Gesundheit! Fieber, Durchfall, Übelkeit: Krankheiten kennen keinen Urlaub – der richtige Impfschutz und eine gute Reiseapotheke helfen weiter NAC HG E FR AGT VON K AT RI N S CH R EI T ER R eisen an die exotischsten Plätze der Welt sind heute nichts Ungewöhnliches mehr. Doch die ungewohnten klimatischen Bedingungen, der oft niedrige hygienische Standard und die tropischen Infektionserreger bergen gesundheitliche Risiken. Die beste Vorsorge sind – wenn möglich – Impfungen, die die eigene Abwehr stärken und so vor unliebsamen Souvenirs schützen. Die häufigsten Reisekrankheiten im Überblick: HEPATITIS B Hepatitis ist eine Gelbsucht, die wie Aids durch Blut- und Sexualkontakte übertragen wird. Die meisten Infizierten werden nach akuter Gelbsucht wieder gesund, fünf bis zehn Prozent erkranken chronisch, jeder Vierte davon stirbt später an Leberzirrhose oder Leberkrebs. Diese Viruserkrankung ist weltweit verbreitet, besonders in tropischen Ländern. Impfschutz: Die Impfung wird allen Kindern sowie Erwachsenen in Risikogruppen empfohlen. Dazu gehören zum Beispiel medizinisch tätige Entwicklungshelfer. Gefährdet sind auch Reisende, die beim Arzt oder Zahnarzt mit Blut in Berührung kommen könnten oder im Urlaub Sex mit unbekannten Partnern haben. MALARIA Malaria-Parasiten werden durch Stiche der infizierten Anopheles-Mücke übertragen. Die Krankheit verursacht hohes Fieber. Sie kann in schlimmen Fällen außerdem Nieren, Leber, Gehirn und Blut befallen; dann besteht Lebensgefahr. Schutzmaßnahmen: Malaria-Prophylaxe – nach Absprache mit einem Reisemediziner. Mindestens so wichtig wie Prophylaxe ist ein guter Mückenschutz. Anopheles, die Überträger der Krankheit, stechen am liebsten in der Abenddämmerung und nachts. Deshalb sollte man in Malaria-Gebieten abends immer helle, lange Hosen und langärmelige Hemden tragen, die bloße Haut mit Mückenschutz einreiben und nachts unter einem Moskitonetz schlafen. Impfschutz: nicht möglich. GELBFIEBER Ebenfalls durch Moskitos übertragen wird das Gelbfieber. Wer sich infiziert hat, bekommt nach drei bis sechs Tagen Fieber, Rückenschmerzen und Erbrechen. Die Funktionen von Leber, Herz und Nieren sind gestört, jeder Fünfte stirbt. Gelbfieber tritt hauptsächlich in Afrika und Südamerika auf. Impfschutz: Die Impfung wird bei Reisen in Risikogebiete dringend empfohlen und von Risikoländern bei Einreise verlangt. Der Lebendimpfstoff wird nur bei zugelassenen Impfstellen abgegeben und der Impfschutz tritt nach rund zehn Tagen ein und liegt bei fast 100 Prozent. Herr Jelinek, haben Sie Kinder? Ja. Sind Sie mit ihnen im Babyalter in den Tropenurlaub gefahren? Nein, das bin ich nicht. Ein Säugling muss nicht unbedingt in den Regenwald. Aber prinzipiell kann man auch mit ganz kleinen Kinder in den Tropen Urlaub machen – vorausgesetzt, man hat sich gut vorbereitet. n Länder mit Dengue n Denguefieber-Risiko Dr. Tomas Jelinek, Leiter des Centrums für Reisemedizin Wo liegen die Risiken? Zum einen infizieren sich Babys schneller und die Erkrankung verläuft oft dramatischer – zum Beispiel bei Malaria. Zum anderen kommt der Flüssigkeitshaushalt bei ihnen eher aus dem Gleichgewicht als bei größeren Kindern oder Erwachsenen. Das kann lebensgefährlich werden. Und oft ist kein Kinderarzt in der Nähe. Ja, die medizinischen und hygienischen Umstände sind in den Tropen nicht immer optimal. Eltern sollten sich vorher genau informieren, wo am Urlaubsort der nächste Arzt oder die nächste Klinik zu finden ist. Das gehört zur Vorsorge dazu. n Länder mit Malaria n Malaria-Risiko Was gehört noch dazu? Man sollte sich beraten lassen, am besten von einem Reisemediziner. Pflicht sind die Impfungen gegen Diphtherie, Tetanus und Polio – aber je nach Reiseland sind auch andere Impfungen sinnvoll, wie zum Beispiel die gegen Rotaviren, die zu Magen-DarmErkrankungen führen. Und was muss unbedingt mit ins Gepäck? Für Kinder, die schon