WISSENSCHAFTSPREIS DES ­SOZIAL­MINISTERIUMS FÜR JUNGAKADEMIKERiNNEN Abstracts der eingereichten Arbeiten IMPRESSUM Medieninhaber und Herausgeber: Bundesministerium für Arbeit, Soziales und Konsumentenschutz, ­ tubenring 1, A-1010 Wien ■ Verlags- und Herstellungsort: Wien ■ Titelbild: istockphoto.acom/bmask ■ S Druck: Sozialministerium ■ Redaktion: Abteilung V/B/4 ■ ISBN: 978-3-85010-390-9 Alle Rechte vorbehalten: Jede Verwertung (auch auszugsweise) ist ohne s­ chriftliche Zustimmung des Medieninhabers unzulässig. Dies gilt insbesondere für jede Art der Vervielfältigung, der Übersetzung, der Mikroverfilmung, der Wiedergabe in Fernsehen und Hörfunk, sowie der Verarbeitung und Einspeicherung in elektronische Medien, wie z. B. Internet oder CD-Rom. Zu beziehen über das kostenlose Bestellservice des Sozialministeriums unter der Nummer 0800 20 20 74 sowie unter der Internetadresse: https://broschuerenservice.sozialministerium.at WISSENSCHAFTSPREIS DES SOZIALMINISTERIUMS FÜR JUNGAKADEMIKERiNNEN Abstracts der eingereichten Arbeiten VORWORT RUDOLF HUNDSTORFER 2014 hat das Sozialministerium erstmals einen mit insgesamt EUR 9.000 dotierten Wissenschaftspreis für JungakademikerInnen ausgelobt und im Oktober 2015 vergeben. Der Preis verfolgt das Ziel, das Interesse an sozialpolitischen Themen im akademischen Bereich zu stärken. Zudem sollen ForscherInnen die Chance erhalten, ihre Abschlussarbeiten einer breiteren Öffentlichkeit zugänglich zu machen. Über die große Resonanz bei AbsolventInnen sowie die hohe Bereitschaft der Lehrenden an den Universitäten, bei der Bewerbung des Preises aktiv mitzuwirken, habe ich mich sehr gefreut. Rund 200 Einreichungen zeugen von großem Interesse an sozial­ politischen Themenstellungen im akademischen Bereich. © Sozialministerium Vorrangig aufgrund der Vielfalt, aber auch wegen der hohen Qualität der eingereichten Dissertationen, Diplom- und Masterarbeiten, war es dem Sozialministerium ein Anliegen einen Sammelband zu publizieren. Dieser präsentiert alle eingereichten Arbeiten in Form einseitiger Kurzdarstellungen. Die darin skizzierten Fragestellungen bilden das breite Spektrum der Sozialpolitik ab, wobei sich die meisten mit der Gerechtigkeit und Wirksamkeit des Sozialstaates sowie den Lebens- und Teilhabechancen verschiedenster Bevölkerungsgruppen auseinander setzen. Der intensive Austausch mit Universitäten und Forschungseinrichtungen ist für eine nachhaltige Politikgestaltung unentbehrlich. In diesem Sinne ist es mir ein großes Anliegen, junge ForscherInnen vor den Vorhang zu holen, um deren Arbeiten zu gesellschafts- und sozialpolitischen Themenstellungen einer breiteren Öffentlichkeit zugänglich zu machen. Ich möchte an dieser Stelle nochmals allen EinreicherInnen für die Übermittlung ihrer Arbeiten danken, allen JungakademikerInnen viel Erfolg für ihren weiteren wissenschaftlichen Werdegang wünschen und den drei PreisträgerInnen sowie den zwölf von der Jury Nominierten herzlich gratulieren! Rudolf Hundstorfer Sozialminister 3 WISSENSCHAFTSPREIS DES SOZIALMINISTERIUMS FÜR JUNGAKADEMIKERiNNEN Abstracts der eingereichten Arbeiten 4 WISSENSCHAFTSPREIS DES SOZIALMINISTERIUMS FÜR JUNGAKADEMIKERiNNEN Abstracts der eingereichten Arbeiten VORWORT ELEONORA HOSTASCH Dem Sozialministerium ist es mit dem erstmals ausgelobten Wissenschaftspreis für JungakademikerInnen gelungen, die intensive Beschäftigung mit sozialpolitischen Themenstellungen an den österreichischen Universitäten einem breiten Publikum sichtbar zu machen. Sämtliche 198 von der Jury bewerteten Arbeiten sind von hoher Qualität. Einige Arbeiten beschäftigen sich mit sozialpolitischen Problemstellungen im internationalen Kontext, in vielen sind die Lebenslagen bestimmter Bevölkerungsgruppen, die soziale Mobilität sowie die Verteilung der Teilhabechancen oder die Wirksamkeit politischer Instrumente und Institutionen des Sozialstaates zentraler Forschungsgegenstand. Viele Diplomarbeiten, Masterarbeiten und Dissertationen imponierten der Jury nicht nur aufgrund der politischen Relevanz, sondern auch wegen den eindrucksvollen Analysen und Handlungsempfehlungen. Aus einer Vielzahl und Vielfalt an Diplom-, Masterarbeiten und Dissertationen die besten drei zu küren, war für die achtköpfige, ehrenamtlich tätige Jury mit intensiver Lektüre und wissenschaftlich spannenden Diskussionen verbunden. Ich möchte den PreisträgerInnen Christoph Gretzl, Birgit Schrattbauer sowie Stefanie Gerold und Matthias Nocker herzlich gratulieren! Uns Jurymitgliedern war es auch ein Anliegen, jene zwölf Arbeiten besonders auszuzeichnen, die in die Diskussion für eine Preiswürdigung der ersten drei Plätze kamen – auch diesen Nominierten möchte ich besonders gratulieren! Ebenso bei VerfasserInnen der Arbeiten, die nicht ausgezeichnet wurden, möchte ich mich herzlich für Ihre Einreichung bedanken! Doch auch dem Sozialministerium möchte ich gratulieren: Es hat den Mut gehabt, äußerst transparent sogleich nach Ende der Einreichfrist sämtliche Titel und AutorInnen publik zu machen. Und sein Anspruch JungakademikerInnen zu unterstützen, ist nicht nur mit den 9.000 EUR Preissumme, sondern auch mit zwei Publikationen und den persönlichen Urkunden für jede/n einzelne/n BewerberIn bestens gelungen. BM a.D. Eleonora Hostasch Juryvorsitzende Wissenschaftpreis des Sozialministerium für JungakademikerInnen 5 WISSENSCHAFTSPREIS DES SOZIALMINISTERIUMS FÜR JUNGAKADEMIKERiNNEN Abstracts der eingereichten Arbeiten 6 WISSENSCHAFTSPREIS DES SOZIALMINISTERIUMS FÜR JUNGAKADEMIKERiNNEN Abstracts der eingereichten Arbeiten VORWORT UNIV.PROF. DR. HEINRICH SCHMIDINGER Ich beglückwünsche die Gewinner und Gewinnerinnen des Wissenschaftspreises 2015 des Sozialministeriums ebenfalls sehr herzlich. Die österreichischen Universitäten sind stolz auf die hervorragenden Leistungen ihrer JungakademikerInnen und freuen sich, wenn sie die entsprechende Anerkennung durch Gesellschaft und Staat erfahren. Die Wahrung der hohen Qualität der akademischen Abschlussarbeiten, von der auch diese Broschüre ein beredtes Zeugnis gibt, war seit jeher ein Anliegen der Österreichischen Universitätenkonferenz. Neben den Masterarbeiten standen vor allem die © Scheinast Dissertationen dabei im Vordergrund unseres Interesses. Gerade in den letzten Monaten waren die Doktoratsstudien Gegenstand zahlreicher Diskussionen, sowohl im Rahmen der Hochschulkonferenz als auch bei der Universitätenkonferenz. In diesem Zusammenhang kam es auch zu einer Überarbeitung der bereits 2008 veröffentlichten Empfehlungen der Universitätenkonferenz zum Doktoratsstudium. Mit diesem neuen Positionspapier soll erreicht werden, die DoktorandInnen in den universitären Forschungsbetrieb und die Scientific Community einzubinden, eine aktive Begleitung und adäquate Betreuung zu gewährleisten und eine eigenständige, hochwertige wissenschaftliche Forschung für die Dissertation zu sichern. Die über 200 Einreichungen, die im Sozialministerium eingelangt sind, spiegeln nicht zuletzt den hohen Stellenwert sozialpolitischer Fragestellungen im akademischen Bereich wider. Das große Interesse an Forschungsthemen im Bereich der angewandten Gesellschaftswissenschaften ist insoweit erfreulich, da es eine Brücke zur sogenannten „Dritten Mission“ der Universitäten bildet. Eine Öffnung der Universitäten in Richtung gesellschaftlicher Verantwortung und Herausforderungen ist als Teil der Modernisierungsagenda des europäischen Hochschulraums zu sehen. Ihr Erfolg wird aufgrund der institutionellen Autonomie nicht nur von der Eigenverantwortung der Universitäten abhängen, sondern auch von der staatlichen Verantwortung einer ausreichenden Finanzierung auf Basis der Leistungsvereinbarungen. Die “Dritte Mission” umfasst nicht nur soziales Engagement und die Förderung sozialer Gerechtigkeit, sondern alle Arten von Partnerschaften, die Universitäten mit der Öffentlichkeit eingehen und welche dieser den Zugang zum universitären Wissen erleichtern. Hierunter fallen Projekte des Technologietransfers ebenso wie Weiterbildungsangebote und die Wissenschaftskommunikation. Ich bedanke mich für die gute Zusammenarbeit zwischen dem Sozialministerium und den Universitäten und wünsche allen Forschungsinteressierten eine spannende Lektüre dieser Broschüre. Univ.Prof. Dr. Heinrich Schmidinger Präsident der Österreichischen Universitätenkonferenz 7 WISSENSCHAFTSPREIS DES SOZIALMINISTERIUMS FÜR JUNGAKADEMIKERiNNEN Abstracts der eingereichten Arbeiten 8 WISSENSCHAFTSPREIS DES SOZIALMINISTERIUMS FÜR JUNGAKADEMIKERiNNEN Abstracts der eingereichten Arbeiten VORBEMERKUNG ZU DEN INHALTEN DES SAMMELBANDS Aufgrund der hohen Qualität und Vielfalt der eingereichten Arbeiten zum Wissenschaftspreis des Sozialministeriums für JungakademikerInnen 2015 macht das Sozialministerium nicht nur die Gewinnerarbeiten, sondern alle eingereichten Abschlussarbeiten in einer Kurzform der breiteren Öffentlichkeit zugänglich. Die vorliegende Publikation enthält die alphabetisch gereihten Abstracts der 198 von der unabhängigen Jury (s.u.) beurteilten Master-, Diplomarbeiten und Dissertationen. Sämtliche Abstracts wurden im Originaltext übernommen. Einige Arbeiten sind in englischer Sprache verfasst. Änderungen wurden lediglich beim Layout und etwaigen Tippfehlern, nicht jedoch bezüglich geschlechterneutralen Formulierungen vorgenommen. Mit der Einreichung der jeweiligen Arbeit zum Wissenschaftspreis stimmten die VerfasserInnen der Veröffentlichung ihrer Arbeit durch das Sozialministerium zu. Bei einigen Arbeiten wurde auf bereits erfolgte Veröffentlichungen oder Werknutzungsrechte hingewiesen bzw. auf ausdrücklichen Wunsch der Autorin/des Autors von einigen wenigen Einreicher/innen die Arbeit nicht publiziert. Die vorliegenden Arbeiten thematisieren die zum Wissenschaftspreis ausgelobten Fragestellungen wie Gerechtigkeit und Wirksamkeit des Sozialstaates (u.a. Gerechtigkeit und Sozialstaat, Wirksamkeit politischer Instrumente des Sozialstaates – etwa in den Bereichen Altersvorsorge, Pflege, Behindertenpolitik, Armutsbekämpfung, Arbeitsmarktpolitik, Arbeitsrecht und Arbeitsschutz), Akteure der Sozialpolitik sowie Lebens- und Teilhabechancen (z.B. Lebenslagen bestimmter Bevölkerungsgruppen, soziale Mobilität, Verteilung der Teilhabechancen, geschlechtsspezifische Unterschiede). Die PreisträgerInnen: 1. Christoph Gretzl: Der gesamtwirtschaftliche Nutzen von 24-h Pflege- und Betreuungsdiensten im Vergleich zu stationären Pflegeangeboten – Ein Vergleich der Bundesländer Wien, Niederösterreich und Burgenland 2. Birgit Schrattbauer: Arbeitskräfteüberlassung: Chance oder Risiko für Problemgruppen des Arbeitsmarktes? 3. Stefanie Gerold/ Matthias Nocker: Reduction of Working Time in Austria – A Mixed Methods Study Relating a New Work Time Policy to Employee Preferences 9 WISSENSCHAFTSPREIS DES SOZIALMINISTERIUMS FÜR JUNGAKADEMIKERiNNEN Abstracts der eingereichten Arbeiten Diese Broschüre steht auf dem Broschürenservice des Sozialministeriums https://broschuerenservice. sozialministerium.at als pdf-Download sowie als kostenlose Printversion zur Verfügung. Die dazugehörige Publikation der von der Jury prämierten Arbeiten „Wissenschaftspreis des Sozialministeriums für JungakademikerInnen. Kurzfassungen der nominierten Arbeiten“, welche die mehrseitigen Zusammenfassungen der nominierten Dissertationen, Diplom-und Masterarbeiten enthält, ist auch im Broschürenservice des Sozialministeriums erhältlich. 10 WISSENSCHAFTSPREIS DES SOZIALMINISTERIUMS FÜR JUNGAKADEMIKERiNNEN Abstracts der eingereichten Arbeiten DIE JURYMITGLIEDER ■■ Eleonora Hostasch, Bundesministerin a.D. (Vorsitzende der Jury) ■■ Univ.-Prof. Mag. Dr. Gudrun Biffl (Donau Universität Krems, Arbeitsmarkt-, Bildungs-, Migrationsund Genderforscherin; Ausbildung: Ökonomin) ■■ Mag. Alois Guger (WIFO-Konsulent, Experte für Fragen der Einkommensverteilung, Sozial- und Einkommenspolitik; Ausbildung: Ökonom) ■■ em. Univ.-Prof. Dr. Jürgen M. Pelikan (Universität Wien & Ludwig Boltzmann Institut Health Promotion Research; Ausbildung: Soziologe; u.a. Studium der Psychologie und Philosophie) ■■ Mag. Martin Schenk (Sozialexperte Diakonie Österreich, Mitbegründer Armutskonferenz; Ausbildung: Psychologe) ■■ Dr. Bernhard Schwarz (früher Arbeiterkammer, Sozialministerium, Bank Austria, Pensionskommission; Ausbildung: Jurist) ■■ em. Univ.-Prof. Dr. Emmerich Tálos (Universität Wien; Ausbildung: Politikwissenschafter, u.a. ­Studium der Katholische Theologie und Geschichte) ■■ Ao. Univ.-Prof. Dr. Hildegard Weiss (Universität Wien; Ausbildung: Soziologin) 11 WISSENSCHAFTSPREIS DES SOZIALMINISTERIUMS FÜR JUNGAKADEMIKERiNNEN Abstracts der eingereichten Arbeiten 12 WISSENSCHAFTSPREIS DES SOZIALMINISTERIUMS FÜR JUNGAKADEMIKERiNNEN Abstracts der eingereichten Arbeiten INHALT Vorwort Rudolf Hundstorfer Vorwort Eleonora Hostasch Vorwort Univ.Prof. Dr. Heinrich Schmidinger Vorbemerkung zu den Inhalten des Sammelbands Die Jurymitglieder Anhang: Die Auslobung zum Wissenschaftspreis 3 5 7 9 11 273 ABSTRACTS 1. Angel, Stefan 2. Angerer, Katharina 3. Bauer, Gudrun 4. Brandauer, Anna 5. Breuer, Roman 6. Brilmayer, Susanne 7. Brossmann, Esther 8. Burggraf, Norbert 9. Burkhardt, Laura 10. Dahlvik, Julia Erklärungsfaktoren und Auswirkungen privater Überschuldung. Mikroökonometrische Analysen für Österreich und Europa. Essays on Causes and Impacts of Household Over-indebtedness in Europe26 Soziale Gerechtigkeit für Menschen mit Behinderungen: Eine Diskussion anhand des Gerechtigkeitskonzepts von Günter Dux 28 Transnationale Pflege- und Betreuungsarrangements: Migrantinnen aus Osteuropa in der 24-Stunden-Betreuung in Österreich 30 Planung eines Wohnungslosenheims: Im Spannungsfeld zwischen universitärer Lehre und Praxis Teil 1 32 Ausübung des Pflegeberufs mit Behinderung: Tabu oder Selbst­ verständlichkeit in der Ausbildung zum gehobenen Dienst für all­gemeine ­Gesundheits- und Krankenpflege 33 Der Wert der Advocacy-Funktion von Nonprofit Organisationen 34 Partizipationschancen für alle? Sichtweisen Arbeitssuchender zur ­Beteiligung, exemplarisch dargestellt ­anhand des ­Arbeitsmarktbezirks Oberwart36 „Das Verhältnis des heutigen finanziellen Einkommens und des d ­ amit ­verbundenen monetären Auskommens in konsumgesellschaftlichen ­Lebenslagen von heute. Ein Vergleich über vier Jahrzehnte von 1972 bis 2012.“ 38 Pädagogisch relevante Beziehungsmuster zwischen Männern und Kindern – eine videoanalytische Studie zu den Interaktionsmustern männlicher ­Kindergartenpädagogen 39 “Administering Asylum Applications”40 13 WISSENSCHAFTSPREIS DES SOZIALMINISTERIUMS FÜR JUNGAKADEMIKERiNNEN Abstracts der eingereichten Arbeiten 11. Denner, Carina 12. Dlabaja, Cornelia 13. Dundler, Patricia 14. Durmus, Mustafa 15. Eder, Jakob 16. Edlinger, Alexandra 17. Ehrhardt, Saskia 18. Eilmsteiner-Saxinger, Gertrude 19. Eitzinger, Alexander 20. Eppel, Rainer 21. Ertl, Sarah Christina 22. Fallmann, Claudia 23. Faltin, Sonja 24. Ferihumer, Emilia Scheiflinger, Sara 25. Fernandez, Karina 26. Fiedler, Hannah 27. Fikar, Christine 28. Finkel, Lena 14 „Intergenerationale Zusammenarbeit und Führung. Eine qualitative Analyse der Herausforderungen am Arbeitsplatz aus der Sicht von HR-ManagerInnen“41 Urbane Raumproduktion: Eine Analyse des Wandels von Stadträumen am Beispiel des Wiener ­Brunnenviertels 43 Waiting Times and Waiting Time Management for Elective Surgery in Austria: The patients’ perspective on WTs for joint replacement ­surgeries in Lower Austria44 Islamische Finanzgeschäfte – Die Bedeutung von Sukuk 45 Wie erfolgreich altern Österreichs Unternehmen? Die demographische Alterung und ihre Herausforderungen für Politik und Wirtschaft. 46 Fremdsprachen Lernen im Alter: Dynamiken sozialer, psychologischer und linguistischer Faktoren 48 Soziale Ressourcen und Netzwerke der BewohnerInnen der Betreuten ­Startwohnungen der Caritas der Erzdiözese Wien.50 Mobile Leben der FernpendlerInnen in der Erdgas- und Erdölindustrie im N ­ orden Russlands51 Diversität in den Teams der „MA 11 – Soziale Arbeit mit Familien“ 52 The Effectiveness of Active Labour Market Policies – Insights from the Austrian Experience53 Protest und Medien – Bürgerbeteiligung im Spiegel medialer Öffentlichkeit54 „Widerstand der indigenen Bevölkerung gegen den Bau des ­Wasserkraftwerks Belo Monte“ 55 “Orm soma olle” Zuschreibung von Armut im Oberen Waldviertel 57 Vom Recht in der Theorie zum Anschluss in der Praxis: Bildungs­ benachteiligung von AsylwerberInnen in Österreich 58 Straßenjugendliche in Graz: Verlaufsprozesse von Straßenkarrieren59 Museen zwischen “Kultureller Integration” und “Migration Mainstream­ ing” Konzepte für die Gestaltung von Kultureinrichtungen in der Migrations­gesellschaft 61 „Dabeisein ist (nicht) alles“ Die Bedeutung sozialer Reaktionen für das Konzept der Inklusion von ­Menschen mit Behinderungen im Lebensbereich Freizeit 62 CSR-Kommunikation: taktisches Kalkül oder Wahrnehmung ­gesellschaftlicher Verantwortung? Eine qualitative Untersuchung ­divergierender CSR-Ansätze und der damit verbundenen Begründung von CSR-Kommunikation 63 WISSENSCHAFTSPREIS DES SOZIALMINISTERIUMS FÜR JUNGAKADEMIKERiNNEN Abstracts der eingereichten Arbeiten 29. Fleck, Johannes 30. Forster, Judith 31. Franz, Yvonne 32. Frühwirth, Angelika 33. Gahleitner, Edith 34. Gall, Natalie 35. Ganglberger, Sarah 36. Gappmayer, Wolfgang 37. Garde, Isabelle Annika 38. Gastl, Daniel 39. Genner, Sonja 40. Gererstorfer, Julia 41. Gerold, Stefanie Nocker, Matthias 42. Godina, Franka 43. Göth, Sabine 44. Gretzl, Christoph 45. Grübler, Julia Leistungsgedeckte Tauschsysteme – Eine empirische Studie über Gemeinsamkeiten und Unterschiede g ­ eschlossener Netzwerke mit eigenen Verrechnungseinheiten 65 Geburtsort: Braunau am Inn: Wie die Braunauer/innen heute mit dem Hitler-Erbe umgehen 66 ­Gentrification in Neighbourhood Development: Case Studies from New York City, Berlin and Vienna.67 „Ökonomien des Weltverlusts. Die Prosa iranischer Autorinnen im Exil.“68 Mental Health of Survivors of Domestic Violence in Rural Northern India. A Qualitative, Intersectional Approach69 Wertewandel in börsennotierten Unternehmen – Diskussion der ­Möglichkeiten den Frauenanteil in Entscheidungsgremien von ­börsennotierten ­Unternehmen in Europa zu erhöhen 70 Wahrnehmung und Interventionsmöglichkeiten in Bezug auf bettelnde ­Kinder in der Stadt Linz 72 „Aktuelle Probleme zum Opferbegriff und der juristischen Prozess­ begleitung im österreichischen Strafverfahrensrecht“ 73 Cripping Development? Ambivalenzen der Inklusion von „Behinderung“ in den Entwicklungsdiskurs 75 Kritische Analyse der Erledigung einer öffentlichen Aufgabe im Sozial­wesen. Das Beispiel der Selbstbestimmt-Leben-Initiative in Österreich. 76 Weil ich arbeiten will. Praxeologische und rechtsanthropologische Perspektiven auf die ­Arbeit von Erwachsenen mit sogenannter geistiger Behinderung in Wiener B ­ eschäftigungswerkstätten 77 Wege zur Lebensqualität: Eine Untersuchung zur Zielplanungsarbeit und zum Umgang mit heraus­forderndem Verhalten in vollzeitbetreuten Wohnhäusern in der Steiermark 78 Reduction of Working Time in Austria: A Mixed Methods Study Relating a New Work Time Policy to Employee ­Preferences79 Social Impact Bonds: Risks and Opportunities81 Steigerung der Attraktivität einer Führungskarriere für Frauen: B ­ arrieren, Hürden und Hindernisse auf dem Weg nach oben 82 Der gesamtwirtschaftliche Nutzen von 24-h Pflege- und Betreuungsdiensten im Vergleich zu stationären Pflegeangeboten: Ein Vergleich der Bundesländer Wien, Niederösterreich und Burgenland 83 European Trade Preferences facing the New Millennium85 15 WISSENSCHAFTSPREIS DES SOZIALMINISTERIUMS FÜR JUNGAKADEMIKERiNNEN Abstracts der eingereichten Arbeiten 46. Gutschi, Daniel 47. Hacker, Evelyn 48. Haenlein, Susanne 49. Hafner, Astrid 50. Hafner-Auinger, Markus 51. Hager, Magdalena 52. Hannappel, Laura 53. Hanschitz, Georg Christoph 54. Hartl, Judith 55. Hellerschmid, Michaela Kulo, Victoria Zirkowitsch, Maximilian 56. Hemmers, Doris 57. Hermetter, Stephanie Eine empirische Forschung über die Lebenswelt und Akzeptanz von ­Regenbogenfamilien in Österreich 86 Soziale Unternehmen als Beitrag zur Stadtteilentwicklung in benachteiligten Stadtteilen: Bedingungen, Wirkungen und Entwicklungs­ perspektiven unter besonderer Berücksichtigung der Stadt Wien 87 Humboldt’sches Prinzip oder Bermuda-Dreieck? – Herausforder­ ungen für die Führung von Universitätskliniken aus Perspektive der ­neoinstitutionalistischen Organisationstheorie 88 „Der Zusammenhang von Wissen, Handeln und Solidarischer Öko­ nomie in Brasilien“ 89 „Institutionelle Veränderungen der Arbeitsbeziehungen in Brasilien“91 Pflegeversicherung als Ausweg aus der Pflegekrise? Vergleich der Pflegefinanzierungssysteme in Österreich und Deutschland 92 Exklusiv für alle: Gemeinschaftliche Wohnformen für Menschen mit Demenz am Beispiel eines Projektvorhabens, ­Demenz-WGs, Studierenden-WGs und einen Kindergarten programmatisch und baulich zu kombinieren93 „Angewandtes Migrationsmanagement in Österreich und der E­ uropäischen Union“95 Repräsentationen autonomer Mutterschaft aus der Perspektive biografischer Selbstdeutung: Frauen mit Behinderung erzählen 96 Strukturelle Bedingungen für Wohnen und Betreuung in der Region Wagram – Betreutes Wohnen und Möglichkeiten sozialarbeiterischer Unterstützung am Beispiel Fels/Wagram 97 Der für die Patienten/innen relevante Nutzen durch mobile geriatrische ­Rehabilitation versus stationäre geriatrische Rehabilitation – eine Literaturstudie98 Traumapädagogik in stationären Einrichtungen der Jugendwohlfahrt: Am Beispiel des Vereins Therapeutische Gemeinschaft Steiermark ­traumapädagogische ­Wohngemeinschaft „Lebensbaum“ 99 58. Hill, Marc Marginalisiert? Zur Relevanz von Migration im urbanen Bildungs­ prozess100 59. Hinterecker, Simone „Hilfe, ich bin Helfer!“ eine populärwissenschaftliche AuseinandersetMoes, Frederic/ Müller, Ingrid zung mit Risiken in der ­Sozialen Arbeit 102 60. Hinterseer, Tobias Sozialpartnerschaft m(M)acht Arbeitspolitik: Wie institutionell bestimmtes Akteursverhalten am Beispiel der Sozial­demokratischen ­Partei ­Österreichs sowie des Gewerkschaftsbundes und der Arbeiterkammer den Einfluss der Sozial­partnerschaft auf arbeitspolitische Gesetzwerdungsprozesse (im Sinne der Guten Arbeit) ­bestimmt 103 16 WISSENSCHAFTSPREIS DES SOZIALMINISTERIUMS FÜR JUNGAKADEMIKERiNNEN Abstracts der eingereichten Arbeiten 61. Hocher, Magdalena 62. Hollan, Katarina 63. Hörmanseder, Cornelia 64. Hörting, Thomas 65. Humer, Alois 66. Humer, Stefan 67. Jaklitsch, Dominik 68. Kainz, Günther 69. Kampl, Christina Birgit 70. Kaps, Viktoria 71. Kerndler, Martin 72. Kerschbaumer, Lukas 73. Kleer, Benedict Philipp 74. Klinglmair, Robert 75. Koenig, Oliver 76. Köfler, Laura „Die Entscheidung zur Hausgeburt als deviantes Verhalten – Guter Start oder unnötiges Risiko für Mutter und Kind?“ Wie sich Frauen in Auseinandersetzung mit ihrer sozialen Umwelt für eine Hausgeburt entscheiden104 “The Gender Wealth Gap in Austria: Evidence from the Household Finance and Consumption Survey”106 Drop-out aus der dualen Berufsausbildung Oberösterreichs 107 Konstellation einer Krise 108 „Services of General Interest in der EU – räumliche und raumpolitische Dimensionen“109 Intergenerational Aspects of Inequality110 „Inklusive Arbeit – die berufliche Integration von Menschen mit Behinder­ ungen in den ersten ­Arbeitsmarkt unter besonderer Berücksichtigung der segregierten Unterstützten Beschäftigungsformen“ 111 “A Matter of Trust: Keeping Promises in Negotiations”112 Parent battering: Gewalt von Jugendlichen gegen Eltern: Eine qualitative Befragung verschiedener ExpertInnen in Wien 114 Die Gleichstellung von Frauen und Männern in Unternehmens­ berichten115 The twin hypothesis of education and retirement116 Ausschluss der Gerechtigkeit? Die Bedarfsorientierte Mindestsicher­ ung auf dem Prüfstand – oder vom U ­ nterschied zwischen Leben und Existenz117 „Inklusionspotenzial durch weitere Beteiligungsinstrumente? Eine Vergleichsanalyse der Bürgerschaftswahlen 2011 mit dem Volks­ entscheid 2010 in Hamburg im Hinblick auf die Gleichheit in der Beteiligung.“118 Determinanten von Bildungsarmut bei Jugendlichen in Kärnten: Eine empirische Analyse 119 „Das Modell von Enabling & Disabling Spaces: Möglichkeiten und Grenzen von erwachsenen Menschen mit einer ­intellektuellen Beeinträchtigung, Erwerbsarbeit als Identitätsziel zu v­ erhandeln. Ergebnisse einer qualitativen Untersuchung aus einer Disability Studies Perspektive“120 Der Schleier und das Dahinter. Die Darstellung verschleierter muslimischer Frauen im Comic der EMMA u ­ ntersucht anhand eines e­ xemplarischen Beispiels. Eine Bild-Textanalyse zu Fragen der Repräsentation 122 17 WISSENSCHAFTSPREIS DES SOZIALMINISTERIUMS FÜR JUNGAKADEMIKERiNNEN Abstracts der eingereichten Arbeiten 77. Kohlbacher, Elisabeth 78. Kölbl, Katharina 79. Kollmayer, Marlene 80. Kreichauf, Renè 81. Kreid, Johanna 82. Kreiter, Thomas 83. Kremmel, Katrin 84. Krumpeck, Marlies 85. Kulhanek, Andrea 86. Lackner, Elfriede Maria 87. Lackner, Theresa 88. Lantschik, Elke Das österreichische Arbeitskampfrecht nach dem Vertrag von ­Lissabon 123 Grocery Shopping at the Bottom of the Pyramid. Opportunities for Food Retailers within the Target Group of Low-Income Consumers124 Das Koryphäen-Problem als innovativer Indikator für Geschlechter­ stereotype126 The European Fortress City – The Socio-Spatial Exclusion of Asylum Seekers in Copenhagen, Berlin and Madrid127 Migranten im österreichischen Medienbereich – Eine biographisch-­ empirische Studie zu Mitarbeitern des Radiosenders FM4 128 Beschäftigungsverhältnisse mit besonderer Zweckbestimmung: Die arbeits-, sozial- und unionsrechtliche Stellung von Dienstleistenden am Zweiten und Dritten ­Arbeitsmarkt 130 „Eles não entendem!“ – Sie verstehen nicht? Jugendbewährungs­ helfe­rInnen in São Paulo erzählen von ihren KlientInnen. 131 „Identitätskonstruktion im Kontext der Migration und die Bedeutung der binationalen Partnerschaft“ Eine biographieanalytische Einzelfallstudie132 „Jung und arm?“ Eine qualitative und quantitative Untersuchung zur Armutsbetroffenheit ­junger Erwachsener in ­Österreich 133 Alterslos - neue Formen autonomer Lebensgestaltung: Eine Kultur­ analyse aktiven Alterns im urbanen Raum 134 Alles nur Rhetorik an der unternehmerischen Universität?Gleichstellung in Leben und Arbeit von WissenschafterInnen an ­österreichischen Hochschulen135 Alternsgerechte Bildungsberatung!? Ratsuchende in der zweiten Hälfte des Erwerbsalters und ihr Nutzungs­verhalten bei persönlichen, t­ elefonischen und virtuellen Angeboten 136 89. Lares, Sarah Remigration und Entwicklung? Organisierte Freiwillige Repatriierung aus Mitgliedsländern der EU in Fragile Staaten 137 90. Laurin, Marcella Behinderung und Pflegearmut: Am Beispiel pflegender Eltern be­ hinderter Kinder in Kärnten 139 91. Lehner, Lisa Tracing Identities Through Time: Assisted Reproduction, Narratives of Time and Women’s Biographical Work141 92. Leissenberger, Franziska Ute Partizipative Soziale Arbeit: Das Legislative Theaterprojekt „Stopp: Jetzt reden wir!“ 142 93. Lettner, Susanne All inclusive? – Zur Inklusion von Menschen mit Behinderung in der internationalen ­humanitären Hilfe Österreichs 143 18 WISSENSCHAFTSPREIS DES SOZIALMINISTERIUMS FÜR JUNGAKADEMIKERiNNEN Abstracts der eingereichten Arbeiten 94. Leubolt, Bernhard 95. Linecker, Florian 96. Lummerstorfer, Elisabeth 97. Luttenberger, Silke 98. Mandl, Sylvia 99. Marent, Benjamin 100. Mauerhofer, Elisabeth 101. Mayer, Jürgen 102. Mayer, Susanne 103. Mayerl, Hannes 104. Mayr, Andrea 105. Meißnitzer, Martin 106. Metzdorf, Daniel 107. Mikats, Jana 108. Morandini, Teresa-Elisa Semi-periphere Ungleichheitsregimes und gleichheits-orientierte Politik: Sozial-reformistische Politik in Brasilien und Südafrika 144 Sexual Health in Austria: Sex Work, Sexuality Education, and HIV & AIDS in the Light of State ­Intervention146 Gemeinsam säen und ernten: Kooperationsmöglichkeiten von Landwirt/inn/en, asylsuchenden Menschen und Vertreter/inn/en von Sozial­ vereinen147 Automechanikerin oder doch Friseurin? Hindernisse in der Wahl ­geschlechtsuntypischer Berufe 148 Energiearmut in Österreich: Erscheinungsformen, Ursachen und ­Strategien unter besonderer ­Berücksichtigung der Definition 149 Partizipation im Gesundheitsdiskurs: Eine theoretische Begriffs(re) konstruktion150 Gold unter meinem Haus: Kulturelle und soziale Transformation in Roșia Montană 152 „Eine Zensur findet nicht statt“ Jugendschutz und Neue Medien 153 Essays in Health Economics: A Theoretical and Empirical Investigation into Public Goods Problems in the Austrian Health Care Sector154 Der Einfluss von Vorurteilen auf Wahrnehmung und Aufmerksamkeit156 Wirkungsanalysen im Kontext der Sozialen Arbeit: Eine empirische Studie zur Performance von arbeitsmarktintegrativen und ökologisch orientierten Betrieben und Projekten in der Steiermark als Grundlage für die Entwicklung organisationsspezifischer Wirkungsanalysen158 Sozialbetrug, Schwarzarbeit, Schattenwirtschaft E ­ rscheinungsformen und kriminalstrafrechtliche Bekämpfung ungemeldeter Arbeit in ­Österreich 159 Wirkungsorientiertes Arbeiten mit Menschen mit Behinderung – ­Möglichkeiten und Grenzen: Analyse aktueller Arbeitsweisen der Wirkungsorientierung in Organisationen des Behindertenbereichs in Wien160 „Echte Männer gehen in Karenz“ – Männlichkeit und Vaterschaft im ­öffentlichen Diskurs der Väterkarenz: Am Beispiel der visuellen Väterkarenz-Kampagne des österreichischen ­Frauenministeriums 161 Konfliktraum Stadt. Der urbane Raum als Schauplatz und Inhalt zivilgesellschaftlicher ­Aushandlungsprozesse 163 19 WISSENSCHAFTSPREIS DES SOZIALMINISTERIUMS FÜR JUNGAKADEMIKERiNNEN Abstracts der eingereichten Arbeiten 109. Moser, Petra NGO‘s als Menschenrechtsvertreter in der Entwicklungszusammenarbeit am Beispiel des Vereins „Childrenplanet“ in Kambodscha 164 110. Müllegger, Julia Lern- und Lebenswege älterer Frauen: Eine (lern)biographische ­Analyse des kulturellen Kapitals, des Lernhabitus und der Gestaltung der ­Lebensphase Alter bildungsbenachteiligter Frauen im ländlichen Raum165 111. Neuhold, Silvia Berufliche Integration von Menschen mit Behinderung in Nieder­ österreich im Jahr 2012 – Sichtweisen wichtiger Stakeholder 167 112. Neumayer, Karin “Gender dimensions of rainwater and livelihoods management in rural crop-livestock systems. Practices and innovations in the Nakanbé river basin in Burkina Faso”168 113. Niedermayr, Katharina MariaDer Einfluss der EU-Gleichstellungspolitik auf Österreich: Am Beispiel von ausgewählten Entscheidungsverfahren 169 114. Nöbauer, Teresa Zur Situation der Kleinbauernschaft in Rumänien: Historische Ver­ teilungsmechanismen als „Entwicklungshindernis“? 170 115. Oberberger, Petra Die Politik der sozialen Sicherung in Uganda 171 116. Obmann, Renate Hermine Disability Management: Erhalt der Arbeitsfähigkeit im Kontext psy­ chischer Erkrankungen 173 117. Olsen, Jerome “Trust and power as determinants of shadow economy and corruption: A cross-cultural study in 44 countries”174 118. Ortner, Christina Wie junge Erwachsene die EU sehen und was Medien dazu beitragen: Zur Bedeutung medienvermittelter Erfahrungen für die Entwicklung von O ­ rientierungen ­österreichischer junger Erwachsener gegenüber der EU 175 119. Ossmann, Stefan F. „Video-Lokaljournalismus als Chance für Entwicklungsländer. Zum Potenzial Neuer Medien, alte Strukturen zu überwinden.“ 177 120. Osterhaus, Ingrid Die Wünsche und Bedürfnisse älterer Menschen hinsichtlich mobiler 121. Ostertag, Sara 122. Panzenböck, Edmund 123. Paulinger, Gerhard 20 ­Dienstleistungen 178 umgraben: Strategien urbaner Raumproduktion mit Jugendlichen. Eine Untersuchung kritischer Praxis zur Neuverteilung des Sinnlichen bei Jacques Rancière und Carmen Mörsch. 179 „Ageism in Einstellungsverfahren – am Beispiel Arbeitssuchender der Altersgruppe 50plus am österreichischen Arbeitsmarkt“ 181 Soziale Unterstützung als Sozialkapital: Entwurf eines Fragebogen­ instruments für soziale Ressourcen 182 WISSENSCHAFTSPREIS DES SOZIALMINISTERIUMS FÜR JUNGAKADEMIKERiNNEN Abstracts der eingereichten Arbeiten 124. Payr, Claudia 125. Peer, Verena 126. Pervan, Ena 127. Petkova, Ioana 128. Pfandl, Eva-Maria 129. Poiss, Karin 130. Posch, Katharina 131. Predovic, Fiona 132. Preinig, Ines 133. Prieth, Sonja Möglichkeiten und Grenzen schulischer Gesundheitsförderung in der ­Steiermark 184 Dezentrale tertiäre Ausbildungsstätten und ihr Einfluss auf das ­Abwanderungs- und Bleibeverhalten Hochqualifizierter in ländlichen ­Regionen ­Österreichs: Eine raumwissenschaftliche Analyse am Beispiel ausgewählter ­Fachhochschul-Standorte 185 Social Return on Investment-Analyse der „Financial Literacy“ - Initiative der Three Coins GmbH – Ein „Serious Game“ zur Schulung der Finanzkompetenz Jugendlicher 186 RAW Interposition: Shared Living and Working in Berlin187 Analyse der optimalen 24-Stunden-Betreuung aus der Perspektive einer ­österreichischen Wohlfahrts-Organisation. Am Beispiel des Hilfswerks Österreich189 Einsatz, Wirkung und Grenzen von Humor in Bereichen der Sozialen Arbeit in Österreich 190 Mangel an Arbeit oder an Arbeitsplätzen für Geistes-, Kultur- und ­Sozial­wissenschaftlerInnen? Eine Analyse der Berufsperspektiven und Erwerbsmöglichkeiten191 Die finanzielle Situation von Nonprofit-Organisationen in Österreich193 Das Recht auf Bildung für Menschen mit Behinderung: Eine rechtshistorische Darstellung unter Berücksichtigung der Durch- und Umsetzung von Art. 24 der UN-Konvention über die Rechte von Menschen mit Behinderung in Kärnten 194 „Kultur“-Wandel: Bitte warten. Empirische Analyse der Erfahrungen von Menschen mit „türkischem M ­ igrationshintergrund“ in der Ausbildung „Allgemeine Gesundheits- und Krankenpflege“ 195 134. Prinz, Julia „Das Modell der Bedarfsorientierten Mindestsicherung in N ­ iederösterreich und seine Tauglichkeit im Ermöglichen einer menschenwürdigen ­sozio­kulturellen Teilhabe an der Gesellschaft“ 196 135. Prodan, Dorottya The need for Ethics in Development in an Interdependent World trough ­Awareness-Building and Empowerment197 136. Puchmüller, Katharina Maria Culture as an environmental context for the international dual-career family: A comparison between Austria, Canada and Taiwan198 137. Quehenberger, Brigitte Nutzen, Chancen und Herausforderungen aus der Perspektive sozial­ wirtschaftlicher Organisationen 200 21 WISSENSCHAFTSPREIS DES SOZIALMINISTERIUMS FÜR JUNGAKADEMIKERiNNEN Abstracts der eingereichten Arbeiten 138. Rameder, Paul 139. Rauchbüchl, Elisabeth 140. Reiner, Julia 141. Reitzer, Matthias 142. Rieder, Florian 143. Riedl, Felix 144. Riedmüller-Senk, Karin 145. Röder, Carina 146. Rroshi, Daniela 147. Rumplmaier, Bernhard 148. Safa, Sarah 149. Scharinger, Blanka 150. Scharinger, Katharina 151. Schlacher, Petra 152. Schlechter, Maria 153. Schmidl, Clara Andrea 154. Schneider, Erika 22 Die Reproduktion sozialer Ungleichheiten in der Freiwilligenarbeit. Theoretische Perspektiven und empirische Analysen zur sozialen Schließung und Hierarchisierung in der Freiwilligenarbeit. 201 Regionale Verständigung: Die kommunikativen Herausforderungen für Prozesse der BürgerInnen­beteiligung 203 Sexualität in Vorarlberger Pflegeheimen: Ausgangsbedingungen für gelebte Sexualität auf organisatorischer und ­personeller Ebene 204 Emotionserleben und Emotionsregulation in der Kinderschutz­ arbeit206 Alles Bleibt Anders! – Operative und Strategische Perspektiven der Interkulturellen Sozialen Arbeit im Zeitalter der ­Globalisierung 208 The Relevance of Social Entrepreneurship in the Mixed Economy of Welfare209 Die souvärene Patientin: eine vigilante Patientin? Der souvärene ­Patient: ein vigilanter Patient? Chancen und Risiken der Einbindung von ­Patientin und Patient in die ­Meldung des Verdachts von ­unerwünschten Wirkungen von Arzneimitteln 210 Eine systemische Wirtschaftsanalyse und die Aushandlung sozial­ verträglicher Alternativen aus Sicht der Sozialen Arbeit 211 “Labour Market Outcomes of Immigrants in Austria: With a Special Focus on Over-qualification”212 Educational Mobility and (In)equality in a European Perspective213 Das Konzept der „Schlüsselarbeitskraft“ im internationalen ­Migrations­umfeld 214 Migration und berufliche (Re-)Integration aus dem Blickwinkel des Arbeits-Trainingszentrums pro mente ­Oberösterreich 215 John Rawls’ Theorie der Gerechtigkeit und Robert Nozicks radikal-­ liberale Kritik 216 Zur Vereinbarkeit von Erwerbsarbeit und Privatleben: Determinanten des ‚Work-Life Conflicts‘ im europäischen Kontext 217 Symbolische Grenzen im Schulsystem: Die Herstellung sozialer Ungleichheit in Klassifikationsprozessen von ­VolksschullehrerInnen 218 Verständnisse von ‚Behinderung‘ im Kontrast. Eine explorative Studie in Mosambik als Land des ‚globalen Südens‘ 219 „Burnout und Firmenkultur – Individuelle und unternehmenskultur­ elle Zusammenhänge zum ressourcengenerierenden Umgang mit Burnout“220 WISSENSCHAFTSPREIS DES SOZIALMINISTERIUMS FÜR JUNGAKADEMIKERiNNEN Abstracts der eingereichten Arbeiten 155. Schnetzer, Matthias 156. Schobel, Katharina 157. Schober, Andrea 158. Schörghofer, Felix 159. Schörgi, Birgit 160. Schrattbauer, Birgit 161. Schrattenecker, Petra 162. Schreitl, Judith 163. Schrott, Lukas Andreas 164. Selamis, Vasileios 165. Simic, Zana 166. Simscha, Claudia 167. Slabihoud, Michaela 168. Souissi, Céline 169. Stefanek, Elisabeth 170. Steurer, Martin Dimensions of economic inequality in Austria: Essays on the distribution of income and wealth in a corporatist-conservative welfare regime221 Der Konflikt um den bolivarianischen Transformationsprozess in ­Venezuela – Chance oder Zwangsbeglückung? Eine qualitative Analyse am Beispiel der Studentenbewegungen von 2007 in Caracas 223 Geschlecht als Gewalt- und Mordmotiv. Hintergründe, Erklärungen und erziehungswissenschaftliche Zusammen­hänge geschlechterbezogener Gewalt an Frauen. 224 „Grenzfälle der Arbeitskräfteüberlassung“ Abgrenzung vom Werk­ vertrag, langfristige Überlassung und Payrolling225 Migration und Adaption: Beeinflussende Faktoren der psychologischen Akkulturation227 Arbeitskräfteüberlassung: Chance oder Risiko für Problemgruppen des ­Arbeitsmarktes? 228 Interkulturelle Freundschaften bei Kindern und Jugendlichen 229 „Ungleiche demografische Geschlechterverhältnisse in Indien – Über die Rolle reproduktiver Technologien und staatlicher Interventionen in der Entwicklung des ­Frauenmangels im nordwestindischen ­Kontext“ 230 Human Development, Well-Being and Health: Evidence from Regional Development and Occupational Psychology 231 Institutional Quality and Freedom of the Press232 Gesellschaftliche Funktionen und Spannungsfelder – eine qualitative Untersuchung österreichischer NPOs 233 „Burnout: Eine soziologische Rekonstruktion und Analyse des Burnout-­ Prozesses“234 Dokumentation an den Schnittstellen der Arbeitsmarktintegration: Möglichkeiten und Grenzen im Rahmen von Betreuungsberichten Sozial­ökonomischer Betriebe 235 Sozialstaatlichkeit, Gerechtigkeit und politische Einstellung 236 „Psychosoziale Belastungen und Problemverhalten von Jugendlichen im E ­ inwanderungsland Österreich“ 238 Behinderung entwickeln statt Entwicklung behindern – Zur ­Inklusion von Menschen mit Behinderungen in die Entwicklungspolitik der ­Vereinten Nationen 240 23 WISSENSCHAFTSPREIS DES SOZIALMINISTERIUMS FÜR JUNGAKADEMIKERiNNEN Abstracts der eingereichten Arbeiten 171. Stockhammer, Andreas 172. Straßl, Andrea 173. Straubinger, Claudia 174. Streißgürtl, Georg Joseph 175. Striedinger, Angelika 176. Swanton, Sally 177. Tagwerker, Marlene 178. Umbauer, Silke 179. Vana, Irina 180. Velic, Medina 181. Wailzer, Teresa 182. Waldner, Stephan 183. Weiß, Michaela 184. Wenninger, Julian 185. Wenzl, Antonia 24 Institutional Barriers to Accessing Higher Education for Disadvantaged ­Pupils: A Comparative Analysis of Austria and the United Kingdom241 Inklusion von Studierenden mit Sehbehinderungen und blinden ­Studierenden im Lichte der UN-Konvention über die Rechte von ­Menschen mit Behinderungen: Ein Vergleich der vier größten Uni­ versitäten Wiens 242 Gebärdensprachdolmetschen im Bereich der Sachwalterschaft 243 Über die Auswirkungen der Ökonomisierung der Sozialen Arbeit auf die ­Pädagogische Beziehung: Untersucht am Beispiel der Wohn­ assistenz245 „Gerechtigkeitseinstellungen in Österreich vor dem Hintergrund ­zunehmender Ungleichheit zwischen 1987 und 2009“ 246 “Moving Images On the depiction of Irish Travellers in cinema since the year 2000”247 „Wenn Flucht zu Haft führt…“ Asylsuchende in Schubhaft vor dem Hintergrund der österreichischen A ­ sylpolitik und des globalen ­Menschenrechtsdiskurses – Am Beispiel des PAZ Innsbruck 248 Auch wer nicht sprechen kann, hat viel zu sagen: Die Umsetzung der UN-Behindertenrechtskonvention für Menschen ohne oder unzureichender L­ autsprache zur sozialen Partizipation in O ­ berösterreich 249 Gebrauchsweisen der öffentlichen Arbeitsvermittlung Österreich 1889-1938.250 Lautstark und/oder marginal? Muslimische Frauenelite Österreichs 251 Merk.Würdig.Arm. Betteln aus unterschiedlichen Perspektiven. Über Stereotype, Vorurteile und Selbstbilder ­rumänischsprachiger ­Bettler_­innen in Wien 252 Freiwilligenmanagement in Non-Profit-Unternehmen: Situative und personale Bedingungsfaktoren als Steuerungselemente des Frei­ willigenmanagements der Wiener Tafel – eine Fallstudie 253 The Potential Impact of Educational Attainment on Perceived Job Security and Perceived Employability: A Cross-National Comparison between Austria and Denmark254 Verlockungen der Ferne. Über die Abwanderung von Medizinab­ solventInnen.256 „Genderaspekte in der Gefahrenevaluierung am Arbeitsplatz nach § 4 ASchG“257 WISSENSCHAFTSPREIS DES SOZIALMINISTERIUMS FÜR JUNGAKADEMIKERiNNEN Abstracts der eingereichten Arbeiten 186. Widmoser, Sarah 187. Wieland, Nicola 188. Wiesböck, Laura 189. Wieser, Clemens 190. Wimmer, Petra 191. Wimmer, Simone 192. Wolf, Oliver 193. Wurm, Herwig 194. Zamarin, Gregor 195. Zangerle, Katharina Anna 196. Zotter, Viktoria De Marinis, Christoph Welcome to your new home! Facebook als Vermittler von Sozialkapital für Austauschstudierende? 259 „El corazón no tiene cara“ – Das Herz hat kein Gesicht – Ressourcen und Resilienzfaktoren von Straßenkindern in Südamerika am Beispiel Ecuador261 „Soziale Exklusion in Österreich – türkischstämmige Personen ­zwischen institutionellen Rahmenbedingungen, statistischen Fakten und gesellschaftlicher Wirklichkeit“ 262 Vermitteln und Aneignen in sozialwissenschaftlichen Gegen­ständen 263 Interkulturelles Zusammenleben Hoffnungsträger nächste Generation: Bildungspolitische und pädagogische Ansätze im Umgang mit kultureller Vielfalt im Vorschulbereich 264 „Transnationale (Familien)Beziehungen: Zur Lebens- und Arbeitssitua­ tion slowakischer 24-Stunden-BetreuerInnen in Österreich“ 265 Diagnose: Demenz – Die Rolle der Sozialen Arbeit in der Begleitung und Betreuung von Menschen mit Demenz und ihren Angehörigen 266 Gerechtigkeit und Bedingungsloses Grundeinkommen: Über ­politisch-ethische Begründungen einer umstrittenen Forderung 267 Leben mit Behinderung. Über gesellschaftliche Teilhabe- und Ausgrenzungserfahrungen Studierender mit Behinderung der Universität Wien. Eine empirische Studie 268 Gesundheit inklusive? Eine theoretische und empirische Analyse der Wechselwirkung von Inklusion und Gesundheit am ­Beispiel von ­erwerbstätigen Menschen mit Epilepsie. 270 Interkulturelles Zusammenleben in Schulen 271 25 WISSENSCHAFTSPREIS DES SOZIALMINISTERIUMS FÜR JUNGAKADEMIKERiNNEN Abstracts der eingereichten Arbeiten 1. Angel, Stefan Erklärungsfaktoren und Auswirkungen privater Überschuldung. Mikroökonometrische Analysen für Österreich und Europa. Essays on Causes and Impacts of Household Over-indebtedness in Europe Dissertation. WU Wien. 2014 Die kumulierte Dissertation beschäftigt sich mit Erklärungsfaktoren und Auswirkungen privater Überschuldung in Österreich und Europa, und umfasst im Kern drei Teile. Alle Forschungsfragen werden anhand von Surveydaten und mikroökonometrischen Verfahren analysiert. Im ersten Artikel wird untersucht, ob kritische Ereignisse (z. B. Arbeitslosigkeit) oder ein durch kritische Ereignisse ausgelöster finanzieller Schock die Überschuldungswahrscheinlichkeit privater Haushalte signifikant erhöhen (Schockthese). Weiters wird getestet, ob der Effekt kritischer Ereignisse durch kostensparende Handlungen abgeschwächt werden kann (Copingthese) oder von der finanziellen und sozialen Ausgangssituation beeinflusst ist (Vulnerabilitätsthese). Datengrundlage sind österreichische Befragungsdaten (ECHP 1995–2001; EU-SILC 2004–2008), auf Basis derer Panel- Regressionsmodelle geschätzt werden. Für die untersuchten kritischen Ereignisse kann kein direkter Effekt auf die Überschuldungswahrscheinlichkeit nachgewiesen werden, sehr wohl aber wirkt sich ein finanzieller Schock signifikant aus. Die Evidenz für eine Gültigkeit der Copingthese ist schwach, aber auch nach Kontrolle unbeobachteter, zeitkonstanter Faktoren stabil. Schätzungen zur Überprüfung der Vulnerabilitätsthese zeigen je nach verwendetem Vulnerabilitätsindikator unterschiedliche Ergebnisse. Die Befunde unterstreichen die Komplexität des Entstehungszusammenhanges: Überschuldung kann weder ausschließlich auf das Konsumverhalten oder Kosten-Nutzen-Erwägungen der Haushalte, noch ausschließlich auf exogene Schocks zurückgeführt werden. Der zweite Artikel erweitert die Untersuchung um eine ländervergleichende Dimension. Es wird untersucht, welchen Erklärungsbeitrag ausgewählte Faktoren auf der Länderebene im Hinblick auf das Zahlungsrückstands- und Überschuldungsrisiko privater Haushalte in Europa liefern. Diese Variablen beziehen sich einerseits auf Politikmaßnahmen, die direkt auf Überschuldung abzielen (das durchschnittliche Niveau an Economic Literacy, Zugehörigkeit zu einem bestimmten Entschuldungsregime) und andererseits auf allgemeinere Wohlfahrtsstaatsindikatoren (Employment Regime, Nettoersatzrate bei Langzeitarbeitslosigkeit). Die Ergebnisse der geschätzten Mehrebenen-Regressionsmodelle für 27 europäische Länder legen nahe, dass den institutionellen Variablen zumindest bei der Erklärung von Überschuldung eine signifikante Bedeutung zukommt. Dies gilt insbesondere für auf den Arbeitsmarkt bezogenen Wohlfahrtsstaatsindikatoren (Employment Regime, Nettoersatzrate). 26 Angel, Stefan WISSENSCHAFTSPREIS DES SOZIALMINISTERIUMS FÜR JUNGAKADEMIKERiNNEN Abstracts der eingereichten Arbeiten Der dritte Artikel verfolgt zwei Ziele. Erstens wird anhand von Paneldaten für 21 europäische Länder geprüft, ob ein kausal interpretierbarer Effekt von Überschuldung auf das subjektive Gesundheitsempfinden besteht. Fixed Effects Panelregressionen zeigen, dass Überschuldung, gemessen durch Zahlungsrückstände die Wahrscheinlichkeit von schlechter subjektiver Gesundheit statistisch signifikant erhöhen. Der substantielle Effekt ist jedoch vergleichsweise gering. Die zweite Forschungsfrage fokussiert auf die Effektheterogenität von Überschuldung zwischen verschiedenen Ländern. Im Rahmen eines Mehrebenenmodells wird geprüft, ob institutionelle Faktoren auf der Länderebene den Effekt von Überschuldung auf Gesundheit moderieren. Institutionelle Indikatoren beziehen sich auf die Erreichbarkeit von Gesundheitsdiensten, Regulierungen in Bezug auf Schuldenmanagement und Schuldbefreiung, Streitbeilegung mit Banken/Versicherungen, und soziales Stigma durch Überschuldung. Empirische Evidenz für einen moderierenden Effekt findet sich nur für den Indikator zur Streitbeilegung mit Banken/Versicherungen. Je höher der länderspezifische Anteil an Personen, die zustimmen, dass es wenig aufwändig ist, Rechtsstreitigkeiten mit Banken/Versicherungen abzuwickeln, desto geringer ist der Effekt von Überschuldung auf Gesundheit in einem Land. Angel, Stefan 27 WISSENSCHAFTSPREIS DES SOZIALMINISTERIUMS FÜR JUNGAKADEMIKERiNNEN Abstracts der eingereichten Arbeiten 2. Angerer, Katharina Soziale Gerechtigkeit für Menschen mit Behinderungen Eine Diskussion anhand des Gerechtigkeitskonzepts von Günter Dux Masterarbeit. Leopold-Franzens-Universität Innsbruck. 