ADHS im Erwachsenenalter Diagnostik und Therapie

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ADHS im
Erwachsenenalter
Diagnostik und Therapie
PD Dr. med. Monika Ridinger
Forel Klinik, Ellikon a.d. Thur
Universität Regensburg
Inhalt
•  Einführung ADHS im
Erwachsenenalter
•  Diagnostik und Symptome
•  Ursachen und Störungsmodelle
•  Multimodale Therapien
– Pharmakotherapie
– Psychotherapieansätze: Modulare
Einzeltherapie (4)
Epidemiologie ADHS
•  Prävalenz Kindesalter: 2 (ICD-10) – 7% (DSMIV)
•  Persistenz: (Barkley, 1997; Wilens, 2006)
–  In bis zu 80% bei Adoleszenten
–  In bis zu 60% bei Erwachsenen
•  Prävalenz Erwachsene:
–  Deutschland 3.1% (Fayyad et al., 2007) 4.7% (DeZwaan et al.,
2011)
–  USA 4.4% (Kessler et al., 2006)
–  Niederlande 1.0-2.5% (Kooij et al., 2005)
•  Bis 90% komorbide Störungen (Wilens et al., 2002; Edel et
al., 2003; Biederman et al., 2004; Fallgatter et al., 2009)
–  Achse-I-Störungen + ADS: 46% (National
Comorbidity Survey Replication (NCS-R) (Kessler et al.,
2005)
BESCHREIBEN SIE DIE
SYMPTOME DES ADHS
IM KINDESALTER
IM ERWACHSENENALTER
Symptomatik des ADHS
•  Aufmerksamkeits- •  Symptome ≤ 6./7.
Lebensjahr
störung (6/9)
•  Hyperaktivität (6/9) •  Symptomatik in
mindestens 2
Umgebungen
•  Impulsivität
•  Affektive Labilität •  Erhebliche
Beeinträchtigungen in
•  Desorganisation
Schule, Beruf, Familie,
•  Planung,
Organisation,
zielorientiertes
Verhalten 
•  Problemlösung 
soziales Umfeld
Funktional
•  Hohes
Aktivitätsniveau
•  Begeisterungsfähigkeit
•  Kreativität
•  Spontaneität
•  Keine Rückführung auf
andere psychiatrische
Störung
Barkley, 1997; Barkley, 1998; Brown, 2000; Jakob et
al., 2006; Volkow et al., 2007
Wender-Utah-Kriterien I
•  Unaufmerksamkeit
–  Unvermögen, Gesprächen aufmerksam zu folgen
–  Erhöhte Ablenkbarkeit
–  Schwierigkeit, sich auf schriftliche Texte oder
Arbeitsaufgaben zu konzentrieren
–  Vergesslichkeit
•  Hyperaktivität
– 
– 
– 
– 
Innere Unruhe
Unfähigkeit, sich zu entspannen
Unfähigkeit, sitzende Tätigkeiten durchzuführen
Dysphorische Stimmungslage bei Inaktivität
•  Impulsivität
– 
– 
– 
– 
Unterbrechen andere im Gespräch
Ungeduld
Impulsiv ablaufende Einkäufe
Unvermögen, Handlungen im Verlauf zu verzögern
Wender-Utah-Kriterien II
•  Affektlabilität
–  Wechsel zwischen neutraler, niedergeschlagener und
gehobener Stimmung (Dauer von einigen Stunden bis
maximal einige Tage)
•  Desorganisation
–  Unzureichende Planung und Organisation von
Aktivitäten
–  Aufgaben werden nicht zu Ende gebracht
•  Mangelnde Affektkontrolle
–  Andauernde Reizbarkeit, auch aus geringem Anlass
–  Verminderte Frustrationstoleranz und kurze
Wutausbrüche
•  Emotionale Überreagibilität
–  Unfähigkeit, adäquat mit alltäglichen Stressoren
umzugehen
–  Erniedrigte Stresstoleranz bei Alltagsanforderungen
Verlauf des ADHS
(VanEmmerik et al., 2012)
25% Sucht; Angststörungen
Delinquenz
35% Affektive Störungen
(Dopheide et al., 2009;
Mordre et al., 2011)
60% Persönlichkeitsstörung
Schule, Beruf,
Misserfolgserlebnisse
50% Lernstörungen
(Barkley, 2010)
50% CD
ASPD
ADHS
Symptomatik
Lebensalter
Diagnostik ADHS im
Erwachsenenalter
(Leitlinie: Ebert et al., 2003; Kooij et al., 2010)
•  Achse-I Diagnostik nach ICD-10/DSM-IV (nach Abschluss
der Entzugsbehandlung bei Sucht)
•  Psychopathologischer Befund
•  Anamnestisch erfassbare Symptome und Syndrome
B: 40 %der Symptomatik
•  Verlauf
•  Testpsychologie,
Fragebögen (WURS, CAARS, ADHS-SB,
A
-DC, Exekutivfunktionen, etc.)
