VWL_Einfuehrung 2012 Kap 01-07

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Einführung in die
Wirtschaftswissenschaften –
Volkswirtschaftslehre
Teil I (Kap. 1 – 7)
Dr. Horst Baier
Universität Osnabrück
04.05.2012
Dr. Horst Baier
Seite 1
Agenda
1.
Was ist Volkswirtschaftslehre?
2.
Wie hat sich die Volkswirtschaftslehre entwickelt?
3.
Märkte und Arbeitsteilung als Basis unseres Wohlstandes
4.
Angebot, Nachfrage und Marktgleichgewicht
5.
Nachfrage und Konsumverhalten
6.
Angebot und Produktionsentscheidungen
7.
Unvollständiger Wettbewerb: die Welt von Monopolen und
Kartellen
Dr. Horst Baier
Seite 2
8.
Volkswirtschaftliche Gesamtrechnung
9.
Theoretische Grundlagen der Makroökonomie
10.
Konsum und Investition
11.
Der Geldmarkt
12.
Der Arbeitsmarkt
13.
Funktion des Staates für eine funktionierende Volkswirtschaft
14.
Wettbewerbspolitik
15.
Konjunktur- und Wachstumspolitik
16.
Inflation, Geldpolitik und Funktion von Notenbanken
17.
Wirtschaftspolitik in der offenen Volkswirtschaft
18.
Volkwirtschaftslehre jenseits des 19. Jahrhunderts
Seite 3
Ihr Dozent
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Studium der Volkswirtschaftslehre in Kiel und
Osnabrück, Abschluss 1988
1988-1996: Controller HDI Versicherungen
1996-2002: Stadt Braunschweig, Leiter Controlling,
Finanzen, Verwaltungsmodernisierung
2002 Promotion an der TU Braunschweig
2002-2008: Stadt Salzgitter, Leiter Zentrale Steuerung,
nebenamtlicher Geschäftsführer Versorgungs- und
Verkehrsgesellschaft mbH
2008-März 2012: Stadt Osnabrück, Finanzvorstand
nebenamtlicher Geschäftsführer Osnabrücker Beteiligungs- und
Grundstücksentwicklungsgesellschaft mbH
seit 22. März Bürgermeister der Samtgemeinde Bersenbrück
Dr. Horst Baier
Seite 4
Literatur
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Bofinger, P.: Grundzüge der Volkswirtschaftslehre, Eine
Einführung in die Wissenschaft von Märkten, 2. Auflage, München
2007
Edling, H.: Volkswirtschaftslehre Schnell erfasst, 3. Auflage, Berlin
2010
Homann, K.: Ökonomik, Eine Einführung, 2. Auflage, Tübingen
2005
Mussel, G.: Volkswirtschaftslehre, 3. Auflage, München 2002
Mankiv, N.; Taylor, M.: Grundzüge der Volkswirtschaftslehre, 4.
Auflage, Stuttgart 2008
www.wagner-berlin.com
Dr. Horst Baier
Seite 5
Was ist Volkswirtschaftslehre?
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Kennzeichen der Methode der VWL:
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Kosten-Nutzen-Überlegungen bei Knappheit
Effizienzgedanke
rationale Entscheidungen und Gleichgewicht als Idealbild unterstellt
Arbeit mit Theorien und Modellen
vergleichsweise unreife Wissenschaft
viele strittige Ergebnisse (konkurrierende Schulen)
Nebeneinander von normativen und positiven Problemen
•
•
•
Positive Probleme: Wie funktioniert etwas? Wovon hängt was ab? (Bsp.: Was
passiert mit der nachgefragten Menge, wenn der Preis von Butter um 20%
steigt?)
Normative Probleme: Was ist richtig? Was soll getan werden? Wer ist
verantwortlich? (Bsp.: Was ist eine gerechte Einkommensverteilung? Ist 1%
mehr Arbeitslosigkeit schlimmer als 1% mehr Inflation? Wer ist Schuld an der
Finanzkrise?)
Normative Fragen fügen den (im Prinzip auflösbaren) faktischen Kontroversen
(naturgemäß strittige) normative Kontroversen hinzu.
Kapitel 1: Was ist Volkswirtschaftslehre?
Dr. Horst Baier
Seite 6
Definitionen von Volkswirtschaftslehre
(bzw. Nationalökonomie oder Ökonomik)
u.a. Jean Baptiste Say (1767-1832)
„Ökonomik ist die Wissenschaft von der Wirtschaft.“
Lionel Robbins (1898-1984)
„Ökonomik ist die Wissenschaft, die menschliches Verhalten untersucht als
eine Beziehung zwischen Zielen und knappen Mitteln, die unterschiedliche
Verwendung finden können.“
Karl Homann (2005)
„Die Ökonomik befasst sich mit Möglichkeiten und Problemen der
gesellschaftlichen Zusammenarbeit zum gegenseitigen Vorteil.“
Objekt der Volkswirtschaftslehre nach Walter Eucken (Nationalökonom,1891–1950) in
Kurzfassung:
„Was wird wofür, wann, wie und wo produziert?“
Kapitel 1: Was ist Volkswirtschaftslehre?
Dr. Horst Baier
Seite 7
Volkswirtschaftslehre ist eine Wissenschaft, die sich mit der
Funktionsweise von Märkten beschäftigt
Märkte haben folgende Funktionen:
Trabant 601: Produktionszeitraum
1964-1990
 Sie sorgen für eine Güterversorgung,
obwohl die Anbieter nicht vollständig
über unsere individuellen Kaufwünsche
informiert sind
 Sie setzen Anreize zur Entwicklung
immer besserer Güter und Dienstleistungen
 Sie begrenzen normalerweise den Wettbewerb und
wirtschaftliche Macht
 Sie zwingen Unternehmen zur günstigen Produktion und
steigert damit den Wohlstand
 Sie bewirken dass Güter vorrangig von den Konsumenten
erworben werden die ihnen den höchsten Wert zumessen
Koordinations- und Informationsfunktion von Märkten
(oder „unsichtbare Hand“ laut Adam Smith 1776)
Kapitel 1: Was ist Volkswirtschaftslehre?
Seite 8
Volkswirtschaftslehre untersucht auch die Gründe für
Marktversagen
Arbeitsamt Hannover 1929
Märkte haben folgende Schwachstellen:
Trabant 601: Produktionszeitraum
1964-1990
 Einkommen werden nach Leistung und Knappheit
von Gütern verteilt. Für Menschen mit geringer
Leistungsfähigkeit und nicht nachgefragten
Kenntnisse bestehen Armutsrisiken.
 Bei Gütern ohne Preise und ohne konkurrierenden
Konsum gibt es keinen Markt
 Märkte neigen zur Kartell- und Monopolbildung zur Ausschaltung des
Wettbewerbs
 ausgeprägte zyklische Schwankungen können zur irrationalen
Überhitzung oder zu zerstörerischen Ergebnissen führen mit
Massenarbeitslosigkeit und Geldentwertung
 technische Innovationen haben positive aber auch zerstörerische
Wirkungen
 die Abkoppelung der Finanz- von den Wirtschaftmärkten kann zu nicht
mehr beherrschbaren Entwicklungen führen
 ohne Ordnungsrahmen funktionieren Märkte nicht
Kapitel 1: Was ist Volkswirtschaftslehre?
Seite 9
Beispiel für eine Spekulationsblase: Tulpenmanie 1637
 Bei der Großen Tulpenmanie in Holland im 17. Jahrhundert
wurden Tulpenzwiebeln zum Spekulationsobjekt. Es handelt
sich um die erste gut dokumentierte Spekulationsblase der
Wirtschaftsgeschichte, die am 7. Februar 1637 platzte.
 die begehrten Tulpen wurden mit hohen Margen verkauft und
lockten Quereinsteiger und Abenteurer ins Geschäft
 Von 1635 an dealten die Spekulanten mit Tulpen-Derivaten,
es gab Anteilsscheine auf Tulpen-Zwiebeln und handelbare Bezugsrechte
 Die Preise explodierten und stiegen von 1634 bis 1637 auf das über
Fünfzigfache an. In Amsterdam wurde ein komplettes Haus für drei
Tulpenzwiebeln verkauft. Der höchste Preis für die wertvollste
Tulpensorte, Semper Augustus, (Bild oben) lag Anfang 1637 bei 10.000
Gulden für eine Zwiebel (Jahresverdienst Zimmermann ca. 250 Gulden)
 Nach extremen Preissteigerungen fielen die Preise ab dem 7. Februar
1637 um über 95 Prozent. Viele Menschen waren auf einen Schlag
ruiniert: "Edelleute, Kaufleute, Handwerker, Schiffer, Torfträger,
Schornsteinfeger, Knechte, Mägde, Trödelweiber, alles war von gleicher
Sucht befallen", berichten die Annalen.
Kapitel 1: Was ist Volkswirtschaftslehre?
Seite 10
VWL in Bezug zu anderen Wissenschaften
Philosophie
(Ethik)
Medizin und
Biologie
Soziologie
(Neurowissenschaft)
menschliche
Entscheidungs
-strukturen
normative VWL (Wohlfahrtsökonomik),
Menschenbild
Psychologie
Politologie
Verhaltensökonomie
Entwicklungsökonomie,
Funktion
Staat
VWL
Markt als sozialer Ort
homo sociologicus
Rahmenbedingungen u.
Zusammenhänge
BWL
Gestaltung des
Ordnungsrahmens
Recht
empirische VWL
(Ökonometrie)
Modellierung
Mathematik
Kapitel 1: Was ist Volkswirtschaftslehre?
Statistik
Dr. Horst Baier
Seite 11
Grundfragen der Volkswirtschaftslehre
Kapitel 1: Was ist Volkswirtschaftslehre?
Seite 12
VWL im Berufsleben
„reine“ VWLer

•

in großen Unternehmen, Banken, Forschung, öffentlicher
Dienst, Finanzdienstleister, internationale Organisationen,
Kammern und Verbänden, Forschung und Lehre und
sonstigen Institutionen
VWL als Zusatzqualifikation (für BWLer)
•
•
•
•
besseres Verständnis der wirtschaftlichen
Rahmenbedingungen
tieferes Verständnis für unternehmensübergreifende Fragen
(Branchenebene, Tarifverhandlungen etc.)
besseres Verständnis der Wirtschaftspolitik
übergreifende Blickweise auf das Zusammenwirken von
Staat, Wirtschaft, Verbänden, Politik, Gewerkschaften im
Kontext einer internationalen Verflechtung
Kapitel 1: Was ist Volkswirtschaftslehre?
Dr. Horst Baier
Seite 13
Historische Entwicklung der Schulen in der VWL –
Methodenstreit und kein Ende!
Adam
Schmith
Keynes
Schumpeter
Leon Walras
Hayek
Karl Marx
Alfred
Marshall
Kapitel 2: Entwicklung der Volkswirtschaftslehre
Samuelson
Dr. Horst Baier
Seite 14
Stammbaum der Volkswirtschaftslehre
Kapitel 2: Entwicklung der Volkswirtschaftslehre
Dr. Horst Baier
Seite 15
Hedonismus oder Stoizismus als Grundprinzip des Handelns?
Wie kann die Diskrepanz zwischen Verlangen und Befriedigung,
Nachfrage und Angebot geschlossen werden?
Hedonismus der Griechen und
Römer:
alle Dinge, die wir uns wünschen
sind in Reichweite, mehr ist
besser, Schulden sind erlaubt
Gordon Gekko: „Gier ist gut. Gier
ist richtig. Gier funktioniert.“
Kapitel 2: Entwicklung der Volkswirtschaftslehre
Dr. Horst Baier
Programm der antiken Stoiker:
die Nachfrage soll so verringert
werden, dass sie dem Angebot
entspricht. Erziehung zur
Beschränkung der Bedürfnisse.
Diogenes in der Tonne: „Die Freiheit ist
umso größer, je weniger man hat“.
Seite 16
Zusammenhang zwischen Wohlstand und Zufriedenheit
Development, Freedom, and
Rising Happiness
A Global Perspective (1981–2007)
R. Inglehart, R. Foa, C. Peterson, C. Welze
Seite 17
Warum das Huhn die Straße überquert?
Seit Jahrhunderten beschäftigt diese Frage die großen Denker aller Zeiten.
Aristoteles:
Es ist die Natur von Hühnern, Straßen zu überqueren.
A. Smith:
Es wird von der »unsichtbaren Hand« geleitet.
Platon:
Für ein bedeutenderes Gut.
Martin Luther King:
Ich sehe eine Welt, in der alle Hühner frei sein werden, Straßen zu überqueren, ohne dass
ihre Motive in Frage gestellt werden.
Freud:
Allein die Tatsache, dass Sie sich überhaupt mit der Frage beschäftigen, dass das Huhn die
Straße überquerte, offenbart Ihre unterschwellige sexuelle Unsicherheit.
Moses:
Und Gott kam vom Himmel herunter, und Er sprach zu dem Huhn: »Du sollst die Straße
überqueren.« Und das Huhn tat, wie ihm geheißen, und es gab ein großes Frohlocken.
Kapitel 2: Entwicklung der Volkswirtschaftslehre
Dr. Horst Baier
Seite 18
Marx:
Es war historisch unvermeidlich.
Schopenhauer:
Das Huhn kann zwar wissen, was es will, aber nicht wollen, was es will.
I. Kant:
Es handelt nach derjenigen Maxime, von der es zugleich will, dass sie allgemeines Gesetz
werde.
Keynes:
In the long run, we all will cross the street.
Hayek:
Es ist das Ergebnis eines Entdeckungsverfahrens.
Schumpeter:
Das Huhn betrachtet das Überqueren der Straße als einen Prozess der schöpferischen
Zerstörung.
Machiavelli:
Das Entscheidende ist, dass das Huhn die Straße überquert hat. Wer interessiert sich für den
Grund? Die Überquerung der Straße rechtfertigt jedes mögliche Motiv.
Buddha:
Mit dieser Frage verleugnest du deine eigene Hühnernatur.
Kapitel 2: Entwicklung der Volkswirtschaftslehre
Dr. Horst Baier
Seite 19
Gestaltung der Welt als letzter Sinn von Ökonomik
(= normative Ökonomik)


