Kapitalmarkt-Ausblick 2017

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Kapitalmarkt-Ausblick 2017
Zwischen Steinschlag und Leitplanke
Autoren
Dr. Alexander Krüger
Dr. Bastian Hepperle
Dr. Ulrike Rondorf
Dr. Ralf Zimmermann
23. November 2016
BANKHAUS LAMPE // 1
Auf einen Blick
Dr. Alexander Krüger
Wachstum der Weltwirtschaft ohne Schwung
+49 211 4952-187
Konjunkturell wird das Jahr 2017 wohl kaum anders verlaufen als 2016. Rund um
den Globus können geldpolitisch kaum noch Akzente gesetzt werden. Überdies dürfte das Produktivitätswachstum niedrig bleiben, da Strukturreformen fehlen. Die hohe
Staatsverschuldung hält die Fiskalpolitik zudem in Schach. Mit 3,1% prognostizieren
wir daher ein verhaltenes Wachstum der Weltwirtschaft. Die Drei vor dem Komma
resultiert vor allem aus unserer Erwartung, dass die chinesische Regierung eine
Wachstumsabflachung unter 6,5% nicht zulassen wird. Das Welt-BIP stützen dürfte
zudem der Euroraum, dessen BIP mit 1,3% robust wachsen wird. Gleiches gilt wohl
auch für das japanische BIP, das aufgrund fiskalischer Stimuli mit 1,3% kräftiger als
2016 zunehmen dürfte. Überdies sinkt die Belastung aus Brasilien und Russland, da
das BIP dort wohl nicht weiter schrumpfen wird. Aufgrund abnehmender Konsumimpulse erwarten wir ein gedämpftes US-BIP-Wachstum von 1,8%, und belastende Brexit-Effekte dürften den britischen BIP-Zuwachs auf 1,1% senken. Insgesamt wird die Konjunktur wohl kaum für Preisdruck sorgen. Aufgrund rohölpreisbedingter Basiseffekte erwarten wir aber steigende Inflationsraten, die Notenbanken
zur Festigung des finanziellen Repressionsumfeldes hinnehmen dürften.
[email protected]
Die Welt ist aus den Fugen, und sie wird es auch im neunten Nachkrisenjahr sein.
Damit bestehen Konjunkturrisiken. Neben der Geopolitik und der Abschottungsneigung (Brexit, USA) trägt hierzu die auf hohem Niveau steigende Verschuldung bei.
Von ihr gehen markante Kreditrisiken aus, die systemische Risiken für den Bankensektor (in China) bedeuten. Es bleibt zu hoffen, dass der Eindruck, Notenbanken und
Staaten können jederzeit alles regeln, nicht trügt. Das gilt auch für das bis März
ausgesetzte Gesetz zur US-Schuldenobergrenze. Alles in allem findet die Konjunkturfahrt damit zwischen Steinschlag (Risiken) und Leitplanke (Wirtschaftspolitik)
statt. Aufwärtschancen ergäben sich lediglich bei einer Renaissance der Fiskalpolitik.
Nur die EZB kreiert noch Zusatzimpulse
Alles in allem dürfte die ultra-expansive Ausrichtung wichtiger Notenbanken 2017
anhalten. Für die EZB erwarten wir, dass sie bis Ende 2017 Wertpapiere kaufen, ihr
Kauftempo ab Juni aber langsam verringern wird. Die BoE und die BoJ werden ihren
geldpolitischen Expansionsgrad wohl mindestens beibehalten. Wegen der verhaltenen US-Wachstumsdynamik dürfte sich die Fed nur eine Leitzinserhöhung trauen.
Da Notenbanken Liquidität auch 2017 nicht einsammeln werden, bleiben Staatsanleihe- und Aktienmärkte gestützt. Staatsanleiherenditen dürften also niedrig bleiben. Deren Niveau wird gegenüber 2016 aber wohl höher und die Rendite der 10jährigen Bundesanleihe zumeist über null liegen. Bei hoher Rückschlaggefahr veranschlagen wir ihre Schwankungsbreite auf -0,10% bis 0,90%. Der Abstand von Peripherie- zu Bundesanleihen dürfte sich aufgrund politischer Trends und des EZBTaperings zudem häufiger weiten. Aufgrund der nur wenig divergierenden Geldpolitik von EZB und Fed bleibt der Kurs von 1,10 für EUR-USD der Anker. Unterstützt
durch leicht steigende Firmengewinne und die Hoffnung auf ein US-Fiskalpaket erwarten wir den DAX unter hohen Schwankungen per Ende 2017 bei 11.400 Punkten.
Kapitalmarkt-Ausblick 2017
23.11.2016
BANKHAUS LAMPE // 2
Prognosen
Wachstum und Inflation
Bruttoinlandsprodukt
% zum Vorjahr
Welt
Euroraum
Deutschland*
Frankreich
Italien
Spanien
Großbritannien
Schweiz
USA
China
Japan
Verbraucherpreise
2015
2016P
2017P
2018P
2015
2016P
2017P
2018P
3,2
1,9
1,7
1,2
0,6
3,2
2,2
0,8
2,6
6,9
0,6
2,9
1,6
1,8
1,2
0,9
3,2
2,0
1,5
1,5
6,7
0,8
3,1
1,3
1,2
1,0
1,0
2,4
1,1
1,1
1,8
6,5
1,3
3,0
1,3
1,4
1,0
1,1
1,8
0,8
1,0
1,6
6,3
0,6
0,0
0,2
0,1
0,1
-0,6
0,1
-1,1
0,1
1,5
0,8
0,2
0,4
0,3
-0,1
-0,3
0,6
-0,4
1,3
2,0
-0,3
1,3
1,6
1,1
0,8
1,5
2,1
0,1
2,3
2,3
0,4
1,6
1,7
1,5
1,4
1,2
1,7
0,5
2,3
2,3
0,6
* Nicht arbeitstäglich bereinigt
Zinsen und Renditen
22.11.2016
+3 Monate
+6 Monate
+12 Monate
0,50
0,92
2,32
0,75
0,95
2,20
0,75
1,10
2,20
1,00
1,20
2,40
0,00
-0,31
0,23
0,00
-0,35
0,30
0,00
-0,35
0,30
0,00
-0,35
0,50
0,25
0,40
1,39
0,25
0,40
1,40
0,25
0,40
1,30
0,25
0,40
1,40
-0,75
0,74
-0,19
-0,75
-0,75
-0,10
-0,75
-0,75
-0,10
-0,75
-0,75
0,10
22.11.2016
+3 Monate
+6 Monate
+12 Monate
EUR-USD
1,06
1,07
1,10
1,12
EUR-GBP
0,85
0,87
0,90
0,92
EUR-CHF
1,07
1,10
1,11
1,12
EUR-JPY
117,74
118
120
125
%
USA
Federal Funds Rate
3-Monats-Libor
10-jährige Treasury
Euroraum
Hauptrefinanzierungssatz
3-Monats-Euribor
10-jährige Bundesanleihe
Großbritannien
Reposatz
3-Monats-Libor
10-jährige Gilt
Schweiz
Zielsatz 3-Monats-Libor
3-Monats-Libor
10-jährige Eidgenössische
Währungen
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Inhaltsverzeichnis
Auf einen Blick
1
Prognosen
2
Makroökonomische Trends
4
USA: Wirtschaft auf neuem Trumpelpfad?
5
Euroraum: Konjunkturmittelmaß hält EZB in Atem
9
Deutschland: Solides Wachstum in Reformwüste
14
Großbritannien: Politik muss handeln, nicht BoE
16
Brexit: Details erst 202X, nicht 2017
18
Schweiz: Konsum geht auf Talfahrt
20
China: Weiche Landung bleibt risikoreich
22
Japan: Binnenkonjunktur mangelt es an Dynamik
24
Renaissance der Fiskalpolitik, wenn es nicht läuft
26
Wo ist die Produktivität geblieben?
28
Staatsanleihen: Es ist ruppig, und es bleibt ruppig
32
Währungen: Fokus auf politische Ereignis-Risiken
36
Aktienmärkte: Im Bann der Finanzpolitik
39
Erläuterungen
42
Ihre Ansprechpartner
44
Wichtige Hinweise
45
Standorte
46
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Makroökonomische Trends
Dr. Bastian Hepperle
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Weltwirtschaft ­ Bremsklötze weiter im Weg: Für das Jahr 2017 rechnen wir mit
einer verhaltend bleibenden globalen Konjunkturdynamik. Die Weltwirtschaft wird
wohl das dritte Jahr in Folge um rund 3% wachsen. In einigen Regionen (u. a. in Asien) hat sich das konjunkturelle Umfeld zwar etwas besser als erwartet entwickelt,
und dass BIP in Russland und Brasilien dürfte erstmals seit zwei Jahren 2017 wieder
leicht wachsen. Eine breit angelegte Wachstumsbelebung ist in den Schwellenländern jedoch nicht zu erwarten. Gleichzeitig dürfte das gemächliche Wachstumstempo in den Industrieländern bestehen bleiben. Dies gilt auch dann, wenn die USA –
bei aller Unsicherheit über den künftigen Kurs der Politik dort – im kommenden Jahr
fiskalpolitische Impulse setzen sollten. Unserer Einschätzung nach würden sich diese
erst 2018, und dann auch nur gedämpft, bemerkbar machen. Weiterhin hindern
zahlreiche Bremsklötze die Weltwirtschaft an einem höheren Wachstumstempo: Neben den (geo)politischen Spannungen sind dies die hohe Verschuldung des öffentlichen und privaten Sektors, fehlende Strukturreformen zur Entfesselung neuer
Wachstumskräfte und die anhaltenden Spannungen im europäischen Bankensektor.
Hinzu kommen protektionistische Tendenzen, die nicht nur von den USA ausgehen.
Rohöl und Inflation ­ moderat aufwärts: Unsere Zweifel hinsichtlich stärkerer Produktionskürzungen der OPEC und anderer wichtiger Nicht-OPEC-Produzenten sind
weiterhin groß. Wir gehen davon aus, dass der globale Rohölmarkt auch 2017 überversorgt bleibt und der Brent-Preis bei jahresdurchschnittlich 55 US-$/b liegen wird
(2016: 45 US-$/b). Bedingt durch die im Vorjahresvergleich höheren Energiepreise
dürften sich die Inflationsraten zwar langsam nach oben bewegen. Der ohne die
Energiepreise gerechnete zugrundeliegende Inflationstrend bleibt aber verhalten,
sodass die Notenbanken ihre geldpolitischen Zügel locker lassen dürften.
Wahl-Risiken ­ Populisten auf dem Vormarsch: In drei großen Ländern des Euroraums stehen 2017 nationale Parlamentswahlen an: In den Niederlanden (17.03.),
in Frankreich (23.04.) und Deutschland (Herbst). Die französische Bevölkerung wird
zudem einen neuen Präsidenten wählen. In allen drei Ländern sind rechts-populistische Parteien im Aufwind, die eine weitere europäische Integration ablehnen und
die Zuwanderung beschränken wollen. In den Niederlanden deuten aktuelle Umfragen darauf hin, dass die Partei PVV unter Geert Wilders die stärkste Kraft werden
könnte. In Frankreich dürfte zwar letztlich der konservative Kandidat (vermutlich
Alain Juppé) Präsident werden, ein möglicher Sieg von Marine Le Pen im ersten
Wahlgang dürfte aber politische Unsicherheit schüren. Insofern besteht das Risiko,
dass der jüngste Siegeszug der Populisten in Großbritannien und den USA auch Einzug in Kontinentaleuropa hält. Dies könnte zwischenzeitlich zwar zu merklichen
Ausschlägen an den Finanzmärkten führen. Die unmittelbaren Auswirkungen auf die
Realwirtschaft wären aber erheblich geringer, sodass sie in unseren Konjunkturprognosen für 2017/18 weitgehend unberücksichtigt bleiben. Sollten sich jedoch die auf
eine Rückbesinnung nationaler Interessen propagierten Strömungen verfestigen, wäre dies auf lange Sicht nicht förderlich, um Wachstum und Wohlstand zu steigern.
Auch wären sie wenig zuträglich bei der Lösung geopolitischer Konflikte, die dann
ein beständiger Bremsfaktor für die Weltwirtschaft blieben.
Kapitalmarkt-Ausblick 2017
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USA: Wirtschaft auf neuem Trumpelpfad?
Dr. Bastian Hepperle
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Wachstumsbelebung im dritten
Quartal, doch der private Konsum
verliert an Schwung
Die US-Wirtschaft wird 2016 wohl ihr schwächstes Wachstumsjahr seit der Großen Rezession 2009 verzeichnen. Besteht mit dem anstehenden Regierungswechsel zu Präsident Donald Trump und seinen für 2017 geplanten Änderungen in der
Wirtschaftspolitik die Aussicht auf ein höheres Wirtschaftswachstum? Unsere
Zweifel sind groß. Wir halten deshalb an unsere Prognose für eine weiterhin verhalten wachsende US-Wirtschaft fest. Unverändert sehen wir einen nur geringen
Spielraum für Leitzinserhöhungen der US-Notenbank.
Nach einem schwachen ersten Halbjahr 2016 hat sich die gesamtwirtschaftliche
Wirtschaftsaktivität im dritten Quartal spürbar belebt. Das Bruttoinlandsprodukt
stieg um 2,9% (annualisierte Rate). Es wurde erneut vor allem durch den privaten
Konsum gestützt, der allerdings merklich an Schwung verloren hat. Positive Impulse
kamen überdies vom Außenbeitrag sowie von den Lagerinvestitionen. Unverändert
schwach fiel dagegen die Investitionsdynamik bei den Unternehmen aus. Die bisher
vorliegenden Konjunkturindikatoren lassen für das Schlussquartal einen etwas geringeren BIP-Zuwachs erwarten, sodass das Jahr 2016 mit einem durchschnittlichen
Wirtschaftswachstum von 1,5% abschließen dürfte. Das wäre das schwächste
Wachstumsjahr seit Überwindung der Globalen Rezession.
BIP-Wachstum ohne Schwung
Energiepreise treiben Inflationsraten nach oben
4
4
4
2
2
3
0
0
2
-2
1
-4
0
-6
-1
-2
Prognose
Prognose
-4
-6
07 08 09 10 11 12 13 14 15 16 17
Bruttoinlandsprodukt (% zum Vorjahr)
Privater Konsum (% zum Vorjahr, r. Skala)
Quelle: Datastream. Okt 2016 – Dez 2017: Prognose Bankhaus Lampe
Neue Regierung = neue Wachstumsimpulse?
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13
14
15
16
17
Verbraucherpreise (Gesamt, % zum Vorjahr)
Verbraucherpreise (PCE-Kernrate, % ggü. Vj.)
Quelle: Datastream. Okt 2016 – Dez 2017: Prognose Bankhaus Lampe
Wird Präsident Donald Trump 2017 einen grundlegenden Kurswechsel in der Wirtschaftspolitik einleiten und somit mehr Schwung für die Konjunktur bringen? An den
Finanzmärkten scheint sich zunehmend die Einschätzung durchzusetzen, dass die
Regierung Trump baldmöglichst kräftige fiskalpolitische Impulse setzen wird und
damit die Aussicht auf ein deutlich höheres Wirtschaftswachstum und eine steigende Inflationsrate besteht. Dafür haben sich rasch Begriffe wie „Trump-onomics“ und
„Trump-flation“ etabliert. Auf beide Entwicklungen müsste die US-Notenbank – ihre
Unabhängigkeit weiter vorausgesetzt – normalerweise jedoch reagieren und ihre
Geldpolitik merklich straffen. Damit besteht die Gefahr, dass der initiierte Konjunkturaufschwung abgewürgt würde. Unserer Einschätzung nach ist das Potenzial daher
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groß, dass die bestehenden Erwartungen schon bald enttäuscht werden. Denn es ist
alles andere als klar, ob und wie rasch die in Aussicht gestellten Wahlversprechen
umgesetzt werden.
Phase erhöhter Unsicherheit über
künftige Ausrichtung in der Politik
Unter Präsident Trump dürfte es nur in Teilen zu einer Neuausrichtung der Wirtschaftspolitik kommen. Denn bereits kurz nach der Wahl ist Trump von zentralen
Forderungen seiner wirtschaftspolitischen Pläne abgerückt. So sollen nun doch bestimmte Teile der Gesundheitsreform von Barack Obama (Obamacare) erhalten bleiben, vom Klimaschutz ist zudem kaum noch die Rede. Wir gehen davon aus, dass er
auch Abstriche bei seinen geplanten massiven Steuersenkungen und Ausgabenprogrammen machen wird.
Republikaner werden die Karte
„Ausnahmeregel“ ziehen müssen
Im US-Kongress verfügen die Republikaner zwar über Mehrheiten, sodass Gesetzesvorhaben grundsächlich eine bessere Chance auf Realisierung haben als zum Schluss
der Obama-Ära. Allerdings hatten sich viele Republikaner im Wahlkampf von Trump
abgewendet. Ob es zu einer politischen Versöhnung kommt und die eigenen Parteimitglieder geschlossen hinter ihrem Präsidenten stehen, bleibt also fraglich. Darüber
hinaus verfügen die Republikaner in dem für Gesetze wichtigen Senat nur über eine
knappe Mehrheit von 52 Sitzen. 60 Sitze wären jedoch notwendig, um die meisten
Gesetze problemlos durchzusetzen. Somit können die Demokraten mit Dauerreden
(„Filibuster“) Gesetzesvorhaben verzögern oder sogar abwenden. Die Republikaner
werden deshalb wohl verstärkt auf eine Ausnahmeregelung (Reconciliation-Verfahren) zurückgreifen, mit der ein „Filibuster“ verhindert werden kann. Das bedingt jedoch, dass neue Gesetzesvorhaben weitgehend budgetneutral gegenfinanziert werden müssen und die Staatsverschuldung über einen Zeitraum von in der Regel zehn
Jahren nicht steigen darf (so genannte Byrd-Regelung).
Gegenfinanzierung nicht gesichert
Die im Wirtschaftsprogramm von Trump angesetzten Einsparungen bei den Staatsausgaben, vor allem aber das kräftiger erwartete Wirtschaftswachstum und die erhofften höheren Steuereinnahmen, werden unserer Einschätzung nach eine entsprechende Gegenfinanzierung nicht sicherstellen (vgl. unseren Kommentar „Donald
Trump sorgt für viele Fragezeichen“ vom 09.11.2016). Nach Berechnungen unabhängiger Forschungsinstitute dürften sich die Mindereinnahmen bei vollständiger Umsetzung der steuerpolitischen Vorhaben für die kommenden zehn Jahre auf über
sechs Billionen US-$ (ca. 34% des BIP) summieren. Zudem dürften stärkere Ausgabenkürzungen erheblichen Widerspruch von Wirtschafts- und Interessenverbänden
hervorrufen. Es steht somit zu befürchten, dass sich die Lage des öffentlichen Haushalts auf lange Sicht erheblich verschlechtern wird.
Weitere Rückzieher vom Wahlprogramm Trumps zu erwarten, welche die erwarteten Wachstumsimpulse dämpfen
Wir gehen davon aus, dass Trump nur Teile seiner umfangreichen Steuersenkungsund Ausgabenpläne im US-Kongress durchsetzen kann. Der durch die expansivere
Fiskalpolitik gesetzte Wachstumsimpuls würde somit deutlich geringer ausfallen als
mancherorts erhofft. Da bekanntlich parlamentarische Mühlen eher langsam mahlen, müssten die Kongressabgeordneten den geplanten Maßnahmen rasch zustimmen, wenn der Impuls 2017 auf die Konjunktur wirken soll.
Um die Auswirkungen auf die Wirtschaft abschätzen zu können, muss jedoch auch
die Umsetzbarkeit weiterer Programmpunkte analysiert werden, die sich Trump auf
den straffen Aktionsplan für die ersten 100 Tage gesetzt hat. So möchte er im Rah-
Kapitalmarkt-Ausblick 2017
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men seiner außenhandelspolitischen Vorhaben mit Strafzöllen gegen unfaire Handelspraktiken vorgehen und die Verlagerung von Arbeitsplätzen ins Ausland unterbinden. Nach dem Trade Act von 1974 kann der US-Präsident ohne Zustimmung des
Kongresses für 150 Tage Strafzölle bis zu 15% einführen, wenn ein hohes und ernsthaftes Leistungsbilanzdefizit besteht. Das trifft vor allem auf China und Mexiko zu.
Es steht zu befürchten, dass er von dieser Befugnis Gebrauch macht. Seine ursprüngliche Forderung, Produkte Chinas oder Mexikos mit einem Strafzoll von 45%
zu versehen, wird er jedoch ohne den Kongress nicht durchsetzen können. Mit einer
restriktiveren Handelspolitik provozieren die USA zudem entsprechende Gegenmaßnahmen seitens der betroffen Handelspartner. Die Wirkung auf das Wachstum, den
Arbeitsmarkt und die Inflation hängt dann wesentlich davon ab, wie lange die
Strafzölle bestehen und zu welchen Gegenmaßnahmen es kommt. Sie dürften die
Konjunktur aber grundsätzlich belasten.
