Klonierung, Aufreinigung und Kristallisation von 2-Thiouridinsynthetase aus Thermotoga maritima Diplomarbeit vorgelegt von Denis Kudlinzki aus Mühlhausen/Thüringen angefertigt im Institut für Mikrobiologie und Genetik an der biologischen Fakultät der Georg-August-Universität zu Göttingen 2004 Referent: Prof. Dr. Ralf Ficner Korreferent: Prof. Dr. Oliver Einsle Tag der Abgabe der Diplomarbeit: 27. August 2004 Letzter Tag der mündlichen Diplomprüfung: 13. November 2003 Danksagungen Achim Dickmanns für seine Hilfestellungen bei methodischen Problemen Ralf Ficner für die gute Betreuung und seine Kompetenz bei fachlichen Fragen Oliver Einsle für sein offenes Ohr bei wissenschaftlichen Problemen Winfried Lendeckel für sein Organisationstalent in kritischen Situationen Marion Kutscher eigentlich für alles gewidmet meinen Eltern Monika und Jürgen Kudlinzki. Inhaltsverzeichnis Inhaltsverzeichnis 1. Einleitung 1 1.1 Die Transfer-RNA - Struktur und Funktion 1 1.2 Modifikationen von Transfer-RNAs 5 1.2.1 Verschiedene Klassen von tRNA-Modifikationen 6 1.2.2 Thionukleoside - Exklusive tRNA-Modifikationen 8 1.3 Die 2-Thiouridinsynthetase MnmA 9 1.3.1 Strukturelle Daten 9 1.3.2 Reaktionszyklus des Schwefeleinbaus 10 1.3.3 2-Thiouridin, Zwischenprodukt in einem komplexerem Syntheseweg 13 1.3.4 Lokalisation und Funktion der 2-Thio-Modifikation 14 1.4 Aufgabenstellung und Zielsetzung 17 2. Material und Methoden 18 2.1 Materialien 18 2.1.1 Feinchemikalien 18 2.1.2 Enzyme und Inhibitoren 19 2.1.3 Größenstandards 20 2.1.4 Verwendete Organismen 20 2.1.5 Plasmide und Vektoren 21 2.1.6 Primer 21 2.1.7 Reaktionskits 22 2.1.8 Chromatographiesäulen und Säulenmaterial 22 2.1.9 Antibiotika 22 2.1.10 Kristallisationsscreens 22 2.1.11 sonstige Materialien 23 2.1.12 Geräte 23 2.2 Methoden 25 2.2.1 Allgemeine Methoden 25 2.2.1.1 Konzentrationsbestimmung von Proteinproben 25 2.2.1.2 Ankonzentrieren von Proteinlösungen durch Zentrifugation 25 2.2.1.3 Gelelektrophoresen 25 2.2.1.3.1 Diskontinuierliche Polyacrylamid-Gelelektrophorese von Proteinen (SDS-PAGE) 25 I Inhaltsverzeichnis 2.2.1.3.2 Agarose-Gelelektrophorese von Nukleinsäuren 28 2.2.1.4 Detektion von Proteinen und Nukleinsäuren 28 2.2.1.4.1 Anfärben von Proteinen mit Coomassie Brilliant Blue 28 2.2.1.4.2 Anfärben von Nukleinsäuren mit Ethidiumbromid 29 2.2.1.4.3 Proteindetektion durch Western-Blot 29 2.2.1.5 DNA-Extraktion aus Agarosegelen 31 2.2.1.6 Konzentrationsbestimmung von Nukleinsäuren 31 2.2.1.7 Trocknen von Polyacrylamidgelen 32 2.2.2 Molekularbiologische Methoden 32 2.2.2.1 Klonierung von Proteinen in Expressionsvektoren 32 2.2.2.1.1 DNA-Amplifizierung durch die Polymerasekettenreaktion (PCR) 33 2.2.2.1.2 Spaltung von DNA durch Restriktionsendonukleasen 35 2.2.2.1.3 Ligation eines verdauten DNA-Fragments in einen Zielvektor durch DNA-Ligasen 35 2.2.2.2 Sequenzierung von DNA-Fragmenten 36 2.2.2.3 Plasmidpräparationen 37 2.2.2.3.1 Plasmidpräparation im kleinen Maßstab 37 2.2.2.3.2 Plasmidpräparation im mittleren Maßstab 37 2.2.3 Zellbiologische Methoden 37 2.2.3.1 Expression von rekombinanten Proteinen in E. coli 37 2.2.3.2 Medien zur Aufzucht von E. coli 38 2.2.3.3 Transformationen in Bakterienstämme 38 2.2.3.3.1 Herstellung chemisch kompetenter E. coli-Zellen 38 2.2.3.3.2 Transformation chemisch kompetenter E. coli-Zellen 39 2.2.3.4 Überexpression von rekombinanten Proteinen in E. coli 40 2.2.3.4.1 Anzucht einer Vorkultur 40 2.2.3.4.2 Anzucht einer Expressionskultur 40 2.2.3.5 Ernten und Aufschließen von E. coli-Zellen 41 2.2.4 Biochemische Methoden 42 2.2.4.1 Chromatographische Trennmethoden 42 2.2.4.1.1 Affinitätschromatographische Aufreinigung von MBPFusionsproteinen über Amylose-Harz 2.2.4.1.2 43 Affinitätschromatographische Aufreinigung von Proteinen mit Strep-tag II über Strep-Tactin-Sepharose 44 II Inhaltsverzeichnis 2.2.4.1.3 Anionenaustauschchromatographie über DEAE-Sepharose oder ResourceQ zur Trennung geladener Proteine 2.2.4.1.4 Kationenaustauschchromatographie über CM-Sepharose, Source 30S oder ResourceS zur Trennung geladener Proteine 2.2.4.1.5 45 46 Präparative Ausschlusschromatographie zur weiteren Aufreinigung von Proteinen 47 2.2.4.2 Umpufferung und Entsalzung von Proteinlösungen 47 2.2.4.3 Proteinverdau mit Proteasen 48 2.2.5 Kristallisation von Proteinen 49 2.2.5.1 Kristallisationsansätze 49 2.2.5.2 „Macro-Seeding“ und „Micro-Seeding“ zur Verbesserung 2.2.5.3 Kristallwachstum und Kristallordnung 50 Röntgenbeugungsexperimente 51 3. Ergebnisse 52 3.1 Um- und Neuklonierung von MnmA 52 3.1.1 Umklonierung von MnmA aus pMal-c2x und pET-28a 52 3.1.1.1 Umklonierung von MnmA in pET-28a 52 3.1.1.2 Umklonierung von MnmA in pETM-30 53 3.1.2 Neuklonierung von MnmA aus genomischer DNA von Thermotoga maritima 54 3.1.2.1 Klonierung von MnmA in pGex-6P1 und pET-28a 54 3.1.2.2 Klonierung von MnmA in pASK-IBA3 und pASK-IBA5 56 3.2 Verschiedene Strategien der Expression und Aufreinigung von MnmA 56 3.2.1 Expression und Aufreinigung von MnmA ohne Affinitätssequenz 58 3.2.1.1 Überexpression in E. coli 58 3.2.1.2 Zellernte und Aufschluss 60 3.2.2 Expression und Aufreinigung des MBP-MnmA-Fusionsproteins 61 3.2.2.1 Überexpression in E. coli 61 3.2.2.2 Zellernte und Aufschluss 62 3.2.2.3 Affinitätschromatographische Aufreinigung über Amylose-Harz 62 3.2.2.4 Ausschlusschromatographische Aufreinigung des Pools 64 3.2.2.5 PreScission Protease-Verdau des MBP-MnmA-Fusionsproteins 65 3.2.2.6 Ionenaustauschchromatographische Aufreinigung des geschnittenen Fusionsproteins über An- und Kationentauscher 67 III Inhaltsverzeichnis 3.2.2.7 Ausschlusschromatographische Aufreinigung des geschnittenen Fusionsproteins 69 3.2.3 Expression und Aufreinigung von MnmA mit Strep-tag II 71 3.2.3.1 Überexpression in E. coli 71 3.2.3.2 Zellernte und Aufschluss 72 3.2.3.3 Affinitätschromatographische Aufreinigung über Strep-Tactin 72 3.2.3.4 Ausschlusschromatographische Aufreinigung 76 3.3 Kristallisation von MnmA 78 3.3.1 Kristallisation des MBP-MnmA-Fusionsproteins 78 3.3.2 Kristallisation von MnmA mit Strep-tag II 81 4. Diskussion 83 4.1 Klonierung von MnmA in Expressionsvektoren 83 4.1.1 Umklonierung von MnmA aus pMal-c2x und pET-28a 84 4.1.2 Neuklonierung von MnmA aus genomischer DNA von T. maritima 85 4.2 Expression und Aufreinigung von MnmA 86 4.2.1 Expression und Aufreinigung von MnmA ohne Affinitätssequenz 86 4.2.2 Expression und Aufreinigung des MBP-MnmA-Fusionsproteins 87 4.2.3 Expression und Aufreinigung von MnmA mit Strep-tag II 89 4.3 Kristallisation von MnmA 90 5. Zusammenfassung 95 6. Literaturverzeichnis 97 Abkürzungsverzeichnis 106 IV Einleitung 1. Einleitung Die Proteinbiosynthese ist der zentrale Stoffwechselweg aller Organismen. Durch sie wird die genetische Information realisiert. Bei der Transkription von Genen der DNA wird mRNA gebildet, die die Informationen zur Synthese von Proteinen enthält. Die Basensequenz der mRNA wird an den Ribosomen durch tRNAs in eine Aminosäuresequenz übersetzt. Diese Translation an den Ribosomen führt zur Synthese von Proteinen. 1.1 Die Transfer-RNA - Struktur und Funktion Die Transfer-RNA (tRNA) ist die Schnittstelle zwischen Nukleinsäure- und Proteinwelt (Hoagland et al., 1958). In dieser Eigenschaft muss sie so gestaltet sein, dass den Bedürfnissen beider Welten gerecht wird. Die tRNA muss mit anderen Ribonukleinsäuren (RNAs) interagieren und auch Aminosäuren binden können (Berg et al., 2003; Campbell, 1997; Nelson et al., 2001). Die tRNAs sind kurze RNAs von 73-93 Basen Länge (ca. 25-30 kDa). Ihre Primärstruktur (Madison, 1968) stellt sich, analog zu anderen RNA-Typen, als ein einzelsträngiges, unverzweigtes Polymer von Ribosen, die über Phosphodiesterbrücken zwischen dem dritten und fünften Kohlenstoff kovalent miteinander verknüpft sind, dar. Am 2. Kohlenstoff der Ribose ist je eine Purin- (Adenin [A] und Guanin [G]) oder Pyrimidinbase (Uracil [U] und Cytosin [C]) -N-glykosidisch verknüpft (Chargaff et al., 1955). Zusätzlich enthält die tRNA viele ungewöhnliche Basen, in der Regel zwischen 7 und 20 je Molekül. Diese modifizierten Basen können methylierte Basenderivate, z.B. Dihydrouracil (D) (Madison et al., 1965) oder anderweitig abgewandelte Basen z.B. Pseudouracil (ψ) sein (Cohn, 1958). Die Modifikationen haben einen Einfluss auf die Interaktion mit Proteinen und anderen RNAs (mRNA, rRNA), die an der Proteinbiosynthese beteiligt sind. Heute sind Nukleotidsequenzen von mehr als 1000 verschiedenen tRNAs aus allen drei Domänen der belebten Welt (Archaea, Bacteria und Eucarya) bekannt. Trotz Variationen in der Nukleotidsequenz sind verschiedene Regionen, sowie die Sekundärstruktur bei allen tRNAs konserviert. Die Hälfte der Nukleotide ist durch Watson-Crick-Basenpaarungen zu Doppelhelices (Stämme) verbunden (Watson et al., 1953a/b), während die restlichen Nukleotide vier nicht-gepaarte Schleifen bilden. 1 Einleitung Die möglichen Basenpaarungen falten die t-RNA so, dass eine kleeblattähnliche Sekundärstruktur (Holley et al., 1965) entsteht (Abbildung 1). Die gepaarte Duplex-Region am 3'-Ende der tRNA wird als Akzeptorstamm bezeichnet. Alle tRNAs tragen am 3'-Ende die Nukleotidsequenz CCA-3'OH. Eine Aminosäure wird durch die Aminoacyl-tRNA-Synthetase immer an das 3'-Ende des Adenosins angefügt. Die TψC-Schleife setzt sich aus 7 ungepaarten Nukleotiden zusammen und enthält stets die Nukleotidsequenz TψCG. Diese Schleife tritt durch Interaktion mit der ribosomalen RNA (rRNA) mit dem Ribosom in Wechselwirkung (Yusopov et al., 2001). Die Größe der variablen Schleife kann zwischen verschiedenen tRNAs enorm variieren. Sie spielt bei der Bildung der Tertiärstruktur eine wichtige Rolle. Die Anticodon-Schleife, die ungefähr in der Mitte der tRNA-Sequenz liegt, besteht aus 7 ungepaarten Nukleotiden, die die drei Basen des Anticodons beinhalten, welches mit dem Codon der mRNA paart. Die D-Schleife enthält 8 - 12 ungepaarte Nukleotide. Charakteristisch für diese Schleife ist die modifizierte Base Dihydrouracil. Es ist bemerkenswert, dass fast alle modifizierten Nukleotide in den Schleifen vorkommen. Das 5'-Ende der tRNA ist stets einfach phosphoryliert. Das endständige Nukleotid ist meist ein pG. Abbildung 1: Kleeblattstruktur (Sekundärstruktur) von tRNAs mit konservierten Nukleotiden Linear aufgebaute Makromoleküle (Biopolymere) können durch die spezifische dreidimensionale Faltung zu übergeordneten, räumlichen Strukturen angeordnet werden, wobei die Primär- und Sekundärstruktur (Konformation) erhalten bleiben. Besonders gut sind die Tertiärstrukturen einzelner Proteine (Chymotrypsin, Lysozym, Hämoglobin, Myoglobulin), aber auch von RNA-Molekülen (tRNAs, rRNAs) 2 Einleitung beschrieben. Die Ausbildung der Tertiärstrukturen erfolgt spontan (Selbstorganisation) aufgrund zahlreicher Brückenbindungen, intramolekularer hydrophobe oder Wechselwirkungen ionische (Wasserstoff- Wechselwirkungen, kovalente Disulfidbrücken). Es kann zu einer Konformationsänderungen bei Allosterie durch Bindung von Liganden, Substraten oder Rezeptoren kommen. Die räumliche Anordnung (Tertiärstruktur) der tRNA wurde durch Röntgen-StrukturAnalyse ermittelt (Suddath et al., 1974; Robertus et al., 1974). Durch Verfeinerung der räumlichen Struktur (Sussman et al., 1978) erkannte man, dass sich durch die Bildung tertiärer Wasserstoff-Brückenbindungen und andere atomare Wechselwirkungen sich die L-förmige Tertiärstruktur der tRNA ergibt (Abbildung 2). Es sind zwei Doppelhelixabschnitte erkennbar, die in der A-Form, wie es für eine RNA-Helix erwartet wird, vorliegen. Die Helix mit den beiden RNA-Enden (5'-P & 3'-OH) liegt oberhalb der Helix, die in der TψC-Schleife endet, sodass sie einen Arm des L bilden. Der D-Stamm, der Anticodonstamm und die variable Schleife bilden Helices und formen so den anderen Arm. Auch den nicht-helikalen Abschnitten sind die Basen an WasserstoffBrückenbindungen beteiligt, die allerdings nicht den Watson-Crick-Basenpaarungen (Abbildung 3) entsprechen. Der Akzeptorstamm und das CCA-Ende mit der Aminosäurebindungsstelle befinden sich an einem Ende der L-Form. Die 3'Hydroxylgruppe ragt aus der Struktur heraus und kann so leichter mit einer Aminosäure verknüpft werden. Dieser einzelsträngige Abschnitt kann seine Konformation während der Aktivierung der Aminosäure und der Proteinsynthese ändern. Die AnticodonSchleife befindet sich am anderen Ende der L-Struktur, so dass die drei Basen des Anticodons gut zugänglich sind. Abbildung 2: Bildung der Tertiärstruktur der tRNA: (A) Kleeblattstruktur, (B) Bildung tertiärer Bindungen zwischen D-Arm und T C-Arm resultiert in der L-Struktur (C). Die Farbmarkierungen zeigen die Orientierung der verschiedenen Stämme in Sekundär- und Tertiärstruktur (Ishitani et al., 2003). 3 Einleitung Im Zuge der Translation der genetischen Information fungiert die tRNA als Aminosäure-Adapter (Hoagland et al., 1958; Chapeville et al., 1962). Es ist somit kein Zufall, dass dieser Adapter selbst eine RNA ist, da er mit der Boten-RNA (mRNA) in einer bestimmten sequenziellen Weise in Wechselwirkung treten muss. Dies wird durch eine komplementäre Region erreicht, bei der Wasserstoff-Brückenbindungen zwischen Matrize (Codon der mRNA) und Adapter (Anticodon der tRNA) zusammengehalten werden. Eine Purinbase paart idealerweise mit einer Pyrimidinbase (Elson et al., 1955). Bei der Paarung von A und U werden zwei und bei G und C werden drei WasserstoffBrückenbindungen ausgebildet (Abbildung 3). Diese Paarungen (A=U und G≡C) werden auch Watson-Crick-Basenpaarungen genannt (Watson et al., 1953b). Abbildung 3: Watson-Crick-Basenpaarungen. Zwischen A und U werden 2 und zwischen G und C werden drei Wasserstoff-Brückenbindungen ausgebildet (Watson et al., 1953b). C kann nur mit G und A kann nur mit U paaren. Es gibt jedoch auch Ausnahmen von der Regelung der Watson-Crick-Basenpaarung zwischen Nukleotiden. U kann mit A oder G und G kann mit U oder C paaren. Der Genetische Code (Abbildung 4) zeigt, dass drei Nukleotide für eine Aminosäure codieren und ein Codon bilden. Am Ribosom werden die Codons der mRNA von den komplementären Anticodons der tRNAs erkannt. Folglich besteht das Anticodon der tRNA aus drei Nukleotiden. Diese drei Nukleotide haben in der tRNA-Sequenz die Positionen 34, 35 und 36. Der Genetische Code ist degeneriert, d.h. mehrere Codons codieren für dieselbe Aminosäure. Codons einer Box (Abbildung 4, weiße Boxen), die für dieselbe Aminosäure codieren und sich nur durch das letzte Nukleotid unterscheiden, werden meist von isoakzeptierenden tRNAs abgelesen. Diese tRNAs haben am 5'-Ende des Anticodons (Wobble-Position 34) meist ein desaminiertes Adenin, das Inosin (I). Inosin hat die Fähigkeit mit U, C oder A über Wasserstoff-Brückenbindungen zu paaren. Dieses Phänomen wird als Wobble-Hypothese bezeichnet (Crick, 1966). Dadurch muss nicht für jedes einzelne Codon eine spezielle tRNA synthetisiert werden. Für jede Aminosäure gibt es mindestens eine tRNA, so dass eine hohe Spezifität bei der Translation gewährleistet werden kann. Jedem Codon muss die passende Aminosäure zugeordnet werden, denn falsche Zuordnungen führen zu einem fehlerhaften Protein, 4 Einleitung dass u.U. keine Aktivität besitzt. Bei einem so energieintensiven Prozess wie der Translation wäre es für jeden Organismus fatal, sich dabei Fehler zu leisten. Auch das Beladen der tRNAs mit einer Aminosäure ist ein energieverbrauchender Prozess. Aminoacyl-tRNA-Synthetasen katalysieren die zwei Reaktionen zum Beladen einer tRNA. Sie aktivieren die Aminosäure mit ATP, d.h. die Carboxylgruppe der Aminosäure wird über eine energiereiche Bindung mit dem -Phosphat von ATP verknüpft, Pyrophosphat wird freigesetzt und die so aktivierte AS bleibt fest an der Synthetase gebunden. Bindet eine entsprechende tRNA an die Synthetase, so wird die aktivierte Aminosäure mit dem 3'-Ende der tRNA verestert. Die Aminoacyl-tRNASynthetase erkennt ihre passende tRNA sehr spezifisch am Anticodon (Fehlerquote 1:10.000) und anderen Strukturmerkmalen (Akzeptorstamm oder variable Schleife). Es ist sozusagen das Protein. das den genetischen Code kennt. Abbildung 4: Der Genetische Code. Die Codons der weißen Boxen codieren exklusiv für eine Aminosäure, während die der grauen Boxen für unterschiedliche Aminosäuren codieren. 1.2 Modifikationen von Transfer-RNAs Die meisten RNA-Typen weisen unterschiedlichste Modifikationen auf (Limbach et al., 1994). Die tRNAs besitzen, neben ihrer Struktur, als weiteres charakteristisches Merkmal eine hohe Bandbreite unterschiedlich modifizierter Nukleotide, die teilweise ausschließlich in tRNAs vorkommen. Die RNA Modification Database (Rozenski et al., 1999) weist 86 verschiedene tRNA-Modifikationen aus. Dabei kann sowohl die Ribose als auch die Base des Nukleotids substituiert oder verändert sein. Jedes einzelne tRNAMolekül kann bis zu 20 modifizierte Nukleotide beinhalten. Einige dieser 5 Einleitung Modifikationen sind bei allen Spezies konserviert (T C, D), während andere Modifikationen für einzelne tRNAs höchst spezifisch sind. Alle tRNAs werden posttranskriptional modifiziert (Johnson et al., 1970; Söll et al., 1955). Spezielle Enzyme, die einen Anteil von 1% des E. coli-Genoms ausmachen (Björk et al., 1987), katalysieren diese Veränderungen. Da tRNAs mit einer Vielzahl von Proteinen und RNAs wechselwirken, haben die Modifikationen sehr unterschiedliche Funktionen. Sie haben direkten Einfluss auf die Proteinbiosynthese und können z.B. die Translationseffizienz steigern, die Wahl des richtigen Codons verbessern, den Verlauf des Leserahmens stabilisieren oder die Erkennung der tRNA durch ihre AminoacyltRNA-Synthetase erleichtern. 1.2.1 Verschiedene Klassen von tRNA-Modifikationen Wie angesprochen verfügen tRNAs über ein breites Spektrum verschiedenster Modifikationen. Das reicht von einfachen Methylierungen, über eine Desaminierung bis hin zum kompletten Basenaustausch. Modifikationsgrad und -komplexität erhöhen sich mit aufsteigender Entwicklung und Differenzierung der Organismen von Archaea über Prokaryoten (Bakterien) bis zu den Eukaryoten (Abbildung 5). Dies macht auch Sinn, da Größe und Informationsgehalt des Genoms ebenfalls ansteigen. Bei höher differenzierten Organismen muss die Expression in verschieden Zellkompartimenten gesteuert werden. Beispielsweise besitzen Mitochondrien eigene tRNAs mit Modifikationen, die auf die Proteinbiosynthese mitochondrialer Proteine abgestimmt sind (Kaneko et al., 2003). Methylierungen von Basen oder Ribosen sind die häufigste Art der tRNA-Modifikation. Aber auch mehrfach substituerte Nukleotide oder völlig neue Basenderivate (Lysidin, Wybutosin, Wyosin, Inosin, Queuosine, Archaeosin, Pseudouridine) sind beschrieben worden. Die Bezeichnung der Modifikationen folgt einer eigenen Nomenklatur (Schimmel, 1979). Substituenten werden wie folgt abgekürzt: m-, c-, n-, o-, t-, i- und sstehen für Methyl, Carbon-, Amino-, Oxy-, Threonin-, Isopentenyl- und Thiogruppen. Die Positionszahl des Substituenten wird hochgestellt und die Anzahl wird tiefgestellt angegeben. Zum Beispiel beschreibt die Abkürzung s2U 2-Thiouridin, wobei „s“ für den Schwefelsubstituenten, „2“ für die Position des Substituenten an der Base und U für die Base selbst steht. 6 Einleitung Abbildung 5: Vergleich von Modifikationsgrad und -komplexität zwischen Archaea, Prokaryoten (Bacteria) und Eukaryoten (Eucarya) (Sprinzl et al., 1985). Die meisten und vielfältigsten Modifikationen sind für das Nukleotid in der WobblePosition (34) und für das Nukleotid (37) in 3'-Richtung neben dem Anticodon beschrieben (Abbildung 5). Diese Modifikationen beeinflussen direkt die Auswahl des richtigen Codons und erhöhen die Genauigkeit der Translation. Modifizierte Nukleotide im direkten Umfeld des Anticodons erhöhen ebenfalls die Leistungsfähigkeit und Genauigkeit der Translation, während Modifikationen außerhalb der Anticodon-Schleife vorwiegend die Tertiärstruktur stabilisieren (Björk et al., 1987). Der Modifikationsgrad von tRNAs hat auch eine regulatorische Rolle. So beeinflusst das Verhältnis von modifizierter und unmodifizierter tRNA die Expression verschiedener Operons oder Gene. Basenveränderungen beeinflussen die Wechselwirkung zwischen Codon und Anticodon. Es gibt Codon-Boxen (Abbildung 4), die für zwei unterschiedliche Aminosäuren codieren. Diese Codons unterscheiden sich aber nur im dritten Nukleotid. Für die richtige Auswahl der Aminosäure muss die Wobble-Position spezifisch abgelesen werden. Eine Modifikation der Wobble-Base erhöht häufig die Affinität zu einem einzigen der vier Codons (Lustig et al., 1981; Osawa et al., 1988). Beinhaltet ein Gen oder ein komplettes Operon eine Vielzahl solcher favorisierter Codons, wird die Sequenz schneller und effizienter abgelesen (Agris, 2004). 7 Einleitung 1.2.2 Thionukleoside - Exklusive tRNA-Modifikationen Derzeit sind 15 verschiedene Schwefelmodifikationen von Basen in tRNAs bekannt Symbol ms2m6A ms2i6A ms2io6A ms2t6A ms2hn6A vollständiger Name 2-Methylthio-N6methyladenosin 2-Methylthio-N6isopentenyladenosin 2-Methylthio-N6-(cishydroxyisopentenyl)-adenosin 2-Methylthio-N6-threonylcarbamoyladenosin 2-Methylthio-N6-hydroxynorvalyl-carbamoyladenosin s2 C 2-Thiocytidin s2 U 2-Thiouridin s4 U 4-Thiouridin m5s2U 5-Methyl-2-thiouridin s2Um 2-Thio-2'-O-methyluridin mcm5s2U 5-Methoxycarbonylmethyl-2thiouridin nm5s2U 5-Aminomethyl-2-thiouridin 5-Methylaminomethyl-2thiouridin 5-Carboxymethylaminomethylcmnm5s2U 2-thiouridin mnm5s2U m5s2U 5-Taurinomethyl-2-thiouridin Strukturbeschreibung Crain et al., 1991 Burrows et al., 1968 Hecht et al., 1969 Yamaizumi et al., 1979 Reddy et al., 1992 Carbon et al., 1968 Chackalaparampil et al., 1981 Lipsett, 1965 Kimura-Harada et al., 1971 Edmonds et al., 1987 Baczynskyj et al., 1968 Hagervall et al., 1987 Carbon et al., 1968 Yamada et al., 1981 Suzuki et al., 2001 Phylogenetische Quelle Bac Bac Eu Ar, Bac, Eu Ar, Bac Ar, Bac Ar, Bac, Eu Ar, Bac Ar, Bac, Eu Ar Eu Bac Ar, Bac, Eu Bac Eu Tabelle 1: Auflistung aller bekannten Schwefelmodifikationen in tRNAs inklusive Autor der Strukturbeschreibung und Phylogenetischer Quelle (Ar = Archaea, Bac = Bacteria, Eu = Eucarya). Thionukleoside wurden bisher nur in tRNAs gefunden. Sie sind aber präsent in allen Organismenklassen. Thiomodifikationen von Adenosin, Cytidin und Uridin sind beschrieben (Tabelle 1), während Thio-Guanosin noch nicht entdeckt wurde. Schwefel kann auf zwei verschiedene Arten an die Basen gebunden sein. Bei Pyrimidinen (C, U) wird der Schwefel über eine Doppelbindung mit dem Ring verknüpft (>C=S) und bei Purinen (A) findet die Verknüpfung über eine Methylthio-Gruppe statt (-S-CH3). So werden die Pyrimidinnukleoside 2-Thiouridin (s2U), 4-Thiouridin (s4U) und 2Thiocytidin (s2C), bzw. das Purinnukleosid 2-Methylthioadenosin (ms2A) gebildet (Ajitkumar et al., 1988). 8 Einleitung Die Summenformel der beiden Thiouridine ist identisch, doch die Strukturformeln (Abbildung 6) zeigen, dass bei 2-Thiouridin das Schwefelatom am zweiten Kohlenstoff des Pyrimidinrings gebunden ist und so in Richtung der Ribose ragt, während er bei 4Thiouridin am vierten Kohlenstoff gebunden ist, wo er keinesfalls mir der Ribose wechselwirken kann. A B C Abbildung 6: Position der Schwefelmodifikation (rote Markierungen) von 2-Thiouridin (A) und 4Thiouridin (B) im Vergleich zu unmodifiziertem Uridin (C). Schwefelmodifikationen gehen oft mit weiteren Basenmodifikationen einher. So ist bei 2-Thiouridin der Kohlenstoff an Position fünf meist ebenfalls modifiziert. Diese Modifikation reicht von einer einfachen Methylierung (m5s2U) bis hin zu einer Carboxymethylaminomethylierung (cmnm5s2U). 2-Methylthioadenosin trägt am Stickstoff an Position sechs immer einen weiteren Substituenten (Tabelle 1). Thionukleoside befinden sich meist Anticodon der tRNA und beeinflussen dort die Translation. Sie können aber an anderen Positionen gefunden. Das am häufigsten vorkommende Thionukleosid 4-Thiouridin (s4U) ist bei vielen tRNAs an 8. Position zwischen Akzeptorstamm und D-Stamm zu finden und beeinflusst die Tertiärstruktur bzw. die Interaktion mit der Aminoacyl-tRNA-Synthetase. 1.3 Die 2-Thiouridinsynthetase MnmA 1.3.1 Strukturelle Daten MnmA aus Thermotoga maritima MSB8 (accession number: Q9WYZ0, TM0520) ist eine 2-Thiouridinsynthetase von 358 Aminosäuren Länge und einem Molekulargewicht von 40,67 kDa. Der berechnete isoelektrische Punkt liegt bei pH 7,57. MnmA wird in den Datenbanken auch unter den (alten) Bezeichnungen TrmU, asuE, B1133 oder ycfb geführt. Der aktuelle Name des Proteins leitet sich von der Bezeichnung des Genclusters ab (Grosjean et al., 1998). Das Gen selbst ist 1077 Basenpaare lang und hat einen GC-Gehalt von 47%. 