2014 Die vorliegende Masterarbeit stellt die Frage nach einem geeigneten theoretischen Konzept, auf dessen Basis soziale Gerechtigkeit für Menschen mit Behinderungen diskutiert werden kann. Menschen mit Behinderungen werden, wie vielfach belegt wurde, aus verschiedenen Lebensbereichen (z.B. allgemeines Schulsystem, Arbeitsmarkt, ökonomische Sicherheit) exkludiert, d.h. sie erhalten nicht dieselben Teilhabechancen wie andere Mitglieder der Gesellschaft. Soziale Gerechtigkeit für Menschen mit Behinderungen wird in diesem Zusammenhang innerhalb der Disability Studies sowie der Theorie der sozialen Arbeit breit diskutiert (v.a. die Konzepte von Rawls, Sen, Honneth und Fraser). Im Rahmen dieser Arbeit wird die Auseinandersetzung des deutschen Soziologen Günter Dux mit sozialer Gerechtigkeit, die er als Möglichkeit des Zugangs zu den Errungenschaften einer Kultur begreift, hinsichtlich ihrer Anwendbarkeit auf die Lebenssituationen von Menschen mit Behinderungen untersucht. Soziale Gerechtigkeit in seiner Diktion lässt sich nur über eine Inklusion in das ökonomische System, das sich jedoch nicht in der Lage zeigt, alle zu inkludieren, erreichen. Breite Bevölkerungsschichten (darunter viele Menschen mit Behinderungen) bleiben aus dem ökonomischen System ausgeschlossen und erhalten somit nicht die Möglichkeit der vollen Teilhabe an anderen gesellschaftlichen Bereichen. Über die Entkoppelung von Arbeit und Einkommen durch eine Grundsicherung mit der Option zu arbeiten, entwirft Dux sein Bild einer sozial gerechten Gesellschaft. Eben jene Lösungsstrategie wird in der vorliegenden Arbeit hinsichtlich der Lebensrealitäten von Menschen mit Behinderungen durchleuchtet. Durch ein gesichertes Grundeinkommen in Kombination mit Arbeit, also finanzieller Absicherung, können sich die Teilhabechancen von Menschen mit und ohne Behinderungen erhöhen. Allerdings können verschiedene Barrieren, die Menschen mit Behinderungen an einer vollen Teilhabe an der Gesellschaft hindern, nicht zur Gänze abgebaut werden. Barrieren, die sich beispielsweise in Form von Vorurteilen oder aussondernden Institutionen äußern, werden durch ein rein auf ökonomischer Basis einsetzendes Gerechtigkeitskonzept wenig tangiert. Das Dux’sche Gerechtigkeitskonzept greift, wie gezeigt wird, auf die Lebenssituation von Menschen mit Behinderungen angewendet zu kurz. Um „allen die Möglichkeit zu geben, sich so in die Gesellschaft zu integrieren, dass sie an den ökonomischen und kulturellen Errungenschaften der Gesellschaft einen hinreichenden Anteil haben“ braucht es für Menschen mit Behinderungen weitreichendere Unterstützungsmaßnahmen als nur ökonomische Unabhängigkeit. Die Partizipation an allen Lebensbereichen für Menschen mit Behinderungen verlangt nach tiefergehenden Leistungen, die der Sozialstaat im Sinn von sozialer Gerechtigkeit 28 Angerer, Katharina WISSENSCHAFTSPREIS DES SOZIALMINISTERIUMS FÜR JUNGAKADEMIKERiNNEN Abstracts der eingereichten Arbeiten bereitstellen muss. Daher muss der Entwurf einer sozial gerechten Gesellschaft über eine Umverteilung von Arbeit und Einkommen, so die dieser Arbeit zu Grunde liegende These, um weitere Dimensionen ergänzt werden. Angerer, Katharina 29 WISSENSCHAFTSPREIS DES SOZIALMINISTERIUMS FÜR JUNGAKADEMIKERiNNEN Abstracts der eingereichten Arbeiten 3. Bauer, Gudrun Transnationale Pflege- und Betreuungsarrangements: Migrantinnen aus Osteuropa in der 24-Stunden-Betreuung in Österreich Dissertation. WU Wien. 2014 Diese kumulative Dissertation beschäftigt sich mit der Entwicklung, Bedeutung und Ausgestaltung transnationaler Pflege- und Betreuungsarrangements im Kontext von Österreich und osteuropäischen Ländern. Im Rahmen des ersten Artikels werden Entwicklungen im Bereich des häuslichen Pflege- und Betreuungsbereiches in Österreich analysiert. Die Studie widmet sich insbesondere den Implikationen pflegepolitischer Reformen für den häuslichen Pflege- und Betreuungsbereich vor dem Hintergrund einer traditionellen Familienorientierung, eines universellen Geldleistungssystems für Pflegebedürftigkeit und der Entwicklung eines privaten 24-Stunden-Betreuungsmarktes, in dem vorwiegend Frauen aus osteuropäischen Ländern beschäftigt sind. Trotz eines flächenmäßigen Ausbaus der häuslichen Pflege- und Betreuungsangebote sind es vor allem die eingeschränkte zeitliche Verfügbarkeit dieser Dienstleistungen, hohe private Kostenbeiträge für die Inanspruchnahme sowie die Verfügbarkeit der nicht-zweckgebundenen Pflegegeldleistung, welche einen Einfluss auf die zunehmende Nachfrage und Inanspruchnahme von 24-Stunden-Betreuung ausüben. Dabei fungiert 24-Stunden-Betreuung als zeitlich umfassendes Betreuungsangebot, stellt eine Alternative zur unbezahlten Angehörigenpflege dar und ersetzt tendenziell kostenintensive Pflege- und Betreuungsdienstleistungen des öffentlichen Pflege- und Betreuungssektors. Mit Artikel zwei werden die spezifischen Regelungen zur 24-Stunden-Betreuung in Österreich auf die emotionalen Erfahrungen der Migrantinnen mit der Betreuungsarbeit in Privathaushalten im Rahmen einer qualitativen Erhebung untersucht. Die transnationale Lebenssituation, basierend auf einer Pendelmigration, die Ausgestaltung der Arbeit als Live-in Beschäftigungsverhältnis als auch die spezifischen Arbeitsbedingungen in der 24-Stunden-Betreuung resultieren in vielfältigen emotionalen Erfahrungen. Mit den gesetzlichen Bestimmungen der 24-Stunden-Betreuung wurde zwar eine umfassende Regularisierung des vormals irregulären Betreuungsdienstes geschaffen, die spezifische regulatorische Ausgestaltung zieht jedoch eine Reihe emotionaler Anforderungen und Belastungen für die Betreuerinnen mit sich. Bedingt durch das zwei- bis vierwöchige Rotationssystem befinden sich 24-Stunden-Betreuerinnen in einer transnationalen Lebenssituation, die auch von einem transnationalen Familienleben und transnationalen Pflege- und Betreuungsverpflichtungen gekennzeichnet ist. In Artikel drei wird die Vereinbarkeit bezahlter 24-Stunden-Betreuungsarbeit in Österreich mit unbezahlten, familiären Care-Verpflichtungen im Heimatland (Kinderbetreuung, Pflege und Betreuung von älteren Angehörigen, Haushaltsarbeit) von Frauen aus Rumänien und der Slowakei in den Mittelpunkt der 30 Bauer, Gudrun WISSENSCHAFTSPREIS DES SOZIALMINISTERIUMS FÜR JUNGAKADEMIKERiNNEN Abstracts der eingereichten Arbeiten qualitativen Untersuchung gestellt. Dabei wird der Fokus insbesondere auf 24-Stunden-Betreuerinnen in einem fortgeschrittenen Erwerbsalter (ab 40 Jahren) gelegt. Vor allem Frauen im mittleren Alter (40 bis 50 Jahre) sind mit multiplen und teils hohen Pflege- und Betreuungsbedarfen von Angehörigen im Heimatland als Hauptbetreuungspersonen konfrontiert. Meist sind es Familienmitglieder, die als Ersatzbetreuungspersonen bestehende Pflege- und Betreuungsverpflichtungen im Heimatland während der Zeit der Abwesenheit der Migrantinnen übernehmen. Abgesehen von einer hohen Inanspruchnahme von institutionellen Kinderbetreuungseinrichtungen werden institutionelle Angebote für ältere Angehörige oder informell bezahlte Dienstleistungen nur marginal in die Reorganisation eingebunden. Dabei sind es vielfältige individuelle, familiäre, kulturelle, aber auch wohlfahrtsstaatliche Aspekte, die einen Einfluss auf die Reorganisation von informellen Care-Verpflichtungen im Heimatland ausüben. Die Ergebnisse weisen darauf hin, dass Migrantinnen im mittleren Alter einen besonderen Bedarf an finanzieller Unterstützung und institutionellen Dienstleistungsangeboten haben. Es liegt in einer transnationalen Verantwortung, Care-Defizite in den osteuropäischen Heimatländern zu verhindern und die Reorganisation von informellen Care-Verpflichtungen zu erleichtern. Bauer, Gudrun 31 WISSENSCHAFTSPREIS DES SOZIALMINISTERIUMS FÜR JUNGAKADEMIKERiNNEN Abstracts der eingereichten Arbeiten 4. Brandauer, Anna Planung eines Wohnungslosenheims: Im Spannungsfeld zwischen universitärer Lehre und Praxis Teil 1 Masterarbeit. WU Wien. 2014 Architektur wird als eine Gemeinschaftsleistung derer, die an einem Bau beteiligt sind, definiert. Um eine Bauaufgabe zu bewältigen, muss ein Konsens gefunden werden. So gilt es vor allem, auch beim Planungsprozess eines Wohnungslosenheims die Interessen vieler unterschiedlicher Stakeholder zu beachten. Welche Entscheidungen werden letztendlich getroffen und wie wirkt sich hierauf die Zusammenarbeit von Praktiker_innen und Studierenden aus? Diesen Fragen wurde in der vorliegenden Studie nachgegangen. Des Weiteren stehen Spannungsfelder, die bezüglich des organisatorischen Aushandlungsprozesses ausgemacht wurden, im Vordergrund. Die Studie nimmt dabei außerdem auf das Spezifikum eines Wohnungslosenheims Bezug und zeigt die Komplexität, die bei der Planung eines solchen Baus aufgrund der unterschiedlichen Anspruchsgruppen auftreten kann, auf. Das Forschungsdesign baut auf einer Methodentriangulation von Beobachtung, Gesprächsführung und Artefaktanalyse auf. Die Ergebnisse zeigen, dass ein Planungsprojekt, an dem mehrere Stakeholder beteiligt sind, trotz teils abweichender Interessen funktionieren kann, wenn ein gemeinsamer Grundkonsens gefunden wird. Dennoch ist es wichtig, alle Stakeholdergruppen ausfindig zu machen und ihre Einflussmöglichkeiten nicht zu unterschätzen. Denn der Bau des Wohnungslosenheims scheiterte letztendlich an einer solchen Stakeholdergruppe, nämlich an den Anrainer_innen. 32 Brandauer, Anna WISSENSCHAFTSPREIS DES SOZIALMINISTERIUMS FÜR JUNGAKADEMIKERiNNEN Abstracts der eingereichten Arbeiten 5. Breuer, Roman Ausübung des Pflegeberufs mit Behinderung Tabu oder Selbstverständlichkeit in der Ausbildung zum gehobenen Dienst für allgemeine ­Gesundheitsund Krankenpflege Masterarbeit. FH Campus Wien. 2014 Die vorliegende Arbeit beschäftigt sich mit den Möglichkeiten und Herausforderungen bei der Inklusion von Menschen mit Behinderung in die Ausbildung zum gehobenen Dienst für allgemeine Gesundheits- und Krankenpflege. Untersucht werden ausschließlich körperliche Behinderungen und die Pflegeausbildung an der Schule für allgemeine Gesundheits- und Krankenpflege am Allgemeinen Krankenhaus der Stadt Wien sowie der Fachhochschule Campus Wien. Im ersten Teil der Arbeit wird der theoretische Rahmen bezogen auf die Dimensionen Behinderung, Inklusion, Diversity Management und die Ausbildung zum gehobenen Dienst für Gesundheits- und Krankenpflege dargestellt. Mit einer Einzelfallanalyse wurde nach den Ursachen für die fehlende Inklusion von Menschen mit Behinderungen in der Pflegeausbildung gesucht. Die Erkenntnisse waren folgende: 1) Fehlendes Verständnis für die Herausforderungen und Potenziale der Menschen mit Behinderung, aber auch das unklare gesellschaftliche Bild des Pflegeberufes verhindern Inklusionsprozesse sowohl von gesellschaftlicher, als auch von Seite der Verantwortlichen der Ausbildungsstätten. 2) Aufgrund des fehlenden Bewusstseins bezüglich der Modelle und Definitionen von Behinderung versteht die Profession der Pflege in Österreich die Herausforderungen und Potenziale der Menschen mit Behinderung nicht und setzt sich auch nicht für deren Forderungen ein. 3) Weiters konnte festgestellt werden, dass der weiblich dominierte Beruf vergesellschaftet mit dem weiblichen Selbstverständnis und dem daraus resultierenden verdeckten Umgang mit Behinderung dazu führen, dass Pflegepersonal mit Behinderung so gut wie nicht sichtbar ist. Eingebettet in einen Diversity Management Plan speziell für die Fachhochschule Campus Wien werden im abschließenden dritten Teil international erprobte Lösungsansätze dargestellt, die die Integration von Menschen mit Behinderungen in die Pflegeausbildung ermöglichen. Breuer, Roman 33 WISSENSCHAFTSPREIS DES SOZIALMINISTERIUMS FÜR JUNGAKADEMIKERiNNEN Abstracts der eingereichten Arbeiten 6. Brilmayer, Susanne Der Wert der Advocacy-Funktion von Nonprofit Organisationen Masterarbeit. FH Campus Wien. 2014 Nonprofit Organisationen (NPOs) in ihrer Funktion der Interessenvertretung wurden aus politikwissenschaftlicher Sicht bereits hinsichtlich ihrer Bedeutung für die Wirksamkeit des Sozialstaates betrachtet. Die praktische Darstellung des Wertes der tatsächlich geleisteten anwaltschaftlichen Arbeit hingegen stellt selbst die großen Wohlfahrtsverbände in Österreich aktuell vor eine Herausforderung. Die vorgestellte Masterarbeit beschäftigt sich deshalb genau mit der Frage, worin der (Mehr-)Wert dieser Advocacy-Funktion aus praktischer Perspektive besteht und wie er aus eben dieser Perspektive zu fassen ist. Seine Ausprägung und Darstellung werden ausgehend von den existenten Selbstrepräsentationen der Organisationen beleuchtet, um einen umfassenden Einblick in den von NPOs praktisch gelebten und von Nonprofit ExpertInnen vertretenen aktuellen Diskussions- und Forschungsstand der Thematik in Österreich zu erhalten. Auf methodischer Grundlage der Grounded Theory wurde die Diskussion um den Wert von Advocacy und seine Darstellung betrachtet. Rund 120 Dokumente, ausgehend von NPO-eigenen Veröffentlichungen, wurden gesammelt und analysiert, Erkenntnisse am Material selbst reflektiert, zueinander in Beziehung gesetzt und neu verknüpft. Dabei ergeben sich zwei Herangehensweisen an den Wert der Interessenvertretung, die als „weicher“ und „harter“ Wert umschrieben werden können. Der „weiche“ Wert der Advocacy-Funktion liegt im Selbstanspruch der Nonprofit Organisation selbst, die sich zur Orientierung an Werten sowie zur Übernahme von Verantwortung für Mitmenschen aus ihrem Selbstverständnis heraus verpflichtet sehen. In diesem ideellen Wert ist die Advocacy-Arbeit ursprünglich legitimiert. Der Wert einer gelungenen Umsetzung der Advocacy-Arbeit zeigt sich aber erst in erreichten Wirkungen. Obwohl dieser Wert bzw. diese Wirkungen nicht einfach zu fassen sind, ist ihre Darstellung durchaus sinnvoll und machbar. Evaluationen bieten hierbei die Möglichkeit einer begründeten Annäherung durch Veranschaulichung der intendierten (Wirkungs-)Ergebnisse sowie Transparenz über den Prozess und die Logik der Wirkungsentstehung. Dazu ist es jedoch nötig, sich von monetären Werten und stark vereinfachenden Kennzahlen zu lösen. 34 Brilmayer, Susanne WISSENSCHAFTSPREIS DES SOZIALMINISTERIUMS FÜR JUNGAKADEMIKERiNNEN Abstracts der eingereichten Arbeiten Für die Bewertung und Darstellung des Wertes anwaltschaftlicher Arbeit ergibt sich damit ein Spannungsfeld, das von Seiten der NPOs ebenso wie von Seiten externer Stakeholder zu bedenken ist. Denn einerseits müssen „harte“ Werte durch Transparenz hinsichtlich Effizienz und Effektivität in der Arbeitsweise veranschaulicht werden, um auch Außenstehenden eine bewertende Einschätzung praktischer anwaltschaftlicher Arbeit zu ermöglichen. Andererseits jedoch spiegelt sich der „weiche“ Wert der Advocacy-Arbeit in Wertvorstellungen wider, deren ideelle Bedeutung selbst durch beste Evaluationen nicht zu erfassen sein wird. Auf Wunsch der Autorin wird folgende Anmerkung hinzugefügt: Susanne Brilmayer, Florentina Astleithner (2015): Lässt sich die Wirkung der Interessenvertretungsfunktion von Nonprofit Organisationen darstellen? In: soziales kapital wissenschaftliches journal österreichischer fachhochschul-studiengänge soziale arbeit, Nr. 14 (2015). [Veröffentlichung: 30.09.2015] Brilmayer, Susanne 35 WISSENSCHAFTSPREIS DES SOZIALMINISTERIUMS FÜR JUNGAKADEMIKERiNNEN Abstracts der eingereichten Arbeiten 7. Brossmann, Esther Partizipationschancen für alle? Sichtweisen Arbeitssuchender zur Beteiligung, exemplarisch dargestellt a ­ nhand des ­Arbeitsmarktbezirks Oberwart Diplomarbeit. FH Joanneum Graz. 2013 Die Masterarbeit thematisiert Partizipationsmöglichkeiten von arbeitssuchenden Personen im südburgenländischen Bezirk Oberwart. Ausgehend von Theorien zu Arbeit und Arbeitslosigkeit (vgl. Zilian 2000; Wacker 2001; Promberger 2008; Görz 1989) wird der Frage nachgegangen, inwieweit Arbeitssuchende in den Dimensionen politischer, sozialer sowie institutioneller Beteiligung im Arbeitsfindungsprozess partizipieren. Der erste Teil des zweiteiligen Forschungsdesigns, sammelt in Forschungswerkstätten (vgl. Grell 2010; Heimgartner/Pilch-Ortega 2005) gemeinsam mit 19 arbeitssuchenden Personen Themengebiete und Fragestellungen zu den einzelnen Partizipationsformen. Entlang der Ergebnisse dieser Forschungswerkstätten wurde ein Fragebogen entwickelt, den 74 TeilnehmerInnen aktivierender Kursmaßnahmen ausfüllten. Mit den Erhebungen können die Partizipationserfahrungen der Zielgruppe differenziert und tiefergehend analysiert werden. Die Ergebnisse zur politischen Partizipation zeigen deutlich, dass Arbeitssuchende vielfach ihre demokratischen Rechte im Bereich der politischen Partizipation nicht wahrnehmen. Das Engagementpotenzial auf politischer Ebene kann in allen analysierten Formen als gering beschrieben werden. Gemäß der Definition von van Deth (2000) können die Arbeitssuchenden als Betroffene bezeichnet werden. Diese Gruppe kennzeichnet sich durch ein geringes Interesse an Politik und ein geringes Engagementpotenzial an diesem Bereich, zeitgleich ist aber ebendiese Gruppe vielfach von politischen Entscheidungen direkt und persönlich betroffen, wie z.B. im Bereich der Arbeitsmarkt- oder Sozialpolitik. In der sozialen Partizipation, verstanden als Engagementform, die über den sozialen Nahraum hinauswirkt, aber keinerlei politische Mandate beinhaltet (vgl. Roßteuscher 2009), sind die Ergebnisse differenzierter. Die Beteiligungsquote in Vereinen erreicht ähnlich hohe Werte wie jene im ersten österreichischen Freiwilligenbericht (Bundesministerium für Arbeit, Soziales und Konsumentenschutz 2009). Mit fortlaufender Dauer der Arbeitslosigkeit ist ein Rückzug aus diesen Engagementformen zu beobachten. Finanzielle Einschränkungen und Stigmatisierung führen laut Angaben der Befragten in den Forschungswerkstätten zu diesem Rückzug. 36 Brossmann, Esther WISSENSCHAFTSPREIS DES SOZIALMINISTERIUMS FÜR JUNGAKADEMIKERiNNEN Abstracts der eingereichten Arbeiten Der Bereich der Beteiligung im Arbeitsfindungsprozess ist vom grundsätzlichen Machtungleichgewicht in Bezug auf das AMS gekennzeichnet. Partizipation findet hier wenig formalisiert statt und hängt stark vom unmittelbaren Engagement der Professionellen wie auch der Betroffenen ab. Brossmann, Esther 37 WISSENSCHAFTSPREIS DES SOZIALMINISTERIUMS FÜR JUNGAKADEMIKERiNNEN Abstracts der eingereichten Arbeiten 8. Burggraf, Norbert „Das Verhältnis des heutigen finanziellen Einkommens und des ­damit ­verbundenen monetären Auskommens in konsumgesellschaftlichen ­Lebenslagen von heute. Ein Vergleich über vier Jahrzehnte von 1972 bis 2012.“ Masterarbeit. Joseph Schumpeter Institut Wels. 2012 Das für die gegenständliche Arbeit übergeordnete Generalthema beschäftigt sich mit der „Einkommensund Konsumgesellschaftsproblematik – die Kluft zwischen Einkommen und Ausgaben nimmt zu“. Das daraus gewählte Sub-Thema behandelt „Das Verhältnis des heutigen finanziellen Einkommens und des damit verbundenen monetären Auskommens in konsumgesellschaftlichen Lebenslagen von heute. Ein Vergleich von vor vier Jahrzehnten (explizit der Lebenserhaltungskosten aus dem Jahre 1972) bis ins Jahr 2012.“ Während in den letzten vier Jahrzehnten die Mieten und Lebenserhaltungskosten, gemessen am Verdienst eines jungen Durchschnittsarbeitsnehmers viel höher angestiegen sind, hat sich dennoch ein Trend zur Konsumgesellschaft entwickelt. Im Jahre 1972 betrug der Verdienst eines jungen Durchschnittsarbeitnehmers zirka 2.700,00 ATS (etwa 196,00 EUR), und die Miete für eine 100 m² Gemeindewohnung machte ungefähr 870,00 ATS (etwa 63,00 EUR) aus. Vier Jahrzehnte später beträgt der Verdienst eines Durchschnittsarbeitnehmers zirka 16.000,00 ATS (etwa 1.150,00 EUR), also mehr als das 5-fache von damals. Die Miete für eine 100 m² Gemeindewohnung stieg hingegen auf 600,00 bis 700,00 EUR an, das wäre ungefähr 10-mal höher als im Jahre 1972. Dies bedeutet, dass nicht wie damals die Miete etwa 30 % des Gehaltes ausmacht, sondern über 50 %. Es ist offensichtlich, dass die Kaufkraft immer geringer wird, jedoch die Anforderungen an jeden Einzelnen immer größer werden. Das divergierende Verhältnis von Verdienst und Lebenserhaltungskosten wächst ständig und hält die Gesellschaft dennoch nicht davon ab, sich weiterhin zu einer wachsenden Konsumgesellschaft zu entwickeln. 38 Burggraf, Norbert WISSENSCHAFTSPREIS DES SOZIALMINISTERIUMS FÜR JUNGAKADEMIKERiNNEN Abstracts der eingereichten Arbeiten 9. Burkhardt, Laura Pädagogisch relevante Beziehungsmuster zwischen Männern und Kindern – eine videoanalytische Studie zu den Interaktionsmustern männlicher K ­ indergartenpädagogen Diplomarbeit. Leopold-Franzens-Universität Innsbruck. 2014 Die Diplomarbeit greift die wissenschaftliche und mediale Diskussion über die Wirkung männlicher Kindergartenpädagogen auf. Im Rahmen der multimethodalen Pilotstudie W-INN (Wirkungsstudie Innsbruck) nimmt diese qualitative Teilstudie die Interaktionen zwischen männlichen Pädagogen und Kindergartenkindern in den Fokus. Videoaufnahmen aus dem Kindergartenalltag werden im Hinblick auf die Bedeutung der Interaktionen für die Kinder untersucht. Zwei videographierte Mann-Kind-Interaktionen werden mit einem sequenzanalytischen Konzept ausgewertet und mit zwei Frau-Kind-Interaktionen kontrastiert. Die detaillierten Fallstudien zeigen ein Interaktionsmuster männlicher Pädagogen auf, das aus einer speziellen Kombination „weicher“ und „harter“ Interaktionselemente besteht. Dies weist – bezugnehmend auf entsprechende Parallelen zu Theorien und Fallberichten aus relevanter Literatur – auf eine potentiell entwicklungsförderliche Interaktionsweise männlicher Kindergartenpädagogen hin. Die Ergebnisse der Diplomarbeit spezifizieren damit die Hypothese, dass professionell ausgebildete Männer auf ihre spezielle Art ebenso wie weibliche Fachkräfte den pädagogischen Alltag bereichern können. Burkhardt, Laura 39 WISSENSCHAFTSPREIS DES SOZIALMINISTERIUMS FÜR JUNGAKADEMIKERiNNEN Abstracts der eingereichten Arbeiten 10. Dahlvik, Julia “Administering Asylum Applications” Dissertation. Universität Wien. 2014 The focus of this thesis is put on the social practices and processes involved in administering asylum applications. Drawing primarily on structuration theory and the theory of social practices, the everyday work of first-instance decision-making officials in a branch of the former Austrian Federal Asylum Office (FAO), a unit of the Ministry of Interior, is explored in detail. The presented findings are based on the ‘crystallization’ of semi-structured interviews with decision makers, participant observation of the office life and of interviews with asylum claimants, as well as artefact analysis. Data analysis followed mainly the approach of interpretive social research. In the first part of the thesis, sociological perspectives on social action in organisations and public administration relevant for this research are discussed, followed by a presentation of the legal aspects of asylum. The legal framework of the asylum procedure includes human rights, international and supranational law as well as Austrian asylum law. The second part is dedicated to the presentation and discussion of the findings from the qualitative empirical research along three fields: (1) the organisation: structural framework and working conditions at the FAO; (2) organisational processes: procedures, actors and actants involved in administering asylum applications; (3) patterns of social practices: dealing with four dilemmas in everyday work. In a summarising discussion, the challenges associated with practising law in a bureaucratic organisation and determining refugee status as well as the importance of social construction in the administration are explored. In the third part, the research design and methodology are explained. The thesis can be understood as a contribution to the sociology of organisations and public administration, to the sociology of law and of migration. Diese Arbeit wurde in englischer Sprache verfasst. 40 Dahlvik, Julia WISSENSCHAFTSPREIS DES SOZIALMINISTERIUMS FÜR JUNGAKADEMIKERiNNEN Abstracts der eingereichten Arbeiten 11. Denner, Carina „Intergenerationale Zusammenarbeit und Führung. Eine qualitative Analyse der Herausforderungen am Arbeitsplatz aus der Sicht von HR-ManagerInnen“ Diplomarbeit. Universität Wien. 2014 Tagtäglich treffen sich Personen unterschiedlicher Generationen am Arbeitsplatz um idealerweise gemeinsam etwas Produktives zu schaffen. Viele Autoren haben sich damit beschäftigt, wie jede Generation für sich und im Vergleich zum Leben, zur Arbeit und vielem mehr eingestellt ist. Diese Arbeit stellt sich der Herausforderung, das komplexe Thema intergenerationaler Zusammenarbeit zu explorieren und mithilfe von ExpertInneninterviews auch Lösungsansätze aufzudecken. Anders als in bisheriger Literatur soll vor allem die Handlungsebene mehr in den Fokus gerückt werden. Das Generationsthema ist jedoch nicht nur in der Forschung ein aufstrebendes, auch in den Medien finden sich Begriffe wie Millennials, Generation Y oder Baby Boomer tagtäglich wieder. Eine kurze Suche bei Google (unter News) zeigt mehrere zehntausend Artikel zu den Generationsbegriffen in weniger als einer Sekunde. Meist sind die Artikel nur wenige Stunden alt, manchmal einen Tag. Die Generationsthematik ist durch die Vielzahl an medialer Quellen präsenter denn je. Doch was versteht man unter einer Generation genau und welche Aussagen basieren auf wissenschaftlichen Erkenntnissen und nicht nur auf der Meinung eines Autors/einer Autorin? Die Sozialwissenschaften liefern grundlegende Kenntnisse zu Themen wie Gruppenbildung oder Erwartungstheorien, die als Basis zur Erforschung der Zusammenarbeit dienen. Darüber hinaus gibt es in der Generationsforschung Erkenntnisse zu Einstellungen und Verhaltenstendenzen jeder Generation, die voraussagen können, wie sich die Generationen in der Zusammenarbeit verhalten. Interviews mit ExpertInnen aus der Praxis liefern mithilfe einer qualitativen Inhaltsanalyse Aufschluss über die intergenerationale Zusammenarbeit und Führung. Manche ExpertInnen sehen die ältere Generation gehemmt aufgrund von Ängsten oder Vorurteilen. In der Kommunikation fallen die kritische und direkte Art der Millennials auf, welche der auf Formalitäten bestehende Baby Boomer Generation gegenübersteht. Intergenerationale Führung sei besonders dann kritisch, wenn das traditionelle Rollenbild (Alt führt Jung) umgeworfen wird. Generation Y legt Wert auf Sinnhaftigkeit und führt in diesem Sinne kooperativ und partizipativ. Baby Boomer schätzen Hierarchie und Struktur, was sich gleichermaßen im Führungsstil widerspiegelt, welcher als autoritär und kontrollierend beschrieben wird. Denner, Carina 41 WISSENSCHAFTSPREIS DES SOZIALMINISTERIUMS FÜR JUNGAKADEMIKERiNNEN Abstracts der eingereichten Arbeiten Abschließend konnte diese Arbeit aufdecken, dass es Unterschiede zwischen Unternehmen in Abhängigkeit der durchschnittlichen MitarbeiterInnenqualifikation gibt. In ExpertInnenorganisationen findet deutlich mehr Kooperation statt als in Organisationen mit beispielsweise geringeren Qualifikationsanforderungen. Hier gilt es noch aufzudecken, ob dies tatsächlich an der Qualifikation der MitarbeiterInnen liegt oder an den Strukturen und Rahmenbedingungen der jeweiligen Unternehmen. 42 Denner, Carina WISSENSCHAFTSPREIS DES SOZIALMINISTERIUMS FÜR JUNGAKADEMIKERiNNEN Abstracts der eingereichten Arbeiten 12. Dlabaja, Cornelia Urbane Raumproduktion Eine Analyse des Wandels von Stadträumen am Beispiel des Wiener ­Brunnenviertels Masterarbeit. Universität Wien. 2013 Die Fragestellung, welche im Rahmen der Masterarbeit bearbeitet wurde, lautet: „Wie kann der Prozess des Wandels und der Umdeutung von Stadträumen aus einer sozialwissenschaftlichen Perspektive erforscht werden?“. Diese Frage wurde im Zuge der empirischen Untersuchung des Brunnenviertels mittels einer Mehrebenenanalyse beantwortet. Dabei wurde eine Methodentriangulation aus den Methoden der interdisziplinären Stadtforschung, wie der Methoden der Sozialraumanalyse, Bildanalyse, Medienanalyse, Leitfaden gestützter Interviews und Dokumentenanalyse vorgenommen. Das Ergebnis der Empirie geleiteten Theoriebildung und der daran anknüpfenden theoretischen Rückkoppelung ist ein Analysegerüst urbaner Raumproduktionen. Das Analyseraster wurde zur Untersuchung des Wandels, der Konstitution und der Nutzung des Stadtraums entwickelt. Entlang der raumtheoretisch fundierten Thesen über den Stadtraum wird das Analyseinstrument nun kurz skizziert. Räume werden demzufolge von AkteurInnen, eingebettet in gesellschaftliche Rahmenbedingungen, auf der mikrosozialen Handlungsebene durch die Aneignung des Raumes und das Platzieren von sozialen Gütern, im Prozess der Synthese und des Spacing an Orten generiert. Ich greife damit auf den relationalen Raumbegriff von Löw (2001) zurück, welchen ich um den Begriff der AkteurInnen und Ebenen der Raumproduktion erweitere. Die Mikro-Meso-Makro Ebene des Raumes realisieren sich in den Momenten des Raumes (Lefèbvre 1974), nämlich der räumlichen Praxis, der Repräsentation des Raums und den Räumen der Repräsentation gleichzeitig, damit beziehe ich mich auf Lefèbvre (1974) und Läpple (1991). Der Wandel des Stadtraums wird entlang seiner sozialräumlichen Dimensionen: der historischen, medialen und materiell-symbolischen Ebene, sowie aus den verschiedenen Akteurperspektiven und der Wahrnehmungsebene untersucht, womit ich mich auf sozialräumliche Dimensionen beziehe (vgl. Datler/ Keckeis/ Reinprecht 2009). Die AkteurInnen der Raumproduktion sind mit unterschiedlichen Ressourcen und mit unterschiedlicher Entscheidungsgewalt ausgestattet. Raum wird von individuellen und kollektiven AkteurInnen als relationale (An)Ordnung von Lebewesen, sozialen Gütern an Orten produziert. Mit dem Begriff der Produktion von Orten beziehe ich mich explizit auf Lefèbvre, welcher damit erstens hervorhebt, dass Räume immer hierarchisch und damit die räumlich Realisierung von Machtverhältnissen sind. Zweitens verweist er damit darauf, dass gesellschaftliche Räume nicht naturgegeben sind, sondern im gesellschaftlichen Produktionsprozess generiert werden. Für die empirisch fundierte Analyse des Wandels von Stadtquartieren bedarf es den Befunden der Untersuchung des Brunnenviertels zur Folge einer transdisziplinären Akteurs- und Mehrebenenanalyse, die sich aus quantitativen Analysen von soziostrukturellen, ökonomischen und Bestandsdaten auf der einen Seite und qualitativen Methoden auf der anderen Seite zusammensetzen. Dlabaja, Cornelia 43 WISSENSCHAFTSPREIS DES SOZIALMINISTERIUMS FÜR JUNGAKADEMIKERiNNEN Abstracts der eingereichten Arbeiten 13. Dundler, Patricia Waiting Times and Waiting Time Management for Elective Surgery in Austria The patients’ perspective on WTs for joint replacement surgeries in Lower Austria Masterarbeit. FH Burgenland. 2013 1. Background: Waiting times for elective surgeries in Austria are not systematically recorded. There is however some indications that long waiting times exist and are a problem for patients not to mention costly for the health care system. It would appear that the distribution of waiting times is uneven and patients are ranked/prioritized for care in a non-systematic fashion. 2. Methods: The thesis consists of a literature review with searching carried out using various databases and an analysis of reference lists. The empirical part of this thesis is based on a quantitative approach investigating patients’ perspective on waiting times for joint replacement surgeries in Austria. Patients in two rehabilitation centers in Lower Austria (n=131) were asked to complete a questionnaire about their waiting times, waiting time management and other aspects. 3. Results: The literature review shows that waiting times are not that problematic for patients if seen exclusively from a medical point of view. Nevertheless, patients’ experiences and patients’ quality of life is negatively affected during long waiting times. The average waiting time in a public hospital is approximately 21 weeks (around five months). Although 16% of patients do have private health insurance, only three percent of surgeries have been performed in a private hospital. Furthermore the survey shows that there is a significant difference between waiting times for patients with and patients without private health insurance (p < 0.05). Conclusion: The survey shows that there is evidence of long waiting times in Austria, in some cases significantly long waiting times and prioritization/ranking of patients is still not transparent. Due to the lack of comprehensive data and established indicators concerning waiting times, further research and action for more transparency is required. Diese Arbeit wurde in englischer Sprache verfasst. 44 Dundler, Patricia WISSENSCHAFTSPREIS DES SOZIALMINISTERIUMS FÜR JUNGAKADEMIKERiNNEN Abstracts der eingereichten Arbeiten 14. Durmus, Mustafa Islamische Finanzgeschäfte – Die Bedeutung von Sukuk Diplomarbeit. Karl-Franzens-Universität Graz. 2014 In der vorliegenden Arbeit wird ein Begriff der islamischen Bankpraxis näher erläutert, mit dem sich auch schon das Österreichische Normungsinstitut (Austrian Standards) im Rahmen seiner ONR 142001-1 über Islamic Banking im Bemühen auseinandergesetzt hat, eine mit dem österreichischen Recht kompatible Institution zu schaffen. Handelt es sich doch bei „sukuk“ um ein sich zunehmend auch außerhalb des islamischen Rechtskreises (insbesondere United Kingdom) etabliertes Investmentprodukt des islamischen Finanzwesens, welches das Zins- und Spekulationsverbot (riba, gharar, maysir) in der islamischen Rechtstradition achtet, denn diese islamischen Investmentzertifikate bzw. Anleihen, versprechen keine Zinsen und bieten Anlegern nur vom Koran erlaubte Gewinngutschriften, so dass sie das Zinsverbot einhalten. Darüber und über jene Konstruktionen, die wie murabaha, musharaka, mudaraba ein ähnliches Ergebnis wie Verzinsung bewirken, aber nach der Scharia keine verbotenen Zinsen sind, sowie über die unterschiedlichen „fremdkapitalnahen“ und fremdkapitalfernen“ Sukuk Formen handelt die Arbeit. Diese erweisen sich als zukunftsträchtig, da auch die Zahl der in Österreich dauerhaft niedergelassenen Muslimen, die an scharia- konformen Anlageformen, die zugleich mit dem österreichischen Vertrags- und Finanzanlagenrecht kompatibel sind, interessiert sind, stetig wächst und die Entwicklung hierzulande der anderswo in der Europäischen Union – insbesondere im United Kingdom und in Deutschland – etablierten bzw. sich etablierenden Praxis im Islamic Banking nachhinkt. Ein weiteres Ziel der Arbeit ist es, das aus den Medien hervorkommende Bild des Islam, das von Terroraktivitäten und Radikalisierung einer Minderheit der Muslime geprägt ist und in dem einerseits vor allem Begriffe wie Islamismus, Dschihadismus, Salafismus, Reislamisierung des Rechts u.Ä.m. im Vordergrund stehen und andererseits berechtigte Islamismuskritik mit Islamophobie gleichgesetzt wird, zurecht zu rücken und zur Abbau der undifferenzierten Ängste vor dem Islam beizutragen. Durmus, Mustafa 45 WISSENSCHAFTSPREIS DES SOZIALMINISTERIUMS FÜR JUNGAKADEMIKERiNNEN Abstracts der eingereichten Arbeiten 15. Eder, Jakob Wie erfolgreich altern Österreichs Unternehmen? Die demographische Alterung und ihre Herausforderungen für Politik und Wirtschaft. Masterarbeit. Universität Wien. 2013 Wie viele andere westliche Staaten ist auch Österreich von der demographischen Alterung der Bevölkerung betroffen. Die Lebenserwartung steigt und die Geburtenraten liegen seit längerem unter dem Ersetzungsniveau. Hierzulande sorgt allerdings eine relativ hohe Zuwanderung dafür, dass die Bevölkerungszahl bis 2050 steigen und die Zahl der Erwerbspersonen nur geringfügig – wenn überhaupt – zurückgehen wird. Die Verfügbarkeit von Arbeitskräften wird sich zwischen Ballungszentren und Peripherie allerdings sehr unterschiedlich entwickeln. Die Bevölkerung im arbeitsfähigen Alter wird jedoch immer älter. Auch werden höhere Erwerbsquoten von Personen über 50 Jahren notwendig sein, um die staatlichen Sicherungssysteme im aktuellen Umfang aufrechterhalten zu können. So hat auch die Politik seit Mitte der 1990er Jahre zunehmend den Zugang zum Pensionssystem erschwert und Förderinstrumente zur Beschäftigung älterer Arbeitnehmer geschaffen. Damit ändern sich auch die Rahmenbedingungen für Österreichs Unternehmen, bei denen es sich hauptsächlich um Klein- und Mittelunternehmen (KMUs) handelt. Diese müssen zunehmend ältere Personen beschäftigen, um ihre Güter und Dienstleistungen produzieren zu können, vor allem in technischen Branchen, in denen der Fachkräftemangel derzeit schon ein Problem ist. Somit muss sich auch das Personalmanagement an diese Entwicklung anpassen. Hier wurden in den letzten Jahren erste Planungsinstrumente entwickelt, wie etwa die Altersstrukturanalyse oder der Arbeitsbewältigungsindex. Weitere Erkenntnisse aus der Wissenschaft zeigen, dass viele negative Merkmale, die älteren Arbeitnehmern zugeschrieben werden, empirisch nicht haltbar sind. Neue Führungsstile, neue Formen der Unternehmenskultur, sowie Initiativen und Förderungen gezielt für ältere Mitarbeiter werden notwendig sein, um in Zukunft Personalengpässe zu vermeiden und bei häufigeren Pensionsantritten nicht zu viel personenbezogenes Wissen zu verlieren. Wie die Befragung von 142 Unternehmen gezeigt hat, beschäftigen sich in Österreich eher Großunternehmen aktiv mit der Thematik. Sie verwenden Planungsinstrumente und bieten bereits entsprechende Maßnahmen für ihre älteren Arbeitnehmer an. Für den Großteil der Unternehmen – vor allem für KMUs – ist die demographische Entwicklung allerdings noch kein Thema. Die Mehrheit glaubt auch nicht, dass die Alterung der Erwerbspersonen mittelfristig für sie ein Problem werden wird. Dennoch haben bereits heute viele Betriebe Probleme, entsprechend qualifizierte Fachkräfte und Lehrlinge zu finden und viele 46 Eder, Jakob WISSENSCHAFTSPREIS DES SOZIALMINISTERIUMS FÜR JUNGAKADEMIKERiNNEN Abstracts der eingereichten Arbeiten gehen davon aus, dass ihre Belegschaft in den nächsten Jahren zunehmend altern wird. Eine aktive Auseinandersetzung mit dem Phänomen der demographischen Alterung wird auch für Österreichs Betriebe also immer wichtiger werden. Eder, Jakob 47 WISSENSCHAFTSPREIS DES SOZIALMINISTERIUMS FÜR JUNGAKADEMIKERiNNEN Abstracts der eingereichten Arbeiten 16. Edlinger, Alexandra Fremdsprachen Lernen im Alter: Dynamiken sozialer, psychologischer und linguistischer Faktoren Dissertation. Karl-Franzens-Universität Graz. 2013 Vor dem demografischen Hintergrund der alternden Gesellschaft und der von der EU propagierten Devise des Lebensbegleitenden Lernens ist Lernen im Alter ein brandaktuelles, jedoch wenig erforschtes Thema. Die zentrale Fragestellung dieser Arbeit lautet daher: Welche Dynamiken können positive Lernerfahrungen im Alter möglich machen? Dieser Leitfrage wird in vier Unterfragen auf den Grund gegangen: 1) Welche positiven Lernerfahrungen erleben ältere LernerInnen im Zusammenhang mit dem Besuch eines Sprachkurses? 2) Wie sehen LernerInnen Zusammenhänge zwischen Alter und Sprachlernaktivitäten? 3) Wie können frühere Lebenserfahrungen, Einstellungen und Überzeugungen zum Sprachlernen an sich, zum Alter(n) und speziell zum Sprachlernen im Alter beeinflusst haben? 4) Welche Dynamiken sozialer, psychologischer und linguistischer Faktoren könnten das Entstehen positiver Lernerfahrungen begünstigen? Eine Annäherung an diese Fragen erfolgt von verschiedenen theoretischen Standpunkten aus. Der psychologische Faktor Motivation zur Sprachlernaktivität wird vor dem Hintergrund der Selbstbestimmungstheorie untersucht. Menschliches Handeln beruht nach dieser Theorie auf der Befriedigung dreier psychologischer Basisbedürfnisse: Den Bedürfnissen nach Autonomie, Kompetenz und Beziehung. Soziale Faktoren von Lernerfahrungen werden unter dem Gesichtspunkt gesellschaftlicher Diskurse analysiert. Verinnerlichte altersdiskriminierende Diskurse spielen im Lernverhalten Älterer eine bedeutende Rolle. Linguistische Faktoren finden sich in Sprachbeherrschung und Einschätzung der Sprachbeherrschung, Sprachlernbiografien und Einstellungen zum Sprachen Lernen. Der Zusammenhang dieser verschiedenen Faktoren wird durch die Dynamic Systems Theory verdeutlicht. 48 Edlinger, Alexandra WISSENSCHAFTSPREIS DES SOZIALMINISTERIUMS FÜR JUNGAKADEMIKERiNNEN Abstracts der eingereichten Arbeiten In einem komplexen System, wie der/die LernerIn eines darstellt, stehen die einzelnen Komponenten in einer non-linearen Interaktion, beeinflussen sich gegenseitig. Die Entwicklung innerhalb eines Systems ist nicht vorhersagbar. Dennoch sind Muster erkenn- und LernerInnentypen ausmachbar. Darauf aufbauend wurden in dieser Arbeit LernerInnentypen von älteren LernerInnen, die erfolgreiches Lernen erfahren, rekonstruiert. Die empirische Untersuchung besteht aus 27 Individualuntersuchungen älterer SprachlernerInnen. Die Testbatterie beinhaltet ein leitfadenorientiertes Interview, einen Fragebogen zur Motivation, eine Selbsteinschätzung der Sprachkenntnisse und einen Sprachtest. Daraus entstehen qualitative und quantitative Daten, die hermeneutisch in MaxQDA und statistisch in SPSS ausgewertet und zueinander in Beziehung gesetzt werden. Die LernerInnentypen bestätigen einen starken Zusammenhang zwischen Lebens-, Berufs- und Bildungserfahrungen und Sprachlernaktivitäten im Alter. Der verinnerlichte Altersdiskurs findet sich in negativen Einstellungen der LernerInnen zu Sprachen Lernen im Alter. Positive Lernerfahrungen entstehen je nach LernerInnentyp durch soziale Kontakte, Sprachkontakte außerhalb des Sprachkurses oder einer Stimulation, die das Lernen und insbesondere das Sprachen Lernen auslöst. Für die Unterrichtspraxis mit Älteren ergibt sich die Notwendigkeit einer gezielten LehrerInnenfortbildung, um verinnerlichte Altersstereotype hinterfragen zu können und in Folge dem von den LernerInnen verinnerlichten Altersdiskursen im Unterricht aktiv entgegenzuwirken. Lernen im Alter ist nicht nur eine Möglichkeit, sondern auch eine Notwendigkeit, um sich selbst als aktives Mitglied der Gesellschaft zu erfahren und ein autonomes Leben zu führen. Edlinger, Alexandra 49 WISSENSCHAFTSPREIS DES SOZIALMINISTERIUMS FÜR JUNGAKADEMIKERiNNEN Abstracts der eingereichten Arbeiten 17. Ehrhardt, Saskia Soziale Ressourcen und Netzwerke der BewohnerInnen der Betreuten ­Startwohnungen der Caritas der Erzdiözese Wien. Masterarbeit. FH Campus Wien. 2014 Mit der vorliegenden Arbeit ist es im Zusammenwirken mit der Einrichtung der Betreuten Startwohnungen der Caritas der Erzdiözese Wien und deren BewohnerInnen gelungen, mittels einer Vollerhebung soziale Ressourcen und Netzwerke dieser BewohnerInnen zu beschreiben. In dieser bislang einzigen Studie in Österreich, die sich der Lebenslage einer Gruppe von Wohnungslosen hinsichtlich deren sozialen Ressourcen und Netzwerken widmet, konnten wertvolle Informationen im Hinblick auf Ressourcennutzung und Förderung der Teilhabe gewonnen werden. Einerseits fordern FördergeberInnen sozialer Dienstleistungen vermehrt eine Orientierung auf die Ressourcen der jeweiligen Klientel. Ressourcen von KlientInnen sollen gefördert und genutzt werden, um die Teilhabechancen zu verbessern und soziale Problemlagen zu überwinden. Andererseits gibt es gerade im Bereich der Wohnungslosenhilfe Studien, die sich mit den Defiziten wohnungsloser Personen befassen. Wohnungslose gelten als schwer zu erreichende Personengruppe. Zum Stichtag 01.06.2013 wurden mittels einer standardisierten Befragung alle volljährigen BewohnerInnen der Betreuten Startwohnungen der Caritas der Erzdiözese Wien über die Ausprägung ihrer sozialen Ressourcen sowie ihre Netzwerke befragt. Im Ergebnis lassen sich Indikatoren feststellen, die einen Rückschluss auf die Ausprägung der sozialen Ressourcen und Netzwerke der BewohnerInnen der Betreuten Startwohnungen der Caritas der Erzdiözese Wien erlauben. Solche Indikatoren sind z.B. das Geschlecht und das Alter der KlientInnen, aber auch die Haushalt- und Netzwerkgröße. Damit leistet die Arbeit einen wichtigen Beitrag, die Lebenslage wohnungsloser Menschen aus ressourcenorientierter Sicht zu beschreiben. Es ist möglich, mittels der Informationen über die Ausprägung sozialer Ressourcen und Netzwerke Rückschlüsse auf die Planung und Durchführung von sozialen Interventionen zu ziehen und so zur Verbesserung der Teilhabe der KlientInnen beizutragen. 50 Ehrhardt, Saskia WISSENSCHAFTSPREIS DES SOZIALMINISTERIUMS FÜR JUNGAKADEMIKERiNNEN Abstracts der eingereichten Arbeiten 18. Eilmsteiner-Saxinger, Gertrude Mobile Leben der FernpendlerInnen in der Erdgas- und Erdölindustrie im ­Norden Russlands Dissertation. Universität Wien. 2013 Die sich stets weiter in den arktischen Norden verlagernden Abbaugebiete von Erdöl und Erdgas erfordern die zunehmende Anwendung des Fernpendelns zur Arbeitskräftebereitstellung in abgelegenen Ressourcenperipherien in Russland. Die vorliegende Dissertation ist eine explorative Forschung, die zur Schließung einer beachtlichen Lücke in der internationalen Erforschung des Fernpendelns beitragen soll. In öffentlichen Diskursen sowie teilweise auch im akademischen Bereich wird Fernpendeln vielfach als eine nur schwer erträgliche und sozial problematische Form des Erwerbslebens konzipiert. Insbesondere ist dies der Fall hinsichtlich der Bereiche von Interaktion der FernpendlerInnen mit den Anrainergesellschaften in den Rohstoffregionen sowie hinsichtlich des Bereiches Familienleben. Daraus resultiert, dass das Leben als FernpendlerIn oftmals als abnormal verstanden wird. Meine Forschung bei mobil und multilokal lebenden FernpendlerInnen im west-sibirischen, subarktischen Norden Russlands zeigt allerdings, dass diese Gruppe sich aus den unterschiedlichsten Typen von Menschen zusammensetzt, die aufgrund von Gender, Alter und beruflichen Positionen sowie hinsichtlich ihrer Vorstellungen, Werte und Ideen different sind. Im Zentrum der vorliegenden Arbeit stehen die diversifizierten Konzeptionen von Normalität und Normalisierung dieses Lebensstiles, welcher sich durch die Formen der sozialen Gestaltung der Sphären des Zuhause – der Reise – der Schicht begründet. Im Fokus des Forschungsinteresses stehen die Wege der Bewerkstelligung der Integration und Verhandlung dieser divergierenden, getrennten, aber ebenso stets verbundenen bedeutungsvollen Lebenssphären. Die empirische Forschung basiert auf qualitativer Ethnographie in einem mobilen und multiplen Feld, das die Zentralregionen und den Norden Russlands umschließt. Die theoretische Einbettung kreist um Themen der Mobilität und Multilokalität, des sozialen Raumes, des sich Orte Schaffens, der sozialer Differenz, der Normalisierung und der Interaktion von Menschen mit ihrer materiellen Welt. Basierend auf Forschung auf der Mikroebene und ihrer Einbettung in ein globales politisches und ökonomisches Gefüge zeigt die Arbeit Einsichten in die heutige Gesellschaft in Russland. Die Ergebnisse zeigen, dass FernpendlerInnen nicht in einem sozialen Vakuum leben, sondern so different sind, wie es die Mehrheitsgesellschaft ist. Daher sollten mobile Beschäftigte weniger als statische Humanressource betrachtet werden, sondern vielmehr als aktive, reflektierte TeilhaberInnen der Petroleumindustrie, die klare Vorstellungen von der Ausgestaltung des Fernpendelns und eines solchen Lebens haben. Nur so können sie als GesprächspartnerInnen wertvolle Beiträge zur Weiterentwicklung dieser Arbeitskräftebereitstellungsmethode liefern. Eilmsteiner-Saxinger, Gertrude 51 WISSENSCHAFTSPREIS DES SOZIALMINISTERIUMS FÜR JUNGAKADEMIKERiNNEN Abstracts der eingereichten Arbeiten 19. Eitzinger, Alexander Diversität in den Teams der „MA 11 – Soziale Arbeit mit Familien“ Masterarbeit. FH Campus Wien. 2013 Die vorliegende Arbeit beschäftigt sich mit dem Thema Diversität in den Teams der Jugendwohlfahrt Wien „MA 11 – Soziale Arbeit mit Familien“. In den im Frühjahr 2013 geführten Interviews mit zwölf leitenden Sozialarbeiterinnen und Sozialarbeitern wird der Frage nachgegangen, wie mehr Diversität die Teams der „Sozialen Arbeit“ verändern würde. Es werden Vor- bzw. Nachteile eines heterogen zusammengesetzten Teams erarbeitet, der Frage nachgegangen, welchen Stellenwert Diversität und Diversitätsmanagement bei den leitenden SozialarbeiterInnen hat und ob grundsätzlich mehr Bedarf an Vielfalt in den Teams besteht. Themenschwerpunkte sind hierbei die Diversitätsdimensionen „Geschlecht“ und „Migration/ ethnische Zugehörigkeit“. Die Ergebnisse zeigen, dass Diversität in den Teams der MA 11 zwar häufig Thema ist, die Vielfalt der MitarbeiterInnen zum Teil auch gezielt in der täglichen Arbeit eingesetzt wird, es innerhalb der MA 11 aber kein konkretes Konzept gibt, wie diese Vielfalt richtig gemanagt und eingesetzt werden kann. Die Einführung von Diversitätsmanagement ist daher zu überlegen. Der Bedarf an mehr MitarbeiterInnendiversität ist zudem vorhanden und würde betreffend der Teamstruktur, der Arbeit mit KlientInnen bzw. KundInnen und dem Wissensaustausch innerhalb des Teams zumeist positive Veränderungen in den Teams bewirken. 