strömung, Stoff- und Wärmetransport 30 Modell werden die Parameter des frischen Granits zugeordnet. Die Parameter der verbindenden Kluft, der Kluftscharen und der großen Störung sind hier dem alterierten Kluftgestein zugeordnet. Der unterschiedliche Maßstab zwischen den bemessenen Proben (1,5 cm × 1,8 cm) und der Größe des Modells lassen einen ausreichend großen Spielraum zur Variation der Parameter zu. Der hydrothermal alterierte Granit wird in den Simulationen nicht explizit integriert. Abb. 21 Markerverteilung der Basissimulation nach 150 simulierten Tagen bei Aktivierung aller strukturellen Einheiten (hydraulische Parameter siehe Tab. 10) Zur Analyse der Sensitivität von Permeabilität, Porosität, Anisotropie, Dispersionslänge und Modellmächtigkeit wurden diese erhöht bzw. verringert und die resultierenden Markierungskurven dann mit der Markierungskurve der Basissimulation verglichen. Die Beobachtungen werden im Folgenden beschrieben und interpretiert. Die Änderungen der Permeabilität und der Anisotropie bewegen sich im Rahmen mehrerer Größenordnungen. Die Anisotropie ist als das Verhältnis der Permeabilitäten im Gestein in senkrecht aufeinander stehende Richtungen angegeben und variiert ebenfalls um mehrere Größenordnungen. Die Numerische Simulation von Strömung, Stoff- und Wärmetransport 31 Porositäten wurden um einige Prozentpunkte variiert. Die Dispersionslänge wurde um maximal ± 50 % verändert. Die Mächtigkeiten der Modelle variieren zwischen 80 m und 200 m. Eine Veränderung der maximalen Markerkonzentration bzw. des Markerdurchbruchs wurde als signifikant bewertet, wenn die Variation eines Parameters eine Veränderung von 0,001 mmol L-1 bzw. 5 Tage bewirkte. 4.2.2.1. Sensitivität lokaler Parameter In den folgenden vier Abschnitten werden die Auswirkungen der Variationen der lokalen hydraulischen Parameter Permeabilität, Porosität und Anisotropie auf die Markierungskurve beobachtet und diskutiert. Diese Parameter lassen sich für jede strukturelle Einheit individuell variieren. Die Basissimulation ist in folgenden Markierungskurven immer als schwarze Linie ohne Symbole dargestellt. 4.2.2.1.1. Verbindende Kluft zwischen Injektions- und Produktionsbohrung Die Porosität der verbindenden Kluft beeinflusst den Zeitpunkt des Markerdurchbruchs und die Maximalkonzentration. Eine geringere Porosität in der verbindenden Kluft führt zu einem schnelleren Eintreffen des Markerdurchbruchs und zu einer höheren Konzentration. Bei Erhöhung der Porosität verzögert sich das Eintreffen des Maximums und die Maximalkonzentration verringert sich (Abb. 22). Die Abstandsgeschwindigkeit c im durchflossenen Medium variiert bei konstantem, verpresstem Wasservolumen mit dem vorhandenen Porenraum (Porosität Φ). Die Filtergeschwindigkeit ν bleibt, aufgrund der vorgegebenen Pumpraten, konstant (siehe Formel 2). Bei geringem Porenvolumen ist die Abstandsgeschwindigkeit entsprechend hoch und bei hohem Porenvolumen fließt das Wasser entsprechend langsam. Eine bestimmte Wassermenge, die durch einen Querschnitt fließt muss schneller werden, wenn sich dieser verringert. Bei hohen Abstandsgeschwindigkeiten ist weniger Zeit für eine diffuse Markerverteilung im Formationswasser gegeben. Daher ist die Kurvenform bei schnellen Markerdurchbrüchen spitzer und die Konzentration ist höher. Mit steigender Abstandsgeschwindigkeit, bedingt durch niedrige Porositäten, gelangt im betrachteten Zeitraum mehr Markierungsmittel an die Entnahmebrunnen, die Fläche unter den Markierungskurven nimmt zu (Abb. 22). 4.0E-3 6.0E-3 8.0E-3 32 2.0E-3 0.0E+0 Konzentration (mmol L-1) Numerische Simulation von Strömung, Stoff- und Wärmetransport 0 20 40 60 80 100 120 140 Zeit (Tage) 2% Abb. 22 3% 4% 5% 6% Kurven der Markerkonzentration in GPK2 mit verschiedener Porosität Φ (%) in der verbindenden Kluft Nach erhöhter Permeabilität verschiebt sich die Markierungskurve im Bezug zur Basissimulation zeitlich leicht nach vorne und die Markerkonzentration am Maximum nimmt deutlich zu (Abb. 23). Eine geringere Permeabilität verzögert das Eintreffen des Markermaximums und die Markerkonzentration nimmt ab. Wenn der Permeabilitätskontrast der verbindenden Kluft zur angrenzenden strukturellen Einheit niedrig ist, dann dringt mehr Markierungsmittel in diese ein und die Konzentration am Kurvenmaximum sinkt. Der Fluidfluss beschränkt sich bei hohem Permeabilitätskontrast auf die verbindende Kluft und das Markierungsmittel entweicht nicht in angrenzende Bereiche, die Maximalkonzentration steigt entsprechend an. Die Anisotropie ist definiert als das Verhältnis der Permeabilitäten in Richtung senkrecht zur Streichrichtung der Kluft: A = k2/kz. Die Permeabilität parallel zur Streichrichtung variiert mit dem angegebenen Anisotropiefaktor A zur Permeabilität senkrecht zur Streichrichtung. Durch die angegebenen Faktoren (Legende in Abb. 24) wird die Permeabilität senkrecht zur Streichrichtung verringert. Die Anisotropie in der verbindenden Kluft führt zu den gleichen Effekten, die bei einer Änderung der Permeabilität zu erkennen sind. Hohe Anisotropie bewirkt also einen schnellen Markerdurchbruch und hohe Konzentrationen. 1.2E-2 1.8E-2 33 6.0E-3 0.0E+0 Konzentration (mmol L-1) Numerische Simulation von Strömung, Stoff- und Wärmetransport 0 20 40 60 80 100 120 140 Zeit (Tage) 1e-10 m^2 1e-11 m^2 8e-12 m^2 1e-12 m^2 Kurven der Markerkonzentration in GPK2 mit verschiedener Permeabilität k (m2) in der verbindenden Kluft 0.0E+0 4.0E-3 8.0E-3 1.2E-2 Abb. 23 Konzentration (mmol L-1) 2e-11 m^2 0 20 40 60 80 100 120 140 Zeit (Tage) 1 Abb. 24 10^3 10^4 10^5 Kurven der Markerkonzentration in GPK2 mit verschiedenen Anisotropiefaktoren A = k2/kz in der verbindenden Kluft Numerische Simulation von Strömung, Stoff- und Wärmetransport 34 Die Verringerung der Permeabilität senkrecht zur Streichrichtung (Erhöhen der Anisotropie) hemmt den Fluss des Porenwassers in diese Richtung. Das Marker führende Formationswasser fließt bevorzugt in Streichrichtung und erreicht entsprechend früher den Entnahmebrunnen. Da innerhalb der verbindenden Kluft ein Fließen senkrecht zur Streichrichtung erschwert ist, gelangt weniger Markierungsmittel in die angrenzenden stimulierten Zonen und somit mehr Markierungsmittel in die Entnahmebrunnen. Die für die Simulationen gewählten Faktoren sind unrealistisch hoch. In Kluftzonen erreicht der Anisotropiefaktor Werte von A = 10 - 100. Der Vergleich der Kurven aus Abb. 23 und Abb. 24 zeigt, dass erst Anisotropiefaktoren von A > 1000 einen Einfluss auf die Markierungskurve haben. 4.2.2.1.2. Natürliche Kluftscharen im Grundgebirge Die Änderung der Porosität in den Kluftscharen führt zu schwachen Veränderungen der maximalen Markerkonzentration. Der Zeitpunkt des Markerdurchbruchs wird nicht erkennbar beeinflusst (Abb. 25). Sogar bei unrealistisch hohen Porositäten von Φ = 50 % nimmt die Markerkonzentration am Durchbruch nur unwesentlich ab. Trotz der geringen Veränderung ist der Trend zu beobachten, dass eine Erhöhung der Porosität zu einer Verringerungen der Markerkonzentration führt. Die Kontaktfläche zwischen den Kluftscharen und der verbindenden Kluft ist sehr gering. Daher ist ein Austausch des Formationswassers zwischen diesen beiden strukturellen Einheiten erschwert. Weitere Simulationen zur Untersuchung der Porosität in den Kluftscharen ergaben, dass auch bei höheren Permeabilitäten in den Kluftscharen eine Variation der Porosität den Zeitpunkt des Durchbruchs nicht beeinflusst. Die Veränderung der Konzentration hängt hier von der Größe der Kontaktfläche zwischen Kluftschar und verbindender Kluft ab. Die Kontaktfläche der Kluftscharen zur verbindenden Kluft zwischen den Bohrungen beträgt ca. 5000 m2. Dieser Wert ergibt sich aus der Mächtigkeit des Modells (100 m) und der Anzahl aneinandergrenzender Zellen dieser strukturellen Zonen (5 Zellen mit 10 m Seitenlänge ergeben 50 m Kontaktlänge). Kontaktfläche = 100 m × 50 m = 5000 m2 (4) Eine Erhöhung der Permeabilität in den Kluftscharen bewirkt eine Verzögerung der Ankunft des Markermaximums und eine Verringerung der maximalen Konzentration (Abb. 26). Eine Reduzierung der Permeabilität hingegen beschleunigt den Markerdurchbruch und dessen Konzentration. 