DFP-LITERATURSTUDIUM LEHRZIEL: Vermittlung von Insulintherapiestrategien bei hospitalisierten Patienten anhand aktueller Guidelines und Empfehlungen. Insulintherapie beim Typ-2-Diabetiker im Krankenhaus Während die Hyperglykämie per se in den meisten Fällen nicht der Aufnahmegrund an internistischen Abteilungen ist, muss jedoch davon ausgegangen werden, dass schätzungsweise jeder siebente bis achte hospitalisierte Patient im Verlauf seines Krankenhausaufenthaltes erhöhte Blutzuckerwerte zeigt. Unter hospitalisierten Patienten besteht eine Diabetesprävalenz von 26%, bei immerhin 12% der Patienten zeigen sich im Rahmen der Hospitalisierung erhöhte Blutzuckerwerte, ohne dass zuvor ein Diabetes beschrieben wurde. Daten von kardiologischen Stationen belegten, dass bei Personen, die zu Herzkatheteruntersuchungen hospitalisiert werden, bis zu zwei Drittel an einer Glukosestoffwechselstörung leiden. Metaanalysen zeigen eine 3- bis 18-fach erhöhte­ Gesamtmortalität, erhöhte perioperative Komplikationsraten, ein höheres Risiko für das Auftreten von Wund- oder nosokomialen Infektionen, postoperative Schlaganfälle und längere Krankenhausaufenthalte bei Patienten mit hyperglykämischen Blutzuckerwerten. Die viel zitierte randomisierte „Tight glycemic control“-Studie von Greet Van den Berghe, in welcher eine engmaschige Blutzuckerkontrolle in intensivpflichtigen chirurgischen Patientenpopulationen angestrebt wurde, zeigte eine Mortalitätssenkung (4,6% versus 8,0%, p < 0,05) in der intensiv therapierten Gruppe (Blutzuckerziel zwischen 80 und 110 mg/dl) im Vergleich zur konventionellen Gruppe (Blutzuckerbereich 180–200 mg/dl). Nachfolgende Studien, allem voran die NICE-SUGAR-Studie, und 16 4/2016 klinik daraus resultierende Metaanalysen zeigten jedoch erhöhte Hypoglykämieraten und Mortalität in den intensiv behandelten Kohorten, sodass das Blutzuckerziel über die letzten Jahre wieder angehoben wurde. Nachdem sowohl Hyper- als auch Hypoglykämien mit ungünstigem Outcome assoziiert sind, gilt es folglich beide Glukoseexkursionen während des stationären Aufenthaltes zu vermeiden. Ass. Dr. Felix Aberer Priv.-Doz. Dr. Gerd Köhler Assoz. Prof. Priv.Doz. Dr. Harald Sourij Klinische Abteilung für Endokrinologie und Diabetologie, Universitätsklinik für Innere Medizin, Medizinische Universitätsklinik Graz Überlegungen bei der stationären Aufnahme Bei allen Patienten, die hospitalisiert werden, sollte das Vorliegen eines präexistenten Diabetes mellitus erfragt und entsprechend mit ­Typisierung (Diabetes mellitus Typ 1, Diabetes mellitus Typ 2, MODY …) und Therapie (primär/sekundär insulinpflichtig, OAD) in der Patientendokumentation vermerkt werden. Wenn kein HbA1c der letzten 3 Monate vorliegt, sollte eines angefordert werden. Zumindest eine Nüchternblutzuckerbestimmung oder ein HbA1c zur Screening-Untersuchung, insbesondere bei kardiovaskulären Risikopatienten, erscheint aufgrund der hohen Prävalenz sinnvoll. Die Messung des HbA1c-Wertes dient der Unterscheidung, ob eine längerfristige hyperglykämische Situation vorliegt oder die Blutzuckererhöhung auf eine akute Stresssituation zurückzuführen ist. Allerdings muss bei der HbA1c-Messung bei akut hospitalisierten Patienten berücksichtigt werden, dass aufgrund von Anämien, Blutkonservenverabreichungen, schweren Nierenoder Lebererkrankungen der gemessene HbA1c-Wert verfälscht sein kann. Insofern spielt die Messung von Blutzuckerprofilen im stationären Glukosemanagement eine entscheidende Rolle. Blutzuckerzielbereiche Die aktuelle Datenlage empfiehlt für akuthospitalisierte Personen einen Blutzuckerzielbereich von 140–180 mg/dl. Ein niedrigeres Blutzuckerziel (110–140 mg/dl) mag für