9 Einleitung Thermotoga maritima (Abbildung 7) ist ein hyperthermophiler, organotropher Mikroorganismus, der aus den vulkanischen Sedimenten des Mittelmeers isoliert wurde, wo er bei ca. 80oC lebt. Die phylogenetische Klassifizierung lautet wie folgt: Zellorganismen, Bacteria, Thermotogae, Thermotogae (class), Thermotogales, Thermotogaceae, Thermotoga, Thermotoga maritima (Taxonomy ID: 243274). Abbildung 7: Rasterelektronenmikroskopische Aufnahmen von Thermotoga maritima (Bilder zur Verfügung gestellt von P.T. Naumann). Bioinformatische Recherchen (3D-PSSM und Expasy) über das Protein ergaben, dass MnmA aus -Helices und -Faltblättern aufgebaut ist ( / Protein). Das Protein verfügt über eine ATP-Pyrophosphatase-Domäne (PP-ATPase), eine Nukleotid-Binde-Domäne und über eine Sulfurtransferase-ähnliche Domäne (Rhodanese-ähnlich). Dadurch sollte es MnmA möglich sein, den Austausch des Sauerstoffatoms an Position zwei des Uracil-Rings gegen ein Schwefelatom zu katalysieren. 1.3.2 Reaktionszyklus des Schwefeleinbaus Die 2-Thiouridinsynthetase katalysiert den Einbau des Schwefels ausschließlich bei den tRNAs von Lysin (tRNALys), Glutamin (tRNAGln) und Glutaminsäure (tRNAGlu). Dabei wird nur das Uridin in der Wobble-Position modifiziert (s2U34). Weitere enzymatische Aktivitäten des Proteins sind bisher nicht bekannt. Um den Schwefeleinbau zu realisieren, werden zahlreiche Komponenten benötigt (Abbildung 8). L-Cystein wurde als Schwefeldonor der Reaktion identifiziert (Ajitkumar et al., 1988). MnmA kann die Desulfurierung von L-Cystein zu L-Alanin aber nicht selbst katalysieren. Es wird ein Hilfsenzym (Sulfurtransferase) benötigt, welches den Schwefel auf MnmA übertragen kann. Diese Sulfurtransferase ist IscS, ein Schwefeltransporter, der ebenfalls an der Synthese von Eisen-Schwefel-Proteinen (Schwartz et al., 2000) und anderer schwefelhaltiger Verbindungen, wie z.B. Thiamin oder NAD, beteiligt ist (Lauhon et al., 2000). Publikationen belegen, dass IscS für die 10 Einleitung Synthese von Thionukleosiden in E. coli (Lauhon, 2002) und Salmonella enterica (Nilsson et al., 2002) erforderlich ist. Das eukaryotische Homolog von IscS, NifS, stellt bei Saccharomyces cerevisiae den Schwefel für die Thiomodifikation von tRNAs zur Verfügung (Nakai et al., 2004). Es wurde in vitro nachgewiesen, dass IscS für die Biosynthese von 2-Thiouridin notwendig ist (Kambampati et al., 2003). Abbildung 8: Reaktionszyklus der Synthese von 2-Thiouridin durch MnmA (L-Cys = L-Cystein, L-Ala = L-Alanin, PLP = Pyridoxalphosphat, S2U34 = 2-Thiouridin an 34. Position der tRNA). (Kambampati et al., 2003). Man stellt sich den Reaktionszyklus der 2-Thiouridinsynthese wie folgt vor (Abbildung 8): IscS enthält Pyridoxalphosphat (PLP) als prosthetische Gruppe und desulfuriert LCystein (Zheng et al., 1994). Die Sulfhydrylgruppe (-SH) des L-Cysteins wird an einem aktiven Cysteinrest des IscS als Persulfid (-S-SH) kovalent gebunden (Kato et al., 2002) und von dort auf einen aktiven Cysteinrest des MnmA übertragen. MnmA bindet nach der Sulfurierung die tRNA mit U34 und Mg2+-ATP. Das ATP wird dann zu AMP und Pyrophosphat hydrolysiert, während der Schwefel auf den Kohlenstoff an der zweiten Position des Uracilrings übertragen wird. Das Pyrophosphat wird hydrolysiert, der Sauerstoff zu H2O protoniert und abgespaltet. Es wird eine Disulfidbrücke zwischen dem aktiven Cysteinrest und einem weiteren Cystein des MnmA gebildet. Wird diese Disulfidbrücke durch DTT oder andere freie Sulfhydrylgruppen (z.B. Thioredoxin) wieder reduziert, kann das Enzym erneut ein Schwefelatom binden. Der Reaktionsschritt der Schwefelübertragung durch MnmA auf das Uridin ist noch nicht im Detail aufgeklärt worden. Man geht davon aus, dass in MnmA ein reaktives Persulfid gebildet wird. Dann wird der Sauerstoff am zweiten Kohlenstoff adenyliert und der reaktive Schwefel des Persulfids kann den nun elektrophilen Kohlenstoff direkt angreifen (Fontecave et al., 2003). Mutationsstudien (Kato et al., 2002) und die Aufklärung der Struktur von IscS (CuppVickery, et al., 2003) haben gezeigt, wie IscS die Sulfhydrylgruppe binden kann. Das 11 Einleitung Pyridoxalphosphat ist in das Protein integriert (prosthetische Gruppe) und bewirkt die Desulfurierung des L-Cysteins. Die Sulfhydrylgruppe wird dann als Persulfid am aktiven Cystein 328 gebunden. IscS kann den Schwefel aber nicht direkt auf Nukleotide der tRNA übertragen, da es keine RNA-Bindedomäne besitzt (Kambampati et al., 2000). Dieser Mechanismus der Desulfurierung ist jedoch nicht auf MnmA übertragbar, da es kein Pyridoxalphosphat enthält. MnmA nimmt ein bereits aktiviertes Schwefelatom aus einem Persulfid des IscS auf. In vitro Biosynthesestudien zeigten, dass sowohl die 2-Thiouridinsynthetase (MnmA), als auch die 4-Thiouridinsynthetase (ThiI), die die Übertragung eines Schwefelatoms auf den vierten Kohlenstoff des Uracils katalysiert, IscS zur Katalyse ihrer Produkte benötigen (Kambampati et al., 1999 & 2003). Vergleicht man den Reaktionszyklus der 2-Thiouridinsynthese (Abbildung 8) mit dem der 4-Thiouridinsynthese (Abbildung 9), stellt man fest, dass sie fast identisch sind, mit der Ausnahme, dass MnmA die Synthese von 2-Thiouridin katalysiert, während ThiI 4-Thiouridin synthetisiert. ThiI ist ebenfalls an der Thiaminsynthese beteiligt (Webb et al., 1997). Abbildung 9: Reaktionszyklus der Synthese von 4-Thiouridin durch ThiI (PLP = Pyridoxalphosphat, LCys = L-Cystein, L-Ala = L-Alanin, S4U8 = 4-Thiouridin an 8. Position der tRNA). (Lauhon, 2002). Da auch ThiI den Schwefel über eine intramolekulare, persulfidische Bindung überträgt (Palenchar et al., 2000), kann man davon ausgehen, dass ThiI und MnmA gewisse strukturelle Gemeinsamkeiten aufweisen müssen. Der Sequenzvergleich der beiden Proteine zeigt aber nur wenige Strukturähnlichkeiten. Speziell im Bereich der Pyrophosphat-ATPase-Domäne am N-Terminus von MnmA und der Sulfurtransferaseähnlichen Domäne im Zentrum der MnmA-Sequenz sind Sequenzhomologien erkennbar. Eine THUMP-Domäne (engl. THUMP = thiouridine synthases, methylases and predicted pseudouridine synthases - vermutlich eine RNA-Bindedomäne), wie sie bei ThiI beschrieben wird (Aravind et al., 2001), ist in der Sequenz von MnmA nicht nachweisbar. Studien zeigten, dass ein tRNA-Oligonukleotid (Abbildung 10), dass mit einer Minimalsequenz die Struktur des Anticodon-Arms simuliert, genauso effizient 12 Einleitung modifiziert wurde, wie tRNA in Volllänge (Kambampati et al., 1999 & 2003). Daraus wurde gefolgert, dass MnmA nicht die vollständige tRNA erkennt, sondern nur die Anticodonschleifen von tRNALys, tRNAGlu und tRNAGln. Abbildung 10: Beispiel einer minimalen tRNA-Erkennungssequenz von MnmA (tRNA-Oligo). Mutationsstudien zeigten, dass ein Ausfall des Proteins für E. coli nicht tödlich ist, dennoch sind das Wachstum und die Teilungsrate stark verringert. 1.3.3 2-Thiouridin, Zwischenprodukt in einem komplexerem Syntheseweg Mit der 2-Thiomodifikation des Uridins gehen immer weitere Modifikationen (Hypermodifikationen) am fünften Kohlenstoff des Uracil-Rings einher (Abbildung 11). Mutationsstudien (Elseviers et al., 1984; Hagervall et al., 1987) führten zur teilweisen Aufklärung des Synthesewegs von hypermodifiziertem Uridin (5-Methylaminomethyl2-thiouridin, mnm5s2U). Das 2-Thiouridin wird durch verschiedene MethylSubstituenten ((x)m5) hypermodifiziert. So ist bei E. coli eine MethylaminomethylGruppe (mnm5) und beim Menschen eine Methoxycarbonylmethyl-Gruppe (mcm5) am C-5 substituiert. In Abbildung 11 ist der Syntheseweg des mnm5s2U kurz dargestellt. Einige Reaktionen zur Substitution des C-5 sind jedoch noch nicht bekannt. Speziell die Enzyme, welche die Startmodifikation katalysieren, sind noch nicht identifiziert. Es wird vermutet, dass GidA and MnmE, zwei verschiedene Methylasen, die ersten Schritte der C-5-Modifikation katalysieren (Bregeon et al., 2001). Solche Hypermodifikationen des Uridins wurden in verschiedenen Organismen charakterisiert. In zahlreichen Organismen fehlen einige der Enzyme, die die Substitution des C-5 katalysieren. So wurde in Candida tropicalis ein 5-Methyl-2-thiouridin charakterisiert (Patwardhan et al., 1985). Es zeigt sich, dass der Substituent am fünften Kohlenstoff nicht überall voll bis zum Methylaminomethyl differenziert ist. 13 Einleitung Abbildung 11: Bildung eines hypermodifizierten Uridins durch weitere Substitutionen am 5. Kohlenstoff des Uracil-Rings (Adomet = S-Adenosylmethionin). (Kambampati et al., 2003). Die Modifikationen am fünften Kohlenstoff sind unabhängig von der Synthese des 2Thiouridins (Elseviers et. al., 1984). MnmE und MnmC, die Enzyme, die die Hypermodifikation katalysieren, sind auch ohne MnmA aktiv und katalysieren die Substitution des C-5. Dennoch begünstigt das Vorhandensein einer 2-Thiomodifikation weitere Substitutionen. 2-Thiouridin ohne eine weiter Substitution Bei 4-Thiouridin sind keine weiteren Substitutionen bekannt. Das modifizierte Nukleosid Methylthio-Adenosin trägt am Stickstoff der freien Aminogruppe (N6) stets einen weiteren Substituenten. Einige Organismen können 2-Thiouridin auch auf einem anderen Weg weiter modifizieren. Ein Enzym (selD) aus Salmonella typhimurium kann den Schwefel von (mnm5)s2U gegen ein Selenatom austauschen (Veres et al., 1994a/b) und so Selenouridin synthetisieren. Dieser Syntheseweg ist ebenfalls IscS-abhängig (Mihara et. al. 2002). 1.3.4 Lokalisation und Funktion der 2-Thio-Modifikation Die Schwefelmodifikation von Nukleosiden wurde bisher nur in tRNAs charakterisiert. Das Uridin an der Wobble-Position in den tRNAs, die Lysin, Glutamin und Glutaminsäure binden, enthalten Schwefel an der zweiten Position des Pyrimidinrings. Durch die Sulfurierung bekommt das Nukleosid einen hydrophoberen Charakter, unabhängig vom Aussehen des Substituenten an der fünften Position. 14 Einleitung Das Schwefelatom an der zweiten Position des Uridins induziert bei der Ribose eine Konformationsbeschränkung. Die eher hydrophobe C(3’)-endo, gauche plus, antiKonformation wird begünstigt (Sierzputowska-Gracz et al., 1987). Durch diese eingeschränkte Konformation wird die Base in eine festere Position gebracht und kann durch hydrophobe Wechselwirkungen mit benachbarten Basen (base stacking) die Anticodonstruktur verändern (Bähr et al., 1973; Mazumdar et al., 1974). Thiomodifikationen in Wobble-Position verringern somit die molekulare Bewegungsdynamik der Anticodon-Schleife. Die Wechselwirkungen zwischen den benachbarten Basen sind so stark, dass das Dinukleotid mcm5s2UpUp durch den Verdau mit RNase A nicht gespaltet wird (Koyabashi et al., 1974). Durch ihre starre Konformation werden die Bindung am Ribosom und die Interaktion mit dem Codon erleichtert (Ashraf et al., 1999). Weiterhin belegen in vitro NMRStudien, dass die Wobble-Basenpaarung zwischen 2-Thiouridin und Guanosin an der dritten Position des Codons energetisch ungünstig ist, da eine der beiden möglichen Wasserstoff-Brückenbindungen deformiert wird (Yokoyama et al, 1985). Eine Basenpaarung mit Adenosin wird dadurch stärker begünstigt (Lim, 1994). In vivoStudien zeigten, dass E. coli tRNAGlu mit 2-Thiouridin in Wobble-Position die Translationsrate von GAA Codons erhöhte (Krüger et al., 1998). Dies weist auf eine stärkere Bindung von s2U und A hin. Es gab weitere Untersuchungen auf den Einfluss der 2-Thiomodifikation auf die CodonAnticodon-Basenpaarung. RNA-Duplexmolekule, die Codon (AAA) und Anticodon (UUU) der tRNALys simulieren, haben mit einem 2-Thiouridin eine deutlich höhere Schmelztemperatur (Kumar et al., 1997). Eine 4-Thiomodifikation wirkt dem entgegen und senkt die Schmelztemperatur noch unter das Niveau von unmodifiziertem Uridin. Die Bindungsenergie zwischen Codon und Anticodon mit s2U wird erhöht. Dies hat einen positiven Einfluss auf die Erkennung des richtigen Codons. Nukleotidmodifikationen des Typs (x)m5s2U findet man in tRNAs, die Codons einer Box lesen, die für zwei verschiedene Aminosäuren codieren und sich nur im letzten Nukleotid unterscheiden (Abbildung 4). Sie beschränken die Wobble-Kapazität von Uridin und verhindern Lesefehler in der dritten Position des Codons (Söll et al., 1995). So wird selbst in der Wobble-Position eine spezifische Basenpaarung erreicht. Modifikationen des (x)o5U-Typs wurden in tRNAs gefunden, die Codons aus Boxen lesen, die für gleiche Aminosäure codieren. Die dritte Position des Codons ist unwichtig für eine korrekte Dekodierung (z. B. bei Val, Ala und Ser). Die Modifikation 15 Einleitung vergrößert die Wobble-Kapazität von Uridin. (Yokoyama et al., 1985). Ferner wurden ungewöhnliche Strukturen von Anticodon-Schleifen in tRNAs von Lysin gefunden (Watanabe et al.; 1994, Agris et al., 1997). Dabei interagiert s2U34 mit dem hypermodifziertem A37 und stabilisiert den Anticodonarm. Dabei stellte man fest, dass nur noch zwei der drei Nukleotide des Anticodons für Basenpaarungen zur Verfügung standen. Dies führt bei der Translation häufig zu einer Rasterverschiebung in 5'Richtung (-1), was bei der Synthese einiger Proteine notwendig ist. Bei retroviraler RNA kann ein Gen häufig für zwei Proteine codieren, weil durch einen gelegentlichen ribosomalen Rasterschub um -1 an definierter Position beide Proteine translatiert werden. Ein Beispiel dafür ist die Translation der gag-pol-Sequenzen vom Sarcomavirus (Jacks et al., 1988). Einige Studien haben gezeigt, dass unmodifiziertes Uridin in Wobble-Position einen signifikanten Anstieg von Rasterschüben zur Folge hat (Urbonavicius et al., 2001 & 2003). Auf der anderen Seite scheinen Anticodons mit 2Thiouridinderivaten durch Falschinterpretation bestimmter mRNA-Sequenzen selbst einen Rasterschub auszulösen (Hagervall et al., 1998; Licznar et al., 2003). Die 2Thiomodifikation reduziert die Wobble-Kapazität von U und G so stark, dass bei der Sequenz CGA AAG nicht das Lysin-Codon AAG, sondern das alternative Codon AAA (codiert auch für Lysin) abgelesen werden kann. Es kommt zu einem Rasterschub. Um diesen Effekt zu begrenzen, liegen nicht alle U34 in den tRNA-Molekülen von Lysin, Glutamin und Glutamat sulfuriert vor, sondern nur ein Teil. Die 2-Thiomodifikation des Uridins hat ebenfalls einen Einfluss auf den Elongationsprozess der Translation. Mit nicht-modifizierter tRNALys bindet der Elongationsfaktor T (EFT) schlechter am Ribosom, als mit modifizierter tRNALys (Sen, et al., 1976). Der Grad der Sulfurierung der tRNAs ist somit auch eine Art Translationskontrolle. Beim Beladen der tRNA mit einer Aminosäure erhöht die Schwefelmodifikation von Uridin die Erkennungsrate durch die Aminoacyl-tRNA-Synthetase. In der tRNAGlu von E. coli ist 2-Thiouridin ein Erkennungselement für die Glutamyl-tRNA-Synthetase (Sylvers et al., 1993). Die Lysyl-tRNA-Synthetase erkennt ihre tRNA zudem zusätzlich am C-5 Substituenten des s2U34 (Ashraf et al., 1999). Hyperthermophile Organismen können 2-Thio-Nukleoside auch an anderen Positionen ihrer tRNAs besitzen. Bei Thermus thermophilus HB8 ist die zweite Position des Ribothymidins einer Isoleucin tRNA sulfuriert und stabilisiert so die Tertiärstruktur. Die Thermostabilität der tRNA nimmt dadurch zu (Horie et al., 1985). 16 Einleitung Aktuelle medizinische Forschungen haben gezeigt, dass die 2-Thiomodifikation von Uridin eine Bedeutung bei einigen menschlichen Erkrankungen hat. Die Modifikation ist z.B. ein Erkennungselement für die effektive Nutzung humaner tRNALys3 als ein Primer für HIV Reverse Transkriptase (Isel et al., 1993). Des Weiteren führt eine Punktmutation im mitochondrialen tRNALys-Gen (A8344G) zu einem Verlust der 2Thiomodifikation des hypermodifizierten Wobble-Nukleotids. Die Codon-AnticodonWechselwirkung wird gestört, so dass die tRNALys eine mRNA an der 30S Ribosomenuntereinheit kaum noch bindet (Yasukawa et al. 2001). Die Folge dieser Mutation ist die MERRF-Krankheit (myoclonus epilepsy associated with ragged-red fibers), eine mitochondriale Gehirn- und Muskelerkrankung. (Yasukawa et al., 2000; Suzuki et al., 2002). 1.4 Aufgabenstellung und Zielsetzung Die Aufgabenstellung dieser Diplomarbeit bestand zum einen in der Entwicklung von geeigneten Expressions- und Aufreinigungsstrategien für die 2-Thiouridinsynthetase MnmA. Hierzu musste das Gen für MnmA aus genomischer DNA von Thermotoga maritima amplifiziert und in einen geeigneten Expressionsvektor kloniert werden. Die Expressions- und Aufreinigungsstrategien sollten so weit optimiert werden, dass das Protein frei von Kontaminationen durch Fremdprotein oder RNA war und die für die Kristallographie nötigen Ausbeuten erreicht wurden. Anschließend sollten Kristallisationsversuche von MnmA ohne Bindungspartner durchgeführt werden, um später mittels Röntgenbeugungsexperimenten die Struktur aufklären zu können. 17 Material und Methoden 2. Material und Methoden 2.1 Materialien 2.1.1 Feinchemikalien Produkt Hersteller Acrylamid/Bisacrylamid-Rotiphorese Gel 30 Roth, Karlsruhe Agar-Agar Roth, Karlsruhe Agarose NEEO-Ultra Roth, Karlsruhe Ammoniumchlorid Roth, Karlsruhe Ammoniumperoxodisulphat Merck, Darmstadt Anhydrotetracyclin (AHTC) IBA, Göttingen Borsäure AppliChem, Darmstadt 5-Bromo-4-Chloro-3-Indolyl-Phosphat (BCIP) Sigma-Aldrich, Steinheim Bromphenolblau Roth, Karlsruhe Cadmiumchlorid Sigma-Aldrich, Steinheim Casein Sigma-Aldrich, Steinheim Coomassie Brillant Blue G250 / R250 Roth, Karlsruhe D-Desthiobiotin Sigma-Aldrich, Steinheim Dimethyformamid Sigma-Aldrich, Steinheim Dimethylsulfoxid (DMSO) Merck, Darmstadt 1,4-Dithiothreitol (DTT) Roth, Karlsruhe Essigsäure Roth, Karlsruhe Ethanol Uni Göttingen Ethylendiamintetraessigsäure (EDTA) Sigma-Aldrich, Steinheim D(+)-Glucose-Monohydrat AppliChem, Darmstadt Glycin Roth, Karlsruhe Glycerin Sigma-Aldrich, Steinheim Hydroxy-Azophenyl-Benzoesäure (HABA) Sigma-Aldrich, Steinheim Isopropyl-beta-D-thiogalactopyranosid (IPTG) dioxanfrei Lithiumchlorid Roth, Karlsruhe AppliChem, Darmstadt 18 Material und Methoden Maltose AppliChem, Darmstadt -Mercaptoethanol Merck, Darmstadt Methanol Roth, Karlsruhe 2-Morpholinoethansulfonsäure (MES) AppliChem, Darmstadt Natriumchlorid Roth, Karlsruhe Natriumdodecylsulfat (SDS) Ultrapure Roth, Karlsruhe Natriumhydroxid Roth, Karlsruhe Nitroblau-Tetrazolium (NBT) Sigma-Aldrich, Steinheim N,N,N',N'-Tetramethylethylendiamin (TEMED) Polyethylenglykol (PEG) 200, 300, 400, 600, 1000, 3000, 6000, 10000 Polyethylenglykol (PEG) 1500, 2000, 4000, 5000, 8000, 20000 Roth, Karlsruhe Merck, Darmstadt Fluka, Buchs Polyethylenglykol (PEG) 3350 Sigma-Aldrich, Steinheim pH-Pufferlösungen pH 4,01, 7,0, 9,21 Mettler-Toledo, Steinbach Protein Assay Bradford Reagens BioRad, München Rinderserumalbumin (BSA) Sigma-Aldrich, Steinheim Salzsäure 37 % Roth, Karlsruhe Skim milk powder Fluka, Buchs Tris(hydroxymethyl)aminomethan (Tris) Roth, Karlsruhe Triton X-100 Roth, Karlsruhe Trypton/Pepton Roth, Karlsruhe Tween-20 Roth, Karlsruhe Yeast-Extract Oxoid, Basingstoke, Hampshire, GB 2.1.2 Enzyme und Inhibitoren BamH I [G↓GATCC] New England Biolabs, Frankfurt/M. Hind III [A↓AGCTT] New England Biolabs, Frankfurt/M. Nco I [C↓CATGG] New England Biolabs, Frankfurt/M. Sac II [CCGC↓GG] New England Biolabs, Frankfurt/M. Xho I [C↓TCGAG] New England Biolabs, Frankfurt/M. Taq-DNA-Polymerase Uni Göttingen (Eigenproduktion) 19 Material und Methoden Pfu-DNA-Polymerase New England Biolabs, Frankfurt Pfu-DNA-Polymerase Turbo Stratagene, USA Calf Intestinal Alkaline Phosphatase (CIP) New England Biolabs, Frankfurt T4-DNA-Ligase Protease Inhibitor Cocktail Tablets Complete EDTA-free New England Biolabs, Frankfurt Fermentas, St. Leon - Rot Roche, Mannheim PreScission Protease Uni Göttingen (Eigenproduktion) Benzonase Merck, Darmstadt dNTP Set Fermentas, St. Leon - Rot 2.1.3 Größenstandards BR(Broad range)-Protein-Standard New England Biolabs, Frankfurt Eigener Proteinstandard Annette Berndt, Göttingen PageRuler Prestained Proteinladder Fermentas, St. Leon - Rot Proteinladder Fermentas, St. Leon - Rot Gefärbter Proteinstandard Anamed, Darmstadt ProteMix SDS-Marker Anamed, Darmstadt DNA-Standard „1kb-ladder” Promega, Mannheim New England Biolabs, Frankfurt 2.1.4 Verwendete Organismen E. coli BL21 E. coli BL21(DE3) E. coli BL21(DE3) LysE E. coli BL21(DE3) LysS E. coli BL21(DE3) RIL E. coli BL21(DE3) Rosetta 2 E. coli ER 2507 Stammsammlung der AG Ficner E. coli ER 2508 E. coli DH 5 E. coli XL1-Blue E. coli XL10-Gold 20 Material und Methoden 2.1.5 Plasmide und Vektoren pET-28-a Novagen, USA pMAL-c2xb (modifiziert) New England Biolabs, Frankfurt/M. pGEX-6-P-1 Amersham Pharmacia Biotech, Freiburg pETM-30 Gunther Stier, EMBL Heidelberg pASK-IBA3 IBA, Göttingen pASK-IBA5 IBA, Göttingen 2.1.6 Primer pET-28a_NcoI_for: 5'-CCC CAT GGA AGT AGG GGT AGC ACT CAG TGG A-3' MWG-Biotech, Ebersberg pET-28a_HindIIIstop_rev: 5'-CCA AGC TTT CAT CGA ATT CCC TGC TTT ATA MWG-Biotech, Ebersberg AT-3' pMal_BamHI_for: 5'-CCG GAT CCA AAG TAG GGG TAG CAC TCA GTG-3' pMal_HindIIIstop_rev: 5'-CCA AGC TTT CAT CGA ATT CCC TGC TTT ATA AT-3' pGEX_BamHI_for: 5'-CCG GAT CCA AAG TAG GGG TAG CAC TCA GTG -3' pGEX_XhoIstop_rev: 5'-CCG CTC GAG TCA TCG AAT TCC CTC CTT TAT-3' pASK_IBA3_SacII_for: 5'-CAT ACC GCG GTA AAG TAG GGG TAG CAC TCA-3' MWG-Biotech, Ebersberg MWG-Biotech, Ebersberg MWG-Biotech, Ebersberg MWG-Biotech, Ebersberg MWG-Biotech, Ebersberg pASK_IBA3_NcoI_rev: 5'-CAT GCC ATG GCC TCG AAT TCC CAC CTT TAT AAT MWG-Biotech, Ebersberg C -3' pASK_IBA5_SacII_for: 5'-CAT ACC GCG GTT AAA GTA GGG GTA GCA CTC A -3' MWG-Biotech, Ebersberg pASK_IBA5_NcoIstop_rev: 5'-CGC TCC ATG GCT TAT CGA ATT CCC TCC TTT MWG-Biotech, Ebersberg ATA A -3' 21 Material und Methoden 2.1.7 Reaktionskits NucleoSpin Plasmid Macherey-Nagel, Düren Qiagen Gel Extraction Kit Qiagen, Hilden Qiagen PCR Purification Kit Qiagen, Hilden Qiagen Plasmid Midi Kit Qiagen, Hilden Sequence Mix Big Dye Terminator v1.1 sequencing kit Applied Biosystems, Darmstadt 2.1.8 Chromatographiesäulen und Säulenmaterial Strep-Tactin IBA, Göttingen Amylose-Harz New England Biolabs, Frankfurt/M. Einweg-Leersäulen BioRad, München HiPrep 26/10 Desalting Amersham Pharmacia Biotech, Freiburg Column PD-10 Amersham Pharmacia Biotech, Freiburg Superdex 75 & 200 Amersham Pharmacia Biotech, Freiburg DEAE-Sepharose FF Amersham Pharmacia Biotech, Freiburg CM-Sepharose FF Amersham Pharmacia Biotech, Freiburg Source 30S Amersham Pharmacia Biotech, Freiburg Resource Q (1 ml & 6 ml) Amersham Pharmacia Biotech, Freiburg Resource S (1 ml) Amersham Pharmacia Biotech, Freiburg XK 16/20 Amersham Pharmacia Biotech, Freiburg XK 26/60 Amersham Pharmacia Biotech, Freiburg 2.1.9 Antibiotika Ampicillin Roche, Mannheim Chloramphenicol Roth, Karlsruhe Kanamycin Roth, Karlsruhe Streptomycin Roth, Karlsruhe 2.1.10 Kristallisationsscreens Crystal Screens 1 & 2 Hampton Research, USA Crystal Screen Lite Hampton Research, USA 22 Material und Methoden Crystal Screen Cryo Hampton Research, USA Crystal Screen PEG/Ion Hampton Research, USA Crystal Screen Natrix Hampton Research, USA JB Screens 1-10 Jena Bioscience, Jena Magic Screens 1-4 Dr. Susana Andrade, Göttingen Footprint Screens 1-3 Dr. Markus Rudolph, Göttingen Structure Screens 1-3 Dr. Markus Rudolph, Göttingen 2.1.11 sonstige Materialien 24 Well Kristallisationsschalen sitting drop Hampton Research, USA Crystal Clear Tape Henkel, Aachen Einmal-Mikrotiterplatten Schütt, Göttingen Glasgeräte Merck, Darmstadt JA30-Zentrifugenröhrchen Beckman Coulter, Krefeld Parafilm American National Can, USA Pipetten (verstellbar), Dispensor Eppendorf, Hamburg Pipettenspitzen Sarstedt, Nümbrecht PVDF-Membran Amersham Pharmacia Biotech, Freiburg Reaktionsgefäße (0.5 ml, 1.5 ml, 2.0 ml) Eppendorf, Hamburg Reaktionsgefäße (15 ml, 50 ml) Sarstedt, Nümbrecht Sterilfilter 0,2 m / 0,4 m Vivascience, Hannover Vivaspin Konzentratoren (MW 3,10,30,50) Vivascience, Hannover Whatman-Papier BioRad, München Zentrifugenbecher ( 1 l, 500 ml) Beckman Coulter, Krefeld 2.1.12 Geräte AbiPrism 3100 DNA Sequencer Applied Biosystems, Darmstadt Agarose-Gelelektrophoresekammer BioRad, München Äkta Prime, Äkta Purifier Amersham Pharmacia Biotech, Freiburg Binokulare Carl Zeiss, Jena Brutschrank Mytron Schütt, Göttingen GelDoc Geldokumentationsgerät BioRad, München Gelelektrophorese- & Blotkammer Amersham Pharmacia Biotech, Freiburg 23 Material und Methoden SDS-Gelelektrophoresekammer Biometra, Göttingen Gelschüttler Promax 1020 Heidolph, Schwabach Geltrockner Gel Air Dryer BioRad, München Heizbad IKA, Staufen Heizblock Dri-Block CB-2A Techne, Minneapolis, USA Innova 4230 Schüttelinkubator New Brunswick Scientific, Nürtingen Magnetrührer IKAMAG REO IKA, Staufen Microfluidizer 110 S Microfluidics, USA Microtip 102 C Branson, USA PCR-Geräte Biometra, Göttingen Peristaltic pump P-1 Amersham Pharmacia Biotech, Freiburg pH-Meter Beckman Coulter, Krefeld Photometer Biometra, Göttingen Pipettierhilfe Accu-Jet Brand, Wertheim Röntgendiffraktometer RU-H3R Rigaku, Japan Rotationsschüttler Karl Hecht, Staufen Rotor JA-20 / JA-30.50 Ti Beckman Coulter, Krefeld Rotor JLA 8.1000 Beckman Coulter, Krefeld Rotor S4180 Beckman Coulter, Krefeld Semi-Dry Blotkammer BioRad, München Sonifier 250 Branson, USA Speedvak Concentrator 5301 Eppendorf, Hamburg Spektralphotometer Amersham Pharmacia Biotech, Freiburg Superloops (10 ml, 50 ml, 150 ml) Amersham Pharmacia Biotech, Freiburg Taumelrollenmischer RM5 Schütt, Göttingen Thermomixer comfort Eppendorf, Hamburg Tischzentrifuge 5417 R Eppendorf, Hamburg Tischzentrifuge Micro centrifuge II Sylvania, Ohio, USA Ultraschallbad Sonorex Super RK 510 Bandelin, Berlin Unitron Schüttelinkubatoren Infors, Einsbach Vortex Schütt, Göttingen Zentrifuge Allegra 21R Beckman Coulter, Krefeld Zentrifuge Avanti J-20 XPI / J-30 I / JA-20 Beckman Coulter, Krefeld 24 Material und Methoden 2.2 Methoden 2.2.1 Allgemeine Methoden 2.2.1.1 Konzentrationsbestimmung von Proteinproben Die quantitative Konzentrationsbestimmung von Proteinlösungen erfolgt über einen Bradford-Assay (Bradford, 1976) nach der Methode von Bearden (1978). In phosphosaurer Lösung lassen sich Proteine mit dem Farbstoff Coomassie Brilliant Blue anfärben. Die Proteinkonzentration kann mittels Absorption bei 595 nm photometrisch bestimmt werden, da sich das Absorptionsspektrum des Farbstoffes in einem Bereich von OD595 0,1 – 0,9 proportional zur Proteinkonzentration ändert. 