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Elektrotechnisches Praktikum II
Versuch 2: Messung komplexer Widerstände
1 Versuchsinhalt
2
2 Versuchsvorbereitung
2
2.1 Zeitfunktionen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
2
2.1.1 Phasenverschiebung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
2
2.1.2 Parameterdarstellung
. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
4
2.2 Komplexer Widerstand eines Zweipols . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
5
2.2.1 Definition . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
5
2.2.2 Ortskurve . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
6
2.3 Messverfahren komplexer Widerstände . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
6
2.3.1 Messung mit dem Oszilloskop . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
6
2.3.2 3-Spannungsmesser- und 3-Strommesser-Verfahren . . . . . . . .
7
2.3.3 Wechselstrommessbrücke . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
8
2.4 Fragen und Aufgaben zur Versuchsvorbereitung . . . . . . . . . . . . . . 13
3 Versuchsdurchführung
14
3.1 Hinweise zum Versuchsaufbau . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 14
3.2 Vergleich von Verfahren zur Messung komplexer Widerstände . . . . . . 15
3.3 Bestimmung der Ortskurve eines komplexen Widerstandes . . . . . . . . 19
3.3.1 Berechnung der Ortskurve . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 19
3.3.2 Messung der Ortskurve
0 22.08.2002
. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 20
Messung komplexer Widerstände
1
ETII V2
Versuchsinhalt
In diesem Versuch werden verschiedene Verfahren behandelt, mit denen der komplexe
Widerstand und die Ortskurve beliebiger passiver, linearer Zweipole messtechnisch bestimmt werden können.
Passive, lineare Zweipole sind Schaltungen aus ohmschen Widerständen, Kapazitäten
und Induktivitäten, die oft auch dazu verwandt werden, um in Form von Ersatzschaltbildern das elektrische Verhalten realer Anlagen und Geräte anschaulich abzubilden.
Grundlegendes Hilfsmittel zur Bestimmung komplexer Widerstände ist die Wechselstrommessbrücke. Je nach Messobjekt ist die bestgeeignete Brückenschaltung mit ihren gezielten Eigenschaften (Frequenzabhängigkeit, Abgleichbarkeit) auszuwählen.
2
2.1
Versuchsvorbereitung
Zeitfunktionen
2.1.1 Phasenverschiebung
Der augenblickliche Schwingungszustand eines schwingenden Systems wird als Phase
bezeichnet. Beschreibt man das System mit Hilfe von Zeitfunktionen, so spricht man
τ
x
y
xt
yt
t
τ
Bild 1: Phasenverschiebung zwischen zwei Zeitfunktionen
von einer Phasenverschiebung zweier Zeitfunktionen, wenn jeweils gleiche Zustände
(Phasen) der beiden Funktionen eine konstante zeitliche Verschiebung aufweisen. Die
Zeitfunktionen x t und y t in Bild 1 haben beispielsweise eine Phasenverschiebungszeit τ zwischen den vergleichbaren Zuständen Nulldurchgang gleicher Richtung oder
Maximalwert. In Bild 1 eilt die Zeitfunktion x t der Zeitfunktion y t um die Zeit τ
voraus bzw. die Funktion y t der Funktion x t um τ nach.
2
Messung komplexer Widerstände
ETII V2
Liegt an einem passiven, linearen Zweipol eine sinusförmige Spannung, fließt im eingeschwungenen Zustand ein ebenfalls sinusförmiger, grundsätzlich jedoch phasenverschobener Strom (Bild 2).
