01|ÜberdenAutor FlorianFreistetter FlorianFreistetterpromovierteamInstitutfürAstronomieder UniversitätWienundhatdanachanderSternwartederUniversität JenaunddemAstronomischenRechen-InstitutinHeidelbergals Astronomgearbeitet.ZurZeitlebterinJena,bloggtüber WissenschaftundschreibtmanchmalBücher. http://scienceblogs.de/astrodicticum-simplex/ 02|Inhalt 01 02 ÜBERDENAUTOR INHALT 03 RAUMFAHRT KosmischeGeschwindigkeit 04 WEITERESTERNENGESCHICHTEN 01 DieMessungderLichtgeschwindigkeit 02 CruithneunddieanderenBegleiterderErde 03 Aspekt,AszendentundHäuser–DasVokabularder Astrologie 05 04 VagabundierendePlaneten 05 RobertGrossetesteunddasmittelalterlicheMultiversum 06 BarnardsPfeilstern 07 TheiaderTrojanerundseineKollisionmitderErde 08 DerStreitumdieMethodederMonddistanzen 09 PositionsbestimmungunddieFragenachderUhrzeit IMPRESSUM 03|Raumfahrt Kosmische Geschwindigkeit VONFLORIANFREISTÄTTER WiefliegtmanindenWeltraum?Schnell!Andersgehtesnicht–die Erdehatetwasdagegen,dassihreBewohnersichimKosmosherum treiben.Siehältunsfest,undzwarmitihrerGravitationskraft. KOSMISCHEGESCHWINDIGKEIT W iefliegtmanindenWeltraum?Schnell!Andersgehtes nicht–dieErdehatetwasdagegen,dassihre BewohnersichimKosmosherumtreiben.Siehältuns fest,undzwarmitihrerGravitationskraft.Daslässt sichsehrleichtdemonstrieren.MannimmtzumBeispieleinenStein undwirftihnindieLuft.DasResultatistbekannt:DerSteinfällt wiederzurückaufdieErde.MankanndenSteinfesterundschneller werfenunderwirdhöherundweiterfliegenundlängerinderLuft bleiben.AberfrüheroderspäterwirderwiederaufdemBoden landen. Esseidenn,manwirftdenSteinwirklichschnell.IsaacNewtonhatals einerderersteneinentsprechendesGedankenexperimentgemacht. ErstelltesicheinegroßeKanonevor,dieeineKugelmithoher Geschwindigkeitabfeuernkann.JeschnellerdieKugelist,desto weiterfliegtsieauch.Undwennmansierichtigschnellabfeuert, dannfliegtsienichtnurweit;dannfliegtsieumdiegesamteErde herumundlandetwiederanihremAusgangspunkt. Bild:BrianBrondel,CC-BY-SA3.0) DieGeschwindigkeit,diedafürnötigist,lässtsichleichtberechnen, wennmanweißwiestarkdieGravitationskraftaufderErdewirktund daswussteIsaacNewtonjabesseralsjederandere.Erkamzudem Ergebnis,dassdieKanonenkugelgenau7,91KilometerproSekunde schnellseinmuss,umeinmalumdieErdeherumzufliegen.Natürlich istdieSacheinderRealitätkomplizierter.DieLufthülleunseres PlanetenwürdedieKanonenkugelsehrschnellabbremsen,sodass sieschonviel,vielfrüherzuBodenfällt.DieGravitationskraftwirkt auchnichtüberallaufdemPlanetengleichstark;esgibtkleine VariationendieaufeinenichtganzgleichmäßigeVerteilungder MasseimInnerenderErdezurückzuführensind,wieichschonin Folge146derSternengeschichtenerzählthabe. AberalsNäherungfunktioniertNewtonsAnsatzschonrechtgutund dieGeschwindigkeitdieerberechnethat,nenntmanauchdieErste KosmischeGeschwindigkeit.Alles,wassichmindestenssoschnell bewegt,fällttatsächlichnichtmehraufdenBodenderErdezurück. AbermanbefindetsichdannimmernochimGriffderirdischen Gravitationskraft!DieKugelfälltimmernochständigRichtung Erdboden.Aberweilsiesichgleichzeitigauchsoenormschnell vorwärtsbewegtunddieErdejabekanntlicheineKugelist,krümmt sichderBodenebensoschnellunterderKugelhinweg.Siefälltalso nichtaufdieErde,sondernumdieErdeherum.Darumsprichtman jaauchvom“freienFall”,wennmanbeschreibenwill,wiesich beispielsweiseRaumschiffeoderAstronautenimWeltraumbewegen. Siefallentatsächlichständig,aberebensoschnell,dasssieden BodennichttreffensondernimmerinBewegungumdieErdeherum bleiben. Aberwas,wenneseinemnichtreicht,einfachnurimmerumdieErde herumzukreisen?Wennmansiewirklichverlassenwill?Dannmuss manselbstverständlichnochschnellerwerden.KönntedieKanone ihreKugelmiteinerGeschwindigkeitvon11,2KilometerproSekunde abfeuern,würdesienichtnurnichtmehrzurückaufdieErdefallen. SiewärenunauchderGravitationskraftderErdeentkommen.Mit dererstenkosmischenGeschwindigkeitvonvorhinkannmanzwar verhindern,dasdieKugelaufdenPlanetenfällt.Abersiekanndie BahnumdieErdeherumauchnichtverlassen,dadie GravitationskraftderErdeimmernochstarkgenugist,umsienicht entkommenzulassen. Hierbrauchtesdie“ZweiteKosmischeGeschwindigkeit”; beziehungsweisediesogenannte“Fluchtgeschwindigkeit”.Wieder NameschonandeutetistdasdieGeschwindigkeit,mitdermander AnziehungskraftderErdeentfliehenkann.FeuertdieKanoneihre Kugelmitmindestens11,2KilometerproSekundeab,dannistdas geschafft.MitdiesemTempogelangtmannichtnurinsWeltall sondernkannauchdieUmgebungderErdeverlassenundandere HimmelskörperwiebeispielweisedenMarserreichen. 11,2KilometerproSekundesindwirklichschnell.EinevonderErde ausstartendeRaketeistebenfallsschnell–aberimAllgemeinennicht SOschnell.Dasistaberauchnichtnötig.Diezweite(undauchdie erste)kosmischeGeschwindigkeitgiltfürdenFalleinereinmaligen Beschleunigung.AlsozumBeispielfürdenFallderKanone,dieihre Kugelabfeuertunddannsichselbstüberlässt.DadieKanonenkugel keineneigenenAntriebhat,musssiediekosmischeGeschwindigkeit gleichvonAnfanganerreichthaben,umdieErdeverlassenzu können.RaketenwerdenabernichtmitKanoneninsWeltall geschossen.SiehabenTriebwerke,diekonstantSchubabgegeben unddieGeschwindigkeitkontinuierlicherhöhen.Jeweitermansich vomErdbodenentfernt,destoschwächeristdieAuswirkungder GravitationskraftunddestogeringerwirddieFluchtgeschwindigkeit. DieRaketen,diewährendihresFlugsinsWeltalldieganzeZeit beschleunigenmüssenalsonichtvonAnfangansoenormschnell sein,wieesderWertderzweitenkosmischenGeschwindigkeitnahe legt. AußerdemhilftdieRotationderErdeaucheinwenigmit.Wennman eineRaketemitderDrehrichtungderErdestartet,kannmanein bisschenvonihremSchwungmitnehmenundmussnichtdieganze Fluchtgeschwindigkeitselbstaufbringen.DasistauchderGrund, warumdiegroßenWeltraumbahnhöfesichalleinderNähedes Äquatorsbefinden.DortwirdmanvonderRotationderErdeam schnellstenherumgeschleudertundkannsichdenmeistenSchwung beschaffen. MitderzweitenkosmischenGeschwindigkeitbefindenwirunsjetzt alsonichtmehrineinerUmlaufbahnumdieErdesondernaufeinem Orbit,derimmerweitervonderErdewegführt.DenEinflussder Erdesindwiralsoschonlosgeworden.Aberdaistjaimmernochdie Sonne!IhreMassemacht99,9ProzentdergesamtenMasseim Sonnensystemaus.UnddementsprechendstarkistauchderEinfluss ihrerGravitationskraft.MitderzweitenkosmischenGeschwindigkeit könnenwirnichtsdagegenausrichten.WolltenwirnichtnurdieErde sonderndasgesamteSonnensystemverlassen,müsstenwirnoch schnellersein. DiedafürnötigeGeschwindigkeithängtdavonab,wieweitmansich vonderSonneentferntbefindet.Würdemansichdirektaufder OberflächederSonnebefinden,dannwärenenorme617,5 KilometerproSekundenötig,umsieverlassenzukönnen!Wennwir vonderErdeausstarten,istdieSacheschoneinbisscheneinfacher, dennhierkönnenwirnunnichtnurdenSchwungmitnehmenden unsdieDrehungderErdeumihreAchseliefertsondernauchden SchwungmitdemsichdieErdeselbstumdieSonnebewegt.Es reichennun16,7KilometerproSekunde,umdenEinflussbereichder Sonnezuverlassen. UndwennwirschonmalaufdemWegausdemSonnensystem hinaussind,dannkönnenwirauchgleichüberlegen,wiewirnoch weiterkommen.DieSonneisteinervonvielenMilliardenSternen,die gemeinsamdieMilchstraßebilden.DiegesamteMassedieserGalaxie hältdieSterneausdersiebestehtmitihrerGravitationskraftfest, genausowieErdeundSonnemitihrerKraftunsereRaumschiffe festhalten.Zuberechnen,wieschnellmanseinmuss,wennmanaus derMilchstraßeentkommenwill,istdannallerdingsnichtmehrso einfach.DieMasseistnichtaneinemPunktkonzentriertsondernauf komplizierteArtundWeiseüberallinderMilchstraßeinFormvon Sternen,großenGaswolkenundAnsammlungendunklerMaterie verteilt.DieSternebewegensichnichtmehraufsimplen UmlaufbahnenwiediePlanetensondernfolgenkomplexenWegen durchdieGalaxie. EshängtindiesemFallnochvielstärkeralszuvordavonab,woman sichbefindet.DieSonneliegtindenäußerenBereichender MilchstraßeundbewegtsichmiteinerGeschwindigkeitvonetwa220 KilometernproSekundeumderenZentrumherum.DiesenSchwung könnenwirdannnatürlichauchnochmitnehmen,wennwirvonder ErdeausaufunsereintergalaktischeReisestarten.Manbräuchte dannaberimmernochungefähr530KilometerproSekunde,umdie OberflächeunseresPlanetenschnellgenugzuverlassen,damiteinen wederErde,SonnenochdiegesamteMilchstraßezurückhalten können! Soweitsindwiraberlangenochnicht.Wirhabenerstvoreinpaar Jahrzehntengelernt,dieerstekosmischeGeschwindigkeitzu überschreitenundinsAllaufzubrechen.Wirhabendienähere UmgebungderErdeerforschtundeinBesuchebeidenanderen Planetengemacht.DieSternehabenwirallerdingsimmernuraus derFernebetrachtetunddasSonnensystemverlassenhabenweder wirMenschennochunserekünstlichenRaumfahrzeuge.Aber zumindesteinpaarvonihnensindschonunterwegsaufdieser langenReise. PIONEERUNDVOYAGER–AUFDEMWEGAUSDEMSONNENSYSTEM D iesogenannteerstekosmischeGeschwindigkeitreicht aus,umdieErdezuumkreisenundnichtmehraufden Bodenzurückzufallen.Mitderzweitenkosmischen GeschwindigkeitkannmandemEinflussbereichunseres Planetenganzentkommen.WillmanaberdasSonnensystem komplettverlassenundderGravitationskraftderSonneundallihrer Planetenentkommen,dannistdafürdiedrittekosmische Geschwindigkeitnotwendig.VonderErdeausmussein Raumfahrzeugdafürmitmindestens16,7KilometernproSekundein denWeltraumstarten. Bild:NASA DieseGeschwindigkeithabendiemeistenderRaumsondendiewir insAllgebrachthaben,nichterreicht.Abereinpaardavonschonund siesindtatsächlichmittlerweileaufdemWegausdemSonnensystem hinaus.Inden1960erJahrenwardasSonnensystemallgemeinnoch ziemlichunerforscht.DiemeistendergroßenHimmelskörperhatte nochkeineRaumsondeausderNähegesehenundvorallemdie PlanetendesäußerenBereichswarennochniebesuchtworden.Um endlicheinendetailliertenBlickaufdieGasriesenJupiterundSaturn werfenzukönnen,schicktedieNASAalsonacheinigerVorbereitung am3.März1972dieRaumsondePioneer10insAll.Am6.April1973 folgtePioneer11.Dienurjeweils260KilogrammschwerenSonden solltenanJupiterundSaturnvorbeifliegenunddieerstenBilderaus derNähemachen. Nur11StundennachdemStarthattePioneer10schondenMond passiertundwardamitdasschnellstemenschengemachteObjekt derdamaligenZeit.ImJuni1972flogdieSondeamMarsvorbeiund imJuliwarsiedasersteRaumfahrzeug,dasdenAsteroidengürtel durchquerte,derzwischendenUmlaufbahnenvonMarsundJupiter liegt.Am4.Dezember1973erreichtePioneer10schließlichmit knapp200.000KilometerndengeringstenAbstandzuJupiter.Die Datendortgesammeltwurdenwarenrevolutionärunddie AstronomenhattendasersteMaldieGelegenheit,dengrößten PlanetenunseresSystemsimDetailzustudieren.DieSondeblieb abernichtdort,sondernflogweiter,immertieferhinausindie äußerenBereichedesSonnensystems.1983kreuztesiedie UmlaufbahnenvonPlutoundNeptun.1997wurdedieMissionvon Pioneer10offiziellbeendet;SignaleschicktedieSondeallerdings trotzdemnochzurückzurErde.Diewurdenaberimmerschwächer. Am27.April2002konnteaufderErdedasletzteMaleineklare BotschaftvonPioneer10empfangenwerden–dieRaumsondewar damalsschon80AstronomischeEinheitenentfernt;also80Mal weitervonderSonnewegalsdieErdeundweitaußerhalbder UmlaufbahnenderbekanntenPlaneten.Einletztes,aber unverständlichesSignalderSondekamam23.Januar2003aufder Erdean.DieBattierenvonPioneer10warenschonzuschwach,um nochklareDatensendenzukönnen.Aberauchwennwirnichtmehr mitPioneer10kommunizierenkönnen,fliegtsiedochimmerweiter. BissiedasSonnensystemkomplettverlassenhat,wirdesabernoch einpaartausendJahredauern.Unddanngehtesweiter;inRichtung desSternsAldebaranimSternbildStier–andemsieabererstin etwa2MillionenJahrenvorbeikommenwird.AuchPioneer11istauf demWeghinauszudenSternen.DieeigentlicheMissiondieser SondewardieErforschungdesSaturn,densieam1.September 1979ineinerEntfernungvon21.000Kilometernpassierte.Im September1995fanddieerfolgreicheMissiondannihroffizielles EndeabersowiePioneer10flogauchPioneer11immerweiter. 