Die MR-gezielte Prostata-Biopsie bei Verdacht auf Prostatakarzinom Prim. Univ.-Prof. Dr. Wolfgang Schima Präsident der Österreichischen Röntgengesellschaft und Vorstand der Abteilung für Diagnostische und Interventionelle Radiologie am Krankenhaus Göttlicher Heiland, Wien Das Prostatakarzinom ist der häufigste bösartige Tumor des Mannes, es versterben allerdings nur ca. 10% der Erkrankten am Prostatakarzinom. Zur Krebs-Früherkennung wird die Erhebung eines Blutwertes, des Prostata-spezifischen Antigens (PSA), eingesetzt. Das PSA ist allerdings ein sehr unspezifischer Parameter, da dieser Wert auch aufgrund einer gutartigen Vergrößerung der Prostata oder einer Entzündung erhöht sein kann. Zudem kann ein normaler PSA-Wert ein Prostatakarzinom nicht ausschließen. Bei abnorm erhöhtem PSA-Wert (vor allem bei raschem Anstieg im zeitlichen Verlauf) und/oder positivem Tastbefund wird die Prostata Ultraschall-gezielt transrektal (d.h., vom Mastdarm aus) punktiert, um ein Karzinom nachweisen zu können. Häufig werden dadurch Tumoren entdeckt, die keine Behandlung benötigen und gleichzeitig können sogenannte signifikante Prostatakarzinome übersehen bzw. nicht getroffen werden. Die multiparametrische MRT (welche Tumordurchblutung, Zellreichtum und andere Parameter berücksichtigt) kann bei Patienten mit negativer Ultraschall-gezielter Biopsie ein signifikantes (aggressives) Karzinom in ca. 40–60% entdecken. Wie kann man nun ein klinisch signifikantes Karzinom trotz negativer Ultraschallgezielter Biopsie doch nachweisen? Die Karzinom-verdächtigen Herde in der Prostata können mittels MR-gezielter Biopsie nachgewiesen werden. Dies ist ein tagesklinisch durchführbarer Eingriff (ohne Narkose, nur mit leichter Sedierung des Patienten, Verwendung eines lokalanästhetischen Gels). Es kann MRgezielt das verdächtige Areal in der Prostata genau „anvisiert“ werden, sodass auch Krebsverdächtige Herde mit einem Durchmesser von unter 1 cm zuverlässig getroffen werden. Der Vorteil für den Patienten liegt auch darin, dass auf Grund des exakten Zielens nur 3–5 Gewebeproben (statt 12–14 bei der Ultraschall-gezielten Biopsie) entnommen werden müssen. Ein weiterer Vorteil liegt darin, dass lediglich signifikante Tumore, welche Einfluss auf das Überleben des Patienten haben, entdeckt werden. Diese Tumore benötigen eine Behandlung, während nicht-signifikante Tumore lediglich verlaufskontrolliert werden. Die regelmäßigen MRTUntersuchungen sind heute Standard in der sogenannten „active surveillance“. Die histologische Auswertung der Biopsie (unter dem Mikroskop) zeigt dann, ob es sich um einen klinisch aggressiven Krebs (Gleason-Score mindestens 7) oder einen wenig aggressiven Tumor oder um gutartiges Gewebe handelt. Die MR-gezielte Prostatabiopsie hat mittlerweile bedeutenden klinischen Stellenwert, da sie Patienten mit erhöhtem PSA-Wert wiederholte Ultraschall-gezielte Biopsien ersparen kann. Die MRT schafft hier Klarheit, welche Patienten einer Behandlung zugeführt werden müssen und welche Patienten lediglich einer Verlaufskontrolle bedürfen. Prim. Univ.-Prof. Dr. Wolfgang Schima, MSc Abteilung für Diagnostische und Interventionelle Radiologie KH Göttlicher Heiland, KH der Barmherzigen Schwestern Wien und Sankt Josef Krankenhaus Tel: +43 1 40088 7012 Fax: +43 1 40088 7098 E-Mail: [email protected]