§3 Ein wenig Kombinatorik Definition i) Zu jedem n ∈ N definiere n! = 1 · 2 · 3 · · · n Saubere Definition ist induktiv 1! = 1 (Konvention: 0! = 1) (n + 1)! = n!(n + 1) ii) Für n ∈ N und k ∈ (N ∪ {0}) mit 0 ≤ k ≤ n setze n! n 1 · 2···n (n − k + 1) · (n − k + 2) · · · n = = = k k!(n − k)! (1 · 2 · · · k)(1 · 2 · · · (n − k) 1 · 2···k Beachte n n n n = = 1, = 1, n−k k n 0 Satz 1 i) Es gibt 2n Teilmengen der Menge {1,2,....,n} ii) Es gibt n! Anordnungen der Elemente von {1,2,....,n} iii) Es gibt iv) Es gibt n! (n−k)! n k Anordnungen von k Elementen aus {1,2,....,n} k-elementige Teilmengen von {1,2,....,n} 15 §3 Ein wenig Kombinatorik Bemerkung Teilmengen sind ungeordnet, demnach {1, 4} = {4, 1} Anordnungen sind geordnet, also a, b = b, a {1, 2, ...., n} kann durch eine beliebige n-elementige Menge ersetzt werden. Die zwei Seiten von N • Ordinalzahlen : durchzählen • Kardinalzahlen : Mächtigkeit von endlichen Mengen (Anzahl der Elemente = Mächtigkeit) Beweis von Satz 1 i) - iii) zu i) Sind anschaulich/heuristisch zu verstehen Wir werden die heuristischen und die auf der vollständigen Induktion basierenden rigorosen Argumente geben. Heuristisch: Bei jedem Element von {1, 2, ...., n} ist eine Entscheidung zu treffen: • in der Teilmenge • nicht in der Teilmenge z.B. bei n = 4 1 2 3 4 drin aus aus drin Wie viele Entscheidungen (Kombinationmöglichkeiten)? 2 · 2 · 2 · 2 = 24 Rigoros: Setze zur Abkürzung Z(n) = Anzahl der Teilmengen von {1, 2, ...., n}. Wir werden zeigen: • Z(1) = 2 • Z(n + 1) = 2 · Z(n) Gemäß des Prinzipes der vollständigen Induktion liefert das i). Zur Induktionsverankerung, die Teilmengen der Menge {1} sind und {1}, also Z(1) = 2 16 §3 Ein wenig Kombinatorik Zum Induktionsschritt, sei M eine Teilmenge von {1, 2, ...., n}, dann sind M, M ∪ {n + 1} (1) Teilmengen von {1, 2, ...., n + 1}. Sei M eine von M verschiedene Teilmenge von {1, 2, ...., n}, dann sind M , M ∪ {n + 1} (2) Teilmengen von {1,2,....,n+1} und die 4 Teilmengen in (1) und (2) sind paarweise verschieden. Daraus folgt Z(n + 1) ≥ 2 · Z(n) Jede Teilmenge M̃ von {1, 2, ...., n + 1} ist von der Form M oder M ∪{n + 1}, wobei M eine Teilmenge von {1, 2, ...., n} Daher gilt Z(n + 1) ≤ 2 · Z(n) zu ii) Dies ist Spezialfall von iii) für k = n zu iii) Heuristisch: Wie bekommen wir eine Anordnung von k Elementen aus {1, 2, ...., n}? Man wählt sukzessive Elemente aus der Menge. Beim ersten Glied hat man n Wahlmöglichkeiten, beim zweiten n − 1, etc. Insgesamt hat man n · (n − 1) · . . . · (n − k + 1) = n · (n − 1) · . . . · 1 n! = (n − k) · . . . · 1 (n − k)! Kombinationen. Rigoros: Z(n, k) = Anzahl der Anordnungen von k Elementen aus {1, 2, ...., n}, unser Ziel lautet: Z(n, k) = n! für n ∈ N , k ∈ N , k ≤ n (n − k)! Dies folgt aus Prinzip der vollständigen Induktion nach k ≤ n aus: • Z(n, 1) = n • Z(n, k + 1) = (n − k) · Z(n, k) 17 §3 Ein wenig Kombinatorik zu iv) Anzahl der k-elementigen Teilmengen von {1, 2, ...., n} n Z̄(n, k) = k Anzahl der Anordnungen von k Elementen aus {1, 2, ...., n} Z(n, k) = n! (n − k)! gemäß iii) Anzahl der Anordnungen einer k-elementigen Menge