26 megalink 3.15 M E S S TE C H N I K & S E N S O R I K STABILE UND ZUVERLÄSSIGE TESTVERFAHREN VERMEIDEN TEURE PRODUKTIONSVERZÖGERUNGEN Dem Signal auf der Spur Schlechte Verbindungen können bei automatisierten Testverfahren zu unzuverlässigen Testresultaten führen. Wer bei der Gestaltung der DUT und ATE einige Grundregeln befolgt, kann die Teststabilität deutlich verbessern. Erläutert werden diese Regeln anhand von JTAG-TAP-Signalen zur Implementierung eines Boundary Scan Tests. B ei Testaufbauten wird dem Signal meistens viel mehr Beachtung geschenkt als dem Rückstrompfad über Ground/Masse. Ground ist meistens irgendwo vorhanden, aber steckt hier wirklich Verbesserungspotenzial dahinter? Mit niedrigen Frequenzen oder Gleichstromsignalen kann das Routing von Signal und Rückstrompfad unkritisch durchgeführt werden und hat keine sichtbaren Nebeneffekte. Je höher jedoch die Frequenzanteile eines Signals sind, desto mehr muss das Routing des Signals und des Rückstrompfades beachtet werden. Dies geht so weit, dass Leitungsimpedanzen auf der Signalleitung und dem Rückstrompfad übereinstimmen müssen. Für TAP-Signale sind solche Regeln oft unnötig. Als Faustregel sollte die Schlaufenfläche jedoch immer so klein wie möglich sein. Zunächst ist der Schlüssel zur Identifizierung des Loop-Bereichs zu bestimmen: • Der Weg des Stroms eines Signals von der Quelle bis zum Ziel. Das ist oft einfach zu beziffern, weil es mit der Leiterbahnlänge und/oder Kabellänge übereinstimmt • Der Weg des Rückstrompfades über die zugehörige Masse eines Signals vom Ziel zurück an die Quelle. Diese Berechnung kann etwas schwieriger sein. Als Annahme kann davon ausgegangen werden, dass der Rückstrom den Weg so nahe wie möglich entlang der Signalleitung wählt Bild 1: Die Anordnung von Signal und Rückleiter mit (a) Flachbandkabel, (b) paarweise verdrillt, und (c) Einzelkabel können einen wesentlichen Einfluss auf die Schleifenfläche eines Signals haben. Bilder: FlowCAD «Schon während der Designphase ist sicherzustellen, dass eine Leiterplatte zuverlässig getestet werden kann.» AUTOR Rob Humphrey Principal Engineer XJTAG Hardware INFOS FlowCAD Schweiz AG CH-5506 Mägenwil Tel. +41 (0)56 485 91 91 [email protected] www.flowcad.ch Bild 2: Ein schlechtes Prüfgerät-Design, aufgrund der grossen Schleifenflächen für alle TAP-Signalverbindungen. M E S S TE C H N I K & S E N S O R I K Diese Regeln gelten nicht nur bei Kabeln zwischen Leiterplatten, sondern auch auf dem Board selbst, also innerhalb einer Massefläche. Um die Schleifenfläche zu minimieren, sollte der physikalische Bereich des Signals und dessen Rückstrompfade minimiert werden. Idealerweise ist das Signal und sein Rückstrompfad direkt nebeneinander, analog zum Flachbandkabel (Bild 1a) oder einem Twisted-Pair-Kabel (Bild 1b). Beide Anordnungen haben kleine Schleifenflächen und helfen so, die Signalqualität zu verbessern. Sobald der Rückweg für den Massestrom einen anderen Weg geht als das Signal selbst, wird eine sehr viel grössere Schleifenfläche gebildet, welche folgende Probleme verursacht: • Das Signal wird viel anfälliger für elektromagnetische Störungen (EMI) – die Leitung oder das Kabel wird zur Antenne, welche empfänglich für Störsignale ist • Die Übertragungsleitung strahlt ab, wodurch zusätzliche elektrische Störsignale entstehen, die mit anderen Signalen interferieren können • Es gibt eine Änderung in der charakteristischen Impedanz über die Strecke, auf der sich das Signal ausbreitet. Dies