Handbuch Sozialwissenschaftliche Diskursanalyse I

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Budrich, Opladen 2001
Band I: Theorien und Methoden
Handbuch
Sozialwissenschaftliche
Diskursanalyse
Reiner Keller, Andreas Hirseland,
Werner Schneider, Willy Viehöver (Hrsg.)
I
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Diskurs
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—
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354
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361
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368
I
Für produktive und kritisehe Interventionen danke ich Ilona Pache.
Diskursanalytische Ansatze Foucaultscher Provenienz, aber auch an Jacques
Derridas Philosophie der Dekonstruktion orientierte Herangehensweisen
gewannen irn vergangenen Jahrzehnt in der sozialwissenschaftlichen fernini
stischen Theorie zunehmend an Bedeutung. Denn insofern sich diskurstheo
retische und dekonstruktivistische Herangehensweisen vor allern auf Sprache,
Wissen, Diskurse und deren Bedeutung fUr die Gegenstandskonstitution
konzentrieren, mithin davon ausgehen, daB alle sozialen Phanomene und
Unterscheidungen hergestelit und nicht gegeben sind, sind sie besonders dazu
geeignet, bestirnrnte Aporien zu durchdenken, die ferninistische Theorie seit
ihren Anfangen begleiten. Es handelt sich hierbei urn Aporien, die in dop
pelter Hinsicht aus dern spezifischen Verhaitnis feministischer Theorie zu
ihrem Gegenstand Geschlecht bzw. dern Geschlechterverhaltnis resultie
ren. Erstens, Geschlecht, Geschlechterverhaltnis, Geschlechterdifferenz wird
in der Frauen- und Geschlechterforschung zwar als Erkenntnisgegenstand
vorausgesetzt, rnuB aber zugleich als etwas kontinuierlich Hergesteiltes, in
sozialen und kulturellen Praxen Gernachtes und nicht per se Gegebenes be
griffen werden. Daraus resultiert zweitens, daB Geschlecht auch irn und durch
feministisches Wissen in einer spezifischen Weise konstruiert wird, mithin
Teil hat an der Produktion der Unterscheidung nach Geschlecht. Feministi
sche Theorie ist daher mit der Anforderung konfrontiert, in den eigenen
Analysen der Geschlechterwirklichkeit sich zugleich reflexiv und kritisch
zurn eigenen Wissen verhalten zu rntissen. Diskursanalytische und dekon
struktivistische Perspektiven ermoglichen es nun, nicht nur die Frage nach
1. Elnleltung
—
Dekonstruktion
,,Die Frage der Frau im aligemeinen ist ibre Frage, nieht unsere.”
Gayatri Chakravorty Spivak (1983: 184)
1. Einleitung
2. Problematiken der Unterscheidung: sex/gender trouble
3. Geschlecht diskurstheoretisch: always already gender
4. Exzentrisehes Wissen: the outsider within
5. Resumee
Literatur
Sabine Hark
Produktive VerknUpfungen’
Feministische Theorie
Sabine Hark
,,Aber es gibt doch nun einmal Manner und Frauen. Woruber rnuI3 man da
noch nachdenken?” Spontan wurde wohi die Mehrzahl von uns dieser Fest
stellung eines Studierenden in einem Seminar zu ferninistischer Theorie zu
stimmen. In der Tat: Es gibt Manner und Frauen. Das scheint in den Gesell
schaften, in denen wir leben, unumstoBliche GewiBheit zu sein, so wie es
Bäume und Flusse gibt. Mehr noch: Spontan teilen wir wohl auch (fast) alle
die Aimahme, dalI es spezifische Merkrnale gibt, die jeweils alien Mäunern
und Frauen gerneinsam sind, insbesondere dalI alle Frauen gebar- und alle
Manner zeugungsfahig sind. Gegen diese so genannte ,,Alltagstheorie der
Zweigeschlechtlichlceit”, d.h., daB es genau zwei Geschlechter gibt und da
rüber hinaus die Zugehorigkeit zu einern von diesen beiden Geschlechtem
eindeutig, sich gegenseitig ausschliet3end, naturhaft-korperlich-biologisch
begrundet und unveränderbar ist (Hagernann-White 1988: 228), setzte die
2. Problematiken der Unterscheidung: sex/gender trouble
der Konstitution von Geschlecht und der Geschlechterdifferenz zu stellen,
indem der Modus der Herstellung und des Unterscheidens selbst zurn Gegen
stand der Untersuchung wird, sie liefern auch Werkzeuge fUr die kritische
Arbeit der Befragung der eingesetzten Erkenntnismittel sowie der Konstituti
on des Forschungsgegenstandes.
Tm vorliegenden Text wird es darum gehen, den erkenntniskritischen
Wert herauszustellen, der in diskursanalytischen bzw. dekonstruktivistischen
Herangehensweisen ifir die skizzierten Problernstellungen feministischer
Theorie liegt. Ich werde mich daffir auf zwei Thernen konzentrieren: eine
diskurstheoretische Reforrnulierung von Geschlecht als em durch Reprasen
tationsstrukturen erzeugter Sinneffekt einerseits, d.h. es wird zu zeigen sein,
daI3 es Bezeichnungspraxen sind, die in einem durchaus buchstäblichen Sinne
Manner, Frauen, Sexualitat und Geschlecht erst produzieren, und die Skizzie
rung eines aus der widerspruchlichen Position des outsiders within (Hill Col-.
lins 1986) produzierten, dekonstruktivistischen Projekts exzentrischen Wis
sens andererseits, in dem es urn die Bearbeitung der im eigenen Wissen pro
duzierten Ausschlusse geht.
Daflir werde ich in Abschnitt (2) zunächst kurz in die so genannte
sex/gender-Problematik einfUhren, urn irn nachsten Schritt auf die aus dieser
Problernatik resultierende Aporie, Erkenntnisrnittel verwenden zu rnüssen,
die zugleich Erkenntnisgegenstande sind, einzugehen. In Abschnitt (3) werde
ich dann eine diskurstheoretische Reforrnulierung von Geschlecht vorschla
gen, urn im Abschnitt (4) diese Reformulierung fUr die Idee dekonstruktiven,
exzentrischen Wissens produktiv zu machen. AbschlieBend werden einige
Richtungen fUr die zukunftige Entwicklung ferninistischer Theorie skizziert,
die sich an zwei Kriterien für kritische Theorien orientieren: die rnachtkriti
sche Analyse von Prozessen der Differenzierung und der Versuch der Autori
sierung rnarginalisierter Positionen (5).
j,4
3
2
Diskurs
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Dekonstruktion
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355
Neben einer Vielzahl von Sarnmelbanden (siehe insbes. KnappIWette
rer (1992),
be/Lindemann (1994), Becker-Schmidt/Knapp (1995), Fischer/KampshofflKejljs Wob
(1996), Scheich (1996), HornscheidtlJShnertiSchljchter (1998), Janshen (1999)), chmjtt
Entwicklung und den Stand der Frauen- und Geschlechterforschung dokumentier die die
en, lie
gen mittlerweile erste Uberblicke über die Geschichte feministische
r Theoriebildung
vor. Siehe insbesondere Bul3mann/Hof (1995), Becker-Schmidt/Knapp
(2000), von
Braun/Stephan (2000), Bühnnann/Diezinger/Metz-Gockel (2000),
AlthofffBereswill/
Riegraf (2001), Hark (2001).