Außenhandelskommen auf dem
Prüfstand – langfristige Effekte
wären negativ
Entsprechendes gilt für einen Ausstieg der USA aus dem Nordamerikanischen Freihandelsabkommen (NAFTA), der nach Kapitel 22 des Übereinkommens durchaus
möglich wäre. Hier wird es bestenfalls zu Neuverhandlungen kommen, denen Kanada bereits zugestimmt hat. Allerdings ist damit zu rechnen, dass die beiden geplanten Freihandelsabkommen Trans-Pacific Partnership (TPP) und Transatlantic Trade
and Investment Partnership (TTIP) auf Eis gelegt werden. Das betrifft den Konjunkturausblick für 2017 noch nicht, hätte auf lange Sicht aber tendenziell wohl negative Auswirkungen auf die US-Wirtschaft.
Einwanderungspolitik dürfte die
Wirtschaft eher be- als entlasten
Als ein wirtschaftspolitischer Bumerang könnte sich die geplante Ausweisung von
illegalen Einwanderern erweisen. Auch hier ist Trump inzwischen von seiner ursprünglichen Forderung abgerückt und möchte nun „nur“ noch rund zwei Millionen
kriminelle und illegale Zuwanderer abschieben. Dies dürfte zwar ohne Zustimmung
des Kongresses möglich sein, für die Rückführung wären aber zusätzliche Finanzmittel notwendig. Schwerwiegender wären jedoch die unmittelbaren Folgen für die
Wirtschaft. Der Wegfall dieser Arbeitskräfte dürfte einige Wirtschaftsbereiche, wie
die Bauwirtschaft und Gastronomie, aber auch die inländische Nachfrage belasten.
Ob und wie stark sich der Lohnauftrieb angesichts der nahezu erreichten Vollbeschäftigung tatsächlich verstärkt, hängt davon ab, wie viele Arbeitskräfte noch aus
der Reserve mobilisiert werden können.
Trump sorgt für Unsicherheit – Prognosen unverändert
Außergewöhnlich hohe
Prognoseunsicherheit auf
Jahressicht
Kapitalmarkt-Ausblick 2017
Unserer Einschätzung zufolge lassen sich viele Gesetzesvorhaben von Trump nur mit
erheblichen Abstrichen umsetzen, um die notwendige Gegenfinanzierung (einigermaßen) sicherzustellen. Das dürfte Wachstumshoffnungen enttäuschen. Die Phase
bis zum Frühjahr 2017 wird daher wohl von einer besonders hohen Unsicherheit geprägt sein, bis sich erste politische Entscheidungen klarer abzeichnen. Unter diesen
Bedingungen steht zu befürchten, dass vor allem die schwache Investitionsdynamik
bei den Unternehmen vorerst anhält. Unbestimmt ist jedoch die Reaktion bei den
Privathaushalten. Sie könnten wegen der höheren Unsicherheit geplante Ausgaben
hinauszögern, was das Wirtschaftswachstum merklich dämpfen würde. Die jüngsten
Erfahrungen nach dem Brexit-Votum in Großbritannien zeigen aber auch, dass die
Privathaushalte von den politischen Entwicklungen relativ unbeeindruckt sind. In
Erwartung auf Steuerentlastungen werden womöglich sogar Ausgaben vorgezogen,
was wiederum die Konjunktur stützen würde.
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Auch die von der Handels- und
Einwanderungspolitik ausgehenden
Bremseffekte sind zu berücksichtigen
Sollte es Trump – entgegen unseren Erwartungen – gelingen, doch größere Teile seines Wahlprogramms durchzusetzen, rechnen wir bei zügiger Umsetzung nur mit einer kurzfristigen Belebung der US-Konjunktur zum Jahreswechsel 2017/18. Auf längere Sicht dürften die konjunkturellen Bremswirkungen seiner Einwanderungs- und
Handelspolitik sowie die wachsende Staatsverschuldung die positiven steuerpolitischen Impulse überwiegen. Für die Folgejahre steigt somit das Risiko für eine ungünstigere Entwicklung und ein niedrigeres Trendwachstum. Angesichts der ungewöhnlich großen Unsicherheit über die Neuausrichtung der US-Politik ist es unseres
Erachtens voreilig, Konjunktur- und Inflationsprognosen bereits jetzt anzupassen.
Wir rechnen daher für 2017 weiterhin mit einem nur moderaten BIP-Anstieg um
1,8% und einem jahresdurchschnittlichen Anstieg der Verbraucherpreise um 2,3%,
nach 1,3% im Jahr 2016. Gleichzeitig weisen wir aber darauf hin, dass mit den
kommenden Weichenstellungen in der Politik die Revisionsanfälligkeit unserer Prognose auf Jahressicht hoch bleibt.
Geldpolitik wird nicht wirklich gestrafft
US-Notenbank bleibt zögerlich
Trotz des anstehenden politischen Kurswechsels und der von den Republikanern
ausgehenden Kritik an der sehr expansiven Politik der US-Notenbank, dürfte die Fed
relativ unbeeindruckt davon an ihrer Absicht weiterhin festhalten, die Leitzinsen
langsam anzuheben. Sollte die Entwicklung auf den Finanzmärkten relativ ruhig
bleiben, wird wohl Mitte Dezember das Zielband für die Federal Funds Rate um
25 Basispunkte nach oben verschoben werden. Mit Blick auf das kommende Jahr
sprechen die aus unserer Sicht verhalten bleibenden BIP-Zuwachsraten sowie der
Kern-Deflator für die privaten Konsumausgaben, der die Marke von 2% nicht nachhaltig überschreiten wird, gegen stärkere Leitzinsanhebungen. Wir rechnen deshalb
für 2017 mit einem weiteren Zinsschritt, voraussichtlich wird dieser in den Sommermonaten erfolgen.
Risiko: Fiskalpolitisch induzierter
Inflationsauftrieb und stärkere
Leitzinsanhebung gefährden
den Konjunkturaufschwung
Angesichts der weiterhin hohen außenwirtschaftlichen (China) und politischen (u. a.
Wahlen in Europa) Risiken ist zeitweise mit Störfeuern von Seiten der Finanzmärkte
zu rechnen, die die Fed zögern lassen dürfte. Sollte sich wider Erwarten der Inflationsauftrieb aufgrund der Umsetzung der politischen Agenda Trumps deutlich verstärken, würde sich die Fed mit weitergehenden Leitzinsanhebungen in ein Dilemma
schleusen: Höhere Zinsen würden die Schieflage im Staatshaushalt vergrößern. Darüber hinaus würde die Konjunkturerholung gefährdet.
Prognosen für die USA
Reales Bruttoinlandsprodukt (% ggü. Vj.)
Inländische Endnachfrage (ohne Lager)
Außenhandel (Wachstumsbeitrag, %-P.)
Verbraucherpreise (% ggü. Vj.)
Arbeitslosenquote (%, Jahresende)
Budgetsaldo (% des nominalen BIP)
2014
2015
2016P
2017P
2018P
2,4
2,6
-0,1
1,6
5,6
-5,1
2,6
3,1
-0,7
0,1
5,0
-4,4
1,5
1,9
0,0
1,3
4,8
-4,3
1,8
1,6
0,0
2,3
4,9
-4,2
1,6
1,8
-0,1
2,3
5,0
-4,5
Quelle: Datastream. 2016 – 2018: Prognose Bankhaus Lampe
Kapitalmarkt-Ausblick 2017
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Euroraum: Konjunkturmittelmaß hält EZB in Atem
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Monatliche Konjunkturdaten
stützen positive Wahrnehmung
des Euroraums; …
Beständig und robust aufwärts: Für 2017 erwarten wir, dass die Wirtschaft
mit 1,3% in vergleichbarem Tempo wie 2016 wachsen wird. Aufgrund der
gestiegenen strukturellen Arbeitslosigkeit dürfte sich die Arbeitsmarkterholung aber verhalten fortsetzen. Dies hält den konjunkturellen Inflationsdruck
niedrig. Im Zuge rohölpreisbedingter Basiseffekte erwarten wir auf Jahressicht dennoch einen Anstieg der Inflationsrate auf 1,6%. Auch mit Blick auf
das knapper werdende Angebot an (Staats-)Anleihen wird die EZB ihre Wertpapierkäufe daher wohl ab Juni im 3-Monatsrhythmus um jeweils 15 Mrd. €
senken. Die ultra-expansive Geldpolitik beendet das nicht ­ sie wird wegen
der hohen Verschuldung und reformmüder Regierungen weiter gebraucht.
Es ist nicht neu, dass eine Medaille zwei Seiten hat. Auf der einen dürfte das EWUBIP 2016 ohne Ermüdungserscheinungen um robuste 1,6% gewachsen sein. Damit
hätte die Wirtschaftsleistung erneut oberhalb der Potenzialrate zugenommen. Im
Zuge der anhaltenden Konjunkturerholung ist die Arbeitslosigkeit überdies gesunken,
die Stimmungsindikatoren notieren auf robusten, teilweise sogar hohen Niveaus und
das Verschuldungsthema schreckt die öffentliche Aufmerksamkeit seit langem nicht
mehr. Krise war gestern, Normalität ist heute, so das Credo.
EWU-Wirtschaftsleistung wächst beständig
BIP (2008=100): Peripherie hinkt hinterher
6
109
110
3
106
105
0
103
-3
100
Prognose
-6
100
95
97
07 08 09 10 11 12 13 14 15 16 17
Bruttoinlandsprodukt (% zum Vorjahr)
Bruttoinlandsprodukt (2010=100, r. Skala)
Quelle: Datastream. Prognose Okt 2016 – Dez 2017: Bankhaus Lampe
… die anhaltend ultra-expansive
Geldpolitik der EZB gibt krisenseitig aber keine Entwarnung
Kapitalmarkt-Ausblick 2017
90
07
08
GER
09
10
11
FRA
12
13
14
15
16
EWU, ohne GER und FRA
Quelle: Bankhaus Lampe, Datastream
Auf der anderen Seite der Medaille zeigt sich, dass die Konjunkturerholung seit Krisenausbruch 2008/09 unterdurchschnittlich verläuft, trotz der immensen Unterstützung durch die Geldpolitik und die neutral ausgerichtete Fiskalpolitik. Dies ist vor
allem der Fall, wenn Deutschland und Frankreich aus dem EWU-BIP herausgerechnet
werden: Die anderen Mitgliedstaaten befinden sich dann, trotz kräftiger Impulse aus
Spanien, unter ihrem Vorkrisenniveau. Daneben hat der Rückgang der Arbeitslosenquote auf bisher 10% an Dynamik verloren. Die Quote liegt noch rund 1,5 Prozentpunkte über ihrem durchschnittlichen Wert vor der Krise, in manchen Ländern notiert sie weit über dem EWU-Durchschnitt (u. a. 18,9% in Spanien). Überdies ist die
Haushaltskonsolidierung ins Stocken geraten. Haushaltsdefizite sind an der Tages23.11.2016
BANKHAUS LAMPE // 10
ordnung, sie entsprechen in wichtigen Ländern nicht dem 3%-Defizitkriterium (u. a.
in Frankreich, Spanien), und Defizitziele werden verschoben (u. a. in Portugal, Spanien). Sanktionen müssen die betroffenen Staaten gleichwohl nicht fürchten. 1 Unter
dem Strich steigt die in Euro gemessene Staatsverschuldung in allen Mitgliedstaaten
ebenso an wie bei privaten Haushalten und Unternehmen, häufig auf hohem Niveau.
Wohl auch deshalb sah sich die EZB 2016 gezwungen, ihre ultra-expansive Geldpolitik noch auszuweiten. Die Hoffnung auf deren Normalisierung befindet sich am
Nullpunkt. All dies zeigt auf dieser Medaillenseite: Eine Gesundung kann nicht stattgefunden haben, wenn acht Jahre nach Krisenausbruch auf eine ultra-expansiv ausgerichtete Geldpolitik noch immer nicht verzichtet werden kann.
Konjunkturerholung weiterhin nicht selbsttragend
Robustes BIP-Wachstum wird
sich 2017 fortsetzen
Wir erwarten, dass sich an diesem Befund auch in einem Jahr nichts Grundsätzliches
geändert haben wird. Unserer Prognose zufolge wird das BIP 2017 um robuste 1,3%
wachsen. Die Rate liegt nur etwas unter der für 2016, sie beinhaltet aber ein weitgehend unverändertes durchschnittliches Vorquartalswachstum. Dieses resultiert
unseres Erachtens aus der anhaltend robust bleibenden Konjunkturentwicklung in
Deutschland (vgl. S. 14 f.) und dem in der Peripherie krisenbedingt noch bestehenden Aufholpotenzial. Für eine Wachstumsbeschleunigung gegenüber 2016 stimmen
die Rahmenbedingungen aus unserer Sicht nicht: Weder die Geldpolitik noch der Euro werden für neue belebende Impulse sorgen. Mit Blick auf unsere Rohölpreisannahme stehen die Zeichen beim Rohölpreis zudem auf leichte Belastung. Aufgefangen werden dürfte dies von der Lohnsumme: Ein größerer Lohndruck befindet sich
unseres Erachtens zwar nicht in der Pipeline, vom sich träge fortsetzenden Rückgang
der Arbeitslosigkeit dürfte der Konsum aber profitieren.
Binnennachfrage setzt weiterhin
Wachstumsakzente
Hinsichtlich der BIP-Komponenten rechnen wir damit, dass der private Verbrauch
und die Anlageinvestitionen die höchsten Wachstumsbeiträge liefern werden. Anziehende Investitionen erwarten wir aber nicht. Aufgrund des engen Haushaltskorsetts
dürfte der Staat weniger zum Wachstum beisteuern als 2016. Vom Außenhandel
wird aufgrund der verhalten wachsenden Weltwirtschaft und der kräftigen Binnennachfrage wohl erneut eine leichte Belastung ausgehen. Alles in allem bestehen für
das Wachstum aus unserer Sicht mehr Risiken (v. a. aus China) als Chancen (z. B.
selbstverstärkter Aufschwung). Die Parlamentswahlen in einigen Ländern (vgl. S. 4),
bei denen populistische Parteien wohl weiteren Zulauf erhalten dürften, trüben die
Aussicht auf das notwendige politische Miteinander in der Währungsunion zwar,
eine Wachstumsgefahr für 2017 stellen sie unseres Erachtens aber nicht dar.
Die Wachstumsrisiken dominieren
Wenn es konjunkturell nicht
laufen sollte, wird die Fiskalpolitik belebt
Sollte im Jahresverlauf 2017 absehbar sein, dass sich unsere BIP-Prognose als zutreffend erweisen wird, ist es unseres Erachtens wenig wahrscheinlich, dass seitens
der Mitgliedstaaten neue positive Wachstumsimpulse im Zuge großflächiger Steuersenkungen oder Konjunkturprogramme gesetzt werden. Denn diese Maßnahmen sind
aufgrund der anhaltenden und teilweise hohen Haushaltsdefizite politisch höchst
umstritten. Allerdings dürften Regierungen nicht zögern, im Falle eines hinter unserer Prognose zurückbleibenden Wachstums auf diese Maßnahmen zurückzugreifen.
Denn ein stabiles Wachstum ist unverzichtbar, damit die Arbeitslosigkeit weiter sinkt
und die Staatsschuldenkrise unter der Decke bleibt.
1
Kapitalmarkt-Ausblick 2017
Die EU-Kommission hat zuletzt sogar aufgerufen, haushaltspolitische Spielräume stärker zu nutzen.
23.11.2016
BANKHAUS LAMPE // 11
Arbeitsmarkterholung bleibt moderat
Strukturelle Arbeitslosigkeit
höher als vor Krisenausbruch
Im Zuge des voraussichtlich anhaltenden Wirtschaftswachstums wird die Arbeitslosenquote wohl weiter sinken. Unserer Prognose zufolge liegt sie Ende des nächsten
Jahres bei 9,4%. Der erneut lediglich moderate Rückgang wird im Wesentlichen von
den Peripheriestaaten getragen, in denen die Arbeitslosigkeit teilweise noch recht
hoch ist. Deutschland unterstützt die Entwicklung aufgrund seiner bereits hohen Beschäftigung nicht mehr. Alles in allem liegt unsere Prognose für die Arbeitslosenquote damit über dem Durchschnitt von 8,6% vor Krisenausbruch (2002-2008). Für
die Zeit von 2002 bis heute beträgt der Durchschnitt 9,6%. Diese Betrachtung deutet darauf hin, dass die strukturelle Arbeitslosigkeit in den vergangenen Jahren
merklich gestiegen ist. Ausgehend vom bisher Erreichten dürften Rückgänge in der
Arbeitslosenquote daher auch über 2017 hinaus träge erfolgen.
Arbeitslosenquote (%): Die Richtung stimmt
Inflationsrate erreicht bereits in Kürze 1%
30
13
5
25
12
4
20
11
15
10
10
9
5
8
0
7
07
08
09
10
11
ESP
12
GER
Quelle: Datastream
13
14
15
16
EWU (r. Skala)
Prognose
3
2
1
0
-1
07 08 09 10 11 12 13 14 15 16 17
Verbraucherpreise (Gesamtrate, % zum Vorjahr)
Verbraucherpreise (Kernrate, % zum Vorjahr)
Quelle: Datastream. Prognose Nov 2016 – Dez 2017: Bankhaus Lampe
Aufwärtstrend bei der Inflationsrate
Basiseffekte vom Rohölpreis
treiben die Inflationsrate
In den vergangenen Monaten hat sich der im Vorjahresvergleich gemessene Anstieg
der Verbraucherpreise von der Null-Linie gelöst. Maßgeblich hierfür ist der Rohölpreis: Lag dieser über weite Strecken des ersten Halbjahres um (deutlich) mehr als
20% unter seinem Vorjahresniveau, so geht von ihm seit September kein inflationsdämpfender Effekt mehr aus. Aufgrund unserer Rohölpreisannahme (vgl. S. 4) wird er
eher inflationstreibend wirken. Wir erwarten daher, dass die Inflationsrate im Zuge
dieser rohölpreisbedingten Basiseffekte in den nächsten Monaten steigen wird.
Anhaltend niedriger Kerninflationsdruck hält Inflationsrate
deutlich unter 2%
Abseits des Rohölpreiseinflusses werden die gesamtwirtschaftlichen Preisüberwälzungsspielräume wohl gering bleiben. Hierfür sprechen der globale Wettbewerb und
die lediglich verhalten wachsende Weltwirtschaft. Beide dürften dazu beitragen,
dass die Kapazitäten inflationsneutral ausgelastet bleiben und Lohndruck nicht aufkommt. Wir erwarten daher, dass die Kerninflationsrate im Jahresverlauf 2017 knapp
über 1% verharren wird. Zusammen genommen ergibt sich für die Gesamtrate der
Verbraucherpreise ein Anstieg von aktuell 0,5% auf 1,0% zu Jahresbeginn. Ende
2017 dürfte die Inflationsrate bei 1,6% liegen. Der jahresdurchschnittliche Verbraucherpreisanstieg steigt zwar von voraussichtlich 0,2% auf 1,3%, er verbleibt damit
aber noch immer deutlich unter dem EZB-Preisziel von knapp unter 2,0%.
Kapitalmarkt-Ausblick 2017
23.11.2016
BANKHAUS LAMPE // 12
Knappheit setzt EZB unter Zugzwang
EZB wird ultra-expansive
Geldpolitik 2017 fortsetzen, …
Die EZB wird die Höhe des von ihr für 2017 erwarteten BIP-Wachstums von 1,6%
wohl nicht als auskömmlich betrachten. Mit 1,3% liegt unsere Prognose sogar niedriger. Zudem dürften trotz der zurzeit steigenden EWU-Inflationsrate noch Monate
vergehen, bis für die Notenbank klar ist, ob sich eine ihrem Inflationsziel entsprechende „nachhaltige Korrektur der Inflationsentwicklung“ eingestellt hat. Wir erwarten daher, dass sie ihre ultra-expansiv ausgerichtete Geldpolitik 2017 fortsetzt.
… und die Rahmenbedingungen
ihres Wertpapierkaufprogramms
adjustieren
Veränderungen an ihren geldpolitischen Instrumenten dürfte die EZB dennoch vornehmen. Diesbezüglich rückt die Ratssitzung am 8. Dezember (bzw. am 19. Januar)
in den Blick. Aus unserer Sicht wird die Notenbank das Leitzinsniveau zwar unverändert belassen, wie auch 2017. Hinsichtlich ihres bis März 2017 laufenden Wertpapierkaufprogramms erwarten wir aber neue Weichenstellungen. EZB-Präsident Mario Draghi hatte Ende Oktober bereits durchblicken lassen, dass die Notenbank nicht
an ein abruptes Ende denkt. Damit ist aber fraglich, wie lange und in welchem Umfang das Kaufprogramm fortgesetzt wird. Hierzu erwarten wir:
Wertpapierkäufe werden bis
Ende 2017 verlängert
•
Die EZB wird im Dezember (spätestens im Januar) ankündigen, Wertpapiere bis
Ende 2017 zu kaufen. Hierfür spricht, dass es ihr bisher nicht gelungen ist, die
Inflationsrate nennenswert zu ihrem Preisziel zu erhöhen. Der bisherigen Logik
der Notenbank folgend heißt dies aus ihrer Sicht wohl, nicht genügend zu tun.
