Der Notarzt bei der Menschenrettung

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Quelle: Uschi Spitzbart, BrandAus
Der Notarzt bei der Menschenrettung
Brandaus sprach mit Prim. Dr. Helmut Trimmel, Medizinischer Koordinator der Christophorus Flugrettung, über die
Anforderungen des Notarztes bei der technischen Hilfeleistung.
Stichwort: Zusammenarbeit
Dr. Trimmel: Die Interaktion zwischen Feuerwehr und Notarzt am Einsatzort ist ein ganz wichtiger Punkt, beim kleinen Unfall
genauso wie beim Großschadensereignis. Wobei ich meine, dass eher unsere Notärzte lernen müssen, was man von der
Feuerwehr erwarten kann, als umgekehrt. Die Feuerwehren wissen, wie sie das technische Gerät einsetzen können, sie warten
nur auf die Aussage des Notarztes, was sie im jeweiligen Fall tun sollen. Sie sind also meistens darauf geschult, den
eintreffenden Notarzt sofort um Anweisungen zu befragen. Der aber weiß – vor allem am Beginn seiner Notarztkarriere – oft
nicht, was die Feuerwehr alles kann, welche Möglichkeiten hier bestehen.
Stichwort: Ärztliche Versorgung
Dr. Trimmel: Wichtig ist für uns zunächst einmal ein möglichst frühzeitiges Eintreffen der Feuerwehr am Einsatzort – von
Seiten des Rettungsdienstes versuchen wir das durch eine parallele Alarmierung sicherzustellen. Dann muss uns die
Feuerwehr Zugang zum Patienten verschaffen, speziell eingeklemmte Verletzte sind für die ärztliche Versorgung oft nicht
unmittelbar zugänglich. Dabei muss der Patient natürlich vor Werkzeug, Splittern usw. geschützt werden.
Ein Punkt, bei dem sich Notarzt und Feuerwehr unbedingt absprechen müssen, ist die Versorgung des Patienten mit Sauerstoff
während der Rettungsphase. Hier ist zu klären ob es zu Funkenbildung kommen kann und ob hier eventuell Gefahr besteht.
Nicht zu vergessen ist die psychologische Betreuung des Patienten. Jemand – egal ob Feuerwehr oder Rettungsdienst – muss
immer bei ihm bleiben, mit ihm Reden und vor allem erklären, was gerade passiert.
Im Prinzip wird am Unfallort von Feuerwehr und Rettungsdienst Hand in Hand gearbeitet. Beim Notarztkurs, den ich in Wr.
Neustadt leite, versuche ich, das zu vermitteln. Wir simulieren bei diesem Kurs unter anderem einen Verkehrsunfall mit
Verletzten, Eingeklemmten, Feuerwehr etc. Die angehenden Notärzte müssen hier lernen, das Hirn am Unfallort zu sein. Sie
werden später im Einsatz mit professionell agierenden Leuten konfrontiert, die von ihnen Anweisungen erwarten, die sie am
Krankenbett nicht gewohnt waren.
Stichwort: Selbstschutz
Dr. Trimmel: Wenn am Einsatzort Gefahr besteht, ist es Aufgabe der Feuerwehr, an den Schutz des Rettungspersonals zu
denken. Sie kann abzuschätzen, wie weit der Notarzt gehen kann ohne selbst Schaden zu nehmen. Natürlich ist es
offensichtlich, wenn die Feuerwehr Atemschutz trägt. Aber oft treibt einen ein gewisser Tatendrang – und da ist die
Aufklärung von Seiten der Feuerwehr ganz wichtig. Unabhängig davon wäre eine Atemschutzausbildung in der
Notarztausbildung sicher wünschenswert.
