Fact Sheet Prostatakrebs: Früherkennung und Diagnostik Wie bei anderen Krebsarten ist es auch beim Prostatakrebs von entscheidender Bedeutung, den Tumor zu diagnostizieren, bevor eine Metastasierung einsetzt. Früherkennung Das gesetzliche Früherkennungsprogramm in Deutschland sieht derzeit für Männer ab dem Alter von 45 Jahren einmal jährlich eine Prostatauntersuchung vor, die von der Kasse übernommen wird. Diese Untersuchung enthält eine Befragung (Anamnese) des Patienten auf vergangene und akute Beschwerden, die mit einem Prostatakarzinom in Verbindung stehen können. Außerdem erfolgen eine sogenannte digital-rektale Tastuntersuchung der Prostata und eine Untersuchung der äußeren Geschlechtsorgane. Dabei tastet der Arzt die Prostata über den Darm mit einem Finger ab. Die Tastuntersuchung erkennt größere Tumore zuverlässig, versagt aber bei früheren Stadien. PSA-Test Daneben gibt es empfindlichere Tests zur Früherkennung, bei denen der Patient eine Zuzahlung leisten muss. Am bekanntesten ist der PSA-Test, der durch Analyse einer Blutprobe bestimmt wird. Das PSA-Protein ist Bestandteil des von der Prostata abgegebenen Drüsensekrets und kommt in kleinen Mengen auch im Blut vor. Im Rahmen einer Prostataerkrankung, ob es sich nun um eine gutartige oder bösartige Vergrößerung oder eine Entzündung handelt, steigt der PSA-Wert an. Ab einem Wert von 4 ng/ml im sogenannten quantitativen PSA-Test soll der Arzt die Ursache abklären. Der PSA-Test ist immer wieder in den Schlagzeilen und in der kontroversen Diskussion. Da er sehr empfindlich ist, werden bei einer Untersuchung viele Patienten entdeckt, die gar kein Karzinom besitzen, sondern eine andere, oft symptomlose Erkrankung der Prostata. Ein einmaliger PSA-Test mit Werten zwischen 4-10 ng/ml liefert auch keine gesicherte Aussage darüber, welches Krankheitsstadium des Tumors vorliegt. Ein positiver PSA-Test zieht aber zwangsläufig ärztliche Folgeuntersuchungen nach sich, so dass eine Untersuchung aller Männer ab einem bestimmten Alter (ein sogenanntes Screening) zurzeit keine Mehrheit bei Heidelberg, 21.1.2013: State of the art: Interdisziplinäre urologische Krebstherapie und -diagnostik in Heidelberg 1 den verantwortlichen Entscheidungsträgern besitzt. Der Test auf PSA im Blut ist daher auch nicht Bestandteil der gesetzlichen Früherkennung. Die medizinische Leitlinienempfehlung zum PSA-Test besteht darin, diesen bei allen Männern über 40 Jahren mit dem Wunsch nach einer Früherkennung zusätzlich zu einer digital-rektalen Untersuchung durchzuführen. Aufgrund des langsamen Tumorwachstums ist ein PSA-Test dagegen weniger sinnvoll bei sehr alten Patienten, die keine Symptome aufweisen. In diesen Fällen kann man davon ausgehen, dass die Krebserkrankung in der verbleibenden Lebenszeit nicht mehr symptomatisch ausbricht. Diagnostik nach positivem Befund Liefern die Früherkennungsuntersuchungen Hinweise auf ein Karzinom, werden weitere Untersuchungen durchgeführt: Gewebeentnahme (Biopsie). Dabei werden mit einer feinen Hohlnadel verschiedene Gewebeproben aus der Prostata entnommen („ausgestanzt“). Der Zugang erfolgt über den Damm (Bereich zwischen Hoden und After) oder durch den Enddarm. Transrektale Ultraschalluntersuchung (TRUS). Durch Einbringung eines Ultraschallkopfes in den Enddarm kann der Arzt die Prostata untersuchen und vermessen. Kernspintomographie oder Magnetresonanztomographie (MRT). Ähnlich wie bei der Computertomopgraphie werden Schnittbilder des Körpers erzeugt, um Tumoren innerhalb bzw. Metastasen außerhalb der Prostata zu identifizieren. Im Unterschied zum CT wird der Patient dabei keiner potenziell schädigenden Röntgenstrahlung ausgesetzt. Genomanalyse Für die Zukunft erwarten die Wissenschaftler neue Erkenntnisse durch die Analyse von Genmutationen, die der Tumorbildung und -entwicklung zugrunde liegen. Tumoren, wie z. B. Prostatakrebs, können einander zwar unter dem Mikroskop sehr ähnlich sehen, genetisch aber sehr verschieden sein, was unterschiedliche Therapieansätze zur Bekämpfung der Krankheit erfordert. Ein zentrales Ziel der Genomforschung ist es daher, genetische Marker für eine molekulare Charakterisierung jeder Krebsart zu finden, die es erlauben, das individuelle Risiko eines (zukünftigen) Tumorpatienten zu bestimmen und eine individuelle Diagnose und Therapieempfehlung für die Patienten zu ermöglichen. Heidelberg, 21.1.2013: State of the art: Interdisziplinäre urologische Krebstherapie und -diagnostik in Heidelberg 2 Quellen: [1] Interdisziplinäre Leitlinie der Qualität S3 zur Früherkennung, Diagnose und Therapie der verschiedenen Stadien des Prostatakarzinoms (2011). Als PDF downloadbar unter http://www.urologenportal.de/fileadmin/MDB/PDF/S3_LL_PCa_110331_Version1.03.pdf [2] Deutsches Krebsforschungszentrum (DKFZ), 2008. Im Internet abrufbar unter http://www.krebsinformationsdienst.de/tumorarten/prostatakrebs/psa-test-frueherkennung.ph [3] Urologie des Universitätsklinikums Heidelberg, Der PSA-Test Aktuelle Ergebnisse. Im Internet abrufbar unter http://www.klinikum.uni-heidelberg.de/Der-PSA-Test-aktuelle-Erkenntnisse.113267.0.html [4] Der Spiegel (2011): USA schaffen umstrittenen Prostatatest ab. Im Internet abrufbar unter:http://www.spiegel.de/wissenschaft/medizin/krebsvorsorge-usa-schaffen-umstrittenen-prostata-test-ab-a-790439.html [5] Deutsche Krebshilfe: Blaue Ratgeber 17: Prostatakrebs. Als PDF downloadbar unter http://www.krebshilfe.de/fileadmin/Inhalte/Downloads/PDFs/Blaue_Ratgeber/017_prostata.pdf Heidelberg, 21.1.2013: State of the art: Interdisziplinäre urologische Krebstherapie und -diagnostik in Heidelberg 3