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Weiterführende Information – Erdbeben
Begleitinfo zur Webseite http://hora.gv.at
Wie oft kommen Erdbeben in Österreich vor?
In Österreich erreignen sich 30 - 60 Erdbeben pro Jahr, die von der Bevölkerung auch wahrgenommen wurden. Einige dieser Erdbeben überstiegen deutlich eine Magnitude 5 und führten damit zu
Gebäudeschäden, die der Intensität 7 entsprechen. Dies war 1927 in Schwadorf in Niederösterreich,
1930 in Namlos/Tirol, 1936 in Obdach/Steiermark und 1972 in Seebenstein/Niederösterreich der Fall.
Erdbeben mit Magnituden zwischen 4 und 5, die zu leichten Gebäudeschäden (Intensität 6) führen,
finden fast jährlich in Österreich statt. Der Österreichische Erdbebendienst registriert und analysiert im
Jahr knapp 600 bebenähnliche Erschütterungen aus Österreich und etwa 4000, die sich im Ausland
ereignen. Fast die Hälfte davon sind auf Bergbautätigkeiten zurück zu führen. Die knapp 400 tektonischen Erdbeben, die sich also in Österreich pro Jahr ereignen, helfen den Aufbau der Erdkruste in
den Alpen zu bestimmen, und Bruchzonen auszuweisen, wo auch stärkere Erdbeben stattfinden können, wenngleich dies auch selten ist. Im EUROCODE 8 - der Baunorm zur erbebengerechten Errichtung von Bauwerken - wird darauf Bezug genommen.
Quelle: http://www.zamg.ac.at/
Wo kommen Erdbeben in Österreich am häufigsten vor?
Erdbeben sind in Österreich ein Ausdruck der fortwährenden Kompression der Alpen, die durch eine
Norddrift der Afrikanischen Platte gegen die Europäische Platte entsteht. Die am häufigsten von Erdbeben betroffenen Bereiche in Österreich sind das Wiener Becken (nahe der Thermenlinie), das Murund Mürztal, sowie das Inntal und der südliche Bereich von Kärnten. Letzterer wird hauptsächlich
durch stärkere Erdbeben im angrenzenden Ausland (Friaul, Slowenien) betroffen. Die meisten Erdbeben ereignen sich in Österreich in Tiefen von 6 bis 10 km.
Das älteste Erdbeben in Österreich wird in der "Vita Severini" (480 n. Chr.) aus der Umgebung von
Tulln erwähnt. Das erste chronologische fixierbare Starkbeben verursachte am 4.5.1201 statt. das
Epizentrum lag im Gebiet des Katschbergs. Als stärkstes Beben wurde bisher das so genannte "Villacher Beben" vom 25.1.1348 angesehen, das Zerstörungen in der Stadt anrichtete und mit dem Bergsturz am Dobratsch (Villacher Alpe) in Zusammenhang stand; das Epizentrum lag wahrscheinlich im
Friaul. In Ostösterreich war das Erdbeben vom 15./16.9.1590 besonders heftig (Zentrum Neulengbach). Die stärksten Erdbeben in Österreich in den letzten Jahrzehnten ereigneten sich am 16.4. 1972
(Epizentrum Seebenstein-Pitten, Niederösterreich, Stärke 7) und am 11.7. 2000 (Epizentrum
Ebreichsdorf, Niederösterreich, Stärke 6).
Quelle: http://www.aeiou.at/aeiou.encyclop.e/e714587.htm
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Wie wurde die Erdbebengefährdungskarte erstellt?
Die Karte der Erdbebengefährdung für Österreich wurde von den Seismologen der Zentralanstalt für
Meteorologie und Geodynamik (ZAMG) gemeinsam mit dem GeoForschungszentrum Potsdam erstellt. Sie wurde auf probabilistischer Grundlage anhand des aktuell am GFZ Potsdam verfügbaren
Datenbestandes berechnet (Stand April 2006). Sie zeigt die Gebiete, in denen die Median-Werte der
angegebenen makroseismischen Intensitäten mit einer Nichtüberschreitenswahrscheinlichkeit von
90% innerhalb einer zugrunde gelegten Standzeit von Gebäuden von 85 Jahren zu erwarten sind.
