Möglichkeiten und Anwendungen neuester VIS/NIR

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VIS/NIR-Sortierer in der Aufbereitung von Sekundärrohstoffen
Möglichkeiten und Anwendungen neuester VIS/NIR-Sortierer
in der Aufbereitung von Sekundärrohstoffen
Richard Dornauer, Jürgen Pramer und Reinhold Huber
1.
Historische Entwicklung.............................................................................612
2.
Neuentwicklung Sensorfusion...................................................................614
3.
Anwendungsbeispiele der Sensorfusion...................................................615
3.1.Anwendungsbeispiel:
Sortierung einer gemischten Kunststofffraktion.....................................615
3.2.Anwendungsbeispiel:
Sortierung einer gemischten Altpapierfraktion.......................................618
4.Zusammenfassung.......................................................................................619
5.Literatur.........................................................................................................619
Rohstoffe werden immer knapper, Ressourcennutzung immer aufwendiger, die gesetzlichen Auflagen strenger, Deponierungen müssen vermieden werden. Daher ist es
unumgänglich, dass die Aufbereitung von Rest- zu Sekundärrohstoffen verstärkt und
vor allem wirtschaftlich interessant und somit überhaupt erst möglich gemacht wird.
Die sensorgestützte bzw. optische Sortierung hat sich für viele Schüttgüter als geeignetes
Verfahren zur Trennung verschiedener Fraktionen etabliert. Sie erlaubt die Detektion
einer Vielzahl von Merkmalen, wie Form-, Farb-, und Spektraleigenschaften, und kann
somit flexibel auf die unterschiedlichsten Materialien – von Lebensmittel über Abfallund Wertstofffraktionen bis zu Mineralien – angewandt werden.
Dichte
leichte – schwere Stoffe
Beschädigung
Ausscheidung von
beschädigten Objekten
Defekte
anormale Formen
Farbe
Ausbringung
Röntgen
ungewünschter
Erkennen der Objektdichte
Farben
Materialart
materialspezifische
Eigenschaften
Störstoffe
Extraktion von
Fremdstoffen
Form
Sortieren nach Länge,
Breite, Höhe und
Durchmesser
Optische Sortierung durch Nutzung einer Vielzahl von Merkmalen
Die Anwendung von sensorgestützten Sortiersystemen ist ein wesentlicher Bestandteil
bei der Rückgewinnung von Sekundärrohstoffen und hat besonders die Aufbereitung
von Abfällen revolutioniert. Selten hat die Einführung einer neuen Technologie in so
kurzer Zeit zu einer durchgängigen Neuorientierung in der Verfahrenstechnik geführt
611
Verfahrenstechnik
Bild 1:
Größe
Fluoreszenz
abweichende
große – kleine Elemente
Fluoreszenzmuster
Richard Dornauer, Jürgen Pramer, Reinhold Huber
wie in diesem Fall. Eine intensive Zusammenarbeit von Maschinenherstellern, Forschungseinrichtungen und Anwendern hat den Weg zur Anpassung der Sortiergeräte
an die qualitativen Anforderungen der Aufbereiter und der neuen verfahrenstechnischen Prozesse bereitet. Sowohl die Sortiergeräte als auch die zugehörigen Verfahren
wurden und werden den Anforderungen hinsichtlich Qualität und Durchsatzleistung
immer besser gerecht. Damit reagieren die Maschinenhersteller aber auch klar auf
die Nachfrage des Marktes, letztendlich die treibende Kraft hinter jeder Entwicklung.
Seit mehr als 25 Jahren treibt Binder+Co AG mit Hauptsitz in Gleisdorf, Österreich
die Weiterentwicklung der Sensor- und Kameratechnologie, die die Basis effizienter
Sortierer ist, intensiv voran. So wurden etwa hoch effiziente UV-basierte Detektionstechnologien zur Sortierung von hitzebeständigen und bleihaltigen Gläsern umgesetzt
und für ein breites Anwendungsfeld weiterentwickelt. Die effiziente Abtrennung von
Verunreinigungen wie Keramik, Steine oder Porzellan (KSP) aus Feinglasfraktionen
ab einer Korngröße von 1 mm und deren farbliche Sortierung ab 3 mm wird heute in
der Recyclingindustrie erfolgreich eingesetzt.