Ethnomethodologische Ansatze versuchen, den empirischen Nachweis
der gesellscliaft
lichen Konstruiertheit von sozialen Tatbeständen zu erbringen,
wSbrend der Sozial
konstruktivjsmus diese Konstruiertheit theoretisch untersteilt. Zum
Unterschied zwi
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feministische Theone die Erkenntnis, dalI wir ‘nicht als
Frauen geboren,
sondern dazu gemacht werden’, wie die franzOsische Philosophin
Sirnone de
Beauvoir in ihrern epochernachenden Werk Le deuxieme sexe
bereits 1949
(dt.: Das andere Geschlecht 1992) schrieb.
Der Unterschied der Geschlechter und insbesondere die
angebliche Un
hintergehbarkeit der Differenz zwischen Frauen und Männern ist
die zentrale
Problematik feministischer Theoriebildung. Statt diese als
gegeben hinzu
nehmen, fragt feministische Theorie nach dem wie, d.h. in
weicher Form die
Differenz existiert, aber auch nach dern warum, d.h. nach ihrer
Funktion fUr
soziale und kulturelle Ordnungen. Feministische Wissenschaf
tlerinnen be
schaftigen sich daher theoretisch und empirisch intensiv rnit
der Beschaffen
heit der Zweigeschlechtlichkeit und der Frage, ob sich
die Geschlechter
nachweislich und nachhaltig unterscheiden, sie genuin Uber
kontrastierende
Eigenschaften verfilgen, ob diese qua Sozialisation erworben oder
in gewalt
bzw. herrschaftsförmig organisierten Verhältnissen durchgesetzt
werden, ob
die Unterschiede so sie denn ausmachbar sind sozialer,
psychischer, kul
tureller, ideologischer oder syrnbolischer Art sind und weiche
Funktion ihnen
2
zukommt.
Aber noch in einer zweiten Hinsicht ist die Geschlechterdjfferenz
fUr die
feministische Theoriebildung em Problem. Denn, worauf feministische
Sozi
alwissenschafflerinnen wie Carol Hagemann-White (1984, 1988),
Regine
Gildemeister und Angelika Wetterer (1992) wiederholt hingewiesen
haben,
es dominiert nicht nur in der Alltagserfahrung die ‘Alltagstheorie
der Zwei
geschlechtlichkeit’, auch in das feministische wissenschaftliche Denken
flieBt
sie, trotz deren antibiologistischer und antiessentialistischer Haltung
und der
ZurUckweisung einer gegebenen Natur der Frau bzw. des Mannes,
oft genug
unbemerkt die Theorien und Ergebnisse aber wesentlich beeinflussend
em. Carol Hagemann-White konstatierte hier bereits Mitte der achtziger
Jahre
eine ‘Rezeptionssperre’ gegenuber soichen Ansätzen, die die Begrundethe
it
von Geschlecht in einer jenseits von Kultur bzw. Sozialität liegenden
Natur
bestritten. Doch auch in der sozialkonstrulctivjstjsch bzw. ethnomethod
olo
gisch inforrnierten
3 Reformulierung der Geschlechterdifferenz, die in sex
und
Feministische Theorie
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schen ethnomethodologischen und sozialkonstruktivistischen AnsStzen vgl. Warten
pfuhl (2000: 87 if).
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gender unterscheidet, spielt der Natur/Kultur-Dualismus noch eine Rolle
insofern es sich urn einen, wie Gildemeister/Wetterer schreiben, ‘verlagerten
Biologismus’ handelt, in dem (kulturelles) gender immer noch auf (biologi
sches) sex bezogen bleibt.
Mit dem Buch der US-amerikanischen Philosophin Judith Buüer, ‘Gen
der Trouble. Feminism and the Subversion of Identity’ aus dem Jahre 1990,
das in cleutscher Ubersetzung und ohne den englischen Untertitel als ‘Das
Unbehagen der Geschlechter’ erschien (Butler 1991), wurde die seit de Be
auvoir auf der ferninistischen Agenda stehende Frage nach dem Verhaltnis
von Natur/Kultur und der Tatsachlichkeit von Geschlecht erneut adressiert.
Gender Trouble artikulierte kein neues Problem, radikalisierte aber eine Fra
ge, die die feministische Theorie seit ihren Anfangen umtrieb und die schon
Simone de Beauvoir in ‘Das andere Geschlecht’ Ende der vierziger Jahre
beschaftigt hatte: Was bedeutet die Erkenntnis, daB ‘die Frau nicht existiert’,
d.h. sie eine Erfindung ist, für das feministische Projekt, eine Theorie sexu
eller Differenz zu schreiben? Mit anderen Worten, kann die sexuelle Diffe
renz uberhaupt gedacht werden, ohne die Natur der Dinge, das, was Pierre
Bourdieu Doxa nennt, also die ,,in die Objektivität der sozialen Strukturen
und in die Subjektivität der mentalen Strukturen” (Bourdieu 1997: 153) em
geschriebenen und stillgeschwiegenen Vorannahmen zu wiederholen? Mehr
noch: Wie entgeht feministische Theorie dern Dilemma, in der eigenen Theo
riebildung den Dualismus von Natur/Kultur zu wiederholen, ergo selbst natu
ralisierend zu wirken und eine Natur des Geschlechts vorgängig zu setzen?
Denn noch die konstruktivistisch informierte These der Unterscheidung in
sex und gender, in biologisches und soziales Geschlecht, setzt bereits eine
kulturell vorgängige Realität der anatomisch organisierten Geschlech
terdifferenz sex voraus, die spater in den Reprasentationssystemen der
Kultur lediglich neu besetzt und in das soziale Geschlecht gender ver
wandelt wird. Selbst in dieser theoretisch avancierten Fassung sexueller Dif
ferenz bleibt also die sozio-kulturelle Differenz der Geschlechter an ihren
natural gedachten Grund kausal rUckgekoppelt. Die Dekonstruktionen der
kulturellen Formen, so das kritische Fazit, flihren so lange immer wieder nur
auf so genannte Natur als Letztbegrundung zurtick, wie der Dualismus von
Natur/Kultur selbst nicht in Frage gesteilt wird.
Die stetige Prob1ematisierung der Fundierungen des Feminismus wie
die sex/gender-Differenz
erwies sich als theoretisch folgenreich: Hatten
sich Frauenforschung und feministische Theorie ursprünglich formiert als
Reaktion auf die Marginalisierung von Fragen des Geschlechterverhältnisses
und die Ausbiendung von Gewalt und Hierarchien zwischen den Gesehiech
tern, so wurde sie zunehmend mit der Kritik konfrontiert, selbst in die Pro
duktion des eigenen Gegenstandes und damit der Grenze zwischen Denkba
Sabinel-laric
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Diskurs
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Dekonstruktion
357
4 Für diese Kritik an der feministischen Theorie vgl. Hänsch (1998)
, Ott (1998).