20 μl Proteinprobe wurden mit 1 ml 1:5 in Wasser verdünnter Bradford-Reagens (1 mg /ml Coomassie Brilliant Blue G 250 in 85%iger H3PO4) versetzt und nach 10 Minuten die Absorption bei 595 nm gegen einen Leerwert gemessen. Aus dem Vergleich zu einer durch verschiedene Konzentrationen an BSA erstellten Standardkurve ließ sich die Proteinmenge der unbekannten Probe ermitteln. Höher konzentrierte Proteinproben wurden 1:20 mit dem entsprechendem Puffer verdünnt, um den linearen Messbereich (OD595 0,1 – 0,9) nicht zu verlassen. 2.2.1.2 Ankonzentrieren von Proteinlösungen durch Zentrifugation Eine einfache Methode zum Ankonzentrieren von Proteinlösungen ist die Verwendung von so genannten Centricons. Auf ein Zentrifugenröhrchen ist eine Hülse gesteckt, in deren unterem Drittel eine Membran mit bestimmter Porengröße eingelassen ist. Diese Membran ist durchlässig für Wasser, Ionen und kleine Moleküle, aber nicht für Proteine, die größer als der Ausschluss der Membran sind. Durch Zentrifugation (3.0004.500 x g, 4°C, Zeit unterschiedlich), können Proteine auf diese Weise ankonzentriert werden. In dieser Arbeit wurden Vivaspin Konzentratoren der Firma Vivascience verwendet. 2.2.1.3 Gelelektrophoresen 2.2.1.3.1 Diskontinuierliche Polyacrylamid-Gelelektrophorese von Proteinen (SDS-PAGE) Die SDS-PAGE nach Laemmli et al. (1970) wird zur analytischen und präparativen Auftrennung von Proteinen verwendet. SDS ist ein Detergens, das aus einer 25 Material und Methoden aliphatischen Kette von 12 Kohlenstoffatomen besteht und eine hydrophile Sulfatgruppe besitzt. SDS lagert sich gleichmäßig an Aminosäuren an und entfaltet (denaturiert) dabei das Protein. Zusätzlich werden Disulfidbrücken durch -Mercaptoethanol, das im Probenpuffer enthalten ist, reduziert und dadurch gespalten. Es entsteht ein SDSProtein-Komplex mit nach außen gerichteten negativen Ladungen. Die Eigenladungen des Proteins sind jetzt vernachlässigbar und der entstandene Komplex besitzt ein konstantes Masse/Ladungs-Verhältnis. Unter diesen Bedingungen sind Proteine unabhängig von ihrer Faltung in einem Molekularsieb wie dem Polyacrylamidgel nach ihrem Molekulargewicht separierbar. Das Prinzip der diskontinuierlichen Gelelektrophorese beruht auf der Fokussierung von Proteinen (Ornstein, 1964) durch einen pH-Sprung von zwei übereinander geschichteten Polyacrylamidgelen. Das untere Trenngel enthält einen Puffer mit einem pH-Wert von 8,8 und einem Leition mit hoher Ionenbeweglichkeit. Der pH-Wert des darüber geschichteten Sammelgels liegt deutlich tiefer bei 6,8. Das Leition des Sammelgels besitzt eine geringere Ionenbeweglichkeit. Der Elektrodenpuffer enthält ein Folgeion mit geringer Ionenbeweglichkeit, dessen Ladung allerdings pH-abhängig ist. Durch das Einschalten des Stromes wandern die Leitionen des Laufpuffers mit hoher Geschwindigkeit durch das elektrische Feld und überholen dabei die aufgetragenen Proteine. Daraus resultiert hinter den Proteinen eine Zone geringerer Ionendichte und erhöhter Feldstärke, aufgrund dessen die Proteine und Folgeionen beschleunigt werden. Die Geschwindigkeit der Proteine ist dabei größer als die der Folgeionen, aber langsamer als die der Leitionen. Es resultiert die Fokussierung der Proteine als scharfe Bande an dem Feldstärkesprung. Beim Auftreffen auf das Trenngel ändern die Folgeionen aufgrund des erhöhten pH-Wertes ihre Ladung und damit ihre Ionenbeweglichkeit. Sie überholen die Proteine, die dann wieder in einem Gebiet konstanter Feldstärke wandern. Die Folge ist eine normale Gelelektrophorese. Das Trenngel wirkt als Molekularsieb, da die Proteine durch die weit engeren Poren des Trenngels in Abhängigkeit ihrer Masse verlangsamt werden und so nach ihrem Gewicht bzw. ihrer Größe aufgetrennt werden. Für die Vorbereitung einer SDS-PAGE wurden zwei Glasplatten mit Ethanol gereinigt und staubfrei trocken gerieben. Zwei 1 mm dicke Abstandshalter wurden an den Rändern platziert und eine dünne, U-förmige Gummidichtung wurde zwischen den Glasplatten fixiert. Die Glasplatten wurden dort, wo die Gummidichtung lag, mit einer Klammer zusammengehalten. 26 Material und Methoden Danach wurde das Trenngel zwischen die Glasplatten bis 2 cm unter den Rand gegossen und für die Dauer der Polymerisation (ca. 30 min) mit Isopropanol überschichtet. Nach dem Auspolymerisieren des Trenngels werde das Isopropanol abgegossen und mit Wasser nachgespült. Das Sammelgel wurde in den verbliebenen Raum zwischen den Glasplatten gegossen und der Probenkamm wurde zwischen die Glasplatten gesteckt. Die Gummidichtung wurde nach Beendigung des Polymerisationsvorganges entfernt. Das Gel wurde in eine vertikale Elektrophoresekammer gespannt und das obere und untere Reservoir mit SDS-Laufpuffer gefüllt. Der Kamm wurde vorsichtig heraus gezogen und die Probentaschen mit Puffer gespült, um Gelreste zu entfernen. Die Proteinproben wurden 1:1 (v/v) mit Laemmli-Puffer versetzt, falls nötig bei 95°C für drei bis fünf Minuten aufgekocht und mittels einer Pipette in die Taschen des Gels geladen. Für die Analyse von Zellsuspensionsproben mittels SDS-PAGE wurden 0,5 ml Kultur abzentrifugiert, mit Laemmli-Puffer (OD600 x 0,1 ml) versetzt und anschließend 10 min bei 95° C aufgekocht. Für den Größenvergleich wurde ein Proteingrößenstandard (Marker) mit aufgetragen. Nach dem Auftragen auf das Gel ließ man die Proben bei geringer Stromstärke (ca. 15 mA) und maximaler Spannung in das Sammelgel einsinken. Nach 10-15 min wurde die Stromstärke auf 25-30 mA erhöht, um die Proteine zu einer schmalen Bande zu fokussiert und dann zu trennen. 1 x SDS-Laufpuffer: 2 x SDS-Probenpuffer (Laemmli-Puffer): 192 mM Glycin 62,5 mM Tris/HCl pH 6,8 25 mM Tris/HCl pH 8,3 70 mM SDS 0,1 % (w/v) SDS 50 % (v/v) Glycerin 0,1 % (v/v) Bromphenolblau (1 % (v/v) in EtOH abs.) 5 % (v/v) β-Mercaptoethanol Ansatz für ein Sammelgel, Volumen 2 ml 30% Acrylamid / 0,8% Bisacrylamid 0,33 ml 0,625 M Tris/HCl pH 6,8 0,4 ml 0,5% SDS-Lösung 0,4 ml ddH2O 0,87 ml TEMED 5 µl 10 % APS-Lösung 10 µl 27 Material und Methoden Ansatz für ein Trenngel, Volumen 6 ml Dichte des Trenngels 10 % 12,5 % 15 % 2 ml 2,5 ml 3 ml 0,625 M Tris/HCl pH 6,8 1,2 ml 1,2 ml 1,2 ml 0,5% SDS-Lösung 1,2 ml 1,2 ml 1,2 ml ddH2O 1,6 ml 1,1 ml 0,6 ml TEMED 30 µl 30 µl 30 µl 10 % APS-Lösung 30 µl 30 µl 30 µl 30% Acrylamid / 0,8% Bisacrylamid 2.2.1.3.2 Agarose-Gelelektrophorese von Nukleinsäuren Zur Analyse und präparativen Reinigung von DNA wird die Agarose-Gelelektrophorese verwendet. Je nach Größe der aufzutrennenden Fragmente wurden die Agarosegele mit 0,5 bis 2,0% Agaroseanteil in 1x TBE-Puffer hergestellt. Agarose wurde abgewogen, mit TBE-Puffer versetzt und zum Lösen in der Mikrowelle zum Kochen gebracht. Für das Gel wurde eine Flachbettkammer abgedichtet und die heiße Agaroselösung hinein gegossen. Luftblasen wurden entfernt und ein Probenkamm in das Gel gesteckt. Das Gel wurde dann gekühlt (bei 4oC), es erstarrte und wurde in eine mit 1x TBE gefüllte Elektrophoresekammer gelegt. Zum Laden der DNA Proben wurden diese mit Probenpuffer versetzt und in die Geltaschen pipettiert. Die elektrophoretische Auftrennung erfolgte bei 12 mA/cm2 Gelfläche. 1 x TBE-Puffer: 10 x Agarosegel-Probenpuffer: 89 mM Tris 0,5% (w/v) Bromphenolblau 89 mM Borsäure 0,5 % (w/v) Xylencyanol FF 2 mM EDTA pH 8,0 60% (v/v) Glycerin 2.2.1.4 Detektion von Proteinen und Nukleinsäuren 2.2.1.4.1 Anfärben von Proteinen mit Coomassie Brilliant Blue Elektrophoretisch aufgetrennte Proteine können mit Coomassie Brilliant Blue G 250 sichtbar gemacht werden, wobei die Nachweisgrenze bei 0,3 μg Protein je Bande liegt. Das Gel wird nach der Elektrophorese im Coomassie-Färbebad mindestens 30 min inkubiert, intensivere Banden können mit mehrmaliger Färbung und Entfärbung oder einer Färbung über Nacht (12 - 16 h) erzielt werden. Anschließend wird das Gel unter 28 Material und Methoden mehrfachem Erneuern des Entfärbebads mehrere Stunden entfärbt. Gestoppt wird der Entfärbevorgang mit 5% Essigsäure oder Wasser. Färbelösung: Entfärbelösung: 0,2% (w/v) Coomassie Brilliant Blue R 250 45% (v/v) Ethanol 0,05 % (w/v) Coomassie Brilliant Blue G 250 10% (v/v) Essigsäure 42,5% (v/v)Ethanol 5% (v/v)Methanol 10% (v/v)Essigsäure Alternativ kann das SDS-Gel in einer Lösung von 10% Ethanol, 5% Essigsäure und 0,002% Coomassie Brilliant Blue G 250 über Nacht gefärbt werden. 2.2.1.4.2 Anfärben von Nukleinsäuren mit Ethidiumbromid Elektrophoretisch aufgetrennte Nukleinsäuren können mit Ethidiumbromid im UVLicht sichtbar gemacht Ethidiumbromidbad werden. inkubiert und Hierzu wurde anschließend das unter Gel 15-20 UV-Licht min bei im 254 beziehungsweise 365 nm detektiert. Ethidiumbromid interkaliert in die DNA und fluoresziert dabei intensiv orange. Bei 365 nm wird vor allem DNA detektiert, die noch für weitere Reaktionen zur Verfügung stehen soll, also z.B. durch Restriktionsverdau gewonnene DNA-Fragmente. Durch längere Wellenlängen wird die Mutatiosrate herabgesetzt. 2.2.1.4.3 Proteindetektion durch Western-Blot Mit dem Western-Blot kann man geringe Konzentrationen eines bestimmten Proteins in einer gemischten Proteinlösung nachweisen. Nach Auftrennung einer Proteinprobe durch eine SDS-PAGE werden die Proteinbanden durch Elektrotransfer auf eine Membran übertragen. Ein Primärantikörper gegen ein spezielles Protein kann nun an das zugängliche Zielprotein binden. Durch einen Sekundärantikörper gegen den Primärantikörper mit radioaktiver Markierung oder Phosphataseaktivität kann die Proteinbande visualisiert werden. Diese Methode ist bei Verwendung von monoklonalen Primärantikörpern höchst empfindlich und spezifisch. In dieser Arbeit wurde der semi-dry Western-Blot mit einer BioRad-Blotkammer und Sekundärantikörpern mit gekoppelter Alkalischer-Phosphatase verwendet (UmeshKumar, et al. 1994, Vatsala Maitin et al., 2001), um MBP spezifisch nachzuweisen. 29 Material und Methoden 10xBlot Transfer Puffer (BTB): 1 x Transfer/Fixier - Puffer (TF): 480 mM Tris 10% 10 x BTB 390 mM Glycin 20 % Methanol 0,375% SDS Abbildung 12: Aufbau eines semi-dry Western-Blots Ein frisches SDS-Gel wurde 30 min in TF fixiert. Zeitgleich wurden die zugeschnittene PVDF-Membran und das Whatman-Papier (2 x 2 Stücke) 15 min in TF inkubiert. Danach wurden Anode und Kathode der Blotkammer mit TF angefeuchtet und gemäß Abbildung 12 wurden SDS-Gel, PVDF-Membran und Whatman-Papier blasenfrei geschichtet. Anschließend wurden 60-90 min mit 25 V und 400 mA geblottet. Nach dem Blot wurde die Membran mit Ponceau S angefärbt, die Protein- und Markerbanden wurden mit Bleistift markiert und die Membran mit dH2O gewaschen. Das geblottete Gel wurde mit Coomassie gefärbt, um den Proteintransfer zu dokumentieren. TBS - Puffer: TBS-Tween/Triton - Puffer (TBSTT): 20 mM Tris/HCl pH 7,5 20 mM Tris/HCl pH 7,5 150 mM NaCl 500 mM NaCl 0,05% Tween 20 0,2% Triton X-100 Die Membran wurde anschließend 2 x 10 min mit TBS gewaschen und danach 1-2 h bei Raumtemperatur (RT) oder über Nacht bei 4oC in 3% BSA in TBS geblockt. Alternativ wurde auch mit 1% alkali-löslichem Casein in TBS oder 10% Milch-Pulver in TBS geblockt. Nach dem Blocken wurde die Membran 2 x 10 min mit TBSTT und 1 x 10 min mit TBS gewaschen. Der Primärantikörper (anti-MBP, verdünnt: 1:10.000) wurde 1-2 h bei RT (oder über Nacht bei 4oC) inkubiert. Anschließend wurde wieder 2 x 10 min mit TBSTT und 1 x 10 min mit TBS gewaschen. Danach wurde der Sekundärantikörper (anti-rabbit, verdünnt: 1:25.000) 0,5-1 h bei RT (oder über Nacht bei 4oC) inkubiert. Ein weiterer Waschschritt mit 2 x 10 min TBSTT und 1 x 10 min TBS folgte. 30 Material und Methoden Puffer A: 100 mM Tris/HCl pH 9,5 100 mM NaCl 5 mM MgCl2 NBT-Stock: 5% NBT (Nitroblau-Tetrazolium) in 70% Dimethyformamid BCIP-Stock: 5% BCIP (5-Bromo-4-chloro-3-indolyl-phosphat) in 100% Dimethyformamid Die Farbreaktion wurde durch die mit dem Sekundärantikörper gekoppelte Alkaline Phosphatase (AP) katalysiert. Die Membran musste dazu 2 x 10 min mit Puffer A gewaschen werden. Direkt vor der Färbung wurden 66 µl NBT-Stock, 33 µl BCIPStock und 10 ml Puffer A vermischt. Die Membran wurde 2-5 min in die Färbelösung gegeben bis es zur Farbreaktion kam. Als letzter Schritt wurde die Membran mit dH2O gewaschen und getrocknet. Sie wurde dann dunkel gelagert, um ein Ausbleichen zu verhindern. In dieser Arbeit wurde versucht mittels Western-Blot MBP- Kontaminationen in aufgereinigten MnmA-Lösungen zu detektieren. 2.2.1.5 DNA-Extraktion aus Agarosegelen Diese Methode eignet sich, um 70 bp bis 10 kb lange DNA-Fragmente aus niedrigschmelzenden Standard-Agarosegelen zu extrahieren und zu reinigen. In dieser Arbeit wurde dazu das Gel Extraction Kit der Firma Qiagen benutzt. Die durch Ethidiumbromid angefärbte DNA (vgl. 2.2.1.4.2) wurde aus dem Agarosegel ausgeschnitten und aus der Agarose herausgelöst. Anschließend wurde sie an eine Säule gebunden, gewaschen und von der Säule eluiert. Es wurde nach Angaben des Herstellers verfahren. Für die Klonierung von DNA-Fragmenten in Vektorsysteme ist diese Methode nützlich, da elektrophoretisch aufgetrennte DNA aus den Agarosegelen ausgeschnitten und so aufgereinigt werden kann. Bei den ausgeschnittenen DNA-Banden handelte es sich um bereits mit Restriktionsenzymen geschnittene DNA-Fragmente und Vektoren, die von ungeschnittener und einfach geschnittener DNA getrennt wurden. 2.2.1.6 Konzentrationsbestimmung von Nukleinsäuren Die Konzentration wässriger Nukleinsäurelösungen wird quantitativ im Photometer bei 260 nm gegen einen Leerwert bestimmt (Sambrook et al., 1989). Folgende Umrechnungswerte werden hierbei herangezogen: 31 Material und Methoden 1 A (260) = 50 μg/ml doppelsträngige DNA 1 A (260) = 40 μg/ml einzelsträngige DNA 1 A (260) = 33 μg/ml Oligonukleotid Die Reinheit der Nukleinsäurelösung wird über den Quotient der Extinktionen bei 260 nm und 280 nm ermittelt. Während die aromatischen Basen der Nukleinsäuren ein Absorptionsmaximum von 260 nm und ein Halbmaximum bei 280 nm besitzen, absorbiert Tryptophan, eine aromatische Aminosäure der Proteine, vor allem im Bereich von 280 nm. Reine DNA liegt bei einem Quotienten von 1,8 bis 2,0 vor. Mit Proteinen verunreinigte DNALösungen besitzen einen kleineren A260/ A280 Quotienten. 2.2.1.7 Trocknen von Polyacrylamidgelen Polyacrylamidgele können zu Dokumentationszwecken auch zwischen zwei Cellophanfolien getrocknet werden. Dazu wurde zunächst eine in Wasser eingeweichte Cellophanfolie, dann das Polyacrylamidgel und anschließend eine zweite in Wasser eingeweichte Cellophanfolie auf einen Spannrahmen gelegt. Das Gel musste gut entsalzt sein, da sonst Verfärbungen auftraten. Zwischen Gel und den Folien, sowie zwischen beiden Folien, sollte sich keine Luftblase befinden, um ein Einreißen des Gels zu vermeiden. Nun wurde ein zweiter Rahmen auf die Folien gelegt und mit Klammern fixiert. Im Geltrockner bei etwa 70° C in heißer Umluft war das Gel nach zwei Stunden getrocknet. Bei Raumtemperatur war das Gel nach 20 Stunden getrocknet und konnte aus den Rahmen genommen und archiviert werden. 2.2.2 Molekularbiologische Methoden 2.2.2.1 Klonierung von Proteinen in Expressionsvektoren Plasmide sind bei Bakterien natürlich vorkommende ringförmige DNA-Moleküle, die zusätzliche Gene tragen (z.B. Antibiotikaresistenzen) und zwischen Bakterien ausgetauscht werden können. Es ist auch möglich, solche Plasmide zu modifizieren und in Bakterien zu einzuschleusen. Bei Klonierungen wird das Zielgen zunächst amplifiziert und anschließend in einen geeigneten Vektor gebracht. Das daraus resultierende Plasmid besitzt für die nachfolgende Expression der eingebrachten Gene wichtige Eigenschaften, wie zum Beispiel einen induzierbaren Promotor für eine gerichtete Expression, Gene für die 32 Material und Methoden Inaktivierung von Antibiotika und schließlich das Zielprotein. Wichtig bei Klonierungen ist, dass das Zielgen im Leseraster liegt. Für die Proteinexpression beliebte Vektoren sind solche, die aufwärts (in 5'-Richtung) oder abwärts (in 5'-Richtung) vom einklonierten Gen eine codierende Sequenz für ein Peptid oder Protein besitzen (so genannte Affinitätssequenzen). Eine solche Affinitätssequenz (engl. tag) erleichtert die spätere Proteinaufreinigung. Solche Konstrukte sind z.B. N-terminale GST-Fusionsproteine in pGEX-Vektoren, N-terminale MBP-Fusionsproteine in pMAL-Vektoren, N- oder C-terminale His-Sequenz-Proteine in einigen pET-Vektoren und N- oder C-terminale Strep-Tags der pASK-IBA-Vektoren. 2.2.2.1.1 DNA-Amplifizierung durch die Polymerasekettenreaktion (PCR) Die Polymerasekettenreaktion (engl. polymerase chain reaction, PCR) ist eine Methode, um DNA-Sequenzen spezifisch zu amplifizieren (Mullis et al., 1986). Für die PCR werden kurze, die gewünschte Sequenz flankierende 3„- und 5„-DNA-Oligonukleotide, kurz: Oligos, von etwa 20 bis 30 Basenpaaren Länge benötigt, so genannte „primer“, die den Anfangs- beziehungsweise Endpunkt der Sequenz definieren und als Startpunkt für das Enzym DNA-Polymerase dienen. Zur Durchführung der PCR werden zu einer DNA-Lösung, die die Zielsequenz besitzt, ein Paar von Primern, alle vier Desoxyribonukleosidtriphosphate (dNTPs) und eine hitzestabile DNA-Polymerase, z.B. aus Thermus aquaticus, gegeben. Ein PCR-Zyklus besteht aus drei Schritten: I. Spaltung der DNA-Doppelhelix: für die Hitzedenaturierung der DNA wird das Reaktionsgemisch auf 95°C erhitzt. Die beiden komplementären DNA-Stränge werden voneinander getrennt. II. Hybridisierung der Primer mit der DNA („annealing“): der PCR-Ansatz wird auf eine Temperatur gesenkt, die etwa 3° C unter den Schmelzpunkten der Primer liegt, um ein optimales, weil hochspezifisches Hybridisieren der Primer mit der DNA zu gewährleisten. III. DNA-Synthese durch die DNA-Polymerase: die optimale Temperatur für die verwendeten Taq- und Pfu-DNA-Polymerasen liegt bei 68-72°C. Die Elongationszeit hängt von der Länge des zu amplifizierenden Fragments ab und sollte bei etwa 1 min pro 1000 Basenpaaren liegen. 33 Material und Methoden Diese drei Schritte laufen mehrmals hintereinander ab, um eine ausreichende Menge an PCR-Produkt zu erhalten. Die bereits entstandenen DNA-Stränge dienen in den Folgezyklen wiederum als Matrizen, so dass die Vermehrung der zu amplifizierenden DNA-Sequenz exponentiell zunimmt. Für die Klonierung in Vektoren enthalten die Primer normalerweise bereits die Sequenzen für die 5' und 3' Restriktionsschnittstellen, mit deren Hilfe das korrekte Einpassen der DNA-Sequenz in den Zielvektor gelingt. Bei der Umklonierung eines Gens von einem Vektor in den anderen können diese Restriktionsschittstellen für den Zielvektor entweder durch Primer in der PCR eingeführt werden oder sie werden durch einen Zwischenklonierungsschritt aus einem weiteren Vektor in den Zielvektor „eingeschleppt“. Um den korrekten Einbau eines Inserts in einen Vektor nach einer erfolgreichen Transformation eines Bakterienstammes mit diesem Vektor zu untersuchen, wird eine Kolonie-PCR durchgeführt. Die einzelnen transformierten Kolonien auf einer Selektionsplatte können so auf das richtige Insert untersucht werden. Für einen typischen PCR-Ansatz (50 µl) für einen Kolonie-PCR wurde pipettiert: 1 µl 5´-Primer 10 mM 1 µl 3´-Primer 10 mM 1 µl dNTPs 100 mM 5 µl Taq-Polymerase-Puffer (10x) 1 µl Taq-Polymerase 5 U/µl 41 µl ddH2O + Kolonien auf einer Pipettenspitze Die PCR zur Amplifizierung von MnmA aus genomischer DNA von T. maritima wurde im Thermocycler mit folgendem Programm durchgeführt: 1. Denaturierung 94° C 10 min 2. Denaturierung 94° C 1s 3. Hybridisierung 65° C 45 s 4. Elongation 72° C 1:10 min 5. Elongation 72° C 10 min 6. Pause 4° C Schritte 2-4 30x wiederholen 34 Material und Methoden 2.2.2.1.2 Spaltung von DNA durch Restriktionsendonukleasen Restriktionsendonukleasen erkennen spezifische Basensequenzen in DNA- Doppelhelices und hydrolysieren die Phosphodiesterbindungen zwischen zwei Nukleotiden. Man findet diese Enzyme in Prokaryoten, dort dienen sie dem Abbau von Fremd-DNA, die eigene DNA bleibt aufgrund eines bestimmten Methylierungsmusters ungespalten. Restriktionsendonukleasen haben für das Klonieren von DNA große Bedeutung gewonnen. Ihre bemerkenswerteste Eigenschaft besteht darin, Sequenzen mit zweifacher Rotationssymmetrie, so genannte Palindrome, zu erkennen und so zu spalten, dass überhängende DNA-Enden, „sticky ends“ entstehen. Diese überhängenden DNA-Enden hybridisieren leicht mit komplementären Enden und ermöglichen so das gerichtete Einklonieren in mit den gleichen Enzymen ebenfalls zu „sticky ends“ geschnittene Vektoren. Die Restriktionsanalyse von Plasmiden aus „Mini-“ und „MidiPreps“ (vgl. 2.2.2.3) dient der Größenanalyse der vorhandenen Fremdgene. Ein typischer Ansatz von 20 μl enthielt: 1 µg DNA 2 µl Restriktionsenzympuffer (10x) 0,5 µl (entspricht 1 U) Restriktionsendonuklease für 3‟ Schnittstelle 0,5 µl (entspricht 1 U) Restriktionsendonuklease für 5‟ Schnittstelle 2 µl BSA (10x) (von einigen Enzymen benötigt) ad 20 l ddH2O Der Ansatz wurde für 1 - 12 h (abhängig von den verwendeten Restriktionsenzymen) bei 37°C inkubiert. Anschließend wurden die geschnittenen Fragmente mit einem Agarosegel (vgl. 2.2.1.3.2) analysiert und gegebenenfalls für anschließende Klonierungen aus dem Gel ausgeschnitten und eluiert (vgl. 2.2.1.5). 2.2.2.1.3 Ligation eines verdauten DNA-Fragments in einen Zielvektor durch DNA-Ligasen Ligasen katalysieren die Phosphodiesterbildung benachbarter Nukleotide eines DNAStranges. In der Natur spielen sie deshalb bei der DNA-Replikation eine entscheidende Rolle. Sie verknüpfen z.B. bei der DNA-Replikation die Okazaki-Fragmente eines zum Mutterstrang neu gebildeten, komplementären Tochterstranges. In der Molekularbiologie werden sie dazu benutzt, komplementäre sticky ends von DNAFragmenten nach der Hybridisierung der überhängenden Enden zu verknüpfen. Sie ermöglichen auf diese Weise das Einklonieren von Genen in ein geschnittenes Plasmid. 35 Material und Methoden Ein typischer Ligationsansatz setzte sich wie folgt zusammen: 0,2 µl T4-DNA-Ligase (10 U/µl) 2 µl geschnittener Vektor 6 µl Insert (verdautes Gen) 2 µl T4-DNA-Ligase-Puffer (10x) ad 20 µl ddH2O Die Ligation wurde bei 4oC über Nacht oder bei 16oC über 3-6 Stunden durchgeführt. 2.2.2.2 Sequenzierung von DNA-Fragmenten Die Sequenzierung von DNA wird mit der didesoxy-Methode nach Sanger (1977) durchgeführt. Dabei werden bei der Amplifizierung der zu sequenzierenden DNA in einer PCR Kettenabbrüche der Polymerase-Reaktion durch den zufälligen Einbau eines ddNTPs (didesoxy-Ribonukleosidtriphosphat) erzeugt. Hierzu werden vier PCRAnsätze mit dNTPs versetzt. Eines der vier liegt jedoch nicht als dNTP, sondern als ddNTP vor. Da hier die 3´-OH-Gruppe fehlt, kommt es zum Kettenabbruch. Der Statistik folgend ist damit jedes mögliche auf das entsprechende ddNTP-endende Fragment im jeweiligen Reaktionsansatz vorhanden. Durch einen Längenabgleich der Fragmente aus den vier Reaktionsansätzen kann so die Sequenz abgeleitet werden. Mit dem Seq-Mix BigDye Terminator v1.1 von Applied Biosystems kann die komplette Reaktion in einem einzigen Ansatz durchgeführt werden. Für eine typische Sequenzierungs-PCR wurde folgender Ansatz pipettiert: 200 ng Template 8 pmol Primer 1 µl Seq-Mix 1 µl Seq-Puffer ad 10 µl ddH2O Das PCR-Programm für Sequenzierungsreaktionen ist dem unter 2.2.4.1.1 genannten Programm analog. Die Annealing-Temperatur war abhängig von den verwendeten Sequenzierprimern (ca. 50oC). Nach der PCR wurden die Produkte für den Sequenzierungsautomaten aufgereinigt, um störende Faktoren wie Primer und Polymerase zu entfernen. Dem PCR-Ansatz wurden 1 µl 125 mM EDTA, 1 µl 3 M NaAc und 50 µl Ethanol zugegeben. Dann wurde vorsichtig durch leichtes Antippen mit der Fingerspitze 36 Material und Methoden durchmischt, für 5 min inkubiert und anschließend zentrifugiert (20.000 x g, 15 min, 4° C). Der Überstand wurde abgenommen und das Pellet in 70 µl Ethanol 70 % gewaschen. Es folgte eine weitere Zentrifugation (20.000 x g, 5 min, 4° C). Das Pellet wurde 10 min an der Luft oder 2 min im Speedvak getrocknet und schließlich in 30 µl HPLC-Wasser aufgenommen. Die gereinigten DNA-Fragmente wurden in dieser Arbeit in einem Kapillarsequenzierer von Applied Biosystems analysiert. 