Diskrete Strukturen Sebastian Thomas RWTH Aachen https://www2.math.rwth-aachen.de/DS16/ 1. Februar 2017 Vorlesung 21 Quasiendliche Wahrscheinlichkeitsräume Definition I quasiendlicher Wahrscheinlichkeitsraum (qu.endl. WR): besteht aus I I X nicht leere Menge P : Pot(X ) → R Abbildung so, dass gilt: I I I I Missbrauch von Notation: bezeichne qu.endl. WR wieder mit X Quasiendliche Wahrscheinlichkeitsräume (Forts.) Terminologien und Notationen: I I I I I I I I I Ergebnismenge von X : Ergebnis von X : Ereignismenge von X : Ereignis von X : unmögliches Ereignis von X : sicheres Ereignis von X : Wahrscheinlichkeitsverteilung von X : Notation: Wahrscheinlichkeit von A ∈ Pot(X ) in X : endlicher Wahrscheinlichkeitsraum (endl. WR): qu.endl. WR mit endlicher Ergebnismenge Quasiendliche Wahrscheinlichkeitsräume (Forts.) Beispiel I {0, 1} wird endl. WR mit P(A) = I {0, 1} wird endl. WR mit P(A) = Quasiendliche Wahrscheinlichkeitsräume (Forts.) I R wird qu.endl. WR mit P(A) = Quasiendliche Wahrscheinlichkeitsräume (Forts.) Anwendungsbeispiel I Objekt: Ergebnisse eines Wurfs mit einer gewöhnl. Münze Modell: Ergebnisse des endl. WR {Kopf, Zahl} mit 0 für A = ∅ P(A) = 21 für A ∈ {{Kopf}, {Zahl}} 1 für A = {Kopf, Zahl} I Objekt: Ergebnisse eines Wurfs mit einer gezinkter Münze Modell: Ergebnisse des endl. WR {Kopf, Zahl} mit 0 für A = ∅ 1 für A = {Kopf} P(A) = 43 für A = {Zahl} 4 1 für A = {Kopf, Zahl} Quasiendliche Wahrscheinlichkeitsräume (Forts.) Bemerkung X qu.endl. WR, A, B ∈ Pot(X ) mit A ⊆ B P(B \ A) = P(B) − P(A) Korollar X qu.endl. WR P(∅) = 0 Korollar X qu.endl. WR, A ∈ Pot(X ) P(X \ A) = 1 − P(A) Quasiendliche Wahrscheinlichkeitsräume (Forts.) Gesetz der totalen Wahrscheinlichkeit X qu.endl. WR, A ∈ Pot(X ), n ∈ N0 , S (B1 , . . . , Bn ) disjunktes n-Tupel in Pot(X ) mit A ⊆ ˙ i∈[1,n] Bi P(A) = X P(A ∩ Bi ) i∈[1,n] Proposition X qu.endl. WR, n ∈ N0 , (A1 , . . . , An ) n-Tupel in Pot(X ) X X \ [ P( Ai ) = (−1)i−1 P( Xj ) i∈[1,n] i∈[1,n] J⊆[1,n] |J|=i j∈J Quasiendliche Wahrscheinlichkeitsräume (Forts.) Proposition X qu.endl. WR, A ∈ Pot(X ) P(A) = P({x ∈ A | P(x) > 0}) = X x∈A P(x)>0 P(x) = X x∈A P(x) Quasiendliche Wahrscheinlichkeitsräume (Forts.) Proposition X Menge, f : X → R Abbildung mit: I für x ∈ X : f (x) ≥ 0 I {x ∈ X | f (x) > 0} ist endlich P x∈X f (x) = 1 I X wird qu.endl. WR mit: für A ∈ Pot(X ): X P(A) = f (x) x∈A Quasiendliche Wahrscheinlichkeitsräume (Forts.) Beispiel {0, 1, 2} wird endl. WR mit 0 für 1 für P(A) = 32 für 3 1 für A ∈ {∅, {0}} A ∈ {{1}, {0, 1}} A ∈ {{2}, {0, 2}} A ∈ {{1, 2}, {0, 1, 2}} Laplaceräume Definition Laplaceraum: I X endl. WR mit: für A ∈ Pot(X ): P(A) = |A| |X | Laplaceräume (Forts.) Beispiel I Laplaceraum: X = {0, 1} mit 0 für A = ∅ P(A) = 21 für A ∈ {{0}, {1}} 1 für A = {0, 1} I kein Laplaceraum: Y = {0, 1} 0 1 P(A) = 43 4 1 mit für für für für A=∅ A = {0} A = {1} A = {0, 1} Laplaceräume (Forts.) Bemerkung X endl. WR X ist Laplaceraum ⇔ für x ∈ X : P(x) = 1 |X | Bemerkung X nicht leere endliche Menge X X lässt sich als Laplaceraum X = XLaplace auffassen Laplaceräume (Forts.) Definition X nicht leere endliche