w w w. b i o s c i e n t i a . d e i 21 Labor information Gravidität: Welche Infektionen können zu Fehl- und Frühgeburten führen? Infektionskrankheiten gehören zu den häufigsten Störungen einer Schwangerschaft. Das Spektrum der möglichen Folgen reicht von der Fehlbildung über chronischen Infektionen mit Spätschäden bis hin zur Fehl- oder Frühgeburten. Während die frühen Fehlgeburten bis zur 12. Schwangerschaftswoche wohl überwiegend auf genetischen Defekten beruhen, handelt es sich bei den später auftretenden Fehlgeburten meist um infektionsverursachte Ereignisse. Die Mehrzahl dieser Fehlgeburten wird durch aufsteigende Infektionen aus dem Vaginalbereich verursacht. Begünstigt werden diese Art von Fehlgeburten durch eine Zervixinsuffizienz. Vorbeugemaßnahmen gegen diese Art von Fehlgeburten sind erst in der Schwangerschaft durch sorgfältige Untersuchung möglich. Die regelmäßige Beurteilung der Vaginalflora, die Messung der Zervixlänge und die Erkennung einer frühzeitigen Öffnung der Zervix sind hierbei die besten Vorsorgemaßnahmen. Fakultativ pathogene Keime aus dem Perianalbereich, die in geringer Zahl zur normalen Flora gehören, können hierbei beteiligt sein. Spezielle Infektionen, die zu Fehlgeburten führen können, sind zum Beispiel Listerieninfektionen, die über den Genuss von Milchprodukten, insbesondere Weich­käse, erworben werden können. und somit während der Schwangerschaft, insbesondere kurz vor der Geburt, eine primäre Herpes genitalis-Infektion durchmachen kann. Nur derartige Herpesinfektionen sind für das Neugeborene gefährlich. Auch Varizellen in der Schwangerschaft führen nicht zur Fehlgeburt, jedoch in einem geringen Prozentsatz (< 2 %) bis zur 20. Woche zu Fehlbildungen, weshalb auch hier Seropositivität zum Zeitpunkt des Schwangerschaftsbeginns wünschenswert ist. Ähnliches gilt auch für Ringelröteln (Parvovirus B 19), bei denen noch etwa 40 % der Schwangeren empfänglich sind und somit eine Infektion des Kindes mit Gefahr der fetalen Anämie mit Hydrops fetalis gegeben ist. Da es bei Infektionsrisiken in der Schwangerschaft immer darum geht, ob es sich um eine Primärinfektion oder um eine Persistenz/Reaktivierung einer alten Infektion handelt, ist es hilfreich, ein Serum aus der Zeit vor der Schwangerschaft zur Verfügung zu haben, um ein mögliches Risiko für das ungeborene Kind im Bedarfsfall eingrenzen zu können. Quelle: Consilium Infektiorum Gynäkologie, Juli 2006 Der Wunsch, durch serologische Untersuchungen vor einer Schwangerschaft Fehlgeburten zu vermeiden, ist verständlich. Leider sind aber die wenigsten der Fehl- und Frühgeburten auslösenden Infektionen über eine derartige Diagnostik erkennbar, oder gar vermeidbar. Vor einer Schwangerschaft ist die Untersuchung von serologischen Parametern wie Röteln, Toxoplasmose und Zytomegalie sinnvoll, da nur Primärinfektionen ein Risiko für das Kind bedeuten. Analog ist die Infektion mit dem Herpes-simplex-Virus zu sehen, wobei es allerdings im Einzelfall wichtig sein kann, zu wissen, ob die Mutter seronegativ ist Bioscientia Institut für Medizinische Diagnostik GmbH Konrad-Adenauer-Straße 17 55218 Ingelheim Tel. 06132 781-0 Fax 06132 781-214 [email protected] www.bioscientia.de März 2013