Die sofortige Reduzierung der Wertpapierkäufe käme somit dem Eingeständnis
gleich, dass die Geldpolitik nicht wirkt. Dies schadete der Glaubwürdigkeit.
Leitzinsen bleiben 2017 historisch niedrig
Wertpapierkäufe werden ab Juni zurückgefahren
4,6
5
P
r
o
g
n
o
s
e
4
3
2
1
4,2
3,8
Prognose
3,4
3,0
2,6
2,2
0
-1
07 08 09 10 11 12 13 14 15 16 17
Hauptrefinanzierungssatz (%)
Einlagesatz (%)
Quelle: Datastream. Prognose Nov 2016 – Dez 2017: Bankhaus Lampe
Kaufvolumen sinkt ab Juni
2017 moderat, aber beständig
Kapitalmarkt-Ausblick 2017
•
1,8
Jan. 14
Jan. 15
Jan. 16
Jan. 17
EZB-Bilanz (Mrd. ¤)
Quelle: Datastream. Prognose Nov 2016 – Dez 2017: Bankhaus Lampe
Aufgrund der vorerst deutlich bleibenden Verfehlung ihres Inflationsziels wird
die EZB ihr monatliches Kaufvolumen von 80 Mrd. € zunächst beibehalten. Im
Jahresverlauf 2017 dürfte sie beim Anleiheerwerb aber zunehmend mit Engpässen konfrontiert werden. Um diesen zu begegnen, wird die EZB voraussichtlich
zentrale Stellschrauben ihres Kaufprogramms adjustieren. Wir halten es für
wahrscheinlich, dass sie unter dem Einlagesatz rentierende Wertpapiere zum
Kauf zulässt, höhere Käufe pro Emission gestattet und neue Wertpapierarten in
das Kaufprogramm einbezieht (nicht: Aktien). Damit gewinnt sie zwar Zeit,
letztlich kann sie aber nicht verhindern, dass Engpässe doch entstehen. Inflati23.11.2016
BANKHAUS LAMPE // 13
onsziel hin oder her: Die EZB wird nicht umhinkommen, ihre Wertpapierkäufe zu
drosseln. Wir erwarten, dass sie dies im März 2017 ankündigen und die monatlichen Käufe ab Juni im 3-Monatsrhythmus um 15 Mrd. € zurückfahren (tapern)
wird. Nach 480 Mrd. € im ersten Halbjahr würden im zweiten Halbjahr so noch
345 Mrd. € in die Finanzmärkte gepumpt. Aus dem von uns erwarteten Tapering-Verlauf ergibt sich, dass die EZB auch 2018 noch Wertpapiere kaufen wird.
Mit Renditezielen würde die
EZB zwei Fliegen mit einer
Klappe schlagen
Neben den von uns erwarteten Maßnahmen kann die EZB weitere Stellschrauben
anpassen. Hierzu zählt, die Wertpapierkäufe nicht mehr nach ihrem Kapitalschlüssel
auszurichten. Dies ist rechtlich und politisch jedoch äußerst heikel. Wenn es seitens
der EZB daher zu einer Überraschung kommt, dann wohl eher aus anderer Richtung:
Sie könnte dem „Vorbild“ der Bank of Japan folgen und Renditeziele einführen. Diese
hätten für sie den Vorteil, dass sie monatlich wohl deutlich weniger Wertpapiere
kaufen müsste. Denn jedem Marktteilnehmer wäre klar, dass es beim Überschreiten
bestimmter Renditeschwellen zu Interventionen seitens der Notenbank käme. Das
Thema Knappheit am Anleihemarkt verlöre damit an Brisanz. Mit Blick auf die weiter
schwelende Staatsschuldenkrise sicherte die EZB den Staaten zudem ein niedriges
Refinanzierungszinsniveau. Dies wäre auch in anderer Hinsicht hilfreich: Da die Inflationsrate unseren Erwartungen zufolge 2017 steigt, festigte die EZB das finanzielle Repressionsumfeld, in dem negative Realzinsen zur Staatsentschuldung beitragen.
Angesichts dieser Vorteile käme es aus unserer Sicht daher nicht überraschend,
wenn die EZB mit Renditezielen neue geldpolitische Wege beschreiten würde.
Gefahr negativer langfristiger
Nebenwirkungen der EZBGeldpolitik bleibt bestehen
Unsere seit langem bestehende Kritik an der ultra-expansiven Ausrichtung der EZBGeldpolitik halten wir aufrecht. Bisher ist es der Notenbank nicht gelungen, Kreditwachstum und Inflationsrate durch Gelddrucken merklich zu steigern. Aufgrund verstopfter Transmissionskanäle dürfte dies so bleiben. Und das ist auch gut so. Denn es
hilft, eine wichtige negative Nebenwirkung der Geldpolitik einzudämmen: Die Fehlallokation von Krediten, die langfristig spürbare Probleme in Bankbilanzen verursachen kann. Diese und andere negative Nebenwirkungen (u. a. mangelnder Reformeifer der Regierungen, Verschuldungsanreiz durch Nullzinsen) gilt es, weiterhin im Auge zu behalten. Wir teilen daher die Aussage von EZB-Präsident Draghi, der jüngst
erklärt hat, dass die Möglichkeiten der Geldpolitik zur Stabilisierung der Wirtschaft
„erschöpft“ seien. Daraus ergibt sich unseres Erachtens mehr denn je, dass Regierungen die Geldpolitik mit Strukturreformen flankieren sollten.
Prognosen für den Euroraum
Reales Bruttoinlandsprodukt (% ggü. Vj.)
Inländische Endnachfrage (ohne Lager)
Außenhandel (Wachstumsbeitrag, %-P.)
Frankreich
Italien
Spanien
Verbraucherpreise (% ggü. Vj.)
Arbeitslosenquote (%, Jahresende)
Budgetsaldo (% nominales BIP)
2014
2015
2016P
2017P
2018P
1,2
0,9
0,0
0,7
0,2
1,4
0,4
11,3
-2,6
1,9
1,9
0,3
1,2
0,6
3,2
0,0
10,5
-2,1
1,6
1,9
-0,1
1,2
0,9
3,2
0,2
9,9
-1,9
1,3
1,5
-0,1
1,0
1,0
2,4
1,3
9,4
-1,7
1,3
1,4
-0,1
1,0
1,1
1,8
1,6
9,1
-1,6
Quelle: Datastream. 2016 – 2018: Prognose Bankhaus Lampe
Kapitalmarkt-Ausblick 2017
23.11.2016
BANKHAUS LAMPE // 14
Deutschland: Solides Wachstum in Reformwüste
Dr. Alexander Krüger
+49 211 4952-187
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BIP-Wachstum auch in diesem
Jahr atemlos
Unseren Erwartungen zufolge wird das BIP im nächsten Jahr in vergleichbarem Tempo wie 2016 wachsen. Wir rechnen mit einem Zuwachs von 1,2%.
Diese Rate fällt lediglich aufgrund statistischer Effekte deutlich niedriger aus
als die für 2016. Sie beinhaltet, dass das Wachstum breit abgestützt bleiben
und die Binnennachfrage weiter dynamisch wachsen wird. Damit die Wirtschaftsleistung auch auf lange Sicht solide zunimmt, sind Reformen der Regierung zwar überfällig. Im Wahljahr dürften sie aber erst recht ausbleiben.
Nach den bislang vorliegenden Daten steht fest, dass der Konjunkturmotor auch
2016 rund gelaufen sein wird. Erstaunlich ist dies vor allem mit Blick auf das BIPWachstum von 0,2% gegenüber dem Vorquartal im dritten Quartal, das auf ein sehr
dynamisches erstes Halbjahr gefolgt ist. Zu verdanken ist die gute Entwicklung der
Binnennachfrage, die das Wachstum wohl alleine tragen wird. Besonders der private
Verbrauch sorgt hier für positive Impulse. Die gesunkene Abhängigkeit gegenüber
außenwirtschaftlichen Einflüssen zahlt sich somit abermals aus, da aufgrund der lediglich verhalten wachsenden Weltwirtschaft und der hohen Importtätigkeit ein positiver Wachstumsbeitrag vom Außenhandel voraussichtlich nicht ausgehen wird.
Die Stimmung in den Unternehmen ist gut
120
Wachstum weiterhin breit abgestützt
70
1,2
Wachstumsbeitrag (%-Punkte)
1,0
110
60
100
50
90
40
0,4
80
30
0,2
0,8
07 08 09 10 11 12 13 14 15 16
ifo-Geschäftsklima (Index)
Einkaufsmanagerindex (Verarb. Gewerbe, r. Skala)
Quelle: Datastream
Stimmungsindikatoren haben
Zenit erreicht bzw. stehen
kurz davor
Kapitalmarkt-Ausblick 2017
0,6
0,0
Priv. Verbr.
Staat
2016P
Investitionen Außenhandel
2017P
2018P
Quelle: Bankhaus Lampe
Wir erwarten, dass die Wirtschaftsleistung auch im Jahresschlussquartal zunehmen
wird. Eine nennenswert höhere Wachstumsdynamik als im dritten Quartal steht aber
wohl nicht bevor. Die Stimmungsindikatoren befinden sich zwar auf hohen Niveaus,
allen voran das ifo-Geschäftsklima und die Einkaufsmanagerindizes. Wir erwarten
jedoch, dass sie durch die günstige Wirtschaftsentwicklung in China, die auch durch
zeitlich begrenzte staatliche Sondermaßnahmen (u. a. für den Autokauf) begünstigt
ist, nach oben verzerrt sind. Aus unserer Sicht besitzen die Indikatoren daher Abwärtspotenzial, das durch die protektionistischen Überzeugungen des neuen USPräsidenten kurzfristig noch verstärkt wird. Trübte sich die Stimmung tatsächlich
ein, würde dies von uns nicht negativ bewertet, weil die Stimmungsindikatoren nur
auf Normalmaß zurückfielen. Dort sendeten sie noch immer ein Wachstumssignal.
23.11.2016
BANKHAUS LAMPE // 15
Wachstumsprofil 2017 dürfte
dem von 2016 entsprechen, …
Wir sind zuversichtlich, dass das BIP auch im kommenden Jahr robust wachsen wird.
Denn die Rahmenbedingungen werden aus unserer Sicht günstig bleiben. Dies betrifft vor allem die Finanzierungsbedingungen, die aufgrund der EZB-Geldpolitik äußerst entspannt bleiben dürften. Wenn die EZB eine für Deutschland angemessene
Geldpolitik durchführen würde, läge das Leitzinsniveau wohl 125 Basispunkte höher.
Die Wirtschaft profitiert unseres Erachtens aber auch weiterhin von einem niedrigen
Euro-Außenwert. Positiv wirkt überdies die voraussichtlich noch leicht steigende Beschäftigung. Die Arbeitslosenquote besitzt jedoch kaum noch Abwärtspotenzial, da
sich Migranten vermehrt arbeitslos melden dürften. Zusammen genommen steht
diese Gemengelage nicht für Zusatzimpulse gegenüber 2016. Das durchschnittliche
Wachstumstempo des laufenden Jahres dürfte aber beibehalten werden.
… Wachstumsprognose fällt
nur aufgrund statistischer
Effekte niedriger aus
Trotz unveränderter Wachstumsdynamik liegt unsere 2017er BIP-Prognose bei 1,2%,
deutlich unter der von 1,8% für 2016. Der Grund hierfür sind statistische Effekte: Sie
resultieren aus der niedrigeren Ausgangsbasis und dem negativen Arbeitstageeffekt
von 0,3 Prozentpunkten. Hinsichtlich der Zusammensetzung des Wachstums wird
sich aus unserer Sicht gegenüber 2016 wenig ändern: Erneut spielt die Musik in der
Binnennachfrage ­ und dort beim privaten Verbrauch. Auch in Ausrüstungen und
Bauten dürfte investiert werden, aber nicht dynamischer als 2016. Aufgrund eines
2015/16 bereits merklich gestiegenen Verbrauchs erwarten wir weniger staatliche
Impulse. Da sich das moderate Exportwachstum aufgrund der verhalten wachsenden
Weltwirtschaft fortsetzen und die kräftige Binnennachfrage das Importwachstum
hoch halten dürfte, wird der Außenhandel wohl nur einen kleinen positiven Wachstumsbeitrag beisteuern. Die Wachstumsrisiken sehen wir als ausgeglichen an. Von
der Bundestagswahl im Herbst erwarten wir einen wachstumsneutralen Einfluss.
Neue Wahlgeschenke in deren Vorfeld beinhaltet unsere BIP-Prognose nicht.
Regierung auch 2017 ohne Reform-Elan
Langfristig beständig hohes
Wachstum nur mit Reformen
zu erreichen
Das Jahr 2016 ist ein weiteres, das die Bundesregierung trotz guter Konjunktur nicht
für Reformen genutzt hat. Die Wachstumsbasis langfristig zu stärken, gilt es aber
nicht nur wegen der ungünstigen Demografie, es gibt bereits Ausfallerscheinungen:
Die preisliche Wettbewerbsfähigkeit sinkt weiter schleichend, und nach einer Analyse der Weltbank ist Deutschland bei der Standortqualität stark zurückgefallen. Nicht
von ungefähr hat der Sachverständigenrat daher zuletzt viele Reformvorschläge unterbreitet. Sie betreffen besonders den Arbeitsmarkt, Bildungsinvestitionen, die Reduzierung konsumtiver Ausgaben zugunsten öffentlicher Investitionen, ein höheres
Renteneintrittsalter sowie eine Unternehmen- und Erbschaftsteuerreform. Kaum etwas von dem dürfte im Wahljahr aber angegangen werden. Es bleibt vielmehr zu
hoffen, dass das Rad bei bisherigen Errungenschaften nicht zurückgedreht wird.
Prognosen für Deutschland
Reales Bruttoinlandsprodukt* (% ggü. Vj.)
Inländische Endnachfrage (ohne Lager)
Außenhandel (Wachstumsbeitrag, %-P.)
Verbraucherpreise (% ggü. Vj.)
Arbeitslosenquote (%, Jahresende)
Budgetsaldo (% nominales BIP)
Quelle: Datastream. 2016 – 2018: Prognose Bankhaus Lampe
Kapitalmarkt-Ausblick 2017
2014
2015
2016P
2017P
2018P
1,6
1,5
0,3
0,9
6,5
0,3
1,7
1,9
0,1
0,2
6,3
0,7
1,8
2,0
0,1
0,4
6,0
0,5
1,2
1,4
0,2
1,6
6,1
0,2
1,4
1,7
0,1
1,7
6,2
0,2
* Nicht arbeitstäglich bereinigt.
23.11.2016
BANKHAUS LAMPE // 16
Großbritannien: Politik muss handeln, nicht BoE
Dr. Ulrike Rondorf
+49 211 4952-401
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Die britische Wirtschaft schlägt sich bis dato wacker, da das Brexit-Votum keinen Unsicherheitsschock ausgelöst hat und das schwache Pfund kurzfristig stabilisierend wirkt. Im kommenden Jahr dürften vor allem die geringere Planungssicherheit für Unternehmen und Kapitalabflüsse das BIP-Wachstum dämpfen. Unsere BIP-Prognose für 2017 beträgt 1,1%. Angesichts des von uns erwarteten
moderaten Wachstums und deutlich steigender Inflationsraten wird die Bank von
England wohl an der Seitenlinie stehen und abwarten.
Das schwache Pfund stützt
das Wachstum kurzfristig
Der konjunkturelle Aufschwung in Großbritannien hat sich als recht robust erwiesen.
So konnte das BIP im dritten Quartal 2016 gegenüber dem zweiten Quartal um 0,5%
zulegen. Die massive Pfundabwertung wirkt positiv auf den Konsum. Insbesondere
Touristen dürften in London auf Schnäppchenjagd gegangen sein. Aber auch für die
Briten wurden heimische Produkte im Vergleich zu ausländischen attraktiver, was
den privaten Konsum beflügelt hat und über geringere Importe das Wachstum
stützt. Dieser Effekt ist jedoch kurzfristiger Natur. Denn die Preise ziehen bereits an:
In den vergangenen Wochen gab es zahlreiche Ankündigungen, vor allem von Nahrungsmittelkonzernen, dass die aktuellen Einzelhandelspreise aufgrund der in anderen Währungen anfallenden Produktionskosten nicht gehalten werden können. Nach
den Ausgaben für Grundnahrungsmittel werden die Konsumenten so wohl bald weniger Geld für sonstige Ausgaben zur Verfügung haben.
Großbritannien ist als Standort
weniger attraktiv – Investitionen
werden leiden
Wichtige konjunkturelle Frühindikatoren sprechen jedoch dagegen, dass sich das
BIP-Wachstum schnell und deutlich abkühlen wird: Der Einkaufsmanagerindex für
die Gesamtwirtschaft befindet sich derzeit beispielsweise auf einem Zwölf-MonatsHoch. Für das Winterhalbjahr rechnen wir daher nochmal mit einem positiven
Wachstumsbeitrag der Investitionen. Im weiteren Jahresverlauf 2017 dürfte sich allerdings zunehmend bemerkbar machen, dass die Planungssicherheit der Unternehmen von den unsicheren Rahmenbedingungen des Brexit beeinträchtigt wird und
somit weniger neue Projekte angestoßen werden. Auch wenn sich der Zugang zum
Unsicherheit kostet Wachstum
4
3
2
1
0
-1
-2
-3
-4
-5
-6
-7
Gutes Winterhalbjahr für die Industrie voraus
60
4
55
2
50
0
Prognose
45
07 08 09 10 11 12 13 14 15 16 17
Bruttoinlandsprodukt (% zum Vorjahr)
Quelle: Datastream. Okt 2016 – Dez 2017: Prognose Bankhaus Lampe
Kapitalmarkt-Ausblick 2017
-2
14
15
16
Einkaufsmanagerindex Verarbeitendes Gewerbe
Industrieproduktion (% zum Vorjahr, r. Skala)
Quelle: Datastream
23.11.2016
BANKHAUS LAMPE // 17
Europäischen Binnenmarkt mit dem EU-Austritt nicht dramatisch verschlechtern
dürfte, wird unseres Erachtens in den nächsten zwei Jahren ungewiss sein, ob dies
letztlich tatsächlich so eintreten wird (vgl. S. 18 f.). Daher dürften die Kapitalzuflüsse nach Großbritannien zurückgehen, und die Produktionskapazitäten nicht wesentlich ausgeweitet werden. Nach einem Plus von 2% in diesem Jahr erwarten wir für
2017 ein BIP-Wachstum von 1,1%.
Inflationsbuckel 2017
Immobilienmarkt wird wohl bald zur Belastung
5
Prognose
4
3
2
1
0
-1
10
11
12
13
14
15
16
80
60
40
20
0
-20
-40
-60
-80
-100
16
12
8
4
0
-4
-8
-12
-16
-20
06 07 08 09 10 11 12 13 14 15 16 17
17
Verbraucherpreise (Gesamt, % zum Vorjahr)
Bauaktien-Performance (rel. zum FTSE, 8M verzögert)
Verbraucherpreise (Kern, % zum Vorjahr)
Hauspreise (Nationwide, % zum Vorjahr)
Quelle: Datastream. Nov 2016 – Dez 2017: Prognose Bankhaus Lampe
Quelle: Datastream, Fathom Consulting
Die BoE dürfte 2017 stillhalten
Bestätigt sich unser Wachstumsbild, wird die BoE wohl von einer Leitzinssenkung
absehen. Allerdings dürfte sie weitere expansive Maßnahmen ergreifen, sollte die
Unsicherheit stärker belasten oder sich neuer politischer Ungemach, beispielsweise
durch Neuwahlen, abzeichnen. Auch wenn die Notenbank Anfang November betont
hat, dass sie ihre Geldpolitik in beide Richtungen ändern könne, dürfte sie auf die
steigende Inflationsrate nicht mit einer weniger expansiven Politik reagieren: Zum
einen erwartet die BoE selbst, dass die Inflationsrate nur vorübergehend aufgrund
der Pfundabwertung steigen wird, da Zweitrundeneffekte ausbleiben werden. Zum
anderen liegt der von uns prognostizierte Inflationspfad unter dem der BoE.
