KRANKHEITSBILDER Prostataerkrankungen Gutartige Vergrösserung der Prostata (Prostatahyperplasie) Ursache: Die gutartige Vergrösserung der Prostata tritt im Rahmen des Alterungsprozesses des Mannes ab dem 40. Alterjahr unterschiedlich stark auf. Sie wird im wesentlichen bewirkt durch eine Volumenzunahme der Prostatainnendrüse, welche durch die sich im Alter ändernden, komplexen Wechselwirkungen des männlichen Hormonhaushalts zustande kommt. Etwa ein Drittel aller Männer wird von diesem Leiden betroffen, etwa ein Zehntel muss im Verlauf einer Operation zugeführt werden. Symptomatik: Zeichen der vergrösserten Prostata können sein: der schwache Harnstrahl, das Gefühl der unvollständigen Blasenentleerung, das Warten vor dem Wasserlösen, das häufige Wasserlösen tags und vor allem nachts, Episoden von massivem Harndrang. Als Folge einer Restharnbildung können chronische Harnwegsinfekte entstehen. Eine langdauernde Abflussbehinderung kann einen akuten Harnverhalt oder gar eine Nierenschädigung bewirken. Diagnose: In der Regel stellt der Hausarzt die Diagnose unter Berücksichtigung der geschilderten Beschwerden und durch Abtasten der Prostata durch den Darm. Der Urologe beurteilt die Situation und entscheidet, ob und wie das Leiden therapiert werden soll. Therapie: Im Anfangsstadium kann oft zugewartet werden, da wenig Beschwerden bestehen. Nehmen diese zu kann eine Therapie mit Medikamenten (Alpha-Blocker, 5-Alpha-Reduktasehemmer) begonnen werden, Auch Medikamente auf pflanzlicher Basis können Reizsymptome lindern. Genügen Medikamente nicht mehr, empfiehlt sich ein operatives Vorgehen. Folgende Operationsverfahren stehen zur Verfügung: • Transurethrale Inzision der Prostata, bzw. des Blasenhalses • Transurethrale Elektroresektion der Prostata (TUR-P) • Laserresektion der Prostata • Offene Prostataentfernung Die Elektroresektion ist in geübten Händen des Urologen nach wie vor die Standardtherapie und empfiehlt sich insbesondere bei den meisten komplexen Fällen wie bei zusätzlicher Prostataentzündung, schlaffer Harnblase oder akuter Harnverhaltung. Mit der bipolaren Resektionstechnik und der Lasertechnik kann heutzutage auch unter Blutverdünnung operiert werden. Der Spitalaufenthalt beträgt 5-7 Tage. Prostatakrebs (Prostatakarzinom) Das Prostatakarzinom ist die häufigste bösartige Erkrankung des Mannes. Der Erkrankungsgipfel liegt im 7. Dezennium vor dem 40. Lebensjahr tritt höchst selten eine Prostatakarzinom auf. Von drei Patienten mit diagnostiziertem Prostatakrebs stirbt nur einer an diesem Leiden. Nicht jedes Prostatakarzinom schränkt somit den Lebenskomfort oder die Lebensdauer ein. Die Diagnostik basiert auf der rektalen Untersuchung und der Bestimmung des prostataspezifischen Antigens (PSA) im Blut und der Diagnosesicherung durch eine Gewebsprobe. Das PSA wird nur durch Prostatazellen produziert. Erhöhte Werte finden sich bei Karzinom, Prostatahyperplasie und Prostatitis. Ab dem 50. Altersjahr empfiehlt sich eine Vorsorgeuntersuchung mit PSA-Bestimmung und Tastuntersuchung der Prostata alle 1-2 Jahre. Der beginnende Prostatakrebs führt in der Regel noch nicht zu Symptomen. Bestehen Symptome beim Wasserlassen sind diese meist durch die gutartige Prostatavergrösserung (in welcher ein