•  Fremdanamnese, wenn möglich
–  Beeinträchtigungen Schule, Arbeit, Familie, soziale Beziehungen,
Freizeitverhalten
A
–  BFam. Belastung: ADHS, Tics, Teilleistungsstörungen, affekt.
Erkrankungen, Angst-, Persönlichkeitsstörungen
–  Psych. Komorbiditäten, Ausschluss organischer psychischer
Störungen (insbes. Anfallsleiden, Schilddrüsenfktsstörungen, SHT)
–  Medikation, insbes. Antihistaminika, Theophyllin,
Sympathomimetika, Kortikosteroide, Schilddrüsenhormone
Zukunft Diagnose ADHS?
ICD-10/DSM-IV
•  Beginn vor dem 7. Lj. (DSMIV) bzw. vor dem 6. Lj.
(ICD-10)
•  DSM-IV: Subtypen: AD, H/
ID, gemischt
•  ICD-10: gemischt:
Aufmerksamkeitsstörung mit
Hyperaktivität (F90)
•  Beeinträchtigung in zwei
oder mehr Bereichen
(Schule, Arbeitsplatz, zu
Hause, etc.)
•  Symptome sind durch eine
andere psychische Störung
nicht besser erklärbar
DSM-V (2013)/ICD-11 (2015)
•  Beginn vor dem 12. Lj.
•  Subtypen jeweils
eigenständige Diagnosen
•  Vor allem im
Erwachsenenalter reduzierte
Anzahl von Symptomen für
cut-off
Psychometrische Erfassung der
ADHS-Symptome
Screening und Kindheitssymptome
•  ASRS (Adult ADHD Self Report Scale)
•  WURS (Symptome in der Kindheit)
Aktuelle Symptomatik
•  CAARS (Conners adult ADHD Rating Scale)
•  Wender-Reimherr-Interview
•  ADHS-SB/-DC
•  FEA-AFB (Aktuelle Fremdbeurteilung)
SCHAUEN SIE SICH DIE JEWEILIGEN
FRAGEBÖGEN IM MÄPPLI DURCH UND
BESPRECHEN SIE ZU DRITT
A) WAS SIND VOR- UND NACHTEILE
DES JEWEILIGEN TESTS?
B) WIE PRAKTIKABEL SIND DIE TESTS
UND WO SOLLTEN SIE EINGESETZT
WERDEN?
B: 40 %
A
B
A
WURS-k
B: 40 %
A
B
A
B: 40 %
A
B
A
CAARS Auswertung
•  T-Werte auf den Skalen (>64  ADHS)
–  Aufmerksamkeitsstörung
–  Hyperaktivität
–  Impulsivität/Emotionale Labilität
–  Störung des Selbstkonzeptes
 DSM-IV Aufmerksamkeitsstörung
 DSM-IV Hyperaktivität/Impulsivität
 DSM-IV Gesamtscore
 Diagnosestellung und Verlaufsbeurteilung
FEA-AFB
• 
• 
• 
• 
Beschreibung:
Der FEA-AFB dient der Fremdbeurteilung der aktuellen ADHS-Symptomatik bei
Erwachsenen durch Bezugspersonen des Patienten. Er besteht aus 20 Items, welche die 18
Symptomkriterien erfassen. Außerdem werden durch die Items A1 bis A5 zusätzlich die
Kriterien für die klinische Bedeutsamkeit nach ICD-10 bzw. DSM-IV erhoben.
