Eine Nanolinse zum Vergrößern oder Verkleinern von Lichtspektren Eine optische Linse wird gewöhnlich dazu benutzt, ein vergrößertes oder verkleinertes Abbild eines Gegenstandes zu erzeugen. Beispielsweise lässt sich mit einer Lupe die Schrift auf einer Briefmarke besser entziffern. Solche herkömmlichen Linsen vergrößern oder verkleinern also räumliche Strukturen. Nun jedoch ist es Wissenschaftlern des Fritz-Haber-Instituts (FHI) in Berlin, des Instituts für Atom- und Molekülphysik (AMOLF) in Amsterdam und der Universität von St. Andrews (Schottland) gelungen, eine sogenannte Spektrallinse zu konstruieren. Diese Linse ist in der Lage, das Spektrum eines einfallenden Lichtpulses auseinanderzuziehen oder zusammenzupressen (siehe linke Abbildung). So könnte man etwa weißes Licht, das sich aus allen Spektralfarben von Rot bis Blau zusammensetzt, in Licht umwandeln, das nur noch blaue Bestandteile enthält. Dieser Prozess lässt sich umkehren, und zwar ohne Verlust von Information. Wie funktioniert nun solch eine Spektrallinse? Um das Spektrum eines einfallenden Lichtstrahls zu verkleinern, muss man die Frequenz des Lichts erhöhen, und zwar so, dass die niedrigen Frequenzkomponenten stärker verschoben werden als die hohen (siehe linke Abbildung). „Anschaulich gesprochen muss die Farbe der blauen Lichtanteile stärker verändert werden als die der roten.“, erklärt Daryl Beggs vom AMOLF Amsterdam. Das erreicht man mit einer Siliziummembran, die mit einem Muster von nur wenige hundert Nanometer großen Löchern perforiert ist (Abbildung rechts). In der Mitte der Membran fehlt eine Reihe dieser Löcher, und diese Reihe nutzt man als Lichtleiter mit besonderen Eigenschaften. Er hat eine Länge von nur einer Haaresbreite. Koppelt man nun einen Lichtpuls (Testpuls) in diesen Leiter ein, läuft er entlang der Reihe fehlender Löcher. Interessanterweise bleiben dabei die höheren (blauen) Frequenzen im Zentrum des Leiters konzentriert, während die niedrigen (roten) Frequenzen weit in die angrenzenden, mit Löchern perforierten Bereiche eindringen. Nun stört man das Licht in dieser Struktur, indem man einen sehr intensiven Lichtpuls, den sogenannten Kontrollpuls, von oben einstrahlt (siehe rechte Abbildung). „Der entscheidende Trick ist dabei, den Kontrollpuls von der Mitte des Lichtleiters und damit von den blauen Lichtanteilen fernzuhalten.“, erläutert Tobias Kampfrath vom FHI Berlin. Dies erreicht man mit einem schmalen Goldstreifen, der über dem Lichtleiter aufgebracht wird und den Kontrollpuls in diesem Raumbereich zurückreflektiert. Somit werden nur die roten Lichtanteile vom Kontrollpuls gestört, und ihre Farbe wird in Richtung der blauen Lichtanteile verschoben (siehe linke Abbildung). Mit anderen Worten: Das Spektrum des Lichtpulses wird zusammengedrückt, und man hat eine verkleinernde Spektrallinse konstruiert. Die Wirkung der Linse lässt sich überprüfen, in dem man das Spektrum des Lichtes misst, das den Lichtleiter an seinem Ende verlässt. Eine vergrößernde Spektrallinse lässt sich ganz ähnlich realisieren: Hier wählt man die geometrischen Details des Lochmusters in der Siliziummembran so, dass nun blaues Licht weit in die perforierten Bereiche eindringt, während rotes Licht in der Mitte des Lichtleiters konzentriert bleibt. Infolgedessen wird der Kontrollpuls nur das blaue Licht stören und weiter in Richtung Blau verschieben. Das Spektrum des Testpulses wird auseinandergezogen. Vergrößernde Spektrallinsen könnten etwa die Auflösung von optischen Spektrometern verbessern, während eine verkleinernde Linse die Frequenzbandbreite eines Signals im Mobilfunk reduzieren könnte. Mit ihrer ersten Spektrallinse vermochten die Wissenschaftler das Spektrum eines Lichtblitzes um 12% zu verkleinern. Nach Optimieren des Lichtleiters sollten aber noch deutlich stärkere Verkleinerungen erreicht werden. D. M. Beggs,T. F. Krauss, L. Kuipers, and T. Kampfrath, Phys. Rev. Lett. 108, 033902 (2012) URL: http://link.aps.org/doi/10.1103/PhysRevLett.108.033902. DOI: 10.1103/PhysRevLett.108.033902 Eine Linse für das Fokussieren von Lichtspektren. Links: Prinzip der Spektrallinse. Ein Lichtpuls wird in die Linse eingebracht, die dessen anfänglich breites Frequenzspektrum (rot dargestellt) zu einem schmaleren Spektrum (blau) komprimiert. Bei diesem Prozess werden die tieferen Lichtfrequenzen (entsprechend den roten Spektralfarben) stärker erhöht als die höheren Frequenzen (blaue Spektralfarben). Rechts: Konstruktion der Spektrallinse. Ein Testpuls wird in einen Lichtleiter eingekoppelt, den man sich als eine fehlende Reihe von Löchern in einer perforierten Siliziummembran vorstellen kann. Dabei dringen die roten Spektralanteile des Lichtpulses tief in die perforierten Bereiche ein, während die blauen Anteile in der Mitte des Lichtleiters konzentriert bleiben. Nun stört ein intensiver Kontrollpuls das Testlicht, allerdings nur dessen rote Spektralanteile, weil die blauen Anteile von einem dünnen Goldstreifen vor dem Kontrollpuls geschützt werden. Infolgedessen werden nur die roten Lichtanteile beeinflusst und zu höheren Frequenzen (d. h. blauen Spektralfarben) verschoben, ganz so, wie im linken Bild dargestellt. Weitere Informationen erhalten Sie von Dr. Tobias Kampfrath Te.: ++49-30-8413 5222 E-Mail: [email protected]