6.0E-3 4.0E-3 0 20 1% 40 60 5% 80 Zeit (Tage) 11 % 100 120 25 % 140 50 % Kurven der Markerkonzentration in GPK2 mit verschiedener Porosität Φ (%) in den Kluftscharen 0.0E+0 2.0E-3 4.0E-3 6.0E-3 Abb. 25 Konzentration (mmol L-1) 35 2.0E-3 0.0E+0 Konzentration (mmol L-1) Numerische Simulation von Strömung, Stoff- und Wärmetransport 0 20 40 60 80 100 120 140 Zeit (Tage) 1e-11 m^2 Abb. 26 1e-12 m^2 1e-13 m^2 1e-14 m^2 1e-16 m^2 Kurven der Markerkonzentration in GPK2 mit verschiedener Permeabilität k (m2) in den Kluftscharen Numerische Simulation von Strömung, Stoff- und Wärmetransport 36 Bei höherer Permeabilität in den Kluftscharen fließt mehr Fluid in und durch die Kluftscharen und wird somit dem direkten Strömungskreislauf zwischen Injektions- und Förderbrunnen entzogen. Daher sinkt die maximale Konzentration beim Markerdurchbruch. Reduzierte Permeabilität verhindert das Eindringen von Markierungsmittel in die Kluftscharen, daher bleibt mehr Markierungsmittel im direkten Kreislauf und gelangt zum Entnahmebrunnen. Der Einfluss der Permeabilität der Kluftscharen in Bezug auf einen beschleunigten Markerdurchbruch ist durch den Permeabilitätskontrast zur verbindenden Kluft begrenzt. Bei hohen Permeabilitätskontrasten sind die beschriebenen Effekte vernachlässigbar gering. Auf die Untersuchung der Anisotropie wurde hier verzichtet, da mit sehr geringen Auswirkungen zu rechnen ist (siehe Abschnitt 4.2.2.1.1). 4.2.2.1.3. Stimulierte Zonen im bohrlochnahen Bereiche Der Zeitpunkt des Eintreffens des Markierungsmaximums wird durch Veränderung der Porosität in der stimulierten Zone nicht beeinflusst. Die maximale Konzentration hingegen steigt mit abnehmender Porosität an (Abb. 27). Bei hohen Porositäten in den stimulierten Zonen gelangt mehr Formationswasser und somit mehr Markierungsmittel in den stimulierten Bereich und die am Entnahmebrunnen gemessene Konzentration sinkt. Geringere Porosität lässt weniger Markierungsmittel in die stimulierten Zonen eindringen, somit gelangt mehr an den Entnahmebrunnen. In der Abb. 27 sind neben den Markierungskurven zusätzlich die Kurven der Rückgewinnung des Markermaterials eingetragen (leere Symbole). Hier wird erkennbar, dass hohe Porositäten in den stimulierten Zonen mehr Volumen stellt, um Markermaterial aufnehmen zu können und die Rückgewinnung dadurch geringer ist. Die Erhöhung der Permeabilität in den stimulierten Zonen bewirkt ein späteres Eintreffen des Konzentrationsmaximums und eine Verringerung der Konzentration. Die Verminderung der Permeabilität führt zum gegenteiligen Effekt (Abb. 28). Eine Erhöhung der Permeabilität in den stimulierten Zonen bewirkt eine Verringerung des Permeabilitätskontrasts zur verbindenden Kluft. Es fließt mehr Fluid durch die stimulierten Bereiche und im betrachteten Zeitraum erreicht weniger Markierungsmittel den Entnahmebrunnen. Eine Verringerung der Permeabilität der stimulierten Zonen bewirkt das Gegenteil. Die Strömung beschränkt sich auf die verbindende Kluft und weniger Markierungsmittel dringt in die stimulierten Bereiche ein. Schon eine Variation um eine Größenordnung führt zu einer Änderung der Maximalkonzentration um den Faktor 2,5 bis 3. Zur Veranschaulichung dieses starken Effekts sind in Abb. 28 auch Simulationen mit geringeren Variationen der Permeabilität dargestellt. Numerische Simulation von Strömung, Stoff- und Wärmetransport 37 Die Rückgewinnungskurven in Abb. 28 zeigen hohe Werte bei niedrigen Permeabilitäten in den stimulierten Zonen. Bei hohen Permeabilitäten dringt mehr Markierungsmittel weiter in 40 4.0E-3 20 2.0E-3 30 10 Rückgewinnung (%) 8.0E-3 50 6.0E-3 60 0.0E+0 Konzentration (mmol L-1) 1.0E-2 die stimulierten Zonen ein und weniger Marker gelangt an den Entnahmebrunnen. 0 0 20 2% Abb. 27 40 3% 60 80 Zeit (Tage) 100 4% 120 5% 140 6% Variation der Markerkonzentration in GPK2 mit der Porosität Φ (%) in den stimulierten Zonen; die gestrichelte Linie und die ungefüllten Symbole zeigen den zurückgewonnenen Prozentanteil des Markermaterials Das regionale Spannungsfeld im Grundgebirge bewirkt eine Ausbreitung der Klüfte in Richtung der größten Hauptspannung. Die Verteilung der Mikrobeben, hervorgerufen durch die hydraulische Stimulation, zeigt dies an (Cuenot et al. 2006). Daher ist eine Untersuchung der hydraulischen Anisotropie in den stimulierten Zonen sinnvoll. Das Eingeben einer Anisotropie in den stimulierten Zonen führt zu den gleichen Effekten, die bei einer Änderung der Permeabilität zu erkennen sind (Abb. 29). Ein hoher Anisotropiefaktor ist analog zu einer niedrigen Permeabilität in Richtung der geringsten Hauptspannung (senkrecht zum Streichen der verbindenden Kluft). Dies behindert das Eindringen von markierungsmittelhaltigem Formationswasser. Somit gelangt mehr Markierungsmittel bis zum Entnahmebrunnen. Der hier beobachtete Effekt entspricht dem bei der Variation der Anisotropie in der verbindenden Kluft. Je höher der Permeabilitätskontrast zugunsten der verbindenden Kluft, desto früher und desto höher erfolgt der Markerdurchbruch. Die Kurven der Rückgewinnung zeigen, dass bei kleinem Anisotropiefaktor mehr Marker in die stimulierten Zonen eindringt als bei einem hohen und weniger Markierungsmittel zurück gewonnen wird. Numerische Simulation von Strömung, Stoff- und Wärmetransport 38 1.8E-2 1.2E-2 50 40 30 20 Rückgewinnung (%) 60 6.0E-3 Konzentration (mmol L-1) 70 0.0E+0 10 0 0 20 1e-12 m^2 60 80 Zeit (Tage) 2e-13 m^2 100 1e-13 m^2 120 8e-14 m^2 140 1e-14 m^2 Kurven der Markerkonzentration in GPK2 mit verschiedener Permeabilität in den stimulierten Zonen; die gestrichelte Linie und die ungefüllten Symbole zeigen den zurückgewonnenen Prozentanteil des Markermaterials 70 50 1.2E-2 40 30 20 Rückgewinnung (%) 1.8E-2 60 6.0E-3 Konzentration (mmol L-1) 2.4E-2 Abb. 28 40 0.0E+0 10 0 0 1 Abb. 29 20 40 60 80 Zeit (Tage) 10^3 100 10^4 120 140 10^5 Kurven der Markerkonzentration in GPK2 mit verschiedener Anisotropiefaktor A = k2/kz in den stimulierten Zonen; die gestrichelte Linie und die ungefüllten Symbole zeigen den zurückgewonnenen Prozentanteil des Markermaterials Numerische Simulation von Strömung, Stoff- und Wärmetransport 4.2.2.1.4. 39 Große Störung zwischen GPK3 und GPK4 Bisher wurden die Markerkonzentrationen in dem Entnahmebrunnen GPK2 betrachtet. Die Kurven in diesem Abschnitt stellen die simulierte Markerkonzentration in GPK4 dar. Die Auswirkungen der großen Störung auf die Markerkonzentration in GPK2 ist zu vernachlässigen (siehe Kapitel 4.2.1.4). Je größer die Porosität in der großen Störung ist, desto geringer ist die Markerkonzentration nach 150 Tagen, und weniger Marker gelangt insgesamt an den Entnahmebrunnen (Abb. 30). Es wird mehr Markermaterial durch die große Störung aufgenommen. Je geringer die Porosität, desto höher ist die Markerkonzentration und mehr Markermaterial gelangt an den Entnahmebrunnen. Die Fläche unterhalb der Kurve bzw. die Menge des wieder gewonnenen Markermaterials sinkt mit steigender Porosität. Eine Variation der Permeabilität in der großen Störung führt in beiden Fällen, sowohl bei einer Erhöhung als auch bei einer Verringerung, zu einer geringeren Markerkonzentration nach 150 Tagen. Die Erhöhung der Permeabilität verstärkt den Drainageeffekt und die Verringerung erhöht den Barriereeffekt dieser strukturellen Einheit. Wie in Abb. 31 1.8E-4 1.2E-4 6.0E-5 0.0E+0 Konzentration (mmol L-1) 2.4E-4 dargestellt, ist der Barriereeffekt stärker als der Drainageeffekt. 