5 Zu postkolonialen Ansatzen, die rassisierende bzw. ethnisierende Erfahr
ungen thema
tisieren vgl. Küster (1998) sowie Gutiérrez-Rodriguez (1999).
6 Fur das Projekt der (hetero-)sexualitätskritisehen queer theory vgl. Hark
(1993), Gen
schel (1997), Jagose (1997), Quaestio (2000).
Ich komme damit zum Thema der dislcurstheoretischen Reformulierun
g von
Geschlecht als em durch Reprasentationsstrukturen erzeugter Sinnef
fekt. Die
3. Geschlecht diskurstheoretisch: always already gender
rem (Kontingenz) und Gedachtem (Formation) involviert zu
sein; foiglich
eigene Ausschlusse zu produzieren, die aber konstitutiv sind
für das, was im
Wissen reprasentiert ist. Dies betrifft, wie wir gesehen haben,
die Kohärenz
von Geschlecht bzw. gender als tragfahigen Analysekategorien,
aber auch die
die Theoriebildung fundierenden Pramissen und Prasuppositio
nen. So stutzt
z.B. die Nichtberucksichtigung von Heterosexualität als einem
von Macht
durchzogenen gesellschafflichen Ordnungsprinzip die Vorste
llung einer quasi
naturhaft gegebenen wechselseitigen Erganzung der beiden
Geschlechter;
eine Vorstellung, deren Geschichte gerade Gegenstand femini
stischer Unter
suchung scm 4
muBte.
Insgesamt speiste sich die Kritik im wesentlichen aus zwei
Quellen:
Wurde etwa aus 5
postkolonialen und 6
queeren Perspektiven kritisiert, daB die
Konzentration auf Geschlecht als Kategorie sozialer SchlieBung
es erschwert,
wenn nicht gar verunmoglicht, die Komplexitat und Modi
von sui generis
verschiedenen Machtverhältnissen (etwa Sexualität, Kiasse
, Nationalitat,
Rasse) zu denken, so konzentrierte sich eine zweite Linie der
Kritik auf den
ontologischen, erkenntnistheoretischen und politischen Status
von Geschlecht
selbst: 1st Geschlecht eine Kategorie der Natur oder Kultur
? Wenn Ge
schlecht ganzlich kulturell sein soilte, eine soziale Konstruktion
, wie kOnnen
wir dann im Namen von Geschlecht, d.h., im Namen von Frauen
politisch
sprechen und handein? Mehr noch: Wenn Judith Butlers These
zutrifft, daB
‘Frau’ eine regulatorische Fantasie ist, durch deren Gebrauch
unweigerlich
die normativen Beziehungen zwischen sex, gender und Begeh
ren reprodu
ziert werden, wie kann ‘Frau’ dann als begrundende Kategorie
feministischer
Theorie dienen? Wenn also weder gender noch ‘Frau’ als privile
gierte Kate
gorien taugen, auf welcher Grundlage insistiert feministische
Theorie auf
ihrem Existenzrecht? Kurzum: Wenn das Proj ekt, die Erfahrungen
von Frauen in feministischer Perspektive und herrschaftskritischer Absicht
zu rekon
struieren, dennoch Gefahr lauft, in den eigenen Begrifflichkeiten
die hierar
chische Dichotomie der Geschlechter zu wiederholen, die es
zu verändem
gilt, wie begegnet man dann der ,,Neigung, Wahrnehmungs- und
Denkkate
gorien als Erkenntnismittel zu verwenden, die
als Erkenntnisgegenstand
(...)
zu behandeln wären”? (Bourdieu 1997: 153)
Feministische Theorie
Sabine Hark
7
—
Die Frauen- und Geschlechterforschung blickt mittlerweile auf eine lange Tradition
diskurstheoretisch bzw. -analytisch orientierter empirischer Studien wie Theoriekon
zeptionen zurück. In der deutschsprachigen sozialwissenschaftlichen Geschlechterfor
schung sind insbesondere zu nennen: Landweer (1990), Treusch-Dieter (1990), Honeg
ger (1991), Buhrmann (1995), Maihofer (1995), Bublitz (1998), Ott (1998), Gutiérrez
Rodriguez (1999), Hark (1999), Villa (2000). Auf eine Uberblicksdarstellung wurde an
dieser Stelle verzichtet, da sic anderenorts bereits vorliegen. Siehe insbesondere Seifert
(1992: 270-282), Knapp (1994: 271-282, 1997), Raab (1998), Becker-Schmidt’Knapp
(2000: 63-102), Villa (2000: 121-178). Eine immer noch sehr gute Einfuhrung in Post
strukturalismus und Feminismus steilt Weedon (1990) dar. Eine Einfuhrung in ver
schiedene Diskursbegriffe bietet Mills (1997). Zur Reprasentationsproblematik in der
feministischen Theorie vgl. auch Schlichter (2000).
—
der s/gender-Dichotornie inharenten Begrenzungen und Problematiken,
narnentlich die Tatsache, daB dadurch, wie Teresa de Lauretis argurnentiert,
,,kritisches ferninistisches Denken im begrifflichen Rahmen eines universalen
Geschlechtergegensatzes gefangen” (de Lauretis 1996: 59) gehalten werde,
sucht die feministische Theärie unter anderem mit reprasentationskritisch
7 Reprasentationskritische
verfabrenden Herangehensweisen zu uberwinden.
Verfahren zeichnen sich dadurch aus, daB sie Reprasentationen von Weib
lichkeit und Männlichkeit, von Sexualität, Geschlecht, Nation, Kultur usw.
nicht als Abbildungen von gegebener Wirklichkeit begreifen, vielmehr wird
diese durch Reprasentationen erst geschaffen. Reprasentation ist also Kon
struktion, sie schafft Wirklichkeit und Wahrnehrnungsweisen von Welt als so
und nicht anders gegebene, wirkt folglich ausschlieBend.
Reprasentationskritische Herangehensweisen schlieBen sowohi semioti
sche (Relationen von Zeichen) wie diskurstheoretisch orientierte (Relation
von Macht und Wissen) Ansatze em. Ihr gemeinsamer Ausgangspunkt ist die
These, daB Sprache konstitutiv fir Geschichte und Gesellschaft ist. Es gibt
keine Moglichkeit, aus der Welt der Kommunikation und der kulturellen
Bezeichnungen, aus dem Universum von Sprache und Bedeutung herauszu
treten. Es läBt sich nichts denken, das nicht durch seine Vermittlung, seine
Bezeichnung bedingt ware, durch seine sprachliche oder auth nicht-sprach
liche Reprasentation.