u
i
it
passiver,
ut
u
linearer
Zweipol
i
ωt
ϕi
ϕu
Bild 2: Strom- und Spannungsverlauf bei passivem, linearem Zweipol
ui sinsin ωωtt ϕϕ
Für die Zeitfunktionen von Spannung und Strom gilt:
ut
it
i
u sin ωt ϕ Durch Umformung von Gleichung (1) in
ut
ϕu
i
u
(1)
(2)
ϕ i
(3)
lässt sich der Phasenverschiebungswinkel zwischen den Funktionen u t und i t
ϕ
ϕu
ϕi
(4)
als Differenz der Nullphasenwinkel ϕu und ϕi direkt ablesen. Ist ϕ 0, so eilt die Spannung u t dem Strom i t um ϕ voraus. Der Zweipol zeigt dann induktives, bei ϕ 0
kapazitives Verhalten. Phasenverschiebungswinkel ϕ und Phasenverschiebungszeit τ
sind über die Periodendauer T der Schwingung verknüpft:
ϕ
ω τ
3
2π
τ
T
(5)
Messung komplexer Widerstände
ETII V2
2.1.2 Parameterdarstellung
Verwendet man zwei phasenverschobene Sinusfunktionen gleicher Kreisfrequenz ω
xt
yt
x sin ω t
y sin ω t
(6)
ϕ
als Koordinaten eines rechtwinkligen Koordinatensystems, so wird hierdurch eine Ellipse beschrieben. Deren grafische Konstruktion erläutert Bild 3. Aus der Form der
Ellipse kann der Betrag von ϕ abgeleitet werden.
ϕ
0 2π ωt
2y
arcsin y
y
(7)
y
y
2y
x
ωt
ωt
x
π 3π ϕ
ω t1
ωt
ω t1
ωt
Bild 3: Parameterdarstellung zweier Zeitfunktionen
Für 0 ϕ π wird die Ellipse mit zunehmendem t rechtsherum durchlaufen, für
π ϕ 0 linksherum. Im Sonderfall ϕ 0 π entartet die Ellipse zu einer Geraden
mit der Steigung yx , im Sonderfall ϕ π2 und x y zu einem Kreis.
4
Messung komplexer Widerstände
2.2
ETII V2
Komplexer Widerstand eines Zweipols
2.2.1 Definition
2U sin ωt ϕ
Im 2U e it
2I sin ωt ϕ
Im 2I e Sinusförmige Zeitfunktionen werden vorteilhaft durch komlexe Größen beschrieben.
ut
u
jω t
i
2U e j
Im
Im u t
Im
jω t
2I e j
Im i t
ω t ϕu
ω t ϕi
(8)
(9)
u t und i t sind komplexe Drehzeiger, U und I sind Effektivwerte, U und I sind komplexe Effektivwerte.
Ein passiver, linearer Zweipol lässt sich dann als Ersatzschaltung nach Bild 4
I
U
Z
Bild 4: Ersatzschaltung eines passiven, linearen Zweipols
mit dem komplexen Widersand Z (Impedanz)
ut
U
it
I
U j ϕu ϕ
i
e
I
Z e j ϕz
Z
(10)
darstellen. Der Betrag Z des komplexen Widerstandes wird als Scheinwiderstand bezeichnet. Der Winkel ϕz des komplexen Widerstandes ist mit dem Phasenverschiebungswinkel ϕ zwischen der Spannung u t und dem Strom i t identisch. Ein passiver,
linearer Zweipol kann auch durch seinen komplexen Leitwert (Admittanz) Y beschrieben werden:
I
Y
Y e j ϕy
(11)
U
Aus Y 1 Z folgt:
1
Z
Y
ϕ
ϕy
5
(12)
z
(13)
Messung komplexer Widerstände
ETII V2
2.2.2 Ortskurve
Komplexe Größen lassen sich in der komplexen Ebene als Zeiger dargestellen. Die Länge des Zeigers Z entspricht dem Scheinwiderstand Z, die Lage zur reellen Achse dem
Winkel ϕz . Die Spitze des Zeigers Z verlagert sich, wenn sich ein Parameter (z.B. ω )
ändert. Die Verbindungslinie aller darausfolgenden Zeigerspitzen stellt die Ortskurve
der komplexen Größe Z ω dar.