0 20 13 % Abb. 30 40 14 % 60 80 Zeit (Tage) 15% 100 16 % 120 140 17 % Kurven der Markerkonzentration in GPK4 mit verschiedener Porosität Φ (%) in der großen Störung 40 8.0E-5 1.2E-4 Drainageeffekt 4.0E-5 Barriereeffekt 0.0E+0 Konzentration (mmol L-1) 1.6E-4 Numerische Simulation von Strömung, Stoff- und Wärmetransport 0 20 1e-9 m^2 60 1e-10 m^2 80 Zeit (Tage) 1e-11 m^2 100 120 1e-12 m^2 140 1e-13 m^2 Kurven der Markerkonzentration in GPK4 mit verschiedener Permeabilität k (m2) in der großen Störung 0.0E+0 4.0E-5 8.0E-5 1.2E-4 Abb. 31 Konzentration (mmol L-1) 40 0 20 1 Abb. 32 40 60 80 Zeit (Tage) 10^2 100 120 140 10^3 Kurven der Markerkonzentration in GPK4 mit verschiedenem Anisotropiefaktor A = kz/k2 in der großen Störung Numerische Simulation von Strömung, Stoff- und Wärmetransport 41 Die Anisotropie in der großen Störung ist parallel zur Streichrichtung der verbindenden Kluft angelegt (A = kz/k2). Je höher der Anisotropiefaktor, desto geringer die Markerkonzentration an GPK4 (Abb. 32). Es gelangt einerseits, wie bei geringerer Permeabilität in der großen Störung, weniger durch die große Störung. Andererseits wird, wie bei erhöhter Permeabilität in der großen Störung mehr Markierungsmittel in diese abgelenkt. 4.2.2.2. Sensitivität globaler Parameter Als globale Parameter werden hier die Parameter bezeichnet, welche nicht separat für eine strukturelle Einheit definiert werden, sondern auf das gesamte Modell bezogen sind. Simulationen mit unterschiedlichen Mächtigkeiten des Modells und unterschiedlichen Dispersionslängen wurden untersucht. 4.2.2.2.1. Dispersionslänge Der Koeffizient der hydrodynamischen Dispersion D (m2 s-1) bzw. die Verteilung eines Stoffes im durchflossenen Medium ist nach Scheidegger (1961) proportional zur Abstandsgeschwindigkeit ν (m s-1). Die Proportionalitätskonstante ist der globale hydraulische Parameter Dispersionslänge α (m), welcher in SHEMAT definiert wird. D = α ×ν (5) Die in der Basissimulation definierte Dispersionslänge ist α = 10 m. Dieser Wert gleicht dem der Zellgröße des numerischen Modells. Er passt in den von Gelhar et al. (1992) aufgezeigten Bereich für Dispersionslängen in einem Versuchsfeld der Größe 10 m × 10 m. Je größer die Dispersionslänge, desto später erreicht der Markerdurchbruch die Messstation, und umso geringer ist die Konzentration (Abb. 33). Der Effekt der Verzögerung durch hohe Dispersionslängen ist gering und liegt bei 3 bis 4 Tagen. Die Konzentrationsänderung ist stärker und liegt bei ca. 50 % Zunahme durch eine Dispersionslänge von 5 Metern und ca. 20 % Abnahme durch Erhöhen der Dispersionslänge auf 15 Meter. Die Filtergeschwindigkeit bleibt in den betrachteten Simulationen identisch, da die hydraulischen Parameter nicht variiert wurden. Die hydrodynamische Dispersion, als Produkt aus Filtergeschwindigkeit und Dispersionslänge, verstärkt sich entsprechend mit höherer Dispersionslänge. Die Zerstreuung des Markers nimmt zu. Die Verdünnung des Markers wird somit beschleunigt und die maximale Konzentration am Entnahmebrunnen sinkt. 42 9.0E-3 6.0E-3 3.0E-3 0.0E+0 Konzentration (mmol L-1) 1.2E-2 Numerische Simulation von Strömung, Stoff- und Wärmetransport 0 20 40 60 80 100 120 140 Zeit (Tage) 5m Abb. 33 4.2.2.2.2. 10 m 15 m Kurven der Markerkonzentration in GPK2 mit verschiedener Dispersionslänge α (m) im durchströmten Medium Mächtigkeit des numerischen Modells Die Mächtigkeit des Basismodells beträgt 100 m. Diese Mächtigkeit begründet sich durch einen ausreichend frühen Markerdurchbruch bei den von Rosener et al. (2006) vorgegebenen Porositäten des alterierten Kluftgesteins (siehe Kapitel 2.2) bzw. für die verbindende Kluft. Bei höheren Mächtigkeiten zeigt sich eine deutliche Verzögerung des Markerdurchbruches (Abb. 34). Es sind demnach geringere Porositäten als die von Rosener et al. erforderlich, um den Verzögerungseffekt durch die hohe Modellmächtigkeit wieder auszugleichen und einen frühen Markerdurchbruch zu erlangen (siehe Kapitel 4.2.2.1.1). Eine ähnliche Mächtigkeit (125 Meter) wurde von Portier et al. (2006) für ein numerisches Simulationsmodell genutzt. Hohe Mächtigkeiten verzögern den Markerdurchbruch. Gleichzeitig mit der Verzögerung sinkt das Maximum der Konzentration. Bei einer größeren Mächtigkeit steigt das Porenvolumen im Modell. Mit hohem Porenvolumen nimmt die Abstandsgeschwindigkeit bei konstanter Verpressrate, bzw. konstanter Filtergeschwindigkeit ab (siehe Formel 3). Die Effekte bei einer Variation der Mächtigkeit sind mit den Effekten bei einer Variation der Porosität in der verbindenden Kluft vergleichbar. Höhere Mächtigkeiten bewirken den gleichen Effekt, wie höhere Porositäten in der verbindenden Kluft. 4.0E-3 6.0E-3 8.0E-3 43 2.0E-3 0.0E+0 Konzentration (mmol L-1) Numerische Simulation von Strömung, Stoff- und Wärmetransport 0 20 40 60 80 100 120 140 Zeit (Tage) 80 m Abb. 34 100 m 120 m 150 m 200 m Kurven der Markerkonzentration in GPK2 mit verschiedener Mächtigkeit des numerischen Modells Numerische Simulation von Strömung, Stoff- und Wärmetransport 44 4.2.3. Schematische Zusammenfassung der Ergebnisse Tab. 11 Auswirkungen der Parametervariation auf die Höhe und Eintrittszeit der Markerkonzentration an GPK2 Lokale Parameter Scheitelpunkt Verbindende Kluft (Zeit des Durchbruchs) Konzentration (am Scheitelpunkt) Scheitelpunkt Stimulierte Zonen (Zeit des Durchbruchs) Konzentration (am Scheitelpunkt) Scheitelpunkt Große Störung (Zeit des Durchbruchs) Konzentration (am Scheitelpunkt) Scheitelpunkt Kluft scharen (Zeit des Durchbruchs) Konzentration (am Scheitelpunkt) Globale Parameter Scheitelpunkt (Zeit des Durchbruchs) Konzentration (am Scheitelpunkt) Permeabilität Porosität Anisotropie (Variation um eine Größenordnung) (Variation um einen Prozentpunkt) (Variation um mehrere Größenordnungen) Je niedriger, desto später Je niedriger, desto früher Je höher, desto früher Je niedriger, desto niedriger Je niedriger, desto höher Je höher, desto höher Je niedriger, desto früher Je niedriger, desto früher Je höher, desto früher Je niedriger, desto höher Je niedriger, desto höher Je höher, desto höher Je niedriger, desto früher kein Einfluss Je höher, desto früher Je niedriger, desto höher kein Einfluss Je höher, desto höher Je höher, desto später kein Einfluss Je höher, desto niedriger Je niedriger, desto höher Dispersion Mächtigkeit Je höher, desto später Je höher, desto später Je höher, desto niedriger Je höher, desto niedriger In der Tab. 11 sind die Ergebnisse der Sensitivitätsanalyse in Bezug auf den Entnahmebrunnen GPK2 zusammengefasst. Fett gedruckte Einträge kennzeichnen eine signifikante Änderung am Maximum der Markierungsmittelkonzentration. Grenzwerte zur Signifikanz an GPK2 für die hydraulischen Parameter: - zeitliche Verschiebung des Markerdurchbruchs um 5 Tage, oder Änderung der Konzentration um 0,001 mmol L-1 bei einer Variation der Permeabilität bzw. Porosität um eine Größenordnung bzw. einen Prozentpunkt. Grenzwerte zur Signifikanz an GPK2 für die globalen Parameter: - zeitliche Verschiebung des Markerdurchbruchs um 10 Tage, oder Änderung der Konzentration um 0,001 mmol L-1 bei einer Variation der Dispersionslänge um 5 Meter. - zeitliche Verschiebung des Markerdurchbruchs um 5 Tage, oder Änderung der Konzentration um 0,001 mmol L-1 bei einer Variation des Mächtigkeit um 20 Meter. Numerische Simulation von Strömung, Stoff- und Wärmetransport Tab. 12 45 Auswirkungen der Parametervariation auf die Höhe und Eintrittszeit der Markerkonzentration an GPK4 Lokale Parameter Scheitelpunkt Verbindende Kluft (Zeit des Durchbruchs) Konzentration (nach 150 Tagen) Scheitelpunkt Stimulierte Zonen (Zeit des Durchbruchs) Konzentration (nach 150 Tagen) Scheitelpunkt Große Störung (Zeit des Durchbruchs) Konzentration (nach 150 Tagen) Scheitelpunkt Kluft scharen (Zeit des Durchbruchs) Konzentration (nach 150 Tagen) Globale Parameter Scheitelpunkt (Zeit des Durchbruchs) Konzentration (nach 150 Tagen, oder am Scheitelpunkt) Permeabilität Porosität Anisotropie (Variation um eine Größenordnung) (Variation