Während serniotische Ansätze sich in einem engeren Sinne auf die Un
tersuchung von Bedeutungs- und Sinngebungsprozessen konzentrieren, ruk
ken diskurstheoretische Zugriffsweisen in der ferninistischen Theorie die
Produktion von Wissen z.B. urn geschlechtliche Unterschiede sowie die Fra
ge, wie dieses Wissen in sozialen Praktiken und Institutionen, die das Ver
hältnis der Geschlechter festlegen, ebenso wie in Subjektivitäten verankert
wird, in den Vordergrund. Diskurstheoretisch kann Geschlecht bzw. gender
daher, so noch einmal de Lauretis, verstanden werden als ,,Technologie des
Geschlechtes”: Sowohl als Reprasentation wie als Selbstreprasentation sei
Geschlecht ,,ein Produkt verschiedener sozialer Technologien wie Kino und
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:
I:
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Diskurs
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Dekonstruktion
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359
institutionalis ierter Diskurse, Erkenntnistheorien, Praxisfornien und
auch von
Alltagspraxis” (de Lauretis 1996: 59).
De Lauretis sucht mit dieser, direkt an Foucaults in ‘Der
Wille zum Wis
sen’ entfalteten ‘Technologie des Sexes’ (Foucault 1983)
anschlieBende Fas
sung von gender die Auflosung und Dekonstruktion der
problematischen
Bindung von sex/gender zu bewerkstelligen. Denn, so de
Lauretis’ Argu
ment, wie die Sexualität sei auch ,,das Geschlecht keine Eigenschaft
der KOr
per oder etwas ursprtinglich im Menschen Existierendes,
sondern, mit
Foucault gedacht, ‘em Ensemble von Auswirkungen, die in den
KOipern, den
Verhaltensweisen, den gesellschaftlichen Beziehungen durch das
Dispositiv
einer komplexen politischen Technologie herbeigefuhrt werden”
(de Laure
tis 1996: 59, Foucault 1983: 153). Dieses Ensemble von
Technologien pro
duziert also nicht nur das, was wir gemeinhin das soziale
Geschlecht gen
der nennen, es bewirkt auch, wie wir unsere Korperlichkeit,
EmotionalitAt
usw. wahrnehmen, das also, was wir als das unverwechselbar
uns zugehorige
erkennen. Mit anderen Worten, Geschlecht ebenso wie etwa
Sexualität ist
zu verstehen als diskursives Regime, das in Foucaultscher
Terminologie
systematisch die Gegenstande bildet, von denen es spricht: die
Erfahrung
unserer Körper, unser Begehren, unser Handeln, unsere sozialen
Beziehun
gen, unsere kulturellen Ordnungen.
Auch Judith Butler insistiert in ‘Das Unbehagen der
Geschlechter’
(Butler 1991) ebenso wie in ‘Körper von Gewicht’ (Butler 1995)
darauf, daB
alle Aussagen über Identität und das ‘natUrliche’ Geschlecht
letztlich durch
kulturelle und wissenschaftliche Diskurse erst ermoglicht werden.
Gender ist
nicht Ausdruck eines inneren Kerns oder einer statischen Essenz,
sondern
eine wiederholte Einsetzung von Normen, die nachtraglich das
Erscheinen
von gender als einer dauemden inneren Tiefe produziert. Vorgeblich
essenti
elle Geschlechtsidentitäten sex sind also als Effekte kultureller
Norrnen
zu lesen; jeglicher Rekurs auf vordiskursive Geschlechtskorper ist
sornit eine
Strategic der enthistorisierenden Naturalisierung ,,perhaps it was
always
already gender”, wie Butler verrnerkt (1990: 7).
So wird die Differenz von sex und gender lesbar als eine Praxis der
Un
terscheidung, die auch auf der Seite der so genannten Natur bezeichnet,
ergo
nur gender hervorbringt. Dadurch tritt die Unterscheidung von
Natur/Kultur,
die die sex/gender-Dichotomie implizit beherrscht, hervor als
gleichur
sprunglich mit Geschichte. Wir können und das rnag tautologisch
klingen,
triffi aber den Sachverhalt genau über Natur und den vermeintlichen
Unter
schied zwischen Natur und Kultur nur in der Sprache sprechen,
jenseits da
von existiert beides fir uns in einem strikten Sinne nicht. Damit
wird nicht
die Realität oder auch die Materjaljtät von Geschlecht bestritten,
sondern die
ganz andere Behauptung, daB es sich auBerhalb jeder diskursiven
Bedingung
des Auftauchens etwa als innerster, authentischer Kern des
Individuurns,
der vor und jenseits aller Sozialität liegt konstituieren kOnnte.
Denn die
Frage ist nicht, ob es Geschlecht gibt. Naturlich gibt es Geschlecht.
Die Frage
Feministische Theorje
Sabine Hark
8
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Etwa im Sinne einer transhistorisch und transkulturell gedachten oder einer sich gleich
sam evolutionar entwickelt habenden geschlechtlichen Arbeitsteilung.
—
Damit ist zweierlei ausgesagt: Geschlechterunterschiede repräsentieren kultu
relle Regelsysteme in und durch Geschlecht werden gesellschaffliche Be
ziehungen von Unter- und Uberordnung, aber auch von Gleichrangigkeit
konstruiert und legitimiert; Geschlechterunterschiede mUssen aber auch als
durch und in Reprasentationssystemen und diskursiven Praktiken produziert
begriffen werden. Geschlecht ist hier also nicht die Reprasentation im em
fachen Sinne eines Abbildes eines anthropologisch, bioloisch, psycholo
gisch oder auch quasi-historisch gedachten Vorgangigen; vielmehr wird
Geschlecht verstanden als
sozio-symbolische Matrix, die soziale Beziehungen und kulturelle Ord
nungen produziert,
als em innerhaib der symbolischen Ordnung hergesteiltes, kulturelles
Konstrukt
und als Effekt und Zeichen von Machtrelationen.
Diskurstheoretische Ansätze verstehen Geschlecht mithin als variable Konfi
guration diskursiv erzeugter Positionierungen. Es wird formiert im Wechsel
spiel semiotischer und institutioneller Verhaltnisse und entsteht innerhalb von
Aushandlungs- und Bezeichnungspraxen, die ineinander verwoben und in
cinem standigen wechselseitigen Bestimmungsverhaltnis begriffen sind. Urn
gekehrt wirkt es als Raster, das Erfahrung ermoglicht und organisiert. Von
einer Vorgangigkeit von sex vor gender kann daher sinnvoll nicht gesprochen
werden. In diesem Sinne ist auch der Dualismus von Natur/Kultur eine kate
goriale Konstruktion, in die einerseits der Geschlechterdualismus einge
schrieben ist und die andererseits dazu beitragt, den Dualismus von Mann
lichkeit und Weiblichkeit fortzuschreiben.
,,Wenn die Bedeutung, die der geschlechtlichen Differenzierung beigemessen wird,
nicht auf anthropologische, biologisehe oder psychologische Gegebenheiten zuruck
geffihrt werden konnte, sondern von kulturellen Kiassifikationen abhangig war, so
konnte auch die Beziehung der Geschlechter zueinander nicht langer als Ausdruck
oder Reprasentation einer statischen, naturgegebenen Ordnung verstanden werden.
