ADHS und PS bei Jugendlichen- wie passt das zusammen?

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ADHS und PS bei Jugendlichenwie passt das zusammen?
Univ. Prof. Dr. Kathrin Sevecke
Gliederung
I.
Persönlichkeitsstörungen bei Jugendlichen
II. ADHS bei Jugendlichen
III. ADHS und PS
IV. Implikationen für Diagnostik und Behandlung
2
Gliederung
I.
Persönlichkeitsstörungen bei Jugendlichen
II. ADHS bei Jugendlichen
III. ADHS und PS
IV. Implikationen für Diagnostik und Behandlung
3
Fallbeispiel 1: C., 16a
•
Momentan stationär an KJP
•
Rez. Suizidale Krisen, zuletzt mehrere
Kurzaufenthalte, auch im
Unterbringungsbereich
•
2. Aufenthalt in therapeutischer WG in
Innsbruck, „zuhause klappt es einfach nicht“
– Eltern Akademiker
•
Somatisch und hirnorganisch keine path.
Befunde
•
Neurokognitive Leistungsdiagnostik: oberer
Durchschnittsbereich
– Gymnasium 2013 abgebrochen
– Derzeit kein Ausbildungsverhältnis
4
Fallbeispiel 2: C., 16a
•
Klinische Symptomatik:
– Mass. SV an beiden UA und OS (Rasierklingen, Zigaretten)
– Ritualisierte SV zum Spannungsabbau (vorher Duschen, besondere
Musik)
– 2 Suizidversuche, chron. Suizidgedanken ohne Konkretisierung
– Hochgradige Affektlabilität, Affektregulation kaum möglich
– Impulsivität
– Gefühle von innerer Leere
– Identitätsstörung: ausgeprägt instabiles Selbstbild, wenige rasch
wechselnde Ziele
– Depressive Episoden mit Anhedonie, soz. Rückzug,
Antriebsminderung
– On/off-Beziehung mit jungem Mann, bindet diesen mit
Suiziddrohungen an sich, vorher in lesbischer Beziehung
– Cannabis-Konsum zum Spannungsabbau („funktioniert aber nicht so
gut wie Sex“)
– Wutausbrüche, verlässt Visitengespäche schreiend
•
Beginn d. Symptomatik m. 13 Jahren
5
Fallbeispiel 3: C., 16a
•
16-jährige junge Frau mit dem
Vollbild einer Borderline-PS
•
Bestätigung durch SKID-II, AIDA
•
Erster Kontakt mit KJP (mit ähnlich
ausgeprägter Klinik!) mit 13 Jahren
•
2012 Diagnose:
– F43.2 Depressive
Anpassungsstörung mit Borderline
Persönlichkeits-entwicklungsstörung
bei bekanntem ADHS
6
„He who must not be named“?
•
C. erfüllt klinisch 9 von den geforderten 9
Kriterien für eine Borderline-PS nach DSM-5,
erfüllt auch im korrespondierenden
strukturierten klinischen Interview (SKID-II) alle
geforderten Kriterien
– Symptomatik verursacht mass.
Leidensdruck
– behindert die Entwicklung
•
Warum bekommt C. mit 13 Jahren die Diagnose
F43.2 Depressive Anpassungsstörung mit
Borderline Persönlichkeitsentwicklungsstörung bei ADHS?
•
Warum soll man die Störung nicht beim Namen
nennen?
Larrivee, Dialogues Clin Neurosci. 2013
7
Mögliche Erklärung: 2 hartnäckige Mythen
•
2 grundlegende Irrtümer verhinderten
lange eine vernünftige Diskussion:
•
Persönlichkeit ist ab dem Erreichen der
Volljährigkeit (18. Geburtstag) stabil, nur
vorher findet Entwicklung (deshalb
Persönlichkeits-entwicklungsstörung)
statt, möglicherweise eine Entwicklung
„zum guten“
•
Eine PS stellt für Betroffene ein
lebenslanges „Schicksal“ dar und ist nur
sehr eingeschränkt therapier- bzw.
veränderbar
Schmeck, 2008
Sevecke, 2010, 2011, 2013
8
Persönlichkeit im Kindes- und Jugendalter?