1990kreuztesiedieUmlaufbahnvonPlutoundimJuli2015warsie schon90AstronomischeEinheitenweitentfernt.IhrletztesSignal schicktedieSondeaberschonam30.November1995zurErde;von ihremweiterenWegindeninterstellarenRaumkannsieunsalso nichtsmehrerzählen. Pioneer10und11warenextremerfolgreich,abereigentlichnurzur VorbereitungeinernochambitionierterenMissiongedacht:Der großenTourderbeidenVoyager-RaumsondenzudenPlanetendes äußerenSonnensystems.Am20.Augustundam5.September1977 flogenVoyager1und2insWeltallumnichtnurJupiterundSaturn sondernauchUranusundNeptunausderNähezubetrachten.Das tatensieundnochbesseralsihreVorgänger.Undsiewaren schneller!Am17.Februar1998,beieinemAbstandvonfast70 AstronomischenEinheitenüberholteVoyager1Pioneer10und wurdezumamweitestenvonderErdeentfernten menschengemachtenObjekt.Undistesheuteimmernoch! ImGegensatzzudenPioneer-SondensindbeideVoyager-Sonden nochaktivundschickenDatenzurErde.SiesindweitervonderErde entferntalsallesandere,waswirbisjetztinsAllgeschickthabenund sieentfernensichimmerweiter.DasSonnensystemverlassenhaben sieallerdingsimmernochnicht.Zumindesthängtdasdavonab,was manunter“Sonnensystem”versteht.ImAugust2012wurdeinvielen MedienzumBeispielbehauptet,Voyager1hättedasSonnensystem verlassenunddeninterstellarenRaumerreicht.Sogar WissenschaftlerdesVoyager-Projektsbestätigtendas.Aberdasist dennocheineDefinitionsfrage.DamalswarVoyager1knapp121 AstronomischeEinheitenvonderSonneentfernt.Unddasistzwar enormweitundvielweiterwegalsdieRegion,indersichdie Planetenbefinden.DieUmlaufbahndessonnenfernstenPlaneten Neptunbefindetsichbeispielsweisebeietwa30Astronomischen Einheiten.AbertrotzdemhörtdasSonnensystemdahinternicht einfachauf.ManfindetdortjedeMengeAsteroiden;zumBeispieldie desKuiper-Gürtels,dersichbiszueinemAbstandvonetwa50 AstronomischenEinheitenerstreckt.Aberauchdahintergehtesnoch weiter.VerstreuteAsteroidenfindetmanauchnochhinterdemEnde desKuiper-Gürtels.ZumBeispielderimJahr2004entdeckteAsteroid Sedna;immerhin1000Kilometergroß.WennderaufseinerBahn seinensonnenfernstenPunkterreicht,ister1000Astronomische EinheitenvonderSonneentfernt.Alsomehrals8Malweiterweg vonderSonnealsdieRaumsondeVoyager1zudemZeitpunkt,an demsieangeblichdasSonnensystemverlassenhabensoll. SednagehörtaberdefinitivnochzumSonnensystem;genausowie dievielenAsteroidenundKometendienochweiterentferntinder sogenanntenOortschenWolkedieSonneumkreisen.DieseRegion erstrecktsichbisineineEntfernungvoneinigenhunderttausend AstronomischenEinheiten;fastbiszurhalbenStreckeaufdemWeg zuAlphaCentauri,demsonnennächstenStern.Sednaundalldie AsteroidenundKometensind,wennauchschwachabertrotzdem immernochdurchdieGravitationskraftderSonneanunser Sonnensystemgebunden.AberdieSonnebeeinflusstihre UmgebungnichtnurdurchihreGravitationsondernauchdurchihre Strahlung.UnddurchihrenSonnenwind.DerbestehtausTeilchen derSonnenatmosphäre,ausAtomendievonderSonneständigins Allhinausgeschleudertwerden(ichhabeinFolge10der Sternengeschichtenschoneinbisschenmehrdazuerzählt).Jeweiter mansichvonderSonneentfernt,destomehrverteilensichdie TeilchendesSonnenwinds.AuchandereSterneerzeugen SternenwindderinderenNähestärkeristalsweiterentfernt. ZwischendenSternefindetmandannnurnochvereinzelteTeilchen, dieausverschiedenenQuellendorthingelangtist,wieichinFolge79 ausführlichererklärthabe. Irgendwannundweitentfernt vonderSonneistder Sonnenwinddannso verdünnt,dasserim VergleichzudenTeilchender interstellarenMateriekaum mehrauffällt.DieGrenze,an derdaspassiert,nenntman “Heliopause”undsiehat Bild:NASA Voyager1am25.August 2012überquert.DieRaumsondehatalsodenEinflussbereichsdes Sonnenwindesverlassen.DasSonnensystemselbstistabernochein StückgrößerundbisdieVoyager-SondenseinEndeerreichthaben, wirdesnochvieletausendJahredauern.Inknapp30.000Jahren wirdsiedasEndederOortschenWolkeunddieäußerstenRegionen desSonnensystemserreichthaben.AuchVoyager2istaufdenWeg hinauszudenSterneundgemeinsammitdenPioneer-Sonden werdendiebeidendieseReisevermutlichnochfürsehrlangeZeit fortsetzen.Eswäreextremunwahrscheinlich,wennsieimleerenAll zufälligmiteinemSternodergareinemPlanetenzusammenstoßen undzerstörtwürden.DiewenigenTeilcheniminterstellarenRaum unddiekosmischeStrahlungwerdenwohlirgendwanninferner Zukunftdafürsorgen,dassauchdieRaumsondenihrEndefinden. AberbisdahinhabensienochjedeMengeZeit.WenigerZeitbleibt fürdieKommunikationmitderErde;hieristnurnochfüreinigeJahre bishöchstensJahrzehntegenugEnergievorhanden.Wenndie SondenalsoindennächstenJahrtausendenodergarJahrmillionen dieMilstraßeerforschen,werdenwirleidernichtsmehrvondem erfahren,wassieerleben. 04|WeitereSternengeschichten DIEMESSUNGDERLICHTGESCHWINDIGKEIT L ichtistdas,woraufdieAstronomiebasiert.Lichtistalles, waswirhaben.MitganzwenigAusnahmenbleibtuns Astronomennichtsanderesübrig,alsmitunseren TeleskopendasLichtzubetrachten,dasvonüberallheraus demUniversumzurErdegelangt.Deswegenistesauchsowichtig, dasswirdasLichtsogutwiemöglichverstehen.Unddie grundlegendsteEigenschaftdiemanhierverstehenkann,istdie GeschwindigkeitdesLichts.SiezubestimmenhatdieMenschheit langebeschäftigtunddieVersuchesiezumessen,warensehroft erfolglos. OhneLichtwüsstenwirnixüberdasUniversum!(Bild:Optical:NASA/HST/ASU/J.Hesteretal.XRay:NASA/CXC/ASU/J.Hesteretal.) WieschnellbewegtsichalsodasLicht?Offensichtlichziemlichschnell. Unendlichschnellvielleichtsogar?Oderdochnursehr,sehrschnell? SchonimantikenGriechenlandwarmansichuneinig.DerPhilosoph Empedoklesmeinte“nursehrschnell”;Aristoteleswareherfür “unendlich”.AbermehralsphilosophischeArgumentekonntekeiner aufbieten–wasmangebrauchthätte,wärenechteMessungen.Aber dieließenaufsichwarten.EntsprechendeMessinstrumentegabes damalsjaauchnochnichtundnurdurchreinesSchauenschiendie Fragenichtlösbarzusein. Odervielleichtdoch?DieFrageobsichdasLichtunendlichschnell ausbreitetodernicht–undwennnein,mitwelcherGeschwindigkeit– warzuBeginndes17.Jahrhundertsimmernochaktuell.Dergroße JohannesKeplergehörtezur“Unendlich”-Fraktion,derebensogroße GalileoGalileidagegenmeinte,dasLichthätteeineendliche Geschwindigkeitundmachtesichdaran,siezumessen.Erschnappte sichzweiLaternen,einenAssistentenundmachtesichaufdenWeg indieLandschaft.AufdemGipfeleinesHügelsstandGalileoselbst, aufeinemandereneinpaarKilometerentferntwartetesein Assistent.GalileoöffnetedieKlappeseinerLaterne,dasLicht bewegtesichzumKollegenamnächstenHügelundsobaldderdas Lichtsah,sollteerdieKlappeseinerLaterneöffnen.DiesesLicht wiederumbewegtsichdannzurückzuGalileoderessahunddann wusste,wielangeeshinundzurückgebrauchthat.GuterPlan!Nur leiderwarmandamalsinSachenZeitmessungnochnichtwirklich weitgekommen.Uhrensowiewirsieheutekennenwarennoch nichterfundenundGalileoverwendetewohleinesimpleWasseruhr (inetwasowieeineSanduhr,nurmitWasser).DamitbekamGalileo leiderkeinebrauchbarenDaten.EgalwieweitwegsichseinAssistent befand:diegemesseneGeschwindigkeitwarimmergleichund entsprachimwesentlichenderZeitdieesbrauchteumdieKlappen andenLaternenzuöffnen.GalileosSchlussfolgerunglautete:“Licht istentwederunendlichschnelloderabersehr,sehrschnell”.Nichts neuesalso,aberimmerhinhateresprobiert! FortschrittegabesersteinpaarJahrzehntespäterundGalileowar zumindestindirektdaranbeteiligt.Auchwennesmitseinen MessungenderLichtgeschwindigkeitnichtswurde,warerdoch anderweitigerfolgreich.MitdemTeleskopdaserbauteund1609 erstmalsaufdenHimmelrichtete,entdeckteervierkleineMonde,die denPlanetenJupiterumkreisten(wieichauchschoninFolge131der Sternengeschichtenausführlicherzählthabe).DieAstronomenwaren begeistert,beobachtetendieneuenHimmelskörper,berechneten ihreBahnenundveröffentlichtenlangeTabellenmitDatendamites zukünftigeBeobachtereinfacherhaben.EinerdavonwarderDäne OleRømer.1668wollteerdieMondedesJupiterbeobachten.Bei ihrerBewegungumdenPlanetenverschwindensieimmermal wiederhinterJupiterunddaswollteRømersehen.Aberdie VerfinsterungenfandenniezudemZeitpunktstatt,andemsie stattfindensollten!Rømerbeobachteteweiterundimmerwieder stimmtenderberechneteundderbeobachteteZeitpunktnicht überein.ErerkannteaberlangsameinSystemindenAbweichungen. DieErdeselbstbewegtsichjaumdieSonneundstehtmalein kleinesbisschennäheranJupiterundmaleinkleinesbisschenweiter weg.UndimmerdannwenndieErdenäheranJupiterwar,tratendie Verfinsterungenfrüheraufalsgeplant.WardieErdeweiterweg, dannkamensiespäter.Rømererkannterichtig,dasshierdasLicht verantwortlichseinmuss.DennesmusssichjaerstvonJupiterzur ErdebewegenbevormanhierwasimTeleskopsehenkann.Und wennessichmitendlicherGeschwindigkeitbewegt,dannbrauchtes längeroderkürzer,jenachdemwosichdieErdegeradebefindet. 1676schließlichhatteergenugBeobachtungengesammeltumdie Lichtgeschwindigkeitzuberechnen:213000KilometerproSekunde! Dasisttatsächlichziemlichschnell…Abernichtunendlichschnellund damitwarmanbeiderAntwortaufdieFrageschonmaleinen großenSchrittweitergekommen.Jetztgingesnurnochdarum,die Geschwindigkeitimmerbesserundgenauerzumessen. AstronomischeBeobachtungenwarendamalsaberleidernochrecht ungenauundesdauertevielzulangeumausreichendDatenzu sammeln.ManwolltedieLichtgeschwindigkeitjetztauchimLabor messen!Einerderersten,derhiererfolgreichwar,warderFranzose ArmandFizeau.SeineVersuchsanordnungwargenial:EineQuelle strahltLichtaus.DiesesLichtwirdaneinemZahnradvorbeigeleitet undzwarso,dassesgenaudurchdieLückezwischenzweiZähnen fällt.DanachtrifftdasLichtaufeinenSpiegel,wirdzurückreflektiert undtrifftwiederaufdasZahnrad.Dasaberdrehtsichunddeswegen wirdesnunvielleichtnichtmehraufeineLücketreffensondern blockiertwerden.WeißmanwievieleZähneundLückendas ZahnradhatundkenntmandieStreckezwischenSpiegelund Zahnrad,dannmussmanjetztnurnochnachsehenwieschnelles sichdrehenmussumdenzurückkehrendenStrahlwiederdurch zulassenundkanndarausdieGeschwindigkeitdesLichtsberechnen. FizeaukamaufeinenWertvon315000KilometerproSekunde.In denfolgendenJahrendachtensichandereWissenschaftler verbesserteExperimenteausundberechnetensoimmerbessere WertederLichtgeschwindigkeit. Undseit1983wissenwiresganzgenau.InderZwischenzeitkam nämlichAlbertEinsteinundhatteeinweiteresgroßesProblemin SachenLichtgeschwindigkeitgelöst.DasLichtnichtunendlichschnell war,wussteman.Aberwaresimmergleichschnell?Natürlichnicht, dennwennLichtsichdurchverschiedeneMaterialienbewegt,wirdes verschiedenstarkabgebremst.LichtinderLuftbewegtsich langsameralsLichtimVakuum.LichtimWasserbewegtsich langsameralsLichtinderLuft.Undsoweiter.AberwenndemLicht nichtsimWegsteht,alsoimVakuumdesWeltalls:Dannsolltees immergleichschnellsein.Odernicht?Was,wennmaneinRaumschiff hat,dasmithalberLichtgeschwindigkeitdurchdieGegendfliegt.Und dasdannseineFrontscheinwerfereinschaltet.DasLichtsolltesich dannjaeigentlichmitderGeschwindigkeitdesLichtsUNDderdes Raumschiffsbewegen.Klingtlogisch,aberwennmandasganze durchdenkt,stößtmanschnellaufProbleme.Sehrviele wissenschaftlicheErkenntnissederdamaligenZeitwurdenparadox, wennmaneinevariableVakuumlichtgeschwindigkeitzuließ.Es gelangauchnicht,dieVeränderungeninderLichtgeschwindigkeitzu messen,obwohlmandasprobierthat.SowieesRömerdamals getanhatte,überlegtemansichauchzuZeitenEinsteins,dassdie ErdesichjarechtschnelldurchsAllbewegtunddahermalaufdas LichtausdemAllzuundmalvonihmweg,wasvonunsererWarte auszuunterschiedlichenMessungenderLichtgeschwindigkeitführen sollte.Tatesabernicht.UnddannwardanochdieTheorie.James ClerkMaxwell,überdenichinFolge125mehrerzählthabe,hattein seinenheuteberühmtenGleichungendasVerhaltenvonLicht beschrieben.DorttauchteaucheineGeschwindigkeitauf–aberdie Gleichungensagtennichtsdarüberaus,inBezugaufwasdiese Geschwindigkeitgeltensollte.LautMaxwellsGleichungenwarLicht immergleichschnell. EinsteinsgenialerGedankewarsimpel:Wennmanimmernurdie gleicheLichtgeschwindigkeitmisstundwenndieGleichungensagen, dassLichtsichimmergleichschnellbewegt:Nun,dannISTdasLicht imVakuumebenauchimmergleichschnell;egalinBezugaufwas mandieGeschwindigkeitmisst.DieserradikaleGedankehatte radikaleKonsequenzen.EineGeschwindigkeitistimmereineDistanz proZeiteinheit.UndwenndieGeschwindigkeitsichnichtändern kann,dannmüssendasebenDistanzundZeittun.Darausfolgte EinsteinsRelativitätstheorieinderRaumundZeitnichtmehrabsolut waren,sondernsichveränderten,jenachdemwieschnellmansich bewegte.FürdieWissenschaftbedeutetedaseineRevolutionund dankEinsteinverstehenwirdasUniversumnunwesentlichbesserals vorher.AberauchdieMessungderLichtgeschwindigkeitwarnun einfacher. Die“Generalkonferenzfür MaßundGewicht”nutztedie neueNaturkonstanteder Lichtgeschwindigkeitumdie grundlegendenEinheitenneu zudefinieren.Nachdem1967 beschlossenwurdedasseine Sekundegenau“das 9.192.631.770-facheder Periodendauerderdem Übergangzwischenden beiden Hyperfeinstrukturniveausdes GrundzustandesvonAtomen desNuklids133Cs entsprechender Hatwiedermalalleseinfachergemacht: Strahlung”ist,konnteman AlbertEinstein!