Geschlechterbeziehungen sind Reprasentationen von kulturellen Regelsystemen.”
(Hof 1995: 16, Hervorhebung jO.)
ist vielmehr, wie existiert es: als wesensmal3ige, Uberhistorische und/oder
transkulturelle Erfahrung oder als Effekt der Formierung und Verschrankung
verschiedener Wissensbereiche.
Allen reprasentationskritischen, feministischen Ansatzen ist daher nicht
nur die Suspendierung abbildtheoretischer Modelle Ilk die Konzeption des
Verhältnisses von sex und gender gemeinsam, sondem letztlich die Suspen
dierung der sex/gender-Differenz selbst. So schlu8folgert die Literaturwis
senschafflerin Renate Hof:
360
Diskurs
—
—
Dekonstruktjon
361
Ich komme damit zum nächsten Thema. Vor dem
Hintergrund der diskurs
theoretischen Reformulierung von Geschlecht stellt sich
nun die Frage, was
4. Exzentrjsches Wissen: the outsider within
Das, was uns Heutigen insofem so evident zu sein
scheint, nämlich das
Geflihi, nicht nur em Geschlecht zu haben, sondern
es wesentlich zu sein,
wird so rekonstruierbar als Effekt des Zusammenwjrkens
verschjedener Dis
kurse und Kulturtechnologien, eben auch soicher, die als
Natur bzw. natur
lich gelten, etwa die Verankerung von Geschlecht
in einer als historisch,
kulturell, sozial, aber auch psychisch und physiologisch
invariabel gedachten
Körperlichkejt.
,,Geschlechter”, so noch einmal Runte (1996), konnen
daher
den als ,,historisierbare Sinneffekte eines ‘multi-medialen’ verstanden wer
zesses”. Dessen auBerdiskursive ‘Aufzeichnungsteclmjken’ Konstitutionspro_
reichen von ,,Kör
perbearbeitung Uber die Organisation von Arbeits- und
Lebensformen bis zur
differentiellen Distribution von Technologien” (ebd.).
Denn ,,die konkreten
und kulturell wie historisch bekanntlich variablen
Geschlechtsunterschjede
werden durch ‘Repräsentationsstmkturen’ erst generiert.
Dadurch erst werden
‘Geschlechter’ zu Kategorien mit hohem Referentialitatspotential”
(ebd.: 44).
Nur weil der Unterschjed der Geschlechter in spezifischer
Weise relevant
gemacht wird, durch Relevanzsetzung erst produziert
wird, erfahren wir ihn
als bedeutsam.
,,So wie ich sie verstehe, ist die Geschlechterdjfferenz
em Oil, an dem wieder und
wieder die Frage in bezug auf das VerhSltnis des
Biologischen zum Kulturellen ge
steilt wird, an dem sie gestellt werden mul3 und kann,
wo sie aber, strenggenommen,
nicht beantwortet werden kann.” (Butler 1997: 36)
—
—
Damit ist em diskurstheoretisch wie dekonstruktjvjstisch
informiertes
Programm avisiert, wie die Differenz der Geschlechter
gedacht werden kann,
ohne diese ob gewolh oder nicht immer wieder
an ibren natural gedach
ten Grund kausal rUckzukoppeln und ohne
Natur schlicht durch Kultur zu
substituieren. Nämlich nicht durch die Ersetzung
des biologischen oder evo
lutionistischen Mythos durch einen kulturalistischen,
in denen die Ge
schlechter im ersten Fall als ,,zivilisatorjsche Elaborate
eines biologisehen
Substrats” und im zweiten Fall etwa als ,,blol3e
Interaktionsprodukte” (Runte
1996: 45) gedacht werden, sondern durch die
dekonstruktive, doppelte Geste
der gleichzeitigen Umkehrung und Verschiebung
des Natur/Kultur-Dualjs
mus. Die Geschlechterdifferenz ist weder in
Natur noch gänzlich in Kultur
verankert. Da die Trennung von Natur/Kultur
selbst eine
innerhaib der Kultur ist, liegt sie der Geschlechterdifferenz Unterscheidwig
nicht voraus. In
Erweiterung des Satzes, daB der Natur/Kultur-Dualismus
gleichursprungljch
mit Geschichte ist, kann daher formuliert werden,
daf3 er auch gleichur
sprUnglich mit Geschlecht ist. Butler schreibt:
Feministische Theorie
Sabine Hark
ReflexivitatsPrOblemati vgl. insbesondere BourdieulWaCqUaflt (1996).
C
9 Zur 1
10 Dies gilt flit das theoretische und das politische Projekt des Feminismus. Für letzteres
hat Joan Scott in historiseher Perspektive uberzeugend argumentiert, daIJ ,,die Not-
es bedeutet, zu sagen, dalI Diskurs ,,nicht bloB gesprochene Wöfter ist?”
(Butler 1993; 129), Realität nicht repräsentiert, sondern in den Repräsenta
tionen produziert wird und welche Relevanz dies für die Produktion femini
stischer Theorie hat?
Mehr noch: Wenn Diskurse prinzipiell durch Praktiken des Ausschlusses
organisiert sind, dadurch daB sie Wahrnehmungsmoglichkeiten artikulieren
und zugleich andere verunmoglichen, mithin was gesagt werden kann, ge
staltet ist von dem, was nicht (mehr) gesagt werden kann, wenn foiglich die
kritische Aufgabe darin besteht, die Bedingungen zu rekonstruieren, unter
denen diskursive Ordnung durch MoglichkeitSredUktiOfl entsteht, wie begeg
nen wir dann der Ordnung und Wirklichkeit erzeugenden Macht im eigenen
Denken? Urn an die Wamung Bourdieus zu erinnern: Wie begegnet man der
Neigung, Wahrnehmungskategorien als Erkenntnismittel zu verwenden, die
Erkenntnisgegenstaflde sein 9
sollten?
Diskurs mull dafUr als wirklichkeitserZeugeflder Modus verstanden wer
den, d.h. als gesellschaftlich-institutioflell verankertes Raster des Verstehens,
Ordnens und Hierarchisierens, das Moglichkeiten der Wahrnehmung von
Realität generiert, das die Gegenstande des Wissens kreiert, indem Aussagen
Uber diese gemacht und sie somit der Betrachtung erst zuganglich werden.
Denn es wird keine vorgangig vorhandene Wirklichkeit interpretiert, sondern
eine ganz bestimmte Wirklichkeit und keine andere geschaffen. Diskurse
definieren und begrenzen foiglich die Domäne dessen, was wahrnehmbar ist,
was sinnvoll ist. Das ist die Macht des Diskurses: Wirklichkeit so und nicht
anders zu erzeugen (vgl. auch Seifert 1992, Maihofer 1995). ,,Die Macht des
Diskurses”, schreibt Butler, ,,seine Wirkungen zu materialisieren, stimmt
somit uberein mit der Macht des Diskurses, den Bereich der Intelligibilität
einzugrenzen.” (Butler 1995; 249)
Folglich sind Diskurse unmittelbar mit ErmoglichungS- und Ausschlull
kriterien verkoppelt. Sie sind das Medium, mit Hilfe dessen soziale Bezie
hungen und Verhältnisse sinnvoll gemacht werden: sie schaffen Ordnung,
bilden sie nicht ab. Insofern entsteht soziale Ordnung aus der Unsichtbarma
chung von Moglichkeiten, sie resultiert aus der Bandigung des Moglichkeits
spielraums (vgl. Foucault 1974; 7).