2.2.2.3 Plasmidpräparationen 2.2.2.3.1 Plasmidpräparation im kleinen Maßstab Bei Mini-Präparationen (kurz: „Mini-Preps“) werden Plasmide aus einer 10-50 ml großen E. coli-Übernachtkultur isoliert. Für Mini-Preps wurde das NucleoSpin Plasmid Kit von Macherey-Nagel verwendet. Dabei wurde nach den Angaben zur Isolation im Benutzerhandbuch des Herstellers verfahren. 2.2.2.3.2 Plasmidpräparation im mittleren Maßstab Für die Vermehrung und Isolierung von DNA in mittlerem Maßstab, um klonierte Plasmide für Expressionsetablierungen zu erhalten, werden Midi-Präparationen (kurz: „Midi-Preps“) durchgeführt. Dabei wurden 100-200 ml einer E. coli-Übernachtkultur aufgeschlossen und die DNA präpariert. In dieser Arbeit wurde das Plasmid Midi Kit von Qiagen benutzt und die DNA nach den Angaben des Herstellers isoliert. 2.2.3 Zellbiologische Methoden 2.2.3.1 Expression von rekombinanten Proteinen in E. coli E. coli Zellen enthalten nach der Transformation einen Vektor, der ein einkloniertes Fremdgen sowie ein oder mehrere Gene für Antibiotikaresistenzen enthält. Die Antibiotikaresistenzen auf dem eingebrachten Plasmid ermöglichen das Wachstum der plasmidtragenden Bakterien auf einem antibiotikahaltigem Medium, das gleichzeitig wachstumshemmend oder letal auf andere Bakterien, die das Plasmid nicht enthalten, wirkt. So können plasmidtragende Bakterien durch Antibiotika positiv selektiert und Kontaminationen mit fremden Bakterien vermieden werden. Das einklonierte Fremdgen ist bei den hier verwendeten Plasmiden so lokalisiert, dass die Expression unter der Kontrolle eines IPTG-induzierbaren Lac-Promotors, z.B. T5 oder T7, oder eines AHTC-induzierbaren TetA-Promotors liegt und gleichzeitig das Gen im offenen 37 Material und Methoden Leserahmen zu liegen kommt. Das eingebrachte Plasmid erlaubt unter diesen Bedingungen die selektive Expression des klonierten Fremdgens. Einige der in dieser Arbeit verwendeten Bakterienstämme benötigten zusätzlich zu den Selektionsantibiotika, die für die Expression benötigt wurden, Kanamycin für den Erhalt des pREP4-Plasmides, das für einen Promotorrepressor codiert oder Chloramphenicol für den Erhalt der RIL- bzw. pLys-Plasmide. Diese senken die Basisexpression und verhindern so die Vermehrung von im Wachstum begünstigten Deletionsmutanten. 2.2.3.2 Medien zur Aufzucht von E. coli LB-Medium: 10 g Bacto-Tryptone 5g Bacto-Yeast extract 10 g NaCl ad 1 l H2O. Die Sterilisation erfolgt durch Autoklavieren, die Lagerung bei Raumtemperatur. (Bertani, 1951) LB-Agar für Selektionsplatten: 250 ml LB-Medium 3g Agar-Agar Der Agar wurde durch Erhitzen gelöst. Sobald der LB-Agar unter stetigem Rühren auf etwa 40-45° C abgekühlt war, wurden 250 l Ampicillin (100mg/ml) und/oder Chloramphenicol (100mg/ml) und/oder Kanamycin (50mg/ml) unter Rühren zugegeben. Nun wurde der Agar in Platten gegossen. Sollten die Agar-Platten nicht selektiv sein, so wurde auf den Zusatz von Antibiotika verzichtet. Die Lagerung erfolgte bei 4° C. 2.2.3.3 Transformationen in Bakterienstämme 2.2.3.3.1 Herstellung chemisch kompetenter E. coli-Zellen Für die Transformation von E. coli mit einem gewünschten Vektor muss der entsprechende Bakterienstamm zuerst kompetent für die Aufnahme von Plasmiden gemacht werden. Dabei wird die Zellmembran des Bakteriums durch eine chemische Behandlung perforiert. Durch diese poröse Membran können nun Plasmide in das Bakterium eingeschleust werden. Zunächst wurde ein Aliquot des Stammes, der kompetent gemacht werden soll, auf einer antibiotikafreien LB-Agar-Platte ausgestrichen und über Nacht bei 37° C 38 Material und Methoden inkubiert. Eine Kolonie wurde in 5 ml LB-Medium überimpft und über Nacht bei 37° C inkubiert. Die 5 ml Vorkultur wurde 1:100 in 500 ml LB-Medium verdünnt und bei 37° C bis zu einer OD600 von 0,6 wachsen gelassen. Die Ernte erfolgte durch Zentrifugation (6.000 g, 10 min, 4° C). Das Pellet wurde in 150 ml eiskaltem TFB1-Puffer resuspendiert und 5 min auf Eis inkubiert. Nach einer weiteren Zentrifugation (3.000 g, 10 min, 4° C) wurde das Pellet in 5 ml eiskaltem TFB2-Puffer vorsichtig resuspendiert. Die kompetenten Zellen wurden nun unter Kühlung durch flüssigen Stickstoff aliquotiert. Die Lagerung erfolgte bei -80° C. TFB1-Puffer: TFB2-Puffer: 30 mM KAc pH 7,0 10 mM NaMOPS pH 7,2 50 mM MnCl2 75 mM CaCl2 10 mM CaCl2 10 mM RbCl2 100 mM RbCl2 15 % (v/v) Glycerin 15 % (v/v) Glycerin Der pH wurde mit 0,2 M HAc auf 5,8 eingestellt. Der pH wurde mit 1 M NaOH auf Es folgte Sterilfiltration. 6,5 eingestellt. Es folgte Sterilfiltration. 2.2.3.3.2 Transformation chemisch kompetenter E. coli-Zellen Unter Transformation versteht man das Einschleusen von Plasmid-DNA in Bakterienzellen. Zu 50 μl kompetenter Zellen wurden 20 μl Ligationsansatz oder 100 ng bis 1 µg Plasmid-DNA pipettiert und gemischt. Die Zellen wurden dann 20 Minuten auf Eis inkubiert. Für die DNA-Aufnahme wurden die Zellen bei 42°C für 45 Sekunden inkubiert und anschließend 2 Minuten auf Eis gestellt. Nach Zugabe von 1 ml antibiotikafreiem LB-Medium wurden die Zellen 60 Minuten bei 37°C unter Schütteln inkubiert. 50 µl, 100 µl und 200µl des Transformationsansatzes wurden je auf einer Selektionsplatte ausgestrichen, kurz an der Luft getrocknet und die Platten umgedreht über Nacht bei 37°C inkubiert. Bei Transformationen von Ligationsansätzen wurde die angewachsene 1 ml-Kultur scharf abzentrifugiert, das LB-Medium wurde vollständig abgenommen und durch 100 ml frisches LB-Medium ersetzt. Die Zellen wurden dann durch Pipettieren resuspendiert und der gesamte Ansatz wurde ausplattiert. Auf diese Weise konnte man schon einen großen Teil der DNA (Vektor & Insert) abtrennen, die nicht aufgenommen wurde und so die Anzahl falsch-positiver Kolonie-PCRs verringern. 39 Material und Methoden 2.2.3.4 Überexpression von rekombinanten Proteinen in E. coli 2.2.3.4.1 Anzucht einer Vorkultur Für eine Bakterienkultur, die zur Überexpression von rekombinanten Proteinen herangezogen werden soll, wird zunächst eine Vorkultur angezogen. In einem Kolben wurden 10-50 ml LB-Medium mit den Selektionsantibiotika versetzt und mit einem Abstrich einer bewachsenen Agarplatte angeimpft. Bei 37°C wurde die Kultur schüttelnd für 14 bis 16 Stunden inkubiert. 2.2.3.4.2 Anzucht einer Expressionskultur Im Allgemeinen wurde LB-Medium im gewünschten Endvolumen, z.B. 1 Liter, mit den entsprechenden Antibiotika versetzt und mit der vorbereiteten E. coli Vorkultur 1:30 bis 1:100 angeimpft. Im Inkubator wurden die Zellen bei 37°C, dem Temperaturoptimum von E. coli, oder bei geringeren Temperaturen bis zu einer OD600 von etwa 0,5-0,7 wachsen gelassen. Zur Induktion der Proteinexpression wurde die Zellsuspension mit IPTG in einer Endkonzentration von 0,5 bis 1 mM oder mit 0,5 M AHTC versetzt (je nach Promotor). Nun wurden die Zellen weiter schüttelnd inkubiert, bis eine OD600 von 1,52,0 erreicht ist. An diesem Punkt verlässt die Kultur den logarithmischen Wachstumsbereich und geht in die stationäre Phase über. Die Zellen wurden 15 min bei 6000 x g und 4° C abzentrifugiert, anschließend einmal mit eiskaltem Lysispuffer (z.B. PBS) gewaschen (vgl. 2.2.3.5) und das Pellet bis zur Proteinaufreinigung bei –20° C gelagert. Einige Proteine akkumulieren in E. coli in so genannten Proteineinschlusspartikeln (engl. inclusion bodies). Es gibt mehrere Möglichkeiten, dies zu vermeiden. Zunächst kann die Induktionstemperatur gesenkt werden, um eine niedrigere Expressionsrate zu erreichen. Zusätzlich kann 1-2% Glucose zugegeben werden, um die Basisexpression des Zielproteins zu reprimieren. Da nämlich das einklonierte Gen unter der Kontrolle eines Lac-Promotors liegt, wirkt ein Abbauprodukt der Lactose, wie z.B. Glucose, inhibierend auf die Repressorfreisetzung vom Promotor vor dem eigentlichen Gen. Glucose reprimiert ebenfalls die Synthese anderer Proteine, die an Stoffwechselwegen beteiligt sind. Schließlich können andere Expressionsstämme getestet werden. 40 Material und Methoden Folgende Expressionsvektoren wurden in verschiedene Wirtsstämme transformiert: exprimiertes Protein Expressionsvektor Antibiotikaresistenz MBP-MnmA pMal-c2x Ampicillin MnmA-Strep-tag II pASK-IBA3 Ampicillin MnmA ohne Affinitätssequenz pET-28a Kanamycin 2.2.3.5 Ernten und Aufschließen von E .coli-Zellen Um rekombinante Proteine aus Bakterienzellen zu isolieren, müssen die Zellen geerntet und aufgebrochen werden. Die Ernte erfolgte durch Zentrifugation (6.000 x g, 15 min, 4° C) und einmaligem Waschen in eiskaltem PBS-Puffer (140 mM NaCl, 10 mM NaH2PO4/Na2HPO4 pH 7,4) mit anschließender Zentrifugation (4.800 g, 20 min, 4° C). Der Zellaufschluss konnte mechanisch, durch pneumatische Zelldesintegration (Fluidizer), durch Zusatz von Lysozym und Schockgefrieren oder physikalisch durch Ultraschalldesintegration (Sonifier) erfolgen. In dieser Arbeit wurden die Bakterienzellen entweder im Fluidizer oder durch Ultraschallbehandlung im Sonifier aufgeschlossen. Ein Zellpellet aus 1 l Schüttelkultur (vgl. 2.2.3.4.2) wurde in 30 ml Lysispuffer aufgetaut und resuspendiert. Die Zusammensetzung des Lysispuffers richtete sich nach den Erfordernissen des ersten Aufreinigungsschrittes (vgl. 2.2.4.1). Um proteolytische Enzyme zu inaktivieren, wurde vor dem Auftauen eine halbe Tablette Protease Inhibitor Cocktail Complete EDTA-free im Lysispuffer gelöst. Der Zellaufschluss im Fluidizer wurde bei 80-90 psi in 4-5 Zyklen durchgeführt. Beim Aufschluss im Sonifier wurde die Zellsuspension auf Eiswasser fünfmal für 45 Sekunden sonifiziert. Dabei wurden folgende Einstellungen verwendet: duty cycle 50%, output control 7. Nach dem Aufschluss der Zellen wurde die Suspension in JA30-Zentrifugenröhrchen überführt und ultrazentrifugiert (108.000 x g, 30 min, 4°C). Alternativ konnten die Zelltrümmer auch durch 30 minütige Zentrifugation bei 40.000 x g (4°C) und anschließender Sterilfiltration mit einen 0,2 µm Vorsatzfilter von Vivascience entfernt werden. Nach der Trennung des Lysats in Zelltrümmer und Überstand wurde Proben über SDS-PAGE analysiert und der Überstand wurde chromatographisch aufgetrennt. 41 Material und Methoden 2.2.4 Biochemische Methoden 2.2.4.1 Chromatographische Trennmethoden Es gibt zahlreiche chromatographische Trennmethoden, wie z.B. Affinitäts-, Gel-, Ionenaustausch- oder Gaschromatographie. Bei der nativen Trennung von Proteinen wird meist auf Affinitäts-, Ionenaustausch- und Gelchromatographie zurückgegriffen. Die Affinitätschromatographie beruht auf spezifischen und reversiblen Interaktionen von Säulenmaterial und Molekül. Abhängig von der Beschaffenheit des Säulenmaterials und der Probe adsorbieren Moleküle an die Matrix. Das Adsorbens kann von der Säule durch kompetitive Verdrängung, Konformationswechsel durch Änderung des pHWertes oder durch Änderung der Ionenstärke eluiert werden. Die Affinitätschromatographie stellt eine sehr spezifische und selektive Trennmethode für Biomoleküle dar. Bei der Ionenaustauschchromatographie werden geladene Moleküle nach ihrer Ionenstärke bei einem bestimmten pH-Wert aufgetrennt. Die Trägermatrix der Chromatographiesäule bietet dabei Gegenionen als Bindungspartner für die aufzutrennenden Moleküle an. Die Auftrennung erfolgt über kompetitive Verdrängung der Probemoleküle durch stärkere Ionen im Elutionspuffer. Bei Kationentauschern werden Kationen wie Na+ oder NH4+ verwendet, bei Anionentauschern Cl- oder SO42Schwach geladene Moleküle eluieren früher als stark geladene. Auf diese Weise können Proteine nativ nach ihrem isoelektrischen Punkt (pI) getrennt werden. Die Ausschlusschromatographie (Gelfiltration) trennt gelöste Moleküle nach ihrer Größe auf. Die hierbei verwendeten Chromatographiesäulen bestehen aus einem porösen Gelmaterial mit definierter Porengröße. Das Trennverhalten basiert auf den unterschiedlichen hydrodynamischen Volumina der Probenmoleküle. Je nach Molekülgröße, Molekülgestalt und gewählten Säuleneigenschaften dringen die Moleküle unterschiedlich tief in die Gelmatrix ein. Kleineren und globulären Molekülen steht mehr Raum zur Diffusion zur Verfügung als größeren und ungeordneteren. Daher erfahren kleinere Moleküle durch das tiefere Eindringen in die Gelmatrix eine Verzögerung und eluieren später von der Säule als größere. Der Elutionspuffer hat ebenfalls einen Einfluss auf die Trennung der Moleküle. Entscheidend ist hierbei das Löslichkeitsverhalten unterschiedlicher Moleküle bei der Salzkonzentration des Puffers. Die Ausschlusschromatographie ist daher eine beliebte Methode, um Proteine nach den ersten Aufreinigungsschritten von Verunreinigungen abzutrennen. 42 Material und Methoden Die Auflösung ist abhängig von der Flussgeschwindigkeit und dem aufgetragenen Probenvolumen, wobei kleine Volumina vorzuziehen sind. 2.2.4.1.1 Affinitätschromatographische Aufreinigung von MBP-Fusionsproteinen über Amylose-Harz Proteine, die mit N-terminalem Maltose-Bindeprotein exprimiert wurden (pMal-c2x), lassen sich selektiv über eine Affinitätschromatographie mittels einer AmyloseGelmatrix aufreinigen (Maina et al., 1988). Hierbei wird die Amylose, ein MaltosePolymer, vom MBP-Anteil eines Fusionsproteins als Substrat erkannt und gebunden. Da das Primärsubstrat (Maltose) des Maltose-Bindeproteins aber spezifischer als Amylose gebunden wird (Kellerman et al., 1982), löst sich das Fusionsprotein durch Zugabe gelöster Maltose (20 mM) und wird eluiert. Grosse Zielproteine (> 60 kDa) sind mit diesem System nur schwer aufzureinigen, da die Interaktion von MBP und Amylose gestört wird und das Fusionsprotein relativ schwer wird. MBP fördert mit seinen 43 kDa zwar die Löslichkeit, aber das Risiko, dass das Fusionsprotein in „inclusion bodies“ verpackt wird und damit unlöslich ist, steigt. Ein weiterer Nachteil ist, dass ein Maltose-Bindeprotein, welche bei der Expression durch Zugabe von Glucose etwas reprimiert wurde, und andere zuckerbindende Proteine von E. coli ebenfalls an Amylose binden können und so das Aufreinigungsergebnis verschlechtern. In dieser Arbeit wurde für die Aufreinigung von MnmA mit MBP-Fusionsprotein Amylose-Säulenmaterial von New England Biolabs, sowohl gepackt in einer XK 16/20-Säule (30 ml Gelmatrix) als auch als lose Gelmatrix, verwendet. Alle Aufreinigungen wurden bei 4oC durchgeführt, um einen Abbau der Amylose durch Amylasen aus E. coli zu verlangsamen. Vor der Aufreinigung wurde die 30 ml Amylose-Säule (XK 16/20) an einer Äkta Prime bei 4oC mit drei Säulenvolumina ddH2O gespült und mit drei Säulenvolumina Waschund Bindepuffer equilibriert. Dann wurde der ultrazentrifugierte Rohextrakt des Zellaufschlusses in ein 50 ml großes Probenreservoir (engl. Superloop) überführt und die Säule geladen. Anschließend wurde mit drei Säulenvolumina (ca. 90 ml) Waschpuffer gewaschen, um nicht gebundene Proteine zu entfernen. Dann wurde durch Zugabe von 20 mM Maltose das MBP-MnmA-Fusionsprotein eluiert. Das Eluat wurde fraktioniert und die Fraktionen mittels SDS-PAGE analysiert. Die Proben, die das Zielprotein enthielten, wurden vereinigt (gepoolt). Der Pool wurde für weitere Aufreinigungsschritte bei 4° C gelagert. Die Amylose-Gelmatrix wurde anschließend mit drei Säulenvolumina ddH2O gespült und einem Säulenvolumen 0,1%iger SDS- 43 Material und Methoden Lösung gereinigt, um nicht eluiertes .Protein zu entfernen. Zum Schluss wurde noch einmal mit drei Volumina ddH2O gewaschen und die Säule in 20% Ethanol überführt. Wasch-/Bindepuffer: Elutionspuffer: 50 mM Tris/HCl pH 8 50 mM Tris/HCl pH 8 100 mM NaCl 100 mM NaCl 4 mM DTT 4 mM DTT 20 mM Maltose 2.2.4.1.2 Affinitätschromatographische Aufreinigung von Proteinen mit Streptag II über Strep-Tactin-Sepharose Für die Aufreinigung von Proteinen mit einer Strep-tag II-Affinitätssequenz (Skerra et al., 2000) wurde dem Lysispuffer 800 mM NaCl zugesetzt, um gebundene RNA von MnmA zu lösen. Die Strep-tag II-Affinitätssequenz besteht aus acht Aminosäuren, die höchst spezifisch am Strep-Tactin-Säulenmaterial binden. Durch die Positionierung der Affinitätssequenz am C-Terminus (pASK-IBA3) bindet nur vollständig exprimiertes Zielprotein an der Säule. Es zeigte sich weiterhin ein positiver Effekt auf die Löslichkeit des Proteins. Die Funktionsweise der Strep-Tactin-Sepharose (Schmidt et al., 1995) ist vergleichbar mit der Aufreinigung über Amylose-Harz. Für die Aufreinigung von MnmA mittels Strep-tag II wurde Strep-Tactin-Säulenmaterial von IBA in einer XK 16/20-Säule verwendet. Vor der Benutzung musste die Säule mit zwei Volumina Wasch- und Bindepuffer gespült werden, um den Regenerationspuffer zu entfernen. Hatte die Gelmatrix ihre rote Färbung komplett verloren, war sie fertig äquilibriert. Der ultrazentrifugierte Überstand des Zellaufschlusses wurde über einen 50 ml Superloop auf die Säule geladen. Nach dem Beladen wurde mit drei Volumina Puffer gewaschen. Das gebundene Protein wurde mit 10 ml Elutionspuffer eluiert und fraktioniert. Über ein SDS-Gel wurde die Reinheit des Zielproteins überprüft. Anschließend wurde die Säule mit drei Volumina Regenerationspuffer behandelt und bei 4oC gelagert. Wasch-/Bindepuffer: Elutionspuffer: Regenerationspuffer: 100 mM Tris/HCl pH 8 100 mM Tris/HCl pH 8 100 mM Tris/HCl pH 8 800 mM NaCl 800 mM NaCl 150 mM NaCl 1 mM EDTA 1 mM EDTA 1 mM EDTA 4 mM DTT 4 mM DTT 1 mM HABA 2,5 mM D-Desthiobiotin 44 Material und Methoden 2.2.4.1.3 Anionenaustauschchromatographie über DEAE-Sepharose oder ResourceQ zur Trennung geladener Proteine Der Substituent der DEAE-Sepharose, eine Diethylaminoethylgruppe, besitzt relativ schwache kationische Eigenschaften, da der positiv geladene Stickstoff von positivinduktiven Effekten seiner Ethylgruppen profitiert. Die Bindung von Anionen ist deshalb eher schwach und besonders selektiv. Daher eignet sich die DEAE-Sepharose gut für den ersten Aufreinigungsschritt eines Proteins ohne Affinitätssequenz, wenn noch sehr viele Verunreinigungen in der Probe sind. Schwach geladene Moleküle, d. h. solche, deren pI knapp über dem Puffer-pH (zwischen 0 und 1 pH-Einheiten darüber) liegt, eluieren früher, stärker geladene, d. h. jene, deren pI den Puffer-pH deutlich übersteigt, eluieren später. Entscheidend für eine erfolgreiche Aufreinigung ist daher die Wahl des pH-Wertes im Elutionspuffer, der etwa eine pH-Einheit über dem pI des aufzureinigenden Proteins sein sollte. Die hier verwendete DEAE-Sepharose FF von Amersham Pharmacia Biotech wurde in eine XK16/20-Säule gepackt. Die ResourceQ-Säule (6 ml Fertigsäule von Amersham Pharmacia Biotech) besitzt deutlich stärkere kationische Eigenschaften. Ihre Gelmatrix ist mit einem quartären Amin verknüpft, das stark positiv geladen ist. Das Funktionsprinzip entspricht dem der DEAE-Säule. Sie wurde verwendet, um MBP und MnmA nach dem proteolytischen Verdau des MBP-MnmA-Fusionsproteins durch PreScission Protease zu trennen. Vor der Benutzung der DEAE-Säule wurde mit drei Säulenvolumina ddH2O gespült und mit drei Volumina Startpuffer äquilibriert. Dann wurde die Probe über einen Superloop geladen, die Säulenmatrix mit mindestens drei Volumina Puffer gewaschen und anschließend mit einem linear steigenden Salzgradienten eluiert. Es wurden 5 mlFraktionen gesammelt, die später via SDS-PAGE analysiert wurden. Die Fraktionen mit dem Zielprotein wurden vereinigt und für weitere Aufreinigungsschritte bei 4° C aufbewahrt. Wasch-/Bindepuffer: Elutionspuffer: 50 mM Tris/HCl pH 8,8 50 mM Tris/HCl pH 8,8 100 mM NaCl 1M NaCl 4 mM DTT 4 mM DTT Bei Verwendung der ResourceQ wurde vergleichbar verfahren. Das Volumen der gesammelten Fraktionen wurde jedoch reduziert. Die Säulen wurden nach Benutzung mit 1 M NaOH gespült und wieder in 20% Ethanol überführt. 45 Material und Methoden 2.2.4.1.4 Kationenaustauschchromatographie über CM-Sepharose, Source 30S oder ResourceS zur Trennung geladener Proteine CM-Sepharose besitzt durch den Carboxymethyl-Substituenten eine relativ schwache negative Ladung. Das Material eignet sich wie auch DEAE-Sepharose zur Trennung von Molekülen ohne Affinitätssequenz aus Rohextrakten, mit dem Unterschied, dass positiv geladene Moleküle statt negativ geladener binden können. Schwach geladene Proteine binden kaum, während stark geladene gut binden können. Der pH-Wert des Elutionspuffers sollte etwa eine Einheit unter dem pI des aufzureinigenden Proteins sein, um das Protein positiv zu laden und gut zu binden. Source 30S und ResourceS besitzen durch eine alkylsubstitierte Schwefelgruppe stark anionische Eigenschaften. Sie eignen sich daher zur spezifischen Trennung einiger weniger Proteine mit ähnlichen isoelektrischen Punkten. CM-Sepharose FF und Source 30S von Amersham Pharmacia Biotech wurden in XK16/20-Säulen gepackt und die 1ml ResourceS war eine Fertigsäule. Die Durchführung der Kationenaustauschchromatographie entspricht auf Grund der ähnlichen Funktionsweise daher der der Anionenaustauschchromatographie (vgl. 2.2.4.1.3). Nur die Wasch- und Elutionspuffer werden modifiziert. Wasch-/Bindepuffer: Elutionspuffer: 50 mM MES/NaOH pH 6,4 50 mM MES/NaOH pH 6,4 100 mM NaCl 1M NaCl 4 mM DTT 4 mM DTT Die Kationenaustauschchromatographie kann auch zu einer Art isoelektrischen Fokussierung genutzt werden. Proteine werden bei einem niedrigem pH-Wert protoniert. Ist der pH-Wert dabei niedriger als der isoelektrische Punkt eines Proteins, so ist es positiv geladen und kann an einen starken Kationentauscher gebunden werden. Mithilfe eines Breitbandpuffers kann man den pH-Wert durch Zugabe einer Base nahezu linear erhöhen Die Proteine werden so sukzessive deprotoniert und entladen. Erreicht der pH-Wert den isoelektrischen Punkt eines Proteins, löst es sich von der negativ geladenen Säulenmatrix. Die Trennung erfolgt mit aufsteigendem pI. Wasch-/Bindepuffer: Titrationspuffer: 50 mM MES/Tris pH 6 100 mM 100 mM NaCl 4 mM DTT NaOH 46 Material und Methoden 2.2.4.1.5 Präparative Ausschlusschromatographie zur weiteren Aufreinigung von Proteinen Die HiPrep 26/60 Superdex 200 Säule von Amersham Pharmacia Biotech eignet sich zur Trennung von Proteinen mit einer Molekülmasse von weniger als 600 kDa und die HiPrep 26/60 Superdex 75 Säule trennt Proteine bis 200 kDa Größe. Ihre Gelmatrix besteht aus Allyldextran, das kovalent zu N,N‟-Methylenbisacrylamid verknüpft ist. Nach Äquilibrierung der jeweiligen Säule mit 1,5 Säulenvolumina Elutionspuffer wurde die Probe über einen 2ml- oder 5ml-Loop injiziert. Die Proteinprobe wurde von der Säule mit Puffer eluiert, 5 ml große Fraktionen wurden aufgefangen und die Fraktionen anschließend mit SDS-PAGE analysiert. Elutionspuffer: 20 mM Tris/HCl pH 7,5 100 mM NaCl 4 mM DTT 2.2.4.2 Umpufferung und Entsalzung von Proteinlösungen In vielen Fällen ist es notwendig, Proteinlösungen für weitere Aufreinigungsschritte umzupuffern und so zu entsalzen. Proteine mit geringer Löslichkeit werden häufig in hoher Salzkonzentration aufgeschlossen und einige Affinitätschromatographien sind auf ein schmales pH-Optimum abgestimmt. Für Ionenaustauschchromatographien ist es jedoch essentiell, dass der pH-Wert und die Salzkonzentration des Puffers auf den pI des aufzureinigenden Proteins abgestimmt sind. Durch Dialyse oder die Verwendung von Entsalzungssäulen können Proteinlösungen entsalzt werden. Mittels der Dialyse durch eine semipermeable Membran können Proteine von kleineren Molekülen (Salzionen) getrennt werden. Die Ionen diffundieren in die umgebende Lösung geringerer Salzkonzentration bis zur Einstellung des Konzentrationsgleichgewichts. Entsalzungssäulen (HiPrep 26/10 Desalting oder PD-10) funktionieren grundsätzlich wie Gelfiltrationssäulen. Die Poren des Säulenmaterials sind kleiner, um das Eindringen von Proteinen in die Gelmatrix zu verhindern. Salzionen und andere niedermolekulare Moleküle (Elutionssubstrate von Affinitätschromatographien) können in diese Poren eindringen und ihre Elution wird dadurch verzögert. Die Säule wurde mit dem Zielpuffer äquilibriert und die Proteinlösung aufgetragen. Dann wurde mit dem Zielpuffer eluiert und das Eluat fraktioniert. Die HiPrep 26/10 Desalting-Säule von Amersham Pharmacia Biotech trennt 15 ml Proteinlösung von überschüssigem Salz ab. Zwei dieser Säulen wurden in Reihe geschaltet, um 30 ml 47 Material und Methoden Rohextrakt mit MnmA ohne Affintätsequenz in hoher Salzkonzentration (300 mM NaCl) in geeignete Puffer für An- oder Kationenaustauschchromatographie (100 mM NaCl) zu überführen. PD-10-Säulen können nur Proteinlösungen bis zu einem Volumen von 2,5 ml entsalzen. Sie eignen sich daher, um hochkonzentriertes, aufgereinigtes Protein von niedermolekularen Bindungspartnern zu entfernen. Sie wurde verwendet, um aufgereinigtes MnmA mit Strep-tag II nach der Behandlung mit 800 mM NaCl und Benzonase in Kristallisationspuffer (20 mM Tris/HCl pH 8, 100 mM NaCl, 2 mM DTT) zu überführen und überschüssige Nukleotide abzutrennen. 