9
Persönlicher Stil vs. Persönlichkeitsstörung
Jede Person eigenen charakteristischen persönlichen Stil des
Verhaltens & emotionalen Erlebens
- per se nicht pathologisch  Persönlichkeitsstörungen extreme Variante der normalen
Verteilung von Persönlichkeitsmerkmalen
pathologisch, wenn schwerwiegenden Beeinträchtigung:
Interpersonellen Beziehungen
Affekt-Regulation + Impulskontrolle
Sozialen Adaptation
Schulische/berufliche Leistungsfähigkeit
10
Persönlichkeit – ein Begriff aus der
Erwachsenenforschung
„charakteristisches Muster von
relativ konstant
Gedanken, Gefühlen und Verhalten, das
über den
eine Person einzigartig macht“
Lebenslauf
 neuere Ergebnisse :
• früh empirisch nachweisbar,
ab 4. Lebensjahr
• Persönlichkeitsentwicklung über
Lebensspanne
11
DSM-IV & DSM-5
Symptome
Sensitiv
Impulsiv
Zwanghaft
Eifersüchtig
Unverantwortlich
Perfektionistisch
Kalt
Ausbeuterisch
Ängstlich
Distanziert
Verführerisch
Besorgt
affektarm
arrogant
klammernd
Spezifische
Paranoid
Persönlichkeits-
Schizoid
störungstypen
Schizotyp
Cluster
Beeinträchtigung
PersönlichkeitsStruktur
A
Borderline
Zwanghaft
Antisozial
Histrionisch
ängstl.vermeidend
Narzisstisch
Dependent
B
C
Mangelnde Anpassung
in Selbstregulation und interpersonellen Beziehungen
12
12
Dimensional-kategoriales Hybridmodell im
DSM-5
•
Bekannte kategoriale Klassifikation des DSMIV-TR mit 3 Clustern und 10 verschiedenen PS
–
–
Erheblicher Mangel an Reliabilität
Erheblicher Mangel an Validität untereinander
•
•
–
•
Hohe Überlappung der vermeintlich spezifischen
Kriterien
Extreme Heterogenität von Patienten mit der
gleichen PS-Diagnose
Persönlichkeitsforschung nicht berücksichtigt
•
Seit 15 Jahren Diskussion um ein alternatives
Modell
Alternatives Modell als zusätzliches Tool
enthalten, bekanntes kategoriales Modell
weiterhin gültig
•
ABER: Altersbeschränkung aufgehoben!!!
13
14
15
Epidemiologie: Verläufe im Längsschnitt
•
50% - 70% aller erwachsenen
psychiatrischen Patienten weltweit waren
im Jugendalter bereits symptomatisch
Jones 2013, Copeland 2011, Kessler 2007, Kim-Cohen 2003
•
Trennung in „KJP-Welt“ und „ErwachsenenWelt“ mittels 18. Geburtstag macht in Kenntnis
epidemiologischer Längsschnittdaten keinen
Sinn!
•
Aber: Symptome sind im Längsschnitt häufig
wenig stabil („heterotypic continuity“)
•
Besonders Persönlichkeitsstörungen
zeigen hohe kurzfristige Stabilität aber
geringe Stabilität über längere Zeiträume
von bspws. 10 Jahren
Schmeck, Schlüter-Müller 2009
16
Borderline-PS im Jugendalter
•
Punktprävalenz im Jugendalter ca. 1,5%
Johnson, 2008
•
„Heavy User“: 10% aller ambulanten, bis
zu 50% der stationären Diagnosen
Kaess, 2014
•
Diagnosegruppe in KJP mit schlechtestem
psychosozialem Outcome und niedrigster
Lebensqualität
Kaess, 2014
•
Diagnostische Stabilität im Jugendalter
vergleichbar mit Erwachsenenalter
Kaess, 2014
•
Natürlicher Verlauf: onset in Pubertät,
peak in später Adoleszenz, danach lineare
Abnahme
Cohen, 2005
17
Borderline-PS im Jugendalter
•
Diagnostische Stabilität bei kategorialer
Diagnosestellung nicht sehr hoch: 85%
der Erwachsenen „remittieren“ nach 10
Jahren, 99% nach 16 Jahren
Gunderson, 2011; Zanarini, 2012
•
Aber: negative psychosoziale
Auswirkungen bleiben stabil!
–
„Diagnostic features decline, functional
impairment is absolutely flat!“
Andrew Chanen, Basel 2014
•
Subklinische Formen sind ähnlich
behandlungsbedürftig, werden bei
kategorialer Diagnosestellung aber nicht
erfasst, dimensionale Modelle
wünschenswert
Zimmerman 2012, Chanen 2013, Kaess 2014
18
Gliederung
I.