Der Beurteiler schätzt für jedes Item anhand einer vierstufigen Antwortskala ein, wie
zutreffend die Beschreibung ist (Symptomausprägung).
Anwendungsmöglichkeiten:
Die Angaben aus dem Fragebogen können zur weitergehenden Exploration einer
Aufmerksamkeitsdefizit- / Hyperaktivitätsstörung dienen. Zusammen mit der
Selbstbeurteilung früherer Probleme (FEA-FSB) und aktueller Probleme (FEA-AFB) sowie
der Fremdbeurteilung früherer Probleme (FEA-FFB) lässt sich ein umfassendes Bild über
die Entwicklung der Problematik und ihre aktuelle Situation gewinnen.
Darüber ist der Fragebogen im Rahmen der Verlaufskontrolle auch zur Überprüfung von
Therapieeffekten aus externer Sicht einzusetzen.
Gütekriterien und Normen:
Gütekriterien: Zu Gütekriterien liegen keine Angaben vor. Untersuchungen zur Reliabilität
und Validität werden gegenwärtig durchgeführt.
Normen: Es liegen noch keine Normen oder Grenzwerte vor. Für die Skalenkennwerte
Aufmerksamkeitsstörungen, Überaktivität und Impulsivität sowie für die Gesamtauffälligkeit
werden orientierende Bandbreiten angegeben.
Literatur:
Döpfner, M. & Lehmkuhl, G. (2000). Diagnostik-System für Psychische Störungen im
Kindes- und Jugendalter nach ICD-10 und DSM-IV (DISYPS-KJ), 2. korrigierte und ergänzte
Auflage. Bern: Huber.
Pro und Contra Testverfahren
Fragebogen
Pro
Contra
ASRS
Screening, Selbstbeurt.
(SB), einfach, validiert
Unspezifisch (falsch
pos.?), SB
WURS
Screening, SB,
spezifisch, validiert
Schwäche b.
Aufmerksamkeitsstörg.
ADHS-SB
SB, Verlauf, validiert
SB, Diagnose?
ADHS-DC
FB, Diagnostik, Verlauf,
validiert
Diagnostik?
FEA-AFB
FB, Verlauf
Validierung?, Lizenz
CAARS
Diagnose, Verlauf,
validiert
Auswertung kompliziert,
Lizenz?
Wender-Reimherr-Int.
Verlauf, validiert, FB
Diagnose?, aufwändig
Ursachen
Faraone et al., 2004; Faraone et al., 2005
•  Komplexe Vererbung: Mehrere Gene plus
Umwelteinflüsse (Fatal: Rekursive
Prozesse von Scheitern und Misserfolgen)
•  Störungen: Regelkreisläufe frontale
Hirnregionen und Basalganglien bzw.
Kleinhirn
Kandidatengene für ADHS
Polygenetische
Veränderungen
(Madras et al., 2005;
Renner et al., 2008;
Lesch et al., 2008)
(Johann et al., 2003; 2004; 2005; 2007)
Dopaminerge
Neurotransmission
DAT erhöht
DopaminVerfügbarkeit
reduziert
DA
DA
DA
DA
Genetische Faktoren, zus.
