Einführung in die Wirtschaftswissenschaften – Volkswirtschaftslehre Teil I (Kap. 1 – 7) Dr. Horst Baier Universität Osnabrück 04.05.2012 Dr. Horst Baier Seite 1 Agenda 1. Was ist Volkswirtschaftslehre? 2. Wie hat sich die Volkswirtschaftslehre entwickelt? 3. Märkte und Arbeitsteilung als Basis unseres Wohlstandes 4. Angebot, Nachfrage und Marktgleichgewicht 5. Nachfrage und Konsumverhalten 6. Angebot und Produktionsentscheidungen 7. Unvollständiger Wettbewerb: die Welt von Monopolen und Kartellen Dr. Horst Baier Seite 2 8. Volkswirtschaftliche Gesamtrechnung 9. Theoretische Grundlagen der Makroökonomie 10. Konsum und Investition 11. Der Geldmarkt 12. Der Arbeitsmarkt 13. Funktion des Staates für eine funktionierende Volkswirtschaft 14. Wettbewerbspolitik 15. Konjunktur- und Wachstumspolitik 16. Inflation, Geldpolitik und Funktion von Notenbanken 17. Wirtschaftspolitik in der offenen Volkswirtschaft 18. Volkwirtschaftslehre jenseits des 19. Jahrhunderts Seite 3 Ihr Dozent Studium der Volkswirtschaftslehre in Kiel und Osnabrück, Abschluss 1988 1988-1996: Controller HDI Versicherungen 1996-2002: Stadt Braunschweig, Leiter Controlling, Finanzen, Verwaltungsmodernisierung 2002 Promotion an der TU Braunschweig 2002-2008: Stadt Salzgitter, Leiter Zentrale Steuerung, nebenamtlicher Geschäftsführer Versorgungs- und Verkehrsgesellschaft mbH 2008-März 2012: Stadt Osnabrück, Finanzvorstand nebenamtlicher Geschäftsführer Osnabrücker Beteiligungs- und Grundstücksentwicklungsgesellschaft mbH seit 22. März Bürgermeister der Samtgemeinde Bersenbrück Dr. Horst Baier Seite 4 Literatur Bofinger, P.: Grundzüge der Volkswirtschaftslehre, Eine Einführung in die Wissenschaft von Märkten, 2. Auflage, München 2007 Edling, H.: Volkswirtschaftslehre Schnell erfasst, 3. Auflage, Berlin 2010 Homann, K.: Ökonomik, Eine Einführung, 2. Auflage, Tübingen 2005 Mussel, G.: Volkswirtschaftslehre, 3. Auflage, München 2002 Mankiv, N.; Taylor, M.: Grundzüge der Volkswirtschaftslehre, 4. Auflage, Stuttgart 2008 www.wagner-berlin.com Dr. Horst Baier Seite 5 Was ist Volkswirtschaftslehre? Kennzeichen der Methode der VWL: • • • • Kosten-Nutzen-Überlegungen bei Knappheit Effizienzgedanke rationale Entscheidungen und Gleichgewicht als Idealbild unterstellt Arbeit mit Theorien und Modellen vergleichsweise unreife Wissenschaft viele strittige Ergebnisse (konkurrierende Schulen) Nebeneinander von normativen und positiven Problemen • • • Positive Probleme: Wie funktioniert etwas? Wovon hängt was ab? (Bsp.: Was passiert mit der nachgefragten Menge, wenn der Preis von Butter um 20% steigt?) Normative Probleme: Was ist richtig? Was soll getan werden? Wer ist verantwortlich? (Bsp.: Was ist eine gerechte Einkommensverteilung? Ist 1% mehr Arbeitslosigkeit schlimmer als 1% mehr Inflation? Wer ist Schuld an der Finanzkrise?) Normative Fragen fügen den (im Prinzip auflösbaren) faktischen Kontroversen (naturgemäß strittige) normative Kontroversen hinzu. Kapitel 1: Was ist Volkswirtschaftslehre? Dr. Horst Baier Seite 6 Definitionen von Volkswirtschaftslehre (bzw. Nationalökonomie oder Ökonomik) u.a. Jean Baptiste Say (1767-1832) „Ökonomik ist die Wissenschaft von der Wirtschaft.“ Lionel Robbins (1898-1984) „Ökonomik ist die Wissenschaft, die menschliches Verhalten untersucht als eine Beziehung zwischen Zielen und knappen Mitteln, die unterschiedliche Verwendung finden können.“ Karl Homann (2005) „Die Ökonomik befasst sich mit Möglichkeiten und Problemen der gesellschaftlichen Zusammenarbeit zum gegenseitigen Vorteil.“ Objekt der Volkswirtschaftslehre nach Walter Eucken (Nationalökonom,1891–1950) in Kurzfassung: „Was wird wofür, wann, wie und wo produziert?“ Kapitel 1: Was ist Volkswirtschaftslehre? Dr. Horst Baier Seite 7 Volkswirtschaftslehre ist eine Wissenschaft, die sich mit der Funktionsweise von Märkten beschäftigt Märkte haben folgende Funktionen: Trabant 601: Produktionszeitraum 1964-1990 Sie sorgen für eine Güterversorgung, obwohl die Anbieter nicht vollständig über unsere individuellen Kaufwünsche informiert sind Sie setzen Anreize zur Entwicklung immer besserer Güter und Dienstleistungen Sie begrenzen normalerweise den Wettbewerb und wirtschaftliche Macht Sie zwingen Unternehmen zur günstigen Produktion und steigert damit den Wohlstand Sie bewirken dass Güter vorrangig von den Konsumenten erworben werden die ihnen den höchsten Wert zumessen Koordinations- und Informationsfunktion von Märkten (oder „unsichtbare Hand“ laut Adam Smith 1776) Kapitel 1: Was ist Volkswirtschaftslehre? Seite 8 Volkswirtschaftslehre untersucht auch die Gründe für Marktversagen Arbeitsamt Hannover 1929 Märkte haben folgende Schwachstellen: Trabant 601: Produktionszeitraum 1964-1990 Einkommen werden nach Leistung und Knappheit von Gütern verteilt. Für Menschen mit geringer Leistungsfähigkeit und nicht nachgefragten Kenntnisse bestehen Armutsrisiken. Bei Gütern ohne Preise und ohne konkurrierenden Konsum gibt es keinen Markt Märkte neigen zur Kartell- und Monopolbildung zur Ausschaltung des Wettbewerbs ausgeprägte zyklische Schwankungen können zur irrationalen Überhitzung oder zu zerstörerischen Ergebnissen führen mit Massenarbeitslosigkeit und Geldentwertung technische Innovationen haben positive aber auch zerstörerische Wirkungen die Abkoppelung der Finanz- von den Wirtschaftmärkten kann zu nicht mehr beherrschbaren Entwicklungen führen ohne Ordnungsrahmen funktionieren Märkte nicht Kapitel 1: Was ist Volkswirtschaftslehre? Seite 9 Beispiel für eine Spekulationsblase: Tulpenmanie 1637 Bei der Großen Tulpenmanie in Holland im 17. Jahrhundert wurden Tulpenzwiebeln zum Spekulationsobjekt. Es handelt sich um die erste gut dokumentierte Spekulationsblase der Wirtschaftsgeschichte, die am 7. Februar 1637 platzte. die begehrten Tulpen wurden mit hohen Margen verkauft und lockten Quereinsteiger und Abenteurer ins Geschäft Von 1635 an dealten die Spekulanten mit Tulpen-Derivaten, es gab Anteilsscheine auf Tulpen-Zwiebeln und handelbare Bezugsrechte Die Preise explodierten und stiegen von 1634 bis 1637 auf das über Fünfzigfache an. In Amsterdam wurde ein komplettes Haus für drei Tulpenzwiebeln verkauft. Der höchste Preis für die wertvollste Tulpensorte, Semper Augustus, (Bild oben) lag Anfang 1637 bei 10.000 Gulden für eine Zwiebel (Jahresverdienst Zimmermann ca. 250 Gulden) Nach extremen Preissteigerungen fielen die Preise ab dem 7. Februar 1637 um über 95 Prozent. Viele Menschen waren auf einen Schlag ruiniert: "Edelleute, Kaufleute, Handwerker, Schiffer, Torfträger, Schornsteinfeger, Knechte, Mägde, Trödelweiber, alles war von gleicher Sucht befallen", berichten die Annalen. Kapitel 1: Was ist Volkswirtschaftslehre? Seite 10 VWL in Bezug zu anderen Wissenschaften Philosophie (Ethik) Medizin und Biologie Soziologie (Neurowissenschaft) menschliche Entscheidungs -strukturen normative VWL (Wohlfahrtsökonomik), Menschenbild Psychologie Politologie Verhaltensökonomie Entwicklungsökonomie, Funktion Staat VWL Markt als sozialer Ort homo sociologicus Rahmenbedingungen u. Zusammenhänge BWL Gestaltung des Ordnungsrahmens Recht empirische VWL (Ökonometrie) Modellierung Mathematik Kapitel 1: Was ist Volkswirtschaftslehre? Statistik Dr. Horst Baier Seite 11 Grundfragen der Volkswirtschaftslehre Kapitel 1: Was ist Volkswirtschaftslehre? Seite 12 VWL im Berufsleben „reine“ VWLer • in großen Unternehmen, Banken, Forschung, öffentlicher Dienst, Finanzdienstleister, internationale Organisationen, Kammern und Verbänden, Forschung und Lehre und sonstigen Institutionen VWL als Zusatzqualifikation (für BWLer) • • • • besseres Verständnis der wirtschaftlichen Rahmenbedingungen tieferes Verständnis für unternehmensübergreifende Fragen (Branchenebene, Tarifverhandlungen etc.) besseres Verständnis der Wirtschaftspolitik übergreifende Blickweise auf das Zusammenwirken von Staat, Wirtschaft, Verbänden, Politik, Gewerkschaften im Kontext einer internationalen Verflechtung Kapitel 1: Was ist Volkswirtschaftslehre? Dr. Horst Baier Seite 13 Historische Entwicklung der Schulen in der VWL – Methodenstreit und kein Ende! Adam Schmith Keynes Schumpeter Leon Walras Hayek Karl Marx Alfred Marshall Kapitel 2: Entwicklung der Volkswirtschaftslehre Samuelson Dr. Horst Baier Seite 14 Stammbaum der Volkswirtschaftslehre Kapitel 2: Entwicklung der Volkswirtschaftslehre Dr. Horst Baier Seite 15 Hedonismus oder Stoizismus als Grundprinzip des Handelns? Wie kann die Diskrepanz zwischen Verlangen und Befriedigung, Nachfrage und Angebot geschlossen werden? Hedonismus der Griechen und Römer: alle Dinge, die wir uns wünschen sind in Reichweite, mehr ist besser, Schulden sind erlaubt Gordon Gekko: „Gier ist gut. Gier ist richtig. Gier funktioniert.“ Kapitel 2: Entwicklung der Volkswirtschaftslehre Dr. Horst Baier Programm der antiken Stoiker: die Nachfrage soll so verringert werden, dass sie dem Angebot entspricht. Erziehung zur Beschränkung der Bedürfnisse. Diogenes in der Tonne: „Die Freiheit ist umso größer, je weniger man hat“. Seite 16 Zusammenhang zwischen Wohlstand und Zufriedenheit Development, Freedom, and Rising Happiness A Global Perspective (1981–2007) R. Inglehart, R. Foa, C. Peterson, C. Welze Seite 17 Warum das Huhn die Straße überquert? Seit Jahrhunderten beschäftigt diese Frage die großen Denker aller Zeiten. Aristoteles: Es ist die Natur von Hühnern, Straßen zu überqueren. A. Smith: Es wird von der »unsichtbaren Hand« geleitet. Platon: Für ein bedeutenderes Gut. Martin Luther King: Ich sehe eine Welt, in der alle Hühner frei sein werden, Straßen zu überqueren, ohne dass ihre Motive in Frage gestellt werden. Freud: Allein die Tatsache, dass Sie sich überhaupt mit der Frage beschäftigen, dass das Huhn die Straße überquerte, offenbart Ihre unterschwellige sexuelle Unsicherheit. Moses: Und Gott kam vom Himmel herunter, und Er sprach zu dem Huhn: »Du sollst die Straße überqueren.