gefüttert werden, sollte man Babynahrung mitnehmen. Außerdem Mückenschutz und Sonnencreme – auch für den Schatten. In die pralle Sonne gehört ein Säugling prinzipiell nicht. MMA-Grafik: mp, Quelle: WHO HEPATITIS A Das Hepatits-A-Virus wird durch verseuchte Speisen und Trinkwasser oder durch direkten Kontakt mit Kranken übertragen, es verursacht eine gefährliche Leberentzündung. Wer sich das Virus eingefangen hat, ist oft monatelang arbeitsunfähig. Diese Virusinfektion ist weltweit verbreitet, besonders in Entwicklungsländern. Prinzipiell gilt: Je weiter man sich von den Routen des Massentourismus entfernt, desto größer ist das Ansteckungsrisiko. Impfschutz: zwei Impfungen, die innerhalb von zwölf Monaten vorgenommen werden, schützen mindestens 25 Jahre vor Hepatitis A. Die erste Impfung kann auch noch sehr kurzfristig vor der Reise vorgenommen werden. Es gibt auch einen Kombiimpfschutz gegen Hepatitis A und B, dieser benötigt jedoch mindestens drei Wochen Vorlauf. „Ein Säugling muss nicht in den Regenwald“ n Länder mit n Hepatitis-A-Risiko Hepatitis A CHOLERA Cholera-Bakterien stecken in verseuchtem Wasser, Milch oder anderen Lebensmitteln. Starker Durchfall mit Erbrechen und Kreislaufstörungen sind die Symptome dieser gefährlichen Infektionskrankheit. Cholera-Epidemien werden durch katastrophale hygienische Zustände verursacht und treten fast ausschließlich unter Einheimischen auf – vor allem bei mangelernährten Personen. Für Pauschalreisende besteht daher wenig Risiko, sich anzustecken. Impfschutz: Es gibt einen Schluckimpfstoff, der einen relativ sicheren Schutz gegen eine Infektion bietet. Die Impfung wird vor allem bei Langzeitaufenthalten unter schlechten hygienischen Bedingungen empfohlen. TYPHUS Von verseuchten Speisen und Trinkwasser geht auch die Gefahr aus, sich mit Typhus zu infizieren, einer weiteren gefährlichen Durchfallerkrankung. Die Zahl der Typhus-Patienten in Deutschland ist in den vergangenen Jahren zurückgegangen. Reisende in Risikogebiete (Afrika, Südamerika, Zentralasien) können sich aber vorsichtshalber impfen lassen – und sind dann gut geschützt. Impfschutz: Eine Impfung ist mittels Schluckimpfung oder Injektion möglich. Bei der Schluckimpfung sind drei Kapseln am ersten, dritten und fünften Tag einzunehmen, eine parallele Antibiotikatherapie oder Malaria-Prophylaxe macht sie wirkungslos. Der Schutz der Schluckimpfung besteht für rund ein Jahr. DENGUEFIEBER Denguefieber ist in den tropischen und subtropischen Regionen Zentral- und Südamerikas, Süd- und Südostasiens sowie Afrikas weitverbreitet. Die Symptome dieser Krankheit ähneln einer schweren Grippe, können aber auch innere Blutungen umfassen. Bei schwerem Krankheitsverlauf kann Denguefieber zum Tod führen. Das Virus wird durch Mücken übertragen. In Südostasien und in Afrika können auch Affen Virusträger sein. Impfschutz: Gegen diese Viruserkrankung gibt es keine Impfmöglichkeit; Reisende sollten Vorsichtsmaßnahmen treffen, um in gefährdeten Regionen vor allem tagsüber Moskitostiche zu vermeiden – beispielsweise durch Mückenschutzmittel und lange Kleidung. Interview: Katrin Schreiter REISEAPOTHEKE O ft ist es aber schwierig, sich im Ausland mit Medikamenten zu versorgen. Deshalb sollte jeder Urlauber eine auf ihn abgestimmte Reiseapotheke mitnehmen. Wichtig: Die Reiseapotheke gehört ins Handgepäck, denn Koffer können verloren gehen. Wer regelmäßig Medikamente benötigt, sollte mehr mitnehmen und den Vorrat auf Handgepäck und Koffer verteilen. In jede Reiseapotheke gehören generell Medikamente gegen Beschwerden wie Fieber, Schmerzen, Übelkeit oder Durchfall, außerdem Sonnenschutzmittel, Desinfektionsmittel und Verbandmaterial. Ob eine Malaria-Prophylaxe notwendig ist, recherchieren Reisende am besten vor Reiseantritt und lassen sich gegebenenfalls Medikamente vom Arzt verschreiben. kas www.crm.de www.gesundes-reisen.de www.bni-hamburg.de