Komorbidität mit Sucht
•  Genetisch determinierte Dysfunktion der Katecholamine
(NA, Ser, DA) im frontostriatalen System (Gainetdinov et al.,
1999; Nigg et al., 2006; Lesch et al., 2008)
–  DAT Dichte im Striatum erhöht (Krause et al., 2002)
•  Kandidatengene
–  Alkohol: DA-Rezeptoren (Le Foll et al., 2009), OpioidRezeptoren (Kuehn, 2009)
–  Cannabis: Cannabinoidrezeptoren, GABRA, DARezeptoren, Opioidrezeptoren (Agrawal et al., 2009)
–  Tabak: CHRN Nikotinrezeptoruntereinheiten (Saccone et
al., 2009)
•  GWAS (Lesch et al., 2008): Innovative Kandidatengene
–  Zelladhäsion, Zellkommunikation
–  Synaptische Signaltransduktion
ADHS und Delinquenz
•  Ca. 25% der Straftäter zeigen ADHS
–  Verkehrsdelikte
–  Sexualdelikte
–  Raub, inkl. BTM
ca. 13% ADHS
bis 30% ADHS
bis 35% ADHS
•  ADHS-Betroffene sind jünger beim Begehen des Deliktes
und haben ein höheres Rezidivrisiko als Nicht-ADHS (Rösler et
al., 2008)
•  CD bzw. ASPD entscheidende begünstigende Faktoren
(Dopheide et al., 2009)
•  Diskussion (direkte und indirekte Wirkung des ADHS auf
Delinquenz)
•  CD und Komorbiditäten erhöhen das Risiko für Delinquenz
und nicht ADHS (Modre et al., 2011)
•  Niedriger Sozialstatus, geringes Einkommen ist mit
Delinquenz assoziiert (D´Onofrio et al. 2009)
Störungsmodelle
•  Störung der Reaktionsinhibition (Barkley, 1997)
•  Energetisches Störungsmodell:
gestörte Informationsverarbeitung
(Aktivierung, Arousal  Defizite in
Exekutivfunktion) (Sergeant, 2005)
•  Mangelnder Aufschub positiver Reize:
Suche nach Stimulation,
Unaufmerksamkeit, mangelnde Fähigkeit
zur Selbstorganisation (Sonuga-Barke, 2005)
WELCHE THERAPIEN KENNEN
SIE BEIM ADHS IM
ERWACHSENENALTER?
Therapie von ADHS im
Erwachsenenalter
•  ADHS: Multimodaler Therapieansatz sinnvoll
(Medikation plus Psychotherapie)
•  Pharmakotherapie allein bessert in ca. 50%
ADH-Symptomatik (Wilens et al., 2000; Prince, 2006)
•  PT zur Besserung von
•  Zeitmanagement
•  Organisation/Priorisierung
•  Planung
•  Selbstwert
Adultes ADHS und Stimulanzien
•  Erhöhung des im Gehirn verfügbaren Dopamins (NA)
Methylphenidat
Ritalin®
Retardiertes MPH
Transdermales
D-MPH
A
Nebenwirkungen
B
A
seit 1944, Kinder < 6 Jahre nur mit strenger Indikationsstellung (DL-Enantiomer), „Titrationsmethode“: 2,5 –
30 mg (und höher), Wirkungseintritt nach 15-30 Min.,
Dauer 3-5 Std.
Equasym retard ®, Medikinet ret. ®, Ritalin SR ®,
Ritalin LA ®, Concerta ®
Daytrana ®, seit 06/2006 in USA zugelassen, für 9 Std.
Pflaster getragen, Wirkdauer bis 12 Std.
nur wirks. Form, in USA/Schweiz zugelassen, Focalin®,
weniger NW, soll länger wirken, niedr. Dosis nötig
Appetitstörung, Juckreiz, Ausschlag, Nervosität, Ängste,
Schlafstörungen (zu spät, zu schnelle Steigerung?),
depressive Zustände, „Verlassen“ auf das
Medikament (nur mit MPH funktionieren), Erhöhung
d. Herzfrequenz, Blutdruck, Wachstumsverzögerung
 Meta-Analyse (19 Studien seit 1979):
Stimulanzieneffekt > Placebo/non-Stimulanzien im
Erwachsenenalter (Faraone et al., 2010, s.a. Retz et al., 2011)
WIE SCHÄTZEN SIE DAS
ABHÄNGIGKEITSPOTENZIAL
VON METHYLPHENIDAT EIN?