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
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
Smith: Wie kann der Wohlstand gefördert werden?
Marx: wie kann eine gerechte Verteilung des Wohlstandes erreicht werden?
Keynes: wie kann die katastrophale Arbeitslosigkeit in der Weltwirtschaftskrise
bekämpft werden?
Hayek: wie beeinträchtigen verfehlte Vorstellungen über soziale Gerechtigkeit die
Funktion von Märkten und die Bildung von Wohlstand?
Eucken: wie kann vermieden werden, dass Interessengruppen die Bedingungen für
eine produktive Entwicklung unterminieren?
Buchanan: wie kann Fehlentwicklungen im Staatssektor (z.B. Bürokratie)
entgegengewirkt werden?
Friedman: wie bekommt man das Problem der Geldentwertung (Inflation) in den
Griff?
Samuelson: wie kann ein stabiles Wirtschaftswachstum gestaltet werden?
.. funktioniert nur wenn Erklärungen für wirtschaftliche
Zusammenhänge vorliegen (= positive Ökonomik)
Kapitel 2: Entwicklung der Volkswirtschaftslehre
Dr. Horst Baier
Seite 20
Der Ökonom als Wirtschaftspolitiker und Berater

Normative Aussagen (verändern die Welt)
•
•
•

beinhaltet moralische Wertung oder unbedingte Aufforderung: etwas
wird als legitim oder gut (oder schlecht) bewertet
oft erkennbar an dem Schlüsselwort „sollen“ oder „dürfen“
erfordert Orientierungswissen („Was muss/darf man tun?“)
Positive Aussagen (erklären die Welt)
•
•

Sachzusammenhänge (z.B. Gesetzmäßigkeiten, Prognosen), die
wahr oder falsch sind und überprüft werden können
erfordert Verfügungswissen („Wie funktioniert die Welt?“)
Sowohl normative als auch positive Aussagen können strittig oder
nicht entscheidbar sein
•
•
normativ: Gültigkeit ist strittig („Mindestlöhne sind ein Gebot der
Menschenwürde“)
positiv: Wahrheitsgehalt ist strittig („Mindestlöhne führen zu
Arbeitslosigkeit“)
Kapitel 2: Entwicklung der Volkswirtschaftslehre
Dr. Horst Baier
Seite 21
Volkswirte können hinterher immer wunderbar die Entwicklung von
Märkten analysieren, scheitern aber an verlässlichen Prognosen !
Kapitel 2: Entwicklung der Volkswirtschaftslehre
Dr. Horst Baier
Seite 22
Voraussetzungen für eine funktionierende Gesellschaft
Gesellschaft
Moral,
Anstand,
Kultur
und
Empathie
Wettbewerb,
Konkurrenz,
Egoismus
und „Gier“
Regulierung
und staatliche
Rahmenbedin
gungen
Kapitel 2: Entwicklung der Volkswirtschaftslehre
Dr. Horst Baier
Seite 23
Märkte und Arbeitsteilung als Basis unseres Wohlstandes
 Märkte führen Anbieter und Nachfrager so zusammen, dass sehr
geringe Informations- und Transaktionskosten entstehen
 der Preismechanismus sorgt dabei für eine „Gleichgewicht“ von
Angebot und Nachfrage, d.h. die Pläne von Anbietern und Nachfragern
werden in optimaler Weise aufeinander abgestimmt
 in der Regel ist der Austausch über den Markt für Anbieter und
Nachfrager mit Vorteilen verbunden. Handel ist eine win-win-Situation.
 Nachfrager und Anbieter wollen über den Handel ihre Zielvorstellungen
umsetzen
 die Grundlagen werden in einer mikroökonomischen Betrachtung
dargestellt. Dem liegt eine abstrakte Vorstellung von einem
idealtypischen Markt, ein Marktmodell, zugrunde.
Der Markt ist ein Auktionator.
Anbieter und Nachfrager tasten sich
an ein Gleichgewicht heran (Tâtonnement).
Leon Walras
Kapitel 3: Märkte und Arbeitsteilung
Dr. Horst Baier
Seite 24
Preis-Mengen-Diagramm: der Klassiker in der VWL
P = Preis
Annahmen zum Marktmodell
(Marshall und Walras):
 Gut = eine Qualität (Homogenität der
Güter) , d.h. bei einem Gut mit
beispielsweise 3 Qualitätsgruppen
spricht man von drei verschiedenen
Märkten
 vollständige Konkurrenz
 vollständiger Informationsaustausch
zwischen allen Teilnehmern
(Markttransparenz)
 keine räumliche und zeitliche
Ausdehnung, d.h. keine
Transportaufwendungen (Punktmarkt)
 keine nicht modellierbaren
individuellen Präferenzen (z.B.
Freundlichkeit der Bedienung).
Ceteris paribus
(latenisch: „Alles Andere bleibt gleich“)
Kapitel 3: Märkte und Arbeitsteilung
Dr. Horst Baier
x = Nachfrage
Verhalten Anbieter:
P  x(A) 
Verhalten Nachfrager: P  x(N) 
Seite 25
Wie wird ein Aktienkurs ermittelt?
Kurs in €
Durch limitierte Börsenaufträge (Verkaufs- und Kauforder) kann der Wert
einer Aktie ermittelt werden. Der „markträumende Preis“ liegt bei 123 €.
Nachfrage
in Stück
Kapitel 3: Märkte und Arbeitsteilung
Dr. Horst Baier
Seite 26
Marktgleichgewicht und -ungleichgewicht
Märkte streben gemäß der Theorie
immer vom Ungleichgewicht zum
Gleichgewicht:
P (€)
Angebotsüberhang
p2
 sind die Preise zu hoch, gibt es
wenig Nachfrage und ein
Angebotsüberhang 
die Produzenten müssen die
Produktion einschränken oder die
Preise senken
 sind die Preise zu niedrig, wird viel
nachgefragt, die Produzenten
reagieren mit Preiserhöhung oder
Angebotsausweitung
Kapitel 3: Märkte und Arbeitsteilung
p*
p1
Dr. Horst Baier
Nachfrageüberhang
Bier (l)
Seite 27
Volkswirte diskutieren gerne Kurven
Bsp. Angebotskurve (analog für Nachfragekurve):

die im Markt angebotene Menge hängt von vielen Variablen ab: Preis,
Faktorkosten, Rohstoffkosten, Produktionstechnologie …
•

q=f(r,w,P,t …)
die Angebotskurve geht nur auf das Verhältnis von angebotener Menge und
Preis ein
•
•


Preisänderung bedeutet eine Bewegung entlang der Angebotskurve
jede andere Änderung („Schock“) bedeutet eine Verschiebung der Angebotskurve,
solange sie zu gegebenen Preis zu einer Änderung der angebotenen Menge führt
exogene (unabhängige) Variablen: angenommen oder in Daten vorgefunden
endogene (abhängige) Variablen: abhängig von anderen Variablen innerhalb
des Modells, d.h. sie werden im Modell bestimmt
Bsp.:

•
•
f(x)=y  x = exogen, y = endogen
Nachfragekurve, Angebotskurve: Preis exogen, Menge endogen
Kapitel 3: Märkte und Arbeitsteilung
Dr. Horst Baier
Seite 28
Volkswirtschaftslehre arbeitet mit Modelle und der „ceteris paribus“
- Annahme





Modelle vereinfachen die Wirklichkeit und sind immer selektiv
Ein gutes Modell ist nicht so realistisch wie möglich, sondern lässt alles
weg, was für den Untersuchungszweck irrelevant ist.
Modelle dienen der Darstellung von Zusammenhängen
Jedes Modell dient dazu, zu verstehen, wie eine oder mehrere endogene
Variablen von einer oder mehreren exogenen Variablen abhängt.
• bei einer einzelnen Kurve in einem zweidimensionalen Graphen geht es
immer um den Zusammenhang zwischen einer exogenen (Ursache) und
einer endogenen (Wirkung) Variable
Beispiel Nachfragekurve:
• Wie viele Kinokarten werden für jeden angenommenen Preis
nachgefragt? Der Preis ist exogen (angenommen), die nachgefragte
Menge endogen (ergibt sich im Modell).
• eine Veränderung einer weiteren exogenen Variable (also einer, die nicht
auf einer der Achsen steht wie z.B. Einkommen, Preise weiterer Güter …),
führt zu einer Verschiebung der Kurve
Kapitel 3: Märkte und Arbeitsteilung
Dr. Horst Baier
Seite 29
Beispiel für eine modellhafte Abbildung der Nachfrage:
die Nachfragekurve



Kurve gibt Auskunft über den
Zusammenhang zwischen 2
Variablen (x und y bzw. Preis
und Menge)
Kurve gilt nur, solange alle
anderen Bedingungen
(Einkommen, Preise weiterer
Güter, Präferenzen, …) gleich
bleiben  „ceteris paribus“
(c.p. = „wenn alles andere gleich
bleibt“)
Wenn sich die Bedingungen
ändern, ändert sich auch die
Kurve (Drehung, Verschiebung
etc.)
Kapitel 3: Märkte und Arbeitsteilung
Dr. Horst Baier
Seite 30
Fazit: Ein Markt erfüllt viele positive Funktionen