Diese erkenntnistheoretiSChe Herausforderuflg (nicht nur) des feministi
schen TheorieprojekteS, nämlich Begriffe wie Frau bzw. gender oder Ge
schlecht als Erkenntnismittel verwenden zu müssen, die zugleich auch Er
kenntnisgegeflStaflde sind bzw. sein soilten, basiert auf dem theoretisch wie
politisch bedeutsamen Paradox, em weibliches Subjekt vorauszusetzefl und
zugleich zu dekonstruieren, die Kategorie Frau also schon im Moment ihrer
theoretischen Aufrufung auch in Frage zu stellen und zu destabilisieren.’°
362
—
Diskurs
—
Dekonstruktion
363
wendigkeit, die ‘sexuelle Differenz’ zu akzeptieren und zurflckzuweis
en, die konstituti
ye Bedingung des Feminismus ‘als politischer Bewegung’ gewesen ist” (Scott
1996: 3
f, Ubersetzung S.H.). Ebenso hat Teresa de Lauretis diese Spannung, ,,die kritisch
e Ne
gativitat der Theorie und die affirmative Bejahung der Politik”, als die histori
sche Be
dingung der Existenz des Feminismus und als die theoretische Bedingung seiner
MUg
lichkeit bezeichnet (vgl. de Lauretis 1993: 101).
11 Biddy Martin beschreibt den Ausgangspunkt des Foucaultschen Projekts in
ahnlicher
Weise als einen der internal exclusion: ,,The point from which Foucault
deconstructs is
unbewuflte Konstruktionswerkzeuge fungieren, hin untersucht werden
. De
konstruktion ist also mit der Entzifferung des Nicht-Offensichtlichen
befallt
(vgl. Wartenpfuhl 2000: 123). Untersucht wird etwa, wie die binare
Oppo
sition von Geschlecht durch andere binär organisierte Differenzen, wie
sexu
elle oder rassisierende Oppositionen, organisiert wird, wie ,,Rasse
in der
Modalität von Sexualität gelebt wird oder das soziale Geschlecht in der
Mo
dalität von Rasse” (vgl. Butler 1995: 160 f). Die Haltung, die em
soiches
Projekt erfordert, hat Gayatri Chakravorty Spivak folgendermallen umsch
rie
ben; ,,This impossible no to a structure which one critiques, yet inhabit
s inti
mately, is the deconstructive philosophical position.” (Spivak 1990: 794
)fl
Dekonstruktion greift, wie Birgit Wartenpfuhl ausfiihrt,
wird durch em variables Set von Begrenzungen fixiert, die Versch
iebungen unterlie
gen, die mit stSrkerer und schwScherer Rigiditat aufscheinen. Diese
Begrenzungen
werden Effekte speziflscher Machtstrategien scm. Wenn wit die Beschr
ankungen des
Denkbaren als historische Beschrankungen denken, fragen wir, wie
Machtverhaltnisse
bestimmte Objektarten als denkbar und wil3bar konstruieren und wie
diese Konstruk
tion durch die simultane und begleitende Konstruktion des Unden
kbaren und UnwiB
baren stattfindet.” (Butler 1998: 222, Hervorhebung S.H.)
Es handelt sich hierbei insofern um em dekonstruktivistisch
es Projekt, als es
Differenzen ermoglicht, indem die Kategorien des Wahrn
ehmens, Erkennens
und Analysierens auf die in sie eingegangenen Prflkonstruktionen,
die als
,,(...) was tatsächlich denkbar oder intelligibel ist oder nicht, was sagbar ist oder nicht,
Denn jede Fixierung eines Subjekts Frau bzw. jede Fixierung
des Erkennt
nisgegenstandes Geschlecht ist immer schon von AusschlUssen
konfiguriert,
die als stillgeschwiegene Vorannahmen das Feld des Sichtb
aren regieren:
Alles, was wir sehen, sehen wir so, wie wir es sehen. Was
wir nicht sehen,
sind die gleichsam unsichtbar gemachten Fundierungen jeglich
er Konstrukti
on, die gleichwohl Bestandteil dieser Konstruktion sind. Anders
gesagt: Jede
Aufrufung von Geschlecht ist eine Rekonstruktion von Geschl
echt, die in je
eigener Weise Moglichkeiten formuliert und ausschliellt, und
die gerade
deswegen auf diese verschwiegenen Moglichkeiten hin befrag
t werden mull.
Insofern es foiglich gilt, die eigenen Diskurse zum Sprechen
zu bringen,
urn sie auf ihre konstitutiven Ausschlüsse hin befragen zu kOnne
n (vgl. Hark
1999: 28), braucht es Praxen der Reflexion uber die sozialen und
diskursiven
Bedingungen der Artikulation sowie uber den Geltungsbere
ich von Aussa
gen. Denn, worauf Judith Butler hinweist:
Feministische Theorie
I
—
—
—
—
rerseits die aligemeine Verschiebung dieses Systems die oppositionelle Logik zu
subvertieren. Durch die doppelte Geste die Umkehrung und Verschiebung hierar
chischer Anordnungen von Gegensatzen legt die Dekonstruktion frei, was durch die
Konstituierung binarer Oppositionen (...) innerhaib historisch spezifischer Kontexte
verschwiegen wird. Ailgerneiner formuliert: Es geht urn die Freilegung des Nicht
Gedachten oder Nicht-Gesagten, urn das UnterdrOckte oder auch Verdrangte, also urn
das, was innerhaib von spezifischen Diskursen, wie zurn Beispiel dem (...) Diskurs
des Feminismus, verschwiegen, idealisiert oder sublimiert wird.” (Wartenpfuhl 1999:
74, Hervorhebung jO.)