um einen Prozentpunkt) (Variation um mehrere Größenordnungen) kein Scheitelpunkt erkennbar kein Scheitelpunkt erkennbar kein Scheitelpunkt erkennbar Je niedriger, desto niedriger Je niedriger, desto höher Je höher, desto höher kein Scheitelpunkt erkennbar kein Scheitelpunkt erkennbar kein Scheitelpunkt erkennbar Je niedriger, desto höher Je niedriger, desto höher Je höher, desto höher kein Scheitelpunkt erkennbar kein Scheitelpunkt erkennbar kein Scheitelpunkt erkennbar Je niedriger und je höher, desto niedriger Je höher, desto niedriger Je höher, desto niedriger kein Scheitelpunkt erkennbar kein Scheitelpunkt erkennbar Je höher, desto niedriger Je niedriger, desto höher Dispersion Mächtigkeit kein Scheitelpunkt erkennbar kein Scheitelpunkt erkennbar Je höher, desto höher Je höher, desto niedriger In der Tab. 12 sind die Ergebnisse der Sensitivitätsanalyse in Bezug auf den Entnahmebrunnen GPK4 zusammengefasst. Fett gedruckte Einträge kennzeichnen eine signifikante Änderung der Markierungsmittelkonzentration nach einem simulierten Zeitraum von 150 Tagen. Grenzwerte zur Signifikanz an GPK4 für die hydraulischen Parameter: - Änderung der Konzentration um 0,0001 mmol L-1 bei einer Variation der Permeabilität bzw. Porosität um eine Größenordnung bzw. einen Prozentpunkt. Grenzwerte zur Signifikanz an GPK4 für die globalen Parameter: um 0,0001 mmol L-1 - Änderung der Konzentration Dispersionslänge um 5 Meter. bei einer Variation der - Änderung der Konzentration um 0,0001 mmol L-1 bei einer Variation des Mächtigkeit um 20 Meter. Numerische Simulation von Strömung, Stoff- und Wärmetransport 4.3. 46 Anpassung der gemessenen Markierungskurve Basierend auf den Ergebnissen der Sensitivitätsanalyse soll in diesem Kapitel die Annäherung der simulierten Markierungsmittelkonzentration an die vor Ort gemessene Markierungsmittelkonzentration vorgenommen werden. Die Ergebnisse der Sensitivitätsanalyse wurden nur bezogen auf die Markierungskurve an GPK2 interpretiert, da hier im Gegensatz zur Markierungskurve in GPK4 ein deutlicher Markerdurchbruch erkennbar ist. Der Maximalwert der Konzentration sowie der Zeitpunkt des Markerdurchbruchs wurden bewertet. Die Änderung der Konzentration nach 150 simulierten Tagen wurde in der Sensitivitätsanalyse nicht bewertet, da sich hier meist keine Änderung zeigt. Die bisher betrachteten Markierungskurven sind der gemessenen Kurve in der Form ähnlich, verfügen jedoch über einen späteren Markerdurchbruch und eine höhere Maximalkonzentration (siehe Kapitel 4.2.2, Abb. 20). Durch Variation der hydraulischen Parameter entsprechend ihrer nun bekannten Auswirkungen, bezogen auf die verschiedenen strukturellen Einheiten, gelingt es den Zeitpunkt des Markerdurchbruchs und die Maximalkonzentration anzupassen (Abb. 35). 35 Rückgewinnung (%) 2.E-3 30 1.E-3 25 8.E-4 20 15 10 0.E+0 4.E-4 Konzentration (mmol L-1) 2.E-3 40 5 0 0 20 GPK2 Abb. 35 GPK4 40 60 80 Zeit (Tage) Messung GPK2 100 Messung GPK4 120 140 Wiedergewinnung (%) Simulierte Markierungskurve und gemessene Kurve für GPK2 und GPK4 mit übereinstimmender Maximalkonzentration und Durchbruchszeit Numerische Simulation von Strömung, Stoff- und Wärmetransport 47 Zu dieser Anpassung ist eine geringe Porosität von Φ = 1,5 % in der verbindenden Kluft notwendig um einen frühen Markerdurchbruch zu erzielen. Zur Reduktion der Maximalkonzentration ist eine hohe Porosität von Φ = 10 % in den stimulierten Zonen notwendig (siehe Kapitel 4.2.2.1.1 und 4.2.2.1.3.). Die hydraulischen Parameter der strukturellen Einheiten sind in der Tab. 13 aufgeführt. Nach dieser Anpassung zeigt die Form der simulierten Kurve, abgesehen von dem (ersten) Markerdurchbruch, erhebliche Unterschiede zur gemessenen Kurve. In den ersten 10 Tagen ist eine gute Anpassung an die gemessene Kurve zu sehen. Ab dem ersten Maximum verlaufen beide Kurven jedoch sehr unterschiedlich. Nachdem das erste Maximum erreicht ist, sinkt die simulierte Konzentration leicht ab und es bildet sich kurz darauf ein zweites, vergleichsweise breites und höheres Maximum. Hinter dem zweiten Maximum sinkt die Konzentration wesentlich langsamer, als es nach dem gemessenen Maximum der Fall ist. Dieses Phänomen wurde in der Sensitivitätsanalyse nicht beobachtet. Dieser Kurvenverlauf ist damit zu erklären, dass die stimulierten Zonen den zuvor aufgenommenen Marker wieder an die verbindende Kluft abgeben und so dort und in GPK2 die Konzentration erneut ansteigt. In dieser Simulation werden mehr als 50 % des injizierten Markierungsmittels zurückgewonnen. Die im Markierungsmittelversuch gemessene Menge zurückgewonnenen Materials liegt jedoch bei 23,5 % (siehe Kapitel 3.2). Tab. 13 hydraulische Parameter der Simulation aus Abb. 35 und Abb. 38 Porosität Φ (%) Permeabilität k (m2) Verbindende Kluft Kluftscharen Stimulierte Zonen Große Störung Dispersionslänge (m) 10-11 10-13 10-13 10-15 1,5 5,0 10,0 4,0 10 Im Folgenden wird erläutert, wie die Konzentration nach 150 Tagen reduziert werden kann: Die simulierte Konzentration nach 150 Tagen ist ca. viermal höher, als die gemessene Konzentration. Je nach Poren- bzw. Kluftvolumen des Wärmereservoirs und verpresster Markermenge stellt sich bei Reinjektion des geförderten Wassers eine stationäre Markerkonzentration ein (Kocabas 1989). Diese Konzentration entspricht dem Verhältnis aus benutzter Markermenge und Wassermenge im Reservoir. Die nach 150 Tagen an GPK2 gemessene Markerkonzentration zeigt eine nur noch schwache Abnahme (Abb. 5 rote Kurve). Die stationäre Markerkonzentration ist demnach nahezu erreicht. Das bedeutet, nach 150 Tagen Zirkulation hat sich der Marker gleichmäßig im gesamten Porenraum bzw. Kluftraum Numerische Simulation von Strömung, Stoff- und Wärmetransport 48 des Wärmetauschersystems ausgebreitet. Aus der Konzentration von 2×10-4 mmol L-1 (Abb. 5 rote Kurve nach 150 Tagen) und der Markermenge 150 kg bzw. 399 mol (Molare Masse des Markierungsmittels M = 376 g mol-1) ergibt sich somit für das Porenvolumen des Wärmetauschers ein Wert von 2×106 m3. Porenvolumen: 399000 mmol / 2×10-4 mmol L-1 = 2×106 m3 (6) Diese Menge Wasser zirkuliert demnach bei der Annahme eines geschlossenen Wärmetauschersystems im System. Unter der Annahme, dass sich das Volumen des Wärmetauschers im numerischen Modell hauptsächlich auf die stimulierten Zonen und die verbindende Kluft bezieht, ergibt sich aus dem Modellaufbau ein Wärmetauschervolumen von ca. 6×106 m3 Um die erforderlichen 2×106 m3 Porenvolumen zu erlangen müsste bei dem gegebenen Aufbau des numerischen Modells eine unrealistisch hohe Porosität von 33 % in den stimulierten Zonen definiert werden. Benötigte Porosität: 2×106 m3 / 6×106 m3 = 0,33 → 33 % (7) Eine weitere Möglichkeit ein Kluftvolumen von 2×106 m3 zu erlangen ist die Vergrößerung der strukturellen Einheit der stimulierten Zonen im numerischen Modell, wie in Abb. 36 gezeigt. Eine Simulation mit 33 % Porenvolumen in den stimulierten Zonen führt zu einer Abnahme des ersten, wie auch des zweiten Markermaximums (Vergleich Abb. 35 und Abb. 37). Es werden 18 % des Markierungsmittels wieder gewonnen (leere Symbole). Die ersten Tage der Markierungskurve sind mit der Simulation aus Abb. 35 identisch. Die hohe Porosität in den stimulierten Zonen führt jedoch dazu, dass sehr viel mehr Markermaterial aufgenommen wird und der Maximalwert der Markerkonzentration wesentlich geringer ausfällt. In der simulierten Markierungskurve aus Abb. 37 ist auch ein zweites Maximum zu erkennen. Dieses Maximum erstreckt sich vom 60. bis zum 80. Tag der Simulation und nimmt von da an sehr langsam ab, was auf eine gleichmäßige Verteilung des Markermaterials im Wärmetauscher schließen lässt. Tab. 14 hydraulische Parameter der Simulation aus Abb. 37 Porosität Φ (%) Verbindende Kluft Kluftscharen Stimulierte Zonen Große Störung Dispersionslänge (m) Permeabilität k (m2) 10-11 10-13 10-13 10-15 1,5 5,0 33,0 4,0 10 Numerische Simulation von Strömung, Stoff- und Wärmetransport Abb. 36 Farblich dargestellte strukturelle Einheiten und Pumpraten im numerischen Modell mit vergrößerter stimulierten Zone Strukturelle Einheiten des numerischen Modells: Verbindende Kluft: grau Kluftscharen: blau Stimulierte Zonen: grün Große Störung: rot Grundgebirge: weiß 49 Numerische Simulation von Strömung, Stoff- und Wärmetransport 50 Die Simulation mit vergrößerten stimulierten Zonen (Abb. 38) zeigt nach ca. 10 Tagen eine Stufe in der Markierungskurve, der als erster Markerdurchbruch interpretiert werden kann. Der Zeitpunkt des Markerdurchbruches stimmt in den drei betrachteten Simulationen überein (10 Tage). Nach diesem ersten Maximum folgt ein, ähnlich wie in Abb. 35, lang gezogenes zweites Maximum. 