Im Z L
ω
Z L ω2
ZL
Z L ω1
ω
Im ZC
RL
Re Z L
ω
ω
Z C ω2
0
Z C ω1
b)
jω L
RC Re ZC
0
RL
a)
RL
L
ZC
RC
1 jω RCC
C
RC
Bild 5: Widerstandsortskurven einer verlustbehafteten Spule (a) und eines verlustbehafteten Kondensators (b)
Bild 5a) zeigt die Widerstandsortskurve einer verlustbehafteten Spule, Bild 5b) eines
verlustbehafteten Kondensators.
2.3
Messverfahren komplexer Widerstände
2.3.1 Messung mit dem Oszilloskop
Mit dem Oszilloskop lässt sich nur der zeitliche Verlauf von Spannungen sichtbar
machen. Ströme müssen deshalb zunächst induktiv (Stromzange) oder galvanisch
(Messwiderstand) in äquivalente Spannungen umgewandelt werden. Dies kann zu
Messfehlern führen. Zur gleichzeitigen Darstellung des zeitlichen Verlaufs zweier Messgrößen, hier u t und i t , benötigt man ein Oszilloskop mit zwei Kanälen.
Damit lässt sich bei sinusförmiger Speisung eines passiven Zweipols der Winkel von
dessen komplexem Widerstand Z aus der Zeitverschiebung von u t und i t sowie der
6
Messung komplexer Widerstände
ETII V2
Betrag von Z aus u und i ermitteln.
Erlaubt das Oszilloskop den Anschluss einer externen Signalquelle an das X -Ablenksystem, so kann die komplexe Impedanz eines Zweipols aus der Parameterdarstellung der Zeitfunktionen u t und i t ermittelt werden. Hierzu legt man z.B. an das
X -Ablenksystem eine zu i t und an das Y -Ablenksystem eine zu u t proportionale
Spannung. Aus der bei
sinusförmigen Signalen gleicher Frequenz folgenden Ellipse
lassen sich Z und ϕz bestimmen. Die Umlaufrichtung des Elektronenstrahls und damit das Vorzeichen von ϕz sind bei hohen Frequenzen wegen der Trägheit des Auges
und des nachleuchtenden Bildschirms jedoch nicht zu erkennen.
2.3.2 3-Spannungsmesser- und 3-Strommesser-Verfahren
Betrag und Winkel (allerdings ohne Vorzeichen) komplexer Widerstände lassen sich
auch mit einfacheren Messgeräten wie dem Multimeter bestimmen.
3-Spannungsmesser-Verfahren
Dem unbekannten Zweipol Z wird ein bekannter Wirkwiderstand R in Reihe geschaltet. Nach Bild 6 sind dann die drei Spannungen U , UZ und UR messbar. Daraus lässt
UR
U
R
V
V
U
UZ
UZ
U
Z
V
UZ
ϕz
UR
UR
Bild 6: Schaltung und Zeigerdiagramm des 3-Spannungsmesser-Verfahrens bei induktivem Verhalten von Z
sich bei bekanntem induktiven oder kapazitiven Verhalten des Zweipols das Spannungszeigerdiagramm konstruieren. Der Betrag Z kann mit
Z
R
UU
Z
(14)
R
berechnet werden. Sein Winkel ϕz ist gleich dem Winkel zwischen UZ und UR :
ϕz
arccos
U2
2UU U U 2
Z
Z R
7
2
R
(15)
Messung komplexer Widerstände
ETII V2
3-Strommesser-Verfahren
Bei diesem Messverfahren wird dem unbekannten Zweipol mit dem komplexen Leitwert Y , ein bekannter Wirkleitwert G parallel geschaltet (Bild 7).
A
I
A
IY
A
Y
IG
G
IY
I
I
IY
ϕy
IG
IG
Bild 7: Schaltung und Zeigerdiagramm des 3-Strommesser-Verfahrens bei kapazitivem
Verhalten von Y
Analog zum 3-Spannungsmesserverfahren erhält man
Y
G
II
Y
(16)
G
ϕy
arccos
I2
I
2
Y
2IY IG
IG2
(17)
2.3.3 Wechselstrommessbrücke
Das Hauptaugenmerk dieses Versuchs gilt den Wechselstrommessbrücken nach Bild 8.