Preisbildungsfunktion
Markträumungsfunktion
Verteilungsfunktion der Güter (vs. Rationierung im Extremfall)
Allokationsfunktion der Produktionsfaktoren
Anreizfunktion für Innovationen
Effizienzfunktion
Marktsphären
Kapitel 3: Märkte und Arbeitsteilung
Dr. Horst Baier
Seite 31
Arbeitsteilung und Wohlstand
Die Arbeitsteilung steigert nach Adam Smith
die Produktivität der Arbeit. Dies hat unter
anderem drei wesentliche Gründe:
 Spezialisierung und somit Förderung
der „größeren Geschicklichkeit jedes
einzelnen Arbeiters“
 Zeitersparnis
 Technische Fortschritte
Die Spezialisierung bewirkt, dass sich Akteure (Menschen, Unternehmen,
Länder) auf den Teil des gesamten Produktionsprozesses konzentrieren, bei
denen sie komparative Vorteile haben. Jeder Akteur kann den Zeit- und
Arbeitsaufwand, den er für andere Teiltätigkeiten aufwenden musste, nun allein
für diejenigen Teiltätigkeiten einsetzen, in denen er besonders produktiv ist. Dies
gilt für nationale wie für internationale Arbeitsteilung (vgl. die Theorie
komparativer Kostenvorteile nach David Ricardo).
Kapitel 3: Märkte und Arbeitsteilung
Dr. Horst Baier
Seite 32
Prinzip des komparativen Vorteils:
- Soll Dirk Nowitzki seinen Rasen selbst mähen ?
 Dirk könnte seinen Rasen in 2 Stunden mähen
 In zwei Stunden könnte er in einem TV-Auftritt 100.000 €
verdienen
 Tosca wohnt um die Ecke und verdient bei McDonalds 8
€ pro Stunde und würde 4 Stunden für den Rasen
brauchen
 die Opportunitätskosten für Dirk betragen 100.000 €
 für Tosca jedoch nur 32 €
 der „Handelsvorteil“ ist hier sehr groß. Dirk sollte sich für
den Werbeauftritt entscheiden und Tosca anstellen.
Schlussfolgerung: durch Handel geht es jedem besser. Jeder kann sich auf das
spezialisieren, was er am besten kann. Dies gilt für Menschen und für Länder.
Kapitel 3: Märkte und Arbeitsteilung
Dr. Horst Baier
Seite 33
Welchen Nutzen hat die Einschaltung eines Händlers?
Kapitel 3: Märkte und Arbeitsteilung
Dr. Horst Baier
Seite 34
Mit verlässlichen rechtlichen Rahmenbedingungen bietet der
Handel einen komparativen Vorteil
Kapitel 3: Märkte und Arbeitsteilung
Dr. Horst Baier
Seite 35
Beispiel für extreme Arbeitsteilung:
Schweizer Uhrenindustrie im 17. Jahrhundert
 extreme Spezialisierung in einzelne Berufsfelder
(z.B. Handwerker für Uhrfedern, Spiralfedern,
Hemmungen, Räderwerk, Aufzugsfedern, Zeiger,
Zeigerwerk, Gehäuse)
 Produktion in Heimarbeit, oft in Bauernfamilien
 Zusammenfügung der Uhren in Uhrmachereien
 durch technische Innovationen wie die Quarzuhr (USA)
und später die Digitaluhr (Japan) ist der Weltmarktanteil
der Schweiz im Uhrenmarkt von 90 % auf 10 % abgestürzt
 vor 30 Jahren(1983) rettete Hayek die Schweizer
Uhrenindustrie mit der Swatch-Uhr
 Patek Philippe machte die Uhr zur Männerdroge und begründet die
Bedeutung der Schweiz bei Luxusuhren
Fazit: Arbeitsteilung alleine ist kein nachhaltiger Faktor für Wohlstand
Kapitel 3: Märkte und Arbeitsteilung
Dr. Horst Baier
Seite 36
4. Angebot, Nachfrage und Marktgleichgewicht
 der Markt ist ein perfektes Instrument zur Verarbeitung aller
relevanten Informationen für ein bestimmtes Produkt
(Koordinationsfunktion)
 in der Nachfragekurve spiegeln sich alle marktrelevanten
Informationen über die Nachfrage
 in der Angebotskurve werden alle marktrelevanten Informationen über
die Angebotsseite verdichtet
 im Schnittpunkt von Angebot und Nachfrage herrscht
Marktgleichgewicht
 über den Marktpreis werden Angebotsbedingungen transportiert mit
Folgen für das Konsumverhalten (Informationsfunktion)
 Konsumenten- und Produzentenrente zeigen, welche Vorteile
Anbieter und Nachfrager aus dem Marktprozess ziehen
Kapitel 4: Angebot, Nachfrage und Marktgleichgewicht
Dr. Horst Baier
Seite 37
Nachfrage
Nachfrage ist die Menge an Gütern, die die Konsumenten zu einem
bestimmten Preis kaufen wollen. Man kann eine Nachfragetabelle erstellen,
die die nachgefragte Menge zu allen möglichen Preisen zeigt. Diese Tabelle
kann ebenso als Graph im Marktdiagramm oder als mathematische Formel
dargestellt werden. Die Hauptkriterien des Preises, der bezahlt wird, sind
typischerweise die Menge des Gutes, die Höhe des eigenen Einkommens,
persönlicher Geschmack, der Preis von Substitutionsgütern („Ersatz“) und
komplementären Gütern. Die Güter „Auto“ und „Benzin“ sind beispielsweise
komplementär, da sich ihr Konsum gegenseitig verstärkt.
Die variable Nachfragemenge q ergibt sich als Funktion D aus den
unabhängigen Variablen p (Preis), p1, p2, …, pn (den Preisen anderer Güter),
Yv (verfügbares Haushaltseinkommen) und ED (Erwartungen der Nachfrager
an den Markt im Sinne von Preisentwicklungen etc.). Mathematisch:
q = D (p, p1, p2, ….., pn, YV, ED)
Kapitel 4: Angebot, Nachfrage und Marktgleichgewicht
Dr. Horst Baier
Seite 38
Angebot
Angebot bezeichnet die Menge, die Erzeuger zu einem bestimmten Preis zu
produzieren bereit sind und dies auch können.
Analog zur Theorie der nachgefragten Menge ergibt sich die angebotene
Menge q als funktionale Beziehung S mit den unabhängigen Variablen p
(Preis), p1, p2, …, pn (den Preisen anderer Güter), w1, w2, …, wn (den Kosten
der Produktionsfaktoren bzw. der Dienstleistungsbereitstellung), F (dem
Stand der Produktionstechnik) und ES (den Erwartungen der Anbieter an
den Markt im Sinne von Preisentwicklungen etc.). Mathematisch:
q = S (p, p1, p2, ….., pn, w1, w2, …., wn ,F, ES)
Kapitel 4: Angebot, Nachfrage und Marktgleichgewicht
Dr. Horst Baier
Seite 39
Nachfrage- und Angebotskurve nach Gütern
Eine Nachfragekurve beschreibt den Zusammenhang zwischen Menge und dem
Preis. In der Regel gibt es hier einen negativen Zusammenhang*:
 Die Zahlungsbereitschaft hängt
von dem Wert ab, den der
Konsument dem Gut beimisst
 Gesetz des abnehmenden
Grenznutzens (der Nutzen des
ersten Biers ist größer als das des
zehnten Biers)
 bei Erreichen der Sättigungsmenge
gibt es keine Nachfrage mehr
 bei einen zu hohen Preis ist die
Nachfrage Null (Prohibitivpreis)
*) In bestimmten Fälle kann mit dem Preis auch mal die Nachfrage steigen (z.B. Rolex)
Kapitel 4: Angebot, Nachfrage und Marktgleichgewicht
Dr. Horst Baier
Seite 40
Berechnung des Marktgleichgewichts
Nachfragefunktion nach Bier:
x(N) = 20.000 – 4.000 p
Angebotsfunktion:
x(A) = - 4.000 + 4.000 p (d.h. beim Preis von 1 wird
nichts produziert)
Im Gleichgewicht gilt: x(A) = x (N)
20.000 – 4.000 p = - 4.000 + 4.000 p
p=3
x = 8.000
Kapitel 4: Angebot, Nachfrage und Marktgleichgewicht
Dr. Horst Baier
Seite 41
Externe „Schocks“ führen zur Verschiebung von Angebotsoder Nachfragefunktionen
Einführung einer effizienteren Produktionstechnologie für Bier senkt die
Produktionskosten und die Preise, die Nachfrage steigt:
 pos. Angebotsschock:
Einführung einer effizienteren
Produktionstechnik
 neg. Angebotsschock:
neue kostspielige
Umweltauflagen
 pos. Nachfrageschock:
Wein (nahes Substitut) wird
teurer
 neg. Nachfrageschock:
Präferenz wird schwächer
(z.B. wegen gesundheitlicher
Bedenken durch
Zeitungsberichte)
Kapitel 4: Angebot, Nachfrage und Marktgleichgewicht
P (€)
N
A1
A2
p1
p2
Bier (l)
Dr. Horst Baier
Seite 42
Die Marktangebotskurve
kurze Frist
 in kurzer Frist ist die Menge an eingesetztem Kapital fix
 kein Marktzutritt möglich
 die Gesamtangebotskurve kann durch Addieren der individuellen
Angebotskurven ermittelt werden.
Kapitel 4: Angebot, Nachfrage und Marktgleichgewicht
Dr. Horst Baier
Seite 43
Marktangebote von der kurzen zur langen Frist
P (€)
S1
D2
S2
S3
p1
langfristiges
Marktangebot
S0
p2
p*
D1
Bier (l)




Menge an eingesetztem Kapital ist variabel
Marktzutritt ist möglich
bei einem Preis von p1 werden neue Unternehmen in den Markt eintreten
die Angebotskurven verschieben sich nach rechts, da zu jedem Preis mehr
angeboten wird.
Kapitel 4: Angebot, Nachfrage und Marktgleichgewicht
Dr. Horst Baier
Seite 44
Das Prinzip der Konsumentensouveränität: die Produktion
wird durch die Nachfrage gesteuert
Erhöhung des Kindergeldes führt zu einem höheren Einkommen bei
Studenten/-innen
 bei jedem Preis wird eine
höhere Menge nachgefragt
 Annahme: der Prohibitivpreis
steigt auf 6 Euro, der neue
Gleichgewichtspreis auf 3,50 €
 damit die Kurve keinen Knick
bekommt, steigt der Einfachheit
halber die Sättigungsmenge auf
24.000 Gläser
 die Grafik zeigt die neue und
alte Nachfragekurve
 Beispiele für Nachfrage“Schocks“:
• Biersteuer
• Preise Wein verdoppeln sich
Kapitel 4: Angebot, Nachfrage und Marktgleichgewicht
Dr. Horst Baier
Seite 45
Verschiebungen der Nachfragekurve von Bier
Schock
nach rechts
(positiver Schock)
nach links
(negativer Schock)
Präferenzen
Zugunsten von Bier
Zuungunsten von
Bier
Einkommen der
Konsumenten
Steigt
Sinkt
Preis eines substitutiven
Gutes (Wein)
Steigt
Sinkt
Zahl der Nachfrager
Steigt
Sinkt
Preis eines komplementären
Gutes (Schnaps)
Sinkt
Steigt
Seite 46
Einführung eines neuen Produktionsverfahrens, das um
50 % effizienter ist: Auswirkung auf die Angebotskurve
Euro (€)
1,4
Angebot
1,2
Nachfrage
1,0
0,8
0,6
Angebot (2)
0,4
0,2
0
Bier (l)
0 1000 2000 3000 4000 5000 6000
Kapitel 4: Angebot, Nachfrage und Marktgleichgewicht
Dr. Horst Baier
Seite 47
Konsumenten- und Produzentenrente