Bei strukturell niedrigerem
Wachstum ist BoE machtlos
Wie gestaltet sich die Rolle der Zentralbank beim EU-Austritt? Die Handelsbeschränkungen, die ein Brexit wohl unweigerlich mit sich bringen wird, sprechen langfristig
für ein niedrigeres Trendwachstum. Daran kann die BoE geldpolitisch jedoch nichts
ändern. Zur Überwindung der strukturellen Wachstumsschwäche ist daher die Regierung gefordert.
Prognosen für Großbritannien
Reales Bruttoinlandsprodukt (% ggü. Vj.)
Inländische Endnachfrage (ohne Lager)
Außenhandel (Wachstumsbeitrag, %-P.)
Verbraucherpreise (% ggü. Vj.)
Arbeitslosenquote (%, Jahresende)
Budgetsaldo (% nominales BIP)
2014
2015
2016P
2017P
2018P
3,1
2,9
-0,4
1,5
5,8
-5,7
2,2
2,4
-0,5
0,1
5,2
-4,3
2,0
2,1
-0,1
0,6
5,1
-4,1
1,1
1,0
0,1
2,1
5,3
-4,0
0,8
0,8
0,0
1,7
5,6
-4,5
Quelle: Datastream. 2016 – 2018: Prognose Bankhaus Lampe
Kapitalmarkt-Ausblick 2017
23.11.2016
BANKHAUS LAMPE // 18
Brexit: Details erst 202X, nicht 2017
Dr. Ulrike Rondorf
+49 211 4952-401
[email protected]
Derzeit zeichnet sich ab, dass Ende des nächsten Jahres keine wesentlich neuen
Erkenntnisse bezüglich der Modalitäten des Brexit vorliegen werden. Die britische
Regierung wird den Artikel 50 EUV zum EU-Austritt wohl spätestens im Sommer
aktivieren. Mit dem Startschuss für die offiziellen Verhandlungen dürfte bereits
feststehen, dass die EU und Großbritannien de facto über ein Freihandelsabkommen verhandeln müssen. Wirklich hart wird diese „harte“ Aufspaltung des gemeinsamen Binnenmarktes jedoch wohl nicht ausfallen.
Seit dem Referendum über den EU-Austritt sind fünf Monate vergangen, aber selbst
die grundlegendsten Fragen für den weiteren Prozess sind bislang nicht geklärt. Im
Folgenden erläutern wir unsere Einschätzung zu den wichtigsten Punkten:
Der Umweg übers Parlament
wird die Aktivierung von
Artikel 50 allenfalls verzögern
Was sind die nächsten Schritte? Seit Anfang November scheint unsicher zu sein, ob
Großbritannien überhaupt den Austritt aus der EU beantragen wird. Denn der High
Court hat entschieden, dass die Aktivierung des Artikel 50 nur mit Zustimmung des
Parlaments erfolgen kann. Die Regierung hat nun Berufung beim Supreme Court
eingelegt. Wir erwarten, dass das Parlament im Fall der Fälle letztlich den Weg zum
EU-Austritt nicht blockieren wird. Auch wenn viele Parlamentarier gegen den Brexit
sind, dürften sie den Willen des Volkes letztlich respektieren. Das Warten auf die
Entscheidung des Supreme Courts und die folgende Parlamentsdebatte wird den ursprünglichen Zeitplan von Premierministerin Theresa May, den Artikel 50 im März zu
aktivieren, wohl durcheinanderwirbeln. Dies hat den Nachteil, dass sich die politische Diskussion wohl noch Monate um rechtliche Fragen und Meinungsverschiedenheiten innerhalb der großen Parteien drehen wird. Die zeitliche Verzögerung bringt
jedoch auch zwei Vorteile mit sich: Die EU hat mehr Zeit ihre Verhandlungsstrategie
vorzubereiten. Zudem wären im Sommer zumindest schon mal die Wahlen in Frankreich und den Niederlanden vorüber, wodurch sich die Handlungsfähigkeit der EU
erhöhen dürfte.
Auf Großbritannien passt
keine bestehende Schablone
Warum ist ein Freihandelskommen die einzige Option? Die Wunschvorstellung der
britischen Bevölkerung und vieler Politiker wäre wohl, den Zugang zum gemeinsamen Europäischen Binnenmarkt, also einem weitgehend freien Handel von Waren
und Dienstleistungen, zu behalten und gleichzeitig die Zuwanderung zu beschränken
sowie eine höhere Autonomie bei der Gesetzgebung zu erhalten. Nach dem BrexitVotum hat sich die EU jedoch tief in ihrer Position eingegraben, dass über die EUGrundfreiheiten nicht getrennt verhandelt werde, d. h. kein freier Waren- und
Dienstleistungsverkehr ohne Arbeitnehmer-Freizügigkeit. Die britische Regierung
wiederum wird unseres Erachtens in jedem Fall die Freizügigkeit von EU-Bürgern
einschränken wollen, da der unkontrollierte Zuzug von EU-Ausländern ein wesentlicher Faktor dafür ist, dass die Briten aus der EU ausscheiden wollen. Damit fällt die
Option weg, die künftigen Beziehungen zwischen der EU und Großbritannien nach
dem Vorbild bestehender rechtlicher Konstruktionen zu regeln. Denn die Nicht-EUMitglieder, z. B. Norwegen, die Teil des EWR sind, akzeptieren zumindest bisher die
Arbeitnehmer-Freizügigkeit. Zwar werden die EU und die Schweiz wohl 2017 eine
Kapitalmarkt-Ausblick 2017
23.11.2016
BANKHAUS LAMPE // 19
Obergrenze für die jeweilige Zuwanderung einführen. 2 Die Option „Modell Schweiz“
scheidet unserer Ansicht nach aber auch aus, da Großbritannien wohl nicht alle EUGesetze eins zu eins übernehmen möchte, ohne darüber beraten zu können. Daher
werden die Verhandlungsparteien letztlich über ein neues individuelles Abkommen
verhandeln, das die künftigen Beziehungen regelt.
Zunehmender Protektionismus
macht neue Abkommen schwierig
Wie laufen die Verhandlungen? Wirtschaftlich haben die EU-Mitglieder und Großbritannien ein großes Interesse an einem Abkommen, das den Waren- und Dienstleistungsverkehr im Vergleich zum Status quo nicht gravierend erschwert. Denn dies
würde beide Volkswirtschaften schlechter stellen. Allerdings ist dieses gesamtwirtschaftliche Interesse nicht unbedingt deckungsgleich mit den Interessen einzelner
Politiker. Denn wenn sowieso alle Details neu verhandelt werden müssen, ist der Anreiz groß, einzelne Industriezweige oder Regionen zu schützen. Dies gilt insbesondere für die EU, wo Freihandel von weiten Teilen der Bevölkerung zunehmend kritisch
gesehen wird. Zudem dürften die Verhandlungen durch politische Strategien beeinflusst werden. Die EU-Kommission hat in den vergangenen Monaten immer wieder
betont, dass der Brexit kein positives Beispiel für andere Mitgliedsländer darstellen
dürfe. So könnten sich die Verhandlungen sowie die gegebenenfalls notwendige nationale Ratifizierung des neuen Freihandelsabkommens lange hinziehen.
Es wird keinen Brexit ohne
Anschlussvertrag geben, …
Werden die Verhandlungen scheitern? Wir erwarten, dass letztlich ein Abkommen
zustande kommen wird: Juristische Hürden dürften überwunden und das wirtschaftliche Interesse in den Vordergrund gestellt werden. Mit Blick auf die Auswirkungen
steckt allerdings der Teufel im Detail. Dies gilt insbesondere für den Dienstleistungssektor, der in den meisten Freihandelsabkommen eher stiefmütterlich behandelt
wird, aber gerade für Großbritannien von zentraler Bedeutung ist. So wird beispielsweise von der exakten Regelung zum „Europäischen Pass“ im Wertpapiermarkt abhängen, ob in London ansässige Banken ohne ein gesondertes Zulassungsverfahren
in der gesamten EU tätig sein können. 3
… allerdings ist es sehr fraglich
ob dieser noch in diesem Jahrzehnt zustande kommt
Werden die in Artikel 50 vorgesehenen zwei Verhandlungsjahre reichen? Die Verhandlungen zum CETA-Abkommen mit Kanada stimmen Beobachter allgemein kritisch, dass sich die Parteien bei den Brexit-Verhandlungen innerhalb von zwei Jahren geeinigt haben und die Verträge ratifiziert sind. Sollte die Zeit nicht reichen,
scheidet Großbritannien jedoch nicht einfach aus der EU aus. Denn Artikel 50 verfügt, dass die Austrittsmodalitäten auf Basis der zukünftigen Beziehungen geregelt
werden sollen. Ohne eine Nachfolgeregelung für die EU-Verträge ist also im Prinzip
auch kein Austritt vorgesehen. In diesem Fall könnte der Europäische Rat die Frist
einstimmig verlängern oder es wird eine Übergangsregelung à la „Option Norwegen“
gefunden, d. h. Großbritannien wird EFTA-Mitglied, bis eine Einigung erzielt wird.
Allerdings dürften alle Parteien den zusätzlichen Aufwand scheuen, den eine Übergangsregelung mit sich bringt. Denn so müssten beispielsweise die Beiträge Großbritanniens zum EU-Haushalt wahrscheinlich zweimal verhandelt werden.
2
3
Kapitalmarkt-Ausblick 2017
Die Schweizer Regierung ist nach einem Volksentscheid gezwungen, die EU-Zuwanderung zu beschränken, wobei ihr nicht vorgegeben ist, wie restriktiv eine solche Regelung sein muss.
Einschnitte für den Finanzplatz dürfte es auf jeden Fall im Bereich des Zahlungsverkehrs geben. Denn
es ist unseres Erachtens nicht vorstellbar, dass der Euroraum das systemrelevante Clearing-Geschäft
außerhalb der EU gestatten wird. Mit dem Brexit wird die EZB daher wohl per Gesetzesänderung die
Befugnis erhalten, hier Änderungen vorzunehmen. Des Weiteren dürften die in London ansässigen
Banken wohl den Zugang zum Target2-System, d. h. zur Euro-Liquidität, verlieren.
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BANKHAUS LAMPE // 20
Schweiz: Konsum geht auf Talfahrt
Der Binnenkonjunktur-Blase entweicht die Luft. Ein Platzen ist unseres Erachtens
angesichts der niedrigen Zinsen wenig wahrscheinlich, sodass die Wirtschaftsleistung auch 2017 solide wachsen dürfte. Unsere BIP-Prognose beträgt 1,1%. Der
Handlungsdruck für die Schweizerische Notenbank wird vor dem Hintergrund einer leicht steigenden Inflationsrate und einer etwas weniger expansiven EZB
wohl nachlassen. Neue geldpolitische Maßnahmen erwarten wir nicht.
Dr. Ulrike Rondorf
+49 211 4952-401
[email protected]
Das Wachstum schwächt sich
im zweiten Halbjahr 2016 ab
Nach dem hohen Plus von 0,6% im zweiten Vierteljahr 2016 ist das Schweizerische
BIP im dritten Quartal 2016 im Vorquartalsvergleich wohl nur um rund 1/4% gewachsen. Zum einen dürften Sondereffekte, die das BIP-Wachstum zuvor gestützt
haben, z. B. ein hoher Staatskonsum, nun korrigiert werden. Zum anderen deuten die
Einzelhandelsumsätze darauf hin, dass der private Konsum das Wachstum sogar belastet haben könnte: So gingen die realen Einzelhandelsumsätze von Juli bis September um etwa 1,5% gegenüber dem zweiten Quartal zurück.
Konsum geht auf Talfahrt
Konjunktur kühlt sich ab
111
1,5
109
1,0
107
0,5
105
0,0
103
-0,5
101
-1,0
99
-1,5
97
-2,0
170
160
150
Prognose
140
07 08 09 10 11 12 13 14 15 16 17
95
10
11
12
13
14
15
Einzelhandelsumsätze (3M-Ø, real)
Quelle: Datastream
Der Hochpunkt des Zyklus
ist überschritten
Kapitalmarkt-Ausblick 2017
16
Bruttoinlandsprodukt (% zum Vorquartal)
Bruttoinlandsprodukt (Mrd. CHF, r. Skala)
Quelle: Datastream. Okt 2016 – Dez 2017: Prognose Bankhaus Lampe
Die für den robusten Aufschwung so wichtige Inlandsnachfrage schwächelt. Bis September beläuft sich das Minus der Einzelhandelsumsätze auf 2,5% im Vergleich zu
2015. Diese Schwäche ist nicht nur dem starken Franken geschuldet, sondern spiegelt in erster Linie wider, dass die mit einer hohen Verschuldung einhergehende
Hausse der Binnenkonjunktur ausläuft. Die Löhne steigen deutlich langsamer, und
Impulse vom Immobilienmarkt fehlen: In wichtigen Ballungszentren fallen die Mieten, und die Immobilienpreise steigen nicht mehr. Daher dürften die seit Jahresbeginn sinkenden Bauinvestitionen in den kommenden Quartalen weiter rückläufig
sein. Unter dem Strich erwarten wir für 2017, dass sich das Wachstum der Binnennachfrage im Vergleich zu 2015 und 2016 von jeweils 1,2% auf 0,6% halbiert. Unsere Prognose für das Wachstum des gesamten BIP beträgt 1,1%. Die sich abkühlende Konjunktur dürfte einen stärkeren Preisauftrieb in der Breite verhindern. Die Inflationsrate steigt daher letztlich vor allem aufgrund des höheren Beitrags der Energiepreise.
23.11.2016
BANKHAUS LAMPE // 21
Inflation noch lange nahe Null
EZB-Wertpapierkäufe setzten SNB unter Druck
1,5
200
Prognose
1,0
180
0,5
160
0,0
140
-0,5
120
-1,0
100
-1,5
80
10
11
12
13
14
15
16
17
14
Kernrate Verbraucherpreise (% zum Vorjahr)
Verbraucherpreise (% zum Vorjahr)
15
16
Geldbasis SNB (M0, Index 1.1.2014=100)
Geldbasis EZB (M0, Index 1.1.2014=100)
Quelle: Datastream. Nov 2016 – Dez 2017: Prognose Bankhaus Lampe
Quelle: Datastream
SNB: Erleichtert über EZB-Tapering
Leitzinserhöhung nicht in Sicht
Die Schweizer Geldpolitik ist aktuell durch negative Zinsen und Devisenmarktinventionen gekennzeichnet. Daran wird sich im Wesentlichen wohl auch im kommenden
Jahr nichts ändern. Mit Blick auf den Leitzins dürfte die Schweizerische Nationalbank (SNB) geradeaus fahren: Das SNB-Zielband für den Schweizer 3M-Libor wird
unserer Ansicht nach Ende 2017 weiterhin bei -1,25 bis -0,25% liegen.
SNB wird auch 2017 neue
Devisenbestände anhäufen, …
Die SNB hat den Franken-Mindestwechselkurs Anfang 2015 aufgegeben, um die mit
den hohen Devisenbeständen verbundenen Risiken für die Schweiz zu minimieren.
Dennoch unterstreichen die SNB-Direktoriumsmitglieder in der Öffentlichkeit immer
wieder, dass sie zu weiteren Interventionen am Devisenmarkt bereit seien, wodurch
die Devisenbestände allerdings weiter steigen werden. So sagte SNB-Vize-Präsident
Fritz Zurbrügg Mitte November: „Wir haben ein Mandat: Preisstabilität sicherzustellen. Und wir haben in der Vergangenheit bewiesen, dass wir tun, was nötig ist, um
das zu erfüllen.“
… aber die Dynamik dürfte
nachlassen
Auch ohne den Mindestkurs ist die SNB weiterhin in dem Dilemma gefangen, dass
sie bei freiem Kapitalverkehr und lediglich eingeschränkt flexiblem Wechselkurs
letztlich abhängig von der Geldpolitik der EZB ist. So ist die Schweizer Geldbasis seit
Anfang 2015 um 100 Mrd. Franken, bzw. rund 25% gestiegen (Euroraum: +62%),
d. h. die Geldpolitik ist trotz des Endes des Mindestkurses deutlich expansiver geworden – und zwar aufgrund der EZB-Wertpapierkäufe. Auf die von uns erwartete
EZB-Ankündigung, die Käufe 2017 zu reduzieren, dürfte die SNB daher erleichtert
reagieren. Der geldpolitische Impuls wird wohl auch in der Schweiz nachlassen.
Prognosen für die Schweiz
Reales Bruttoinlandsprodukt* (% ggü. Vj.)
Verbraucherpreise (% ggü. Vj.)
Arbeitslosenquote (%, Jahresende)
2014
2015
2016P
2017P
2018P
2,0
0,0
3,2
0,8
-1,1
3,4
1,5
-0,4
3,3
1,1
0,1
3,7
1,0
0,5
4,0
Quelle: Datastream. 2016 – 2018: Prognose Bankhaus Lampe
Kapitalmarkt-Ausblick 2017
23.11.2016
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China: Weiche Landung bleibt risikoreich
Dr. Bastian Hepperle
+49 211 4952-615
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Chinas Volkswirtschaft hat zuletzt ein bemerkenswert stabiles Wirtschaftswachstum gezeigt. An unserer BIP-Prognose von 6,7% für 2016 halten wir fest. Für
das kommende Jahr rechnen wir mit einem nahezu stabilen Zuwachs von 6,5%.
Die gesamtwirtschaftliche Wirtschaftsaktivität in China hat sich in den ersten neun
Monaten dieses Jahres bemerkenswert stabil entwickelt. Das BIP ist im dritten Quartal 2016 um 6,7% gegenüber dem Vorjahr gestiegen und damit genauso kräftig wie
in den beiden Quartalen zuvor. Der BIP-Zuwachs liegt damit genau in der Mitte der
von der chinesischen Regierung für dieses Jahr anvisierten Zielspanne von 6,5% bis
7%. An unserer BIP-Wachstumsprognose für 2016 von 6,7% halten wir fest. Für das
kommende Jahr rechnen wir weiterhin mit einer leichten Abschwächung auf 6,5%.
Bruttoinlandprodukt stabil seitwärts
Monatliche Indikatoren mit höheren Schwankungen
20
15
Prognose
12
15
10
9
5
6
0
3
-5
04 05 06 07 08 09 10 11 12 13 14 15 16
0
07 08 09 10 11 12 13 14 15 16 17
Bruttoinlandsprodukt (% zum Vorjahr)
Quelle: Datastream. Okt 2016 – Dez 2017: Prognose Bankhaus Lampe
Weiterhin hohe Unsicherheit über
die tatsächlich zugrundeliegende
Konjunkturstärke
Kapitalmarkt-Ausblick 2017
BIP (offiziell veröffentlicht, % zum Vorjahr)
Wirtschaftsaktivität nach Keqiang (% zum Vorjahr)
BHL-Modell mit 7 Indikatoren (% zum Vorjahr)
Quelle: Bankhaus Lampe, Datastream
Bemerkenswert sind die stabilen BIP-Zuwachsraten deshalb, da die monatlichen
Konjunkturindikatoren alles andere als einen steten Verlauf aufweisen. Das gilt zum
Beispiel für den Stromverbrauch, das Eisenbahn-Frachtaufkommen oder die Kreditvergabe der Banken – drei Zeitreihen, die der chinesische Premierminister Li Keqiang
als gute Proxies für die Wirtschaftsaktivität erachtet. Auch das von uns verwendete
erweiterte Keqiang-Modell zeigt einen unstetigen Konjunkturverlauf. Hierbei berücksichtigen wir zusätzlich den Güterumschlag in den wichtigsten Seehäfen, die in
Bau befindlichen Flächen, die Industrieproduktion, die Einzelhandelsumsätze, um
weitere Bereiche der Wirtschaft abzudecken. Gemessen an derartigen Modellen
dürfte die tatsächliche Wachstumsdynamik im ersten Halbjahr 2016 erheblich
schwächer gewesen sein, als es die offiziellen BIP-Zahlen nahelegen. Allerdings zeigt
auch unser Modell für den aktuellen Rand eine höhere Wirtschaftsaktivität an, die
der offiziellen recht nahe kommt. Diese ist jedoch ausschließlich auf die höhere Dynamik der Inlandskonjunktur zurückzuführen. Die durch die vorausgegangene Lockerung der Geldpolitik und der Kreditvergabebedingungen sowie den durch Steueranreize angefachten Pkw-Absatz gesetzten Impulse zeigen hier Wirkung.
