BORKENKÄFER nach Manfred Wolf, Forstdirektion Niederbayern Oberpfalz 2004 Gefahr in Verzug!! Biologie Lebensweise der Fichten-Borkenkäfer Borkenkäfer fliegen ab dem Frühjahr auf geschwächte stehende Bäume oder noch frische liegende Bäume bzw. Stammteile, bohren sich in die Rinde ein und legen dort ihre Eier ab. Geschwächter, geschädigter Waldbestand Käferbefall am liegenden Baumstamm 1 Biologie Lebensweise der Fichten-Borkenkäfer Der Käfer- und Larvenfraß unterbricht den Saftstrom im Bast, so dass befallene Bäume wegen des unterbrochenen Nährstofftransportes schließlich absterben. In der Folge verfärbt sich die Krone fahl graugrün bis rotbraun oder die Rinde fällt bei zunächst noch grüner Krone ab (v. a. bei Sommerbefall). Nach ca. 7-11 Wochen schlüpfen aus einer Fichte bis zu 25.000 Jungkäfer, die sich in der Umgebung neue Brutbäume suchen. Bei warmer Witterung und sehr frühem Schwärmbeginn im Frühjahr können sich pro Jahr bis zu 3 Generationen entwickeln. Außerdem legen die Altkäfer nach rd. 4 Wochen erneut Bruten an (sog. Geschwisterbruten). Die enorme Vermehrungsfähigkeit führt bei günstigen Bedingungen zur raschen kreisförmigen Ausbreitung der Befallsflächen. Können spätere Bruten (ggf. 2. oder 3. Generation) wegen schlechter Witterung nicht vollständig ausreifen, überwintern Larven, Puppen sowie Jungkäfer in ihren Brutstätten und schließen ihren Reifefraß im nächsten Frühjahr ab. . Brutbild des Buchdruckers Die Fraßgänge der Käfer und Larve ergeben die für die einzelnen Arten charakteristischen Brutbilder Rammelkammer (Einbohrstelle) Fraßgang des weiblichen Altkäfers (Muttergang) Fraßgänge der Larven (Larvengänge) Ort der Verpuppung (Puppenwiege) Brutbild des Kupferstechers 2 Der Buchdrucker „Haupttäter“ Der flugfähige dunkelbraune Borkenkäfer ist nur ca. 5 Millimeter lang und lebt unter der Rinde von Fichten. Er bevorzugt dickere Stämme oder Stammteile. Das Brutbild zeigt zwei- bis dreiarmige Muttergänge, davon recht-winkelig abzweigende Larvengänge mit Puppenwiegen. Gefährlichster Borkenkäfer! Neigt zu Massenvermehrung! Altkäfer mit Larve Puppen und Jungkäfer 3 Der Kupferstecher - der „kleine Bruder“ des Buchdruckers Der kupferfarben glänzende Käfer ist nur ca. 2 Millimeter lang und lebt unter der Rinde von Fichten Er bevorzugt: - dünnrindige Stämme (Dickungen) oder - Stammteile (Gipfelstücke, Äste). Kupferstecher am Bohrloch Das Brutbild zeigt von der Rammelkammer ausgehend 3 – 6 sternförmige Muttergänge, von denen wiederum die Larvengänge beidseitig ausgehen. Brutbild Kupferstecher zu finden auf der Rinden-Innenseite 4 Alarmzeichen Wie erkenne ich den Käferbefall? Die regelmäßige Kontrolle der Fichtenbestände ist für das rechtzeitige Erkennen des Borkenkäferbefalls und für erfolgversprechende Gegenmaßnahmen von entscheidender Bedeutung! Dabei sollte diese Kontrolle in der warmen Jahreszeit mindestens einmal monatlich erfolgen, vor allem in Zeiten erhöhter Borkenkäferdichte. Der Umgebung früherer Käfernester und sonnseitiger Waldränder ist dabei besondere Aufmerksamkeit zu schenken! Eindeutige Zeichen von Käferbefall sind: Bohrmehl am Stammfuß Große Mengen fahlgrüner Nadeln am Boden Bohrmehl an Bodenpflanzen (od. in bodennahen Spinnweben) Abgestorbene Baumwipfel (Kupferstecher) Sich verfärbende bzw. rote Baumkronen5 Bekämpfung Was muss ich als Waldbesitzer tun? Die Überwachung der gefährdeten Nadelwälder und die Bekämpfung des Borkenkäfers sind gesetzliche Aufgaben des Waldbesitzers! Hat der Waldbesitzer Borkenkäferbefall in seinem Wald entdeckt, muss er sofort wirksame Bekämpfungsmaßnahmen einleiten! Dabei sind soweit als möglich mechanische Verfahren vorzuziehen. Die umgehende Fällung und Aufarbeitung befallener Fichten ist die wichtigste Sofortmaßnahme Die rasche Abfuhr des Holzes auf Lagerplätze außerhalb des Waldes (mindestens 500 m) oder direkt in Sägewerk ist die wirksamste und oft einfachste Gegenmaßnahme Sollte die Abfuhr aus dem Wald nicht möglich sein, wird durch das Entrinden der Stämme der Brutraum wirksam verringert Sind allerdings bereits fertige Jungkäfer in der Rinde vorzufinden,, genügt die bloße Entrindung nicht! Hier muss die durch ausgelegte Planen gesammelte Rinde weiter behandelt werden, zum Beispiel durch Verbrennen Brutraum in Ästen, Schwach- und Gipfelhölzern kann durch Häckseln beseitigt werden. Das Hackgut kann in Hackschnitzelheizungen Verwendung finden oder im Wald bleiben. Auf die Verwendung der zugelassenen Borkenkäferinsektizide sollte nur dann zurückgegriffen werden, wenn die nebenstehenden Maßnahmen nicht möglich sind. Diese Mittel dürfen nur von geeigneten Personen (Sachkundenachweis!) eingesetzt werden. Sämtliche zugelassenen Borkenkäferinsektizide sind fisch-, teilweise auch bienengiftig!! (Bitte unbedingt die Anwendungsvorschriften beachten!) Grundsätzlich gilt: In Fichtenwäldern schützt am ehesten eine „saubere” Waldwirtschaft vor einer Massenvermehrung (incl. Aufarbeitung aller fängischen Resthölzer). 6 Naturnaher Waldbau Dem Mischwald eine Chance! Langfristig sind gesunde, stabile und laubbaumreiche Mischwälder der beste Schutz gegen alle schädlichen Einwirkungen auf den Wald. In diesen gemischten Wäldern gibt es erfahrungsgemäß weniger Schneebruch und Windwurf und damit ein geringeres Brutraumangebot für Borkenkäfer. Erhöhung des Laubbaumanteils durch Pflanzung Gesunder stabiler laubbaumreicher Mischwald Buchenvoranbau Natürliche Feinde der Borkenkäfer Ameisenbuntkäfer Buntspecht Der Freistaat Bayern fördert über ein waldbauliches Programm den Waldumbau hin zum Mischwald. Fragen Sie Ihre Landauer Förster! 7