« Und das Huhn tat, wie ihm geheißen, und es gab ein großes Frohlocken. Kapitel 2: Entwicklung der Volkswirtschaftslehre Dr. Horst Baier Seite 18 Marx: Es war historisch unvermeidlich. Schopenhauer: Das Huhn kann zwar wissen, was es will, aber nicht wollen, was es will. I. Kant: Es handelt nach derjenigen Maxime, von der es zugleich will, dass sie allgemeines Gesetz werde. Keynes: In the long run, we all will cross the street. Hayek: Es ist das Ergebnis eines Entdeckungsverfahrens. Schumpeter: Das Huhn betrachtet das Überqueren der Straße als einen Prozess der schöpferischen Zerstörung. Machiavelli: Das Entscheidende ist, dass das Huhn die Straße überquert hat. Wer interessiert sich für den Grund? Die Überquerung der Straße rechtfertigt jedes mögliche Motiv. Buddha: Mit dieser Frage verleugnest du deine eigene Hühnernatur. Kapitel 2: Entwicklung der Volkswirtschaftslehre Dr. Horst Baier Seite 19 Gestaltung der Welt als letzter Sinn von Ökonomik (= normative Ökonomik) Smith: Wie kann der Wohlstand gefördert werden? Marx: wie kann eine gerechte Verteilung des Wohlstandes erreicht werden? Keynes: wie kann die katastrophale Arbeitslosigkeit in der Weltwirtschaftskrise bekämpft werden? Hayek: wie beeinträchtigen verfehlte Vorstellungen über soziale Gerechtigkeit die Funktion von Märkten und die Bildung von Wohlstand? Eucken: wie kann vermieden werden, dass Interessengruppen die Bedingungen für eine produktive Entwicklung unterminieren? Buchanan: wie kann Fehlentwicklungen im Staatssektor (z.B. Bürokratie) entgegengewirkt werden? Friedman: wie bekommt man das Problem der Geldentwertung (Inflation) in den Griff? Samuelson: wie kann ein stabiles Wirtschaftswachstum gestaltet werden? .. funktioniert nur wenn Erklärungen für wirtschaftliche Zusammenhänge vorliegen (= positive Ökonomik) Kapitel 2: Entwicklung der Volkswirtschaftslehre Dr. Horst Baier Seite 20 Der Ökonom als Wirtschaftspolitiker und Berater Normative Aussagen (verändern die Welt) • • • beinhaltet moralische Wertung oder unbedingte Aufforderung: etwas wird als legitim oder gut (oder schlecht) bewertet oft erkennbar an dem Schlüsselwort „sollen“ oder „dürfen“ erfordert Orientierungswissen („Was muss/darf man tun?“) Positive Aussagen (erklären die Welt) • • Sachzusammenhänge (z.B. Gesetzmäßigkeiten, Prognosen), die wahr oder falsch sind und überprüft werden können erfordert Verfügungswissen („Wie funktioniert die Welt?“) Sowohl normative als auch positive Aussagen können strittig oder nicht entscheidbar sein • • normativ: Gültigkeit ist strittig („Mindestlöhne sind ein Gebot der Menschenwürde“) positiv: Wahrheitsgehalt ist strittig („Mindestlöhne führen zu Arbeitslosigkeit“) Kapitel 2: Entwicklung der Volkswirtschaftslehre Dr. Horst Baier Seite 21 Volkswirte können hinterher immer wunderbar die Entwicklung von Märkten analysieren, scheitern aber an verlässlichen Prognosen ! Kapitel 2: Entwicklung der Volkswirtschaftslehre Dr. Horst Baier Seite 22 Voraussetzungen für eine funktionierende Gesellschaft Gesellschaft Moral, Anstand, Kultur und Empathie Wettbewerb, Konkurrenz, Egoismus und „Gier“ Regulierung und staatliche Rahmenbedin gungen Kapitel 2: Entwicklung der Volkswirtschaftslehre Dr. Horst Baier Seite 23 Märkte und Arbeitsteilung als Basis unseres Wohlstandes Märkte führen Anbieter und Nachfrager so zusammen, dass sehr geringe Informations- und Transaktionskosten entstehen der Preismechanismus sorgt dabei für eine „Gleichgewicht“ von Angebot und Nachfrage, d.h. die Pläne von Anbietern und Nachfragern werden in optimaler Weise aufeinander abgestimmt in der Regel ist der Austausch über den Markt für Anbieter und Nachfrager mit Vorteilen verbunden. Handel ist eine win-win-Situation. Nachfrager und Anbieter wollen über den Handel ihre Zielvorstellungen umsetzen die Grundlagen werden in einer mikroökonomischen Betrachtung dargestellt. Dem liegt eine abstrakte Vorstellung von einem idealtypischen Markt, ein Marktmodell, zugrunde. Der Markt ist ein Auktionator. Anbieter und Nachfrager tasten sich an ein Gleichgewicht heran (Tâtonnement). Leon Walras Kapitel 3: Märkte und Arbeitsteilung Dr. Horst Baier Seite 24 Preis-Mengen-Diagramm: der Klassiker in der VWL P = Preis Annahmen zum Marktmodell (Marshall und Walras): Gut = eine Qualität (Homogenität der Güter) , d.h. bei einem Gut mit beispielsweise 3 Qualitätsgruppen spricht man von drei verschiedenen Märkten vollständige Konkurrenz vollständiger Informationsaustausch zwischen allen Teilnehmern (Markttransparenz) keine räumliche und zeitliche Ausdehnung, d.h. keine Transportaufwendungen (Punktmarkt) keine nicht modellierbaren individuellen Präferenzen (z.B. Freundlichkeit der Bedienung). Ceteris paribus (latenisch: „Alles Andere bleibt gleich“) Kapitel 3: Märkte und Arbeitsteilung Dr. Horst Baier x = Nachfrage Verhalten Anbieter: P x(A) Verhalten Nachfrager: P x(N) Seite 25 Wie wird ein Aktienkurs ermittelt? Kurs in € Durch limitierte Börsenaufträge (Verkaufs- und Kauforder) kann der Wert einer Aktie ermittelt werden. Der „markträumende Preis“ liegt bei 123 €. Nachfrage in Stück Kapitel 3: Märkte und Arbeitsteilung Dr. Horst Baier Seite 26 Marktgleichgewicht und -ungleichgewicht Märkte streben gemäß der Theorie immer vom Ungleichgewicht zum Gleichgewicht: P (€) Angebotsüberhang p2 sind die Preise zu hoch, gibt es wenig Nachfrage und ein Angebotsüberhang die Produzenten müssen die Produktion einschränken oder die Preise senken sind die Preise zu niedrig, wird viel nachgefragt, die Produzenten reagieren mit Preiserhöhung oder Angebotsausweitung Kapitel 3: Märkte und Arbeitsteilung p* p1 Dr. Horst Baier Nachfrageüberhang Bier (l) Seite 27 Volkswirte diskutieren gerne Kurven Bsp. Angebotskurve (analog für Nachfragekurve): die im Markt angebotene Menge hängt von vielen Variablen ab: Preis, Faktorkosten, Rohstoffkosten, Produktionstechnologie … • q=f(r,w,P,t …) die Angebotskurve geht nur auf das Verhältnis von angebotener Menge und Preis ein • • Preisänderung bedeutet eine Bewegung entlang der Angebotskurve jede andere Änderung („Schock“) bedeutet eine Verschiebung der Angebotskurve, solange sie zu gegebenen Preis zu einer Änderung der angebotenen Menge führt exogene (unabhängige) Variablen: angenommen oder in Daten vorgefunden endogene (abhängige) Variablen: abhängig von anderen Variablen innerhalb des Modells, d.h. sie werden im Modell bestimmt Bsp.: • • f(x)=y x = exogen, y = endogen Nachfragekurve, Angebotskurve: Preis exogen, Menge endogen Kapitel 3: Märkte und Arbeitsteilung Dr. Horst Baier Seite 28 Volkswirtschaftslehre arbeitet mit Modelle und der „ceteris paribus“ - Annahme Modelle vereinfachen die Wirklichkeit und sind immer selektiv Ein gutes Modell ist nicht so realistisch wie möglich, sondern lässt alles weg, was für den Untersuchungszweck irrelevant ist. Modelle dienen der Darstellung von Zusammenhängen Jedes Modell dient dazu, zu verstehen, wie eine oder mehrere endogene Variablen von einer oder mehreren exogenen Variablen abhängt. • bei einer einzelnen Kurve in einem zweidimensionalen Graphen geht es immer um den Zusammenhang zwischen einer exogenen (Ursache) und einer endogenen (Wirkung) Variable Beispiel Nachfragekurve: • Wie viele Kinokarten werden für jeden angenommenen Preis nachgefragt? Der Preis ist exogen (angenommen), die nachgefragte Menge endogen (ergibt sich im Modell). • eine Veränderung einer weiteren exogenen Variable (also einer, die nicht auf einer der Achsen steht wie z.B. Einkommen, Preise weiterer Güter …), führt zu einer Verschiebung der Kurve Kapitel 3: Märkte und Arbeitsteilung Dr. Horst Baier Seite 29 Beispiel für eine modellhafte Abbildung der Nachfrage: die Nachfragekurve Kurve gibt Auskunft über den Zusammenhang zwischen 2 Variablen (x und y bzw. Preis und Menge) Kurve gilt nur, solange alle anderen Bedingungen (Einkommen, Preise weiterer Güter, Präferenzen, …) gleich bleiben „ceteris paribus“ (c.p. = „wenn alles andere gleich bleibt“) Wenn sich die Bedingungen ändern, ändert sich auch die Kurve (Drehung, Verschiebung etc.) Kapitel 3: Märkte und Arbeitsteilung Dr. Horst Baier Seite 30 Fazit: Ein Markt erfüllt viele positive Funktionen Preisbildungsfunktion Markträumungsfunktion Verteilungsfunktion der Güter (vs. Rationierung im Extremfall) Allokationsfunktion der Produktionsfaktoren Anreizfunktion für Innovationen Effizienzfunktion Marktsphären Kapitel 3: Märkte und Arbeitsteilung Dr. Horst Baier Seite 31 Arbeitsteilung und Wohlstand Die Arbeitsteilung steigert nach Adam Smith die Produktivität der Arbeit. Dies hat unter anderem drei wesentliche Gründe: Spezialisierung und somit Förderung der „größeren Geschicklichkeit jedes einzelnen Arbeiters“ Zeitersparnis Technische Fortschritte Die Spezialisierung bewirkt, dass sich Akteure (Menschen, Unternehmen, Länder) auf den Teil des gesamten Produktionsprozesses konzentrieren, bei denen sie komparative Vorteile haben. Jeder Akteur kann den Zeit- und Arbeitsaufwand, den er für andere Teiltätigkeiten aufwenden musste, nun allein für diejenigen Teiltätigkeiten einsetzen, in denen er besonders produktiv ist. Dies gilt für nationale wie für internationale Arbeitsteilung (vgl. die Theorie komparativer Kostenvorteile nach David Ricardo). Kapitel 3: Märkte und Arbeitsteilung Dr. Horst Baier Seite 32 Prinzip des komparativen Vorteils: - Soll Dirk Nowitzki seinen Rasen selbst mähen ? Dirk könnte seinen Rasen in 2 Stunden mähen In zwei Stunden könnte