2.2.4.3 Proteinverdau mit Proteasen Das MBP-MnmA-Fusionsprotein besitzt eine PreScission Protease-Schnittstelle. So können durch einen Proteaseverdau Affinitätssequenz und Zielprotein voneinander getrennt werden. Es gibt nun zwei Alternativen, um den PreScission Protease Verdau zu realisieren. Man schneidet das Fusionsprotein während der Affinitätschromatographie auf dem Amylose-Säulenmaterial, wobei MBP an der Gelmatrix gebunden bleibt, oder man schneidet nach der Elution von der Amylosesäule und trennt das MaltoseBindeprotein danach über eine Ionenaustauschchromatographie vom Zielprotein ab. Bei der ersten Methode wurde der Rohextrakt über das Amylose-Harz in einer EinwegLeersäule (Tropfsäule) gegeben und mit fünf Säulenvolumina gewaschen. Das Säulenmaterial wurde dann in ein Falcon-Röhrchen überführt. Dann wurden 200 µl PreScission Protease zugegeben. Das Fusionsprotein wurde über Nacht bei 4oC oder für drei Stunden bei RT bei stetiger Durchmischung auf einem Taumelrollenmischer geschnitten. Nach dem Verdau wurde die Säule mit zwei Volumina Waschpuffer gespült und so geschnittenes MnmA eluiert und fraktioniert. Um die Schnitteffizienz zu prüfen, wurde dann mit Elutionspuffer gewaschen und so geschnittenes MBP und ungeschnittenes Fusionsprotein eluiert. Fraktionen aus Wasch- und Elutionsschritten wurden über SDS-PAGE analysiert. Die vereinigten Waschfraktionen wurden einer Gelfiltration unterzogen (vgl. 2.2.4.1.6). Eine Abwandlung dieser Methode, stellte das zyklische Schneiden mit einer Peristaltikpumpe dar. Eine Amylose-Tropfsäule wurde wieder mit Rohextrakt geladen und gewaschen. Dann wurde eine Peristaltikpumpe am Säulenausgang befestigt und 100 µl PreScission Protease wurde zugegeben. Der Ausgang der Peristaltikpumpe wurde am Einfüllstutzen der Tropfsäule angebracht. Durch einen gleichmäßigen Fluss von 0,5 ml /min wurde die PreScission Protease optimal im Gelbett verteilt. Verluste von 48 Material und Methoden Säulenmaterial und Protein wurden so ausgeschlossen. Es wurde generell bei 4oC über Nacht geschnitten und anschließend mit zwei Säulenvolumina gewaschen. Bei der zweiten Methode wurde dem Fusionsprotein aus der Elution der Amylose-Säule 500 µl PreScission Protease zugegeben und analog zur ersten Methode verdaut. Zur Trennung von MnmA, MBP, MBP-MnmA-Fusionsprotein und PreScission Protease wurde das Proteingemisch umgepuffert und über einen Ionentauscher aufgereinigt (vgl. 2.2.4.1.3, 2.2.4.1.4, 2.2.4.1.5). Alternativ zur Ionenaustauschchromatographie (vgl. 2.2.4.1.3, 2.2.4.1.4) wurde ein Chymotrypsinverdau angesetzt, um MBP zu verdauen und so abzutrennen. ATP schützt MnmA relativ gut vor dem Verdau durch Proteasen (Kambampati et al., 2003). Anschließend wurde versucht, Fusionsprotein, MnmA und Fragmente von MBP durch Gelfiltration voneinander zu trennen (vgl. 2.2.4.1.6). 2.2.5 Kristallisation von Proteinen 2.2.5.1 Kristallisationsansätze Durch Salze, Puffer und Präzipitantien wird eine Proteinlösung bei der Kristallisation in den übersättigten Zustand überführt. In diesem metastabilen Zustand gibt es zwei Möglichkeiten, wie ein Protein sich verhalten kann: I. Es fällt aus, die Konzentration an gelöstem Protein sinkt dadurch drastisch ab. Dieser Vorgang ist stark exergonisch, da so der höchste Grad an Entropie erreicht werden kann. II. Das Protein bildet Kristallisationskeime aus, aus denen richtige Proteinkristalle wachsen können. Dieser Prozess geschieht in der Regel deutlich langsamer als die Präzipitation und ist auch nicht so energetisch günstig, da nicht die maximale Entropie erreicht wird. In der Kristallographie sucht man nach Bedingungen, die den zweiten Fall ermöglichen. Dazu werden zu Beginn so genannte „Initial Screens“ durchgeführt, um erste Kristallisationsbedingungen für ein Protein zu finden. Bei den Initial Screens handelt es sich um eine Sammlung von Eingangsbedingungen, die relativ häufig zur Kristallisation verschiedener Proteine geführt haben. Das aufgereinigte Protein wird dabei zu Anfang meist in einer Konzentration von 10 mg/ml getestet. 49 Material und Methoden Sobald Bedingungen ausgemacht sind, die für eine Kristallisation günstig sind, wird in gezielt um die Bedingungen herum optimiert. Dabei können die Konzentrationen der enthaltenen Salze, Puffer und Präzipitantien variiert werden, es können aber auch Substitutionen getestet werden. Für die Kristallisation im so genannte sitzenden Tropfen werden 24er-Ansatz-Kristallisationsplatten verwendet, deren einzelne Kammern eine zentrale Säule mit darin liegender Vertiefung, dem so genannte „Well“, und ein darunter liegendes Reservoir besitzen. In das Reservoir wird eine Bedingung vorgelegt, die dann im Well mit dem Protein zu einem Tropfen vermischt wird. Es besteht also ein Konzentrationsgradient an Salzen und Präzipitantien zwischen Tropfen und Reservoir, da der Tropfen neben dem Protein nur 50 % der Salz- und Präzipitans-Konzentration des Reservoirs enthält. Durch Diffusion des Wassers aus dem Tropfen in das Reservoir wird der Tropfen im Well nun langsam eingeengt und das enthaltene Protein ankonzentriert. Wird dabei der Punkt der Übersättigung überschritten. Es kann als Ausweg aus diesem metastabilen Zustand spontan eine Proteinkristallisationskeimung stattfinden. Zunächst wurden 400 µl der zu testenden Kristallisationsbedingung in das Reservoir pipettiert. Dann wurde 1 µl der Proteinlösung in den Well pipettiert und mit 1 µl der Kristallisationsbedingung aus dem Reservoir gut vermischt. Schließlich wurde der Well mit Klarsichtklebeband verschlossen, um einer Austrocknung vorzubeugen. Der Tropfen wurde in der ersten Woche täglich kontrolliert. Danach wurde einmal pro Woche bis einschließlich vier Wochen nach dem Pipettieren der Bedingung kontrolliert. Später wurde der Tropfen einmal im Monat überprüft. Bilder der verschiedenen Tropfen wurden mit einer Digitalkamera, die auf ein Binokular aufgesetzt wird, aufgenommen und am PC bearbeitet (Kontrast, Helligkeit, Gamma). 2.2.5.2 „Macro-Seeding“ und „Micro-Seeding“ zur Verbesserung Kristallwachstum und Kristallordnung Haben sich erste, kleine Kristalle entwickelt, die aber wegen einer zwischenzeitlich zu geringen Proteinkonzentration im Tropfen nicht mehr Weiterwachsen, so kann durch „Macro-Seeding“ das Kristallwachstum fortgesetzt werden. Die Kristallisationskeime aus dem ersten Tropfen werden in einen neuen Proteintropfen überführt, sie werden „gesät“. Deren Inhalte sind analog zum ersten, mit einer Ausnahme: Entweder die Präzipitans- oder die Proteinkonzentration müssen in diesen Tropfen gegenüber dem ersten verringert sein, da es sonst zu einer sofortigen Präzipitation des Proteins in den 50 Material und Methoden neuen Tropfen kommen kann. Kristalle mit ungünstiger innerer Ordnung, d.h. sie sind z.B. von unregelmäßiger Gestalt oder sie haben eine geringe Auflösung im Röntgendiffraktometer, können durch „Micro-Seeding“ verbessert werden. Bruchstücke dieser Kristalle können in verdünnten Lösungen (z.B. 1:200 in einer frischen Proteinlösung) Kristallisationskeime für Kristalle höherer Ordnung sein. Beim „MicroSeeding“ werden die Kristallisationskeime wie beim Macro-Seeding in neue Tropfen überführt. Auch hier gilt, dass entweder Präzipitans- oder Proteinkonzentration verringert sein sollten. 2.2.5.3 Röntgenbeugungsexperimente Für die Durchführung eines Röntgenbeugungsexperimentes mit einem Proteinkristall wird dieser in einem Röntgendiffraktometer mit Röntgenstrahlen beschossen, die durch die Elektronen im Kristallgitter abgelenkt werden. Da im Kristallgitter sich jede Struktur, die größer als die Einheitszelle ist, sich durch Translation oder Additionen dieser Einheitszelle erzeugen lässt, und dadurch eine unendliche Periodizität entsteht, werden die Röntgenstrahlen an theoretischen Ebenen durch den Kristall gebeugt. Das aus einem Röntgenbeugungsexperiment resultierende Beugungsmuster stellt daher viele einzelne Punkte dar, die durch eine reverse Fourier-Transformation die Raumkoordinaten der theoretischen Ebenen, genauer die Schnittstellen dieser Ebenen mit den drei Raumachsen, wiedergeben, an denen der Röntgenstrahl gebeugt wurde. So kann aus einem Datensatz mit vielen solcher Röntgenbeugungsmuster eine so genannte Elektronendichtekarte der Einheitszelle im Kristall erstellt werden. In dieses wird durch PC-Analysemethoden die Aminosäuresequenz des Proteins eingebaut, so dass schließlich eine dreidimensionale Struktur des untersuchten Proteins auf atomarer Ebene dargestellt werden kann. Die Röntgenbeugungsexperimente wurden wie folgt durchgeführt: Der Proteinkristall wurde mit einer kleinen Schlinge aus dem Kristallisationstropfen entnommen und vor den Strahlengangverschluss des Diffraktometers gespannt. Dabei wurde der Kristall in einem Stickstoffgasstrahl gekühlt und anschließend der Röntgenstrahlung ausgesetzt. Der Kristall rotierte dreidimensional um vorher definierte Gradzahlen, um so durch die Drehung der theoretischen Ebenen durch den Kristall ein Beugungsspektrum zu erhalten. Für Testzwecke, also um zu verifizieren, ob der Kristall aus Protein oder Salz besteht, wurde er um 5 Grad binnen einer Minute gedreht. Das Beugungsmuster wurde über einen strahlungssensitiven Schirm detektiert und am PC ausgewertet. 51 Ergebnisse 3. Ergebnisse Der Ergebnisteil gliedert sich in drei Abschnitte: Der erste Teil behandelt alle Klonierungen von MnmA aus genomischer DNA von Thermotoga maritima MSB8, sowie die Umklonierungen von MnmA aus pMal-c2x und pET-28a in andere Expressionsvektoren. Im zweiten Teil werden die unterschiedlichen Expressions- und Aufreinigungsstrategien, um das Protein in ausreichender Reinheit und Menge für die Kristallisation zu gewinnen, dargestellt. Der dritte Teil behandelt schließlich die Kristallisationsversuche mit rekombinantem MBP-MnmA-Fusionsprotein und MnmA-Strep-tag II- Fusionsprotein. 3.1 Um- und Neuklonierung von MnmA 3.1.1 Umklonierung von MnmA aus pMal-c2x und pET-28a Zu Beginn wurden vom Betreuer dieser Diplomarbeit, Peter Naumann, zwei verschiedene Expressionssysteme zur Verfügung gestellt, die durch Midi-Präparationen (vgl. 2.2.2.3.2) vermehrt wurden. Im pMal-System wurde das Gen für MnmA in einen von Christos Gouloudis modifizierten pMal-c2x-Vektor (mit Xmn I - EcoR I einklonierter PreScission Protease Schnittstelle) über die Restriktions-Schnittstellen BamH I und Hind III mit Stopp-Codon einkloniert. Damit konnte ein Fusionsprotein mit N-terminalem Maltose-Bindeprotein, C-terminalem Zielprotein und dazwischen liegender PreScission Protease Schnittstelle exprimiert werden. MnmA wurde außerdem über Nco I - Hind III mit Stopp-Codon in pET-28a einkloniert, wodurch die N- und C-terminale His-Affinitätssequenzen deaktiviert wurden. Das Protein konnte ohne Affinitätssequenz exprimiert werden. Bei der Expression und Aufreinigung von MnmA mit diesen Systemen zeigten sich, wie später dargestellt wird, einige Probleme (vgl. 3.2.1.2 , 3.2.2.7), so dass versucht wurde das Gen (1,1 kb) mit den gegebenen Schnittstellen in einen anderen Expressionsvektor (pETM-30, pET-28a) umzuklonieren. Parallel wurde MnmA aus genomischer DNA in weitere Expressionsvektoren (pGEX-6P1, pET-28a, pASK-IBA3/5) kloniert, um Aufreinigungen mittels anderer Affinitätssequenzen zu testen. 52 Ergebnisse 3.1.1.2 Umklonierung von MnmA in pET-28a Das Gen für MnmA wurde mit BamH I und Hind III, wie unter 2.2.2.1.2 angegeben, aus dem Vektor pMal-c2x-MnmA geschnitten. Parallel wurde pET-28a (5,4 kb) mit den gleichen Restriktionsendonukleasen verdaut. Durch den Verdau mit BamH I und Hind III blieb die N-terminale His6-Affinitätssequenz für die Aufreinigung erhalten, was bei einer Klonierung mit Nco I und Hind III nicht möglich ist. Anschließend wurden die Phosphorylgruppen der geschnittenen Enden des Vektors durch Zugabe einer Phosphatase (CIP) und einstündiger Inkubation bei 37°C entfernt, um einer Religation des Plasmids entgegenzuwirken. Der Restriktionsverdau wurde auf ein Agarosegel aufgetragen und die Banden mit verdautem Insert und verdautem Zielvektor ausgeschnitten (vgl. 2.2.1.5). Nun wurde versucht das Insert in pET-28a durch eine Ligation in pET-28a einzuklonieren (vgl. 2.2.2.1.3). Der Ligationsansatz wurde in XL1-Blue transformiert und die transformierten Zellen auf einer Kanamycin-Selektionsplatte ausgestrichen. Die Umklonierung wurde durch eine Kolonie-PCR zahlreicher Klone verifiziert (vgl. 2.2.2.1.1). Dabei zeigte das Gel kein Signal. Auch ein weiterer Versuch das Insert mit längerem Verdau und Ligation bei 4oC umzuklonieren schlug fehl. 3.1.1.1 Umklonierung von MnmA in pETM-30 In einem weiteren Versuch das Gen für MnmA mit den gegebenen Mitteln umzuklonieren, wurde das Insert mit Nco I und Hind III aus pET-28a-MnmA ausgeschnitten (vgl. 2.2.2.1.2). Gleichzeitig wurde pETM-30 (6,3 kb) verdaut und dephosphoryliert. Der Verdau wurde wieder über ein Agarosegel und Gelextraktion aufgereinigt (vgl. 2.2.1.5). Nach der Ligation wurde der Ansatz in XL1-Blue transformiert und ausplattiert. Die Kolonie-PCR einiger Klone zeigte ein positives Signal (Abbildung 13), so dass der ligierte Vektor pETM-30-MnmA in einer Mini-Präparation (vgl. 2.2.2.3.1) vermehrt und isoliert wurde. Anschließend wurde das eingefügte Gen durch einen Kontrollverdau mit Nco I und Hind III, der auf ein 1%iges Agarosegel aufgetragen wurde, nachgewiesen (Abbildung 13). 53 Ergebnisse A pETM-30 Kolonie-PCR mit 6 verschiedenen Klonen Marker + ++ + + B 10 kb 10 kb 5 kb 4 kb 3 kb 5 kb 4 kb 3 kb 2 kb Marker pETM-30MnmA verdaut geschnittener Vektor 2 kb 1 kb 1 kb ausgeschnittenes Insert Abbildung 13: (A) Kolonie PCR selektierte Klone (B) Kontrollverdau von pETM-30-MnmA (1%ige Agarosegele) Das Insert wurde anschließend sequenziert (vgl. 2.2.4.2), um Fehlerfreiheit des Konstrukts zu bestätigen. Dieses Expressionssystem wurde aus Zeitgründen jedoch nicht für die Aufreinigung von MnmA herangezogen. 3.1.2 Neuklonierung von MnmA aus genomischer DNA von Thermotoga maritima 3.1.2.1 Klonierung von MnmA in pGex-6P1 und pET-28a Zur Klonierung von MnmA in pGex-6P1 (4,9 kb) und pET-28a (5,4 kb) musste das Gen mit neuen Primern aus genomischer DNA von Thermotoga maritima amplifiziert werden (vgl. 2.2.2.1.1). Diese fand parallel zu den Umklonierungen statt. Da die Polylinker (multiple cloning site - MCS) der beiden Zielvektoren ähnlich gestaltet sind, konnte das Insert über BamH I und Xho I in beide Vektoren einkloniert werden. Die Primerschmelztemperaturen lagen bei 73,8oC für den Bam HI Vorwärtsprimer (pGEX_ BamHI_for), bzw. bei 68,2oC für den Xho I Rückwärtsprimer (pGEX_XhoIstop_rev), der mit einem Stopp-Codon versehen wurde, um die Transkription am Ende des Gens zu beenden. Alle PCR-Ansätze (50 µl) für Neuklonierungen setzten sich wie folgt zusammen: 2 µl genomische DNA von 5 µl Pfu-Polymerase-Puffer (10x) 1 µl 5´-Primer (50 mM) 1 µl Pfu-Polymerase 5 U/µl 1 µl 3´-Primer (50 mM) 5 µl DMSO 1 µl dNTPs (Nukleotidmix) (100mM) 34 µl ddH2O Thermotoga maritima (50 ng) 54 Ergebnisse Die Pfu-Polymerase besitzt eine Fehlerlesefunktion und stellt so die korrekte Synthese des Fragments sicher. Sie benötigt jedoch im Vergleich zur Taq-Polymerase DMSO. Das PCR-Programm wurde analog zu 2.2.2.1.1 durchgeführt. Das amplifizierte Fragment wurde anfangs auf ein Agarosegel aufgetragen (Abbildung 14) und über Gelextraktion aufgereinigt (vgl. 2.2.1.5). Später wurden amplifizierte Fragmente mit dem PCR-Purification Kit von Qiagen von Enzymen, Primern und Nukleotiden befreit. Fragment und Vektoren wurden eine Stunde bei 37oC mit BamH I und Xho I verdaut (vgl. 2.2.2.1.2). Zur Kontrolle wurde ein anderes Plasmid, dessen Insert über die gleichen Restriktionsschnittstellen einkloniert wurde, pGex-6P1-GGA1 (Dank an Dirk Röser), mit verdaut. Die verdauten Produkte und unverdaute Vektoren wurden auf ein Agarosegel aufgetragen (Abbildung 15). Die geschnittenen Plasmide und das verdaute Fragment wurden extrahiert (vgl. 2.2.1.5). Marker amplifiziertes Fragment 10 kb 5 kb 2 kb 1,5 kb 1 kb Abbildung 14: PCR von MnmA aus genomischer DNA (1%iges Agarosegel). . pET-28a Marker pGex-6P1 Fragment pGex-6P1GGA1 verdaut unverdaut verdaut unverdaut verdaut verdaut 10 kb 7 kb 6 kb 5 kb 4 kb 3 kb 2 kb 1 kb Abbildung 15: Kontrolle der Schnitteffizienz von Bam HI und Xho I (1%iges Agarosegel). 55 Ergebnisse Anschließend wurde das Fragment in pGex-6P1 und pET-28a ligiert (vgl. 2.2.2.1.3). Die Ligationen von pGex-6P1 wurden in XL10-Gold und die von pET-28a in DH 5 transformiert (vgl. 2.2.3.3.2). Kolonie-PCRs selektierter Klone zeigten auf Agarosegelen amplifizierte Fragmente der richtigen Länge, jedoch wurde bei keinem Kontrollverdau der präparierten Vektoren das Insert heraus geschnitten. Die Sequenzierungen präparierter Vektoren verschiedener Klone brachten die Gewissheit, dass die Ligation fehlgeschlagen war. Eine Optimierung der Klonierung führte zu keiner positiven Ligation. Eine Ligation des Fragments in den verdauten pGex-6P1-GGA1 Vektor blieb ebenfalls erfolglos. 3.1.2.2 Klonierung von MnmA in pASK-IBA3 und pASK-IBA5 Nach dem Scheitern der Neuklonierung von MnmA in pGex-6P1 und pET-28a wurde das Fragment in zwei pASK-IBA-Vektoren mit Strep-tag II kloniert. Trotz eines sehr breiten Polylinkers mit zahlreichen Restriktionsschnittstellen konnten die pGex-, pETund pMal-Primer nicht verwendet werden, da das klonierte Fragment mit den gegebenen Schnittstellen nicht im korrekten Leserahmen gelegen hätte. Es wurden neue Primer mit den Schnittstellen Sac II und Nco I entworfen (pASK_IBA3_SacII_for, pASK_IBA3_NcoI_rev, pASK_IBA5_SacII_for, pASK_ IBA5_NcoIstop_rev). Dabei wurde darauf geachtet, dass alle Primer die gleiche Schmelztemperatur hatten (69,5oC), um das Fragment mit demselben PCR-Programm gleichmäßig amplifizieren zu können. Die beiden pASK-IBA-Vektoren benötigten unterschiedliche Primer, da sie über unterschiedliche Leserahmen verfügen. Der Rückwärtsprimer von pASK-IBA3 (3,3 kb) durfte kein Stopp-Codon enthalten, da die Affinitätssequenz C-terminal orientiert ist und durch ein Stopp-Signal ausgeschaltet wird. Bei pASK-IBA5 (3,2 kb) mit N-terminaler Strep-tag II-Affinitätssequenz wurde der Rückwärtsprimer mit einem Stopp-Codon versehen. Das MnmA DNA-Fragment wurde wie unter 3.1.2.1 amplifiziert. Dabei wurden verschiedene DMSO-Konzentrationen (0-15%) eingesetzt und so das DMSO-Optimum der Pfu-Polymerase ermittelt. Auf 0,8%igen Agarosegelen wurde das PCR-Produkt detektiert. Das durch pASK-IBA3-Primer amplifizierte DNA-Fragment wurde bei DMSO-Konzentrationen von 4 - 10% synthetisiert (Abbildung 16), während das pASKIBA5-Fragment nur bei PCRs mit 10%iger DMSO-Konzentration detektiert werden konnte (Abbildung 17). Alle nachfolgenden PCRs zur Amplifizierung des Fragments wurden mit 10%iger DMSO-Konzentration durchgeführt. 56 Ergebnisse M R 0 1 DMSO-Konzentration [%] 2 3 4 5 10 15 10 kb 4 kb 3 kb 2 kb 1 kb Abbildung 16: Optimierung der DMSO-Konzentration der PCR mit pASK-IBA3-Primern. Der grüne Pfeil markiert das amplifizierte Fragment (M = Marker, R = Referenzfragment, 0,8%iges Agarosegel). M R 0 DMSO-Konzentration [%] 1 2 3 4 5 10 15 10 kb 4 kb 3 kb 2 kb 1 kb Abbildung 17: Optimierung der DMSO-Konzentration der PCR mit pASK-IBA5-Primern. Der grüne Pfeil markiert das amplifizierte Fragment (M = Marker, R = Referenzfragment, 0,8%iges Agarosegel). Die Fragmente und Vektoren wurden dann parallel mit Sac II und Nco I verdaut (vgl. 2.2.2.1.2) und anschließend über ein PCR-Purification Kit aufgereinigt. Danach wurden die jeweiligen Fragmente mit den entsprechenden Vektoren über Nacht bei 4oC ligiert (vgl. 2.2.2.1.3). Die Ligationen wurden in XL1-Blue transformiert und die Zellen auf LB-Agar-Ampicillin-Platten ausgestrichen (vgl. 2.2.3.3.2). Mit den angewachsenen, selektierten Klonen wurde dann eine Kolonie-PCR angesetzt (vgl. 2.2.2.1.1), die auf ein 0,8%iges Agarosegel aufgetragen wurde (Abbildung 18A). Dann wurden je zwei positive Klone (2,3 bzw. 2',3') vermehrt und ihre Plasmid-DNA im kleinen Maßstab präpariert (vgl. 2.2.2.3.1). Diese DNA wurde mit Sac II und Nco I kontrollverdaut und über ein 0,8%iges Agarosegel analysiert (Abbildung 18B). Es wurden die erwarteten Fragmente von 1,1 kb Länge aus den Vektoren herausgeschnitten. Die Vektoren wurden sequenziert und pASK-IBA3 wurde für die Aufreinigung von MnmA verwendet. A 10 kb 4 kb 3 kb M Kolonie-PCR IBA3 IBA5 1 2 3 1' 2' 3' B M Kontrollverdau IBA3 IBA5 2 3 2' 3' 10 kb 4 kb 3 kb 2 kb 2 kb 1 kb 1 kb Abbildung 18: (A) Kolonie-PCR selektierter Klone (B) Kontrollverdau präparierter Plasmide Der grüne Pfeil markiert die MnmA-Fragmente (M = Marker, 0,8%ige Agarosegele). 57 Ergebnisse 3.2 Verschiedene Strategien der Expression und Aufreinigung von MnmA Für die Kristallisation von MnmA ist eine zuverlässige Expressions- und Aufreinigungsstrategie unerlässlich. Die Methodik muss so weit optimiert werden, dass die für die Kristallisation nötigen Proteinmengen erreicht werden, also mehrere Milligramm pro Aufreinigung. In dieser Diplomarbeit wurden drei verschiedene Expressionsstrategien getestet, um MnmA aufzureinigen. Als erstes wurde versucht das Protein ohne Affinitätssequenz (engl. tag) ionenaustauschchromatographisch Expressionsvektor verwendet. aufzureinigen. MnmA ohne Dabei wurde Affinitätssequenz pET-28a als besitzt ein Molekulargewicht von etwa 41 kDa und ist 358 Aminosäuren lang. Im zweiten Versuch wurde MnmA mit N-terminal fusioniertem Maltose-Bindeprotein (MBP) affinitätschromatographisch über Amylose-Säulenmaterial aufgereinigt. Als Expressionsvektor diente pMal-c2x. Das MBP-MnmA-Fusionsprotein hat ein Molekulargewicht von ca. 84 kDa. Da das Fusionsprotein eine PreScission ProteaseSchnittstelle besitzt, konnten MBP und MnmA voneinander zu getrennt werden. Da MBP und MnmA aber nahezu gleich groß sind, konnte eine Trennung der beiden Proteine über eine Gelfiltration ausgeschlossen werden. Es wurde daher versucht sie ionenaustauschchromatographisch zu trennen. Bei der dritten Strategie wurde MnmA mit C-terminalem Strep-tag II über Strep-TactinSäulenmaterial aufgereinigt. Als Expressionsvektor diente pASK-IBA3. Da die Streptag-Affinitätssequenz nur aus acht Aminosäuren besteht, brauchte sie nicht entfernt zu werden. MnmA mit Strep-tag II hat ein Molekulargewicht von etwa 42 kDa. 3.2.1 Expression und Aufreinigung von MnmA ohne Affinitätssequenz 3.2.1.1 Überexpression in E. coli Das für MnmA codierende Gen war bereits in den Vektor pET-28a kloniert (vgl. 3.1.1). Der Vektor wurde in DH5 vermehrt und durch eine Midi-Präparation isoliert (vgl. 2.2.2.3.2). Für die Expression von MnmA in E. coli wurde zunächst ein geeigneter Expressionsstamm gesucht. Dazu wurden mehrere Stämme (BL21, BL21 (DE3), BL21 (DE3) LysE, BL21 (DE3) LysS, BL21 (DE3) RIL, BL21 (DE3) Rosetta 2, ER 2508) 58 Ergebnisse mit dem Vektor transformiert und auf Selektionsplatten ausgestrichen (vgl. 2.2.3.3). Von den Platten wurden kleine Kulturen in 10 ml LB-Medium (vgl. 2.2.3.4.1) in Reagenzgläsern angeimpft und für jeden Stamm im kleinen Maßstab mehrere Expressionsbedingungen (Temperatur und Induktionszeit) getestet. Induziert wurde mit 1 mM IPTG, sobald die Kulturen eine OD600 von 0,6 erreicht hatten. Die Induktionsdauer betrug 3-8 Stunden. Die Kulturen hatten in dieser Zeit in der Regel eine OD600 von 1,2 (nach 3 h) bis 2,5 (nach 8 h) erreicht. Es wurden jeweils Zellsuspensionsproben unmittelbar vor der Induktion (vI) und vor der Ernte (nI) genommen und durch SDS-PAGE auf die Expression von MnmA untersucht (vgl. 2.2.1.3.1). Die SDS-Gele der Testinduktion zeigten eine starke Expression von MnmA in BL21 (DE3) bei 25oC (schwarzer Pfeil), während bei BL21 (DE3) RIL keine Induktion erkennbar war (Abbildung 19). Die anderen Stämme zeigten ein schwaches Expressionsniveau. Daraufhin wurde eine Expression von MnmA in BL21 (DE3) im größeren Maßstab angesetzt (vgl. 2.2.3.4.2). Einem Liter LB-Medium mit 2% (w/v) Glucose, die die Basisexpression durch Promotorrepression senken sollte, wurden 20 ml Vorkultur zugegeben (vgl. 2.2.3.4.1). Die Expressionskultur wurde dann bei 37oC unter stetigem Schütteln inkubiert. Als die Zellen eine OD600 von 0,6 erreicht hatten (nach 1,5 - 2h), wurden sie mit 0,5 mM IPTG induziert und bei 25oC weiter geschüttelt. Nach erreichen einer OD600 von 1,8 - 2 wurden die Zellen geerntet. M vI BL21 (DE3) RIL 1h nI 2h nI 3h nI vI BL21 (DE3) 1h nI 2h nI 3h nI 102 kDa 97 kDa 66 kDa 45 kDa 27 kDa Abbildung 19: SDS-PAGE der Expressionstests von MnmA ohne Affinitätssequenz mit BL21 (DE3) RIL und BL21 (DE3). Der schwarze Pfeil markiert die Induktionsbande von MnmA bei BL21 (DE3) (M = Marker, vI = vor Induktion, nI = nach Induktion, 10%iges SDS-Gel). Der Zellaufschluss zeigte jedoch, dass das Protein kaum löslich war (vgl. 3.2.1.2) und von den Zellen in so genannte „inclusion bodies“ eingelagert wurde. Um dieses Problem zu lösen wurde die Expressionstemperatur auf 22oC gesenkt. Jedoch zeigte diese Veränderung der Expressionsbedingung nur einen geringen Effekt. Bei tieferen Temperaturen und Zugabe von 5% Ethanol starben die Zellen nach der Induktion ab. Bei Löslichkeitstests mit anderen Stämmen zeigte sich ein ähnliches Verhalten. 