verschlechtert die Qualität des Signals Bild 1c zeigt einen offensichtlichen Fall mit einer grossen Schleifenfläche und veranschaulicht, wenn das Signal und dessen Rückstrompfad nicht beieinander gehalten werden. Minimierung der Schleifenfläche In Testvorrichtungen wird oft für jedes Signal eine einzelne Leitung verlegt. Obwohl dies eigentlich die Sache vereinfachen sollte, kann es zu Stör- oder Rauschsignalen führen und somit Probleme bei der Signalintegrität verursachen. Bei der Verwendung der JTAGTechnologie sind diese besonders evident. Bild 3: Ein gutes Test-Gerät-Design, hält die Schleifenfläche klein für alle TAP-Signalverbindungen. Bild 4: Verdrahtung mehrerer Signale, wenn nicht genügend Masseanschlüsse auf dem DUT- oder JTAG-Controller vorhanden sind. 3.15 megalink 27 Wer abonniert, ist informiert! Die Fachzeitschrift über Automation, Elektronik, Antriebstechnik, Sensorik und Messtechnik. Jetzt anrufen! Tel. 058 200 55 64 28 megalink 3.15 M E S S TE C H N I K & S E N S O R I K Bild 5: Rückstrom durch eine Massefläche (schwarz, gestrichelt) wird der Signalspur auf einer anderen Lage (rot), womöglich folgen. Routing über Pausen in der Masse-Ebene (a) können die Schleifenfläche beträchtlich erhöhen, was vermieden werden sollte (b). Bild 2 zeigt einige häufige Fehler im Design von Testvorrichtungen: die Masseverbindung vom JTAG-Controller ist zum DUT verbunden, weit weg von den TAP-Signalverbindungen. Die Masse und die TAP-Signalleitungen sind nicht nahe zueinander verlegt. Dies kann einfach und effektiv mit Änderungen wie in Bild 3 gezeigt, verbessert werden: • Mindestens eine Masseleitung muss so nahe wie möglich an den TAP-Signalen in der Testvorrichtung verlegt werden. Dies dient nicht primär der Spannungsversorgung der Leiterplatte, sondern sorgt für eine gute Masseverbindung zwischen JTAG-Controller und der Leiterplatte. Damit wird die Signalqualität verbessert • Für das Taktsignal (TCK) sowie alle anderen kontinuierlich schaltenden Signale (z. B. TMS, TDI und TDO) sind verdrehte oder parallele Paare, die jeweils ein Signal und eine Masse für jedes TAP-Signal enthalten, am wichtigsten. Wenn die JTAG-Controller feste (harte) Masse-Pins haben sowie konfigurierbare (weiche) Masse-Pins, sollte im Minimum wenigstens eine harte BodenVerbindung verwendet werden Es braucht nicht für jedes Signal-/MassePaar einen separaten Ground-Testpin, stattdessen können die Masse-Kerne in multiplen Paaren auf den gleichen Testpin angeschlossen werden. Wenn dies nicht direkt möglich ist, können kleine Adapterplatinen verwendet werden, um eine Masseverbindung über multiple Paare zu teilen. Egal, wie dies erreicht wird, ist es wichtig, die Masse- und Signalleitungen nahe beieinander zu halten (Bild 4). Bei Verwendung von Steckern direkt am Messobjekt anstelle der Pins, kann weiterhin eine ähnliche Philosophie verwendet werden. Die Anordnungen von Signalen beispielsweise in einem Flachbandkabel, so dass sie mit Masseverbindungen verschachtelt sind, ist immer sinnvoll; insbesondere bei zunehmender Kabellänge. Wenn die DUT-Anschlüsse für diesen Vorgang nicht ausgelegt sind, kann dies mit einem kundenspezifischen Kabel erreicht werden. Dies kann den Eindruck erwecken, dass es die Dinge komplizierter macht als nötig. Wird daran aber frühzeitig gedacht, lassen sich später durch die Fehlersuche entstehende Kosten deutlich senken. Minimierung des Loop-Bereichs Schon während der Designphase ist sicherzustellen, dass eine Leiterplatte