er in einem TV-Auftritt 100.000 € verdienen Tosca wohnt um die Ecke und verdient bei McDonalds 8 € pro Stunde und würde 4 Stunden für den Rasen brauchen die Opportunitätskosten für Dirk betragen 100.000 € für Tosca jedoch nur 32 € der „Handelsvorteil“ ist hier sehr groß. Dirk sollte sich für den Werbeauftritt entscheiden und Tosca anstellen. Schlussfolgerung: durch Handel geht es jedem besser. Jeder kann sich auf das spezialisieren, was er am besten kann. Dies gilt für Menschen und für Länder. Kapitel 3: Märkte und Arbeitsteilung Dr. Horst Baier Seite 33 Welchen Nutzen hat die Einschaltung eines Händlers? Kapitel 3: Märkte und Arbeitsteilung Dr. Horst Baier Seite 34 Mit verlässlichen rechtlichen Rahmenbedingungen bietet der Handel einen komparativen Vorteil Kapitel 3: Märkte und Arbeitsteilung Dr. Horst Baier Seite 35 Beispiel für extreme Arbeitsteilung: Schweizer Uhrenindustrie im 17. Jahrhundert extreme Spezialisierung in einzelne Berufsfelder (z.B. Handwerker für Uhrfedern, Spiralfedern, Hemmungen, Räderwerk, Aufzugsfedern, Zeiger, Zeigerwerk, Gehäuse) Produktion in Heimarbeit, oft in Bauernfamilien Zusammenfügung der Uhren in Uhrmachereien durch technische Innovationen wie die Quarzuhr (USA) und später die Digitaluhr (Japan) ist der Weltmarktanteil der Schweiz im Uhrenmarkt von 90 % auf 10 % abgestürzt vor 30 Jahren(1983) rettete Hayek die Schweizer Uhrenindustrie mit der Swatch-Uhr Patek Philippe machte die Uhr zur Männerdroge und begründet die Bedeutung der Schweiz bei Luxusuhren Fazit: Arbeitsteilung alleine ist kein nachhaltiger Faktor für Wohlstand Kapitel 3: Märkte und Arbeitsteilung Dr. Horst Baier Seite 36 4. Angebot, Nachfrage und Marktgleichgewicht der Markt ist ein perfektes Instrument zur Verarbeitung aller relevanten Informationen für ein bestimmtes Produkt (Koordinationsfunktion) in der Nachfragekurve spiegeln sich alle marktrelevanten Informationen über die Nachfrage in der Angebotskurve werden alle marktrelevanten Informationen über die Angebotsseite verdichtet im Schnittpunkt von Angebot und Nachfrage herrscht Marktgleichgewicht über den Marktpreis werden Angebotsbedingungen transportiert mit Folgen für das Konsumverhalten (Informationsfunktion) Konsumenten- und Produzentenrente zeigen, welche Vorteile Anbieter und Nachfrager aus dem Marktprozess ziehen Kapitel 4: Angebot, Nachfrage und Marktgleichgewicht Dr. Horst Baier Seite 37 Nachfrage Nachfrage ist die Menge an Gütern, die die Konsumenten zu einem bestimmten Preis kaufen wollen. Man kann eine Nachfragetabelle erstellen, die die nachgefragte Menge zu allen möglichen Preisen zeigt. Diese Tabelle kann ebenso als Graph im Marktdiagramm oder als mathematische Formel dargestellt werden. Die Hauptkriterien des Preises, der bezahlt wird, sind typischerweise die Menge des Gutes, die Höhe des eigenen Einkommens, persönlicher Geschmack, der Preis von Substitutionsgütern („Ersatz“) und komplementären Gütern. Die Güter „Auto“ und „Benzin“ sind beispielsweise komplementär, da sich ihr Konsum gegenseitig verstärkt. Die variable Nachfragemenge q ergibt sich als Funktion D aus den unabhängigen Variablen p (Preis), p1, p2, …, pn (den Preisen anderer Güter), Yv (verfügbares Haushaltseinkommen) und ED (Erwartungen der Nachfrager an den Markt im Sinne von Preisentwicklungen etc.). Mathematisch: q = D (p, p1, p2, ….., pn, YV, ED) Kapitel 4: Angebot, Nachfrage und Marktgleichgewicht Dr. Horst Baier Seite 38 Angebot Angebot bezeichnet die Menge, die Erzeuger zu einem bestimmten Preis zu produzieren bereit sind und dies auch können. Analog zur Theorie der nachgefragten Menge ergibt sich die angebotene Menge q als funktionale Beziehung S mit den unabhängigen Variablen p (Preis), p1, p2, …, pn (den Preisen anderer Güter), w1, w2, …, wn (den Kosten der Produktionsfaktoren bzw. der Dienstleistungsbereitstellung), F (dem Stand der Produktionstechnik) und ES (den Erwartungen der Anbieter an den Markt im Sinne von Preisentwicklungen etc.). Mathematisch: q = S (p, p1, p2, ….., pn, w1, w2, …., wn ,F, ES) Kapitel 4: Angebot, Nachfrage und Marktgleichgewicht Dr. Horst Baier Seite 39 Nachfrage- und Angebotskurve nach Gütern Eine Nachfragekurve beschreibt den Zusammenhang zwischen Menge und dem Preis. In der Regel gibt es hier einen negativen Zusammenhang*: Die Zahlungsbereitschaft hängt von dem Wert ab, den der Konsument dem Gut beimisst Gesetz des abnehmenden Grenznutzens (der Nutzen des ersten Biers ist größer als das des zehnten Biers) bei Erreichen der Sättigungsmenge gibt es keine Nachfrage mehr bei einen zu hohen Preis ist die Nachfrage Null (Prohibitivpreis) *) In bestimmten Fälle kann mit dem Preis auch mal die Nachfrage steigen (z.B. Rolex) Kapitel 4: Angebot, Nachfrage und Marktgleichgewicht Dr. Horst Baier Seite 40 Berechnung des Marktgleichgewichts Nachfragefunktion nach Bier: x(N) = 20.000 – 4.000 p Angebotsfunktion: x(A) = - 4.000 + 4.000 p (d.h. beim Preis von 1 wird nichts produziert) Im Gleichgewicht gilt: x(A) = x (N) 20.000 – 4.000 p = - 4.000 + 4.000 p p=3 x = 8.000 Kapitel 4: Angebot, Nachfrage und Marktgleichgewicht Dr. Horst Baier Seite 41 Externe „Schocks“ führen zur Verschiebung von Angebotsoder Nachfragefunktionen Einführung einer effizienteren Produktionstechnologie für Bier senkt die Produktionskosten und die Preise, die Nachfrage steigt: pos. Angebotsschock: Einführung einer effizienteren Produktionstechnik neg. Angebotsschock: neue kostspielige Umweltauflagen pos. Nachfrageschock: Wein (nahes Substitut) wird teurer neg. Nachfrageschock: Präferenz wird schwächer (z.B. wegen gesundheitlicher Bedenken durch Zeitungsberichte) Kapitel 4: Angebot, Nachfrage und Marktgleichgewicht P (€) N A1 A2 p1 p2 Bier (l) Dr. Horst Baier Seite 42 Die Marktangebotskurve kurze Frist in kurzer Frist ist die Menge an eingesetztem Kapital fix kein Marktzutritt möglich die Gesamtangebotskurve kann durch Addieren der individuellen Angebotskurven ermittelt werden. Kapitel 4: Angebot, Nachfrage und Marktgleichgewicht Dr. Horst Baier Seite 43 Marktangebote von der kurzen zur langen Frist P (€) S1 D2 S2 S3 p1 langfristiges Marktangebot S0 p2 p* D1 Bier (l) Menge an eingesetztem Kapital ist variabel Marktzutritt ist möglich bei einem Preis von p1 werden neue Unternehmen in den Markt eintreten die Angebotskurven verschieben sich nach rechts, da zu jedem Preis mehr angeboten wird. Kapitel 4: Angebot, Nachfrage und Marktgleichgewicht Dr. Horst Baier Seite 44 Das Prinzip der Konsumentensouveränität: die Produktion wird durch die Nachfrage gesteuert Erhöhung des Kindergeldes führt zu einem höheren Einkommen bei Studenten/-innen bei jedem Preis wird eine höhere Menge nachgefragt Annahme: der Prohibitivpreis steigt auf 6 Euro, der neue Gleichgewichtspreis auf 3,50 € damit die Kurve keinen Knick bekommt, steigt der Einfachheit halber die Sättigungsmenge auf 24.000 Gläser die Grafik zeigt die neue und alte Nachfragekurve Beispiele für Nachfrage“Schocks“: • Biersteuer • Preise Wein verdoppeln sich Kapitel 4: Angebot, Nachfrage und Marktgleichgewicht Dr. Horst Baier Seite 45 Verschiebungen der Nachfragekurve von Bier Schock nach rechts (positiver Schock) nach links (negativer Schock) Präferenzen Zugunsten von Bier Zuungunsten von Bier Einkommen der Konsumenten Steigt Sinkt Preis eines substitutiven Gutes (Wein) Steigt Sinkt Zahl der Nachfrager Steigt Sinkt Preis eines komplementären Gutes (Schnaps) Sinkt Steigt Seite 46 Einführung eines neuen Produktionsverfahrens, das um 50 % effizienter ist: Auswirkung auf die Angebotskurve Euro (€) 1,4 Angebot 1,2 Nachfrage 1,0 0,8 0,6 Angebot (2) 0,4 0,2 0 Bier (l) 0 1000 2000 3000 4000 5000 6000 Kapitel 4: Angebot, Nachfrage und Marktgleichgewicht Dr. Horst Baier Seite 47 Konsumenten- und Produzentenrente Wenn es über den Markt zu einem Güteraustausch kommt, liegt für den Nachfrager der Wert, den er einem Gut beimisst, über dem Preis, den er dafür bezahlt für den Anbieter der Wert, den er einem Gut beimisst, unter dem Preis, den er dafür fordert Rente hat nichts mit Altersvorsorge zu tun. Sie ist im volkswirtschaftlichen Sprachgebrauch die Differenz zwischen der individuellen Wertschätzung eines Gutes und dem Marktpreis bzw. misst, um wie viel einzelne Personen insgesamt besser gestellt werden, weil sie auf dem Markt Güter kaufen können. die Produzentenrente entsteht, wenn der Nutzen über den Grenzkosten der Produktion liegt Beispiel: Eine Person mag gerne Bier und hat eine Zahlungsbereitschaft von 4 € für den halben Liter. Der Marktpreis liegt bei 3 €. Die Konsumentenrente beträgt hier 1 €. Kapitel 4: Angebot, Nachfrage und Marktgleichgewicht Dr. Horst Baier Seite 48 Beispiel für eine Konsumenten- und Produzentenrente bei einem neuen Produktionsverfahren Euro (€) 1,4 1,2 B Nachfrage Angebot alte KR: BCD (K) 1,0 alte PR: ACD (P + K‘) K 0,8 neue KR: BEF (K+K‘+K‘‘) neue PR: AEF (P+P‘) C 0,6 Angebot (2) D K‘ 0,4 F P 0,2 0 A K‘‘ E P‘ 0 1000 2000 3000 4000 5000 6000 Kapitel 4: Angebot, Nachfrage und Marktgleichgewicht Dr. Horst Baier Bier (l) Seite 49 Störung des Marktgleichgewichtes durch externe Schocks Preisentwicklung eines 2TB Festplattentyps von Western Digital nach den Überschwemmungen in Thailand 2011 als Beispiel einer Verknappung des Angebots. Werke von großen Festplattenherstellern und Zulieferfirmen wurden überschwemmt Kapitel 4: Angebot, Nachfrage und Marktgleichgewicht Dr. Horst Baier Seite 50 Preisanpassungsprozesse Der Markt ist ein Auktionator. Anbieter und Nachfrager tasten sich an ein Gleichgewicht heran (Tâtonnement). Leon Walras Divergente Preis- und Mengenanpassung (Schweinezyklus) Konvergente Preis- und Mengenanpassung P (€) P (€) N N A p* A p1 p1 Bier (l) Kapitel 4: Angebot, Nachfrage und Marktgleichgewicht Dr. Horst Baier Schweine Seite 51 Beispiel für Preisschwankungen Trendbereinigte reale Entwicklung der Immobilienpreise in den USA Kapitel 4: Angebot, Nachfrage und Marktgleichgewicht Dr. Horst Baier Seite 52 5. Nachfrage und Konsumverhalten - ein Teilgebiet der Mikroökonomie Gegenstand der Mikroökonomie ist das wirtschaftliche Verhalten einzelner Wirtschaftssubjekte (Haushalte und Unternehmen) und die Allokation von knappen Ressourcen und Gütern durch den Marktmechanismus. Grundmodell des Wirtschaftskreislaufes Kapitel 5: Nachfrage und Konsumverhalten Dr. Horst Baier Seite 53 Kernaussagen zur Nachfrage und zum Konsumverhalten Wie erklärt sich aus volkswirtschaftlicher Sicht, welche Menge ein Haushalt nachfragt bzw. die Haushalte insgesamt unter bestimmten Bedingungen nachfragen? die Nachfrager richten sich bei ihren Entscheidungen an dem Nutzen aus, den Güter für sie stiften der Nutzen einer zusätzlich konsumierten Gütereinheit nimmt ab die Konsummöglichkeiten sind durch ein gegebenes Einkommen beschränkt (Budgetgerade). Ihre negative Steigung stellt die Opportunitätskosten bei der Wahl zwischen zwei Gütern dar der optimale Konsumplan zeichnet sich dadurch aus, dass die Budgetgerade eine Indifferenzkurve tangiert. Die Grenzrate der Substitution entspricht dann den Opportunitätskosten steigt der Preis eines Gutes, wird es weniger nachgefragt (Substitutionseffekt) für jeden Konsumenten kann man eine Nachfragefunktion für ein Gut herleiten Seite 54 Annahmen der Mikroökonomie Einsatz von Modellen zur Abbildung der Wirklichkeit alle Wirtschaftsakteure betreiben Nutzenmaximierung und handeln rational (homo oeconomicus) alle Entscheider sind umfassend über alle relevanten Faktoren informiert es gibt keine Schwierigkeiten mit der Verarbeitung auch sehr komplexer Entscheidungsprozesse bei verschiedenen Handlungsalternativen kann immer eine konsistente Rangfolge in Bezug auf den Nutzen ermittel werden. Nutzenmaximierung !? Kapitel 5: Nachfrage und Konsumverhalten rationales Handeln !? Dr. Horst Baier Seite 55 Der homo oeconomicus: ein eigenwilliger Charakter Adam Smith beschrieb in seinem 1776 erschienenen Buch „Der Wohlstand der Nationen“ das Selbstinteresse des Einzelnen als einen entscheidenden Treiber für gesellschaftlichen Wohlstand. „Es ist nicht die Güte der Metzger, der Brauer oder der Bäcker, dass wir unser Abendbrot erwarten, sondern deren Verfolgung ihrer eigenen Interessen.“ Kapitel 5: Nachfrage und Konsumverhalten Dr. Horst Baier Seite 56 Kritik am homo oeconomicus Ergebnisse von Experimenten lassen vermuten, dass menschliches Handeln keineswegs rational im Sinne des Homo Oeconomicus ist (siehe Prospect Theory der Psychologen Daniel Kahneman und Amos Tversky). Es zeigt sich, dass Entscheidungen abhängig von der Darstellung bzw. der Formulierung des Problems sind, Menschen häufig risikoavers handeln, Präferenzen nicht stabil sind, Präferenzen von der Art der Messung beeinflusst werden, der Besitz eines Gutes dessen Wertschätzung erhöht, ein Verlust absolut schwerer wiegt als ein gleichhoher Gewinn, Menschen die Tendenz haben, den Status quo zu präferieren, Menschen nicht immer ihren Nutzen maximieren Menschen häufig uneigennützig handeln. Kapitel 5: Nachfrage und Konsumverhalten Dr. Horst Baier Also doch Homer Simpson als Modell ? Homer ist ein liebender Ehemann, geht jedem Gefühl nach, ist tollpatschig, trotz seiner Ungeschicklichkeit und Dummheit gelingt ihm meist alles. Seite 57 Beispiel gegen rationales Verhalten – der Sicherheitseffekt Der homo oeconomicus würde immer den Erwartungswert optimieren. Untersuchungen zeigen, dass die Sicherheit aber eine höhere Rolle spielt (in Klammern die Wahl der Befragten): Frage 1: A: eine Auszahlung von 4.000 mit einer Wahrscheinlichkeit von 80% (20%) oder B: eine Auszahlung von 3.000 mit einer Wahrscheinlichkeit von 100% (80%) Frage 2: C: eine Auszahlung von 4.000 mit einer Wahrscheinlichkeit von 20% (65%) oder D: eine Auszahlung von 3.000 mit einer Wahrscheinlichkeit von 25% (35%) Homo Oeconomicus: wählt bei Frage 1 Option A wählen (Erwartungswert 4.000 * 0,8 = 3200) wählt bei Frage 2 Option C (Erwartungswert 4.000 * 0,2 = 800) Wer Lust auf mehr hat: Kirchgässner, Gebhard (2008). Homo Oeconomicus: Das ökonomische Modell individuellen Verhaltens und seine Anwendung in den Wirtschafts- und Sozialwissenschaften. Tübingen. Kapitel 5: Nachfrage und Konsumverhalten Dr. Horst Baier Seite 58 Bedürfnisse und Knappheit Was ist folgenden drei Situationen gemein? Woran richten Sie Ihre Entscheidung aus? 1. Sie sind in einer All-you-can-eat Pizzeria und sind fast satt. Ein Stück schaffen Sie noch, aber es gibt noch drei Sorten, die Sie noch nicht probiert haben. 2. Sie schreiben übermorgen eine VWL-Klausur und wollen noch einige Stunden lernen. Sie werden für morgen von Freunden eingeladen, mit ins Kino zu gehen. Außerdem müssen Sie noch ein Geburtstagsgeschenk für Ihre Schwester besorgen. 3. Sie suchen ein neues WG-Zimmer. Sie haben vier fast gleiche Zimmer gefunden, wobei eines jedoch 5 qm kleiner ist als das andere, dafür aber auch jeweils 50 Euro günstiger. 4. Wie oft soll ich im Monat ins Kino gehen und wie viele Gläser Bier in der Stammkneipe trinken? Kapitel 5: Nachfrage und Konsumverhalten Dr. Horst Baier Seite 59 Knappe Ressourcen und grenzenlose Bedürfnisse Knappheit bedeutet, dass (an einem bestimmten Ort, zu einer bestimmten Zeit) von etwas weniger verfügbar ist, als bei null Kosten gewünscht würde Allokationsfrage: wer bekommt wovon wie viel? Bedürfnisse sind in der Regel grenzenlos: mehr von einem Gut (bzw. ein höherwertiges Gut) ist immer besser Beispiele • knapp: Bier, Ärzte, geistige Aufnahmefähigkeit • nicht knapp: Atemluft, Sonnenlicht, Wind Kapitel 5: Nachfrage und Konsumverhalten Dr. Horst Baier Seite 60 Bedürfnisse, Güter, Nutzen ein Gut ist dadurch definiert, dass es ein Bedürfnis befriedigt • für Investitionsgüter (Maschinen) gilt das indirekt, weil die damit produzierten Konsumgüter Bedürfnisse befriedigen der Konsum eines Gutes stiftet Nutzen nur knappe Güter sind Gegenstand der Ökonomik die optimale Verteilung von Gütern nennt man in der VWL Allokation Ein Gut ist genau dann knapp, wenn bei einem Preis des Gutes von Null mehr nachgefragt werden würde als zur Verfügung steht. In diesem Sinne ist beispielsweise Luft nicht knapp, Grundstücke jedoch sind knapp. In Deutschland ist Trinkwasser weniger knapp als in der Wüste. Nahezu alle produzierten Güter sind knapp. Knappheit ist damit eine Ursache dafür, dass die Menschen wirtschaften. Kapitel 5: Nachfrage und Konsumverhalten Dr. Horst Baier Seite 61 Nutzen quantifizieren und vergleichen Nutzen kann verglichen werden, wenn er in der gleichen Einheit ausgedrückt wird Geld Wie viel wäre ich maximal bereit, für ein Stück Salamipizza (bzw. Spinatpizza) zu bezahlen? Reservationspreis (auch: Zahlungsbereitschaft) das gleiche gilt für „Leid“: Wie viel muss mir jemand mindestens zahlen, damit ich seinen Rasen mähe? Reservationslohn Kapitel 5: Nachfrage und Konsumverhalten Dr. Horst Baier Seite 62 Nutzen Nutzen wurde ursprünglich verstanden als Zufriedenheit in der VWL bedeutet Nutzen die Erfüllung von Präferenzen, auch wenn sie nicht konsumorientiert sind • Präferenz: die relative Wertschätzung eines Gutes (bzw. einer Wahlmöglichkeit) durch eine Person • Präferenzordnung: die Gesamtheit der Präferenzen einer Person Beispiel: wenn Sie sich bei gleichen Kosten für Salamipizza anstatt für Spinatpizza entscheiden, haben Sie eine höhere Präferenz für Salamipizza und somit einen höheren Nutzen • es gilt die Annahme, dass Präferenzen von Entscheidungen abgeleitet werden können, da Rationalität unterstellt wird Kapitel 5: Nachfrage und Konsumverhalten Dr. Horst Baier Seite 63 Grenznutzen Je mehr Pizza ich bekomme, desto höher ist mein Nutzen • • Annahme: es gibt keinen Sättigungspunkt Frage: Wie viel wäre ich maximal bereit, für 1 Pizzastück zu zahlen? für 2? für 3? der zusätzliche (!) Nutzen (= Grenznutzen) jedes weiteren Stücks Pizza wird immer geringer Gesetz des abnehmenden Grenznutzens • Frage: Wie viel wäre ich maximal bereit, für das 1. Pizzastück zu zahlen? für das 2.? für das 3.? … Nutzen (-zuwachs), ausgedrückt in Preisen u = utility Menge Kapitel 5: Nachfrage und Konsumverhalten Dr. Horst Baier Seite 64 Abnehmender Grenznutzen € (Nutzen, Grenznutzen) 10 9 8 7 6 5 4 3 2 1 N N Nutzen N G N G G 1 2 3 G Grenznutzen 4 5 6 Anzahl Pizzastücke Pizzastücke 1 2 3 4 Nutzen 5 7 8 8,5 Grenznutzen 5 2 1 0,5 Kapitel 5: Nachfrage und Konsumverhalten Dr. Horst Baier Seite 65 Mathematische Interpretation Das erste Gossensche Gesetz (auch Gesetz vom abnehmenden Grenznutzen oder Sättigungsgesetz) lautet: „Die Größe eines und desselben Genusses nimmt, wenn wir mit Bereitung des Genusses ununterbrochen fortfahren, fortwährend ab, bis zuletzt Sättigung eintritt.