Die Junge Akademie. Ethik auf den Punkt gebracht. Curriculum 1. Die Junge Akademie. Ethik auf den Punkt gebracht. Die Junge Akademie ist ein Programm für begabte junge Menschen zwischen 15 und 26 Jahren, die besondere Interessen für naturwissenschaftliche oder wirtschafts- und sozialwissenschaftliche Fragestellungen entwickeln. Das Programm vermittelt anspruchsvolle Einblicke in die entsprechenden Fachkontexte und sensibilisiert gleichzeitig für ethische, gesellschaftliche und theologische Fragestellungen. Diese Qualifikationen vermittelt Die Junge Akademie in Workshops, Wochenendseminaren, Summer Schools sowie in Vortrags- und Diskussionsveranstaltungen. Die Junge Akademie vermittelt darüber hinaus Praxiserfahrung durch Wirtschaftskontakte und Wirtschaftspraktika sowie durch die Arbeit in den Schülerforschungslaboren am Deutschen Krebsforschungszentrum (dkfz). 2. Das Thema: Wirtschaft Wirtschaft ist ein fester Bestandteil moderner Gesellschaften und leistet einen wichtigen Beitrag zum Gemeinwohl. Mehr denn je besteht die Herausforderung, dies auf eine nachhaltige Basis zu stellen und so eine lebenswerte Zukunft zu sichern. Fragen von nationaler und globaler Verteilungsgerechtigkeit, verantwortungsvoller Unternehmensführung, die weltweite Ernährung sowie eine Umstellung auf nachhaltige Energien sind Beispiele für diese Zukunftsaufgabe. Um diese Herausforderungen bewältigen zu können, sind fundierte Einsichten in ökonomische Kontexte und Funktionslogiken notwendig. Das Wirtschaftssystem folgt anderen Prämissen als die Politik oder Kirche. Ebenso wichtig sind Vorstellungen von den gesellschaftlichen Erwartungen an unternehmerisches Handeln und die Entwicklung ethischer Urteilsfähigkeit. Wirtschaftliche Fragen können nicht aus einer einzigen Perspektive entschieden werden. Sie bedürfen eines öffentlichen Diskurses sowie eines fundierten Verständnisses der jeweiligen Zusammenhänge. Wir meinen: Wirtschaft und gesellschaftliche Verantwortung können nur zusammen gedacht werden. Dabei müssen Zielkonflikte und unerwünschte Externalitäten offen benannt und diskutiert werden. Dieser Aufgabe stellt sich Die Junge Akademie. In unseren Veranstaltungen wird das ökonomische Wissen der Teilnehmerinnen und Teilnehmer geschult, ohne die begleitenden kontroversen ethischen Fragen zum Thema aus dem Blick zu verlieren. Ziel ist es, jungen Menschen die Fähigkeit zu verantwortlichem Handeln im Wirtschaftskontext zu vermitteln und Zukunftschancen zu eröffnen. 3. Die Ziele Als Bildungsprogramm schult die Junge Akademie das ökonomische Wissen der Teilnehmerinnen und Teilnehmer, ohne die begleitenden kontroversen ethischen Fragen zum Thema aus dem Blick zu verlieren. Diese Kompetenz wird durch fünf inhaltliche Schwerpunkte geschult: 1. Ökonomie: Die Teilnehmer/innen erwerben ein volks- und betriebswirtschaftliches Grundwissen, welches sie befähigt, aktuelle wirtschaftliche Fragestellungen zu verstehen und kritisch zu reflektieren: Volkswirtschaftslehre (VWL): - Funktion und Aufbau von Märkten - Marktgleichgewichtsmodelle und ihre Grenzen - Grenzen des Wachstums und das Leitbild nachhaltiger Entwicklung - Grundlagen sozialer Marktwirtschaft - Wirtschaftspolitik und Strukturwandel Betriebswirtschaftslehre (BWL): - Das Prinzip Wirtschaftlichkeit als Grundlage der BWL - Das Menschenbild der „klassischen“ BWL - Ökonomisch rationale Entscheidungen im Licht von Legalität, Nachhaltigkeit und Legitimität. 2. Soziologie: Die Teilnehmer/innen betrachten Wirtschaft nicht nur isoliert, sondern als eingebettetes gesellschaftliches Teilsystem. Voraussetzung dafür sind grundsätzliche soziologische Kenntnisse: Sozialstrukturanalyse, Handlungstheorie, Systemtheorie, Globalisierung und Global Governance, Soziale Bewegungsforschung, Entwicklungssoziologie und kritische Theorie. 