Z(k) = k! gemäß ii) für n = k Es gilt Z(n, k) = Z̄(n, k) · Z(k) (∗) und daher Z̄(n, k) = n! 1 Z(n, k) = · = Z(k) (n − k)! k n k Warum gilt (∗)? Wie kann man zu einer Anordnung von k Elementen aus {1, 2, ...., n} gelangen? Durch zwei Schritte: • Auswahl einer k-elementigen Teilmenge M von {1, 2, ...., n} Auswahlmöglichleiten: Z̄(n, k) • Anordnung der Elemente von M Auswahlmöglichkeiten: Z(k) Daher Z(n, k) = Z̄(n, k) · Z(k) 18 §3 Ein wenig Kombinatorik Korollar 1 n i) k ∈N ii) n n n + ... + + = 2n n 1 0 n n k k=o Beweis von Korollar 1 zu ii) Es gilt n = Anzahl k-elementige Teilmengen von {1, 2, ...., n} gemäß Satz1 k und 2n = Anzahl Teilmengen von {1, 2, ...., n} Daher n n k=0 k = 2n Satz 2 (Binomischer Satz) (a + b)3 = (a + b)(a + b)(a + b) = aaa + aab + aba + abb + baa + bab + bba + bbb = a3 + 3a2 b + 3ab2 + b3 Wir erkennen (a + b)n = n Z(n, k)an−k bk k=0 wobei Z(n, k) = Anzahl der Worte aus {a,b} der Länge n, die genau k-mal b enthalten Wir bemerken nun Z(n, k) = Anzahl der k-elementigen Teilmengen von {1, 2, ...., n} Satz1 = n k 19 §3 Ein wenig Kombinatorik Diese eineindeutige Beziehung ist gegeben durch: Sei M eine k-elementige Teilmenge von {1, 2, ..., n}, betrachte das Wort mit i-ter Buchstabe = b wenn i ∈ M a sonst mit i = 1, 2, ..., n Das Pascal’sche Dreieck ist ein Algorithmus zur Berechnung der Binomialkoeffizienten: 0 1 0 1 2 0 2 1 2 3 0 3 1 3 2 3 0 1 2 1 ⇒ 3 1 1 1 1 2 3 Das Funktionieren dieses Algorithmus drückt sich in folgendem Lemma aus: Lemma 1 Es gilt n+1 n n = + k+1 k+1 k Beweis von Lemma 1 n n + k+1 k = n! n! + k! · (n − k)! (k+1)!·(n−k−1)! = (k + 1) · n! + (n − k) · n! (k + 1)! · (n − k)! = (n + 1) · n! (k + 1)! · (n − k)! = (n + 1)! (k + 1)! · ((n + 1) − (k + 1))! = 20 n + 1 k+1 1 3 1 §4 Teilbarkeit und Rationale Zahlen Definition 1 i) Die ganzen Zahlen Z sind definiert als Z = N ∪ {0} ∪ {−n|n ∈ N} = {..., −2, −1, 0, 1, 2, ...} ⊂ R ii) Die Rationalen Zahlen Q sind definiert als Q={ m |m ∈ Z, n ∈ N} ⊂ R n Satz 1 Q ausgestattet mit +, · aus R genügt den Körperaxiomen und den Anordnungsaxiomen Korollar 1 (aus Satz 2) Es existiert kein r ∈ Q mit r2 = 2 Satz 2 Seien a, b ∈ N. Dann gilt a n b ∈N⇒ a ∈N b Beweis Korollar 1 Angenommen, es gäbe ein r ∈ Q mit r2 = 2 Nach Definition 1ii) existieren daher b ∈ N, a ∈ Z mit r= a a , also ( )2 = 2 b b Ohne Beschränkung der Allgemeinheit sei a > 0 (a = 0 ist ausgeschlossen. Im Falle a < 0 setze ã = −a). Also a∈N 21 §4 Teilbarkeit und Rationale Zahlen Gemäß Satz 2 folgt aus ( ab )2 = 2 a ∈N b Das ist ein Widerspruch, da es kein m ∈ N gibt mit m2 = 2 Für m = 1 gilt 12 = 1 < 2 Für m > 1 gilt m ≥ 2, m2 ≥ 22 = 4 > 2 Bemerkung Aufgrund von Korollar 1 ist Q eine unbefriedigende Beschreibung der Zahlengerade, mit der wir messen wollen. Betrachte ein rechtwinkliges, gleichschenkliges Dreieck mit der Kantenlänge 1. Der Satz von Pythagoras liefert dann a2 = 12 + 12 = 2 Aber nach Korollar 1 gibt es kein solches a in Q Definition 2 Seien a, b ∈ N. Dann heißt b Teiler (T) von a, falls es ein q ∈ N gibt mit a=q·b Lemma 1 Seien a, b ∈ N. Dann existieren q, r ∈ N ∪ {0} mit a = q · b + r und 0 ≤ r < b 22