52 Eitzinger, Alexander WISSENSCHAFTSPREIS DES SOZIALMINISTERIUMS FÜR JUNGAKADEMIKERiNNEN Abstracts der eingereichten Arbeiten 20. Eppel, Rainer The Effectiveness of Active Labour Market Policies – Insights from the Austrian Experience Dissertation. WU Wien. 2014 Based on a survey of the job search and matching theory and the empirical foundations of micro-econometric programme evaluation, I provide evidence on the effectiveness of three active labour market policy measures in Austria. This evaluation draws on two sources of administrative data – the Austrian social security database and the Austrian unemployment register – as well as an extensive survey of 2,500 unemployed job-seekers. In a first evaluation study, my co-authors and I shed light on the job search behaviour and job search success of the unemployed. Our particular focus is on the way in which the Public Employment Service (PES) shapes job search effort and job finding success in terms of the exit rate from unemployment to paid work and post-unemployment job match quality. Via reduced-form models, we find evidence that this formal labour market intermediary is effective in facilitating exit from unemployment to paid work – directly, through placing of jobs and increasing the efficiency of job search, as well as indirectly, by stimulating job search effort. The jobs placed by the PES do not significantly differ in job tenure from those generated through other channels, but are rather poorly paid. Our results imply that there is scope for improving the quality of job matches. In a second evaluation study, my co-author and I use a matching approach to analyse the effects of targeted private sector wage subsidies on the subsequent labour market integration of previously unemployed participants. We find that – even at the cost of substantial deadweight-loss – this measure works in enhancing the employment outcomes of the persons supported. It is particularly effective for people of higher age and for long-term unemployed. Participation in the programme has however no positive influence on the quality of jobs in terms of the average wage level. In a third and final evaluation study, I analyse the effects of transitional employment in a “Work Integration Social Enterprise” (WISE). For this purpose, I use an Instrumental Variables (IV) approach. More specifically, I exploit exogenous regional variation in population group-specific programme capacities in order to identify effects of support. In contrast with earlier research, I find evidence for transitional labour market employment potentially serving as a stepping stone out of joblessness. On average, it strengthens the labour market attachment of the persons supported and significantly raises their chances of entry into the first labour market, even if such integration often proves unstable. Diese Arbeit wurde in englischer Sprache verfasst. Eppel, Rainer 53 WISSENSCHAFTSPREIS DES SOZIALMINISTERIUMS FÜR JUNGAKADEMIKERiNNEN Abstracts der eingereichten Arbeiten 21. Ertl, Sarah Christina Protest und Medien – Bürgerbeteiligung im Spiegel medialer Öffentlichkeit Dissertation. Leopold-Franzens-Universität Innsbruck. 2014 Protest will mit der Gewinnung von Aufmerksamkeit Öffentlichkeiten erreichen und den Diskurs beeinflussen, um politische Aktivität zu evozieren. Die politische Responsivität wird dabei wahrscheinlicher, wenn traditionelle Medien den Protest abbilden. Das Partizipationsinstrument Protest wird daher in der vorliegenden Dissertation als nicht-institutionalisierter Akteur im Spiegel der normativ die deliberative Öffentlichkeit gewährleistenden Medien reflektiert. Neben der Analyse der Berichterstattung über Graswurzel-Protest muss der Blick zudem auf das Medienverhalten bei sogenannten Astroturf-Protest, eine gegenwärtig in Europa häufiger auftretende und bisher in Österreich unerforschte Protest- und Lobbyform, gerichtet werden: Protest wird bei Astroturfing mit dem Kalkül, mit medialer und öffentlicher Aufmerksamkeit breite Unterstützung für eigene Partikulärinteressen zu inszenieren und zu suggerieren, eingesetzt. In ihrer Organisationsausrichtung gegensätzlich, werden Graswurzel- (Bottom Up) und Astoturf-Proteste (Top Down) kontrastierend analysiert: Anknüpfend an eine theoretische Abhandlung der Bedeutung des linguistischen Framings für die Reproduktion von Machtverhältnissen wird dessen Ausgestaltung bei einzelnen Fallbeispielen erhoben. Ferner werden strukturelle Einflussfaktoren, die zur Etablierung von Nachrichten in der Medienagenda beitragen oder sie verhindern, beleuchtet, zusätzlich konnten protestereignisgebundene Einflussfaktoren teils neu erhoben werden. Die Beantwortung der Frage, wie über Protest berichtet wird, birgt deutliche Implikationen für die Möglichkeit zur Partizipation mittels Protest in der demokratischen Öffentlichkeit, was auch mit Astroturf-Protest bezweckt und genutzt werden will. Bei der kontrastiven Analyse konnte das Protestmerkmal Kapital als essentieller protestereignisgebundener Einflussfaktor auf die Berichterstattung identifiziert werden. Das Framing und die Form der Protestberichterstattung impliziert schließlich auch Konsequenzen für Ideologie und hegemoniale Machtreproduktion. Methodisch werden anhand der Frameanalyse bzw. anhand einer quantitativen und qualitativen Befragung von 755 Personen drei verschiedene Formen der Protestberichterstattung empirisch ausgewertet: die differenzierte und die protestparadigmatische Berichterstattung sowie das Ignorieren von Protest. Die Multiple Case Study beschäftigt sich mit der medialen Handhabung eines österreichischen Bürgermeisterprotests, eines griechischen Umweltprotests und den London Riots. 54 Ertl, Sarah Christina WISSENSCHAFTSPREIS DES SOZIALMINISTERIUMS FÜR JUNGAKADEMIKERiNNEN Abstracts der eingereichten Arbeiten 22. Fallmann, Claudia „Widerstand der indigenen Bevölkerung gegen den Bau des ­Wasserkraftwerks Belo Monte“ Diplomarbeit. Universität Wien. 2014 Die vorliegende Arbeit geht der zentralen Frage nach, welchen Beitrag nationale und internationale Rechtsinstrumente, welche zum besonderen Schutz Indigener bestimmt sind, zur Durchsetzung der indigenen Interessen im Spannungsfeld des Wasserkraftwerksbaus von Belo Monte leisten können bzw. bis dato leisten konnten. Belo Monte wird nach seiner Fertigstellung das drittgrößte Wasserkraftwerk der Welt sein. Durch den zivilen Widerstand der letzten drei Jahrzehnte gelang es, den Baubeginn von Belo Monte bis 2011 hinauszuzögern und immer wieder Neuauflagen in der Projektplanung zu erwirken. Im Mittelpunkt der Arbeit steht die soziale und politische Situation und Betroffenheit der vor Ort lebenden indigenen Bevölkerung, die sich gegen die Zerstörung ihres Lebensraumes, ihrer kulturellen Güter und ihrer Lebensweise zur Wehr setzt. Die Ausdrucksweisen ihres Widerstandes sind vielfältig und werden von Akteuren wie der katholischen Kirche, Gewerkschaften, zivilgesellschaftlichen Gruppierungen, dem Ministério Público (brasilianische Staatsanwaltschaft), internationalen Nicht-Regierungsorganisationen, den Vereinten Nationen, der International Labour Organisation, der Interamerikanischen Kommission für Menschenrechte und bekannten Persönlichkeiten wie etwa Regisseur James Cameron, Sänger Sting und dem Träger des alternativen Nobelpreises, Bischof Erwin Kräutler, auf der lokalen, regionalen, nationalen und internationalen Ebene unterstützt. Ebenso divers sind die Formen, Widerstand zu leisten: neben der Beschreitung des Rechtsweges, der Organisation von internationalen Unterschriftenaktionen, Protestaktionen wie etwa der Besetzung der Baustelle, Gesprächen, Diskussionsforen, der Teilnahme an landesweiten Demonstrationen, der Vorsprache vor internationalen Gremien, gewaltsamen Ausschreitungen, Beiträgen von vor allem brasilianischen Wissenschaftern zählt auch der Aktionärs-Aktivismus zum Repertoire der Widerstandsaktivitäten. Obwohl die indigene Bevölkerung theoretisch sowohl über nationale als auch internationale Rechtsinstrumente zu ihrem Schutz verfügt, wurde sie im Planungs- und Bauprozess bisher nicht ausreichend beachtet, und fordert daher vehement die Berücksichtigung ihrer Rechte sowie endlich ordnungsgemäß angehört zu werden. Die Arbeit beschreibt die Situation einer minoritären, gesellschaftlichen Randgruppe, ihren Kampf um die Erhaltung ihrer Lebensgrundlagen sowie Recht und Gerechtigkeit innerhalb eines eigentlich demo- Fallmann, Claudia 55 WISSENSCHAFTSPREIS DES SOZIALMINISTERIUMS FÜR JUNGAKADEMIKERiNNEN Abstracts der eingereichten Arbeiten kratischen Staates, in dem in den letzten Regierungsperioden viele Programme zur allgemeinen Armutsreduktion gestartet wurden. In dieser Arbeit werden zuerst die Positionen der Befürworter und Gegner Belo Montes sowie die zu erwartenden Folgen beleuchtet. Des Weiteren wird darauf eingegangen, welche Kriterien gegeben sein müssen, um als indigen zu gelten und wie sich die aktuelle Situation der Demarkation der indigenen Territorien rund um Belo Monte darstellt. Die Beleuchtung der rechtlichen Situation und der daraus resultierenden Möglichkeiten der Indigenen sowie ein Abriss der Ereignisse und des Widerstandes gegen Belo Monte machen es zum einen möglich, den indigenen Widerstand genauer zu analysieren und zum anderen der Frage nachzugehen, welchen Beitrag internationales Recht, speziell die ILO-Konvention 169, die United Nations Declaration on the Rights of Indigenous Peoples und die Interamerikanische Kommission für Menschenrechte zum Schutz der Indigenen leisten kann. Darüber hinaus wird am Ende der Arbeit auf die anfängliche Frage zurückgegriffen, welche grundsätzlichen Möglichkeiten im Prozess des Widerstandes noch bestehen, um die Situation von Belo Monte zu verbessern und welche Akteure dazu in Aktion treten müssten. Zum einen sind nämlich die 17 von der Staatsanwaltschaft eingereichten und die hunderten Privatklagen gegen Belo Monte noch nicht ausgefochten, zum anderen wären einflussreiche Akteure durchaus in der Lage, auf die Einhaltung der Menschenrechte zu pochen. 56 Fallmann, Claudia WISSENSCHAFTSPREIS DES SOZIALMINISTERIUMS FÜR JUNGAKADEMIKERiNNEN Abstracts der eingereichten Arbeiten 23. Faltin, Sonja “Orm soma olle” Zuschreibung von Armut im Oberen Waldviertel Masterthese. FH St. Pölten. 2013 Welche Personen haben das Anrecht auf Hilfe, auf eine Art der Zuwendung, auf Sozialleistungen, die das Land zu bieten hat? Das wohlfahrtsstaatliche Sicherungssystem regelt und reglementiert nach relativ festgelegten Kriterien die Zugänge zu den verschiedenen Leistungen des Sozialsystems. Hierdurch wird versucht, eine möglichst klare Trennung zwischen hilfebedürftigen und nicht-bedürftigen Menschen zu schaffen. Dieser Beitrag bezieht sich aber nicht auf die vermeintlich „objektiven Kriterien“ zur Messung von Bedarfen, sondern es geht in dieser Auseinandersetzung um eine Einsichtnahme in die Kategorisierungen der Professionist/innen der Sozialen Arbeit. In einem Masterprojekt an der Fachhochschule St.Pölten (Studiengang: Soziale Arbeit, Projektleitung: Manuela Brandstetter), welches sich mit der Bewältigung von Armut und sozialer Ungleichheit in sogenannten „peripheren Regionen“ beschäftigt und geografisch im Oberen Waldviertel verortet ist, wurde versucht, folgende Forschungsfrage zu beantworten: Aufgrund welcher Anhaltspunkte treffen Professionist_innen des Oberen Waldviertels die Zuschreibung „arm“? Es geht dabei um die Fragen, wie Professionist/innen (lokale Verantwortungsträger/innen, kommunale Mandatar/innen sowie Akteur/innen aus Bildung und wohlfahrtsstaatlicher Sicherung) meinen, arme Menschen im Raum erkennen zu können und auf welcher Grundlage sich schlussendlich Hilfehandlungen gründen. D. h. den Kern der Forschung bildeten Rekonstruktionen von immanenten Wissensbeständen, Erklärungsansätze und das Ursachenverständnis der Professionist/innen, die sie betreffend (neuer) Armuts­ phänomene bzw. für gesellschaftliche (Des-)Integration sowie soziale Ungleichheit im gegenständlichen Raum haben. Fußfassend darauf wurden die Konsequenzen, die sich aufgrund einer Typologisierung auf den Ebenen der Adressat/innen von Sozialarbeit und den Hilfeakteur/innen ergeben, thematisiert. Es wurde somit die Wirkungsebene von problembesetzten Raum- und Klient/innenbildern adressiert, die den gegenständlichen sozialen Raum prägen. Faltin, Sonja 57 WISSENSCHAFTSPREIS DES SOZIALMINISTERIUMS FÜR JUNGAKADEMIKERiNNEN Abstracts der eingereichten Arbeiten 24. Ferihumer, Emilia/ Scheiflinger, Sara Vom Recht in der Theorie zum Anschluss in der Praxis Bildungsbenachteiligung von AsylwerberInnen in Österreich Masterarbeit. Wirtschaftsuniversität Wien. 2015 Die vorliegende Arbeit ist im Spannungsfeld von Asyl und Bildung angesiedelt. Aus menschenrechtlicher Perspektive gilt für alle Menschen gleichermaßen das Recht auf Bildung. Besteht dieses jedoch tatsächlich für alle? Für die Beantwortung dieser Fragestellung wird der Zugang zu Bildung für AsylwerberInnen näher analysiert. Im Zentrum stehen dabei die Fragen, ob Bildungsleistungen für AsylwerberInnen grundsätzlich zugänglich sind, ob dabei auf ihre Bedürfnisse eingegangen wird und anhand welcher Dimensionen sich Ausschluss und Barrieren erstrecken. Ziel dieser Arbeit ist es somit, eine Grundlage dafür zu liefern, welche Aspekte beachtet werden müssten, um von realistischen und annehmbaren Teilnahmemöglichkeiten an Bildungsleistungen und letztlich in der Aufnahmegesellschaft sprechen zu können. Der Beantwortung der Forschungsfragen wird sich folglich auf zwei Ebenen angenähert: einerseits aus theoretischer, insbesondere rechtlicher Perspektive und andererseits im Rahmen einer empirischen Studie. Im Zuge des ersten Teils wird die Situation von AsylwerberInnen in Österreich sowie die rechtliche Verankerung des Zugangs zu Bildung ausführlich dargestellt. Der zweite Teil der Arbeit basiert auf einer empirischen Erhebung, die sich insbesondere auf den Raum Wien bezieht. Zur Erreichung eines umfassenden Verständnisses für den Bildungszugang von AsylwerberInnen wurden im Zuge dessen ExpertInnen aus dem politischen, wissenschaftlichen wie auch dem NGO-Bereich befragt. Hierbei steht ein Analyse-Framework im Zentrum, das die relevanten Dimensionen im adäquaten Zugang zu Bildung beinhaltet: Verfügbarkeit, Zugänglichkeit, Annehmbarkeit und Adaptierbarkeit. 58 Ferihumer, Emilia/ Scheiflinger, Sara WISSENSCHAFTSPREIS DES SOZIALMINISTERIUMS FÜR JUNGAKADEMIKERiNNEN Abstracts der eingereichten Arbeiten 25. Fernandez, Karina Straßenjugendliche in Graz: Verlaufsprozesse von Straßenkarrieren Dissertation. Karl-Franzens-Universität Graz. 2013 Seit beinahe 20 Jahren findet im deutschsprachigen Raum eine intensive wissenschaftliche Auseinandersetzung mit dem Phänomen jugendlicher Straßenszenen statt (z.B. Thomas 2005; Permien/Zink 1996). In dieser Studie wird dem Konzept der Verlaufprozesse von Straßenkarrieren gefolgt, das vom deutschen Jugendinstitut (DJI) 1995 etabliert und von vielen deutschsprachigen AutorInnen aufgegriffen wurde. Unter dem Begriff der Straßenkarriere wird die sukzessive Abwendung von primären Sozialisationsinstanzen wie Familie und Schule und die gleichzeitige Hinwendung zur Straße als dem wesentlichen Sozialisationsort betrachtet. In dieser Dissertation wurde das Konzept der Straßenkarriere aufgegriffen und versucht, anhand einer Szene von Jugendlichen und jungen Erwachsenen, die sich in fluktuierenden Wohnsituationen befinden und sich am Jakominiplatz der Stadt Graz treffen, die Prozessdynamik der Verläufe von Straßenkarrieren zu analysieren. Neben auslösenden Bedingungen wurden vor allem jene Prozesse und Mechanismen untersucht, die die Verläufe von Straßenkarrieren nachhaltig beeinflussen. So war das Ziel der Dissertation herauszufiltern, (1) was die bedingende Ursachen von jugendlichen Straßenkarrieren sind, (2) was eine Straßenkarriere vorantreibt und was dazu führt, dass einige Jugendliche lediglich ihre Freizeit auf der Straße verbringen, während für andere die Straße schnell zum Lebensmittelpunkt wird, und (3) wie und wieso Ausstiege aus der Szene erfolgen. Zu diesem Zweck wurde als methodisches Design eine Ethnographie im Rahmen der Grounded Theory gewählt, in deren Mittelpunkt eine mehrmonatige teilnehmende Beobachtung, episodische Interviews mit Jugendlichen und Eltern sowie problemzentrierte Interviews mit LehrerInnen, SozialarbeiterInnen und Polizisten standen. Auch wurden Kurzinterviews mit Gewerbetreibenden am Platz geführt und die Perspektive der PassantInnen mittels einer quantitativen Straßenbefragung erhoben. Der Methodik der Grounded Theory Methodologie folgend wurde ein Modell zur Beschreibung der Verlaufsprozesse von Straßenkarrieren entwickelt. Verläufe von Straßenkarrieren gestalten sich nicht einheitlich, sondern werden von verschiedenen Faktoren beeinflusst. Im Rahmen dieser Studie wurden als zentrale Elemente das Kraftfeld und die Bezugnahme auf außerszenische Anker identifiziert. Das Kraftfeld besteht aus den Kräften Sogwirkung und Abstoßung, die Straßenkarrieren hervorrufen können und sie im weiteren Verlauf beeinflussen. Die Jugendlichen werden allerdings nicht durch die Kräfte determiniert, sondern (re-) produzieren und beeinflussen Teile der Kräfte selbst. So verändern die Jugendlichen die Balancen der Kräfte über den Verlauf einer Straßenkarriere. Fernandez, Karina 59 WISSENSCHAFTSPREIS DES SOZIALMINISTERIUMS FÜR JUNGAKADEMIKERiNNEN Abstracts der eingereichten Arbeiten Im Rahmen der Analyse konnten die Phasen „Hineinrutschen“, ,,Verfestigung“, Abgrenzung“, ,,Rauskommen“, ,,Szenenausstieg“ und ,,Zurückkippen“ unterschieden werden. Der Einstieg in die Szene am Jakominiplatz wird von den Jugendlichen als „Hineinrutschen“ beschrieben, das geprägt ist von einer starken Anziehung durch die Szene. Quasi als Vorbedingung dafür, dass sie für diesen Sog empfänglich werden, stehen unterschiedliche Formen der Abstoßung aus den bisherigen Kontexten. Dies sind zum einen als problematisch erlebte Kindheiten, die unter anderem geprägt waren durch Überforderung der Eltern, die Erfahrung von häufigen Beziehungsabbrüchen und in einigen Fällen auch von psychischer und physischer Gewalt. Daneben gibt es aber auch strukturelle Faktoren wie das Aufwachsen in Armut und segregierten Gebieten, was den Einstieg in die Szene zu einem für die Jugendlichen als normal empfundenen Schritt in ihrer Biografie werden lässt. Im weiteren Verlauf kommt es zu Verfestigungen in der Straßenkarriere, die mit einem Prozess des Trade-Offs zwischen der Zuwendung zur Szene und der Bindung an außer-szenische Bezugssysteme wie Familie und Schule verbunden sind. Beinahe alle interviewten Jugendlichen und Erwachsenen versuchen aus der Szene auszusteigen. Dieses Aussteigen bezeichnen sie als „Rauskommen“, bei dem sie gegen eine als sehr stark beschriebene Anziehungskraft der Szene angehen müssen. Daneben müssen die Jugendlichen auch gesellschaftliche Barrieren wie beispielsweise das erschwerte Finden eines Jobs mit langem Vorstrafenregister und einer lückenhaften Ausbildung überwinden. Schaffen die Jugendlichen es nicht stabile Beziehungen außerhalb der Szene aufzubauen bzw. kommt es bei der Arbeit zu Frustrationserlebnissen, greifen viele Jugendliche wieder auf die Szene als Ressource zurück. Hier kann es in weiterer Folge zu einem Zurückkippen in die Szene kommen. Diese hier verallgemeinert beschriebenen Phasen unterscheiden sich in den individuellen Verläufen, was anhand von sieben Biographien detailliert dargestellt wird. 60 Fernandez, Karina WISSENSCHAFTSPREIS DES SOZIALMINISTERIUMS FÜR JUNGAKADEMIKERiNNEN Abstracts der eingereichten Arbeiten 26. Fiedler, Hannah Museen zwischen “Kultureller Integration” und “Migration Mainstreaming” Konzepte für die Gestaltung von Kultureinrichtungen in der Migrations­gesellschaft Diplomarbeit. Universität Wien. 2013 The topic of „migration and integration“ has been broadely discussed in countries like Austria and Germany since the 1990s. The thesis „Museen zwischen »Kultureller Integration« und »Migration Mainstreaming«. Konzepte für die Gestaltung von Kultureinrichtungen in der Migrationsgesellschaft“ deals with the question if cultural institutions are an issue within this debate, which has been looking primarily on spheres of society such as the labour market and the educational system. For two reasons there is a focus on museums. On the one hand because – as a comprehensive literature review shows – in fact there is a particularly multilayered and lively discussion taking place on the relationship between „museums and migration“. On the other hand the author has a special interest due to a conception of museums as instruments of either reproduction or deconstruction of national self-conceptions and social hierarchies. A critical content analysis of the different threads of the debate shows, that the questions being tackled by the actors involved diverge considerably. The article provides an overview of this broad range of relatively independent discussions. The focus lies on the variety of measures being advocated and the differences in their underlying assumptions about migration and society. The threads this paper looks at are mainly: the governments positioning, presented in the so called „plans of integration“, the concept of Intercultural Audience Development, the question of institutional discrimination, the discussions about the representation of migration history in museums and the associated claim for a transnationalisation of the historical self-perception of the state, the concept of migration mainstreaming, as well as the trend towards participation, multiperspectivity and a reassessment of the social and political role of the museum. Diese Arbeit wurde in deutscher Sprache verfasst. Fiedler, Hannah 61 WISSENSCHAFTSPREIS DES SOZIALMINISTERIUMS FÜR JUNGAKADEMIKERiNNEN Abstracts der eingereichten Arbeiten 27. Fikar, Christine „Dabeisein ist (nicht) alles“ Die Bedeutung sozialer Reaktionen für das Konzept der Inklusion von M ­ enschen mit Behinderungen im Lebensbereich Freizeit Diplomarbeit. Universität Wien. 2012 In dieser Diplomarbeit geht es um die Bedeutung sozialer Reaktionen für das Konzept der Inklusion im Freizeitbereich. Es sollte erforscht werden, welche Verhaltensweisen Inklusion erleichtern, und welche sie erschweren. Das Konzept der Inklusion wird aus verschiedenen theoretischen Perspektiven beleuchtet. Die Fragestellung wird empirisch und qualitativ anhand von drei Fallbeispielen bearbeitet. Hauptanliegen der Arbeit ist es, das theoretische Verständnis von Inklusion um möglichst vielfältige subjektive Sichtweisen und persönliche Erfahrungen aus der Lebensrealität von Menschen mit und ohne Behinderungen zu ergänzen. Der Erkenntnisgewinn beruht auf drei Interviews und drei teilnehmenden Beobachtungen. Die Auswertung der Daten erfolgt im Stil der Grounded Theory. Die Bedeutung sozialer Reaktionen für das Konzept der Inklusion kristallisierte sich schließlich als Qualitätsmerkmal eines wechselseitigen Interaktionsprozesses heraus. Dabeisein ist (nicht) alles. Worum geht es in dieser Diplomarbeit? Es geht um Inklusion. Und darum, was Inklusion für verschiedene Menschen bedeutet. Es geht auch um das Verhalten zwischen Menschen mit und ohne Behinderungen, während sie zusammen Freizeit verbringen. Und es geht darum, wie sich diese Menschen dabei fühlen. Um das herauszufinden, habe ich an drei verschiedenen Freizeitaktivitäten teilgenommen, und habe mit drei Personen ein langes Interview geführt. Aufgrund all der Dinge, die ich erlebt und gehört habe, habe ich herausgefunden, dass es manchmal leicht und manchmal schwierig ist, miteinander Freizeit zu verbringen. Ich habe aber auch herausgefunden, dass es in jedem Fall wichtig ist, wie Menschen miteinander umgehen. 62 Fikar, Christine WISSENSCHAFTSPREIS DES SOZIALMINISTERIUMS FÜR JUNGAKADEMIKERiNNEN Abstracts der eingereichten Arbeiten 28. Finkel, Lena CSR-Kommunikation: taktisches Kalkül oder Wahrnehmung ­gesellschaftlicher Verantwortung? Eine qualitative Untersuchung divergierender CSR-Ansätze und der damit verbundenen Begründung von CSR-Kommunikation Masterarbeit. FH Wien, WKÖ Wien. 2014 Der Bedarf nach verantwortungsvoller Unternehmensführung, in den Bereichen Ökonomie, Soziales und Ökologie steigt. Die Gründe für diese Entwicklung sind divers und die Diskussion rund um die Thematik wird aus den unterschiedlichsten Standpunkten geführt. Perspektiven, Ansätze und das Verständnis zum Themengebiet CSR sind sehr vielfältig, was zu einer ungleichen Basis für jegliche weitere strategische und kommunikative Überlegungen führt. Aus diesem Grund beschäftigt sich die vorliegende Arbeit mit den Gemeinsamkeiten und Unterschieden in der CSR-Kommunikation in Bezug auf differente CSR-Ansätze und Integrationsmöglichkeiten. Zu Beginn werden die wichtigsten theoretischen Grundlagen in Bezug auf CSR-Ansätze diskutiert. Anschließend wird ein Einblick in CSR-Kommunikationsverständnisse, aufbauend auf die CSR-Ansätze gegeben. Das theoretische Zwischenfazit verbindet die beiden Theoriekapitel und gibt damit einen Einblick in CSR-Typologien und deren kommunikative Ausprägungen. Zusätzlich werden die theoretischen Gegebenheiten anhand eines qualitativen Forschungsdesigns in die Praxis gespiegelt, um die Ausprägungen unterschiedlichen CSR-Verständnisses auf die CSR-Kommunikation zu betrachten. Zu diesem Zweck wurde das Feld in Unternehmen mit erhöhtem Legitimationsbedarf und genuin nachhaltige Unternehmen geteilt. Diese Voreinschränkung dient der Garantie der Betrachtung verschiedener CSR-Ansätze und der darauf basierenden Analyse gemeinsamer oder unterschiedlicher CSR-Kommunikationsansätze. Die Ergebnisse der gegenwärtigen Forschung zeigen verschiedene Möglichkeiten der Auffassung und Integration von CSR ins Unternehmen. Außerdem werden verschiedene Wege der CSR-Kommunikation in NHU und ULB dargelegt. Für einen tieferen Einblick in diese unterschiedlichen Möglichkeiten und Wege der CSR-Kommunikation, wurden aus dem empirischen Material vier CSR-Typen herausgefiltert. Diese CSR-Typen, Controller, Custodian, Confirmation-Seeker und Convincer betrachten CSR als Profitmaximierungs-Strategie, als Weg der Legitimierung des Unternehmens, als ideologisches Anliegen, oder als eine ethische Mission. Entsprechend dem CSR-Verständnis dient auch die CSR-Kommunikation einem divergierenden Zweck. Der Controller versteht CSR-Kommunikation als ein Mittel zum Zweck, der Custodian versucht sich durch CSR-Kommunikation zu rechtfertigen, der Confirmation-Seeker kommuniziert, um Gehör und Bestätigung für sein Anliegen zu bekommen, während der Convincer versucht, andere mit Finkel, Lena 63 WISSENSCHAFTSPREIS DES SOZIALMINISTERIUMS FÜR JUNGAKADEMIKERiNNEN Abstracts der eingereichten Arbeiten seinem Auftrag zu bekehren. Obwohl der Zweck von CSR und CSR-Kommunikation so divergierend ist, ist eine Anpassung auf Ebene der Umsetzung von CSR-Kommunikation zu erkennen. Diese bezieht sich auf die adressierte Zielgruppe, sowie Kanäle, Instrumente und Maßnahmen. Mit dem Ergebnis wird darauf aufmerksam gemacht, dass die Kenntnis über die unterschiedlichen Auffassungen, Begründungen und Zielsetzungen von CSR und CSR-Kommunikation zu differenzierten strategischen und operativen Implikationen beitragen kann, sowohl auf wirtschaftlicher, als auch auf politischer Ebene. In Folge lässt sich hinterfragen, welchen Einfluss Faktoren wie Größe, Historie und Gesellschaftsform des Unternehmens auf die CSR-Kommunikation haben. 64 Finkel, Lena WISSENSCHAFTSPREIS DES SOZIALMINISTERIUMS FÜR JUNGAKADEMIKERiNNEN Abstracts der eingereichten Arbeiten 29. Fleck, Johannes Leistungsgedeckte Tauschsysteme – Eine empirische Studie über Gemeinsamkeiten und Unterschiede g ­ eschlossener Netzwerke mit eigenen Verrechnungseinheiten Dissertation. WU Wien. 2014 Leistungsgedeckte Tauschsysteme sind soziale Netzwerke zum Austausch von Waren und Dienstleistungen. Sie nutzen Nischen, bieten einen Zusatznutzen für die Teilnehmer und sind abhängig von einer funktionierenden Marktwirtschaft. In einem geschlossenen Teilnehmerkreis wird für eigene Zwecke ein Komplementärgeld geschaffen und Angebots- und Nachfragemanagement betrieben. Zurzeit befinden sich Tauschsysteme in einer offenen Konzeptionsphase in einer sich entwickelnden Share Economy und Wissen besteht hauptsächlich aus Erfahrungswissen. In der qualitativen Forschungsarbeit wird durch Interviews das implizite Praxiswissen von Experten der Organisationen aufgearbeitet, verdichtet, kategorisiert und mittels Inhaltsanalyse ausgewertet. Das Forschungsziel wird erreicht, indem Gemeinsamkeiten und Unterschiede von Tauschringen, Online-Tauschbörsen, Barterringen und Regionalgeldern in den unterschiedlichen Anwendungsbereichen und Kategorien analysiert und vergleichend dargestellt werden. Fragen zur Funktion und Bedeutung der verwendeten geldwirtschaftlichen Konzepte in der Praxis und zum Einfluss neuer Medien werden beantwortet, außerdem wurden der aktuelle Entwicklungsstand, Grenzen und Entwicklungspotenziale leistungsgedeckter Tauschsysteme aufgezeigt. Die Ergebnisse ermöglichen vertiefende Forschungen und stärken den wissenschaftlichen Stand im Themenbereich. Fleck, Johannes 65 WISSENSCHAFTSPREIS DES SOZIALMINISTERIUMS FÜR JUNGAKADEMIKERiNNEN Abstracts der eingereichten Arbeiten 30. Forster, Judith Geburtsort: Braunau am Inn Wie die Braunauer/innen heute mit dem Hitler-Erbe umgehen Diplomarbeit. Universität Wien. 2012 Am 20. April 1889 wurde Adolf Hitler in Braunau am Inn geboren. Die BewohnerInnen Braunaus werden auch heute noch mit dem historischen Erbe der Stadt konfrontiert. Im Rahmen dieser Diplomarbeit wird untersucht, welche Bedeutung das Hitler-Erbe für die BraunauerInnen besitzt und wie sich dieses Erbe auf das Leben dieser Bevölkerungsgruppe auswirkt. Als wichtigste theoretische Grundlagen dienen die Theorie der Sozialen Identität (Tajfel und Turner 1979, 1982), die Theorie des kollektiven Gedächtnisses (Halbwachs 1966, 1967) und Konzepte zum Thema Stigma (Goffman 1994). Die zentralen Fragestellungen lauten: Wie gehen die BraunauerInnen persönlich mit dem Erbe der Stadt um? Wie wirkt sich eine mögliche Betroffenheit vom historischen Erbe auf die Identifikation der BraunauerInnen mit ihrem Wohnort aus? Wie bewerten die BraunauerInnen den Umgang mit der NS-Vergangenheit allgemein, sowie seitens der Stadtgemeinde? Für die Beantwortung dieser Fragen wurde eine postalische Befragung von 313 BraunauerInnen durchgeführt. Als wichtigstes Ergebnis der Befragung ist festzuhalten, dass das historische Erbe der Stadt auch heute noch eine Bedeutung für die BraunauerInnen hat. Das Hitler-Erbe stellt ein aktuelles Thema für die Befragten dar und bringt ihrer Ansicht nach negative und/oder positive Auswirkungen auf die Stadt mit sich. Die Hälfte der befragten BraunauerInnen fühlt sich vom Hitler-Erbe, zumindest in geringem Ausmaß, „negativ betroffen“. Es stört sie, als BraunauerInnen mit Hitler in Verbindung gebracht zu werden. Zugleich gibt es eine kleine Gruppe von Befragten, die sich über die Verbindung Braunau-Hitler freut, sich also „positiv betroffen“ fühlt. Neben soziodemographischen und ortsbezogenen Merkmalen hat auch die Betroffenheit vom Hitler-Erbe einen Einfluss auf die Identifikation mit Braunau. Negativ Betroffene identifizieren sich weniger, positiv Betroffene identifizieren sich stärker mit ihrem Wohnort. Insgesamt sprechen sich mehr Befragte für die Aufarbeitung der NS-Vergangenheit aus, als dass sie das Vergessen der Geschichte befürworten. 66 Forster, Judith WISSENSCHAFTSPREIS DES SOZIALMINISTERIUMS FÜR JUNGAKADEMIKERiNNEN Abstracts der eingereichten Arbeiten 31. Franz, Yvonne ­ entrification in Neighbourhood Development: Case Studies from New York G City, Berlin and Vienna. Dissertation. Universität Wien. 2013 This book aims at a comprehensive understanding of diverging urban rejuvenation practices and gentrification processes in New York City, Berlin and Vienna. Regulative and supportive mechanisms at policy and planning level have been identified through a comparative analysis of urban rejuvenation policies and actors’ embeddedness. Those mechanisms enable the development of contextualised parameters that support projection attempts of future gentrification processes at the neighbourhood level. As a result, a reflective understanding of gentrification and policy recommendations are drawn at a general level. The recommendations refer to the political understanding of gentrification and its role in urban development. This analysis argues that cities should include gentrification as a driving force in urban policies. However, processes of gentrification require mediation and monitoring by public authorities who should be aware of the risk of social fragmentation. As a consequence, cities should move towards a social entrepreneurial city that moves beyond the simple distribution of financial resources and responsibilities and ensures social responsibility within the force field of ongoing neoliberal forces. Diese Arbeit wurde in englischer Sprache verfasst. Franz, Yvonne 67 WISSENSCHAFTSPREIS DES SOZIALMINISTERIUMS FÜR JUNGAKADEMIKERiNNEN Abstracts der eingereichten Arbeiten 32. Frühwirth, Angelika „Ökonomien des Weltverlusts. Die Prosa iranischer Autorinnen im Exil.“ Dissertation. Universität Wien. 2014 Lebenswelten im Exil sind Kollisionen verschiedener Sprachen, kultureller Konventionen und unterschiedlicher Machtstrukturen ausgesetzt und dementsprechend von seismischer Aktivität gekennzeichnet. Ausgehend von der Annahme, diese von erhöhter Dynamik durchzogenen Produktionsräume wirkten sich maßgebend auf das Kunstschaffen aus, widmet sich das von Angelika Frühwirth vorgelegte Dissertationsprojekt den spezifischen Lebens-, Schreib- und Publikationsbedingungen iranischer Exilautorinnen sowie den daraus hervorgehenden Formen der literarischen Narration. Die Autorinnenauswahl beschränkt sich dabei auf kurz vor oder nach der „Islamischen Revolution“ (1978/79) nach Europa ausgewanderte Frauen: Sorour Kasmaï, Chahla Chafiq, Nahal Tajadod, Fariba Hashtroudi, Rūḥangīz Šarīfīān and Chahdortt Djavann. Der Foucault’schen Diktion gemäß könnte die spezielle Lebenssituation des im Exil Verorteten als einer Vielzahl „vom Sein abstrahierter Regierungshandlungen“ (‚Dispositiven‘) unterworfen bezeichnet werden. Letztere stellen die Grundlage von verschiedenen Subjektivierungsprozessen dar, die wiederum die Dynamik der Identitätsfindungsprozesse der Autorinnen beschleunigen und sich, so die Hypothese der vorliegenden Untersuchung, verschiedenartig in kreativen Prozessen niederschlagen: Sprache, „Selbst-„ und „Fremdbild“ sowie die Rekonstruktionen der Vergangenheit finden zu einer eigenen Poetik. Eine Theorie derselben, die auf Grundlage der Lotman’schen ‚Semiosphäre‘ in der Dissertation entwickelt wird, muss daher eine Vielzahl an denkbaren Gesetzmäßigkeiten und hegemonialen Strukturen einschließen, die als kulturbildend in Bezug auf das Exil und dessen Ökonomie bezeichnet werden können. Die Analyse der genannten Phänomene konzentriert sich auf die Beantwortung folgender Fragen: Welchen ästhetischen Konzepten gemäß übersetzen die Autorinnen aus verschiedenen Kulturen Rezipiertes, an unterschiedlichen Orten zu abweichenden Zeiten Geschehenes, „Eigenes“ und „Fremdes“ in eine individuelle Erzähl- und Sprachform? Welche textuellen Strukturen kommen in den literarischen Werken zur Anwendung und welche Distanz nehmen die Autorinnen zu dem Erlebten ein? Welche Rolle spielt weibliche Autorschaft bzw. wie wird diese in den Werken sichtbar gemacht? Wie wird Intersubjektives für den Leser erfahrbar gemacht und inwiefern könnten jene Eruptionen „an der Peripherie“ stellvertretend für eine Wende globaler Weltordnungen und die Zukunft gesellschaftspolitischer Konstellationen gelesen werden? 68 Frühwirth, Angelika WISSENSCHAFTSPREIS DES SOZIALMINISTERIUMS FÜR JUNGAKADEMIKERiNNEN Abstracts der eingereichten Arbeiten 33. Gahleitner, Edith Mental Health of Survivors of Domestic Violence in Rural Northern India. A Qualitative, Intersectional Approach Diplomarbeit. Medizinische Universität Wien. 2014 Background: Domestic violence is a serious public health concern in India, having a devastating effect on women’s mental health. Mental health remains a neglected field, with lack of gender sensitivity in community mental health care. Due to socioeconomic factors and gender discrimination rural women are further marginalized and have negligible access to mental health care. It is therefore that the burden of mental disorders in rural survivors of domestic violence is presumably underrated, lacking adequat diagnosis and treatment facilities. Objectives: This study aims to investigate the complex phenomenon of domestic violence on a community level by focusing on mental health in rural marginalized survivors of violence in district Kangra, Himachal Pradesh, North India, following a critical, intersectional approach. Method: A qualitative approach was used, primarily utilizing participative methods, foremost in-depth interviews with 23 women facing domestic violence. Additionally, stakeholders from nonprofit organizations, physicians and social workers were involved from the beginning. Written informed consent was obtained from every participant. Results: The overall findings indicate serious mental health challenges are present amongst rural marginalized women who face domestic violence. Mental health is found a neglected and stigmatized issue amongst survivors of domestic violence. The intersectional analysis highlights the simultaneous interaction of multiple forms of violence and underscores the need for including marginalized women‘s voices and realities on the ground. It is therefore essential and indespensible to build on future strategies for community mental health care and develop a methodology for sustainable prevention of domestic violence. Diese Arbeit wurde in englischer Sprache verfasst. Gahleitner, Edith 69 WISSENSCHAFTSPREIS DES SOZIALMINISTERIUMS FÜR JUNGAKADEMIKERiNNEN Abstracts der eingereichten Arbeiten 34. Gall, Natalie Wertewandel in börsennotierten Unternehmen – Diskussion der Möglichkeiten den Frauenanteil in Entscheidungsgremien von börsennotierten ­Unternehmen in Europa zu erhöhen Masterarbeit. WU Wien. 2014 In Entscheidungsgremien der börsennotierten Unternehmen in Europa werden für die gesamte Volkswirtschaft eines Landes richtungsweisende Entscheidungen getroffen, welche sich nicht nur auf die Gegenwart auswirken, sondern auch die Zukunft erheblich beeinflussen und von der gesamten Bevölkerung zur Gänze mitgetragen werden müssen. Aus diesem Grund lohnt sich ein Blick auf die Möglichkeiten zur Erhöhung des Frauenanteils in diesen Gremien. Die Vorteile einer Erhöhung des Frauenanteils in Entscheidungsgremien sind eine Steigerung der Anzahl an zukünftigen ArbeitnehmerInnen in Entscheidungsgremien, Einbringung von wichtigen Qualifikationen und Kompetenzen, Steigerung der Motivation der ArbeitnehmerInnen und KundInnenzufriedenheit, finanzielle Vorteile und Reduktion diverse Arten der Diskriminierungen von Frauen. Eine Betrachtung der derzeitigen Ist-Situation verdeutlicht den dringenden Handlungsbedarf, da in den börsennotierten Unternehmen in den EU 27 Ländern im Durchschnitt 3% Frauen in der Position des Vorstandsvorsitzenden sind. In den Aufsichtsräten sind durchschnittlich 14% Frauen und 86% Männer. In 15 der 27 Länder sind überhaupt keine Frauen in der Position eines Vorstandsvorsitzenden. Bei der Beantwortung der Frage, warum derzeit wenige bis gar keine Frauen in Entscheidungsgremien sind, lassen sich individuelle, personenabhängige und strukturelle, personenunabhängige Faktoren unterscheiden. Innerhalb der Arbeit wird näher auf Erziehung, Bildungs- und Berufsfaktoren, Kinderbetreuung und die Pflege von Angehörigen, Mangel an Supportfaktoren und die jeweiligen Persönlichkeitsmerkmale eingegangen. Anschließend werden sowohl staatliche, als auch betriebliche Maßnahmen zur Erhöhung des Frauenanteils in Entscheidungsgremien genannt. Des Weiteren wird die jeweilige Situation in ausgewählten Ländern bezüglich Frauenquote in Entscheidungsgremien und die Veränderung im Zeitablauf analysiert. Die systemtheoretische Betrachtung des Mangels an Frauen in Entscheidungsgremien zeigt, dass die derzeitigen Maßnahmen zwar zur Erhöhung des Frauenanteils geeignet sind, aber die Problematik nicht ganzheitlich betrachten. Die Lösung des Problems liegt nicht in einer Veränderung der Frau, sondern der Gesellschaft bzw. des Systems. 70 Gall, Natalie WISSENSCHAFTSPREIS DES SOZIALMINISTERIUMS FÜR JUNGAKADEMIKERiNNEN Abstracts der eingereichten Arbeiten Aus diesem Grund ist eine Betrachtung der Form der Unterscheidung zwischen Männern und Frauen wichtig, da es sich hierbei nicht um eine Dichotomie, sondern Aporie handelt. In dieser Masterarbeit wird die Unterscheidung nach Capra verwendet und zwar in Menschen mit stärker Öko (Yin) oder Ego (Yang) ausgeprägten Charaktereigenschaften. Wichtig ist, dass es keine Bevorzugung in eine Richtung der Charaktereigenschaften in der Gesellschaft geben soll, sondern ein dynamisches Gleichgewicht zwischen ihnen besteht. Die Unterschiedlichkeit von Öko (Yin) und Ego (Yang) Menschen bringt eine Vielzahl von Vorteilen, wie beispielsweise der steigende Informationsgewinn mit zunehmender Unterschiedlichkeit. Systemtheoretisch liegt die Lösung des Mangels an Frauen in Entscheidungsgremien mit Hilfe des dialektischen Prozesses nach Pietschmann nahe. Erst durch die Auflösung der „HX-Verwirrung“ kann es zur Evolution bzw. positiven Weiterentwicklung kommen. Abschließend wird die Bedeutung der janusköpfigen Veränderung betont, da eine äußere Veränderung der Rahmenbedingungen ohne innere Veränderung der Einstellungen der Menschen nur von kurzfristigem Erfolg gekrönt ist. Gall, Natalie 71 WISSENSCHAFTSPREIS DES SOZIALMINISTERIUMS FÜR JUNGAKADEMIKERiNNEN Abstracts der eingereichten Arbeiten 35. Ganglberger, Sarah Wahrnehmung und Interventionsmöglichkeiten in Bezug auf bettelnde ­Kinder in der Stadt Linz Masterarbeit. FH Linz. 2014 In der vorliegenden Masterarbeit werden sowohl die Wahrnehmung von bettelnden Kindern in Linz als auch Interventionsmöglichkeiten zum Schutz der Minderjährigen untersucht. Auf Grund mangelnder Literatur bezieht sich die Masterarbeit vorwiegend auf eigens durchgeführte qualitative und quantitative Erhebungen. Im Fokus stehen die Aussagen von ExpertInnen, die Handlungsverantwortung tragen, und PassantInnen. Ziel dieser Masterarbeit ist es aufzuzeigen, wie bettelnde Kinder wahrgenommen werden und wie mit ihnen umgegangen wird. Weiters wird beabsichtigt, Grenzen zum Schutze des Wohles von bettelnden Kindern seitens verantwortlicher Organe und Ämter darzulegen. 72 Ganglberger, Sarah WISSENSCHAFTSPREIS DES SOZIALMINISTERIUMS FÜR JUNGAKADEMIKERiNNEN Abstracts der eingereichten Arbeiten 36. Gappmayer, Wolfgang „Aktuelle Probleme zum Opferbegriff und der juristischen Prozessbegleitung im österreichischen Strafverfahrensrecht“ Dissertation. Universität Wien. 2012 Früher waren Opfer von Verbrechen fest in Strafverfahren etabliert und hatten darin eine wesentliche Rolle inne. Mit der Zeit aber wurden sie auf die Rolle als Beweismittel (Zeugenbeweis) reduziert und die Kriminalitätspolitik widmete sich bloß dem Abbau kriminalitätsfördernder Faktoren. Die Vermeidung künftiger Straftaten und weniger die Bedachtnahme auf Personen, die bereits Opfer einer Straftat wurden, standen im Mittelpunkt der Erwägungen. Nach und nach etablierte sich aber das Bewusstsein, dass letztlich immer Einzelne durch Straftaten in ihrer „Freiheit“ verletzt werden und das Strafrecht als ein „Schutzrecht“ ihnen gegenüber versagt hat. Und so kam es, dass Opfer in das Gefüge des Strafrechts wieder verankert wurden. Mittlerweile sind Opfer mit zahlreichen Rechten in Strafverfahren positioniert, die vorwiegend darauf abzielen, ihnen Partizipationsmöglichkeiten einzuräumen, Wiedergutmachung erlangen zu können und deren „sekundäre Viktimisierung“ so gering als möglich zu halten. Diese Verankerung bedurfte freilich ausgewogener rechtlicher Rahmenbedingungen und damit einher gingen Unklarheiten hinsichtlich deren Auslegung sowie Kritik. Den Kern der Arbeit stellen rechtliche Probleme im Zusammenhang mit dem Opferbegriff der Strafprozessordnung und der juristischen Prozessbegleitung dar. Juristische Prozessbegleitung ist die (kostenlose) Beratung und Vertretung von Opfern durch Rechtsanwälte in Strafverfahren. Gerade die Beigebung von Rechtsanwälten stellt ein wesentliches Mittel dar, um die Einhaltung jener Rechte sicherzustellen, die auf den Schutz und die Schonung von Opfern abstellen und die ihnen die Möglichkeit der aktiven Teilnahme an Verfahren garantieren. Darüber hinaus zeigen Analysen, dass die Vertretung durch Rechtsanwälte häufig Voraussetzung dafür ist, Schmerzengeld bzw. sonstigen Schadenersatz zu erhalten und damit – in gewisser Weise – „Gerechtigkeit“ zu erfahren. Ganz besonders ernst zu nehmen war die Kritik am Opferbegriff, durch ihn käme es – schon begrifflich – zu einer Verletzung der Unschuldsvermutung. Eine Analyse der diesbezüglichen Gegebenheiten zeigt aber, dass dies nicht der Fall ist. Dies zumindest dann, wenn sichergestellt ist, dass die tragende und leitende Rolle in Verfahren bei der (objektiven) staatlichen Justiz angesiedelt ist. Gappmayer, Wolfgang 73 WISSENSCHAFTSPREIS DES SOZIALMINISTERIUMS FÜR JUNGAKADEMIKERiNNEN Abstracts der eingereichten Arbeiten Detaillierte Rechtsfragen existierten im Zusammenhang mit juristischer Prozessbegleitung. Dies einerseits hinsichtlich der Rechtsposition juristischer Prozessbegleiter und deren Rolle in Verfahren. Es wird in der Arbeit aufgezeigt, dass juristische Prozessbegleiter im Rahmen eines Bevollmächtigungsvertrages tätig werden und ihre Rolle der von parteiischen Parteienvertretern entspricht. In der Arbeit war auch der Fragenkomplex zu behandeln, ob Verteidigungsrechte als Grenze von Opferrechten anzusehen sind. Dieses Spannungsverhältnisses ist wohl immer über eine durch die Justiz zu erfolgende Interessenabwägung aufzulösen. 74 Gappmayer, Wolfgang WISSENSCHAFTSPREIS DES SOZIALMINISTERIUMS FÜR JUNGAKADEMIKERiNNEN Abstracts der eingereichten Arbeiten 37. Garde, Isabelle Annika Cripping Development? Ambivalenzen der Inklusion von „Behinderung“ in den Entwicklungsdiskurs Diplomarbeit. Universität Wien. 2014 Diese Diplomarbeit widmet sich der Frage, ob pathologisierende und eurozentrische Vorstellungen von „Behinderung“ innerhalb des Diskurses über „Inklusive Entwicklung“ verschoben oder aufgebrochen werden (können) und wo sich Momente eines Crippings (vgl. Sandahl 2003) von „Entwicklung“ feststellen lassen. Sie fragt dabei nach der Produktion von Wissen über „behinderte“ Körper in entwicklungspolitischen Diskursen, den zugrunde liegenden Normierungs- und Normalisierungsprozessen, identitätspolitischen Ein- und Ausschlüssen und der Rolle einer Rhetorik der „Inklusion“ innerhalb eines Handlungsfeldes, das sich an globalen Menschenrechten und globaler Gerechtigkeit orientieren möchte. Die Analyse von zwei Publikationen der deutschen Nichtregierungsorganisation VENRO zeigt auf, dass innerhalb des Diskurses zu „Inklusiver Entwicklung“ rassialisierende, kolonialisierende und ableistische Repräsentationen reproduziert werden und „Nicht-Behinderung“ trotz der Inklusionsbestrebungen als Norm intakt bleibt. Die Arbeit schließt deshalb mit der These, dass „Entwicklung“ von einem institutionalisierten Ableismus gekennzeichnet ist, der zu einem notwendigen Scheitern des Versprechens einer alternativen Zukunft, das im Diskurs zu „Inklusiver Entwicklung“ produziert wird, führt. Garde, Isabelle Annika 75 WISSENSCHAFTSPREIS DES SOZIALMINISTERIUMS FÜR JUNGAKADEMIKERiNNEN Abstracts der eingereichten Arbeiten 38. Gastl, Daniel Kritische Analyse der Erledigung einer öffentlichen Aufgabe im Sozialwesen. Das Beispiel der Selbstbestimmt-Leben-Initiative in Österreich. Masterarbeit. Alpen-Adria Universität Klagenfurt. 