,,(...) in die Anordnung hierarchischer Gegensatze em und versucht, durch eine dop
pelte Geste einerseits die Umkehrung (...) der hierarchischen Gegensatze und ande
Sabine Hark
off-center, out of line, apparently unaligned. It is not the point of an imagined absolute
otherness, but an ‘alterity’ that understands itself as an internal exclusion. From that
perspective, it is possible to grasp and restructure the organization of our bodies, psy
ches, and lives through discourse.” (Martin 1988: 10)
Scott treibt die Erkenntnis, daB ‘die Frau nicht existiert’, logisch uber sich
hinaus, indern sie die Produktion der sexuellen bzw. geschlechtlichen Diffe
renz selbst zum Gegenstand der Analyse rnacht. Die Frage sei nicht, warum
die Dinge geschehen sind, vielmehr soliten wir fragen, ,,wie die Dinge ge
schehen sind, urn dann herausfinden zu konnen, warum sie geschehen sind”
(ebd.: 52). Statt nach der universellen Kausalität, soilten wir nach der bedeu
tungsvollen Erklarung suchen. Statt nach der Situation von Frauen zu fragen,
so Scott an anderer Stelle, soilten wir Prozesse der Dfferenzierung untersu
chen, z.B. danach fragen, wie und unter welchen Umständen die Geschlech
terdifferenz sich auf die Behandlung von Frauen auszuwirken begann. Dabei
ginge es in der Analyse von Differenzierungsprozessen nicht darum, anzu
nehmen, daB Differenzen, ,,die unsere sozialen Beziehungen ordnen, immer
dieselben gewesen seien oder sein werden”. Es sei deshalb notwendig, die
Bedingungen fUr Differenz selbst zu historisieren (vgl. Scott 1997: 18-19).
,,Wenn wir dabei Jacques Derridas Definition der Dekonstruktion anwenden, so be
deutet diese Kritik eine Analyse der Funktionsweise des binaren Gegensatzes in ei
nem Kontext, indern man die hierarchische Konstruktion umkehrt und aus den Fugen
hebt, und nicht, indern man den Gegensatz als echt oder selbstverstSndlich oder sogar
als in der Natur der Dinge liegend akzeptiert.” (ebd.)
hung dekonstruktiver Verfahren, die auf die Kritik homogenisierender und
identitatslogisch operierender Diskurse und die Problematisierung aller Formen von foundationalism zielen (Scott 1994). Scott pladierte sehr strikt fUr
,,die Ablehnung der festgeschriebenen und permanenten Eigenschaft des
binären Gegensatzes, eine echte Historisierung und die Dekonstruktion der
Bedingungen des geschlechtlichen Unterschieds” (ebd.: 49). Für em soiches
Proj ekt solite sich, so Scott weiter, die feministische Theorie der Derrida
schen Dekonstruktion binärer Gegensatze bedienen:
Für die feministische Theorie forderte Joan Scott bereits 1986 die Einbezie
364
—
—
—
—
De Lauretis argumentiert hier also nicht nur dafur, Kategorien
wie gender
nicht als gegeben zu behandeln, sie pladiert daruber hinaus
daflir, fortwäh
rend neue Diskursräurne zu schaffen, in denen neue Erzahlungen
ebenso wie
die Begrifflichkeiten einer neuen Perspektive mOglich werden.
Sie bestirnmt
feministjsche Theorie als em Projekt der fortwährenden
De-Re-Konstruktion
von Wissen. Ich will dies em Projekt der Produktion
exzentrischen Wissens
em Buck von anderswo — nennen, insofem die Reflexion auf
die Bedingtheit
des Wissens, also auf die Em- und AusschluB organisierenden
Grenzen Teil
der Produktion von Wissen sind. Unabdingbare Voraussetzung
eines soichen
Projektes ist es, die Bedingungen, Kontexte und Diskurse — die
historischen
Beschrankungen, wie Butler es nannte im Buck zu behalten, die
zur Eta
blierung der Begriffe und Kategorien beigetragen haben. Auch
die eigene
wissenschaftliche Tatigkeit ist insofern als eine der Reprasentation
zu begrei
fen, in der Unterschiede produziert werden, deren Relation
zu den Unter
schieden, die durch und in anderen Reprasentationssystemen
produziert wer
—
,,Wenn die Dekonstruktjon des Geschlechts unvermeidbar
ihre Neuerschaffbng be
wirkt, dann ist die Frage, unter wessen Bedingungen und in
wessen Interesse die De
Rekonstruktion erfolgt? (...) die Aufgabe wird entsprechend
dringlicher, wenn die
fragliche Subjektivität eine (...) ist, die in den Begriffen der
hegemonialen
Diskurse
uber Sexualitat und Geschlecht vollig unreprasentierbar ist
(...) Dies ist der Grund,
weshalb die Kritikjedes Diskurses, der sich mit dem Geschlecht
befafit, einschlieJ3ljch
derfenigen, die als feministisch produziert oder angeboten
werden, weiterhin einen
lebenswichtigen Teil des Feminism us darsteilt, ebenso wie die
fortwahrende Anstren
gung, neue DiskursrSurne zu schaffen, die kulturellen Erzählungen
neu zu schreiben
und die Begrifflichkeiten einer neuen Perspektive zu definieren
eines Blicks von an
derswo.” (de Lauretis 1996: 87, Hervorhebung S.H.)
—,
Allerdings ist auch jede Dekonstruktion
die feministisehen einge
schlossen
und darauf hat Teresa de Lauretis in ihrern einflul3reichen
Text
‘Technologien des Geschlechts’ (de Lauretis 1996 [1987])
wiederholt hinge
wiesen, eine Rekonstruktion, hat also selbst wiederum Teil
an der Produktjon
von Wahmehmungsrnoglichjceiten und Sichtbarkeiten:
—
365
Dekonstruktion wird hier von Scott als Weg der kritischen
Relekture ge
sellschaffljcher Phänomene wie der Geschlechterdifferenz
und ihrer dis
kontinuierlichen Gewordenheit verstanden. Gefragt wird
nach der Funktion
der Konstitution und Reproduktion binärer Oppositionen,
nach ihrern histo
risch-spezifischen Zusammenhang und nicht zuletzt danach,
in wessen Inter
esse Oppositionen konstituiert werden.
In der feministischen Theorie setzt Dekonstruktion
mithin an bei der
Umkehrung und Verschiebung von dichotomen, hierarchjsch
angeordneten
Geschlechtsbedeutungen und der Problematisierung von
Identitäten, deren
Fundierungen und den daraus resultierenden Politiken.
Samtliche Identitats
unterstellungen, einschliel3lich der Geschlechtsidentität,
werden daraufhin
befragt, auf weichen Voraussetzungen, Ausschlussen
und Verwerilingen sie
beruhen.
Feministische Theorie — Diskurs —Dekonstruktjon
.
t
paP
ii
c5.
[‘:1
L.
1••
—
—
—
—
Sabine Hark
—
—
12 Fur die Soziologie hat zuletzt Armin Nassehi dafur pladiert, die soziologische Tatigkeit
selbst zum Gegenstand zu machen, ,,unsere Aufmerksamkeit nicht nur auf die Beob
achtung unseres Gegenstandes zu richten, sondem zunehmend auf die Beobachtung
unseres Gegenstandes” (Nassehi 999: 359).
—
—
—
den, nicht eine der Abbildung ist, sondern der konkurrierenden 2
Interaktion)
Anders gesagt: Wissenschaftliches Wissen produziert em Wissen z.B. des
geschlechtlichen Unterschieds, das in Konkurrenz tritt zu anderem Wissen
Alltagswissen, religiosern Wissen, literarischem Wissen urn diesen Unter
schied, und deshaib muB auch dieses Wissen als Diskurs als em geregeltes
System von Aussagen wovon, wie, zu weicher Zeit, an weichem Ort gespro
chen werden kann und wovon deshaib nicht gesprochen werden kann be
handelt werden.