(Bild:PublicDomain) diesevonirdischen MaßstäbenvölligunabhängigeDefinitionverwenden,umüberdie konstanteLichtgeschwindigkeitauchexaktfestzulegen,wasein Meterseinsoll.Undzwar“DieStrecke,diedasLichtimVakuumin einerZeitvon1/299792458Sekundenzurücklegt.” Damitfolgtnunaberauch,dassdieGeschwindigkeitdesLichtsexakt 299792,458KilometerproSekundebeträgt! Undesistgut,dasswirdaswissen.DennauchwenndasLicht wirklichschnellistundfürdieAlltagserfahrungdurchausals unendlichschnellangesehenwerdenkann,spieltdieGeschwindigkeit indermodernenTechnikdurchauseineRolle.WennwirSignalevon einemOrtderErdezumanderensendenbrauchtdasLichtzwarnur einpaarMillisekundenumsolcheStreckenzurückzulegen–aberin derTelekommunikationkönnendiedurchauseineRollespielen. GenausowieinderComputerindustrie.Prozessorenarbeitenheute imGigahertzbereich.ZwischendenSchwingungenliegendanur nochNanosekundenunddieDistanzendiedasLichtbzw.die elektromagnetischenSignaleimComputerindieserZeitzurücklegen, liegenimZentimeterbereich.WennmanLeiterplattenbaut,muss manalsodieZeitenberücksichtigen,diesolcheSignalevoneinem EndederPlattezumanderenbrauchen.Undwennesumdie SteuerungvonSatellitenundRaumsondengeht,isteineexakte KenntnisderLichtgeschwindigkeitsowiesounerlässlich.DieLeute, diedieRoveraufdemMarsperFernsteuerungüberdenroten Planetenlenkenwärenschonlängstimmarsianischen Straßengrabengelandetwennsienichtberücksichtigenwürden,dass ihreSignalenichtsofortankommen,sonderndieDistanzerst zurücklegenmüssen. Mit299792,458KilometernproSekunde! CRUITHNEUNDDIEANDERENBEGLEITERDERERDE W ievieleMondehatunsereErde?DummeFrage, könntemanmeinen:Einen,undderheißt“DerMond”! UnddieseAntwortistnatürlichauchrichtig.Aber irgendwieauchnichtsoganz.Dennwennmansich dieSachegenaueransieht,dannwirddieSacheschoneinwenig komplizierter. DaistzumBeispielderAsteroidCruithne.Derhateinen Durchmesservon3,3Kilometernundwurdeam10.Oktober1986 entdeckt.Obwohlereigentlichschon1983entdecktwurde,aberes hatteeinweniggedauertbisfeststellte,dassessichinbeidenFällen umdengleichenHimmelskörperhandelt.DieUmlaufzeitvon CruithneumdieSonnebeträgt364Tage.Dasistziemlichfastgenau solang,wieauchdieErdefüreineRundeumdieSonnebraucht. Unddasbedeutet,dassauchdieUmlaufbahnenvonCruithneund Erdesichsehrähnlichseinmüssen. GenaudasistderFall.Wenn zweiHimmelskörpergleich langfüreineUmrundungder Sonnebrauchen,dann befindensiesichineiner sogenannten“1:1Resonanz”. Mannenntsichauch “koorbitaleObjekte”.Die Trojaner-Asteroiden,dieichin Folge31der Sternengeschichten vorgestellthabe,sindgenau solcheObjekte.Diese Himmelskörperbefindensich immer60Gradvoroder hinterdemPlaneten,mitdem siesichdieUmlaufbahn teilen.BeiCruithneistdas allerdingsanders.Erhatzwar SchematischeDarstellungkoorbitaler Bahnen(Bild:gemeinfrei) diegleicheUmlaufzeitwiedie Erde,imGegensatzzuunseremPlanetenabereineganzanders geformteUmlaufbahn.DerOrbitderErdeistfastkreisförmig;die BahnvonCruithnesehrstarkexzentrisch,alsoviellanggestreckter. WährenddieErdeimDurchschnitt150MillionenKilometervonder SonneentferntistundsichdieserAbstandimLaufederZeitkaum ändert,bewegtsichCruithnewährendeinesUmlaufszwischenden UmlaufbahnenvonMarsundMerkurhinundher.Außerdemistdie Bahnum20GradgegenüberderErdbahngeneigt. TrotzdieserUnterschiedestehenErdeundCruithneineinerganz speziellenWechselwirkung.VonderPerspektivedersich bewegendenErdeausbetrachtetbefindetsichderAsteroidfüretwa 190JahrelangnäheranderSonnealsunserPlanetunddanach ebenfalls190JahrelangeinkleinesStückchenweiterweg.Befindet ersichaußerhalbderErdbahn,dannisterweniglangsamerals unserPlanetsodassdieErdeihneinholenkann.Diebeiden kommensichimmernäher;dieDistanzwirdaberniegeringerals12 MillionenKilometer.EsbestehtalsokeinerleiGefahreinerKollision. DienaheBegegnungderErdesorgtfüreinenAustauschvon GravitationsenergieundCruithnenimmteinensonnennäherenOrbit ein.Fürdienächsten190JahreentferntsichderAsteroidvonder Erdeausgesehen,bisdasganzeSpielwiedervonvornebeginnt. Cruithnewirdmanchmalals“zweiterMond”derErdebezeichnet.In diesemFallistdasaberdefinitivnichtrichtig,dennderAsteroidsteht zwarineinersehrspeziellendynamischenBeziehungmitunserem Planeten,umkreistaberunabhängigvonihmdieSonne.Cruithneist auchnichtdereinzigeHimmelskörperaufdendaszutrifft. 1998wurdederAsteroid1998UP1entdeckt.Erbrauchtfüreinen UmlaufumdieSonneebenfalls364Tage,seineBahnistum33Grad gegenüberderErdbahngeneigtunderpendeltzwischenden BahnenvonVenusundMarshinundher.Eristknapp300Meter großundebenfallseinkoorbitalesObjektineiner1:1Resonanz.Und auchhierbestehtkeineGefahreinerKollision;derAbstandzurErde istimmerausreichendgroß. ImJahr2000fandmandenknapp150MetergroßenAsteroidYORP miteinerUmlaufzeitvon369Tagen.Aucheristeinkoorbitales ObjektunseresPlanetenundvorallemfürseinebesondereRotation bekannt.YORPdrehtsichalle12MinutenumseineAchse.Undwie MessungendieindenJahrenzwischen2001und2005gemacht wurdenzeigen,erhöhtsichdieseRotationsdauerständig.Grund dafüristdersogennanteYarkovsky-O’Keefe-Radzievskii-PaddackEffektoderabgekürzt:derYORP-Effekt,nachdemderAsteroidauch benanntwurdeundüberdenichinFolge112der Sternengeschichtenschongesprochenhabe.Dieasymmetrische ErwärmungdesHimmelskörperssorgtdafür,dasssicheine Rotationsgeschwindigkeitganzlangsamverändertundimmer schnellerwird. Bewegungvon2002AA29vonderPerspektivedersichbewegendenErdeausgesehen:Erfolgteiner Hufeisenbahn(Bild:NASA,publicdomain) DasnächstekoorbitaleObjektwurdeimJahr2002entdecktund heißt2002AA29.Erbraucht361TagefüreinenUmlaufumdie SonneundistnureinpaarDutzendMetergroß.ImGegensatzzu denUmlaufbahnenvonCruithne,1998UP1undYORPistseineBahn fastkreisförmigundliegtfastkomplettinnerhalbderErdbahn.Man vermutet,dasessichumeinBruchstückhandelnkönnte,dasbeider KollisioneinesAsteroidenmitderErdeoderdemMondinsAll geschleudertwurde.VonallenbekanntenkoorbitalenObjektenhat 2002AA29dieerdähnlichsteUmlaufbahn.ImLaufevon95Jahren nähertersichihrbisaufknapp5MillionenKilometeran.Dann dauertesweitere95Jahre,bevoreseineweiterenaheBegegnung vonknapp5MillionenKilometergibt,dieausderanderenRichtung erfolgt.EinesolcheUmlaufbahnnenntman“Hufeisenbahn”undman kannsiebeikoorbitalenObjektenoftbeobachten. DieErdehatnocheinpaarweiteresolchersogenannter“QuasiSatelliten”oder“Erdbegleiter”.Echte“Monde”sindesabernicht.Das giltauchfürden2010entdecktenAsteroid2010TK7.Seine UmlaufdauerumdieSonnebeträgt365,2Jahre,istmitderderErde alsofastidentisch.SeineBahnistallerdingsum20Gradgegenüber derErdbahngeneigtundderAsteroidbefindetsichdiemeisteZeit überinnerhalbderErdbahn.ImGegensatzzu2002AA29oderauch Cruithne,diesichvonderErdeausgesehenmalvonvorneundmal vonhintenzunähernscheinenundzwischendiesenbeidenPunkten hinundherpendeln,nimmt2010TK7allerdingskeineHufeisenbahn ein.AusderPerspektivederErdekannmanden300Metergroßen HimmelskörperfastimmerindergleichenPositionsehen:Der AsteroidbefindetsichimmereinStückvorderErdeaufihrerBahn undläuftumdensogenanntenLagrangepunktL4herum,istalsoein TrojanerderErde.DerkleinsteAbstandzwischenErdeund2010TK7 beträgt20MillionenKilometer;eineKollisionistalsonichtmöglich. AlldiesekoorbitalenBegleiterderErdesindnichtnurrein astronomischsehrinteressantsonderngebenauchguteZielefür Raummissionenab.DiemeistenanderenAsteroidenfindetmanweit entferntindenAsteroidengürtelnzwischendenBahnenvonMars undJupiteroderweithinterdemfernenNeptun.Dieerdnahen Asteroiden,dieoftingeringerDistanzanunseremPlanetenvorbei fliegentundassehrschnellundfüreineRaumsondeistesschwierig, diesenGeschwindigkeitsunterschiedauszugleichen.Beziehungsweise esistteuer,weilmandafürjedeMengeTreibstoffbenötigt. BeidenQuasi-Satellitenistdasanders;zumindestdann,wennihre BahnnichtzustarkgegenüberderErdbahngeneigtist,sowieimFall von2002AA29.Siekönntemanauchmitsehrvielweniger RessourcenerreichenundsiegebendaheridealeZielefür ForschungsmissionenodergarbemannteRaumflügezuAsteroiden ab.Undabgesehendavon,dasmanniegenugüberAsteroiden wissenkann,solltenwirdieseMöglichkeitnichtaußerAchtlassen. WenndieseHimmelskörperschonsonettsind,unsaufunserem WegumdieSonnezubegleiten,dannsolltenwirihnenzumindest einenkleinenHöflichkeitsbesuchabstatten. ASPEKT,ASZENDENTUNDHÄUSER–DASVOKABULARDERASTROLOGIE A strologieistUnsinn.Astrologiefunktioniertnicht.Esgibt keinenGrund,warumsiefunktionierensollte.Mankann zeigen,dasssienichtfunktioniert.Mankannzeigen,dass dieVorhersagenundAnalysenderAstrologienicht stimmen.AstrologieistUnsinn–dashabeichinFolge23der Sternengeschichtenausführlicherklärt.Abertrotzdemlohntessich, einwenigAhnungvonalldenBegriffenundWörternzuhaben,diein derAstrologieverwendethaben.Denndas,wasmannichtversteht, kannmanauchnichtkritisieren.Wergenauwissenundvorallem verstehenwill,warumAstrologieUnsinnist,musswissen,umwases gehtwenndieAstrologenvonAszendent,Aspekt,Orbis,Häusernund soweiterreden. Horoskopvon SeppHerbergermitSternzeichenundHäusern(Bild:Public Domain) AmbekanntesteninderAstrologieistmitSicherheitderBegriffdes “Sternzeichens”.Dasdarfmanabernichtmitdemähnlichklingenden Wort“Sternbild”verwechseln.DenUnterschiedzwischenbeiden habeichinFolge48derSternengeschichtenerklärt.Löwe,Widder, Waage,Wassermannundsoweiter–alsodieSternzeichender AstrologiehabenzwaralleeineEntsprechungineinemrealen SternbildderAstronomie.AberdiezugrundeliegendenDefinitionen sindunterschiedlichundeshandeltsichdabeiumunterschiedliche Konzepte. SeineigenesSternzeichenkennendiemeisten,selbstwennsienicht anAstrologieglauben.EsergibtsicheinfachausdemGeburtstdatum undderPositionderSonnezudiesemZeitpunkt.Jenachdemin welchenSternzeichensiegeradeamHimmelstand,istmandannlaut AstrologieeinSkorpion,eineWaage,eineJungfrauundsoweiter. GlaubtmandenAstrologen–wasmannatürlichnichttunsollte– dannistfürdiekorrekteErstellungeinesHoroskopsabernichtnur dieKenntnisdesSternzeichenswichtig.Manmussauchseinen Aszendentenkennen.Denherauszufindenistnichtmehrganzso einfach.DazubrauchtmannichtnurdenTagderGeburt,sondern auchdengenauenOrtunddiegenaueUhrzeit. UmzuverstehenwasderAszendentist,stellenwirunseinePerson vor,diegeradegeborenwird.Siebefindetsichaneinembestimmten OrtaufderErde.WirkönnenunsdieErdehierruhigalsScheibe vorstellen,dasmachtkeinengroßenUnterschiedundisteinfacher. DerRanddieserScheibe,inderenMittesichdiePersonbefindet,ist derHorizont,dervonOstenüberSüdenundWestennachNorden verläuft.Damitesrichtigaltmodischwird,stellenwirunsnundie PersonaufihrerErdscheibeimMittelpunktdesUniversumsvor.Die Sonnebewegtsichalsoumsieherum.DerWeg,dendieSonneim LaufeeinesJahresamHimmelverfolgt(undderinderRealitätder UmlaufbahnderErdeumdieSonneentspricht)wirdEkliptikgenannt. DieseEkliptikistnichtidentischmitdemHorizont.Dasistwichtig, dennausdiesemUnterschiedbestimmtsichderAszendent. DieEkliptikisteinKreisbogen,dersichüberdemHorizonterstreckt. WieeingroßerRegenbogensteigtdieEkliptikaufeinerSeitedes HorizontsnachobenundsenktsichamanderenEndewiederhinab. WoundwieundwiehochamHimmeldieEkliptikgenauverläuft, hängteinerseitsvomOrtaufderErdeab,andemmansichbefindet. AndererseitsauchvonderZeit.DadieErdachseeinweniggeneigt ist,blickenwirimVerlaufeinesJahresausunterschiedlicherPosition aufdieEkliptik.ImSommerverläuftsiehochüberdenHimmel, weswegendadieSonnejaebenfallshochsteht.ImWinterverläuft siedagegenflacher. DieSternzeichenderAstrologieentsprechend–wennwireinige Detailsignorieren–denSternbildernderAstronomen,diesich entlangderEkliptikamHimmelbefinden.Mankannsichnunalso vorstellen,dasssicheinBogenausSternzeichenüberden Beobachtererstreckt,dieallederLiniederEkliptikfolgen.Jetzt kommtderexakteZeitpunktinsSpiel.DieErdedrehtsichjaumihre Achse,diePositionderSternzeichenändertsichalsoimLaufeeines Tages. DerAszendentistnungenaujenesSternzeichen,dasssichaneinem bestimmtenOrtundzueinerbestimmtenZeit–alsozumBeispiel demGeburtsortundderGeburtszeiteinerPerson,genauimOsten amHorizonbefindet.AlsodasSternzeichen,dasindemMoment geradeüberdemHorizontaufgeht.IstdaszumBeispieldas SternzeichenLöwe,dannistauchderastrologischeAszendentLöwe. Mandarfallerdingsnichtvergessen,dassdieAstrologieeinenfiktiven HimmelbetrachtetdernichtderRealitätentspricht.Weraus astrologischerSichtdenAszendentLöwehat,kannnichtdavon ausgehen,dasszumZeitpunktderGeburttatsächlichgenaudieses SternbildimOstenamHorizontgestandenist.DieAusrichtungder ErdachseändertsichimLaufederZeitundallesverschiebtsich deswegenaucheinwenig.DiesesPhänomenwirdinderAstrologie meistensnichtberücksichtigt,weswegensiedieRealitätdesHimmels schonseitlängererZeitnichtmehrwiderspiegelt. WennmandenAszendentenkennt,kannmansichauchgleichmit denHäusernbeschäftigen.DerBereichentlangderEkliptikwirdvon denAstrologenmeistensinzwölfverschiedeneZoneneingeteilt,die “Häuser”genanntwerden.DiegenaueEinteilungvariiertundeshat