Wenn es über den Markt zu einem Güteraustausch kommt, liegt
für den Nachfrager der Wert, den er einem Gut beimisst, über dem Preis,
den er dafür bezahlt
für den Anbieter der Wert, den er einem Gut beimisst, unter dem Preis,
den er dafür fordert
Rente hat nichts mit Altersvorsorge zu tun. Sie ist im volkswirtschaftlichen
Sprachgebrauch die Differenz zwischen der individuellen Wertschätzung
eines Gutes und dem Marktpreis bzw. misst, um wie viel einzelne
Personen insgesamt besser gestellt werden, weil sie auf dem Markt
Güter kaufen können.
die Produzentenrente entsteht, wenn der Nutzen über den Grenzkosten
der Produktion liegt
Beispiel: Eine Person mag gerne Bier und hat eine Zahlungsbereitschaft von 4 € für den halben Liter. Der Marktpreis liegt
bei 3 €. Die Konsumentenrente beträgt hier 1 €.
Kapitel 4: Angebot, Nachfrage und Marktgleichgewicht
Dr. Horst Baier
Seite 48
Beispiel für eine Konsumenten- und Produzentenrente bei einem
neuen Produktionsverfahren
Euro (€)
1,4
1,2
B
Nachfrage
Angebot
alte KR: BCD (K)
1,0
alte PR: ACD (P + K‘)
K
0,8
neue KR: BEF (K+K‘+K‘‘)
neue PR: AEF (P+P‘)
C
0,6
Angebot (2)
D
K‘
0,4
F
P
0,2
0
A
K‘‘
E
P‘
0 1000 2000 3000 4000 5000 6000
Kapitel 4: Angebot, Nachfrage und Marktgleichgewicht
Dr. Horst Baier
Bier (l)
Seite 49
Störung des Marktgleichgewichtes durch externe Schocks
Preisentwicklung eines 2TB Festplattentyps von Western Digital nach den
Überschwemmungen in Thailand 2011 als Beispiel einer Verknappung des
Angebots. Werke von großen Festplattenherstellern und Zulieferfirmen
wurden überschwemmt
Kapitel 4: Angebot, Nachfrage und Marktgleichgewicht
Dr. Horst Baier
Seite 50
Preisanpassungsprozesse
Der Markt ist ein Auktionator. Anbieter und Nachfrager tasten sich an ein Gleichgewicht heran (Tâtonnement).
Leon Walras
Divergente
Preis- und Mengenanpassung
(Schweinezyklus)
Konvergente
Preis- und Mengenanpassung
P (€)
P (€)
N
N
A
p*
A
p1
p1
Bier (l)
Kapitel 4: Angebot, Nachfrage und Marktgleichgewicht
Dr. Horst Baier
Schweine
Seite 51
Beispiel für Preisschwankungen
Trendbereinigte reale Entwicklung der Immobilienpreise in den USA
Kapitel 4: Angebot, Nachfrage und Marktgleichgewicht
Dr. Horst Baier
Seite 52
5. Nachfrage und Konsumverhalten
- ein Teilgebiet der Mikroökonomie Gegenstand der Mikroökonomie ist das wirtschaftliche Verhalten einzelner
Wirtschaftssubjekte (Haushalte und Unternehmen) und die Allokation von
knappen Ressourcen und Gütern durch den Marktmechanismus.
Grundmodell des Wirtschaftskreislaufes
Kapitel 5: Nachfrage und Konsumverhalten
Dr. Horst Baier
Seite 53
Kernaussagen zur Nachfrage und zum Konsumverhalten
Wie erklärt sich aus volkswirtschaftlicher Sicht, welche Menge ein Haushalt nachfragt
bzw. die Haushalte insgesamt unter bestimmten Bedingungen nachfragen?
 die Nachfrager richten sich bei ihren Entscheidungen an dem Nutzen
aus, den Güter für sie stiften
 der Nutzen einer zusätzlich konsumierten Gütereinheit nimmt ab
 die Konsummöglichkeiten sind durch ein gegebenes Einkommen
beschränkt (Budgetgerade). Ihre negative Steigung stellt die
Opportunitätskosten bei der Wahl zwischen zwei Gütern dar
 der optimale Konsumplan zeichnet sich dadurch aus, dass die
Budgetgerade eine Indifferenzkurve tangiert. Die Grenzrate der
Substitution entspricht dann den Opportunitätskosten
 steigt der Preis eines Gutes, wird es weniger nachgefragt
(Substitutionseffekt)
 für jeden Konsumenten kann man eine Nachfragefunktion für ein Gut
herleiten
Seite 54
Annahmen der Mikroökonomie
 Einsatz von Modellen zur Abbildung der Wirklichkeit
 alle Wirtschaftsakteure betreiben Nutzenmaximierung und handeln rational
(homo oeconomicus)
 alle Entscheider sind umfassend über alle relevanten Faktoren
informiert
 es gibt keine Schwierigkeiten mit der Verarbeitung auch sehr komplexer
Entscheidungsprozesse
 bei verschiedenen Handlungsalternativen kann immer eine konsistente
Rangfolge in Bezug auf den Nutzen ermittel werden.
Nutzenmaximierung !?
Kapitel 5: Nachfrage und Konsumverhalten
rationales Handeln !?
Dr. Horst Baier
Seite 55
Der homo oeconomicus: ein eigenwilliger Charakter
Adam Smith beschrieb in seinem 1776 erschienenen Buch
„Der Wohlstand der Nationen“ das Selbstinteresse des Einzelnen
als einen entscheidenden Treiber für gesellschaftlichen Wohlstand.
„Es ist nicht die Güte der Metzger, der Brauer oder der Bäcker, dass
wir unser Abendbrot erwarten, sondern deren Verfolgung ihrer eigenen
Interessen.“
Kapitel 5: Nachfrage und Konsumverhalten
Dr. Horst Baier
Seite 56
Kritik am homo oeconomicus
Ergebnisse von Experimenten lassen vermuten, dass menschliches
Handeln keineswegs rational im Sinne des Homo Oeconomicus ist (siehe
Prospect Theory der Psychologen Daniel Kahneman und Amos Tversky).
Es zeigt sich, dass
 Entscheidungen abhängig von der Darstellung bzw. der
Formulierung des Problems sind,
 Menschen häufig risikoavers handeln,
 Präferenzen nicht stabil sind,
 Präferenzen von der Art der Messung beeinflusst werden,
 der Besitz eines Gutes dessen Wertschätzung erhöht,
 ein Verlust absolut schwerer wiegt als ein gleichhoher
Gewinn,
 Menschen die Tendenz haben, den Status quo zu
präferieren,
 Menschen nicht immer ihren Nutzen maximieren
 Menschen häufig uneigennützig handeln.
Kapitel 5: Nachfrage und Konsumverhalten
Dr. Horst Baier
Also doch Homer
Simpson als
Modell ?
Homer ist ein liebender
Ehemann, geht jedem
Gefühl nach, ist
tollpatschig, trotz seiner
Ungeschicklichkeit und
Dummheit gelingt ihm meist
alles.
Seite 57
Beispiel gegen rationales Verhalten – der Sicherheitseffekt
Der homo oeconomicus würde immer den Erwartungswert optimieren.
Untersuchungen zeigen, dass die Sicherheit aber eine höhere Rolle spielt (in
Klammern die Wahl der Befragten):
Frage 1:
A: eine Auszahlung von 4.000 mit einer Wahrscheinlichkeit von 80% (20%) oder
B: eine Auszahlung von 3.000 mit einer Wahrscheinlichkeit von 100% (80%)
Frage 2:
C: eine Auszahlung von 4.000 mit einer Wahrscheinlichkeit von 20% (65%) oder
D: eine Auszahlung von 3.000 mit einer Wahrscheinlichkeit von 25% (35%)
Homo Oeconomicus:
wählt bei Frage 1 Option A wählen (Erwartungswert 4.000 * 0,8 = 3200)
wählt bei Frage 2 Option C (Erwartungswert 4.000 * 0,2 = 800)
Wer Lust auf mehr hat: Kirchgässner, Gebhard (2008). Homo Oeconomicus: Das ökonomische Modell individuellen Verhaltens
und seine Anwendung in den Wirtschafts- und Sozialwissenschaften. Tübingen.
Kapitel 5: Nachfrage und Konsumverhalten
Dr. Horst Baier
Seite 58
Bedürfnisse und Knappheit
Was ist folgenden drei Situationen gemein? Woran richten Sie Ihre
Entscheidung aus?
1. Sie sind in einer All-you-can-eat Pizzeria und sind fast satt. Ein
Stück schaffen Sie noch, aber es gibt noch drei Sorten, die Sie
noch nicht probiert haben.
2. Sie schreiben übermorgen eine VWL-Klausur und wollen noch
einige Stunden lernen. Sie werden für morgen von Freunden
eingeladen, mit ins Kino zu gehen. Außerdem müssen Sie noch
ein Geburtstagsgeschenk für Ihre Schwester besorgen.
3. Sie suchen ein neues WG-Zimmer. Sie haben vier fast gleiche
Zimmer gefunden, wobei eines jedoch 5 qm kleiner ist als das
andere, dafür aber auch jeweils 50 Euro günstiger.
4. Wie oft soll ich im Monat ins Kino gehen und wie viele Gläser
Bier in der Stammkneipe trinken?
Kapitel 5: Nachfrage und Konsumverhalten
Dr. Horst Baier
Seite 59
Knappe Ressourcen und grenzenlose Bedürfnisse



Knappheit bedeutet, dass (an einem bestimmten Ort, zu
einer bestimmten Zeit) von etwas weniger verfügbar ist, als
bei null Kosten gewünscht würde
 Allokationsfrage: wer bekommt wovon wie viel?
Bedürfnisse sind in der Regel grenzenlos: mehr von einem
Gut (bzw. ein höherwertiges Gut) ist immer besser
Beispiele
• knapp: Bier, Ärzte, geistige Aufnahmefähigkeit
• nicht knapp: Atemluft, Sonnenlicht, Wind
Kapitel 5: Nachfrage und Konsumverhalten
Dr. Horst Baier
Seite 60
Bedürfnisse, Güter, Nutzen




ein Gut ist dadurch definiert, dass es ein Bedürfnis befriedigt
•
für Investitionsgüter (Maschinen) gilt das indirekt, weil die damit
produzierten Konsumgüter Bedürfnisse befriedigen
der Konsum eines Gutes stiftet Nutzen
nur knappe Güter sind Gegenstand
der Ökonomik
die optimale Verteilung von Gütern nennt
man in der VWL Allokation
Ein Gut ist genau dann knapp, wenn bei einem Preis des
Gutes von Null mehr nachgefragt werden würde als zur
Verfügung steht. In diesem Sinne ist beispielsweise Luft nicht
knapp, Grundstücke jedoch sind knapp. In Deutschland ist
Trinkwasser weniger knapp als in der Wüste. Nahezu alle
produzierten Güter sind knapp. Knappheit ist damit eine
Ursache dafür, dass die Menschen wirtschaften.
Kapitel 5: Nachfrage und Konsumverhalten
Dr. Horst Baier
Seite 61
Nutzen quantifizieren und vergleichen



Nutzen kann verglichen werden, wenn er in der gleichen
Einheit ausgedrückt wird  Geld
Wie viel wäre ich maximal bereit, für ein Stück Salamipizza
(bzw. Spinatpizza) zu bezahlen?  Reservationspreis
(auch: Zahlungsbereitschaft)
das gleiche gilt für „Leid“: Wie viel muss mir jemand
mindestens zahlen, damit ich seinen Rasen mähe? 
Reservationslohn
Kapitel 5: Nachfrage und Konsumverhalten
Dr. Horst Baier
Seite 62
Nutzen
 Nutzen wurde ursprünglich verstanden als Zufriedenheit
 in der VWL bedeutet Nutzen die Erfüllung von Präferenzen, auch
wenn sie nicht konsumorientiert sind
• Präferenz: die relative Wertschätzung eines Gutes (bzw. einer
Wahlmöglichkeit) durch eine Person
• Präferenzordnung: die Gesamtheit der Präferenzen einer
Person
 Beispiel: wenn Sie sich bei gleichen Kosten für Salamipizza anstatt
für Spinatpizza entscheiden, haben Sie eine höhere Präferenz für
Salamipizza und somit einen höheren Nutzen
• es gilt die Annahme, dass Präferenzen von Entscheidungen
abgeleitet werden können, da Rationalität unterstellt wird
Kapitel 5: Nachfrage und Konsumverhalten
Dr. Horst Baier
Seite 63
Grenznutzen

Je mehr Pizza ich bekomme, desto höher ist mein Nutzen
•
•

Annahme: es gibt keinen Sättigungspunkt
Frage: Wie viel wäre ich maximal bereit, für 1 Pizzastück zu zahlen? für 2? für
3?
der zusätzliche (!) Nutzen (= Grenznutzen) jedes weiteren Stücks Pizza wird
immer geringer  Gesetz des abnehmenden Grenznutzens
•
Frage: Wie viel wäre ich maximal bereit, für das 1. Pizzastück zu zahlen? für
das 2.? für das 3.? …
Nutzen
(-zuwachs),
ausgedrückt in
Preisen
u = utility
Menge
Kapitel 5: Nachfrage und Konsumverhalten
Dr. Horst Baier
Seite 64
Abnehmender Grenznutzen
€
(Nutzen,
Grenznutzen) 10
9
8
7
6
5
4
3
2
1
N
N
Nutzen
N
G
N
G
G
1
2
3
G
Grenznutzen
4
5
6
Anzahl Pizzastücke
Pizzastücke
1
2
3
4
Nutzen
5
7
8
8,5
Grenznutzen
5
2
1
0,5
Kapitel 5: Nachfrage und Konsumverhalten
Dr. Horst Baier
Seite 65
Mathematische Interpretation
Das erste Gossensche Gesetz (auch Gesetz vom
abnehmenden Grenznutzen oder Sättigungsgesetz)
lautet: „Die Größe eines und desselben Genusses
nimmt, wenn wir mit Bereitung des Genusses
ununterbrochen fortfahren, fortwährend ab, bis
zuletzt Sättigung eintritt.“
Hermann Heinrich Gossen
1810-1858
Der Grenznutzen ist die erste Ableitung [f‘(q)] der Nutzenfunktion
[f(q)]

•
•
erste Ableitung beim Wert q: um wie viel steigt die zugrunde liegende
Funktion f(q) beim Wert q? (Welche Steigung hat die Funktion f(q)?)
der Grenznutzen bei 4 Stück Pizza gibt an, um wie viel das vierte
Stück Pizza den Gesamtnutzen erhöht
Kapitel 5: Nachfrage und Konsumverhalten
Dr. Horst Baier
Seite 66
Bedeutung von Nutzen und Grenznutzen

der Zusammenhang zwischen Nutzen und Grenznutzen ist absolut zentral
für die Volkswirtschaftslehre!!

