12 2014 • Hessisches Ärzteblatt Aktuelles Bescheid wissen über Prostatakrebs Ärzte aus Marburg und Münster haben ist der PSA-Wert erhöht, müsse unter aneine Computer-gestützte Entscheidungs- derem mit einer Gewebsentnahme aus der hilfe zur Früherkennung von Prostatakrebs Prostata weiter abgeklärt werden, ob eine entwickelt, teilte die Philipps-Universität bösartige Erkrankung vorliegt oder nicht. Marburg mit. Allgemeinmediziner der Uni- Die Behandlung habe häufig belastende versität haben hierfür ein Computerpro- Nebenwirkungen. gramm erstellt, das derzeit in hausärzt­ lichen Praxen der Region Marburg erprobt Die computergestützte Entscheidungshilfe wird. Die Deutsche Krebshilfe fördert das der Marburger Allgemeinmediziner dient Vorhaben mit insgesamt über zwei Millio- dazu, Männer umfassend über den PSA-Test nen Euro; davon fließen 420.000 Euro an und seine Konsequenzen zu informieren. die Philipps-Universität. Das Programm orientiert sich an „arriba“, Ziel des Projektes ist, die Datenlage und einer Beratungs-Software zur Vermeidung die Informationsmöglichkeiten zum viel von Herzinfarkten und Schlaganfällen. diskutierten PSA-Test zu verbessern. Da- „Das persönliche Risiko und die Wirkung bei handelt es sich um einen Bluttest zur von Maßnahmen wie MedikamenteneinFrüherkennung von Prostatakrebs (PSA: nahme oder Verhaltensänderungen werprostataspezifisches Antigen). „Die Sterb- den mit anschaulichen Grafiken so dargelichkeit am Prostatakarzinom kann durch stellt, dass die Patienten sich eine eigene den PSA-Test zwar gesenkt werden“, er- Meinung bilden können“, sagt Donnerläuterte der Allgemeinmediziner Prof. Dr. Banzhoff. „Arzt und Patient können damit med. Norbert Donner-Banzhoff von der gemeinsam eine Entscheidung treffen.“ Die Philipps-Universität, der das Marburger Beratung sei ergebnisoffen, betont der Me­ Teilprojekt leitet: „Es werden dadurch aber di­ziner: Es gehe nicht darum, Männer zu auch Tumore diagnostiziert, deren Nicht­ einer bestimmten Maßnahme zu überreden. entdeckung und Nichtbehandlung den be­ troffenen Männern nicht geschadet hätten.“ Derzeit wird die neue Beratungs-Software zum PSA-Test in hausärztlichen Praxen Wie der Hochschullehrer darlegt, reicht der Region Marburg erprobt. Männer in der PSA-Test alleine nicht zur Diagnose; der Altersgruppe von 55 bis 69 Jahren können damit eine gut fundierte Entscheidung treffen, ob sie den Test durchführen lassen oder nicht. Die Beratungen werden teilweise mit der neuen Software, teilweise in herkömmlicher Weise durchgeführt. Um beide Vorgehensweisen vergleichen zu können, sollen die Patienten eine Einschätzung dazu abgeben, wie zufrieden sie mit der Beratung sind. In einer späteren Projektphase sollen 3000 Patienten in 100 Praxen der Region Münster beraten und um Rückmeldung gebeten werden. An dem Gesamtvorhaben beteiligen sich neben der Klinik für Urologie der Universität Münster und der Marburger Allgemeinmedizin auch Epidemiologen, Statistiker, Labormediziner und verschiedene ärzt­ liche Organisationen. Johannes Scholten Pressestelle Philipps-Universität Marburg Weitere Informationen: Prof. Dr. med. Norbert Donner-Banzhoff Abteilung für Allgemeinmedizin Präventive und Rehabilitative Medizin Tel.: 06421 28-65119 E-Mail: [email protected] 727