23.11.2016
BANKHAUS LAMPE // 23
Überhitzungserscheinungen
am Immobilienmarkt und
rasch steigende Verschuldung
Allerdings hat das übermäßig kräftige Kreditwachstum Anfang 2016 dazu beigetragen, dass die Überhitzungstendenzen am Immobilienmarkt zugenommen haben und
die Verschuldung bei Unternehmen und privaten Haushalten stark gestiegen ist. Die
Regierung versucht mittlerweile, mit entsprechenden Bremsmanövern dem Immobilienboom und den ausufernden Kreditausreichungen des Bankensektors gegenzusteuern. Für die kommenden Quartale rechnen wir deshalb mit geringeren Wohnungsbauinvestitionen. Das immer noch beachtlich hohe Wachstumstempo dürfte
sich somit allmählich verlangsamen. Die laufenden Konjunkturindikatoren werden
dabei wohl wieder größeren Schwankungen unterliegen und im Trend auf eine deutlich schwächere Konjunkturdynamik deuten. Dies dürfte zeitweise Sorgen um eine
„harte“ Landung der chinesischen Volkswirtschaft befeuern. Droht die Wirtschaftsaktivität zu stark unter das von der Regierung langfristig anstrebte Wachstumsziel von
6,5% zu sinken, sind neue staatliche Stützungsmaßnahmen (vor allem in der Infrastruktur) wahrscheinlich.
Strategiewechsel bei der Zentralbank
Handlungsspielraum der People‘s
Bank of China eingeschränkt
Auch die chinesische Zentralbank wird bei künftigen Stützungsmaßnahmen eingebunden bleiben. Gleichwohl dürfte ihr zinspolitischer Lockerungsspielraum weitgehend ausgeschöpft sein. Aufgrund der zunehmenden Überhitzungsgefahren vom
Immobilienmarkt und der vor allem von der übermäßig hohen Verschuldung im Unternehmenssektor ausgehenden Kreditrisiken (vgl. hierzu unsere Analyse „Globales
Kreditrisiko sendet Alarmsignal“ vom 02.11.2016) rechnen wir nicht damit, dass sie
diesen Problembereich mit weiteren Leitzinssenkungen befeuern wird. Vielmehr
dürfte sie sich auf eine ausreichende Liquiditätsbereitstellung am Geldmarkt konzentrieren. Falls sie es für notwendig erachtet, wird sie aller Voraussicht nach erneut
auf ihre umfangreichen Devisenreservebestände zurückgreifen, um höheren Kapitalabflüssen und einer kräftigen Abwertung des Renminbi zu begegnen. Damit zeichnet
sich ein Strategiewechsel für die People‘s Bank of China ab: Stand bisher die Stabilisierung des Wirtschaftswachstums im Zentrum ihrer Politik, rücken nun RisikoVermeidungsstrategien stärker in den Vordergrund.
Risiko-Vermeidungsstrategien
rücken in den Vordergrund
Für China wird eine der größten Herausforderungen für 2017 sein, wie den aus dem
starken Kreditwachstum resultierenden Fehlentwicklungen zu begegnen ist. Diesbezüglich plant die Regierung wohl, Unternehmensschulden in Eigenkapital umzuwandeln, wofür in größerem Umfang öffentliche Finanzmittel eingesetzt werden müssten. Auch soll über Kreditbeschränkungen der Höhenflug am Immobilienboom und
der Anstieg der ebenfalls kräftig gestiegenen Konsumentenkredite gestoppt werden.
Ob bei dem gleichzeitig angestrebten Umbau der Wirtschaft alle Zügel immer gut im
Griff gehalten werden können, ist fraglich: China bleibt wohl 2017 ein beständiger
Unruheherd, auch für die internationalen Finanzmärkte.
Prognosen für China
Reales Bruttoinlandsprodukt (% ggü. Vj.)
Verbraucherpreise (% ggü. Vj.)
Arbeitslosenquote (%, Jahresende)
2014
2015
2016P
2017P
2018P
7,3
2,6
4,0
6,9
1,5
4,1
6,7
2,0
4,1
6,5
2,3
4,2
6,3
2,3
4,4
Quelle: Datastream. 2016 ­ 2018: Prognose Bankhaus Lampe
Kapitalmarkt-Ausblick 2017
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BANKHAUS LAMPE // 24
Japan: Binnenkonjunktur mangelt es an Dynamik
Dr. Bastian Hepperle
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Höheres Wachstumstempo über
den Sommer 2016 erfreut nur
auf den ersten Blick
Japans Wirtschaftswachstum hat über den Sommer 2016 zwar Tempo aufgenommen. Die Binnenkonjunktur zeigt sich jedoch weiterhin in einer schwachen
Verfassung. Trotz des neuen Konjunkturpakets der Regierung unter Premier
Shinzõ Abe rechnen wir nicht mit einer länger anhaltenden Stärkung der Wachstums- und Inflationsdynamik.
Von dem im August von der japanischen Regierung beschlossen Konjunkturpaket ist
in der Realwirtschaft bislang noch nicht viel zu spüren. Das wäre vielleicht auch etwas verfrüht. Schlimmer wäre es allerdings, wenn das von uns erwartete konjunkturelle Strohfeuer erst gar nicht zündet und sich die Inlandskonjunktur weiter schwach
entwickelt. Der Anstieg des BIP im dritten Quartal 2016 von 0,5% gegenüber dem
Vorquartal (annualisierte Rate 2,2%) kann nur auf den ersten Blick erfreuen. Beeindruckend mag zwar sein, dass – für japanische Verhältnisse fast ungewöhnlich – das
BIP nun zum dritten Mal in Folge gestiegen ist. Letztmalig gab es eine derartige Serie im Jahr 2013.
Bruttoinlandsprodukt über dem Sommer leicht belebt
6
555
3
540
0
525
-3
510
-6
495
Prognose
-9
480
-12
465
07 08 09 10 11 12 13 14 15 16 17
Bruttoinlandsprodukt (% zum Vorjahr)
Bruttoinlandsprodukt (Bio. Yen, r. Skala)
Quelle: Datastream, Okt 2016- Dez 2017: Prognose Bankhaus Lampe
Konjunktur wird allein vom
Außenhandel getragen, die
Binnenwirtschaft schwächelt
weiter
Kapitalmarkt-Ausblick 2017
Einkommen aufwärts, Inflation weiter im Tauchgang
8
4
0
-4
-8
10
11
12
13
14
15
16
Realeinkommen (% zum Vorjahr)
Verbraucherpreise (% zum Vorjahr)
Quelle: Datastream
Weniger befriedigend ist aber die Struktur des Wachstums. Denn dieses wurde im
dritten Quartal fast ausschließlich durch den Außenhandel gestützt, der allein 0,4
Prozentpunkte zum BIP-Anstieg beigetragen hat. Dabei ist noch zu berücksichtigen,
dass die starke Zunahme bei den Exporten durch einen Sondereffekt begünstigt war,
nämlich einer ungewöhnlich kräftigen Zunahme bei der Auslieferung von Smartphone–Komponenten. Zudem schrumpften die Importe erneut. Bei der Berechnung des
Bruttoinlandsprodukts führt dies zu einem wachstumssteigernden Effekt. Für einen
günstigen Wachstumsausblick fehlt dagegen bislang ein merkliches Anziehen der
Inlandskonjunktur. Diese entwickelte sich im dritten Quartal weiterhin schwach. Das
betrifft einerseits den privaten Konsum, der trotz merklich gestiegener Realeinkommen wie auch im Vorquartal nahezu stagnierte. Das betrifft anderseits auch die Ausrüstungsinvestitionen, deren schon seit Jahresbeginn 2016 zu beobachtende Schwäche sich fortsetzten dürfte.
23.11.2016
BANKHAUS LAMPE // 25
Robuster Aufwärtstrend bei der
Konjunktur nicht zu erwarten
Ausweislich des jüngsten Tankan-Berichts planen die Unternehmen aber, ihre Investitionsausgaben künftig auszuweiten. Auch die robustere Entwicklung bei den Realeinkommen lässt hoffen, dass sich der private Konsum in den kommenden Quartalen
etwas belebt. Wir rechnen jedoch nicht mit einer anhaltend robusten Aufwärtsentwicklung, die Japan auf lange Sicht höhere BIP-Zuwachsraten bescheren wird. Zudem bleibt Japan über die außenwirtschaftliche Flanke stark anfällig. Für 2017 halten wir an unserer BIP-Prognose von 1,3% fest. Ohne zusätzliche Impulse seitens der
Wirtschaftspolitik dürfte das Wachstum anschließend deutlich auf 0,6% zurückfallen. Das Hauptrisiko für den Ausblick sehen wir in einer deutlicheren Konjunkturabschwächung in China oder – ausgehend von einer Neuausrichtung in der USAußenhandelspolitik – verstärkten protektionistischen Tendenzen.
Geldpolitik: Lockerungsneigung bleibt bestehen
Bank von Japan muss das
Erreichen des 2%-Preisziels
erneut verschieben, …
Die jüngere Entwicklung bei der Inflationsrate kann die Bank von Japan (BoJ) nicht
zufriedenstellen. Die Jahresteuerung – gemessen an der Kernrate der Verbraucherpreise ohne frische Lebensmittel – lag im September bei -0,5% und damit im siebten
Monat unter der Nulllinie. Trotz aller Lockerungsmaßnahmen der Notenbank befindet sie sich immer noch weit unter dem 2%-Preisziel der BoJ. Im September hatte
die Notenbank daher beschlossen, ihren geldpolitischen Expansionsgrad so lange
auszuweiten, bis die 2%-Marke nachhaltig überstiegen wird. Notenbankgouverneur
Haruhiko Kuroda ist unverändert davon überzeugt, dass das 2%-Ziel – nun jedoch
erst bis Ende des Fiskaljahres 2018 (dauert bis Ende März 2019) – erreicht wird. Diese Ziellinie musste er bereits viermal nach hinten verlegen. Unserer Prognose zufolge
wird es wohl nicht die letzte Verlegung gewesen sein. Denn die Kerninflationsrate
wird aller Voraussicht nach auch bis Ende März 2019 deutlich unter der 2%-Marke
liegen. Zudem bestehen wegen unseres nur verhaltenen Konjunkturausblicks auf die
Weltwirtschaft sowohl für die japanische Wirtschaft als auch für die Inflationsrate
eher Abwärtsrisiken. Die Hoffnung der BoJ, dass sich der Preisauftrieb auch aufgrund
höherer Lohnabschlüsse im Frühjahr 2017 beleben wird, dürfte daher ebenso enttäuscht werden, wie zu Beginn dieses Jahres. Die geldpolitische Lockerungsneigung
der Notenbank dürfte deshalb noch lange bestehen bleiben.
… die Kontrolle der Zinsstrukturkurve scheint dagegen besser zu
gelingen
Etwas erfolgreicher scheint dagegen die im September von der BoJ angekündigte
Kontrolle der Zinsstrukturkurve zu funktionieren. Nach dem anfänglich kräftigen
Aufstieg aus dem tiefen negativen Bereich, notiert die Rendite der 10-jährigen
Staatsanleihen um null Prozent. Bei ihren Marktinterventionen konzentriert sich die
BoJ dabei allein auf den An- bzw. Verkauf von Staatsanleihen, denn das Angebot
von nachgelagerten Gebietskörperschaften ist nach Angaben der BoJ zu eng. Um
mehr Steilheit in die Zinsstrukturkurve zu bekommen, rechnen wir spätestens nach
Abflauen des konjunkturellen Strohfeuers Mitte 2017 mit einer Leitzinssenkung.
Prognosen für Japan
Reales Bruttoinlandsprodukt (% ggü. Vj.)
Verbraucherpreise (% ggü. Vj.)
Arbeitslosenquote (%, Jahresende)
Budgetsaldo (% des nominalen BIP)
2014
2015
2016P
2017P
2018P
-0,1
2,8
3,4
-6,2
0,6
0,8
3,3
-5,4
0,8
-0,3
3,0
-5,3
1,3
0,4
3,0
-5,5
0,6
0,6
3,2
-5,6
Quelle: Datastream. 2016 ­ 2018: Prognose Bankhaus Lampe
Kapitalmarkt-Ausblick 2017
23.11.2016
BANKHAUS LAMPE // 26
Renaissance der Fiskalpolitik, wenn es nicht läuft
Dr. Alexander Krüger
+49 211 4952-187
[email protected]
Marktteilnehmer sorgen sich um
hohe Verschuldung zurzeit nicht
Kaum noch steigende Schuldenquoten deuten auf eine gesunkene Intensität
der Staatsschuldenkrise hin. Der Realität entspricht dies nicht. Denn die in
Milliarden einer Landeswährung gemessene Staatsverschuldung steigt in vielen Industrieländern. Wegen des robust wachsenden nominalen BIP nehmen
die Schuldenquoten aber nicht zu. Regierungen dürften 2017 darauf fokussiert sein, dass dies so bleibt. Sollte das BIP-Wachstum enttäuschen, wird ­
bei oft ausgereizter Geldpolitik ­ die Fiskalpolitik wohl in den Ring steigen.
Die Schuldenquoten 4 von privaten und öffentlichen Haushalten sowie von Unternehmen dürften in vielen Industrieländern auch 2017 auf hohem Niveau liegen, eine
starke Aufwärtstendenz aber meist nicht erkennen lassen. Dies suggeriert, dass der
kräftige Schub der Quoten von 2008 bis 2012 nachgelassen hat, die Krisenintensität
also abnimmt. Es überrascht daher nicht, dass sich die Marktakteure um die weiterhin ungelöste und nur mithilfe der Geldpolitik in Schach gehaltene Staatsschuldenkrise nicht sorgen. Für sie scheint derzeit außer Frage zu stehen, dass die Notenbanken die vorhandenen Schuldenberge auch künftig beherrschen und fiskalische Neubelastungen auffangen werden. Aus Sicht der Marktteilnehmer hat dies den schönen
Nebeneffekt, dass, je mehr Geld gedruckt wird, Kursgewinne an Aktien- und Rentenmärkten winken. Heile Welt, möchte man meinen. Tatsächlich?
Staatsschuldenquoten steigen nicht mehr, …
… nominales BIP-Wachstum hält den Anstieg auf
140
11.000
98
120
10.000
94
9.000
90
8.000
86
100
80
60
7.000
40
82
10
20
07 08 09 10 11 12 13 14 15 16 17
ESP
GBP
ITA
POR
USA
Quelle: Datastream. 2017: Prognose EU-Kommission, Bankhaus Lampe
Auf das nominale BIP-Wachstum
kommt es derzeit an
12
13
14
15
16
Nominales BIP (Mrd. ¤)
Staatsverschuldung (Mrd. ¤)
Staatsverschuldung (% des nominalen BIP, r. Skala)
Quelle: Datastream, EU-Kommission. 2016: Prognose Bankhaus Lampe
In der Vergangenheit hatten wir bereits betont, dass stagnierende (oder fallende)
Schuldenquoten inhaltlich noch nichts über die tatsächliche Entwicklung der Verschuldung eines Landes aussagen. Sie sind lediglich das Ergebnis zueinander ins Verhältnis gesetzter Größen. Nach Einschätzung der Europäischen Kommission wird die
Staatsverschuldung (Zähler) 2016/17 erneut zunehmen, die Schulden in Dollar, Euro,
Pfund und Yen also steigen. Absolut gesehen, wächst der hohe Schuldenberg in gemäßigtem Inflationsumfeld also weiter. Mit Blick auf dessen Beherrschung kann von
stagnierenden Staatsschuldenquoten daher kein Entwarnungssignal ausgehen.
4
Kapitalmarkt-Ausblick 2017
11
Zur Ermittlung der Schuldenquote wird die Verschuldung ins Verhältnis zum nominalen BIP gesetzt.
23.11.2016
BANKHAUS LAMPE // 27
Schuldenkrise ist lediglich im
Griff; ihre Intensität bleibt hoch
Dass die Staatsschuldenquoten trotz wachsender Verschuldung bis dato nicht gestiegen sind, liegt am robusten nominalen BIP-Wachstum. Daran dürfte sich vorläufig nichts ändern: Unsere 2017er Prognosen für das reale BIP-Wachstum entsprechen nahezu denen für 2016, und der von uns erwartete Anstieg der Inflationsraten
steigert das nominale BIP-Wachstum zudem. Beruhigen darf dies nicht: Denn unter
dem Strich ist es alles andere als in Stein gemeißelt, dass dies letztlich so eintritt.
Nominalem BIP-Wachstum
kommt 2017 eine höhere
strategische Bedeutung zu
Wenn die Staatsverschuldung (Zähler) aber trotz aller Gegenmaßnahmen weiter
steigt, kommt dem nominalen BIP-Wachstum (Nenner) für 2017 eine wirtschaftspolitisch hohe strategische Bedeutung zu. Oberstes Ziel ist es, dieses zu erhalten, damit
übermäßig steigende Schuldenquoten nicht zu einer Rückkehr der Staatsschuldenkrise führen. Diesbezüglich sehen wir aber Gefahren. Sie rekrutieren sich aus unseren
Prognosen für das reale BIP-Wachstum, für die Enttäuschungspotenzial besteht. Zudem sorgen wir uns, dass sich die rohölpreisbedingten Basiseffekte bei einem unerwartet größer werdenden Rohöl-Angebotsüberschuss in geringerer Form oder gar
nicht einstellen werden. Der Anstieg der Inflationsraten verliefe dann bestenfalls flacher. Beides, zusammen oder getrennt, hätte eine nachteilige Wirkung auf die
Schuldenquoten, die aufgrund des schwächeren Nenners stiegen. Als Folge dürften
die Marktakteure bezweifeln, ob die Schuldenkrise tatsächlich im Griff bleiben wird.
Im Notfall werden Regierungen handeln
Rettungsanker Fiskalpolitik
ist bereits heute gesetzt
Für 2017 erwarten wir daher, dass wirtschaftspolitisch eine hohe Alarmbereitschaft
gegenüber dem nominalen BIP-Wachstum bestehen wird. Drohte dieses deutlich
hinter unsere Prognosen zurückzufallen, dürfte frühzeitig gegen gesteuert werden.
Anders als in den Vorjahren kann die Konzentration dabei aber nicht auf der Geldpolitik liegen. Deren ultra-expansiver Expansionsgrad hat das Ende der Fahnenstange
zwar noch nicht erreicht, er ist aus unserer Sicht aber an einem Punkt angelangt,
von dem aus kaum noch positive Wachstumsimpulse zu setzen sind. Da Strukturpolitik zudem oft unbequem für die Bevölkerung ist, schlüge bei einem aus Regierungssicht nicht auskömmlichen BIP-Wachstum wohl die Stunde der Fiskalpolitik.
Klassische Konjunkturprogramme
bleiben in der Mottenkiste, …
Welche Maßnahmen würden aber voraussichtlich ergriffen? Wir erwarten, dass trotz
weltweit hoher Staatsschuldenberge klassische schuldenfinanzierte Konjunkturprogramme aufgelegt werden. Sie sind zwar kostspielig, hinsichtlich ihrer Maßnahmen
politisch oft umstritten, kurzlebig und steigern die konjunkturelle Fallhöhe. Unsere
2016/17er BIP-Prognose für Japan ist hierfür ein gutes Beispiel. Zugunsten des kurzfristigen Erfolgs vermögen sie aber dennoch, wie z. B. für den neuen US-Präsidenten,
gangbar zu werden. Für 2017 rücken damit Steuersenkungen, Infrastrukturmaßnahmen und eventuell höhere Sozialleistungen auf die Agenda. Hiermit aber wäre endgültig klar: Haushaltskonsolidierung und Normalisierung der Geldpolitik adé.
… Finanzpolitik wird eher wachstumsorientierter ausgestaltet
Zur Sicherung des nominalen
BIP-Wachstums werden Regierungen nicht wählerisch sein
Kapitalmarkt-Ausblick 2017
Sollte die Wachstumsnot zu groß werden, dürften Regierungen mit dem Helikoptergeld die letzte Patrone der Geldpolitik befürworten: Denn Gutschriften der Notenbanken auf den Girokonten der Bürger erhöhen das BIP-Wachstum oft direkt, da das
Geld großteilig ausgegeben werden wird, und sie tangieren die Staatsverschuldung
nicht. Dass diese Maßnahme ohne Wachstumseinbußen später ebenfalls kaum zu
beenden ist, dürfte zugunsten des kurzfristigen Wachstumserfolgs ebenso wie der
Beigeschmack der impliziten monetären Staatsfinanzierung ausgeblendet werden.
23.11.2016
BANKHAUS LAMPE // 28
Wo ist die Produktivität geblieben?
Dr. Bastian Hepperle
+49 211 4952-615
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Verlangsamte Produktivitätszuwächse ein globales Phänomen
Die Arbeitsproduktivität ist ein wichtiger Treiber für das Wirtschaftswachstum. In
vielen Industrieländern ist jedoch zu beobachten, dass sich die Produktivitätszuwächse besonders nach Ausbruch der Finanz- und Staatsschuldenkrise erheblich
verlangsamt haben. Mehrere belastende Faktoren sprechen dafür, dass der Ausblick auf höhere Produktivitätssteigerungen und damit höhere BIP-Zuwachsraten
auch in der Zukunft getrübt bleibt. Damit dürfte die Geldpolitik noch lange Zeit
sehr expansiv ausgerichtet und die Staatshaushalte negativ belastet bleiben.