“ Hermann Heinrich Gossen 1810-1858 Der Grenznutzen ist die erste Ableitung [f‘(q)] der Nutzenfunktion [f(q)] • • erste Ableitung beim Wert q: um wie viel steigt die zugrunde liegende Funktion f(q) beim Wert q? (Welche Steigung hat die Funktion f(q)?) der Grenznutzen bei 4 Stück Pizza gibt an, um wie viel das vierte Stück Pizza den Gesamtnutzen erhöht Kapitel 5: Nachfrage und Konsumverhalten Dr. Horst Baier Seite 66 Bedeutung von Nutzen und Grenznutzen der Zusammenhang zwischen Nutzen und Grenznutzen ist absolut zentral für die Volkswirtschaftslehre!! dieser Zusammenhang wird in verschiedenen Formen wiederholt auftauchen (Kosten / Grenzkosten ; Steuersatz / Grenzsteuersatz ; Erlös / Grenzerlös …). Beispiele (mit Definition): Die Grenzkosten (auch Marginalkosten) sind in der Betriebswirtschaftslehre und der Mikroökonomik die Kosten, die durch die Produktion einer zusätzlichen Einheit eines Produktes entstehen. Mathematisch ist die Grenzkostenfunktion die erste Ableitung (die Steigung) der Kostenfunktion nach der Zahl produzierter Einheiten. Der Grenzsteuersatz (marginaler Steuersatz) bezeichnet den Steuersatz, mit dem die jeweils nächste Einheit der Steuerbemessungsgrundlage belastet wird. Bei der Einkommenssteuer gibt der Grenzsteuersatz an, welcher Prozentsatz des zusätzlich verdienten „zu versteuernden Einkommens” an Steuern zu zahlen ist. Kapitel 5: Nachfrage und Konsumverhalten Dr. Horst Baier Seite 67 Optimierung (diskret) € 10 (Kosten, 9 Nutzen, 8 Grenznutzen) 7 6 5 4 3 2 1 Kosten Frage: Sie haben Hunger. Für 4 Stücke wären Sie bereit € 8,50 auszugeben (d.h., ihr Nutzen von 4 Stück entspricht € 8,50). Ein Stück Pizza kostet €1,90. Sollten Sie vier Stücke Pizza essen? Nutzen Grenzkosten €1,90 Grenznutzen 1 2 3 4 5 6 Anzahl Pizzastücke Pizzastücke 1 2 3 4 Nutzen 5 7 8 8,5 Grenznutzen 5 2 1 0,5 Kosten 1,90 3,80 5,70 7,60 Grenzkosten 1,90 1,90 1,90 1,90 Kapitel 5: Nachfrage und Konsumverhalten Dr. Horst Baier Seite 68 Optimierung (kontinuierlich) € 10 (Kosten, 9 Nutzen, 8 Grenznutzen) 7 6 5 4 3 2 1 Kosten Nutzen Grenzkosten €1,90 Grenznutzen 1 Pizzastücke 2 1 Nutzen 5 Grenznutzen 3 4 5 2 Anzahl Pizzastücke 6 3 4 7 8 8,5 5 2 1 0,5 Kosten 1,90 3,80 5,70 7,60 Grenzkosten 1,90 1,90 1,90 1,90 Kapitel 5: Nachfrage und Konsumverhalten Dr. Horst Baier Seite 69 Optimierung Das Optimum ist bei der Menge erreicht, bei der Grenznutzen und Grenzkosten gleich sind. • • graphisch: … wo sich Grenznutzen- und Grenzkostenkurve schneiden. [diskret: … wenn die Grenzkosten gerade noch nicht über dem Grenznutzen liegen.] Dann ist die Differenz zwischen Nutzen und Kosten maximal. • graphisch: die Steigungen von Nutzen- und Kostenkurve sind an der Stelle identisch Kapitel 5: Nachfrage und Konsumverhalten Dr. Horst Baier Seite 70 Einkommen, Preise und Konsum: die Budgetrestriktion Ausgangsfrage: wie viel soll ich von zwei Gütern konsumieren, wenn ich ein bestimmtes Budget habe? 1. Schritt: alle möglichen (= bezahlbaren) Konsumkombinationen: Budgetrestriktion • Budget (Einkommen) und Preise bestimmen meine maximalen Konsummöglichkeiten Eine Budgetrestriktion (auch Konsummöglichkeitsgrenze, Budgetgerade, Bilanzgerade) bezeichnet in der Mikroökonomie jene Gerade, auf der sich alle Punkte befinden, die Kombinationen von Gütern darstellen, bei denen die ausgegebene Gesamtsumme eines Konsumenten gleich seinem Einkommen (Budget) ist. Kapitel 5: Nachfrage und Konsumverhalten Dr. Horst Baier Seite 71 Budgetrestriktion: Beispiel Nachfrage 100 Budget: €400 2 Güter: Pizza und Kinokarten PPizza: €10 PKino: €5 mögliche Güterkombinationen: • 0 Pizza, 80 Kinokarten • 0 Kinokarten, 40 Pizzen 80 Pizzen Minuten 60 40 20 0 0 20 40 60 80 100 SMS Kinokarten Kapitel 5: Nachfrage und Konsumverhalten Dr. Horst Baier Seite 72 Budget- und Preisänderungen Nachfrage Budgetänderung: Parallelverschiebung der Budgetrestriktion • Bsp.: 400 500 Preisänderung: Änderung der Steigung der Budgetrestriktion (=relativer Preis) • Bsp.: Kinokarten werden teurer: 5 € 8 € 100 80 Minuten Pizzen 60 40 20 0 0 20 40 60 80 100 SMS Kinokarten Kapitel 5: Nachfrage und Konsumverhalten Dr. Horst Baier Seite 73 Präferenzen bei zwei Gütern: Indifferenzkurven Die Indifferenzkurve (lat. indifferens: „sich nicht unterscheidend“; auch Isonutzenkurve oder Isonutzenlinie) stellt alle Gütermengenkombinationen (die so genannten Güterbündel) dar, zwischen denen ein Haushalt gemäß seinen Präferenzen indifferent ist, die er also als gleich gut einschätzt. Die Güterbündel, die auf derselben Unter den vier eingezeichneten Punkten wird A am geringsten geschätzt, D am meisten. B und C liegen auf derselben Indifferenzkurve, d. h., dem Individuum ist es egal, ob es das Güterbündel B oder C konsumiert. (Beispiel: Gut 1 = Freizeit, Gut 2 = Einkommen) Indifferenzkurve liegen, stiften dem Haushalt den gleichen Nutzen. Kapitel 5: Nachfrage und Konsumverhalten Dr. Horst Baier Seite 74 Eigenschaften von Indifferenzkurven Indifferenzkurven … fallen monoton (haben überall eine negative Steigung) • sind konvex, weil für jedes Gut das Gesetz des abnehmenden Grenznutzens gilt • • Grenzfall: horizontal, vertikal konvex: Steigung wird immer positiver Grenzfall: linear schneiden sich nicht gegenseitig da unterschiedliche Nutzenniveaus denkbar sind, gibt es auch viele Indifferenzkurven. Die Kurven weisen grundsätzlich einen umso höheren Nutzen auf, je weiter sie vom Ursprung entfernt sind (weil: mehr Güter sind immer besser als weniger Güter nach dem Ansatz der Mikroökonomie) Kapitel 5: Nachfrage und Konsumverhalten Dr. Horst Baier Seite 75 Herleitung der Indifferenzkurven Sie haben die Wahl zwischen 4 Kombinationen von SMS/Minuten, die Sie von Ihrem Mobilfunkanbieter geschenkt bekommen: • SMS min. 50 20 40 20 40 21 40 40 Welche Kombination(en) ist (sind) definitiv unattraktiv? Kapitel 5: Nachfrage und Konsumverhalten Dr. Horst Baier Seite 76 Präferenzordnung Nachfrage min. Nutzen 50 20 3 40 20 1 40 21 2 40 40 32 ? 40 3 4 Zwischen den Güterbündeln (40 SMS, 21 min) und (40 , 40) muss es genau ein Güterbündel mit 40 SMS und x Minuten geben, das als genauso begehrenswert betrachtet wird wie das Güterbündel (50 , 20), z.B. (40 , 32). Die Person ist also indifferent zwischen diesen beiden Güterbündeln. Kapitel 5: Nachfrage und Konsumverhalten 100 80 Minuten SMS 60 4 40 3 2 20 1 3 3 I4 I3 0 0 20 40 60 80 100 SMS Dr. Horst Baier Seite 77 Grenzrate der Substitution (GRS) Nachfrage 100 Die Steigung einer Indifferenzkurve ist die Grenzrate der Substitution an diesem Punkt: Minuten Wie viele Einheiten des Gutes auf der y-Achse bin ich bereit, für eine zusätzliche Einheit des Gutes auf der x-Achse zu opfern? 80 60 40 20 I3 0 0 20 40 60 80 100 SMS Kapitel 5: Nachfrage und Konsumverhalten Dr. Horst Baier Seite 78 Grenzrate der Substitution (GRS) bei vollkommenen Komplementen Nachfrage Minuten Wie sehen die Indifferenzkurven für die folgenden Güterpaare aus? • Ich trinke Kaffee nur mit Zucker (genau 1 Würfel auf jede Tasse Kaffee) und Zucker nehme ich nur für Kaffee vollkommene Komplemente • Ich trinke Kaffee genauso gern wie Tee vollkommene Substitute Interpretation: mehr als 20 Tassen Kaffee haben keinen höheren Nutzen, weil kein Zucker da ist 100 80 60 40 20 0 0 20 40 60 80 100 SMS Enthält beim Vergleich zweier Punkte einer Indifferenzkurve eine Güterkombination mehr von dem einen Gut, so muss die zweite Güterkombination mehr von dem zweiten Gut beinhalten. Das Austauschverhältnis wird durch die Steigung der Indifferenzkurve angegeben. Kapitel 5: Nachfrage und Konsumverhalten Dr. Horst Baier Seite 79 Welche ist die beste Güterkombination, die ich mir mit meinem Budget gerade noch leisten kann? Ansatz: Budgetrestriktion und Indifferenzkurven (Präferenzordung) übereinander legen Die beste bezahlbare Güterkombination ist diejenige, die auf der höchsten erreichbaren Indifferenzkurve liegt. Im Optimum bildet die Budgetrestriktion eine Tangente an eine Indifferenzkurve (das Verhältnis des Grenznutzens zweier Güter entspricht ihrem Preisverhältnis) Kapitel 5: Nachfrage und Konsumverhalten 100 Minuten Güter alle anderen Nachfrage 80 60 40 20 I3 0 0 Dr. Horst Baier 20 40 60 I4 80 SMS Kinokarten Seite 80 100 Was passiert Nachfrage Minuten Güter alle anderen 100 bei einer Preisänderung ? € Preis 20 Kinokarten: €5 €8 18 16 14 12 10 8 6 4 2 80 60 40 20 I4 0 0 20 40 60 I3 80 Nachfragekurve 100 Grenznutzen 10 20 30 40 50 60 Kinokarten SMS Kinokarten Substitutionseffekt: der Preisanstieg führt zu geringerer Nachfrage Einkommenseffekt: der höhere Kinopreis wirkt so, dass man sich weniger leisten kann. Die Kinobesuche werden reduziert. Kapitel 5: Nachfrage und Konsumverhalten Dr. Horst Baier Seite 81 Graduelle Abwägung Aufgrund des Gesetz des abnehmenden Grenznutzens sind Entscheidungen zwischen Alternativen fast nie „alles oder nichts“Fragen, sondern eine Frage des Grades oder der optimalen Menge. Wer meint, man dürfe nie an Sicherheit sparen, müsste z.B. alle paar Kilometer neue Reifen aufziehen, ständig die Bremsen überprüfen lassen etc. Optimal hingegen ist es, die Reifen dann zu erneuern, wenn der zusätzliche Nutzen mindestens so groß ist wie die Kosten für einen Satz Reifen. Es ist in der VWL (meistens) falsch zu sagen, dass jemand sich etwas nicht leisten kann. die Frage ist, ob sich eine Ausgabe lohnt, also ob das Kosten-NutzenVerhältnis attraktiv genug ist. Kapitel 5: Nachfrage und Konsumverhalten Dr. Horst Baier Seite 82 Die Engel-Kurve Betrachtung des Einkommenseffekts auf die konsumierten Mengen: Wie verändert sich die nachgefragte Menge eines Gutes, wenn sich Nachfrage mein Einkommen (Budget) ändert? 100 60 EKK Einkommen Minuten Güter alle anderen 80 40 20 €300 0 0 20 40 60 €400 80 €500 100 SMS SMS Kapitel 5: Nachfrage und Konsumverhalten Engel-Kurve Dr. Horst Baier Seite 83 Luxusgüter, lebensnotwendige Güter, inferiore Güter Engel-Kurven Einkommen Luxusgut lebensnotweniges Gut inferiores Gut nachgefragte Menge Kapitel 5: Nachfrage und Konsumverhalten Dr. Horst Baier Seite 84 Luxusgüter, lebensnotwendige Güter, inferiore Güter Einkommenselastizität der Nachfrage: prozentuale Veränderung der nachgefragten Menge im Verhältnis zum (= „geteilt durch den“) prozentualen Anstieg des Einkommens. • „Wenn das Einkommen um 1% steigt, um wie viel Prozent steigt die nachgefragte Menge?