Sexualität – eine Orientierungshilfe Evangelische Gesellschaft f. D. vorgelegt von Jens Bärenfeld 2007 Vorwort Vorab: Eine Orientierungshilfe zum Thema Sexualität hat es nicht leicht. Viele müssen bekennen, dass es schwierig ist in guter, verständlicher Weise über dieses Thema zu reden und die eigene Sexualität zu leben. Da sind auf der einen Seite die biblischen Maßstäbe, die wir als eindeutig gültig für Lehre und Leben anerkennen. Da ist anderseits eine Zeit mit großen gesellschaftlichen Umbrüchen. Ehe und Familie sind heute oft nur noch ein Modell unter vielen für menschliches Zusammenleben und sexualethische Orientierung. Die Sexualisierung unserer Zeit, die uns vor allem über die Medienwelt begegnet, vermittelt eine Fülle von Eindrücken und Einstellungen. Scheinbar wird hier alles gleichberechtigt als Wahlmöglichkeit angeboten, nach dem Motto: Was dir gerade gut tut, das tue. Die Folge ist nicht ein befreiterer Umgang mit der Sexualität für den Einzelnen, sondern eine zunehmende Orientierungslosigkeit. Und da sind vor allem die betroffenen Menschen, die mit Verletzungen auf diesem Gebiet zu kämpfen haben, mit Wünschen und Fragen, mit Hoffnungen und Enttäuschungen. In dieser Situation wollen diese kurzen Ausführungen einige Hilfen für das offene Gespräch geben und uns ermutigen, dieses in einfühlsamer Weise im Bereich unserer Gemeinden und Gemeinschaften und darüber hinaus zu suchen und zu führen. 1. Sehr gute Schöpfergabe „Alles was Gott geschaffen hat, ist gut“ (1.Timotheus 4,4). Um die Frage der Sexualität hilfreich einzuordnen ist es wichtig, diese grundsätzlich als gute Schöpfungsgabe des uns liebenden Gottes zu erkennen. Gott schuf den Menschen als Mann und Frau (1.Mose 1,27). Seine Aussage über die Schöpfung lautet: „Sehr gut“ (1.Mose 1,31). Schön, dass es das andere Geschlecht gibt, als Ergänzung, als Gegenüber, als Hilfe (1.Mose 2,18). Der Mensch ist ein Gemeinschaftswesen. In dieser Aussage ist sowohl die Bejahung der Existenz von Mann und Frau in ihrer Unterschiedlichkeit und Beziehung zueinander, als auch die Bejahung der menschlichen Geschlechtlichkeit eingeschlossen (vgl. Psalm 139,14). Die Bibel beschreibt mit der Ehe einen Rahmen, in dem Sexualität erfüllt erlebt werden kann (so z.B. 1.Mose 2,24f). Andererseits werden die Nöte im Umgang mit Gottes guter Gabe aufgezeigt. Das Versagen des Menschen und seine Erlösungsbedürftigkeit werden angesprochen. Ebenso die Spannung, die dadurch im Umgang mit der eigenen Geschlechtlichkeit und der Beziehung von Mann und Frau vorhanden ist (siehe z.B. 1.Mose 3,7.15f im Zusammenhang des Sündenfalls). Es geht in unserer Zeit darum, weder zu einer Über- noch einer Unterbewertung der Sexualität zu kommen. Diese ist gottgewollter Bestandteil unseres Menschseins. Aus der Bejahung der Sexualität heraus soll es zu einem verantwortlichen Umgang mit Gottes guter Gabe kommen. Hier liegen wichtige Aufgaben in der Erziehungs-, Jugend- und Erwachsenenarbeit. Dies sind z.B.: Die Annahme meines Mann- bzw. Frauseins. Die positive Wahrnehmung meines Körpers und meiner Geschlechtlichkeit als Teil meiner Persönlichkeit (ohne einem falschen Körperkult zu verfallen). Unverkrampfter Umgang in freundschaftlichen Beziehungen zu beiden Geschlechtern, sowie die Frage nach der Prägung durch meine Umwelt und