Seit der Jahrtausendwende, besonders nach Ausbruch der Finanz- und Staatsschuldenkrise im Jahr 2008 ist in vielen Volkswirtschaften zu beobachten, dass die Produktivitätszuwächse niedriger ausfallen als in den Dekaden zuvor. So ist in Deutschland die Bruttowertschöpfung je geleistete Arbeitsstunde – die so genannte Arbeitsproduktivität – im Mittel pro Jahr von 1995 bis Mitte 2000 noch um fast zwei Prozent gestiegen. Werden die durch die Finanz- und Staatsschuldenkrise ausgelösten
starken Verwerfungen außer Acht gelassen, hat sich das Produktivitätswachstum
danach erheblich verlangsamt. Im Mittel ist es nur noch um 0,5% pro Jahr gestiegen. Das Phänomen niedriger Produktivitätszuwächse ist auch in vielen anderen Industrieländern wie den USA, Großbritannien, Japan oder Frankreich beobachtbar.
Geringere Produktivitätszuwächse in Deutschland, …
110
6
105
4
100
2
95
0
90
-2
85
-4
80
-6
95 97 99 01 03 05 07 09 11 13 15
(% zum Vorjahr, rechte Skala)
Deutschland (Index 2010=100)
Quelle: Bankhaus Lampe, Datastream
Enger Zusammenhang zwischen
Produktivität und Wirtschaftswachstum
Kapitalmarkt-Ausblick 2017
…. aber auch anderenorts ein verbreitetes Phänomen
USA
GBR
DEU
FRA
Arbeitsproduktivität
je Arbeitsstunde
(% zum Vorjahr)
ESP
ITA
-1
0
1995-2007
1
2
3
2012 - Heute
Quelle: Bankhaus Lampe, Datastream
Die Steigerung der Arbeitsproduktivität ist ein wichtiger Treiber für das Wirtschaftswachstum. Der Zusammenhang stellt sich folgendermaßen dar: Die Wachstumsrate des BIP entspricht der Summe aus der Veränderung der Arbeitsstundenproduktivität und der geleisteten Arbeitsstunden sowie der Veränderung der Erwerbstätigen. Ist – wie in Deutschland oder in den USA – bereits ein hohes Beschäftigungsniveau erreicht und lässt sich die Zahl der Arbeitsstunden kaum mehr steigern, ist
ein höheres Wirtschaftswachstum nur noch über einen Produktivitätsanstieg zu erreichen. Die Arbeitsproduktivität lässt sich dabei steigern durch eine Erhöhung der
Kapitalintensität, also einen höheren Einsatz von Kapitalgütern pro Arbeitskraft/Arbeitszeit, eine Erhöhung des Humankapitals (Verbesserung des Bildungs23.11.2016
BANKHAUS LAMPE // 29
stands der Arbeitskraft und/oder durch technologischen Fortschritt (Forschung und
Entwicklung, Innovationen).
Kernfrage:
Was sind die Gründe für geringe
Produktivitätsfortschritte?
Mit Blick auf die zuletzt schwachen Produktivitätszuwächse stellen sich folgende
Fragen: Was sind die Gründe für ausbleibende Produktivitätsfortschritte, sind diese
von Dauer, und ist mit einer anhaltenden Wachstumsschwäche zu rechnen? Welche
Implikationen ergeben sich daraus für Wirtschaft und Politik?
Die Ursachen für die niedrigen Produktivitätszuwächse sind vielfältig und häufig
nicht endgültig geklärt.
• Finanzkrisen: Untersuchungen der BIZ, der OECD und der BoE kommen zu dem
Ergebnis, 5 dass Kreditkrisen und das Platzen von Schuldenblasen das Produktivitätswachstum um gut einen halben Prozentpunkt pro Jahr beeinträchtigten können. Das liegt unter anderem daran, dass Banken Abschreibungen möglichst vermeiden möchten und mitunter Kredite an hochverschuldete Unternehmen oftmals erneuern. Begünstigt wird dies durch ein Umfeld sehr niedriger Zinsen.
Dadurch bleiben unproduktive Unternehmen länger überlebensfähig, was wiederum verhindert, dass Arbeitskräfte und Kapital freigesetzt werden, die neuen, produktiveren Unternehmen zur Verfügung stehen könnten.
• Rückverlagerung von Produktionsstätten ins Inland („Inshoring“): Eine Folge
der weltweit stark gestiegen wirtschaftlichen und politischen Risiken in jüngster
Zeit ist, dass Unternehmen Produktionsstätten wieder ins Inland zurückverlagern,
die sie zuvor im Zuge der Globalisierung ins Ausland verlagert hatten. Üblicherweise waren dies arbeitsintensivere und weniger produktive Arbeitsschritte der
Wertschöpfungskette. Die Rückholung dieser unproduktiven Arbeitsschritte kann
dazu beitragen, dass nun die inländische Produktivität merklich langsamer steigt.
• Arbeitsmarktpolitische Maßnahmen: Zu einer Schwächung der Produktivität
können auch arbeitspolitische Maßnahmen führen, wenn gering qualifizierte und
weniger produktive Personen nach langer Arbeitslosigkeit wieder in den Arbeitsmarkt eingegliedert werden. Einstellungen erfolgen dann oft in Branchen, die üblicherweise eher unterdurchschnittliche Produktivitätszuwächse aufweisen (Handel, Verkehr, Gastgewerbe, öffentlicher Dienst).
• Ausgeprägte Investitionsschwäche: Die hohe Zahl (geo)politischer Krisen sowie
wirtschaftliche Unsicherheiten tragen dazu bei, dass viele Unternehmen im gegenwärtigen Konjunkturzyklus wenig Vertrauen gefunden haben, um verstärkt in
neue Ausrüstungen und Technologien zu investieren. Die Unsicherheit und die
Kosten für Unternehmen können sich zudem durch regulatorische Eingriffe des
Staates in die private Wirtschaft erhöhen. Der geringere Produktivitätsfortschritt
kann somit auch Folge der ausgeprägten Schwäche bei den Kapitalinvestitionen
sein, wie sie derzeit in den USA zu beobachten ist.
5
Kapitalmarkt-Ausblick 2017
Bank for International Settlements: 86th Annual Report, 2016; OECD: The Future of Productivity,
2015; Bank of England: Long and short-term effects of financial crisis on labour productivity, capital
and output, Working Paper No. 470, Jan 2013.
23.11.2016
BANKHAUS LAMPE // 30
• Ausbleibender Innovationsschub: Wachstumskritiker wie Robert Gordon 6 begründen die gegenwärtige Produktivitätsflaute mit dem Fehlen bahnbrechender
Innovationen. Die dritte industrielle (digitale) Revolution, die mit der Montage der
ersten Industrieroboter und Einführung von Computern in den 1960er-Jahren begann, habe bislang noch nicht den erhofften Produktivitätsschub gebracht. Die
ersten beiden Wellen der Industrialisierung (Umstellung auf maschinelle Massenproduktion um 1800, Einführung der Elektrizität gegen Ende des 19. Jahrhunderts) hätten dagegen einen viel stärkeren und länger anhaltenden Einfluss auf
die Produktivität gehabt. Nach Gordon werde die Innovationstätigkeit durch verschiedene Faktoren gebremst: Demografische Alterung der Erwerbsbevölkerung,
erreichter hoher Bildungsstand, Ungleichheit bei der Verteilung von Einkommen
und Vermögen, die Globalisierung, stärkere Werteorientierung in den Bereichen
Energie und Umwelt sowie die hohe Verschuldung privater und öffentlicher
Haushalte. Aufgrund des ausgebliebenen Innovationsschubs kann das Wirtschaftswachstum somit für lange Zeit gedämpft bleiben.
• Strukturelle Ursachen: Die Größe und das Alter von Unternehmen, die Intensität,
mit der Forschung und Entwicklung betrieben werden, die sektorale Wirtschaftsstruktur eines Landes, das Ausmaß von Regulierungen, das Bildungsniveau der
Arbeitskräfte und der außenwirtschaftliche Offenheitsgrad einer Volkswirtschaft
auch gegenüber Direktinvestitionen aus dem Ausland haben großen Einfluss auf
Produktivitätssteigerungen eines Landes. Derartige strukturelle Faktoren können
höheren Produktivitätszuwächsen entgegenstehen.
• Alles nur eine statistische Illusion? Während das Arbeitsvolumen (Arbeitsstunden, Menge an Arbeitskräften) statistisch relativ gut erfasst werden kann, ist dies
bei der gesamtwirtschaftlichen Wertschöpfung schwieriger. In den vergangenen
Jahren ist es im Zuge umfassender Revisionen der gesamtwirtschaftlichen Rechenwerke immer wieder dazu gekommen, dass das BIP höher ausgewiesen wurde. Da das Arbeitsvolumen weniger stark revidiert wurde, könnte dies das Produktivität-Rätsel zum Teil lösen. Studien in Großbritannien (Bean-Bericht) und Überlegungen der Bank von Japan gehen davon aus, dass die Produktivitätszuwächse
aus diesem Grund im Mittel womöglich um einen halben Prozentpunkt pro Jahr
höher anzusetzen seien. Wir haben jedoch Zweifel, dass die niedrigen Produktivitätszuwächse nur das Ergebnis einer solchen statistischen Illusion sind.
Produktivitätsgewinne bleiben wohl gering
Ausblick für das Produktivitätswachstum bleibt getrübt
Unserer Einschätzung nach ist in den kommenden Jahren nicht mit einer raschen
Belebung des Produktivitätswachstums zu rechnen. Dagegen spricht:
• Das globale Umfeld bleibt unsicher. Unternehmen werden wohl nicht rasch Vertrauen fassen und ihre Investitionstätigkeit verstärken. Das bremst auch die
Durchdringung des Produktionsprozesses mit neuen produktivitätssteigernden
Technologien.
6
Kapitalmarkt-Ausblick 2017
Gordon, R. (2012), “Is U.S. Economic Growth Over? Faltering Innovation Confronts the Six Headwinds”, NBER Working Papers, No. 18315.
23.11.2016
BANKHAUS LAMPE // 31
• Einem höheren Produktivitätswachstum stehen protektionistische Tendenzen im
internationalen Handel entgegen, die sich nach den US-Wahlen eher verstärken
dürften. Die Einführung von Schutzzöllen, das Aufkündigen bilateraler oder multilateraler Handelsabkommen oder auch die Rückverlagerung von Produktionsstätten aus dem Ausland sowie die Behinderung grenzüberschreitender Investitionen
werden in den kommenden Jahren wohl eher belastend auf das Produktivitätswachstum wirken.
• Es besteht das Risiko, dass eine zu lockere Geldpolitik negative Folgen für die Realwirtschaft hat und die Produktivität für lange Zeit schwächt. Denn ein Zins von
null oder darunter kann seine Lenkungsfunktion für Kapital nicht erfüllen. Kapital
wird verstärkt in Projekte geleitet, die sich als ertragsschwach und wenig rentabel
erweisen. Je länger Notenbanken an ihrer extrem expansiven Geldpolitik festhalten, desto stärker wird die Gefahr, dass auch die Produktivität für lange Zeit geschwächt bleibt.
• Die Hoffnung, dass sich mit der digitalen Revolution („Industrie 4.0“) ein neuer
Innovations- und Produktivitätsschub einstellt, dürfte sich nicht rasch erfüllen.
Die Einführung bzw. Umstellung auf digitalisierte Produktionsprozesse, bei denen
Werkstücke und Maschinen miteinander vernetzt werden, benötigt Zeit. Umstritten ist zudem, ob dies tatsächlich zu einer stärkeren Produktivitätssteigerung
führen wird. Produktivitätsgewinne dürften sich eher über viele Jahre verteilen.
Folgen für Wirtschaft, Politik und Finanzmärkte
Mit geringen Produktivitätsfortschritten hält die Wachstumsschwäche länger an
Zusammenfassend sprechen diese Überlegungen dafür, dass der Ausblick auf bald
höhere Produktivitätszuwächse getrübt bleibt. Das hat Folgen für die gesamtwirtschaftliche Produktion. Bei gedämpft bleibenden Produktivitätsgewinnen und einer
demografisch bedingten immer weiter zurückgehenden Arbeitsbevölkerung wird das
langfristige Trendwachstum in den führenden Industrieländern wohl niedrig ausfallen. Steigen in dieser Phase die Lohnstückkosten, leidet die Wettbewerbsfähigkeit
des Landes und der Druck auf die Gewinnmargen von Unternehmen nimmt zu. Damit
leidet aber auch die Basis für die an den Finanzmärkten gehandelten Gewinnerwartungen. Die Zeiten sehr hoher Gewinnerwartungen könnten somit vorbei sein.
Bleiben die Produktivitätsfortschritte und damit das Trendwachstum eher gering, hat
dies auch Konsequenzen für die Geld- und Finanzpolitik. Die Notenbanken werden
wohl noch sehr lange an ihrem lockeren Kurs der Geldpolitik festhalten müssen. Damit dürften auch die Kapitalmarktzinsen noch für viele Jahre äußerst niedrig bleiben. Gleichzeitig nimmt der Konsolidierungsdruck auf die Staatshaushalte weiter zu.
Denn bei verhalten bleibendem Wirtschaftswachstum und ungebremster Verschuldungsdynamik wird es immer schwieriger, die Tragfähigkeit der hohen Verschuldung
sicherzustellen.
Kapitalmarkt-Ausblick 2017
23.11.2016
BANKHAUS LAMPE // 32
Staatsanleihen: Es ist ruppig, und es bleibt ruppig
Das Umfeld für niedrig bleibende Staatsanleiherenditen wird 2017 durch die
von uns erwarteten Leitzinserhöhungen der Fed und die wohl weniger intensiv werdenden EZB-Wertpapierkäufe nicht grundsätzlich infrage gestellt. Allerdings dürften Impulse fehlen, die Renditen nochmals dauerhaft unter ihre
historischen Tiefs fallen lassen. Die Marktakteure werden sich daher wohl an
etwas höhere Renditen gewöhnen und stärker vor Rückschlägen sorgen. Dies
resultiert aus der Inflationsentwicklung, dem EZB-Tapering und dem vorerst
unklaren Kurs der (Haushalts-)Politik in den USA. Die Schwankungsbreite der
Rendite der 10-jährigen Bundesanleihe wird 2017 daher voraussichtlich von
-0,10% bis 0,90% reichen, die der Treasury von 1,90% bis 2,80%.
Dr. Alexander Krüger
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Null-/Negativzinsen und Wertpapierkäufe bestimmen die
geldpolitische Landschaft
Unter 3%, unter 2%, unter 1% und unter 0%: Von Marktakteuren war in der Vergangenheit häufig zu hören, dass die Rendite der 10-jährigen Bundesanleihe nicht
unter diese Schwellen fallen kann. Die Realität ist bekannt. Und sie ist nachvollziehbar. Denn es waren vor allem gesunkene Wachstums- und Inflationserwartungen,
die den langen Renditeabwärtstrend unterstützt haben. Für das extrem tiefe Renditeniveau sind aber dennoch die Notenbanken verantwortlich: Indem sie die Leitzinsen auf null gesenkt und Notenpressen angeworfen haben, ist der Renditerückgang
durch eine beständig höhere Nachfrage nach (Staats-)Anleihen verstärkt worden.
Diese Liquiditätsdroge hat an den Rentenmärkten zu einer Abhängigkeit geführt, die
einen Entzug kaum möglich macht. Das Vorgehen wichtiger Notenbanken 2016
spiegelt dies wider: Die Fed fand stets Gründe, den Leitzins am Ende doch nicht anzuheben, und die Bank of England, die Bank of Japan sowie die EZB haben ihren bereits hohen geldpolitischen Expansionsgrad noch gesteigert. Für die 2017er Renditeprognose sind unsere Erwartungen an die Notenbankaktionen daher erneut zentral.
Notenbanken befeuern Abwärtstrend der Renditen
Leitzins (%): Krisenbarometer schlägt weiter aus
10
6
8
5
6
4
4
3
2
2
0
1
-2
0
90
93
96
99
02
05
08
11
14
Rendite 10-jährige Bundesanleihe (%)
Rendite 10-jährige Treasury (%)
Quelle: Datastream
US-Leitzinsstraffung belastet
Rentenmärkte kaum
Kapitalmarkt-Ausblick 2017
-1
07
08
09
BoE
10
BoJ
11
12
EZB
13
14
Fed
15
16
SNB
Quelle: Datastream
•
Für die Fed erwarten wir (vgl. S. 8), dass sie den Leitzins im Dezember 2016 und
Sommer 2017 um je 25 Basispunkte anheben, ihre Bilanz aber nicht verkürzen
wird. Diese mühsamen Leitzinserhöhungen stellen für Staatsanleihen allenfalls
23.11.2016
BANKHAUS LAMPE // 33
eine kurze Belastung dar. Umgekehrt könnte ein Schuh draus werden: Dann
nämlich, wenn die Sorgen vor dämpfenden Effekten auf das verhaltene US-BIPWachstum zunähmen. So oder so werden positive Impulse für Treasuries daher
wohl anhalten, sodass die Renditen langlaufender Anleihen sogar fielen.
Liquiditätsflut der EZB hält an,
Wellen werden aber kleiner
•
Das Tapering wird bei der EZB intern inzwischen wohl auf der Agenda stehen
(vgl. S. 12 f.). Die Unklarheit hierüber dürfte die Marktakteure zeitweise verunsichern. Gemessen an den Erwartungen vor einem Dreivierteljahr ist seit der Ratssitzung im Oktober aber absehbar, dass die EZB Wertpapiere auch nach März
2017 kaufen wird. Unserer Prognose zufolge werden, bei sinkender Kaufintensität, von April bis Dezember 2017 585 Mrd. € (5,8% des BIP) zusätzlich in die
Anleihemärkte gepumpt. Auch 2018 dürfte die EZB noch Wertpapiere kaufen.
Wachstumssorgen im Auge
behalten
•
Aus Risikosicht gilt unseres Erachtens: Je höher der Leitzins, desto stärker stützen Wachstumssorgen das lange Ende. Sollten die Renditen wider Erwarten über
Gebühr steigen, rückte auf längere Sicht ein QE der Fed in den Blick.
Renditeniveau bleibt 2017
niedrig
Vor diesem geldpolitischen Hintergrund sehen wir den Trend niedrig bleibender
Staatsanleiherenditen grundsätzlich als intakt an. Entscheidend für uns ist, dass Liquidität von den Notenbanken nicht eingesammelt wird und trotz Tapering auch von
der EZB umfänglich zur Verfügung gestellt wird. Die britische und die japanische
Notenbank werden dem wohl in nichts nachstehen. Dies hält aus unserer Sicht eine
gewisse Renditefantasie aufrecht. Hinzu kommt, dass wir eine Wachstumsbeschleunigung weder für den Euroraum noch für die USA erwarten und bestehende Unsicherheiten jederzeit in den Vordergrund treten können: Sie resultieren aus (1) der
Geopolitik, (2) Kreditrisiken (vor allem in China), (3) politischer Instabilität in der
EWU, (4) dem fragilen Bankensektor in Europa und (5) dem vorerst wohl unklar bleibenden politischen Kurs der US-Politik. Am Ende des Tages werden Investoren aufgrund ihrer Anlagevorschriften zudem investiert sein müssen. Etwaige Renditerückschläge dürften daher zum Kauf genutzt werden, besonders zu Jahresbeginn.
Staatsanleiherenditen 2017 etwas höher
Nicht immer eitel Sonnenschein
an den Rentenmärkten
Und nun? Wird die Rendite der 10-jährigen Bundesanleihe ein neues historisches
Tief erreichen und notiert sie bald dauerhaft bei -0,50% oder -1,0%? Wir haben
Zweifel. Denn den oben beschriebenen Entwicklungen stehen gegenläufige Impulse
gegenüber, die für etwas höhere Renditen sprechen und von denen unseres Erachtens Rückschlaggefahren ausgehen. Folgende Faktoren haben wir im Blick:
Inflationsausblick stützt
weniger
•
Kapitalmarkt-Ausblick 2017
Die fundamentale Unterstützung seitens der Inflationsfront wird 2017 nachlassen. Hinsichtlich der Inflationsrate erwarten wir, dass sie sich im Euroraum bis
Ende 2016 merklich von der Null-Linie gelöst hat und in den USA sichtbar über
2% klettern wird. Dies dürfte einhergehen mit einem Anstieg der langfristigen
marktbasierten Inflationserwartungen, die sich auf einem höheren Niveau einpendeln dürften. Die zurückliegenden Wochen haben bereits gezeigt, dass Rentenmärkte hiervon belastet werden. Wir erwarten jedoch, dass die Marktakteure
erkennen werden, dass der Anstieg der Inflationsrate nur dem Rohölpreis geschuldet ist. Die Kerninflationsrate wird unseres Erachtens wegen des moderaten Lohndrucks niedrig bleiben.