Was folgt hieraus? Wenn das Ziel eine, mit Foucault gesprochen, Analy
tik des Wissens ist, also die Rekonstruktion jener Praktiken, durch die be
stimrnte Elemente so miteinander verbunden werden, daB nachtraglich em
‘Objekt’ erscheint, von dern angenornmen werden kann, daB es dern histori
schen Prozef3 vorausgeht, bedeutet das vor allem, Kontingenz zu denken:
Vorn Standpunkt des Moglichen das historisch Gewordene betrachten, ,,einen
Buck auf die alltaglichen Routinen des Unsichtbaren und der AusschlieBung
anderer Moglichkeiten riskieren” (Nassehi 1999: 359); Differenzen sexu
elle, geschlechtliche und andere insofern nicht als gegeben anzunehmen,
sondem als Effekt spezifisch historischer und institutioneller Schauplatze,
spezifisch historischer diskursiver Formationen und Praxen und spezifischer
AuBerungsstrategien und Modalitäten von Macht zu verstehen; Differenzen
also als Mornente disziplinierender Konstruktionen zu analysieren und die
Prozesse der Differenzierung noch in jenen Diskursen und Praktiken wahr
zunehrnen, die wie der Feminismus affirrnativ im Namen einer Differenz
operieren oder sie auch kritisch befragen. Es bedeutet aber auch, wie de Lau
retis ausfuhrte, Raurn fUr andere Differenzen zu ermoglichen, die sich der
Ordnung von Natur/Kultur und anderen, damit verwandten Oppositionen, wie
weiblich/mannlich, hetero/homo, schwarz/weiB, entziehen.
Dekonstruktive Verfahren sind insofern paradigmatische Verfahren fUr
die Produktion kritischen, seibstreflexiven Wissens. Dieses ist sich nicht nur
seiner Bedingtheit bewuBt, sondem untemirnmt immer wieder die Anstren
gung, gerade die Bedingungen des eigenen Sprechens transparent zu machen
auch wenn es, da es irn Feld der Reprasentationen keine Offnung gibt ohne
gleichzeitige SchlieBungen und Ausloschungen, urn die letztendliche Unein
lösbarkeit dieses Unterfangens weiB. ,,Im Idealfall”, so Wolfgang Welsch,
ffihre ,,solche Bedingungstransparenz zur ausdrucklichen Konturierung der
Grenzen und Ausschlüsse des jeweiligen Bedingungsrahmens” (Welsch
1996: 938).
366
—
Diskurs
—
—
Dekonstruktion
—
367
—
13 Für den ‘glucklichen Sisyphos’ danke ich Christel Eckart und Angelika Diezinger.
—
Wie die vorangegangene Diskussion gezeigt hat, sind diskursanalytische und
dekonstruktivistische Herangehensweisen besonders dazu geeignet, be
stimmte Aporien zu durchdenken, die feministische Theorie seit ihren An
fangen begleiten. Sie ermöglichen es, nicht nur die Frage nach der Beschaf
fenheit und der Konstitution von Geschlecht und Geschlechterdifferenz zu
stellen, indern der Modus der Herstellung und des Unterscheidens selbst zurn
Gegenstand wird, sie liefem auch die Instrurnente für die kritische Arbeit der
Befragung sowohi der eingesetzten Erkenntnismittel und der Konstitution der
Erkenntnisgegenstande als auch der im eigenen Wissen produzierten Aus
schlUsse.
Ich will abschliefiend einige Momente skizzieren, die für die weitere
Entwicklung ferninistischer Theorie als kritischer Theorie unabdingbar sind.
Aus dem Vorangegangenen folgt rn.E., daB es Aufgabe einer kritischen ferni
nistischen (Kultur-) Theorie ist, die hegemonialisierten Reprasentationen von
Geschlecht und dies gilt auch fur die ferninistischen, wie de Lauretis betont
hat zu dekonstruieren. Denn diese kOnnen immer nur durch AusschluB
anderer Reprasentationen in die hegemoniale Position einrUcken. Daruber
hinaus besteht fir feministische Theorie, wie im tibrigen für jedes kritische
Theorieprojekt, die Aufgabe, die eigenen Fraglosigkeiten, die eiene No
menklatur immer wieder aufs Neue wie em glucklicher Sisyphos
gegen
den Strich zu btirsten, gilt es doch, nicht ,,das Werkzeug dessen zu sein, was
man zu denken meint” (Bourdieu 1996: 271).
Die Erkenntnis, daB ‘die Frau nicht existiert’, erweist sich so womoglich
als Standortvorteil. Befreit davon, die Wirklichkeit des Geschlechts finden zu
müssen, bedeutet das nicht nur eine ungeheure Bewegungsfreiheit ,,vorwärts
und ruckwarts zwischen der Reprasentation des Geschlechts und dem, was
diese Reprasentation auslaBt” (de Lauretis 1996: 89), sondern auch die Chan
ce, andere Geschichten von Geschlecht erzählen zu können. Geschichten, in
denen Geschlecht nicht irrelevant ware, aber in imrner neuen und ungeahnten
Reprasentationen erscheinen wUrde. Denn Geschlecht ist zugleich mehr und
weniger als wir daraus machen. Es ist mehr als bedeutete Materie, die leicht
hin durch Resigriifizierung uberwunden werden kann, es ist aber auch weni
ger als die Meisterstruktur, die alles determiniert und der deshalb nicht zu
entkommen ist. Wir soilten Geschlecht daher zum Gegenstand kontextuali
sierter und kontextualisierender Lesarten machen, die die Komplexität der
Verhältnisse und Diskurse nicht zum Verschwinden bringt. Diese kontextua
lisierten und kontextualisierenden Lesarten wären em Weg, den homogeni
sierenden und identitatslogischen Tendenzen einer Verabsolutierung der
Zweigeschlechtlichkeit entgegenzuwirken. Das heiBt nicht, einer radikalen
Beliebigkeit, bar jeglicher Vermitteiheit durch Macht- und Unterwerfungs
5. Resümee
Feministische Theorie
Sabine Hark
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kulieren, daB wir in der Lage wären, die verschiedenen ‘Technologien des
Geschlechts’ in ibrem gespannten Zugleich aus langweiliger Monotonie urn!
dynamischer Heterogenität analytisch aufzuschlusseln.
Unabdingbar scheint mir daruber hinaus, im Befragen der dfferentia
specfIca von Geschlecht zugleich präsent zu halten, daB dies selbst em Akt
der Produktion der Differenz ist, der immer Gefahr läuft, diese Differenz
entweder als raumlich absteckbare und/oder als ontologisierende Katego
rie
zu verdinglichen. Feministische Theorie kann insofem nur nach-metaphy
sische und deontologisierende Theorie sein: ,,Die Frage der Frau im ailge
meinen ist ihre Frage, nicht unsere.”
368
•
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Diskurs
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Dekonstruktion
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