29. August, Samstag: Richtersveld, Gannakouriep – Springbok Die Sonne scheint schon wieder wunderbar und wir sind früh startbereit, denn es liegt ein langer Tag vor uns. Um 08:10 Uhr kommen wir los, verabschieden uns noch bei Alfred und winken unseren südafrikanischen Nachbarn zu. Denn auch letzte Nacht kamen keine weiteren Gäste dazu, obwohl es immer hieß, alle Camps sind ausgebucht. Unsere heutige Fahrtstrecke: Auf dem ersten Fahrtstück auf der R16, die wir auch gekommen sind, geht es ziemlich oft gerade aus mit einigen Kilometern Rüttelpiste dazwischen, dann wieder leicht bergauf und bergab. 1 Wir sehen wieder Schafe und Ziegen und das Zelt des Schäfers, das vor den schimmernden Bergen liegt. In der Ferne leuchten weiß-rosa Quartzberge hell in der Sonne und davor liegen Hügel mit schwarzem Gestein. Am Abzweig nach 12,8 km beim Schild Helskloof treffen wir auf einen einsamen Fahrradfahrer aus Rosh Pinah Namibia. Er erzählt uns, dass er zu einer Gruppe gehört, die mit sechs Fahrzeugen unterwegs ist und er voraus fährt. Er schwitzt schon ganz schön, denn selbst kurzärmelig ist es sehr warm. Als er weiterfährt, ist er schnell unseren Augen entschwunden, so schnell fährt er, obwohl es bergauf geht. Wir fahren praktisch auf einer Hochebene. 2 Wir sehen immer wieder andere Blumen und wundern uns, wie diese in diesem Sand und Geröll wachsen können. Sie sind ganz klein, zart und kurz und es scheint, als ob das Köpfchen ohne Stengel aus dem Sand wächst. Da wir immer wieder zum Fotografieren stehen bleiben, holen wir den Fahrradfahrer nicht mehr ein. Nach 21,4 km kommen wir an eine T-Kreuzung, an der zwei Schilder stehen: RT14 Helskloof gerade-aus und Kokerboomkloof, Gannakouriep, Richtersberg RT16/RT7 sozusagen zurück, wo wir her gekommen sind und auf der gegenüber liegenden Straßenseite weist noch ein Schild zur RT13 nach Sendelingsdrift und De Hoop hin. Mittlerweile sind bereits zwei Stunden vergangen. 3 Nach 22,5 km ab Gannakouriep beginnt ein sehr schlechter Weg. Es handelt sich weniger um Waschbrett, als um Teilstrecken mit Geröll und festen Felsbrocken. Oft weiß man gar nicht, wie man zwischen den hohen Steinen durchkommen soll. Deshalb steige ich aus, um Dieter zu lotsen. Es geht stetig bergauf. Auf den Hängen schimmert es rötlich, denn es wachsen hier in dieser Gegend viele Aloen. Gut, dass so gut wie kein Verkehr ist. Einmal kommt uns ein Fahrzeug von KEA entgegen, ansonsten sind wir alleine unterwegs. Nach 26,4 km haben wir die Anhöhe erreicht und haben einen herrlichen Blick auf die Berge und den kurvenreichen Weg, den wir gekommen sind. 4 In der Ferne sehe ich einen Klippspringer. Er ist sehr schlecht zu erkennen zwischen den vielen Büschen. Da kommt ein Buggie mit Einheimischen, auf dem auch auf der Ladefläche Leute sitzen. Diese müssen ganz schön durchgeschüttelt werden. Hier oben weht ein starker Wind, so dass Dieter nur mit Stativ Aufnahmen machen kann. Jetzt sind wir bereits drei Stunden unterwegs. Dann geht es immer weiter in langen Kurven bergauf. Ein Fahrzeug von Bushlore überholt uns, als wir gerade wieder anhalten. Die Leute fahren ganz schön schnell auf dieser Piste. Sicherlich ist ein so großes Allradfahrzeug besser für diese Fahrt geeignet, aber dennoch haben wir das Gefühl, dass die Fahrer von gemieteten Fahrzeugen nicht so aufpassen, wie wir es mit dem eigenen Fahrzeug tun. Endlich haben wir den Helskloof Pass erklommen und nun geht es in großen Kurven bergab. Da man doch sehr aufpassen muss, dass man sich keinen Reifen an den scharfkantigen Steinen kaputt macht, fahren wir langsam. 5 In dieser Region des Richtersveld Nationalparks sind große Flächen mit Pearson Aloen (Pearson’s Aloen, Aloe pearsonii) bewachsen. Es ist eine recht ungewöhnliche Aloenart, die ebenfalls ausschließlich im Richtersveld Nationalpark und im Süden von Namibia vorkommt. Der Beiname „pearsonii“ erinneret an den Botaniker und ersten Direktor des Südafrikanischen botanischen Instituts. Diese Sukkulente ist am ganzen Stamm reich verzweigt und bildet dichte Büsche mit einem Durchmesser von bis zu 2 Meter. Die Pflanze wird bis zu 2 m hoch. Die lanzenförmigen Blätter biegen sich nach unten und färben sich bei Trockenheit rötlich-bräunlich. Ansonsten sind sie grün. Die Pflanze blüht im Januar und Februar und bildet dann leuchtend gelbe, orange oder rote Blüten aus. Als es nur noch 2 km zum Gate sind, halten wir zu einem kleinen Stehpicknick an. Nun überholen uns die sechs Fahrzeuge in einem Tempo, das Staub aufwirbelt, und auf Auto einem hängt das Fahrrad des Namibiers hinten dran. Ein anderes Fahrzeug hat sogar ein Kanu auf dem Dach. Nach 41 km und fünf Stunden Fahrt erreichen wir das Helskloof Gate, wo wir unser Exit Permit vorweisen und den Park verlassen. Wir haben noch die 23 km Sandstraße bis Alexander Bay vor uns, die nur das erste Stück bis zur Kreuzung, an der es nach Kuboes geht, sehr schlecht ist und dann besser wird, wo man mit etwa 70/h fahren kann. 6 Eine halbe Stunde später erreichen wir die Teerstraße, die kurz vor dem ersten Abzweig nach Alexander Bay beginnt. Fahrerwechsel. Nachdem Dieter die Schwerstarbeit geleistet hat, fahre ich nun das leichte Stück auf der Teerstraße über Port Nolloth nach Springbok. Wie auch auf der Hinfahrt begegnen uns bis Port Nolloth weniger als 20 Fahrzeuge. Überholt werde ich nur von einem Minibustaxi und zwei weiteren Fahrzeugen. Nach 192 km erreichen wir das Ortsschild von Port Nolloth und verlassen den Ort um 15:50 Uhr. Die Teerstraße ist gut, geht über lange Strecken immer geradeaus, mal bergauf, dann wieder bergab, und immer so weiter. Nach 285 km erreichen wir die N7, auf die wir nach rechts abbiegen müssen. Es geht wieder über den Anenous Pass, bevor wir Steinkopf erreichen. Um Steinkopf ist uns noch in Erinnerung ist die Straße sehr schlecht mit vielen Schlaglöchern. Um 17:30 Uhr kommen wir nach 336 km in unserem Gästehaus Kleinplasie in Springbok an. Ein herrlicher, aber anstrengender Tag liegt hinter uns. 7