Neue Physik am LHC - Die Erwartungen und Hoffnungen der

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Neue Physik am LHC
Die Erwartungen und Hoffnungen der theoretischen Physik,
und was das alles mit Urknall
und Schwarzen Löchern zu tun haben kann
Anton REBHAN
Institut für Theoretische Physik
Ziele des LHC
1. Suche nach neuen Elementarteilchen, die so hohe Masse haben, dass
sie das erste Mal (seit dem Urknall) am LHC produziert werden können
Ziele des LHC
1. Suche nach neuen Elementarteilchen, die so hohe Masse haben, dass
sie das erste Mal (seit dem Urknall) am LHC produziert werden können
2. Schwerionenprogramm (ab 2.Jahr):
Produktion des (bereits nachgewiesenen) Quark-Gluon-Plasma,
der “Ursuppe” des Urknall
Standardmodell der Teilchenphysik
Alle bekannten Elementarteilchen (hunderte!) aus diesen aufgebaut
Nur Higgs-Teilchen noch unentdeckt
Warum 3 Generationen von Quarks und Leptonen?
Nobelpreisträger I. Rabi nach der Entdeckung des Muons (2. Generation):
“Who ordered that?”
Warum 3 Generationen von Quarks und Leptonen?
Kobayashi & Maskawa 1973:
CP-Verletzung braucht 3. Generation von Quarks und Leptonen!
Sacharow: Ohne CP-Verletzung bleibt nach dem Urknall keine Materie übrig!
Kleiner Überschuss (1:10 Milliarden) von Materie gegenüber Antimaterie im frühen Universum gibt alle jetzige
Materie!
Standardmodell der Kosmologie
I
Das Universum expandiert seit dem
Urknall vor ca. 13,7 Milliarden Jahren
Standardmodell der Kosmologie
I
Das Universum expandiert seit dem
Urknall vor ca. 13,7 Milliarden Jahren
Heutige (sichtbare) Ausdehnung (Hubble-Radius): ungefähr gleich viel
Lichtjahre
Hubble-Ultra-Deep-Field Aufnahme mit etwa 10.000 Galaxien
(6 × 6 Bogenminuten im Sternbild Fornax)
Die rötesten (z = 12) sind an die 13 Milliarden Lichtjahre entfernt!
Standardmodell der Kosmologie
I
Das Universum expandiert seit dem
Urknall vor ca. 13,7 Milliarden Jahren
I
380.000 Jahre nach dem Urknall
war das Universum ein dichtes Plasma aus Elektronen,
Photonen und Protonen mit T ≈ 3000 K
Standardmodell der Kosmologie
I
Das Universum expandiert seit dem
Urknall vor ca. 13,7 Milliarden Jahren
I
380.000 Jahre nach dem Urknall
war das Universum ein dichtes Plasma aus Elektronen,
Photonen und Protonen mit T ≈ 3000 K
Jetzt noch direkt sichtbar als kosmischer 2.7 K Mikrowellenhintergrund!