spezielle Patientengruppen (z. B. Herzchirurgiepatienten, Patienten mit akuten ischämischen Ereignissen) vorteilhaft sein, jedoch ist auf eine strenge Hypoglykämievermeidung zu achten. Die Initiierung einer blutzuckersenkenden Therapie im stationären Setting sollte bei einer Hyperglykämie > 180 mg/dl erfolgen. Natürlich wird man bei Patienten, bei denen bereits vor dem stationären Aufenthalt ein niedrigeres Blutzuckerziel ohne regelmäßige Hypoglykämien erreicht wurde, den Zielbereich nicht anheben. Fotos: privat (2), Sissi Furgler Fotografie Überblick Die Blutzuckerziele sollten daher individuell auf die Konstitution (Alter, Komorbiditäten, Adhärenz) des Patienten angepasst werden; so gilt als grundsätzliches Therapieziel die Vermeidung von Hypoglykämien. Der Zielbereich ist beispielsweise bei Patienten mit terminalen Erkrankungen oder limitierter Lebenserwartung deutlich höher anzusetzen. Therapie Unter stationären Bedingungen in einem Akutspital ist Insulin das Mittel der Wahl zur Kontrolle erhöhter Blutzuckerwerte, welche je nach Ausmaß der Hyperglykämie und Patientenkonstitution subkutan oder intravenös verabreicht wird. Präexistente orale Antidiabetika können in vielen Fällen während des stationären Aufenthaltes fortgeführt werden, jedoch sollten für die einzelnen Substanzklassen die Empfehlungen und Kontraindikationen beachtet werden, insbesondere die von Metformin und der SGLT-2­ Hemmer, auf die hier nicht näher eingegangen werden kann. Nach Abklingen der Akutsituation sollten OAD ­sukzessive und vorsichtig wieder eingeleitet ­werden und gegebenenfalls die Insulintherapie wieder abgesetzt werden. Insulintherapie Insulinbasierte Therapien sind Mittel der Wahl in der Behandlung von Hyperglykämien bei hospitalisierten Patienten. Auf der einen Seite hat Insulin ein sehr niedriges Interaktions- und Nebenwirkungsprofil, wenn man von Hypoglykämien absieht. Auf der anderen Seite sind Blutglukosespiegel durch Insulin besonders in Akutsituationen am besten zu steuern und anzupassen. Intravenöse Insulintherapie Patienten mit diabetischer Ketoazidose, und/ oder hyperglykämischen, hyperosmolaren Entgleisungen oder auch Patienten auf Intensivstationen mit relevanten Hyperglykämien sollten primär mittels kontinuierlicher intravenöser Insulininfusion behandelt werden. Vorteile der intravenösen Therapie sind die bessere Steuerbarkeit, die raschere Möglichkeit, auf hyperglykämische Entgleisungen zu reagieren, das Einsparen von multiplen täglichen Injektionen und die bessere kinetische, „physiologischere“ Insulinwirkung durch eine intravasale Applikation. Die Gabe erfolgt mittels Perfusor in der Regel mit 50 Einheiten Humaninsulin oder kurzwirksamen Analoga in 50 ml NaCl 0,9%. Ein mögliches Infusionsschema ist in Tabelle 1 dargestellt. Kontrollen des Blutzuckers (kapillär, venös oder arteriell je nach Setting) sollten primär stündlich erfolgen. Sollte der Blutzucker über 3 Stunden stabil bleiben, ist eine 2-stündliche Kontrolle zu empfehlen; anschließend Kontrollen im 4-stündigen Intervall bei stabiler Situation. (Auf das Volums- oder Elektrolytmanagement bei diabetischen Entgleisungen kann hier nicht eingegangen werden.) Sollte eine orale Nahrungszufuhr erfolgen, ist 1 Broteinheit (12 Gramm Kohlenhydrate) mit 1 Insulineinheit als i. v. Bolus abzudecken. Sollte der Blutglukosespiegel nach einer Stunde um weniger als 10% vom Ausgangswert fallen, kann die Insulinmenge auf bis zu 0,15–0,20 IE/kg KG pro Stunde gesteigert werden. Ein Glukoseabfall von über 100 mg/dl pro Stunde bzw. über 250 mg/dl pro 24 Stunden (insbesondere bei Ketoazidose) sollte, hinsichtlich der Gefahr der Entwicklung eines Hirnödems, vermieden