“ Änderung der nachgefragten Menge Güterkategorie Einkommenselastizität der Nachfrage E >1% Luxusgut >1 <1%, >0% lebensnotwendiges Gut <1, >0 <0% inferiores Gut <0 Kapitel 5: Nachfrage und Konsumverhalten Dr. Horst Baier Seite 85 6. Angebot und Produktionsentscheidungen die optimale Produktionsplanung erfolgt nach ähnlichen Prinzipien wie die optimale Konsumentenentscheidung, an die Stellen der Nutzenfunktion tritt die Produktionsfunktion bei einer optimalen Produktionsentscheidung wird ein gegebene Outputmenge mit minimalen Kosten erstellt bei der Kalkulation eines Angebotspreises wird ein kurzfristige Angebotsentscheidung unterstellt, wo nur noch ein Produktionsfaktor variiert werden kann, die dadurch entstehenden Grenzkosten bilden die Abgabepreis-Untergrenze bei langfristigen Angebotsentscheidungen können alle Produktionsfaktoren frei angepasst werden die Produktionsfunktion beschreibt den funktionalen Zusammenhang zwischen der hergestellten Gütermenge (=Output) und der Menge der Produktionsfaktoren (=Input) Output = f (Input1, Input2) Kapitel 6: Angebot und Produktionsentscheidungen Dr. Horst Baier Seite 86 Vergleich der Begrifflichkeiten Konsument - Unternehmen Konsument Nutzen Nutzenfunktion Präferenzen Indifferenzkurve Güterpreise Budgetrestriktion Kapitel 6: Angebot und Produktionsentscheidungen Unternehmen Dr. Horst Baier Gewinn Produktionsfunktion Produktionstechnologie Isoquante Faktorpreise Isokostenlinie Seite 87 Das Optimierungskalkül des Unternehmens (lange Frist) Unterstelltes Ziel: Gewinnmaximierung nur eine Periode wird betrachtet Entscheidungskalkül: Kosten-Nutzen-Prinzip Kosten = Ausgaben Nutzen = Einnahmen Annahme: 2 Produktionsfaktoren: Kapital (K) und Arbeit (L) Kapital und Arbeit sind (unvollkommen) substituierbar Problem: Wie viel soll produziert werden? Wie viel Arbeit und Kapital soll dafür eingesetzt werden? Kapitel 6: Angebot und Produktionsentscheidungen Dr. Horst Baier Seite 88 Die Kosten des Unternehmens Die Gesamtkosten sind die Summe der Kosten für Kapital (K) und Arbeit (L). L : Anzahl Arbeitsstunden pro Jahr K : Anzahl Maschinenstunden pro Jahr w = Löhne („wage“) in €/Arbeitsstunde r = Preis des Kapitals („Zins“) (Vorstellung: Unternehmen leihen sich Geld bzw. verzichten auf Zinseinnahmen, um Fabriken, Maschinen etc. anzuschaffen bzw. sie zahlen Miete, um Fabriken, Maschinen etc. zu nutzen. Als Einheit kann man sich daher €/Maschinenstunde vorstellen.) Produktionskosten (Gesamtkosten) errechnen sich also als (C = cost) C = r*K + w*L Kapitel 6: Angebot und Produktionsentscheidungen Dr. Horst Baier Seite 89 Produktionskosten (DE) für Kapitalkosten r=3 und Lohnkosten w=6 C = 3*K + 6*L K=100 360 420 480 540 600 660 720 780 840 900 K=90 330 390 450 510 570 630 690 750 810 870 K=80 300 360 420 480 540 600 660 720 780 840 K=70 270 330 390 450 510 570 630 690 750 810 K=60 240 300 360 420 480 540 600 660 720 780 K=50 210 270 330 390 450 510 570 630 690 750 K=40 180 240 300 360 420 480 540 600 660 720 K=30 150 210 270 330 390 450 510 570 630 690 K=20 120 180 240 300 360 420 480 540 600 660 K=10 90 150 210 270 330 390 450 510 570 630 L=10 L=20 L=30 L=40 L=50 L=60 L=70 L=80 L=90 L=100 Kapitel 6: Angebot und Produktionsentscheidungen Dr. Horst Baier Seite 90 Isokostenlinie Die Steigung (m) ist der negative Wert des relativen Preis von Arbeit, also -w/r = -6/3 = -2 100 80 Minuten Die Isokostenlinie für C = €240 lässt sich wie folgt graphisch herleiten: (für r=3 , w=6) für L = 0: €240 : 3€/h = 80h (K) für K = 0: €240 : 6€/h = 40h (L) Nachfrage K 60 40 20 C300 C240 0 0 20 40 60 80 100 SMS Eine Isokostenlinie zeigt alle Kombinationen von Produktionsfaktoren, die die gleichen Kosten ergeben. Kapitel 6: Angebot und Produktionsentscheidungen Dr. Horst Baier Seite 91 L Faktoreinsatz und Produktion die Produktionsfunktion gibt an, wie viele Einheiten des Produkts durch den Einsatz bestimmter Mengen von K und L produziert werden können Annahme: „typische“ Produktionsfunktion Faktoren sind (unvollkommen) substituierbar Gesetz des abnehmenden Grenzertrags gilt für beide Faktoren zunächst positive, dann negative Skaleneffekte Beispiel: Ziegelsteinen können von Hand oder mit Maschinen hergestellt werden, je höher die Löhne im Verhältnis zu den Kapitalkosten, desto mehr wird Arbeit durch Maschinen ersetzt werden, um die Kosten für eine gegebene Produktionsmenge zu minimieren Kapitel 6: Angebot und Produktionsentscheidungen Dr. Horst Baier Seite 92 Begriffsdefinitionen Gesetz des abnehmenden Grenzertrags: wenn K (bzw. L) konstant gehalten wird, wird der zusätzliche Ertrag bei Hinzufügen einer weiteren Einheit L (K) schließlich immer geringer positive Skaleneffekte: für kleine Mengen von K und L: Verdoppelung des Faktoreneinsatzes führt zu einer überproportionalen Steigerung der Produktion (positive Skaleneffekte, z.B. Verdoppelung von K=10/L=10) negative Skaleneffekte: für große Mengen von K und L: Verdoppelung des Faktoreneinsatzes führt zu einer unterproportionalen Steigerung der Produktion (negative Skaleneffekte, z.B. Verdoppelung von K=40/L=40) Isoquante: zeigt alle Faktorkombinationen an, mit denen ein gegebener Output produziert werden kann (analog zur Indifferenzkurve). Isoquanten spiegeln die Produktionsfunktion eines Unternehmens wider. Kapitel 6: Angebot und Produktionsentscheidungen Dr. Horst Baier Seite 93 Produktionsfunktion Gesetz des abnehmenden Grenzertrags: 6 6 5 4 3 K=100 61 88 99 108 116 122 128 133 137 140 K=90 58 85 96 105 112 119 124 129 134 138 K=80 55 82 93 101 108 114 120 125 129 133 K=70 51 79 89 97 104 110 115 120 124 128 K=60 46 70 85 93 99 105 110 114 119 122 K=50 42 63 81 88 94 99 104 108 112 116 K=40 36 55 70 82 88 93 97 101 105 108 K=30 31 46 59 70 81 85 89 93 96 99 K=20 24 36 46 55 63 70 74 78 81 83 K=10 16 L=10 pos. Skaleneffekte neg. Skaleneffekte 24 31 36 42 46 51 55 58 63 L=20 L=30 L=40 L=50 L=60 L=70 L=80 L=90 L=100 Kapitel 6: Angebot und Produktionsentscheidungen Dr. Horst Baier Seite 94 Relatives Produktionsoptimum maximal produzieren? minimale Kosten für gegebenen Output (d.h., eine bestimmte Isoquante) , damit gleichzeitig auch geringste Stückkosten für gegebenen Output. Nachfrage K 100 80 Minuten zwei Interpretationen: maximaler Output für gegebene Kosten (d.h., eine bestimmte Isokostenlinie), damit gleichzeitig auch geringste Stückkosten für gegebene Gesamtkosten. Wie viel kann ich bei Kosten von X 60 40 Q80 20 Wie muss ich K und L wählen, damit ich die Menge X mit den geringsten Kosten produziere? Kapitel 6: Angebot und Produktionsentscheidungen C240 0 0 20 40 SMS Dr. Horst Baier Q55 C328 60 80 100 L Seite 95 Absolute Kosten Das absolute Optimum q* ist die Produktionsmenge mit den niedrigsten überhaupt erzielbaren Stückkosten (aber nicht zwangsläufig das Optimum zur Gewinnmaximierung) Kosten € Gesamtkosten q* Kapitel 6: Angebot und Produktionsentscheidungen Dr. Horst Baier Output Seite 96 Stückkosten (DE) für Kapitalkosten r=3 und Lohnkosten w=6 K=100 5,9 4,8 4,8 5 5,2 5,4 5,6 5,9 6,1 6,4 K=90 5,7 4,6 4,7 4,9 5,1 5,3 5,6 5,8 6 6,3 K=80 5,5 4,4 4,5 4,8 5 5,3 5,5 5,8 6 6,3 K=70 5,3 4,2 4,4 4,6 4,9 5,2 5,5 5,8 6 6,3 K=60 5,2 4,3 4,2 4,5 4,8 5,1 5,5 5,8 6,1 6,4 K=50 5 4,3 4,1 4,4 4,8 5,2 5,5 5,8 6,2 6,5 K=40 5 4,4 4,3 4,4 4,8 5,2 5,6 5,9 6,3 6,7 K=30 4,8 4,6 4,6 4,7 4,8 5,3 5,7 6,1 6,6 7 K=20 5 5 5,2 5,5 5,7 6 6,5 6,9 7,4 8 K=10 5,6 6,3 6,8 7,5 7,9 8,5 8,8 9,3 9,8 10 L=10 L=20 L=30 L=40 L=50 L=60 L=70 L=80 L=90 L=100 Kapitel 6: Angebot und Produktionsentscheidungen Dr. Horst Baier Seite 97 Spezifische Kosten (Grenz- und Stückkosten) Stückkosten heißen auch Durchschnittskosten und sind nichts anderes als Gesamtkosten/Output. Grenzkosten sind die zusätzlichen Kosten, die bei einer Erhöhung der Produktion um 1 Einheit anfallen spezifische Kosten € absolute Kosten € Grenzkosten Stückkosten Gesamtkosten q* Kapitel 6: Angebot und Produktionsentscheidungen Dr. Horst Baier Output Seite 98 Die gewinnmaximierende Produktionsentscheidung (lange Frist) es gilt: Erlös = Absatz * Preis Gewinnmaximierungsbedingung: Produziere die Menge, bei der gilt: Grenzerlös = Grenzkosten • • Grenzerlös ist gleich dem Preis im Gewinnmaximum entsprechen dann die Grenzkosten dem Preis ein zusätzliches Gut wird nur dann angeboten, wenn der Preis mindestens den Grenzkosten entspricht (Preisuntergrenze) Marktaustrittsbedingung Preis < Stückkosten • • wenn der Preis unter den Stückkosten liegt, macht das Unternehmen Verlust und wird aus dem Markt gehen kurzfristig kann es sinnvoll sein, zu einem Preis anzubieten, der unter den gesamten Durchschnittskosten liegt, aber über den variablen Durchschnittskosten. Dann gibt es immer noch einen Deckungsbeitrag für die Fixkosten Kapitel 6: Angebot und Produktionsentscheidungen Dr. Horst Baier Seite 99 Beispiel für eine Gewinnmaximierung (lange Frist) Anzahl 0 1 2 3 4 5 6 Gesamt -kosten Grenzkosten 0 10 18 27 39 55 78 10 8 9 12 16 23 Stückkosten 10 9 9 9.75 11 13 Erlös (Umsatz) Grenzerlös 0 11 22 33 44 55 66 11 11 11 11 11 11 Profit 0 1 4 6 5 0 -12 der Kostenverlauf resultiert vor allem aus der konkreten Produktionsfunktion Bei 3 Produktionseinheiten ist der Profit am größten. Der Preis bzw. Grenzerlös wird vom Markt gesetzt und beträgt im Beispiel 11. Kapitel 6: Angebot und Produktionsentscheidungen Dr. Horst Baier Seite 100 Gewinnmaximierung (lange Frist) Das Unternehmen maximiert seinen Gewinn, wenn es genau so viel Einheiten produziert, dass die Grenzkosten gleich dem Preis sind. Wenn dieser Gewinn jedoch auf Dauer negativ ausfällt (d.h. bei allen Preisen, die unter dem Minimum der Stückkosten liegen, also z.B. bei P1/q1), wird das Unternehmen auf Dauer aus dem Markt austreten. spezifische Kosten/ Preis € Grenzkosten P2 Stückkosten P1 q1 Kapitel 6: Angebot und Produktionsentscheidungen q2 Dr. Horst Baier Output Seite 101 Fixkosten und variable Kosten fixe Kosten hängen in ihrer Höhe grundsätzlich nicht von der produzierten Menge ab (z.B. Miete, Versicherungen, Kapitaldienst) die Höhe der variablen Kosten ändert sich mit der Produktionsmenge Kosten Gesamtkosten variable Kosten Fixkosten Output Kapitel 6: Angebot und Produktionsentscheidungen Dr. Horst Baier Seite 102 Relatives Produktionsoptimum - kurze Frist: K ist fix, nur L ist variabel (Kapitalkosten sind hier sog. sunk costs) Nachfrage K 100 80 Minuten Im Gegensatz zur langfristigen Betrachtung kann z.B. die Menge Q=80 nun nicht mehr mit einer beliebigen Kombination von K und L produziert werden, sondern muss mit einer bestimmten Menge Kapitel (hier: K=40) produziert werden. Die Menge 80 kann nun also nicht mehr zu Kosten von 328 produziert werden wie in der langfristigen Betrachtung (gestrichelte Linie), sondern bestenfalls bei Kosten von 340. 