WMAP-Satellitenbilder des kosmischen Mikrowellenhintergrund
mit Temperaturfluktuationen ∼ 20µK
Standardmodell der Kosmologie
I
Das Universum expandiert seit dem
Urknall vor ca. 13,7 Milliarden Jahren
I
380.000 Jahre nach dem Urknall
war das Universum ein dichtes Plasma aus Elektronen,
Photonen und Protonen mit T ≈ 3000 K
I
Während der ersten paar Minuten nach dem Urknall:
Nukleosynthese (Kernfusion) von leichten Elementen
Standardmodell der Kosmologie
I
Das Universum expandiert seit dem
Urknall vor ca. 13,7 Milliarden Jahren
I
380.000 Jahre nach dem Urknall
war das Universum ein dichtes Plasma aus Elektronen,
Photonen und Protonen mit T ≈ 3000 K
I
Während der ersten paar Minuten nach dem Urknall:
Nukleosynthese (Kernfusion) von leichten Elementen
Standardmodell der Kosmologie
I
Das Universum expandiert seit dem
Urknall vor ca. 13,7 Milliarden Jahren
I
380.000 Jahre nach dem Urknall
war das Universum ein dichtes Plasma aus Elektronen,
Photonen und Protonen mit T ≈ 3000 K
I
Während der ersten paar Minuten nach dem Urknall:
Nukleosynthese (Kernfusion) von leichten Elementen
Übereinstimmung von beobachteten leichten Elementen und kosmologischen Parametern braucht
Dark Matter
Standardmodell der Kosmologie
I
Das Universum expandiert seit dem
Urknall vor ca. 13,7 Milliarden Jahren
I
380.000 Jahre nach dem Urknall
war das Universum ein dichtes Plasma aus Elektronen,
Photonen und Protonen mit T ≈ 3000 K
I
Während der ersten paar Minuten nach dem Urknall:
Nukleosynthese (Kernfusion) von leichten Elementen
Übereinstimmung von beobachteten leichten Elementen und kosmologischen Parametern braucht
Dark Matter
= Teilchen
jenseits des Standardmodells (SUSY?)
Verhältnis Dunkle Materie : gewöhnliche
Materie = 5:1
Weitere Motivation für SUSY: Grand Unification
Stärken der 3 Fundamentalkräfte
streben bei höheren Energien verdächtig aufeinander zu,
treffen sich fast bei etwa
10000000000facher LHC-Energie
Gemeinsame Ursache für 3 Fundamentalkräfte: SU(5) ?
Proton lebt “nur” mehr ≈ 1032 Jahre
experimentell widerlegt: > 5 × 1033 Jahre
↑ ↑
LEP LHC
Weitere Motivation für SUSY: Grand Unification
Stärken der 3 Fundamentalkräfte
streben bei höheren Energien verdächtig aufeinander zu,
treffen sich fast bei etwa
10000000000facher LHC-Energie
Gemeinsame Ursache für 3 Fundamentalkräfte: SU(5) ?
Proton lebt “nur” mehr ≈ 1032 Jahre
experimentell widerlegt: > 5 × 1033 Jahre
Supersymmetrie:
verändert die Energieabhängigkeit
der Wechselwirkungsstärken
und gibt ziemlich präsise Vereinheitlichung bei etwas höheren
Energien
↑ ↑
LEP LHC
SU(5) → Protonlebensdauer ≈ 1034 Jahre!
10 Dimensionen
Seit 1983 intensiv studierte spekulative Theorie:
Superstringtheorie: bei 100-1000mal der Energie für die
SUSY-Grand Unification (selbst 1013 mal LHC-Energie)
I
Vereinigung mit der Quantengravitation durch Superstrings
in 6 zusätzlichen Raumdimensionen
I
6 Extra-Dimensionen so eng “aufgerollt”, dass man sie bis
zu diesen Energieskalen nicht direkt beobachten kann
“normale” Superstringtheorie sagt (leider) keine mikroskopischen schwarzen
Löcher am LHC vorher
10 Dimensionen
mit mikroskopischen schwarzen Löchern
Brane-World scenario:
I Wenn Gravitation in 10 Dimensionen existiert und
I wenn Extra-Dimensionen nicht so eng aufgerollt sind, und
I wenn alle andere Materie davon unabhängig in 4 Dimensionen
gefangen ist (brane world)
könnte die Quantengravitation stark genug sein, und bereits am LHC eine
Rolle spielen, und (extrem kurzlebige) Mikro-Schwarze Löcher liefern
(Hawking-Strahlung)
Wunschtraum jedes Theoretikers: Der “Heilige Gral” Quantengravitation am LHC studierbar!
Konsequenz für Teilchendetektoren:
ungewöhnlich kugelsymmetrische Zerfallsprodukte
Gefahr durch mikroskopische Schwarze Löcher?
Falls die Theoretiker mit diesen Spekulationen unverschämt
Glück haben, und es mikroskopische Schwarze Löcher, die am
LHC erzeugt werden könnten, geben sollte,
aber diese entgegen aller Theorie nicht sofort wieder zerfallen?