18 14 1.E-3 12 8.E-4 4.E-4 10 8 4 0 6 2 0 20 GPK2 Abb. 37 Rückgewinnung (%) 2.E-3 16 0.E+0 Konzentration (mmol L-1) 2.E-3 20 GPK4 40 60 Messung GPK2 80 Zeit (Tage) 100 Messung GPK4 120 140 Wiedergewinnung (%) Simulierte Markierungskurve und gemessene Markierungskurve nach Erhöhung der Porosität in den stimulierten Zonen auf Φ = 33 % Die hydraulischen Parameter in diesen Simulationen sind identisch. Die Menge des wieder gewonnenen Markermaterials entspricht 26 % der verpressten Menge. Das Maximum am Markerdurchbruch in Abb. 38 sinkt deutlich, weil durch die Vergrößerung der stimulierten Zonen mehr Kontaktfläche von der verbindenden Kluft zu dieser strukturellen Einheit besteht, es dringt mehr Marker in die stimulierte Zone ein. Das in die stimulierten Zonen eingeflossene Markermaterial verteilt sich in der stimulierten Zone und wird am Entnahmebrunnen als lang gezogenes zweites Maximum registriert. Die Konzentrationsabnahme nach diesem zweiten Maximum verläuft langsam. Die Konzentration nach 150 Tagen liegt bei ca. 8×10-4 mmol L-1 und die Kurve zeigt den Trend einer weiteren Konzentrationsabnahme. Das bedeutet, die Vermischung des Markers mit dem gesamten zur Verfügung stehenden Porenwasser ist nicht abgeschlossen und die stationäre Konzentration ist noch nicht erreicht. Numerische Simulation von Strömung, Stoff- und Wärmetransport 51 Die beschriebenen Simulationen aus Abb. 37 und Abb. 38 ergeben im betrachteten Zeitraum nicht den gewünschten Effekt der Reduzierung der Markerkonzentration nach 150 Tagen. Die Konzentration zum Zeitpunkt des 150 Tages sinkt nur wenig (4×10-4 mmol L-1). In beiden Simulationen sinkt das erste Maximum zu stark ab, um ein zufrieden stellendes Ergebnis darzustellen. Die große Störung ist in den Simulationen aus Abb. 37 und Abb. 38 als eine Barriere definiert (siehe Tab. 13 und Tab. 14). Ein verkleinertes Modell mit vergrößerten stimulierten Zonen und der großen Störung als Drainage (Abb. 39, Tab. 15) zeigt nach 150 Tagen eine geringe Markerkonzentration, ähnlich wie in der Simulation mit 33 % Porosität in den stimulierten Zonen (Abb. 37). Der Zeitpunkt des Markerdurchbruchs und dessen Konzentration ändert sich jedoch nicht (Abb. 39). 1.E-3 8.E-4 10 4.E-4 20 5 Rückgewinnung (%) 2.E-3 25 15 0.E+0 Konzentration (mmol L-1) 2.E-3 30 0 0 20 40 60 80 100 120 140 Zeit (Tage) GPK2 Abb. 38 GPK4 Messung GPK2 Simulierte Markierungskurve und Vergrößerung der Stimulierten Zonen Messung GPK4 gemessene Wiedergewinnung (%) Markierungskurve nach Mit 21 % zurück gewonnenem Markermaterial liegt die Wiedergewinnung nahe dem gemessenen Wert von 23,5 %. Das Konzentrationsmaximum trifft nach 11 Tagen ein und beträgt 2.1×10-3 mmol L-1. Diese drei Werte sind mit den gemessenen Werten vergleichbar. Trotz der guten Übereinstimmung des Markerdurchbruchs, der Maximalkonzentration und der Rückgewinnung sind in Abb. 39 noch große Differenzen zur gemessenen Markierungskurve zu erkennen. Nach dem Maximum sinkt die Konzentration wesentlich schneller als in der Numerische Simulation von Strömung, Stoff- und Wärmetransport 52 gemessenen Kurve. Ab einer Konzentration von 7×10-4 mmol L-1 bleibt die Konzentration bis zum 60 Tag konstant und sinkt dann langsam bis auf 5,5×10-4 mmol L-1 ab. Diese Beobachtungen sprechen dafür, dass es sich bei der strukturellen Einheit der großen Störung im Untergrund von Soultz um eine gut durchlässige Zone mit Drainagewirkung handelt. Die große Störung als Drainage entzieht dem hydraulischen System zwischen GPK2 und GPK3 Markermaterial. Rückgewinnung (%) 2.E-3 20 1.E-3 15 zu schnelles Absinken der Konzentration 8.E-4 10 zu langsames Absinken der Konzentration 4.E-4 0.E+0 Konzentration (mmol L-1) 2.E-3 25 5 0 0 20 40 60 80 100 120 140 Zeit (Tage) GPK2 Abb. 39 GPK4 Anpassung der Markierungskurve Messung GPK2 simulierten Messung GPK4 Markierungskurve Wiedergewinnung an die gemessene Um zu überprüfen, ob die gesetzten Randbedingungen in einem kleineren Modell größere Auswirkungen auf die Markierungskurve haben, als in dem großen Model, wurde ein kleineres Modell erstellt. Die Zellgröße ist nun einheitlich 10 m × 10 m, mit 200 × 124 Zellen (Abb. 40). Die simulierte Markierungskurve wird durch die Verkleinerung nur unwesentlich beeinflusst (Abb. 41). Das bedeutet, dass ein kleines Model ähnliche Ergebnisse erbringt, als das große bisher benutzte Model. Ein positiver Nebeneffekt dieses verkleinerten Modells ist eine erheblich verkürzte Rechenzeit. Die Anpassung der Markierungskurve erfolgte im Weiteren mit dem verkleinerten Modell. Numerische Simulation von Strömung, Stoff- und Wärmetransport Abb. 40 53 Farblich dargestellte strukturelle Einheiten und Pumpraten im verkleinerten numerischen Modell Strukturelle Einheiten des numerischen Modells: Verbindende Kluft: grau Kluftscharen: blau Stimulierte Zonen: grün Große Störung: rot Grundgebirge: weiß 54 verkleinertes Modell 2.E-3 4.E-3 6.E-3 bisheriges Modell 0.E+0 Konzentration (mmol L-1) 8.E-3 Numerische Simulation von Strömung, Stoff- und Wärmetransport 0 20 40 60 80 100 120 140 Zeit (Tage) Abb. 41 Vergleich der Markierungskurven von Modellen unterschiedlicher Größe mit identischen hydraulischen Parametern Tab. 15 hydraulische Parameter der Simulation aus Abb. 39 Porosität Φ (%) Verbindende Kluft Kluftscharen Stimulierte Zonen Große Störung Dispersionslänge (m) Permeabilität k (m2) 10-11 10-13 10-13 10-11 1,5 5,0 10,0 15,0 10 Die Gründe der verbleibenden Differenzen zwischen der gemessenen und der simulierten Markierungskurve sind bisher ungeklärt und geben Anlass zu weiteren Untersuchungen. Eine Erweiterung des bisher zweidimensionalen Modells zu einem dreidimensionalen Modell könnte möglicherweise eine bessere Anpassung erzielen. Mehrere parallel verlaufende, direkte hydraulische Verbindungen zwischen den Bohrungen würden wahrscheinlich die Simulation eines, über mehrere Tage verlaufenden Konzentrationsmaximums ermöglichen. 4.4. Betrachtung des Wärmetransports der gekoppelten Simulation Das Ziel der vorliegenden Arbeit ist es, eine Aussage über das Langzeitverhalten des Wärmereservoirs von Soultz-sous-Forêts zu treffen. Nachdem die hydraulische Situation im Wärmetauscher von Soultz-sous-Forêts hinreichend verstanden ist, kann die thermische Numerische Simulation von Strömung, Stoff- und Wärmetransport 55 Entwicklung des Reservoirs für eine Laufzeit des geplanten geothermischen Kraftwerkes von 20 bis 30 Jahre simuliert werden. Um eine verlässliche Aussage über die maximale Laufzeit treffen zu können, sind möglichst genaue thermische Parameter in das numerische Model einzubringen, weil diese den Wärmeaustausch vom Gestein zum Wasser bestimmen. Der erste Abschnitt dieses Kapitels behandelt Messungen und theoretische Herleitungen der gesteinsspezifischen Eigenschaften Wärmeleitfähigkeit λ (W m-1 K-1) und spezifische Wärmekapazität cr (J kg-1 K-1). Die ermittelten thermischen Parameter dienen als Grundlage für eine Simulation zur Untersuchung des Langzeitverhaltens des Wärmereservoirs. Im zweiten Abschnitt werden die Ergebnisse dieser Simulationen vorgestellt und erörtert. 