5. Fact Sheet Therapie

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Fact Sheet
Prostatakrebs: Therapie
Allgemeine Therapieüberlegungen
Ist ein Prostatakarzinom festgestellt und eine Therapie vereinbart worden, muss das
Krebsgewebe vollständig entfernt werden, um ein Wiederaufflammen der Erkrankung bzw.
eine weitere Verbreitung der Krebszellen im Körper zu vermeiden. Allgemein gilt, dass die
Therapiechancen bei einem lokal begrenzten Prostatakarzinom sehr gut sind, wenn also die
Metastasierung in den Körper noch nicht erfolgt ist.
Für die Therapie des Prostatakarzinoms stehen verschiedene Möglichkeiten zur Verfügung,
die gegebenenfalls miteinander kombiniert werden können:
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Aktive Überwachung
Operative Techniken (siehe 6.)
Strahlungstherapien (siehe 7.)
HIFU-Therapie (Behandlung mit hoch intensiviertem fokussierten Ultraschall)
Hormontherapie (meist medikamentöse Unterdrückung der Testosteron-Produktion)
Chemotherapie (Zerstörung schnell wachsender bzw. sich teilender Zellen durch
bestimmte Medikamente, sogenannte Zytostatika)
Bei etwa 50 % der Patienten mit neu diagnostiziertem Prostatakarzinom liegt eine frühe
Form des Tumors vor, die nicht notwendigerweise direkt behandelt werden muss, um den
Patient nicht unnötig den Nebenwirkungen der Therapie auszusetzen. Bei diesen Patienten
mit niedrigem Risiko erfolgt eine regelmäßige und engmaschige, klinische Kontrolle (z. B. mit
dem PSA-Test und Folgebiopsien), die erst dann ein Eingreifen erfordert, wenn eine
deutliche Veränderung der Messwerte auftritt. Dieses Konzept der Aktiven Überwachung
war in wissenschaftlichen Studien ebenso erfolgreich wie eine sofortige Operation der
Tumore bei Patienten mit niedrigem Risiko (in beiden Fällen nahezu 100 % Überlebensrate).
Operative Therapien
Nach Hochrechnungen auf Basis der Barmer GEK Daten wurden 2011 bei der Hälfte aller
Krankenhauseinweisungen aufgrund eines Prostatakarzinoms eine operative Entfernung der
gesamten Prostata durchgeführt (Prostatektomie): Rund 31.000 offene radikale
Prostatektomien sowie 10.000 minimal-invasive Operationen ( „Schlüsselloch-OPs“
genannt).
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Die Entscheidung für eine Operation hängt stark vom Alter des Patienten ab: Je jünger der
Patient, desto wahrscheinlicher ist die Entscheidung für eine Prostatektomie, um die
Wiederkehr von Tumorzellen bestmöglich zu verhindern. Bei der Durchführung der
radikalen, d. h. vollständigen Prostataentfernung wählt der Operateur zwischen
verschiedenen Operationsverfahren bzw. –zugängen aus:
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retropubisch, wobei der Zugang über den Unterbauch erfolgt
perineal, indem der Zugang über den Damm (zwischen Hodensack und After) erfolgt
minimal-invasiv laparoskopisch, über kleine Öffnungen der Bauchdecke. Dabei
werden nicht nur die chirurgischen Instrumente eingeführt, sondern auch optische
Geräte (Endoskope), mit denen der Operateur die Vorgänge am Organ auch ohne
direkten Sichtkontakt beobachten kann.
Bei der laparoskopischen Technik kann auch ein Roboter eingesetzt werden (roboterassistiertes Verfahren). Der Roboter wird dabei vom Operateur mittels einer speziellen
Konsole fernbedient und führt keine eigenständigen Bewegungen aus.
Für welches Verfahren sich der Operateur entscheidet, hängt neben der Geräteverfügbarkeit
auch von den jeweiligen Risiken und Nebenwirkungen der Methode ab. Aufgrund der
kleineren Zugänge ist der Blutverlust bei einer laparoskopischen Operation geringer. Weitere
mögliche Vorteile sind eine kürzere Krankenhausverweilzeit und ein geringerer
Schmerzmittelbedarf.
