Traditionelle chinesische Medizin (TCM)

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Traditionelle chinesische Medizin (TCM)
Die traditionelle chinesische Medizin ist ein wirksames
Heilsystem, dessen Entstehung bis in das dritte
Jahrtausend vor unserer Zeitrechnung zurückreicht. Mit
ihren
Anfängen
werden
die
Namen
grosser
(mythischer) chinesischer Kaiser verbunden: Fu-si
(angeblich
erste
Anwendung
der
Akupunktur,
Grundlagen I-ťingu, Buch der Wandlungen), Šen-nung
(angeblich
Autor
des
ältesten
chinesischen
Herbariums), der berühmte Chuang-ti (Chuáng dì
Nèijīng „Gelber Kaiser“, das Grundlagenwerk der traditionellen chinesischen
Medizin, enthält das damalige Wissen über Akupunktur, Akupressur und andere
Teilbereiche der traditionellen chinesischen Medizin). Im Laufe der Zeit durch neue
Erkenntnisse
erweitert,
wurde
die
TCM
zu
einem
hoch
entwickelten
Gesundheitssystem vervollkommnet.
Bild: Li Shi Zhen, Begründer der TCM (1518 – 1593). Lebenswerk Ben Cao Gang Mu, ein Buch, dass
die größte Arzneimittelsammlung der chinesischen Medizin enthält
Grundlegende Prinzipien:
•
Ganzheitlicher Ansatz – Betrachtung des menschlichen Körpers als sich
gegenseitig
durchdringendes
und
sich
wechselseitig
beeinflussendes
Organsystem (Yin – Yang – Prinzip)
•
Naturverbundenheit – Der Mensch ist konkreten Lebensbedingungen und
Umweltverhältnissen ausgesetzt (Klimazone, Wetter, Zyklus der Jahreszeiten
usw.). All dies hat Einfluss auf die einzelnen Organe und somit auf den
gesamten Organismus.
•
Kausales Heilverfahren – Es wird nicht nur das Symptom, worin sich die
Krankheit sich äussert, geheilt, sondern es wird nach der wirklichen Ursache
der Erkrankung gesucht.
•
Diagnose – Benutzung sanfter Untersuchungsmethoden, die es ermöglichen,
eine Reihe von Krankheiten zu Beginn ihrer Entstehung zu erkennen.
Berühmt,
weil
ohne
westliche
Entsprechung,
Zungendiagnose.
sind
die
Daneben
Puls-
und
werden
zur
Erstellung einer Diagnose noch das Aussehen
des Gesichts, der Augen, der Haut, der
Fingernägel usw. sowie eine weitgefächerte
Fragetechnik herangezogen.
Therapieformen der traditionelle chinesischen Medizin:
•
Akupunktur
•
Phytotherapie
•
Moxibustion – Erwärmen („Brennen“) der Akupunkturpunkte mittels Moxa
•
Schröpfen – Verwendung von gläsernen Unterdruck - Schröpfköpfen
•
Massage - Tuina
•
Akupressur – Druckmassage der Akupunkturpunkte, entlang der Meridiane
Neueste Methoden:
•
Auriculo - Akupunktur – Ohrakupunktur (in den 50er Jahren des letzten
Jahrhunderts von dem französischen Arzt Dr. Paul Nogier entwickelt )
•
Augenakupunktur – Behandlung von speziellen Augenkrankheiten mithilfe
der Akupunktur (von Prof. Dr. John Boel aus Dänemark vor ungefähr 20
Jahren entdeckt)
•
Schädelakupunktur - neues Verfahren (YNSA), vom Japaner Dr. Toshikatsu
Yamamoto entwickelt und besonders zur Schmerzbehandlung sowie zur
Behandlung von Lähmungen eingesetzt
•
Magnet - Akupunktur – Stimulation der Akupunkturpunkte mittels spezieller
Magnete
•
Elektroakupunktur – Verschiedene Methoden (entwickelt vom franz. Arzt