4.4.1. Thermische Eigenschaften der Gesteine Das numerische Modell berücksichtigt nur zwei unterschiedliche Gesteine, den frischen Granit und das alterierte Kluftgestein (Jacquot 2000). Im alterierten Kluftgestein findet sowohl Strömung als auch Wärmetransport statt. Im frischen Granit findet hauptsächlich Wärmetransport statt. Strömungsprozesse können im frischen Granit aufgrund der geringen Permeabilität und Porosität vernachlässigt werden. Den strukturellen Einheiten verbindende Kluft, stimulierte Zonen, große Störung und Kluftscharen werden die thermischen Parameter des alterierten Kluftgesteins zugeordnet. Der strukturellen Einheit Grundgebirge wird der thermische Parameter des frischen Granits zugeordnet. Tab. 16 Thermische Materialeigenschaften der strukturellen Zonen in den Simulationen, nach Surma und Geraud (2003) Wärmeleitfähigkeit Spez. Wärmekapazität λ (W m-1 K-1) cr (J kg-1 K-1) Verbindende Kluft 3,32 cr (T) Kluftscharen 3,32 cr (T) Stimulierte Zonen 3,32 cr (T) Große Störung 3,32 cr (T) Grundgebirge 2,99 cr (T) Genaue Angaben zur thermischen Leitfähigkeit des Granits aus Soultz-sous-Forêts finden sich in einer Arbeit von Surma und Geraud (2003). Die untersuchten Gesteinsproben weichen in der Gesteinsklassifikation leicht von der bisherigen Klassifikation der Gesteine aus Soultz ab. Wie im Kapitel 2.2 beschrieben, unterscheidet Jacquot (2000) drei Gesteinstypen, wobei Surma und Geraud (2003) sechs unterschiedliche Gesteine klassifizieren. Die sechs Gesteinstypen wurden hier der Klassifikation von Jacquot (2000) angepasst (Abb. 42). Numerische Simulation von Strömung, Stoff- und Wärmetransport 56 Der frische Granit weist Wärmeleitfähigkeiten von λ = 2,55 W m-1 K-1 - 3,3 W m-1 K-1 auf, der Durchschnittswert liegt bei λ = 3,0 W m-1 K-1. Die unterschiedlich alterierten Gesteinstypen haben eine durchschnittliche Wärmeleitfähigkeit von λ = 3,32 W m-1 K-1 und die Messwerte reichen von λ = 2,75 W m-1 K-1 - 3,7 W m-1 K-1. Wärmeleitfähigkeit (W m-1 K-1) 3.8 3.6 3.4 3.2 3.0 2.8 2.6 2.4 0 1 2 3 4 5 6 7 Porosität (%) alterierte Klüfte Abb. 42 frischer Granit hydrothermal alterierter Granit Variation der Wärmeleitfähigkeit λ mit der Porosität Φ für unterschiedliche Proben des Soultz Granits (Surma und Geraud 2003) Verschiedene theoretische Ansätze zur Herleitung der thermischen Leitfähigkeit werden von Hartmann et al. (2005) diskutiert. Eine unkomplizierte Methode die Wärmeleitfähigkeit eines Gesteins theoretisch zu ermitteln, besteht aus der Bildung des geometrischen Mittels der Wärmeleitfähigkeiten der einzelnen Minerale in Bezug zu ihrem Volumenanteil im Gestein (Sass et al. 1971). Die Werte der Wärmeleitfähigkeiten der Minerale sind Clauser und Huenges (1995) bzw. Clauser (2006) entnommen (Tab. 17). Die mittlere gemessene und die hergeleitete Wärmeleitfähigkeit des frischen Granits stimmen mit λ = 3,0 W m-1 K-1 bzw. λ = 2,9 W m-1 K-1 gut überein. Die mittlere gemessene und die errechnete Wärmeleitfähigkeit des alterierten Kluftgesteins weichen mit λ = 3,32 W m-1 K-1 und λ = 3,8 W m-1 K-1 stärker voneinander ab, wobei der errechnete Wert einiger Einzelmessungen mit λ = 3,7 W m-1 K-1 sehr ähnelt. Die Wärmeleitfähigkeit des Gesteins variiert zudem mit der Porosität und dem in dem Porenraum befindlichen Stoff. Das Numerische Simulation von Strömung, Stoff- und Wärmetransport 57 Programm SHEMAT berücksichtigt die für unterschiedliche Eigenschaftsbereiche angegebene Porositäten bei der Berechnung der Wärmeleitfähigkeit. Tab. 17 Wärmeleitfähigkeiten der Minerale die in den Gesteinen im Grundgebirge von Soultz-sous-Forêts angetroffen werden (Clauser und Huenges 1995) Wärmeleitfähigkeit Mineral Das geometrische Mittel aus den (W m-1 K-1) Wärmeleitfähigkeiten der Minerale in Quarz 6.50 Kalifeldspat Plagioklas Biotit Amphibol Chlorit Illit Smektit Pyrit Galenit Dolomit Calcit 2.31 2.10 2.02 2.81 5.25 2.20 2.20 37.90 2.76 4.90 4.20 Bezug auf dessen Volumenanteil (siehe Tab. 1) ergibt für den frischen Granit eine Wärmeleitfähigkeit λ = 2,9 W m-1 K-1. Kluftgestein Für errechnet das von alterierte sich eine -1 Wärmeleitfähigkeit von λ = 3,8 W m K-1. Bei Simulationen nicht gekoppelter Prozesse kann in SHEMAT für jeden Eigenschaftsbereich eine spezifische Wärmekapazität cr (J kg-1 K-1) angegeben werden. Bei Simulationen gekoppelter Prozesse werden diese Werte jedoch von einem temperaturabhängigen Wert überschrieben, welcher dann in die Berechnungen einfließt. Die spezifische Wärmekapazität wird aus einem Polynom zweiter Ordnung mit der Temperatur T (°C) und den drei Koeffizienten A0, A1 und A2 errechnet (Herrmann 1999). Hier sind die Durchschnittswerte der von Herrmann (1999) kalibrierten Messungen eingegeben worden (A0 = 750; A1 = 1,8 und A2 = -0,0025). Damit ergibt sich je nach Temperatur eine spezifische Wärmekapazität von: cr (T) = 750 + 1,8 × T + -0,0025 × T2 (8) Die Wärmekapazität ergibt sich aus dem Produkt der spezifischen Wärmekapazität mit der Dichte des Gesteins, welche mit δ = 2650 kg m-3 (Durst 2002, Portier et al 2006) festgelegt ist. Eine weitere Methode zur Errechnung der spezifischen Wärmekapazität wird von Clauser (2006) vorgestellt. Hier wird ebenfalls mit einem Polynom zweiter Ordnung und den Koeffizienten A1, A2 und A3 die spezifische Wärmekapazität abhängig von der Temperatur T (K) errechnet (Formel 9). Mit den Werten 757, 0,3045 und 16,8×107 für A1, A2 und A3 für Numerische Simulation von Strömung, Stoff- und Wärmetransport 58 das Mineral α-Quarz ergeben sich nach Clauser (2006) spezifische Wärmekapazitäten, die mit den gemessenen Werten übereinstimmen. cr (T) = 757 + 0,3045 × T - 16,8×107 × T-2 (9) Die für α-Quarz gemessene spezifische Wärmekapazität bei 200 °C beträgt 970 J kg-1 K-1 (Clauser 2006). Der errechnete Wert nach Herrmann (2006) liegt bei 1010 J kg-1 K-1 und nach Clauser (2006) bei 970 J kg-1 K-1 (Abb. 43). Die Kurve nach Formel 9 zeigt eine deutlich bessere Übereinstimmung mit den Messungen, als die Kurve nach Formel 8. Die Anpassung der spezifischen Wärmekapazität nach Herrmann (1999) zu den gemessenen Werten um T = 200 °C ist jedoch ausreichend, um in den Simulationen benutzt zu werden. spezifische Wämekapäzität cr (J kg-1 K-1) 1300 1200 1100 1000 900 800 Herrmann (1999) Clauser (2006) 700 Messungen 600 0 50 100 150 200 250 300 350 400 450 500 Temperatur (°C) Abb. 43 4.4.2. spezifische Wärmekapazität von Herrmann (1999) und Clauser (2006) Quarz mit der Temperatur nach Thermisches Langzeitverhalten des Wärmereservoirs Zur Untersuchung des thermischen Langzeitverhaltens des Wärmetauschers wurde die Simulation aus Abb. 39 genutzt. Diese Simulation spiegelt die hydraulische Situation im Untergrund von Soultz-sous-Forêts befriedigend wieder. Die in der Simulation benutzten thermischen Parameter entsprechen den Durchschnittswerten aus den Angaben von Surma und Geraud (2006, Tab. 16). Die Pumpraten wurden in der Simulation auf 33 L s-1 für den Numerische Simulation von Strömung, Stoff- und Wärmetransport 59 Injektionsbrunnen 23 L s-1 für GPK2 und 10 L s-1 für GPK4 erhöht. Das injizierte Wasser hat eine Temperatur von 65 °C. Die Pumpraten entsprechen einer Kombination der benötigten Fördermengen für eine geplante Ausbeute von 1,5 MW elektrischer Leistung (Champel et al. 2006, siehe Abb. 4). Die thermische Energie Eth (J) ergibt sich aus der geförderten Wassermasse m (kg), der Temperaturdifferenz ΔT (K) zwischen der geförderten und der injizierten Temperatur und der spezifischen Wärmekapazität cf (J kg-1 K-1) des Wassers. Die thermische Energie ΔEth über dem Zeitintervall Δt (s) ergibt die thermische Leistung Pth (W). Eth = m × c f × ΔT Pth = ΔEth Δt (10) (11) Die Temperaturkurve der Simulation über einen Zeitraum von 20 Jahren zeigt schon zu Beginn, nach ca. einem halben Jahr, eine schnelle Abnahme der Temperatur des geförderten Wassers (Abb. 44). Die Durchschnittstemperatur sinkt nach einem Jahr von 200 °C auf ca. 160 °C. Die Temperaturabnahme in