imVerlaufderJahrhundertevieleverschiedeneSchulen,Vorschläge undVariantengegebenundmanistimPrinzipfrei,sichirgendeine dervielenHauseinteilungenauszusuchenbzw.eineeigenezu erfinden.AbernormalerweiseistderAszendentistdabeiimmerdas ersteHaus,alsodasjenige,dasgeradeimOstenaufgeht. DirektüberdemBeobachteramHimmel,alsoamHöhepunktdes Ekliptikbogensbefindetsichdanndersogenannte“MediumCoeli”, derMittelpunktdesHimmelsoderderZenit,wiemaninder Astronomiesagt.GenaugegenüberdesAszendenten,alsoam westlichenHorizontfindetmanden“Deszendenten”.Undverlängert mandenBogenderEkliptiknachunten,unterdemBodenhindurch umdenKreiszuschließen,landetmanbeimtiefstenPunkt,der “ImumCoeli”also“Himmelstiefe”bzw.inderAstronomie“Nadir” genanntwird.EntlangdiesesKreisesliegendiezwölfHäuserder Astrologie,dieimAllgemeinenvonAszendentüberImumCoeliund DeszendentbiszumMediumCoeliundwiederzumAszendent gezähltwerden.WiegroßdieeinzelnenHäuser,alsodieBereiche entlangderEkliptiksindundobsieallegleichgroßsindundalldie anderenDetailssindjenachastrologischerSchuleunterschiedlich. EinigsindsichdieAstrologenaber,dasmandamitmehrüberdas SchicksalderMenschenherausfindenkann.Bestimmtmandie PositionderPlanetenzueinembestimmtenZeitpunkt,dannkann mannachsehen,inwelchemder12Häusersiejeweilszufindensind. SagteinAstrologealsoetwaswie“Jupiterbefindetsichimfünften Haus”,dannmeinterdamit,dasderPlanetJupiteraneinemPunkt desHimmelssteht,andemsichentlangderEkliptikgeradedas fünfteHausbefindet.VereinfachtgesagtsinddieHäusereinsehr simplesKoordinatensystem.DiePlanetenbewegensichallemehr oderwenigindergleichenEbeneinderauchdieErdeumdieSonne läuft.DadieEkliptiknichtsanderesist,alsodieaufdenHimmel projizierteErdumlaufbahn,folgenauchallePlaneten(undauch SonneundMond)dieserLinie,wennsiesichüberdenHimmel bewegen.DieHäusergebenbestimmteAbschnitteentlangderLinie anundmankannsosehrgrobmarkieren,wosicheinPlanetgerade befindet. AusdemAufenthaltderPlanetenindenHäusernlassensichdannim WeltbildderAstrologenbestimmteAussagenableiten.HausNummer zweiwirdzumBeispieloftalsHausdesGlücksbetrachtet;Haus Nummer11alsHausderFreundschaft,HausNummerachtalsHaus desTodesundHausNummervieralsHausderVerwandschaft. TreibensichdiepassendenPlanetenalsobeispielsweisegeradein denHäusernachtundvierherum,könntemandarausVorhersagen überdenTodeinesVerwandtenableiten.Oderauchnicht–die InterpretationderHäuserundihreDefinitionerfolgtziemlichfrei undwennmanesgenaubetrachtet,auchziemlichbeliebig. AußerdemgibtesnochvieleandereFaktoren,diedieInterpretation bestimmen.ZumBeispieldensogenannten“Aspekt”.InHoroskopen kannmanauchoftSätzelesenwie:“SonneundSaturnstehenim Quadrat”oder“MarsundJupitersteheninOpposition”.Damitsind dieBeziehungenzwischendenPositionenderPlaneteninden Häuserngemeint.ZeichnetmandieEkliptikalsKreislinieaufund markiertentlangdieserLiniedieHäuserunddiePositionder Planeten,kannmanvomMittelpunktdesKreises(derderPosition desBeobachtersentspricht)LinienzudenPlanetenziehen.Der WinkelderzwischenzweisolcherLinienentsteht,wird“Aspekt” genannt.DieAstrologieunterscheidethiervieleunterschiedliche Möglichkeiten.BefindensichzweiHimmelskörperfastamgleichen Punkt,istderWinkelzwischenihrenLinienalsofastNullGrad,dann nenntmandaseine“Konjunktion”.Angeblichsollensichdabeidie KräftederPlanetenbündeln… EinWinkelvon180Gradwird“Opposition”genannt,die HimmelskörperstehenalsoangenaugegenüberliegendenPunkten derEkliptik.UndwirkenlautAstrologiedanngegeneinander.Beträgt derWinkel90Grad,sprichtmanvoneinem“Quadrat”;beieinem Winkelvon120Gradistesein“Trigon”undbei60Gradistder Aspektein“Sextil”.Esgäbeauchnoch“Quinkunx”bei150Grad,ein “Semisextil”bei30Grad,ein“Quintil”bei72Grad,undsoweiter.Alle Aspektebedeutenetwasanderesundjenachdemkönnensodie astrologischenEigenschaftenentsprechendverändertwerden. NochmehrSpielraumerhältmandurchden“Orbis”.Damit beschreibtmandieAbweichung,dielautAstrologenerlaubtist,damit essichimmernocheinengültigenAspekthandelt.Damitzum BeispieleineOppositionstattfindet,mussderWinkelnichtimmer exakt180Gradbetragen.Esreichenauch175oder185Grad.In demFallbeträgtderOrbisalso5Grad,dieanAbweichunginjede Richtungerlaubtsind.WiegroßderOrbisseinsoll,kannder Astrologeebenfallsziemlichfreibestimmenundsichsoweitere MöglichkeitenderInterpretationschaffen. AmEndehatmaneinSystem,dasmitallseinenausderAstronomie abgeleitetenFachbegriffenzwarsehrseriösundwissenschaftlich klingt.AberinWahrheitdochnureinsehrkomplizierter Mechanismusist,umanhandeinesHoroskopsdiewillkürlich definiertenastrologischenEigenschaftenderPlanetenundihre ebensowillkürlichbestimmtenAuswirkungenaufdasSchicksalder MenschennochvielwillkürlicherinterpretierenundnachBelieben anpassenzukönnen.MitAszendenten,Aspekten,Häusernundall denanderenWerkzeugenderAstrologiekannmanauseinem Horoskopallesherauslesen,wasmangernemöchte.Diese BeliebigkeitmachtesdenAstrologeneinfach,immerirgendetwas passendeszufinden,dassie“analysieren”können.Aberebengerade dieseBeliebigkeitmachtdieAstrologieauchvölligwertlos.Auseiner völligbeliebigenBasiskannmanebenkeinekonkretenAussagen ableiten.DieAstrologiebleibtebensovageundbeliebigwieesihre Grundlagensind. AstrologieistUnsinn.Dasändertsichauchnicht,wennmandie Wörterversteht,diedortverwendetwerden. VAGABUNDIERENDEPLANETEN P lanetenumkreisenSterne.ZumindesttundasdiePlaneten inunseremSonnensystem.Merkur,Venus,Erde,Mars, Jupiter,Saturn,UranusundNeptunlaufenaufihren BahnenumdieSonneherum.UndauchdiePlanetendie wiranderswoinderMilchstraßeentdeckthaben,sindTeileines SternsystemsundwerdenvonderGravitationskraftihresSternsin entsprechendenUmlaufbahnengehalten.Meistenszumindest,denn esgibtauchPlaneten,dieganzohneSterneexistieren. Sieheißen“vagabundierendePlaneten”odermanchmalauch “Steppenwolf-Planeten”,weilsiewieeineinsamerWolfdieSteppe ohneBegleitungdurchdasleereUniversumzwischendenSternen wandern.DerFachbegrifffürdieseHimmelskörperlautet“free floatingplanets”.Aberwiesiegenaugenanntwerdenistlangenicht sointeressantwiediePlanetenselbst.UndzumBeispieldieFrage nachihrerHerkunft. KünstlerischeDarstellungdesPlanetenCFBDSIRJ2149,einvagabundierenderPlanet(ESO/L. Calçada/P.Delorme/NickRisinger(skysurvey.org)/R.Saito/VVVConsortium) Planetenmüssenirgendwieentstehen.Dastunsienormalerweise immerzusammenmiteinemStern.WenneinederriesigenWolken ausGasundStaubdiesichimRaumzwischendenSternenbefinden, insichzusammenfällt,bildetsichausdemganzenMaterialeinStern. MeistenssogarmehralsnureinStern.Undausdem,wasbeider Sternentstehungübrigbleibt,entstehendiePlaneten.DasseinPlanet ganzalleineundNUReinPlanetundsonstnichtseinfachsoentsteht, istenormunwahrscheinlich.EinekosmischeWolkemusseine gewisseMindestmassehaben,damitsieinsichzusammenfallenund einkompaktesObjektbildenkann.UnddieseMasseistdeutlich größeralsdieMasseeinesnormalenPlaneten.Theoretischkönnte einPlanetauchentstehen,wennsichkleinereObjektezuimmer größerenHimmelskörpernzusammenballen.Abereswürdeextrem langedauern,bissichimfastleerenRaumzwischendenSternen genugStaub-undGastteilchenzufälligtreffen,damiteinPlanet entstehenkann.Solange,dassesvermutlichinderganzen bisherigenLebenszeitdesUniversumsnochnichtvorgekommenist. DiePlanetenohneSternmüssenalsozumindestbeiihrerEntstehung nochTeileinesSonnensystemsgewesensein.Siemüssenentstanden seinwieganznormalePlaneten.UndsiemüssenfrüherihrenStern auchnochumkreisthaben.Solange,bisirgendwaspassiertistund sieindenRaumzwischendenSternengeworfenwurden. Unddieses“irgendwas”istdasChaos,dassimmerdannauftritt, wennsichzuvieleHimmelskörperaufzukleinemRaumbewegen. DieachtPlanetenunseresSonnensystemshabengenugdavon. ZwischenihrenUmlaufbahnenistgenugPlatz,damitsiesich gegenseitignichtindieQuerekommenundauchdieStörungendie siegegenseitigmitihrerGravitationskraftausüben,sindnichtstark genug,umsievonihrenBahnenabzubringen. Aberfrüherwardasanders.AlsdasSonnensystemvor4,5Milliarden Jahrenentstandenist,habensichnichtnurdieSonneunddieacht Planetengebildet.EsgabdamalsnochvielmehrHimmelskörper. ComputersimulationenzurPlanetenentstehungzeigen,dassda vermutlicheinpaarDutzendgroßeHimmelskörperimjungen Sonnensystemvorhandenwaren.Unddiehattenebennichtalle Platz.EskamimmerwiederzunahenBegegnungenzwischenihnen undsogarzuKollisionen.BeieinerdieserKollisionenzwischender ErdeundeinemmarsgroßenPlanetenentstandderMond–diese GeschichtehabeichjaschoninFolge149derSternengeschichten erzählt.Esreichtaberauchschon,wennsichzweiplanetengroße Objekteeinfachnurnahekommen.Dannkönnendiegravitativen Störungensogroßwerden,dasseinervonihnenregelrechtausdem Sonnensystemgeworfenwird.ImLaufederZeitwurdensojede MengePlanetenentwederzerstörtoderhabendasSonnensystem verlassen.ErstalsdieachtheutigenPlanetenübrigblieben,war genugPlatzgeschaffen,umsichgegenseitignichtmehrindieQuere zukommen. DergleicheProzesshatauchbeianderenSternenstattgefunden,bei denensichPlanetengebildethaben.ÜberallwoesheutePlaneten gibt,dieeinenSternumkreisenwurdenwährendder EntstehungsphasealsoauchPlanetenausdemSystemgeworfen. UndalldieseausgestoßenenObjekteziehennunals vagabundierendePlanetendurchdieGalaxie. Wirkönnensogarabschätzen,wievieleessind.Dazumachtmansich densogenannten“Gravitationslinseneffekt”zunutze.Normalerweise benutzenAstronomenjaTeleskope,umdenHimmelzubeobachten. EinTeleskopnutztLinsenoderSpiegelumLichtstrahlenzukrümmen oderabzulenken;wieichjaschoninFolge107der Sternengeschichtenerzählthabe.Lichtkrümmenkannmanaber auchohneSpiegel! AlbertEinsteinhatinseinerallgemeinenRelativitätstheoriejagezeigt, dassMassedenRaumkrümmt.UndLichtstrahlenderKrümmung desRaumsfolgen.WennnunzumBeispieleinLichtstrahldervon einemfernenSterninRichtungErdeunterwegsistaneinem vagabundierendenPlanetenvorbeikommt,dannwirdervondessen Masseeinwenigabgelenkt.DerPlanetwirktwieeineLinseineinem TeleskopundverändertkurzfristigdasLichtdesSterns.Ererscheint einkleinwenighelleralseresnormalerweisewäre,denneinTeil seinesLichtsderunsansonstennichterreichenwürdewirdvom PlanettrotzdemnochinunsereRichtungabgelenkt. AstronomenhabennunjedeMengeSternederMilchstraßegenau beobachtetundnachdenEreignissenAusschaugehalten,dieauf diesenGravitationslinseneffekthindeuten.Ausdensogewonnenen DatenkannmanentsprechendeHochrechnungenerstellendie zeigen,wievielePlanetensichdazwischendenSternenherum treiben.Unddassindeinige! Biszu400MilliardenvagabundierendePlanetenkannesalleinin unsererMilchstraßegeben.Alsofastdoppeltsoviele,wieesdort Sternegibt!Dasklingtso,alswäredasirgendwiegefährlich.Wennda sovielePlaneteneinfachsodurchdieGalaxiefliegen:Stoßendie dannnichtdauerndmitanderenPlanetenzusammen?Könntenicht auchdieErdevoneinemherumstreunendenHimmelskörper getroffenwerden? Nein,dafürstehendieChancenextremschlecht.Dennauchwennes VIELEvagabundierendePlanetengibt:DerRaumzwischenden Sternenistsogroßundsoleer,dassdaskaumweiterauffällt! BetrachtenwirdieGrößedesBereichszwischenderSonneunddem sonnennächstenSternProximaCentauri,dannsinddasetwa100 Kubiklichtjahre.ImVergleichdazumachtdieinnereRegiondes SonnensystemsindemsichdieErdeunddieanderenPlaneten befindengerademaleinzweimillionstelKubiklichtjahraus.Dasistein enormwinzigesZielfüreinenvagabundierendenPlaneten–undim Durchschnittfindetmanvondeneninden100Kubiklichtjahren zwischenSonneundAlphaCentaurigerademalzweiStück! EsgibtalsonichtnursogutwiekeinevagabundierendePlanetenin unsererNähe;esistauchsoenormvielPlatzimUniversum,dasses höchstunwahrscheinlichist,dassertatsächlichaufdieErdetrifft. Undselbstwenn:DerPlanetkönntenichteinfachausdemNichts auftauchensondernwürdeschonJahrhundertevorhervonden Astronomengesehenwerden. EsgibtalsokeinenGrund,vordenvagabundierendenPlanetenAngst zuhaben.KeinervonihnenwirdjemalsinunsereNähekommen. Waseigentlichschadeist,denneswäresehrinteressant,siezu erforschen.Mankönntejadenken,dasessichbeiihnennurum kalte,dunkleundkomplettgefrorenelebloseHimmelskörper handelt.ImmerhingibtesjakeinenStern,derihnenLichtund Wärmespendet.AberSternesindnichtdieeinzigeEnergiequellefür einenPlaneten! DerKernderErdeistsoheißwiedieOberflächederSonne.Diese EnergiestammtvorallemausdemZerfalldervielenradioaktiven Elemente,diesichimKerneinesjedenPlanetenfindet.Jegrößerein Planetist,destoheißeristauchseinZentrum.Undwennesauchauf derOberflächeeinesHimmelskörpersohneSterntatsächlichkalt unddunkelseinwird,mussdasfürseineunterirdischenRegionen nochlangenichtgelten.AufvagabundierendenPlanetenkönntees SeenundOzeaneausflüssigemWassergeben,dieunterder gefrorenenOberflächeliegenundvonderHitzeausdemKern aufgewärmtwerden.SowiezumBeispielderWostok-Seeinder Antarktis,derebenfallskilometertiefunterderdortigenEiskruste liegt.ObwohlerfürfasteinehalbeMillionJahrevonderUmwelt komplettabgeschnittenwar,hatmandortbeiBohrungenBakterien undandereMikroorganismengefunden,diealldieZeitdort problemlosüberlebthaben. LebenkönnteunterUmständenalsoauchaufden vagabundierendenPlanetenexistieren.Dasssichdortkomplexe Lebewesenentwickelnkönnenistallerdingsunwahrscheinlich.Und intelligentesLebenwirdmandortwohlauchnichtfinden.Werwürde auchinewigerKälteundDunkelheitlebenwollen. ROBERTGROSSETESTEUNDDASMITTELALTERLICHEMULTIVERSUM I mMittelaltergabeskeineWissenschaft,keinenFortschritt sondernnurKriege,Folter,Hungersnöteundandere schrecklicheDinge.Darumheißtesjaauchdas“dunkle Mittelalter”.SolautetzumindestdasVorurteil.Undesstimmtja vielleichtaucheinbisschen.NachdengroßenErrungenschaftender AntikewareswährenddesMittelalterseherdieislamischeWelt,in derdieWissenschafteingoldenesZeitaltererlebtewährendin Europaeherwenigvorwärtsging.Aberdassdamalsüberhaupt nichtspassiertundsichdieMenschengarkeineGedankengemacht haben,stimmtsoauchnicht.EsgabauchimMittelalteroriginelle Denker–zumBeispielRobertGrossetesteundseinekosmologischen Theorien. RobertGrosseteste(Bild:PublicDomain) RobertGrossetestewurdeimJahr1175geboren;imenglischen Suffolk.