„Der härteste Stoff der Welt“ Herausgeber: SÜDWIND e.V. www.suedwind-institut.de Autor: Friedel Hütz-Adams Was folgt? Daten DR Kongo Sierra Leone Indien Deutschland Ansätze für Verbesserungen Daten Datenquelle Kimberley-Abkommen Ende 1990er: Diskussion um Blutdiamanten aus Angola, DR Kongo, Sierra Leone, Liberia etc. Ab 2000 Kimberley-Prozess benannt nach südafrikanischer Diamantenmetropole 2002: Kimberley Prozess Zertifizierungssystem: Herkunftsnachweis für jeden Rohdiamanten Garantie: keine Bürgerkriegsfraktion wird finanziert Seitdem: Relativ genaue Statistiken über Rohdiamanten Aber: Lücken in der Erfassung Beschränkung auf Rohdiamanten Keine Sozial- und Umweltstandards innerhalb des Systems Daten Unterschiedliche Förderstrukturen Hälfte der Diamanten kommt auf Afrika Weitere große Förderländer: Russland, Kanada, Australien Teils modernste Minen, die hoch technisiert Diamanten aus großer Tiefe fördern Einige Staaten mit hohen Sozial- und Umweltstandards Teilweise oberirdische Förderung durch hunderttausende Kleinschürfer mit schlechten Sozial- und Umweltstandards Extrem unterschiedliche Durchschnittspreise je nach Qualität der geförderten Diamanten: Kongo: 12,8 US-Dollar je Karat Namibia: 315 US-Dollar je Karat Daten Daten Globalisierter Handelsweg Förderländer liefern Diamanten zum Säubern und Schätzen nach London und Antwerpen (Dubai drängt auf den Markt) Rohdiamanten gehen von dort zu den Verarbeitern: EU importiert in Karat nahezu gesamte Weltproduktion EU exportiert nahezu die gesamte Weltproduktion Indien importiert große Mengen Rohdiamanten Indien exportiert nur geringe Mengen Rohdiamanten (Steine verlassen das Land geschliffen) Geschliffene Steine gehen größtenteils über Antwerpen / Dubai auf den Weltmarkt Daten Daten DR Kongo Sozialdaten BIP 166 US-Dollar pro Kopf Lebenserwartung 46 Jahre Kindersterblichkeit : 205 je 1000 bis 5. Lebensjahr Menschlicher Entwicklungsindex der Vereinten Nationen (HDI): Platz 168 von 177 Staaten DR Kongo Förderbedingungen 25 % der weltweiten Diamantenvorkommen, Wert 17 Mrd. USDollar Diamanten erwirtschafteten 700 Mio. US-Dollar (2006) = 25% der Exporteinnahmen Aber: sehr geringe Steuereinnahmen Lizenzen für Handel und Förderung vorgeschrieben – Gesetz wird nicht durchgesetzt Oft ungeklärte Besitzverhältnisse an Land und Minen Hohe Abgaben der Schürfer an Chiefs und „Grubenbesitzer“ DR Kongo Arbeitsbedingungen Rund 700.000 Schürfer - 100.000 Kleinhändler – 11 Exporteure (2006) Teilweise Kinderarbeit Sehr niedrige Löhne: 50 bis 100 US-Dollar je Monat kein Lohn während Regenzeit hohe Preise für Lebensunterhalt Sehr schlechte Arbeitsbedingungen: einsturzgefährdete Tunnel, Krankheiten, Willkür bewaffneter Trupps und Sicherheitskräfte Gefahr der Verdrängung durch Großkonzerne DR Kongo Diamantenmine im Ostkongo, Foto: Jolien Schure DR Kongo Foto: Jolien Schure Diamantenmine im Ostkongo, Foto: Jolien Schure Sierra Leone Sozialdaten BIP 290 US-Dollar pro Kopf Lebenserwartung 42 Jahre Kindersterblichkeit : 270 je 1000 bis 5. Lebensjahr Menschlicher Entwicklungsindex der Vereinten Nationen (HDI): Platz 177 von 177 Staaten Sierra Leone Förderbedingungen Kleine Förderung – hohe Qualität Diamanten erwirtschaften 141 Mio. US-Dollar (2007) = 80 % der Exporteinnahmen Lizenzeinnahmen aus Diamantenhandel: 4,68 Mio. US-Dollar (2006) Lizenzen für Handel und Förderung vorgeschrieben – Gesetz wird nicht durchgesetzt Oft ungeklärte Besitzverhältnisse an Land und Minen Hohe Abgaben der Schürfer an Chiefs und „Grubenbesitzer“ Kein Umweltschutz Sierra Leone Arbeitsbedingungen Rund 120.000 Schürfer = 10 % der Beschäftigten Teilweise Kinderarbeit Sehr niedrige Entlohnung: 10 und 50 US-Dollar je Monat, teils in Form von Reis Abraum als Lohn Anteil an gefundenen Steinen Schürfer erhält 130 US-Dollar je Karat, Mineninhaber 370, Zwischenhändler 1.000, Exporteur 1.100 US-Dollar Erste Minenkonzerne wieder vor Ort Viele Kleinhändler – eine