60 K 40 Q80 20 C240 0 0 20 40 C340 C328 60 Q55 80 L 100 SMS Kapitel 6: Angebot und Produktionsentscheidungen Dr. Horst Baier Seite 103 Absolute Kosten Kosten € Gesamtkosten GesamtkostenLF variable Kosten Fixkosten C120 Output Kapitel 6: Angebot und Produktionsentscheidungen Dr. Horst Baier Seite 104 Spezifische Kosten absolute Kosten € spezifische Kosten € Grenzkosten Stückkosten DVK GesamtkostenKF DFK DFK = durchschnittliche Fixkosten (Fixkosten/Menge) DVK = durchschnittliche variable Kosten (variable Kosten/Menge) Kapitel 6: Angebot und Produktionsentscheidungen Dr. Horst Baier Seite 105 Gesetz des abnehmenden Grenzertrags Grenzertrag der Arbeit: zusätzlicher Output, der durch Hinzufügen einer Einheit Arbeit erzielt wird, während K unverändert bleibt. • analog für Grenzertrag des Kapitals Das Gesetz des abnehmenden Grenzertrags bedeutet, dass bei Hinzufügen von immer mehr Einheiten eines Produktionsfaktors (bei Konstanthalten des anderen Faktors) der Grenzertrag schließlich abnimmt. Kapitel 6: Angebot und Produktionsentscheidungen Dr. Horst Baier Seite 106 7. Unvollständiger Wettbewerb: die Welt von Monopolen und Kartellen Für Anbieter besteht ein hoher Anreiz, sich den Zwängen des vollständigen Wettbewerbes zu entziehen, bei einem Kartell einigen sich die Marktteilnehmer auf einen Preis, der über dem markträumenden Preis bei Wettbewerb liegt auf Kosten des Wohlstandes, um das dann über der nachgefragten Mengen liegende Angebot zu begrenzen, muss ein Kartell für seine Mitglieder Produktionsquoten festlegen, überwachen und durchsetzen, der „Cournot´sche Punkt“ bezeichnet die für den Monopolisten optimale Preis-Mengen-Kombination, das Konzept der Preiselastizität der Nachfrage beschreibt den Zusammenhang zwischen Änderungen des Preises und der nachgefragten Menge, der Wohlfahrtsverlust muss durch eine staatliche Wettbewerbspolitik reduziert werden. Kapitel 7: Unvollständiger Wettbewerb: die Welt von Monopolen und Kartellen Dr. Horst Baier Seite 107 Grenzen der unsichtbaren Hand Vollständiger Wettbewerb herrscht nur bei idealtypischen Rahmenbedingen. In der Realität kommt es immer wieder zu einem Marktversagen. Die wesentlichen Bereiche sind: 1. unvollkommener Wettbewerb (insbes. Monopole) 2. Informationsasymmetrien unvollständige Märkte 3. Öffentliche Güter (z.B. Deiche) 4. Externalitäten (z.B. Umweltverschmutzung) Kapitel 7: Unvollständiger Wettbewerb: die Welt von Monopolen und Kartellen Dr. Horst Baier Seite 108 Externalitäten: Beispiele Externalitäten bestehen darin, dass Unbeteiligten Kosten oder Nutzen durch die Entscheidung eines Dritten entstehen. negative Externalitäten • Umweltverschmutzung • Heizkosten (bei gemeinsamer Abrechnung) • Stau (verstopfte Straßen) • Abholzung des Regenwaldes positive Externalitäten • Honig-Produktion • Bildung Kapitel 7: Unvollständiger Wettbewerb: die Welt von Monopolen und Kartellen Dr. Horst Baier Seite 109 Definition und Entstehung von Monopolen Definition: nur ein Anbieter (eines nur begrenzt substituierbaren Gutes) kein Marktzutritt (oder hohe Eintrittshürden) für potentielle neue Anbieter Nachfragekurve ist aus Sicht des Monopolisten fallend (wenig elastisch), nicht horizontal (vollkommen elastisch) keine Unterscheidung zwischen langer und kurzer Frist Entstehung von Monopolen: Kontrolle von spezifischen Inputs (z.B. OPEC, seltene Erden) Netzwerkeffekte (z.B. Microsoft) positive Skaleneffekte (Fixkostendegression) natürliches Monopol (z.B. Bahn) Patente (z.B. Arzneimittel) Kapitel 7: Unvollständiger Wettbewerb: die Welt von Monopolen und Kartellen Dr. Horst Baier Seite 110 Quantitatives Marktformenmodell Kapitel 7: Unvollständiger Wettbewerb: die Welt von Monopolen und Kartellen Dr. Horst Baier Seite 111 Beispiele für Angebotsmonopole das Postmonopol (das Monopol der Deutschen Post AG wurde zum 1. Januar 2008 abgeschafft); die Deutsche Telekom, nach wie vor marktbeherrschende Stellung, vor allem in den Ortsnetzen und im Analogbereich abseits der Ballungsräume; es handelt sich hierbei allerdings nicht um ein Monopol im eigentlichen Sinne, da die Telekom zwar größter, aber nicht mehr einziger Anbieter im Telekommunikationsmarkt ist; teilweise wird in den Medien auch bereits von einem Ex-Monopolisten gesprochen; das staatliche Lotteriemonopol; das Schienennetz der Deutschen Bahn; das Branntweinmonopol; das Zündwarenmonopol (wurde 1983 abgeschafft); das Kehrmonopol (gesetzliche Sonderrechte von Schornsteinfegern); das Glücksspielmonopol (staatliche Verfügungsgewalt über öffentlich zugängliche Spiele um Vermögenswerte), dessen konkrete Ausgestaltung in Deutschland vom Europäischen Gerichtshof im September 2010 jedoch als rechtswidrig beurteilt und somit aufgehoben wurde. Kapitel 7: Unvollständiger Wettbewerb: die Welt von Monopolen und Kartellen Dr. Horst Baier Seite 112 Definition von Kartellen Verhaltensabstimmung von Unternehmen Bildung erfolgt durch selbstständige Unternehmen in tatsächlichen oder potentiellen Konkurrenzmärkten, die den Einsatz von absatzpolitischen Aktionsparametern durch einen Vertragsabschluss regeln. Kartellmitglieder geben „freiwillig wirtschaftliche Handlungsfreiheit auf, um eine im Ergebnis ungewisse Koordinierung ihrer Aktivitäten über den Markt durch eine kontrollierbar und kalkulierbar werdende Verhaltensabstimmung durch Vertrag zu ersetzen“. vgl. Berg, Hartmut: Wettbewerbspolitik. In: Vahlens Kompendium der Wirtschaftstheorie und Wirtschaftspolitik. Bd. 2. 7. Auflage. München 1999.S. 322. Kartellarten Preiskartell (einheitliche Preisabsprache für ihre Produkte) Konditionskartell (einheitliche Anwendung von AGB´s, Lieferungs- und Zahlungsbedingungen) Mengenkartell (Festlegung bestimmter Produktionsmengen) Produktionskartell (Regelungen über Produktart u. Produktionsverfahren) Kapitel 7: Unvollständiger Wettbewerb: die Welt von Monopolen und Kartellen Dr. Horst Baier Seite 113 Gesetz gegen Wettbewerbsbeschränkungen (GWB) „Vereinbarungen zwischen miteinander im Wettbewerb stehenden Unternehmen, Beschlüsse von Unternehmensvereinigungen und aufeinander abgestimmte Verhaltensweisen, die eine Verhinderung, Einschränkung oder Verfälschung des Wettbewerbes bezwecken oder bewirken, sind verboten.“ Grundsätze für die Beurteilung von Zusammenschlüssen: (1) Ein Zusammenschluss, von dem zu erwarten ist, dass er eine marktbeherrschende Stellung begründet oder verstärkt, ist .. zu untersagen,…“ Definition „marktbeherrschende Stellung“ im § 19 (3): …, wenn ein Unternehmen einen Marktanteil von mindestens einem Drittel aufweist; bei einer Gesamtheit von Unternehmen, wenn ein Markt aus drei oder weniger Unternehmen besteht, die zusammen einen Marktanteil von 50 % erreichen; oder aus fünf oder weniger Unternehmen, die zusammen einen Marktanteil von zwei Dritteln erreichen. die Definition des relevanten Marktes ist im Vorfeld vorzunehmen. Kapitel 7: Unvollständiger Wettbewerb: die Welt von Monopolen und Kartellen Dr. Horst Baier Seite 114 Exkurs: rechtliche Grundlagen Kartellrecht Die Durchsetzung des Kartellverbots durch das Bundeskartellamt stützt sich auf folgende Vorschriften und Merkblätter: Gesetz gegen Wettbewerbsbeschränkungen Bußgeldleitlinien des Bundeskartellamtes Bonusregelung des Bundeskartellamtes Merkblatt des Bundeskartellamtes für Kooperationsmöglichkeiten kleinere und mittlere Unternehmen Artikel 101 AEUV Artikel 81 des EG-Vertrags, alte Fassung, ersetzt durch Artikel 101 AEUV EU-Kartellverfahrensverordnung (Verordnung (EG) Nr. 1/2003 des Rates der Europäischen Union zur Durchführung der in den Artikeln 81 und 82 des EG-Vertrages niedergelegten Wettbewerbsregeln, Vertikal-GVO 2010 Kapitel 7: Unvollständiger Wettbewerb: die Welt von Monopolen und Kartellen Dr. Horst Baier Seite 115 Bekannte untersagte Fusionen und Kartellstrafen Deutsche Börse / New York Stock Exchange Axel Springer AG / ProSieben SAT 1 Media AG E.ON / Ruhrgas untersagt, mit Ministererlaubnis genehmigt Magna / Karmann Untersagung Fusion von LKW-Herstellern Scania und Volvo Zerschlagung des Monopolisten AT&T in den USA im Jahre 1984 und Aufteilung in verschiedene „Baby Bells“ Bußgeld gegen Hersteller von Feuerwehrfahrzeugen Bußgeld von 115 Mio. € gegen fünf Brillenglashersteller französische Kartellamt verhängte gegen Henkel und drei weitere Waschmittelhersteller wegen verbotener Preisabsprachen Bußgelder in einer Gesamthöhe von 361,3 Mio. € Cappuccino-Kartell von Kraft Foods und Krüger mit 9 Mio. € Bußgeld belegt Kartell von zehn Industrieversicherern mit 130 Mio. € Bußgeld (2005) Kapitel 7: Unvollständiger Wettbewerb: die Welt von Monopolen und Kartellen Dr. Horst Baier Seite 116 Wohlfahrtsverlust durch Monopole oder Kartelle Konsumentenrente ECG Produzentenrente DFEG Wohlfahrtsverlust BEF Konsumentenrente ABC