2. Korinther 1,3-7 ( -10) Gepriesen sei der Gott und Vater Jesu Christi, unseres Herrn, der Vater des Erbarmens und der Gott allen Trostes. Er tröstet uns in all unserer Not, damit auch wir die Kraft haben, alle zu trösten, die in Not sind, durch den Trost, mit dem auch wir von Gott getröstet werden. Wie uns nämlich die Leiden Christi überreich zuteil geworden sind, so wird uns durch Christus auch überreicher Trost zuteil. Sind wir aber in Not, so ist es zu eurem Trost und Heil, und werden wir getröstet, so geschieht auch das zu eurem Trost; er wird wirksam, wenn ihr geduldig die gleichen Leiden ertragt, die auch wir ertragen. Unsere Hoffnung für euch ist unerschütterlich; wir sind sicher, dass ihr mit uns nicht nur an den Leiden teilhabt, sondern auch am Trost. (8-10) Wir wollen euch die Not nicht verschweigen, Brüder, die in der Provinz Asien über uns kam und uns über alles Maß bedrückte; unsere Kraft war erschöpft, so sehr, dass wir am Leben verzweifelten. Aber wir haben unser Todesurteil hingenommen, weil wir unser Vertrauen nicht auf uns selbst setzen wollten, sondern auf Gott, der die Toten auferweckt. Er hat uns aus dieser großen Todesnot errettet und rettet uns noch; auf ihm ruht unsere Hoffnung, dass er uns auch in Zukunft retten wird. 1. Gott tröstet Gott tröstet. Deswegen rühmen wir ihn, den Vater des Erbarmens und den Gott allen Trostes. Paulus macht es uns vor, indem er sich in die lange Kette der Trostbedürftigen zu allen Zeiten einreiht. Und wir dürfen uns mit einreihen. Anders können wir ihn nicht loben, als dass wir unsere Trostund Gottes-Bedürftigkeit bekennen. Bei vielen Menschen kennen wir nur ihre gepflegte und strahlende Außenseite. Und für andere sind wir selbst vielleicht ebenso glänzend unnahbar. Aber in Wirklichkeit sind wir alle trostbedürftig - und das macht uns liebenswürdig. Das macht uns auch abhängig von einander und von Gott. Trost ist eines unserer Lebensmittel von Anfang an. Wenn ein Mensch zur Welt kommt muss er sofort getröstet werden. Unser erstes deutliches Lebenszeichen ist ein Schrei nach Trost. Und das bleibt so, bis wir ins Grab sinken. Gelobt sei Gott, der uns tröstet vom ersten bis zum letzten Atemzug. Nun muss ich uns am besten gleich sagen, dass Gott auch einen Widersacher hat. Der möchte auch trösten. Auch der Teufel tröstet. Er tröstet möglicherweise sogar mit frommen Worten, denn er ist ein Bibelkenner. In einer Welt, die betrogen sein will, läuft viel falscher Trost herum. So ist es denn kein Zufall, dass in unserem Text so stark von Gott die Rede ist. Daran hängt eben alles, dass Gott selbst uns tröstet und nicht dessen Nachahmer. Alles andere sind denn auch nur Trösterchen: vielleicht hochprozentige, oder kalorienreiche, oder PS-mächtige, oder die Blicke, die einen sexuellen Kick versprechen, oder der interessante Stoff und Schnitt, der unsere äußere Erscheinung hebt – jeder hat da so seine Vorlieben und unser Wohlstand hat die Auswahl an Trösterchen gewaltig erweitert. Unterhaltsames, Genussreiches, Schönes, Neues, erstaunlich ist das Angebot und für jeden bietet sich gleich eine Auswahl von Trostversprechen. Das Angebot von Trost dagegen hat sich nicht vergrößert. Nicht seit dem Tag, an dem Jesus Christus von den Toten auferstand und das Grab leer blieb. Seit dem Tag ist kein einziger neuer Trost dazugekommen. 2. Wie Gott tröstet Gott tröstet, indem er uns seine Nähe erfahren lässt. Er tröstet uns, indem er nicht stumm und verborgen bleibt. Gott tröstet als der Vater unseres Herrn Jesus Christus. Unser Trost ist, dass er unser Gott ist und wir seine geliebten Kinder. Gottes Trost ist keine billige Geste, kein hingesagtes Wort. Gott schickt seinen Sohn in den Mangel und in die Not dieser Welt. Er gibt sich hinein in die trostlose Gottesferne, als er sterbend schreit: Mein Gott, mein Gott, warum hast du mich verlassen. So gibt sich Jesus als Weizenkorn in die Erde. Wir können uns den Schmerz des Vaters um den gequälten Sohn nicht vorstellen. Er ist uns zu groß, denn es ist Gottes eigener Schmerz und er hat mit allem Dunkel der Welt zu tun. Aber unser Schmerz wird getröstet von seinem Schmerz und unser Leid verwandelt wenn wir ihn im Leid erfahren. Gelobt sei Gott der Vater unseres Herrn Jesus Christus, der Vater der Barmherzigkeit und Gott allen Trostes. Er erweist sich als Gott des Trostes, in dem er seinen Sohn nicht im Tod lässt, sondern aus dem Grab holt. Gottes Trost ist, dass das Grab leer ist. Ich habe es immer wieder bei Krankennhausbesuchen erlebt: „Kopf hoch, wird schon wieder!