59 Ergebnisse 3.2.1.2 Zellernte und Aufschluss Die Schüttelkultur wurde durch Zentrifugation geerntet und die Zellen wurden im Fluidizer aufgeschlossen, wie unter 2.2.3.5 beschrieben. Die für die jeweilige Aufreinigung optimierten Aufschlussbedingungen, die sich im Laufe der Arbeit ergaben, sind in den jeweiligen Kapiteln angeführt. Lysispuffer: 50 mM Tris/HCl pH 7,5 100 mM NaCl 2 mM EDTA 4 mM DTT 1 Tablette Protease Inhibitor Nach der Ultrazentrifugation wurden Proben von Überstand und Pellet (Sediment) zusammen mit Induktionsproben über ein SDS-Gel auf Induktion und Löslichkeit von MnmA ohne Affinitätssequenz untersucht (Abbildung 20). Es zeigte sich, dass der überwiegende Teil des synthetisierten Proteins unlöslich war (schwarzer Pfeil). M vI BL21 (DE3) nI U P 102 kDa 97 kDa 66 kDa 45 kDa Abbildung 20: SDS-PAGE eines Löslichkeitstests von MnmA ohne Affinitätssequenz in BL21 (DE3) bei 25oC. Der schwarze Pfeil markiert unlösliches MnmA (M = Marker, vI = vor Induktion, nI = nach Induktion, U = Überstand, P = Pellet, 10%iges SDS-Gel). Expressionen bei 22oC und die Erhöhung der Salzkonzentration im Lysispuffer auf 300 mM NaCl zeigte ein wenig Erfolg. Dennoch blieben ca. 80% des Proteins unlöslich. Durch die hohe Expressionsrate des Proteins (ca. 50 mg MnmA pro Liter Expressionskultur) schien es dennoch lohnenswert den Rohextrakt ionenaustauschchromatographisch aufzutrennen. Sowohl Anionenaustauschchromatographie über DEAE-Sepharose (vgl. 2.2.4.1.3), als auch Kationenaustauschchromatographie über CM-Sepharose oder Source 30S (vgl. 2.2.4.1.4) zeigten keine klaren Resultate. Es gelang nicht MnmA ohne Affinitätssequenz aufzureinigen. 60 Ergebnisse 3.2.2 Expression und Aufreinigung des MBP-MnmA-Fusionsproteins 3.2.2.1 Überexpression in E. coli Auch für diese Aufreinigungsstrategie wurde ein fertig klonierter Expressionsvektor zur Verfügung gestellt. In diesem System war das für MnmA codierende Gen bereits in den Vektor pMal-c2x kloniert (vgl. 3.1.1). Der Vektor wurde wieder in DH5 vermehrt und durch eine Midi-Präparation isoliert (vgl. 2.2.2.3.2). Für die Expression in E. coli wurde zunächst analog zu 3.2.1.1 ein geeigneter Expressionsstamm gesucht. Es wurden die für das pMal-System optimierten Stämme ER 2507 und ER 2508 getestet, aber auch BL21 (DE3), BL21 (DE3) LysE, BL21 (DE3) LysS und BL21 (DE3) RIL wurden mit dem Vektor transformiert und selektiert. Wiederum wurden 10 ml Testkulturen mit LB-Medium angesetzt, um im kleinen Maßstab mehrere Expressionsbedingungen (Temperatur und Induktionszeit) zu ermitteln. Nach erreichen einer OD600 von 0,6 wurde mit 1 mM IPTG induziert (3 - 6 h). Es wurden Zellproben vor Induktion und Ernte genommen und auf ein SDS-Gel aufgetragen. Es zeigte sich, dass alle getesteten Stämme das MBP-MnmAFusionsprotein (ca. 83 kDa) exprimierten. Die Expressionsstärken waren bei ER 2507, BL21 (DE3) RIL, BL21 (DE3) LysE und BL21 (DE3) LysS auf dem gleichen, hohen Niveau (Abbildung 21). Andere Stämme zeigten ähnliche Expressionsniveaus. ER2507 M vI BL21(DE3) BL21(DE3) BL21(DE3) RIL LysE LysS nI vI nI vI nI vI nI 102 kDa 97 kDa 66 kDa 45 kDa Abbildung 21: SDS-PAGE der Expressionstests von MBP-MnmA mit verschiedenen E. coli-Stämmen bei 30oC. Der schwarze Pfeil markiert die Laufhöhe des induzierten MBP-MnmA-Fusionsproteins (M = Marker, vI = vor Induktion, nI = nach Induktion, 10%iges SDS-Gel). Für die Expression des Fusionsprotein in BL21 (DE3) LysE wurden Literkulturen mit LB-Medium angesetzt und 2% (w/v) Glucose zugegeben. Glucose senkt die Basisexpression und reprimiert die Expression von Amylasen, die das AmyloseSäulenmaterial abbauen können. Die Expressionskultur wurde 1:500 mit der Vorkultur angeimpft und dann bei 37oC geschüttelt. Nach Erreichen einer OD600 von 0,6 (nach 1 1,5h) wurde sie mit 0,5 mM IPTG induziert und bei 30oC weiter vermehrt. 61 Ergebnisse 3.2.2.2 Zellernte und Aufschluss Die Zellen der Expressionskultur wurden bei einer OD600 von 1,8 - 2, wie unter 2.2.3.5 angegeben, geerntet. Der Aufschluss erfolgte durch Ultraschall mit dem Sonifier. Lysispuffer: 50 mM Tris/HCl pH 7,5 300 mM NaCl 2 mM EDTA 4 mM DTT 1 Tablette Protease Inhibitor Nach der Ultrazentrifugation wurde die Löslichkeit des MBP-MnmA-Fusionsproteins durch ein SDS-Gel untersucht (Abbildung 22). Etwas weniger als die Hälfte des synthetisierten Proteins war löslich. Die Expressionsrate war aber so hoch, dass pro Liter Kultur immer noch 50 - 100 mg MBP-MnmA-Fusionsprotein löslich war. M BL21 (DE3) Lys E P Ü 102 kDa 97 kDa 66 kDa 45 kDa Abbildung 22: Löslichkeitstest (pMal-c2x) von MBP-MnmA in BL21 (DE3) LysE bei 30oC. Der schwarze Pfeil markiert die Laufhöhe von MBP-MnmA (M = Marker, U = Überstand, P = Pellet, 10%iges SDS-Gel). 3.2.2.3 Affinitätschromatographische Aufreinigung über Amylose-Harz Die Aufreinigung von Proteinen mit N-terminal fusioniertem Maltose-Bindeprotein über ein Amylose-Harz ist eine selektive Art der Affinitätschromatographie. Der MBPAnteil des MBP-MnmA-Fusionsproteins bindet an die Amylose, während andere Proteine von E. coli das Säulenmaterial passieren. Die Aufreinigung über die Amylose-Säule erfolgte nach der in Kapitel 2.2.4.1.1 beschriebenen Methode. Die Abbildung 23 zeigt ein typisches Chromatogramm einer solchen Aufreinigung. Die blaue Kurve zeigt die UV-Absorption (280 nm) in Korrelation zum Volumen der eluierten Probe und die rote Kurve verdeutlicht die jeweilige Leitfähigkeit. Nachdem der Proteinrohextrakt geladen war, brauchte es ca. 8 62 Ergebnisse ml bis die Absorption anstieg. dies entspricht dem Flüssigkeitsvolumen der Säule. Das erste Maximum von ca. 350 mAu (Milliabsorptionseinheiten) wurde durch nichtbindende Proteine hervorgerufen, die die Amylose-Gelmatrix ungehindert passierten. Der Anstieg der Leitfähigkeit begründet sich durch die höhere Salzkonzentration des Lysispuffers. Nach Beendigung der Probeninjektion ging die Absorption durch das Waschen der Säule auf null zurück. Nach Zugabe des Elutionspuffers stieg die Absorption auf ca. 250 mAu. Das gebundene MBP-MnmA-Fusionsprotein wurde eluiert. Vom Durchfluss wurden 10 ml-Fraktionen und vom Eluat 5 ml-Fraktionen gesammelt. Fraktionsproben wurden über SDS-PAGE analysiert (Abbildung 24). Elution Abbildung 23: Chromatogramm der Affinitätschromatographie von MBP-MnmA-Fusionsprotein über eine Amylose-Säule. Der schwarze Pfeil markiert den Zeitpunkt der Zugabe des Elutionspuffers (Blau: UV-Absorption bei 280 nm, Rot: Leitfähigkeit). M R P Ü 1 Durchfluss Eluat 2 3 5 7 18 19 20 21 22 23 24 102 kDa 97 kDa 66 kDa 45 kDa Abbildung 24: SDS-PAGE der Affinitätschromatographie von MBP-MnmA über eine Amylose-Säule. Die Zahlen bezeichnen die Fraktionen. Der Pfeil markiert die Laufhöhe des Fusionsproteins (M = Marker, R = Rohextrakt, P = Pellet, U = Überstand, 10%iges SDS-Gel). Auf dem SDS-Gel erkennt man, dass die Aufreinigung mit Amylose-Säulenmaterial zufrieden stellend funktioniert hat. Der größte Teil der E. coli-Proteine wurde abgetrennt (Durchfluss). Das MBP-MnmA-Fusionsprotein ist in den Fraktionen des Eluats als breite Bande bei 80-90 kDa sichtbar. 63 Ergebnisse Dennoch sind die Elutionsfraktionen durch unspezifisch gebundenes Fremdprotein verunreinigt. Weiterhin ist ersichtlich, dass ein Teil des Fusionsproteins nicht gebunden hat und als Bande im Durchfluss erscheint. Die Proteinbestimmung ergab aber, dass bei dieser Art der Aufreinigung 50-80 mg Fusionsprotein pro Liter Expressionskultur gewonnen wurden. Die Elutionsfraktionen wurden vereinigt und für die anschließende Gelfiltration auf 2 mg/ml ankonzentriert (vgl. 2.2.1.2). 3.2.2.4 Ausschlusschromatographische Aufreinigung Für die präparative, ausschlusschromatographische Aufreinigung des MBP-MnmAFusionsproteins aus der Affinitätschromatographie wurde wie unter 2.2.4.1.5 verfahren. Das Chromatogramm der Gelfiltration mit der Superdex 200 ist in Abbildung 25 dargestellt. Es ist nur ein Absorptionsmaximum (750 mAu) bei 115 ml zu erkennen. Dies entspricht dem Ausschussvolumen der Säule. Eine Berechnung des tatsächlichen Elutionsvolumens ergab, dass monomeres MBP-MnmA-Fusionsprotein mit 83 kDa bei ca. 160 ml zu erwartet war. Das Eluat wurde durch SDS-PAGE (Abbildung 26) untersucht. Abbildung 25: Chromatogramm der Ausschlusschromatographie von MBP-MnmA-Fusionsprotein über eine Superdex 200. (blau: UV-Absorption bei 280 nm, rot: Leitfähigkeit). M 21 22 23 24 25 26 27 28 33 34 102 kDa 97 kDa 66 kDa 45 kDa Abbildung 26: SDS-PAGE der Ausschlusschromatographie von MBP-MnmA-Fusionsprotein über eine Superdex 200. Die Zahlen bezeichnen die Fraktionen (M = Marker, 10%iges SDS-Gel). 64 Ergebnisse Auf dem SDS-Gel erscheint das Fusionsprotein in den Fraktionen des Maximums. Dies lässt auf die Bildung von unspezifischen Aggregationen aus Protein und RNA schließen. Alle proteinhaltigen Fraktionen waren zudem gleichmäßig mit Spuren kleinerer Proteine kontaminiert. Die Fraktionen aus dem Bereich in dem man das Fusionsprotein erwartete (Fraktion 33 & 34) waren leer. Eine Erhöhung der Salzkonzentration auf 200 mM NaCl zeigte keine Trennwirkung. Auch durch Zugabe von 6 mM DTT ließ sich das Oligomer nicht auflösen, aber die Kontaminationen verschwanden. Dennoch wurden die Fraktionen 22-25 vereinigt, auf eine Proteinkonzentration von 10 mg/ml ( 120 µM) ankonzentriert (vgl. 2.2.1.1 und 2.2.1.2) und in Kristallisationsansätze pipettiert. Die Ausbeute an Fusionsprotein sank nach den Gelfiltrationen auf 15-30 mg MnmA pro Liter Expressionskultur. 3.2.2.5 PreScission Protease-Verdau des MBP-MnmA-Fusionsproteins Im MBP-MnmA-Fusionsprotein liegt eine PreScission Protease-Schnittstelle, die die beiden Enzyme trennt. Diese kurze Aminosäuresequenz muss zugänglich sein. Sie wird spezifisch durch die PreScission Protease erkannt und geschnitten. Der Proteaseverdau wurde gemäß Kapitel 2.2.4.3 durchgeführt. Zur Kontrolle wurde die Schnittkinetik der PreScission Protease untersucht. Zwei 1 ml Proben mit 1 mg /ml MBP- MnmA-Fusionsprotein wurden mit 50 µl PreScission Protease versetzt und bei 4oC bzw. bei RT inkubiert. Nach unterschiedlichen Abständen (0 - 24 h) wurden Proben entnommen, die dann über SDS-PAGE analysiert wurden (Abbildung 27). M 0h 0,5 h 1h 2h 5h 24 h 102 kDa 97 kDa 66 kDa 45 kDa Abbildung 27: SDS-PAGE der Schnittkinetik von MBP-MnmA-Fusionsprotein vom Verdau bei 4oC. Der Pfeil markiert die Laufhöhe von geschnittenem MnmA und MBP (M = Marker, 10%iges SDS-Gel). Das SDS-Gel zeigt, dass mit zunehmender Dauer des PreScission Protease-Verdaus die Konzentration der geschnittenen Produkte (MBP und MnmA) zunimmt. Da beide Proteine ungefähr gleich groß sind, konnten sie nicht über SDS-PAGE getrennt werden. Fusionsprotein und MBP mussten auf einem anderen Weg aus der Proteinlösung entfernt werden. 65 Ergebnisse Auf dem Gel erkennt man aber auch, dass selbst nach einem Tag nur etwa die Hälfte des Fusionsproteins geschnitten wurde. Der Verdau funktioniert relativ schlecht. Eine längere Inkubation und die Zugabe von mehr PreScission Protease änderte an diesem Sachverhalt nichts. Bei 25oC wurde das Fusionsprotein schneller, aber nicht besser geschnitten. Man konnte jedoch beobachten, dass die geschnittenen Proteine präzipierten, was beim Verdau bei 4oC nicht passierte. Diese Erkenntnisse trugen zur Entwicklung einer optimierten Aufreinigungmethode bei. Dabei wurde Amylose-Harz in eine Leersäule von BioRad gegeben und wie unter 2.2.4.1.1 angegeben verfahren. Nach dem Binden des MBP-MnmA-Fusionsproteins und dem Waschen der Säule, wurden 100 µl PreScission Protease zugegeben (vgl. 2.2.4.3). Eine Peristaltikpumpe wurde angeschlossen und pumpte den protease-haltigen Puffer langsam (0,5 ml/min) und zyklisch durch das Gelbett (12 - 16 h bei 4oC). Auf diese Weise wurde die Protease gleichmäßig verteilt. Nach dem Verdau wurde der Säulenpuffer mit abgeschnittenem MnmA durch Zugabe von frischem Puffer aus dem Gelbett gewaschen und gesammelt. Dann wurde die Säule mit Elutionspuffer gewaschen und so gebundenes MBP entfernt. Proben von Wasch- und Elutionsfraktion wurden über SDSPAGE analysiert (Abbildung 28). M D W E 102 kDa 97 kDa 66 kDa 45 kDa Abbildung 28: SDS-PAGE der affinitätschromatographischen Aufreinigung mit PreScission ProteaseVerdau von MBP-MnmA über eine Amylose-Harz. Der Pfeil markiert die Laufhöhe der geschnittenen Proteine (M = Marker, D = Durchfluss, W = Waschfraktion, E = Elutionsfraktion, 10%iges SDS-Gel). Auf dem SDS-Gel erkennte man, dass das ungeschnittene Fusionsprotein erfolgreich abgetrennt wurde. Die Waschfraktion enthielt ausschließlich Protein mit einem Gewicht von ca. 45 kDa. In der Elutionsfraktion erschien dann MBP bei ca. 45 kDa und das Fusionsprotein bei ca. 80 kDa. Zwischen den beiden 45 kDa-Banden von Wasch- und Elutionsfraktionen war ein leichter Laufunterschied erkennbar, was auf den geringen Größenunterschied von MBP und MnmA (2 kDa) hinweist. Jedoch ließ die Auflösung des Gels keine weitere Interpretation zu. Da sich MBP u.U. von der Amylose löst 66 Ergebnisse (C. Gouloudis, persönliche Mitteilung), konnte die vollständige Reinheit von MnmA noch nicht bewiesen werden. Um vermutete MBP-Kontaminationen spezifisch nachzuweisen wurde ein Western-Blot durchgeführt (vgl. 2.2.1.4.3). Doch der Primärantikörper war polyklonal und kreuzreagierte sogar mit der Negativkontrolle. Die Ergebnisse hatten keinerlei Aussagekraft. Um MBP nachzuweisen wurde anschließend versucht die Waschfraktion durch Ionenaustauschchromatographie aufzutrennen. 3.2.2.6 Ionenaustauschchromatographische Aufreinigung des geschnittenen Fusionsproteins über An- und Kationentauscher Die Waschfraktion des PreScission Protease-Verdaus auf dem Amylose-Harz wurde auf ein Endvolumen 30 ml ankonzentriert (vgl. 2.2.1.2) und über eine HiPrep 26/10 Desalting-Säule umgepuffert (vgl. 2.2.4.2). Die Anionenaustauschchromatographie mit einer DEAE-Sepharose-FF-Säule wurde nach den Angaben in Kapitel 2.2.4.1.3 durchgeführt. Der theoretische isoelektrische Punkt (pItheoret) von MnmA liegt bei 7,6. Die Puffer wurden etwas mehr als eine pHEinheit darüber eingestellt (pH 8,8). Der kalkulierte pI von MBP liegt bei 5,8. Das Protein sollte an der DEAE-Sepharose binden und deutlich später als MnmA eluieren. Das Elutionsprofil ist in Abbildung 29 dargestellt. Das Chromatogramm zeigt bei Injektion der Waschfraktion einen Anstieg der UV-Absorption, die dem Durchfluss entspricht. Das Eluat teilt sich in ein mittleres Maximum, ein kleines Maximum und ein sehr großes Maximum. Proben einiger Fraktionen der Absorptions-Maxima wurden durch SDS-PAGE analysiert (Abbildung 30). Durchfluss Eluat Abbildung 29: Chromatogramm der Ionenaustauschschromatographie von MBP und MnmA nach dem PreScission Protease-Verdau auf Amylose-Harz [Waschfraktion] (blau: UV-Absorption bei 280 nm, rot: Leitfähigkeit, grün: Salzgradient). 67 Ergebnisse M D W E 5 6 7 8 9 10 23 24 25 26 27 28 29 30 31 32 102 kDa 97 kDa 66 kDa 45 kDa 27 kDa Abbildung 30: SDS-PAGE der Ionenaustauschchromatographie der Waschfraktion des PreScission Protease-Verdaus auf Amylose-Harz. Die Zahlen bezeichnen die Fraktionen (M = Marker, D = Durchfluss, W = Waschfraktion, E = Elutionsfraktion, 12,5%iges SDS-Gel). Die Fraktionen 5-10 vom Durchfluss und die Fraktionen 23-32 vom Eluat wurden untersucht. Es zeigte sich, dass ein großer Teil des Proteins nicht gebunden hatte. Dies sollte theoretisch nicht passieren, da der pH-Wert des Puffers weit über den isoelektrischen Punkten der Proteine lag. Das restliche Protein wurde zwar eluiert, war auf dem Gel aber als Doppelbande zu erkennen. Dabei handelt es sich nicht um Abbauprodukte von MnmA, da solche Erscheinungen nie beobachtet wurden. Die Salzkonzentration bei der Elution am ersten (mittleren) Maximum betrug ungefähr 140 mM NaCl. Bei einer solchen Konzentration eluieren schwächer geladene Proteine mit einem höheren pI (z.B. MnmA). Das zweite (kleine) Maximum der Elution korrelierte mit einer NaCl-Konzentration von 240 mM. Bei dieser Salzkonzentration eluieren stärker geladene Proteine mit niedrigem pI (z.B. MBP). Durch das SDS-Gel konnte keinem der beiden Proteine ein definiertes Maximum zugeordnet werden. Die Doppelbanden und die schlechte Auflösung machten die genaue Zuordnung der Proteine unmöglich. Es konnte nicht ermittelt werden, welches Protein bei der jeweiligen Salzkonzentration eluiert wurde. Die Salzkonzentration am dritten, sehr hohen Maximum lag bei 410 mM NaCl. Dort eluieren stark negativ geladene Makromoleküle, wie z.B. Nukleinsäuren. Diese Annahme korreliert mit den Beobachtungen. Auf dem SDS-Gel erkennt man, das diese Fraktionen mit der höchsten Absorption kein Protein enthalten. Mit Coomassie kann man Nukleinsäuren nicht anfärben. Deshalb sind die Spuren 30-32 leer. Eine detaillierte Auflösung des Elutionsbereichs zwischen 100 und 250 mM NaCl mittels einer ResourceQ und eine Erhöhung des pH-Wertes auf pH 9 brachte keine Veränderung mit sich. Die Anionenaustauschchromatographie brachte keine Gewissheit über den Reinheitsgrad von MnmA. Die Kationenaustauschchromatographien über CM-Sepharose und Source 30s (vgl. 2.2.4.1.4) brachten keine verwertbaren Ergebnisse. 68 Ergebnisse Auch ein pH-Gradient über die ResourceS führte zu keinem Ergebnis. Das Protein fiel bei einem pH-Wert unter pH 6 aus. Dennoch wurden die Fraktionen 23-28 des Eluats aus dem DEAE-Aufreinigung zur weiteren Präparation vereinigt und auf ein Volumen von 5 ml ankonzentriert. 3.2.2.7 Ausschlusschromatographische Aufreinigung des geschnittenen Fusionsproteins Als nächster und letzter Aufreinigungsschritt wurde eine präparative Gelfiltration mit einer Superdex 75-Säule, wie unter 2.2.4.1.5 beschrieben, durchgeführt. Das Chromatogramm der Gelfiltration wird in Abbildung 31 dargestellt. Es sind vier Absorptionsmaxima erkennbar. Das erste kleine Maximum ist bei 100 ml, also im Ausschlussvolumen der Säule. Das zweite und höchste Maximum wird bei 142 ml erreicht. Dies entspricht einem Molekulargewicht von 72 kDa. Bei 166 ml folgt der dritte und zweithöchste Gipfelpunkt der UV-Absorption, der für Moleküle mit einem Gewicht von 42 kDa steht. Der letzte Höchstwert folgt bei 300 ml und stellt kleine, UVabsorbierende Moleküle dar (z.B. oxidiertes DTT). Anhand dieser Beobachtungen konnte spekuliert werden, dass das zweite, höchste Maximum dem MnmA (41 kDa) mit einer gebunden tRNA (30 kDa) entspricht. Das Molekulargewicht dieses Komplexes liegt bei ca. 70 kDa. Das dritte Maximum würde mit MBP korrelieren. Die Fraktionen der Maxima wurden mittels SDS-PAGE analysiert (Abbildung 32). Abbildung 31: Chromatogramm der Ausschlusschromatographie von MnmA und MBP nach der Anionenaustauschchromatographie (Fraktionen 23-28) über eine Superdex 75. (blau: UV-Absorption bei 280 nm, rot: Leitfähigkeit). 69 Ergebnisse M 25 26 27 28 29 30 31 32 33 34 35 70 kDa 60 kDa 50 kDa 40 kDa 30 kDa Abbildung 32: SDS-PAGE der Ausschlusschromatographie von MBP und MnmA über eine Superdex 75. Die Zahlen bezeichnen die Fraktionen (M = Marker, 12,5%iges SDS-Gel). Die SDS-PAGE der Ausschlusschromatographie wurde in einer Höfer-Gelkammer von Amersham Pharmacia Biotech durchgeführt, die eine deutlich höhere Auflösung bietet. Man erkennt auf dem Gel einen Laufunterschied zwischen den Proben des zweiten und dritten Maximums. Die Fraktionen des ersten und vierten Maximums wurden auf einem separaten Gel untersucht. Es zeigten sich aber keine Proteinbanden. Aggregationen oder Doppelbanden, wie sie bei der Anionenaustauschchromatographie auftraten, sind nicht zu erkennen. Das zweite Maximum ist MnmA und das dritte ist MBP. Um diese Behauptung zu unterstützen, wurde die Fraktionen 27-30 (Peak 1) und die Fraktionen 32-34 (Peak 2) separat vereinigt und ankonzentriert (5 µM). Die Proteine in den beiden Proben wurden dann im Labor von Bernhard Schmidt N-terminal ansequenziert. Dabei wurden folgende Sequenzen ermittelt: Peak 1: (M) P (G) S K V G A L Peak 2: M K I E (E) G K L V I Vergleicht man die Sequenz von Peak 1 mit der Anfangssequenz von MnmA, so stellt man Gemeinsamkeiten fest. Mit der Sequenz von Peak 2 gibt es keine Ähnlichkeiten. MnmA: MKVGVALSG Die Vermutung, die bei der Auswertung des Chromatogramms getroffen wurde, bestätigte sich. MnmA hat eine tRNA gebunden und eluiert im zweiten Maximum (Peak 1). Dies verdeutlicht die hohe Affinität von MnmA zu tRNA. Während der ganzen komplexen Aufreinigungsprozedur hat sich die tRNA nicht gelöst. Mit dieser Art der Aufreinigung ist es offenbar nicht möglich, MnmA ohne gebundenes Substrat zu gewinnen. Das gewonnene Protein wurde auch nicht zur Kristallisation verwendet. 70 Ergebnisse 3.2.3 Expression und Aufreinigung von MnmA mit Strep-tag II 3.2.3.1 Überexpression in E. coli Der pASK-IBA3-Vektor bietet eine Reihe von Vorteilen. Dieses Plasmid besitzt einen tetA-Promotor, der von E. coli nicht erkannt wird. Das Gen sollte vor der Induktion mit Anhydrotetracyclin (AHTC) nicht abgelesen werden. Des Weiteren ist die Affinitätssequenz sehr kurz (8 Aminosäuren) und behindert so die Faltung des exprimierten Zielproteins kaum. Er muss für die Kristallisation nicht durch einen Proteaseverdau entfernt werden. Zudem ist die Affinitätssequenz mit dem C-Terminus des Zielproteins fusioniert, so dass bei der Aufreinigung nur vollständig exprimiertes Protein am Strep-Tactin-Säulenmaterial binden kann. Säulenmaterial und Affinitätssequenz sind so auf einander abgestimmt, dass andere Proteine von E. coli nicht binden können. Nach der Präparation des neu klonierten Vektors pASK-IBA3-MnmA (vgl. 3.1.2.2) wurde ein geeigneter Expressionsstamm gesucht (vgl. 3.2.1.1). Dabei wurden die Empfehlungen von IBA berücksichtigt. Es wurden die E. coli-Stämme XL1-Blue, XL10-Gold, BL21, BL21 (DE3), BL21 (DE3) Rosetta 2 und ER 2507 getestet. Dabei wurde analog zu 3.2.2.1 verfahren. Die Induktion erfolgte hingegen nicht mit IPTG, sondern durch Zugabe von AHTC. Proben der Testkulturen vor und nach Induktion wurden mittels SDS-PAGE analysiert (Abbildung 33). XL1- XL10- BL21 BL21 BL21 ER Blue Gold (DE3) (DE3) 2507 Rosetta 2 M vI nI vI nI vI nI vI nI vI nI vI nI 102 kDa 97 kDa 66 kDa 45 kDa 27 kDa Abbildung 33: SDS-PAGE der Expressionstests von MnmA mit Strep-tag II mit verschiedenen E. coliStämmen bei 30oC. Der Pfeil markiert die stärkste Induktionsbande des Proteins bei BL21 (DE3). (M = Marker, vI = vor Induktion, nI = nach Induktion, 15%iges SDS-Gel). Eine Induktion der Proteinexpression war bei den meisten der getesteten Stämme zu erkennen. Es zeigte sich aber, dass das Protein schon vor der Induktion exprimiert wurde. In allen Proben, die vor der Induktion entnommen wurden, sind starke Banden bei ca. 45 kDa sichtbar. 71 Ergebnisse Die Probe von E. coli BL21 (DE3) zeigte eine starke Induktionsbande bei ca. 45 kDa (schwarzer Pfeil). Dieser Stamm wurde für die Expression im großen Maßstab gewählt. Parallel wurde die Induktion der Proteinexpression von pASK-IBA5 getestet (Daten nicht gezeigt). Dort wurden vergleichbare Resultate erzielt. Für die Expression von MnmA-Strep-tag II in BL21 (DE3) wurden Literkulturen mit LB-Medium und 1% (w/v) Glucose (Senkung der Basisexpression) angesetzt. Die Expressionskultur wurde 1:500 mit der vorbereiteten Vorkultur (vgl. 2.2.3.4.1) angeimpft und dann bei 37oC vermehrt. Nach dem Erreichen einer OD600 von 0,6 wurden sie mit 0,5 M induziert und die Expression wurde bei 25oC inkubiert. Später wurde auch bei 20oC über Nacht induziert, um die Löslichkeit zu erhöhen. Bei einer OD600 von 1,6 - 1,8 wurden die Zellen geerntet (vgl. 2.2.3.5). 3.2.3.2 Zellernte und Aufschluss Nach der Ernte wurden die Zellen im Lysispuffer resuspendiert und im Fluidizer aufgeschlossen (vgl. 2.2.3.5). In den ersten Aufreinigungen hatte der Lysispuffer eine Salzkonzentration von 300 mM NaCl. Durch spätere Erkenntnisse (vgl. 3.2.3.3) wurde er noch etwas modifiziert. Er enthielt dann 800 mM NaCl, um RNA vom MnmA abzulösen. Lysispuffer: 100 mM Tris/HCl pH 8 800 mM NaCl 2 mM EDTA 4 mM DTT 1 Tablette Protease Inhibitor Nach der Ultrazentrifugation wurde die Löslichkeit des MnmA durch ein SDS-Gel untersucht (Abbildung 35). Es zeigte sich, dass viel MnmA unlöslich war und bei der Ultrazentrifugation sedimentiert wurde (Pellet). Eine langsamere Expression bei 20oC verbesserte die Löslichkeit (Daten nicht gezeigt). 