Roger de la Fuye, weiterentwickelt vom deutschen Arzt Reinhard Voll zur
EAV, bis hin zur Bioresonanz durch dessen Schüler Franz Morell)
•
Laserakupunktur – Stimulation der Akupunkturpunkte mit Laserlicht
Bewegungsübungen:
•
Čchi - kung
•
Tai – chi
Aus diesen Therapieformen werden die „fünf Säulen der TCM“ abgeleitet:
•
Arzneimitteltherapie (Kräutertherapie)
•
Akupunktur
•
Tuina - Massage
•
Diätetik (chinesische Ernährungslehre)
•
Tai Qi und Qi Gong (Atmungs- und Bewegungsformen)
Der Mensch wird als Mikrokosmos verstanden. So wie in der ihn umgebenden
gesamten Umwelt, sind auch im menschlichen Körper fünf Elemente enthalten (Holz
– Feuer – Erde – Metall – Wasser), und zwar in Gestalt der Organe „Zang“
(„Speicherorgane“: Leber, Herz, Milz, Lunge, Nieren) und „Fu“ („Palastorgane“: Galle,
Dünndarm, Magen, Blase, Dickdarm). In ihnen pulsiert in sogenannten „Meridianen“
(qing-luo), besser Kanälen, die Lebensenergie Qi. Sofern der Organismus erkrankt,
versucht die TCM durch Einwirkung auf die entsprechenden Meridiáne die Tätigkeit
der Organe zu beeinflussen und das gestörte Gleichgewicht, und damit die
Gesundheit, wiederherzustellen. Im Unterschied zu unserer, der westlichen Medizin,
therapiert die chinesische Medizin die einzelnen Teile des Körpers nicht isoliert
voneinander. Sie postuliert den ganzheitlichen Zustand von Körper und Seele.
TCM in China: Theorie und Praxis
Die traditionelle chinesische Medizin (TCM) hat sich historisch aus der chinesischen
Volksmedizin entwickelt, noch lange bevor es eine sogenannte moderne Medizin
gab. Erste historische medizinische Aufzeichnungen gehen bis auf das Jahr 1800 v.
Chr. zurück. Der wesentliche Unterschied zur westlichen Medizin liegt in ihrer
kausalen Betrachtungsweise und ganzheitlichen therapeutischen Humananwendung.
Bekannt sind in unseren Breitengraden in diesem Zusammenhang das Prinzip von
Yin
und
Yang
Meridian-
sowie
das
beziehungsweise
Leitbahnsystem. Übrigens gab
es im Mittelalter auch bei uns
schon den Vergleich mit heißer
oder
kalter
Medizin,
schon
Hildegard von Bingen hatte
bereits ähnliche Ansätze.
Große Domäne der TCM sind, neben westlichen Diagnosen, die durchaus gemacht
werden, die spezielle chinesische Diagnostik und Anamnese, die das Spezialbild
einer Krankheit effektiv analysieren:
Alle in der Praxis eingesetzten TCM–Therapiemethoden können nur dann effektiv
sein, wenn vorher eine gründliche Diagnose (z.B. Puls- und Zungendiagnose) am
Patienten durchgeführt wurde. Dies setzt aber eine jahrelange Berufserfahrung
voraus. Weiterhin darf nicht vergessen werden, dass in der TCM nicht immer nur
ausschließlich e i n e Behandlungsmethode den Heilprozess unterstützt, sondern
dass es vielmehr auf den richtigen TCM-Mix ankommt, also zum Beispiel
Akupunkturen, die durch Behandlung mit TCM-Orthopädie und TCM-Pharmakologie
sinnvoll komplementiert werden.
Zum Beispiel weiß man heute, dass die Akupunktur sehr gut gegen Schmerzen wirkt.
Aber eine reine „Punktakrobatik“, bei der sich der behandelnde Arzt anhand
festgelegter Punktschemata orientiert, führt nur selten zum gewünschten Heilerfolg.