Produzentenrente ABD Preis Preis C Angebot C Angebot E G B B A A Nachfrage D F Nachfrage D Menge Vollständiger Wettbewerb Menge Preissetzung durch Kartell oder Monopol Kapitel 7: Unvollständiger Wettbewerb: die Welt von Monopolen und Kartellen Dr. Horst Baier Seite 117 Nachfrage aus Unternehmenssicht € Wettbewerb Monopol € PreisAbsatzfunktion Grenzerlös < Preis. Begründung: Um eine zusätzliche Einheit zu verkaufen, muss der Monopolist den Preis für alle verkauften Einheiten senken, was den zusätzlichen Erlös vermindert und ggf. negativ werden lässt. Preis-Absatzfunktion = Grenzerlöskurve Grenzerlöskurve Menge Menge Kapitel 7: Unvollständiger Wettbewerb: die Welt von Monopolen und Kartellen Dr. Horst Baier Seite 118 Preis und Grenzerlös beim Monopol gleiche Gewinnmaximierungsbedingung wie bei Unternehmen im Wettbewerb: Produziere die Menge, bei der gilt: Grenzerlös = Grenzkosten • • Grenzerlös des Monopolisten ist nicht gleich dem Preis, weil Preis und Absatzmenge voneinander abhängen Grenzerlös: um wie viel Euro steigt mein Umsatz, wenn ich meinen Absatz um eine Einheit steigere (und dafür den Preis reduzieren muss!) Kapitel 7: Unvollständiger Wettbewerb: die Welt von Monopolen und Kartellen Dr. Horst Baier Seite 119 Zusammenhang zwischen Umsatz und Preis Wie kann ein aus Sicht der Produzenten optimaler Preis ermittelt werden? beim Prohibitivpreis von 5 € ist der Preis hoch, die nachgefragte Menge aber gleich Null und damit auch der Umsatz bei der Sättigungsmenge ist der Preis gleich Null ebenso wie der Umsatz dazwischen verläuft der Umsatz in Form einer Parabel und hat bei der halben Sättigungsmenge sein Maximum. Elastizität > 1 (PUmsatz) Kapitel 7: Unvollständiger Wettbewerb: die Welt von Monopolen und Kartellen Elastizität < 1 (PUmsatz) Dr. Horst Baier Seite 120 Preiselastizität der Nachfrage anhand einer linearen Nachfragekurve € Eine lineare Nachfragekurve (außer vertikal oder horizontal) hat an jedem Punkt eine andere Elastizität und hat unabhängig von ihrer Steigung eine elastische und eine inelastische Hälfte Vergleich von Punkten entlang einer Kurve Elastizität>1 Elastizität=1 (Erlös am größten) Elastizität<1 Umsatz = Menge x Preis Kapitel 7: Unvollständiger Wettbewerb: die Welt von Monopolen und Kartellen Dr. Horst Baier Seite 121 Preiselastizität der Nachfrage Preiselastizität der Nachfrage: prozentuale Veränderung der nachgefragten Menge bei einem 1%-Anstieg des Preises. • „Wenn der Preis um 1% steigt (sinkt), um wie viel Prozent sinkt (steigt) die nachgefragte Menge?“ Änderung der Menge Bezeichnung Preiselastizität der Nachfr. P Beispiel ∞% absolut elastische Nachfrage ∞ Devisenhändler >1% (relativ) elastische N. >1 Alkopops <1%, >0% (relativ) inelastische N. <1, >0 Nahrung 0% absolut inelastische N. 0 Medikament • je eher ein Gut substituiert werden kann, umso elastischer ist die Nachfrage • langfristig ist die Nachfrage elastischer als kurzfristig (z.B. Diesel bei konstantem Benzinpreis) Seite 122 Berechnungsbeispiel Preiselastizität der Nachfrage P Q ε 50 45 40 35 30 25 20 15 10 5 0 0 10 20 30 40 50 60 70 80 90 100 ∞ -9,00 -4,00 -2,33 -1,50 -1,00 -0,67 -0,43 -0,25 -0,11 0 Die Elastizität (ε) im Punkt P1/Q1 lässt sich wie folgt berechnen (prozentuale Änderung Nachfragemenge /proz. Preisänderung): Q %Q Q1 % P P P1 z.B. für P=40 und Q=20: %Q = (10-20)/20 = -50% %P = (45-40)/40 = 12,5% ε = -50%/12,5% = -4 Wenn der Preis um 1 % steigt, sinkt die Menge um 4 %. Kapitel 7: Unvollständiger Wettbewerb: die Welt von Monopolen und Kartellen Dr. Horst Baier Seite 123 Gewinnmaximierung des Monopols Produziere die Menge, bei der gilt: Grenzerlös = Grenzkosten • Gilt immer und unabhängig davon, ob Wettbewerb oder ein Monopol vorliegt, denn: solange die zusätzlichen Kosten geringer sind als die zusätzlichen Einnahmen, kann der Gewinn durch die Produktion einer zusätzlichen Einheit gesteigert werden. Marktaustrittsbedingung und Produktionseinstellungsbedingung gelten auch für den Monopolisten Kapitel 7: Unvollständiger Wettbewerb: die Welt von Monopolen und Kartellen Dr. Horst Baier Seite 124 Gewinnmaximierung im Monopol Das Gewinnmaximum des Monopols ist bei der Menge zu finden, wo die Grenzkosten des Monopols gleich den Grenzerlösen sind, einen "normalen" Marktpreis gibt es ja nicht. Die Grenzerlöse werden dabei von den Nachfragern, d.h. genauer gesagt von deren Elastizität bestimmt, welche damit einen meist unterschätzten Einfluss auf Monopolpreise haben. Insgesamt ist für die Monopolpreisbildung jedoch eine Verringerung der umgesetzten Menge und eine Erhöhung des Preises im Vergleich zur freien Konkurrenz zu beobachten. Die gewinnoptimale Preis-Mengen-Kombination wird als Cournot´scher Punkt bezeichnet. Kapitel 7: Unvollständiger Wettbewerb: die Welt von Monopolen und Kartellen (1801-1877) Dr. Horst Baier Seite 125 Natürliches Monopol Rivalität/Konkurrenzprinzip Ausschlussprinzip Ja Ja Nein Nein Privates Gut Natürliches Monopol Brot Kleidung gebührenpflichtige Straße mit Stau Gesellschaftliche Ressource Öffentliches Gut Fische im Meer Umwelt öffentliche Straße mit Stau Kapitel 7: Unvollständiger Wettbewerb: die Welt von Monopolen und Kartellen Kabelfernsehen Stromleitungsnetz Entwässserung gebührenpflichtige Straße ohne Stau Sauerstoff Nationale Verteidigung Wissen öffentliche Straße ohne Stau Dr. Horst Baier Seite 126 Natürliches Monopol (lange Frist) spezifische Kosten € Als natürliches Monopol wird in der Mikroökonomie eine Situation bezeichnet, in der sich aufgrund hoher Fixkosten und niedriger Grenzkosten besonders ausgeprägte steigende Skalenerträge ergeben (Subadditivität). In diesem Fall sind also die Gesamtkosten zur Bereitstellung eines Gutes deutlich niedriger, wenn nur ein Unternehmen und nicht mehrere konkurrierende Unternehmen den Markt versorgen. Stückkosten Grenzkosten Output Seite 127 Gewinnmaximierung (natürliches Monopol) Das Gewinnmaximierungsprinzip ist für das natürliche Monopol das gleiche wie bei Monopolen und im vollkommenen Wettbewerb allgemein: Grenzerlös = Grenzkosten Zur Abschöpfung des Monopolgewinns sind derartige Betriebe oft in staatlicher Hand. € Grenzerlöskurve PreisAbsatzfunktion (Monopol-) Gewinn Stückkosten Grenzkosten Output Seite 128 Preisdifferenzierung zur Gewinnsteigerung Der Monopolist (aber auch eingeschränkt bei Wettbewerbsanbietern) könnte noch mehr Einheiten verkaufen, wenn eine Preissenkung sich nicht auf den von den „Stammkunden“ gezahlten Preis auswirken würde. Strategie 1: das gleiche Produkt wird billiger angeboten, aber der Zugang wird durch eine „Hürde“ so gestaltet, dass nur diejenigen das günstigere Produkt kaufen können bzw. wollen, die zu einem höheren Preis nicht bereit gewesen wären zu kaufen. Beispiele: Kinder-/Studenten-/Seniorenermäßigung; Land-spezifische Preise (DVDs); Neukundenrabatt; weniger repräsentative Verpackung… Strategie 2: Das gleiche Produkt wird mit für besonders zahlungswillige Kunden attraktiven Eigenschaften ausgestattet, wobei die Zusatzkosten dafür niedriger sind als der Preisunterschied. Beispiele: repräsentativere Verpackung, Flexibilität (bei Bahn/Flugtickets), Hardcover statt Taschenbuch, Theatersitze mit guter Sicht … Seite 129 Zusatzgewinn bei Preisdifferenzierung € Grenzerlöskurve p“ PreisAbsatzfunktion G“ p* p‘ Zusatzgewinn G‘ und G‘‘ G G‘ Grenzkosten = Stückkosten Output Seite 130 Auswirkung von Preisdifferenzierung zwei Effekte: • der Monopolist „schröpft“ diejenigen Konsumenten, die eine höhere Zahlungsbereitschaft haben (sei es weil sie besonders wohlhabend sind, sei es weil sie das Gut besonders nötig haben) • Konsumenten mit geringerer Zahlungsbereitschaft bekommen dank Preisdifferenzierung überhaupt erst Zugang zu dem Gut (wenn auch mit „Hürden“ oder Einschränkungen) Kapitel 7: Unvollständiger Wettbewerb: die Welt von Monopolen und Kartellen Dr. Horst Baier Seite 131 Spieltheorie und die Ökonomik der Kooperation Entscheidung Clyde jedes Unternehmen würde sich besser stellen, wenn es durch Kooperation mit den Wettbewerbern das Marktergebnis eines Monopolisten erzielen könnte derartige Kooperationen sind schwierig zu erreichen und werden durch die Spieltheorie untersucht. Ein klassisches Beispiel ist das Gefangendilemma der beiden Gefangenen Bonnie und Clyde: Entscheidung Bonnie Gestehen Schweigen Gestehen 8 Jahre für jeden 20 Jahre für Bonnie, Freiheit für Clyde Schweigen Freiheit für Bonnie, 20 Jahre für Clyde 1 Jahr für jeden Wahrscheinlich werden beide gestehen, weil sie auf die Freiheit spekulieren (dominante Strategie für jeden ohne Rücksicht auf Entscheidung des Anderen). Dann gibt es im besten Fall die Freiheit, ansonsten 8 Jahre (aber nicht 20 Jahre). Am Ende werden wohl beide gestehen und jeweils 8 Jahre ins Gefängnis kommen. Optimal wäre wenn beide schweigen. Kapitel 7: Unvollständiger Wettbewerb: die Welt von Monopolen und Kartellen Dr. Horst Baier Seite 132 Erkenntnis aus dem Gefangendilemma eigeninteressiert handelnde Personen, Unternehmen oder Organisationen werden selbst dann von einer Kooperation abgehalten, wenn die Kooperation im besten beiderseitigen Interesse läge, diese Logik gilt für vielerlei Konfliktsituationen, z.B. den Rüstungswettlauf, die Nutzung von Ressourcen und Oligopole. Entscheidung Mexiko Ein fiktives Beispiel für ein staatliche Kooperation bietet folgende Situation: Entscheidung USA Niedrige Zölle Hohe Zölle Niedrige Zölle Gewinn USA $ 25 Mrd. Gewinn Mexiko $ 25 Mrd. Gewinn USA $ 30 Mrd. Gewinn Mexiko § 10 Mrd. Hohe Zölle Gewinn USA $ 10 Mrd. Gewinn Mexiko $ 30 Mrd. Gewinn USA $ 20 Mrd. Gewinn Mexiko $ 20 Mrd. Kapitel 7: Unvollständiger Wettbewerb: die Welt von Monopolen und Kartellen Dr. Horst Baier Seite 133