gründlich und zuverlässig getestet werden kann. Optimierungen in einem PCB-Design lassen sich in zwei Kategorien aufteilen. In Verbesserungen der Signalverbindungen zur und innerhalb der Leiterplatte. Für die erste sollte eine Testvorrichtung geschaffen werden, die den Loop-Bereich minimiert: • Bei Verwendung von Pins müssen ein Bodentestpunkt und ein TAP-Signal-Testpunkt nahe beieinander sein. Wenn der Platz auf dem Board begrenzt ist, sollte zumindest ein Bodentestpunkt für jedes TAP-Signalpaar berücksichtigt werden • Bei der Verwendung von Kopfzeilen, die über Flachbandkabel angeschlossen werden, bedarf es zwischen den einzelnen TAP-Signalen im Flachbandkabel einen Massekern. Ist die Anzahl der Pins begrenzt, sollten zumindest Masse-Kerne auf beiden Seiten der Taktsignale (wie TCK) vorhanden sein Es ist ausserdem zu beachten, dass TAP-Signale bis zu Frequenzen von 20 MHz übersteigend takten können. Daher sollten sie wie alle anderen Signale mit ähnlichen Frequenzen behandelt werden: • Der Signal-Abschluss auf die Signale ist so anzuwenden, wie es in den JTAG- DFT-Richtlinien festgelegt ist. Diese folgen den bewährten Standard-Design-Verfahren, wie das Platzieren paralleler Abschlusswiderstände so nahe wie möglich am Empfängerende einer Leitung • Stichleitungen (stubs) sind zu vermeiden, Puffer verbessern zudem das Signal-FanOut • TAP-Signale sollten über eine kontinuierliche Massefläche geroutet werden. Wenn es darin Unterbrüche hat, ist die Schleifenfläche vergrössert, was das Board anfälliger für Unzuverlässigkeit beim Test macht Bild 5a zeigt, wie das Routing von einem TAP-Signalverlauf (rot) über einen Unterbruch in einer Massefläche den Rückstrompfad (schwarz gestrichelt) beeinflussen kann. Dies führt zu einer grösseren Schleifenfläche als ursprünglich erwartet und somit zu einer Verschlechterung der Signalintegrität. Obwohl die Leiterbahn in Abbildung 5b länger ist, ist die Gesamtschleifenfläche vermindert und so würde dies die bevorzugte Lösung sein, wenn die Masse-Platte nicht geändert werden kann. Die Minimierung der Schleifenfläche wird immer eine Faustregel sein, ist als solche aber nicht immer anwendbar. Aber die Kenntnis, welche Strecke der Rückstrom eines Signals nimmt, kann eine solide Grundlage bei der Planung von Leiterplatten, der Bestimmung der Pin-outs für Steckverbinder oder das Entwerfen und Erstellen von Testgeräten sein. Wird dies als fester Teil des Entwurfsprozesses berücksichtigt, können teure und zeitaufwendige Verzögerungen im Entwicklungsprozess vermieden werden. Sofern verfügbar, sollten die DFTRichtlinien eingesehen werden, weil diese zusätzliche Informationen enthalten, die die Testbarkeit von Prüflingen und die Zuverlässigkeit dieser Tests weiter verbessern. ■ Boundary-Scan JTAG-Boundary-Scan ist ein elektrisches Testverfahren, um Probleme im Testzugang mit meist komplexen, hochdichten Platten zu überwinden. Dabei werden alle Signale zwischen Kernlogik eines Boundary-Scan-kompatiblen Geräts und seiner Pins von einem seriellen Scan-Pfad abgefangen (Boundary-Scan-Register). Im Normalbetrieb haben diese Boundary-Scan-Zellen keine Wirkung; im Testmodus können sie jedoch die Werte der Geräte-Pins einstellen und/oder lesen. Komponenten wie FPGA, CPLD und CPU enthalten Boundary-Scan-Technologie, die es ermöglicht, die Schaltung digital mit einem JTAG-Controller und angehängter Software zu simulieren und zu testen, um eine präzise Standortund Fehlerursache identifizieren können.