1
Z12
Z13
I12
U
I13
2
3
I24
I34
UB
Z24
Z34
4
Bild 8: Grundschaltung einer Wechselstrommessbrücke
8
Messung komplexer Widerstände
ETII V2
Abgleichbedingung
Die Brücke ist dann “abgeglichen”, wenn die Knoten 2 und 3 gleiches Potential haben,
die Brückenspannung UB also Null ist:
I 12 Z 12
I 24 Z 24
(18)
(19)
I 13 Z 13
I 34 Z 34
Da dann auch I 12 I 24 und I 13 I 34 gilt, ergibt sich durch Division der beiden Gleichungen (18) und (19) die komplexe Abgleichbedingung
Z 13
Z 34
Z 12
Z 24
oder
Z12 j
e
Z24
(20)
Z13 j
e
Z34
ϕ12 ϕ24
ϕ13 ϕ34
(21)
Beim Abgleich einer Wechselstrommessbrücke müssen demnach zwei voneinander unabhängige Bedingungen
Z12 Z13
(22)
Z24 Z34
und
ϕ12
ϕ24
ϕ13
ϕ34
(23)
erfüllt, also mindestens zwei variable Abgleichelemente vorhanden sein. Zur Vereinfachung des Abgleichprozesses sollten diese Elemente zudem voneinander linear unabhängig sein.
Real- und Imaginärteil eines komplexen Widerstandes sind somit geeignete Abgleichelemente. Induktivitäten werden jedoch in der Praxis nicht angewandt, da ihre unvermeidlich höheren Verlustwiderstände keine unabhängige Einstellung von Real- und
Imaginärteil erlauben. Mit Gleichung (23) lässt sich erkennen, ob eine Brückenschaltung mit beliebigen Elementen Z 12 bis Z 34 überhaupt abgleichbar ist.
Cx
Lx
U
U
Zvar
Zvar
a)
b)
Bild 9: Brückenkonstellationen, bei denen ein Abgleich grundsätzlich möglich ist
Ein Abgleich ist beispielsweise immer möglich, wenn
1. zwei der Brückenzweige durch reine Wirkwiderstände bekannter Größe realisiert
und
9
Messung komplexer Widerstände
ETII V2
2. die komplexen Widerstände der beiden restliche Zweige entweder bei
gleichartigem Blindwiderstand entsprechend Bild 9a) benachbart sind oder
ungleichartigem Blindwiderstand entsprechend Bild 9b) gegenüber liegen.
Die Überprüfung des Abgleichs erfolgt im Versuch mit einem Multimeter.
Konvergenz des Abgleichs
Bei unbekanntem komplexem Widerstand Z 13 Z x müssen Realteil und Imaginärteil
des Abgleichzweiges (Z 34 im Beispiel von Bild 10) sukzessive variiert werden.
1
Im Z
R12
Cx
Rx
U
Re Z
Z 12 Z 34
2
Start
3
ϑ
UB
C34
R24
R34
Cvar
90
Rvar
DStart
Z 13 Z 24
4
Rvar
Dmin
Rvar
Cvar
Bild 10: Beispiel einer Brückenschaltung mit guter Abgleichkonvergenz
Gute Konvergenz liegt vor, wenn der Abgleich
Z 13 Z 24
D
Z 12 Z 34
(24)
0
in wenigen Schritten erreicht wird, d.h. der beeinflussbare Zeiger
Z 12 Z 34
R12
Rvar
mit dem festliegenden Zeiger
Z 13 Z 24
1
jω Cvar R24
1
(25)
Rx
jω Cx Rx (26)
zur Deckung gebracht wird. Im Beispiel von Bild 10 ist dies zunächst durch alleinige
Anpassung von Rvar und anschließend Cvar (oder umgekehrt) sehr schnell erreichbar,
da die gestrichelt gezeichneten Ortskurven Z 12 Z 34 R und Z 12 Z 34 C nach Gleivar
var
chung (25) orthogonal sind.
