Artikel über Benigne Prostatahyperplasie Diagnose & Therapie Die erste und einfachste Form, die benigne Prostatahyperplasie zu diagnostizieren, ist die digitale rektale Untersuchung: Der Arzt tastet mit dem Finger die Prostata durch den Enddarm ab und stellt fest, ob sie vergrößert, schmerzhaft oder verhärtet ist. Allerdings kann die rektale Untersuchung auch in die Irre führen. Eine sich klein anfühlende Prostata kann großgenug sein, um eine Obstruktion der Harnröhre zu verursachen. Das prostataspezifische Antigen (PSA) im Serum ist bei 30 bis 50 Prozent der BPHPatienten - u. a. abhängig von der Prostatagröße - mäßig erhöht. Mit der Uroflowmetrie können der Harnfluss (= die pro Zeiteinheit aus der Blase fließende Harnmenge) gemessen werden. Mit der digitalen rektalen Untersuchung kann das Volumen der Prostata nur grob bestimmt werden. Eine genauere Diagnose erlaubt der transrektale Ultraschall. Mit ihrer Hilfe können zudem eine Blasenhalsschrumpfung, eine chronische Prostatitis sowie andere Ursachen einer Obstruktion unterschieden werden. Zur Behandlung der benignen Prostatahyperplasie stehen dem Arzt mehrere Therapien zur Verfügung: Kontrolliertes Warten: Der Arzt verzichtet bei milden Symptomen auf eine Therapie. Jährliche Kontrolluntersuchungen sollen alle Veränderungen erfassen, die eventuell eine Therapie notwendig machen. Phytopharmaka: Zur Behandlung der BPH werden oftmals Pflanzenextrakte herangezogen, unter anderem aus Kürbiskernen, dem südafrikanischen Sterngras, aus der afrikanischen Pflaume, Roggenpollen oder Brennesselwurzeln. Die Therapie mit Pflanzenpräparaten wird kontrovers diskutiert. Die Kritik bezieht sich vor allem auf die Tatsache, dass Phytopharmaka meist Mischpräparate sind, deren Komponenten oft quantitativ nicht standardisiert und deren Wirkmechanismus im Einzelnen nicht bekannt sind. Phytopharmaka können zur symptomatischen Therapie bei leichten Formen der BPH eingesetzt werden. Allerdings fehlen bisher kontrollierte Langzeitstudien mit ausreichenden Patientenzahlen, um die Wirksamkeit eindeutig zu belegen. Alpha-adrenerge Rezeptorenblocker: Sie wirken entspannend auf die glatte Muskulatur am Blasenhals und in der Prostata. Daneben gibt es auch selektive alpha-1-Blocker, die hauptsächlich den Tonus der Prostatamuskulatur herabsetzen. Das Prostatavolumen wird von alpha-Blockern jedoch nicht reduziert. 5-alpha-Reduktasehemmer, wie Dutasterid (Avodart®): Sie hemmen beide Isoformen der 5-alpha-Reduktase, das Enzym, das die Umwandlung von Testosteron zu Dihydrotestosteron (DHT) katalysiert. DHT wird eine bedeutende Rolle für die Pathogenese des Prostatawachstums zugeschrieben. Fehlt das Hormon aufgrund der Blockade der 5-alphaReduktase, wird das Volumen der Prostata reduziert. Das Volumen der Prostata lässt sich mit dieser Therapie dauerhaft um fast 30 Prozent verringern. 5-alpha-Reduktasehemmer stoppen somit das im natürlichen Verlauf der Krankheit fortschreitende Wachstum der Prostata und verhindern Komplikationen (z.B. akuter Harnverhalt, Operation). Aufgrund der guten Verträglichkeit können auch alte und multimorbide Patienten therapiert werden. Operative Therapien: Eine Operation wird meist dann angewandt, wenn ein Prostataadenom vorliegt oder die irritativen Symptome (Harndrang, häufiges und nächtliches Wasserlassen) unerträglich werden. Eine Operation ist absolut indiziert bei folgenden Komplikationen: 1 akutem Harnverhalt rezidierender Makrohämaturie Nierenversagen rezidierenden Harnwegsinfekten großen Blasendivertikeln. Als operative Methode der Wahl (Goldstandard) gilt die transurethrale Resektion der Prostata (TURP): Eine elektrische Drahtschlinge wird durch die Harnröhre in die Blase eingeführt. Das überschüssige Prostatagewebe wird in kleinen Stücken abgetragen, während die Blutung durch den Strom gestoppt wird. Ein großer Nachteil der TURP ist die sehr häufig auftretende (15-100 Prozent) retrograde Ejakulation - der so genannte trockene Orgasmus, bei dem sich der Samen in die Harnblase ergießt. Grund ist der fehlende Verschluss des Blasenausgangs beim Orgasmus. Bei der Prostatektomie wird das störende Prostatagewebe in einer offenen Operation entfernt. Die Eingriff durch die Bauchdecke wird oft bei Patienten mit ausgeprägten obstruktiven Symptomen und sehr großer Prostata angewandt. Daneben wurden in den letzten Jahren weitere Verfahren entwickelt, beispielsweise verschiedene Lasertherapien, bei der das Prostatagewebe mittels Laserstrahlen zerstört wird. Bei der Mikrowellen-Thermotherapie wird das Gewebe durch hohe Temperaturen zerstört. Es können auch kleine Drahtröhren, so genannte Stents, in die Harnröhre eingesetzt werden. Sie halten die Harnröhre auf und fungieren als innere Dauerkatheter. Quellen: 1. Prof. Dr. Rolf Muschter: Therapie der BPH-Erkrankung, UNI-MED Verlag AG, Bremen, 2000 2. Das MSD Manual der Diagnostik und Therapie, Urban & Fischer, München/Jena, 2000 2