dieser Zusammenhang wird in verschiedenen Formen wiederholt
auftauchen (Kosten / Grenzkosten ; Steuersatz / Grenzsteuersatz ; Erlös /
Grenzerlös …).
Beispiele (mit Definition):
Die Grenzkosten (auch Marginalkosten) sind in der Betriebswirtschaftslehre und der
Mikroökonomik die Kosten, die durch die Produktion einer zusätzlichen Einheit eines
Produktes entstehen. Mathematisch ist die Grenzkostenfunktion die erste Ableitung (die
Steigung) der Kostenfunktion nach der Zahl produzierter Einheiten.
Der Grenzsteuersatz (marginaler Steuersatz) bezeichnet den Steuersatz, mit dem die
jeweils nächste Einheit der Steuerbemessungsgrundlage belastet wird. Bei der
Einkommenssteuer gibt der Grenzsteuersatz an, welcher Prozentsatz des zusätzlich
verdienten „zu versteuernden Einkommens” an Steuern zu zahlen ist.
Kapitel 5: Nachfrage und Konsumverhalten
Dr. Horst Baier
Seite 67
Optimierung (diskret)
€ 10
(Kosten, 9
Nutzen,
8
Grenznutzen)
7
6
5
4
3
2
1
Kosten
Frage:
Sie haben Hunger. Für 4
Stücke wären Sie bereit €
8,50 auszugeben
(d.h., ihr Nutzen von 4
Stück entspricht € 8,50).
Ein Stück Pizza kostet
€1,90.
Sollten Sie vier Stücke
Pizza essen?
Nutzen
Grenzkosten €1,90
Grenznutzen
1
2
3
4
5
6
Anzahl Pizzastücke
Pizzastücke
1
2
3
4
Nutzen
5
7
8
8,5
Grenznutzen
5
2
1
0,5
Kosten
1,90
3,80
5,70
7,60
Grenzkosten
1,90
1,90
1,90
1,90
Kapitel 5: Nachfrage und Konsumverhalten
Dr. Horst Baier
Seite 68
Optimierung (kontinuierlich)
€ 10
(Kosten, 9
Nutzen,
8
Grenznutzen)
7
6
5
4
3
2
1
Kosten
Nutzen
Grenzkosten €1,90
Grenznutzen
1
Pizzastücke
2
1
Nutzen
5
Grenznutzen
3
4
5
2
Anzahl Pizzastücke
6
3
4
7
8
8,5
5
2
1
0,5
Kosten
1,90
3,80
5,70
7,60
Grenzkosten
1,90
1,90
1,90
1,90
Kapitel 5: Nachfrage und Konsumverhalten
Dr. Horst Baier
Seite 69
Optimierung

Das Optimum ist bei der Menge erreicht, bei der Grenznutzen
und Grenzkosten gleich sind.
•
•

graphisch: … wo sich Grenznutzen- und Grenzkostenkurve schneiden.
[diskret: … wenn die Grenzkosten gerade noch nicht über dem
Grenznutzen liegen.]
Dann ist die Differenz zwischen Nutzen und Kosten maximal.
•
graphisch: die Steigungen von Nutzen- und Kostenkurve sind an der
Stelle identisch
Kapitel 5: Nachfrage und Konsumverhalten
Dr. Horst Baier
Seite 70
Einkommen, Preise und Konsum:
die Budgetrestriktion
 Ausgangsfrage: wie viel soll ich von zwei Gütern konsumieren, wenn ich ein
bestimmtes Budget habe?
 1. Schritt: alle möglichen (= bezahlbaren) Konsumkombinationen:
Budgetrestriktion
•
Budget (Einkommen) und Preise bestimmen meine maximalen
Konsummöglichkeiten
Eine Budgetrestriktion (auch Konsummöglichkeitsgrenze, Budgetgerade,
Bilanzgerade) bezeichnet in der Mikroökonomie jene Gerade, auf der sich
alle Punkte befinden, die Kombinationen von Gütern darstellen, bei denen
die ausgegebene Gesamtsumme eines Konsumenten gleich seinem
Einkommen (Budget) ist.
Kapitel 5: Nachfrage und Konsumverhalten
Dr. Horst Baier
Seite 71
Budgetrestriktion: Beispiel
Nachfrage
100



Budget: €400
2 Güter: Pizza und Kinokarten
PPizza: €10
PKino: €5
mögliche Güterkombinationen:
•
0 Pizza, 80 Kinokarten
•
0 Kinokarten, 40 Pizzen
80
Pizzen
Minuten


60
40
20
0
0
20
40
60
80
100
SMS
Kinokarten
Kapitel 5: Nachfrage und Konsumverhalten
Dr. Horst Baier
Seite 72
Budget- und Preisänderungen
Nachfrage

Budgetänderung:
Parallelverschiebung der
Budgetrestriktion
•
Bsp.: 400  500
Preisänderung: Änderung
der Steigung der
Budgetrestriktion (=relativer
Preis)
•
Bsp.: Kinokarten werden
teurer: 5 € 8 €
100
80
Minuten
Pizzen

60
40
20
0
0
20
40
60
80
100
SMS
Kinokarten
Kapitel 5: Nachfrage und Konsumverhalten
Dr. Horst Baier
Seite 73
Präferenzen bei zwei Gütern: Indifferenzkurven
Die Indifferenzkurve (lat. indifferens:
„sich nicht unterscheidend“; auch
Isonutzenkurve oder Isonutzenlinie)
stellt alle Gütermengenkombinationen
(die so genannten Güterbündel) dar,
zwischen denen ein Haushalt gemäß
seinen Präferenzen indifferent ist, die
er also als gleich gut einschätzt.
Die Güterbündel, die auf derselben
Unter den vier eingezeichneten Punkten wird A
am geringsten geschätzt, D am meisten. B und
C liegen auf derselben Indifferenzkurve, d. h.,
dem Individuum ist es egal, ob es das
Güterbündel B oder C konsumiert. (Beispiel:
Gut 1 = Freizeit, Gut 2 = Einkommen)
Indifferenzkurve liegen, stiften dem
Haushalt den gleichen Nutzen.
Kapitel 5: Nachfrage und Konsumverhalten
Dr. Horst Baier
Seite 74
Eigenschaften von Indifferenzkurven
Indifferenzkurven …

fallen monoton (haben überall eine negative Steigung)
•

sind konvex, weil für jedes Gut das Gesetz des abnehmenden
Grenznutzens gilt
•
•


Grenzfall: horizontal, vertikal
konvex: Steigung wird immer positiver
Grenzfall: linear
schneiden sich nicht gegenseitig
da unterschiedliche Nutzenniveaus denkbar sind, gibt es auch
viele Indifferenzkurven. Die Kurven weisen grundsätzlich einen
umso höheren Nutzen auf, je weiter sie vom Ursprung entfernt
sind (weil: mehr Güter sind immer besser als weniger Güter nach
dem Ansatz der Mikroökonomie)
Kapitel 5: Nachfrage und Konsumverhalten
Dr. Horst Baier
Seite 75
Herleitung der Indifferenzkurven
Sie haben die Wahl zwischen 4 Kombinationen von SMS/Minuten, die Sie von
Ihrem Mobilfunkanbieter geschenkt bekommen:
•
SMS
min.
50
20
40
20
40
21
40
40
Welche Kombination(en) ist (sind) definitiv unattraktiv?
Kapitel 5: Nachfrage und Konsumverhalten
Dr. Horst Baier
Seite 76
Präferenzordnung
Nachfrage
min.
Nutzen
50
20
3
40
20
1
40
21
2
40
40
32
?
40
3
4
Zwischen den Güterbündeln (40 SMS,
21 min) und (40 , 40) muss es genau
ein Güterbündel mit 40 SMS und x
Minuten geben, das als genauso
begehrenswert betrachtet wird wie
das Güterbündel (50 , 20), z.B. (40 ,
32). Die Person ist also indifferent
zwischen diesen beiden
Güterbündeln.
Kapitel 5: Nachfrage und Konsumverhalten
100
80
Minuten
SMS
60
4
40
3
2
20
1
3
3
I4
I3
0
0
20
40
60
80
100
SMS
Dr. Horst Baier
Seite 77
Grenzrate der Substitution (GRS)
Nachfrage
100
Die Steigung einer
Indifferenzkurve ist die
Grenzrate der Substitution
an diesem Punkt:
Minuten
Wie viele Einheiten des
Gutes auf der y-Achse bin
ich bereit, für eine
zusätzliche Einheit des
Gutes auf der x-Achse zu
opfern?
80
60
40
20
I3
0
0
20
40
60
80
100
SMS
Kapitel 5: Nachfrage und Konsumverhalten
Dr. Horst Baier
Seite 78
Grenzrate der Substitution (GRS) bei vollkommenen Komplementen
Nachfrage
Minuten
Wie sehen die Indifferenzkurven für die folgenden
Güterpaare aus?
• Ich trinke Kaffee nur mit
Zucker (genau 1 Würfel auf
jede Tasse Kaffee) und
Zucker nehme ich nur für
Kaffee  vollkommene
Komplemente
• Ich trinke Kaffee genauso
gern wie Tee 
vollkommene Substitute
Interpretation: mehr als 20 Tassen
Kaffee haben keinen höheren
Nutzen, weil kein Zucker da ist
100
80
60
40
20
0
0
20
40
60
80
100
SMS
Enthält beim Vergleich zweier Punkte einer Indifferenzkurve eine Güterkombination
mehr von dem
einen Gut, so muss die zweite Güterkombination mehr von dem zweiten Gut beinhalten. Das
Austauschverhältnis wird durch die Steigung der Indifferenzkurve angegeben.
Kapitel 5: Nachfrage und Konsumverhalten
Dr. Horst Baier
Seite 79
Welche ist die beste Güterkombination, die ich mir mit meinem
Budget gerade noch leisten kann?


Ansatz: Budgetrestriktion und
Indifferenzkurven (Präferenzordung) übereinander legen
Die beste bezahlbare
Güterkombination ist diejenige,
die auf der höchsten
erreichbaren Indifferenzkurve
liegt.
Im Optimum bildet die
Budgetrestriktion eine
Tangente an eine
Indifferenzkurve (das
Verhältnis des Grenznutzens
zweier Güter entspricht ihrem
Preisverhältnis)
Kapitel 5: Nachfrage und Konsumverhalten
100
Minuten Güter
alle anderen

Nachfrage
80
60
40
20
I3
0
0
Dr. Horst Baier
20
40
60
I4
80
SMS
Kinokarten
Seite 80
100
Was passiert
Nachfrage
Minuten Güter
alle anderen
100
bei einer Preisänderung ?
€
Preis 20
Kinokarten: €5  €8
18
16
14
12
10
8
6
4
2
80
60
40
20
I4
0
0
20
40
60
I3
80
Nachfragekurve
100
Grenznutzen
10 20 30 40 50 60 Kinokarten
SMS
Kinokarten
Substitutionseffekt: der Preisanstieg führt zu geringerer Nachfrage
Einkommenseffekt: der höhere Kinopreis wirkt so, dass man sich weniger leisten
kann. Die Kinobesuche werden reduziert.
Kapitel 5: Nachfrage und Konsumverhalten
Dr. Horst Baier
Seite 81
Graduelle Abwägung

Aufgrund des Gesetz des abnehmenden Grenznutzens sind
Entscheidungen zwischen Alternativen fast nie „alles oder nichts“Fragen, sondern eine Frage des Grades oder der optimalen Menge.
 Wer meint, man dürfe nie an Sicherheit sparen, müsste z.B. alle paar
Kilometer neue Reifen aufziehen, ständig die Bremsen überprüfen lassen
etc.
 Optimal hingegen ist es, die Reifen dann zu erneuern, wenn der
zusätzliche Nutzen mindestens so groß ist wie die Kosten für einen Satz
Reifen.