3.2.3.3 Affinitätschromatographische Aufreinigung über Strep-Tactin Die Aufreinigung über die Strep-Tactin-Säule erfolgte gemäß der im Kapitel 2.2.4.1.2 beschriebenen Methode. Die Abbildung 34 zeigt das Chromatogramm der ersten Aufreinigung. Dabei enthielten noch alle Puffer eine geringere Salzkonzentration von 150 mM. Die dunkelblaue Kurve zeigt die UV-Absorption bei 280 nm, die hellblaue Kurve zeigt die UV-Absorption bei 254 nm und die rote Kurve zeigt die Leitfähigkeit. 72 Ergebnisse Nach der Probeninjektion über einen Superloop, dem Waschen der Säule und der Zugabe von 5 ml Elutionspuffer wurde MnmA in einem schmalen Maximum eluiert. Es wurde ein zweites Mal mit 5 ml Elutionspuffer gewaschen, um sicherzustellen, dass kein Protein mehr am Strep-Tactin gebunden war. Es wurde nur noch ein zweites, kleines Maximum erreicht. Proben vom Durchfluss (Fraktionen 1-7), vom ersten Elutionsschritt (Fraktionen 11-18) und vom zweiten Elutionsschritt (Fraktionen 21-23) wurden via SDS-PAGE analysiert (Abbildung 35). Elution Abbildung 34: Chromatogramm der Affinitätschromatographie von MnmA mit Strep-tag II über eine Strep-Tactin-Säule mit 150 mM NaCl. Der schwarze Pfeil markiert die Zugabe des Elutionspuffers (dunkelblau: UV-Absorption bei 280 nm, hellblau: UV-Absorption bei 254 nm, rot: Leitfähigkeit). M vI nI P Ü 2 6 12 13 14 15 16 17 22 23 100 kDa 60 kDa 50 kDa 40 kDa 30 kDa 20 kDa Abbildung 35: SDS-PAGE der Affinitätschromatographie von MnmA mit Strep-tag II über eine StrepTactin-Säule. Des Weiteren sind Induktions- und Löslichkeitsproben mit aufgetragen (M = Marker, vI = vor Induktion, nI = nach Induktion, P = Pellet, U = Überstand, 12,5%iges SDS-Gel). Das SDS-Gel zeigt, dass MnmA sauber (geringe Kontaminationen durch Fremdprotein) und konzentriert im ersten Maximum (Fraktionen 11-18) eluiert. In der zweiten Elution ist kaum noch Protein enthalten. Dennoch wurde bei allen folgenden Aufreinigungen mit Strep-Tactin mit 10 ml Puffer eluiert. In den Fraktionen des Durchflusses erkennt man noch eine starke MnmA-Bande bei 45 kDa. Die Kapazität der Säule war aber nicht überschritten. Es handelt sich dabei wahrscheinlich um Protein ohne voll synthetisierten Strep-tag. Die Ausbeute lag im Durchschnitt bei 10 - 15 mg MnmA pro Liter Expressionskultur. 73 Ergebnisse Durch die Messung der UV-Absorption bei 280 nm und 254 nm konnte man Rückschlüsse auf die Kontamination des Proteins durch Nukleinsäuren ziehen. Proteine absorbieren ultraviolettes Licht bei einer Wellenlänge von ca. 280 nm, während die Nukleinsäuren Licht bei ca. 260 nm absorbieren. Die Kurven in Abbildung 34 sind auf die gleiche Höhe genormt, so dass man auf das Verhältnis von Nukleinsäuren zu Protein schließen kann. Man erkennt, dass das UV280/UV254-Verhältnis des Eluats kleiner als eins ist. Die Absorption des Eluats bei 254 nm (Nukleinsäuren) ist höher als die Absorption bei 280 nm (Protein). Die Vermutung lag nah, dass MnmA tRNAs gebunden hatte. Um dies zu bestätigen wurde eine 1:100 verdünnte Probe des Eluats im Spektralphotometer gegen Elutionspuffer vermessen. Ein Spektrum von 200 - 900 nm wurde aufgezeichnet. Bei einer Vergrößerung des UV-Bereichs (Abbildung 36) zeigte sich, dass das Absorptionsmaximum der Probe bei 259 nm lag, was ungefähr dem bestätigt. Absorption Absorptionsmaximum von Nukleinsäuren entspricht. Die Vermutung wurde dadurch 1,4 1,2 1,0 0,8 0,6 0,4 0,2 0,0 240 260 280 300 320 340 360 Wellenlänge [nm] Abbildung 36: UV-Spektrum für affinitätschromatographisch aufgereinigtes MnmA mit Strep-tag II vor der Behandlung mit 800 mM NaCl. Das Absorptionsmaximum liegt bei 259 nm. Für die Kristallisation wurde aber MnmA ohne gebundene tRNA benötigt. Das Substrat musste auf eine schonende Weise entfernt werden. So wurde anfänglich versucht das aggregierte Protein aus der Ausschlusschromatographie (3.2.3.4) durch Zugabe von Benzonase (RNase) von der tRNA abzutrennen. Das Protein wurde nach Zugabe der Benzonase 16 h bei 4oC inkubiert. Dann wurden die freigesetzten Nukleotide über eine PD-10 Entsalzungssäule von Amersham Pharmacia Biotech abgetrennt. Ein Spektrum dieser Probe zeigte wieder ein Maximum bei 260 nm. In einem weiteren Versuch die tRNA zu entfernen, wurde das Protein zusätzlich mit 800 mM NaCl versetzt. Nach der Entsalzung zeigte das Spektrum ein Maximum bei 280 nm. Die RNA wurde größtenteils entfernt. 74 Ergebnisse Diese Erkenntnisse wurden bei weiteren Aufreinigungen mit Strep-Tactin umgesetzt. Dem Lysispuffer wurde 800 mM NaCl zugegeben, um die RNA gleich zu Beginn der Aufreinigung abzulösen. Auch Wasch- und Elutionspuffer wurden mit 800 mM NaCl versetzt. Dann wurde wieder nach 2.2.4.1.2 verfahren. Das Chromatogramm der Aufreinigung mit 800 mM NaCl ist in Abbildung 37 dargestellt. Das UV280/UV254Verhältnis ist gegenüber dem Chromatogramm in Abbildung 34 deutlich höher. Man kann davon ausgehen, dass die tRNA größtenteils entfernt wurde. Eine SDS-PAGE der Fraktionen stellte sich, wie in Abbildung 35 gezeigt, dar. Das Protein wurde sehr sauber von der Säule eluiert. Elution Abbildung 37: Chromatogramm der Affinitätschromatographie von MnmA mit Strep-tag II über eine Strep-Tactin-Säule mit 800 mM NaCl. Der schwarze Pfeil markiert die Zugabe des Elutionspuffers (dunkelblau: UV-Absorption bei 280 nm, hellblau: UV-Absorption bei 254 nm, rot: Leitfähigkeit). Ein Spektrum des Eluats (Abbildung 38) zeigte ein Absorptionsmaximum bei 277 nm, wie es für Proteine erwartet wird. Aufgrund der Breite des Maximums ließ sich jedoch Absorption nicht sagen, ob die RNA vollständig entfernt wurde. 0,6 0,5 0,4 0,3 0,2 0,1 0,0 240 260 280 300 320 340 360 Wellenlänge [nm] Abbildung 38: UV-Spektrum für affinitätschromatographisch aufgereinigtes MnmA mit Strep-tag II nach der Behandlung mit 800 mM NaCl. Das Absorptionsmaximum liegt bei 277 nm. 75 Ergebnisse 3.2.3.4 Ausschlusschromatographische Aufreinigung Der letzte Aufreinigungsschritt, eine präparative Gelfiltration mit einer Superdex 75Säule, wurde vorwiegend genutzt um Aggregationen von MnmA zu detektieren. Weiterhin wurde durch die Gelfiltration das D-Desthiobiotin entfernt, entsalzt und umgepuffert. Diese wurde, wie unter 2.2.4.1.5 beschrieben, durchgeführt. Die Abbildung 39 stellt das Chromatogramm der Gelfiltration nach der ersten Aufreinigung mit Strep-Tactin dar. Man erkennt eine starke Aggregation von MnmA. Der größte Teil des Proteins eluiert im Ausschlussvolumen der Säule. Bei 160 ml (42 kDa), dort wo man das Protein erwartet zeigt sich kein Maximum. Eine Vermessung des Spektrums ergab ein Absorptionsmaximum bei ca. 260 nm. Alle Fraktionen mit UV-Absorption wurden durch SDS-PAGE analysiert (nicht dargestellt). Das Gel zeigte durch alle Fraktionen Banden auf gleicher Höhe, bei ungefähr 45 kDa. Abbildung 39: Chromatogramm der Ausschlusschromatographie von MnmA mit Strep-tag II vor Entfernung der RNA über eine Superdex 75 bei pH 8 und 100 mM NaCl (blau: UV-Absorption bei 280 nm, rot: Leitfähigkeit). Nach der Modifikation der Aufreinigungsbedingungen über Strep-Tactin wurden wiederum Gelfiltrationen mittels unterschiedlicher Superdex 75-Säulen durchgeführt. Dabei wurden die Effekte einer Erhöhung der Salzkonzentration auf 200 mM NaCl (Abbildung 40) und des pH-Wertes auf pH 9 (Abbildung 41) getestet. In beiden Fällen zeigte sich, dass monomeres, substratfreies MnmA gewonnen werden konnte. Es wird zwar immer noch viel Protein in aggregierter Form eluiert, jedoch liegt das höchste Maximum bei ca. 160 ml (pH8: Fraktionen 32-35, pH9: Fraktionen 30-34), d.h. bei 42 kDa. 76 Ergebnisse Bei der Spektralmessung lag das Absorptionsmaximum der vereinigten Fraktionen (3235 bzw. 30-34) jeweils bei 280 nm. Das SDS-Gel bestätigte (Abbildung 42), das die zwei höchsten Maxima nur das MnmA enthielten. Die Ausbeuten der Gelfiltrationen waren unterschiedlich. Es wurden jeweils 10 mg Protein aus dem Eluat der Strep-Tactin-Säule geladen. Die Gelfiltration bei pH 8 und 200 mM lieferte 6 mg monomeres MnmA (vereinigte Fraktionen 33-35). Bei pH 9 und 100 mM NaCl waren es 4 mg (vereinigte Fraktionen 30-33). Die höhere Salzkonzentration stabilisiert offenbar das Monomer. Das Protein war aufgereinigt und konnte kristallisiert werden. Monomeres MnmA Abbildung 40: Chromatogramm der Ausschlusschromatographie von MnmA mit Strep-tag II nach Entfernung der RNA über eine Superdex 75 bei pH 8 und 200 mM NaCl (blau: UV-Absorption bei 280 nm, rot: Leitfähigkeit). Monomeres MnmA Abbildung 41: Chromatogramm der Ausschlusschromatographie von MnmA mit Strep-tag II nach Entfernung der RNA über eine Superdex 75 bei pH 9 und 100 mM NaCl (blau: UV-Absorption bei 280 nm, rot: Leitfähigkeit). 77 Ergebnisse pH 8 pH 9 200 mM NaCl 100 mM NaCl 24 28 32 33 34 35 M 20 21 24 26 30 31 32 33 102 kDa 97 kDa 66 kDa 45 kDa Abbildung 42: SDS-PAGE der Ausschlusschromatographie von MnmA mit Strep-tag II nach Entfernung der RNA über eine Superdex 75 mit 200 mM NaCl pH 8 bzw. 100 mM NaCl pH 9. Die Zahlen bezeichnen die Fraktionen (M = Marker, 15%iges SDS-Gel). Trotz ähnlicher Höhen der Maxima von aggregiertem Protein (100 - 120 ml) und monomerem Protein (160 ml) enthielten die Monomer-Fraktionen 33 und 34 (pH 8) bzw. 31 und 32 (pH 9) viel mehr Protein als die Oligomer-Fraktionen 24 bzw. 20. Die Höhe der UV-Absorption bei 280 nm wird also auch von Nukleinsäuren beeinflusst. Die Fraktionen 33-35 aus der Gelfiltration bei pH 8 wurden auf 10 mg /ml ( 240 µM) ankonzentriert und zur Kristallisation verwendet. Das SDS-Gel zeigt keine Kontamination dieser Fraktionen durch andere Proteine. 3.3 Kristallisation von MnmA Die Kristallisation der 2-Thiouridinsynthestase MnmA soll eine Strukturaufklärung des Enzyms ermöglichen. Beim Vergleich mit Strukturen von substratgebundenem MnmA könnte der Mechanismus der Katalyse aufgeklärt werden. Des Weiteren könnte eine CoKristallisation mit der Sulfurtransferase IscS die Übertragung der Sulfhydrylgruppe sichtbar machen. Für die Kristallisationsansätze wurde das in dieser Arbeit aufgereinigte MBP-MnmAFusionsprotein (vgl. 3.2.2.4), sowie MnmA mit Strep-tag II-Affinitätssequenz aus Thermotoga maritima verwendet (vgl. 3.2.3.4). Die Ansätze wurden mit 2 mM DTT pipettiert, um den reduzierten Zustand der aktiven Cysteine zu gewährleisten. Auf die Zugabe von Substraten oder Bindungspartnern wurde verzichtet. 3.3.1 Kristallisation des MBP-MnmA-Fusionsproteins Durch die Aufreinigung wurde MBP-MnmA-Fusionsprotein in ausreichender Reinheit gewonnen. Trotz der aggregierten Form (vgl. 3.2.2.4) wurden die ersten Kristallisationstests durchgeführt. 78 Ergebnisse MBP-MnmA-Fusionsprotein wurde im sitzenden Tropfen mit einer Proteinkonzentration von 10 mg /ml ( 120 µM) bei 20° C pipettiert (vgl. 2.2.5.1). Dazu wurden folgende Eingangsbedingungen (engl. initial screens) verwendet: Crystal Screen 1 (CS1) Crystal Screen 2 (CS2) Crystal Screen Lite (CSL) Crystal Screen Cryo (CSC) Crystal Screen PEG/Ion (CSP) JB Screens 1-10 (JB 1-10) Footprint Screens 1-3 (FP 1-3) Structure Screen (STS) Die Bilder der Kristalle wurden mit einer Digitalkamera aufgenommen. Ihre Größe wurde durch ein Messraster im Binokular bestimmt. Nach einem Tag war in 50% aller Bedingungen braunes Präzipitat (denaturiertes Protein) erkennbar. Sieben Tagen später waren im Structure Screen in der Bedingung 33 (Abbildung 43) kleine, nadelförmige Kristalle erkennbar, die sternförmig gewachsen sind. Sie sind auf amorphem Präzipitat gewachsen. Im Well gab es teilweise Phasentrennungen durch PEG. Die Kristalle waren zu klein für eine Vermessung im Diffraktometer. Aufgrund ihrer geringen Größe konnten sie auch nicht über SDS-PAGE analysiert werden. Es wurde versucht die Kristalle zu reproduzieren. In der Originalbedingung gelang das nicht. Durch ein systematisches Raster von Bedingungen, die sich geringfügig in ihren Salz- und Präzipitanskonzentrationen unterschieden, wurde versucht eine Bedingung zu finden bei der sich die Kristalle reproduzieren oder sogar vergrößern ließen. Es wurde aber keine Bedingung gefunden, in der Kristalle gewachsen sind. Als letztes wurde versucht durch „Macro-Seeding“ (vgl. 2.2.5.2) die Kristalle zu vergrößern, doch auch das zeigte keinen Effekt. Abbildung 43: Sternförmiger Proteinkristall Structure Screen - 33 10 mg/ml (120 µM) MBP-MnmA 0,2 M Li2SO4 pH5,5 10 % PEG 1500 30 % Isopropanol Größe: 20 µm 79 Ergebnisse Ebenfalls nach einer Woche waren in der 12. Bedingung des Crystal Screens 2 kristallartige, braune Strukturen erkennbar (Abbildung 44), die scheinbar direkt im Präzipitat wuchsen. Sie waren relativ ungleichförmig und nicht durchsichtig. Auch diese Kristalle waren zu klein für Röntgenstrukturanalyse und SDS-PAGE. Deshalb wurden die Kristalle reproduziert und die Kristallisationsbedingung optimiert (Abbildung 45). Jedoch zeigte sich, dass bei Abwesenheit von DTT keine Kristalle wuchsen. Dennoch wurden sie im Diffraktometer vermessen. Dies brachte keine Ergebnisse, da keine Reflexe auf dem Detektor erkennbar waren. Abbildung 44: Braune, kristalline Strukturen Crystal Screen 2 - 12 10 mg/ml (120 µM) MBP-MnmA 0,1 M NaAc pH 4,6 0,1 M CdCl2 30 % PEG 400 Größe: 20 - 40 µm . Abbildung 45: Optimierung der Kristallisationsbedingung von Crystal Screen 2 - 12 Cadmium-Screen - C5 7 mg/ml (86 µM) MBP-MnmA 0,1 M NaAc pH 5 0,1 M CdCl2 20 % PEG 400 Größe: 50 - 80 µm Nach drei Monaten wuchsen in der Bedingung 21 Footprint Screens 3 kubische kristallähnliche Strukturen ohne glatte Flächen (Abbildung 46). Diese Kristalle waren ebenfalls zu klein für eine Vermessung im Röntgendiffraktometer. Eine Reproduktion der Kristalle gelang jedoch nicht. Abbildung 46: Kubische Kristallstrukturen Footprint Screen 3 - 21 10 mg/ml (120 µM) MBP-MnmA 0,2 M NH4Ac pH 4,5 9 % PEG 10.000 Größe: 50 µm Da ähnliche Kristalle im Structure Screen in der Bedingung 37 gefunden wurden (Abbildung 47), wurde auf die Optimierung der Kristallisationsbedingung verzichtet. 80 Ergebnisse Die Kristalle der 37. Bedingung des Structure Screens (Abbildung 47) waren, wie die des Footprint Screens 3, teilweise kubisch und mit rauen Oberflächen. Ihre Kristallstruktur scheint relativ ungeordnet zu sein. Einer der Kristalle wurde im Diffraktometer vermessen, streute den Röntgenstrahl aber nicht. Zur Verbesserung der Kristallordnung wurde ein „Micro-Seeding“ (vgl. 2.2.5.2) durchgeführt. Bisher zeigte sich aber kein Kristallwachstum. Abbildung 47: Kubische Kristalle Structure Screen - 37 10 mg/ml (120 µM) MBP-MnmA 20 % PEG 8000 40 % PEG 400 pH 4,5 Größe: 100 - 150 µm Die Kristallisation des MBP-MnmA-Fusionsproteins brachte bislang keine verwertbaren Ergebnisse. Es konnten während der Diplomarbeit keine Kristalle produziert werden, die eine Röntgenstrukturanalyse ermöglicht hätten. 3.3.2 Kristallisation von MnmA mit Strep-tag II Die Kristallisation von MnmA mit Strep-tag II sollte ebenfalls ohne Bindungspartner und Substrate durchgeführt werden. Das Protein wurde in einer Endkonzentration von 10 mg /ml ( 240 µM) bei Raumtemperatur pipettiert. Die Kristallisationsansätze wurden bei 20°C gelagert. Folgende Initial Screens wurden verwendet: Crystal Screen 1 (CS1) Crystal Screen 2 (CS2) Crystal Screen Lite (CSL) Crystal Screen Cryo (CSC) Crystal Screen PEG/Ion (CSP) Crystal Screen Natrix (CSN) JB Screens 1-10 (JB 1-10) Magic Screen (MS) Footprint Screen (FP 1-3) Structure Screen (STS) 81 Ergebnisse Nach einem Tag war in über 75% aller Wells nahezu alles Protein ausgefallen. Es fand sich in über 50% aller Bedingungen dunkelbraunes, denaturiertes Präzipitat. In 25% der Ansätze war das Präzipitat grau. Die anderen Wells blieben klar. Eine Woche später bot sich das gleiche Bild. Eine Kristallbildung war in keiner Bedingung zu erkennen. Entweder war das Protein in den Wells vollständig präzipitiert oder die Wells waren völlig klar. Dies wurde bei vielen Bedingungen mit Isopropanol beobachtet. Dennoch wurden amorphe, klare Proteinaggregationen oder andere ungewöhnliche Strukturen, die zur Kristallbildung führen könnten, bisher nicht gefunden. Durch die begrenzte Zeit dieser Diplomarbeit konnten die Ansätze nicht weiter beobachtet werden. 82 Diskussion 4. Diskussion Das Ziel dieser Diplomarbeit war, unterschiedliche Expressions- und Aufreinigungsstrategien für die 2-Thiouridinsynthetase MnmA aus Thermotoga maritima zu testen und zu etablieren, um hochreines, lösliches Protein ohne gebundene tRNA zu gewinnen. Zu Beginn der Arbeit standen zwei verschiedene Expressionssysteme zur Verfügung (pMal-c2x, pET-28a), auf denen aufgebaut wurde. Diese Systeme erwiesen sich aber im Laufe der Arbeit als ungeeignet (vgl. 3.2.1, 3.2.2), um das Protein aufzureinigen, so dass eine alternative Strategie der Aufreinigung etabliert werden musste. Hierzu musste das Gen, das für MnmA codiert (mnmA), in einen andern Expressionsvektor kloniert werden. Dies geschah zum einen durch Umklonierung des Gens und zum andern durch eine Neuklonierung des Gens aus genomischer DNA von Thermotoga maritima in alternative Expressionsvektoren. Die dabei auftretenden Probleme wurden, wie im Folgenden beschrieben, unterschiedlich gelöst. Nach der Klonierung wurde eine neue Expressions- und Aufreinigungsstrategie etabliert, um monomeres, substratfreies MnmA in großen Mengen zu gewinnen. Nach der Aufreinigung sollte das Protein kristallisiert werden. Die Kristalle sollten durch röntgenkristallographische Analysen untersucht werden, um die Aufklärung der Struktur des Proteins ermöglichen. Obwohl es im Rahmen dieser Diplomarbeit nicht gelungen war, MnmA für die Röntgenkristallographie in einer Form zu kristallisieren, die Röntgenbeugungsexperimente ermöglichte, konnten erste Bedingungen ermittelt werden, bei denen eine Kristallbildung erkennbar war. Die Kristalle, die sich gebildet hatten, streuten bei Beugungsexperimenten den Röntgenstrahl jedoch nicht. Eine Optimierung der Kristallisationsbedingungen gelang nur in einem kleinen Rahmen. 4.1 Klonierung von MnmA in Expressionsvektoren Da die Aufreinigung von MnmA mit den gegebenen Expressionssystemen nicht funktionierte (vgl. 3.2.1, 3.2.2), wurde versucht das Gen auf einem schnellen Weg in andere Expressionsvektoren umzuklonieren. Dazu wurde nach Vektoren mit alternativen Affinitätssequenzen gesucht, die Polylinker mit geeigneten Restriktionsschnittstellen besaßen. Parallel wurde das Gen neu amplifiziert und über andere Restriktionsschnittstellen in alternative Vektoren kloniert. 83 Diskussion 4.1.1 Umklonierung von MnmA aus pMal-c2x und pET-28a Die Umklonierung ist der schnellste Weg ein Gen von einem Expressionsvektor in einen anderen zu übertragen. Diese Umklonierung von MnmA gestaltete sich sehr schwierig. In den gegebenen Vektoren war das Gen für MnmA wie folgt einkloniert: pMal-c2x über BamH I und Hind III mit Stopp-Codon pET-28a über Nco I - Hind III mit Stopp-Codon Bei der ersten Umklonierung wurde versucht das Insert aus pMal-c2x in pET-28a zu übertragen. Der Restriktionsverdau der beiden Plasmide war stets vollständig (Daten nicht gezeigt). Das ausgeschnittene Fragment war klar auf dem Agarosegel zu erkennen und wurde extrahiert. Die Ligation in den Zielvektor (pET-28a) glückte jedoch nicht. Eine Senkung der Ligationstemperatur, eine Verlängerung der Inkubationszeit der DNA-Ligase und der Austausch des Ligasepuffers führten nicht zum gewünschten Ergebnis. Es wuchsen zwar Klone auf dem Selektionsmedium und die Kolonie-PCRs einiger dieser Klone war positiv, aber Kontrollverdaus und Sequenzierungen der präparierten Plasmide zeigten, dass sich das Fragment nicht im Vektor befand. Es kam offenbar, trotz Dephosphorylierung des Zielvektors, zu Religationen. Die Fehlersuche gestaltete sich ziemlich schwierig. Das Fragment ließ sich in den Ursprungsvektor ligieren, aber nicht in den Zielvektor. Der getrennte Verdau von pET-28a mit je einem Restriktionsenzym zeigte, dass die Schnittstellen intakt waren. Die Ligation sollte somit möglich sein. Es konnte nicht ermittelt werden, weshalb die Ligation misslang. Die Umklonierung in pET-28a wurde nach einigen ergebnislosen Versuchen eingestellt. Nach der ersten, erfolglosen Umklonierung wurde das Fragment von pET-28a-MnmA in pETM-30 kloniert. Dieses Plasmid gehört zu einer ganzen Serie von Expressionsvektoren, die unterschiedlichste Affinitätssequenzen, aber identische Polylinker aufweisen. Der gewählte Zielvektor besitzt vor dem Polylinker Gene für GST (Glutathion-S-transferase) und DCOH (DNA-Bindeprotein), zwischen denen sich eine Nco I-Restriktionsschnittstelle befindet. Beim Verdau mit Nco I und Hind III wurde DCOH ausgeschnitten und lief auf dem Agarosegel bei 300 bp (Daten nicht gezeigt). Dabei wurde automatisch die Intaktheit der Restriktionsschnittstellen überprüft. Die Ligation des Fragments funktionierte gut. Der Kontrollverdau (Abbildung 13) zeigte auf dem Agarosegel zwar nur eine schwache Fragment-Bande, doch die Sequenzierung des Vektors bestätigten die erfolgreiche Ligation. Aus Zeitgründen 84 Diskussion wurde auf die Aufreinigung von GST-MnmA-Fusionsprotein verzichtet und dieser Vektor diente nur als Absicherung falls die Aufreinigung mit Strep-tag IIAffinitätssequenz nicht funktionierte. 4.1.2 Neuklonierung von MnmA aus genomischer DNA von Thermotoga maritima Die Neuklonierung von MnmA fand parallel zu den Umklonierungen statt. Vergleichbare Polylinker der beiden Zielvektoren, pGex-6P1 und pET-28a, ermöglichten die Verwendung identischer Primer und eines einheitlichen PCRProgramms. Die Amplifizierung des Gens mit den pGex- und den pET-28a-Primern aus genomischer DNA von Thermotoga maritima funktionierte stets ohne Probleme, unabhängig von der verwendeten DNA-Polymerase. Das Produkt war immer sauber und als einzelne Bande auf den Agarosegelen aufgetrennt (Abbildung 14). Die Vektoren wurden durch einstündigen Restriktionsverdau mit BamH I und Xho I bei 37oC stets vollständig geschnitten. Banden ungeschnittener Plasmide waren auf den Agarosegelen nie zu erkennen (Abbildung 15). Durch einen Verdau mit jeweils einem Restriktionsenzym wurde bestätigt, dass beide Schnittstellen intakt waren (Daten nicht gezeigt). Es ließ sich jedoch nicht ermitteln, ob das amplifizierte Fragment richtig geschnitten wurde, da nur 10 Nukleotide des 1,1 kb langen Gens durch den Restriktionsverdau entfernt wurden. Auf einem 2 %igen Agarosegel konnte kein Laufunterschied zwischen verdautem und unverdautem Fragment beobachtet werden. Trotz dieser nahezu optimalen Vorraussetzungen scheiterten die Ligationen des Fragments in die Zielvektoren. Nach den Kontrollverdaus präparierter Vektoren verschiedener Klone konnte nie ein Fragment mit 1,1 kb Länge detektiert werden. Die Sequenzierungen der Vektoren bestätigten diese Beobachtungen. Es wurde eine systematische Fehleranalyse durchgeführt. Die Ligationen wurden bei unterschiedlichen Temperaturen durchgeführt, es wurden DNA-Ligasen verschiedener Hersteller verwendet und der Ligationspuffer wurde erneuert. Diese Bemühungen endeten aber erfolglos. Als letztes wurde eine gestaffelte Ligation durchgeführt, wobei das Fragment und die Vektoren mit je nur einem Restriktionsenzym geschnitten wurden. Es zeigte sich, dass eine Ligation an der BamH I-Schnittstelle nicht möglich war. Die Ligation an der Xho I-Schnittstelle funktionierte. Die BamH I-Schnittstelle des Fragments war vermutlich nicht mehr intakt. 85 Diskussion Es schien aussichtslos dieses Problem schnell zu beseitigen, so dass das Fragment mit neuen Primern amplifiziert und in pASK-IBA-Vektoren kloniert wurde. Die PCR mit Pfu-Polymerase wurde durch Zugabe von 10% DMSO optimiert (Abbildungen 16 & 17) und die mit Sac II und Nco I verdauten Fragmente wurden problemlos in pASK-IBA3 und pASK-IBA5 kloniert. Der Kontrollverdau und die Sequenzierung bestätigten die korrekte Ligation von mnmA in die Zielvektoren. Für die anschließende Expression und Aufreinigung wurde pASK-IBA3 verwendet. Auf die Expression mit pASK-IBA5 wurde verzichtet. 4.2 Expression und Aufreinigung von MnmA Für die Kristallisation von MnmA aus Thermotoga maritima wurden große Mengen rekombinanten Proteins benötigt. Hierzu sollten Protokolle entwickelt werden, die es ermöglichten, MnmA in E. coli zu exprimieren und anschließend aufzureinigen. Dies sollte möglichst zeitsparend und mit möglichst großen Ausbeuten durchführbar sein. Die Methodik musste so weit optimiert werden, dass die für die Kristallisation nötigen Proteinmengen erreicht wurden, also mehrere Milligramm pro Aufreinigung. In dieser Diplomarbeit wurden drei verschiedene Expressions- und Aufreinigungsstrategien getestet, um MnmA aufzureinigen. Es versucht das Protein ohne Affinitätssequenz ionenaustauschchromatographisch aufzureinigen. Dabei wurde pET-28a als Expressionsvektor verwendet. Weiterhin wurde versucht MnmA mit N-terminal fusioniertem Maltose-Bindeprotein (MBP) affinitätschromatographisch über Amylose-Harz aufzureinigen. Als Expressionsvektor diente pMal-c2x. In der dritten Strategie wurde MnmA mit C-terminaler Strep-tag IIAffinitätssequenz über Strep-Tactin-Säulenmaterial aufgereinigt. Der Expressionsvektor war pASK-IBA3. 