3. Ethik: Die Teilnehmer/innen können die ökonomischen Modelle kritisch reflektieren und die gesellschaftliche Verantwortung von Wirtschaft sowie deren außerwirtschaftliche Voraussetzungen theoretisch wie praxisrelevant erfassen, um sie in ihr eigenes Handeln zu übersetzen. Voraussetzung dafür sind ethische Einblicke: Wirtschafts- und Unternehmensethik: Wissenschafts- und Erkenntnistheorie, Ordnungsethik, Governanceethik, integrative Wirtschaftsethik, Stakeholder-Approach, CSR und Nachhaltigkeit. Allgemeine Ethik: Wissen über meta-ethische Traditionen und Begründungsstränge, z.B. Utilitarismus, Kant'sche Metaphysik der Sitten, Aristoteles' Tugendethik. Praxisrelevanz: Dilemmasituationen, Praxismodellierungen und CaseStudies. Analyse der (impliziten) Normativität und weltanschaulichen Implikationen ökonomischer Theoriemodelle wie der der unsichtbaren Hand oder der sozialen Marktwirtschaft. 4. Theologie: Als evangelische Akademie stehen wir für die Vermittlung theologischer Denkansätze ein. Die Teilnehmer/innen erhalten Einblicke in zentrale Motive der theologischen Ethik: Wirtschaftsethische Konzeptionen der Theologiegeschichte: Scholastische Wirtschaftsethik, Luthers Kritik der Geldwirtschaft, Calvins‘ Ethos, sozialer Protestantismus, katholische Soziallehre. Wirtschaftsethische Motive in nichtchristlichen Religionen: Almosen und Zinsverbot im Islam, der Shabbat im Judentum, das Kastenwesen im Hinduismus. Diese vier Schwerpunkte in den Lerninhalten fördern sowohl das Fachwissen der Teilnehmenden, als auch ihre Kompetenz zum selbständigen sowie kritischen Denken und Argumentieren. 4. Die Methoden Die Junge Akademie arbeitet mit einem Werkzeugkasten verschiedener Formate: Workshop-Wochenenden, Diskussionsabende, Summer Schools, Projekttage, Praktikerworkshops, Coachings, Unternehmensbesichtigungen, Praktikumsvermittlung sowie Vorträge. 50% der Veranstaltungen werden in Vorbereitungs-Workshops aus der Teilnehmendengruppe der Jungen Akademie heraus unter Anleitung eines Studienleiters partizipativ konzipiert und vorbereitet. Die Formate werden entlang der jeweiligen Themen prozessorientiert weiterentwickelt. Dies geschieht unter konsequenter Einbeziehung der Teilnehmerinnen und Teilnehmer. 5. Das Curriculum Die Junge Akademie vermeidet in ihrer Didaktik eine Verschulung des Programms, um eine hohe Attraktivität der außerschulischen Bildung für die Teilnehmenden zu gewährleisten. Zugleich wird ein verlässliches Curriculum auf inhaltlich hohem Niveau für die Teilnehmenden sichergestellt. Im Jahresverlauf zählen dazu: 1. Workshops: Die Junge Akademie führt im Jahresverlauf sechs Workshop-Wochenenden zu ökonomischen und wirtschaftsethischen Themen durch, die für alle Teilnehmenden frei belegbar sind. Im Verlauf der Workshops werden wechselnden Themen jeweils aus ökonomischer, ethischer, sozialwissenschaftlicher und theologischer Perspektive aufgegriffen, analysiert und diskutiert. 2. Summer School: Die Junge Akademie beteiligt sich jährlich als Mitveranstalterin an einer Summer School, der Consulting Akademie Unternehmensethik (www.caunternehmensethik.de ), in deren Verlauf 25 Studierende aller Fächer eine Woche lang an einem wirtschaftsethischen Thema arbeiten. 3. Projekttage: Die Junge Akademie führt im Jahresverlauf zwei Projekttage an Schulen der Pfalz und der Metropolregion Rhein-Neckar durch, in deren Verlauf die Schülerinnen Schüler einer Jahrgangsstufe oder der gesamten Oberstufe unter Anleitung an einem wirtschaftsethischen Thema arbeiten. Dieses Curriculum bildet das Grundgerüst der Jungen Akademie und wird bei Bedarf jeweils aktuell durch einzelne Veranstaltungen ergänzt. 6. Teilnahmevoraussetzungen Teilnahmeberechtigt für die Veranstaltungen der Jungen Akademie sind alle interessierten Jugendlichen und jungen Erwachsenen zwischen 15 und 26 Jahren. Die Teilnahme ist grundsätzlich kostenlos, ggf. können bei kurzfristigen Absagen Stornierungsgebühren erhoben werden. 7. Zertifikate Für die Teilnahme an einzelnen Veranstaltungen erhalten die Teilnehmenden jeweils eine Urkunde, für das Durchlaufen eines gesamten Jahrescurriculums wird ein gemeinsames Zertifikat der Evangelischen Akademie der Pfalz und der Technischen Universität Kaiserslautern ausgestellt. Unser Kooperationspartner, die Technische Universität Kaiserslautern bietet allen Teilnehmer/innen der Jungen Akademie exklusiv die Möglichkeit, schon als Schüler/innen an der Ringvorlesung „Wirtschaften in gesellschaftlicher Verantwortung“ von Prof. Dr. Michael von Hauff, Prof. Dr. Volker Lingnau, Prof. Dr. Katharina Spraul und Prof. Dr. Michael Hassemer teilzunehmen. Landau, den 23.03.2015