Krebsherd sitzen kann) oder eine chronische Prostataentzündung verursacht. Therapie Radikale Prostatektomie: Die Entfernung der Prostata, Samenblasen und regionalen Lymphknoten ist eine anerkannte Behandlungsform beim lokalisierten Prostatakarzinom. Voraussetzung ist, dass keine Ableger vorhanden sind. Das Risiko besteht in der Inkontinenz (5-10%) und der Verlust der Spontanerektionen > 50% (sofern vor der Operation normale Erektionen vorhanden sind. Es handelt sich um eine delikate Operation die in erfahrende Hände gehört. Alternativen sind unter gewissen Voraussetzungen die Strahlentherapie oder eine Brachytherapie. Vor- und Nachteile der Methoden müssen besprochen werden. Hormonelle Therapie: Bei Patienten mit einem lokal fortgeschrittenen, symptomatischen Karzinom oder mit Ablegern ist der nächste Schritt die Hormonablation. Vorteile einer frühzeitigen Therapie zum Zeitpunkt der Diagnose eines asymptomatischen, lokal nicht mehr heilbaren Prostatakarzinoms gegenüber einer verzögerten, erst beim Auftreten von Symptomen einsetzenden antiandrogenen Behandlung sind nicht erwiesen. Der Hormonentzug durch subkapsuläre Orchiektomie (Ausschälen des Hodengewebes)behält trotz der neueren Formen der medikamentösen antiandrogenen Behandlung eine Vorrangstellung wegen den erheblich geringeren Kosten. Neuere therapeutische Ansätze wie die intermittierende Antiandrogentherapie sind noch als experimentell zu betrachten. Akute Prostatitis Symptomatik: Fieber, Schüttelfrost, Rückenschmerzen, Dammschmerzen, vermehrter Harndrang, Harnbrennen, allgemeines Krankheitsgefühl. Therapie: Antibiotische Therapie über 4 Wochen, Schmerzbehandlung. Bei akuter Harnverhaltung oder signifikanter Resturin. Einlage eines suprapubischen Katheters. Chronische Prostatitis Ungefähr 35% aller Männer erkranken einmal im Leben an einer Prostatitis. Beim ProstatitisSyndrom handelt es sich in etwa 5 % um eine chronische bakterielle, in 65 % um eine nichtbakterielle Prostatitis und in 30% um eine sog. Prostatodynie (=chronic pelvic pain syndrom). Symptomatik: Blasenreizsymptome und brennende Schmerzen stehen im Vordergrund. Gelegentlich klagen die Patienten über Schmerzen bei der Ejakulation und Blut im Ejakulat. Diagnostik: Ultraschalluntersuchung der Prostata und Blase, Urinuntersuchung vor und nach Prostatamassage, evtl. Blasenspiegelung. Therapie: Langzeitbehandlung mit Antibiotikum, Entzündungshemmer. Die nichtbakterielle Prostatitis ist viel häufiger als die chronisch bakterielle Form, zeigt aber die gleichen Symptome. Als mögliche Keime werden Mykoplasmen, Ureaplasma urealyticum und Chlamydien diskutiert. Diese Keime sprechen am besten auf Doxycycline an. Die sog. "Prostatodynie" betrifft vor allem jüngere Männer in der 2. bis 4. Lebensdekade. Im Vordergrund stehen Dammschmerzen, Blasenreizsymptome und Ejakulationsschmerz. Alle Untersuchungen sind unauffällig. Die Therapie ist schwierig,eine einmalige Antibiotikatherapie über 4 Wochen ist indiziert. Mehrfache Antibiotika-Behandlungen sind unnötig. Spasmolytika und Alpha-Blocker, Entzündungshemmer und Elektrotherapie sind hilfreich. Die Behandlung des chronic pelvic pain Syndrom ist für den Arzt und den Patienten häufig frustrierend und nicht immer von Erfolg gekennzeichnet.