Könnten die nicht wachsen und uns gefährlich werden?
Entwarnung
Anzahl an LHC-Experimenten, die die Natur an Erde und anderen Himmelskörpern in
der Vergangenheit schon ausgeführt hat:
I Kosmische Strahlung
bombardiert Erde und
andere Himmelskörper mit
viel höheren Energien
I mindestens 10 Millionen
LHC-Äquivalente über die
Erdgeschichte
I Weiße Zwerge und
Neutronensterne würden
auch hypothetische neutrale
und stabile mikroskopische
schwarze Löcher einfangen
s. M.E.Peskin, http://physics.aps.org/articles/v1/14
Die erste Sekunde des Urknalls:
I
< 1 Sekunde nach dem Urknall:
T > 1010 K (= 500 T ) – zu heiß für Atomkerne:
Plasma aus Photonen, Neutrinos, Elektronen, Positronen
(mit kleiner “Verunreinigung” von Nukleonen)
Die erste Sekunde des Urknalls:
I
< 1 Sekunde nach dem Urknall:
T > 1010 K (= 500 T ) – zu heiß für Atomkerne:
Plasma aus Photonen, Neutrinos, Elektronen, Positronen
(mit kleiner “Verunreinigung” von Nukleonen)
I
< 10 µsec nach dem Urknall:
T > 2 × 1012 K (= 100.000T )
Photon-Lepton-Plasma + Quark-Gluon-Plasma
(Nukleonen aufgelöst im Quark-Gluon-Plasma)
Quark-Gluon-Plasma
Confinement ⇒
Quarks sind immer zu dritt oder zweit aneinander
gebunden
Je näher man zum Anfang des Urknalls kommt, umso dichter wird die Materie
Quark-Gluon-Plasma
Confinement ⇒
Quarks sind immer zu dritt oder zweit aneinander
gebunden
Je näher man zum Anfang des Urknalls kommt, umso dichter wird die Materie
−→
. . . bis die Dichte so hoch ist,
dass die Quarks nicht mehr wissen, an wen sie genau gebunden sind
(Asymptotische Freiheit; Deconfinement)
Experimentelle Überprüfung?
Möglichst viel Hadronen bei möglichst hohen Energien
komprimieren:
Schwerionenkollisionen im Teilchenbeschleuniger!
RHIC
Ultra-Relativistic Heavy Ion Collider
Brookhaven National Lab, Long Island (NY), seit 2000
RHIC
Ultra-Relativistic Heavy Ion Collider
Brookhaven National Lab, Long Island (NY), seit 2000
4 Experimente: BRAHMS, PHENIX, PHOBOS, STAR
Au+Au-Kollisionen mit Schwerpunktsenergie 200 GeV/A
Little Bang
Gold-Ionen kollidieren bei 200 GeV/A (Lorentz-kontrahiert mit γ > 100)
Quark-Gluon-Plasma während ein paar fm/c ∼ 10−23 sec
Little Bang
Gold-Ionen kollidieren bei 200 GeV/A (Lorentz-kontrahiert mit γ > 100)
Quark-Gluon-Plasma während ein paar fm/c ∼ 10−23 sec,
danach “Hadronisierung”
Tausende Teilchenspuren im STAR-Detektor
nur indirekte Information über Quark-Gluon-Plasma!
LHC/LIC
Large Hadron Collider – CERN, Genf, Schweiz
CMS
ATLAS
LHC/LIC
Large Hadron Collider – CERN, Genf, Schweiz
CMS
ALICE
ATLAS
ab Ende 2009: Large Ion Collider (Pb+Pb mit 5.5 TeV/Nukleonpaar)
ALICE
A Large Ion Collider Experiment
(zusätzlich zu CMS und ATLAS)
ALICE
A Large Ion Collider Experiment
(zusätzlich zu CMS und ATLAS)
erwartet:
I
viel höhere Anfangstemperatur
I
10x längere Lebenszeiten des QGP
I
dafür 20x so viele Teilchen zu analysieren. . . !
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