werden; dementsprechend ist auch die gleichzeitige Glukoseapplikation oft essenziell. Voraussetzung für den Start einer Insulingabe ist ein Kalium über 3,3 mmol/l, da es nach Einleitung von Insulin zusätzlich zu einem Kaliumabfall kommen kann. Eine Umstellung auf eine subkutane Insulingabe ist bei Patienten mit Ketoazidose dann indiziert, wenn sich der pH-Wert normalisiert hat und sich die Blutzuckerwerte im zufriedenstellenden Bereich befinden. Bei Patienten ohne Ketoazidose und kontinuierlicher Insulinin­ fusionstherapie ist eine Umstellung grundsätzlich dann zu empfehlen, wenn eine Besserung des Gesundheitszustandes (Extubation, Aufnahme der enteralen Ernährung, Absetzen von Vasopressoren) erreicht werden konnte und die Höhe der Blutzuckerwerte eine Beendigung der intravenösen Insulingabe erlaubt. Die Umstellung der intravenösen Insulingabe auf eine subkutane Insulintherapie sollte überlappend erfolgen; das heißt, nach Applikation der ersten subkutanen Gabe von Basalinsulin setzt man die Perfusortherapie für 2 Stunden fort, um eine lückenlose Versorgung mit Insulin zu gewährleisten. Obwohl ein höherer Insulinbedarf unter subkutaner Insulintherapie zu erwarten ist, wird die notwendige Tagesdosis der intravenösen Therapie, mit der eine stabile Blutzuckereinstellung erreicht wurde, auch für die Planung der subkutanen Therapie übernommen. Die erste Applikation des Basalinsulins erfolgt, wie oben beschrieben, circa 2 Stunden bevor die Perfusorversorgung beendet wird, mit 50% der Dosis, die der Patient als Tagesdosis unter intravenöser Therapie hatte. Sollte eine orale Ernährung aufgenommen werden, ist das Bolusinsulin entsprechend den anderen 50% regelmäßig auf die Hauptmahlzeiten aufzuteilen. Nach Umstellung sollten zumindest 4-mal täglich Blutzuckerkontrollen erfolgen. Tab. 1: Insulininfusionsschema Blutzuckerwert (in mg/dl) Insulindosis (ml/h = IE/h) < 80 mg/dl Perfusorpause und Kontrolle in 30 Minuten 81–120 mg/dl 0,7 IE/h 121–150 mg/dl 1 IE/h 151–180 mg/dl 1,5 IE/h 181–210 mg/dl 2 IE/h 211–240 mg/dl 2,5 IE/h 241–270 mg/dl 3 IE/h 271–300 mg/dl 3,5 IE/h 301–330 mg/dl 4 IE/h 331–360 mg/dl 4,5 IE/h 361–390 mg/dl 5 IE/h 391–420 mg/dl 5,5 IE/h 421–450 mg/dl 6 IE/h 4/2016 klinik 17 DFP-LITERATURSTUDIUM Subkutane Insulintherapie Die primäre subkutane Insulintherapieform bei hospitalisierten Patienten ist eine basalorientierte Insulintherapie mit zusätzlicher Gabe von Bolusinsulin bei Patienten mit regelmäßiger Nahrungsaufnahme. Die Errechnung des Insulintagesbedarfs richtet sich nach Patientenalter und Nierenfunktion sowie nach Ausmaß der initialen Hyperglykämie. Ein Schema zur Errechnung des Insulinbedarfs ist in der Tabelle 2 dargestellt. Vor jeder Hauptmahlzeit sollte eine Blutzuckermessung erfolgen und dann entsprechend dem Wert und der Größe der Mahlzeit Bolusinsulin (schnellwirksame Analoga oder Humaninsulin) verabreicht werden. Sollte der Patient, beispielsweise vor Anstehen einer Operation, nüchtern bleiben müssen oder sollte der Patient nur sehr kleine Mahlzeiten zu sich nehmen, ist es möglich, nur Korrekturinsulin zu verabreichen. Hierzu wird der Patient nach Ermessen des Arztes als insulinsensitiv, normal oder insulinresistent eingestuft und anhand dieses Merkmals das Korrekturinsulin vorgeschlagen. Mithilfe sogenannter „sliding scales“, welche vom betreuenden Arzt angefertigt werden sollten, kann das Manage- ment der Hyperglykämie für die an der Insulintherapie beteiligten Personen (v. a. Pflegekräfte) erleichtert und standardisiert werden (siehe Tabelle 3). In den letzten Jahren wurde auch intensiv an der Entwicklung von computergesteuerten, automatisierten Systemen gearbeitet, die durch einen integrierten