Volkow et al., 2003; Volkow et al., 2005
Volkow et al., 2003; Volkow et al., 2005
Weitere Pharmakotherapie bei
adultem ADHS
•  Selektive Serotonin- / Noradrenalin Wiederaufnahme Hemmung
Venlafaxin
Efexor®, Trevilor®; Depressionsbehandlung,
Retardkapseln: 75-150mg
Cymbalta®; im unteren Dosisbereich NA-WAHemmung (Ohlmeier, 2007)
SSRI; ähnelt chemisch Atomoxetin (Schulz,
Duloxetin
Fluoxetin
• 
Selektive Noradrenalin
Re-uptake Hemmung
A
Atomoxetin
seit März/2005 auch für adultes ADHS
zugelassen, Strattera®, 80 mg, Symptomred. bei
ca. 50% auf 1/3 der Ausgangssymptome
Reboxetin
B
• 
2004)
A
(Spencer et al., 1998; Adler et al., 2005)
Edronax®, 2-8 mg, Symptomred. 56% (Colla et
al., 2004)
Dopamin- / Noradrenalin Re-uptake Hemmung
Bupropion
Zyban®, Wellbutrin® , 360 mg, Antidepressivum,
Raucherentwöhnung, Symptomreduktion bei
ca. 75% (Wender et al., 1990; Wilens et al., 2001;
Levin et al., 2006)
Psychotherapie bei ADHS im
Erwachsenenalter
•  Mittlerweile zunehmende klinisch-empirische
Studien zur Psychotherapie des adulten ADHS
•  3 offene klinische Studien
•  2 nicht-randomisierte Fall-Kontroll-Studien
•  5+ randomisierte Fall-Kontroll-Studien
(Review: Ramsay et al., 2007; Knouse et al., 2008; Knouse et al., 2010; Hirvikoski et al.,
2011)
Nicht-randomisierte FallKontroll-Studien
•  Psychoedukation
•  N=9 (Wiggins et al., 1999); 4 Sitzungen
•  Desorganisation, Aufmerksamkeitsstörung,
Selbstbewusstsein 
•  Modulares Skill-basiertes Trainingsprogramm in der
Gruppe (Hirvikoski et al., 2011: Randomisiert)
•  N= 8 (Hesslinger et al., 2002; 2006; Philipsen et al., 2007); 13 Wo.
(Impulskontrolle, soz. Bez., Selbstrespekt)
•  ADHS-Symptomschwere 
•  Depression 
•  GAF 
Randomisierte Fall-Kontroll-Studien
•  Cognitives Rehabilitationsprogramm (CRP)
•  N=22 (Stevenson et al., 2002); vs. Warteliste; Post, 2-Monats-, 1Jahr-Katamnesen
•  N=17 (Stevenson et al., 2003); vs. Warteliste; 8-WoSelbstangeleitet unter Telefoncoaching
•  Verbesserung: Organisation, Selbstbewusstsein, Ärger
(trait/state)
•  Modulare CBT (Einzeltherapie)
•  N=16-86 (Safren et al., 2005; 2010); unter stabiler
Pharmakotherapie vs. Entspannung; 3-12 Basismodule
(Organisation, Ablenkbarkeit, kogn. Umstrukturierung +
Nachuntersuchung nach 6/12 Monaten)
•  ADHS-Symptomschwere 
•  Depression, Angst 
•  GAF , CGI 
Kognitiv-verhaltenstherapeutisches Modell
•  Problembereiche identifizieren
•  Organisation und zielgerichtete Umsetzung
von Aufgaben
•  Vermeidungsverhalten, Aufschieben von
Aufgaben
•  Schwierigkeiten der Emotionsregulation
 Prioritäten festlegen, Handlungsplan
erstellen
 Aufgaben zu Ende bringen
Modulare Einzeltherapie
•  Modul 1: Organisation und Planung
–  5 Sitzungen (Alltagsorganisation, Zeit-/Zielmanagement,
Arbeitsplatzorganisation
•  Modul 2: Umgang mit Ablenkbarkeit
–  2 Sitzungen (Bestimmung der individuellen
Aufmerksamkeitsspanne, Kontrolle von Ablenkbarkeit,