Durch die Entwicklung von kombinierten Sensorensystemen auf Basis der sogenannten
Sensorfusion , kann Binder+Co nun optische Sortierer mit höchster Flexibilität in Bezug
auf die Eigenschaftsdetektion und -verknüpfung anbieten. Sortieraufgaben können
dadurch effizienter zusammen gefasst und gelöst werden, wodurch die Sortierung aller
gängigen Abfall- bzw. Wertstofffraktionen nach Farbe, Form, Größe, Absorptions- und
Lumineszenzeigenschaften im erweiterten Wellenlängenbereich (200 bis 2.400 nm)
und mit kombinierten Eigenschaften möglich ist.
1. Historische Entwicklung
Die Technologie der optischen Sortierung ist nicht neu. Bereits Mitte der achtziger Jahre
wurden erstmals sensorgestützte Sortierer im Bereich des Rohstoffrecyclings getestet.
Diese Sortierer waren analoge Einzelkanal-Sortierer mit Fotodioden als Sensoren.
Verfahrenstechnik
Der sich rasch entwickelnde Markt im Recyclingbereich verlangte jedoch nach effizienten Sortierern für neue Trennaufgaben Durch die rasanten Entwicklungen der
Sensoren und der digitalen elektronischen Datenverarbeitung Anfang der neunziger
Jahre wurden erstmals digitale Bildverarbeitungstechniken in die Sortiertechnik eingeführt. Dabei wurden zunächst getrennt gesammelte Abfallgemische wie Altglas und
Leichtverpackungen mittels Transmissionsmessung und Spektralanalyse der Reflektion
im Nahinfrarotbereich aufbereitet. Auf Grund der damals noch teils sehr geringen
örtlichen und zeitlichen Auflösung der Sensoren – und vergleichsweise geringen
Rechenleistung der Computertechnologie, konnten optische Sortierer allerdings nur
einen beschränkten Beitrag zur Materialsortierung leisten.
Durch den rasanten Fortschritt in den genannten Technologiebereichen, in Verbindung
mit der Entwicklung robuster Klassifikationsalgorithmen und schneller Sortierventile
ermöglicht die optische Sortierung eine immer effizientere und präzisere Trennung
von Schüttgütern bei höherer Durchsatzleistung.
612
VIS/NIR-Sortierer in der Aufbereitung von Sekundärrohstoffen
Die Weiterentwicklung der Sensortechnik für die optische Sortierung erfolgte in den
letzten Jahren vor allem in zwei Richtungen:
1. Durch den Einsatz moderner schneller Zeilenkameras in Verbindung mit PowerLED-Beleuchtung konnte insbesondere für VIS-basierte Sensoriken die örtliche
und zeitliche Auflösung deutlich gesteigert werden. Somit ist es nun möglich sehr
hochaufgelöst visuelle Eigenschaften von Objekten zu detektieren und sehr kleine
Korngrößen erfolgreich zu sortieren.
Waren bis vor wenigen Jahren Sortieranwendungen erst ab Korngrößen von etwa
5 mm technisch und/oder wirtschaftlich möglich, so hat sich die Einsatzgrenze für
farb-basierte Sortierer zu 1 mm hin verschoben. Ähnliches gilt für NIR-basierte
Sensoriken bei denen die Auflösung zwar noch vergleichsweise gering ist, aber
mittels Spectral Imaging deutlich gesteigert werden konnte und die wirtschaftliche
Einsatzgrenze aktuell bei etwa 5 mm anzusetzen ist.
2. Entwicklung neuer sensorischer Erkennungsmethoden und Anwendungen.
Bis vor kurzem wurden nahezu ausschließlich die Farbeigenschaften mittels VISSensoren (400 bis 700 nm) und Materialeigenschaften mittels NIR-Sensoren
(900 bis 1.850 nm) detektiert und getrennt als entscheidungsrelevante Merkmale für
eine Sortierentscheidung herangezogen. In den letzten Jahren konnte der nutzbare
Wellenlängenbereich auf 200 bis 2.400 nm ausgedehnt werden und wurden hochauflösende industrietaugliche Sensoriken zur Detektion von UV-Absorptions- und
Lumineszenzeigenschaften entwickelt. Im Bild 2 sind einige genutzte Wellenlängenbereiche und Detektionstechniken dargestellt.