2014 Ziel der Arbeit ist eine kritische Analyse der Selbstbestimmt-Leben-Initiative in Österreich. Die Analyse dieser Initiative soll vor allem aus betriebswirtschaftlicher Sicht erfolgen. Es wird eine genauere Beleuchtung der Struktur sowie der Finanzierung der Leistungen der Selbstbestimmt-Leben-Initiative vorgenommen. Darüber hinaus werden in der Arbeit auch Probleme und Potenziale der Initiative aufgezeigt, wodurch mögliche zukünftig relevante Fragestellungen im Zusammenhang mit dieser Initiative erkannt werden können. Bei der Analyse der gesetzlichen Grundlagen sowie der Finanzierung der Leistungen auf Landesebene wurde die Analyse auf das Bundesland Kärnten beschränkt, da so eine Reduzierung der Komplexität und des ansonsten zu großen Umfangs der Arbeit erreicht werden konnte. Einen zentralen Teil der Arbeit stellt neben der genauen Betrachtung der Struktur und dem Aufzeigen von Problemen und Potenzialen auch die Analyse der Bedeutung der Selbstbestimmt-Leben-Initiative für Menschen mit Behinderungen dar. 76 Gastl, Daniel WISSENSCHAFTSPREIS DES SOZIALMINISTERIUMS FÜR JUNGAKADEMIKERiNNEN Abstracts der eingereichten Arbeiten 39. Genner, Sonja Weil ich arbeiten will. Praxeologische und rechtsanthropologische Perspektiven auf die A ­ rbeit von Erwachsenen mit sogenannter geistiger Behinderung in Wiener B ­ eschäftigungswerkstätten Masterarbeit. Universität Wien. 2014 Diese Arbeit setzt sich mit der Arbeitssituation von Erwachsenen mit einer sogenannten geistigen Behinderung in einer Werkstatt der „Beschäftigungstherapie“ in Wien auseinander. Obwohl geistige Behinderung ein Teil unserer Gesellschaft ist, scheint über diese Personengruppe und ihre Lebenswelt wenig bekannt zu sein. Dieses Nicht-Wissen sowie häufig damit verbundene Vorurteile erschweren es diesen Menschen, einen Arbeitsplatz zu finden, weshalb ein Großteil mangels Alternativen in Werkstätten arbeitet. Hierbei handelt es sich aber um kein sozialversichertes Arbeitsverhältnis, sondern um eine Betreuungsstruktur, wodurch ihnen auch der Zugang zu Lohn, Kollektivvertrag und Pension verwehrt bleibt und sie im Bereich Arbeit von der Gesellschaft ausgeschlossen werden. Auf der rechtlichen Ebene ergibt sich hier ein Widerspruch zwischen der Wiener Gesetzeslage, die diese segregierenden Institutionen regelt, und der von Österreich 2008 ratifizierten UN-Konvention über die Rechte von Menschen mit Behinderung, in der Inklusion in allen Lebensbereichen gefordert wird. Die Frage, wie Menschen mit einer sogenannten geistigen Behinderung sich selbst und ihre Arbeit in diesen Werkstätten im Rahmen der rechtlichen Strukturen in Wien erleben, wurde methodisch anhand teilnehmender Beobachtung in einer Werkstatt der Lebenshilfe Wien, leitfadengestützter Interviews mit den dortigen MitarbeiterInnen mit Behinderung und BetreuerInnen sowie ExpertInneninterviews beantwortet. Der theoretische Erklärungsrahmen setzt sich aus den Disability Studies, anthropologischen Zugängen zu Arbeit und Recht sowie Bourdieus Praxeologie zusammen. Trotz der rechtlich benachteiligenden Strukturen scheinen die meisten der interviewten Erwachsenen mit sogenannter geistiger Behinderung mit ihrer Situation zufrieden sein. Eine Begründung hierfür können Bourdieus Habituskonzept und seine Theorie der symbolischen Gewalt geben. Durch die Sozialisation wird ein bestimmter Habitus ausgebildet, durch den die Wahrnehmungs-, Denk- und Handlungsspielräume vorstrukturiert sind. Im Fall von Menschen mit einer sogenannten geistigen Behinderung handelt es sich um relativ enge Entscheidungsräume, die aber aufgrund der habituellen Internalisierung und der herrschenden symbolischen Gewalt positiv bewertet werden. Dennoch werden diese anerkannten Deutungen der „behinderten“ Lebenswelt durch die Interviewten auch in Frage gestellt und es wird Kritik an ihnen geübt. Genner, Sonja 77 WISSENSCHAFTSPREIS DES SOZIALMINISTERIUMS FÜR JUNGAKADEMIKERiNNEN Abstracts der eingereichten Arbeiten 40. Gererstorfer, Julia Wege zur Lebensqualität Eine Untersuchung zur Zielplanungsarbeit und zum Umgang mit heraus­forderndem Verhalten in vollzeitbetreuten Wohnhäusern in der Steiermark Dissertation. Karl-Franzens-Universität Graz. 2014 Die vorliegende Dissertation beschäftigt sich mit der Lebensqualität von Menschen mit starker intellektueller Beeinträchtigung im Wohnbereich. Ziel ist es, einen Einblick in die Lebensrealität von Menschen mit intellektueller Beeinträchtigung in vollzeitbetreuten Wohnhäusern zu geben und anhand praktischer Beispiele darzustellen, wie die Zielplanungsarbeit und der Umgang mit herausforderndem Verhalten durchgeführt werden und zur Erhöhung der Lebensqualität und der Teilhabechancen beitragen können. Die Untersuchung fand in drei vollzeitbetreuten Wohnhäusern statt (36 Bewohner/innen) und wurde durch Hospitationen in schwedischen Gruppenwohnungen und Tagesstrukturen ergänzt. Das Untersuchungsdesign setzt sich zusammen aus teilnehmender Beobachtung (360 Stunden), Dokumentenanalyse sowie qualitativen Interviews mit 28 Hauptbezugsbetreuer/innen, 10 Bewohner/inne/n, 10 Eltern, 2 Sachwalter/ inne/n sowie mit insgesamt 8 Expert/inn/en in Österreich und Schweden. Die Auswertung fand mittels qualitativer Inhaltsanalyse statt. Die Ergebnisse veranschaulichen, dass die Lebensqualität der Bewohner/innen durch zahlreiche Faktoren positiv beeinflusst wird (z.B. Beteiligung an sinnvollen Alltagstätigkeiten; strukturierter Alltag; eigenes Zimmer mit individuellem Gestaltungsfreiraum; Rückzugsmöglichkeiten; stabile und positive Beziehungen zu Betreuer/inne/n), dass aber auch zahlreiche beeinträchtigende Faktoren vorhanden sind (z.B. eingeschränkte finanzielle Ressourcen; hohe Lärmbelastung durch Mitbewohner/innen; körperliche Übergriffe durch Mitbewohner/innen; Angewiesen-Sein auf die zeitliche Verfügbarkeit von Betreuer/inne/n; Machtausübung durch Betreuer/innen). Herausfordernde Verhaltensweisen kommen bei einzelnen Bewohner/inne/n täglich vor (körperliche Übergriffe; destruktives Verhalten; verbale Aggression; selbstverletzendes Verhalten; Verweigerung). Hinsichtlich des Umgangs mit herausforderndem Verhalten greifen die Betreuer/innen vorwiegend auf eine Veränderung der Kontextfaktoren und auf Krisenmanagement zurück. Vereinzelt werden im Rahmen der Zielplanungsarbeit alternative Verhaltensweisen erlernt und lebensstilunterstützende Maßnahmen veranlasst. Die Ergebnisse lassen einerseits darauf schließen, dass gewisse Rahmenbedingungen und ein gutes Ausmaß an Lebensqualität notwendig sind, um herausfordernde Verhaltensweisen zu reduzieren und eine erfolgreiche Zielplanung durchzuführen. Andererseits können lebensstilunterstützende Maßnahmen im Rahmen einer personenzentrierten Zielplanung dazu beitragen, herausforderndes Verhalten langfristig zu reduzieren und die Lebensqualität zu erhöhen. 78 Gererstorfer, Julia WISSENSCHAFTSPREIS DES SOZIALMINISTERIUMS FÜR JUNGAKADEMIKERiNNEN Abstracts der eingereichten Arbeiten 41. Gerold, Stefanie/ Nocker, Matthias Reduction of Working Time in Austria A Mixed Methods Study Relating a New Work Time Policy to Employee ­Preferences Masterthesis. WU Wien. 2015 This project examines current prohibiting and supporting factors determining employees’ desire to reduce working time. It draws on theoretical concepts based on the notion of endogenous preferences, meaning that they are subject to adaptations in response to external factors. Following a mixed-methods approach, we combine quantitative and qualitative research techniques. The quantitative part contains a regression model that applies several factors for explaining the mismatch between preferred and actual working hours by using data from the Austrian Microcensus 2012. The regression results are scrutinized by qualitative interviews among employees of the electrics/electronics industry in Austria, who had the possibility to opt for the leisure option (“Freizeitoption”). This novel work time policy, first implemented via the collective agreement 2013, enables workers and salaried employees to individually choose between a wage increase and equivalent leisure time. This research project comprises two innovative elements. First, the mixed-methods approach allows for a comprehensive study of preferences for work time reduction. Whereas the quantitative analysis generates an understanding of the factors associated with a preference for work time reduction, the qualitative approach provides insights into the perceptions of individuals regarding their preferences to reduce work hours. Moreover, it allows us to contextualize the regression results and to explain unexpected quantitative findings. Second, the leisure option was introduced only in May 2013, and by now, no study exists about individuals’ perceptions on this new policy instrument. Quantitative results suggest that employees who prefer shorter weekly working hours are older, higher educated and work longer actual hours in white-collar positions in bigger business premises. Also, women living in multiple earner households and mothers of young children prefer to work less, while men are unaffected by these variables, which supports the ‘male breadwinner’ model. Qualitative results indicate that employees with higher educational levels tend to reduce working time, as leisure time and familiy time constitute intrinsic values for them. Moreover, money is valued from a long-term, security perspective, which implies that some employees prefer not to decrease their working hours although they are living in a good financial situation. Also, the shift in assessing work performances by output indicators instead of time measures can be regarded as a major obstacle for work time reductions. Gerold, Stefanie/ Nocker, Matthias 79 WISSENSCHAFTSPREIS DES SOZIALMINISTERIUMS FÜR JUNGAKADEMIKERiNNEN Abstracts der eingereichten Arbeiten The insights gained by this innovative project contribute to policy debates by providing a better understanding of the circumstances inducing employees to reduce working hours, an issue increasingly discussed in the context of various aspects of sustainability. Diese Arbeit wurde in englischer Sprache verfasst. 80 Gerold, Stefanie/ Nocker, Matthias WISSENSCHAFTSPREIS DES SOZIALMINISTERIUMS FÜR JUNGAKADEMIKERiNNEN Abstracts der eingereichten Arbeiten 42. Godina, Franka Social Impact Bonds Risks and Opportunities Master Thesis. WU Wien. 2014 Die vorliegende Masterthese beschäftigt sich mit dem Konzept der Social Impact Bonds (SIBs), das 2010 in Großbritannien ins Leben gerufen wurde. Das Ergebnis einer tiefgehenden Analyse der frühen Literatur über SIBs ist ein Paradoxa Katalog der Risiken und Möglichkeiten von SIBs. Die Frage nach Risiken und Möglichkeiten von Social Impact Bonds wurde auf Grundlage von Literatur zu New Public Management und der qualitativen Inhaltsanalyse von 48 Publikationen rund um Social Impact Bonds beantwortet. Ergebnis waren fünf Paradoxa bzw. Spannungsfelder, die die Schwächen und zu bearbeitenden Felder von Social Impact Bonds aufzeigen. Diese umfassen die Verteilung der finanziellen Risiken und Möglichkeiten, Skaleneffekte, den Grad der Innovationsfähigkeit, Effektivität und Wirkungsmessung. Sie setzten sich besonders mit den Widersprüchen innerhalb der Publikationen auseinander und zeigen schön, wo noch Handlungsbedarf ist. Diese Arbeit wurde in englischer Sprache verfasst. Godina, Franka 81 WISSENSCHAFTSPREIS DES SOZIALMINISTERIUMS FÜR JUNGAKADEMIKERiNNEN Abstracts der eingereichten Arbeiten 43. Göth, Sabine Steigerung der Attraktivität einer Führungskarriere für Frauen Barrieren, Hürden und Hindernisse auf dem Weg nach oben Diplomarbeit. Universität Wien. 2013 Die vorliegende Arbeit beschäftigt sich mit den Gründen für die mangelnde weibliche Präsenz in Führungspositionen und in weiterer Folge mit einer Erhöhung der Attraktivität des Anstrebens einer Führungskarriere für Frauen. Im theoretischen Teil werden nach einer kurzen Darstellung der bestehenden Unterrepräsentation von Frauen in Führungsetagen Erklärungsansätze für diese ungleiche Geschlechterverteilung vorgestellt. Im Anschluss werden bestehende Barrieren identifiziert, mit denen sich Frauen innerhalb ihres beruflichen Aufstiegs konfrontiert sehen (können). Im empirischen Teil wurden in einem ersten Schritt 39 Interviews mit Frauen und Männern geführt, welche sich für Karriere interessieren, in dieser Entwicklung aber noch am Anfang stehen. Die Ergebnisse dieser Interviews dienten unter anderem der Vorbereitung eines Fragebogens, mit dem 1222 Frauen und Männer ohne Führungsposition eines mitteleuropäischen Finanzdienstleistungsunternehmens zu ausgewählten Barrieren befragt wurden, um bestehende Geschlechtsunterschiede aufzuzeigen. Zusätzlich wurde das Ausmaß der persönlichen Wichtigkeit von Karriere – die Karriereorientierung – erhoben. Darüber hinaus wurden die Interviews genützt, um qualitative Auswertungen (Kern-Peripherie-Analysen) hinsichtlich der Selbsteinschätzung der eigenen Führungskompetenzen und der Beschreibung allgemeiner Führungsqualitäten jeweils nach Geschlechtern getrennt vorzunehmen. Die Ergebnisse der qualitativen Untersuchung weisen unter anderem darauf hin, dass sich Frauen und Männer bei der Selbsteinschätzung der eigenen Führungskompetenzen im Kern vollkommen voneinander unterscheiden. Die Ergebnisse der Fragebogenuntersuchung zeigen, dass sich Frauen und Männer hinsichtlich ihrer Karriereorientierung unterscheiden – Männern ist Karriere signifikant wichtiger. Betrachtet man allerdings nur die karriereorientierten Personen, so unterscheiden sich karriereorientierte Frauen nicht von ihren männlichen Kollegen bezüglich des Ausmaßes an Karriereplanung und beruflichem Selbstvertrauen. Sie investieren genau so viel in den Aufbau interner Netzwerke wie Männer. Will man Führungspositionen für Frauen attraktiver gestalten, muss demnach die Karriereorientierung von Frauen erhöht werden. Einige Möglichkeiten dazu werden in der vorliegenden Arbeit präsentiert. 82 Göth, Sabine WISSENSCHAFTSPREIS DES SOZIALMINISTERIUMS FÜR JUNGAKADEMIKERiNNEN Abstracts der eingereichten Arbeiten 44. Gretzl, Christoph Der gesamtwirtschaftliche Nutzen von 24-h Pflege- und Betreuungsdiensten im Vergleich zu stationären Pflegeangeboten Ein Vergleich der Bundesländer Wien, Niederösterreich und Burgenland Diplomarbeit. TU Wien. 2014 Die Anpassung der Sozialpolitik und der Pflegepolitik auf den zukünftig stark steigenden Pflegebedarf stellt eine große Herausforderung für Politik und Planung dar. In Zeiten des demographischen Wandels, dem Rückgang der informellen Pflege und der immer größer werdenden Verantwortung der öffentlichen Hand bei der Finanzierung sind zukunftsweisende und vor allem nachhaltig finanzierbare Lösungen gefragt. Um für das Problemfeld einer bedarfsgerechten Versorgung der älteren Bevölkerung Lösungsansätze zu finden, werden im Rahmen dieser Arbeit zwei Pflegeangebote analysiert. Allgemein widmet sich diese Arbeit dem Thema Pflege und vergleicht mobile und stationäre Pflegeangebote mittels einer Social Return on Investment Analyse. Zu Beginn der Arbeit werden die Probleme der Überalterung der Bevölkerung im Kontext von Stadt und Land diskutiert und anschließend ein Überblick über das Sozialsystem Österreichs gegeben. Ein besonderer Schwerpunkt wird dabei auf die Finanzierung und Kompetenzaufteilung zwischen dem Bund und den Ländern gelegt. Darauf aufbauend werden die Pflegeangebote in den drei Bundesländern Wien, Niederösterreich und Burgenland verglichen und dabei insbesondere auf die Versorgungsdichte, die Finanzierung und die Vor- und Nachteile eingegangen. Ziel dieser Grundlagenerhebung ist es, aufzuzeigen, welches Pflegeangebot für welche Zielgruppe am besten geeignet ist. Abschließend wird über eine gesamtwirtschaftliche Bewertung der Nutzen der verschiedenen Angebote ermittelt. Die dafür ausgewählte Methode ist die Social Return on Investment Analyse (kurz: SROI), welches ein relativ junges Instrument ist und sich für die Bewertung sozialer Maßnahmen besonders eignet. Abgeleitet aus der Analyse sollen jeweils die größten NutzerInnengruppen des Pflegesystems identifiziert und im Kontext der Finanzierung diskutiert werden. Das Fazit dieser Arbeit beschreibt die vorherrschenden Unterschiede der beiden Pflegeangebote in den drei betrachteten Bundesländern. Vor allem im Bereich der stationären Pflege zeigen sich bei den Investitionen große Disparitäten. Durch die Verwendung derselben Monetarisierungsgrundlagen bei der gesamtwirtschaftlichen Analyse lassen sich die Ergebnisse gut miteinander vergleichen. Die wichtigsten Erkenntnisse werden über die Verteilung der erzielten Wirkungen auf die Stakeholder gewonnen. Bei der 24-Stunden-Betreuung ergibt sich ein SROI-Koeffizient von 1: 1,73. Dieser Wert liegt über dem der stationären Pflege und ist vor allem durch die deutlich höheren Kosten zu begründen. Beide Angebote unterscheiden sich jedoch stark in ihrer Finanzierung der Verteilung der Wirkungen auf die Stakeholder. So sind die Profite der betroffenen Personen rund 1,5mal so hoch, wie ihre getätigten Investitionen. Gretzl, Christoph 83 WISSENSCHAFTSPREIS DES SOZIALMINISTERIUMS FÜR JUNGAKADEMIKERiNNEN Abstracts der eingereichten Arbeiten Der Bund finanziert dieses Angebot zu einem sehr hohen Teil mit, erzielt aber nur geringe Profite durch Lohnsteuereinnahmen. Für die Länder ist dieses Angebot im Vergleich zur stationären Pflege eine sehr preiswerte Lösung, da sie nur wenig zu den Investitionen beitragen müssen und der Bedarf an mobilen Diensten und stationären Plätzen dadurch reduziert wird. Die stationäre Pflege und Betreuung in Wien, Niederösterreich und im Burgenland erzielt einen SROI-Koeffizienten von 1:1,42. Jedoch sind die Wirkungen, die bei den betroffenen Personen erzielt werden, deutlich höher und der Bund hat einen größeren Anteil an den gesamten Wirkungen, da hier mehr Lohnsteuereinnahmen lukriert werden können. 84 Gretzl, Christoph WISSENSCHAFTSPREIS DES SOZIALMINISTERIUMS FÜR JUNGAKADEMIKERiNNEN Abstracts der eingereichten Arbeiten 45. Grübler, Julia European Trade Preferences facing the New Millennium Master’s Thesis. Universität Innsbruck. 2013 While in the early days of the European Union its trade relations with developing countries were strongly linked to existing or former colonial ties, today its web of different trade arrangements embraces practically the whole world. Keeping the presented glimpse on the historical, geographical and political aspects in mind, a gravity model is employed to evaluate the traditional pyramid of privilege and to further examine its ranking along the types of agreements that form the basis for EU-developing country relations. The analysis follows a regional approach according to the categorisation by the DG Trade of the European Commission. A chilling finding is that among recipients of general GSP provisions, ACP states – which were for a long time found to be on top of the pyramid – and especially least-developed ACP countries are placed on its very bottom for the period 1990 to 2007. Although the Lomé and Cotonou Conventions formally still present the most comprehensive agreements of the EU with developing countries, preference erosion seems to be a major threat to them. The Mediterranean region, however, successfully took advantage of its proximity to and its strategic position for the EU. The fact that general GSP provisions show to be more beneficial than some combinations with promising PTAs points to the impressive trade figures of some countries not receiving additional preferences, particularly in Asia, which underlines how little economic performance can be linked to the EU’s trade preferences. Diese Arbeit wurde in englischer Sprache verfasst. Grübler, Julia 85 WISSENSCHAFTSPREIS DES SOZIALMINISTERIUMS FÜR JUNGAKADEMIKERiNNEN Abstracts der eingereichten Arbeiten 46. Gutschi, Daniel Eine empirische Forschung über die Lebenswelt und Akzeptanz von ­Regenbogenfamilien in Österreich Master-Thesis. Donau-Universität Krems. 2013 Die vorliegende Arbeit beschäftigt sich mit der sogenannten Regenbogenfamilie, einer Familienkonstellation in der mindestens ein Elternteil eines Kindes homo- bzw. bisexuell liebend ist oder sich als transsexuell versteht. Mithilfe einer qualitativen Untersuchung, die aus ExpertInneninterviews mit acht Personen (ein lesbisches Frauenpaar, Angehörige der Regenbogenfamilie und ExpertInnen aus den Bereichen Soziale Arbeit, Psychotherapie, Medizin, Theologie und Politik), einer Netzwerkdiagnostik sowie einer Lebensweltanalyse bestand, wurde die Forschungsfrage: „Wie gestaltet sich die Lebenswelt von Mitgliedern einer Regenbogenfamilie und ist es ihnen möglich, gleichberechtigt an der österreichischen Gesellschaft teilzunehmen, respektive werden sie anerkannt?“, beantwortet. Die Ergebnisse dieser Master-Thesis zeigen, dass die untersuchte Regenbogenfamilie Exklusion im unpersönlichen Umfeld erlebt, im persönlichen Umfeld jedoch gut integriert ist. Die Meinungen der ExpertInnen spiegeln ebenfalls diese Erkenntnisse wider. Sie sehen die vorhanden Werte und Normen der konservativen österreichischen Gesellschaft primär als Träger dieser Umstände. Die evidenten Meinungen aus Literatur und empirischer Untersuchung bestätigen zudem, was die beiden interviewten Mütter immer wieder betonten: „Wir leben ein ganz normales Leben.“ 86 Gutschi, Daniel WISSENSCHAFTSPREIS DES SOZIALMINISTERIUMS FÜR JUNGAKADEMIKERiNNEN Abstracts der eingereichten Arbeiten 47. Hacker, Evelyn Soziale Unternehmen als Beitrag zur Stadtteilentwicklung in benachteiligten Stadtteilen Bedingungen, Wirkungen und Entwicklungsperspektiven unter besonderer Berücksichtigung der Stadt Wien Diplomarbeit. TU Wien. 2012 Vor dem Hintergrund einer erneuten Zunahme von Armut und sozialer Ausgrenzung und insbesondere deren Konzentration in bestimmten Quartieren sowie der gegenwärtig hohen Aufmerksamkeit für Soziales Unternehmertum untersucht diese Arbeit, ob und in welchen Dimensionen Soziale Unternehmen einen Beitrag zur Stadtteilentwicklung in benachteiligten Stadtteilen leisten können. Nach einer einleitenden Auseinandersetzung mit Aspekten des gegenwärtigen sozialen Wandels und der Bedeutung von lokaler Ökonomie als Bewältigungsstrategie werden Soziale Unternehmen in ihrer Wirkungs- und Funktionsweise beschrieben und der neuere internationale Diskurs zum Thema Soziale Ökonomie dargestellt. Zur Identifikation positiver Effekte Sozialer Unternehmen auf die Quartiersentwicklung werden entsprechende internationale Beispiele lokalökonomischer Ansätze in den Niederlanden und in Deutschland analysiert. Anschließend werden die Rahmenbedingungen und Zukunftsperspektiven für Soziale Unternehmen in Wien ergänzt durch Fallstudien ausgewählter Sozialer Unternehmen dargestellt. Abschließend werden Überlegungen zur Förderung und Unterstützung von Sozialen Unternehmen in benachteiligten Stadtteilen in Wien aus planerischer Sicht getroffen. Hacker, Evelyn 87 WISSENSCHAFTSPREIS DES SOZIALMINISTERIUMS FÜR JUNGAKADEMIKERiNNEN Abstracts der eingereichten Arbeiten 48. Haenlein, Susanne Humboldt’sches Prinzip oder Bermuda-Dreieck? – Herausforderungen für die Führung von Universitätskliniken aus Perspektive der ­neoinstitutionalistischen Organisationstheorie Masterarbeit. FH Wien, WKÖ Wien. 2014 Ist der Mythos des Humboldt’schen Prinzips in der Universitätsmedizin noch zeitgemäß? Nicht nur diese Frage bleibt offen, nachdem mittels qualitativer Inhaltsanalyse von Interviews mit Leitenden zentraler Qualitätsmanagement-Abteilungen in fünf großen Universitätskliniken Deutschlands und Österreichs die Aneignung des Managementkonzeptes Qualitätsmanagement durch die Organisation vor dem Hintergrund der Grundannahme der Einheit von Lehre, Forschung und Krankenversorgung untersucht wird. Diese und die weitere geteilte Meinung, dass das Universitätsklinikum als höchste medizinische Instanz maximale Kompetenz und Qualität repräsentieren muss, werden außer Zweifel gestellt, während durchgehend widersprüchliche Aussagen darauf hindeuten, dass einige formale Strukturen und Aktivitäten mehr auf den Erhalt der Legitimität als auf die Optimierung der Zielerreichung der Gesamtorganisation ausgerichtet sind. Das organisationale Feld Universitätsklinikum ist von vielschichtigen Zielkonflikten geprägt. Der Fokus der vorliegenden Arbeit wird auf die Frage gelegt, welche Anforderungen, Chancen und Risiken sich daraus für das Management ergeben und welche Erfolgsfaktoren abgeleitet werden können. Die Steuerung der Organisation mittels Qualitätsmanagement, das als zentrales Managementkonzept in der Universitätsmedizin weitgehende Anerkennung erfährt, bildet einen weiteren Ausgangspunkt der Forschungsarbeit. Am AKH-Wien sollen ab 2015 gemeinsame Führungsorgane von Universität und Klinikum implementiert werden, in Deutschland wurden derartige Strukturen bereits weitgehend verwirklicht. Basierend auf Konzepten der neoinstitutionalistischen Organisationstheorie beleuchtet die vorliegende Arbeit das Konstrukt Universitätsmedizin, indem die organisationalen Erwartungsstrukturen aus Sicht eines gemeinsamen Führungsauftrags hinsichtlich der Erfüllbarkeit bewertet werden. Besonders Aspekte, die sich auf die beschriebenen Grundannahmen beziehen, weisen hohe Übereinstimmung mit der Literatur auf. Die Untersuchung der Umsetzung von Qualitätsmanagement versucht an Stefan Bär, 2011, anzuschließen und ist von explorativem Charakter. 88 Haenlein, Susanne WISSENSCHAFTSPREIS DES SOZIALMINISTERIUMS FÜR JUNGAKADEMIKERiNNEN Abstracts der eingereichten Arbeiten 49. Hafner, Astrid „Der Zusammenhang von Wissen, Handeln und Solidarischer Ökonomie in Brasilien“ Masterthese. Universität Wien. 2013 Mein großes Interesse an organisationalen und gesellschaftlichen Zusammenhängen, an Lebens- und Teilhabechancen verschiedener Bevölkerungsgruppen, führte mich zum Studium der Soziologie und Lateinamerikanistik. Dabei forschte ich vornehmlich an den Berührungspunkten von Solidarität, Handlungslogiken, Marktordnung und Kooperation. Kooperation ist ein Prozess der sozialen Interaktion, ist allerdings abhängig von persönlichen Interessen wie auch vom gesellschaftlichen, sozialen, politischen und wirtschaftlichen Rahmen. Aufbauend auf dem Konzept, dass der Mensch ein Sozial-a-priori, eine innewohnende genuine Neigung besitzt, unter Maßgabe der Möglichkeiten immer zuerst sozial und solidarisch handeln zu wollen, habe ich bereits im Rahmen meiner soziologischen Diplomarbeit an der Universität Wien Handlungslogiken, die soziale Komponenten miteinbeziehen, untersucht. Auf Basis dieser Forschungen über die Unternehmensgruppe Mondragón, deren demokratische Arbeitsorganisation die Lebenswelt der nordspanischen Kleinstadt über die letzten 50 Jahren beeinflusste, hat mich im lateinamerikanischen Kontext – vor allem Brasilien – interessiert. Die solidarische Wirtschaft in Brasilien, die vornehmlich als Antwort auf die große Krise der 1980er Jahre entstanden ist, wurde zu einer Bewegung, die außergewöhnliche Spezifika aufweist. Die Bewegung der Solidarischen Ökonomie wurde von zahlreichen Organisationen und Institutionen bis hin zum Staat mitgetragen und unterstützt und besitzt eine ausgeprägte staatliche und zivilgesellschaftliche Verankerung. Es entstand ein umfangreicher Sektor der Solidarischen Ökonomie und auf politischer Ebene wurde ein staatliches Sekretariat eingerichtet. Innerhalb der Solidarischen Ökonomie werden Prinzipien wie Solidarität, Demokratie, Identität, Selbstbestimmung, Selbstverwaltung und Freiwilligkeit im wirtschaftlichen Kontext der Realität erprobt. Kombiniert mit der Frage nach Handlungslogiken befasste ich mich in der vorliegenden Arbeit mit dem Zusammenhang von Wissen, Handeln und Solidarischer Ökonomie in Brasilien. Menschliche Handlungen orientieren sich an einer Interpretation der Sinnhaftigkeit dieser Handlungen. Als soziale Wesen handeln wir im Rahmen gesellschaftlich vereinbarter Ordnungen und als Gesellschaft generieren wir innerhalb des Raums ein gemeinsames Bewusstsein, einen kollektiven Wissensvorrat, der uns Handlungsanleitungen zur Verfügung stellt. Um Wissen zu generieren, werden von uns Daten interpretiert, sinnvoll kombiniert, als Informationen kontextualisiert und schließlich über den Erfahrungshintergrund ins Wissen eingebunden. Stoßen wir an unsere Wissensgrenzen, greifen wir auf institutionalisiertes Wissen und den gesellschaftlichen Wissensvorrat zurück. Hafner, Astrid 89 WISSENSCHAFTSPREIS DES SOZIALMINISTERIUMS FÜR JUNGAKADEMIKERiNNEN Abstracts der eingereichten Arbeiten Die Forschung behandelt das wirtschaftspolitisch-emanzipatorische Projekt der Solidarischen Ökonomie in Brasilien, das Thema von Verteilung von Teilhabechance und Selbstbestimmung, sowie die Frage, ob Wechselwirkungen zwischen der Solidarischen Ökonomie in ihrer besonderen Ausprägung und dem gesellschaftlichen Wissensvorrat in Hinblick auf die Generierung solidarischer Handlungslogiken bestehen. 90 Hafner, Astrid WISSENSCHAFTSPREIS DES SOZIALMINISTERIUMS FÜR JUNGAKADEMIKERiNNEN Abstracts der eingereichten Arbeiten 50. Hafner-Auinger, Markus „Institutionelle Veränderungen der Arbeitsbeziehungen in Brasilien“ Masterarbeit. Universität Wien. 2013 Nach dem Wahlerfolg von Luiz Inácio „Lula“ da Silvas bei den brasilianischen Präsidentschaftswahlen im Jahr 2002 wurde seiner Arbeiterpartei international mehrheitlich großes Potential für soziale Veränderungen zugesprochen. Während allerdings die wirtschafts- und finanzpolitische Neuausrichtung des Landes vorerst nicht stattfand, zeichneten sich auf sozialpolitischer Ebene große Änderungen ab. So wurde mit der Bekämpfung des Hungers und der extremen Armut bereits kurz nach dem historischen Wahlsieg ein klares Zeichen gesetzt, wie die Einkommensbedingungen verbessert werden sollten. Dies wurde in den kommenden Jahren durch eine konsequente Arbeitsmarktpolitik ergänzt, mit der für große Teile der brasilianischen Bevölkerung über die Formalisierung ihrer Arbeitsverhältnisse eine Verbesserung der Arbeitsbedingungen und eine Eingliederung in das Sozialsystem bewirkt werden sollte. Die institutionellen Veränderungen, die diese Politik begleiteten, stellen den Versuch dar, einen sozialen Konsens zur Absicherung der Wirtschaftspolitik herzustellen. Die vorliegende Arbeit untersucht diese Entwicklungen im Detail und versucht empirisch festzustellen, wie sich die Veränderungen in einigen zentralen Analysekategorien niedergeschlagen haben. Methodisch wird dabei in einem Disziplinen-Mix auf Basis der politischen Ökonomie mit regulationstheoretischen Werkzeugen und dem Varieties of Capitalism Ansatz gearbeitet. Ein Vergleich mit der Konsolidierten Arbeitsgesetzgebung der 1930er/40er Jahre und der Verfassungsreform von 1988 ordnet die aktuelle Situation in den historischen Rahmen ein. Damit wird eine Bewertung des gesellschaftlichen Transformationsprozesses möglich, die für den beobachteten Zeitraum nach 2002 deutlich positiv ausfällt. Hafner-Auinger, Markus 91 WISSENSCHAFTSPREIS DES SOZIALMINISTERIUMS FÜR JUNGAKADEMIKERiNNEN Abstracts der eingereichten Arbeiten 51. Hager, Magdalena Pflegeversicherung als Ausweg aus der Pflegekrise? Vergleich der Pflegefinanzierungssysteme in Österreich und Deutschland Masterarbeit. IMC Fachhochschule Krems. 2012 Im Rahmen dieser Arbeit wurde eine empirische Studie zum Vergleich der Pflegefinanzierungssysteme in Österreich und Deutschland durchgeführt. Der demographische Wandel in der österreichischen Bevölkerung wird zu einem Anstieg der Pflegebedürftigkeit führen. In Österreich erfolgt die Finanzierung der Pflege aus dem allgemeinen Steueraufkommen. Im Vergleich dazu gibt es in Deutschland die Pflegeversicherung als fünfte Säule des Sozialversicherungssystems. Durch die Analyse der Fachliteratur und den Auswertungen der 13 teilstrukturierten Expertinnen- und Experteninterviews konnten Vorteile in der deutschen Pflegefinanzierung gegenüber dem österreichischen System festgestellt werden. Das österreichische Pflegesystem sollte einheitlich über den Pflegefonds organisiert und finanziert werden. Durch die Einführung einer zweckgebundenen Vermögens- und Erbschaftssteuer, einer Förderung der privaten Pflegevorsorge und einem gedeckelten Finanzierungsbeitrag (20.000 – 30.000 €) kann die zukünftige Finanzierung der Pflege in Österreich verbessert werden. Die Kombinationsmöglichkeit von Sach-/ Geldleistungen, der Ausbau des teilstationären/ ambulanten Angebotes und eine verstärkte Unterstützung der pflegenden Angehörigen wären zusätzliche Maßnahmen, die zu einer Qualitätssteigerung der Pflegesituation führen würden. 92 Hager, Magdalena WISSENSCHAFTSPREIS DES SOZIALMINISTERIUMS FÜR JUNGAKADEMIKERiNNEN Abstracts der eingereichten Arbeiten 52. Hannappel, Laura Exklusiv für alle Gemeinschaftliche Wohnformen für Menschen mit Demenz am Beispiel eines Projektvorhabens, ­Demenz-WGs, Studierenden-WGs und einen Kindergarten programmatisch und baulich zu kombinieren Masterarbeit. TU Wien. 2013 Mittlerweile wird die `Ageing Society´ auch von der Politik und der Gesellschaft realisiert (Bond et al., 2001). Während die Gruppe der älteren Menschen und insbesondere der Hochaltrigen zunimmt, verringert sich die der Jungen und vor allem Erwerbsfähigen, die diese Entwicklung finanziell tragen sollen (Frerichs, 2014). Als altersbedingte Erkrankung vergrößert sich die Zahl demenzkranker Menschen in unserer Gesellschaft unaufhörlich. Im Jahr 2014 waren es bereits über 100.000 Demenzkranke, diese Zahl wird bis 2050 auf ca. 230.000 Betroffene ansteigen (Österreichische Alzheimergesellschaft, 2015). Innovative Wohnkonzepte und Projekte sind gefragt, um Alt und Jung wieder zu vereinen und das Verständnis füreinander im Alltag herzustellen (Mannheim, 1928; Rammert, 2010). Diese Arbeit beleuchtet exemplarisch ein Pilot-Projektvorhaben, das Demenz-WGs, Studierenden-WGs und einen Kindergarten in Wien programmatisch wie baulich kombiniert. Angestrebtes Ziel der InitiatorInnen ist es, daraus positive Synergie-Effekte für alle Beteiligten zu schaffen. Mittels einer breit aufgestellten empirischen Analyse durch ExpertInnen-Interviews, teilnehmende Beobachtung und Projekt-Analyse wird dieses Vorhaben multiperspektivisch und interdisziplinär umkreist, um anschließend eine Expertise zu generieren. Hierbei wird der Blick auch auf die Risiken, vor allem aber auf die Potenziale dieser Idee gerichtet, um so der derzeit viel zu defizitlastigen Berichterstattung ein ressourcenorientiertes Projektvorhaben entgegen zu stellen. Besonders hervorzuheben ist die Mitarbeit in einer bestehenden Demenz-WG, die meine Wahrnehmung als Planerin gegenüber dieser Gruppe, die ihre Bedürfnisse oft nicht (verbal) artikulieren kann, um diese dann in Architektur zu übersetzen, nachhaltig geprägt hat. Steht eine ArchitektIn vor der Aufgabe, ein Pilotprojekt zu planen, bietet sich die Chance, innovativ tätig zu werden und zukünftige Abläufe nachhaltig zu beeinflussen, anstatt in Gewohntem zu verharren. Nachdem bei Pilotprojekten in der Regel keine Referenzen vorhanden sind und es sich somit um ein exploratives Vorgehen handelt, bedeutet dies eine intensive Recherche und Auseinandersetzung mit den zukünftigen NutzerInnen (Flick, 2013). Vielfältigere Lebensmodelle erfordern vielfältigere Wohnmodelle Bei diesem Vorhaben handelt es sich im Gegensatz zu Baugruppen um institutionell angebotenen Wohnraum für unterschiedlichste Nutzergruppen. Dieser Ansatz zeigt, dass nicht nur Private, sondern auch Vereine und Organisationen die Vorteile des gemeinschaftlichen Wohnens erkennen und auch vermehrt anbieten wollen. Dieses Modell spricht Nutzer an, die vom Leben in einer Gemeinschaft profitieren wollen, ohne den nicht unerheblichen Aufwand einer Baugruppe auf sich nehmen zu müssen. Derzeit lebt die Hannappel, Laura 93 WISSENSCHAFTSPREIS DES SOZIALMINISTERIUMS FÜR JUNGAKADEMIKERiNNEN Abstracts der eingereichten Arbeiten absolute Mehrheit in dem Wohnraum, der verfügbar und leistbar ist, auch wenn er den Bedürfnissen oft nicht gerecht wird. Baugruppen-Projekte rücken zwar stark ins öffentliche Bewusstsein, allerdings machen sie momentan nur einen verschwindend geringen Anteil an der Wohnsituation insgesamt aus. Neben der Politik ist daher vor allem der Markt gefordert, auf die ausdifferenzierte Nachfrage zu reagieren. Im Sinne einer bedürfnisgerechten Wohnraumplanung sollten flexible und multifunktionale Wohnkonzepte entstehen. Nicht der Nutzer soll sich an den Wohnraum anpassen, sondern umgekehrt – der Wohnraum sollte sich an den Bedürfnissen der NutzerInnen orientieren. Die Forderung lautet, jedem Menschen einen seinen Bedürfnissen gerecht werdenden Wohnraum anbieten zu können – exklusiv für alle. Die vorliegende Masterarbeit wurde an der Fakultät für Architektur und Raumplanung, Fachbereich Soziologie eingereicht und untersucht die Querschnittsmaterie zwischen den gesellschaftlichen Herausforderungen der demografischen Entwicklung in Österreich und den zukünftigen Anforderungen an den Wohnungsmarkt, der darauf bisher noch nicht hinreichend reagiert. 94 Hannappel, Laura WISSENSCHAFTSPREIS DES SOZIALMINISTERIUMS FÜR JUNGAKADEMIKERiNNEN Abstracts der eingereichten Arbeiten 53. Hanschitz, Georg Christoph „Angewandtes Migrationsmanagement in Österreich und der Europäischen Union“ Dissertation. Universität Wien. 2013 Die vorliegende wissenschaftliche Arbeit befasst sich mit der Analyse österreichischer und europäischer Migrationspolitik im Kontext ihrer Steuerungsmechanismen. Der Forschungsschwerpunkt liegt auf der Untersuchung nach Möglichkeiten zur Steuerung von Migration in Österreich und der Europäischen U ­ nion. Die übergeordnete Forschungsfrage lautet: Welche Steuerungsmöglichkeiten hat ein Staat bzw. eine Staatengemeinschaft, um eine Migrationspolitik zu implementieren, die sowohl für die Volkswirtschaft des Staates bzw. einer Staatengemeinschaft, als auch für die Migranten selbst bestmögliche Effekte liefert und gibt es Indikationen eines Entflechtungsprozesses zwischen Migrationssteuerung und parteiinteressen geprägter Tagespolitik? Zu dieser Frage wurden im Zeitraum von 2009 bis 2012 Daten, Modelle sowie primäre und sekundäre Rechtsquellen untersucht, welche die Basis der Analyse darstellen. Den politikwissenschaftlichen Theorierahmen dieser Arbeit bilden sowohl Theorien des New Public Management, als auch Inklusions- und Exklusionstheorien. Anhand von verschiedenen Steuerungsmodellen wird untersucht, inwieweit Migration überhaupt gelenkt werden kann und welche Möglichkeiten der Migrationssteuerung es gibt. Diese Arbeit stützt sich methodisch auf eine empirisch qualitative Analyse Migrationspolitik betreffender Normen und Gesetze, sowie einer Analyse politischer Handlungsfelder. Im Fokus stehen dabei die österreichische Migrationspolitik und europäische (EU-) Rahmenbedingungen. In einer komparativen Analyse wird mit Hilfe des „Migrant Integration Policy Index, MIPEX” die Migrationspolitik Österreichs mit jener Schwedens verglichen, um Stärken und Schwächen der jeweiligen Migrationssteuerung herauszuarbeiten. Dabei wird die Migrationspolitik der jeweiligen Länder am Standard der Europäischen Zielvorgaben für Migrationspolitik gemessen. Die Ermöglichung einer strategischen Zielplanung von Migrationspolitik steht im Vordergrund der vorliegenden politikwissenschaftlichen Arbeit. Schließlich sollen Entscheidungen in der Migrationspolitik durch Kennzahlenmethoden und ökonomische Steuerungstheorien für die jeweiligen politischen Akteure transparent und argumentierbar gemacht werden. Die Analyse zeigt klar, dass die benötigten Daten und Modelle für eine mögliche Implementierung einer outputorientierten Migrationspolitik vorhanden sind, jedoch in Österreich unterdurchschnittlich zur Migrationssteuerung genutzt werden. Eine Umsetzung mittels Balanced-Scorecard-Modellen zur Migrationssteuerung wird empfohlen, da diese BSC-Modelle sowohl volkswirtschaftliche, als auch sozial- und demokratiepolitische Ziele in ihrer Darstellung berücksichtigen können. Die vorliegende wissenschaftliche Arbeit soll Anstoß geben, die Qualität der österreichischen Migrationspolitik im europäischen Kontext auf ein überdurchschnittliches Niveau zu heben. Hanschitz, Georg Christoph 95 WISSENSCHAFTSPREIS DES SOZIALMINISTERIUMS FÜR JUNGAKADEMIKERiNNEN Abstracts der eingereichten Arbeiten 54. Hartl, Judith Repräsentationen autonomer Mutterschaft aus der Perspektive biografischer Selbstdeutung: Frauen mit Behinderung erzählen Masterarbeit. Universität Wien. 2014 Im Rahmen dieser Masterarbeit wurde die Aufmerksamkeit auf eine bestimmte Gruppe von Müttern gelenkt, die dem gesellschaftlich etablierten Idealbild von Mutterschaft nicht entsprechen kann und in der gegenwärtigen sozialwissenschaftlichen Elternforschung bislang kaum berücksichtigt wurde – auf Mütter mit körperlichen Einschränkungen. Im Zentrum des Interesses steht die Frage, welche Erkenntnisse über Repräsentationen von Mutterschaft im Kontext einer körperlichen Einschränkung sich aus den Erzählungen von Frauen mit Körper- und Sinneseinschränkungen gewinnen lassen. Der Zugang zum Wissen der Akteurinnen erfolgte über einen offenen, qualitativen Ansatz – über den Einsatz von biografisch-narrativen Interviews. Sechs Mütter mit Körper- und Sinneseinschränkungen aus Wien und Niederösterreich wurden während des Jahres 2013 im Rahmen dieser Studie interviewt, und ihre Aussagen verstehend-rekonstruktiv im Rahmen der Methodologie narrativ-biografischer Interviews analysiert. Die Ergebnisse dieser Masterarbeit zeigen, welches Ideal von Mutterschaft von den Befragten angestrebt wird und mit welchen Strategien sie dieses zu erreichen versuchen. Die Mütter präsentieren sich als „Primary care giver“, sie leisten die Hauptversorgung des Kindes, wie gesellschaftlich üblich, betonen die emotionalen Aspekte ihrer Carepraxis, streben nach Autonomie in der Ausübung der Mutterrolle und Bewältigung des Alltags, praktizieren eine Form geteilter Elternschaft, sofern die Ausgestaltung der Mutterrolle gemeinsam mit Persönlichen AssistentInnen erfolgt und stellen Autonomie in der Lebensführung und Gestaltung der Mutterrolle auf unterschiedliche Weise her. Der Angleich an das Ideal der autonomen Mutter erfolgt über Normalisierung. Normalisiert werden sowohl behinderungsspezifische Carepraktiken als auch die physische Einschränkung selbst. Die Ergebnisse dieser Arbeit regen an, die Autonomiebedürfnisse von Müttern mit körperlichen Einschränkungen in der Konzeption von Unterstützungsangeboten für Menschen mit Behinderung zukünftig zu berücksichtigen. 96 Hartl, Judith WISSENSCHAFTSPREIS DES SOZIALMINISTERIUMS FÜR JUNGAKADEMIKERiNNEN Abstracts der eingereichten Arbeiten 55. Hellerschmid, Michaela/ Kulo, Victoria/ Zirkowitsch, Maximilian Strukturelle Bedingungen für Wohnen und Betreuung in der Region Wagram – Betreutes Wohnen und Möglichkeiten sozialarbeiterischer Unterstützung am Beispiel Fels/Wagram Masterthese. FH St. Pölten. 2014 Die vorliegende Masterarbeit setzt sich mit den ehrenamtlichen, institutionellen und sozialdemografischen Strukturen der Region Wagram in Hinblick auf Fragen des Wohnens, der Versorgung und der Betreuung im Alter auseinander. Ausgehend von einer empirischen Erhebung der Bedürfnisse älterer Menschen und einer Analyse bestehender Angebote werden für das Haus Betreutes Wohnen ins Fels am Wagram Betreuungsmodelle und Anforderungen an die räumliche Gestaltung entwickelt. Dafür werden neben der Auswertung der Fachliteratur und aktueller Diskurse qualitative Befragungen durchgeführt und nach der Systemanalyse ausgewertet. Die Region Wagram kann als ländliche, strukturell schwache aber nicht marginalisierte Region in NÖ betrachtet werden. Hilfe wird vor allem informell, familiär und nachbarschaftlich, sowie ehrenamtlich erbracht. Komplementär bestehen pflegerische mobile Dienste, die zunehmend die stationäre Pflege ablösen. Als zentrale AkteurInnen in Fragen der Versorgung erweisen sich die lokalen ÄrztInnen. Defizite bestehen in Mobilitätsangeboten an ältere Menschen, der Informationsvermittlung und überkommunalen Angeboten der Unterstützung. Die Ehrenamtsstrukturen, vor allem Freizeitgestaltung und Besuchsdienste, sind lokal gebunden und bewegen sich in Pflege und Betreuung punktuell in einem gesetzlich ungenügend definierten Bereich. Die erhobenen Bedürfnisse in Bezug auf Fragen des Wohnens und der Betreuung werden in soziale, materielle und ästhetische unterschieden. Dabei zeigt sich die Ambivalenz zwischen der Bereitschaft zum gemeinschaftlichen Wohnen und dem Streben nach dem eigenen Wohlergehen. Unter Berücksichtigung des bestehenden Angebots und der vorgegebenen Rahmenbedingungen wird ein Betreuungsmodell basierend auf den Säulen Pflege, Ehrenamt, BewohnerInnenvertretung und Soziale Arbeit entworfen. Die Zusammenschau hat unter Berufung auf die Prinzipien der Ganzheitlichkeit und Interdisziplinarität die lebensweltorientierte Soziale Arbeit als die geeignete Form professionellen Tuns ausgewiesen. Insbesondere die Methode des Case Management als Fallmanagement wird empfohlen, da sie geeignet ist, formelle und informelle Hilfen effektiv und effizient zu verbinden. Hellerschmid, Michaela/ Kulo, Victoria/ Zirkowitsch, Maximilian 97 WISSENSCHAFTSPREIS DES SOZIALMINISTERIUMS FÜR JUNGAKADEMIKERiNNEN Abstracts der eingereichten Arbeiten 56. Hemmers, Doris Der für die Patienten/innen relevante Nutzen durch mobile geriatrische ­Rehabilitation versus stationäre geriatrische Rehabilitation – eine Literaturstudie Magisterarbeit. UMIT – Private Universität für Gesundheitswissenschaften, Medizinische Informatik und Technik. 2013 Aufgrund des demographischen Wandels, der steigenden Anzahl alter Menschen und der damit verbundenen steigenden Zahl unterstützungsbedürftiger Menschen sollte das Rehabilitationspotential der alten Bevölkerung stärker berücksichtigt werden. Da keine Klarheit darüber besteht, welches für geriatrische Patienten/innen das ideale Rehabilitationsumfeld ist, versucht diese Diplomarbeit den für die Patienten/innen relevanten Nutzen durch mobile Rehabilitation im Vergleich zu stationärer Rehabilitation aufzuzeigen. Im August 2013 wurde eine Literaturrecherche in den Datenbanken MEDLINE, EMBASE, CINAHL und der Cochrane Database of Systematic Reviews sowie eine Handrecherche durchgeführt. RCTs, die für geriatrische Patienten/innen relevante Outcome der beiden Rehabilitationskonzepte vergleichen, wurden in die Arbeit aufgenommen. Die Studien wurden anhand des Cochrane Collaboration´s tool for assessing risk of bias beurteilt und bezüglich ihrer Ergebnisse systematisch miteinander verglichen. Die Ergebnisse von 13 Studien (1.343 Patienten/innen) zeigen, dass die mobile Rehabilitation zu gleichen oder besseren Ergebnissen bezüglich der Aktivitäten des täglichen Lebens und der Teilhabe am sozialen und gesellschaftlichen Leben kommt. Bezüglich der stationären Wiederaufnahmen, der Anzahl der institutionell betreuten Patienten/innen, der Stürze oder sturzbedingten Frakturen und der Mortalität gibt es keinen Unterschied zwischen den beiden Gruppen. Conclusio: Mobile Rehabilitation bietet für informell betreute, moderat betroffene geriatrische Patienten/ innen mit neurologischen Diagnosen, nach Frakturen, mit der Diagnose Frailty und mit cardiorespiratorischen Diagnosen eine gleichwertige Alternative zur stationären Rehabilitation, sofern die Patienten/ innen an keinen schweren Zusatzerkrankungen oder schweren kognitiven Beeinträchtigungen leiden. Für Patienten/innen nach Schlaganfällen und nach Hüftoperationen hat die mobile Rehabilitation einen signifikant positiven Effekt auf die Selbständigkeit in der Mobilität und die Selbständigkeit und Häufigkeit in den Aktivitäten außer Haus. Für Patienten/innen mit der Diagnose Frailty senkt die mobile Rehabilitation das Risiko einer Verwirrtheit. 