Mag. Simone Pfandl-Pichler LKH-Univ. Klinikum Graz Auenbruggerplatz 19, 8036 Graz [email protected] Tel. Nr.: + 43 (316) 385-87791 Presseinformation zur sofortigen Veröffentlichung Graz, 26. November 2014 Tückische Degeneration der Netzhaut Sie ist die häufigste Ursache für eine Erblindung von über 50-Jährigen in der westlichen Welt: die Makuladegeneration. Während die feuchte Form mit Hilfe von Injektionen behandelt wird, gibt es für die trockene Form derzeit noch keine Therapie. Am Klinikum Graz setzt man auf regelmäßige Kontrollen, um den Betroffenen dennoch so gut wie möglich zu helfen. Wenn gerade Linien plötzlich schief liegen oder Zeitungstexte auf einmal verschwommen und unleserlich werden, könnte es an einer altersabhängigen Makuladegeneration (AMD) liegen. Die Makula („gelber Fleck“) ist quasi das Zentrum des Sehens. Dort, in der Netzhautmitte, sehen wir auch gestochen scharf. Mit zunehmendem Alter kann es allerdings zu Verschleißerscheinungen kommen, da der Stoffwechsel gestört ist. Im Sichtfeld der Betroffenen entsteht ein dunkler Fleck. Bleibt die Makuladegeneration unbehandelt, führt sie zur Erblindung. 4.000 Neuerkrankungen gibt es in Österreich jährlich, dazu kommen 125.000 bereits Erkrankte. „In den letzten Jahren ist die Zahl der Patienten um 25 Prozent gestiegen. Allein am Klinikum Graz behandeln wir pro Jahr 7.500 Augen“, sagt Univ.-Prof. Dr. Anton Haas von der Univ.-Klinik für Augenheilkunde, der sich seit mehr als zwanzig Jahren intensiv mit Makuladegenerationen beschäftigt. Sogar ein eigener Eingriffsraum steht mittlerweile für die Behandlung der Netzhauterkrankung zur Verfügung. Das Tückische dabei: Nur die feuchte Form der Makuladegeneration kann überhaupt behandelt werden. Für Patienten, die an der trockenen Form leiden – und das sind immerhin 80 Prozent aller AMD-Patienten – gibt es derzeit noch keine Hilfe. Unabhängig von der Verlaufsform ist eine rasche Diagnose immens wichtig. Leidet ein Patient nämlich an einem Auge an bereits an AMD, die das Gewebe unter der Netzhaut schädigt, ist nach spätestens fünf Jahren meistens auch das zweite Auge betroffen. Zwar können die zwei Hauptfaktoren, die zu einer Makuladegeneration führen – Alter und Gene – nicht ausgetrickst werden, eine Prophylaxe gibt es aber: einen gesunden Lebensstil. Haas: „Wer viel Gemüse und Obst isst, nicht raucht und sich regelmäßig bewegt, erkrankt seltener. Auch das Tragen von Sonnenbrillen hilft.“ Bei der feuchten Form, bei der Blutgefäße unter der Netzhaut einwachsen, die wiederum zur Schwellung und zur Flüssigkeitsansammlung führen, können die Symptome mit regelmäßigen Injektionen behandelt werden. Antikörper gegen das Wachstumshormon der Blutgefäße werden dabei direkt ins Auge gespritzt. Eine weitere Degeneration wird verhindert, oft erreichen die Ärzte sogar eine Sehverbesserung. Generell gilt aber: Eine vollständige Heilung gibt es bei der Makuladegeneration nicht. Umso wichtiger sind regelmäßige Kontrollbesuche beim Augenarzt. „Dabei ist eine genaue Kontrolle der Netzhaut bei erweiterter Pupille entscheidend“, so Haas, „sowie zusätzlich die Untersuchung mit der Optischen Kohärenztomografie, die den Querschnitt der Netzhaut liefert. So kommen wir der Verschlechterung der feuchten Form meist zuvor.“ Für Patienten ein großer Gewinn an Lebensqualität und vor allem die Möglichkeit, weiterhin sehend durchs Leben zu gehen. Zahlen, Fakten, Daten: Die altersabhängige Makuladegeneration ist eine Erkrankung der Netzhaut, die in zwei Formen auftreten kann: trocken oder feucht. Bei der trockenen Form kommt es zur Ablagerung von Stoffwechselprodukten, die äußerste Schicht der Netzhaut zerbröckelt. Der Verlauf ist langsam, eine Behandlung gibt es jedoch nicht. Bei der feuchten Form wachsen Blutgefäße unter der Netzhaut, die Flüssigkeit verlieren. Hier erfolgt die Behandlung mit Antikörper-Injektionen direkt ins Auge, der Verlauf der Krankheit ist allerdings schnell. Weil beide Formen bis zur Erblindung führen können, muss rasch gehandelt werden. Auf der Univ.-Klinik für Augenheilkunde am LKH-Univ. Klinikum Graz erhalten Patienten innerhalb von 14 Tagen einen Behandlungstermin, sobald eine Makuladegeneration diagnostiziert wurde. Männer und Frauen ab dem 50. Lebensjahr können von der Netzhauterkrankung betroffen sein. Mit zunehmendem Alter steigt das Risiko, zu erkranken (Prävalenz über 65 Jahre: 4,8 Prozent, über 80 Jahre: 12,2 Prozent). Ein gesunder Lebensstil kann vorbeugend wirken. Fotos Bildunterschrift (v.l.n.r.): Eine gesunde Netzhaut im Vergleich mit einer Netzhaut, die von der feuchten Makuladegeneration betroffen ist Bildnachweis: LKH-Univ. Klinikum Graz Bildunterschrift (v.l.n.r.): Sichtfeld des gesunden Auges im Vergleich mit dem eines kranken Bildnachweis: LKH-Univ. Klinikum Graz Bildunterschrift: Univ.-Prof. Dr. Anton Haas Bildnachweis: LKH-Univ. Klinikum Graz