ÜberseineJugendundseineAusbildungweißmankaum etwas,aberermussaufjedenFalleinebekommenhaben,dennUm dasJahr1225beganneranderUniversitätOxford,Theologiezu unterrichten.VielleichtwarersogarKanzlerderUniversität;auchdas weißmannichtgenau.Wasmanaberdefinitivweiß,ist,dass GrossetesteimFebruardesJahres1235BischofvonLincolnwurde. DasLebenvonGrossetestewarunzweifelhaftinteressant,aberes sollhierjaumAstronomiegehenundnichtumdasLebeneines BischofsimenglischenMittelalter.IndiesemFallistaberbeideseng miteinanderverbunden! DennGrossetestewarnichteinfachnurirgendeinBischof,sondern einerderoriginellstenDenkerseinerZeit.ErverfassteeineMengean Textezuastronomischen,mathematischenundphysikalischen ThemenundzwaraufeineWeise,diemandurchaus “wissenschaftlich”nennenkann.ImSinnevonAristoteleswollte GrossetestenichtnurausspezifisichenBeobachtungenderNatur allgemeinePrinzipienableiten,sonderndiesePrinzipiendannwieder zurVorhersagebeobachtbarerPhänomenenutzen.Understellte dabeiFragen,diemansichzuseinerZeitnormalerweisenichtstellte. AusheutigerSichtsindbesondersseineSchriften“DeColore”,“De Iride”und“DeLuce”vonBedeutung.Währendersichin“DeColore” miteinerFarbenlehreundin“DeIride”miteinerErklärungdes RegenbogensnochmitrechtspeziellenThemenauseinandersetze, war“DeLuce”,seineSchriftüberdasLichtwesentlichuniversaler. In“DeLuce”beginntGrossetestemitGedankenüberAtome.Die kanntemanjaschonausdergriechischenAntikeunddenLehren vonDemokritundLeukipp.Grossetestefragtesich,wieesmöglich seinkann,daszwaralleMaterieauspunktförmigenAtomenbesteht, dasMaterialaberdanntrotzdemeinkonkretesVolumenausfüllt. DieseFrageistauchheutenochnichtvölligtrivial.Diemoderne Atomphysiksagtuns,daseinAtomzumüberwiegendenTeilaus Nichtsbesteht.InderMittesitzteinkompakterAstomkernund außenbefindetsicheineHülleausAtomen.Dazwischenistnichts– undtrotzdemdiegesamteMaterieausdiesem“Nichts”aufgebautist, kommtsieunssolideundfestvor.Heuteerklärtsichdasdurchdie WechselwirkungvonFeldern;wennwir“spüren”daszumBeispielein StückHolzfestundundurchdringlichist,dannspürenwirimPrinzip nurwiedieelektromagnetischenFelderindenAtomenunsererHand mitdemelektromagnetischenFeldernderAtomeimHolz wechselwirken. DaswussteGrossetestenatürlichnochnicht.Abereswarschoneine nichtunerheblicheintellektuelleLeistung,überhauptdieseFrage stellenzukönnen.WiesoistMaterieausgedehnt,stabilundfestwo siedochnurauspunktförmigenAtomenbesteht?FürGrossetestelag dieAntwortimLicht.LichterfülltseinerVorstellungnachden gesamtenRaumunddiesesLichterzeugtimZusammenspielmitden Atomendas,waswiralsMaterieerfahren. “Licht”istfürGrossetesteabervielmehralsdas,waswirheute darunterverstehenundvielmehralsdas,wasmanauchdamals schonimAlltagdarunterversteht.Grosstesteunterscheidet verschiedeneArtenvonLichtundnutztsie,umnichtwenigeralsdie EntstehungunddenAufbaudeskomplettenUniversumszuerklären. NatürlichistdasUniversumdasererklärenwollteeinesdasvonder damaligenZeitgeprägtwar.NachdemvonderAntikeundderKirche geprägtenWeltbildstandfürGrossetestedieErdeimZentrumdes Kosmos.Umsieherumerstrecktensichineinandergeschachtelte Kristallsphären,andenenSonne,Mond,diePlanetenunddieSterne quasimontiertwarenundsichdaranumdieErdedrehten. DieSachemitdenKristallsphärenwardamalsgängigeLehrmeinung –abervorGrossetestehattesichnochniemandGedankengemacht, wiesoeinUniversumentstehenkönnte.Undhierzeigtsichnun seinegedanklicheOriginalitätambesten.ErgingvoneinemAnfang aus,indemeinespezielleFormvonursprünglichenLicht,daser“lux” nannte,voneinemPunktausinalleRichtungenexplodierte.Das LichthatdasUniversumunddieinihmenthalteneMaterieimmer weiteraufgeblähtundimmerweitervergrößert.Grosseteste erkannte,dassdieMateriedannaberauchimmerdünnerverteilt seinmuss. HierkommtnuneinzweiterwichtigerFaktorimWeltbildderAntike bzw.desMittelaltersinsSpiel:EsdurftekeinVakuumgeben.Die VorstellungeineskomplettleerenRaumserschienabsurd.DasLicht konntedieMateriedesUniversumsbeiseinerAusdehnungalsonicht beliebigweitverdünnen,dasonstirgendwanneinVakuumentstehen würde.EskonntesichnurbiszueinergewissenGrenzeausdehnen undwenndieseminimalmöglicheVerdünnungderMaterieerreicht ist,dannnimmtsielautGrossetesteeinenkristallinenZustandein. AusdemluxentstehtalsoeineKristallschale,diedieäußersteGrenze desKosmosdarstellt.Dort,imZustandderminimalmöglichenDichte istdieMaterieperfektunddieseperfekteKristallsphärestrahltnun ihrerseitswiederLichtausundzwarzurückzuihremUrsprungins ZentrumdesUniversums.DiesesLichtnennGrosseteste“lumen”und währenddaslumenzurückindieMittedesKosmosstrahlt,schiebt esdierestliche,nochnichtkristallierteMaterievorsichher.Hinter demlumenwirddieMaterieverdünnt,davorwirdsieverdichtet. DabeientstehenweitereKristallschalenundGrossetestegabsogar mathematischeRegelnan,diediesenProzessbeschreiben.Jenäher dieMaterieansZentrumgeschobenwird,destodichterwirdsieund gleichzeitigschwächtsichdaslumenimmerweiterab.Esreichtnicht mehraus,umdieMaterieimMittelpunktdesKosmosebenfalls kristallierenzulassensodasssichdorteineKugelausnichtperfekter Materiebildet:UnsereErde,diedeswegennichtsovollkommenist wiediehimmlischenKörperaufihrenKristallsphären. Manistfastversucht,GrossetestesWeltbildmitmodernen wissenschaftlichenBegriffenzubeschreiben.DieAuswirkungendes lumenaufdieMaterieähnelnStoßwellenininterstellarenGaswolken unddaslumenselbstdemStrahlungsdruckdesLichtsvonSternen. DiemathematischenRegelnderSphärenbildungkönnten QuantifizierungsvorschriftenderAtomphysikseinunddie KristallisationwirktwieeinPhasenübergang.UndbeiderExplosion desluxselbstmitderfolgendenExpansiondesKosmoskannman kaumandersalsandenmodernenBegriffdesUrknallszudenken! AbernatürlichwäreesvölligfalschunseremoderneWissenschaftauf GrossetestsmittelalterlichesWeltbildanzuwenden.DieErdeistnicht dasZentrumdesUniversums;esgibtkeineKristallsphärenund anstattvonLichtistderKosmosvomVakuumerfüllt.Genausowenig wäreesaberangebracht,dieKosmologievonGrossetesteals theologischeSpinnereiabzutun.In“DeLuce”hatGrossetesteetwas sehraußergewöhnlichesgetan:ErhatdieBeobachtungenund Regeln,dieerfürdasVerhaltenvonLichtimkleinenMaßstab abgeleitethatdazubenutzt,umeineTheoriezuentwerfen,mitder sichdasgesamteUniversumbeschreibenlässt! DaswarzurdamaligenZeitnichtselbstverständlichunddiese UniversalitätbeiderBeschreibungderNatursollteerstim17. JahrhundermitIsaacNewtonihreneigentlichDurchbrucherleben. Newtonzeigte,dassdiegleichenKräfte,dieeinenApfelvomBaumzu Bodenfallenlassen,auchdieBewegungderHimmelskörperim Universumbestimmenundhatsoeineumfassendeuniversale BeschreibungderNaturgeschaffen.SowieGrossetesteesinseiner ArbeitüberdasLichtunddieEntstehungderkristallenenSphären getanhat. Unddassessichdabeinicht nurverworreneGedanken sonderneineinsich konsistenteTheorie gehandelthat,lässtsich sogarzeigen.EinTeamaus Historiker, Geisteswissenschaftlern, Mathematikernund AstronomenhatdieArbeit vonGrossetesteganzgenau analysiertundsoweites möglichwar,ineinemoderne wissenschaftlicheSprache DieKristallsphärenvonGrossetesteinder Simulation(Bild:Boweretal,2014) übersetzt.WasderBischof ausLincolninmittelalterlichenLateinüberdieAusbreitungvonLicht unddieWechselwirkungmitderMaterieaufgeschriebenhatte, konntesoinmathematischenFormelnausgedrücktwerden.Unddie EntstehungdesKosmosmitseinenKristallsphärenkonntemanso amComputersimulierenundbeobachten. Dabeizeigtesich,dassesextremaufdieAnfangsbedingungen ankommt.EsgibtvieleverschiedeneMöglichkeiten,wiemanluxund lumeneinUniversumbildenlassenkannunddiemeistendavon führennichtzumgewünschtenResultat.Dagibtesdannvielzu wenigodervielzuvieleKristallsphärenoderSphären,diesich gegenseitigdurchdringen.Nurinwenigen,speziellenFällenentsteht tatsächlichdasUniversumdassichGrossetestevorgestellthatteund dasdemdamaligenWeltbildentsprach.Dassdie ComputersimulationeneinerTheorieauseinemmittelalterlichenText diesesErgebnisliefern,istschonbeeindruckendgenugundzeigt,wie ausgearbeitetdieVorstellungenvonGrossetestewaren.Noch faszinierenderaberist,dasssichmitseinemModellvonluxund lumennichtnureineinzigesUniversumbeschreibenlässt,sondern vieleverschiedene.AuchdamitähneltesdermodernenKosmologie: Auchhierkommtesdaraufan,welcheAnfangsbedingungenman wählt.DiegrundlegendenKonstanteninunseremUniversum müssenganzbestimmteWertehaben,ansonstenentstehtein Kosmos,dernichtsmitdemunserenzutunhat.Undgenauwiebei Grossetestelassensichauchmitdenmodernenkosmologischen TheorienvieleUniversenbeschreibenundnichtnureineinziges. Wiegesagt:MandarfnichtdenFehlermachenundglauben,der TheologeausdemMittelalterhättedamalsschondieGedankender Gegenwartvorweggenommen.RobertGrossetestehatwederden Urknall,nochdieExpansiondesAllsundauchnichteine Multiversums-Theorievorhergesagt.SeineThesenwarenvollund ganzinderdamaligenZeitverhaftet.Abererhatgezeigt,dasses möglichist,eineTheoriezuschaffen,mitdersichdieEnstehungdes Universumsbeschreibenlässt.EineTheorie,dieinsichkonsistentist undkeinemythologischeinspirierteFantasie.EineTheorie,dieviele grundlegendenPrinzipienderspäterenwissenschaftlichenMethodik andeutetundvorwegnimmt.Grossetestehatsichbemüht,dieWelt umihnherumphysikalischzuerklärenundnichttheologisch–und gezeigt,dassdasMittelalternichtganzsodunkelwar,wieman vielleichtglaubenmöchte. BARNARDSPFEILSTERN D iemeistenSternehabenkeinenNamen.Esgibteinfach zuvielevonihnen!Vondencirca200MilliardenSternen diesichalleineinunsererMilchstraßebefinden,haben wirjagerademaleinpaarMillionenkatalogisiertund ihnenzumindesteineentsprechendeKatalognummergegeben.Sie allemitEigennamenzubezeichnenwärezuvielAufwandundwürde auchnichtvielbringen,wieichjaauchschoninFolge2der Sternengeschichtenerzählthabe.NurdieganzhellenSternediesich inunsererNachbarschaftbefindenunddieschonseitJahrtausenden vondenMenschenbeobachtetwordensind,habeneinenechten Namenbekommen. AbundzuisteinSternabersobemerkenswert,dasserquasiein UpgradebekommtundanstatteinerKatalogbezeichnungbeginnt einenEigennamenzuführen.EinerdavonistBarnardsStern beziehungsweiseauchBarnardsPfeilstern,wieeroftgenanntwird. DerNamekönnteeinenglaubenlassen,dassdieserSternvoneiner Personnamens“Barnard”entdecktwordenist.Dasaberwarnicht derFall.EinenBarnardgibtestatsächlich:ErheißtEdwardEmerson BarnardundwennerdenSternderseinenNamenträgtauchnicht entdeckthat,haterihnzumindestenormberühmtgemacht!Denn Barnardfandheraus,wieschnellsichderSternbewegt:Sehrschnell! WirnennendieSterneam Himmeljaauchoft “Fixsterne”.Abereigentlichist dieseBezeichnungveraltet undaufjedenFallistsienicht korrekt.Nichtsstehtstillim Universumunddasgilt natürlichauchfürdieSterne. Siebewegensichdurchdie Milchstraßeaberweilsieso enormweitentferntsind,fällt unsdieseBewegungnicht BewegungvonBarnardsStern(Bild:Steve Quirk,gemeinfrei) auf.WillmanmitfreiemAuge einePositionsveränderung sehen,mussmanschoneinpaarJahrzehnteoderJahrhunderte hinsehen.OderebenmitsehrpräzisenInstrumentensehrgenaue Messungenanstellen.Dasistabererstinderjüngeren