Da die Prostata eng mit dem umliegenden Gewebe verbunden ist, wird bei der Operation
nicht nur die Vorsteherdrüse entnommen, sondern auch der durch die Prostata ziehende
Teil der Harnröhre, ein Teil des Blasenhalses und Gewebe vom Samenleiter und der
Samenbläschen. Während der Operation wird zwischen der Blase und der Harnröhre
unterhalb der vormaligen Prostata eine neue Verbindung hergestellt (Anastomose). Bevor
diese fest verwachsen ist, muss für einige Tage ein Dauerkatheter die Urinausscheidung
gewährleisten.
Obwohl die Nach- und Nebenwirkungen einer Prostatektomie durch den technischen
Fortschritt immer geringer wurden, kann es zu unerwünschten Folgen kommen:
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Inkontinenz. Wenn der Schließmuskel verletzt wird, liegt ein Harnträufeln nach der
Operation häufig vor. Im Rahmen der Heilung bzw. nach Training der beteiligten
Schließmuskeln kann die Harnabgabe in den meisten Fällen wieder kontrolliert
werden. Studien haben ergeben, dass bei entsprechender Nachsorge nach einem
Jahr bis zu 95 % der Patienten wieder kontinent waren.
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Erektionsstörungen. In früheren Zeiten war es eine häufige Begleiterscheinung der
Prostataentnahme, dass unmittelbar anliegende Nervenbahnen während des
Eingriffs beschädigt oder zerstört wurden, die für die Stimulation der Erektion
verantwortlich sind. Inzwischen wurden die Operationstechniken verfeinert, so dass
viele Prostataentfernungen nerverhaltend durchgeführt werden können. Wurden
2005 nur 30 % der erkrankten Männer gefäß- und nervenerhaltend operiert, sind es
2011 55 %. Allerdings kann diese vorsichtige Entnahme nur in den Fällen
durchgeführt werden, in denen der Tumor noch klein ist und innerhalb der Prostata
liegt.
Die Gefahr von Erektionsstörungen bzw. Impotenz im Rahmen der Operation ist für die
Patienten ein wesentlicher Faktor. Im Rahmen einer Umfrage der Barmer GEK klagten 70 %
nach dem Eingriff über Erektionsprobleme, während nur 16 % zum Befragungszeitpunkt
inkontinent waren. Insgesamt waren laut der Studie 52 % der Befragten mit dem
Behandlungsergebnis uneingeschränkt zufrieden, 41 % eingeschränkt, und 7 % waren
unzufrieden.
Strahlentherapie
Bei der Strahlentherapie nutzt man die Tatsache, dass Tumorzellen durch ionisierende,
radioaktive Strahlen stärker geschädigt werden als gesunde Zellen. In beiden Fällen kommt
es zu einer Veränderung des Erbgutes der Zelle. Bei gesunden Zellen sind die
Reparaturmechanismen auf eine solche Schädigung noch intakt, bei Tumorzellen hingegen
nicht.
Nach Berechnungen der Barmer GEK Daten wurden 2011 3.000 Patienten mit
Brachytherapien behandelt und 1.600 mit perperkutaner Bestrahlung (Beschreibung, siehe
unten). Im Vergleich mit der operativen Entfernung der Prostata werden dieser Verfahren
seltener eingesetzt.
Eine Bestrahlung ist dann sinnvoll, wenn eine Operation etwa aufgrund der zu erwartenden
Nebenwirkungen als zu riskant eingeschätzt wird, oder der Gesundheitszustand des
Patienten zu schlecht ist (etwa bei sehr alten Patienten). Auch wenn der Tumor bereits
neben der Prostata liegendes Gewebe befallen hat, kann der Einsatz einer Strahlentherapie
sinnvoll sein. In diesen Fällen bietet sich auch eine Kombination aus Operation und
Strahlentherapie an.