“ Auch bei Todkranken: „Wird schon wieder!“ Auf die Trostbedürftigkeit eines Menschen legt die eigene Trostlosigkeit einfach schnell den Deckel: „Wird schon wieder!“ Und bei Trauergesprächen vor Beerdigungen kommt raus, dass niemand mit dem Sterbenden über seinen Tod gesprochen hat. „Nein, wir wollten ihm doch nicht die Hoffnung nehmen!“ Jemandem die Wahrheit zu sagen, heißt ja nicht einfach zu sagen, du wirst bald sterben, sondern ihm von Jesus zu erzählen. Welche Trostlosigkeit – ohne Jesus. Paulus schreibt hier nicht an einem theologischen Lehrbuch. Er erzählt aus seinem Leben. Dies ist ein sehr persönlicher Brief. Er wird den Korinthern einige Kapitel später noch auflisten, wie oft er gesteinigt worden ist, ausgepeitscht wurde, Schiffbruch erlitten hat, im Gefängnis saß, einsam und verfolgt, hungrig und mittellos war. In all dem geht es nicht um ihn, sondern um Jesus. „Er tröstet uns in all unserer Not, damit auch wir die Kraft haben, alle zu trösten, die in Not sind, durch den Trost, mit dem auch wir von Gott getröstet werden. Wie uns nämlich die Leiden Christi überreich zuteil geworden sind, so wird uns durch Christus auch überreicher Trost zuteil.“ Vor einem Jahr war ich seit 2 Wochen wieder nach meiner Operation zu Hause – und konnte nicht mehr sprechen und wusste nicht wirklich, ob ich wieder predigen können würde. Aber ich wusste, dass wir auch in der Not nicht auf den Tod blicken müssen, oder auf irgendein Leid, sondern immer auf Jesus. Gott haben wir zu rühmen, weil er uns in Jesus tröstet. 3. Gottes Trost weist über das Leid hinaus Gott erweist seiner Allmacht nicht darin, dass er all unserem Leid und Tod ein Ende macht. Er verbannt nicht den Mangel und die Schuld aus dieser Welt. Jesus nimmt sie leidend auf sich. Es soll niemand mehr sagen: er sei ein Gott, der alles kann und nichts tut. Er überwindet Leid und Tod indem er leidet und stirbt. Wir wünschen uns das anders. Aber auch wenn wir Mühe haben, zu begreifen, dass Gott so unsere Erlösung schafft: es ist dies unsere einzige Rettung dass Gott seinen Sohn zu uns schickt und wie ein Samenkorn in die diese Erde bringt. Dadurch ist der Tod besiegt, die Sünde vergeben und alles Leid begrenzt. Denn am Ende steht der Jüngste Tag und seine neue Welt. Gelobt sei Gott, der dieser Welt auf sich genommen hat, den Tod besiegt und am Ende alles neu macht. Die Gefahr des Leidens besteht darin, dass es uns eingeredet, es gebe für uns keinen Ausweg mehr: diese Schmerzen werden immer bleiben. Ich bin so allein und verlassen. Das ist so und das bleibt so. Ich habe alles falsch gemacht und nun ist alles aus. Die Gefahr von Leid und Not ist die Resignation. Ich sehe dann nicht mehr, dass Gott für mich ist da ist. Der Traurige oder Leidende hat keine Zukunft mehr, nur noch Vergangenheit. Gelobt sei Gott, der Vater Jesu Christi, der uns die Zukunft aufgemacht hat. Er hat Sünde und Tod besiegt. Mangel und Not sind nicht endgültig. Paulus spricht vom Trost Gottes in aller unserer Not. Da können wir alles rein packen: verhauene Klassenarbeiten und die Beule am Auto, Krankheit und Arbeitslosigkeit, Unfälle und Schwermut, Einsamkeit und Schmerzen, Missachtung und Armut. Wir gehen nicht unbelastet und unbeschädigt durch diese Welt, die nicht nur an Schönheit, sondern ebenso an Nöten reich ist. Jesus geht mit, alle Tage. Und er gibt uns ein Amt: Zu trösten und zu ermutigen, wie er uns tröstet und ermutigt. Amen