Menge X Laplaceraum auf X : X = XLaplace Terminologie und Notation: I Gleichverteilung auf X : Beispiel [1, 6] wird Laplaceraum Laplaceräume (Forts.) Anwendungsbeispiel Objekt: Ergebnisse eines Wurfs mit gewöhnlichem Würfel Modell: Ereignis: Würfel zeigt mindestens fünf Augen Modell: Wahrscheinlichkeit: Ereignis: Würfel zeigt eine gerade Anzahl an Augen Modell: Wahrscheinlichkeit: Zufallsgrößen Anwendungsbeispiel Objekt: blinde Entnahme einer Kugel aus einer Urne mit zehn roten und 20 schwarze Kugeln Modell: Ereignis: gezogene Kugel ist rot Modell: Wahrscheinlichkeit: Ereignis: gezogene Kugel ist schwarz Modell: Wahrscheinlichkeit: Zufallsgrößen (Forts.) C = {rot, schwarz} wird endl. WR mit 0 für B = ∅ 1 für B = {rot} PC (B) = 32 für B = {schwarz} 3 1 für B = {rot, schwarz} Zufallsgrößen (Forts.) Definition X qu.endl. WR, Y Menge Zufallsgröße auf X mit Werten in Y : Abbildung f : X → Y Beispiel [1, 6] → [0, 1], x 7→ x mod 2 ist Zufallsgröße auf [1, 6] mit Werten in [0, 1] Zufallsgrößen (Forts.) Anwendungsbeispiel I Objekt: blinde Entnahme einer Kugel aus einer Urne mit zehn roten und 20 schwarze Kugeln Modell: Ergebnisse des Laplaceraums U = [1, 10] × {rot} ∪˙ [1, 20] × {schwarz} Objekt: Farben der Kugeln Modell: Zuordnung: jeder Kugel die zugehörige Farbe Modell: Zufallsgrößen (Forts.) I Objekt: Ergebnisse eines Wurfs mit gewöhnlichem Würfel Modell: Ergebnisse des Laplaceraums [1, 6] Zuordnung: jeder Augenzahl die Parität Modell: Zufallsgrößen (Forts.) Proposition X qu.endl. WR, f : X → Y Zufallsgröße für B ∈ Pot(Yf ): X PYf (B) = PX (f −1 (B)) = PX (x) Y wird qu.endl. WR Y = Yf mit: x∈X f (x)∈B Zufallsgrößen (Forts.) Definition X qu.endl. WR, f : X → Y Zufallsgröße durch f induzierter Wahrscheinlichkeitsraum: Y = Yf Terminologie und Notation: I Wahrscheinlichkeitsverteilung von f : Beispiel durch [1, 6] → [0, 1], x 7→ x mod 2 induzierter WR: Zufallsgrößen (Forts.) Anwendungsbeispiel I ... Zuordnung: jeder Kugel die zugehörige Farbe Modell: Zufallsgröße a : U → {rot, schwarz} (x, rot) 7→ rot (x, schwarz) 7→ schwarz Wahrscheinlichkeitsverteilung des C U −1 P (B) = P (a (B)) = durch a induzierten WRs: für für für für B B B B =∅ = {rot} = {schwarz} = {rot, schwarz} Zufallsgrößen (Forts.) I ... Zuordnung: jeder Augenzahl die Parität Modell: Zufallsgröße p : [1, 6] → {gerade, ungerade} mit ( gerade für x ∈ {2, 4, 6} p(x) = ungerade für x ∈ {1, 3, 5} durch p induzierter WR: Produktwahrscheinlichkeitsräume Proposition I endliche Menge, (Xi )i∈I Familie von qu.endl. WRen ×i∈I Xi für A ∈ Pot(×i∈I Xi ): XY P×i∈I Xi (A) = PXi (xi ) wird qu.endl. WR mit: x∈A i∈I Definition I endliche Menge, (Xi )i∈I Familie von qu.endl. WRen Produktwahrscheinlichkeitsraum von (Xi )i∈I : Produktwahrscheinlichkeitsräume (Forts.) Beispiel X = {0, 1}Laplace , Y = {0, 1} mit 0 für 1 für P(B) = 43 für 4 1 für I X × X: B B B B =∅ = {0} = {1} = {0, 1} Produktwahrscheinlichkeitsräume (Forts.) Beispiel I Y ×Y: PY ×Y (y1 , y2 ) = I X ×Y: PX ×Y (x, y ) = Produktwahrscheinlichkeitsräume (Forts.) Bemerkung I endliche Menge, (Xi )i∈I Familie von Laplaceräumen ×i∈I Xi ist Laplaceraum