Es ist in der VWL (meistens) falsch zu sagen, dass jemand sich
etwas nicht leisten kann.
 die Frage ist, ob sich eine Ausgabe lohnt, also ob das Kosten-NutzenVerhältnis attraktiv genug ist.
Kapitel 5: Nachfrage und Konsumverhalten
Dr. Horst Baier
Seite 82
Die Engel-Kurve
Betrachtung des Einkommenseffekts auf die konsumierten Mengen:
Wie verändert sich die nachgefragte Menge eines Gutes, wenn sich
Nachfrage
mein Einkommen
(Budget) ändert?
100
60
EKK
Einkommen
Minuten
Güter
alle anderen
80
40
20
€300
0
0
20
40
60
€400
80
€500
100
SMS
SMS
Kapitel 5: Nachfrage und Konsumverhalten
Engel-Kurve
Dr. Horst Baier
Seite 83
Luxusgüter, lebensnotwendige Güter, inferiore Güter
Engel-Kurven
Einkommen
Luxusgut
lebensnotweniges
Gut
inferiores
Gut
nachgefragte Menge
Kapitel 5: Nachfrage und Konsumverhalten
Dr. Horst Baier
Seite 84
Luxusgüter, lebensnotwendige Güter, inferiore Güter
Einkommenselastizität der Nachfrage: prozentuale Veränderung der
nachgefragten Menge im Verhältnis zum (= „geteilt durch den“) prozentualen
Anstieg des Einkommens.
• „Wenn das Einkommen um 1% steigt, um wie viel Prozent steigt die
nachgefragte Menge?“
Änderung der
nachgefragten Menge
Güterkategorie
Einkommenselastizität
der Nachfrage E
>1%
Luxusgut
>1
<1%, >0%
lebensnotwendiges Gut
<1, >0
<0%
inferiores Gut
<0
Kapitel 5: Nachfrage und Konsumverhalten
Dr. Horst Baier
Seite 85
6. Angebot und Produktionsentscheidungen





die optimale Produktionsplanung erfolgt nach ähnlichen Prinzipien wie die
optimale Konsumentenentscheidung, an die Stellen der Nutzenfunktion
tritt die Produktionsfunktion
bei einer optimalen Produktionsentscheidung wird ein gegebene
Outputmenge mit minimalen Kosten erstellt
bei der Kalkulation eines Angebotspreises wird ein kurzfristige
Angebotsentscheidung unterstellt, wo nur noch ein Produktionsfaktor
variiert werden kann, die dadurch entstehenden Grenzkosten bilden die
Abgabepreis-Untergrenze
bei langfristigen Angebotsentscheidungen können alle
Produktionsfaktoren frei angepasst werden
die Produktionsfunktion beschreibt den funktionalen Zusammenhang
zwischen der hergestellten Gütermenge (=Output) und der Menge der
Produktionsfaktoren (=Input)
Output = f (Input1, Input2)
Kapitel 6: Angebot und Produktionsentscheidungen
Dr. Horst Baier
Seite 86
Vergleich der Begrifflichkeiten Konsument - Unternehmen
Konsument






Nutzen
Nutzenfunktion
Präferenzen
Indifferenzkurve
Güterpreise
Budgetrestriktion
Kapitel 6: Angebot und Produktionsentscheidungen
Unternehmen






Dr. Horst Baier
Gewinn
Produktionsfunktion
Produktionstechnologie
Isoquante
Faktorpreise
Isokostenlinie
Seite 87
Das Optimierungskalkül des Unternehmens (lange Frist)

Unterstelltes Ziel: Gewinnmaximierung
 nur eine Periode wird betrachtet

Entscheidungskalkül: Kosten-Nutzen-Prinzip
 Kosten = Ausgaben
 Nutzen = Einnahmen

Annahme:
 2 Produktionsfaktoren: Kapital (K) und Arbeit (L)
 Kapital und Arbeit sind (unvollkommen) substituierbar

Problem: Wie viel soll produziert werden? Wie viel Arbeit und Kapital
soll dafür eingesetzt werden?
Kapitel 6: Angebot und Produktionsentscheidungen
Dr. Horst Baier
Seite 88
Die Kosten des Unternehmens

Die Gesamtkosten sind die Summe der Kosten für Kapital (K) und
Arbeit (L).
L : Anzahl Arbeitsstunden pro Jahr
K : Anzahl Maschinenstunden pro Jahr
w = Löhne („wage“) in €/Arbeitsstunde
r = Preis des Kapitals („Zins“)
(Vorstellung: Unternehmen leihen sich Geld bzw. verzichten auf
Zinseinnahmen, um Fabriken, Maschinen etc. anzuschaffen bzw.
sie zahlen Miete, um Fabriken, Maschinen etc. zu nutzen. Als
Einheit kann man sich daher €/Maschinenstunde vorstellen.)

Produktionskosten (Gesamtkosten) errechnen sich also als (C =
cost)
C = r*K + w*L
Kapitel 6: Angebot und Produktionsentscheidungen
Dr. Horst Baier
Seite 89
Produktionskosten (DE)
für Kapitalkosten r=3 und Lohnkosten w=6
C = 3*K + 6*L
K=100
360
420
480
540
600
660
720
780
840
900
K=90
330
390
450
510
570
630
690
750
810
870
K=80
300
360
420
480
540
600
660
720
780
840
K=70
270
330
390
450
510
570
630
690
750
810
K=60
240
300
360
420
480
540
600
660
720
780
K=50
210
270
330
390
450
510
570
630
690
750
K=40
180
240
300
360
420
480
540
600
660
720
K=30
150
210
270
330
390
450
510
570
630
690
K=20
120
180
240
300
360
420
480
540
600
660
K=10
90
150
210
270
330
390
450
510
570
630
L=10
L=20
L=30
L=40
L=50
L=60
L=70
L=80
L=90
L=100
Kapitel 6: Angebot und Produktionsentscheidungen
Dr. Horst Baier
Seite 90
Isokostenlinie
Die Steigung (m) ist der
negative Wert des relativen
Preis von Arbeit, also
-w/r = -6/3 = -2
100
80
Minuten
Die Isokostenlinie für C =
€240 lässt sich wie folgt
graphisch herleiten:
(für r=3 , w=6)
für L = 0:
€240 : 3€/h = 80h (K)
für K = 0:
€240 : 6€/h = 40h (L)
Nachfrage
K
60
40
20
C300
C240
0
0
20
40
60
80
100
SMS
Eine Isokostenlinie zeigt alle Kombinationen von Produktionsfaktoren, die die gleichen Kosten ergeben.
Kapitel 6: Angebot und Produktionsentscheidungen
Dr. Horst Baier
Seite 91
L
Faktoreinsatz und Produktion


die Produktionsfunktion gibt an, wie viele Einheiten des Produkts
durch den Einsatz bestimmter Mengen von K und L produziert
werden können
Annahme: „typische“ Produktionsfunktion




Faktoren sind (unvollkommen) substituierbar
Gesetz des abnehmenden Grenzertrags gilt für beide Faktoren
zunächst positive, dann negative Skaleneffekte
Beispiel: Ziegelsteinen können von Hand oder mit Maschinen
hergestellt werden, je höher die Löhne im Verhältnis zu den
Kapitalkosten, desto mehr wird Arbeit durch Maschinen ersetzt
werden, um die Kosten für eine gegebene Produktionsmenge zu
minimieren
Kapitel 6: Angebot und Produktionsentscheidungen
Dr. Horst Baier
Seite 92
Begriffsdefinitionen




Gesetz des abnehmenden Grenzertrags:
wenn K (bzw. L) konstant gehalten wird, wird der zusätzliche
Ertrag bei Hinzufügen einer weiteren Einheit L (K) schließlich
immer geringer
positive Skaleneffekte:
für kleine Mengen von K und L: Verdoppelung des
Faktoreneinsatzes führt zu einer überproportionalen Steigerung
der Produktion (positive Skaleneffekte, z.B. Verdoppelung von
K=10/L=10)
negative Skaleneffekte:
für große Mengen von K und L: Verdoppelung des
Faktoreneinsatzes führt zu einer unterproportionalen Steigerung
der Produktion (negative Skaleneffekte, z.B. Verdoppelung von
K=40/L=40)
Isoquante:
zeigt alle Faktorkombinationen an, mit denen ein gegebener
Output produziert werden kann (analog zur Indifferenzkurve).
Isoquanten spiegeln die Produktionsfunktion eines
Unternehmens wider.
Kapitel 6: Angebot und Produktionsentscheidungen
Dr. Horst Baier
Seite 93
Produktionsfunktion
Gesetz des abnehmenden Grenzertrags:
6
6
5
4
3
K=100
61
88
99
108
116
122
128
133
137
140
K=90
58
85
96
105
112
119
124
129
134
138
K=80
55
82
93
101
108
114
120
125
129
133
K=70
51
79
89
97
104
110
115
120
124
128
K=60
46
70
85
93
99
105
110
114
119
122
K=50
42
63
81
88
94
99
104
108
112
116
K=40
36
55
70
82
88
93
97
101
105
108
K=30
31
46
59
70
81
85
89
93
96
99
K=20
24
36
46
55
63
70
74
78
81
83
K=10
16
L=10
pos. Skaleneffekte
neg. Skaleneffekte
24
31
36
42
46
51
55
58
63
L=20
L=30
L=40
L=50
L=60
L=70
L=80
L=90
L=100
Kapitel 6: Angebot und Produktionsentscheidungen
Dr. Horst Baier
Seite 94
Relatives Produktionsoptimum
maximal produzieren?
minimale Kosten für
gegebenen Output
(d.h., eine bestimmte
Isoquante) , damit
gleichzeitig auch geringste
Stückkosten für
gegebenen Output.
Nachfrage
K
100
80
Minuten
zwei Interpretationen:
maximaler Output für
gegebene Kosten
(d.h., eine bestimmte
Isokostenlinie), damit
gleichzeitig auch geringste
Stückkosten für gegebene
Gesamtkosten.
 Wie viel kann ich bei Kosten von X
60
40
Q80
20
 Wie muss ich K und L wählen, damit
ich die Menge X mit den geringsten
Kosten produziere?
Kapitel 6: Angebot und Produktionsentscheidungen
C240
0
0
20
40
SMS
Dr. Horst Baier
Q55
C328
60
80
100
L
Seite 95
Absolute Kosten
Das absolute Optimum q* ist die Produktionsmenge mit den niedrigsten
überhaupt erzielbaren Stückkosten (aber nicht zwangsläufig das Optimum zur
Gewinnmaximierung)
Kosten
€
Gesamtkosten
q*
Kapitel 6: Angebot und Produktionsentscheidungen
Dr. Horst Baier
Output
Seite 96
Stückkosten (DE)
für Kapitalkosten r=3 und Lohnkosten w=6
K=100
5,9
4,8
4,8
5
5,2
5,4
5,6
5,9
6,1
6,4
K=90
5,7
4,6
4,7
4,9
5,1
5,3
5,6
5,8
6
6,3
K=80
5,5
4,4
4,5
4,8
5
5,3
5,5
5,8
6
6,3
K=70
5,3
4,2
4,4
4,6
4,9
5,2
5,5
5,8
6
6,3
K=60
5,2
4,3
4,2
4,5
4,8
5,1
5,5
5,8
6,1
6,4
K=50
5
4,3
4,1
4,4
4,8
5,2
5,5
5,8
6,2
6,5
K=40
5
4,4
4,3
4,4
4,8
5,2
5,6
5,9
6,3
6,7
K=30
4,8
4,6
4,6
4,7
4,8
5,3
5,7
6,1
6,6
7
K=20
5
5
5,2
5,5
5,7
6
6,5
6,9
7,4
8
K=10
5,6
6,3
6,8
7,5
7,9
8,5
8,8
9,3
9,8
10
L=10
L=20
L=30
L=40
L=50
L=60
L=70
L=80
L=90
L=100
Kapitel 6: Angebot und Produktionsentscheidungen
Dr. Horst Baier
Seite 97
Spezifische Kosten (Grenz- und Stückkosten)
Stückkosten heißen auch Durchschnittskosten und sind nichts anderes als
Gesamtkosten/Output.
Grenzkosten sind die zusätzlichen Kosten, die bei einer Erhöhung der
Produktion um 1 Einheit anfallen
spezifische Kosten
€
absolute Kosten
€
Grenzkosten
Stückkosten
Gesamtkosten
q*
Kapitel 6: Angebot und Produktionsentscheidungen
Dr. Horst Baier
Output
Seite 98
Die gewinnmaximierende Produktionsentscheidung
(lange Frist)


es gilt: Erlös = Absatz * Preis
Gewinnmaximierungsbedingung: Produziere die Menge, bei der
gilt:
Grenzerlös = Grenzkosten
•
•

Grenzerlös ist gleich dem Preis
im Gewinnmaximum entsprechen dann die Grenzkosten dem Preis
ein zusätzliches Gut wird nur dann angeboten, wenn der Preis
mindestens den Grenzkosten entspricht (Preisuntergrenze)
Marktaustrittsbedingung
Preis < Stückkosten

