Parodontitis-Aufklärung Sehr geehrte Patientin, sehr geehrter Patient, bei der Kontrolluntersuchung wurde festgestellt, dass Sie an einer Erkrankung des Zahnhalteapparates, der Parodontitis leiden. Diese kann sich in Zahnfleischbluten, Zahnfleischrückgang, Knochenverlust und Zahnlockerung äußern. Ursachen der Parodontitis (Ätiologie und Pathogenese) Die Parodontitis wird hauptsächlich durch die Bakterien in Zahnbelägen, der sogenannten Plaque hervorgerufen, welche sich auf der Zahn- und Wurzeloberfläche ablagert und dort, wenn sie nicht entfernt wird, über Jahre verbleibt und mineralisiert (Zahnstein, Konkremente). Diese Beläge und ihre Stoffwechselprodukte verursachen eine entzündliche Reaktion unseres Körpers, welche zur Zerstörung des Knochens und des faserigen Halteapparates der Zähne führt. Diese Reaktion wird durch Faktoren wie Rauchen, Stress, falsche Zahnstellungen, nächtliches Knirschen, unbewusstes verkrampftes Zusammenpressen der Zähne, sowie mangelhafte Kautätigkeit durch zu weiche Nahrung verstärkt. Auch chronische Allgemeinerkrankungen spielen bei der Entstehung bzw. Verschlimmerung des Zahnbettschwundes eine wichtige Rolle. In jüngeren Untersuchungen wurde der Bezug von Parodontitis zur Allgemeingesundheit mehrfach belegt. Negative Wechselbeziehungen zu Diabetes mellitus, Osteoporose, Frühgeburtsrisiken in der Schwangerschaft, Herz/Kreislaufprobleme oder Rheumatismus stehen fest. Zudem ist Parodontitis auch ein häufiger Grund für Mundgeruch (Halitosis). Bei manchen Patienten befinden sich besonders aggressive Keime in den Zahnfleischtaschen, die eine überschießende Entzündungsreaktion hervorrufen. Diese können mittels spezieller Tests ermittelt und individuell behandelt werden. Die Parodontitis ist also eine bakteriell bedingte Entzündung, die sich in einer weitgehend irreversiblen Zerstörung des Zahnhalteapparates, des Parodontiums, zeigt. Sie ist eine ,,Volkskrankheit“, fast jeder ist im Laufe seines Lebens irgendwann mehr oder weniger stark davon betroffen. Unbehandelt nimmt die Erkrankung mit steigendem Lebensalter zu und führt zum schleichenden Abbau des Zahnhalteapparates und letztlich zum Zahnverlust. Es ist belegt, dass Patienten nach dem 30. Lebensjahr mehr Zähne durch Parodontitis als durch Karies verlieren. Glücklicherweise gibt es wirksame Methoden mit denen man sich schützen kann. Systematische Parodontalbehandlung Eine Parodontalbehandlung benötigt Zeit bis das Zahnfleisch abgeheilt ist. Insgesamt werden 8 Sitzungen bei einer Behandlungsdauer von einem halben bis dreiviertel Jahr geplant. Voraussetzung für den Erfolg dieser Behandlung ist es, die Anweisung des Zahnarztes strikt zu befolgen, eine gewissenhafte Mundhygiene durchzuführen und vereinbarte regelmäßige Kontrollbesuche einzuhalten. Die Therapie selbst wird in drei Behandlungsabschnitten erfolgen: 1. Antiinfektiöse Therapie Unsere Aufgabe bei dieser Therapie ist es, Ihnen verschiedene Hilfsmittel zur persönlichen Mundhygiene (z.B. Zahnzwischenraumbürsten, Zahnseide) zu demonstrieren und Sie zu einer effektiven Putztechnik zuführen (2 Termine). Ihre Aufgabe dabei ist es, die Anwendung dieser Hilfsmittel zu erlernen und somit für eine optimale Mundhygiene sorgen. Anschließend werden innerhalb von 2 Tagen alle Zahnfleischtaschen unter örtlicher Betäubung gesäubert und Bakterien bzw. Zahnstein von der Wurzeloberfläche entfernt. In besonderen Fällen ist es notwendig, diese mechanische Reinigung mit der oralen Gabe von Antibiotika zu kombinieren. Bei Rauchern ist das Risiko eines Misserfolges der Behandlung deutlich erhöht. Mit der antiinfektiösen Therapie ist die Parodontalbehandlung noch nicht abgeschlossen. 2. Reevaluation und Planung weiterer Maßnahmen Nach 3 Monaten erfolgt die erste Nachkontrolle, bei der Ihre Mundhygiene kontrolliert, die Befunde zu der Situation des Zahnhalteapparates erneut erhoben werden und eine professionelle Zahnreinigung durchgeführt wird. Falls weiterhin vertiefte Zahnfleischtaschen vorhanden sind, wird an einzelnen Zähnen eine Zahnfleischoperation geplant. 3. Nachsorge (Recall) Die Parodontalbehandlung wird nur durch Ihre regelmäßige Mitarbeit und richtig angewandter Putztechnik der Zähne und Zahnzwischenräume dauerhaft erfolgreich bleiben. Selbst Zähne die schon gelockert waren, können so im optimalen Fall noch über viele Jahre erhalten werden. Regelmäßige Nachkontrollen und Nachbehandlungen sind daher sehr wichtig. Ohne diese Nachkontrollen und Nachbehandlungen wird die bisherige Behandlung schon nach kurzer Zeit zum Misserfolg führen. Bemerkungen Ich bin über die Ursachen der Parodontits und den Ablauf bzw. die Dauer der Parodontalbehandlung aufgeklärt worden und stimme dieser Behandlung zu. Gegen ärztlichen Rat wünsche ich keine Behandlung der Parodontoseerkrankung. Ich wurde darüber aufgeklärt, dass dies – neben dem schnellen Fortschreiten dieser Erkrankung – auch die übrige, weitere Behandlung einschränkt. Walsrode, den ___________ _________________ Zahnarzt/Zahnärztin ___________________ Patient/in