GPK2 ist aufgrund der höheren Pumprate im Vergleich zu GPK4 stärker. Hier sinkt die Temperatur während des ersten Jahres von 200 °C auf ca. 140 °C. Die Temperatur in GPK4 beginnt erst nach ca. 2 Jahren zu sinken. Nach dem rapiden Temperaturabfall im ersten Jahr der Simulationszeit sinkt die Durchschnittstemperatur kurzfristig, aufgrund der hohen Temperatur in GPK4 langsamer. Anschließend sinkt die Durchschnittstemperatur kontinuierlich und beträgt nach 20 Jahren ca. 125 °C. Die extrem schnelle Abkühlung der Wässer in den Produktionsbrunnen innerhalb des ersten Jahres ist durch die direkte hydraulische Verbindung zwischen Injektionsbohrung GPK3 und dem Entnahmebrunnen GPK2 zu erklären. Ein Teil des 65 °C kalten injizierten Wassers erreicht den Entnahmebrunnen direkt über die verbindende Kluft. Hier sind die Fließgeschwindigkeiten größer als im umliegenden Gestein (siehe Kapitel 4.2.1.1). Daher erwärmt sich das Wasser nur schwach. Zum Entnahmebrunnen GPK4 ist die hydraulische Verbindung schlechter, das Wasser hat mehr Zeit Wärmeenergie aus dem Gestein aufzunehmen. Hier beginnt die Temperaturabnahme später und die Abnahme ist zunächst schwächer als in GPK2 (Abb. 44). Die plötzliche Verlangsamung der Temperaturabnahme ist mit der Vermischung von relativ kaltem Wasser aus der direkten Verbindung mit dem stärker aufgewärmten Wassers aus weiter entfernten Regionen des Wärmetauschers zu erklären. Wässer, welche weite Fließwege zurückgelegt haben, sind entsprechend wärmer. Diese vermischen sich mit dem Wasser aus Numerische Simulation von Strömung, Stoff- und Wärmetransport 60 der direkten hydraulischen Verbindung. In Abb. 45 sind die Fließwege des Formationswassers und die Temperaturverteilung nach 20 Jahren dargestellt. Besonders in der oberen Hälfte der Abbildung wird deutlich, dass ein Teil des Wassers über längere Wege zum Entnahmebrunnen fließt und in noch heiße Bereiche des Wärmetauschersystems eindringt. Die leeren quadratischen Symbole in Abb. 44 zeigen den Verlauf der Ausbeute der thermischen Leistung. Die Kurve spiegelt direkt die geförderte Temperatur wieder. Bei einer Fördertemperatur von 200 °C beträgt die thermische Leistung ca. 20 MW. Nach 20 Jahren sind die Fördertemperaturen auf 125 °C gesunken und die Leistung beträgt noch ca. 8 MW. Um die geplanten 1,5 MW elektrische Leistung zu erlangen muss bei der Umwandlung der thermischen Leistung in Strom ein Wirkungsgrad von mindestens 18 % erreicht werden. Aufgrund der relativ geringen Temperaturen des geförderten geothermischen Dampfes (meist weniger als 250 °C) liegen die Wirkungsgrade bei der Umwandlung zu Strom zwischen 10 % - 17 % (Clauser 2006). Die Vergleichsweise hohen Wirkungsgrade von Kernkraftwerken und 20 18 16 thermische Leistung (MW) 180 Temperatur in GPK2 Temperatur in GPK4 Durchschnittstemperatur thermische Leistung 14 12 160 10 8 6 140 Temperatur (°C) 200 Kohlekraftwerken werden durch entsprechend hohe Dampftemperaturen erzielt. 4 120 2 0 0 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13 14 15 16 17 18 19 20 Zeit (Jahre) Abb. 44 Temperaturentwicklung über einen Zeitraum von 20 Jahren mit Pumpraten: GPK2: -23 L s-1, GPK3: 33 L s-1, GPK4: -10 L s-1 Die Abb. 46 und Abb. 47 zeigen Temperaturkurven des geförderten Wassers bei variierten Pumpraten des gleichen Modells (Abb. 39, Tab. 15). Bei hohen Pumpraten beginnt die Temperaturabnahme früher als bei niedrigen Pumpraten und nach 20 Jahren ist die Numerische Simulation von Strömung, Stoff- und Wärmetransport 61 Durchschnittstemperatur auf ca. 90 °C gesunken (Abb. 46). Eine Beibehaltung der Pumpraten des Markierungstests (Abb. 47) führt zu einer späteren, nach ca. einem Jahr beginnenden Temperaturabnahme. Die Durchschnittstemperatur nach 150 Tagen beträgt, trotz der hohen Temperaturen in GPK4, bei niedriger Pumprate ca. 135 °C. Dies ist durch die Dominanz der Pumprate in GPK2 gegenüber GPK4 zu erklären. Abb. 45 Temperaturverteilung nach 20 Jahren Simulation und Fließvektoren der Filtergeschwindigkeit Pumpraten: GPK2: -23 L s-1, GPK3: 33 L s-1, GPK4: -10 L s-1 60 50 160 40 140 30 120 20 100 180 Temperatur in GPK2 Temperatur in GPK4 Durchschnittstemperatur thermische Leistung 10 80 Temperatur (°C) 62 thermische Leistung (MW) 200 Numerische Simulation von Strömung, Stoff- und Wärmetransport 0 0 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13 14 15 16 17 18 19 20 Zeit (Jahre) Temperaturentwicklung über einen Zeitraum von 20 Jahren mit hohen Pumpraten: Injektion: 100 L s-1; Produktion: 2×50 L s-1 Temperatur in GPK4 9 Durchschnittstemperatur 8 thermische Leistung 180 10 7 6 160 5 4 3 thermische Leistung (MW) Temperatur in GPK2 140 Temperatur (°C) 200 Abb. 46 2 120 1 0 0 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13 14 15 16 17 18 19 20 Zeit (Jahre) Abb. 47 Temperaturentwicklung über einen Zeitraum von 20 Jahren mit Pumpraten wie beim Markierungstest; Injektion: 15 L s-1; Produktion: 11,9 L s-1; 3,1 L s- Zusammenfassung und Schlussfolgerung 5. 63 Zusammenfassung und Schlussfolgerung In der vorliegenden Arbeit wurde ein numerisches Modell erstellt, mit dem ein hydraulischer Markierungstest der Europäischen Geothermischen Forschungsprojekts in Soultz-sous-Forêts simuliert und das hydraulische Regime im Reservoir nachvollzogen wird. Im ersten Abschnitt der Untersuchungen wurde gezeigt, dass zur Simulation der gemessenen Markerkonzentration unterschiedliche strukturelle Einheiten in dem Modell integriert sein müssen. Eine direkte hydraulische Verbindung hoher Permeabilität zwischen dem Injektionsund den Förderbrunnen ist Vorraussetzung, um den schnellen, gemessenen Markerdurchbruch nachzuvollziehen. Hydraulisch stimulierte Bereiche hoher Permeabilität und Porosität um die Brunnen bewirken in den Simulationen eine Verminderung der Markerkonzentration in den Entnahmebrunnen. Eine Störung (Drainage oder Barriere) zwischen den beiden südlichen Bohrungen verhindert eine gute hydraulische Verbindung. Eine weitere strukturelle Einheit im Modell sind zwei dominante natürliche Kluftscharen. Mit hoher Permeabilität und Porosität in den Kluftscharen wird das Markierungsmittel aus der verbindenden Kluft abgeleitet und dem direkten Kreislauf entzogen. Die in der gemessenen Markierungskurve auffällige Verlangsamung der Konzentrationsabnahme nach 30 Tagen wird von Sanjuan et al. (2006) mit einem zweiten hydraulischen Kreislauf erklärt (Kapitel 3.2). Die Simulationen konnten zeigen, dass dieser Effekt durch die Reinjektion des zuvor geförderten Wassers auftritt. Wie die Kurven der simulierten Markerkonzentration zeigen, wiederholt sich der Markerdurchbruch durch Reinjektion periodisch wie bei einer gedämpften Schwingung (Abb. 10). Eine hohe Abstandsgeschwindigkeit führt zu einem frühen Markerdurchbruch mit hohen Markerkonzentrationen und bestimmt dadurch die Frequenz und die Amplitude dieser gedämpften Schwingung. Der Zeitpunkt der Verlangsamung der gemessenen Konzentrationsabnahme liegt mit 30 Tagen genau 15 Tage hinter dem Markerdurchbruch. Diese Periodizität entspricht der in den Simulationen beobachteten gedämpften Schwingung durch Reinjektion. Ein zweiter hydraulischer Kreislauf, wie von Sanjuan et al. (2006) postuliert, ist demnach nicht zwingend notwenig, um die verlangsamte Konzentrationsabnahme zu erklären. Im Anschluss an die Simulation zum qualitativen Verlauf der Markierungskurve wurde eine Sensitivitätsanalyse unterschiedlicher Parameter durchgeführt. Es wurden die hydraulischen Parameter Porosität, Permeabilität und deren Anisotropie in den unterschiedlichen strukturellen Zonen und die globalen Parameter Dispersionslänge und Mächtigkeit untersucht. Zusammenfassung und Schlussfolgerung 64 Diese Parameter wurden innerhalb der unterschiedlichen strukturellen Einheiten im Modell bzw. das gesamte Modell betreffend variiert. So konnte eine Aussage über die quantitativen Auswirkungen auf die simulierte