Vergangenheitmöglichgeworden.Früher,alseskeineoptischen InstrumenteinderAstronomiegab,fieldieBewegungderSterne nichtauf.SieerschienenimmeramgleichenOrtdesHimmelsund wurdendarumeben“Fixsterne”genanntumsievonden “Wandelsternen”,alsodenPlanetenzuunterscheiden,diesich tatsächlichleichtundgutbeobachtbaramHimmelbewegen. WiegutwirdieBewegungeinesSternserkennenkönnen,hängt natürlichersteinmaldavonab,wieschnellersichtatsächlichbewegt. Eskommtaberauchdaraufan,wieweiterentferntist.Jeweiterweg, destogeringeristderEffekt.Undjenähererist,destogrößer.Und alsEdwardEmersonBarnardimJahr1916einenkleinenrotenStern imSternbilddesSchlangenträgersuntersuchte,stellteerfest,dass dersichsoschnellüberdenHimmelbewegtewiekeinanderer bekannterStern.Undzwarunteranderemdeswegen,weilerzuden nächstenNachbarnunseresSonnensystemsgehört.InFolge114der SternengeschichtenhabeichvonProximaCentaurierzählt,dem SternderunsererSonneamnächstenist.Gleichdanachaufden Plätzen2und3desAbstandsrankingsfolgendiebeidenSternedes Alpha-Centauri-Systems.AberschonderviertnächsteSternist BarnardsStern! Eristknapp6LichtjahrevonunsentferntundtrotzdieserNäheister mitfreiemAugenichtzusehen.BarnardsSternhatnureinFünftel derGrößederSonne;eshandeltsichbeiihmumeinensogenannten RotenZwergderentsprechendschwachleuchtet.Manbrauchtschon einTeleskopodereinstarkesFernglas,umihnsehenzukönnen. RoteZwergegehörenzudenhäufigstenSterntypenimUniversum;in derHinsichtistBarnardsSternalsonichtaußergewöhnlich.Insogut wieallenanderenPunktenaberschon! VorallemwasseineBewegungangeht:InBezugaufdas SonnensystembewegtersichmiteinerGeschwindigkeitvonetwa 140KilometernproSekunde.ProjiziertaufdenHimmelentspricht daseinerEigenbewegungvon10,3BogensekundenproJahr.Oder andersgesagt:UmseinePositionumeineDistanzzuverändern,die demDurchmesserdesVollmondsentspricht,brauchtBarnardsStern nurknapp175Jahre.Ok,dasistimmernocheinelangeZeit.Aber verglichenmitdem,wasmanbeianderenSternenbeobachtenkann, istdasenormschnell!Unddefinitivschnellgenug,alsdasmandiese BewegungauchbeiderBeobachtungmitfreiemAugeundohne Teleskopbemerkenkann,wennmaneinpaarJahrelangimmer wiederMessungenanstellt.NurkannmanBarnardsSternebennicht ohneTeleskopbeobachtenunddarumdauerteesbiszumJahr1916 undBarnardsBeobachtungen,bevormandenkleinen,schnellen HimmelskörperinunsererNachbarschaftbemerkte. SeitdemhatersichaberalshervorragendesForschungsobjekt erwiesen!BarnardsSternistvergleichsweisealt;erexistiertschon seitetwa10MilliardenJahrenundistdamitfastdoppeltsoaltwie unsereSonne.AuchseinechemischeZusammensetzungistanders; erenthältdeutlichwenigerschwereElementealsunserStern.Er gehörtzursogenannten“PopulationII”,alsoderzweitenGeneration derSterneimUniversum.DieersteGenerationenthieltnochgar keineschwerenElementesondernbestandnurausWasserstoffund Helium.ErstinihremInnerenentstandendurchdieKernfusionneue chemischeElementediedannzurVerfügungstanden,alsdiezweite GenerationderSterneentstand.DiedritteGeneration,zuderauch unsereSonnegehört,enthältdannschondeutlichmehrschwere Elemente,dabeiihrerEntstehungauchschondieElemente vorhandenwaren,dievonderzweitenGenerationproduziert wordensind. BarnardsSternistalsoaltunderbewegtsichschnell.Erhattealso genugZeit,umdurchdieMilchstraßezureisenundmangehtheute davonaus,dasserdabeitatsächlicheinordentlichesStückherum gekommenist.VermutlichstammterausdemBulge,alsoder zentralenRegionunsererGalaxie.Undzumindestfürdienächsten paar10.000Jahrekönnenwirauchvorhersagen,wohinseineReise inZukunftgehenwird.ErwirdderSonneimmernäherbekommen undimJahr11800mit3,75Lichtjahrenseinensonnennächsten Punkterreichen.DersonnennächsteSternwirderdannaberimmer nochnichtsein,weilauchProximaCentauriinderZwischenzeit näheranunsherangerücktist.UndauchdieMenschenderfernen ZukunftwerdenBarnardsSternnichtmitfreiemAugesehenkönnen, dennselbstdannleuchtetderkleineroteZwergzuschwachdafür. Abervielleichtkriegenwirtrotzdemirgendwannhöchst beeindruckendeBildervonBarnardsSternzusehen.ZumBeispiel dann,wennwireineRaumsondedirektzuihmschicken!DieIdee dazuentstandinden1970erJahrenundhatdenschönenNamen “ProjektDaedalus”bekommen.Damalsversuchteman,zumindest theoretischeineMissionzukonzipiereninderenRahmeneine umbemannteSondezueinemanderenSterngeschicktwerdenkann unddasinnerhalbdertypischenLebensdauereinesMenschenund miteinerTechnologie,dienichtvölligabwegigsonderninnaher Zukunfttatsächlichumsetzbarseinsollte.DasResultatwareine zweistufigeRaketemiteinerMassevon50.000Tonnen.Dieerste Stufewäre2JahrelanginBetriebgewesenundhätteDaedalusauf7 ProzentderLichtgeschwindigkeitbeschleunigt.Danachhättedie zweiteStufeübernommenundweitereknappzweiJahrelangAntrieb geliefertumdieGeschwindigkeitauf12Prozentder Lichtgeschwindigkeitzuerhöhen.Dannhätteesweitere46Jahre gedauert,bevordieSondebeiBarnardsSternangekommenwäre. Beziehungsweisevorbeigeflogen,dennzumBremsenwärekein Treibstoffmehrübriggewesen.Undnatürlichwäreesauchkein normalerTreibstoffgewesen.ChemischeAntriebewärennichtdazu inderLagegewesen,solcheGeschwindigkeitenzuerzeugen. DeswegenwäreDaedalusmiteinemNuklearantriebausgestattet worden.VereinfachtgesagthättemanjedeMengewinzige FusionsbombenanBordgehabt,dieeinenachderanderen ausgestoßenundgezündetwordenwären.DerRückstoßwäreüber eineAufprallplatteabgefangenundinVortriebumgewandelt worden. UmgesetztwurdedieMissionleidernie.Hauptsächlich,weildie ganzeMissionenormteuerundkompliziertgewesenwäre.Und sowiesonuralstheoretischeStudiegedacht.Abervielleichtauchein bisschen,weilirgendwanneinerderGründeabhandengekommen war,derBarnardsSternzueinemsointeressantenZielgemacht hatte.Inden1960erJahrenbehauptetederAstronomPetervande Kamp,dasserPlanetenentdeckthatte,dieBarnardsStern umkreisen.Erhattesienatürlichnichtdirektbeobachtet.Aberseine AnalysederBewegungdesSternszeigte,dassersichnichtin geraderLiniedurchdieGalaxiebewegte,sonderninSchlangenlinien. Erwackeltehinundher,ganzsoalswürdeerdurchdie GravitationskrafteinigerPlanetenbeeinflusstwerden.ZweiPlaneten, beideungefährsogroßwieJupitersolltendortseinundanfangs warenvieleseinerKollegenüberzeugt,dassdieBeobachtungen korrektwaren.AlsdieAstronomenGeorgeGatewoodundHeinrich EichhorndieAngelegenheitdanninden1970erJahrenmitbesseren Instrumentenunabhängigprüften,fandensieabernichts.Eszeigte sichdannschnell,dassnichtderSternwackelte,sondernvande KampsTeleskopnichtkorrektarbeitete,denneswardaseinzige Instrument,dassdenangeblichenEffektsehenkonnte.Undauch immernurdann,nachdemvandeKampdortWartungsarbeiten durchgeführthatte… VandeKamphattenieakzeptiert,dassersichgeirrthatte;derRest derAstronomenschriebdiePlanetenvonBarnardsSternallerdings ziemlichschnellab.Bisheute.Mittlerweilehabenwirjaschonjede MengePlanetenbeianderenSternenentdecktund selbstverständlichauchBarnardsSterngenaueruntersucht. AllerdingsohneErfolg:DortsindkeinePlanetenzufinden.Esistzwar prinzipiellmöglich,dassdortnocheinpaarsehrkleine HimmelskörperihreRundenziehendiemitderderzeitigen GenauigkeitderInstrumentenochnichtnachweisbarsind. WirwerdenBarnardsSternabersicherlichweiteruntersuchen.Ein sovielversprechendesForschungsobjektfindetmansoschnellkein zweitesMal.Undwerweiß,obdortnichtirgendwannvielleichtdoch nochmaleinkleinerPlanetentdecktwird.Dennwirdannmiteinem neuenProjektDaedaluseinenBesuchabstattenkönnen. THEIADERTROJANERUNDSEINEKOLLISIONMITDERERDE D enPlanetenTheiagibtesnichtmehr.Abermitziemlicher SicherheithatesinvorlangerZeitgegeben.Alsunser Sonnensystemvor4,5MilliardenJahrenentstand,gabes dortmehralsdieachtgroßenPlaneten,diewirheute nochsehenkönnen.AusdergroßenGas-undStaubscheibediedie jungeSonneumgebenhat,habensichjedeMengeHimmelskörper allerGrößengebildet.AberderPlatzhatnichtgereicht,damitauch alleüberlebenkönnen.AufihrenBahnenkamensichdiejungen Planetenimmerwiedernahe,kollidiertenmiteinanderoderwarfen einanderausdemSonnensystemhinaus.AmEndebliebendieacht großenPlanetenübrig,dieheutenochfriedlichihreRundenziehen. AuchanihnengingdiewildeKindheitdesSonnensystemallerdings nichtvölligspurlosvorbei.WennwiraufderErdenachtszumHimmel schauen,sehenwirdortdenMond.UndseineExistenzistdas ResultateinergigantischenKollisionbeidereinPlanetvölligzerstört wurde:Theia. Bild:NASA/JPL ÜberdieEntstehungdesMondeshabeichjaschonkurzinFolge16 derSternengeschichtengesprochen.Nachallem,waswirheute wissen,kannernurbeieinergroßenplanetarenKollisionentstanden sein.DiejungeErdemussmiteinemHimmelskörperzusammen gestoßensein,deretwasogroßwiederMarswar.Dieserheute nichtmehrexistierendePlanethatdenNamen“Theia”bekommen, dennsohießindergriechischenMythologiedieMutterder MondgöttinSelene.DassderMondseinenUrsprunginderErde gehabthabenmuss,zeigtvorallemseinegeologische Zusammensetzung.DasMaterialausdemunserBegleiterbestehtist demMaterialausdemdieErdegebildetist,enormähnlich.Würdeer auseinerganzanderenEckedesSonnensystemskommen,wäredas eigentlichnichtzuerwarten. WirwissenaußerdemdankderComputersimulationenzur EntstehungderPlanetenimSonnensystem,dassdortfrüherviel mehrPlanetenentstandensindunddieimmerwiedermiteinander kollidierten,bissichalleseinwenigberuhigthatteundausreichend PlatzfürdierestlichenHimmelskörperwar.Aberdamitbeieiner KollisionzwischenzweigroßenObjektenamEndeein HimmelskörperwiederMondentstehenkann,müssenbestimmte Bedingungeneingehaltenwerden.WürdemanTheiaunddieErde einfachfrontalmiteinanderkollidierenlassen,dannwürdendabei wahrscheinlichbeideObjektezerstörtwerden.Würdensiedagegen nureinwenigseitlichaneinanderstoßen,dannkönntenichtgenug MaterialweitgenuginsAllgeschleudertwerden,umdarauseinenso großenHimmelskörperentstehenzulassenwiedenMond. DieKollisionmussimrichigenWinkelundmitderrichtigen Geschwindigkeitstattfinden,damiteinerseitsdieErdeüberleben kann,andererseitsTheiazerstörtwirdundamEndeauchnochder Monddortentstehenkann,woerentstandenseinmuss.Unddie geologischenBefundemachendieSachenocheinwenig komplizierter.WieichinFolge143derSternengeschichtenerklärt habe,bestehtderKernderErdeausEisen.Ungefähr30Prozent unseresPlanetenbestehenausdiesemElement.BeimMondsindes abernur3Prozent;seinEisenkernistvielkleinerundvielkleinerals manbeieinemnormalenEntstehungsprozesserwartenwürde. WärenErdeundMondeinfachnurfriedlichnebeneinanderausder gleichenGas-undStaubwolkeentstanden,dannsolltederMond einenvielgrößerenEisenkernhaben.Hinzukommendie geologischenDatendiedieAstronautenderApollo-Missionendirekt aufdemMondselbstgesammelthaben.DieGesteinsprobenunseres Nachbarnzeigen,dasssichinihnengenaudiegleicheMischungvon Sauerstoff-IsotopenfindetwieimGesteinderErde.Unddasist wirklichseltsam. DieVerteilungderIsotope,alsoderverschiedenenVariatoneneines chemischenElements,warfrühernichtüberallimSonnensystem gleich.SiehingvomAbstandzurSonneabundwennErdeundMond genaudiegleichenEigenschaftenzeigen,dannistdaseindeutlicher Hinweis,dasssieindergleichenGegenddesSonnensystems entstandenseinmüssen.SiebestandenausdemgleichenMaterial undursprünglichwarauchTheiaeinnormalerPlanetmiteinem angemessengroßenKernausEisen.AlsErdeundTheiakollidierten, sankderEisenkernvonTheiainsInnerederErdeundverschmolzmit demdortigenKern.DarumhabenwirheutesovielEiseninderErde undunserPlanetdiehöchstemittlereDichteimganzen Sonnensystem.DieTrümmerderKollisiondieinsWeltall geschleudertwurden,bestandenausdemMaterialderäußeren SchichtenundformtensichdortzumMond. Aber:WiesollTheiaeinerseitsdirektinderNähederentstehen, andererseitsabermitentsprechenderGeschwindigkeitundim richtigenWinkelmitderErdekollidierenkönnen?Planetenbewegen sichjanichtwieesihnengeradeSpaßmacht;sieunterliegender gravitativenWechselwirkungundkönnensichnurauf entsprechendenUmlaufbahnenbewegen.Unternormalen BedingungenmüssteTheiairgendwozwischenErd-undMarsbahn entstandensein,damitderPlaneteinefüreineKollisionpassende Umlaufbahnentwickelnkann.DortkannTheiaabernichtentstanden sein,dadanndieZusammensetzungseinerIsotopeganzanders gewesenwäreundsichheutedieZusammensetzungvonErdeund Mondebenfallsunterscheidenmüsste.WäreTheiaaberdort entstandenwodieErdeentstandenist,gäbeeseinerseitskeine vernünftigeKollisionsbahnundandererseitshättendiegravitativen StörungenderErdevonAnfanganverhindert,dassdortüberhaupt eingroßerPlanetentsteht! DieSituationistallerdingsnichtsohoffnungsloswiesieerscheint.Es gibteineMöglichkeit,beiderTheiaundErdeamgleichenOrt entstehenundaufdierichtigeArtundWeisekollidierenkönnen. 