Handvoll Exporteure Sierra Leone Diamantenmine in Sierra Leone, Foto: Jolien Schure Sierra Leone Diamantenmine in Sierra Leone, Foto: Jolien Schure Sierra Leone Diamantenfund in Sierra Leone, Foto: Jolien Schure Der Weg nach Indien Foto: De Beers Weg nach Indien Foto: De Beers Indien Sozialdaten BIP 977 US-Dollar pro Kopf Lebenserwartung 64 Jahre Kindersterblichkeit: 76 je 1000 bis 5. Lebensjahr Menschlicher Entwicklungsindex der Vereinten Nationen (HDI): Platz 128 von 177 Staaten Indien Indien Indische Unternehmen erobern Weltmarkt Geschliffen werden als Anteil an der Weltproduktion 60 % gemessen am Wert 85 % gemessen in Karat 92 % gemessen an der Zahl der Steine 2006/2007: Edelsteine 12,7 % der Exporte Rund 1 Mio. direkt Beschäftigte in 10.000 Betrieben (2007) Indien Große Abhängigkeit vom Weltmarkt Diamanten werden importiert da (noch) keine eigene Förderung Absatzeinbruch: Export zu 25-50 % USA Luxusgut Schmuck schnell ersetzbar Massiver Kostendruck: Konkurrenz aus China, afrikanischen Staaten Dubai etabliert sich als Handelszentrum Technische Neuerungen (Laser etc.) USA Sinkende Beschäftigtenzahlen – sinkender Weltmarktanteil: Bereits 200.000 Entlassungen? Weitere 150.000 geplant? Indien Arbeitsbedingungen Teils moderne Betriebe und Verbesserungen Tausende Kleinbetriebe im informellen Sektor Kinderarbeit stark zurückgedrängt Erkrankte Arbeiter, keine Organisierung der Beschäftigten Sehr niedrige und teils sinkende Löhne In Surat gesunken auf 90 bis 100 Euro je Monat Im Hinterland rund 55 Euro je Monat Mitte 2008 massive Streiks: 12 Jahre ohne Lohnerhöhungen 20 % Erhöhung wurde beschlossen Kleine Betriebe setzten dies nicht um Abwanderung von Fachkräften Indien Diamantenschleifer in Indien, Foto: www.faire-edelsteine.de Deutschland Deutschland Abbau von Arbeitsplätzen Lange Tradition der Verarbeitung von Edelsteinen (IdarOberstein!) Massiver Beschäftigungsrückgang seit 1950er Jahre Wenige meist sehr spezialisierte Schleifereien arbeiten noch: Hoher Exportanteil, Tochterunternehmen weltweit Konzentration auf Handel Nicht erfasst: Wert und Menge der Diamanten, die in Schmuck verarbeitet importiert werden Deutschland Deutschland Preise geschliffener Steine 0,005 Karat je Stein: 210–435 Euro je Karat 0,09 bis 0,11 Karat je Stein: 250–495 Euro je Karat 0,45 bis 0,65 Karat je Stein: 780–2.845 Euro je Karat Quelle: Choksi Diamond Wholesalers, 14.8.2008 (http://www.choksidiamonds.com) Deutschland Ansätze für Verbesserungen Lösungsansätze in Förderländern Verbesserung in der Regierungsführung Organisierung der Schürfstellen Mehr Informationen für Schürfer Unabhängiges Bewertungssystem für Diamanten Alternative Finanzierungssystem für Schürfer Verkürzung der Handelskette Reform Lizenzsystem Mittelfristig: Verarbeitung in der Region Ansätze für Verbesserungen Ansätze in Indien Umsetzung bestehender Arbeitsschutzgesetze und Umweltstandards Mindestlöhne Formalisierung der Beschäftigung Ansätze für Verbesserungen Diamanten- und Schmuckbranche Entwicklung von Nachhaltigkeitskriterien für gesamte Schmuckbranche Organisation ähnlich Kimberley-Prozess = Multistakeholder Ansätze ausbauen (Ansätze: Diamond Development Initiative, Council for Responsible Jewellery Practices, Madison Dialogue ) Entwicklung eines branchenübergreifenden Labels = eindeutige Orientierung für VerbraucherInnen Übergangslösung: Verhaltenskodizes Enge Abstimmung mit Nichtregierungsorganisationen in den Produktionsländern Ansätze für Verbesserungen Bundesregierung Entwicklungszusammenarbeit stärker auf soziale Faktoren der Rohstoffförderung fokussieren Kreditvergabe internationaler Entwicklungsbanken (Weltbank, Europäische Entwicklungsbank) anpassen Offenlegung der Zahlungsströme »Extractive Industries Tansparency Initiative (EITI)« nachdrücklich fördern »Leitsätze für multinationale Unternehmen« der OECD auszubauen Verschärfung des Verbraucherinformationsgesetzes Danke für Ihre Aufmerksamkeit!