Markierungskurve getroffen werden. Diese Erkenntnisse haben dazu gedient die Kurve der gemessenen Markerkonzentration zu reproduzieren. Es hat sich gezeigt, dass zu einer guten Anpassung die große Störung eine Drainagefunktion erfüllen muss. Unter dieser Vorraussetzung geht ausreichend Markermaterial verloren, ohne den Zeitpunkt und die Konzentration des Markerdurchbruches zu beeinflussen. Abb. 48 Schematische Zusammenfassung der Ergebnisse der Sensitivitätsanalyse Die Abb. 48 zeigt schematisch die Veränderung der Markierungskurve der Basissimulation (Abb. 20) durch die Variation unterschiedlicher Parameter. Die Betrachtung ist auf den Zeitpunkt des Markerdurchbruchs und dessen Konzentration bezogen. Die Pfeile am Konzentrationsmaximum zeigen die zeitliche bzw. konzentrationsbezogene Verschiebung des Markermaximums als Folge der Parametervariation. Eine Verringerung der Porosität in der verbindenden Kluft führt zu einem beschleunigten Markerdurchbruch. Ein konstantes Volumen fließt schneller durch ein enges Rohr bzw. durch ein geringes Porenvolumen. Dieser Effekt ist bei hohem Permeabilitätskontrast zu angrenzenden strukturellen Einheiten stärker. Mit beschleunigtem Markerdurchbruch erhöht sich gleichzeitig die Maximalkonzentration, weil die Diffusion des Markers weniger weit fortgeschritten ist. Die Markierungskurve bekommt eine steile und spitze Form. Eine Änderung der Konzentration ohne gleichzeitige zeitliche Verschiebung des Markerdurchbruchs ist nur durch Erhöhung bzw. Verringerung der Zusammenfassung und Schlussfolgerung 65 Porosität in einer zur verbindenden Kluft angrenzenden strukturellen Einheit zu erreichen. Die Erhöhung der Porosität führt zu einer Verringerung der Markerkonzentration. Die Variation der Porosität in den Kluftscharen führt zu einer nur sehr geringen Konzentrationsänderung. Die Auswirkung auf eine Porositätserhöhung in den stimulierten Zonen ist sehr viel ausgeprägter. Da die stimulierten Zonen eine hohe Kontaktfläche (90000 m2, bedingt durch den Modellaufbau) zur verbindenden Kluft haben, kann hier mehr Markierungsmittel eindringen, als in die Kluftscharen (Kontaktfläche zur verbindenden Kluft 5000 m2). Die Annäherung der simulierten Markierungskurve an die gemessene Markierungskurve gelingt für den Zeitpunkt des Markerdurchbruchs und die Maximalkonzentration. Die langsame Abnahme der Konzentration bis hin zur stationären Konzentration nach 150 Tagen kann nicht eindeutig getroffen werden. Durch ein großes Wärmetauschervolumen, entweder durch erhöhte Porosität in den stimulierten Zonen oder durch Vergrößerung der stimulierten Zonen, kann die Wiedergewinnung des Markierungsmittels leicht reduziert werden. Die finale Markerkonzentration bleibt dennoch um den Faktor 2,5 größer als die gemessene Konzentration nach 150 Tagen. Eine Simulation mit großen stimulierten Zonen und mit einer Drainage zwischen GPK3 und GPK4 zeigt im Zeitpunkt des Markerdurchbruchs, in der Maximalkonzentration und in der Markerrückgewinnung Übereinstimmung mit der gemessenen Konzentrationskurve (Abb. 39). Trotz der Modellierung eines geschlossenen Systems ist es möglich eine geringe Markerrückgewinnung zu simulieren. Das Markierungsmittel muss demnach dem System nicht teilweise entzogen werden, um eine Rückgewinnung von nur 25 % zu erzielen. Dennoch sind große Unterschiede zwischen der simulierten und der gemessenen Markierungskurve zu erkennen. Eine genauere Anpassung ist möglicherweise mit einem dreidimensionalen Modell zu erreichen. Im bisherigen zweidimensionalen Modell existiert lediglich eine direkte hydraulische Verbindung zwischen den Brunnen. Ein dreidimensionales Modell mit mehreren parallel verlaufenden direkten Verbindungen könnte möglicherweise das lang anhaltende Konzentrationsmaximum simulieren. Zur Untersuchung des Langzeitverhaltens des Wärmetauschersystems wurde eine Simulation mit 25 % wieder gewonnenem Markierungsmittel, einem Markerdurchbruch nach 11 Tagen und einer Maximalkonzentration von 0,002 mmol L-1 genutzt (Abb. 39). Diese drei Werte stimmen mit den gemessenen Werten überein. Die Pumpraten dieser Simulation sind auf 33 L s-1 Injektionsrate an GPK3 und 23 L s-1 Produktionsrate an GPK2 und 10 L s-1 Produktionsrate an GPK4 erhöht worden. Die Ergebnisse der Simulation über 20 Jahre zeigen, dass die geförderte Wassertemperatur schon nach einem Jahr Laufzeit stark absinkt. Zusammenfassung und Schlussfolgerung 66 Nach einem halben Jahr beginnt die Durchschnittstemperatur zu sinken, nach einem Jahr beträgt die Temperatur 164 °C. Die Temperaturabnahme verlangsamt sich für 1 Jahr, aufgrund der hohen Temperaturen in GPK4, und sinkt danach kontinuierlich bis auf 125 °C nach 20 Jahren. Diese niedrigen Fördertemperaturen lassen vermuten, dass das kalte injizierte Wasser nicht ausreichend lange im Wärmetauscher aufgewärmt wurde. Der Großteil des injizierten Wassers wird über die verbindende Kluft zum Entnahmebrunnen kanalisiert. Modelle mit erhöhter Mächtigkeit und entsprechend verringerter Porosität in den strukturellen Einheiten, zur Beibehaltung der hydraulischen Situation, zeigen ein späteres Einsetzen der Temperaturabnahme in den Förderbrunnen. In diesen Modellen steht mehr Gesteinsvolumen zur Verfügung, um Wärmeenergie an das zirkulierende Wasser abzugeben. Die Kanalisierung des Wassers führt in den Modellen mit erhöhter Mächtigkeit, trotz späterem Einsetzen jedoch auch zu einer schnellen Abnahme der Temperatur. Um diese schnelle Temperaturabnahme zu verhindern, müsste das verpresste Wasser das gesamte Volumen des Wärmetauschersystems nutzen können. Die Kanalisierung durch eine direkte hydraulische Verbindung zwischen Injektions- und Förderbrunnen wirkt dem entgegen. Zur optimalen Nutzung des Wärmetauschersystems müssen Fließwege senkrecht zur Hauptspannungsrichtung bestehen. Das lokale Spannungsfeld im Grundgebirge führt bei der hydraulischen Stimulation zu einer bevorzugten Richtung der Kluftbildung. Auf diese Weise entsteht die unerwünschte Kanalisierung. Durch hydraulische Stimulation ist es daher nicht möglich Fließwege senkrecht zur maximalen Hauptspannung zu erzeugen. Eine weitere Möglichkeit zur Verbesserung der Permeabilität in Wärmereservoiren ist chemische Stimulation. Dabei wird eine reaktive Flüssigkeit (Salzsäure, Schwefelsäure, Kohlensäure o.ä.) in den Untergrund gepumpt. Die Säure reagiert mit dem Gestein, Minerale werden aufgelöst und es erhöhen sich Porosität und Permeabilität im Gestein. Mit dieser Methode könnten Fließwege zwischen parallel verlaufenden, bisher hydraulisch getrennten Klüften geschaffen werden und somit eine Kanalisierung unterbinden. Eine weitere, jedoch wesentlich kostenintensivere Lösung wäre die Abteufung weiterer Bohrungen. Ein Netz mehrerer Bohrungen mit geringen Pumpraten wäre in der Lage eine hohe Gesamtmasse heißen Wassers zu fördern, um die Ausbeute der thermischen Leistung zu steigern. Tabelle der verwendeten Symbole Tab. 18 67 Tabelle der verwendeten Symbole, Größen und Einheiten Symbol Größe Einheit A Anisotropiefaktor; Fläche - ; m2 c Abstandsgeschwindigkeit m s-1 cr,f spezifische Wärmekapazität (Gestein, Wasser) J kg-1 K-1 Dm Diffusionskoeffizient m2 s-1 Eth thermische Energie J g Erdbeschleunigung m s-2 i hydraulischer Gradient - I Ionenstärke mol L-1 K Durchlässigkeitsbeiwert m s-1 k Permeabilität m2 m Konzentrationen; Masse mol L-1, g L-1 ; kg Pth thermische Leistung W Q Entnahmemenge (Pumprate, Durchfluss) m3 s-1, L s-1 q Wärmestromdichte W m-2 S Speicherkoeffizient m-1 T Temperatur °C ; K t Zeit s z Ladung - α Dispersionslänge m δ Dichte g cm-3 λ Wärmeleitfähigkeit W m-1 K-1 μ dynamischen Viskosität kg m-1 s-1 ν Filtergeschwindigkeit (Darcygeschwindigkeit) m s-1 Φ Porosität % Literaturverzeichniss 6. 68 Literaturverzeichnis Bartels J, Kühn M, Clauser C (2003) Numerical simulation of reactive flow using SHEMAT. 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