die der Prägung durch Gottes gutes Wort und seine Werte. Sexualität ist eine positive Kraft (Hoheslied 8,6f), nicht einfach ein Trieb, dem wir unterworfen sind, wie z.B. Hunger oder Durst. Bei ausbleibender Befriedigung müssen wir nicht entsprechend sexuell „verhungern und verdursten“. Die Frage des Drängenden, „Triebhaften“ unserer Sexualität hängt weniger mit körperlichen Abläufen zusammen, als viel mehr mit unseren Gedanken, der Bewertung von Eindrücken und unseren Fantasien. Wir müssen nicht zwangsläufig sexuell aktiv sein, um leben, lieben und überleben zu können. Ein bewusst gewähltes (Matthäus 19,12) oder ein eher unfreiwilliges „Singledasein“ ohne sexuelle Betätigung bedeuten nicht zwingend Verlust von Lebensqualität. Es gibt auch die Gabe des Alleinseins (1.Korinther 7,7). Sexualität ist ein Teil unserer Persönlichkeit, aber eben nur ein -zugegeben wichtiger- Teil, neben unserer Beziehungsfähigkeit und der Werte, die diese prägen. Dies gilt für das Verhältnis von Mann und Frau zueinander und zu Gott. Es geht darum, woher ich Lebenserfüllung und Lebenssinn erwarte, wie ich mit Einsamkeit und Gemeinschaft umgehe. Es stellt sich die Frage der Ziele und der Ausrichtung des Lebens. Gerhard Naujokat, ehemaliger Leiter des Weißen Kreuzes, sagt zur Sexualisierung der Öffentlichkeit: „Sie bewirkt paradoxerweise ebenso eine Unter- wie eine Überbewertung der Geschlechtlichkeit: Auf der einen Seite wird sie Thema Nr. 1, auf der anderen eine auf Triebebene vollzogene Teilbefriedigung, die mit der Person selbst nichts mehr zu tun hat.“ 2. Schritte zur Reife Dr. James Dobson, christlicher Familientherapeut: „Fast jeden Abend sehen wir im Fernsehen, wie bildschöne Menschen in die Betten von irgendwelchen fremden Leuten hüpfen, und das sieht alles so aufregend aus.“ Ein Blick in die Medienwelt zeigt uns den „Mythos Sexualität“, ein Bild von Männern und Frauen, die immer Lust haben und diese auch jederzeit ausleben (können). Diesem Bild widersprechen wir. Im christlich-biblischen Menschenbild ist die Sexualität in ein Umfeld eingebettet, das von Treue und Verbindlichkeit, von Verantwortung und Vertrauen geprägt ist. Es geht also nicht darum, dem Menschen beglückende Erfahrungen vorzuenthalten, sondern ihm einen Rahmen zu geben, der ihn nicht mit einem schlechten Nachgeschmack, inneren Verletzungen und einem falschen Leistungsdruck zurücklässt. Partnerschaft bedeutet die Fähigkeit, sich auf einen anderen Menschen intensiv einzulassen. Dies beruht auf der Annahme und Entwicklung der eigenen Persönlichkeit. Darum ist es in der Teenager- und Jugendzeit wichtig, im Bereich der eigenen körperlichen und seelischen Entwicklung zunächst zu einer eigenverantwortlichen Persönlichkeit zu werden. Dann erst kann einem anderen, einem Du verantwortlich begegnet werden. Deshalb sollte bei entstehenden Beziehungen klare Zurückhaltung im sexuellen Bereich gesucht und dem Druck der scheinbar nötigen sexuellen Erfahrung widersprochen werden. Die nicht immer leichte Aufgabe besteht darin, ein gutes Maß an Nähe und nötiger Distanz zu finden. Wirkliche Nähe entsteht durch Kommunikation. Auch beim erwachsenen Menschen ist diese Reife zum Du nicht zwangsläufig vorhanden. Zwanghaftes Denken und Verhalten, Suchtverhalten z.B. im Bereich Pornographie oder häufig wechselnder sexueller Beziehungen, zeigen hier einen Mangel an Reife, bei dem unbedingt begleitende Hilfe gesucht werden sollte. 