98 Hemmers, Doris WISSENSCHAFTSPREIS DES SOZIALMINISTERIUMS FÜR JUNGAKADEMIKERiNNEN Abstracts der eingereichten Arbeiten 57. Hermetter, Stephanie Traumapädagogik in stationären Einrichtungen der Jugendwohlfahrt Am Beispiel des Vereins Therapeutische Gemeinschaft Steiermark ­traumapädagogische ­Wohngemeinschaft „Lebensbaum“ Masterarbeit. Karl-Franzens-Universität Graz. 2014 In der stationären Kinder- und Jugendhilfe finden sich häufig sogenannte unbetreubare „Problemjugendliche“. Die Biografien der KlientInnen gehen häufig mit defizitären Entwicklungs- und Erziehungsbedingungen und traumatischen Erlebnissen einher, woraus sich Verhaltensauffälligkeiten ergeben. Das Feld der Sozialpädagogik scheint hierbei spezielle Konzepte und Theorien zu benötigen, um den Bedürfnissen der Kinder und Jugendlichen bestmöglich begegnen zu können. Die Traumapädagogik stellt Fachwissen zur Verfügung, welches die Kenntnisse der Sozialen Arbeit mit jenen der Psychotraumatologie verknüpft. Dieses erweiterte Repertoire soll die Fachkräfte in ihrer Handlungsfähigkeit unterstützen und eine gelingende Entwicklung der KlientInnen fördern. In der vorliegenden Arbeit wird anhand der traumapädagogischen Wohngemeinschaft „Lebensbaum“ der Therapeutischen Gemeinschaft Steiermark untersucht, wie sich der traumapädagogische Zugang gestaltet. Dazu wurden leitfadengestützte ExpertInneninterviews durchgeführt und die Teamprotokolle analysiert. Die Ergebnisse verdeutlichen, dass die Kinder und Jugendlichen meist ein Entwicklungstrauma erlebt haben, welches als die schwerwiegendste Form eines Traumas gilt. Hierbei sind vor allem Gewalt sowie emotionale und physische Vernachlässigung zu nennen. Die daraus resultierenden Folgestörungen, äußern sich unter anderem in Form von dysfunktionalen Verhaltensmustern, defizitärem Bindungsverhalten und/oder Störungen der Impulskontrolle. Den besonderen Bedürfnissen der KlientInnen wird mit Hilfe des traumapädagogischen Grundverständnisses begegnet und es lassen sich erste positive Entwicklungen erkennen. Ebenso werden die enormen Belastungen der BetreuerInnen sowie Momente der Überforderung und Handlungsohnmacht im Arbeitsalltag deutlich. Es wird ein ganzheitlicher und kritischer Blick auf die Thematik geworfen sowie danach gefragt, unter welchen Bedingungen man den hohen An- und Herausforderungen langfristig standhalten kann. Hermetter, Stephanie 99 WISSENSCHAFTSPREIS DES SOZIALMINISTERIUMS FÜR JUNGAKADEMIKERiNNEN Abstracts der eingereichten Arbeiten 58. Hill, Marc Marginalisiert? Zur Relevanz von Migration im urbanen Bildungsprozess Dissertation. Alpen-Adria Universität Klagenfurt. 2013 Die Stadt ist kein Dorf, gleichwohl wird sie in wissenschaftlichen Diskursen darauf reduziert. Dabei handelt es sich um ein komplexes Gebilde, welches sich durch eine Vielzahl von Menschen auszeichnet, die sich nicht kennen und aneinander vorübereilen. Sie kommen aus unterschiedlichen Städten und Ländern, sind nur zu Besuch dort, gerade umgezogen oder in Eile. Migration und Mobilität ist also ein wesentlicher Faktor für das Stadtleben. Dennoch zeichnete sich bei der Erhebung des Forschungstandes ab, dass Migrationsprozesse keineswegs als etwas Unspektakuläres interpretiert werden. Vielmehr tauchen Begrifflichkeiten wie Kulturkonflikte, Identitätskrisen und Kriminalität in diesem Zusammenhang auf. Insbesondere Bezirke mit einem überdurchschnittlich hohen MigrantInnenanteil werden als „Soziale Brennpunkte“ jenseits der Mehrheitsgesellschaft wahrgenommen. Es stellt sich also die Frage, inwieweit solche Marginalisierungsdiskurse angesichts der Normalität von Migration überhaupt sinnvoll sind. Darüber hinaus geraten dabei Themen wie soziale Gerechtigkeit und die Lebenslagen von Migrant*innen aus benachteiligten Stadtvierteln aus dem Blickfeld. Aufgrund dessen habe ich mich sowohl in theoretischer, als auch empirischer Hinsicht mit der Marginalisierung von Stadtvierteln und der Alltagswirklichkeit vor Ort befasst. Als Forschungsfeld wählte ich das Klagenfurter Bahnhofsviertel aus. Es weist sämtliche Merkmale des städtischen Lebens auf und liegt trotzdem in einem nahezu ländlichen Raum, wo das Thema Migration häufig durch heimatorientierte Diskurse verdeckt wird. Es handelt sich um einen historisch gewachsenen Arbeiterbezirk, welcher in Verruf geriet. Die Abwertung von außen beruht u.a. auf der dortigen Sprachenvielfalt (Bosnisch, Serbisch, Kroatisch, Türkisch, Englisch, Italienisch und Slowenisch) und darauf, dass es sich um einen Bezirk handelt, der im Gegensatz zu vielen anderen Orten der südlichsten Landeshauptstadt, belebter und urbaner ist. Weiterhin ist das Viertel von Substandard-Wohnungen, Spielcasinos, Bordellen, Internetcafés und einem internationalen Imbissangebot geprägt. Als Feldforscher im marginalisierten Stadtviertel von Klagenfurt nahm ich zunächst Kontakt zu Jugendlichen aus Migrationsfamilien und Erwachsenen der ersten Migrantengeneration auf und führte biografische Interviews durch. Anhand ihrer Erzählungen konnte ich unterschiedliche Lebensstrategien im Umgang mit hegemonialen Marginalisierungspraktiken rekonstruieren. Mit Hilfe ihrer Migrationserfahrungen konnten sie urbane Kompetenzen entwickeln. Es fand bei den Befragten nicht nur eine Lernerfahrung oder die bloße Aneignung von Fähigkeiten statt, vielmehr eigneten sie sich einen weltoffenen Habitus 100 Hill, Marc WISSENSCHAFTSPREIS DES SOZIALMINISTERIUMS FÜR JUNGAKADEMIKERiNNEN Abstracts der eingereichten Arbeiten an, der ihre gesellschaftlichen Teilhabechancen erhöhte. Diesen informellen Vorgang habe ich als einen urbanen Bildungsprozess interpretiert – eine neue Perspektive für eine marginalisierungskritische Stadtund Sozialpolitik. Hill, Marc 101 WISSENSCHAFTSPREIS DES SOZIALMINISTERIUMS FÜR JUNGAKADEMIKERiNNEN Abstracts der eingereichten Arbeiten 59. Hinterecker, Simone/ Moes, Frederic/ Müller, Ingrid „Hilfe, ich bin Helfer!“ eine populärwissenschaftliche Auseinandersetzung mit Risiken in der S ­ ozialen Arbeit Masterthese. FH St. Pölten. 2013 Die vorliegende Masterthesis ist eine populärwissenschaftliche Auseinandersetzung mit Risiken in der Sozialen Arbeit. Anhand eines realen sozialarbeiterischen Falles wurde eine Geschichte entwickelt, die den ergänzten Fallverlauf narrativ wiedergibt. Eingebettet wurde der narrative Fallverlauf in das 6-Schritte-Modell des systemischen Case Managements. Vom Kontext der Geschichte umrahmt, werden den LeserInnen theoretische Inputs vermittelt. Aufbauend auf den Begriff „kritische Situation“ wird im Lauf der Geschichte auf mögliche Risiken in der Sozialen Arbeit hingewiesen. Die Inputs zur Theorie sind auf diese Hinweise abgestimmt. Ziel dieser Arbeit, auf Grund dessen die Methode des populärwissenschaftlichen Schreibens gewählt wurde, ist das Erreichen einer möglichst breiten Leserschaft. Die Möglichkeit der Auseinandersetzung mit dem Thema Risiken in der Sozialen Arbeit soll nicht nur der Wissenschaftsbzw. Fachcommunity, sondern auch für weniger fachlich bewanderte Interessierte ermöglicht werden. Die Arbeit wurde nach Kriterien der Popularisierung von wissenschaftlichen Inhalten verfasst. Die dadurch vorgegebenen Techniken und Strategien wurden teilweise angepasst, um die Kriterien des Verfassens einer Masterthese erfüllen zu können. 102 Hinterecker, Simone/ Moes, Frederic/ Müller, Ingrid WISSENSCHAFTSPREIS DES SOZIALMINISTERIUMS FÜR JUNGAKADEMIKERiNNEN Abstracts der eingereichten Arbeiten 60. Hinterseer, Tobias Sozialpartnerschaft m(M)acht Arbeitspolitik Wie institutionell bestimmtes Akteursverhalten am Beispiel der Sozial­demokratischen P ­ artei ­Österreichs sowie des Gewerkschaftsbundes und der Arbeiterkammer den Einfluss der Sozial­ partnerschaft auf arbeitspolitische Gesetzwerdungsprozesse (im Sinne der Guten Arbeit) b ­ estimmt Dissertation. Universität Salzburg. 2014 In Anbetracht der Herausforderungen für eine Politik der ArbeitnehmerInnen werden Wege für eine mögliche aktive Mitgestaltung der ökonomischen, politischen und sozialen Zukunft gesucht. Anlehnend an schon bestehende, traditionelle Konzepte wie etwa „decent work“ der International Labour Organization (ILO) hat der Deutsche Gewerkschaftsbund mit „Guter Arbeit“ einen eigenständigen Ansatz entwickelt: Im österreichischen Kontext hat sich in den letzten Jahrzehnten gezeigt, dass die Gestaltung von Arbeitspolitik nicht ohne den Einfluss der Sozialpartnerschaft und ihrer Akteure zu verstehen ist. Das in Österreich etablierte korporatistische System war aufgrund seiner im internationalen Vergleich einzigartigen Beschaffenheit und daraus resultierender Erfolge seit Jahrzehnten im Fokus der politikwissenschaftlichen Auseinandersetzung. Nach der Bildung einer Mitte-Rechts Regierung von ÖVP und FPÖ im Jahr 2000 wurden vorwiegend düstere Bilder für die Zukunft der Sozialpartnerschaft und den Austro-Korporatismus gezeichnet. Die Dissertation stellt sich folgende Fragestellung: Was verhindert beziehungsweise ermöglicht den Einfluss der Sozialpartnerschaft – unter spezieller Berücksichtigung der Sozialdemokratischen Partei Österreichs und der ihr nahestehenden Sozialpartnern Arbeiterkammer und Gewerkschaftsbund – auf Gesetzwerdungsprozesse? Die Arbeit folgt der forschungsleitenden Hypothese: Je stärker die „Left Power“ auftritt, desto stärker ist die Soziale Sicherheitsdimension in arbeitspolitisch relevanten Gesetzen ausgeprägt. Für die Beantwortung der Forschungsfrage untersucht die Dissertation daher vier Gesetzwerdungsprozesse zwischen den Jahren 2002 und 2007, eingebettet in ein am qualitativen Forschungsdesign orientiertes case study Design. Durch die Analyse dieser Gesetzwerdungsprozesse werden Gründe für die Stärke der Left-Power sowie für die Stabilität der Sozialpartnerschaft erklärt werden. Hierbei stehen die institutionellen Pfadabhängigkeiten sowie die korporativen und institutionellen Erwartungssicherheiten vor allem der SPÖ sowie der ihr politisch nahestehenden Verbände AK und ÖGB als Erklärungsvariable im Vordergrund. Als theoretische Basis werden der Akteurszentrierte Institutionalismus sowie weitere, daran anschließende Erklärungen für das Handeln der Akteure herangezogen. Zur Beantwortung der Frage wurden qualitative Interviews vor allem mit Vertretern der SPÖ, AK und mit dem ÖGB, als auch mit Vertretern der Wirtschaftskammer und der ÖVP durchgeführt. Hinterseer, Tobias 103 WISSENSCHAFTSPREIS DES SOZIALMINISTERIUMS FÜR JUNGAKADEMIKERiNNEN Abstracts der eingereichten Arbeiten 61. Hocher, Magdalena „Die Entscheidung zur Hausgeburt als deviantes Verhalten – Guter Start oder unnötiges Risiko für Mutter und Kind?“ Wie sich Frauen in Auseinandersetzung mit ihrer sozialen Umwelt für eine Hausgeburt entscheiden Masterarbeit. Universität Wien. 2014 Der Beginn des Lebens durch die Geburt eines Kindes ist ein in der Soziologie wenig beachtetes Thema. Eine spezielle Ausformung der Geburt, die Hausgeburt, ist in den letzten Jahrzehnten stark zurückgegangen und stellt in den meisten westlichen Gesellschaften nur noch die Abweichung vom Normalfall Spitalsgeburt dar. Die vorliegende Masterarbeit untersucht die Forschungsfrage, wie Frauen sich in Auseinandersetzung mit ihrer sozialen Umwelt für eine Hausgeburt entscheiden. Dafür wird Geburt und Schwangerschaft zu Beginn durch die theoretischen Ansätze von Van Gennep (1999) und Plessner (1975) auf der Ebene der gesellschaftlichen Regeln und Rituale sowie des Zusammenspiels von körperlichen und sozialen Strukturen eingebettet. In weiterer Folge wird die Entscheidung zur Hausgeburt als Auswahl zwischen Alternativen aufgrund der individuellen und situationsbezogenen Möglichkeiten gesehen und durch das Analysemodell von Pelikan und Halbmayer (1999) genauer beschrieben. Die stetig sinkende Geburtenzahl in den westlichen Industrienationen hat dazu geführt, dass Schwangerschaft und Geburt in unserer Gesellschaft mittlerweile auch im Kontext des Medikalisierungsdiskurses zu sehen ist. Weiters sind die Betrachtung des gesellschaftlichen Wandels sowie die aktuellen Merkmale und der Diskurs in Bezug auf Schwangerschaft und Geburt von großer Bedeutung bei der Betrachtung von Hausgeburt zum heutigen Zeitpunkt. Hausgeburt ist in diesem Zusammenhang vor allem im Spannungsfeld zwischen „Re-Naturalisierung“ und „Risikodiskussion“ zu sehen. Die Forschungsergebnisse zum Thema Hausgeburt werden zuerst auf internationaler Ebene erörtert. Dabei werden sowohl quantitativ angelegte Studien, wie qualitative Forschungsarbeiten vorgestellt, um in weiterer Folge auf die konkrete Situation in Österreich einzugehen und die Rahmenbedingungen für eine Hausgeburt zu beschreiben. Das methodische Forschungsdesign der vorliegenden Masterarbeit richtet sich nach den Regeln der qualitativen Sozialforschung. Für die Beantwortung der Forschungsfragen wurden Leitfadeninterviews mit Frauen geführt, bei denen die Hausgeburt ihres Kindes nicht länger als ein Jahr zurückgelegen ist. Die Auswertung der Interviews wurde mittels der inhaltlichen Strukturierung nach Mayring (1990; 2010) 104 Hocher, Magdalena WISSENSCHAFTSPREIS DES SOZIALMINISTERIUMS FÜR JUNGAKADEMIKERiNNEN Abstracts der eingereichten Arbeiten vorgenommen. In weiterer Folge wurden die Ergebnisse den Kategorien des Analysemodells nach Pelikan und Halbmayer (1999) zugeordnet. Als Abschluss der Arbeit wird der Forschungsprozess reflektiert und die Ergebnisse im Resümee kritisch hinterfragt, sowie auf offen gebliebene Fragen bzw. Anknüpfungspunkte für weitere Forschungen verwiesen. Hocher, Magdalena 105 WISSENSCHAFTSPREIS DES SOZIALMINISTERIUMS FÜR JUNGAKADEMIKERiNNEN Abstracts der eingereichten Arbeiten 62. Hollan, Katarina “The Gender Wealth Gap in Austria: Evidence from the Household Finance and Consumption Survey” Magisterarbeit. Universität Wien. 2014 Wealth functions as a security net right up to a means of attaining economic and political power. In this study, focusing on Austria, I explore the determinants of household wealth and analyze whether it differs by gender and partnership status, by looking at single-female-headed, single-male-headed and couple-headed households in the data provided by the Household Finance and Consumption Survey (HFCS). The tools used for my analysis include Ordinary Least Squares regressions, quantile regressions and regressions using an inverse hyperbolic sine transformation of the dependent variable, net wealth. To further investigate what portion of the gap in wealth between single female and single male households remains unexplained by observable characteristics, I use a DiNardo, Fortin and Lemieux decomposition. Single female and single male households in Austria accumulate significantly less wealth than couple households. Evidence for differences in wealth holdings by gender is found at the bottom and top portions of the wealth distribution. Single female households have higher net wealth at the lower end of the wealth distribution, whereas single male households own considerably higher wealth levels at the top. Diese Arbeit wurde in englischer Sprache verfasst. 106 Hollan, Katarina WISSENSCHAFTSPREIS DES SOZIALMINISTERIUMS FÜR JUNGAKADEMIKERiNNEN Abstracts der eingereichten Arbeiten 63. Hörmanseder, Cornelia Drop-out aus der dualen Berufsausbildung Oberösterreichs Masterarbeit. Johannes Kepler Universität Linz. 2014 Die sozialpolitische Ausgangslage meiner Arbeit begründet sich durch das Faktum, dass Jugendliche, deren maximale Schulausbildung eine Pflichtschule darstellt, mit einem dreifachen Arbeitslosenrisiko konfrontiert sind, als vergleichsweise Jugendliche mit einem Lehrabschluss. Bis dato wurde noch keine Studie über die Beweggründe der Lehrlinge durchgeführt, welche einen Lehrabbruch verursachen. Die Forschungsfrage dieser Arbeit lautet somit: „Welche Ursachen beeinflussen, bei oberösterreichischen Jugendlichen, den Drop-out aus der dualen Berufsausbildung?“ Die methodische Herangehensweise erfolgte mittels quantitativer Befragung zur Überprüfung von sechs Hypothesen. Entsprechend den Hypothesen wurden Fragestellungen erarbeitet, und in Form eines sechsseitigen Fragebogens an LehrabbrecherInnen und LehrabsolventInnen verschickt. Die Untersuchungsvariablen des Rücklaufes - 324 Fragebögen - wurden mittels statistischer Analysen ausgewertet. Die Operationalisierung der Ergebnisse untermauerte folgende vier Hypothesen: Eine mangelnde Inklusion des Lehrlings im Lehrbetrieb führt zum Lehrabbruch. ■■ Werden Erwartungen und Vorstellungen des Lehrlings über die duale Berufsausbildung nicht erfüllt, führt dies zum Drop-out. ■■ Mangelnde Anerkennung in der dualen Berufsausbildung führt zum Drop-out. ■■ Entspricht das Arbeitsumfeld nicht den Vorstellungen des Lehrlings, führt dies zum Drop-out. ■■ Die Häufigkeitsanalyse zur Fragestellung, der Beweggründe der Lehrlinge, die zum Lehrabbruch führen, spiegelten ebenfalls die bestätigten Hypothesen wieder: Der Lehrling fühlte sich im Lehrbetrieb nicht wohl. ■■ Der Lehrling erhielt zu wenig Anerkennung und Lob. ■■ Der Lehrling hatte Streit mit dem Ausbilder/ der Ausbilderin. ■■ Die durchgeführte Befragung zeigt sozialpolitischen Akteuren mögliche Handlungsfelder auf, um einem Drop-out entgegenzuwirken, und somit das Arbeitslosenrisiko und deren langfristige Effekte auf Jugendliche zu minimieren. Hörmanseder, Cornelia 107 WISSENSCHAFTSPREIS DES SOZIALMINISTERIUMS FÜR JUNGAKADEMIKERiNNEN Abstracts der eingereichten Arbeiten 64. Hörting, Thomas Konstellation einer Krise Diplomarbeit. Universität Wien. 2014 Meine Diplomarbeit schlägt in die Kerbe, die die Finanzkrise 2008 hinterlassen hat. Schildere ich zunächst, dass in der USA immer mehr Kredite vergeben wurden, zu immer schlechteren Konditionen und dadurch immer mehr Menschen sich neue Häuser leisten konnten, steht der Beginn meiner Arbeit im Zeichen der politischen Entwicklungen, welche den Immobilienboom erst ermöglichten. Das Dogma der freien Märkte, der Einfluss der Geschäftswelt und korrupte Politiker führten zu einem schwach regulierten Finanzmarkt, dessen Akteure immer mehr Geld scheffelten, ohne Rücksicht auf Verluste. In weiterer Folge habe ich die Geschäfte von Banken und Investmentbanken durchleuchtet, die die Häuserkredite bündelten und als Anlagen weiterverkauften. Erweckte dies den Anschein von Risikominimierung, wurden immer mehr Kredite, zu immer schlechteren Bonitäten vergeben und so der aktuelle Konsens der Finanzwelt untergraben. Ab Herbst 2007 kollabierte das US-amerikanische System zunehmend. Banken und Investmentbanken verzeichneten enorme Verluste, mussten zusperren oder fusionierten sich. Grund war der Verfall der Häuserpreise, der dazu führte, dass die Schulden der Menschen plötzlich höher waren als der Wert ihrer Häuser. Sie wurden zahlungsunfähig und das System brach zusammen. Grob geschätzt mussten zehn Millionen aus ihren Häusern ausziehen. Jene, die in die Kreationen der Banken investierten, verzeichneten jedoch die größten Verluste. Das Problem der Arbeitslosigkeit breitete sich wie ein Lauffeuer über den Globus aus. Im Zuge der Krise kam es zu den wohl umfangreichsten Rettungsaktionen in der US-amerikanischen Geschichte. Die Manager aus den Topebenen der Finanzwelt verdienten, egal ob vor der Krise, während der Krise oder nach der Krise, Hunderte von Millionen Dollar. Mit vielen Beispielen kann ich den politikbestimmenden Charakter der US-amerikanischen Ökonomie aufzeigen und die Abhängigkeit der Politiker von Wahlkampfspenden. Da die US-amerikanische Wirtschaft in engem Zusammenhang mit den globalen Entwicklungen steht, wollte ich diese nicht ganz ausblenden. Durch die Abhängigkeit zwischen China und den USA kann z.B. zum Teil das US-amerikanische Budgetdefizit erklärt werden. Der Dollar wird mit Krampf als Leitwährung gehalten, nur damit alles beim Alten bleibt. Früher oder später wird sich jedoch alles ändern und je länger alte Strukturen erhalten werden, umso härter werden diese Veränderungen im Endeffekt von statten gehen. Die wichtige Frage, ob das Dogma der freien Märkte mit der Krise verschwunden ist, spielt eine wichtige Rolle in meiner Arbeit. Ich bin zu dem Schluss gekommen, dass dieser Paradigmenwechsel nur langsam passieren kann, wenn er überhaupt passiert. Veränderungen müssten jedoch von den Mächtigen angestrebt werden, als Gemeinschaft für eine Gemeinschaft. 108 Hörting, Thomas WISSENSCHAFTSPREIS DES SOZIALMINISTERIUMS FÜR JUNGAKADEMIKERiNNEN Abstracts der eingereichten Arbeiten 65. Humer, Alois „Services of General Interest in der EU – räumliche und raumpolitische Dimensionen“ Dissertation. Universität Wien. 2014 Diese Arbeit beschäftigt sich mit Services of General Interest ‚SGI‘ als einem gemeinsamen Objekt von Wohlfahrtspolitik und Raumordnung in einem europäischen Kontext. Services of General (Economic) Interest ist ein politischer Terminus der Europäischen Union, der schon seit den Gründungsverträgen der Europäischen Wirtschaftsgemeinschaft in Rom 1957 in den europäischen Rechtsgrundlagen vertreten ist. Gemeint sind damit allerdings eine Vielzahl nationalstaatlicher Dienste und Infrastrukturen der Daseinsvorsorge wie Energie-, Verkehrs- und Kommunikationsinfrastrukturen, Gesundheits- und Bildungseinrichtungen etc. Erst seit den 1990er Jahren gewinnt SGI an politischer Präsenz und Bedeutung auf europäischer Ebene; zuerst aufgrund des voranschreitenden Binnenmarkts und dessen Liberalisierungstendenzen, später verstärkt in Bezug auf soziale und territoriale Kohäsion im Sinne gleichwertiger Versorgungsstandards. Der Gegenstand der Services of General Interest wurde bisher zu wenig in einen Raumbezug gesetzt, wird insofern aber zu einem sehr raumrelevanten Thema, als diverse EU-Kommunikationen, Vertragswerke, Weißbücher und Chartas von fairem Zugang zu SGI für jede/n BürgerIn sprechen. Die Raumrelevanz liegt dabei in zwei Dimensionen begründet: erstens die vertikale wirtschafts- und sozialpolitische Kompetenzfrage zwischen den verantwortlichen Ebenen und zweitens die de-facto Bereitstellung von SGI Diensten im regionalen Kontext. Die leitende Forschungsfrage ist: „Wie sollen Services of General Interest räumlich organisiert und bereitgestellt werden, um zu den Zielerreichungen der Europäischen Strategien beizutragen?“ Aktuelle Megatrends wie Alterung, Wirtschaftskrise etc. bedingen Änderungen in der Herangehensweise zu SGI. Die Arbeit versucht mittels eines kritisch-rationalen Ansatzes einen komparativen Beitrag zu politischen Organisationsformen zu SGI in Europa und zu regionalen Ausstattungsstandards zu leisten. Auf Basis von Fallbeispielen werden dann Schlüsse für eine integrative europäische Herangehensweise gezogen. Es wird weitere Klärung brauchen zu terminologisch definitorischen Aspekten und vertikal und horizontal integrative und raumsensible Ansätze, um zukunftsfähige Antworten auf die Herausforderungen einer alternden Gesellschaft und markanter räumlicher Disparitäten zu finden. Raumordnung als integratives Politikfeld ist ein Schlüssel dafür. Genaue Quellenangaben: siehe Dissertation Humer, A. (2014) wie oben zitiert. Humer, Alois 109 WISSENSCHAFTSPREIS DES SOZIALMINISTERIUMS FÜR JUNGAKADEMIKERiNNEN Abstracts der eingereichten Arbeiten 66. Humer, Stefan Intergenerational Aspects of Inequality Dissertation. WU Wien. 2015 Im Rahmen dieser Dissertation werden verschiedene Aspekte von intergenerationalen Transfers und deren Bedeutung für die zunehmende Konzentration von Einkommen und Vermögen in den entwickelten Ländern näher beleuchtet. So wird im ersten Abschnitt das Ausmaß der intergenerationalen Einkommensmobilität in Europa mit einem Sondermodul der European Union Statistics on Income and Living Conditions (EU-SILC) der Jahre 2005 und 2011 untersucht. Da die darin enthaltenen Informationen zur finanziellen Situation der Elterngeneration im internationalen Vergleich nur eingeschränkt interpretierbar sind, werden die Löhne der Väter auf Grundlage ihrer sozioökonomischen Charakteristika geschätzt. Um die Unsicherheit dieser Vorgangsweise im vollen Umfang darzustellen, schlage ich die Verwendung Bayesianischer Verfahren in Kombination mit multiplen Imputationen vor. Dabei zeigt sich, dass die Persistenz vor allem an den Rändern der Einkommensverteilung besonders ausgeprägt ist. Eine umfassende Erhebung der Europäischen Zentralbank zur finanziellen Situation privater Haushalte ermöglicht es erstmals, eine detailliertere Vorstellung über die Verteilung von Vermögen in Österreich zu gewinnen. Dieser neue Wissensstand ist der Ausgangspunkt für die beiden folgenden Untersuchungen. Zunächst wird die gemeinsame Verteilung von Vermögen und sozioökonomischen Charakteristika analysiert. Infolge der ausgeprägt nicht-linearen Strukturen wird dieser Zusammenhang mittels Quantilsregressionen modelliert. Diese Berechnungen streichen die signifikante Rolle von Alter und Bildung der Haushaltsreferenzperson, Eigentum des Hauptwohnsitzes und Unternehmensbeteiligungen für die relative Vermögensposition der privaten Haushalte heraus. Betrachtet man die Spitze der Vermögensverteilung im Detail, so zeigt sich hier die besondere Bedeutung von Einkommen aus selbstständiger Arbeit und erhaltenen Erbschaften und Schenkungen. Im dritten Teil wird eine Methodik präsentiert die es durch die Kombination der Mikrodaten des Household Finance and Consumption Survey (HFCS) und alters-, geschlechts- und bildungsspezifischen Mortalitätsraten ermöglicht, das zukünftige Steueraufkommen einer Besteuerung von Vermögensübertragungen abzuschätzen. Die Ergebnisse zeigen, dass aufgrund der Struktur der Vermögensverteilung und des demografischen Wandels eine starke Zunahme der aggregierten Erbschaften und Schenkungen zu erwarten ist. So wird sowohl die Zahl der Vermögensübertragungen als auch deren durchschnittliche Höhe von 8 Mrd. € im Jahr 2010 bis auf 20 Mrd. € im Jahr 2035 dynamisch steigen. Eine Verknüpfung relativ großzügiger Freibeträge mit progressiven Steuersätzen ermöglicht es, einen Großteil der Vermögensübertragungen nicht oder nur in einem geringen Ausmaß zu belasten und gleichzeitig doch ein substantielles Steueraufkommen zu generieren. Diese Arbeit wurde in englischer Sprache verfasst. 110 Humer, Stefan WISSENSCHAFTSPREIS DES SOZIALMINISTERIUMS FÜR JUNGAKADEMIKERiNNEN Abstracts der eingereichten Arbeiten 67. Jaklitsch, Dominik „Inklusive Arbeit – die berufliche Integration von Menschen mit Behinderungen in den ersten ­Arbeitsmarkt unter besonderer Berücksichtigung der segregierten Unterstützten Beschäftigungsformen“ Diplomarbeit. Universität Graz. 2014 Diese Arbeit widmet sich der beruflichen Eingliederung von Menschen mit Behinderung. Dabei werden integrativen Arbeitsplätzen am ersten Arbeitsmarkt bestehende Beschäftigungsstrukturen im vom allgemeinen Arbeitsmarkt segregierten Bereich (zweiter und dritter Arbeitsmarkt) gegenübergestellt. Im rechtspolitischen Teil wird das Thema zunächst allgemein behandelt. Nachdem einleitend die sozialpolitische Relevanz der Thematik aufgezeigt wird, wird ein Überblick über die politischen Zielvorgaben, die rechtlichen Rahmenbedingungen, das Leistungsangebot auf Landes- und Bundesebene sowie über die aktuelle Beschäftigungssituation von beeinträchtigten Menschen in Österreich geboten. Im Folgenden werden allgemeine Probleme betreffend die berufliche Integration von behinderten Menschen erörtert und Lösungsansätze präsentiert. Im Kernstück der Arbeit werden die bestehenden Strukturen des vom Arbeitsmarkt segregierten Bereichs der Unterstützten Beschäftigungsformen (zweiter und dritter Arbeitsmarkt) im Lichte der UN-Behindertenrechtskonvention, die die Schaffung eines inklusiven, für alle behinderten Menschen chancengleich und barrierefrei zugänglichen Arbeitsmarkts fordert, kritisch beleuchtet. Der rechtsdogmatische Schwerpunkt liegt dabei auf der arbeits- und sozialrechtlichen Behandlung von behinderten Menschen, die in sogenannten „geschützten Werkstätten“ (das sind vom allgemeinen Arbeitsmarkt segregierte Einrichtungen der Behindertenhilfe) beschäftigt sind. Dabei geht es um wesentliche Fragen wie die sozialversicherungsrechtliche Absicherung, die Entlohnung oder die Wahrnehmung von Mitwirkungsrechten auf betrieblicher Ebene. In diesem Zusammenhang wird unter Berücksichtigung der einschlägigen Judikatur die Anwendbarkeit des Arbeits- und Sozialversicherungsrechts sowie des Betriebsverfassungsrechts geprüft sowie schließlich der Frage nachgegangen, ob und unter welchen Voraussetzungen diese Personen eine Entgeltdiskriminierung geltend machen können. Jaklitsch, Dominik 111 WISSENSCHAFTSPREIS DES SOZIALMINISTERIUMS FÜR JUNGAKADEMIKERiNNEN Abstracts der eingereichten Arbeiten 68. Kainz, Günther “A Matter of Trust: Keeping Promises in Negotiations” Dissertation. Universität Wien. 2013 The phenomenon of trust is based on the principle and expectation that people keep their promises. Keeping promises enhances cooperation and efficiency. Although an element of trust can be found in every business transaction (Arrow, 1972), there are individual differences among people. People sometimes abuse trust and override decisions in order to increase their individual payoffs in a strategic interaction. Therefore, mechanisms to promote trust behavior are needed. One of the strongest among them is communication (Ostrom, 2003). Communication regarding the distribution of outcomes (hereafter referred as negotiation context) gives opportunities to learn about the interaction partner and assess the credibility and reliability of prior promises. As communication promotes trust, so trust leads to cooperation, and allows for more efficient outcomes. Within the framework of this dissertation, we address the problem of trust behavior in the context of negotiations. From the economic perspective we are interested in how communication affects the relationship between individual differences and trust behavior. Besides emphasizing the context of negotiations, we also analyze the communication content employing strategies from the negotiation sciences. The objective is to test how individual differences in social motivations influence the trust behavior and whether and how an option to override the achieved agreement influences the outcomes. We investigate the impact of bargaining behavior (negotiation strategies) on the negotiation out-comes in order to test for the congruence between spoken words and actual decisions. We use the combination of two methods – experiment and questionnaires – to answer our research questions. We conduct an integrated analysis of the quantitative data based on experimental results and the qualitative data collected by means of content analysis. Our experimental design is essentially based on the ‘trust game’ (Berg et al, 1995) which we enrich with face-to-face communication (negotiation) and an option of overriding an achieved agreement. We observe the trust behavior in two experimental phases (t=1: face-to-face phase; t=2: email follow-up phase). Prior the experiment subjects are screened (using questionnaires) and subsequently matched according to their individual differences in social motivations. Moreover the communication content is recorded and analyzed with the help of content analysis. As a result, we follow a triangulation approach (Flick, 2009) by combining different methods and different types of data (quantitative and qualitative). The findings of the trust game negotiations show that face-to-face communication leads to fair and efficient trust behavior and that subjects systematically respond to the interaction partners’ behavior. 112 Kainz, Günther WISSENSCHAFTSPREIS DES SOZIALMINISTERIUMS FÜR JUNGAKADEMIKERiNNEN Abstracts der eingereichten Arbeiten The majority of the participants share evenly negotiation out-comes: 89% in face-to-face and 84% in the email follow-up phase. Thus, individual differences are adapted or even eliminated in the face-to-face communication phase. Subjects, to a remarkably large extent, display a tendency to keep the promises made in the face-to-face phase: 87% participants did not change their decision when the overriding option was provided. If overriding option was employed, it was done by both social-minded and egoistic orientated subjects. However, the egoistic orientated ones trigger the individual differences (statistically significant) in the email follow-up phase (t=2). Concerning the impact of bargaining behavior (negotiation strategies) on the negotiation outcomes, our content analysis shows that the communication content is consistent with the actual actions in the experimental phases. In particular, distributive information (refers to self-interest and task) has a negative influence and integrative information (takes the other party into account) has a positive influence on the negotiation outcomes in the face-to-face phase (t=1). Moreover, it is interesting that negotiation strategies also have effects on the negotiation outcome in the email follow-up phase. It implies that the more integrative action or value creation is employed the higher are the individual outcomes (t=2). Thus, our objective to ascertain the congruence between spoken words and actual actions in the trust game negotiations yielded positive results. To summarize, communication contributes to fair and efficient outcomes, whereas communication content (negotiation strategies) affect actual decisions. Diese Arbeit wurde in englischer Sprache verfasst. Kainz, Günther 113 WISSENSCHAFTSPREIS DES SOZIALMINISTERIUMS FÜR JUNGAKADEMIKERiNNEN Abstracts der eingereichten Arbeiten 69. Kampl, Christina Birgit Parent battering Gewalt von Jugendlichen gegen Eltern: Eine qualitative Befragung verschiedener ExpertInnen in Wien Masterarbeit. Universität Wien. 2014 Elternmisshandlung (EM) ist ein Phänomen familiärer Gewalt, das bis dato noch nicht berücksichtigt wurde – weder in der Wissenschaft, noch in der Gesellschaft. Rund 30 Studien zählt die Forschung zum Thema, die überwiegend aus dem angloamerikanischen Raum kommt. Im deutschsprachigen Bereich fehlen wissenschaftliche Untersuchungen komplett, deshalb ist auch die Häufigkeit und Verbreitung von EM schwer abzuschätzen. US-Daten gehen von einer Prävalenzrate von zumindest 10% der Kinder und Jugendlichen aus, die gegen ihre Eltern gewalttätig werden. Die Interventionsstelle Wien gibt in ihrer Statistik 2013 einen Prozentanteil von etwa 6% der angezeigten Fälle an, in denen Söhne bzw. Töchter als GefährderInnen weggewiesen wurden (zu beachten ist dabei jedoch, dass es sich um Söhne und Töchter jeden Alters handelt). Von EM ist dann die Rede, wenn ein bei den Eltern lebendes Kind regelmäßig einen oder beide Elternteile physisch oder psychisch angreift und/oder finanziell schädigt. Die Misshandlungen beginnen meist mit der Pubertät und haben eine beabsichtigte Verletzung zum Ziel. Mit vorliegender Masterarbeit sollen Informationen gesammelt werden, um das Wissen zum Gegenstand zu bereichern und zukünftige Forschung in diese Richtung anzuregen. Anhand von elf qualitativen ExpertInneninterviews aus den Bereichen Psychotherapie, Sozialarbeit, Kinder- und Jugendpsychiatrie, Schulpsychologie, Polizei und Justiz soll ein umfassendes Bild zum Thema gezeichnet werden. Fallbeispiele tragen zu einem besseren Verständnis der Lage von Betroffenen bei und geben Einsicht in konkrete Situationen. Grundsätzlich sind die Ergebnisse der Untersuchung besonders interessant für Menschen, die im Gesundheitsbereich arbeiten und/oder mit Jugendlichen, Eltern und Familien zu tun haben. Anhand der Untersuchungsergebnisse zeichnet sich kurz zusammengefasst folgendes charakteristisches Bild von EM in Wien ab: Mütter sind die häufigsten Opfer, Söhne die häufigsten Täter. Erpressungen, Drohungen und Beschimpfungen kommen sehr häufig vor, wobei sich viele Auseinandersetzungen um Geld drehen. Extreme Gewaltbereitschaft zeigen vermehrt junge Jugendliche im Alter von 12-13 Jahren. Nach außen hin sind die Jugendlichen oft sozial auffällig, es gibt aber auch welche, die unauffällig sind und nur zuhause randalieren. EM ist klassen- bzw. schichtunabhängig. Oftmals sind Eltern betroffen, die vermeintlich gutmeinend handeln (Verwöhnung, Symbiose, Schuldgefühle) und so unbewusst die Interaktion mit dem Kind tiefgreifend verändern. Diese Entwicklung geht meist über Jahre und verläuft schleichend. 114 Kampl, Christina Birgit WISSENSCHAFTSPREIS DES SOZIALMINISTERIUMS FÜR JUNGAKADEMIKERiNNEN Abstracts der eingereichten Arbeiten 70. Kaps, Viktoria Die Gleichstellung von Frauen und Männern in Unternehmensberichten Diplomarbeit. Leopold-Franzens-Universität Innsbruck. 2014 In dieser Arbeit geht es darum, darzustellen, wie Unternehmen das Thema Gleichstellung von Frauen und Männern in den von ihnen veröffentlichten Nachhaltigkeitsberichten behandeln. Dafür wurden 100 Nachhaltigkeitsberichte österreichischer Unternehmen (börsennotierter, staatsnaher und klein und ­mittelständischer) auf den Detaillierungsgrad von Informationen, die Gender-Aspekte enthalten, untersucht. Alle untersuchten Berichte richten sich nach dem Standard, der von der Global Reporting Initiative herausgegeben wurde, um die Nachhaltigkeitsberichterstattung weltweit einheitlich zu gestalten. Die Indikatoren dieses Standards, die Gleichstellungsaspekte beinhalten, dienen als Basis der Analyse und die Nachhaltigkeitsberichte werden je nach Inhalt verschiedenen Idealtypen zugeordnet, die zeigen, in welcher Art und Weise sich verschiedene Möglichkeiten der Berichterstattung voneinander unterscheiden. Diese Ergebnisse werden in einer 4-Felder Matrix übersichtlich dargestellt. Neben der Identifizierung des gängigen Berichtsstandards und der aktuellen Berichterstattungspraktiken ist ein Vergleich von großen Unternehmen und KMUs Teil der Arbeit, der Unterschiede bei den Anteilen von in diesen Unternehmenstypen beschäftigten Frauen aufzeigt. Die Ergebnisse der empirischen Untersuchung werden mit Hilfe der Translation- und der Akteur-Netzwerk Theorien in einen wissenschaftlichen Kontext eingebettet und im letzten Teil der Arbeit werden die Erkenntnisse, die die Analyse der Nachhaltigkeitsberichte mit sich brachte, zusammengefasst und eine Handlungsempfehlung aus diesen abgeleitet, die, sowohl Unternehmen, die bereits berichten, als auch Unternehmen, die noch keine Nachhaltigkeitsberichte verfassen, von der Wichtigkeit der Nachhaltigkeitsberichterstattung und vor allem von der Einbeziehung von Gender-­ Aspekten überzeugen soll. Kaps, Viktoria 115 WISSENSCHAFTSPREIS DES SOZIALMINISTERIUMS FÜR JUNGAKADEMIKERiNNEN Abstracts der eingereichten Arbeiten 71. Kerndler, Martin The twin hypothesis of education and retirement Diplomarbeit. TU Wien. 2013 Common models examining the effects of demographic change and the efficiency of policy reforms often suffer from two important shortcomings: (i) interaction between an individual’s schooling and retirement decision is disregarded and (ii) a realistic demographic population structure is absent. In this thesis, two models by Ben J. Heijdra and Ward E. Romp are combined into a framework with realistic demographic features where agents endogenously choose both length of schooling and retirement age at the same time. I assess how optimal individual decision making differs from the original papers, where only one of these decisions is endogenous, and how the dynamics of aggregate variables are affected. While long-run effects of demographic shocks and policy reforms can be derived analytically, solving for the respective transition paths of the economy involves numerical computations. Most interestingly, I find that not controlling for individual adjustments in both education and retirement at the same time will overestimate the negative impact of aging on the macro-economy. In particular, an increase in life expectancy from the benchmark level of 76.6 years to 82.3 years is found to decrease the long-run level of per capita output by 4.7% (3.3%) when only individual adjustments in education (retirement) are considered. If both variables are treated as endogenous, output drops by only 2.5%. This finding suggests that the negative macroeconomic effect of longevity improvements may be overestimated by 32% in common models of the literature where only retirement is endogenous. Similarly, the economic impact of reforms to the public education system is found to be much stronger if not only schooling but also retirement is treated as endogenous. Based on the results of this thesis, economists and policymakers should be warned that ignoring the interaction between individual education and retirement decisions may result in wrong expectations about the quantitative impact of demographic shocks and policy reforms. Diese Arbeit wurde in englischer Sprache verfasst. 116 Kerndler, Martin WISSENSCHAFTSPREIS DES SOZIALMINISTERIUMS FÜR JUNGAKADEMIKERiNNEN Abstracts der eingereichten Arbeiten 72. Kerschbaumer, Lukas Ausschluss der Gerechtigkeit? Die Bedarfsorientierte Mindestsicherung auf dem Prüfstand – oder vom ­Unterschied zwischen Leben und Existenz Masterarbeit. Leopold-Franzens-Universität Innsbruck. 2014 Die hier vorliegende wissenschaftliche Arbeit beschäftigt sich mit dem Thema der seit 2011 neu implementierten Bedarfsorientierten Mindestsicherung. Im Fokus liegt neben einer theoretischen Aufarbeitung der Thematik der Gerechtigkeit innerhalb von Gesellschaft und Sozialstaat auch das Zusammenspiel von Ökonomie, Politik und den Lebenswelten der BezieherInnen. Das bedeutet, dass strukturanalytische Aspekte des österreichischen Sozialstaates genauso ihren Einzug finden, wie es theoretische Konzepte zum Verständnis von Gerechtigkeit und sozialer Teilhabe tun. Die empirische Basis für diese Arbeit liefern qualitative Interviews, die mit den direkt Betroffenen des neuen sozialen Sicherungssystems der Mindestsicherung durchgeführt wurden. Diese Erhebung wurde im Rahmen der vom Tiroler Wissenschaftsfond geförderten Studie „Armutsdynamiken in Tirol“ erhoben und ausgewertet. Die Leitung dieses Projekts hatte Prof.in Dr.in Claudia Globisch vom Institut für Soziologie der Universität Innsbruck, die nach meiner Mitarbeit an diesem Projekt die Daten für die Verfassung der Masterarbeit zur Verfügung stellte. Mit den Daten und Ergebnissen aus dieser Untersuchung kann ein erstes Bild über die soziale Teilhabe sowie Armuts­ erfahrungen der EmpfängerInnen der neuen Bedarfsorientierten Mindestsicherung ermöglicht werden. Hier können bereits erste Kritikpunkte an der Umsetzung wie Wirksamkeit der Mindestsicherung geäußert werden, die sich immer daran bemessen, welche eigenen Ansprüche dieses soziale Sicherungssystem für sich einnimmt. Dabei wird das Paradigma der gerechten Gesellschaft genauso kritisch betrachtet wie es mit der sozialpolitischen Ausrichtung unter gegebenen ökonomischen Bedingungen getan wird. Eine der zentralen Herangehensweisen an diese Thematik ist die Ausgangshypothese, dass die Bedarfsorientierte Mindestsicherung dafür steht, dass mit dem systemisch bedingten Verlust der Möglichkeit der Selbstversorgung auch die Möglichkeit der selbstbestimmten, sinnvollen Lebensführung unter den Sinnvorgaben der Gesellschaft verloren geht. Genau hier wird angesetzt, um zu überprüfen, was die Mindestsicherung im Leben der von ihr betroffenen wie abhängigen Personen für Wirkungen entfaltet. Kerschbaumer, Lukas 117 WISSENSCHAFTSPREIS DES SOZIALMINISTERIUMS FÜR JUNGAKADEMIKERiNNEN Abstracts der eingereichten Arbeiten 73. Kleer, Benedict Philipp „Inklusionspotenzial durch weitere Beteiligungsinstrumente? Eine Vergleichsanalyse der Bürgerschaftswahlen 2011 mit dem Volks­entscheid 2010 in Hamburg im Hinblick auf die Gleichheit in der Beteiligung.“ Masterarbeit. Universität Wien. 2014 Ziel dieser Arbeit ist die Analyse eines direktdemokratischen Instruments im Hinblick auf die Gleichheit in der Beteiligung. Dabei wird zuerst demokratietheoretisch diskutiert, wie Partizipation in der modernen Demokratie gestaltet ist und wie darauf die Legitimität des Systems begründet liegt. Ebenso wird erörtert, wie sich Repräsentation gestaltet und welche Krisenmomente in der heutigen Demokratie feststellbar sind. Anschließend werden die politische Partizipation geordnet und die gängigen Thesen der Forschung diskutiert. Der Forschungsstand wird dargelegt, um daraus die eigenen Hypothesenaufstellung begründen zu können. In einem Zwischenschritt wird das Volksgesetzgebungsverfahren erläutert und diskutiert. In der quantitativen Analyse werden anhand einer logistischen Regression Einflussfaktoren auf die Teilnahme verifiziert. Zur Identifikation von Repräsentationsunterschieden wird ein Vergleich von Nichtwähler_innen und Wähler_innen im Hinblick auf sozialstrukturelle Merkmale erfolgen. Anhand der offiziellen Wahlstatistik wird der Zusammenhang zwischen Beteiligung am Volksentscheid und dem Anteil an Arbeitslosen, SGB II-Empfänger_innen, Ausländer_innen und dem durchschnittlichen Steuereinkommen je Einwohner_in in einem Stadtteil dargestellt. Als Ergebnis dieser Arbeit lässt sich festhalten, dass anhand des vorliegenden Datensatzes der Volksentscheid eine ähnliche Exklusion wie die Bürgerschaftswahlen aufweist. Es zeigt sich, dass in beiden Instru­menten die Beteiligung von Personen mit geringerem Einkommen und geringerer Bildung schwächer ausfällt. Die Krise der Demokratie rührt aus der Verletzung des Gleichheitsprinzips, welche die politische Partizipation hemmt. Aus demokratietheoretischer Sicht reicht nicht nur eine Erweiterung der Partizipationsinstrumente, sondern als Startbedingung für politische Partizipation muss in der gegenwärtigen Situation die politische Gleichheit diskutiert werden. 118 Kleer, Benedict Philipp WISSENSCHAFTSPREIS DES SOZIALMINISTERIUMS FÜR JUNGAKADEMIKERiNNEN Abstracts der eingereichten Arbeiten 74. Klinglmair, Robert Determinanten von Bildungsarmut bei Jugendlichen in Kärnten Eine empirische Analyse Dissertation. Alpen-Adria Universität Klagenfurt. 