Welche Behandlungsmethode ausgehend von den 5 Säulen der TCM dann die
richtige ist, entscheidet der TCM Arzt. Besonders während der erste Phase der
Krankheit, der Krankheitsgenese, wird versucht, mit Hilfe der Diätetik positiv den
weiteren Krankheitsverlauf zu beeinflussen. Dies geschieht durch die Auswahl
geeigneter Lebensmittel und Gewürze, welche, nach der TCM Theorie, bestimmte
Eigenschaften aufweisen – z.B. kalt, warm, scharf, salzig und bitter. Weiterhin kann
die TCM auf ein überaus reichhaltiges Angebot der TCM Pharmakologie von
Heilkräutern und Naturarzneimitteln zurückgreifen: In den chinesischen TCM
Krankenhäusern gibt es TCM Apotheken, welche aus ca. 6000 Essenzen nach
ärztlicher Vorschrift für die Patienten
die
dann,
Rezepturen
im
zubereiten.
weiteren
Erst
Verlauf
der
Krankheit entscheidet sich, ob der
Arzt
für
die
Folgetherapie
die
Akupunktur und / oder einen Mix
weiterer Heilmethoden verwendet.
Diese
Vorgehensweise
des
TCM
Arztes
lässt
sich
folgendermassen
zusammenfassen:
1. richtig und gewissenhaft ausgewertete Diagnose
2. Beurteilung der Ernährungsgewohnheiten
3.Wahl des TCM – Mix
Welche Metode die richtige ist, entscheidet der TCM Arzt aufgrund der von ihm
ermittelten Informationen.
Neben Akupunkturkliniken existieren in China „Tuina“ Massagekliniken, in denen
besondere Massagetechniken und – verfahren angewendetet werden, mit deren Hilfe
sich der Verlauf einzelner Krankheitsbilder und die Prozesse in den Meridianen der
einzelnen Organe positiv beeinflussen lassen.
Zur Herstellung des Gleichgewichts des inneren Energiehaushalts und des freien Qi
– Flusses werden auch die jahrhundertealten Bewegungstherapien Taji chuan und Qi
Gong eingesetzt.
„Vom Herzen ist die Freude, von der Leber die Wut, von der Milz das Grübeln,
von der Lunge die Traurigkeit, von der Niere die Angst.“
Die traditionelle chinesische Medizin, die als die
älteste medizinische Wissenschaft der Welt gilt, ist
als Alternative oder Bereicherung zur westlichen
Schulmedizin
–
auch
in
unseren
westlichen
Gesundheitssystemen – nicht mehr wegzudenken.
TCM und westliche Medizin stehen also nicht im Gegensatz zueinander, sondern
ergänzen sich sehr gut zum Wohle des Patienten, um den Heilprozess zu
unterstützen, ja sogar zu beschleunigen. In diesem Sinne kann man die TCM als
Komplementärmedizin schlechthin bezeichnen.
Hier kann der Klinikbetrieb in China für
Europa wegweisend sein: Die Patienten
werden dort nach westlichen Methoden
klinisch
behandelt,
auch
in
China
gehören mittlerweile die Röntgentechnik
und der Kernspind zur Standarduntersuchungsmethode. Allerdings können
sich
Patienten
dann
während
der
Rehabilitationsphase vom TCM-Arzt behandeln lassen, was sich positiv auf die
Heilungsrate auswirkt. Kein Wunder, dass sich die Mehrzahl der chinesischen
Patienten für eine derartige Therapiekombination entscheidet. Dieser Ansatz wird
sich in Zukunft bestimmt auch in Europa durchsetzen, zumal aktuelle Umfrageergebnisse bestätigen, das die Patienten bis zu 80 Prozent positiv gegenüber der
TCM eingestellt sind. Bei Patienten, die bereits mit TCM therapiert worden sind, ist
dieser Prozentsatz sogar noch deutlich höher.
Die neuen Studienprojekte legen besonderes Augenmerk auf die ganzheitliche
Sichtweise der TCM, denn es darf nicht vergessen werden, dass in der TCM nicht
nur eine Therapieform den erwünschten Heileffekt bringt, sondern es vielmehr auf
den richtigen Terapie - Mix ankommt.
TCM ist eine schonende Heilmethode und nur äusserst selten stellen sich
unerwünschte Nebenwirkungen ein. Entscheidend ist immer die Qualität des
behandelnden Arztes, ganz gleich ob es sich um einen westlichen Mediziner oder um
einen TCM-Arzt handelt. In diesem Zusammenhang ist größte Sorgfalt auf die
Ärzteausbildung zu legen. In China beispielsweise berücksichtigt das Curriculum im
Medizinstudium verbindlich auch wesentliche Inhalte der TCM.
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