Bei der Erstellung der Karte wurde in fünf Schritten vorgegangen:
1. Selektion der Erdbeben
Es war notwendig den Erdbebenkatalog nach nicht-tektonischen Erschütterungen zu sichten,
wie sie zum Beispiel durch Sprengungen vorkommen. Diese Ereignisse mussten eliminiert
werden, um eine Verfälschung der Bebenhäufigkeit und somit der Gefährdungsniveaus zu
vermeiden.
2. Einteilung Österreichs in seismogene Regionen
Basierend auf der Epizentrenkarte Österreichs der ZAMG wurde das Bundesgebiet in 29 Bereiche unterteilt, die sich durch ihre Seismizität und Geologie unterscheiden. Diese Regionen
stellen die Basis dar, mit der die Erdbebengefährdung durch das GeoForschungsZentrum
Potsdam gerechnet wurde. Grund für diese Kooperation war die homogene Berechnung der
grenzüberschreitenden Gefährdung.
3. Bestimmung der lokalen Intensitäten zu flächendeckenden Darstellung
Für charakteristische Erdbeben in der Vergangenheit wurden bundesweit so genannte Intensitätsdatenpunkte berechnet. Damit erhält man vereinfacht gesagt die Auswirkungen der bisherigen Beben auf die unterschiedlichen Regionen in Österreich.
Denn nicht nur die Distanz vom Bebenherd (Hypozentrum) alleine wirkt sich aus. Die Art der
Erschütterung in einer Region (impulsförmig oder anschwellend bzw. variierend) hängt auch
vom Mechanismus des Bebens ab. Je weiter entfernt das Hypozentrum ist, desto geringer
werden zwar die Bodenbewegungen. Aber die Erschütterungseinwirkung hält auch länger an
und sein Frequenzinhalt verschiebt sich zu niedrigeren Frequenzen.
4. Festlegung von Wiederkehrperiode und Eintrittswahrscheinlichkeit
Der Sicherheitsanspruch wurde mit einem 90%en Nichteintreten in 85 Jahren festgelegt, also
einer Eintritts- bzw. Überschreitungswahrscheinlichkeit von 10%. Oder anders ausgedrückt:
Die mittlere Wiederkehrperiode beträgt 800 Jahre.
Hinweis: Diese Erdbebengefährdungskarte ersetzt nicht die Baunorm ÖNORM B 4015 für die Erdbeben angepasste Bauweise in Österreich. Siehe auch http://www.oge.or.at.
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Tabelle: Makroseismische Intensitätsskala EMS-98 (Kurzform) Quelle: http://www.gfz-potsdam.de
EMS Intensität
I
II
III
IV
V
VI
VII
VIII
IX
X
XI
XII
Definition
Beschreibung der maximalen Wirkungen (stark verkürzt)
nicht fühlbar
kaum bemerkbar
schwach
Nicht fühlbar.
Nur sehr vereinzelt von ruhenden Personen wahrgenommen.
Von wenigen Personen in Gebäuden wahrgenommen. Ruhende Personen
fühlen ein leichtes Schwingen oder Erschüttern.
deutlich
Im Freien vereinzelt, in Gebäuden von vielen Personen wahrgenommen.
Einige Schlafende erwachen. Geschirr und Fenster klirren, Türen klappern.
stark
Im Freien von wenigen, in Gebäuden von den meisten Personen wahrgenommen. Viele Schlafende erwachen. Wenige werden verängstigt. Gebäude werden insgesamt erschüttert. Hängende Gegenstände pendeln
stark, kleine Gegenstände werden verschoben. Türen und Fenster schlagen auf oder zu.
leichte Gebäudeschä- Viele Personen erschrecken und flüchten ins Freie. Einige Gegenstände
den
fallen um. An vielen Häusern, vornehmlich in schlechterem Zustand, entstehen leichte Schäden wie feine Mauerrisse und das Abfallen von z. B.
kleinen Verputzteilen.
