Messen an Brennstoffzellen Herausforderungen an die Messtechnik gemeistert mit MX100 Sie könnte zur Schlüsseltechnologie des 21. Jahrhunderts werden: die kontrollierte Reaktion von Wasserstoff und Sauerstoff in einer Brennstoffzelle. Diese so genannte kalte Verbrennung ist zuverlässig, geräuschlos und ohne schädliche Emissionen. Dabei entsteht einerseits Wasserdampf, vor allem aber elektrischer Strom und Wärme. Kern dieser Zelle sind mehrere hauchdünne platinbeschichtete Spezialfolien, die Wasserstoff von Sauerstoff trennen. Bei der Weiterentwicklung der Brennstoffzellen sind Messungen notwendig, die hohe Anforderungen an die Geräte stellen. Der Datenlogger DAQMASTER MX100 von Yokogawa besitzt spezielle Eigenschaften, die für diese Messungen unabdingbar sind. Messungen an Brennstoffzellen (BSZ) stellen hohe Anforderungen an die eingesetzten Messgeräte, dabei sind Spannung und Temperatur die wichtigsten Messgrößen. Damit das Messsystem durch die Summenspannung der Brennstoffzellen von mehreren hundert Volt nicht zerstört wird, sind an den Messeingängen des Datenloggers DAQMASTER MX100 hohe Isolationsspannungen realisiert. Selbst an den Temperatureingängen der Thermoelemente erlaubt der Datenlogger DAQMASTER MX100 eine maximale Gleichtaktspannung von 600 V(eff.). Der bisher am weitesten verbreitete Typ von Brennstoffzelle, die Protonen-AustauschMembran BSZ (PEM = engl. Proton Exchange Membran, auch Polymer Elektrolyt Membran – Bild 1), ist eine Niedertemperatur-Zelle, die bei Betriebstemperaturen von 80 bis 100 °C eine Spannung von etwa 1 V erzeugt. Ihren relativ hohen Bekanntheitsgrad verdankt sie einigen großen Konzernen, die sich frühzeitig für diese Technik entschieden haben. Dies gilt speziell für den Automobil-Bereich, wo dieser Zellentyp die Anforderungen an Flexibilität und hohe Leistungsdichte am besten erfüllt. Die in der Praxis erforderliche hohe Spannung von einigen hundert Volt wird dadurch erreicht, dass bis zu 600 Brennstoffzellen (Einzeller) elektrisch in Reihe geschaltet und mechanisch gestapelt werden. Diese Aneinanderreihung mehrerer einzelner Zellen zu einem Modul (Stapel) wird als Stack bezeichnet (Bild 2). Trotz einiger Probleme – beispielsweise in der Regelung – hat die PEM-BSZ auch technisch einen gewissen Vorsprung gegenüber anderen BSZ-Typen erlangt, ihr werden für die nahe und mittlere Zukunft die besten Aussichten zugesprochen. Über den zukünftigen Erfolg von Brennstoffzellen ganz allgemein wird allerdings nicht allein deren Technik entscheiden, sondern das Zusammenwirken aller Komponenten. Um die weitere Entwicklung abschätzen zu können, bedarf es eines kurzen Überblicks über die volumenspezifische Leistungsdichte (Leistung pro Liter) der PEM-Stacks für FahrzeugAntriebe und deren Größe über die letzten Jahren: 1989 - 0,11 kW/l, 1992 - 0,36 kW/l, 1995 - 1,1 kW/l, 1998 - 1,8 kW/l. Haben Brennstoffzellen-Einheiten für Autos zu Anfang einen Lkw ausgefüllt, sind sie heute auf die Größe eines Koffers geschrumpft. Damit Brennstoffzellen in Zukunft gegenüber der bereits etablierten Technik bestehen können, sind noch umfangreiche Langzeit-Tests notwendig. Diese konzentrieren sich auf Design, Instrumentierung und besonders auf die Leistung der Zellen und Stacks. Messtechnisch sind dabei besonders die Überwachung der Zellspannung und der Betriebstemperaturen von Bedeutung. Bei der Überwachung der Zellenspannung (CVM = engl. Cell Voltage Monitoring) wird die Spannung jeder einzelnen Zelle in einem Stapel gemessen. Während die Zellspannung selbst sehr gering ist, kann die Spannung gegen Erde mehrere hundert Volt betragen. Durch getrennte A/D-Wandler und seine patentierte SSR-Technologie (SSR = engl. Solid State Relay) widersteht der MX100 Spannungen von 1.500 VDC auf unbegrenzte Zeit. So erreicht Yokogawa Deutschland GmbH Seite 1/3 der MX100 eine bisher unerreicht hohe Kanal zu Erde-, Modul zu Modul- und Kanal zu Kanal-Isolation (Bild 3) und ist daher ideal geeignet für Messungen an Brennstoffzellen. Für eine BSZ ist die Temperatur jeder Komponente eine kritische Größe. Optimierung der Temperatur und dadurch der Zellen- und Stackleistung sowie das Verhindern von Überhitzung sind wichtige Kriterien für den Wirkungsgrad des Gesamtsystems, also Zelle, Stack, Konverter sowie vor- und nachgeschaltete Aggregate. Aufgrund der physikalischen und thermodynamischen Grenzen erreichen die meisten traditionellen Stromerzeuger