3. Sexuelle Gemeinschaft und Ehe Da es bei der sexuellen Gemeinschaft (Geschlechtsverkehr, aber auch z.B. „Petting“, d.h. das gegenseitige Stimulieren bis zum Orgasmus) um ein ganzheitliches Geschehen geht, braucht diese Gemeinschaft auch einen ganzheitlichen Rahmen in dem körperliche und seelische Gemeinschaft gesucht und genossen werden kann. Da nicht nur zwei Körper miteinander Umgang haben, sondern hier eine intensive, innere Bindung entsteht, wird in der Bibel die sexuelle Gemeinschaft dem geschützten und exklusiven Bereich der Ehe zugeordnet. Viele behaupten, die Bibel sage nichts Eindeutiges zu diesem Thema. Das stimmt aber nicht, weil Gott diese intimste Form der menschlichen Beziehung sehr ernst nimmt und möchte, dass diese einen hilfreichen, klar bestimmten Lebensraum hat. Vor- und außerehelicher Geschlechtsverkehr wird im Neuen Testament genau wie im Alten Testament als Sünde (Unzucht – griechisch porneia), als Verfehlung gegenüber den guten Gedanken Gottes gesehen und deutlich verurteilt (Matthäus 15,19; 1.Korinther 6,9f; Epheser 5,3-5; 1.Thessalonicher 4,3-5). In Hebräer 13,4 heißt es: „Die Ehe soll geachtet werden und der Geschlechtsverkehr (griechisch koite, Luther: Ehebett) ohne Befleckung (gemeint ist der außereheliche geschlechtliche Umgang). Denn die Unzüchtigen und Ehebrecher wird Gott richten“. Vor- und außerehelicher Geschlechtsverkehr ist somit Unzucht und Ehebruch (vgl. Matthäus 1, 18f). Gleichgeschlechtliche sexuelle Gemeinschaft (Homosexualität), widerspricht der Schöpfungsordnung, in der Mann und Frau aufeinander bezogen sind (1.Mose 2,24). Ausgelebte Homosexualität ist Sünde (3.Mose 18,22; 3.Mose 20,13; Römer 1,26f). Veränderung ist möglich (1.Korinther 6,9.11). Im Alten Testament wird von einer klaren Verantwortung für den guten Umgang mit Sexualität gesprochen (3.Mose 18, 1ff; 2.Mose 22,15f; 5.Mose 22,13ff; 2.Samuel 13,1ff). Jesus Christus bestätigt eindeutig die Ehe (Matthäus 19,4-6 in Bezug zu 1.Mose 2,24f; Matthäus 5,27ff). Das bedeutet ein Ja zur Ehe als öffentlich-rechtlicher Institution und der dorthin zugeordneten sexuellen Gemeinschaft. Dies nicht, weil die Bibel verklemmt wäre, siehe ihre feine, offene Sprache über die Schönheit der Sexualität. Vergleiche Sprüche 5,15-20 (klarer in der Elberfelder Übersetzung oder Gute Nachricht) und das Hohelied Salomos, das gerade die eheliche sexuelle Gemeinschaft feiert. Die Bibel sieht den Inhalt sexueller Gemeinschaft in erfahrener Freude (Sprüche 5,18f), gegenseitig geschenkter Identifikation und Liebe (1.Mose 2,24 – anhangen / ein Fleisch sein; Hohelied 7,11-13, vgl. 2,7) und ermöglichter Fruchtbarkeit (Kinder – 1.Mose 1,28; Psalm 128,3ff). Um dieses leben und erleben zu können, wird der Schutzraum der Ehe geschenkt. Hier können Gottes gute Gaben ohne Angst, Heimlichkeit und auch ohne falsche Scham gelebt werden. Übrigens heißt dies auch, in der Ehe intensiv miteinander lernen und wachsen zu wollen (vgl. 1.Korinther 7,3-5). Hier gilt es eventuell Hilfen in Form von Büchern, Seminaren und Gesprächen in Anspruch zu nehmen. Auch eine gute Beziehung kann besser werden, notvolle Beziehungen können Hilfe und Heilung erfahren. Hier sollten die