Verlieren und Verlegen von Alltagsutensilien)
•  Modul 3: Kognitive Umstrukturierung und funktionales
Denken
–  4 Sitzungen (Umgang mit automatisierten Gedanken und
dysfunktionalen kognitiven Schemata)
•  Modul 4: Emotionsregulation
–  3 Sitzungen (Gefühlsqualitäten und ihre Bedeutung,
Strategien zur Gefühlsregulation)
•  Modul 5: Optionale Sitzungen
–  3 Sitzungen (Umgang mit Vermeidungsverhalten,
Partnermodul, Rückfallprophylaxe
Ablauf der Sitzungen
•  Vorgespräch und ggf. medikamentöse
Behandlung (Ziele, Zeitrahmen, Struktur)
•  Module 1 bis 5
•  Individuelles Lerntempo berücksichtigen (17 +
7-8 Sitzungen einplanen)
•  Standardisierter Ablauf gibt Sicherheit
•  Hausaufgaben (zuverlässige Durchführung
etablieren vs. dysfunktionale
Selbstannahmen, Resignation,
Vermeidungsverhalten)
•  Zielkontrolle (Goal-Attainment-Scale, GAS)
Modul 1, Sitzung 1
•  Inhalte
–  Erarbeitungen von Therapiezielen
–  Erfassung der Veränderungsmotivation
–  Erklärung von Strukturmerkmalen des Programms
•  Übungen
–  Ziele definieren und auflisten
–  Geschichte „Veränderungen“
•  Informationsmaterial/Arbeitsmaterial
–  Liste mit Therapiezielen
–  Zielerreichungsskala
–  Liste Vor- und Nachteile von Veränderungen
–  Behandlungsvertrag
Modul 1: Sitzung 1
Ziele und Veränderungsmotivation
•  Ziele für die Behandlung definieren
Modul 1: Sitzung 1
Ziele und Veränderungsmotivation
•  Veränderungsmotivation
•  Veränderung ist nicht einfach, einfacher ist
es in alten Mustern zu agieren:
„Stellen Sie sich vor, Sie sitzen in einem Loch fest und das einzige
Werkzeug, das Sie haben, ist eine Schaufel. Sie wissen, wie man
schaufelt und es wäre ein einfaches und Ihnen bekanntes Vorgehen,
aber Ihr Problem würde dadurch nur schlimmer und das Loch tiefer.
Eines Tages kommt jemand vorbei, der eine Leiter zu Ihnen
hinabwirft. Das Problem dabei ist, dass die Leiter brennend heiß ist.
Wenn Sie daran hochklettern, wird das zwar schwierig und es wird
wehtun, doch ein dauerhafter Schaden wird dabei nicht entstehen
und Sie werden aus dem Loch herauskommen.“ (Linehan, 1993)
Vor- und Nachteile von
Veränderungen
•  Kurzfristige und langfristige Konsequenzen
abwägen
•  Langsamer entscheiden
Neues Verhalten Vorteil Nachteil Kurzfris3g Langfris3g Zielerreichungsskala (GAS)
(mod. Kirusek & Sherman, 1968)
1.  Beschreibung des
Therapiezieles
2.  Formulierung von
Verhaltenserwartungen
(-2 bis +4)
3.  Eingruppierung in
regelmäßigen
Abständen
+4
Verhalten
Idealzustand
+2
Verhalten im
realisierb.
Zustand
0
Ist-Zustand
-2
Verhalten b.
Verschlechterung
Modul 1: Sitzung 2
Psychoedukation, Zeitplanung
•  HA besprechen: Informationen über ADHS
gelesen?
•  Zeitplanliste = „To-do-Liste“; Bündelung von
Informationen (keine Haftnotizen, besserer Überblick über
Aufgaben und Erledigungen, Tages-/Wochenpläne; Ideen,
Projekte, Ziele skizzieren)
•  Zeitmanagementsystem zur
Terminkoordination (Papier, Handy, etc.)