•
•
wenn der Preis unter den Stückkosten liegt, macht das Unternehmen
Verlust und wird aus dem Markt gehen
kurzfristig kann es sinnvoll sein, zu einem Preis anzubieten, der unter
den gesamten Durchschnittskosten liegt, aber über den variablen
Durchschnittskosten. Dann gibt es immer noch einen Deckungsbeitrag
für die Fixkosten
Kapitel 6: Angebot und Produktionsentscheidungen
Dr. Horst Baier
Seite 99
Beispiel für eine Gewinnmaximierung (lange Frist)
Anzahl
0
1
2
3
4
5
6
Gesamt
-kosten
Grenzkosten
0
10
18
27
39
55
78
10
8
9
12
16
23
Stückkosten
10
9
9
9.75
11
13
Erlös
(Umsatz)
Grenzerlös
0
11
22
33
44
55
66
11
11
11
11
11
11
Profit
0
1
4
6
5
0
-12
 der Kostenverlauf resultiert vor allem aus der konkreten
Produktionsfunktion
 Bei 3 Produktionseinheiten ist der Profit am größten.
 Der Preis bzw. Grenzerlös wird vom Markt gesetzt und beträgt im
Beispiel 11.
Kapitel 6: Angebot und Produktionsentscheidungen
Dr. Horst Baier
Seite 100
Gewinnmaximierung (lange Frist)
 Das Unternehmen maximiert seinen Gewinn, wenn es genau so viel Einheiten
produziert, dass die Grenzkosten gleich dem Preis sind.
 Wenn dieser Gewinn jedoch auf Dauer negativ ausfällt (d.h. bei allen Preisen, die unter
dem Minimum der Stückkosten liegen, also z.B. bei P1/q1), wird das Unternehmen auf
Dauer aus dem Markt austreten.
spezifische Kosten/
Preis
€
Grenzkosten
P2
Stückkosten
P1
q1
Kapitel 6: Angebot und Produktionsentscheidungen
q2
Dr. Horst Baier
Output
Seite 101
Fixkosten und variable Kosten
 fixe Kosten hängen in ihrer Höhe grundsätzlich nicht von der produzierten Menge ab
(z.B. Miete, Versicherungen, Kapitaldienst)
 die Höhe der variablen Kosten ändert sich mit der Produktionsmenge
Kosten
Gesamtkosten
variable Kosten
Fixkosten
Output
Kapitel 6: Angebot und Produktionsentscheidungen
Dr. Horst Baier
Seite 102
Relatives Produktionsoptimum
- kurze Frist: K ist fix, nur L ist variabel (Kapitalkosten sind hier sog. sunk costs)
Nachfrage
K
100
80
Minuten
Im Gegensatz zur langfristigen
Betrachtung kann z.B. die
Menge Q=80 nun nicht mehr
mit einer beliebigen
Kombination von K und L
produziert werden, sondern
muss mit einer bestimmten
Menge Kapitel (hier: K=40)
produziert werden. Die Menge
80 kann nun also nicht mehr zu
Kosten von 328 produziert
werden wie in der langfristigen
Betrachtung (gestrichelte Linie),
sondern bestenfalls bei Kosten
von 340.
60
K 40
Q80
20
C240
0
0
20
40
C340
C328
60
Q55
80
L
100
SMS
Kapitel 6: Angebot und Produktionsentscheidungen
Dr. Horst Baier
Seite 103
Absolute Kosten
Kosten
€
Gesamtkosten
GesamtkostenLF
variable Kosten
Fixkosten
C120
Output
Kapitel 6: Angebot und Produktionsentscheidungen
Dr. Horst Baier
Seite 104
Spezifische Kosten
absolute Kosten
€
spezifische Kosten
€
Grenzkosten
Stückkosten
DVK
GesamtkostenKF
DFK
DFK = durchschnittliche Fixkosten (Fixkosten/Menge)
DVK = durchschnittliche variable Kosten (variable Kosten/Menge)
Kapitel 6: Angebot und Produktionsentscheidungen
Dr. Horst Baier
Seite 105
Gesetz des abnehmenden Grenzertrags

Grenzertrag der Arbeit: zusätzlicher Output, der durch Hinzufügen
einer Einheit Arbeit erzielt wird, während K unverändert bleibt.
•

analog für Grenzertrag des Kapitals
Das Gesetz des abnehmenden Grenzertrags bedeutet, dass bei
Hinzufügen von immer mehr Einheiten eines Produktionsfaktors
(bei Konstanthalten des anderen Faktors) der Grenzertrag
schließlich abnimmt.
Kapitel 6: Angebot und Produktionsentscheidungen
Dr. Horst Baier
Seite 106
7. Unvollständiger Wettbewerb:
die Welt von Monopolen und Kartellen






Für Anbieter besteht ein hoher Anreiz, sich den Zwängen des
vollständigen Wettbewerbes zu entziehen,
bei einem Kartell einigen sich die Marktteilnehmer auf einen Preis, der
über dem markträumenden Preis bei Wettbewerb liegt auf Kosten des
Wohlstandes,
um das dann über der nachgefragten Mengen liegende Angebot zu
begrenzen, muss ein Kartell für seine Mitglieder Produktionsquoten
festlegen, überwachen und durchsetzen,
der „Cournot´sche Punkt“ bezeichnet die für den Monopolisten optimale
Preis-Mengen-Kombination,
das Konzept der Preiselastizität der Nachfrage beschreibt den
Zusammenhang zwischen Änderungen des Preises und der
nachgefragten Menge,
der Wohlfahrtsverlust muss durch eine staatliche Wettbewerbspolitik
reduziert werden.
Kapitel 7: Unvollständiger Wettbewerb: die Welt von Monopolen und Kartellen
Dr. Horst Baier
Seite 107
Grenzen der unsichtbaren Hand
Vollständiger Wettbewerb herrscht nur bei idealtypischen Rahmenbedingen. In
der Realität kommt es immer wieder zu einem Marktversagen. Die wesentlichen
Bereiche sind:
1.
unvollkommener Wettbewerb (insbes. Monopole)
2.
Informationsasymmetrien  unvollständige Märkte
3.
Öffentliche Güter (z.B. Deiche)
4.
Externalitäten (z.B. Umweltverschmutzung)
Kapitel 7: Unvollständiger Wettbewerb: die Welt von Monopolen und Kartellen
Dr. Horst Baier
Seite 108
Externalitäten: Beispiele
Externalitäten bestehen darin, dass Unbeteiligten Kosten oder
Nutzen durch die Entscheidung eines Dritten entstehen.
negative Externalitäten
• Umweltverschmutzung
• Heizkosten (bei gemeinsamer Abrechnung)
• Stau (verstopfte Straßen)
• Abholzung des Regenwaldes
positive Externalitäten
• Honig-Produktion
• Bildung
Kapitel 7: Unvollständiger Wettbewerb: die Welt von Monopolen und Kartellen
Dr. Horst Baier
Seite 109
Definition und Entstehung von Monopolen
Definition:

nur ein Anbieter (eines nur begrenzt substituierbaren Gutes)

kein Marktzutritt (oder hohe Eintrittshürden) für potentielle neue
Anbieter

Nachfragekurve ist aus Sicht des Monopolisten fallend (wenig
elastisch), nicht horizontal (vollkommen elastisch)

keine Unterscheidung zwischen langer und kurzer Frist
Entstehung von Monopolen:

Kontrolle von spezifischen Inputs (z.B. OPEC, seltene Erden)

Netzwerkeffekte (z.B. Microsoft)

positive Skaleneffekte (Fixkostendegression)  natürliches
Monopol (z.B. Bahn)

Patente (z.B. Arzneimittel)
Kapitel 7: Unvollständiger Wettbewerb: die Welt von Monopolen und Kartellen
Dr. Horst Baier
Seite 110
Quantitatives Marktformenmodell
Kapitel 7: Unvollständiger Wettbewerb: die Welt von Monopolen und Kartellen
Dr. Horst Baier
Seite 111
Beispiele für Angebotsmonopole
 das Postmonopol (das Monopol der Deutschen Post AG wurde zum 1.
Januar 2008 abgeschafft);
 die Deutsche Telekom, nach wie vor marktbeherrschende Stellung, vor
allem in den Ortsnetzen und im Analogbereich abseits der Ballungsräume;
es handelt sich hierbei allerdings nicht um ein Monopol im eigentlichen
Sinne, da die Telekom zwar größter, aber nicht mehr einziger Anbieter im
Telekommunikationsmarkt ist; teilweise wird in den Medien auch bereits
von einem Ex-Monopolisten gesprochen;
 das staatliche Lotteriemonopol;
 das Schienennetz der Deutschen Bahn;
 das Branntweinmonopol;
 das Zündwarenmonopol (wurde 1983 abgeschafft);
 das Kehrmonopol (gesetzliche Sonderrechte von Schornsteinfegern);
 das Glücksspielmonopol (staatliche Verfügungsgewalt über öffentlich
zugängliche Spiele um Vermögenswerte), dessen konkrete Ausgestaltung
in Deutschland vom Europäischen Gerichtshof im September 2010 jedoch
als rechtswidrig beurteilt und somit aufgehoben wurde.
Kapitel 7: Unvollständiger Wettbewerb: die Welt von Monopolen und Kartellen
Dr. Horst Baier
Seite 112
Definition von Kartellen
 Verhaltensabstimmung von Unternehmen
 Bildung erfolgt durch selbstständige Unternehmen in tatsächlichen oder
potentiellen Konkurrenzmärkten, die den Einsatz von absatzpolitischen
Aktionsparametern durch einen Vertragsabschluss regeln.
 Kartellmitglieder geben „freiwillig wirtschaftliche Handlungsfreiheit auf, um
eine im Ergebnis ungewisse Koordinierung ihrer Aktivitäten über den
Markt durch eine kontrollierbar und kalkulierbar werdende
Verhaltensabstimmung durch Vertrag zu ersetzen“.
vgl. Berg, Hartmut: Wettbewerbspolitik. In: Vahlens Kompendium der Wirtschaftstheorie und Wirtschaftspolitik.
Bd. 2. 7. Auflage. München 1999.S. 322.
Kartellarten
 Preiskartell (einheitliche Preisabsprache für ihre Produkte)
 Konditionskartell (einheitliche Anwendung von AGB´s, Lieferungs- und
Zahlungsbedingungen)
 Mengenkartell (Festlegung bestimmter Produktionsmengen)
 Produktionskartell (Regelungen über Produktart u. Produktionsverfahren)
Kapitel 7: Unvollständiger Wettbewerb: die Welt von Monopolen und Kartellen
Dr. Horst Baier
Seite 113
Gesetz gegen Wettbewerbsbeschränkungen (GWB)
 „Vereinbarungen zwischen miteinander im Wettbewerb stehenden
Unternehmen, Beschlüsse von Unternehmensvereinigungen und
aufeinander abgestimmte Verhaltensweisen, die eine Verhinderung,
Einschränkung oder Verfälschung des Wettbewerbes bezwecken oder
bewirken, sind verboten.“
 Grundsätze für die Beurteilung von Zusammenschlüssen: (1) Ein
Zusammenschluss, von dem zu erwarten ist, dass er eine
marktbeherrschende Stellung begründet oder verstärkt, ist .. zu
untersagen,…“
 Definition „marktbeherrschende Stellung“ im § 19 (3):
 …, wenn ein Unternehmen einen Marktanteil von mindestens einem Drittel
aufweist;
 bei einer Gesamtheit von Unternehmen, wenn ein Markt aus drei oder
weniger Unternehmen besteht, die zusammen einen Marktanteil von 50 %
erreichen;
 oder aus fünf oder weniger Unternehmen, die zusammen einen
Marktanteil von zwei Dritteln erreichen.
 die Definition des relevanten Marktes ist im Vorfeld vorzunehmen.
Kapitel 7: Unvollständiger Wettbewerb: die Welt von Monopolen und Kartellen
Dr. Horst Baier
Seite 114
Exkurs: rechtliche Grundlagen Kartellrecht
Die Durchsetzung des Kartellverbots durch das Bundeskartellamt stützt
sich auf folgende Vorschriften und Merkblätter:




Gesetz gegen Wettbewerbsbeschränkungen
Bußgeldleitlinien des Bundeskartellamtes
Bonusregelung des Bundeskartellamtes
Merkblatt des Bundeskartellamtes für Kooperationsmöglichkeiten kleinere
und mittlere Unternehmen
 Artikel 101 AEUV Artikel 81 des EG-Vertrags, alte Fassung, ersetzt durch
Artikel 101 AEUV EU-Kartellverfahrensverordnung (Verordnung (EG) Nr.
1/2003 des Rates der Europäischen Union zur Durchführung der in den
Artikeln 81 und 82 des EG-Vertrages niedergelegten Wettbewerbsregeln,
Vertikal-GVO 2010
Kapitel 7: Unvollständiger Wettbewerb: die Welt von Monopolen und Kartellen
Dr. Horst Baier
Seite 115
Bekannte untersagte Fusionen und Kartellstrafen