Verantwortlichen in den Gemeinden für entsprechende Angebote Sorge tragen. Die rechtmäßig und öffentlich geschlossene Ehe vor Gott und Menschen bleibt der Platz für die intensivste Einheit von Mann und Frau nach Leib, Seele und Geist (1.Mose 2,24f). Hier zeigen sich für Christen und gerade auch für die Mitarbeiter in einer christlichen Arbeit die Bejahung der Gültigkeit der Bibel und das Bewusstsein des eigenen Vorbildcharakters für andere, besonders im sexuellen Bereich. Übrigens: Hier sollte die Gemeinde praktisch jüngeren oder auch älteren Paaren (Stichwort „Seniorenehe“) beistehen, die aus finanziellen Überlegungen auf eine Eheschließung verzichten wollen. 4. Verantwortliches Handeln Gott gibt uns mit der Sexualität ein Geschenk, mit der Aufschrift: „Vorsicht – zerbrechlich“. Wer wirklich die Gemeinschaft des Du, des Beschenkens, der Geborgenheit und der Treue für dieses Geschenk sucht, der sollte behutsam und überlegt mit Gottes guter Gabe umgehen (vgl. 1.Thessalonicher 4,3f; 1.Mose 39,7-9). Schnell wird Sexualität z.B. gebraucht, um Macht über einen anderen auszuüben. Der Druck des Partners und der Scheinwerte der Zeit haben hier leider oft zerstörerischen Einfluss. Sexualität sollte nicht „triebhaft“ gelebt werden, sondern verantwortlich und mit „Köpfchen“. Es geht um Liebessexualität, die die guten Ordnungen Gottes anerkennt, um den anderen zu beschenken und selbst beschenkt zu werden. Hierzu gehören Rücksicht und Respekt im Blick auf mein Gegenüber, übrigens auch in der Ehe. Dies bedeutet, die Grenzen des anderen zu achten und seine eigenen Grenzen gegenüber dem anderen selbst zu setzen (vgl. 2.Samuel 13,1ff; 1.Mose 39,7ff; 1.Korinther 7,5). Es bedeutet auch, der eigenen Reifung und Reife Raum zu geben, um behutsam eine Beziehung aufzubauen. Nicht zunächst und primär über den Körper, sondern den anderen wahrzunehmen und zu verstehen und gemeinsame Ziele vor Gott zu entdecken. Im Bereich der Zärtlichkeiten sollte die gegenseitige Schamgrenze respektiert werden. Auch die Vorbildfunktion für andere muss gesehen, besprochen und beachtet werden. Exkurs - Selbstbefriedigung An dieser Stelle kurz ein paar Gedanken zur so genannten „Selbstbefriedigung“ (Masturbation). Wenn Sexualität, wie beschrieben, vor allem ein Beziehungsgeschehen ist und nachrangig eine Funktion, dann ist die Aufgabe reifender Sexualität sich auf ein Du, auf die Begegnung hin zu entwickeln (1.Korinther 7,4). Selbstbefriedigung, das heißt die Reizung der eigenen Geschlechtsorgane, praktizieren die meisten Menschen im Rahmen ihres sexuellen Reifeprozesses. Die Selbstbefriedigung ist gewiss nicht grundsätzlich mit Schäden (im Sinne von Impotenz, Verblödung oder anderen Krankheiten, wie früher behauptet) verbunden. Aber sie ist eine „Ersatzbefriedigung“, bei der man bei sich selber bleibt, und damit Zielverfehlung. Hier wäre es gut, vor allem über die Hintergründe zu sprechen, was z.B. an Einsamkeit oder fehlender Kraft Spannungen zu ertragen, oder vielleicht auch an bestimmten Fantasien (Matthäus 5,27) dahinter steckt. Ein Festhängen in diesem Bereich wirkt sich belastend in einer Beziehung aus. 5. Begleitung in der Gemeinde Die Geschlechtlichkeit ist eine gute Gabe Gottes. Darum muss gerade im Bereich der christlichen Gemeinde darüber gesprochen werden können und