2012 Die beobachtete Bildungsexpansion der vergangenen Jahrzehnte hat nicht alle Bevölkerungsschichten gleichermaßen erreicht. So sind österreichweit rund 10 % der Jugendlichen eines Altersjahrganges (je nach Definition) als „bildungsfern“ zu bezeichnen und können keine über die Pflichtschule hinausgehende formale Ausbildung vorweisen. Diese Jugendlichen sind von Übergangsproblemen in eine weiterführende Ausbildung bzw. den Arbeitsmarkt betroffen und weisen vielfach abgebrochene oder atypische Bildungs- und Berufsverläufe auf, wobei sich dieser Zusammenhang als äußerst persistent darstellt und im Erwachsenenalter fortsetzt. Neben individuellen Konsequenzen von „Bildungsarmut“ wie einem erhöhten Arbeitslosigkeitsrisiko, geringerer Erwerbsbeteiligung, verstärkter Armutsgefährdung und der Gefahr sozialer Ausgrenzung sind – angesichts der bevorstehenden demographischen Entwicklung, die ein rückläufiges Erwerbspotential bei gleichzeitiger Alterung der Gesellschaft zur Folge hat – auch zunehmend gesamtwirtschaftliche Konsequenzen und hohe volkswirtschaftliche Folgekosten für den Wirtschaftsstandort Österreich zu erwarten. Demnach gilt es, speziell den vorzeitigen Bildungsabbruch verstärkt in den politischen Fokus zu rücken: der bereits heute vieldiskutierte Fachkräftemangel wird sich weiter zuspitzen; damit stellt sich die Frage nach der Verhinderung vermeidbarer Verluste in Form früher Bildungsabbrecher/innen noch dringender, wie etwa im Nationalen Bildungsbericht Österreichs angeführt wird. Um tiefere Einblicke in den – in Österreich noch wenig elaborierten – Forschungsbereich über die Entstehungszusammenhänge von Bildungsarmut zu erhalten und mögliche Handlungsoptionen für die (Berufs-) Bildungs- und Arbeitsmarktpolitik abzuleiten, wurde – mittels eines modular aufgebauten Fragebogens mit 67 Fragen – eine empirische Erhebung zur Bildungs- und Berufssituation von insgesamt 6.700 kärntner Jugendlichen im Alter zwischen 15 und 24 Jahren durchgeführt. Ziel war es dabei – neben einer Darstellung etwaiger Unterschiede in den Bildungs- und Berufskarrieren von bildungsfernen und bildungsnahen Jugendlichen auf Basis von Kontingenztafelanalysen oder Wilcoxon-Rangsummentests – jene Einflussfaktoren zu identifizieren, welche maßgeblich dafür sind, das formale Bildungssystem frühzeitig und ohne entsprechenden Abschluss zu verlassen. Mittels eines logistischen Regressionsmodells konnten insgesamt elf statistisch signifikante Determinanten ermittelt werden, die sich grundsätzlich in schulische Faktoren sowie die soziale Herkunft trennen lassen und mittels Wahrscheinlichkeitsberechnungen die Basis für ein frühzeitig in der Pflichtschule ansetzendes Warnsystem („Ampelsystem“) darstellen, das dazu beitragen könnte, – über die einfache Identifikation von Risikoschüler/innen – einen Bildungsabbruch präventiv zu verhindern. Klinglmair, Robert 119 WISSENSCHAFTSPREIS DES SOZIALMINISTERIUMS FÜR JUNGAKADEMIKERiNNEN Abstracts der eingereichten Arbeiten 75. Koenig, Oliver „Das Modell von Enabling & Disabling Spaces: Möglichkeiten und Grenzen von erwachsenen Menschen mit einer i­ ntellektuellen Beeinträchtigung, Erwerbsarbeit als Identitätsziel zu ­verhandeln. Ergebnisse einer qualitativen Untersuchung aus einer Disability Studies Perspektive“ Dissertation. Universität Wien. 2012 Die vorliegende Dissertation verfolgt die Fragestellung, inwieweit und auf der Basis welcher Faktoren es Menschen mit einer intellektuellen Beeinträchtigung möglich ist, vor dem Hintergrund einer durch gesellschaftliche Barrieren zugewiesenen sozialen Position außerhalb des Erwerbssystems für sich im Erwachsenenalter Arbeit als Identitätsziel zu verhandeln. Dabei folgt diese Untersuchung einem Bildungsverständnis, welches die Befähigung zur Selbstverwirklichung und zum aktiven Aufgreifen von Handlungsmöglichkeiten zur eigenen Gestaltung individueller Identitätsentwürfe als normatives Leitziel der Bildung und Unterstützung von Menschen über den Lebensverlauf ansieht. Ausgehend von einer Disability Studies Perspektive, Behinderung nicht als individuelle der Personen innewohnende ontologische Eigenschaft zu sehen, sondern den Prozess des „Behindert-Werdens“ als gesellschaftliches sowie sozialisationsbedingtes Phänomen (Konstruktion) wechselseitig performativ wirkender sozialer, kultureller, diskursiver und relationaler Zuschreibungsprozesse und institutioneller Bedingungen zu begreifen, steht im Mittelpunkt dieser Arbeit die Rekonstruktion der Lebensverläufe von 18 erwachsenen Personen mit einer intellektuellen Beeinträchtigung. Im Rahmen einer qualitativen Längsschnittuntersuchung wurden mit diesen Personen über einen Zeitraum von knapp zwei Jahren in regelmäßigen Abständen Interviews durchgeführt, und die derart gewonnenen Daten mit qualitativen Methoden der gegenstandsbezogenen Theoriebildung (Grounded Theory) zu einem theoretischen Modell verdichtet. Ausgehend von der Konstruktion einer „Storyline“ entlang dreier in der Analyse der erzählten Biographien identifizierten projektiven Positionierungen (Typologien) gegenüber Arbeit als möglichem Identitätsziel werden dabei zunächst, unter Zuhilfenahme von Konzepten der Life Course Theorie, die lebensweltlichen sowie identitären Aushandlungsprozesse der ForschungsteilnehmerInnen in den Lebensphasen der Kindheit, Jugend sowie im Erwachsenenalter in den Blick genommen. Dabei wird versucht zu rekonstruieren, welche strukturellen Bedingungen und Kräfte die Trajekte der ForschungsteilnehmerInnen in den jeweiligen Lebensphase beeinflusst haben sowie wie sich diese schlussendlich auf deren Möglichkeiten der eigenständigen Beeinflussbarkeit biographischer Richtungsentscheidungen (Agency) sowie das aktive Verfolgen normativer Markierungspunkte im Erwachsenenalter auswirken. 120 Koenig, Oliver WISSENSCHAFTSPREIS DES SOZIALMINISTERIUMS FÜR JUNGAKADEMIKERiNNEN Abstracts der eingereichten Arbeiten Auf Basis der erhobenen Daten wird daraus zuletzt das theoretische Modell von Enabling & Disabling konstruiert. Das Modell zeigt auf, wie durch die spezifischen Qualitäten der unterschiedlichen zeitlichen und räumlichen Kontexte, durch die sich die ForschungsteilnehmerInnen bewegt haben, sowie durch deren Gleichförmigkeit oder Variabilität von Strukturen, Kräften und sozialen Positionen, welche die Personen darin einnehmen konnten, ihnen jeweils der Zugang zu bestimmten Ressourcen ermöglicht oder vorenthalten wurde. Die Akkumulation dieses „Verhandlungskapitals“ über den Lebenslauf, so zeigt dieses Modell, ist schluss­ endlich mitentscheidend, ob die Personen in die Lage versetzt werden, die sie umgebenden Strukturen aktiv zu gestalten und für sich eigenständige Identitätsentwürfe entwickeln und realisieren können, oder ob ihnen in Ermangelung dieser Ressourcen und zur Aufrechterhaltung ihres subjektiven Gefühls von Handlungsfähigkeit nicht mehr übrig bleibt, als einen Beitrag zur Reproduktion der sie umgebenden Strukturen zu leisten. Als potenziell emanzipatorisches Modell versteht sich das Modell von Enabling & Disabling aber auch als „Anleitung“ zur Systemtransformation in den Strukturen der Unterstützung und Forschung über Menschen mit einer intellektuellen Beeinträchtigung, welches Räume für praktischen und theoretischen Aktivisimus und Identitätspolitik öffnen will. Koenig, Oliver 121 WISSENSCHAFTSPREIS DES SOZIALMINISTERIUMS FÜR JUNGAKADEMIKERiNNEN Abstracts der eingereichten Arbeiten 76. Köfler, Laura Der Schleier und das Dahinter. Die Darstellung verschleierter muslimischer Frauen im Comic der EMMA ­untersucht anhand eines ­exemplarischen Beispiels. Eine Bild-Textanalyse zu Fragen der Repräsentation Diplomarbeit. Universität Wien. 2013 Kaum ein Stück Stoff wird in der „westlichen“ und islamischen Welt öffentlich so stark diskutiert wie der Schleier. Die dahinter stehenden persönlichen und politischen Bedeutungen sowie Beweggründe werden in der öffentlichen Wahrnehmung nur selten in ihrer Vielfalt thematisiert. Diese Arbeit untersucht die Darstellung verschleierter muslimischer Frauen in einem ausgewählten Comic der EMMA mithilfe der struktural-hermeneutischen Text-Bild-Analyse Müller-Doohms und analysiert die darin transportierten Bilder. Als feministisches Magazin setzen sich EMMA und ihre Redakteurinnen mit den hierarchischen Geschlechterverhältnissen und hegemonialen Machtstrukturen auseinander. Interessant erweist sich daher die Frage, ob und inwiefern sich „westliche“ Feministinnen am (einseitigen) Diskurs rund um verschleierte Musliminnen und deren Kategorisierung als Opfer einer patriarchalen Religion beteiligen. Die Forderung nach weiblicher Selbstbestimmung gehört für Alice Schwarzer & Co zu den zentralen Anliegen im Kampf gegen eine politische und gesellschaftliche Ordnung, die Frauen nach wie vor in vielerlei Hinsicht benachteiligt. Doch zeigt sich in der Bild-Text-Analyse des von mir ausgewählten Comics, dass EMMA selbst „anderen“, muslimischen Frauen das Selbstbestimmungsrecht abspricht. Visuelle (Re)Präsentationen werden als Projektionsfläche genutzt, (verschleierte) muslimische Frauen zu konstituieren, sie mit gewissen Attributen zu versehen und sich dabei selbst als emanzipierte „westliche“ und säkulare Frauen aufzuwerten. Die verschleierten Frauen übernehmen in den Comics entweder die Opfer-Rolle der unterdrückten, rechtlosen Muslimin, welche den vorgelegten Lebensentwürfen nachgehen muss oder aber sie nehmen die „Täterinnen-Rolle“ ein: selbstbestimmt, jedoch gleichzeitig streng-religiös, radikal und mitunter gar fundamentalistisch. Es wird versäumt, die heterogenen Lebenswelten verschleierter, muslimischer Frauen abseits des islamischen Glaubens zu thematisieren. Die Einbettung meiner Arbeit in postkoloniale feministische Theorien verdeutlicht das Machtverhältnis zwischen Frauen, das „westlichen“ Feministinnen ermöglicht, verschleierte muslimische Frauen für ihre eigene Emanzipation zu instrumentalisieren. Die Betonung von Differenz und Hierarchie markiert Musliminnen als anders und blendet Gemeinsamkeiten aus, wobei dem Schleier als Instrument zur Vermittlung politischer Inhalte hier eine besondere Stellung zukommt. In meiner Arbeit wurde Bildmaterial verwendet. 122 Köfler, Laura WISSENSCHAFTSPREIS DES SOZIALMINISTERIUMS FÜR JUNGAKADEMIKERiNNEN Abstracts der eingereichten Arbeiten 77. Kohlbacher, Elisabeth Das österreichische Arbeitskampfrecht nach dem Vertrag von Lissabon Dissertation. Karl-Franzens-Universität Graz. 2013 Nach bisher herrschender Meinung in Österreich ist der Arbeitgeber dazu berechtigt, Arbeitnehmer aufgrund Nichterbringung der Dienstleistung wegen Streikteilnahme zu entlassen. Die ungerechtfertigte Nichterbringung der Dienstleistung wird auch dann bejaht, wenn mit den Streikmaßnahmen ein kollektivrechtlich rechtmäßiges Ziel, wie etwa die Verbesserung von Arbeitsbedingungen, verfolgt wird. Die Einheitstheorie, wie sie in Deutschland vertreten wird, wonach bei rechtmäßiger Kollektivaktion auch der Arbeitsvertragsbruch gerechtfertigt ist, wurde in Österreich von der Lehre nicht rezipiert. Diesbezügliches Richterrecht existiert in Österreich nicht. Mit dem Vertrag von Lissabon ist die Charta der Grundrechte der Europäischen Union in Kraft getreten. Gemäß Art 28 GRC haben „(…) die Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer… nach dem Unionsrecht und den einzelstaatlichen Rechtsvorschriften und Gepflogenheiten das Recht,… bei Interessenkonflikten kollektive Maßnahmen zur Verteidigung ihrer Interessen, einschließlich Streiks, zu ergreifen“. Art 28 GRC verbrieft damit ein Grundrecht auf kollektive Maßnahmen. Der Inhalt des Grundrechts ist insbesondere unter Berücksichtigung der Gewährleistungen des Art 11 EMRK in Auslegung durch den EGMR, nach Maßgabe der gemeinsamen (Verfassungs )Rechtsüberlieferungen der Mitgliedstaaten sowie unter Heranziehung des Gehalts des Grundrechts, wie es vom EuGH als allgemeiner Rechtsgrundsatz des Unions­ rechts anerkannt wurde, zu ermitteln. Wesensgehalt des Rechts auf Streik ist, dass bei rechtmäßiger Streikteilnahme die vertraglichen Hauptleistungspflichten suspendiert werden, der Arbeitnehmer daher keinen Entlassungsgrund setzt. Die Charta gilt jedoch gemäß Art 51 für die Mitgliedstaaten ausschließlich bei Durchführung des Rechts der Union. Bei unmittelbarem und mittelbarem Vollzug von Unionsrecht, bei Beschränkung von Grundfreiheiten durch mitgliedstaatliche Maßnahmen und bei Grundfreiheitsbeschränkung durch Grundrechtsausübung ist daher der Anwendungsbereich der GRC eröffnet. Mit Entlassung eines Arbeitnehmers als Folge einer Streikteilnahme wird zwar nicht ausschließlich Unionsrecht durchgeführt. Bei Vorliegen eines Durchführungssachverhalts ist die Situation jedoch sowohl durch Unions- als auch durch nationales Recht determiniert. Insbesondere um die Einheit des Unionsrechts zu gewährleisten, ist Art 28 GRC als Maßstabsnorm heranzuziehen. Aufgrund staatlicher Gewährleistungspflichten hätten nationale Gerichte eine in Folge einer Streikteilnahme ausgesprochene Entlassung daher als unzulässig zu beurteilen. Kohlbacher, Elisabeth 123 WISSENSCHAFTSPREIS DES SOZIALMINISTERIUMS FÜR JUNGAKADEMIKERiNNEN Abstracts der eingereichten Arbeiten 78. Kölbl, Katharina Grocery Shopping at the Bottom of the Pyramid. Opportunities for Food Retailers within the Target Group of Low-Income Consumers Master Thesis. WU Wien. 2014 Purpose – The purpose of this thesis represents the exploration of possible adaptations of food retailers’ retail mix instruments that have the potential to better meet the needs and specifics of low-income consumers in advanced economies and the development of an action plan for the food retailing industry in order to decrease the poor’s partial exclusion from the food market place. Background – Investigations revealed poor consumers to be confronted with disadvantages on multiple levels in the market place (Andreasen 1975; Hamilton/Catterall 2005). If occurring in the context of grocery shopping a moral issue is raised regarding the exclusion of a substantial segment of the population, considering the elevated poverty rates in advanced economies, as a target group. Beyond that, the economic potential of this group, as regards accumulated spending, is underestimated. Based on the existing research gap in respect of possible adaptations of the retail mix elements favouring low-income consumers from a retailing perspective, new insights need to be gained and a general understanding to be established. Research Question – What operational instruments have potential for retailers to better support the needs of low-income consumers in advanced economies? Design/methodology/approach – After a comprehensive literature review of first the retail mix elements including the respective operational instruments and second the body of academic papers investigating low-income consumers’ specifics, ten guided interviews with low-income consumers, comprising a convenient sample, were conducted. The sampling process was based on household-size dependent income thresholds and included the consideration of poverty-related characteristics namely unemployment, single-parenthood, the absence of the Austrian citizenship and retirement. As qualitative analysis technique content analysis by Mayring (2003) was applied. Findings – The empirical findings confirmed low-income consumers to face severe challenges regarding food shopping due to the current implementation of the retail mix elements and the lack of inclusion of the specifics of the impoverished therein. The findings further highlight the great potential for improvement on the dimensions price, location, promotion, communication and assortment strategy. An action 124 Kölbl, Katharina WISSENSCHAFTSPREIS DES SOZIALMINISTERIUMS FÜR JUNGAKADEMIKERiNNEN Abstracts der eingereichten Arbeiten plan for retailers was derived structured by the retail mix elements, suggesting various adaptations of the respective operationalization and strategic orientation of the retail mix elements concerned. The implementation of the proposed adaptations would benefit low-income consumers but at the same time enable retailers to gain a competitive advantage leading to a sustainable improvement of various KPIs. Diese Arbeit wurde in englischer Sprache verfasst. Kölbl, Katharina 125 WISSENSCHAFTSPREIS DES SOZIALMINISTERIUMS FÜR JUNGAKADEMIKERiNNEN Abstracts der eingereichten Arbeiten 79. Kollmayer, Marlene Das Koryphäen-Problem als innovativer Indikator für Geschlechterstereotype Diplomarbeit. Universität Wien. 2012 Geschlechterstereotype sind kulturell geteilte und individuelle Annahmen darüber, wie Frauen und Männer sind und zu sein haben. Sie werden automatisch aktiviert, sobald eine Person als Mann oder Frau kategorisiert wird und führen zu unterschiedlichen Erwartungen an Männer und Frauen. Diese unterschiedlichen Erwartungen wie auch die Internalisierung von Geschlechterstereotypen haben großen Anteil an Benachteiligungen von Frauen, die hohe (akademische) Positionen anstreben. Geschlechterstereotype zu erfassen, gestaltet sich jedoch aufgrund der hohen sozialen Erwünschtheit egalitärer Einstellungen gerade im akademischen Feld zunehmend schwierig. In der vorliegenden Studie wird deshalb ein innovativer Indikator für Geschlechterstereotype vorgeschlagen: das Koryphäen-Problem. Das Koryphäen-Problem ist ein Rätsel, von dem aufgrund der zugrunde liegenden psychologischen Prozesse angenommen wird, dass es besser von Personen gelöst werden kann, deren individuelle Geschlechterstereotype nicht mit den kulturell geteilten Geschlechterstereotypen übereinstimmen. Um diese Annahme zu überprüfen wurde eine studentische bzw. akademisch gebildete Stichprobe (N = 517, 67.5 Prozent weiblich, 17 – 66 Jahre) gezogen, der im Rahmen eines Online-Fragebogens neben dem Koryphäen-Problem auch die deutsche Neukonstruktion des Bem Sex-Role-Inventory (Schneider-Düker & Kohler, 1988) zur Erfassung der Geschlechtsrollenorientierung und die Skala Leugnung von Diskriminierung (Eckes & Six-Materna, 1998) zur Erfassung sexistischer Einstellungen zur Bearbeitung vorgegeben wurden. Über 60 Prozent der TeilnehmerInnen konnten das Koryphäen-Problem nicht korrekt lösen. Die Ergebnisse zeigen, dass Frauen mit geschlechtsrollenuntypischer (männlicher) Geschlechtsrollenorientierung das Koryphäen-Problem signifikant häufiger lösen als alle anderen Frauen und als Männer. Außerdem konnte gezeigt werden, dass die Vorgabe eines Textes in gendergerechter Sprache (Versalien- bzw. Binnen-I) vor der Bearbeitung des Koryphäen-Problems zu signifikant höheren Lösungshäufigkeiten führt. Das Koryphäen-Problem scheint damit einen vielversprechenden Indikator für Geschlechterstereotype im Kontext akademischer Karrieren darzustellen. 126 Kollmayer, Marlene WISSENSCHAFTSPREIS DES SOZIALMINISTERIUMS FÜR JUNGAKADEMIKERiNNEN Abstracts der eingereichten Arbeiten 80. Kreichauf, Renè The European Fortress City – The Socio-Spatial Exclusion of Asylum Seekers in Copenhagen, Berlin and Madrid Masterarbeit. Universität Wien. 2014 Using the case studies of Berlin (Germany), Copenhagen (Denmark), and Madrid (Spain), this research work illustrates the spatial dimensions of exclusionary mechanisms applied to immigrants asking for asylum in the EU. In this context, the thesis analyses current policies and political decisions on housing on the EU, national, and predominantly on the local level of the case studies. Above all, it debates the role of operators, and presents on what criteria and political intentions the development of housing is decided. Furthermore, it studies the spatial characteristics of housing and the “spaces of living” (location, equipment, characteristics of the neighbourhood), and it discusses the conflicts that arise from housing asylum seekers in communities, and forms of resistance by asylum seekers and political activists against the housing policies. Following findings are exemplified: Asylum centres are the dominant form of housing in the case studies. The political and societal dealings with asylum seekers and, more specifically, the location for housing, forms and mechanisms of heteronomy and control, as well as the material conditions of the housing affect the inclusion process and the image of asylum seekers and their housing. The asylum centre is – in all of the case studies – a politically induced and pushed form of housing to systematically control, displace and disfranchise asylum seekers. The thesis underlines that there is no integration but an exclusion policy for this particular group. Asylum seekers are strategically excluded and prevented in benefiting of liberation, integration, and emancipation – features, which are often connected with the model of the European city. Hence – and that is the assumption and point of discussion of this thesis –, the European city has developed from an “integration engine” to a fortress by excluding ‘unwanted’ ‘non-citizens’ from the actual urban life. Diese Arbeit wurde in englischer Sprache verfasst. Kreichauf, Renè 127 WISSENSCHAFTSPREIS DES SOZIALMINISTERIUMS FÜR JUNGAKADEMIKERiNNEN Abstracts der eingereichten Arbeiten 81. Kreid, Johanna Migranten im österreichischen Medienbereich – Eine biographisch-empirische Studie zu Mitarbeitern des Radiosenders FM4 Dissertation. Universität Wien. 2014 Die vorliegende Dissertation thematisiert Migration, beleuchtet aber einen Bereich, dem bisher wenig Aufmerksamkeit zuteil wurde: Sie widmet sich Erfahrungen von Menschen mit Migrationshintergrund, die im Bereich der österreichischen Massenmedien arbeiten. Lange lag das Augenmerk auf Migranten, die sich in einer sozioökonomisch marginalisierten Position befinden – oder auch auf jenen, die aufgrund ihrer hohen Qualifikation einer Art mobilen internationalen „Elite“ zugerechnet werden. Bereiche zwischen diesen Enden des sozialen Spektrums erfahren erst in jüngerer Zeit wissenschaftliche Aufarbeitung: etwa die Mobilität von internationalen Studenten oder die Migration der sogenannten Mittelschicht. Hier setzt die Dissertation an: Stellten die Massenmedien bisher nicht das klassische Revier von Migrationsforschern dar, zeigt sich bei eingehender Betrachtung jedoch, dass Menschen mit Migrationshintergrund in diesem Bereich durchaus vermehrt beruflich Fuß fassen. Die Forschung basiert auf neunzehn biographisch-narrativen Interviews mit Mitarbeitern des Radiosenders FM4, der als Teil des Österreichischen Rundfunks (ORF) den Massenmedien zuzurechnen ist. Die Radiomitarbeiterinnen und Radiomitarbeiter sind selbst migriert oder haben mindestens einen Elternteil, der Migrant ist. Da die Interviewten gemeinhin dem Bereich der „unsichtbaren Migration“ zugeordnet werden können, stand im Hintergrund folgende Forschungsfrage: Welche Rolle spielt der Migrationshintergrund in den Biographien der Interviewten? Es ging also darum, wie der Migrationshintergrund verschiedene Lebensbereiche – etwa Schulbildung, Arbeit, Spracherwerb, Sozialkontakte etc. – beeinflusste. Die vorliegende Arbeit illustriert, welche Rolle der Migrationshintergrund im Kindes- und Jugendalter der Radiomitarbeiter gespielt hat, und wo er – etwa in Form von Sprachkenntnissen oder Wissensgewinn – eine positive Ressource darstellt. Ebenso zeigt sich, in welchen Bereichen nach wie vor hartnäckige Blockaden existieren: beispielsweise im Schulsystem, in der alltäglichen Kommunikation oder auch im Kontakt mit gewissen Beamten. Die Ergebnisse weisen zudem interessante Diskrepanzen auf: Etwa, dass der eigene Migrationshintergrund durchaus als wertvolle Ressource empfunden wird, und dennoch gleichzeitig eine deutliche Distanzierung zur Bezeichnung „Migrant“ vorhanden sein kann. Dieser Widerspruch wurzelt nicht zuletzt darin, dass sich der öffentliche Diskurs um Migration zumeist um ein auffällig schmales – nämlich problemzentriertes – Themenspektrum dreht, wobei sich die vorwiegend 128 Kreid, Johanna WISSENSCHAFTSPREIS DES SOZIALMINISTERIUMS FÜR JUNGAKADEMIKERiNNEN Abstracts der eingereichten Arbeiten negativen Vorstellungen oft nicht mit der doch wesentlich facettenreicheren Realität decken. So evozieren Begriffe wie „Migrant“ oder „Migrationshintergrund“ in erster Linie Assoziationen mit problematischen Lebensumständen, Endgültigkeit, Unfreiwilligkeit oder schmerzhaftem Abschied. Zudem relativieren die Forschungsergebnisse einige Vorwürfe (etwa von Integrationsunwilligkeit oder Ghettoisierung), die immer wieder gegen Migranten gerichtet werden. Kreid, Johanna 129 WISSENSCHAFTSPREIS DES SOZIALMINISTERIUMS FÜR JUNGAKADEMIKERiNNEN Abstracts der eingereichten Arbeiten 82. Kreiter, Thomas Beschäftigungsverhältnisse mit besonderer Zweckbestimmung Die arbeits-, sozial- und unionsrechtliche Stellung von Dienstleistenden am Zweiten und Dritten ­Arbeitsmarkt Dissertation. Universität Wien. 2013 Eine jüngere Entscheidung des OGH hat die Frage nach der Anwendbarkeit von Arbeitsrecht auf Tätigkeiten aufgeworfen, die am Zweiten und Dritten Arbeitsmarkt ausgeübt werden. Dem Zweiten Arbeitsmarkt werden Beschäftigungsverhältnisse zugeordnet, die der Wiedereingliederung von Personen in das reguläre Erwerbsleben dienen. Zum Dritten Arbeitsmarkt gehören Tätigkeiten, die zur gesundheitlichen und sozialen Rehabilitation verrichtet werden. Da wie dort geht es um die Beschäftigung von Dienstleistenden, die aufgrund psychischer oder physischer Behinderung, wegen Krankheit, Drogensucht oder längerer Arbeitslosigkeit keiner Arbeit am allgemeinen Arbeitsmarkt nachgehen können. Für sie werden – dem Wiedereingliederungs- bzw Rehabilitationszweck entsprechend – besondere Beschäftigungsbedingungen geschaffen. Den für das Arbeitsverhältnis typischen Wettbewerbs- und Leistungsdruck kennen sie nicht („geschützte Arbeit“). Dennoch sind sie idR in persönlicher Abhängigkeit tätig und, auf dem Boden der bisherigen Lehre und Rspr, daher Arbeitnehmer. Jüngst aber hat der OGH anderes ausgesprochen. Wird das Beschäftigungsverhältnis von einem anderen als einem wirtschaftlichen Zweck geprägt, ist es also „austauschfremd“, soll Arbeitsrecht keine Anwendung finden – ungeachtet des Vorliegens von persönlicher Abhängigkeit. Dabei hat er sich auf Rebhahn berufen, der einen „prägenden, wirtschaftlichen Austausch“ für den rechtswirksamen Abschluss eines Arbeitsvertrages fordert. Diese Entscheidung ist von großer Bedeutung für das Arbeitsrecht. Sie unterlegt dem arbeitsvertragsrechtlichen Arbeitnehmerbegriff ein neues Verständnis. Personen, die im geschützten Sektor arbeiten, sind keine Arbeitnehmer. Sie gehen, allen mit der Arbeitnehmereigenschaft verbundenen Rechten verlustig. Auch die sozialversicherungsrechtliche Dienstnehmereigenschaft und damit die Einbeziehung in die gesetzliche Sozialversicherung (!) können fraglich sein. Daneben kann das Vorliegen wirtschaftsferner Zwecke der Wanderarbeitnehmereigenschaft nach Unionsrecht entgegenstehen. Folglich ist es Ziel der vorliegenden Arbeit, die Rolle des Vertragszwecks im Arbeits-, Sozial- und Unionsrecht zu erörtern. Dabei wird neben grundlegenden Fragen der Arbeitsrechtsdogmatik auch die brisante soziale Dimension des OGH-Urteils ins Blickfeld gerückt. Nichts Geringeres nämlich steht im Raum, als ein Ausschluss jener aus dem Arbeitsrecht, die als die Schwächsten in der Arbeitswelt zu bezeichnen sind. 130 Kreiter, Thomas WISSENSCHAFTSPREIS DES SOZIALMINISTERIUMS FÜR JUNGAKADEMIKERiNNEN Abstracts der eingereichten Arbeiten 83. Kremmel, Katrin „Eles não entendem!“ – Sie verstehen nicht? JugendbewährungshelferInnen in São Paulo erzählen von ihren KlientInnen. Diplomarbeit. Universität Wien. 2012 Die vorliegende Arbeit beschäftigt sich mit der Einführung von Restorative Justice in der brasilianischen Jugendbewährungshilfe. Restorative Justice liegt eine bedürfnisorientierte Gerechtigkeitsvorstellung zugrunde, die alternative Praktiken der Konfliktlösung anleitet. Konfliktlösungsverfahren der Restorative Justice nehmen ihren Ausgang von der lebensweltlichen Erfahrung der Konfliktparteien, ermöglichen die aktive Beteiligung der Betroffenen am Prozess der Konfliktbearbeitung und streben nach Wiedergutmachung des entstandenen Schadens. In der brasilianischen Bevölkerung hingegen sind Forderungen nach härteren Strafen auch für Jugendliche seit der Demokratisierung des Landes in den 1980er Jahren und der damit einhergehenden Zunahme von Gewaltverbrechen weit verbreitet. Somit müssen sich Akteure, die Restorative Justice als Reformvorschlag für Bereiche der Strafjustiz propagieren, mit entgegengesetzten Meinungen im öffentlichen Diskurs auseinandersetzen. Das Kerninteresse dieser Arbeit liegt daher bei den normativen Vorstellungen jener Akteure, die für aktuelle Implementierungsversuche von Restorative Justice in der Jugendstrafjustiz eine zentrale Rolle spielen – die JugendbewährungshelferInnen in den südlichen Stadträndern São Paulos. In narrativen Interviews wurden die BewährungshelferInnen zu den Ursachen von Jugendkriminalität, dem idealtypischen und tatsächlichen Umgang damit und dem Potenzial von Restorative Justice für die Jugendbewährungshilfe befragt, um auf Muster ihrer Wahrnehmung und Deutung sozialer Zusammenhänge zu schließen. Analyseverfahren der Grounded Theory leiteten die Auseinandersetzung mit dem Datenmaterial an und erlaubten die Beschreibung dem Datenmaterial zugrunde liegender Deutungsmuster. Die Ursachen für die Straftaten der Jugendlichen wurden von den BewährungshelferInnen in der, von gesellschaftlicher Exklusion geprägten Sozialisierung der Jugendlichen verortet. Außerdem wird die Straftat von den InterviewpartnerInnen als Akt der Grenzüberschreitung beschrieben. In den Augen der BewährungshelferInnen ringen ihre KlientInnen, aus einer Position der sozialen Unsichtbarkeit heraus, um gesellschaftliches Ansehen und erfahren den strafenden Blick des Staates. In den Beschreibungen der BewährungshelferInnen treten ihre KlientInnen nicht nur als TäterInnen auf, sondern auch die Opfer­erfahrungen der Jugendlichen werden Bestandteil der Erzählung. In den dialogischen und partizipativen Verfahren von Restorative Justice kann dieser ‚Doppelrolle’ der Jugendlichen Rechnung getragen werden, wodurch Restorative Justice einen Beitrag dazu leisten könnte, die ungerecht verteilten Teilhabemöglichkeiten im brasilianischen Wohlfahrtsstaat also solche wahrzunehmen, zu thematisieren, und wenn möglich, den Versuch eines Ausgleichs anzuleiten. Kremmel, Katrin 131 WISSENSCHAFTSPREIS DES SOZIALMINISTERIUMS FÜR JUNGAKADEMIKERiNNEN Abstracts der eingereichten Arbeiten 84. Krumpeck, Marlies „Identitätskonstruktion im Kontext der Migration und die Bedeutung der binationalen Partnerschaft“ Eine biographieanalytische Einzelfallstudie Diplomarbeit. Universität Wien. 2013 Mit der Erfahrung der Migration gehen meist ein Wandel des soziokulturellen Umfeldes sowie die Veränderung von strukturellen Lebensbedingungen einher. Dies kann im Prozess der Identitätskonstruktion eine spezifische Herausforderung darstellen. Migrations- und Identitätsbildungsprozesse gestalten sich in unterschiedlichen Biographien verschiedenartig, da eine Reihe an Kontext- und Bedingungsfaktoren auf diese Prozesse einwirken. Gegenstand der vorliegenden Forschungsarbeit sind die spezifischen Erfahrungen einer Frau in der Migration. Durch ein biographieanalytisches Vorgehen im Forschungsprozess wird es möglich, dieses Erfahrungswissen für wissenschaftliche Auseinandersetzungen zu nutzen und der Frage nachzugehen, welche Bedeutung Migration für die Entwicklung des Identitätskonzepts hat. Im Mittelpunkt dieser Arbeit steht darüber hinaus das Leben in einer binationalen Ehe und welche Rolle die Partnerschaft im Prozess der Identitätsbildung einnimmt. Basierend auf einem autobiographisch-narrativen Interview wird interpretativ analysiert, welche Identitäten die Biographieträgerin konstruiert und auf welche kulturellen Deutungsmuster bzw. strukturellen Zusammenhänge sie dabei rekurriert. Durch analytische Abstraktionen werden auf Grundlage einer strukturellen Beschreibung von Erzählsegmenten spezifische Grundmuster herausgearbeitet. Die narrativen Inhalte werden dabei mit der formalen Struktur der Erzählung in Verbindung gebracht. Diese Grundmuster stehen in enger Wechselwirkung mit den analytischen Kategorien, die auf einer identitätsbildenden Untersuchungsebene generiert werden. Vor dem Hintergrund intersektionaler Überlegungen werden beide analytischen Einheiten sowie der soziale Rahmen – Migration und binationale Partnerschaft – in welchem diese eingebettet sind, in ihrer Wechselwirkung und Komplexität betrachtet. Im Hinblick auf den Prozess der Identitätskonstruktion und -transformation treten die analytischen Kategorien und Grundmuster empirisch gleichzeitig auf und haben in ihrer Interdependenz verstärkende oder abschwächende Wirkung. Damit eine adäquate interpretative Analyse stattfinden kann, werden in der vorliegenden Arbeit auch Kontextualisierungen vorgenommen und strukturellen sowie rechtlichen Bedingungen in der Migration und in der Partnerschaft Beachtung geschenkt sowie das Augenmerk auf Frauenbilder und Geschlechterverhältnisse gelenkt. Die intensive Auseinandersetzung mit diesen Phänomenen stellt eine wesentliche Voraussetzung für ein angemessenes biographieanalytisches Vorgehen im empirischen Forschungsprozess dar. 132 Krumpeck, Marlies WISSENSCHAFTSPREIS DES SOZIALMINISTERIUMS FÜR JUNGAKADEMIKERiNNEN Abstracts der eingereichten Arbeiten 85. Kulhanek, Andrea „Jung und arm?“ Eine qualitative und quantitative Untersuchung zur Armutsbetroffenheit j­ unger Erwachsener in ­Österreich Masterarbeit. Universität Wien. 2012 In der österreichischen Armutsforschung wurde einer Altersgruppe – den jungen Erwachsenen – bisher kaum Aufmerksamkeit geschenkt. So sind es gerade die jungen Erwachsenenjahre (18-29 Jahre), die durch zahlreiche biografische Ereignisse geprägt werden. In diesem Lebensabschnitt werden wichtige Entscheidungen (Auszug aus dem Elternhaus, Gründung einer eigenen Familie, Übergang in die erste Beschäftigung etc.) getroffen, die den weiteren Lebensverlauf massiv beeinflussen können. Aufgrund der hohen biografischen Ereignisdichte in den jungen Erwachsenenjahren kann deshalb davon ausgegangen werden, dass diese Altersgruppe – gegenüber Erwachsenen in einem späteren Zeitabschnitt – erhöhte Armutsgefährdungsrisiken aufweist. Vor diesem Hintergrund leistet die vorliegende Arbeit auf Basis eines triangulativen Forschungsansatzes einen Beitrag zur Erforschung der Armutsbetroffenheit junger Erwachsener in Österreich. Im Zuge der quantitativen Untersuchung wurde die Armutsbetroffenheit junger Erwachsener in Österreich bereits untersucht (Laimer/Oismüller 2011). Dabei konnte aufgezeigt werden, wie sich die Armutsgefährdung junger Erwachsener in Österreich im Zeitverlauf der letzten Jahre (2004-2009) verändert hat und insbesondere für welche Subpopulationen innerhalb dieser Gruppe verstärkte Armutsgefährdungsrisiken bestehen. Die Ergebnisse dieser Untersuchung zeigen, dass junge Erwachsene zu den wesentlichsten Armutsrisikogruppen in Österreich zählen. Welche Bedeutung Armut für junge Erwachsene hat und wie diese wahrgenommen wird, konnte anhand der quantitativen Daten allerdings nicht beantwortet werden. In einer darauffolgenden qualitativen Untersuchung konnte ein Schritt weitergegangen werden und auf Basis eines triangulativen Forschungsansatzes konnten die bereits gewonnenen quantitativen Ergebnisse mit neuen (qualitativen) Erkenntnissen vertieft werden. Im Fokus der qualitativen Untersuchung stand die gesamte Lebensgeschichte eines armutsbetroffenen jungen Erwachsenen. Anhand eines biographisch-narrativen Interviews mit einem armutsbetroffenen jungen Erwachsenen wurde deutlich, wie es zur Armut kam und wie Armut wahrgenommen wird bzw. welche Bedeutung diese für sein Leben hat. Kulhanek, Andrea 133 WISSENSCHAFTSPREIS DES SOZIALMINISTERIUMS FÜR JUNGAKADEMIKERiNNEN Abstracts der eingereichten Arbeiten 86. Lackner, Elfriede Maria Alterslos - neue Formen autonomer Lebensgestaltung Eine Kulturanalyse aktiven Alterns im urbanen Raum Dissertation. Karl-Franzens-Universität Graz. 2013 Phänomen: Die „Third Age Generation“ hat sich ihren Platz in der Gesellschaft erobert und zeigt mit aktivem Tätigsein ihre Präsenz. Neue Altersrollen und Identitäten innerhalb des früheren Generationendenkens zeigen das Spiegelbild einer globalisierten Gesellschaft und neu gebildete Formen der Kultur im Umgang mit den Altersphasen. Der Fokus liegt auf dem präsentierten und diskutierten Altersbild in den verschiedenen Altersphasen als kulturelles Phänomen der Gesellschaft des 21. Jahrhunderts, welche neue Einstellungen dazu hervorbringt. Methodik: Die empirischen Erhebungen konzentrieren sich auf Einflüsse der Umformung des Selbst- und Fremdbildes und dem sich daraus ergebenden neu angenommenen „way of life“, bezogen auf das mittelständische Milieu von Graz. Die Einordnung von Ereignissen des Alltags in den lokalen, sozialen und ökonomischen Kontext gibt den äußeren Rahmen vor. Uwe Flicks Theorie zur Rückkehr zum Lokalen, um den Kontext zu lokal verorteten Wissenssystemen, Traditionen und Lebensformen aufzuzeigen, erfordert intensive Wahrnehmung und vertiefte Auseinandersetzung des Forschers mit dem Beforschten. Die Rückkehr zum Zeitgebundenen hilft, den jeweiligen zeitlich aktuellen und historischen Kontext herzustellen, um das Erforschte relativieren zu können. Diskussion: Der Schwerpunkt empirischer Erhebungen liegt bei den „jungen Alten“, die von wirtschaftlichem Aufbau, gehobenem Bildungsniveau, der Gesundheitsversorgung und dem damit verbundenen Aufbau eines positiven Selbstwertgefühles in der Zeitspanne vom 2. Weltkrieg bis heute profitierten. 134 Lackner, Elfriede Maria WISSENSCHAFTSPREIS DES SOZIALMINISTERIUMS FÜR JUNGAKADEMIKERiNNEN Abstracts der eingereichten Arbeiten 87. Lackner, Theresa Alles nur Rhetorik an der unternehmerischen Universität? Gleichstellung in Leben und Arbeit von WissenschafterInnen an ö ­ sterreichischen Hochschulen Diplomarbeit. Johannes Kepler Universität Linz. 2014 Die österreichischen Universitäten wandeln sich, im Rahmen einer fortschreitenden Ökonomisierung, immer mehr zu wirtschaftlich denkenden Organisationen. In diesem Prozess werden Ideen des New Public Managements wirksam, welche die Arbeitsbedingungen von WissenschafterInnen an den Hochschulen beeinflussen. Gleichzeitig zu dieser rein wirtschaftlichen Neuorientierung werden jedoch auch Diversitäts- und Gleichstellungsthematiken zu relevanten Inhalten, die in Wechselwirkung mit Managementkonzepten und wirtschaftlichen Anforderungen treten. Im Rahmen der vorliegenden Arbeit wird der Fragestellung nachgegangen, wie sich die, in der unternehmerischen Universität vertretenen Konzepte New Public Management, Gender Mainstreaming und Managing Diversity auf die Gleichstellung von NachwuchswissenschafterInnen an österreichischen Hochschulen auswirken. Neben durch wissenschaftliche Laufbahnmodelle entstehenden Anforderungen an den wissenschaftlichen Nachwuchs werden auch Anstrengungen zur Herstellung einer Balance von Arbeit und Leben betrachtet. Als theoretische Basis für die Arbeit dient die Theorie der rhetorischen Modernisierung. Diese bietet einen Zugang, um Einflüsse auf die Gleichstellung der Geschlechter und etwaige widersprüchliche Wirkungsweisen von Management- und Gleichstellungskonzepten aufzeigen zu können. Nach einer Einleitung und einem thematischen Einstieg in das Thema der Hochschule im Wandel, wird ein Überblick über die erwähnten Management- und Gleichstellungskonzepte gegeben und ihre Wirkungsweisen sowie die Auswirkungen auf Gleichstellungsbestrebungen betrachtet. Anschließend wird die rhetorische Modernisierung, und wie diese sichtbar gemacht werden kann, erläutert. Der empirische Teil der Arbeit widmet sich zuerst der methodischen Vorgehensweise, danach werden die im Rahmen der qualitativen Sekundäranalyse gewonnenen Ergebnisse dargestellt. Der Ergebnisteil gliedert sich grob in zwei Bereiche. Neben einer Analyse von ExpertInnenmeinungen und Dokumenten wird die individuelle Situation der WissenschafterInnen anhand von Fallstudien mit einbezogen. Anschließend werden die Ergebnisse zusammengefasst und eine Verknüpfung zu den theoretischen Erkenntnissen hergestellt. Den Abschluss der Arbeit bildet ein Fazit, gemeinsam mit einem Ausblick auf weitere Untersuchungsmöglichkeiten. Lackner, Theresa 135 WISSENSCHAFTSPREIS DES SOZIALMINISTERIUMS FÜR JUNGAKADEMIKERiNNEN Abstracts der eingereichten Arbeiten 88. Lantschik, Elke Alternsgerechte Bildungsberatung!? Ratsuchende in der zweiten Hälfte des Erwerbsalters und ihr Nutzungs­verhalten bei persönlichen, ­telefonischen und virtuellen Angeboten Master Thesis. Donau-Universität Krems. 2014 Die zentrale Fragestellung der Master Thesis Alternsgerechte Bildungsberatung!? Ratsuchende in der zweiten Hälfte des Erwerbsalters und ihr Nutzungsverhalten bei persönlichen, telefonischen und virtuellen Angeboten bezieht sich darauf, welche soziodemografischen und beratungsrelevanten Unterschiede es zwischen 45 bis 64-jährigen und 15 bis 44-jährigen Ratsuchenden gibt und welches Nutzungsverhalten ältere Erwerbsfähige bei persönlichen, telefonischen und virtuellen Beratungsarten aufweisen. Auf Grundlage vorhandener Daten der Individualberatungskontakte des Netzwerks „Bildungsberatung in Wien“ von 2012 bis 2013 können über deskriptive und inferenzstatistische Auswertungsverfahren vielfältige Einflüsse und Unterschiede im Gebrauch der Beratungsarten in und zwischen den Altersgruppen ausgemacht werden. Ratsuchende in der zweiten Hälfte des Erwerbsalters verwenden Angebote abhängig von persönlichen Lebensumständen und Aspekten und oftmals anders als andere Erwerbsfähige. Für alternsgerechte Bildungs- und Berufsberatungsangebote ist dies zu berücksichtigen. 136 Lantschik, Elke WISSENSCHAFTSPREIS DES SOZIALMINISTERIUMS FÜR JUNGAKADEMIKERiNNEN Abstracts der eingereichten Arbeiten 89. Lares, Sarah Remigration und Entwicklung? Organisierte Freiwillige Repatriierung aus Mitgliedsländern der EU in Fragile Staaten Diplomarbeit. Universität Wien. 2014 Was aber passiert in Fällen, wo eine Rückkehr in stabile Verhältnisse nicht möglich ist, wo eine Befriedung von Post-Konfliktsituationen noch nicht erreicht werden konnte, wo die Bewerbung von Reintegration in einen sozial, politisch und ökonomisch angespannten Kontext aus europäischer Sicht nur schwer zu rechtfertigen sein kann? Wie Migration als allgemeine Thematik, so gilt auch Rückwanderung und Reintegration als umstrittenes Feld, auf dem eine Vielzahl an Akteuren mit unterschiedlichen Interessen kooperiert, aber auch oftmals konkurriert. Auf Kriegshandlungen der vergangenen Jahrzehnte, aber auch zum aktuellen Zeitpunkt folgten massive Flüchtlingsströme in Nachbarstaaten und nach Europa. Die Entwicklung von Strategien zur Behandlung dieser migrierenden Bevölkerungsgruppen auf internationaler, nationaler und punktueller Ebene zeigten sich daraufhin als eminent. EU-Staaten begrüßen die Rückkehr von AsylwerberInnen, MigrantInnen und Flüchtlingen in deren Herkunftskontext meist aufgrund von rigorosen Aufenthaltsgesetzen und des allgemeinen politischen Klimas. Fragile Herkunftsländer, die oftmals durch Kriegshandlungen und Konflikte unter einem Vakuum der Emigration von Wissen und Arbeitskraft leiden, fördern zum Teil diese Rückkehr von ehemaligen EmigrantInnen. Im Zuge einer Remigration können nämlich auch potenzielle Netzwerkbeziehungen, materieller Besitz und Kompetenzen rückgeführt werden. Die RückkehrerInnen selbst sollten entsprechend der aktuellen Trends der Migrationsforschung im breiteren Kontext der zirkulären Migration gesehen werden, da in deren Lebensablauf Migrationsbewegungen einen Teil ihrer Biographie gestalten. Durch die freiwillige Entscheidung, in den Herkunftskontext zurückzugehen, übernehmen diese Personen wieder Eigenverantwortung, eine neue Zukunft zu gestalten. Eine solche Rückkehr bietet, trotz der massiven Herausforderungen eines fragilen Reintegrationskontextes, möglicherweise mehr Perspektiven als ein Leben in einem europäischen Staat. Die Notwendigkeit, bei dieser Reintegration zu unterstützen, ist bei näherer Betrachtung der Thematik deutlich ersichtlich. Zwei der bereits durchgeführten Projekte zur assistierten, organisierten Reintegration von freiwilligen RückkehrerInnen in einen fragilen Herkunftsstaat werden im Folgenden analysiert und auf vielfältige Komponenten der Planung und Implementierung hin untersucht. Zum einen soll diese Arbeit verdeutlichen, welche Herausforderungen sich in der praktischen Umsetzung zweier Projekte mit unterschiedlichem Ansatz ergeben. Zum anderen möchte ich auch die differierenden Ansichten über Strategien der Reintegrationsmaßnahmen darlegen. Lares, Sarah 137 WISSENSCHAFTSPREIS DES SOZIALMINISTERIUMS FÜR JUNGAKADEMIKERiNNEN Abstracts der eingereichten Arbeiten I guess that some of them will succeed, some will fail. A few have given up their repatriation dreams, but the majority has got an even more strong will during their time in the project „Getting down to business“. Seen in the light of the reality that is not just strong, but a miracle.(Göteborgs Initiativet 2000b: 4) 138 Lares, Sarah WISSENSCHAFTSPREIS DES SOZIALMINISTERIUMS FÜR JUNGAKADEMIKERiNNEN Abstracts der eingereichten Arbeiten 90. Laurin, Marcella Behinderung und Pflegearmut Am Beispiel pflegender Eltern behinderter Kinder in Kärnten Diplomarbeit. Alpen-Adria Universität Klagenfurt. 2014 Die vorliegende Arbeit beschäftigt sich mit der Lebenssituation pflegender Eltern beeinträchtigter beziehungsweise behinderter Kinder. Die Pflege eines Kindes mit Behinderung bedeutet mitunter ein Leben in Armut für pflegende Angehörige und deren Familien. Als Schwester eines zwölfjährigen Bruders, welcher aufgrund einer seltenen Chromosomenanomalie schwer beeinträchtigt ist, war es der Autorin ein besonderes Anliegen die Lebenssituation pflegender Eltern sichtbar zu machen und den öffentlichen Diskurs darüber anzuregen. In dieser Arbeit wurde aus verschiedenen Perspektiven die Thematik ausführlich dargestellt. Im Kontext der Situation von Menschen mit Behinderungen wurden vorerst zentrale Begriffe zu Behinderung, Bildung, Arbeit, Armut und Pflegebedarf definiert. Zudem wurde jeweils der Status quo in Österreich und Kärnten aufgezeigt, reflektiert und damit verbundene Fragestellungen differenziert und unter Einbezug aktueller Daten und Forschungsergebnisse dargestellt. Die angestellten theoretischen Analysen und Reflexionen münden in ein Zwischenfazit zu Pflegearmut, in welchem deutlich herausarbeitet wurde, wie sehr strukturelle Rahmenbedingungen und Gegebenheiten das Leben von Menschen, welche sich unverschuldet in dieser Lebenssituation befinden, prägt. Im Anschluss wird eine im Rahmen der Diplomarbeit durchgeführte qualitative Studie zur Armutsgefährdung pflegender Eltern behinderter/beeinträchtigter Kinder im Bundesland Kärnten präsentiert. Die Studie umfasst sowohl Interviews mit betroffenen Eltern, die als ExpertInnen in ihrer Lebenssituation angesehen werden, als auch ein Interview mit einer Kärntner Akteurin in diesem Bereich. Somit wurde sichergestellt, dass sowohl die subjektiven Erfahrungen der Eltern, als auch die beruflichen Erfahrungen der Akteurin im Hinblick auf die derzeitige Praxis in Kärnten, in die Erarbeitung der Perspektiven und Lösungsansätze einfließen. Nach Klärung der methodischen Fragen werden von der Autorin Ergebnisse und Erkenntnisse ihrer Forschung differenziert herausgearbeitet und dargelegt. Sorgfältig werden vielfältige Aspekte, welche die Lebenssituation betroffener Familien kennzeichnen, dargestellt. Im Kontext mit der Armutsgefährdung werden dabei insbesondere der „Kampf“ um das Laurin, Marcella 139 WISSENSCHAFTSPREIS DES SOZIALMINISTERIUMS FÜR JUNGAKADEMIKERiNNEN Abstracts der eingereichten Arbeiten Pflegegeld, rechtliche und organisatorische Rahmenbedingungen, versicherungstechnische Fragen, die Frage der finanziellen Bewältigung dieser auch finanziell sehr herausfordernden Lebenssituation und die Mehrfachbelastungen durch zusätzliche berufliche Tätigkeit und Pflege thematisiert. Im Kapitel Perspektiven und Lösungsansätze werden darauffolgend Ergebnisse dieser Forschung aufgegriffen und daraus praxisrelevante Lösungsansätze abgeleitet. Die Autorin verweist im Fazit der Arbeit auf die erhöhte Armutsgefährdung und Armutsbetroffenheit pflegender Eltern behinderter Kinder, welche in ihrer Studie nachgewiesen werden konnte und verweist zudem dezidiert auf den hohen Handlungsbedarf, welcher auch auf die finanzielle Entlastung und Absicherung der Familie abzielt. Die Arbeit bietet einen grundlegenden Einblick über die Thematik der Armut und Armutsgefährdung im Kontext mit der Pflege beeinträchtigter und behinderter Kinder, schildert ein sehr differenziertes Bild der Sachlage auch unter dem Blickpunkt der Inklusion und reflektiert spezifische Aspekte anhand der selbst durchgeführten Studie. 