4.2.1 Expression und Aufreinigung von MnmA ohne Affinitätssequenz Viele der getesteten E. coli-Stämme (BL21, BL21 (DE3) LysE, BL21 (DE3) LysS, BL21 (DE3) RIL, BL21 (DE3) Rosetta 2, ER 2508) exprimierten MnmA ohne Affinitätssequenz nicht oder nur in geringen Mengen. Einzig BL21 (DE3) konnte das Protein in größeren Mengen synthetisieren. Nach dem Aufschluss und der Ultrazentrifugation zeigte sich, dass MnmA ohne Affinitätssequenz kaum löslich war (Abbildung 20). Als Konsequenz dieser Erkenntnis wurde die Expressiontemperatur auf 22oC gesenkt und die Zellen länger induziert. Diese Maßnahme brachte aber nicht den 86 Diskussion gewünschten Erfolg. Die Löslichkeit steigerte sich kaum. Es waren über 80% des Gesamtproteins unlöslich. Der Versuch die Expressionstemperatur weiter abzusenken und 5% Ethanol zuzugeben, mündete in einem vorzeitigen Zellexitus. Andere Stämme konnten MnmA ebenfalls nicht löslich exprimieren. Die Erhöhung der Salzkonzentration im Lysispuffer auf 300 mM NaCl und die Zugabe von 10 mM DTT zeigten kaum Wirkung. Das Protein wurde fest in den „inclusion bodies“ eingeschlossen. Dennoch wurde versucht das wenige lösliche Protein ionenaustauschchromatographisch aufzureinigen. Die Anionenaustauschchromatographie über DEAE-Sepharose bei pH 8,8 trennte zwar zahlreiche Proteine auf, doch konnte keine Bande auf dem SDS-Gel MnmA zugewiesen werden. Die Kationenaustauschchromatographien bei pH 6,4 über CM-Sepharose oder Source 30S zeigten keine Resultate. Die Aufreinigung von MnmA ohne Affinitätssequenz wurde ergebnislos eingestellt. 4.2.2 Expression und Aufreinigung des MBP-MnmA-Fusionsproteins Eine günstige Art der Affinitätschromatographie stellt die Aufreinigung von Proteinen mit einem N-terminal fusioniertem Maltose-Bindeprotein über ein Amylose-Harz dar. Das MBP-Fusionsprotein bindet an die Gelmatrix und wird so von anderen Proteinen abgetrennt. Dieses System wurde zur Aufreinigung von MnmA verwendet. Bei der Expression des MBP-MnmA-Fusionsproteins zeigte sich, dass BL21 (DE3) LysE bei 37oC die höchsten Expressionsraten aufwies. Nach dem Aufschluss im Sonifier und der Ultrazentrifugation waren ca. 50% des Fusionsproteins löslich (Abbildung 22). Eine Verringerung der Expressionstemperatur wurde nicht in Betracht gezogen, da aus einem Liter Expressionskultur 50 - 80 mg Fusionsprotein gewonnen werden konnte. Es wurde 2% Glucose zugegeben, um die Expression von Amylasen und andern zuckerabbauenden Enzymen zu reprimieren. Die Amylose-Gelmatrix wird durch Amylasen abgebaut, so dass sich die Kapazität der Säule verringert. Die Aufreinigung des MBP-MnmA-Fusionsproteins über Amylose-Harz war nicht so sauber wie erwartet (Abbildung 24). Unspezifisch gebundenes Fremdprotein reduzierte den Reinheitsgrad des Eluats. Durch eine Erhöhung der DTT-Konzentration auf 6 mM verbesserte das Aufreinigungsergebnis. Nach der Elution wurde das Fusionsprotein durch einen PreScission Protease-Verdau geschnitten oder ausschluss- chromatographisch weiterverarbeitet. 87 Diskussion Das Elutionsprofil der Gelfiltration des MBP-MnmA-Fusionsproteins mit einer Superdex 200 (Abbildung 25) zeigte nur ein Absorptionsmaximum im Ausschussvolumen der Säule. Da das monomere Fusionsprotein ein Molekulargewicht von 83 kDa hatte, war eine Auftrennung zu erwarten. Es kam zu unspezifischen Aggregationen aus Protein und RNA. Alle proteinhaltigen Fraktionen waren zudem gleichmäßig mit Spuren kleinerer Proteine kontaminiert. Es wurde versucht durch eine Erhöhung der Salzkonzentration auf 200 mM NaCl und durch Zugabe von 6 mM DTT diese Aggregationen aufzulösen. Dies gelang nicht, einzig die geringen Kontaminationen verschwanden. Die Ausbeute an MBP-MnmA-Fusionsprotein nach der Gelfiltration lag bei 15-30 mg pro Liter Expressionskultur. Trotz des heterogenen Zustands des MBP-MnmA-Fusionsproteins wurde es kristallisiert. Alternativ wurde das MBP-MnmA-Fusionsprotein durch die PreScission Protease geschnitten. Dieser Protease-Verdau funktionierte, wie die Schnittkinetik beweist (Abbildung 27), nur zu weniger als 50%, unabhängig von der Temperatur, der Proteasekonzentration oder der Länge des Verdaus. Da die PreScission ProteaseSchnittstelle zwischen den großen, globulären Strukturen von MBP und MnmA lag, war sie nicht bei allen Fusionsproteinen zugänglich. Wechselwirkungen zwischen den beiden Proteinen schirmten die kurze Erkennungssequenz ab. Die Protease konnte nicht binden und die Spaltung der Peptidbindung nicht katalysieren. Dies war mit einer geringen Ausbeute an geschnittenem MnmA verbunden. Die Effizienz des Verdaus konnte mit keiner Maßnahme verbessert werden. Beim Protease-Verdau über Nacht bei 4oC auf dem Amylose-Harz konnten die Schnittprodukte vom Fusionsprotein abgetrennt werden. Jetzt zeigte sich das Problem des Aufreinigungssystems. Die Auflösung der SDS-Gele war so gering, dass MBP und MnmA trotz eines Gewichtsunterschiedes von 2 kDa nicht getrennt wurden. Aussagen über die Reinheit von MnmA konnten nicht getroffen werden. Es wurde versucht die Waschfraktion des Protease-Verdaus durch Ionenaustauschchromatographie aufzutrennen. Dies führte zu keiner weiteren Aufreinigung von MnmA. Die Anionenaustauschchromatographie war nicht zu interpretieren, da die Maxima des Säulenlaufs durch das SDS-Gel keinem der beiden Proteine zugeordnet werden konnte. Die Doppelbanden und die schlechte Auflösung machten die Zuordnung unmöglich. Auch die durchgeführten Kationenaustauschchromatographien brachten keine verwertbaren Ergebnisse. Einzig das Verhalten des MnmA bei unterschiedlichen pHWerten konnte dokumentiert werden. Das Protein fiel bei einem pH-Wert unter pH 6 88 Diskussion aus und das Bindeverhalten an der DEAE-Säule ließ darauf schließen, dass der isoelektrische Punkt von MnmA niedriger liegt, als der berechnete pI von 7,6. Eine präparative Gelfiltration der Schnittprodukte mit einer Superdex 75-Säule führte zu zwei großen Absorptionsmaxima (Abbildung 31), deren Fraktionen erstmals einen Laufunterschied auf einem SDS-Gel aufwiesen (Abbildung 32). Die Proteine der beiden Maxima wurden N-terminal ansequenziert. Es zeigte sich, dass das erste große Maximum bei 70 kDa MnmA mit gebundener tRNA darstellt und dass das zweite große Maximum MBP ist. Trotz der langwierigen Aufreinigungsprozedur hat sich die tRNA nicht von MnmA gelöst. Aufgrund Zeitaufwandes und der Komplexität wurde diese Art der Aufreinigung eingestellt. 4.2.3 Expression und Aufreinigung von MnmA mit Strep-tag II Die Expression und Aufreinigung mit Strep-tag II-Affinitätssequenz war eine schnelle und saubere Methode um MnmA aufzureinigen. Es wurde pASK-IBA3-MnmA mit Cterminaler Affinitätssequenz verwendet. Die Expression war bei den meisten der getesteten Stämme gut (Abbildung 33). Das Protein wurde in BL21 (DE3) bei 25oC exprimiert. Allerdings wurde der Vektor schon vor der Induktion abgelesen, so dass die Zellen selten eine OD600 von mehr als 1,5 erreichten. Ab einer gewissen Konzentration wirkte sich die Expression von MnmA negativ auf die Teilungsrate der Zellen aus. Die Löslichkeit des Proteins lag bei ungefähr 30%. Durch eine Senkung der Expressionstemperatur auf 20oC und einer Verlängerung der Induktionszeit auf 12 - 16 h wurde die Löslichkeit auf 50% erhöht. Die ersten Aufreinigungen erfolgten mit einer Salzkonzentration von 150 mM NaCl. Dies war jedoch zu wenig um die am MnmA gebundene tRNA zu entfernen. Ein Spektrum des aufgereinigten Proteins zeigte ein Maximum bei 260 nm (Abbildung 36), was dem Absorptionsmaximum von Nukleinsäuren entspricht. Bei der Gelfiltration eluierte MnmA größtenteils im Ausschlussvolumen. Es aggregierte zu einem RNAProtein-Komplex unspezifischer Größe. Für die Kristallisation wurde jedoch monomeres, substratfreies MnmA benötigt. Um die Aggregationen aufzulösen und die tRNA auf eine schonende Weise zu entfernen, wurde das aufgereinigte Protein mit 800 mM NaCl und Benzonase behandelt. Dabei zeigte sich, dass MnmA hohe Salzkonzentrationen toleriert und auch ohne gebundene tRNA stabil ist. Nach einer Inkubation über Nacht wurde das Protein entsalzt und im Spektralphotometer 89 Diskussion vermessen. Das Absorptionsmaximum der Probe lag nach der Hochsalzbehandlung bei 280 nm (Abbildung 38). Dies entspricht dem Absorptionsmaximum von Proteinen. Alle folgenden Zellaufschlüsse und Affinitätschromatographien wurden mit 800 mM Salzkonzentration durchgeführt, um die RNA effektiv zu entfernen. Die hohe Salkonzentration beeinflusste die Aufreinigung von MnmA-Strep-tag II nicht. Das Protein eluierte sehr sauber und konzentriert von der Strep-Tactin-Säule (Abbildung 35). In den anschließenden präparativen Gelfiltrationen zeigte sich, dass MnmA teilweise beim erwarteten Volumen eluierte (Abbildungen 40 & 41). An den Elutionsprofilen ist erkennbar, dass eine höhere Salzkonzentration bei der Gelfiltration den monomeren Zustand des Proteins besser stabilisiert, als eine Erhöhung des pHWertes. Die Ausbeute der Gelfiltration mit 200 mM NaCl war ein Drittel höher als die Ausschlusschromatographie bei pH 9. Es ist aber nicht gelungen alle MnmA-Moleküle vollständig von ihrem Substrat zu lösen. Die Bindungsstärke zu tRNAs ist anscheinend sehr hoch. Eine noch höhere Salzkonzentration könnte die gebundene tRNA komplett entfernen. Es wurden 6 mg monomeres, substratfreies MnmA aufgereinigt. Das Protein wurde im Spektralphotometer vermessen, wobei das Absorptionsmaximum bei 280 nm lag und anschließend zur Kristallisation eingesetzt. 4.3 Kristallisation von MnmA Vorangegangene Kristallisationsversuche des MnmA aus E. coli führten zu keinem Ergebnis. Es ist daher ein probates Mittel orthologe Proteine aus andern Organismen zu kristallisieren und dessen Strukturen aufzuklären (Grimm et al., 2000), da die Tertiärstrukturen dieser Proteine meistens identisch sind. Deshalb wurde das orthologe MnmA aus Thermotoga maritima für die Kristallisation aufgereinigt. Da dieser Organismus hyperthermophil ist, sollte das Protein auch thermostabil sein. Das zeigte sich jedoch beim Umgang mit MnmA nicht. Bei einem Test der Thermostabilität durch die Erwärmung auf 65oC fiel das Protein aus. Selbst bei der Lagerung bei 4oC präzipitierte das MnmA. Dennoch eignen sich thermostabile Proteine zur Kristallisation. Sie sind meist kürzer und haben eine kompaktere Faltung, um ihre Aktivität bei höheren Temperaturen zu gewährleisten. Durch intramolekulare Stabilisierungseffekte sinkt die Anzahl der möglichen Konformationen und eine Kristallisation wird wahrscheinlicher. Diese Kristallisation soll eine Strukturaufklärung des Enzyms ermöglichen. Der Mechanismus der katalysierten Reaktion könnte durch Co-Kristallisation mit den 90 Diskussion Substraten (ADPNP, tRNALys) oder Bindungspartnern von MnmA (IscS) aufgeklärt werden. In dieser Arbeit wurde sowohl das aufgereinigte MBP-MnmA-Fusionsprotein, als auch MnmA mit Strep-tag II für die Kristallisation verwendet. Es gelang zwar unterschiedliche Proteinkristalle vom Fusionsprotein zu erzeugen (Abbildungen 43-47), jedoch eigneten sie sich nicht für die Röntgenstrukturanalyse. Entweder waren sie zu nicht groß genug für Röntgenbeugungsexperimente im zur Verfügung stehenden Diffraktometer oder sie streuten den Röntgenstrahl nicht. Die kleinen, sternförmigen Kristalle des Fusionsproteins aus der 33. Bedingung des Structure Screens ließen sich bislang weder reproduzieren, noch durch „MacroSeeding“ vergrößern. Die Kombination aus niedermolekularem PEG und Isopropanol stellte aber einen guten Ansatz zur Weiterentwicklung dar. Die letzten Kristallisationen mit PEG 400 und 20% Isopropanol zeigten Ansätze von Kristallbildungen. Die braunen Kristalle aus dem Präzipitat der 12. Bedingung des Crystal Screens 2, konnten verlässlich reproduziert werden. Jedoch streuten sie bei Röntgenbeugungsexperimenten nicht. Diese Kristalle wuchsen nur unter Anwesenheit von DTT. Dies nährte die Befürchtung, dass das ungeordnete, kristalline Präzipitat nur durch die Reaktion von DTT und Cadmiumionen entstand. Solche Strukturen sind für Röntgenkristallographische Untersuchungen untauglich. Die ähnlichen kubischen Kristalle mit rauer Oberfläche in der Bedingung 21 des Footprint Screens 3 und in der 37. Bedingung des Structure Screens waren bisher nicht reproduzierbar. Die großen Kristalle aus dem Structure Screen wurden im Diffraktometer vermessen, streuten den Röntgenstrahl aber nicht. Dies war durch die Betrachtung der Kristallform schon fast abzusehen. Die Kristalle sind nicht homogen aufgebaut. Sie haben keine kristalltypische Form, mit scharfen Kanten oder glatten Flächen. Diese heterogene Anordnung könnte eine Folge des aggregierten Fusionsproteins sein, an dem noch tRNA gebunden ist. Ein „Micro-Seeding“ mit Bruchstücken dieser Kristalle führte bislang nicht zum Erfolg. Es konnten während der Diplomarbeit keine Kristalle produziert werden, die eine Röntgenstrukturanalyse ermöglichten. Die Kristallisation von MnmA mit Strep-tag II ohne Bindungspartner oder Substrate zeigte bislang keinen Erfolg. Bei der Interpretation der Bedingung zeigte sich, dass das Protein bei geringen pH-Werten unter pH 5 häufig präzipitiert. Auch hochmolekulares PEG und Ammoniumsulfat sind ungünstige Präzipitantien. Andererseits stabilisieren 10-20% Isopropanol, niedermolekulares PEG und höhere Salzkonzentrationen mit 91 Diskussion einwertigen Kationen das Protein. Kristallisationsbedingungen mit diesen Konditionen blieben zumeist klar. Die Ansätze durch das Ende der Diplomarbeit nicht weiter beobachtet werden. Jedoch könnte eine Co-Kristallisation mit einem tRNAOligonukleotid, welches den Anticodonarm der tRNALys repräsentiert, oder mit nichthydrolysierbarem ATP (ADPNP) eine Stabilisierung der Tertiärstruktur bewirken und so eine Kristallisation des Proteins wahrscheinlicher machen. Trotz der fehlenden wissenschaftlichen Erkenntnisse in der Strukturanalyse kann man sich mithilfe bioinformatischer Thiouridinsynthetase machen. Methoden Ein ein Vergleich Bild der vom Aufbau der Aminosäuresequenzen 2100 verschiedener Orthologe von MnmA bei NCBI deckte die Positionierung der konservierten Aminosäurereste in der Primärstruktur auf (Abbildung 48). Diese Aminosäuren sind in nahezu allen Orthologen identisch angeordnet. Da das aktive Zentrum des Proteins wahrscheinlich aus zwei aktiven Cysteinen besteht, von denen eins das Persulfid ausbildet (Kambampati et al., 2003), konnten diese über den Sequenzvergleich ermittelt werden. MnmA enthält sieben Cysteine, von denen aber nur zwei in allen Orthologen vollständig konserviert sind. Vermutlich sind die Cysteine an Position 103 und 201 im aktiven Zentrum des Proteins lokalisiert. Die benachbarten Aminosäuren sind ebenfalls sehr konserviert. Ein Sequenzvergleich mit der 4Thiouridinsynthease (ThiI) zeigte keine großen Homologien mit MnmA. Nur der NTerminus von MnmA zeigte Ähnlichkeiten mit der zentralen Sequenz von ThiI. In diesen Bereichen ist bei beiden Enzymen die Pyrophosphatase-Domäne lokalisiert. 1 51 101 151 201 251 301 351 MKVGVALSGG CSPSDTADAM AHCNRFVKFG KDQSYFLARI CFIPDGSIEN IEKFGRRYYV VCRVRKKSEE AIIKEGIR VDSAVALYLL RIAHFLGVEI YLMDYVLNQG EPWRIERLIF FLKDEGITLK RGKIPEKNVV APAVVKVKDN LKEGHEVKAF EIVDVKEIFR FDAFASGHYA PNGIYTKEEI DGDIITPEGE VVSDLEDVFF EVEVSFEKKV HMKTKEDEFF EKVIEPFKRD RIEFSEKYGR RKIAEEAGIH VVGRHFGYPL SGLIAEDPVW FAVTPGQIAA IKKEIKKKVC LLKGLTPNPC KVIKKGVDLK VAKKQESQDV YTIGQRKGFK HVEVPEEFRC FYDGDTLLGG 50 100 150 200 250 300 350 358 Abbildung 48: Aminosäuresequenz von MnmA aus Thermotoga maritima. Die konservierten Reste der Primärstruktur sind rot eingefärbt. Die beiden vermutlich aktiven Cysteine sind blau. Neben der Suche nach konservierten Aminosäuren, wurde auch eine Vorhersage der Sekundärstruktur durch PSIpredict getroffen. In Abbildung 49 erkennt man, dass MnmA ein Protein ist. Es hat 7 -Helices (grüne Balken) und 21 -Faltblättern (gelbe Pfeile). Die Helices sind am N-Terminus und im Zentrum des Proteins lokalisiert, während die Faltblätter die ganze Sekundärstruktur durchziehen und sich am C-Terminus konzentrieren. Das Cystein 103 liegt zwischen zwei Helices, so dass man 92 Diskussion induktive Effekte auf die Ladung der Aminosäure erwarten kann. Das andere Cystein liegt in einem kurzen Faltblatt. Abbildung 49: Sekundärstrukturvorhersage für MnmA aus Thermotoga maritima. Die Vorhersage durch PSIpredict zeigt, dass es sich um ein / Protein handelt, mit 7 -Helices (grüne Balken) und 21 Faltblättern (gelbe Pfeile) in der Sekundärstruktur. Die roten Pfeile markieren die hochkonservierten Cysteinreste 103 und 201. (Die Höhe der türkis gefärbten Sockel über den einzelnen Aminosäuren gibt die Konfidenz der Vorhersage wider. C = Loop, E = -Faltblatt, H = -Helix). Ähnlichkeiten von MnmA mit bekannten Strukturen verschiedener Proteine können durch den 3D-PSSM Fold Recognition Server ermittelt werden. Er vergleicht die Aminosäuresequenz des Zielproteins mit denen bekannter Proteine, deren Tertiärstruktur aufgeklärt wurde und ermittelt über verschiedene Parameter die Ähnlichkeit mit bekannten Proteindomänen. E-value 2.29e-03 Proteinklasse / Protein 3.59e-01 / Protein 2.54e+01 / Protein 3.04e+01 / Protein 3.13e+01 / Protein Domäne Adenin Nukleotid -Hydrolase-Domäne Adenin Nukleotid -Hydrolase-Domäne NAD(P)-Bindedomäne Rossmann-fold Thioredoxin- Domäne Superfamilie Adenin Nukleotid -Hydrolase Adenin Nukleotid -Hydrolase NAD(P)Bindeprotein Thioredoxin-ähnliche Nukleotid-BindeDomäne Nukleotid-BindeProteine Familie ATP-Pyrophosphatase Phosphoadenylyl-Sulfate 6-Phosphogluconat-DH Glutathione Peroxidaseähnliche D-Aminoacidoxidase, NTerminus Tabelle 2: Vorhersage von Domänen der Tertiärstruktur von MnmA anhand von Sequenzähnlichkeiten mit bekannten Proteinstrukturen durch den 3D-PSSM Fold Recognition Server (E-value = Ahnlichkeitskoeffizient, je kleiner der E-value desto größer die Übereinstimmung mit der Tertiärstruktur). Es zeigte sich, dass der N-terminale Bereich von MnmA der ATP-Pyrophosphatase ähnelt. Danach kommt eine Sequenz die Homologien zu Nukleotid-Binde-Domänen 93 Diskussion aufweist. Eine andere Tertiärstrukturvorhersage bei Expasy wies dem C-Terminus von MnmA Ähnlichkeiten zu einer Sulfurtransferasedomäne zu. Diese Vorhersagen korrelieren mit der Funktion des Proteins, ein Schwefelatom unter ATP-Verbrauch auf ein Uridin einer tRNA zu übertragen. 94 5. Zusammenfassung Die 2-Thiouridinsynthetase MnmA ist ein tRNA-modifizierendes Enzym, dessen Homologe in einer Vielzahl von Organismen nachgewiesen wurden. MnmA zeigt eine hohe Substratspezifität gegenüber den tRNAs, die Lysin, Glutamin und Glutaminsäure binden und ein Uridin in der Wobble-Position ihres Anticodons besitzen. Das Protein katalysiert die Übertragung eines Schwefelatoms auf den Pyrimidinring dieses Uridins. Dabei wird das Sauerstoffatom am zweiten Kohlenstoff des Uracils unter ATPVerbrauch abgespaltet und durch das Schwefelatom ersetzt. Die katalysierte Reaktion erfolgt dabei über die Bildung eines intramolekularen Persulfids. MnmA kann den Schwefel nicht direkt aus L-Cystein gewinnen. Das Protein ist auf eine Schwefelübertragung durch eine Sulfurtransferase (IscS) angewiesen. Diese unbekannten Mechanismen der Schwefelübertragung vom IscS zum MnmA und vom MnmA zum Uridin könnten durch die Röntgenstrukturanalyse aufgeklärt werden. In dieser Arbeit wurden Aufreinigungsstrategien getestet und etabliert, um reines MnmA von Thermotoga maritima aus der Expression in Escherichia coli zu gewinnen. Das Gen wurde in einen geeigneten Expressionsvektor kloniert und eine Methode etabliert, um monomeres, reduziertes MnmA ohne gebundene tRNA in großen Mengen zu gewinnen. Das aufgereinigte Protein wurde dann zur Kristallisation verwendet. Dabei wurde vorerst auf die Zugabe von Substraten des Enzyms verzichtet. Es wurden erste Kristallisationsbedingungen gefunden, die durch Optimierung zukünftige Röntgenstrukturanalysen erlauben könnten. Die durch MnmA katalysierte Thio-Modifikation von Uridin steht im Mittelpunkt aktueller Forschungen. Die Modifikation beeinflusst die Konformation der AnticodonSchleife. Dadurch verbessert sich die Erkennung spezieller Codons durch die tRNA und die Proteinbiosynthese wird, bei gleichzeitiger Reduktion der Fehlerrate, beschleunigt. Auch aus medizinischer Sicht spielt 2-Thiouridin auch eine wichtige Rolle. Es ist ein Erkennungselement für die effektive Nutzung menschlicher tRNA als Primer der Reversen Trankriptase von HIV. Weiterhin ist die Abwesenheit dieser Modifikation bei mitochondrialer tRNA, die für Lysin codiert, Auslöser einer Gehirn- und Muskelerkrankung (MERRF). 95 5. Summary The 2-thiouridinesynthetase MnmA is a tRNA-modifying enzyme, of which homologues were found in a number of organisms. MnmA is highly specific for tRNAs, which bind lysine, glutamine and glutamic acid and which have an uridine in the wobble position of their anticodons. The protein catalyzes the transfer of a sulfur atom to the pyrimidine ring of this uridine. Thus, the oxygen at the second carbon of the uracil is split off and replaced by the sulfur. The catalyzed reaction occurs under building an intramolecular persulfide. MnmA is not able to obtain the sulfur directly from L-cysteine. The protein is dependent on the transfer of sulfur by a sulfurtransferase (IscS). These unknown mechanisms of the sulfur transfer from IscS to MnmA and from MnmA to uridine would possibly be clarified via X-ray structur analysis. In this work purification strategies were tested and established in order to obtain purified MnmA from Thermotoga maritima expressed in Escherichia coli. The gene was cloned into a suitable expression vector and a method was established to produce monomeric, reduced MnmA in vast amounts without tRNA bound to it. The purified protein was used for crystallization, which was done without adding substrates of the enzyme. First crystallization conditions could be spotted, which might allow X-ray structure analysis in future after optimizing. The thio-modification of uridine catalyzed by MnmA is the focus of latest research. The modification influences the conformation of the anticodon-loop. Thereby the recognition of certain codons by tRNA is enhaced and protein biosynthesis is accelerated with simultanous reduction of the error rate. Even from a medical point of view 2-thiouridine is a major player. It is a recognition element for the efficient use of human tRNA as a primer for the reverse transcriptase of HIV. Furthermore the absence of this modification in mitochondrial tRNA, which encodes for lysine, is the trigger for a serious brain- and muscle-disease (MERRF). 96 Literaturverzeichnis 6. Literaturverzeichnis Agris P.F., Guenther R., Ingram P.C., Basti M.M., Stuart J.W., Sochacka E., Malkiewicz A., 1997: Unconventional structure of tRNALysSUU anticodon explains tRNA's in bacterial and mammalian ribosomal frameshifting and primer selection by HIV-1. RNA. 3:420-428. Agris P.F., 2004: Decoding the genome: a modified view. Nucl. Acids Res. 32: 223238. Ajitkumar P., Cherayil J.D., 1988: Thionucleosides in Transfer Ribonucleic Acid: Diversity, Structure, Biosynthesis and Function. Microbiol. Rev. 52: 103-113. Aravind L., Koonin E.V., 2001: THUMP – a predicted RNA-binding domain shared by 4-thiouridine, pseudouridine synthases and RNA methylases. Trends in Biochemical Sciences. 26: 215-217. 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Biochemistry. 33: 4714-4720. 105 Abkürzungsverzeichnis Abkürzungsverzeichnis alpha A Adenosin Å Ångstrøm Ac Acetat AHTC Anhydroxy-Tetracyclin ATP Adenosintriphosphat beta bidest. bidestilliert BSA Rinderserumalbumin C Cytosin °C Grad Celsius ca. circa cm Zentimeter dH2O destilliertes Wasser ddH2O bidestilliertes Wasser Da Dalton d.h. das heißt DMSO Dimethylsulfoxid DNA Desoxyribonukleinsäure DTT 1,4-Dithiothreitol EDTA Ethylendiamintetracetat et al. et altera (lat. und andere) EtOH Ethanol E. coli Escherichia coli G Guanosin g Gramm h Stunde I Inosin IPTG Isopropyl-beta-D-thiogalactopyranosid k kilo (als Präfix) l Liter M molar m milli (als Präfix) 106 Abkürzungsverzeichnis mA Milliampere MBP Maltose-Bindeprotein MCS multiple cloning site µ mikro (als Präfix) min Minute mRNA Boten RNA (engl. messenger RNA) n nano (als Präfix) OD Optische Dichte PAGE Polyacrylamid-Gelelektrophorese PBS Phosphate Buffered Saline PCR Polymerase Chain Reaction PLP Pyridoxalphosphat RNA Ribonukleinsäure rpm rounds per minute rRNA ribosomale RNA RT Raumtemperatur (ca. 25oC) s Sekunde s.u. siehe unten SDS Natrium-Dodecylsulfat TBE Tris-Borat-EDTA-Lösung TEMED N,N,N',N'Tetra-methylethylendiamin Tris/HCl Tris-(hydroxymethyl)-aminomethan-Hydrochlorid tRNA Transfer RNA U Uridin u.U. unter umständen UV Ultraviolett V Volt vgl. vergleiche v/v volume per volume w/v weight per volume z.B. zum Beispiel 107