das in der richtigen Form. Der verantwortliche Umgang mit der Sexualität braucht ein gutes, offenes Reden darüber, um Orientierung und notfalls Korrektur zu bekommen. Das bedingt Ehrlichkeit und auch die Fähigkeit, eigene Herausforderungen und Begrenzungen zuzugeben. Auch brauchen junge und ältere Paare unterstützende Hilfe, um eine Beziehung vertiefen zu können und sollten selbst auch diese Unterstützung in der Gemeinde suchen. Hier könnten z.B. Gesprächsforen eine Hilfe sein, wo Fragen nach Sexualität, Partnerschaft und Beziehungsaufbau besprochen werden. Menschen in einer gefestigten Beziehung können anderen von ihren Erfahrungen (auch gerade von ihren Fehlern) berichten. Mitarbeiter sollten sich gerade auch für diese Themen schulen lassen und geschult werden. Hier liegt auch die besondere Verantwortung für die jeweilige Gemeindeleitung. Persönliches, vertrauliches Gespräch, Austausch und gemeinsames Gebet, sollten als Hilfe erfahren werden. 6. Heilung von Verwundungen Kaum ein Bereich wirkt sich so stark auf den einzelnen und die Beziehung zu anderen aus wie der Umgang mit der Sexualität. Gottes Gebote bleiben eine ständige Herausforderung (vgl. 1.Korinther 10,12 und Sprüche 24,16). Gemeinde sollte Raum und Atmosphäre geben, dass darüber gesprochen werden kann, dass es in Beziehungen und Ehen Fragen, schwere Zeiten und Versagen gibt. Wo jemand vor Gott und Mensch schuldig geworden ist, sollte man ihm liebevoll, ohne Selbstgerechtigkeit nachgehen (vgl. Jesus in Johannes 8,1ff; Galater 6,1ff). Hier trägt jeder Christ in der Gemeinde und gerade auch die leitenden Mitarbeiter, besondere Verantwortung. Es gilt, Schuld beim Namen zu nennen, damit Heilung geschehen kann. Es gilt dann auch, konkret Hilfe zu suchen und Hilfe zu geben, wie nun mit einem erneuerten Denken und Handeln vor Gott und Mensch gelebt werden kann (Römer 12,2). Verdrängen hilft genau so wenig wie liebloses Verurteilen. Vergebung und Verarbeitung sind entscheidende Schritte für den persönlichen Reifeprozess. Zum Schluss Glaubwürdig, offen und ehrlich für und vor Jung und Alt zu reden und zu leben, das bleibt die Herausforderung des Christseins. Die Gebote und Maßstäbe Gottes sind immer noch aktuell, treffend und helfend, um Orientierung zu bekommen und zu geben. Wir sollen Gottes Geschenk der Sexualität dankbar annehmen, achten und einander ermutigen, dieses in guter Weise zur Entfaltung zu bringen. Hier wollen diese knappen Ausführungen Anregung für weiterführendes und vertiefendes Gespräch sein. Aber genau dieses Gespräch ist dann auch wirklich zu suchen und zu gestalten. Hier wünschen und erwarten wir als EGLeitung von den Verantwortlichen in unseren Gemeinden und Gemeinschaften viel Weisheit und Einfühlungsvermögen. Auf den Punkt gebracht Sexualität – 13 Standpunkte 1. Sehr gut Gott hat den Menschen als Mann und Frau, als geschlechtliches Wesen, geschaffen. Sexualität ist gottgewollter Bestandteil unseres Menschseins. Gottes Urteil lautet: „Sehr gut!“ 2. Reifeprozess Wichtige Aufgabe im persönlichen Reifeprozess ist: das eigene Mann- oder Frausein annehmen und bejahen. Der eigene Körper und die Geschlechtlichkeit sollen positiv wahrgenommen werden. 