Deutsche Börse / New York Stock Exchange
Axel Springer AG / ProSieben SAT 1 Media AG
E.ON / Ruhrgas untersagt, mit Ministererlaubnis genehmigt
Magna / Karmann
Untersagung Fusion von LKW-Herstellern Scania und Volvo
Zerschlagung des Monopolisten AT&T in den USA im Jahre 1984 und
Aufteilung in verschiedene „Baby Bells“
Bußgeld gegen Hersteller von Feuerwehrfahrzeugen
Bußgeld von 115 Mio. € gegen fünf Brillenglashersteller
französische Kartellamt verhängte gegen Henkel und drei weitere
Waschmittelhersteller wegen verbotener Preisabsprachen Bußgelder in
einer Gesamthöhe von 361,3 Mio. €
Cappuccino-Kartell von Kraft Foods und Krüger mit 9 Mio. € Bußgeld
belegt
Kartell von zehn Industrieversicherern mit 130 Mio. € Bußgeld (2005)
Kapitel 7: Unvollständiger Wettbewerb: die Welt von Monopolen und Kartellen
Dr. Horst Baier
Seite 116
Wohlfahrtsverlust durch Monopole oder Kartelle
Konsumentenrente ECG
Produzentenrente DFEG
Wohlfahrtsverlust BEF
Konsumentenrente ABC
Produzentenrente ABD
Preis
Preis
C
Angebot
C
Angebot
E
G
B
B
A
A
Nachfrage
D
F
Nachfrage
D
Menge
Vollständiger Wettbewerb
Menge
Preissetzung durch Kartell oder Monopol
Kapitel 7: Unvollständiger Wettbewerb: die Welt von Monopolen und Kartellen
Dr. Horst Baier
Seite 117
Nachfrage aus Unternehmenssicht
€
Wettbewerb
Monopol
€
PreisAbsatzfunktion
Grenzerlös < Preis.
Begründung: Um eine
zusätzliche Einheit zu
verkaufen, muss der
Monopolist den Preis für
alle verkauften Einheiten
senken, was den
zusätzlichen Erlös
vermindert und ggf.
negativ werden lässt.
Preis-Absatzfunktion
=
Grenzerlöskurve
Grenzerlöskurve
Menge
Menge
Kapitel 7: Unvollständiger Wettbewerb: die Welt von Monopolen und Kartellen
Dr. Horst Baier
Seite 118
Preis und Grenzerlös beim Monopol

gleiche Gewinnmaximierungsbedingung wie bei
Unternehmen im Wettbewerb: Produziere die Menge, bei
der gilt:
Grenzerlös = Grenzkosten
•
•
Grenzerlös des Monopolisten ist nicht gleich dem Preis,
weil Preis und Absatzmenge voneinander abhängen
Grenzerlös: um wie viel Euro steigt mein Umsatz, wenn
ich meinen Absatz um eine Einheit steigere (und dafür
den Preis reduzieren muss!)
Kapitel 7: Unvollständiger Wettbewerb: die Welt von Monopolen und Kartellen
Dr. Horst Baier
Seite 119
Zusammenhang zwischen Umsatz und Preis
Wie kann ein aus Sicht
der Produzenten
optimaler Preis ermittelt
werden?
 beim Prohibitivpreis von 5
€ ist der Preis hoch, die
nachgefragte Menge aber
gleich Null und damit
auch der Umsatz
 bei der Sättigungsmenge
ist der Preis gleich Null
ebenso wie der Umsatz
 dazwischen verläuft der
Umsatz in Form einer
Parabel und hat bei der
halben Sättigungsmenge
sein Maximum.
Elastizität > 1
(PUmsatz)
Kapitel 7: Unvollständiger Wettbewerb: die Welt von Monopolen und Kartellen
Elastizität < 1
(PUmsatz)
Dr. Horst Baier
Seite 120
Preiselastizität der Nachfrage anhand einer linearen
Nachfragekurve
€
Eine lineare
Nachfragekurve
(außer vertikal oder
horizontal) hat
 an jedem Punkt
eine andere
Elastizität und
 hat unabhängig
von ihrer Steigung
eine elastische
und eine
inelastische Hälfte
Vergleich von Punkten
entlang einer Kurve
Elastizität>1
Elastizität=1 (Erlös am größten)
Elastizität<1
Umsatz = Menge x Preis
Kapitel 7: Unvollständiger Wettbewerb: die Welt von Monopolen und Kartellen
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Seite 121
Preiselastizität der Nachfrage
Preiselastizität der Nachfrage: prozentuale Veränderung der nachgefragten
Menge bei einem 1%-Anstieg des Preises.
• „Wenn der Preis um 1% steigt (sinkt), um wie viel Prozent sinkt (steigt)
die nachgefragte Menge?“
Änderung
der Menge
Bezeichnung
Preiselastizität
der Nachfr. P
Beispiel
∞%
absolut elastische
Nachfrage
∞
Devisenhändler
>1%
(relativ) elastische N.
>1
Alkopops
<1%, >0%
(relativ) inelastische N.
<1, >0
Nahrung
0%
absolut inelastische N.
0
Medikament
• je eher ein Gut substituiert werden kann, umso elastischer ist die
Nachfrage
• langfristig ist die Nachfrage elastischer als kurzfristig (z.B. Diesel bei
konstantem Benzinpreis)
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Berechnungsbeispiel
Preiselastizität der Nachfrage
P
Q
ε
50
45
40
35
30
25
20
15
10
5
0
0
10
20
30
40
50
60
70
80
90
100
∞
-9,00
-4,00
-2,33
-1,50
-1,00
-0,67
-0,43
-0,25
-0,11
0
Die Elastizität (ε) im Punkt P1/Q1
lässt sich wie folgt berechnen
(prozentuale Änderung Nachfragemenge /proz. Preisänderung):
Q

%Q
Q1

% P P
P1
z.B. für P=40 und Q=20:
%Q = (10-20)/20 = -50%
%P = (45-40)/40 = 12,5%
ε = -50%/12,5% = -4
Wenn der Preis um 1 % steigt, sinkt die Menge um 4 %.
Kapitel 7: Unvollständiger Wettbewerb: die Welt von Monopolen und Kartellen
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Gewinnmaximierung des Monopols

Produziere die Menge, bei der gilt:
Grenzerlös = Grenzkosten
•

Gilt immer und unabhängig davon, ob Wettbewerb oder
ein Monopol vorliegt, denn:
solange die zusätzlichen Kosten geringer sind als die
zusätzlichen Einnahmen, kann der Gewinn durch die
Produktion einer zusätzlichen Einheit gesteigert werden.
Marktaustrittsbedingung und Produktionseinstellungsbedingung gelten auch für den Monopolisten
Kapitel 7: Unvollständiger Wettbewerb: die Welt von Monopolen und Kartellen
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Gewinnmaximierung im Monopol
Das Gewinnmaximum des
Monopols ist bei der Menge zu
finden, wo die Grenzkosten des
Monopols gleich den Grenzerlösen
sind, einen "normalen" Marktpreis
gibt es ja nicht. Die Grenzerlöse
werden dabei von den Nachfragern, d.h. genauer gesagt von
deren Elastizität bestimmt, welche
damit einen meist unterschätzten
Einfluss auf Monopolpreise haben.
Insgesamt ist für die Monopolpreisbildung jedoch eine Verringerung
der umgesetzten Menge und eine
Erhöhung des Preises im
Vergleich zur freien Konkurrenz zu
beobachten. Die gewinnoptimale
Preis-Mengen-Kombination wird
als Cournot´scher Punkt
bezeichnet.
Kapitel 7: Unvollständiger Wettbewerb: die Welt von Monopolen und Kartellen
(1801-1877)
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Natürliches Monopol
Rivalität/Konkurrenzprinzip
Ausschlussprinzip
Ja
Ja
Nein
Nein
Privates Gut
Natürliches Monopol
 Brot
 Kleidung
 gebührenpflichtige Straße mit
Stau




Gesellschaftliche Ressource
Öffentliches Gut
 Fische im Meer
 Umwelt
 öffentliche Straße mit Stau




Kapitel 7: Unvollständiger Wettbewerb: die Welt von Monopolen und Kartellen
Kabelfernsehen
Stromleitungsnetz
Entwässserung
gebührenpflichtige Straße
ohne Stau
Sauerstoff
Nationale Verteidigung
Wissen
öffentliche Straße ohne Stau
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Natürliches Monopol (lange Frist)
spezifische Kosten
€
Als natürliches Monopol wird
in der Mikroökonomie eine
Situation bezeichnet, in der
sich aufgrund hoher Fixkosten
und niedriger Grenzkosten
besonders ausgeprägte
steigende Skalenerträge
ergeben (Subadditivität). In
diesem Fall sind also die
Gesamtkosten zur
Bereitstellung eines Gutes
deutlich niedriger, wenn nur ein
Unternehmen und nicht
mehrere konkurrierende
Unternehmen den Markt
versorgen.
Stückkosten
Grenzkosten
Output
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Gewinnmaximierung
(natürliches Monopol)
Das Gewinnmaximierungsprinzip ist für das natürliche
Monopol das gleiche wie
bei Monopolen und im
vollkommenen Wettbewerb
allgemein:
Grenzerlös = Grenzkosten
Zur Abschöpfung des
Monopolgewinns sind
derartige Betriebe oft in
staatlicher Hand.
€
Grenzerlöskurve
PreisAbsatzfunktion
(Monopol-)
Gewinn
Stückkosten
Grenzkosten
Output
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Preisdifferenzierung zur Gewinnsteigerung
Der Monopolist (aber auch eingeschränkt bei Wettbewerbsanbietern) könnte
noch mehr Einheiten verkaufen, wenn eine Preissenkung sich nicht auf den
von den „Stammkunden“ gezahlten Preis auswirken würde.
 Strategie 1: das gleiche Produkt wird billiger angeboten, aber der Zugang
wird durch eine „Hürde“ so gestaltet, dass nur diejenigen das günstigere
Produkt kaufen können bzw. wollen, die zu einem höheren Preis nicht
bereit gewesen wären zu kaufen.
Beispiele: Kinder-/Studenten-/Seniorenermäßigung; Land-spezifische
Preise (DVDs); Neukundenrabatt; weniger repräsentative Verpackung…
 Strategie 2: Das gleiche Produkt wird mit für besonders zahlungswillige
Kunden attraktiven Eigenschaften ausgestattet, wobei die Zusatzkosten
dafür niedriger sind als der Preisunterschied.
Beispiele: repräsentativere Verpackung, Flexibilität (bei
Bahn/Flugtickets), Hardcover statt Taschenbuch, Theatersitze mit guter
Sicht …
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Zusatzgewinn bei Preisdifferenzierung
€
Grenzerlöskurve
p“
PreisAbsatzfunktion
G“
p*
p‘
Zusatzgewinn
G‘ und G‘‘
G
G‘
Grenzkosten = Stückkosten
Output
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Auswirkung von Preisdifferenzierung

zwei Effekte:
•
der Monopolist „schröpft“ diejenigen Konsumenten, die eine
höhere Zahlungsbereitschaft haben (sei es weil sie besonders
wohlhabend sind, sei es weil sie das Gut besonders nötig
haben)
•
Konsumenten mit geringerer Zahlungsbereitschaft bekommen
dank Preisdifferenzierung überhaupt erst Zugang zu dem Gut
(wenn auch mit „Hürden“ oder Einschränkungen)
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Spieltheorie und die Ökonomik der Kooperation
Entscheidung Clyde
 jedes Unternehmen würde sich besser stellen, wenn es durch Kooperation mit den
Wettbewerbern das Marktergebnis eines Monopolisten erzielen könnte
 derartige Kooperationen sind schwierig zu erreichen und werden durch die
Spieltheorie untersucht.
 Ein klassisches Beispiel ist das Gefangendilemma der beiden Gefangenen Bonnie
und Clyde:
Entscheidung Bonnie
Gestehen
Schweigen
Gestehen
8 Jahre für jeden
20 Jahre für Bonnie,
Freiheit für Clyde
Schweigen
Freiheit für Bonnie,
20 Jahre für Clyde
1 Jahr für jeden
Wahrscheinlich werden beide gestehen, weil sie auf die Freiheit spekulieren (dominante Strategie
für jeden ohne Rücksicht auf Entscheidung des Anderen). Dann gibt es im besten Fall die
Freiheit, ansonsten 8 Jahre (aber nicht 20 Jahre). Am Ende werden wohl beide gestehen und
jeweils 8 Jahre ins Gefängnis kommen. Optimal wäre wenn beide schweigen.
Kapitel 7: Unvollständiger Wettbewerb: die Welt von Monopolen und Kartellen
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Erkenntnis aus dem Gefangendilemma
 eigeninteressiert handelnde Personen, Unternehmen oder Organisationen
werden selbst dann von einer Kooperation abgehalten, wenn die
Kooperation im besten beiderseitigen Interesse läge,
 diese Logik gilt für vielerlei Konfliktsituationen, z.B. den Rüstungswettlauf,
die Nutzung von Ressourcen und Oligopole.
Entscheidung Mexiko
Ein fiktives Beispiel für ein staatliche Kooperation bietet folgende Situation:
Entscheidung USA
Niedrige Zölle
Hohe Zölle
Niedrige
Zölle
Gewinn USA $ 25 Mrd.
Gewinn Mexiko $ 25 Mrd.
Gewinn USA $ 30 Mrd.
Gewinn Mexiko § 10 Mrd.
Hohe Zölle
Gewinn USA $ 10 Mrd.
Gewinn Mexiko $ 30 Mrd.
Gewinn USA $ 20 Mrd.
Gewinn Mexiko $ 20 Mrd.
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