Patientenaufklärung Zusammenfassung • In Rahmen der Früherkennung des Prostata-Krebses kann die zusätzliche Bestimmung des PSA-Wertes nützlich sein. • Die Kosten in Höhe von 20,11 € müssen von Ihnen selbst getragen werden, die gesetzlichen Krankenkassen zahlen nicht. • Mit Hilfe des PSA-Wertes können auch Tumore im Frühstadium erkannt werden, die bei alleiniger Austastung nicht gefunden werden. • Da die Krebserkrankung auch still verlaufen kann, ohne jemals Probleme zu machen, ergibt sich ein Zwiespalt: einerseits ist das Prostatakarzinom nach wie vor der häufigste Krebs und verantwortlich für die meisten Krebs-bedingten Todesfälle des Mannes. Andererseits ist es möglich, dass ein Tumor entdeckt und einer möglicherweise nebenwirkungsreichen Behandlung unterzogen wird, der sich sonst nie bemerkbar gemacht hätte... vor der ersten PSA-Bestimmung Dr. Rainer Siebenand. Quelle: Leitlinie der Deutschen Urologen Sehr geehrter Patient! Die Prostata Die ungefähr kastaniengroße Prostata liegt zwischen der Harnblase und dem äußeren HarnblasenSchließmuskel und kann mit dem Finger vom Enddarm her ertastet werden. Sie bildet den Großteil der Samenflüssigkeit. Bei einem gesunden Mann im Alter von 50 - 70 Jahren ist das Risiko hoch, an der unbehandelten Erkrankungen zu versterben. Die Urologischen Fachgesellschaften haben sich darauf verständigt, die Bestimmung für Männer zwischen dem 50. und 75. Lebensjahr zu empfehlen. Das Prostatakarzinom Das Prostatakarzinom die häufigste Tumorerkrankung des Mannes. Das Erkrankungsrisiko mit dem Alter zu: vor dem 50 Lebensjahr ist die Erkrankung extrem selten, 80 % der Erkrankten sind über 65 Jahre alt. Solange keine Absiedelungen aufgetreten sind, ist der Krebs ist in mehr als 80% durch eine vollständige („radikale“) Organentfernung oder eine Strahlentherapie heilbar. Leider sind zum Zeitpunkt des Behandlungsbeginns bei etwa 20% der Patienten mikroskopisch kleine Tochtergeschwülste (Mikrometastasen) vorhanden. Eine Heilung ist dann nicht mehr möglich. Nicht jeder erkrankte Mann verstirbt zwangsläufig an seinem Prostatakarzinom. Bei Untersuchungen Verstorbener, die in höherem Alter (über 75 Jahre) einer anderen Erkrankungen erlagen, fand man nicht selten einen bösartigen Tumor der Prostata, der sich nie bemerkbar gemacht hat. Diese Männer hätten von einer Früherkennung ihres Tu- Letztlich liegt die Entscheidung natürlich bei Ihnen! Susanne Siebenand Dr. Katharina Koschera-Bosse Fachärztinnen für Allgemeinmedizin Dr. Rainer Siebenand Facharzt für Innere Medizin 4 1 Gemeinschaftspraxis Siebenand/Koschera-Bosse, Wolfenbüttel mors nicht profitiert, jede Behandlung hätte Ihre Lebensqualität eingeschränkt, aber ihre Lebenserwartung nicht verbessert (sogenannte „ Übertherapie“). Aus diesen Tatschen ergibt sich ein Zwiespalt: einerseits ist Prostatakarzinom nach wie vor der häufigste Krebs des Mannes und verantwortlich für die meisten Krebs-bedingten Todesfälle. Andererseits ist es möglich, dass ein Tumor entdeckt und einer möglicherweise nebenwirkungsreichen Behandlung unterzogen wird, der sich sonst nie bemerkbar gemacht hätte... Bezüglich der Nebenwirkungen wie fehlende Gliedsteife, können moderne Therapieformen eine akzeptable Lebensqualität herstellen, insbesondere auch deswegen, weil die Orgasmusfähigkeit nicht grundsätzlich beeinträchtigt wird. Im Rahmen der radikalen Operation ist es häufig nicht möglich, die feinen Nervengefäße, die für die Gliedsteifigkeit