23.11.2016
BANKHAUS LAMPE // 34
Tapering der EZB dürfte
temporär verunsichern
•
Aufgrund der zunehmenden Illiquidität von EWU-Wertpapieren wird die EZB ihr
Kauftempo aus unserer Sicht ab Juni verringern (vgl. S. 12 f.). In den USA hatte
2013 allein die Diskussion hierüber zu einem Anstieg der 10-jährigen TreasuryRendite um mehr als 100 Basispunkte geführt. Anschließend war sie jedoch
rasch wieder gesunken, da die Fed noch Anleihen kaufte. Auch die Einstellung
des Kaufprogramms änderte daran nichts. Ähnliches erwarten wir auch für den
Euroraum. Der Tapering-Beschluss dürfte aber deutlich weniger belasten als in
den USA, und die Zusatzliquidität von 585 Mrd. € Renditefantasie erhalten.
Einlagesatz ist große Unbekannte
•
Sollte sich die EZB im Dezember (oder später) entscheiden, auch unter dem Einlagesatz rentierende Wertpapiere zu kaufen, dürfte sich ein Großteil der Nachfrage vom langen Ende der Renditestrukturkurve auf das kürzere Laufzeitenende
konzentrieren. Das Resultat wäre eine moderate Kurvenversteilung.
US-Fiskalpolitik sorgt Investoren
schon heute
•
Im Wahlkampf hat Donald Trump kräftige Einkommen- und Unternehmensteuersenkungen in Aussicht gestellt, deren Finanzierung unklar ist. Setzte er diese
um, dürften die Sorgen der Marktakteure hinsichtlich der Tragfähigkeit der mit
114% hohen US-Staatsverschuldung zunehmen. Der aktuelle Renditeanstieg bei
Treasuries gibt hierauf bereits einen Vorgeschmack. Da sich die Nachrichtenlage
diesbezüglich noch häufig ändern dürfte, wird allein die Antizipation der fiskalpolitischen Impulse für temporär steigende (Treasury-)Renditen sorgen.
Rückenwind von der Geldpolitik
lässt 2017 nach
Angesichts dieser Rahmenbedingungen dürfte sich bei Investoren der Eindruck festigen, dass die Notenbanken geldpolitisch künftig nennenswerte Zusatzimpulse nicht
mehr generieren werden. Zudem trübt der fundamentale Ausblick die Renditeperspektive. Infolge dessen wird die Renditefantasie wohl abnehmen und Renditen etwas höher notieren als 2016. Dabei sind Rückschlaggefahr und Rückschlagausmaß
unseres Erachtens hoch – sie ergeben sich auch aus dem weniger aufgedrehten Liquiditätshahn der EZB. Dies spricht für Volatilität, da Investoren mal mehr, mal weniger von den genannten Einflussfaktoren überzeugt sein werden. Die Schwankungen der Rendite der 10-jährigen Bundesanleihe erwarten wir von -0,1% bis 0,9%
(Treasury: 1,9% bis 2,8%). Die extremen Niedrigrenditen blieben damit noch immer
bestehen. Dies gilt auch für andere EWU-Mitgliedstaaten und Industrieländer.
Risk-on-Stimmung bringt keine Trendwende
10J-Renditeprognose
Aus dem skizzierten Umfeld leiten wir für 2017 die nachstehenden Trends ab:
Monate
22.11.16
3
6
12
Bund (%)
0,23
0,3
0,3
0,5
Treasury (%)
2,32
2,2
2,2
2,4
Spread (Bp)
209 190 190 190
10-jährige Staatsanleiherenditen
über historischen Tiefs erwartet
Kapitalmarkt-Ausblick 2017
•
Eine Leitzinserhöhung der Fed im Dezember dürfte in der Rendite der 10-jährigen Treasury eskomptiert sein. Da die Marktakteure bei ihren Erwartungen an
eine expansive US-Fiskalpolitik aus unserer Sicht vorerst weiter übertreiben
werden, rechnen wir, bei bestehendem Emittentenrisiko, auf 3-Monatssicht mit
einem nur leichten Rückgang auf 2,2%. Im Zuge eines verhalten bleibenden USBIP-Wachstums und schwach ausgeprägt bleibenden Leitzinserhöhungserwartungen dürfte die Rendite auch danach auf diesem Niveau rentieren. Aufgrund
von Wachstumshoffnungen dürfte sie im vierten Quartal 2017 etwas steigen.
•
Die Treasury-Vorgaben dürften Bundesanleihen stützen. Die Rendite der 10-jährigen Bundesanleihe erwarten wir auf Sicht von drei Monaten daher nahezu un23.11.2016
BANKHAUS LAMPE // 35
verändert bei 0,3%. Die Tapering-Ankündigung der EZB im März dürfte Bundesanleihen zeitweise belasten. Trotz der von uns beschriebenen Auslöser für temporäre Rückschläge wird die Rendite im weiteren Jahresverlauf aber wohl niedrig bleiben. Erst auf 12-Monatssicht dürfte sie etwas steigen, da aus unserer
Sicht bis dahin klar sein wird, dass das EZB-Kaufprogramm 2018 ausläuft.
Deutsche Renditestrukturkurve
etwas steiler
•
Unsere Renditeprognose beinhaltet, dass sich die Steilheit der deutschen Renditestrukturkurve gegenüber 2016 erhöhen wird. Aufgrund der von uns erwarteten
Rückschläge sind zeitweise stärkere Versteilungen über das lange Ende wiederkehrende Phänomene. Sollte die EZB unter dem Einlagesatz rentierende Wertpapiere kaufen, ginge ein Versteilungsimpuls auch vom kurzen Ende aus.
Trump zieht langfristige Inflationserwartungen hoch
1,2
2,0
0,8
1,8
0,4
1,6
0,0
1,4
Rendite 10-j. Staatsanleihe (%): EZB muss aufpassen
6
5
4
-0,4
Jan. 15
1,2
Jul. 15
Jan. 16
Jul. 16
Rendite 10-jährige Bundesanleihe (%)
Inflationserwartungen (5x5, % zum Vorjahr, r. Skala)
Quelle: Datastream
3
2
1
0
14
15
ESP
FRA
16
ITA
POR
Quelle: Datastream
Treasury-Bund-Spread erst
auf mittlere Sicht enger
•
Der Renditeabstand von 10-jährigen Treasuries zu Bundesanleihen beträgt zurzeit 210 Basispunkte. In den nächsten Monaten dürfte er sich etwas zurückbilden. Wir erwarten, dass unterjährig eine vorübergehende Einengungstendenz
besteht, der Spread auf 12-Monatssicht aber bei 190 Basispunkten liegt.
Peripherie reagiert stärker
auf politische Ereignisse
•
Bei bestehendem Emittentenrisiko werden Peripherie-Staatsanleihen von anhaltenden EZB-Wertpapierkäufen zwar gestützt. Das Jahr 2016 hat aber gezeigt,
dass Spread-Bewegungen inzwischen stärker von politischen Ereignissen abhängen. Dies wird unseres Erachtens 2017 anhalten und zumindest zeitweise
weiter werdenden Spreads zuträglich sein. Bewährungsproben sind damit vor
allem das Verfassungsreferendum in Italien im Dezember, die Wahlen in Frankreich und in den Niederlanden im Frühjahr und die Bundestagswahl im Herbst.
Für temporär höhere Spreads spricht auch, dass der Wunsch nach Sicherheit zunehmen dürfte, je weniger Wertpapiere die EZB kauft.
Unsicherheit und Volatilität
bestimmen das Bild
Alles in allem ist unser Renditeausblick für 2017 mit hoher Unsicherheit behaftet.
Ursache ist in erster Linie das alles andere als in Stein gemeißelte Vorgehen der EZB
(Maßnahmenart, Zeitpunkt). Unser Renditeausblick würde teilweise auf den Kopf
gestellt, sollte die Notenbank Renditeziele (vgl. S. 13) einführen. Den Ausblick trübt
zudem der vorerst unklar bleibende Kurs der (Fiskal-)Politik in den USA.
Kapitalmarkt-Ausblick 2017
23.11.2016
BANKHAUS LAMPE // 36
Währungen: Fokus auf politische Ereignis-Risiken
Dr. Bastian Hepperle
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Dr. Ulrike Rondorf
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EUR-USD: Trump stärkt den USD
Nach dem überraschenden Wahlausgang in den USA konnte EUR-USD kurzzeitig von
1,10 auf 1,13 zulegen. Doch der „Trump-Schock“ war rasch verdaut, und der Kurs fiel
auf 1,06 zurück. Die an den Finanzmärkten für Mitte Dezember zu fast 100% eingepreiste Leitzinserhöhung der Fed und die von uns für die EZB für Anfang Dezember
erwartete Verlängerung ihrer Wertpapierverkäufe bis Ende 2017 haben unserer Einschätzung nach keinen zusätzlichen Impuls auf EUR-USD gehabt. Für die jüngste
Dollar-Stärke maßgeblich ist hingegen die sich an den Finanzmärkten verfestigende
Erwartung, dass die von Donald Trump geplanten umfangreichen Steuersenkungen
und Infrastrukturinvestitionen über ein höheres BIP-Wachstum zu steigenden Inflationsraten führen, und die Fed in der Folge ihren Leitzins rasch und kräftig anzieht.
Wir halten diese Einschätzung für überzogen (vgl. S. 5 ff.). Gleichwohl dürften die
unterschiedlichen Markterwartungen hinsichtlich der Geldpolitik von Fed und EZB
vorerst bestehen bleiben und EUR-USD in den kommenden Wochen deutlich unter
1,10 halten. Dafür sprechen auch, dass mit dem Verfassungsreferendum in Italien
Anfang Dezember sowie den Wahlen in den Niederlanden und Frankreich im Frühjahr 2017 weitere politische Belastungsfaktoren für den Euro bestehen. Ein Abrutschen auf die Parität erwarten wir gleichwohl nicht.
Trump schickt Dollar aufwärts
Brexit-Votum führt zu anhaltender Pfund-Schwäche
1,25
1,20
1,15
1,10
1,05
Jan 15
Jul 15
Jan 16
Jul 16
0,92
1,60
0,89
1,55
0,86
1,50
0,83
1,45
0,80
1,40
0,77
1,35
0,74
1,30
0,71
1,25
0,68
Jan 15
EUR-USD
Quelle: Datastream
1,20
Jul 15
EUR-GBP
Jan 16
Jul 16
GBP-USD (r. Skala)
Quelle: Datastream
Eine Erholung des Euro halten wir auf längere Sicht vor allem aus zwei Gründen für
wahrscheinlich: Erstens dürften die in Trump gesetzten Wachstumsblütenträume
nicht aufgehen, da sich viele seiner wirtschaftspolitischen Vorhaben wohl nur mit
erheblichen Abstrichen umsetzen lassen. Damit fallen die Wachstumsimpulse aber
deutlich geringer aus und die Inflationsraten dürften nicht so kräftig steigen, wie
derzeit von vielen Marktteilnehmern erwartet. Vor diesem Hintergrund wird die Fed
unserer Prognose folgend ihren Leitzins wohl nur einmal im Jahr 2017 anheben. Ein
zweiter Grund für eine Euro-Erholung sehen wir in der Ankündigung der EZB, ihre
Wertpapierkäufe ab Juni 2017 schrittweise zu drosseln. Der geldpolitische Kurs diesund jenseits des Atlantik würde somit nicht soweit auseinanderdriften, wie derzeit
Kapitalmarkt-Ausblick 2017
23.11.2016
BANKHAUS LAMPE // 37
vielfach angenommen wird. Wir rechnen deshalb auf 12-Monatssicht mit einem
Rückschwingen des Wechselkurses auf 1,12 EUR-USD. Je nach Wasserstandsmeldung (Konjunktur, Politik, Notenbanken) dürfte EUR-USD stärkeren Schwankungen
unterliegen und in einem Band von 1,05 bis 1,15 handeln.
EUR-GBP: Themenwechsel sorgen für hohe Volatilität
Im November konnte das britische Pfund sowohl gegenüber EUR als auch USD zulegen, nachdem es im Oktober aufgrund einer verschärften Diskussion über einen harten Brexit merklich an Wert verloren hatte. Trotz der USD-Stärke seit dem Wahlsieg
Trumps bewegt sich GBP-USD derzeit bei 1,24 seitwärts. Im Gegensatz zu den vergangenen Monaten profitiert GBP mittlerweile von den guten Konjunkturdaten aus
Großbritannien. Zudem nährt die Ankündigung der britischen Regierung, die Unternehmenssteuern zu senken, die Hoffnung, dass die negativen Folgen des Brexit
durch niedrigere Steuern und Deregulierung gemildert werden. Am Devisenmarkt hat
also ein Themenwechsel stattgefunden.
Die Fokussierung auf unterschiedliche Einflussfaktoren wird voraussichtlich auch in
den kommenden Monaten für eine hohe Volatilität des EUR-GBP-Wechselkurses
sorgen. Für die verbleibenden Wochen des Jahres erwarten wir, dass der EUR zu
Schwäche neigt (vgl. oben), sodass EUR-GBP seine Gegenbewegung zunächst fortsetzen dürfte. Auf Sicht von drei Monaten rechnen wir allerdings mit höheren Notierungen, da der Fokus der Marktteilnehmer durch das Urteil des britischen Supreme
Courts zu den Mitbestimmungsrechten des Parlaments in puncto Brexit wieder auf
die rechtlichen und politischen Probleme in Großbritannien schwenken dürfte
(vgl. S. 18 f.). Im weiteren Jahresverlauf werden wohl zudem das Tapering der EZB
sowie die nachlassende Konjunktur in Großbritannien EUR-GBP unterstützen. Daher
dürfte der Kurs in sechs Monaten um 0,90 notieren. Unseres Erachtens wird er sich
2017 in einer Handelsspanne von 0,85 bis 0,95 bewegen.
Franken zwischen USD-Stärke und EUR-Schwäche
Yen dürfte sich weiter abschwächen
1,25
1,10
1,20
1,05
1,15
1,00
1,10
0,95
1,05
0,90
1,00
0,85
0,95
Jan 15
0,80
Jul 15
EUR-CHF
Quelle: Datastream
Jan 16
Jul 16
150
130
140
120
130
110
120
100
110
Jan 15
USD-CHF (r. Skala)
90
Jul 15
EUR-JPY
Jan 16
Jul 16
USD-JPY (r. Skala)
Quelle: Datastream
EUR-CHF: EZB-Tapering schwächt den Franken
Anfang November ist EUR-CHF aus der seit Mitte Juni bestehenden Handelsspanne
von 1,08 bis 1,10 nach unten ausgebrochen. Der Auslöser waren die Spekulationen
über einen Wahlsieg Trumps. Auch nach seiner Wahl hat der Schweizer Franken seiKapitalmarkt-Ausblick 2017
23.11.2016
BANKHAUS LAMPE // 38
nen Status als „Sicherer Hafen“ bestätigt: Es gab zwar keine klassische Flucht in
vermeintlich sichere Anlagen, die EUR-CHF-Bewegung unterstreicht aber die höhere
politische Unsicherheit.
Wie geht es nun weiter? Mit Blick auf die globalen Risiken dürfte der Franken immer
wieder gefragt sein. Allerdings hält die SNB die Währung – aus unserer Sicht berechtigterweise – weiterhin für überbewertet. Sie wird wohl auch künftig am Devisenmarkt intervenieren, um die eigene Währung zu schwächen. Hinzu kommt, dass
die fundamentalen Faktoren dafür sprechen, dass der Franken im kommenden Jahr
gegenüber dem Euro an Wert verliert: Zum einen dürfte die Wirtschaftsleistung in
der Schweiz geringer wachsen als im Euroraum. Zum anderen wird unseres Erachtens das Tapering der EZB den EUR gegenüber dem CHF stützen. Damit steigt die
EUR-Geldmenge schließlich weniger stark als bisher von vielen Marktteilnehmern
projiziert. So erwarten wir, dass EUR-CHF auf 12-Monatssicht um 1,10 notieren
wird.
EUR-JPY: Abwärtstrend gebrochen, Yen schwächer erwartet
Der seit Mitte 2015 einsetzende Abwärtstrend von EUR-JPY ist wohl Mitte dieses
Jahres zu Ende gegangen. Seitdem bewegt sich der japanische Yen zum Euro unter
Schwankungen bei 114 EUR-JPY seitwärts. Nach dem Wahlsieg von Trump und der
Neuadjustierung der Markterwartungen hinsichtlich der künftigen US-Wirtschaftspolitik hat sich der Yen auch zum Euro auf 117 abgeschwächt.
Währungsprognosen
Monate
22.11.16
3
6
12
EUR-USD
1,06 1,07 1,10 1,12
EUR-GBP
0,85 0,87 0,90 0,92
EUR-CHF
1,07 1,10 1,11 1,12
EUR-JPY
118 118 120 125
Kapitalmarkt-Ausblick 2017
Die Abschwächungstendenz dürfte sich im kommenden Jahr fortsetzen, auch wenn
der Yen in vorübergehenden Phasen erhöhter Unsicherheiten als sicherer Hafen angesteuert wird. Für eine weitere Abschwächung spricht, dass der Druck auf die BoJ
zu einer weiteren Lockerung der Geldpolitik wegen der schwachen Binnenkonjunktur
und der hartnäckig tief bleibenden Inflationsrate bestehen bleibt. Solange die BoJ an
ihrer Zinsstrukturkurven-Politik festhält und die Rendite 10-jähiger Staatsanleihen
bei null Prozent deckelt, wirkt auch der Zinsnachteil Japans gegenüber dem Euroraum belastet auf den Wechselkurs. Die EZB dürfte ihr Ankaufprogramm hingegen
zunächst verlängern, ab Mitte 2017 dann aber wohl mit der langsamen Rückführung
ihrer Kaufvolumina beginnen. Wir rechnen deshalb auf Sicht von zwölf Monaten mit
einer Abschwächung des Yen auf 125 EUR-JPY.
23.11.2016
BANKHAUS LAMPE // 39
Aktienmärkte: Im Bann der Finanzpolitik
Es gibt genügend Gründe für Aktienanleger, wachsam zu sein: Das globale Wachstum liegt deutlich unter dem langjährigen Durchschnitt, entsprechend stagnierten
zuletzt die Unternehmensgewinne. Die Fähigkeit der Notenbanken, die Aktienmärkte
nachhaltig zu beeinflussen, ist geringer geworden. Die (geo)politischen Risiken haben zugenommen – und die offene Frage ist dabei, welche Auswirkungen die Wahl
eines (bislang zumindest) wenig berechenbaren Kandidaten zum US-Präsidenten hat.
Der globale Aktienmarkt befindet sich in einem reifen Zyklus – US-Aktien sind im
drittlängsten Bullenmarkt seit 1930. Zuletzt sind die Kapitalmarktzinsen sichtbarer
gestiegen – und es waren ja gerade die Niedrigstzinsen, die Aktien aufgrund der
Jagd nach Rendite abgesichert haben. Ein deutlicher Zinsanstieg könnte sich als
Bumerang für Dividendenwerte erweisen.
Dr. Ralf Zimmermann
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Hohe Volatilität, aber positive
Aktienrenditen für 2017 zu
erwarten
Das Mindeste, was daher für 2017 prognostiziert werden kann, ist: Die bestehenden
Risiken und die hohe Politikunsicherheit dürfte zu hohen Kursschwankungen führen.
Allerdings sollten über das Gesamtjahr doch mittlere einstellige Gesamtrenditen mit
Aktien zu erzielen sein. Die Hoffnungen der Aktieninvestoren dürften auch auf einem Fiskalpaket in den USA ruhen.
Die Kernpunkte unseres Aktienausblicks sind:
1. Die Notenbanken haben weltweit mit ihrer ultra-expansiven Geldpolitik Aktienkurse massiv begünstigt. Dies macht Aktienmärkte prinzipiell für Korrekturen anfällig, sollten die Zinsen deutlich steigen und/oder sich die Notenbanken zurückziehen.
Damit rechnen wir allerdings nicht. Der erwartete Zinskorridor hat sich nach oben
geschoben, auch am Rentenmarkt sollten die Schwankungen hoch sein. Aber die
Zinsen bleiben insgesamt immer noch niedrig. Der Anlagenotstand, der – für sich
genommen – Aktien begünstigt, bleibt prinzipiell bestehen.
Reifer Zyklus: Nur zwei Phasen in den USA, in denen
es Verluste von 20% so lange nicht gegeben hat
80%
DAX-Bewertung: erhöht, aber nicht angespannt
angesichts der Niedrigzinsen
40%
17,0 Mittel + 1
Standard15,5
abweichung:
14,0 13,1
20%
12,5
60%
11,0
0%
1949-62:
13 Jahre
-40%
1988-2001:
13 Jahre
2009 - x?
-60%
30
40
50
60
70
80
90
00
S&P 500 (exkl. Dividenden), ggü. Vj.