Persönlichkeitsstörungen bei Jugendlichen
II. ADHS bei Jugendlichen
III. ADHS und PS
IV. Implikationen für Diagnostik und Behandlung
19
Diagnose und Behandlung komorbider Störungen
Persönlichkeitsstörung
20
ADHS im DSM-5: Neuerungen
•
„Neurodevelopmental Disorder“
bzw. „Störung der neuronalen und
mentalen Entwicklung“
•
Erstmanifestation vor dem 12.
Lebensjahr
•
ASD kein Ausschluss
•
Erkrankung mit
Lebenszeitperspektive:
– Kriterien für Erwachsenenwelt
beschrieben
– Erwachsene und Jugendliche >17 Jahre
benötigen weniger Kriterien zum
Erfüllen der Diagnose
21
Verlauf
• Verlauf:
– ca. 50-70% der Fälle persistieren ins Jugendalter
– Davon persistieren 50-70% der Fälle ins Erwachsenenalter
Spröber 2013
• Metaanalyse von follow-up Daten:
– 15% Persistenz in das 25. LJ (alle Kriterien nach DSM-4)
– 65% Persistenz in das 25. LJ (Kriterien für „in partieller Remission“)
Faraone 2006
• Selbst Patienten in partieller Remission zeigen im Vergleich zu
Kontrollgruppen schlechteres psychosoziales Outcome im Längsschnitt
Faraone 2006
22
ADHS: Besonderheiten der Therapie im Jugendalter
•
Anspruchsvolle Entwicklungsaufgaben, Eigenverantwortung
•
Autonomiefindung vs. chronische Erkrankung
– Infrage Stellen der Diagnose und bisherigen Therapie
•
Selbstmedikation (Cannabis), geringe Motivation zu Abstinenz oder
Konsumreduktion
•
Suchtartiges Computer/Videospiel u. Internet-Verhalten
•
Komorbide Phänomene:
– Störungen des Sozialverhaltens 40%
– Affektive Störungen 50%
– Angststörungen 50%
– Persönlichkeitsstörungen ??
23
Paradigmenwechsel im DSM-5
• ADHS wurde zur Erkrankung mit
Lebenszeitperspektive
• Altersbeschränkung für PS wurde
aufgehoben
• ADHS (aus klassischer Sicht eine
Erkrankung des Kindesalters) und
PS (aus klassischer Sicht eine
„Erwachsenen-Erkrankung“)
rücken näher zusammen!
• Zusammenhang klinisch und in
Forschung schon längst bekannt!
24
Gliederung
I.
Persönlichkeitsstörungen bei Jugendlichen
II. ADHS bei Jugendlichen
III. ADHS und PS
IV. Implikationen für Diagnostik und Behandlung
25
ADHS + PS: prospektive Längsschnittdaten
• 52,1% der ADHS Patienten (7.-11.LJ) entwickelten PS
zwischen 16.-26.LJ
– 13,5% BPS (vs. 1,2% KG, OR=13,6)
– auch andere PS (paranoid, antisozial, ängstlich vermeidend)
– Rate bei den Pat. besonders hoch, deren ADHS ins Jugendalter
persistierte
Miller 2008
Miller, J Clin Psychiatry, 2008
26
Daten aus Erwachsenen-ADHS Stichproben
•
372 erwachsene ADHS- Patienten
(33+/-10 Jahre) aus deutscher
Spezialambulanz
– Am häufigsten Cluster B:
•
•
•
•
35,2% histrione PS,
29,8% narzisstische PS,
27,2% BPS
Nur 5.7% antisoziale PS
Jacob 2007
•
60 erwachsene ADHS-Patienten aus
deutscher Spezialambulanz
– 25% mind. eine PS
– 21,7% ängstlich vermeidende PS, 18,3%
BPS
– Schweregrad d. kindl. ADHS war mit
häufigerem Auftreten von PS assoziiert
Mathies 2011
27
ADHS als Risikofaktor
• Titel:
„Severity of childhood Attention-Deficit Hyperactivity
Disorder - A risk factor for Personality Disorders in adult life“
• Autoren:
Matthies, S., van Elst, L.T., Feige, B., Fischer, D., Scheel, C.,
Krogmann, E., Perlov, E., Ebert, D., & Philipsen, A.