LIF
NIR
Potenzial
Anwendung
Potenzial
UV
GammaStrahlung
RöntgenStrahlung
1 x 10-14 1 x 10-13
UltraviolettStrahlung
1 x 10-8
InfrarotStrahlung
Mikrowellen FM TV
1 x 10-4
1 x 10-2
Kurzwelle
1 x 102
Langwelle
1 x 104
Wellenlänge in Meter
Sichtbares Spektrum (Licht)
VIS T
Bild 2:
Für die optische Sortierung genutzte Spektren
613
Verfahrenstechnik
VIS R
Richard Dornauer, Jürgen Pramer, Reinhold Huber
Voraussetzung und Bedingung für die erfolgreiche Nutzung der sensorischen Weiterund Neuentwicklungen ist eine oftmals spezifische Konditionierung der Aufgabefraktionen. Als Beispiel sei dazu die Trockenwäsche in der Altglasaufbereitung, welche erst
die effiziente Feinkornsortierung ermöglicht, erwähnt. Generell ist beim Einsatz optischer bzw. sensorgestützter Sortierer eine gesamtheitliche Prozessbetrachtung wichtig.
2. Neuentwicklung Sensorfusion
Über viele Jahre hat Binder+Co vor allem die Weiterentwicklung der Sensor- und
Beleuchtungstechnik intensiv vorangetrieben. Neben der Ausdehnung der Produktpalette durch Entwicklung und Integration der verschiedensten Sensorarten (VIS,
NIR, UV, usw.) wurde auch verstärkt auf den Einsatz von Multisensorsystemen in
Sortierern gesetzt. Sortiermaschinen werden dabei mit mehreren Einzelsensoren
ausgestattet und die Daten der einzelnen Sensoren werden für sich ausgewertet und
erst auf Ventilebene, also bei der Materialausbringung, erfolgte die Zusammenführung
der Ventilsteuerdaten.
Fortsetzung fand diese Entwicklung in der Zusammenführung der Sensoren in Form
der sogenannten Sensorfusion. Dieses Konzept ermöglicht nicht nur das gleichzeitige
Detektieren der verschiedenen optische Eigenschaften mit einer Sensorkombination,
sondern auch eine komplexe und/oder hierarchische Verknüpfung bei der Klassifikation und Objektbewertung. Daraus ergeben sich beispielsweise robustere und
exaktere Objektbewertungen und neue
sowie kombinierte Klassifizierungsmöglichkeiten. Die Sensorfusion führt zu
VIS/NIR
einem Informationsmehrwert, der unter
VIS
400–6
anderem die Lösung komplexer Sortier50 nm
aufgaben mit nur einem Sortierschritt in
einem Prozessor ermöglicht.
VIS/NIR
Computer
Verfahrenstechnik
Bild 3:
NIR
900–2400 nm
(oder Teile daraus)
Konzeptbeispiel – Sensorfusion
VIS/NIR
Herz der Technik ist, neben einer anwendungsspezifischen Sensor-/Beleuchtungskombination, vor allem eine
neuentwickelte SW-Architektur mit
paralleler Prozessverarbeitung und Auslastungsmanagement. Damit können die
anfallenden hohen Datenraten auch mit
rechenleistungsintensiven Algorithmen
in Echtzeit verarbeitet werden und multicore Rechner effizient genützt werden.
In Bild 3 ist beispielsweise eine Konzeptskizze einer VIS/NIR Sensorfusion mit
hochauflösender Farbzeilenkamera in Kombination mit einer NIR-Spectral-Imaging
Kamera dargestellt.
614
VIS/NIR-Sortierer in der Aufbereitung von Sekundärrohstoffen
Funktionsbeschreibung:
Das Aufgabematerial wird über eine Beschickungsrinne dem optischen Sortierer zugeführt. Die Objekte werden über die gesamte Sortierbreite vom Sensorsystem erfasst
und die Sensorik nimmt die optischen Eigenschaften der Partikel bzw. Objekte auf. Der
VIS-Sensor detektiert die Farb- und geometrische Information sowie die Position des
Objektes, der NIR-Sensor detektiert das materialspezifische NIR-Spektrum. Hinsichtlich Abbildungsqualität spielen insbesondere die Auflösung und Empfindlichkeit der
Sensoren, die Farbtemperatur der Beleuchtung, der jeweilige Wellenlängenbereich und
die Signalstabilität eine Rolle. Die Rohsignale werden direkt von den Kameras über highspeed-Schnittstellen einer zentralen Recheneinheit zugeführt und weiterverarbeitet.