Gebäudeschäden
Die meisten Personen erschrecken und flüchten ins Freie. Möbel werden
verschoben. Gegenstände fallen in großen Mengen aus Regalen. An
vielen Häusern solider Bauart treten mäßige Schäden auf (kleine Mauerrisse, Abfall von Putz, Herabfallen von Schornsteinteilen). Vornehmlich
Gebäude in schlechterem Zustand zeigen größere Mauerrisse und Einsturz von Zwischenwänden.
schwere Gebäudeschä- Viele Personen verlieren das Gleichgewicht. An vielen Gebäuden einfaden
cher Bausubstanz treten schwere Schäden auf; d. h. Giebelteile und
Dachsimse stürzen ein. Einige Gebäude sehr einfacher Bauart stürzen
ein.
zerstörend
Allgemeine Panik unter den Betroffenen. Sogar gut gebaute gewöhnliche
Bauten zeigen sehr schwere Schäden und teilweisen Einsturz tragender
Bauteile. Viele schwächere Bauten stürzen ein.
sehr zerstörend
Viele gut gebaute Häuser werden zerstört oder erleiden schwere Beschädigungen.
verwüstend
Die meisten Bauwerke, selbst einige mit gutem erdbebengerechtem Konstruktionsentwurf und -ausführung, werden zerstört.
vollständig verwüstend Nahezu alle Konstruktionen werden zerstört.
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Wie verhalte ich mich bei einem Erdbeben richtig?
Vor einem Erdbeben
Die ÖNORM EN 1998-1 beachten. Das Haus gut instand halten, vor allem stets für einen guten Bauzustand von Schornsteinen, Balustraden, Dachrinnen und dergleichen sorgen.
In der Wohnung schwere Möbel in der Wand gut verankern. Warmwasserspeicher gut befestigen.
Über den Betten keine schweren Bilder oder Regale aufhängen.
Sichere Plätze in der Wohnung festlegen. Im allgemeinen sind diese Plätze in der Nähe von tragenden Wänden im Innern des Gebäudes, unter Türstöcken, allenfalls auch unter einem stabilen Tisch
(Schutz vor herabfallenden Deckenteilen).
Taschenlampe, batteriebetriebenes Radiogerät, die wichtigsten Dokumente, lebensnotwendige Medikamente und Erste-Hilfe-Utensilien an sicherer Stelle verwahren.
Die Lage des Hauptschalters für den elektrischen Strom und der Absperrventile für Gas und Wasser
einprägen. Auch die Nachbarn darüber informieren.
Während eines Erdbebens
Im Haus weilende Personen sollen die schon früher ausgewählten Plätze aufsuchen und das Ende
des Erdbebens abwarten. Die Nähe von Fenstern meiden. Nicht ins Freie laufen.
Im Freien befindliche Personen sollen dort bleiben und einen Sicherheitsabstand zu Gebäuden und
elektrischen Freileitungen einhalten, um nicht durch herabfallende Bauteile, wie Dachziegel, Schornsteine, Balustraden oder Leitungen gefährdet zu werden. Unter Sicherheitsabstand ist normalerweise
1/2 Gebäudehöhe zu verstehen. In engen Straßen, wie sie z.B. in Stadtzentren vorkommen, am besten den nächsten Hauseingang oder die nächste Hauseinfahrt aufsuchen.
Nach einem Erdbeben
Offene Feuer (Kamin, Kerzen etc.) löschen, den elektrischen Strom mit dem Hauptschalter ausschalten und die Haupthähne von Gas und Wasser schließen. Verletzte versorgen. Bauschäden überprüfen. Bei Einsturzgefahr mit Notgepäck das Haus umgehend verlassen.