Quelle: Thomson Reuters Datastream
Kapitalmarkt-Ausblick 2017
10
Spitze 2015:
15,3
Mittel
seit 2004: 11,6
9,5
-20%
zyklische Spitzen
2004-07:
um 13,5
8,0
6,5
Jan 04 Apr 06 Aug 08 Nov 10 Mrz 13 Jul 15 Okt 17
DAX KGV (auf Basis der Konsensgewinnschätzungen für die
nächsten 12 Monate)
Quelle: Bloomberg
23.11.2016
BANKHAUS LAMPE // 40
Leichtes Gewinnwachstum
2017 – Anleger hoffen auf
US-Stimulus-getriebene
Unternehmensgewinne 2018
2. Das globale reale Wachstum dürfte auch 2017 deutlich unter dem langfristigen
Durchschnitt bleiben und nur geringfügig gegenüber 2016 zulegen (BHL 2017e:
3,0%, nach 2,9% für 2016). Jedweder US-Stimulus sollte nur geringe Auswirkungen
auf 2017 haben, möglicherweise jedoch auf 2018. Die Inflationsraten ziehen etwas
an. Insgesamt deckelt das verhaltene Wachstumsumfeld auch im Jahr 2017 die
möglichen Gewinnzuwächse der Unternehmen. Die optimistischen Gewinnschätzungen des Analystenkonsensus (~10% für 2017 und 2018) sind damit zu hoch.
Gleichwohl sollten 2017 nominale Gewinnzuwächse für den DAX von rund 3% möglich sein. Zudem könnte die Aussicht auf ein US-Konjunkturpaket die Revisionsrisiken für 2018 beschränken.
Aktieninvestoren werden unter
dem Eindruck eines künftigen USFiskalpakets handeln
3. Der mögliche US-Stimulus wirft einen langen Schatten voraus und dürfte die Erwartungen der Anleger im nächsten Jahr entscheidend prägen. Die Analyse bisheriger Fiskalprogramme zeigt, dass Aktien sehr wohl kräftig auf staatliche Konjunkturprogramme reagieren – allerdings muss dies nicht nachhaltig sein, wie insbesondere
die japanischen Erfahrungen zeigen. Dies kann zu einem Minizyklus von Hoffnung
und möglicher Enttäuschung führen, wenn zuvor hoch fliegende Erwartungen enttäuscht werden oder sich die Konjunkturwirkung als Strohfeuer herausstellt. Wird
ein Paket in den USA verabschiedet, wäre eine gewisse Wirkung frühestens im vierten Quartal 2017 zu erwarten. Erst im Laufe des ersten Halbjahres 2017 dürfte hier
mehr Klarheit herrschen. Es ist daher zu früh, sich deutlich für dieses Thema zu positionieren. Ein US-Stimulus könnte im weiteren Jahresverlauf – zumindest für eine
gewisse Zeit – eine etwas positivere Entwicklung bei Aktien ermöglichen. Wie lange
diese anhält, hängt dann entscheidend von den Details des Programms ab.
Das Beispiel Japan: Finanzpolitik wirkt am Aktienmarkt – häufig allerdings nur kurzfristig
3,5%
1.900
3,2%
3,0%
3,0%
1.750
1.600
2,3%
2,5%
2,0%
2,0%
2,1%
2,0%
1,8%
1,5%
1,5% 1,2%
1,0%
1,0%
1,2%
1,0%
0,8%
0,4%
0,5%
0,4%
0,2%
0,6%
0,4%
0,2%
1,4%
1,3%
1,0%
1,0%
1.450
1.300
1.150
0,8%
1.000
0,4% 0,4%
850
Fiskalprogramme in Japan: Neue Staatsausgaben in % BIP
Mai 2017
Nov 2015
Aug 2016
Feb 2015
Mai 2014
Aug 2013
Feb 2012
Nov 2012
Mai 2011
Aug 2010
Feb 2009
Nov 2009
Mai 2008
Aug 2007
Feb 2006
Nov 2006
Mai 2005
Nov 2003
Aug 2004
Feb 2003
Mai 2002
Aug 2001
Feb 2000
Nov 2000
Mai 1999
Aug 1998
Feb 1997
Nov 1997
Mai 1996
Aug 1995
Feb 1994
Nov 1994
Mai 1993
700
Aug 1992
0,0%
Topix (r.S.)
Quelle: Bankhaus Lampe, Datastream
Voraussetzungen sind aber: Die neue US-Regierung ruft nicht zu viele Verwerfungen
im internationalen Handel hervor. Die populistische Welle, die Donald Trump ins Amt
getragen hat, spült in Europa keine euro-kritische Parteien an die Regierungsmacht
(Risiken: Verfassungsreferendum in Italien im Dezember, Frankreich-Wahl im April).
Kapitalmarkt-Ausblick 2017
23.11.2016
BANKHAUS LAMPE // 41
Absolute Bewertung ist erhöht,
relative Bewertung attraktiv ­
hoher Abschlag des DAX vs. S&P
An der Bewertung hat sich wenig geändert: Die absolute Bewertung deutscher und
europäischer Aktien ist überdurchschnittlich, aber nicht überhöht. Insbesondere ist
der Abschlag des DAX gegenüber dem S&P 500 in der Nähe historischer Höchststände (aktuell 25% vs. Schnitt seit 2004 von 19%). Die relative Bewertung von Aktien
gegenüber Anleihen ist unverändert attraktiv und erlaubt steigende Kurse.
DAX-Jahresendziel 2017 bei
11.400 Punkten ­ Schwankungen
zwischen 9.200 und 12.200
Unsere Kursziele beruhen auf einem quantitativen Regressionsmodell mit Frühindikatoren, Zinsen und Gewinnschätzungen. Das Modell signalisiert ein Jahresendziel
beim DAX von 11.400 Punkten, das aber unter deutlichen Schwankungen erzielt
werden dürfte. Die erwartete Untergrenze liegt bei 9.200 (bei temporär rückläufigen
Frühindikatoren und schlagenden politischen Ereignisrisiken im Euroraum), die Obergrenze bei 12.200 Punkten (v. a. bei überschießenden fiskalischen Erwartungen).
Aufgrund des hohen Bewertungsabschlags sollte – jenseits der Schwankungen – der
DAX geringfügige relative Stärke gegenüber dem hoch bewerteten S&P 500 haben.
Taktisch noch defensive Positionierung – im weiteren Verlauf Umschichtungen
Taktisch bleibt zunächst eine defensive Positionierung sinnvoll mit Fokus auf die Gewinner von Niedrigstzinsen wie Haushaltsgüter, Nahrungsmittel, Pharma, Immobilien.
Innerhalb der Finanzwerte sind Versicherungen zu bevorzugen. Da sich der erwartete
Zinskorridor nach oben verschoben hat und die Zinsen nicht mehr nachhaltig fallen
sollten, ist eine starke Ausrichtung auf defensive Themen wohl nicht mehr angemessen. Besteht mehr Klarheit über den künftigen Stimulus in den USA, könnten Umschichtungen in stärker zyklische Sektoren (Kandidaten: Chemie, Industrie), zum Teil
sogar Banken sinnvoll sein. Daneben gibt es zwei Themen, die mit Blick auf künftige
Staatsausgaben bereits jetzt strategisch unterstützt sind: Rüstungswerte, Bau.
Mittlere einstellige Aktienrenditen einschließlich Dividende
Überblick: Kursziele und erwartetes Gewinnwachstum
DAX
Gewinne
2015 2016 2017
Konsensus-Erwartung
zum Indexgewinn (IBES)
778
(in Indexgewinnpunkten)
BHL-Erwartung zum Indexgewinn (in
Konsensus-Erwartung
zum Gewinnwachstum
BHL-Erwartung zum
Gewinnwachstum
Abweichung BHL vom
Konsensus
MDAX
EURO STOXX 50
2018
2015 2016
2017
2018
2015 2016 2017
207
213
221
1304
1486
770
790
820
1130
1160
1210
-0,7% 11,1%
9,0%
3,0% 13,4% 13,9%
-4,8% 12,1% 10,5%
-7,4% 12,7% 10,1%
0,6% 11,6% 11,7%
-1,0% 2,6%
3,8%
1,3%
-5,0% 2,9%
-7,0% 2,2%
0,7% 2,6%
3,8%
-0,2% -8,4% -14,0%
192
178
201
221
179
183
189
3,3%
0,5% -8,9% -14,5%
116
2018
1116 1149
-1,7% -11,0% -18,5%
257
2015 2016 2017
935
-0,3% -8,0% -12,3%
232
S&P 500
2018
858
4,3%
207
2015 2016 2017
772
2,7%
218
STOXX 50
2018
117
130
146
117
120
126
5,0%
0,1% -8,0% -13,6%
Indexgewinne für 2015 beziehen sich auf tatsächliche Gewinne wie sie Ende April 2016 von Datastream berichtet wurden
Kursziele und Bewertung
Aktuell (Kurse 21.11.2016)
Kursziele
Potenzial
aktuelle Dividendenrendite
(bezogen auf nächste
Auszahlung; ist bei den
Preisindizes Euro Stoxx 50,
Stoxx 50 und S&P 500 zu
berücksichtigen)
aktuelles KGV (Gewinnschätzungen nächste 12
Monate)
aktuelle Risikoprämie
(Gewinnrendite minus 10jährige Zinsen)
DAX
MDAX
Euro Stoxx 50
Stoxx 50
S&P 500
Ende 2017
10.698
11.400
Ende 2017
20.517
21.600
Ende 2017
3.033
3.150
Ende 2017
2.820
2.880
Ende 2017
2.182
2.230
6,6%
5,3%
3,9%
2,1%
2,2%
2,9%
2,5%
4,5%
4,8%
2,2%
12,5
16,0
13,2
14,1
16,8
7,7%
6,0%
7,3%
6,8%
3,6%
Quelle: Bankhaus Lampe, Datastream
Kapitalmarkt-Ausblick 2017
23.11.2016
BANKHAUS LAMPE // 42
Erläuterungen
Abkürzung
Erklärung
BIP
Bruttoinlandsprodukt
BoE
Bank of England
BoJ
Bank of Japan
Bp
Basispunkt(e)
CHF
Schweizer Franken
CNY
Chinesischer Yuan
EFTA
European Free Trade Association
ETF
Exchange Traded Funds (börsengehandelte Fonds)
EUR
Euro
EUV
Europäischer Vertrag
EWU
Europäische Währungsunion
EZB
Europäische Zentralbank
Fed
Federal Reserve Bank (US-Notenbank)
FOMC
Federal Open Market Committee
GBP
Britisches Pfund
ifo
Institut für Wirtschaftsforschung
ISM
Institute for Supply Management
JPY
Japanischer Yen
KGV
Kurs-Gewinn-Verhältnis
PBoC
People’s Bank of China, Zentralbank der Volksrepublik China
PMI
Purchasing Manager Index (Einkaufsmanagerindex)
SNB
Schweizerische Nationalbank
US-$
US-Dollar als Volumenangaben
USD
US-Dollar als Währung
Begriff
Erklärung
Basiseffekt
Spielt bei der Interpretation von Veränderungsraten eine Rolle, meist bezogen auf das Vorjahr. Die
Höhe z. B. der Inflationsrate eines bestimmten Jahres hängt nicht nur von der aktuellen monatlichen Preisentwicklung ab, sondern auch von der Höhe der Ausgangsbasis der Vorperiode
Basispunkt
Ein Hundertstel eines Prozentpunktes
Bruttoinlandsprodukt
Gesamtwert aller von einer Volkswirtschaft in einem bestimmten Zeitraum erstellten Waren und
Dienstleistungen, soweit diese nicht als Vorleistungen für die Produktion anderer Waren und
Dienstleistungen verwendet werden
Bundesanleihen
Schuldverschreibungen der Bundesrepublik Deutschland mit unterschiedlichen Laufzeiten
Deflation
Beschreibt einen signifikanten und anhaltenden Rückgang des allgemeinen Preisniveaus für Waren
und Dienstleistungen, der mit einem schrumpfenden Kredit- und Einkommensprozess einhergeht
Dividendenrendite
Verhältnis von Dividende pro Aktie zu Aktienkurs. Wichtige Bewertungsgröße für Aktien
Einlagesatz
Geldpolitisches Instrument. Es bezieht sich auf die von einer Zentralbank (s. u.) gezahlte
Verzinsung für Guthaben, die von Geschäftsbanken bei ihr angelegt werden
Euribor
Referenzzinssatz für Termingelder am Euro-Geldmarkt unter Geschäftsbanken
Federal Funds Target Rate
Zentraler Leitzins der US-Notenbank
Kapitalmarkt-Ausblick 2017
23.11.2016
BANKHAUS LAMPE // 43
Begriff
Erklärung
Frühindikatoren
Überwiegend aus Umfragen berechnet. Hierzu zählen insbesondere die Einschätzungen der
Einkaufsmanager und der ifo-Geschäftsklimaindex
Future
Standardisiertes und börsengehandeltes Termingeschäft
Geldmenge M3
Die Definition variiert unter den Zentralbanken (s. u.). Üblicherweise umfasst sie den Bargeldbestand der Kreditinstitute und Spar- und Termineinlagen bis zu zwei Jahren
Geldpolitik
Umfasst sämtliche Maßnahmen, die eine Zentralbank (s. u.) zur Verwirklichung ihrer Ziele
ergreifen kann
Hauptrefinanzierungssatz
Zinssatz, den Geschäftsbanken zahlen, wenn sie sich Geld von der EZB leihen. Der Hauptrefinanzierungssatz ist der wichtigste Zinssatz zur Steuerung des geldpolitischen Kurses
Inflationsrate
Veränderung der Verbraucherpreise, die in der Regel gegenüber dem Vormonat und dem Vorjahr
ermittelt wird
Kurs-Gewinn-Verhältnis
Relation zwischen dem Aktienkurs eines Unternehmens und dem tatsächlichen bzw. vom
Konsensus der Analysten geschätzten künftigen Gewinn pro Aktie. Ein wichtiges Bewertungskriterium für Aktien
Leitzins
Zentrales Element, mit dem eine Zentralbank (s. u.) ihre Geldpolitik steuert
Libor
London Interbank Offered Rate. Ein wichtiger Referenzzinssatz im internationalen
Interbankengeschäft
Notenbank
Als Synonym verwendeter Begriff für „Zentralbank“ (s. u.)
Peripherie
Bezeichnet Länder oder eine Region, die in einer bestimmten Hinsicht in ihrer Entwicklung
von der des Zentrums abweichen/abweicht
Potenzialwachstum (Wachstumspotenzial)
Beschreibt den mittel- bis langfristigen Wachstumstrend einer Volkswirtschaft, wenn die
Produktionskapazitäten voll bzw. normal ausgelastet sind
Preisziel
Die von einer Zentralbank (s. u.) angestrebte Höhe des nationalen Verbraucherpreisanstiegs
(Inflationsrate)
Produktionslücke
Abweichung des realisierten Bruttoinlandsprodukts vom Produktionspotenzial (s. u.)
Produktionspotenzial
Beschreibt den mittel- bis langfristigen Wachstumstrend einer Volkswirtschaft, wenn die
Produktionskapazitäten voll bzw. normal ausgelastet sind
Rendite
Ertrag einer Kapitalanlage. Sie wird für ein Jahr für die Restlaufzeit einer zum Beispiel
10-jährigen Anleihe berechnet und in Prozent ausgedrückt
Renditestrukturkurve
Siehe Zinsstrukturkurve
Risikoprämie von Aktien
Über- oder Unterrendite, die mit dem Risiko einer Aktienanlage einhergehen kann. Es bestehen
unterschiedliche Berechnungsmethoden. Gebräuchlich ist die Differenz aus der Gewinnrendite
(Gewinn pro Aktie im Verhältnis zum Aktienkurs bzw. Kehrwert vom KGV) und der Rendite für
10-jährige Staatsanleihen
Spread
Abstand, oft zwischen zwei Zinssätzen, ausgedrückt in Prozentpunkten bzw. Basispunkten (s. o.)
Tax Policy Center
US-Forschungsinstitut, das die Auswirkungen steuerpolitischer Vorhaben auf den Staatshaushalt
analysiert
US-Treasuries
Vom US-Schatzamt begebene Schuldscheine mit unterschiedlichen Fälligkeiten. Allgemeine
Bezeichnung auch für US-amerikanische Staatsanleihen
Zentralbank
Eine Zentralbank ist eine eigenständige Institution, die mit der Durchführung der Geldpolitik
betraut ist. Bei unterschiedlichen Unabhängigkeitsgraden gegenüber dem Staat zielt ihr Wirken
zumeist auf die Höhe eines bestimmten Beschäftigungsgrades und/oder auf die Wahrung einer
festgelegten Preisniveaustabilität ab
Zinsstruktur(-kurve)
Grafische Darstellung der jeweils geltenden Zinssätze/Renditen für unterschiedliche (Rest-)
Laufzeiten einer bestimmten Anlageform (hier zumeist bezogen auf Staatsanleihen)
Zweitrundeneffekte
Entstehen mit Blick auf die Inflation, wenn die Löhne aufgrund einer höheren Inflationsrate
steigen. Falls die Firmen die gestiegenen Lohnkosten über höhere Verkaufspreise weitergeben,
wird der Preisauftrieb weiter angefacht.
Quelle: Bankhaus Lampe
Kapitalmarkt-Ausblick 2017
23.11.2016
BANKHAUS LAMPE // 44
Ihre Ansprechpartner
Economic Research
Dr. Alexander Krüger
Chefvolkswirt
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Dr. Bastian Hepperle
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Dr. Ulrike Rondorf
+49 211 4952-187
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Equity Strategy
Dr. Ralf Zimmermann
Leiter Aktienstrategie
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Kapitalmarkt-Ausblick 2017
23.11.2016
BANKHAUS LAMPE // 45
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Vollständigkeit und Genauigkeit übernehmen. Alle in dieser Studie geäußerten Meinungen und Bewertungen geben allein die
Einschätzung desjenigen Verfassers / derjenigen Verfasser, der / die diese Studie erstellt hat / haben, zum Zeitpunkt der
Veröffentlichung wieder, die nicht notwendigerweise den Meinungen und Bewertungen anderer Geschäftsbereiche der
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ohne vorherige Ankündigung geändert werden. Sie können auch von Einschätzungen abweichen, die in anderen von der
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Diese Studie richtet sich an institutionelle Anleger mit Geschäftssitz in der Europäischen Union sowie der Schweiz und
Liechtenstein, denen die Bank sie willentlich zur Verfügung gestellt hat. Die Inhalte dienen ausschließlich Informationszwecken
und sind nicht als Angebot oder Aufforderung zum Kauf oder Verkauf von Finanzinstrumenten zu verstehen. Private Anleger,
die von dem Inhalt dieser Studie Kenntnis erhalten, sollten vor einer konkreten Anlageentscheidung mit dem Anlageberater
ihrer Bank klären, ob eine in dieser Studie enthaltene Empfehlung für eine bestimmte Anlageentscheidung für sie im Hinblick
auf ihre Anlageziele und finanziellen Verhältnisse geeignet ist. Möglicherweise teilt der Berater auch die hierin mitgeteilten
Einschätzungen zu den Finanzinstrumenten oder deren Emittenten nicht.
Die Erstellung und Verbreitung dieser Studie untersteht dem Recht der Bundesrepublik Deutschland. Ihre Verbreitung in
anderen Jurisdiktionen kann durch dort geltende Gesetze oder sonstige rechtliche Bestimmungen beschränkt sein. Personen
mit Sitz außerhalb der Bundesrepublik Deutschland, in deren Besitz diese Studie gelangt, müssen sich selbst über etwaige für
sie gültige Beschränkungen unterrichten und diese befolgen. Ihnen wird empfohlen, mit den Stellen ihres Landes, die für die
Überwachung von Finanzinstrumenten und von Märkten, an denen Finanzinstrumente gehandelt werden, zuständig sind,
Kontakt aufzunehmen, um in Erfahrung zu bringen, ob Erwerbsbeschränkungen bezüglich der Finanzinstrumente, auf die sich
diese Studie bezieht, für sie bestehen. Diese Studie darf weder vollständig noch teilweise nachgedruckt oder in ein
Informationssystem übertragen oder auf irgendeine Weise gespeichert werden, und zwar weder elektronisch, mechanisch, per
Fotokopie noch auf andere Weise, außer im Falle der vorherigen schriftlichen Genehmigung durch die Bankhaus Lampe KG.
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ICE Benchmark Administration Limited makes no warranty, express or implied, either as to results to be obtained from the use
of ICE Libor and/or the figure at which ICE Libor stands at any particular time on any particular day or otherwise. ICE
Benchmark Administration Limited makes no express or implied warranties of merchantability or fitness for a particular
purpose in respect of any use of ICE Libor.
Für die Erstellung dieser Studie ist die Bankhaus Lampe KG, Jägerhofstraße 10, 40479 Düsseldorf verantwortlich.
Weitere Auskünfte erteilt die Bankhaus Lampe KG.
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Redaktionsschluss: 23. November 2016
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