Auf Basis der Rohsignale werden den einzelnen Objekten Attributkennwerte wie Farbe,
Materialart oder Objektform zugeordnet. Diese Attributkennwerte werden mit parametrierbaren Algorithmen klassifiziert und definierten Merkmalsklassen zugeordnet. Je
nach Applikation und Sensorkonfigurationen können verschiedene Attribute definiert
und kombiniert werden.
Beispielsweise kann ein weißes PE-Kunststoffteil ab bestimmter Korngröße der Auswurffraktion zugeordnet werden. Dies würde einer 3-fachen Eigenschaftsverknüpfung
(Farbe-Materialart-Korngröße) entsprechen.
In einem anderen Fall kann z.B. bei der Altpapiersortierung über eine 2-fache Attributkombination bunt bedruckter Karton, farblich nicht zu unterscheidendes Hochglanzmagazin und Deinkingpapier jeweils einer eigenen Merkmalsklasse zugeordnet
und nach Produktanforderung sortiert werden.
Bei positiver Übereinstimmung mit voreingestellten Auswurfkategorien wird ein Signal
zeitverzögert an das Ausblasmodul, wie im Bild 3 dargestellt, gesendet. Ein oder mehrere Ventile werden orts- und zeitrichtig geöffnet und ein stark gebündelter Luftstrom
separiert die detektierten Objekte vom durchströmenden Material.
3. Anwendungsbeispiele der Sensorfusion
In der Abfallaufbereitung, insbesondere bei der Sortierung von getrennt gesammelten
Wertstoffen wie Glas, Altpapier oder Kunststoffverpackungen, sind optische Sortierer
mittlerweile wesentliche Prozesskomponenten. Die primären Aufgabenstellungen
betreffen die Auftrennung von Mischfraktionen in diverse Zwischenprodukte sowie
Farb-, Material- und Störstoffsortierung zur Erzeugung von qualitativ hochwertigen
Endprodukten.
Das Sortieren von Kunststoffabfällen ist entscheidend für alle nachfolgenden Schritte
bei der Altkunststoffverwertung und hat daher das höchste Wertschöpfungspotential.
Optische Sortierer werden daher sowohl für das Sortieren von Massenkunststoffen
wie PE, PP, PVC, PS und ABS die v.a. für Verpackungen, Baustoffe, Haushaltsartikel
oder Formteile in der Automobilindustrie genutzt werden, als auch das Sortieren von
technischen Kunststoffen und Spezialkunststoffen wie PA, PMMA, PET oder PC.
615
Verfahrenstechnik
3.1. Anwendungsbeispiel Sortierung einer gemischten Kunststofffraktion
Richard Dornauer, Jürgen Pramer, Reinhold Huber
Aufgrund der Vielzahl an genutzten Kunststoffarten und unterschiedlichster Anteile
an Additiven und Füllstoffen stellt die Sortierung von gemischten Kunststofffraktionen
jedoch eine große Herausforderung an die Sensorik und das technische Design der
Sortiermaschinen dar.
Aufgabenstellung
In gegenständlichem Beispiel werden aus einer gemischten Kunststofffraktion mit einer
Korngröße von 10 bis 40 mm die stofflich verwertbare PE-Fraktion, eine thermisch
verwertbare Mischkunststofffraktion sowie die zu entsorgenden Rest- und Störstoffe
– z.B. PVC, Holz, schwarze Kunststoffe – sortiert.
Durch die Verwendung der Sensorfusion VIS/NIR kann diese komplexe Sortieraufgaben mit einer Sortiermaschine gelöst werden.