10
Messung komplexer Widerstände
ETII V2
Ein Brückenabgleich wäre nach Gleichung (24) grundsätzlich auch mit variablem R12
statt R34 möglich (Bild 11).
1
R12
Im Z
Rvar
Cx
Rx
U
Re Z
Z 12 Z 34
2
3
Dmin
UB
R24
Rvar
4
90
Rvar
DStart
Z 13 Z 24
R34
Start
ϑ
Cvar
C34
Cvar
Dmin
Cvar
Bild 11: Beispiel einer Brückenschaltung mit schlechter Abgleichkonvergenz
Die Konvergenz des iterativen Abgleichs ist schlecht, da über
Z 12 Z 34
Rvar
R34
1
jω Cvar (27)
die beiden Stellgrößen gekoppelt sind.
Frequenzunabhängige Wechselstrommessbrücke
Frequenzunabhängige Abgleichbedingungen erhält man immer dann, wenn der variable Zweipol das gleiche Phasenverhalten in Abhängigkeit von ω aufweist, wie der zu
messende Zweipol. Tabelle 1 zeigt die dementsprechenden Kombinationsmöglichkeiten der Zweipole für den zuvor begründeten Fall, dass für Z 12 ein ohmscher Widerstand und zum Abgleich stets eine Widerstands- und eine Kapazitätsdekade eingesetzt
werden. Beispielhaft zeigt der Fall
Zx
Rx
j ω Lx
(28)
mit
Z 24
Z 12
R12
(29)
Z 34
R34
(30)
1
Rvar
11
1
jω Cvar
(31)
Messung komplexer Widerstände
ETII V2
die Frequenzunabhängigkeit der Abgleichbedingungen:
Rx
Z 13
Zx
tan ϕ13
(32)
(33)
Cvar R12 R34
Lx
Z 12
R12 R34
Rvar
tan ϕ34
Z 34
1
ω RC
1
ω RC
ω RC
ω RC
ωL
R
0
R
ωL
0
Z 24
tan ϕ24
0
0
ω RC
1
ω RC
Tabelle 1: Kombinationsmöglichkeiten für frequenzunabhängige Wechselstrommessbrücken
Frequenzabhängige Wechselstrommessbrücke
Frequenzabhängige Wechselstrommessbrücken werden z.B. dann eingesetzt, wenn das
Verhalten eines Zweipols in Abhängigkeit von der Frequenz bestimmt werden soll. Damit eignen sie sich auch für Frequenzmessungen.
Die hierfür möglichen Schaltungen unter den sonst gleichen Nebenbedingungen der
Tabelle 1 sind in der Tabelle 2 zusammengestellt. Die Abgleichbedingungen für frequenzabhängige Messbrücken gelten natürlich nur bei rein sinusförmiger Speisung
der Brücke. Im hierfür gewählten Beispiel
Zx
Rx
1
jω Cx
(34)
mit
Z 34
Z 12
R12
(35)
Z 24
R24
(36)
1
Rvar
12
1
jω Cvar
(37)
Messung komplexer Widerstände
ETII V2
erweisen sich die Ableichbedingungen
Rx
RR 1 R
1
1
12
Rvar
24
Cx
Cvar
(38)
2
ω 2 R2varCvar
1
24
R12
2
ω 2 R2varCvar
Z 34
tan ϕ34
(39)
als frequenzabhängig.
Z 12
Z 13
Zx
tan ϕ13
Z 24
tan ϕ24
ω RC
ω RC
ωL
R
0
R
ωL
0
ω RC
1
ω RC
0
1
ω RC
0
1
ω RC
Tabelle 2: Kombinationsmöglichkeiten für frequenzabhängige Wechselstrommessbrücken
2.4
Fragen und Aufgaben zur Versuchsvorbereitung
1. Durch welche Kenngrößen lässt sich ein komplexer Widerstand beschreiben, was
sagt das Vorzeichen seines Winkels aus?