verantwortlich sind, zu schonen. Eine weitere Gefahr besteht in der Verletzung des äußeren Blasenschließmuskels, so dass möglicherweise nach der Operation eine Inkontinenz (gelegentliches Harnträufeln bis hin zur vollständigen Unmöglichkeit, Harn halten zu können) besteht. • Wird der Schnitt am Damm geführt, ist die Operation zwar schonender, die Lymphknoten nicht gleichzeitig entfernt und untersucht werden. Dieser Zugang kommt daher nur ein eindeutig lokal begrenzter Tumot in Betracht. Leider ist das Risiko einer Stuhlinkontinenz ist bei dieser Operationsmethode eher größer. • In allen unsicheren Fällen werden über einen Unterbauchschnitt. Zunächst die umgebenden Lymphknoten entfernt. Sind diese frei von Tumorzellen, wird die auch die Prostata entnommen. Sind sie befallen, bringt die Entfernung der Prostata keinen Nutzen, erhöht aber die Nebenwirkungsrate. Sie unterbleibt daher in der Regel. • Auch die Strahlentherapie kann (<50% nach 4-5 J) zu Potenzstörungen führen, selten zur Harninkontinenz, und in wenigen Fällen zu unangenehmen Reizzuständen des Enddarms und der Blase. Früherkennung des Prostatakarzinoms Ein Tumor, der bei der Austastung (Palpation) gefunden wird, ist jedoch bereits über sein Frühstadium hinaus. Für eine echte Früherkennung kommt die Palpation daher zu spät. Die frühestmögliche Erkennung bietet die Bestimmung des PSA (Prostata-spezifisches Antigen) im Blut. Die Ergebnisse bestimmen das weitere Vorgehen: • PSA unter 4 ng/ml — kein Verdacht • PSA über 10 ng/ml — weitere Untersuchungen notwendig. • PSA 4—10 ng/ml — der Graubereich; Entscheidung im Einzelfall. Aber Achtung: ein erhöhter Wert ist Grund zur Aufmerksamkeit, die Krebsdiagnose ist nicht gestellt. Sogenannte falsch positive Befunde (erhöhter Wert, aber kein Tumor) finden sich zum Beispiel bei einer Entzündung der Prostata oder mechanischen Einwirkung auf die Prostata relativ kurz vor der Blutabgabe, wie Radfahren oder Geschlechtsverkehr. Auch eine Darmverstopfung den PSA-Wert erhöhen. Vor allem ein maßvoll erhöhter Wert bedarf in jedem Fall der Bestätigung. Im Rahmen der Krebsvorsorge ist die Bestimmung des PSA-Wertes keine Leistung der gesetzlichen Krankenkasse. Sie muss vom Arzt nach ärztlichen Gebührenordnung (GOÄ) liquidiert werden. Die Kosten belaufen sich auf € 20,11 . Behandlung fortgeschrittener Tumoren Im fortgeschrittenen Tumorstadium ist Prostatakrebs nicht heilbar. Da männliche Hormone den Krebs zum Wachstum anregen, wird eine medikamentöse Hormonentzugstherapie als erste Therapie eingeleitet. Zu den Nebenwirkungen der Hormonentzugstherapie gehört der Verlust der durch das männliche Geschlechtshormon stimulierten Körperfunktionen. Es kommt üblicherweise zum Verlust der Erektionsfähigkeit (Gliedsteifigkeit) und zu einem Verlust des Geschlechtstriebes, weiterhin zu individuell sehr unterschiedlich starken Hitzewallungen, mentalen Beeinträchtigungen und nachlassendem Bartwuchs, in einigen Fällen kann eine schmerzhafte Brustschwellung entstehen. Behandlung rechtzeitig erkannter Tumoren Ein Prostatakarzinom ist heilbar, wenn es erkannt wird, solange es lokal begrenzt ist, d.h. nicht über die Organgrenze hinausgewachsen ist und keine Tochtergeschwülste abgesetzt hat Wird ein lokal begrenzten Tumor entdeckt, muss eine Operation (vollständige Entfernung der Prostata : sogn. radikale Prostatektomie) oder der Strahlenbehandlung empfohlen werden. 2 3 Gemeinschaftspraxis Siebenand/Koschera-Bosse, Wolfenbüttel