Tabelle 1:
Sortieraufstellung für das Beispiel einer gemischten Kunststofffraktion
Auswurf 1
Fraktion
PE
Trennziel
stofflich verwert-
barer Kunststoff
auszuwerfende Fraktionen
Durchlauf
PET
PP
PS
Auswurf 2
PVC
z.B. thermisch verwertbare
Mischkunststofffraktion
Holz
andere Störstoffe
zu entsorgende Reststofffraktion
Aufgabematerial: gemischte Kunststofffraktion mit einer Korngröße von 0–40 mm
1
Siebförderrinne
2
Förderrinne
Feinkorn
3
Auswurf 1
Verfahrenstechnik
Wertstoff
Bild 4:
616
Optischer Sortierer
3-Weg / NIR/VIS
Auswurf 2
Durchlauf
Rest-/
Störstoffe
Mischkunststoffe
Flowsheet der beschriebenen Sortieraufgabe einer gemischten Kunststofffraktion
VIS/NIR-Sortierer in der Aufbereitung von Sekundärrohstoffen
Bild 5:
Beispiel Inputmaterial gemischte
Kunststofffraktion
Objekt
PE, weiß
VIS
Attribut VIS 1 Attribut VIS 2
weiß
NIR
Attribut VIS 3 ……. X
Attribut NIR 1 Attribut NIR 2
Korngröße x
Attribut NIR 3 …….. X
PE
Verknüpfung
Attribute VIS1 + VIS2 + NIR2 Attribut VIS1 + Attribut NIR2 Attribut VIS X + Attribut NIR X
Merkmalsklasse 1
Auswurf 1
Informationsverknüpfung durch Sensorfusion
Bild 7:
Beispiel Sortierung von Kunststofffraktion mit Sensorfusion
VIS/NIR
617
Verfahrenstechnik
Bild 6:
Richard Dornauer, Jürgen Pramer, Reinhold Huber
3.2. Anwendungsbeispiel Sortierung einer gemischten Altpapierfraktion
In der Sortierung gemischter Altpapierfraktionen kann der Einsatz der Sensorfusion
VIS/NIR zur Gewinnung von qualitativ hochwertigen Endprodukten genutzt werden.
Dabei werden die mit VIS-Sensorik erhaltenen Farb- und Objektinformationen mit den
durch die NIR-Sensorik gewonnenen Materialeigenschaften verknüpft und definierte
Merkmalsklassen als trennendes Kriterium genutzt.
Um eine zur Weiterverarbeitung geeignete Deinking-Fraktion zu erhalten, müssen
diverse Reststörstoffe wie Kunststoffe, durchgefärbtes Büropapier oder Karton abgeschieden werden.
Kunststoffe und Zellstoffprodukte sind durch ihr spezifisches Absorptionsverhalten
im (Nah-)Infrarot-Bereich charakterisierbar. Neben der stofflichen Zusammensetzung
sind für die Merkmalsklassenzuordnung oft auch Eigenschaften wie Bedruckungsgrad
und Farbe bestimmend.
Tabelle 2:
Fraktion
Sortierung von Altpapier mit Clarity mit Sensorfusion VIS/NIR
Durchlauffraktion
Deinking (Zeitungen, Kartonage
Magazine, Illustrierte, braun, grau
Officepapier)
auszuwerfende Fraktionen
Kartonage mit
PapierPapierfremde
Papierlayern (PIZZA)
durchgefärbt Stoffe (Kunststoffe)
und Eierkartons
Charakterist. behandelte
Färbung,
Oberfläche, Form und
Ligningehalt typische Farbgebung
Eigen-
Helle und bedruckte
schaftenRotationspapiere
Spezielle
Oberfläche
Farbgebung
alles außer Papier
und Größe
Durch den Einsatz eines optischen Sortierers mit Sensorfusion NIR/VIS kann in gegenständlichem Beispiel der Altpapiersortierung über eine 2-fache Attributkombination
bunt bedruckter Karton einerseits und farblich nicht zu unterscheidendes Hochglanzmagazin und Deinkingpapier andererseits jeweils einer eigenen Merkmalsklasse
zugeordnet und nach Produktanforderung sortiert werden.
Verfahrenstechnik
Bild 8:
Sortierung von Altpapier,
Materialzuführung
618
VIS/NIR-Sortierer in der Aufbereitung von Sekundärrohstoffen
Der optische Sortierer mit dem fusionierten VIS/NIR Sensor kann auch noch mit
einem Metallsensor ausgerüstet werden,
wodurch sich zusätzlich metallische Materialeigenschaften in einem Sortierprozess
klassifizieren lassen.
