Foto: René Berner GESUNDHEIT Ernährung Eistee mit viel Geschmack Mehrheitlich Gebrauchstee Passionierte Teetrinker, die gerne etwas Neues ausIn vielen Fällen pflückt und trocknet die probieren, werden von den ungewöhnlichen GeschmacksLandbevölkerung Sideritis-Pflanzen an den Berghängen zum Eigengebrauch. Der richtungen und Aromen des Bergtees begeistert sein: aromatische Tee ist dann oft aus mehreSideritis-Arten zusammengesetzt. Er Hinter dem schlichten Namen verbergen sich Pflanzenarten ren wird mit kochendem Wasser aufgebrüht, entweder heiss oder kalt getrunken und der Sideritis-Gattung. kann mit Zucker oder Honig gesüsst Text: Marion Kaden B ergtee taucht immer häufiger in den Biosortimenten mancher Supermärkte auf oder ist im Internet über spezialisierte Händler zu beziehen. Meistens handelt es sich um den so genannten «Griechischen Bergtee». Aber auch andere Mittelmeerregionen versuchen ihre Sorten zu vertreiben. Beim Bergtee handelt es sich meist um Sideritis-Arten, deren botanische Zuordnung manchmal schwierig ist. Sie haben 60 Natürlich | 8-2004 je nach Region unterschiedlichste Namen und zum Teil nur lokale Bedeutung. Bekannt sind etwa 150 Sideritis-Arten, die weltweit, aber hauptsächlich im Mittelmeerraum beheimatet sind. Alleine in der Türkei gibt es 46 und in Spanien 45 Arten Sideritis, die vielfach endemisch sind. Neben ihrer Artenvielfalt ist allen gemeinsam, dass sie zur Familie der Lippenblütler (Lamiaceae) gehören und leicht mit Salbei verwechselt werden. werden. Die Verwendung als Gebrauchstee gehört in vielen Mittelmeerländern zum alltäglichen Leben, der gesundheitsfördernde Effekt ist eher nebensächlich. Trotzdem sind die medizinalen Effekte seit langem bekannt und wurden schon vor zweitausend Jahren von dem berühmten griechischen Arzt Dioskurides (1. Jahrhundert nach Christus) beschrieben. In seiner Arzneimittellehre ist beispielsweise zu lesen, dass SideritisPflanzen als Umschlag angewandt «die Kraft haben, Wunden zu verkleben und Entzündungen abzuhalten». Ernährung GESUNDHEIT Moderne Pflanzenheilkundige nutzen die antientzündliche und antibakterielle Wirkung zur unterstützenden Behandlung von Infektionen der ableitenden Harnwege oder Blase. Kalte Tees können auch zum Gurgeln verwendet werden, um Entzündungen im Mund (Rachen und Zahnfleisch) zu lindern und schneller abheilen zu lassen. Und heiss getrunken dienen die Tees traditionell zur Vorbeugung von Erkältungskrankheiten oder insbesondere zur Bekämpfung von Atemwegserkrankungen. Denn wie viele andere Lippenblütler aus der Mittelmeerregion (Salbei, Thymian) sind auch die Sideritis-Arten reich an ätherischen Ölen, aber frei von aufputschendem Teein. Die meisten Sorten enthalten Monoterpene, die als wichtiger Rohstoff für viele naturheilkundliche Arzneimittel mit geringen Nebenwirkungen gelten. Geschmackliche Vielfalt Alle genannten Tees können heiss oder auch kalt (aufgebrüht und im Eisschrank gekühlt) genossen werden und haben verschiedenste Geschmacksausrichtungen. Beispiele: • Sideritis condensata: Erdiger Apfel • Sideritis arguta: Kamille-SüssholzGeschmack • Sideritis stricta: leichter KamillenGeschmack • Sideritis argyrea: Fenchel-Zitronen-Aroma • Sideritis vuralii: leicht erdiger Zitronengeschmack Wichtig: – Sideritis congesta: Salbei-ThymianGeschmack – einzige Teesorte, Therapeutische Effekte belegt Vielfältige Heilwirkungen Die traditionelle Volksmedizin in den Ländern rund um das Mittelmeer hat sich seit Dioskurides weiterentwickelt. Heute verwendet man Sideritis-Pflanzen meistens als Tees – seltener als ätherische Öle. Ihr Einsatzgebiet ist sehr vielfältig: Zur Entkrampfung bei Unpässlichkeit des Magen-Darm-Trakts oder zur Beruhigung bei Schlaf- und Ruhelosigkeit. Zubereitung Ein köstlich mild, zimtartig schmeckender Tee wird aus den graufilzigen Blättern und Verschiedene wissenschaftliche Arbeiten haben in den letzten Jahrzehnten die therapeutischen Effekte vieler ätherischer Öle der Sideritis-Arten belegt. Auf der Suche nach wirksamen Phyto-Wirkstoffen untersuchten Wissenschaftler aus dem Mittelmeerraum auch ihre einheimischen Pflanzen. An der Gazi-Universität in Ankara (Türkei) wurde beispielsweise ein langfristiges Programm zur Untersuchung der Sideritis-Gattung initiiert. Allein in der Türkei gibt es 46 bekannte Arten, die in die winterharte Gruppierung (Empedoclea) und zweijährige Pflanzen (Hesiodia, Burgsdorfia) eingeteilt werden. Die Wissenschaftler überprüften die volksmedizinischen Ansätze und konnten tatsächlich nachweisen, dass verschiedene Sideritis-Arten antibakterielle, antioxidative, schmerzlindernde und entzündungshemmende Wirkung haben. Stressmindernde und leistungssteigernde Eigenschaften ätherischer Sideritis-Öle wurden ebenfalls festgestellt – bislang jedoch nur im Tierversuch. die gekühlt nicht schmeckt. Arten sein) ist die Qualität entscheidend. Wie bei allen Produkten, die ätherische Öle enthalten, ist die Lage, Sonneneinwirkung oder Beschaffenheit der Böden wichtig und geschmacksbildend. Zum Teil können Sideritis-Arten sehr eigenwillige Geschmackskomponenten haben. Wie bei vielen Tees kann der Konsument Intensität oder Geschmack durch die Zeit des Ziehenlassens oder die Menge beeinflussen. Ein Zuviel kann leicht zu bitterem Geschmack führen, denn Sideritis-Pflanzen enthalten auch Di- beziehungsweise Triterpene, das heisst Bitterstoffe. Daher empfiehlt es sich, durch eigene Versuche herauszufinden, welche Geschmacksintensität die richtige ist. Das Gleiche gilt übrigens für die Schnittgrösse des Tees. Ein sehr fein geschnittener Tee hat eine grössere Oberfläche: Die Wirkstoffe gehen schneller ins Wasser über, und der Tee kann deshalb schneller bitter werden. ■ den gelbgrünen Blütenkerzen bereitet. Pro Tasse nimmt man etwa 1 Gramm Tee Für jeden Geschmack etwas (ungeschnittene Ware) und etwa einen gehäuften Teelöffel bei geschnittener Ware. Die traditionelle Zubereitung verlangt, das Kraut etwa 10 Minuten zu köcheln. rb Beim Kauf von Bergtee (Achtung: Hinter Bergtee können sich alle möglichen Mischungen verbergen: Salbei oder Thymian oder auch der chinesische Bergtee. Es müssen nicht unbedingt Sideritis- Internet-Bezug Bergtee: www.chuchigade.ch; 30 Gramm, Fr. 5.80 Internet-Bezug Gartenpflanze: www.neubauer.ch/pflanzensortiment/pdf/ kraeuter_2004.pdf (Griechischer Bergtee, Sideritis syriaca) Natürlich | 8-2004 61