140 Laurin, Marcella WISSENSCHAFTSPREIS DES SOZIALMINISTERIUMS FÜR JUNGAKADEMIKERiNNEN Abstracts der eingereichten Arbeiten 91. Lehner, Lisa Tracing Identities Through Time Assisted Reproduction, Narratives of Time and Women’s Biographical Work Masterarbeit. Universität Wien. 2014 Die Zahl derer, die sich in Österreich fortpflanzungsmedizinischer Behandlungen unterziehen, steigt immer weiter an. Dabei könnte ein umfassender öffentlicher und wissenschaftlicher Diskurs, insbesondere aufseiten der Sozialwissenschaften, teils stiller nicht sein – das zeigen auch die Umstände rezenter gesetzlicher Neuerungen in diesem Bereich. In einer von ExpertInnen der Rechtswissenschaft und Medizin dominierten Diskussion bleiben somit das Spannungsfeld zwischen Gesetz, Medizin und individuellen Lebenslagen zumeist ebenso unbeachtet wie die gelebte Realität von Fortpflanzungsmedizin in Österreich. Die vorliegende Arbeit verfolgt daher das Ziel, auf ebendiese realen Lebensumstände und die Verflechtung unterschiedlicher Dimensionen assistierter Fortpflanzung konkret einzugehen. Dazu bezieht sie sich auf fünf offene biographische Interviews mit Frauen, die im Laufe ihres Lebens Methoden medizinisch unterstützter Fortpflanzung in Anspruch genommen haben und mithilfe dieser auch eine Schwangerschaft herbeiführen konnten. Dabei erlaubt das Konzept der „biographical work“ (Holstein and Gubrium 1995) die Schilderungen dieser Frauen als aktive Konstruktionen und die Frauen selbst somit als findige Erzählerinnen zu verstehen, die ihre Biographien zu situativ sinnhaften Darstellungen ihrer selbst und ihres Lebens verarbeiten. Dementsprechend können biographische Erzählungen sowohl als Ergebnis wie auch als Ausdruck persönlicher Identität gesehen werden. Dazu mobilisieren die Frauen jedoch auch eine Vielzahl relevanter narrativer Ressourcen, die Rückschlüsse auf die gesellschaftliche, gesetzliche und medizinische Einbettung der Erzählungen erlauben. Den Fokus der Arbeit bilden dabei im Speziellen Erzählungen und Bedeutungen von Zeitlichkeit, konkret die Bedeutung von unterschiedlichen Zeitformen für die Biographie- und Identitätskonstruktionen der interviewten Frauen. Die Arbeit schließt sich damit einer wachsenden Zahl sozialwissenschaftlicher Forschungen an, die besonders im biomedizinischen Bereich Zeit/lichkeit als Phänomen an sich begreifen. Für diesen analytischen Ansatz rekurriert die Arbeit speziell auf den „Timescapes“-Ansatz (Adam 1998), um Zeit/lichkeit als vielseitig und veränderlich fassbar zu machen. Um außerdem gezielter auf die narrativen Ressourcen eingehen zu können, der sich die befragten Frauen bedienen, setzt sich die vorliegende Arbeit auch im Detail mit der Institutionalisierung von Fortpflanzungsmedizin in Österreich auseinander. Hierfür werden zusätzlich eine feinstrukturelle Untersuchung der Performativität nationaler gesetzlicher Rahmenbedingungen, sowie zwei Experteninterviews mit Leitern österreichischer Kinderwunschzentren herangezogen. So erlauben die Ergebnisse der Arbeit nicht nur Rückschlüsse auf individuelle Lebensverläufe, sondern auch auf die Organisation und zeitliche Infrastruktur österreichischer Fortpflanzungsmedizin allgemein, wie auch hierbei gegebenes Veränderungs- und Interventionspotenzial. Diese Arbeit wurde in englischer Sprache verfasst. Lehner, Lisa 141 WISSENSCHAFTSPREIS DES SOZIALMINISTERIUMS FÜR JUNGAKADEMIKERiNNEN Abstracts der eingereichten Arbeiten 92. Leissenberger, Franziska Ute Partizipative Soziale Arbeit Das Legislative Theaterprojekt „Stopp: Jetzt reden wir!“ Masterarbeit. Karl-Franzens-Universität Graz. 2013 In der vorliegenden Abschlussarbeit wird der Frage nachgegangen, wie partizipative Prozesse in der Sozialen Arbeit gestaltet werden können. Konkret lautet die Forschungsfrage: Wie können Projekte der Sozialen Arbeit so gestaltet werden, dass partizipative Prozesse innerhalb des Projekts ermöglicht werden, aber auch Möglichkeiten für gesellschaftliche Partizipation geschaffen werden? Zu Beginn wird aufgezeigt, dass sich in den in Österreich bestehenden Diskursen und Konzepten der Sozialen Arbeit durchgehend partizipative Aspekte finden. Auch von politischer Seite wird Partizipation gefordert und ist zum Teil rechtlich verankert. Dennoch ist nicht geklärt, wie partizipative Prozesse gestaltet werden können. Empirisch wurden daher explorativ leitfadengestützte problemzentrierte Interviews mit Projektteilnehmerinnen und -teilnehmern des legislativen Theaterprojekts „Stopp: Jetzt reden wir!“ durchgeführt. Die erhobenen Daten wurden mittels qualitativer Inhaltsanalyse ausgewertet. Die vorliegenden Ergebnisse bestätigen einerseits allgemeine, theoretisch diskutierte Prämissen von Partizipation. Andererseits werden auch Aspekte aufgezeigt, welche intensiver erforscht und theoretisch diskutiert werden müssen. Dazu zählen beispielsweise die Möglichkeit des Ausprobierens und Kennenlernens des Projektes sowie ein methodischer Zugang, welcher den Adressatinnen und Adressaten eine reflektierte Auseinandersetzung mit der eigenen Lebenssituation ermöglicht. Des Weiteren wird in der vorliegenden Arbeit die Notwendigkeit deutlich, Modelle hinsichtlich der Umsetzung von partizipativen Entscheidungsprozessen zu entwickeln und zu diskutieren. Bezugnehmend auf gesellschaftliche Partizipation zeigt sich, dass den Adressatinnen und Adressaten durch das Projekt Einblicke in Lebensbereiche wie Politik und Kultur sowie eine Auseinandersetzung mit diesen ermöglicht wurden. 142 Leissenberger, Franziska Ute WISSENSCHAFTSPREIS DES SOZIALMINISTERIUMS FÜR JUNGAKADEMIKERiNNEN Abstracts der eingereichten Arbeiten 93. Lettner, Susanne All inclusive? – Zur Inklusion von Menschen mit Behinderung in der internationalen ­humanitären Hilfe Österreichs Diplomarbeit. Universität Wien. 2014 Obwohl Menschen mit Behinderung weltweit zu den am meisten benachteiligten Gruppen zählen, ist inklusive humanitäre Hilfe ein wenig behandeltes Thema in Wissenschaft und Praxis. Besonders im Kontext von Katastrophen und Kriegen sind Menschen mit Behinderung Mehrfachdiskriminierungen ausgesetzt. In der vorliegenden Arbeit wird die inklusive Ausrichtung der humanitären Hilfe Österreichs in erster Linie auf Ebene der implementierenden NGOs, aber auch auf Ebene der Austrian Development Agency (ADA) beleuchtet. Dabei wird der Frage nachgegangen inwiefern Menschen mit Behinderung in der Selbstdarstellung und Selbstwahrnehmung österreichischer Organisationen in der internationalen humanitären Hilfe Österreichs inkludiert werden. Den Rahmen zur Beantwortung dieser Frage bilden eine allgemeine Einführung in die humanitäre Hilfe, die Disziplin der Disability Studies, die internationalen Menschenrechte, spezifische Leitfäden zu inklusiver humanitärer Hilfe sowie Interviews, die mit sechs österreichischen NGOs und der ADA geführt wurden. Die Arbeit wird dementsprechend in einen „Soll“-Stand und einen „Ist“-Stand der inklusiven humanitären Hilfe unterteilt. Die Auffassung von Behinderung im Sinne des sozialen Modells, das den Menschen in seiner Gesamtheit wahrnimmt und Behinderung als soziale Konstruktion versteht, ist ein elementarer Faktor dieser Arbeit. Die Analyse der Interviews zeigt, dass der Stellenwert der inklusiven humanitären Hilfe in den österreichischen Organisationen sehr unterschiedlich ist. Das Thema ist den Organisationen zwar nicht unbekannt, aber großteils von untergeordneter Bedeutung. Einzelne Organisationen verfügen bereits über ein hohes Bewusstsein und verfolgen den Anspruch auf inklusive humanitäre Hilfe. Ein direkter Zusammenhang zwischen organisationsinternen themenspezifischen Grundsatzpapieren bzw. Leitfäden und der inklusiven praktischen Umsetzung kann dabei jedoch nicht festgestellt werden. Lettner, Susanne 143 WISSENSCHAFTSPREIS DES SOZIALMINISTERIUMS FÜR JUNGAKADEMIKERiNNEN Abstracts der eingereichten Arbeiten 94. Leubolt, Bernhard Semi-periphere Ungleichheitsregimes und gleichheits-orientierte Politik: Sozial-reformistische Politik in Brasilien und Südafrika Dissertation. Universität Kassel. 2013 Die interdisziplinäre Dissertation wurde im Fach Politikwissenschaft verteidigt und zielt auf mögliche Strategien zur Bekämpfung sozialer Ungleichheit ab. Sie widmet sich zwei Staaten, die einerseits zu den aufstrebenden Ländern der Semi-Peripherie („Schwellenländer“) zählen und andererseits über Regierungen verfügen, die sich der Reduktion sozialer Ungleichheiten explizit verschrieben haben: Brasilien und Südafrika. Besonderer Fokus wird auf den relationalen Charakter der Ungleichheit gelegt. Daher gilt die Aufmerksamkeit nicht bloß der Armutsbekämpfung, sondern auch den Formen von Politik, die sich auf Reichtum und Herrschaftsverhältnisse beziehen. Theorien zu Ungleichheit und gleichheits­ orientierter Politik (Kapitel 2) sind die Basis für die in Kapitel 3 erarbeitete Methodologie: Zurückgreifend auf historischen Institutionalismus, strategisch-relationale Staatstheorie sowie die Regulationstheorie wird ein strategisch-relationaler Institutionalismus entworfen. Konzeptionell werden Konjunkturanalyse und Hegemonieprojekte rezipiert und das Konzept des Ungleichheitsregimes entwickelt. Brasilien gilt das Hauptaugenmerk der empirischen Betrachtung. Die historische Analyse (Kap. 4) weist auf die weite Verbreitung der Sklaverei sowie ihre verhältnismäßig lange Dauer hin, die zur Etablierung informeller Herrschaftsverhältnisse führte. Soziale Exklusion betraf große Gruppen der Bevölkerung. Politische und soziale Inklusion wurde auch während des 20. Jahrhunderts nur wenigen Gruppen zugestanden. Als während der 1950er und 1960er Jahre gleichheitsorientierte Politik radikalisiert wurde, beendeten ein Militärputsch und eine zwanzigjährige Militärdiktatur diese Bestrebungen. Seit der Demokratisierung Mitte der 1980er Jahre wurden bis zur Wahl Lulas zum Präsidenten (2002) sowohl gleichheits- als auch ungleichheitsorientierte Impulse gesetzt (Kap. 5): Während der Einfluss sozialer Bewegungen auf die Verfassungserstellung zur Universalisierung von Sozialpolitik und dem Ausbau von Armutsbekämpfung führte, konterkarierten neoliberale wirtschaftspolitische Reformen den gleichheitsorientierten Kurs. Nach dem Amtsantritt Lulas kam es zu einer schrittweisen und langsamen Abkehr vom Neoliberalismus und zu einer beträchtlichen Reduktion der Einkommensungleichheiten. Kapitel 6 behandelt die Entwicklung des südafrikanischen Ungleichheitsregimes. Im Gegensatz zu Brasilien etablierte sich eine weitaus formellere ungleichheitsgenerierende Politik, die anhand ethnischer und rassistischer Kriterien die afrikanische Bevölkerungsmehrheit diskriminierte. Zwischen 1948 und 1994 wurde diese Politik vom Apartheid-Regime radikalisiert. Dagegen formierte sich Widerstand, der vordergründig anti-rassistisch motiviert war, aber auch Klassen- und Geschlechterverhältnisse betraf. Nach der Demokratisierung 1994 etablierte sich mit dem African National Congress (ANC) die wichtigste Widerstandsbewegung zur zentralen politischen Kraft, die die rassistischen gesetzlichen Bestimmungen beseitigte, aber dennoch wenig Erfolge in der 144 Leubolt, Bernhard WISSENSCHAFTSPREIS DES SOZIALMINISTERIUMS FÜR JUNGAKADEMIKERiNNEN Abstracts der eingereichten Arbeiten Reduktion von Einkommensungleichheit erzielen konnte. Der Fokus gleichheitsorientierter Politik liegt in Südafrika besonders auf Affirmative Action Maßnahmen, die auf eine Besserstellung von früher benachteiligten Gruppen abzielen. In den Schlussfolgerungen werden die Ergebnisse des empirischen Vergleichs mit Hilfe der eingangs genannten Theorien reflektiert. Besonders herausgearbeitet wird der historische Einfluss der Ungleichheitsregimes sowie der dominanten politischen Projekte auf aktuelle Gleichheits­ orientierung der sozial-reformistischen Regierungen. Insbesondere die in Brasilien verfolgte Politik zeigt vielversprechende sozialstaatliche Ansätze, soziale Gerechtigkeit mit wirtschaftlichen Zielsetzungen zu kombinieren und damit Sozialpolitik als Produktivkraft zu nutzen. Leubolt, Bernhard 145 WISSENSCHAFTSPREIS DES SOZIALMINISTERIUMS FÜR JUNGAKADEMIKERiNNEN Abstracts der eingereichten Arbeiten 95. Linecker, Florian Sexual Health in Austria Sex Work, Sexuality Education, and HIV & AIDS in the Light of State I­ ntervention Masterarbeit. Johannes Kepler Universität Linz. 2012 The thesis aims to capture sexual health in its complexity in terms of state intervention in three sub-fields. Basically this goal is approached in three steps: Part 1 serves to conceptualise sexual health and how it is sought to be examined in a single case study. In Part 2 a picture of the dimensions of sexual health in Austria is drawn by an in-depth examination and a comparative analysis of three sub-fields related to sexual health. Part 3, however, aims to draw a conclusion by relating the findings of the actual research in Part 2 to the prior conceptualisation of Part 1. Comprehensive concepts of sexual health have granted sexuality societal relevance throughout people’s lives, interrelated with human rights and inequalities based on social, economic and gendered grounds. Accordingly, sexual health has been proposed to be of central political interest, not merely in terms of public health but on all levels of political intervention, an intrinsic goal also to social policy. However, even though sexuality has long been an objective of political intervention, the examination of sexual health concepts has also indicated a lack of both awareness and implementation of the concrete concepts. A glance on the EU’s approach towards sexual health has soon clarified that it, first and foremost, but not entirely, rests in the competency of single states. Accordingly Austria has been chosen as an adequate objective in the research on sexual health. As a conservative continental welfare state Austria presents a controversial relationship to sexual health. The complexity and diversity of sexual health have raised particular challenges in terms of examination. Thus three sub-fields have been chosen, representing both the scope and depth of sexual health: Sex work, HIV & AIDS, and sexuality education have been examined in terms of state intervention. The focus on state intervention and its evolution in each field serves to detect the state’s incentives and traditions but also allows for a comparison of the three sub-fields. Thus dichotomous categories have been developed in order to grasp and locate state intervention on several levels. An in-depth analysis of the three fields shows both similarities and differences between the three sub-fields, based on for instance character, tradition, threat, or age of the sexual fields. Interviews with experts from the social service sectors in the three fields have served as a main and adequate source for the complex information needed but also for the final analysis. Diese Arbeit wurde in englischer Sprache verfasst. 146 Linecker, Florian WISSENSCHAFTSPREIS DES SOZIALMINISTERIUMS FÜR JUNGAKADEMIKERiNNEN Abstracts der eingereichten Arbeiten 96. Lummerstorfer, Elisabeth Gemeinsam säen und ernten Kooperationsmöglichkeiten von Landwirt/inn/en, asylsuchenden Menschen und Vertreter/inn/en von Sozialvereinen Masterarbeit. FH Oberösterreich. 2013 Die vorliegende Masterarbeit verfolgt das Ziel, herauszufinden, ob und unter welchen Voraussetzungen Interesse an Kooperationen zwischen Menschen in der Grundversorgung, Bäuerinnen und Bauern sowie Sozialvereinen besteht. Zusätzlich werden Ideen für Kooperationsmöglichkeiten aus der Sicht von Vertreter/inne/n dieser drei Gruppen gesammelt. In dieser Arbeit wird nicht über und für Menschen, die sich in der Grundversorgung befinden und Landwirt/inn/en geforscht, sondern gemeinsam mit ihnen. Der theoretische Teil behandelt die Themenbereiche Asyl und Soziale Landwirtschaft; dieser wurde auf herkömmliche Art verfasst, während der empirische Teil dem partizipativen Ansatz zuzuordnen ist. Die empirischen Daten wurden durch Gruppendiskussionen mit Landwirt/inn/en und asylsuchenden Menschen sowie Expert/inn/eninterviews mit Vertreter/innen der Sozialvereine Caritas, Volkshilfe und SOS Menschenrechte erhoben. Als Auswertungsmethode diente die qualitative Inhaltsanalyse nach Mayring, die Auswertung erfolgte größtenteils gemeinsam mit asylsuchenden Personen und Bauern. Die Analyse zeigt, dass die Klärung der Finanzierung und der rechtlichen Rahmenbedingungen sowie der Erwartungen an die jeweils anderen Kooperationspartner/innen wichtige Voraussetzungen für das Entstehen und Gelingen von gemeinsamen Vorhaben darstellt. Ideen für Kooperationsprojekte werden in den Bereichen Erwerbsarbeit/Beschäftigung am Bauernhof, Wohnen am Hof, Therapie am Bauerhof und Freizeitangebote am Bauernhof gefunden, wobei die Verwirklichung von Projekten im Bereich Freizeit allen Beteiligten am realistischsten erscheint. Lummerstorfer, Elisabeth 147 WISSENSCHAFTSPREIS DES SOZIALMINISTERIUMS FÜR JUNGAKADEMIKERiNNEN Abstracts der eingereichten Arbeiten 97. Luttenberger, Silke Automechanikerin oder doch Friseurin? Hindernisse in der Wahl geschlechtsuntypischer Berufe Dissertation. Karl-Franzens-Universität Graz. 2014 In dieser kumulativen Dissertation werden Hindernisse bei der Wahl geschlechtsuntypischer Berufe aus unterschiedlichen Blickwinkeln betrachtet und mögliche Interventionen aufgezeigt. Hierfür wird Berufswahl als ein Lern- und Entwicklungsprozess gesehen. Junge Menschen sollen in diesem Prozess Klarheit über die eigenen Interessen erwerben, berufliche Perspektiven gegeneinander abwägen und mit den eigenen Rollenvorstellungen in Einklang bringen. Geschlechtsstereotype Einstellungen zu Berufen sind jedoch nach wie vor weit verbreitet und werden durch Sozialisationsinstanzen (Eltern, Peers, Schule) beeinflusst sowie bei der Entwicklung von Selbstwirksamkeitserwartungen, Interessen und Berufsentscheidungen gefestigt. In den letzten Jahren gab es zahlreiche Forderungen (z. B. OECD, 2006), sich um das Problem der geschlechtsstereotypen Berufswahl zu kümmern, um die Lebens- und Teilhabechancen von Frauen und Männern am Arbeitsmarkt zu verbessern. An diesen Forderungen setzt die kumulative Dissertation an. Hier werden Studien aus dem sekundären und tertiären Bildungsbereich vorgestellt und die folgenden Fragen untersucht: Welche individuellen und sozialen Faktoren beeinflussen die Entscheidung für geschlechtsuntypische Berufs- und Studienentscheidungen? Wie geht es jungen Männern, die sich für eine geschlechtsuntypische Schul- und Berufsausbildung entscheiden? Die ersten drei Studien zeigen, dass vor allem junge Menschen, die sich für geschlechtsuntypische Berufe interessieren, schlechtere Startbedingungen aufweisen. Sie sind sich unklar über die eigenen Interessen und ihnen fehlen häufig berufliche Rollenmodelle (Eltern, Peers). In einer Studie wurde deutlich, wie anfällig selbst MINT-Studentinnen für stereotype Fähigkeitszuschreibungen sind (z. B. Mädchen sind weniger gut in MINT-Fächern). Die Ergebnisse verdeutlichen die Bedeutsamkeit schulischer und außerschulischer Lernerfahrungen für die Entwicklung von Selbstwirksamkeitserwartungen. Neben dem Thema geschlechtsunabhängige Berufsentscheidungen wurden auch Forderungen nach einer Professionalisierung schulischer Berufsorientierung gestellt (GWK, 2011; IV, 2013; OECD, 2006). Die Auseinandersetzung mit empirischen Befunden zu geschlechtsstereotypen Berufsentscheidungen ist eine wichtige Voraussetzung, um Interventionen für die schulische Berufsorientierung entwickeln zu können, die diese geschlechtsabhängigen beruflichen Einschränkungen in den Blick nehmen, um darauf reagieren zu können (Driesel-Lange, 2011). In zwei weiteren Studien konnte gezeigt werden, dass Lehrpersonen Schwierigkeiten haben ihre Schüler/innen akkurat zu beurteilen. Diese Ergebnisse stellen eine wichtige Konsequenz für die Professionalisierung von Lehrpersonen im Rahmen schulischer Berufsorientierung dar und werden neben Maßnahmen zur Förderung geschlechtsuntypischer Berufs- und Studienentscheidungen in der kumulativen Dissertation diskutiert. 148 Luttenberger, Silke WISSENSCHAFTSPREIS DES SOZIALMINISTERIUMS FÜR JUNGAKADEMIKERiNNEN Abstracts der eingereichten Arbeiten 98. Mandl, Sylvia Energiearmut in Österreich: Erscheinungsformen, Ursachen und Strategien unter besonderer B ­ erücksichtigung der Definition Masterarbeit. WU Wien. 2012 In Österreich ist Energiearmut eine bisher wenig thematisierte Problematik. Es gibt nur vereinzelt wissenschaftliche Studien, aktuelle Daten sind fast nicht vorhanden. Der Mangel einer einheitlichen Definition von Energiearmut in Österreich erschwert es, Betroffene zu identifizieren und an ihre Situation angepasste Maßnahmen zu adaptieren. So reichen bisherige Unterstützungsleistungen nicht aus, um das Problem der Energiearmut tatsächlich zu bewältigen. Soll in Österreich aktiv gegen Energiearmut vorgegangen werden, ist es zentral, die damit verbundenen Problemlagen und Politikbereiche zu erkennen und basierend auf einer einheitlichen Definition Strategien zu entwickeln, die einen umfassenden Wirkungsbereich aufweisen. Innerhalb der Masterarbeit wird aufgezeigt, welche Anknüpfungspunkte der Energiearmutsdiskurs an öffentliche Diskussionen findet und welche Definitionen dafür existieren. Ausgehend von den Hauptursachen für Energiearmut (niedrige Einkommen, geringe Energieeffizienz, hohe Energiepreise) wird dargestellt, welche gesamtwirtschaftlichen Faktoren in Österreich zur Entwicklung von Energiearmut beitragen und wo potenzielle Strategien zur Bekämpfung der Problematik ansetzen können. Mandl, Sylvia 149 WISSENSCHAFTSPREIS DES SOZIALMINISTERIUMS FÜR JUNGAKADEMIKERiNNEN Abstracts der eingereichten Arbeiten 99. Marent, Benjamin Partizipation im Gesundheitsdiskurs: Eine theoretische Begriffs(re)konstruktion Dissertation. Universität Wien. 2012 Hintergrund Partizipation ist ein allgegenwärtiges Grundprinzip der Gesundheitsförderung, für das sowohl demokratische wie utilitaristische Argumente angeführt werden. Der Begriff und die mit ihm verbundenen Praktiken werden aber auch kritisch diskutiert. Partizipation gilt demgemäß als unzureichend – ohne Referenz auf die allgemeine sozialwissenschaftliche Theoriebildung – konzeptualisiert, inkonsistent verwendet und letztlich nur normativ begründet. Die Unbestimmtheit des Begriffs führt zu Unsicherheiten in der Umsetzung und es besteht die Gefahr, dass Partizipation zum schlichten Label von Maßnahmen wird, die der Forderung nach Mitbestimmung und Mitentscheidung keineswegs gerecht werden. Für die Forschung ergeben sich aus der Unbestimmtheit des Begriffs Probleme der Messbarkeit und Vergleichbarkeit partizipativer Maßnahmen und es fehlt daher an gesicherter Evidenz über positive wie negative Effekte von Partizipation. Ziele Vor diesem Hintergrund wird das Ziel verfolgt, den Stand der sozialtheoretischen Konzeptualisierung von Partizipation darzulegen und anhand eines kommunikationstheoretischen Zugangs ein erweitertes Verständnis der Teilnahme an Entscheidungsprozessen vorzuschlagen. Dieser neue Konzeptualisierungsversuch wird für professionelle Organisationssysteme (z.B. Krankenhäuser) als wichtiges Setting der Gesundheitsförderung spezifiziert. Methodische Umsetzung Zunächst wird eine systematische Literaturrecherche unternommen, um relevante sozialtheoretische Perspektiven auf partizipative Praktiken der Gesundheitsförderung zu identifizieren. Es wird herausgearbeitet, welche zentralen Fragestellungen des Partizipationsdiskurses durch sozialwissenschaftliche Theorien bereits adressiert wurden. Da die Frage der Entscheidungsbeteiligung nicht ausreichend durch bereits entwickelte theoretische Ansätze ausgearbeitet wurde, wird eigenständig ein systemtheoretischer Zugang entwickelt. Dieser wird schließlich für den Kontext von professionellen Organisationssystemen konkretisiert. Ergebnisse Durch die systematische Literaturrecherche wurden unterschiedliche theoretische Perspektiven auf Partizipation identifiziert und einander gegenübergestellt. Dabei zeigt sich, dass jede Theorie zur Beschreibung von Partizipation nicht nur einen spezifischen Ausschnitt des Phänomens wählt, sondern 150 Marent, Benjamin WISSENSCHAFTSPREIS DES SOZIALMINISTERIUMS FÜR JUNGAKADEMIKERiNNEN Abstracts der eingereichten Arbeiten auch einen höchst kontingenten Zugang zu diesem entwickelt. Sozialtheoretische Ansätze zeichnen sich dadurch aus, dass sie Partizipation in Relation zu einem gesellschaftlichen Kontext setzen und dadurch spezifische – oft verborgene – Rationalitäten und Funktionen partizipativer Praktiken dekonstruieren und Partizipation als sozialen Prozess beschreiben. Darüber hinaus wird der Relevanz von Laienwissen und seiner Eingebundenheit in lebensweltliche Erfahrungen nachgegangen. Unter Rückgriff auf den systemtheoretischen Sinnbegriff und dessen Horizonte wird das bestehende Verständnis von Entscheidungsbeteiligung erweitert. Entscheidungsprozesse können in unterschiedliche Phasen unterteilt werden (Zeitdimension); in den jeweils unterschiedlichen Phasen können Laien ihr Wissen und ihre Erfahrungen (Sachdimension) einbringen und/oder es kann ihnen die Entscheidungsmacht zukommen, die Alternativen zu selektieren und dadurch den weiteren Entscheidungsverlauf zu kontrollieren (Sozialdimension). Diese Definition von Partizipation wird für den Kontext von professionellen Organisationen spezifiziert. Dabei werden Rollen identifiziert, welche Laien in diesen Organisationen den Zugang zu Entscheidungsprozessen ermöglichen können. Es wird nachgezeichnet, welche Funktion Laienpartizipation innerhalb organisationaler Abläufe erfüllen und anhand welcher Strategien deren Partizipation gefördert und entwickelt werden kann. Marent, Benjamin 151 WISSENSCHAFTSPREIS DES SOZIALMINISTERIUMS FÜR JUNGAKADEMIKERiNNEN Abstracts der eingereichten Arbeiten 100. Mauerhofer, Elisabeth Gold unter meinem Haus Kulturelle und soziale Transformation in Roșia Montană Diplomarbeit. Karl-Franzens-Universität Graz. 2014 Ausgangspunkt der vorliegenden Arbeit ist der globale Goldrausch, der durch die Finanz- und Währungskrise der letzten Jahre verursacht wurde. Die geplante Eröffnung einer Goldmine in Rumänien bedroht das Dorf Roșia Montană in Siebenbürgen mit seiner Zerstörung. Welche kulturellen und sozialen Transformationsprozesse der Kapitalhunger internationaler Investoren im postsozialistischen Roșia Montană auslöst, wird anhand einer ethnographischen Forschung zu dem dort seit vielen Jahren andauernden Konflikt um ein umstrittenes Goldabbauprojekt beleuchtet. Aufgrund des Widerspruchs zwischen der Einschränkung der lokalen Wirtschaft auf den Goldbergbau und der Versprechen des Konzerns auf ein besseres Leben schloss sich zu Planungsbeginn eine Gruppe von BewohnerInnen zusammen, um die Umsetzung des Projektes zu verhindern. Wie sich der Widerstand selbst konstruiert und welche Handlungsstrategien er entwickelt hat, kann als Ausschnitt eines übergreifenden Transformationsprozesses in Südosteuropa gesehen werden. Der Konflikt fungiert wie ein Brennglas, das die divergierenden Lebensentwürfe der Menschen vor Ort, aber auch allgemeine Identitätsprozesse postsozialistischer Gesellschaften sichtbar macht. Mit der Hinwendung Rumäniens zur Marktwirtschaft veränderten sich die politischen und wirtschaftlichen Strukturen. Dies führte dazu, dass vielen Menschen die soziale Position und kulturellen Anhaltspunkte abhanden gekommen sind. Diese Transformation verwandelt Roșia Montană in einen hybriden Ort, wo die Menschen auf der Suche nach kulturellen Kategorien und Identität neben neuen auch auf alte Kulturmuster zurückgreifen und dabei eine Stütze finden. 152 Mauerhofer, Elisabeth WISSENSCHAFTSPREIS DES SOZIALMINISTERIUMS FÜR JUNGAKADEMIKERiNNEN Abstracts der eingereichten Arbeiten 101. Mayer, Jürgen „Eine Zensur findet nicht statt“ Jugendschutz und Neue Medien Dissertation. Karl-Franzens-Universität Graz. 2012 Über die Beschäftigung und/oder Auseinandersetzung mit den Themen „Krieg“ oder „Gewalt“ in Computer- und Videospielen soll die Dissertation am Beispiel der Situation in Deutschland die überwiegend negative öffentliche Wahrnehmung eines Neuen Mediums darstellen. Ausgehend von Jugendschutzanliegen findet der Diskurs dabei häufig auf unterschiedlichen Ebenen statt, wobei die fiktionalen Inhalte für Erwachsene konzipierter Spiele, das heißt die Erzeugnisse von Kreativen vielfach als moralisch dermaßen verwerflich beschrieben werden, dass sie (gesamt)gesellschaftlich inakzeptabel und schädlich seien. Dabei werden bereits existierende zum Teil einzigartige Möglichkeiten staatlicher Einflussnahme auf die Inhalte des deutschen Marktes vorgestellt (von verschiedenen Jugendschutzeinrichtungen bis zum Strafrecht) welche für eine Veröffentlichung am deutschen Markt mitunter auch verstärkt das Phänomen der Selbstzensur nach sich ziehen. Ziel der Arbeit ist es, kritisch zu sein gegenüber einer aus politischen Gründen dominierenden Nutzungund Wirkungsforschung in Deutschland (welche etwa positive oder negative Auswirkungen von Computerspielen erfassen möchte) sowie für ein Medium und seine in erster Linie erwachsenen NutzerInnen zu sensibilisieren und dabei gegebenenfalls die Bedeutungen von „Krieg“ und Gewalt zu differenzieren. Mayer, Jürgen 153 WISSENSCHAFTSPREIS DES SOZIALMINISTERIUMS FÜR JUNGAKADEMIKERiNNEN Abstracts der eingereichten Arbeiten 102. Mayer, Susanne Essays in Health Economics: A Theoretical and Empirical Investigation into Public Goods Problems in the Austrian Health Care Sector Dissertation. WU Wien. 2014 This cumulative dissertation comprises three contributions to the field of health economics and social policy relying on three different methodological approaches. As a common theme, it implicitly addresses the issue of public goods (and their characteristics) in the health care sector. While health per se is mostly characterized as a private good, non-rivalry and non-excludability apply to collective actions like health care reform activities, activities by non-profit organizations and to first aid provisioning on a private level and may also be found in public goods like vaccinations against communicable diseases and blood donations. The two characteristics of public goods, however, imply an incentive problem which contradicts their welfare-optimizing production. Therefore, in the first paper, a public goods game allowing for productivity spillovers as an intrinsic motivation for individuals to contribute is modelled. The results of this game-theoretic analysis show that in larger homogenous collective actions, a sequential move structure (including a leader and a follower in contrast to a simultaneous move-structure) results in Pareto improvement if a leader is able to increase the followers‘ productivity. For heterogeneous groups, however, an interesting counter-example can be identified, which seems like a paradox: even if the leader‘s contributions enhance the productivity of all co-players, it may be rational for the first mover to decrease her contributions, making leadership inherently unstable. Besides the threat of free-riding (non-excludability), public goods with some degree of rivalry come with an incentive for over-consumption, as potentially the case for the Austrian health care system. Thus incentive problems in general are also discussed in the second paper: in the context of the question of efficiency of the Austrian acute care hospital sector, the impact of ownership types on efficiency is investigated. Using Data Envelopment Analysis (DEA) and Stochastic Frontier Analysis (SFA), private non-profit “fund hospitals” are shown to outperform their public counterparts in terms of efficiency. At the same time, by comparison of the Austrian and the similar German acute care hospital sector, this paper elaborates how besides ownership type the understanding of differing financing and market conditions helps explain international contradictory evidence on hospital efficiency. Finally free access to medical services in general (non-excludability) and to outpatient physicians in particular also helps understand the findings from the third paper included in this thesis: Therein, based on 154 Mayer, Susanne WISSENSCHAFTSPREIS DES SOZIALMINISTERIUMS FÜR JUNGAKADEMIKERiNNEN Abstracts der eingereichten Arbeiten multinomial logistic regressions using the Austrian Health Interview Survey (2006/07), the association between medicine consumption and socioeconomic status is analysed. After controlling for health, doctor consultations and demographic characteristics, opposing trends emerge: Individuals with high income and education are more likely to use non-prescribed medicines, whereas individuals with lower educational attainment are more likely to take prescriptive medicines. These results hint at different behavioural responses to ill-health by socioeconomic position and also make sense given the institutional incentives in the Austrian health care system as a whole. Diese Arbeit wurde in englischer Sprache verfasst. Mayer, Susanne 155 WISSENSCHAFTSPREIS DES SOZIALMINISTERIUMS FÜR JUNGAKADEMIKERiNNEN Abstracts der eingereichten Arbeiten 103. Mayerl, Hannes Der Einfluss von Vorurteilen auf Wahrnehmung und Aufmerksamkeit Diplomarbeit. Alpen-Adria Universität Klagenfurt. 2013 In den letzten Jahren hat die Erschießung unschuldiger schwarzafrikanischer Personen durch Polizisten heftige Proteste ausgelöst. Folglich haben sich ForscherInnen mit dem Stereotyp von SchwarzafrikanerInnen auseinandergesetzt. Eine Vielzahl an Studien an amerikanischen Stichproben zeigten, dass männliche Schwarzafrikaner mit Kriminalität und Gefahr in Verbindung gebracht werden (z.B. Correll et al., 2002; Payne, 2001). In Europa gibt es nur wenige Untersuchungen, welche sich mit dieser Pro­ blemstellung auseinandersetzten (z.B. Klauer & Voss, 2008). Das Thema hat aber auch in Europa und in Österreich große Relevanz für die Sozialpolitik. Für die Europäische Kommission gegen Rassismus und Intoleranz (ECRI, 2010) zählen SchwarzafrikanerInnen in Österreich zu den besonders gefährdeten Gruppen für Ausgrenzung. In meiner Diplomarbeitsstudie bin ich näher auf die Fragestellungen eingegangen, ob sich einerseits das in der amerikanischen Bevölkerung gefundene Stereotyp von Schwarzafrikanern in der österreichischen Bevölkerung in ähnlicher Weise äußert und andererseits wie sich dieses Stereotyp auf die Aufmerksamkeitssteuerung sowie auf die visuelle Wahrnehmung auswirkt. Außerdem habe ich erforscht, inwieweit die Massenmedien (wie das Fernsehen oder Zeitungen) an der Verbreitung dieses Stereotyps beteiligt sind. Ein weiterer Fokus lag auf der Analyse kognitiver Prozesse, welche dem stereotypen Verhalten zu Grunde liegen sollen. Für die Untersuchung der Aufmerksamkeitssteuerung mussten die Versuchspersonen in einer Visuellen Suchaufgabe am Computer unter einer Menge von weißen Gesichtern nach einem schwarzafrikanischen Gesicht suchen und umgekehrt. Der Zusammenhang zwischen der visuellen Wahrnehmung und Stereotypen wurde mit einer Shooter-Aufgabe erhoben. In dieser Aufgabe sollen bewaffnete Personen erschossen und unbewaffnete Personen am Leben gelassen werden. Die darin vorkommenden Personen unterschieden sich nur durch ihre schwarzafrikanische oder weiße Ethnie. Zusätzlich mussten die Versuchspersonen vorab einen Zeitungsartikel über schwarzafrikanische (vs. westeuropäische) Verbrecher lesen, um die stereotype Assoziation zwischen Schwarzafrikanern und Gefahr zu aktivieren. Die Effekte dieses Primings auf die Visuelle Suchaufgabe sowie auf die Shooter-Aufgabe wurden erfasst. Wie erwartet, wurden die schwarzafrikanischen Gesichter in der Visuellen Suchaufgabe (N = 49) effizienter von der Aufmerksamkeit erfasst als die weißen Gesichter. Die Ergebnisse bezüglich des Primings sprechen jedoch gegen die Annahme, dass die Versuchspersonen die Aufmerksamkeit aufgrund der wahrgenommenen Bedrohung effizienter auf die schwarzafrikanischen Gesichter lenkten. 156 Mayerl, Hannes WISSENSCHAFTSPREIS DES SOZIALMINISTERIUMS FÜR JUNGAKADEMIKERiNNEN Abstracts der eingereichten Arbeiten Bei der Shooter-Aufgabe (N = 41) zeigte sich, dass bei bewaffneten Schwarzafrikanern schneller als bei bewaffneten weißen Personen auf Schießen und bei unbewaffneten Schwarzafrikanern langsamer als bei unbewaffneten weißen Personen auf Nicht Schießen gedrückt wurde. Außerdem wurden unbewaffnete Schwarzafrikaner im Vergleich zu unbewaffneten weißen Personen häufiger irrtümlicherweise erschossen. Weitere Analysen mit Hilfe von Multinomialen Verarbeitungsbaum-Modellen legen nahe, dass das Lesen des Artikels über die schwarzafrikanischen Täter zu einer Aktivierung der automatischen Assoziation zwischen Schwarzafrikanern und Gefahr geführt und folglich das stereotype Antwortverhalten verstärkt hat. Zusammenfassend kann gesagt werden, dass implizite Stereotype gegenüber männlichen Schwarzafrikanern in der europäischen/österreichischen Bevölkerung in ähnlicher Weise vorhanden sind wie in den USA und dass Stereotype einen Einfluss auf die Aufmerksamkeitssteuerung und auf Leben-oder-Tod Entscheidungen ausüben können. Mayerl, Hannes 157 WISSENSCHAFTSPREIS DES SOZIALMINISTERIUMS FÜR JUNGAKADEMIKERiNNEN Abstracts der eingereichten Arbeiten 104. Mayr, Andrea Wirkungsanalysen im Kontext der Sozialen Arbeit Eine empirische Studie zur Performance von arbeitsmarktintegrativen und ökologisch orientierten Betrieben und Projekten in der Steiermark als Grundlage für die Entwicklung organisationsspezifischer Wirkungsanalysen Dissertation. Karl-Franzens-Universität Graz. 2012 In der vorliegenden Arbeit wird das Wirkungsthema in der Sozialen Arbeit verhandelt. So werden Begriffe geklärt, die in diesem Kontext zentral sind, und das Thema Qualität und Wirkung behandelt. Zudem werden die Hintergründe der Wirkungsorientierung erörtert, das Thema der Wirkungsforschung aufgegriffen sowie Wirkungsanalysen im Detail diskutiert. Ferner werden die zwei Diskussionsstränge des Wirkungsdiskurses – die wirkungsorientierte Steuerung und die evidenzbasierte Praxis – dargestellt. Da im Kontext der Sozialen Arbeit vor allem die AdressatInnen wesentlich sind, wird auch deren Rolle innerhalb der Wirkungsforschung thematisiert und der konzeptionelle Rahmen des Capability Approach erläutert. Im empirischen Teil des Dissertationsprojektes steht die Performance von arbeitsmarktintegrativen und ökologisch orientierten Betrieben und Projekten – kurz ECO-WISE – im Zentrum. Mit der Beschreibung der strukturellen Bedingungen, der Ziele, der handlungsleitenden Prinzipien, etwaiger Spannungsfelder und Handlungsmodelle sowie deren Wirkungen soll eine Grundlage für die Durchführung organisationsspezifischer Wirkungsanalysen zur Verfügung gestellt werden. Besonders die differenzierte Darstellung der Wirkungen in den Wirkungsmatrizen – aufgeteilt auf die zentralen Stakeholder, untergliedert in die Wirkungsaspekte und bezogen auf die soziale, die ökologische und die ökonomische Dimension – kann dazu einen wesentlichen Beitrag leisten. Hier werden die vielfältigen sozialpädagogischen Aspekte sichtbar sowie die umfassenden indirekten Wirkungen von ECO-WISE auf die Gesellschaft und die Umwelt, womit eine Grundlage für die partizipative Entwicklung aussagekräftiger Indikatoren geschaffen wurde. 158 Mayr, Andrea WISSENSCHAFTSPREIS DES SOZIALMINISTERIUMS FÜR JUNGAKADEMIKERiNNEN Abstracts der eingereichten Arbeiten 105. Meißnitzer, Martin Sozialbetrug, Schwarzarbeit, Schattenwirtschaft Erscheinungsformen und kriminalstrafrechtliche Bekämpfung ungemeldeter Arbeit in Österreich Dissertation. Universität Wien. 2012 Die vorliegende Arbeit beschäftigt sich mit rechtlichen wie praktischen Aspekten der strafrechtlichen Bekämpfung „ungemeldeter Arbeit“ in Österreich. Ungemeldete Arbeit wird dabei als Sammelbegriff einer ganzen Reihe von Phänomenen verstanden, die im internationalen Schrifttum ebenso blumig wie unklar als Schwarzarbeit, Pfusch, ungemeldete Arbeit, informelle oder illegale Erwerbstätigkeit, moonlighting oder cash-in-hand-employment und damit als Bestandteile des informellen Sektors, der informellen Wirtschaft, Schattenwirtschaft, parallelen Wirtschaft oder non-observed economy bezeichnet werden. Allen genannten Erscheinungsformen wurde in den letzten Jahren zunehmende Aufmerksamkeit zuteil, die sich in einer Vielzahl an Studien, Publikationen und politischen Bekenntnissen niederschlug. Vor diesem Hintergrund bietet die vorliegende Untersuchung eine erste Typologie der im Rahmen von Feldforschungen feststellbaren konkreten Erscheinungsformen ungemeldeter Arbeit in Österreich. Auf Basis dieser Bestandsaufnahme werden im Folgenden einschlägige Tatbestände des Kriminalstrafrechts näher analysiert, mit punktuellen Exkursen zu verwaltungsstrafrechtlichen Normen und Aspekten der institutionellen Verankerung der strafrechtlichen Verfolgung. Besonderes Augenmerk wird dabei auf Problemstellungen an der Schnittstelle der in den Materiengesetzen verankerten Primärnormen mit den strafrechtlichen Sanktionsnormen gelegt. Dabei zeigt sich, dass der Bereich der ungemeldeten Arbeit einerseits durch Beitrags- und Abgabenhinterziehungsdelikte und andererseits durch Spezialtatbestände, die auf ganz spezifische Erscheinungsformen abzielen, strafrechtlich fassbar sein kann. Da alle Delikte direkt oder indirekt an dem Lebenssachverhalt einer Beschäftigung anknüpfen und sich mittel- oder unmittelbar an den Arbeitgeber wenden, erweist sich die Bekämpfung ungemeldeter Arbeit als faktisches Arbeitgeberstrafrecht. Trotz dieser Gemeinsamkeiten lassen sich jedoch im Bereich der Hinterziehungsdelikte (§§ 153c, d StGB bzw §§ 33 Abs 2 lit b ff FinStrG) gänzlich unterschiedliche Bewertungen des Handlungsunrechts feststellen, die sich in differenzierten Pönalisierungen, tatbestandlichen Anknüpfungen, Strafdrohungen und Reueregelungen manifestieren. Im Bereich der einschlägigen Spezialtatbestände ist der status quo sehr unterschiedlich zu bewerten: Während § 153e StGB – von punktuellen Zweifelsfragen abgesehen – sachgerecht erscheint, werfen die Tatbestandsvarianten des § 28c AuslBG mehr Probleme auf, als sie zu lösen imstande sind. Ausgehend von einer grundlegenden Überlegung zur Rolle des (Kriminal)Strafrechts bei der Bekämpfung ungemeldeter Arbeit werden abschließend einige rechtspolitische Denkanstöße angeboten, in deren Zentrum die Vision eines harmonisierten Beitrags- und Abgabenstrafrechts steht. Meißnitzer, Martin 159 WISSENSCHAFTSPREIS DES SOZIALMINISTERIUMS FÜR JUNGAKADEMIKERiNNEN Abstracts der eingereichten Arbeiten 106. Metzdorf, Daniel Wirkungsorientiertes Arbeiten mit Menschen mit Behinderung – ­Möglichkeiten und Grenzen Analyse aktueller Arbeitsweisen der Wirkungsorientierung in Organisationen des Behindertenbereichs in Wien Masterarbeit. FH Campus Wien. 2014 Die vorliegende Arbeit ‚Wirkungsorientiertes Arbeiten mit Menschen mit Behinderung – Möglichkeiten und Grenzen. Analyse aktueller Arbeitsweisen der Wirkungsorientierung in Organisationen des Behindertenbereichs in Wien’ beschäftigt sich mit der Frage, wie wirkungsorientiertes Arbeiten mit Menschen mit Behinderung in der praktischen Ausführung gestaltet werden kann. Dabei wird der Fokus auf die Verwendung von Instrumenten der Wirkungsorientierung, der Dokumentation sowie der Evaluation gelegt. Gleichzeitig wird geschaut, ob es so gelingt, die Lebensqualität sowie die Fähigkeiten und Möglichkeiten zu mehr Selbstbestimmung bei Menschen mit Behinderung in ihrer Wohn- und Lebenssituation zu verbessern. Mit Hilfe von ExpertInneninterviews wird versucht den diesbezüglichen Stand der Entwicklung in der Behindertenhilfe in Wien zu beleuchten. Durch die qualitative Inhaltsanalyse nach Gläser und Laudel (2006) werden die Interviews kategorisiert und analysiert. Im empirischen Teil dieser Arbeit werden diese Ergebnisse dann zusammengefasst und mit den theoretischen Ausführungen in Verbindung gesetzt und diskutiert. Zum Schluss wird ein Ausblick auf den weiteren Forschungsbedarf gegeben. 160 Metzdorf, Daniel WISSENSCHAFTSPREIS DES SOZIALMINISTERIUMS FÜR JUNGAKADEMIKERiNNEN Abstracts der eingereichten Arbeiten 107. Mikats, Jana „Echte Männer gehen in Karenz“ – Männlichkeit und Vaterschaft im ­öffentlichen Diskurs der Väterkarenz Am Beispiel der visuellen Väterkarenz-Kampagne des österreichischen ­Frauenministeriums Masterarbeit. Universität Wien. 2014 Ziel der Masterarbeit war, die Darstellung von Männlichkeit und Vaterschaft im öffentlichen Diskurs der Väterkarenz, am Beispiel der visuellen Kampagne des Frauenministeriums zur Väterkarenz, zu untersuchen. Theoretisch wurde die Maßnahme der Väterkarenz zunächst in einen familienpolitischen und wohlfahrtsstaatlichen Kontext eingebettet. Über den Zugang der feministischen Wohlfahrtsstaatsforschung wurden die Themen Gleichstellung und Care- Arbeit mit besonderer Berücksichtigung von Männern diskutiert. Die Literaturstudie hat gezeigt, dass die Maßnahmen bezüglich der eingesetzten Interventionen sowie in ihren ideellen Ausrichtungen stark divergieren. Österreich liegt, mit einer Beteiligung von 5 % an der Karenz durch Väter, weitab von einem egalitären Geschlechterverhältnis. Um die Hartnäckigkeit von Geschlechterrollen in diesem Zusammenhang genauer zu betrachten, wurde ein weiterer theoretischer Zugang über die Geschlechtersoziologie gewählt. Anhand der theoretischen Ansätze zur hegemonialen Männlichkeit und zur männlichen Herrschaft wurden die zentralen Begriffe Vaterschaft und Männlichkeit theoretisch untermauert. Die Fragen nach Vaterschaft und Männlichkeit und ihre wechselseitige Bezugnahme wurden in der empirischen Untersuchung weiter verfolgt. Ein rekonstruktives Verfahren wurde gewählt, um die latenten Bedeutungen und Konzeptionen in der Darstellung zugänglich zu machen. Den Untersuchungsgegenstand bildete das visuelle Material der Väterkarenz-Kampagne des Frauenministeriums aus den Jahren 2010 und 2012. Mit dem Verfahren der wissenssoziologischen Bildhermeneutik wurde methodisch ein Zugang über die visuelle Soziologie gewählt. Ein idealtypisches Modell, um die Darstellungsweise von Männlichkeit und Vaterschaft im öffentlichen Diskurs der Väterkarenz verstehend zu erklären, wurde entwickelt. In der Mitte steht das Ideal der „echten Männlichkeit“, durch sie bleibt der Mann ein Mann, trotz seiner Verbindung zum Kind. Um diese Darstellungsform zu beschreiben, wurden vier idealtypische Strategien entwickelt, die sich auf die Aspekte Männlichkeit und Vaterschaft beziehen. Die Erkenntnisse aus der hermeneutischen Untersuchung zeigen, dass die der Kampagne zugrundeliegenden Konzepte zu Männlichkeit und Vaterschaft an einem binären Geschlechtersystem festhalten. Mikats, Jana 161 WISSENSCHAFTSPREIS DES SOZIALMINISTERIUMS FÜR JUNGAKADEMIKERiNNEN Abstracts der eingereichten Arbeiten Vorranging werden Vorstellungen über Männer und Männlichkeit dargestellt, die Thematik von Vaterschaft bleibt diesen untergeordnet. Die Väterkarenz- Kampagne als familienpolitische Intervention und Bestandteil eines öffentlichen Diskurses über Väterkarenz setzt in ihrer Darstellung von Vaterschaft und Männlichkeit die bestehende Geschlechterdifferenz fort. 162 Mikats, Jana WISSENSCHAFTSPREIS DES SOZIALMINISTERIUMS FÜR JUNGAKADEMIKERiNNEN Abstracts der eingereichten Arbeiten 108. Morandini, Teresa-Elisa Konfliktraum Stadt. Der urbane Raum als Schauplatz und Inhalt zivilgesellschaftlicher ­Aushandlungsprozesse Diplomarbeit. TU Wien. 2013 Urbaner Raum wird gleichsam von der gebauten Umwelt sowie von den Menschen geformt, welche in ihm leben, handeln und interagieren. In Anbetracht einer zunehmend ausdifferenzierten Gesellschaft ist er Ort unterschiedlichster Kulturen, Werte und Lebensstile mit der Tendenz steigend. Im Hinblick auf den Inhalt, die Gestaltung sowie die Nutzung von urbanem Raum führt dieser Umstand zu einer Vielzahl teilweise widersprüchlicher Vorstellungen. Der urbane Raum wird auf diese Weise nicht nur zum Schauplatz, sondern auch zum Inhalt von Verteilungskämpfen. Der Forschungsschwerpunkt vorliegender Arbeit liegt auf diesen (sozial-)räumlichen Aushandlungsprozessen in Hinblick auf die endliche Ressource Stadtraum. Vor diesem Hintergrund wird der urbane Raum zur Arena und zum Konfliktfeld, zu einem Ort, an dem Mächtigere und weniger Mächtige, ausgestattet mit unterschiedlich viel Kapital, auf verschiedene Arten ihre Interessen, Bedürfnisse und Vorstellungen bekunden und durchzusetzen versuchen. Die Stadt steht einerseits im Widerspruch, auf der Makroebene Maschine der Kapitalreproduktion und gleichzeitig Ort der individuellen und sozialen Reproduktion ihrer Bewohner zu sein, zum anderen prallen auf einer zivilgesellschaftlichen Mikroebene eine Vielzahl partikularer Interessen aufeinander. Vor allem der vermeintlich öffentliche Raum als Ort für alle steht in diesem Zusammenhang besonders unter Druck. Das Vorgehen zivilgesellschaftlicher Akteure wird im Rahmen dieser Arbeit in alltägliche und emanzipatorische Strategien eingeteilt und diese Differenzierung anhand von vier Kriterien erläutert. Als Basis für diese Beschreibung sowie als visuelle Untermauerung des Textes wird eine fotografische Dokumentation des Wiener Stadtraums herangezogen. Morandini, Teresa-Elisa 163 WISSENSCHAFTSPREIS DES SOZIALMINISTERIUMS FÜR JUNGAKADEMIKERiNNEN Abstracts der eingereichten Arbeiten 109. Moser, Petra NGO‘s als Menschenrechtsvertreter in der Entwicklungszusammenarbeit am Beispiel des Vereins „Childrenplanet“ in Kambodscha Masterarbeit. FH Oberösterreich. 