3. Trieb und Beziehung Sexualität ist nicht einfach ein Trieb, dem der Mensch unterworfen ist und der wie Essen und Trinken befriedigt werden muss, sondern ein Teil des Personseins. Dazu gehören die Beziehungsfähigkeit und die Werte, die das Verhältnis von Mann und Frau zueinander, sowie zu Gott prägen. 4. Single Ein bewusst gewähltes oder ein eher unfreiwilliges „Singledasein“ ohne sexuelle Betätigung bedeuten nicht zwingend Verlust von Lebensqualität. 5. Treue Sexualität muss eingebettet sein in das Umfeld von Treue und Verbindlichkeit, von Verantwortung und Vertrauen. Es geht nicht darum, Menschen beglückende Erfahrungen vorzuenthalten, sondern ihnen einen Rahmen zu geben, der sie nicht mit einem schlechten Nachgeschmack, inneren Verletzungen und konkreter Schuld zurücklässt. 6. Zu frühe Bindung Die Fähigkeit zur Partnerschaft beruht wesentlich auf der Annahme und Entwicklung der eigenen Persönlichkeit. Deshalb ist es für den einzelnen wichtig, sich Zeit zu lassen, um zu einer eigenverantwortlichen Persönlichkeit heranzureifen. Wenn Beziehungen entstehen, sollten beide sich sexuell zurückhalten und dem Druck der scheinbar nötigen sexuellen Erfahrung widersprechen. 7. Sucht Auch bei erwachsenen Menschen zeigen zwanghaftes Denken und Verhalten, Sucht (Pornographie) oder häufig wechselnde sexuelle Beziehungen einen Mangel an Reife. Hier gilt es konkrete Hilfe zu suchen. 8. Ehe Sexuelle Gemeinschaft gehört nach der Bibel in den geschützten und exklusiven Bereich der Ehe. Die rechtmäßig und öffentlich geschlossene Ehe vor Gott und Menschen bleibt der einzige Platz für die intensive Einheit von Mann und Frau nach Leib, Seele und Geist. Die Bibel sieht den Inhalt sexueller Gemeinschaft in erfahrener Freude, gegenseitig geschenkter Identifikation und Liebe (umfassendes Einssein) und ermöglichter Fruchtbarkeit (Kinder). Vor- und außerehelicher Verkehr sind nach der Bibel ausgeschlossen. 9. Vorbild Christen und gerade auch Mitarbeiter in einer christlichen Arbeit sollen die Gültigkeit der Bibel bejahen und sich ihres eigenen Vorbildcharakters für andere bewusst sein, besonders im sexuellen Bereich. 10. Rücksicht Zu einer Liebessexualität, die die guten Ordnungen Gottes anerkennt, gehören gegenseitige Rücksicht und Respekt. Die Schamgrenze sollte miteinander besprochen und beachtet werden. 11. Homosexualität Genau wie vor- und außerehelicher Geschlechtsverkehr, entspricht auch der Evangelische Gesellschaft Telegrafenstr. 59-63 42477 Radevormwald [email protected] www.egfd.de gleichgeschlechtliche sexuelle Umgang nicht der Schöpfungsordnung Gottes. 12. Selbstbefriedigung Selbstbefriedigung ist nicht grundsätzlich mit enormen Schäden verbunden, aber sie bleibt eine „Ersatzbefriedigung“. Ein Festhängen in diesem Bereich wirkt sich belastend in einer Beziehung aus. Die biblische Sexualität ist grundsätzlich auf das Du hin ausgerichtet. 13. Gespräch und Vergebung Der verantwortliche Umgang mit Sexualität braucht ein gutes offenes Reden darüber, um Orientierung und notfalls Korrektur zu bekommen. Wo es zu Schuld vor Gott und Mensch gekommen ist, sollte dem einzelnen liebevoll, ohne falsche Selbstgerechtigkeit nachgegangen werden. Verdrängen hilft genauso wenig wie Verurteilen. Vergebung und Verarbeiten sind angesagt. Material zur Gesprächshilfe: EC Spezial Edition: „Letís talk about sexÖand the Lord“, Dt. Jugendverband Entschieden für Christus, 2004 www.ec-jugend.de