Ich persönlich arbeite außerdem in keinem Auto, ohne einen Helm zu tragen, weil die Gefahr von Splittern oder scharfen
Kanten sehr groß ist. Das ist aber leider nicht sehr weit verbreitet. Manche Rettungsfahrzeuge führen Helme mit, aber es ist
die Bereitschaft unserer Leute, sie zu tragen, sehr gering. Hier wäre es wünschenswert, wenn man von Seiten der Feuerwehr
Helme zur Verfügung stellt.
Stichwort: Hubschraubereinsatz
Dr. Trimmel: Rettungshubschrauber brauchen Sichtflugbedingungen. Bei Dunkelheit oder Schlechtwetter fliegt der
Rettungshubschrauber also nicht, jedoch der Intensivtransporthubschrauber von Krankenhaus zu Krankenhaus.
Die Einweisung eines Rettungshubschraubers ist nicht unbedingt notwendig, denn wir bekommen unsere Lagemeldungen
bereits sehr präzise, teilweise mit GPS-Koordinaten, und der Pilot orientiert sich vor Ort und sucht sich den besten Landeplatz.
Wenn man einweist, dann sollte man am Rand eines möglichen Landeplatzes mit dem Rücken zum Wind ein Y formen. Wenn
Funkkontakt herrscht, dann ist der unbedingt aufrechtzuerhalten.
Ein Hubschrauber verursacht bei der Landung einen kräftigen Abwind. Es kann sehr leicht dazu kommen, dass dann lose
Gegenstände hochgewirbelt werden, etwa Decken oder Bretter, und Personen verletzen oder in die Rotorblätter gelangen. Aus
demselben Grund sollte man auch die Türen des Einsatzfahrzeuges schließen.
Stichwort: Verletzungen
Dr. Trimmel: Grundsätzlich hat die Anzahl an schweren und tödlichen Verletzungen im Straßenverkehr innerhalb der letzten
15 Jahre aufgrund der verbesserten Technik deutlich abgenommen. Wir wundern uns oft, aus welchen Trümmerhaufen wir
relativ gering Verletzte herausholen. Die Physik hat natürlich ihre Grenzen, ab einer gewissen Geschwindigkeit ist der beste
Schutz wirkungslos.
Die Einsatzzahlen steigen stetig an, insgesamt ist aber die Zahl der Verkehrsunfall-Opfer im Vergleich zur Verkehrsdichte
wesentlich zurückgegangen. Dennoch: Die häufigste Todesursache unter 40 Jahren sind Unfälle, dabei dominieren mit 38%
die Verkehrsunfälle.
Stichwort: Großschadenslage
Dr. Trimmel: Hier ist mit einer größeren Anzahl von Verletzen zu rechnen, vielleicht noch in Verbindung mit Gefahrenstoffen.
Da ist die Absprache zwischen Feuerwehr und Rettungsdienst besonders wichtig. Die Ärzteschaft ist es manchmal nicht so
gewohnt, mit der Feuerwehr zusammenzuarbeiten und konzentriert sich möglicherweise vorwiegend auf das Medizinische.
Hier ist der Einsatzleiter der Feuerwehr dazu angehalten, den Kontakt zum ersteintreffenden bzw. leitenden Notarzt zu
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Bei Großschadenslagen sind meist sehr viele Feuerwehrleute vor Ort, die Aufgaben übernehmen können. Was aber
voraussetzt, dass man sich ein bisschen mit dem System der Kennzeichnung und Triagierung auskennt. Dieses
Organisationskonzept für Großschadensereignisse wäre also ein wichtiger Punkt für gemeinsame Schulungen.
Stichwort: Gemeinsame Übungen
Dr. Trimmel: Es gibt größeren Übungen, wo Rettungsdienst und Feuerwehr aufeinander treffen. Aber sonst wird generell
relativ wenig gemeinsam geübt. Wenn man sich dort, wo es Berührungspunkte gibt, gegenseitig Wissen vermittelt,
funktioniert die Zusammenarbeit umso besser. Es wäre also sicher ein Anliegen, dass man sich häufiger trifft, als nur am
Einsatzort.
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