Bild 9:
Sortierung von Altpapier mit Clarity
mit Sensorfusion VIS/NIR
4. Zusammenfassung
Die Sensorfusion ermöglicht nicht nur die Detektion einer Vielzahl von Objektmerkmalen, sondern auch deren Verknüpfung in einem einzigen Prozessor.
Sortieraufgaben können effizienter zusammen gefasst und gelöst werden, wodurch die
Sortierung der meisten gängigen Abfall- bzw. Wertstofffraktionen nach Farbe, Form,
Größe, Absorptions- und Lumineszenzeigenschaften im erweiterten Wellenlängenbereich (200 bis 2.400 nm) und mit kombinierten Eigenschaften möglich ist.
Insbesondere bei der Sortierung von gemischten Kunststofffraktionen, die aufgrund
der Vielzahl an genutzten Kunststoffarten und unterschiedlichster Anteile an Additiven und Füllstoffen meist komplex zusammengesetzt sind, ergeben sich dadurch neue
Anwendungsmöglichkeiten.
5. Literatur
[1] Fleischhacker, S.: Stoffliche Verwertung von Abfällen-Einsatz der Nahinfrarot-Sortiertechnik im
Bereich von Gewerbeabfällen. Inst. für Nachhaltige Abfallwirtschaft und Entsorgungstechnik,
Montanuniversität Leoben, Masterarbeit, 2011
[2] Grabner, K.; Gschaider, H.J.: Entwicklung der Aufbereitungstechnik in den letzten 60 Jahren –
skizziert am Beispiel von Binder+Co. BHM, Vol. 155 (10): 467-474, 2010
[3] Gschaider, H.J.; Huber, R.: Neue Entwicklungen in der optischen Sortierung. BHM, 153. Jg.,
Heft 6, 2008
[4] Heintz, R.; Struck, G.; Burkhard, M.: Flexible Echtzeitsimulationsumgebung für optische Schüttgutsortierung. Fraunhofer-Institut für Optronik, Systemtechnik und Bildauswertung, Karlsruhe, 2011
[5] Huber, R.; Gschaider, H.J.: Different realised applications of sensor-based sorting in mineral
processing. Heft 135 der Schriftenreihe der GDMB, 2014
[7] Makari, C.: Neue Methoden zur Aufbereitung von Altpapier und Kartonage im trockenen Milieu.
Diplomarbeit, 2005
619
Verfahrenstechnik
[6] Lindweiler, P.: Sensortechnik für Kunststoffrecycling. In: Thomé-Kozmiensky, K. J.; Goldmann,
D. (Hrsg.): Recycling und Rohstoffe, Band 8. Neuruppin: TK Verlag Karl Thomé-Kozmiensky,
2015, S. 603-617
Karl Joachim Thomé-Kozmiensky
ENTSORGUNG
Störstoffe
(Karton, Kunststoffe usw.)
Sensor/Kamera
von
~ 30 %
VERPACKUNGSABFÄLLEN
Luftdüsen
Förderband
Thome-Kozmiensky
Entsorgung von Verpackungsabfällen
Entsorgung von Verpackungsabfällen
Zeitungen und
Zeitschriften
(Deinkingware)
Impuls zum Gebläse
~ 70 %
Herausgeber: Karl J. Thomé-Kozmiensky
Verlag:
TK Verlag Karl Thomé-Kozmiensky
Entsorgung von Verpackungsabfällen
ISBN:
978-3-944310-01-5
Erschienen: 2014
Hardcover:
350 Seiten
mit zahlreichen Abbildungen
Preis:
40.00 EUR
Themen:
• Funktionen von Verpackungen
• Produktverantwortung
• Recht und Praxis in
Deustchland und Österreich
• Organisation
Bestellungen unter www.
• Verfahrenstechnik
• Ökoeffizienz
• Kosten
• Probleme
• Perspektiven
.de
oder
Dorfstraße 51
D-16816 Nietwerder-Neuruppin
Tel. +49.3391-45.45-0 • Fax +49.3391-45.45-10
E-Mail: [email protected]
TK Verlag Karl Thomé-Kozmiensky
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