2. Wie macht man zeitliche Verläufe von Strömen mit dem Oszilloskop sichtbar?
3. Anhand welcher Bedingung ist sofort erkennbar, ob eine Brücke abgleichbar ist?
4. Wie ändert sich die Brückenschaltung nach Bild 9, wenn induktive Abgleichelemente eingesetzt werden?
5. Wann wird eine Brücke frequenzabhängig und wann frequenzunabhängig genannt?
6. Was versteht man unter einer Ortskurve?
7. Berechnen Sie im Kapitel 3.3.1 den Ortskurvenverlauf des komplexen Widerstandes der Schaltung in Bild 17 und zeichnen Sie ihn in Bild 20 ein.
8. Führen Sie im Kapitel 3.3.2 die Versuchsvorbereitungen für die Ortskurvenmessung im kapazitiven und induktiven Bereich durch.
13
Messung komplexer Widerstände
3
3.1
ETII V2
Versuchsdurchführung
Hinweise zum Versuchsaufbau
Bild 12 zeigt das verwendete Rasterstecksystem, auf dessen Grundplatte alle Schaltungen des Versuchs mit den erforderlichen Bauteilen aufgebaut werden.
Bild 12: Rasterstecksystem
Als Messgeräte stehen ein Oszilloskop (Beschreibung siehe Versuch 1) und ein Multimeter zur Verfügung. Ein Funktionsgenerator dient als Spannungsquelle. Die Quellenspannung beträgt U 20V pp .
14
Messung komplexer Widerstände
3.2
ETII V2
Vergleich von Verfahren zur Messung komplexer
Widerstände
Für den vorliegenden unbekannten Zweipol sind sein Scheinwiderstand Zx und sein
Winkel ϕZx bei der Frequenz f 50Hz nach den folgenden vier Verfahren zu bestimmen:
1. Gleichzeitiges Oszillografieren von sinusförmigem Strom und Spannung des Zweipols
Wählen Sie einen geeigneten Maßstab und übertragen Sie das Schirmbild des
Oszilloskops in das nachfolgende Diagramm.
Bild 13: Schirmbild der 1. Messung
Auswertung:
Zx
ϕ Zx
15
Messung komplexer Widerstände
ETII V2
2. Oszillografieren des zur Parameterdarstellung von u t und i t gehörenden Graphen
Übertragen Sie das Schirmbild unter Angabe des gewählten Maßstabes in das
nachfolgende Diagramm.
Bild 14: Schirmbild der 2. Messung
Auswertung:
Zx
ϕ Zx
16
Messung komplexer Widerstände
ETII V2
3. Anwendung des 3-Spannungsmesser-Verfahrens bei geeigneter Wahl des Vorwiderstandes R nach Bild 6
R
U
UR
UZ
Zeichnen Sie mit den Messergebnissen das Spannungsdreieck in Bild 15 ein.
Geben Sie den gewählten Maßstab an.
0
Bild 15: Spannungsdreieck des 3-Spannungsmesser-Verfahrens
Auswertung:
Zx
ϕ Zx
17
Messung komplexer Widerstände
ETII V2
4. Impedanzmessung mit einer geeigneten Messbrücke nach Kapitel 2.3.3
Ergänzen Sie unter Berücksichtigung der Ergebnisse der 1. Messung die Schaltung der zu verwendenden Messbrücke in Bild 16 so, dass Sie anschließend
1
Zx
U
2
3
UB
4
Bild 16: Schaltung der verwendeten Messbrücke
aus den Abgleichbedingungen (22) und (23) einfache Beziehungen zur Berechnung von Zx und ϕZx ableiten können. Verwenden Sie für die ohmschen Zweige
der Brückenschaltung Festwiderstände der Größe R 1kΩ.
Abgleichbedingungen:
Auswertung:
Zx
ϕ Zx
Diskutieren Sie, ob sich das Vorzeichen von ϕZx mit den im Kapitel 3.2 verwendeten
vier Messverfahren bestimmen lässt.