Algorithmus zur Entscheidungsunterstützung in der Insulintherapie beitragen sollen. Eines dieser Systeme ist das ­„GlucoTab“ (Abb. 1), welches 2014 CE-zertifiziert wurde und bereits an einigen Kliniken der Medizinischen Universität Graz im Routinebetrieb eingesetzt wird. Steroiddiabetes Steroide vermindern die Insulinsensitivität des peripheren Gewebes und steigern die hepatische Glukoneogenese, was bei entsprechender Prädisposition zum Auftreten von erhöhten Blutzuckerwerten führen kann. Daher sollten bei Patienten, die Steroide erhalten, engmaschige Blutzuckerkontrollen einschließlich post­ prandialer Werte erfolgen. Die Blutzuckerziele und die Therapieoptionen unterscheiden sich nicht wesentlich von den allgemein gültigen Richtlinien. Berücksichtigt werden muss ein er- Tab. 2: Schätzung des Insulinbedarfs zur Vereinfachung der Insulinisierung Alter > 70 Jahre 0,2–0,3 IE/kg KG GFR unter 60 ml/min 0,2–0,3 IE/kg KG Alter < 70 Jahre 0,4 IE/kg KG (bei Blutzuckerwert < 200 mg/dl) GFR über 60 ml/min 0,4 IE/kg KG (bei Blutzuckerwert < 200 mg/dl) Alter < 70 Jahre 0,5 IE/kg KG (bei Blutzuckerwert > 200 mg/dl) GFR über 60 ml/min 0,5 IE/kg KG (bei Blutzuckerwert > 200 mg/dl) Tab. 3: Beispiel einer Sliding Scale 18 Blutzucker (md/dl) Insulinsensitiv Normal Insulinresistent 141–180 mg/dl 2 4 6 181–220 mg/dl 4 6 8 221–260 mg/dl 6 8 10 261–300 mg/dl 8 10 12 301–350 mg/dl 10 12 14 351–400 mg/dl 12 14 16 > 400 mg/dl 14 16 18 4/2016 klinik höhter physiologischer Insulinbedarf, welcher bis circa 8 Stunden nach Einnahme des Steroids auftritt. Daher ist bei einer Hyperglykämie unter Steroiden die Applikation eines NPH-Insulins oder prandialen Insulins 1-mal täglich (je nach Steroideinnahmeintervall) meist ausreichend. Bei länger wirksamen Steroiden oder mehrmaliger täglicher Steroidgabe sollte ein langwirksames Insulinanalogon verwendet werden. Nach Dosisreduktion oder Absetzen der Steroidtherapie ist mit einer unmittelbaren Verbesserung der Blutzuckerwerte zu rechnen. Dahingehend ist auch eine Reduktion der Insulindosis oder Beendigung der Insulintherapie unter Berücksichtigung der Cortisondosen zu beachten. Für die Dosierung des Basalinsulins hat sich bei Patienten mit erhöhten Blutzuckerwerten unter Cortisontherapie folgende Faustregel als hilfreich erwiesen: • 10 mg/d Prednisolon: 0,1 IE/kg KG • 20 mg/d Prednisolon: 0,2 IE/kg KG • 30 mg/d Prednisolon: 0,3 IE/kg KG • > 40 mg/d Prednisolon: 0,4 IE/kg KG Perioperatives Blutzuckermanagement Generell sollten alle oralen Antidiabetika sicherheitshalber 24–48 Stunden vor Operationen abgesetzt werden. Insulinpräparate sind perioperativ, vor allem bei schweren und längeren Eingriffen mit protrahierter intensivmedizinischer Betreuung, derzeit die einzige therapeutische Option. Bei Patienten mit basalunterstützter Therapie sollte vor Routineoperationen das abendliche bzw. morgendliche Basalinsulin in unveränderter Dosis verabreicht werden. Bolusinsulin sollte nur zur Korrektur erhöhter Werte appliziert werden, wobei man die Dosierung präoperativ niedriger ansetzen sollte als bei üblichen Korrekturen erhöhter Blutzuckerwerte. Patienten mit vorbestehenden konventionellen Insulintherapien mit Mischinsulin können vor Routineoperationen auf ein langwirksames Insulin umgestellt werden, wobei die zu veranschlagende Insulindosis des langwirksamen Insulins etwa ⅔ der Standarddosis des ursprünglichen Mischinsulins betragen soll. Alternativ kann das Mischinsulin auch belassen und um ca. 50% reduziert werden. Während der Operation sollten engmaschige Blutzuckerkontrollen erfolgen, und erhöhte Werte sollten mit sub- Abb. 1: „GlucoTab“, ein computergesteuertes, automatisiertes System zur ­Entscheidungsunterstützung in der Insulintherapie •D as GlucoTab-System wurde an der ­Medizinischen Universität Graz entwickelt • CE-Mark seit 2014 • Routineanwendung bei hospitalisierten ­Patienten mit Typ-2-DM oder neu ­aufgetretener Hyperglykämie • Gibt Vorschläge zur Dosierung von BasisBolus-Insulin anhand des integrierten ­Algorithmus • Patientenalter, Körpergewicht, Nieren­ funktion, Insulinsensitivität und evtl. ­Vortherapie werden bei Initialisierung ­berücksichtigt • Führte zu deutlich gebesserten Blutzucker­ werten sowie einer Reduktion von Hypo­ glykämien im Vergleich zu Therapievorschlägen bei konventionellen Insulinkurven kutanem oder intravenösem Bolusinsulin korrigiert werden. Primäres Ziel der perioperativen Glukosekontrolle ist das strikte Vermeiden schwerer Hypoglykämien und relevanter hyperglykämischer Stoffwechselentgleisungen. Entlassungsmanagement Der Therapievorschlag für die häusliche Entlassung stellt für den behandelnden Arzt (vor allem auf nichtinternistischen Abteilungen) oftmals eine große Herausforderung dar. Auf der einen Seite ist durch den Einfluss der akuten Erkrankung, welche die Hospitalisierung notwendig gemacht hat, eine Veränderung der metabolischen Situation und somit auch eine nicht vorhersehbare Änderung des Insulinbedarfs zu erwarten. Wobei auch berücksich- tigt werden muss, dass Patienten im Krankenhaus Situationen ausgesetzt sind, welche eine sichere Umstellung zusätzlich erschweren (keine körperliche Aktivität, andere Essgewohnheiten, psychischer Stress). Auf der anderen Seite ist nach Besserung der Krankheitssituation für die häusliche Entlassung auch die (Wieder-) Einleitung oder Umstellung auf orale Antidiabetika möglich. Eine standardisierte Richtlinie zur Umstellung der Insulintherapie im Krankenhaus auf die Therapie zu Hause gibt es nicht, eine solche ist individuell dem Patienten anzupassen. Empfohlen wird eine Umstellung auf das präexistente Regime, wenn die häusliche Blutzuckereinstellung, zum Beispiel gemessen am HbA1c, als zufriedenstellend zu werten gewesen ist und wenn keine Kontraindikationen Ärztlicher Fortbildungsanbieter: Krankenhaus Hietzing, 3. Medizinische Abteilung mit ­Stoffwechselerkrankungen und Nephrologie (z. B. Niereninsuffizienz) gegen das Fortführen der ursprünglichen Medikation bestehen. Bei Patienten, bei denen eine Umstellung/Neueinstellung der antidiabetischen Therapie notwendig ist, ist vor Entlassung die weitere Therapiestrategie mit dem Patienten, den Angehörigen und dem weiterbetreuenden Hausarzt unbedingt abzusprechen, um spätere Komplikationen im Rahmen des häuslichen Blutzuckermanagements zu vermeiden. Zusammenfassung Hyperglykämien im Krankenhaus sind häufig und mit einem prognostisch ungünstigen Outcome assoziiert. Die Blutzuckerzielbereiche richten sich nach Schwere der Erkrankung sowie Konstitution und Prognose des Patienten. Im Rahmen von Akuterkrankungen empfiehlt sich das transiente Absetzen von oralen Antidiabetika und wenn notwendig die Einleitung einer Insulintherapie. Bevorzugte Therapiemethode ist aufgrund der guten Steuerbarkeit eine Basis-Bolus-Insulin-Therapie. Intravenöse Insulintherapien sind bei Patienten auf Intensivstationen bevorzugt einzuleiten, bei Patienten mit diabetischer Ketoazidose unabdingbar. Sogenannte Sliding Scales oder computerunterstützte Algorithmen können das Management einer Insulintherapie im täglichen Routinebetrieb erleichtern. Das poststationäre Blutzuckermanagement sollte mit dem Patienten, den Angehörigen und dem betreuenden Hausarzt abgestimmt werden. ■ Literatur bei den Verfassern Lecture Board: Assoz. Prof. Priv.-Doz. Dr. Susanne Kaser OA Dr. Helmuth Brath 4/2016 klinik 19