2004habenderMathematikerEdwardBelbrunoundderAstronom RichardGotteineentsprechendeHypothesevorgeschlagen.Siehat mitdenTrojanerzutun… DabeigehteswederumdentrojanischenKriegausdergriechischen AntikeundauchnichtumirgendwelcheComputerviren.Esgehtum ganzbesondereHimmelskörper,dieichschoninFolge31der Sternengeschichtenvorgestellthabe.BetrachtenwirdieErde,die Sonneundeinendritten,kleinerenHimmelskörper,zumBeispiel einenAsteroid,danngibteszwischenihnenjedeMengewirkende Kräfte.DieSonnebeeinflusstmitihrerGravitationdieBahnderErde undzwingtsieaufihreUmlaufbahn.DieErdebeeinflusstauchdie Sonneeinbisschenundlässtsiezumindesteinganzkleinwenig wackeln.SowohlErdealsauchSonnebeeinflussenaberden Asteroid,dessenBewegungdaherziemlichkomplexist.Schonim18. JahrhunderthataberderfranzösischeAstronomJoseph-Louis LagrangeeinenSpezialfallgefunden,derdieSachevereinfacht. BleibenwirbeimBeispielvonErde,SonneunddemAsteroid.Hier gibtesnunfünfganzbesonderePunkteandenensichalle wirkendenKräfteexaktaufheben.DiesePunktewerdenLagrangePunktegenanntundwennsichderAsteroidgenaudortbefindet, dannkönnenihmdieStörungenvonSonneundErdenichts anhaben.DreidieserPunktebefindensichaufderVerbindungslinie zwischenSonneundErdeundsiesindinstabil.Dasheißt,dassdie aufdenAsteroidwirkendenStörungenzwarverschwinden,wenner sichEXAKTimLagrangepunktbefindet,abersehrschnellsehrgroß werden,wennersichnureinkleinwenigdavonentfernt.Die restlichenbeidenPunktesindallerdingsstabil:Hierkannsichder AsteroidaucheinkleinesStückvondenPunktenentfernenohnedas dieStörungenallzugroßwerden.DerAsteroidbleibtdanninder NähederPunkteundkanndortauchfürsehr,sehrlangeZeiten existieren. DiebeidenstabilenLagrangepunktebefindensichnundirektaufder BahnderErde;einerimmer60GradvorderErde,derandere60 Graddahinter.UndesgibtLagrangepunktenichtnurfürdieErde, sondernbeijedemgroßenHimmelskörper.UndObjektediesichIN bzw.inderNähederLagrangepunkteeinesHimmelskörpers aufhalten,nenntman“Trojaner”.DenerstenrealenTrojanerhatman Anfangdes20.JarhundertsineinemderLagrangepunktedes Jupitersentdeckt;heutekenntmandortschoneinpaartausend Trojaner-Asteroiden.AuchbeimNeptunundbeimMarshatman schoneinigeTrojanergefunden. UndwashatdasnunmitTheiazutun?BelbrunoundGottschlugen vor,dassauchTheiaeinTrojanerwar.Damals,alsdiePlaneten entstanden,schwirrteüberallimSonnensystemjedeMengeGasund Staubherum.InderNähedersichbildendenErdewurdederganze KramdurchdiegravitativenStörungenschnellentfernt.Aberinden beidenstabilenLagrangepunktenkonntesichdasMaterial ansammelnunddortkonnteungestörteinweitererHimmelskörper inunmittelbarerUmgebungunseresPlanetenheranwachsen.So entstandTheiaalsErd-Trojaner–aberirgendwannwurdeesdann kompliziert. AlsTrojanerdarfmannichtzugroßwerden,sonstwirdes unangenehm.DieSachemitdenLagrangepunktenfunktioniert nämlichnurdann,wennderTrojanerdeutlichkleineralsdieErdeist. Wirderzugroß,dannübterselbstebenfallsgravitativeStörungen aufdieHimmelskörperinseinerUmgebungausundmachtdie schöneStabilitätzunichte.AlsTheiabisauf10ProzentderErdmasse herangewachsen,alsoungefährsoschwerwiederMarswar,war ausmitderfriedlichenKoexistenz.BeeinflusstdurchStörungennicht nurvonderErdesondernauchvonderbenachbartenVenusverließ TheiadiesichereUmgebungdesLagrangepunktesundkamderErde immernäher.DiesimplePhysikvonLagrangeließsichnunnicht mehranwenden,jetztwirktedievolleKraftunddasChaosdassich immereinstellt,wennsichmehralszweigroßeHimmelskörper gegenseitigdurchihreGravitationskraftbeeinflussen.Theia kollidiertemitderErde,zerstörtesichdabeiselbstundjedeMenge TrümmerwurdeninsAllgeschleudert.DieErdeverloraucheiniges anMaterial,überlebteaberdenZusammenstoß.Siewarnunvon einemRingausTrümmernumgeben,ausdemsichwährendweniger JahrzehntederMondformte. MancheWissenschaftlergehensogardavonaus,dassesanfangs mehralseinenMondgab!NachdiesemModellhatsichzuerstein kleinererMondgebildetundineinemvonseinenstabilen Lagrangepunkteeinweiterer,nochkleinerMond.Dortfanddas gleicheSpielstattwiezuvorbeiErdeundTheia:DerTrojaner-Mond wuchs,wurdeirgendwannzuschwerundkollidiertemitdem “Hauptmond”.DieseHypothesesollerklären,warumdieeineHälfte desMondessichheutesosehrvonseineranderenHälfte unterscheidetundeinevieldickereKrustehat. ObunserMondfrühereinmaleinenTrojanerhatte,lässtsich vermutlichheutenurnochschwerherausfinden.DassdieErdemit ihremTrojanerTheiakollidiertist,erscheintdagegenziemlichsicher. UnddieChancenstehenübrigensgut,dassdadraußenimmernoch eineTrojanerindenLagrangepunktenunseresPlanetenexistieren. Eskanngutsein,dassnichtalleTrümmerderdamaligenKollision zumMondverschmolzensind.EinpaarkleineBrockenkönntennoch übrigseinundalsErdtrojanerindenstabilenLagrangepunktendie Jahrmilliardenüberdauertzuhaben.Zumindesteinerhatdas tatsächlichgetan:ImJahr2010wurdederAsteroid2010TK7 entdeckt.ErbefindetsichimdemderErdevorauslaufenden LagrangepunktundistdereinzigederzeitbekannteTrojanerunseres Planeten.EineGefahrstellterallerdingsnichtdar.ImGegensatzzur großenTheiaverhältsichderkleineAsteroidmitseinergeringen MasseunauffälliggenugumnichtausderUmgebungdes Lagrangepunkteshinausgeworfenzuwerden. DERSTREITUMDIEMETHODEDERMONDDISTANZEN I nderletztenFolgederSternengeschichtenhabeicherklärt, welcheRolledieAstronomiebeiderPositionsbestimmungspielt. Willmanwissen,woaufderErdemansichbefindet,dannmuss manseinegeografischeBreitekennen,alsowissen,wieweit nördlichodersüdlichmansichvomÄquatorbefindet.Daskannman miteinfachenastronomischenBeobachtungenvergleichsweise unkompliziertherausfinden.AberdieBreitealleinreichtnicht,man mussauchnochdiegeografischeLängekennen.Alsodenöstlichen beziehungsweisewestlichenAbstandvoneinerReferenzlinie. DieseReferenzlinie,die“Nullmeridian”genanntwird,istimGegensatz zumÄquatorabernichtvonderNaturvorgegebensondernmuss künstlichfestgelegtwerden.Dannabermussmannurnochdie lokaleUhrzeitbestimmenundsiemitderUhrzeitaufdem NullmeridianvergleichenumausdemUnterschieddirektdie geografischeLängebestimmenzukönnen. DielokaleZeitlässtsichmitastronomischenBeobachtungen ebenfallsleichtbestimmen:ManmussnurdenZeitpunktbestimmen, andemdieSonneihrenhöchstenPunktamHimmelerreichthat.Das istdann12UhrMittags.WeiterimOstenistderMittagspunktschon vorbei,dortistesalsospäter; imWestenistesfrüherund manmusswegender Erddrehungnochbiszum Mittagwarten.DerVergleich derlokalenZeitmitder lokalenZeitamNullmeridian liefertalsodiePositioninOstbzw.Westrichtung.Aberwie bekommtmandielokaleZeit amNullmeridian?ImPrinzip istdasebenfallssimpel:Man führtdieMessungdort ebenfallsdurch,stellteine Uhrentsprechendeinund nimmtsiedanneinfachmitzu demPunkt,andemmandie geografischeLänge bestimmenmöchte.Sokann mandiebeidenZeiten vergleichenunddie geografischeLänge bestimmen. WarumJohnFlamsteedwohlsotraurig schaut?SeineKollegenwarennichtnettzu ihm…(Bild:PublicDomain) HeutewärediesesVorgehenüberhauptkeinProblem.Im18. Jahrhundert,alssichdieWissenschaftlerintensivmitdemProblem derPositionsbestimmungbeschäftigthaben,erschienesaberfast unlösbar.DamalsgabesnochkeinegenaugehendenUhrensowie wirsieheuteüberallzurVerfügunghaben.DiegenaustenUhren warenPendeluhren,diesichabernichtleichttransportierenließen. WenneinePendeluhrmiteinerschwankendenKutscheüber holprigeStraßengefahrenwird,dannwirdsieamZielortdieZeit nichtmehrindernötigenGenauigkeitanzeigen(sofernsie überhauptnochirgendeineZeitanzeigtundnichtkaputtgegangen ist). ZumGlückgibtesjanochdenHimmel.Deristeineeinzigegroße Uhrundmanmusssienurzulesenwissen!ZuBeginndes16. JahrhundertsbegannmitderArbeitvonGalileoGalileijaeinegroße RevolutioninderAstronomieinderenVerlaufdieMenschenjede MengeNeuesüberdenHimmellernten.AlsErsterblickteGalileimit demTeleskopzumHimmelundentdecktedortunteranderemdie MondedesPlanetenJupiter.UndandereWissenschaftlerwie JohannesKeplerundIsaacNewtonfandendieNaturgesetze,mit denensichdieBewegungderHimmelskörperbeschreibenlässt.Die AstronomenkonntennunalsovorhersagenwiesichJupitersMonde bewegenwürde.MankonntedasinentsprechendenTabellen nachschlagenundwusstedannzumBeispiel,dasaneinem bestimmtenTagzueinerbestimmtenZeiteinerderMondehinter demPlanetenverschwindenwürdebzw.aufseinemUmlaufhinter demPlanetenwiederauftaucht. WennsoeinEreignisfüreinebestimmteZeitamNullmeridian vorhergesagtwordenist,brauchtemanesnurnochandemOrt beobachten,dessengeografischeLängemanbestimmenwollteund nachsehen,zuwelchemlokalenZeitpunktespassiert.Undschon kannmandenUnterschiedinderZeitunddamitdiegeografische Längebestimmen.HatmaneinegutausgestatteteSternwartezur VerfügungbeziehungsweisevernünftigeTeleskopeundeinen brauchbarenBeobachtungsort,dannwardasauchim17.und18. JahrhundertkeineallzuschwereAufgabe.Esreichtejaauch,wenn mandieexaktePositioneinesOrtesbestimmt,dergrobinder Regionliegt,diemanvermessenwill.Vondortauskannmansich dannmitdenklassischenMethodenderLandvermessungStückfür Stückweitervorarbeiten. DaseigentlicheProblemwardiePositionsbestimmungaufhoher See.Schiffemusstenebenfallswissen,wosiesichbefindenumsich nichtzuverfahrenoderSchiffbruchzuerleiden.Beziehungsweisesie musstennicht–immerhinsindMenschenschonseitJahrtausenden überdieMeeregefahrenohneexaktePositionenbestimmenzu können.AberjemehrderHandelüberdieOzeanezunahmundje mehrdiedamalsgroßenNationenihreKolonialreicheüberdieganze Weltausbreiteten,destowichtigerwares,nichtnurirgendwieüber dieMeerezukommen,sondernmöglichstschnellundmöglichst sicher. DiegeografischeBreitelässtsichaufSchiffengenausogut bestimmenwieaufdemLand.MitentsprechendenInstrumenten– zumBeispieleinemSextanten–kannmanauchdortdieHöheder GestirneüberdemHorizontundsomitdenAbstandzumÄquator messen.Mankannebensoleichtherausfinden,wanndieSonne ihrenhöchstenPunkterreichtundsomitdielokaleUhrzeit.Aberes warsogutwieunmöglichmittenaufdemMeerherauszufinden,wie spätesaufdemNullmeridianist.Pendeluhrenkonntemanauf einemschwankendenSchiffnichtmitnehmen.DieJupitermonde ließensichunterdenerschwertenBedingungenebensoweniggenau oderverlässlichbeobachtenundvorallemnichtimmerdann,wenn maneswollte. DasProblemdergeografischenLängenbestimmungwurdealsso wichtigunddrängendangesehen,dassdiebritischeRegierungeinen hochdotiertenPreisfürdessenLösungausschrieb.Vorschlägegab esgenug,auchwennvieledavonschwerzurealisierenwaren.Man überlegtezumBeispiel,obmannichteinfachüberallaufdemMeer entlangderSchifffahrtsroutenfestverankerteSchiffebzw.Stationen installierenkonntediezueinemfestgelegtenZeitpunkt KanonenschüsseoderFeuerwerksraketenabgebenundsowieein KirchturmdieZeitanzeigensollten… DievielversprechendsteMethodesahmanaberindensogenannten “Monddistanzen”.DieIdeedahinteristeinfach.DerMondistleichtzu beobachtenundinfastjederNachtundüberallaufderErdezu sehen.DerMondbewegtsichüberdenHimmelundwiemanseitder epochalenArbeitvonIsaacNewtonwusste,taterdasnach vorhersagbarenmathematischenGesetzen.Mankonntealso vorhersagen,wosichderMondzueinembestimmtenZeitpunkt befindet.UnddannsinddanochdieSterne.Diebewegensichselbst nichtundbildensoeinenHintergrund,deralsReferenzfüreine Zeitmessungdienenkann.WennmandenHimmelalsUhr betrachtet,dannistderMondquasiderZeigerunddieSternesind dieZiffernentlangdesZiffernblattes.Manmussalsonurnoch nachsehen,aufwelche“Ziffer”der“Mondzeiger”zeigt.Unddasich dasganzevorherberechnenist,kannmandanndiePositiondes MondesineinemKatalognachschlagenundfeststellen,fürwelchen ZeitpunktamNullmeridiandiesePositionvorhergesagtwordenist. DasvergleichtmanmitderlokalenZeitaufdemSchiffundfertigist dieLängenbestimmung. DieMethodederMonddistanzen(Bild:MichaelDaly,CC-BY-SA4.0) Wiegesagt:Esklingteinfach.DieUmsetzungwaraberverdammt schwer.Denndamitdasganzefunktioniert,mussmanzuerstzwei andereAufgabenerledigen.ManmussdiePositionderSterneam Himmelsoexaktwienurirgendwiemöglichvermessen.Undman mussdieBewegungdesMondessogenauwienurirgendwie möglichverstehenundvorherberechnenkönnen. DieersteAufgabesollteim17.JahrhundertderAstronomJohn Flamsteedlösen.ErwurdevombritischenKönigimJahr1675zum “AstronomerRoyal”,alsodemköniglichenAstronomenernannt.Eine SternwartewurdeimLondonerVorortGreenwicherrichtetunddort sollteFlamsteeddenHimmelvermessenundeinenneuen SternenkatalogmitniegekannterGenauigkeitproduzieren.Das klingteinfacheralsesist.AlleBeobachtungenmusstemitNachtfür NachtvonFlamsteedselbstamTeleskopgemachtwerden.Fotografie gabesnicht,dieAstronomenmusstenselbstdurchsTeleskop schauen.UnddannmusstendieBeobachtungsdatenmühsammit vielenmathematischenBerechnungeninPositionenamHimmel übersetztwerden.Dasistnichts,wasineinpaarMonatenoder