18
Messung komplexer Widerstände
3.3
ETII V2
Bestimmung der Ortskurve eines komplexen Widerstandes
Der Ortskurvenverlauf eines komplexen Widerstandes Z x mit der Ersatzschaltung nach
Bild 17 ist in Abhängigkeit von f rechnerisch und mit geeigneten Wechselstrommessbrücken zu ermitteln.
Zx
RC
220Ω
RL
100Ω
L
6 8mH
C
1µ F
Bild 17: Ersatzschaltung des komplexen Widerstandes
3.3.1 Berechnung der Ortskurve
Berechnen Sie den komplexen Widerstand Z x f der Schaltung in Bild 17
Zx f
Bestimmen Sie
Zx f
0
und den asymptotischen Verlauf
Zx f
∞
19
Messung komplexer Widerstände
ETII V2
Berechnen Sie die Frequenz f 0 , bei der Z x vom kapazitiven zum induktiven Verhalten
wechselt.
f0
In welchem Bereich verhält sich der Zweipol kapazitiv, in welchem induktiv?
0
f0
f
f0 :
∞:
f
Wie groß ist der Widerstand des Zweipols bei f
Zx f
f0
f0 ?
Zeichnen Sie den qualitativen Verlauf der Widerstandsortskurve des Zweipols aus
Bild 17 in Bild 20 ein.
3.3.2 Messung der Ortskurve
Für einige Frequenzen oberhalb und unterhalb von f 0 ist Z x zu messen. Bauen Sie
zunächst die Ersatzschaltung nach Bild 17 auf.
Gleichstromwiderstand
Messen Sie den Gleichstromwiderstand
Zx f
0
20
Messung komplexer Widerstände
ETII V2
Kapazitiver Bereich - Versuchsvorbereitung
Vervollständigen Sie Bild 18 zu einer geeigneten Brückenschaltung für die Messung
der Zweipolimpedanz Z x im kapazitiven Bereich. Achten Sie dabei darauf, dass sich
aus der komplexen Abgleichbedingung (20) möglichst einfache Beziehungen zur Berechnung des Real- und Imaginärteils von Z x ergeben.
1
Zx
U
2
3
UB
4
Bild 18: Messbrücke für den kapazitiven Bereich
Leiten Sie aus der komplexen Abgleichbedingung (20) die Gleichungen zur Berechnung des Real- und Imaginärteils von Z x ab.
Zx
Re Z x
jIm Z x
Kapazitiver Bereich - Messung
Bauen Sie die gewählte Brückenschaltung unter Verwendung der Festwiderstände
R 1kΩ auf und messen Sie Z x bei den Frequenzen
f Hz
300
1000
Rvar
Cvar
Re Z x
21
Im Z x
Messung komplexer Widerstände
ETII V2
Induktiver Bereich - Versuchsvorbereitung
Vervollständigen Sie Bild 19 zu einer geeigneten Brückenschaltung für die Messung
der Zweipolimpedanz Z x im induktiven Bereich. Achten Sie auch hier darauf, dass sich
aus der komplexen Abgleichbedingung (20) möglichst einfache Beziehungen zur Berechnung des Real- und Imaginärteils von Z x ergeben.
1
Zx
U
2
3
UB
4
Bild 19: Messbrücke für den induktiven Bereich
Leiten Sie aus der komplexen Abgleichbedingung (20) die Gleichungen zur Berechnung des Real- und Imaginärteils von Z x ab.
Zx
Re Z x
jIm Z x
Induktiver Bereich - Messung
Bauen Sie die gewählte Brückenschaltung unter Verwendung der Festwiderstände
R 1kΩ auf und messen Sie Z x bei den Frequenzen
f Hz
2000
3000
Rvar
Cvar
Re Z x
Im Z x
Tragen Sie den gemessenen Verlauf der Ortskurve Z x f ebenfalls in das Bild 20 ein.
22
Messung komplexer Widerstände
Im Z x
Ω
ETII V2
300
200
100
0
100
200
300
Re Z x
Ω
100
Bild 20: Qualitativer und gemessener Verlauf der Widerstandsortskurve
des Zweipols aus Bild 17
23
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