wie Gasturbinen, stationäre Diesel-Aggregate oder Kraftwerke Wirkungsgrade von 25 bis 40 %. Fahrzeug-Motoren bringen lediglich etwa 10 bis 20% (Ottomotoren) oder 20 bis 35% (Dieselmotoren) der Treibstoff-Energie vom Motor über Kupplung und Getriebe auf die Fahrbahn. Im Gegensatz dazu liegt der Wirkungsgrad von Brennstoffzellen-Fahrzeugen für gasförmigen Wasserstoff vom Tank bis zum Rad bei über 40 %, abhängig von der Betriebstemperatur sind theoretisch Wirkungsgrade von 80% möglich. Bei den PEM-BSZ liegen sie zurzeit elektrisch bei 40 bis 50% und gesamt bei 50 bis 70% mit Wärmeauskopplung. Das bedeutet, dass bereits kleine Brennstoffzellen-Stacks Wirkungsgrade besitzen, die ansonsten nur von Kombi-Kraftwerke erreicht werden. Zwar gibt es auch bei Brennstoffzellen Grenzen, sie bieten allerdings einen wesentlich größeren Spielraum für die Optimierung, beispielsweise über die Betriebstemperatur. Bei diesen Messreihen werden wegen der großen Anzahl Messstellen und der damit verbundenen Kosten häufig Thermoelemente statt Pt100 gewählt. Bei der Temperaturmessung an Brennstoffzellen unterliegen auch diese Messpunkte oft einer hohen Gleichtaktspannung, so dass hier die gleichen Voraussetzungen gelten wie bei der Überwachung der Zellspannung. Auch die Kosten für Brennstoffzellen konnten in den vergangenen Jahren erheblich reduziert werden. Betrug der Preis für die Brennstoffzelle allein im Jahr 1990 noch etwa 5.000 €/kW, waren es zehn Jahre später nur noch etwa 500 €/kW. Die Kosten für komplette Brennstoffzellen-Antriebe belaufen sich heute auf etwa 800 €/kW. Die Kosten für Verbrennungskraftmaschinen liegen dagegen bei etwa 25 €/kW. Die Kostensituation der Brennstoffzellen verbessert sich zwar zunehmend, konkurrenzfähig sind komplette BSZAnlagen inklusive der Nebenaggregate jedoch erst bei einem Grenzwert von • 1.200 €/kW für Blockheizkraftwerks-Systeme, • 300 bis 500 €/kW für Hausenergie-Versorgungssysteme, • 150 €/kW für Bus-Systeme, • 50 €/kW für Pkw-Systeme. Zur weiteren Optimierung des Wirkungsgrades, der volumenspezifischen Leistungsdichte und vor allem der Kosten sind die Brennstoffzellen ständig Testreihen unterworfen. Dabei bewährt sich der DAQMASTER MX100 von Yokogawa bei Belastungstests durch seine kurzen Abtastzeiten. Mit Abtastintervallen von 10 ms, entsprechend 100 Hz, werden Schwankungen der Spannung selbst bei schnellen Lastwechseln erfasst. Weitere Messungen betreffen Qualität und Alterung der Membran zur Steigerung der Lebensdauer der Zelle, hierzu sind Messungen der Impedanz erforderlich. Auch der Anpressdruck der Zellen im Stapel ist für die Funktion einer BSZ von entscheidender Bedeutung. Die auf die einzelnen Zellen wirkenden Kräfte und etwaige mechanischen Verspannungen werden über Dehnungsmessstreifen (DMS) gemeinsam mit Temperatur und Spannung erfasst. Die Messdaten aller dieser Langzeituntersuchungen werden in einem internen Puffer komprimiert zwischengespeichert, bis sie an einen PC oder in das Netzwerk übertragen werden können. Darüber hinaus ist es möglich, auf einer Compact-Flash-Speicherkarte bis zu 2 GB Daten zu speichern. Eine sichere Datenhaltung und -übertragung ist somit zu jeder Zeit gegeben. Yokogawa Deutschland GmbH Seite 2/3 Die flexible, modulare Architektur des MX100 besteht aus einem Grundmodul und bis zu sechs Messmodulen. Durch drei unabhängige Abtastintervalle sind Messungen von Spannungen, die mit höherer Geschwindigkeit ablaufen, mit solchen von Temperaturen möglich, die in der Folge miteinander korreliert werden können. Der MX100 besitzt als eines der wenigen Datenerfassungssysteme auf PC-Basis vollständig isolierte Ein/Ausgangskanäle. Mit den von Yokogawa speziell entwickelten A-/D-Wandlern, Relais und Trenntransformatoren widersteht es Durchschlagspannungen von 3.700 VAC für eine Minute und von 600 VAC auf Dauer. So kann das Gerät selbst für so anspruchsvolle Messungen wie an BSZ-Stacks oder Elektrolysezellen genutzt werden. Zur Konfiguration des Systems dient die Software MXStandard. Dieses Softwarepaket stellt eine Punkt-zu-Punkt-Verbindung zwischen einem PC und einem MX100 System her und enthält Funktionen zur Konfiguration, Datenerfassung, Beobachtung, Alarmierung und Alarmbehandlung sowie zur Analyse historischer Daten. Ein Application Programming Interface (API) stellt Funktionen für Anwender zur Verfügung, die eigene Anwendungen entwickeln möchten. Yokogawa Deutschland GmbH Seite 3/3