Draußen Sicherheitsabstand zu Gebäuden einhalten, weil Nachbeben weitere Schäden verursachen
können und Gebäudeteile herabstürzen können.
Radio einschalten und Instruktionen über das weitere Verhalten abwarten. Falls nötig, anderen Hilfe
leisten.
Häuser und Wohnungen erst wieder betreten, wenn Entwarnung gegeben wurde. Im Falle von
Schornsteinschäden den Kamin vor dem Einheizen durch einen Rauchfangkehrer überprüfen lassen.
Privatfahrten mit Kraftfahrzeugen und unnötige Telefonate möglichst unterlassen, damit die Hilfsdienste nicht behindert werden.
Quelle: http://www.zamg.ac.at/erdbeben/ratgeber
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Glossar
Epizentrum: Projektion des Erdbebenherdes an der Erdoberfläche, entspricht meist dem Ort der
stärksten Auswirkung (Fühlbarkeit bzw. Schäden).
Europäische makroseismischen Intensitätsskala EMS-98
Modell zur Klassifikation der Stärke von Bodenerschütterungen auf der Grundlage von beobachteten
Auswirkungen in einem begrenzten Gebiet
Magnitude
Maß für die Stärke (d.h. die am Erdbebenherd freigesetzte Schwingungsenergie) von Erdbeben, bestimmt aus den Amplituden von Seismogrammen, die weltweit an Erdbebenmessstationen mit Seismographen aufgezeichnet werden. Die Bestimmung der Magnitude wurde in den 30er Jahren von
Charles Frederic Richter in Kalifornien eingeführt, daher auch der Name Richter-Skala.
Seismologen unterscheiden zwischen folgenden Magnituden:
 ml (von local magnitude): Lokalmagnitude
 mb (von body wave magnitude): Raumwellen-Magnitude
 ms (von surface wave magnitude): Oberflächenwellen-Magnitude.
Die Magnitude wird in einer logarithmischen Skala angegeben. Beispiel: Ein Erdbeben der Magnitude
7 weist eine ca. 30mal größere Energie auf, als ein Erdbeben der Magnitude 6. Letzteres ist wiederum
30mal energiereicher als ein Erdbeben der Magnitude 5. Daher kommt auch der gewaltige Unterschied im Zerstörungspotential zwischen Erdbeben der Magnitude 5 und der Magnitude 7, da
1000mal mehr seismische Energie freigesetzt wird.
makroseismischen Intensität
Stärke von Bodenerschütterungen auf der Grundlage von beobachteten Auswirkungen in einem begrenzten Gebiet
Median
auch „Zentralwert“; bezeichnet eine Grenze zwischen zwei Hälften
probalistisch
auf Wahrscheinlichkeitsberechnungen beruhend
Links
Hier erhalten Sie weitere Informationen zum Thema:
http://www.zamg.ac.at
http://www.gfz-potsdam.de
http://www.oge.or.at (Normen)
http://www.vvo.at
Impressum zu den Daten
Quelle/Publikation:
Herausgeber:
Herausgabedatum:
Kartenstand:
Aktualität:
GIS-Bearbeitung/Kartographie:
WebGIS-Umsetzung:
Copyright:
Forschungsergebnis seitens des GFZ Potsdam und der ZAMG im
Auftrag des Lebensministeriums (BMLFUW) und des Verbandes der
Versicherungsunternehmen Österreichs Sachversicherung (VVO)
Lebensministerium (BMLFUW), Sektion VII/5 und Verband der Versicherungsunternehmen Österreichs Sachversicherung (VVO)
01.06.2006
2006
aktuell, Updates erfolgen regelmäßig
GFZ, LFRZ
LFRZ
Bundesministerium für Land- und Forstwirtschaft, Umwelt und Wasserwirtschaft (BMLFUW) und GFZ Potsdam sowie ZAMG
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