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Man unterscheidet zwei Bestrahlungsmethoden:
Bei der perkutanen Bestrahlung liegt die Strahlenquelle außerhalb des Körpers, und die
Strahlen durchdringen die Haut (perkutan) am Unterleib. Die Bestrahlung wird in mehreren
Schritten über ca. 6 Wochen durchgeführt; die einzelne Bestrahlung dauert typischerweise
nur wenige Minuten und ist schmerzfrei. Die Methode kann daher ambulant und ohne
Betäubung durchgeführt. Jede Therapie besteht dabei aus mehreren Bestrahlungsterminen
in einem festen Zeitplan.
Demgegenüber werden bei der Brachytherapie (von griechisch. brachy = nah) kleine
strahlende Stifte direkt in die Prostata eingesetzt und verbleiben dort. Während dieses
Zeitraums geben sie kontinuierlich Radioaktivität in die nächste Umgebung ab. Die
Platzierung erfolgt unter (örtlicher) Betäubung in einer kleinen Operation.
Auch wenn bei der Bestrahlung kein Gewebe wie bei einem operativen Eingriff beschädigt
wird, gibt es doch Nebenwirkungen, da auch intaktes Gewebe betroffen wird. Dabei muss
zwischen den akuten Belastungen unterschieden werden, die noch während des
Bestrahlungszeitraum auftreten, und den Spätreaktionen. Zu den typischen Beschwerden
auf eine Bestrahlung zählen Reizungen oder Entzündungen der Blase, Durchfall und
Darmkrämpfe sowie bei der perkutanen Bestrahlung auch Hautreaktionen. Auch bei den
Bestrahlungen kann es zu einem Verlust der Potenz bzw. zu Erektionsproblemen kommen.
Nachsorge
Unter der Nachsorge versteht man die Kontrollphase nach einer Behandlung. Sie hat das
Ziel,
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Begleit- und Folgeerkrankungen festzustellen und zu behandeln
Ein erneutes Auftreten der Krebserkrankung (ein sogenanntes Rezidiv)
schnellstmöglich zu erkennen und zu therapieren.
Die Nachsorge erfolgt typischerweise bei einem niedergelassenen Urologen. In den ersten
beiden Jahren nach der Behandlung sollte der Urologe dreimal pro Jahr aufgesucht werden.
Im weiteren Verlauf hängt die Anzahl der Arztbesuche vom individuellen Krankheitsverlauf
ab.
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Quellen:
[1] Interdisziplinäre Leitlinie der Qualität S3 zur Früherkennung, Diagnose und Therapie der verschiedenen Stadien des
Prostatakarzinoms (2011). Als PDF downloadbar unter http://www.urologenportal.de/fileadmin/MDB/PDF/S3_LL_PCa_110331_Version1.03.pdf
[2] Deutsche Krebshilfe: Blaue Ratgeber 17: Prostatakrebs. Als PDF downloadbar unter
http://www.krebshilfe.de/fileadmin/Inhalte/Downloads/PDFs/Blaue_Ratgeber/017_prostata.pdf
[3] Barmer GEK Report Krankenhaus 2012. Als PDF downloadbar unter http://presse.barmergek.de/barmer/web/Portale/Presseportal/Subportal/Presseinformationen/Archiv/2012/120724-Report-Krankenhaus2012/PDF-Report-Krankenhaus-2012,property=Data.pdf
[4] Barmer GEK Pressemeldung (2012): Report Krankenhaus 2012 – Oft nur eingeschränkte Lebensqualität nach ProstataOP. Im Internet verfügbar unter https://presse.barmer-gek.de/barmer/web/Portale/Presseportal/Subportal/Infothek/Studienund-Reports/Report-Krankenhaus/Krankenhausreport-2012/Content-Krankenhausreport-2012.html
[5] Deutsche Krebsgesellschaft: Patientenleitlinie „Prostatakrebs I – Lokal begrenztes Prostatakarzinom“ (2009). Als PDF
downloadbar unter http://www.krebsgesellschaft.de/download/2009-pl-pca.pdf
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