• Erschienen:
2010, Heft 25(1), S. 101-114
28
Ergebnisse: Häufigkeit der PS-Cluster
29
Daten aus BPS-Stichproben
•
Borderline Patienten wurden retrospektiv
nach ADHS in Kindheit oder Jugend befragt
(WURS)
– 59.8% Hinweise auf ADHS
Fossati 2002
•
118 BPS-Patienten retrospektiv nach ADHS in
Kindheit sowie emotionalem Missbrauch in
Kindheit befragt
– 41% berichteten über ADHS in
Kindheit
– ADHS in Kindheit signifikant mit
emotionalem Missbrauch &
massiverer BPS-Symptomatik im
Erwachsenenalter assoziiert
Philipsen, 2008
30
Daten aus Gefängnissen
• Signifikanter Zusammenhang
zwischen ADHS, Störung des
Sozialverhaltens bzw. früher
antisozialer PS:
Abram, 2003; Rösler 2004, 2009; Sevecke 2008;
Plattner 2011; Stadler 2012
• Schlechte Prognose: „Early
Starter“: ADHS + SSV vor dem 10.
LJ
– männliches Geschlecht, reduziertes
Angsterleben, reduzierte
Impulskontrolle, frühe Delinquenz,
Antisoziale PS
31
32
Komorbidität von ADHS und PS innerhalb der
JVA - Stichprobe
A
D
H
S
n (%)
BPS n=40
Unaufmerk.
20 (50)
Hyperaktiv.
29 (72,5)*
(p=0,03)
f
r
ü
h
e
r
Impulsiv.
25 (62,5)**
(p=0,01)
ADHS total
23 (57,5)*
(p=0,05)
Signifikanzen bezogen auf die jeweilige Stichprobe ohne BPS bzw. ASPS (Chi-Quadrat-Test)
33
Größte Studie: USA
• NESARC: USA-weite
epidemiologische Studie
•
34.000 Probanden
• Durchschnittsalter 18,4 Jahre
•
Achse 1/2- Störungen, in dieser
Publikation Fokus auf ADHS
– Lebenszeitprävalenz ADHS: 2,5%
– Komborbidität ADHS & PS: 62,8%
• Komorbidität ADHS und BPD: 33,69%
• BPD in Kontrollgruppe: 5,17%
Bernardi 2012
34
Zwischenconclusio
• Zahlreiche epidemiolog.
Studien (prospektiv,
retrospektiv, BPS-Samples,
ADHS-Samples, forensische
Samples) belegen enge
Verwobenheit von ADHS &
PS
– speziell von ADHS & BPS
– Speziell von ADHS & ASPS
Wie kann man sich das
erklären?
35
2 Zusammenhänge
• „Common Ground“
– Gemeinsame Neurobiologische Grundlagen
– Gemeinsame Umweltfaktoren
– Gemeinsame Neuropsychologische Muster
• Entwicklungsbedingt:
– schwere chronische psychische Erkrankung behindert
Entwicklungsaufgaben
• Identität
• Soziale Rolle
• Soziales Kommunizieren
36
Common Ground: gemeinsame Risikofaktoren
• Genetik: bei beiden Störungen
ähnlicher genetischer
Hintergrund
– holländische Zwillingsstudie:
ADHS+BPS 50% Heritabilität! Distel 2011
• Umweltbedingungen:
– Niedriges Geburtsgewicht,
Rauchen in SS
Mathies 2014
• Missbrauchserfahrung in
Kindheit: kindliches ADHS erhöht
Wahrscheinlichkeit Philipsen 2008
• Mobbing: kindliches ADHS erhöht
Wahrscheinlichkeit Lereya 2013
37
Impulsivität und Emotionsregulation
Impulsivität:
ADHS
– Gefordertes Kriterium für ADHS und
für BPS
– Kriterienbeschreibung nach DSM-5
überschneidet sich weitgehend!
• Unterscheidung zwischen „BorderlineImpulsivität“ und „ADHS-Impulsivität“
klinisch nicht möglich!
Mathies 2014
Emotionale Dysregulation:
Aufmerksamkeitsdefizit
Motorische Unruhe
Desorganisation
BPS
Impulsivität
Emotionale Instabilität
Spannungszustände mit
Regulation durch SV
Wiederholte Suizidalität
– Kriterium für BPS
Dissoziative Symptomatik,
paranoide Symptomatik
– Kein Kernkriterium für ADHS, aber
als „Zugehöriges Merkmal“ im DSM5 explizit erwähnt
Bemühen, Verlassenwerden zu
vermeiden
38
Kaskade ADHS + BPS?
•
gemeinsame Genetik bzw. Vulnerabilität
•
•
•
Impulsivität
Emotionale Dysregulation
Ungünstige Umweltbedingungen (Trauma,
Mobbing, Eltern auch ADHS?)