Eintragen, abgleichen, zusagen
•  HA: Termine planen; Aufgaben über „To-doListe“ erfassen
Modul 1: Sitzung 3
Prioritäten setzen
•  HA besprechen (erst Zeitplanung
etablieren, dann Fortsetzung)
•  ABC-System einführen: Dringlichkeit und
Wichtigkeit von Aufgaben. Cave: Leichtere
und weniger wichtige Aufgaben werden
häufig zuerst erledigt
–  Erst Aufgaben benennen (s. To-do-Liste)
–  Danach Bewertung nach A, B, C
•  Mindmap zur Tagesplanung einführen
A-, B-, C-System
•  A-Aufgaben: Größte Dringlichkeit/Wichtigkeit
für Zielerreichung, kurzfristig erledigen,
sinnvoll zum Zeitpunkt der höchsten
Leistungsfähigkeit
•  B-Aufgaben: Mittlere Wichtigkeit für
Zielerreichung. Aufteilen in Aspekte, die sofort
und andere, die später erledigt werden.
Häufig sich wiederholende Routineaufgaben
•  C-Aufgaben: Geringste Bedeutung, häufig
größter Spaßfaktor. Streichen oder belohnen.
•  HA: Prioritätenliste für eine Woche erstellen
Mindmap = „Gedankenkarte“
Tagesplanung
Modul 2: Sitzung 1
Aufmerksamkeitsspanne und Ablenkbarkeit
•  Ablenkung durch Außenreize und Gedanken  kurze
Aufmerksamkeitsspanne, Fähigkeiten werden nicht
optimal genutzt
•  Ziel: Aufmerksamkeitsbrüche wahrnehmen und
kontrollieren  Verringerung dysfunktionaler
Arbeitsgewohnheiten, höhere Arbeitseffizienz
•  Typische Ablenkbarkeitssituation der letzten Woche
wählen: ablenkende Gedanken, Handlungen,
Ereignisse benennen
•  Bewertung für jeden Impuls, ob wirklich wichtig und
sofort umgesetzt werden musste
•  Vor- und Nachteile von Kontrollstrategien zur
Verringerung der Ablenkbarkeit besprechen
•  Individuelle Aufmerksamkeitsspanne mittels Stoppuhr
bei unattraktiver Aufgabe erfassen
Modul 2: Sitzung 1
•  HA: 1. Erfassung der individuellen
Aufmerksamkeitsspanne mittels Stoppuhr
•  2. Übung zur Kontrolle der Ablenkbarkeit
–  Stoppuhr auf Aufmerksamkeitsspanne mit Signalton
einstellen
–  A-Aufgabe beginnen
–  Ablenkende Impulse notieren, Aufgabe fortsetzen
–  Bei Signal, Arbeit unterbrechen und überlegen, welche
der Impulse sofort umgesetzt werden müssen
–  Arbeit wieder aufnehmen. Vorgang so lange
wiederholen, bis die Aufgabe erledigt ist
–  Ziel: Zunehmend dem Drang, ablenkenden Impulsen
nachzugeben, widerstehen und auf relevante
Aufgaben fokussieren
–  Belohnung nach erfolgter Übung. Bereits vor Beginn
der Aufgabe festlegen
Zusammenfassung
•  ADHS betrifft ca. 3% der Erwachsenen und ist damit
eine ernstzunehmende Störung
•  Im Entwicklungsverlauf sind lebensgeschichtlich
ungünstige Erfahrungen sowie Komorbiditäten
häufig
•  ADHS begünstigt direkt und indirekt das Auftreten
von Delinquenz sowie von anderen Störungen
•  Die Diagnose im Erwachsenenalter ist aufwändig
und erfolgt auf der Grundlage von Anamnese,
Verlauf, Labordiagnostik und Testpsychologie
•  Die Therapie des ADHS im Erwachsenenalter erfolgt
multimodal
•  Medikamentöse Behandlungen führen in über 50%
der Fälle zu einer Verbesserung der Symptomatik
•  Psychotherapeutische Ansätze in der Gruppe und in
der Einzeltherapie sind in der Erprobung und
vielversprechend
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