JahrenerledigtistsonderneineAufgabe,dieJahrzehntedauerteund auchJahrzehntegedauerthat. AuchdieVorhersagederBewegungdesMondeswarschwierig. NewtonhattezwarmitseinemGravitationsgesetzdieGrundlagefür einVerständnisderBewegungderHimmelskörpergelegt.Aberder MondisteinschwierigerFall.ErwirdvonderGravitationderErde ebensobeeinflusstwievonderGravitationderSonne.SeineBahnist komplexunddieBerechnungschwierig.VielschwierigeralsNewton sichdasvorgestellthatte,alsersichandieseAufgabemachte.Inder zweitenAusgabeseinesberühmtenWerkesPrincipiaMathematica wollteerdieBewegungdesMondesalskrönendesBeispielfürdie GültigkeitundMächtigkeitseinerTheorieanführen.Abermitseinen Berechnungenkamernichtvoran;erkonntenurdiverse Näherungslösungendieschonfrüherexistierthatten,einwenig verbessern.Newtonwarallerdingsüberzeugt,dassdasnichtan seinenmangelndenFähigkeitenlag,sondernandenschlechten PositionsdatenderSterne.UmseineTheoriezuentwickeln,brauchte erBeobachtungsdaten,sogenauwiemöglich.UmdiePositiondes Mondeszubestimmen,mussmanaberauchdiePositionender Sternekennen.NewtonselbstwarnurTheoretikerundaufdieArbeit derbeobachtendenAstronomenwieFlamsteedangewiesen.Und überzeugtdavon,dassFlamsteedihmdiegutenBeobachtungen vorenthaltenwürde. NewtonwardamalseinberühmterundauchmächtigerMann.Er nutzeseinenpolitischenEinfluss,umFlamsteedmehroderweniger zurHerausgabedessenDatenzuzwingen.Flamsteedhattenatürlich keinprinzipiellesProblemdamit,seineBeobachtungenzu veröffentlichen.Abererwollte–verständlicherweise–sein astronomischesLebenswerkauchvernünftigpublizieren.Alsgroßen Katalog,miteinerausführlichenEinleitunginderdieDatenim historischenKontextpräsentiertwerdenundzusammenmiteiner ausführlichenErklärungderMethoden,dieerbeiderBeobachtung undBerechnungverwendethatte.Understdann,wennalleArbeiten abgeschlossensind.NewtonwarderKatalogegal,erwollteeinfach nurdieDatenhabenumdamitarbeitenzukönnen.DieGeschichte desStreitszwischenNewtonundFlamsteedwürdegenugMaterial füreinpaarweitereSternengeschichtenbieten.AmEndegewann aberdanndermächtigeNewton.Erwolltenichtwartenund beschafftesichFlamsteedsDaten,veröffentlichtesieselbstohne dessenEinverständnis–unddasnochdazurechtschlampigund absolutnichtso,wieFlamsteedesvorgesehenhatte..Geholfenhates ihmallerdingsnicht.NichtdieBeobachtungsdatenvonFlamsteed warenschulddaran,dasNewtonseineMondtheorienicht fertigstellenkonnte.DasProblemwareinfachzuschwierig,selbstfür Newton. FlamsteedstarbalsfrustrierterundenttäuschterMann,dervon NewtonumseinLebenswerkbetrogenwurde.ErstnachseinemTod konntenseineEhefrauundseineAssistentendieDaten entsprechendaufbereitenundindervonihmvorgesehenForm publizieren.DasProblemderLängenbestimmunglöstenaber andere.ZumBeispielderUhrmacherJohnHarrison,derdie AstronomiekomplettignorierteundstattdesseneineUhrbaute,die nichtnurgenaugenuggingumfürdieAufgabeder Längenbestimmunggeeignetzuseinsondernauchdieschwierigen BedingungenaufdemOzeanaushaltenkonnte.Seeleutekonnten nundieZeitdesNullmeridianseinfachmitnehmenundimmermit derlokalbestimmtenZeitvergleichen.DerNullmeridian,derseit 1884übrigensoffizielldurchdieSternwarteinGreenwichverläuftda FlamsteedalleseinePositionennatürlichfürgenaudiesenOrt bestimmthatundsichdamitauchganzGroßbritannienundspäter derRestderWeltaufdiesenRefererenzpunktbezogenhat. DieUhrvonHarrisonwareingroßerFortschritt,aberauchteuerund anfangsnichtfüralleleistbar.UndinderAusschreibungdesPreises zurBestimmungdesLängengradeswarexplizitgefordert,dassdie Methodeauchpraktikabelseinmuss.EineeinzigeUhrdienochdazu rechtteuerwar,erfülltedieseBedingungennicht.Undeswarnicht absehbar,wannHarrisonsUhreninausreichenderMengeundbillig genugproduziertwerdenkonnten,umauchtatsächlicheingesetzt werdenzukönnen.DeshalbwardieMethodederMonddistanzen weiterhinimRennenbeiderSuchenachderPositionsbestimmung aufSee.Undmittlerweileklappteesauchvielbesseralsbei Flamsteed.AufGrundlagederArbeitdesgroßenMathematikers LeonhardEulerkonntederdeutscheAstronomTobiasMayerinder Mittedes18.JahrhundertsendlichdieBewegungdesMondes ausreichendgenauvorhersagen,damitmandamitdasProblemder Längenbestimmunglösenkonnte.ImJahr1767erschiendannauch dieersteAusgabedes“NauticalAlmanac”,eindickesBuchindem SeeleutediePositionendesMondesunddieentsprechenden ZeitpunktenachschlagenundsoihregeografischeLängebestimmen konnten.SowohlMayeralsauchHarrisonwurdenschließlichmit einemTeildesPreisesausgezeichnet,derfürdieBestimmungdes Längengradsausgesetztwar. UndderNauticalAlmanacerscheintübrigensheuteimmernoch.Die PositionsbestimmungwirdzwarmittlerweilefastüberallmitGPS erledigt.AberSatellitenundelektronischeGerätekönnenausfallen. UnddannsolltemanAhnungvonAstronomiehaben.DenndieUhr amHimmelläuftimmerweiter! POSITIONSBESTIMMUNGUNDDIEFRAGENACHDERUHRZEIT E sgehtheuteumdieFragederPositionsbestimmung.Heute gehtdasjaganzeinfach.JedesmoderneHandyhateinen GPS-EmpfängereingebautundmitderrichtigenAppfindet manseinePositionüberallaufderErdeinwenigen Sekunden.UndselbstwennmankeinSmartphonedabeihat,kann manimmernochaufeineganznormaleLandkartezurückgreifen unddortseinenStandortzumindestnäherungsweisebestimmen. Abersoeinfachwaresnichtimmer.Landkartendieeineexakte DarstellungdergeografischenRealitätbieten,kannmannicht einfachsozeichnen.ManmussdazudieErdevermessen;muss genauwissen,wieweitesvoneinemOrtzumanderenist;wiehoch odertiefeinPunktüberdemMeeresspiegelliegt,undsoweiter.Und vorallemmussmaneinentsprechendesReferenzsystemhaben! DasfindetmannichtaufderErde,sondernamHimmelunddamitist auchklar,wasdieAstronomiemitderPositionsbestimmungzuhat. UmeinenPunktaufderOberflächederErdeanzugeben,braucht manzweiKoordinaten.Manmusszuersteinmalwissen,wienördlich odersüdlichmansichvomÄquatorbefindet.Dasistdiegeografische Breiteundsieistvergleichsweiseeinfachherauszufinden.Der ÄquatoristkeinekünstlichfestgelegteLiniesondernunsvonder NaturundderFormderErdevorgeben. UmdieBreite herauszufinden,kannman zumBeispielaufder Nordhalbkugeleinfachden Polarsternbeobachten.Die Achse,umdiesichdieErde dreht,zeigtfastgenauin RichtungdiesesSterns. WürdemansichamNordpol befinden,dannstündeder Polarsternexaktübereinem. GemessenvomHorizontaus siehtmanihnalsounter einemWinkelvon90Grad. Bewegtmansichvom NordpolnachSüden,dann ändertsichauchdieRichtung, unterdermanaufden Polarsternblickt.Befindet DerNullmeridianinGreenwich.(Bild: mansichgenauamÄquator, Takasunrise0921,CC-BY-SA3.0) dannsiehtmanden Polarstern–zumindesttheoretisch–direktamHorizont,alsounter einemWinkelvon0Grad.DieHöhedesPolarsternsüberdem HorizontentsprichtimmerdirektdergeografischenBreiteaufder Nordhalbkugel. NatürlichgehtdasganzeauchmitanderenSternenundauchmitder Sonneselbst.Jenachdem,wiemansichvomPolbzw.demÄquator entferntbefindet,steigendieSterneunddieSonnemehroder wenigerweitüberdenHorizontundmankannausderBeobachtung dieserHöhediegeografischeBreitebestimmen. BeidergeografischenLängeistdieSachekomplizierter.Dagehtes darum,herauszufindenwiemansichöstlichoderwestlichvon–ja, wovoneigentlichbefindet?ImGegensatzzumÄquatorhatunsdie NaturhierkeinespezielleGrenzevorgegeben.JedeLinie,dieman vonNord-zumSüdpolziehtkannalsAusgangspunkteinerMessung dergeografischenLängedienen.WirverwendenheutedieLinie,die vomNordpoldurchdenLondonerVorortGreenwichbiszumSüdpol führtundnennensieden“Nullmeridian”.Unddiegeografische Längesagtuns,wieweitöstlichoderwestlichmansichvondiesem Nullmeridianbefindet. ImPrinzipkönntemanaberauchjedebeliebigeandereLinieals Nullmeridiandefinieren.Dassabergeradediejenigezurabsoluten Referenzgewordenist,diedurchGreenwichführthateinenGrund undderhatmitAstronomieundderUhrzeitzutun. DieFragenachdergeografischenLängeistimwesentlicheneine FragenachderUhrzeit.Stellenwirunsvor,dortwowirunsbefinden, gehtdieSonnegeradeunter.Wirbefindenunsalsogenauaufder GrenzezwischenTagundNacht.DieErdehatsichimVerlaufeines Tagessoweitgedreht,dassdieSonneunserenStandortnichtmehr beleuchtetundesfinsterwird.EinStückchenweiterimWestenistes abernochhell! UnserPlanetdrehtsichentlangseinerAchsevonWestennach Osten.ImOstenliegtalsoquasiunsereZukunft,zumindestwennes umdieZeitgeht.WennesanunseremStandortgeradedunkelwird, dannmüssenBeobachterweiterwestlichnocheinbisschenwarten, bissievonderRotationderErdeebenfallsindieDunkelheithinein gedrehtwerden.AndererseitsistesdanngegenMorgenweiter östlichschonhell,währendwirnochabwartenmüssen,biswir ebenfallsausderNachtindenTaghineinrotiertwordensind. WasdasallesmitderPositionzutunhat,siehtmanleicht:Dennwas fürdieNachtgilt,giltnatürlichauchfürdieSonne.Wennsiean unseremStandortmittagsihregrößteHöheüberdemHorizont erreichthat,dauertesweiterwestlichnocheinbisschen,bisdort ebenfallsMittagistundweiterimOstenistderMittagvorbeiundder HöchststandderSonnewurdeerreicht.Wennwirunsnundarauf einigen,dassesüberallimmergenaudann12UhrMittagsist,wenn dieSonneamhöchstensteht,kannmanausderUhrzeitdirektdie geografischeLängeableiten. DenndieErdebraucht24StundenfüreineDrehungumihreAchse. EinkompletterKreisrundumdieErdeherumhat360Grad.360 geteiltdurch24ist15.EineEntfernungvon15Gradin östlicher/westlicherRichtungentlangderErdoberflächeentspricht alsoeinemUnterschiedinderZeitvoneinerStunde.Oderanders gesagt:Wennichweiß,dassesanmeinemStandortgerade12Uhr Mittagsist,aneinemanderenOrtaberschon13Uhr,alsoeine StundeseitdemMittagvergangenist,dannfolgtdaraus,dassich mich15Gradweiteröstlichbefinde. ManmussalsonurdieUhrzeitameigenenStandortkennen,unddie UhrzeitaneinemReferenzpunktundschonkannmandarausdie geografischeLängebestimmen.Mit“Uhrzeit”istabernichtunsere alltäglicheUhrzeitgemeint.Dieistjamittlerweilegenormtund innerhalbeinerZeitzoneidentisch.WennesinWien12UhrMittags ist,dannistesauchinBerlin12UhrMittagsundinZürichebenso, auchwennWienweiteröstlichalsBerlinliegtundbeideStädteweiter östlichalsZürich.UndwederinWien,nochinBerlinoderinZürich wirddieSonneum12UhrmittagsihrenhöchstenPunkterreicht haben.BevormanimJahr1884dieunterschiedlichenZeitzonen festgelegtundeingeführthat,wardasanders,dahattejederOrt seineeigeneUhrzeit.DieUhreninWien,BerlinundZürichzeigten damalstatsächlichunterschiedlicheZeitenan,dieihren unterschiedlichengeografischenLängenentsprochenhaben. DieBestimmungderlokalenUhrzeit,dersogenanntenSonnenzeit warjahrhundertelangeinederwichtigstenAufgabenderAstronomie. UnddieSternwarten,derengeografischePositiondarumnatürlich besondersexaktbekanntwar,wurdenzurGrundlageundzum AusgangspunktvielerLandvermessungenausdenenimLaufeder ZeitimmergenauereLandkartenentstanden. Landkarten…AberdieErdebestehtjanichtnurausLand.Der GroßteilihrerOberflächeistvomOzeanbedeckt.Undwennmanmit demSchiffüberdasMeerfährt,willmandasjaauchnichtvöllig ziellostun.AuchhieristdieBestimmungderPositionwichtig.Aberda esaufdemoffenenMeereherwenigeSternwartengibt,istdieSache mitderBestimmungvongeografischerBreiteundLängeein bisschenschwieriger.AberzumindestdieUhrzeitkannmanauf einemSchiffdochsicherleichtbestimmen,oder? Nein–leidernicht.Zumindestfrüher,undvoreinpaarhundert JahrenwardaseinesdergroßenProbleme,dieWissenschaftler überallaufderWeltzulösenversuchten.Esklingtnichtso,alswäre dassonderlichschwierig,abermanmussteerstlernen,wiedas Universumfunktioniert,einigefundamentaleNaturgesetze entdeckenundimPrinzipdieGrundlagendermodernen Naturwissenschafterschaffen,umüberhauptdamitbeginnenzu können,nacheinerLösungzusuchen.Undselbstwaresnochlanger undmühseligerWeg,gepflastertmitjahrzehntelangen astronomischenBeobachtungen,mitunzähligenmathematischen BerechnungenundjederMengeStreitundKontroverse. 05|Impressum scienceblogs.deeMagazine KonradinMedienGmbH Ernst-Mey-Straße8 70771Leinfelden-Echterdingen Geschäftsführer:PeterDilger Geschäftsleitung:KostaPoulios,+49(0)711/7594-0 AmtsgerichtStuttgart,HRB220398 UST.-Idnr.DE811236132 Bezugspreise EinzelpreiseMagazine:1,99EURinkl.MwSt. Leserservice Leserservicescienceblogs.deeMagazine,Ernst-Mey-Str.8,70771 Leinfelden-Echterdingen E-Mail:[email protected] Phone:+497117594–302 GekennzeichneteArtikelstellendieMeinungdesAutors,nicht unbedingtdiederRedaktiondar.Fürunverlangteingesandte ManuskriptekeineGewähr.Alleinwissen.deeMagazines erscheinendenBeiträgesindurheberrechtlichgeschützt.AlleRechte, auchÜbersetzungen,vorbehalten.Reproduktionen,gleichwelcher Art,nurmitschriftlicher GenehmigungdesVerlages.ErfüllungsortundGerichtsstandist Stuttgart. 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