–
Gen-Umwelt Interaktion
•
ADHS
•
ADHS-Symptomatik erhöht Risiko für
traumatische Erfahrungen
•
schwere chronische psychische Erkrankung
behindert Entwicklungsaufgaben
–
–
–
•
Identität
Soziale Rolle
Soziales Kommunizieren
BPS im Jugendalter
•
schwere Verlaufsform?
39
....Entwickelung hin zu PS
•
schwere chronische psychische
Erkrankung (wie ADHS) kann zu
Beeinträchtigung der PersönlichkeitsEntwicklung und dem Ausbilden einer
PS führen
•
Z.B. Ramklint 2002
• Innsbrucker Daten:
– Retrospektive Längsschnittstudie:
1000 ehemalige KJP Patienten 25
Jahre nachverfolgt
– 17,2% der ehemaligen KJP
Patienten entwickelten eine PS im
Erwachsenenalter
Fuchs 2014
40
Fazit für Praxis
• Jugendliche Patienten mit PS
– an nie diagnostiziertes ADHS
denken!
• Jugendliche Patienten mit ADHS
– an Persönlichkeits-Pathologie
denken!
• In Abhängigkeit davon
Behandlung optimieren…
41
Gliederung
I.
Persönlichkeitsstörungen bei Jugendlichen
II. ADHS bei Jugendlichen
III. ADHS und PS
IV. Implikationen für Diagnostik und Behandlung
42
Behandlung
• Spezifische Behandlungsansätze:
– Transference Focused Psychotherapy-A (TFP-A)
– Advanced Integrative Therapie (AIT)
– Mentalisierungsbasierte Therapie A (MBT-A)
– Dialektisch-Behaviorale Therapie A (DBT-A)
– HYPE
43
Diagnose und Behandlung komorbider Störungen
44
45
Botschaften an die Patienten: Psychoedukation
• Deine Erkrankung ist wie eine
Welle, die anschwillt, groß und
heftig wird, aber nach einer
gewissen Zeit wieder verebbt.
• So ist der Verlauf bei den
allermeisten Menschen mit einer
Borderline-PS.
• Wir müssen jetzt, wo die Welle
heftig und stark ist, gut
zusammenarbeiten.
• Eine Borderline-PS kann man gut
behandeln, aber deine Mithilfe
ist entscheidend.
46
Conclusio: Persönlichkeitsstörungen
• Diagnose von PS im Jugendalter möglich und sinnvoll
• Missverständnisse verhinderten bisher neutrale Diskussion
• Langzeitverlauf: „Diagnostic features decline, functional
impairment is absolutely flat!“
• Früherkennung und Behandlung ist Chance für Betroffene sowie
für Entstigmatisierung des Störungsbildes
47
Conclusio: ADHS
•
Störung der neuronalen und mentalen
Entwicklung mit Lebenszeitperspektive
–
–
50-70% Persistenz in Jugend
Davon 50-70% Persistenz ins
Erwachsenenalter
•
Klinische Symptomatik ändert sich im
Jugendalter
•
Autonomiefindung vs. chronische
Erkrankung
•
Erkrankung verhindert, dass Jugendliche ihr
Potential ausschöpfen
•
Komorbiditäten mitdenken!
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keypoints
1.) Komorbide Persönlichkeitspathologie ist
häufig
2.) Muss diagnostisch erfasst werden
3.) Ist mit entscheidend für Prognose und
Lebenszufriedenheit
4.) Muss mit behandelt werden
49
50
51
52
DANKE
...für Ihre Aufmerksamkeit!
Univ. Prof. Dr. Kathrin Sevecke
[email protected]
53
Studien zu Komorbiditäten von
ADHS & Persönlichkeitsstörungen
•
Biederman et al. & Fischer et al.: 12-21% Antisoziale PS bei ADHS-Kindern
•
Manuzza et al.: 32% Antisoziale PS bei ADHS Jungen vs. 8% ASPS bei gesunden
Jungen im Alter von 18 Jahren
•
Rösler et al.: APS & ADHS bei 21.1% männlicher Straftäter; Straftäterinnen mit
ADHS: 63.6% eine Borderline PS (ohne ADHS: 25% BPS), 54.5% eine vermeidende PS
(ohne ADHS: 29%)
•
Fossati et al.: Erwachsene mit BPS zeigten zu 60% ADHS in der Kindheit
•
Philipsen et al.: bei schweren BPS-Pat. 41% kindl. ADHS; in 16% persistierende
ADHS-Symptomatik
•
Fischer et al.: follow-up 20 Jahren: 12% (0%) histrionische, 18% (7%) passivaggressive, 14% (3%) Borderline Traits
54
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