2014 Rund um den Globus gibt es viele Nichtregierungsorganisationen innerhalb der internationalen Entwicklungszusammenarbeit, welche Menschen in Entwicklungsländern durch humanitäre Angebote unterstützen. Dabei spielen Menschenrechte, welche in der AEMR deklariert sind, eine wesentliche Rolle. Die vorliegende Masterarbeit beschäftigt sich genau mit dieser Thematik, wobei vorerst in einer theoretischen Auseinandersetzung diese drei großen Themenbereiche (EZA, Menschenrechte und NGO) erläutert werden, um deren Zusammenhänge zu erörtern. In Kooperation mit dem Verein Childrenplanet wurden in Österreich und Kambodscha je eine qualitative als auch eine quantitative Erhebung durchgeführt. Im Fokus der Betrachtung liegen die Aussagen der Expert/innen, welche in Kambodscha in der Entwicklungszusammenarbeit tätig sind und die Wahrnehmung der lokalen Bevölkerung und der menschenrechtlichen Perspektive dabei. Ziel ist es aufzuzeigen, welche Bedeutung NGO´s in der EZA zukommt und wie die Projekte von den Hilfsempfänger/innen wahrgenommen werden. Von Seiten der Mitarbeiter/innen wird angenommen, dass sie in ihrer Funktion als NGO und deren Projekte positiv wahrgenommen werden, wobei angenommen wird, dass der Bezug zu den Menschenrechten von der lokalen Bevölkerung nicht direkt festgestellt wird. Die quantitative Erhebung zeigt, dass die Menschen in Kambodscha einen sehr positiven Eindruck von Childrenplanet als NGO und auch von deren Projekten für Bildung, Wasser, Landwirtschaft und medizinische Versorgung haben. Die Projekte werden von der Mehrheit gerne in Anspruch genommen und die Befragten nehmen die Unterstützung als Verbesserung ihrer Lebenssituation wahr. Entgegen der Annahme der Mitarbeiter/innen wissen die Menschen, dass die Projekte in Verbindung mit den Menschenrechten stehen und möchten noch mehr über diese Grundrechte lernen. 164 Moser, Petra WISSENSCHAFTSPREIS DES SOZIALMINISTERIUMS FÜR JUNGAKADEMIKERiNNEN Abstracts der eingereichten Arbeiten 110. Müllegger, Julia Lern- und Lebenswege älterer Frauen Eine (lern)biographische Analyse des kulturellen Kapitals, des Lernhabitus und der Gestaltung der ­Lebensphase Alter bildungsbenachteiligter Frauen im ländlichen Raum Dissertation. Universität Salzburg. 2013 Die heute 60- und 70-Jährigen leben im Durchschnitt nicht nur länger als ihre Vorgängergenerationen, sie sind insgesamt auch wesentlich gesünder und leistungsfähiger. Dieses Faktum ist nicht nur durch zahlreiche Studien belegt, sondern auch gesellschaftlich allgemein anerkannt. Bei differenzierter Betrachtung wird allerdings deutlich, dass innerhalb unterschiedlicher Bevölkerungsgruppen nicht nur signifikante geschlechterspezifische, sondern auch bildungsbedingte Unterschiede bestehen, die zu einer ungleichen Verteilung der Teilhabechancen und zu sozialen Ungleichheiten führen. Während die bildungsbedingten Vorteile Höhergebildeter während der Lebenszeit zunehmen, kommt es im Gegensatz dazu bei Menschen mit niedrigerem Bildungsabschluss eher zu einer Kumulation sozialer Nachteile. Unterschiede bleiben im Alter nicht nur gleich, sondern sie verstärken sich. Gezielte Bildung im Alter, im Sinne von Lebenslangem Lernen, könnte bestehende Ungleichheiten mindern, das Individuum stärken und mehr soziale Gerechtigkeit mit sich bringen. Das würde auch zu einer Verbesserung der gesellschaftlichen Teilhabe und zu mehr bürgerschaftlichem Engagement Bildungsbenachteiligter führen und damit den Sozialstaat entlasten. Die vorliegende Dissertation beschäftigt sich mit den Lern- und Lebenswegen älterer Frauen im ländlichen Raum. Im Detail wird einerseits der Frage nachgegangen, inwieweit die Bewältigung der Lebensphase Alter durch einen niedrigen Bildungsabschluss und der Rolle der Frau im ländlichen Raum bedingt ist. Zum anderen werden die lebenslangen Lernprozesse bildungsbenachteiligter Frauen analysiert. Aus sozial- und bildungswissenschaftlicher Perspektive sind Erkenntnisse darüber von Interesse, um die Bildungsbeteiligung und somit die Teilhabechancen von Frauen mit niedrigem Bildungsabschluss in der Lebensphase Alter zu verbessern. Für eine differenzierte Ein- und Abschätzung der gegenseitigen Einflüsse und Wirkungszusammenhänge wurde BOURDIEUS Gesellschaftstheorie über Kulturelles Kapital, (Lern)Habitus und sozialen Raum mit erziehungswissenschaftlicher Biographieforschung verknüpft. Im Rahmen der qualitativen Studie wurden insgesamt 23 offene, narrativorientierte Leitfadeninterviews mit Frauen aus dem Forschungsfeld geführt. Aus den Ergebnissen geht hervor, dass die Lebenswelten und die Lebenspraxen der Frauen von ihrer hierarchisch untergeordneten gesellschaftlichen Position und dem Verbleib in der sozialen Zuordnung geprägt sind. Die kulturelle Kapitalentwicklung (die Fähigkeiten) und der Lernhabitus (lebenslange Lernprozesse) werden lebenslang maßgeblich von den gesellschaftlichen Strukturen im sozialen Umfeld und den dort vorherrschenden Lebenspraxen, Möglichkeiten und Wertzuschreibungen geprägt. Dementsprechend waren sowohl die Lern- und (Aus-)Bildungsmöglichkeiten begrenzt: Befragte Frauen konnten nicht jene Ausbildungen absolvieren, Berufe erlernen oder Fähigkeiten Müllegger, Julia 165 WISSENSCHAFTSPREIS DES SOZIALMINISTERIUMS FÜR JUNGAKADEMIKERiNNEN Abstracts der eingereichten Arbeiten ausüben, die sie gerne gewollt hätten, sondern (nur) jene, die im sozialen Umfeld bekannt und erwünscht waren. Im späteren Leben wird von der Gesellschaft das von den Frauen investierte kulturelle Kapital wenig wertgeschätzt. Das zeigt sich in der nicht adäquaten Transformierung des kulturellen Kapitals in ökonomisches Kapital: Einige der befragten Frauen arbeiten während des Erwachsenenalters, aber auch in der Lebensphase Alter in prekären Arbeitsverhältnissen und sind von Armut bedroht. 166 Müllegger, Julia WISSENSCHAFTSPREIS DES SOZIALMINISTERIUMS FÜR JUNGAKADEMIKERiNNEN Abstracts der eingereichten Arbeiten 111. Neuhold, Silvia Berufliche Integration von Menschen mit Behinderung in Niederösterreich im Jahr 2012 – Sichtweisen wichtiger Stakeholder Masterarbeit. IMC Fachhochschule Krems. 2013 Die vorliegende Arbeit beschäftigt sich mit der beruflichen Integration von Menschen mit Behinderung und legt dabei den Fokus einerseits zeitlich auf das Jahr 2012 und andererseits regional auf das Land Niederösterreich. Nach den gesetzlichen Grundlagen wird dann vorrangig auf die neuesten Änderungen in diesem Bereich eingegangen. Ergänzend dazu wird auch auf die regionalen arbeitsmarktpolitischen Regelungen und Unterstützungsmöglichkeiten eingegangen. Ausgehend von diesen theoretischen Aspekten, wird den Fragen nachgegangen, ob die besagten neuesten Änderungen einer nachhaltigen Integration von Menschen mit Behinderung dienlich sind und wie sich die Umsetzung dieser Maßnahmen auf die unterschiedlichen Stakeholder auswirkt. Als Hauptergebnisse werden die Meinungen und Erwartungen dieser aufgezeigt und Verbesserungsmöglichkeiten und Optimierungsmaßnahmen definiert. Neuhold, Silvia 167 WISSENSCHAFTSPREIS DES SOZIALMINISTERIUMS FÜR JUNGAKADEMIKERiNNEN Abstracts der eingereichten Arbeiten 112. Neumayer, Karin “Gender dimensions of rainwater and livelihoods management in rural crop-livestock systems. Practices and innovations in the Nakanbé river basin in Burkina Faso” Diplomarbeit. Universität Wien. 2014 Environmental changes like increasingly variable rainfall patterns and degrading land resources crucially affect women’s and men’s livelihoods in rural crop-livestock systems in the Burkinabe Nakanbé basin, a part of the wider West African Volta river basin. They are compounded by economic changes like increasingly dominant markets with rising prices for various agricultural products and livestock, and by social changes such as high population growth leading to increased competition over scarce land and water resources. The resulting vulnerability context affects local rural women’s and men’s livelihood strategies, implying various interdependent gender-differentiated opportunities and constraints for their practices in agriculture and livestock keeping. This study analyses gender dynamics of practices in agricultural production, access to and use of land, water, knowledge, necessary input resources and markets, as well as respective innovations by using a Sustainable Livelihoods approach. Data was acquired by an empirical qualitative research in the context of the CGIAR Challenge Program on Water and Food and applied methods such as semi-structured personal interviews, field observations and various participatory methods in the course gender-differentiated focus group discussions. Results suggest that access to crop and garden land, control of harvest outcomes and access to financial capital is particularly determined by male inheritance rights, gender-differentiated household fields and men’s improved access to participation in development cooperation initiatives. Furthermore, opportunities to increase crop yields via access to material and immaterial input resources are constructed differently, while they are crucially necessary for men as well as women to fulfil their different societal roles and responsibilities. Especially access to physical capital including fertilizer, improved seed varieties, agricultural tools and livestock are important to provide for gender specific needs, households’ sustainment and would provide disadvantaged women with considerable empowerment potentials. Notable empowering bottom-up incentives are local women’s groups whose members work collectively to increase crucial alternative income sources and provide themselves with much-needed support and credit possibilities. Diese Arbeit wurde in englischer Sprache verfasst. 168 Neumayer, Karin WISSENSCHAFTSPREIS DES SOZIALMINISTERIUMS FÜR JUNGAKADEMIKERiNNEN Abstracts der eingereichten Arbeiten 113. Niedermayr, Katharina Maria Der Einfluss der EU-Gleichstellungspolitik auf Österreich Am Beispiel von ausgewählten Entscheidungsverfahren Magistraarbeit. Universität Salzburg. 2011/2012 Die Geschlechtergleichstellungspolitik auf europäischer Ebene findet ihren Ursprung in den Gründungsverträgen der Europäischen Wirtschaftsgemeinschaft. Der Art. 119 EWG (Art. 157 AEUV) legte den Grundstein des gleichen Entgelts für die gleiche Arbeit für Frauen und Männer fest. Die Republik Österreich ist hinsichtlich der Geschlechtergleichstellung im EU-weiten Vergleich weit abgeschlagen. Bei der Einkommensdifferenz von Frauen und Männern befindet sich Österreich an drittletzter Stelle. Die traditionelle Rollenverteilung der Geschlechter im Bereich der Kinderfürsorge und Haushaltsbetreuung ist nach wie vor stark verankert. Hinsichtlich der Weiterbildung der Geschlechtergleichstellung ist das Zusammenspiel der Europäischen Kommission und des Europäischen Gerichtshof von besonderer Bedeutung. Der EuGH fördert mit seinen Entscheidungen eine gewisse Rechtsfortbildung und betreibt mit der Auslegung von bestehenden primärund sekundärrechtlichen Akten eine Rechtsschöpfung im Bereich des Geschlechtergleichstellungsrechts. Einen wichtigen Beitrag leisten in diesem Zusammenhang auch subnationale AkteurInnen wie IndividualklägerInnen und nationale Gerichte. Es ist insbesondere das Instrument des Vorabentscheidungsverfahren, welches einzelnen BürgerInnen die Möglichkeit gibt, ihr Recht einzuklagen. Obwohl Österreich durch die EuGH-Entscheidungen oftmals zu einer Bereinigung der bestehenden Rechtsvorschriften veranlasst wird, führt dies nicht automatisch zu weiterführenden Maßnahmen. Eine EuGHEntscheidung kann aber einen Anstoß für eine Diskussion über das Themengebiet geben. Niedermayr, Katharina Maria 169 WISSENSCHAFTSPREIS DES SOZIALMINISTERIUMS FÜR JUNGAKADEMIKERiNNEN Abstracts der eingereichten Arbeiten 114. Nöbauer, Teresa Zur Situation der Kleinbauernschaft in Rumänien: Historische Verteilungsmechanismen als „Entwicklungshindernis“? Diplomarbeit. Universität Wien. 2011 Der Titel der Diplomarbeit: „Zur Situation der Kleinbauernschaft in Rumänien: Historische Verteilungsmechanismen als Entwicklungshindernis?“ greift bereits die historische und räumliche Dimension auf, die im Rahmen dieser Entwicklungsforschung herangezogen wird. Ausgehend von den Ereignissen um den Bauernaufstand in Rumänien 1907 wird über die Bodenreformen nach dem Ersten und dem Zweiten Weltkrieg der Entwicklungsprozess bis zum EU-Beitritt analysiert und auf die heutige Lage der Kleinbauernschaft rückbezogen. Die Fragestellungen, die die Diplomarbeit dabei leiten, sind: Warum ist die historische Entwicklung der Landwirtschaft mitentscheidend für die heutige Verteilungssituation landwirtschaftlicher Flächen? ■■ Inwiefern änderte sich die Lage von Rumäniens Kleinbauernschaft durch den EU-Beitritt? ■■ Welche Verbesserungen oder Verschlechterungen brachte es Rumänien, nun Mitgliedsstaat der Europäischen Union zu sein? Geschlussfolgert werden konnte, dass historische Gegebenheiten deshalb mitentscheidend für die heutige Situation sind, da die landwirtschaftlichen Reformen des letzten Jahrhunderts primär dem politischen Machterhalt dienten. Kurzfristige, populistische Lösungen kamen dabei nicht den Interessen der Kleinbauernschaft entgegen und verschärften die ländliche Armutsspirale. Zusätzlich führte die Öffnung des Marktes nach 1989, die von Vorgaben der WTO bestimmt war, und der Prozess des Beitritts zur EU zu einer zusätzlichen Belastung der Kleinbauernschaft, die sich mit massiver Konkurrenz aus der westeuropäischen Landwirtschaft konfrontiert sah. Nationale Unterstützungsmechanismen griffen hier zu kurz und forcierten einen strukturellen Wandel zu großbetrieblichen Strukturen in Anlehnung an europäische Verhältnisse. Die Lage von Rumäniens Kleinbauernschaft hat sich insofern kaum verändert. Zwar existieren Förderprogramme zur Entwicklung des ländlichen Raums, jedoch mangelt es an einer Abstimmung an kleinbäuerliche Verhältnisse. Daher bietet die Arbeit am Ende eine Übersicht über mögliche Entwicklungsansätze, um die rumänische Agrarpolitik auf Makro- und Mikroebene zukunftsfähig zu machen und kleinbäuerliche Verhältnisse als Chance für Nachhaltigkeit und nicht als Entwicklungshinderns zu betrachten. 170 Nöbauer, Teresa WISSENSCHAFTSPREIS DES SOZIALMINISTERIUMS FÜR JUNGAKADEMIKERiNNEN Abstracts der eingereichten Arbeiten 115. Oberberger, Petra Die Politik der sozialen Sicherung in Uganda Diplomarbeit. Universität Wien. 2012 Der Aufbau von sozialen Sicherungssystemen, insbesondere für arme und benachteiligte Bevölkerungsgruppen, stellt weltweit einen neuen Trend in der globalen Sozialpolitik sowie der Entwicklungszusammenarbeit dar und steht eng im Kontext mit der Armutsminderungsagenda. Die vorliegende Diplomarbeit beschäftigt sich mit sozialen Sicherungssystemen in Uganda sowie dem zugrundeliegenden Gesellschaftsvertrag dieser Systeme. Im theoretischen Teil dieser Arbeit werden zunächst der globale Trend der sozialen Sicherung und globale Akteure in der Sozialpolitik behandelt. Internationale Organisationen, Geber und die Süd-Süd Kooperation nehmen hierbei einen besonderen Stellenwert ein. Im Weiteren werden die bereits existierenden sozialen Sicherungsmaßnahmen in Uganda in historischer und normativer Perspektive betrachtet, die die Formen der Inklusion und Exklusion sichtbar machen. Uganda verfügt zwar über fragmentierte soziale Sicherungssysteme - diese decken jedoch lediglich den formalen Sektor ab. Der Großteil der Bevölkerung, der vor allem im informellen Sektor vorzufinden ist, war und ist von informellen Sicherungssystemen abhängig, die jedoch einer zunehmenden Erosion ausgesetzt sind. Im Zuge des Fokus auf die Armutsminderung wurden erste Programme im Bereich der sozialen Sicherung in Uganda gesetzt, wobei das Verständnis und somit die Maßnahmen von sozialer Sicherung stark variierten. Es stellte sich jedoch heraus, dass lediglich die „aktiven Armen“ von diesen Programmen profitieren, während die „chronischen Armen“ weiterhin exkludiert wurden. Dies sollte sich mit der Einführung des ESP Programmes ändern. Im empirischen Teil dieser Arbeit wird der Gesellschaftsvertrag Ugandas mittels einer Akteursanalyse, die das (Akteurs-)Kräfteverhältnis sowie dessen unterliegenden zentralen Prozessen, anhand eines Fallbeispiels – des Expanding Social Protection Pilotprogrammes – dynamischer betrachtet. In Uganda war die Skepsis gegenüber bedingungslosen Sozialtransfers besonders groß. Nicht nur vielen PolitikerInnen, sondern auch der Zivilgesellschaft war das Konzept der sozialen Sicherung, insbesondere der bedingungslosen Geldtransfers, weitestgehend unbekannt. Es hat sich herausgestellt, dass die globalen Akteure und Trends – die Geber sowie vor allem der Süd-Süd Erfahrungsaustausch zum Thema soziale Sicherung – eine zentrale Rolle in der sozialen Sicherungsdebatte Ugandas eingenommen haben, die letztendlich zum Zustandekommen des ESP Programmes führten. Zahlreiche von Gebern finanzierte Studienreisen in andere afrikanische Länder, die bereits soziale Sicherungssysteme erfolgreich eingeführt hatten, minderten die Vorbehalte zu sozialer Sicherung und überzeugten die zentralen politischen EntscheidungsträgerInnen letztendlich zur Einführung eines Pilotprogrammes. Die Dynamik des Programmes brachte nun eine stärkere Formierung interner Kräfte in Uganda mit sich. Ugandische Akteure nehmen vermehrt Oberberger, Petra 171 WISSENSCHAFTSPREIS DES SOZIALMINISTERIUMS FÜR JUNGAKADEMIKERiNNEN Abstracts der eingereichten Arbeiten eine wichtigere Rolle in der sozialen Sicherungsagenda ein. Durch die Popularität des Programmes in der Bevölkerung stieg auch das Interesse der zentralen PolitikerInnen an sozialer Sicherung. Uganda steht jedoch noch großen Herausforderungen gegenüber, denn viele Akteure stehen sozialer Sicherung nach wie vor skeptisch gegenüber. Außerdem stellt soziale Sicherung immer noch ein Prioritätsthema ohne eine gesicherte Finanzierung nach dem Ende der Pilotphase dar. 172 Oberberger, Petra WISSENSCHAFTSPREIS DES SOZIALMINISTERIUMS FÜR JUNGAKADEMIKERiNNEN Abstracts der eingereichten Arbeiten 116. Obmann, Renate Hermine Disability Management Erhalt der Arbeitsfähigkeit im Kontext psychischer Erkrankungen Masterthesis. FH Kärnten. 2013 Ziel: Ziel der vorliegenden Masterthesis ist es, eine theoretische Basis eines Disability Managements vorzustellen und ein umfassendes Verständnis vom Erhalt der Arbeitsfähigkeit von Menschen mit psychischen Problemen zu erlangen. Dabei wird untersucht, ob Best Practice Prinzipien zum Erhalt der Arbeitsfähigkeit und zur Wiedererlangung der Arbeitsfähigkeit die speziellen Bedürfnisse der relevanten Stakeholder berücksichtigen, um in weiterer Folge Handlungsempfehlungen abzuleiten. Hintergrund: Psychische Probleme tragen zunehmend zu Krankenständen, Erwerbsunfähigkeit und langfristigen Behinderungen bei, verursachen Produktivitätsverluste, Einbußen bei der Lebensqualität und hohe ökonomische Belastungen für die Gesellschaft. Gründe für die wachsende Anzahl an psychischen Problemen liegen in veränderten Arbeitsbedingungen, wie z. B. hohem Zeitdruck, hoher Komplexität der Arbeit und steigender Verantwortung. Methode: Daten wurden anhand einer narrativen Literatursuche generiert. Um die speziellen Bedürfnisse und Wahrnehmungen der relevanten Stakeholder zu erforschen wurden qualitative Studien bevorzugt. Zum Nachweis der Wirksamkeit von Disability Management Strategien am Arbeitsplatz wurden quantitative Studien verwendet. Resultate: Arbeitsplatzbezogenes Disability Management ist in der Lage, Abwesenheitszeiten zu verkürzen, die Lebensqualität zu verbessern und Kosten zu senken. Best Practice Prinzipien zum Erhalt und Wiedererlangen der Arbeitsfähigkeit bei psychischer Erkrankung setzen auf Ebene des Unternehmens, auf Ebene des Disability Managements und auf individueller Ebene an. Für eine erfolgreiche Umsetzung eines Disability Managements bei psychischen Erkrankungen müssen spezielle Bedürfnisse der Stakeholder berücksichtigt werden. Schlussfolgerung: Der Großteil der Interventionen setzt noch immer am Individuum an. Deshalb ist es notwendig arbeitsplatzbezogene Interventionen zu forcieren, das Bewusstsein in der Gesellschaft zu steigern und Arbeitgeber zur Übernahme von Verantwortung zu verpflichten. Obmann, Renate Hermine 173 WISSENSCHAFTSPREIS DES SOZIALMINISTERIUMS FÜR JUNGAKADEMIKERiNNEN Abstracts der eingereichten Arbeiten 117. Olsen, Jerome “Trust and power as determinants of shadow economy and corruption: A cross-cultural study in 44 countries” Diplomarbeit. Universität Wien. 2014 Taxes provide governments with the ability to fund essential services – education, social services, health facilities, cultural offerings, a justice system, and further public goods – which ensure a benefit for all members of society. With annually roughly € 80 billion collected through taxes, the Austrian government is able to cover half of the total expenses, however still leading to an overall financial deficit of € 13 billion in 2010 (BMF, 2012). Thus, citizens’ tax compliance is of outmost importance and tax avoidance as well as evasion must be considered counterproductive phenomena within society that – albeit the monetary benefit for single taxpayers – cause serious deficits for the general public. Resistance against taxes has been investigated in economics since the early 1970s, when particularly influential models of tax behavior grounded in the economic theory of crime were published. In the 1980s, economic psychology started paying attention to tax behavior leading to an extensive number of publications highlighting the influence of psychological determinants. The “slippery slope framework” (SSF) of tax compliance (Kirchler, Hoelzl & Wahl, 2008) offers an opportunity to integrate results from different disciplines into one model. It postulates trust in the authorities and power of the authorities as the two main determinants of tax compliance. Thus, citizens’ tax behavior can be positively influenced by either taking measures that increase trust in the authorities or by measures that increase the power of the authorities. While trust enhancing measures are characterized by high benevolence, perceived fairness, and transparency, power mainly depends on the extent of tax audits and fines for evasion. These assumptions have been confirmed repeatedly in both experimental and survey studies. Aim of this study is to validate the main assumptions of the SSF with real world data from 14,876 individuals, covering 44 countries around the world, while extending the predictive power of the model to corruption. Using an indirect method, indicated levels of trust in governmental authorities and the perceived level of their power are measured and used in regression models to predict the extent of shadow economy – a proxy for tax evasion – and corruption, which derive from published external data sources. The results validate the SSF in a broader context and emphasize the importance of trust in and power of governmental authorities as major determinants of counterproductive behavior in a society and can give helpful insights for politics and practitioners. Diese Arbeit wurde in englischer Sprache verfasst. 174 Olsen, Jerome WISSENSCHAFTSPREIS DES SOZIALMINISTERIUMS FÜR JUNGAKADEMIKERiNNEN Abstracts der eingereichten Arbeiten 118. Ortner, Christina Wie junge Erwachsene die EU sehen und was Medien dazu beitragen Zur Bedeutung medienvermittelter Erfahrungen für die Entwicklung von ­Orientierungen ­österreichischer junger Erwachsener gegenüber der EU Dissertation. Universität Salzburg. 2014 In den letzten Jahrzehnten hat sich die EU von einer vorrangig wirtschaftlichen Vereinigung weniger Staaten zu einer politischen Gemeinschaft mit ausgedehntem Geltungsbereich und weitreichenden Kompetenzen entwickelt. Da sich europäische Politik immer mehr auf das Leben der Menschen in Europa auswirkt, erfordert sie in verstärktem Maße demokratische Legitimität und Rückhalt in der Bevölkerung. Das Verhältnis der EU zu ihren Bürgern und Bürgerinnen stellt sich seit Anfang der 1990er Jahre jedoch als problematisch dar. Gerade Österreich zählt zu den Ländern, in denen die Zustimmung zur EU besonders wenig verbreitet ist. Als zukünftige Bürgerschaft und politische Elite Europas kommt jungen Menschen dabei eine zentrale Rolle zu. Vor diesem Hintergrund interessiert sich die vorliegende Arbeit für die Orientierungen österreichischer junger Erwachsener (20 bis 30 Jahre) zur EU und ihrer Entwicklung im Zuge medienvermittelter Erfahrungen. Auf methodologischer Ebene verfolgt sie einen ganzheitlichen Ansatz in der Tradition qualitativer Sozialforschung, auf methodischer Ebene kombiniert sie qualitative Interviews (n=30) mit einer quantitativen Online-Umfrage (n=274). Das Ergebnis dieser Vorgehensweise ist ein vielschichtiges Bild der Orientierungen junger Österreicher und Österreicherinnen zur EU, das Einblicke in ihre konkreten Gedanken, Gefühle, Hoffnungen, Bedenken, Argumente und Beweggründe gibt. Zudem liefert die Studie Erkenntnisse, wie Orientierungen zur EU im Zuge alltäglicher Erfahrungen entwickelt werden und auf welche Weise medienvermittelte Erfahrungen dazu beitragen. Indem Ähnlichkeiten und Unterschiede zwischen den Befragten über mehrere Dimensionen hinweg systematisch verglichen werden, gelingt es, typische Orientierungsmuster und Erfahrungsrepertoires zu identifizieren und so eine differenzierte Betrachtung unterschiedlicher Gruppen junger Erwachsener zu ermöglichen. Zudem liefert die Studie zahlreiche Hinweise darauf, welche Kontextfaktoren für Erfahrungen mit der EU und die daraus resultierenden Orientierungen eine Rolle spielen. Ortner, Christina 175 WISSENSCHAFTSPREIS DES SOZIALMINISTERIUMS FÜR JUNGAKADEMIKERiNNEN Abstracts der eingereichten Arbeiten Auf diese Weise trägt die Arbeit zu einem erweiterten Verständnis der Beziehung junger Österreicher und Österreicherinnen zur EU bei und liefert Anregungen dafür, wie sie als Bürger und Bürgerinnen der EU ernst genommen und verstärkt eingebunden werden können. 176 Ortner, Christina WISSENSCHAFTSPREIS DES SOZIALMINISTERIUMS FÜR JUNGAKADEMIKERiNNEN Abstracts der eingereichten Arbeiten 119. Ossmann, Stefan F. „Video-Lokaljournalismus als Chance für Entwicklungsländer. Zum Potenzial Neuer Medien, alte Strukturen zu überwinden.“ Magisterarbeit. Universität Wien. 2012 Mit dem Titel „Video-Lokaljournalismus als Chance für Entwicklungsländer. Zum Potential Neuer Medien alte Strukturen zu überwinden“ geht die Arbeit der Frage nach, ob Video-Lokaljournalismus in sogenannten Entwicklungsländern – produziert, bearbeitet und verbreitet mit Mobiltelefonen – das Potential hat, die Aufgaben von traditionellem Journalismus in sogenannten Industrieländern mit ausgeprägten sozialstaatlichen Strukturen zu erfüllen. In einem hypothesengenerierenden Verfahren wird auf der Basis von vorhandener Literatur der Bogen von der Metatheorie bis hin zu den ganz konkreten Anwendungen mobiler Berichterstattung auf der Basis von Mobiltelefonen gespannt. Die klaren und stringenten Zuteilungen entsprechend Luhmanns System­ theorie bildet den Rahmen für die Funktion und Aufgaben von Medien bzw. Journalismus mit Schwerpunkt Lokaljournalismus für die Gesellschaft. Die Betrachtung von Journalismus und Gesellschaft aus der Sicht der Cultural Studies, hier vor allem basierend auf den Ausführungen von Margreth Lühneborg, ergänzen die Erläuterungen zum partizipativen Journalismus, bei dem RezipientInnen ihre Rolle wechseln und zu ProduzentInnen werden. Die Möglichkeiten und das Potential Neuer Medien wird anhand der Überlegungen von Dan Gillmor, Gerard Goggin, Charlie Beckett und anderen dargestellt und auf ihre Bedeutung als „Lokaljournalismus 2.0“ in Entwicklungsländern hin analysiert. Ergänzend hinzukommen die Ergebnisse einer Untersuchung über eine niederländischen NGO („The Voices of Africa Media Foundation“), die in fünf Ländern in Subsahara-Afrika junge Menschen zu LokaljournalistInnen auf der Basis von Berichterstattung mit Mobiltelefonen ausbildet. Das Ergebnis der Untersuchung weist auf das große Potential hin, das in mobiler Berichterstattung für Länder mit weniger ausgeprägten sozialstaatlichen, demokratischen und infrastrukturellen Voraussetzungen für die Erfüllung der Aufgaben von Medien für eine Gesellschaft steckt. Ossmann, Stefan F 177 WISSENSCHAFTSPREIS DES SOZIALMINISTERIUMS FÜR JUNGAKADEMIKERiNNEN Abstracts der eingereichten Arbeiten 120. Osterhaus, Ingrid Die Wünsche und Bedürfnisse älterer Menschen hinsichtlich mobiler ­Dienstleistungen Masterarbeit. FH Campus Wien. 2012 Die vorliegende Arbeit nimmt die Versorgungssituation älterer Menschen mit mobilen Dienstleistungen in den Blickpunkt, die vor dem Hintergrund einer zunehmend älter werdenden Gesellschaft und dem Trend zum Aktiven Altern zunehmend an Bedeutung gewinnen. Der deutliche Anstieg von BezieherInnen mobiler Unterstützungsleistungen in den vergangenen Jahren ist nur ein Indiz für diese Entwicklung. In einer empirischen Untersuchung werden SeniorInnen im Alter von 65+ nach ihren Wünschen und Bedürfnissen hinsichtlich einer mobilen Dienstleistungserbringung gefragt und die Ergebnisse vor der aktuellen Angebotssituation in Wien sowie der Bedürfnistheorie nach Staub-Bernasconi (2007) und Obrecht (1999) diskutiert. Dabei konnte festgestellt werden, dass die Angebotspalette an mobilen Dienstleistungen schon sehr differenziert vorhanden ist und Wünsche der Zielgruppe sich in erster Linie auf eine Flexibilisierung des bestehenden Angebots sowie eine zusätzliche Beratungsleistung beziehen. Weiters werden dem Erhalt der Selbstbestimmtheit sowie der Teilnahme an der unmittelbaren Umgebung ein hoher Stellenwert beigemessen, denen es durch zusätzliches Angebot entgegenzukommen gilt. Ob eine mobile Dienstleistung letztlich den Wünschen und Bedürfnissen einer älteren Person entspricht, liegt in der konkreten Umsetzung der Leistungserbringung, deren Qualität sicherzustellen ist. 178 Osterhaus, Ingrid WISSENSCHAFTSPREIS DES SOZIALMINISTERIUMS FÜR JUNGAKADEMIKERiNNEN Abstracts der eingereichten Arbeiten 121. Ostertag, Sara umgraben Strategien urbaner Raumproduktion mit Jugendlichen. Eine Untersuchung kritischer Praxis zur Neuverteilung des Sinnlichen bei Jacques Rancière und Carmen Mörsch. Masterthesis. Züricher Hochschule der Künste. 2012 In meinem Forschungsprojekt untersuche ich kritische künstlerische Praxen im Stadtraum, die auf einer Sichtung und Neuverteilung der gesellschaftsbildenden Verhältnisse aufbauen. Dabei beleuchte ich bestehende Kunstprojekte mit Jugendlichen im Stadtraum und denke sie weiter. Dabei begreife ich Stadt als Bildungsraum, der durch eine kritische Vermittlungspraxis benützt und befragt, bespielt und besetzt, dekonstruiert, konstruiert und umgegraben werden kann. Städte im Allgemeinen und öffentlicher Raum im Besonderen sind Räume der Heterogenität, der Erfahrung von Fremdheit, Irritation und Verunsicherung – und somit auch Orte, die Lern- und Bildungsprozesse auslösen können und daher ein relevantes Arbeitsfeld zur Auseinandersetzung mit Jugendlichen darstellen. Im Nachdenken über Strategien und Handlungsweisen zu einer kritischen künstlerischen Praxis im Stadtraum beziehe ich mich auf den Philosophen und Kunsttheoretiker Jacques Rancière und die Kunsttheoretikerin und Kunstvermittlerin Carmen Mörsch. Dabei verweise ich vor allem auf die Publikation Kunstvermittlung 2 (entstanden zur Dokumenta 12) - Die Vier gegenwärtigen Diskurse der Kunstvermittlung von der Institution her gedacht und ihre Funktionen 1 - bei Carmen Mörsch sowie auf die Texte - Die Aufteilung des Sinnlichen - und Der Emanzipierte Zuschauer von Jacques Rancière2. Ich kontextualisiere die Positionen Rancières und Mörschs in einem breiteren gesellschafts- und raumtheoretischen Diskurs. Rancière sehe ich als theoretischen Rahmen meiner Untersuchung. Die von Carmen Mörsch formulierten Vier gegenwärtigen Diskurse der Kunstvermittlung von der Institution her gedacht und ihre Funktionen, sind meine konkrete, praktische Folie und Werkzeug, um bestehende Kunstprojekte genauer zu untersuchen. Ich befrage die Projekte im Sinne Mörschs auf ihre transformativen und dekonstruktiven Funktionen. Ich versuche dabei den Begriff der Institution bei Mörsch auf die Stadt selbst zu übertragen. Wie können dekonstruktive oder transformative Prozesse durch kritische künstlerische Interventionen in Städten und bei ihren Bewohnerinnen losgetreten werden? Inwieweit sind diese Prozesse nachvollziehbar und wie können sie in einem kritischen gesellschaftstheoretischen Diskurs verankert werden? Ostertag, Sara 179 WISSENSCHAFTSPREIS DES SOZIALMINISTERIUMS FÜR JUNGAKADEMIKERiNNEN Abstracts der eingereichten Arbeiten Ich will jene von Mörsch und Rancière eröffneten Diskurse in ein Spannungsverhältnis setzen, um eine eigene künstlerische Praxis zu skizzieren, die Stadtraum als Bildungsraum begreift, bespielt, befragt und umgräbt und neu verteilt. Dazu eröffne ich ein Feld gesellschaftstheoretischer- und raumtheoretischer Diskurse und mache eine kritische Bestandsaufnahme der Entwicklung der Kunst im öffentlichen Raum seit den 1950er Jahren. Der Begriff der Teilhabe wird in meiner Auseinandersetzung beleuchtet und auf seine „Allheilmittel“-Funktion in gegenwärtigen Gentrifikationsdiskursen kritisch untersucht. Die Arbeit versucht mit Chantal Mouffe, Teilhabe durch das Akzeptieren davon – dass wir uns einig sind, dass wir uns nicht einig sind – zu beschreiben. Hierbei handelt es sich um einen theoretischen Ansatz, wie ihn der Raumpraktiker Markus Miessen beschreibt - wie man partizipieren kann, ohne auf Wählerinnen Stimmen zu schielen. 180 Ostertag, Sara WISSENSCHAFTSPREIS DES SOZIALMINISTERIUMS FÜR JUNGAKADEMIKERiNNEN Abstracts der eingereichten Arbeiten 122. Panzenböck, Edmund „Ageism in Einstellungsverfahren – am Beispiel Arbeitssuchender der Altersgruppe 50plus am österreichischen Arbeitsmarkt“ Masterarbeit. FH Wien, WKÖ Wien. 2012 Im Zeichen des demografischen Wandels hat sich Alter zu einer Auswahlkategorie auf dem Arbeitsmarkt etabliert. Damit rückten auch die Themen Benachteiligung und Diskriminierung älterer Erwerbstätiger immer mehr in das Zentrum des politischen und wissenschaftlichen Interesses. Altersbilder in der Form sozialer Konstrukte attestieren älteren ArbeitnehmerInnen geringere Leistungsfähigkeit, verminderte Lernfähigkeit und -bereitschaft, unzeitgemäße Qualifikationen, aber auch positiv konnotierte Attribute wie Zuverlässigkeit, Loyalität, hohe Arbeitsmoral und ähnliche. Diskriminierung kann als Form von Verfehlungen gesehen werden, bei der es Täter und Opfer gibt und die, auf Basis geltender Rechtsgrundlagen, juristisch verfolgt werden kann. Die Auslöser für diskriminierende Handlungen liegen jedoch auf einer anderen Ebene und bleiben oftmals unsichtbar. Für die Sichtbarmachung möglicher Ursachen von Ungleichbehandlungen nach dem Alter bietet sich das Konzept des Ageism an. Ageism kann als Zusammenwirken von Stereotypen und Diskriminierung verstanden werden – diskriminierende Handlungen basieren auf Vorurteilen und Stereotypen. Um Ageism in seiner Komplexität empirisch fassen zu können, genügt es nicht, Einzelaspekte zu untersuchen. Eine umfassende Erhebung könnte auf Basis eines komplexen Rasters aus Handlungen, Einstellungen und Vorurteilen in unterschiedlichen Feldern des Erscheinens erfolgen. Für die in dieser Arbeit durchgeführte Untersuchung wurde ein solches Raster entwickelt. In einer explorativen Forschung wurde eine Spurensuche nach dem Phänomen Ageism im Kontext Arbeitsuchender 50plus am österreichischen Arbeitsmarkt erfolgreich durchgeführt. Panzenböck, Edmund 181 WISSENSCHAFTSPREIS DES SOZIALMINISTERIUMS FÜR JUNGAKADEMIKERiNNEN Abstracts der eingereichten Arbeiten 123. Paulinger, Gerhard Soziale Unterstützung als Sozialkapital Entwurf eines Fragebogeninstruments für soziale Ressourcen Diplomarbeit. Universität Wien. 2012 Mit Sozialkapital und sozialer Unterstützung wird in den Sozialwissenschaften versucht, die soziale Einbettung individuellen Handelns und die vielfältigen Folgen des Zugangs zu sozialen Ressourcen konzeptuell einzufangen. Der (positive) Wert sozialer Ressourcen auf individueller und kollektiver Ebene ist vielfach belegt, allerdings unterscheiden sich die verwendeten Konzepte häufig von Arbeit zu Arbeit, und damit auch die empirischen Instrumente, mit denen versucht wird, diese Ressourcen auf der individuellen Ebene zu messen. Die Uneinheitlichkeit bei Konzeption und Messung mindert die Vergleichbarkeit der Ergebnisse, die für Fortschritte bei der Erforschung der sozialen Verteilung unterschiedlicher sozialer Ressourcen von entscheidender Wichtigkeit wäre. Inhalt dieser Arbeit ist die Entwicklung eines Erhebungsinstruments zur Messung individuellen Sozialkapitals, das zum einen hinreichend theoretisch fundiert und zum anderen praktisch breit anwendbar ist. Dazu werden die theoretischen Berührungspunkte der benachbarten Konzepte Sozialkapital und soziale Unterstützung nutzbar gemacht. In beiden Konzepten stehen soziale Handlungs- und Bewältigungsressourcen im Mittelpunkt, die sich nicht im Besitz eines Individuums befinden, die aber durch individuelle informelle soziale Netzwerke oder Beziehungen zu formellen sozialen Organisationen verfügbar werden. Diese sozialen Ressourcen bestimmen das individuelle Handlungsvermögen, wobei zwischen unterschiedlichen Ressourcen für instrumentelle und expressive Handlungen unterschieden werden kann, deren Handlungserträge sich gegenseitig bedingen und verstärken. Erstere nützen bei der Erweiterung persönlicher Ressourcen wie materiellem Vermögen, Macht und Reputation, letztere zur Erhaltung persönlicher Ressourcen sowie der physischen und psychischen Gesundheit und der subjektiven Lebensqualität. Diese Differenziertheit sozialer Ressourcen macht eine Messung denkbar schwierig. Die zeitlichen Möglichkeiten für die Erfassung sozialen Kapitals sind in der Umfrageforschung speziell im Rahmen von Mehrthemenumfragen stark eingeschränkt. Auf Basis der theoretischen und praktischen Überlegungen wird der Unterstützungsgenerator als sparsames Messinstrument vorgeschlagen. Sozialkapital wird darin operationalisiert als individuell wahrgenommenes Unterstützungspotential für instrumentelle und expressive Handlungen aus informellen sozialen Netzwerken und aus Beziehungen zu formellen Organisationen. Diese Operationalisierung erfasst mit Indikatoren zur eingeschätzten Wahrscheinlichkeit von Unterstützung und Hilfe bei verschiedenen hypothetisch formulierten Problemen, in einem Schritt die wesentlichen Faktoren sozialen Kapitals: die Verfügbarkeit sozialer Beziehungen und Netzwerke, die 182 Paulinger, Gerhard WISSENSCHAFTSPREIS DES SOZIALMINISTERIUMS FÜR JUNGAKADEMIKERiNNEN Abstracts der eingereichten Arbeiten Ressourcen der Netzwerkkontakte, die Mobilisierbarkeit dieser Ressourcen sowie Informationen über die Verfügbarkeit von Ressourcen. Dadurch ist die Messung in geringer Zeit möglich und weiters kann, durch Hinzufügen weiterer Frage-Items, das Messinstrument relativ einfach dem jeweiligen Forschungsschwerpunkt angepasst werden, wobei die Vergleichbarkeit der Ergebnisse durch den Einsatz eines gemeinsamen Kerns an Fragen sichergestellt werden kann. Paulinger, Gerhard 183 WISSENSCHAFTSPREIS DES SOZIALMINISTERIUMS FÜR JUNGAKADEMIKERiNNEN Abstracts der eingereichten Arbeiten 124. Payr, Claudia Möglichkeiten und Grenzen schulischer Gesundheitsförderung in der ­Steiermark Masterarbeit. FH Campus Wien. 2014 Schulische Gesundheitsförderung und Schulsozialarbeit stellen zwei neue Unterstützungsformen im System Schule dar, die lediglich in sieben steirischen Schulen der Sekundarstufe I gemeinsam angeboten werden. Sie sollen dabei helfen, das Wohlbefinden der beteiligten Personen in der Institution Schule zu steigern und den zunehmenden gesellschaftlichen Leistungsdruck abzufedern. Diese Masterarbeit beschäftigt sich mit der Fragestellung: „Welche Möglichkeiten und Grenzen lassen sich für die schulische Gesundheitsförderung in der Steiermark unter dem Blickwinkel der psychosozialen Gesundheit identifizieren?“ Anhand einer umfassenden Literaturanalyse wird die Entstehung der Schule sowie ihre Funktionen und Unterstützungssysteme theoretisch behandelt. Um einen Einblick in die Zusammenarbeit von schulischer Gesundheitsförderung und Schulsozialarbeit zu gewinnen und zur Beantwortung der Forschungsfrage werden insgesamt 18 Expertinnen und Experten interviewt. Ausführende Lehrkräfte und Schulsozialarbeiterinnen und Schulsozialarbeiter in den Schulen kommen ebenso zu Wort wie zuständige Personen auf organisatorischer und politischer Ebene. Bislang kann durchaus von einem zumeist ungenützten Potential der Kooperation der Unterstützungsformen gesprochen werden. Um dieses zielführend einsetzen zu können, bedarf es der Schaffung hinreichender rechtlicher Rahmenbedingungen und der Sicherstellung personeller und finanzieller Ressourcen von Seiten der Politik. Alle im System Schule tätigen Personen sind dazu aufgerufen, durch ein ehrliches Interesse an den anderen Organisationen und mit einem entsprechenden Willen zur Zusammenarbeit, den Schülerinnen und Schülern ein Schulklima der Anerkennung und Wertschätzung zuteilwerden zu lassen, die sie für ihre Entwicklung benötigen. 184 Payr, Claudia WISSENSCHAFTSPREIS DES SOZIALMINISTERIUMS FÜR JUNGAKADEMIKERiNNEN Abstracts der eingereichten Arbeiten 125. Peer, Verena Dezentrale tertiäre Ausbildungsstätten und ihr Einfluss auf das ­Abwanderungs- und Bleibeverhalten Hochqualifizierter in ländlichen ­Regionen ­Österreichs Eine raumwissenschaftliche Analyse am Beispiel ausgewählter F­ achhochschul-Standorte Dissertation. BOKU Wien. 2013 Vor allem ländliche Regionen in Europa, speziell auch in Österreich, verzeichnen eine zunehmende Abwanderung vor allem der jungen gut qualifizierten Bevölkerung, eine Entwicklung, welche mit dem Begriff „Brain drain“ tituliert wird. Neben arbeitsmarktpolitischen Maßnahmen sieht die Regional- und Bildungspolitik vor allem in der Dezentralisierung und Regionalisierung von tertiären Bildungsinfrastrukturen eine Möglichkeit, diese Abwanderungstendenzen hintanzuhalten. Diese Erwartungshaltung nimmt die gegenständliche Dissertation zum Anlass, das Wanderungs- und Bleibeverhalten von Fachhochschul(FH)-AbsolventInnen von drei ländlich-dezentralen FH-Standorten in Österreich zu untersuchen. Ausgehend vom integrativen handlungstheoretischen Modell, wird das Wanderungsverhalten und der Entscheidungsprozess der AbsolventInnen von der Wahl der Studienrichtung bis hin zum Eintritt in das und der Etablierung im Berufsleben erhoben. Berücksichtigung finden sowohl persönlich-emotionale Einflussfaktoren als auch externe lebensweltliche Gegebenheiten. Mittels Triangulation von quantitativ und qualitativ gewonnenem Datenmaterial wird der Handlungsablauf von der Wahl der Studienrichtung bis hin zur beruflichen Etablierung, sowohl nach räumlichen, als auch beruflich-sozialen Kriterien nachgezeichnet. Das Wanderungs- und Bleibeverhalten ist, sowohl geschlechtsbezogen, als auch studienrichtungs-bezogen heterogen. Die Typisierung des Wanderungs- und Bleibeverhaltens der untersuchten FH-AbsolventInnen auf Basis der räumlichen Mobilitätsbereitschaft, der beruflichen Flexibilität sowie der realisierten Mobilität erfolgt in „Ortsgebundene“, „Weiterbildungsfreudige“, „Temporär Mobile“ sowie „Karrierefreudige Kosmopoliten“. Die Forschungsarbeit kommt zum Schluss, dass die geringe räumliche Mobilität und hohe Verbleibrate der FH-AbsolventInnen in ihrer Herkunftsregion und dem Herkunftsbundesland nicht ausreichend ist, um der dezentralen Standortfestlegung von Fachhochschulen eine abwanderungsmindernde Wirkung zuzusprechen, vielmehr sind FHs Impulsgeber für regionale Entwicklungen, welche wiederum die Lebens- und Standortqualitäten von Regionen beeinflussen. Die Rückkehr Hochqualifizierter ist nicht direkt steuerbar, jedoch sind die regionalen Lebens-, Wohn- und Arbeitsqualitäten beeinflussbar, welche wiederum Einfluss auf die Rückkehrmöglichkeiten und heterogenen Rückkehrbereitschaften der Hochqualifizierten nehmen. Peer, Verena 185 WISSENSCHAFTSPREIS DES SOZIALMINISTERIUMS FÜR JUNGAKADEMIKERiNNEN Abstracts der eingereichten Arbeiten 126. Pervan, Ena Social Return on Investment-Analyse der „Financial Literacy“ - Initiative der Three Coins GmbH – Ein „Serious Game“ zur Schulung der Finanzkompetenz Jugendlicher Masterarbeit. WU Wien. 2014 Financial Illiteracy is a global problem, especially among the young. Financial literacy is the ability to manage money in a responsible manner and make financial choices that avoid over-indebtedness. This master thesis deals with an initiative to improve financial literacy by employing a social return on investment (SROI) analysis. The initiative has been established by a social business called “Three Coins“ whose aim it is to improve financial literacy among the young through a mobile game called “Cure Runners“. The purpose of the game is to educate young people about money while simultaneously entertain them. Further, the organization is able to create expertise on financial literacy and apply the findings to their products. The SROI analysis is a method for understanding the social and economic value created by activities of nonprofit organizations. The method seeks to measure not only the financial but also the social impact in particular. The present analysis is based on the model of the new economic foundation (nef), where firstly, the most important stakeholders are identified. Next, the invested input in the organization is compared to the achieved output and outcome for each stakeholder in an Impact Value Chain. Following this process, the identified effects need to be translated into suitable indicators and substantiated by means of data in order to eventually calculate the SROI value. Finally, deadweight must be discounted. The observation period covers the year 2013. As the development of the game was not finished until the end of 2013, the main stakeholder of the project, the youth, could not be included in the calculation of the SROI value. Therefore, two future scenarios were calculated, to illustrate, for instance, how much welfare cost the state could save, if one young person was saved from over-indebtedness. When the total gain is related to the total investments, the result is an SROI value of 0.92. In monetary terms, this means that every euro invested in the organization “Three Coins” in 2013 creates a return of 0.92 euros. The future scenario shows that if just one young person learns through the game how to deal with money and is saved from over-indebtedness, the SROI value rises to 1.14. This means that all the investments in the year 2013 would pay off. Die Arbeit wurde in deutscher Sprache verfasst. 186 Pervan, Ena WISSENSCHAFTSPREIS DES SOZIALMINISTERIUMS FÜR JUNGAKADEMIKERiNNEN Abstracts der eingereichten Arbeiten 127. Petkova, Ioana RAW Interposition Shared Living and Working in Berlin Diplomarbeit. Universität für angewandte Kunst Wien. 2014 The proposal deals with a new type of collective housing as a place of creative living and co-working. It aims to dissolve the threshold between private and communal and to encourage interaction. The location is in former East Berlin, the Friedrichshain district, which is currently undergoing sustained gentrification. The site is part of a broader building complex called RAW, which used to be a railway repairment workshop. It is currently abandoned and squatted to become a significant part of Berlin nightlife and art scene. The concept is organized around two program cores – the living and the working. The massing consists of two elliptical loops that are very vertical and massive on the outside, but as they turn to each other they gradually get more horizontal, open up and interlock. This subtile transition refers also to the various levels of privacy. The periphery is the stacked living units and the overlap the most communal open floor plan space. In the ground level, the landscape carefully sets the boundary between civic and communal. As you enter the RAW complex, you find yourself embraced by a plaza in the front. It continues in a path that leads you tangential to the entrance zone below the heart of the building. The upper floors can be approached either by the two elevator cores or by a generous ramp located in the housing courtyard. The third floor shows how the continuous transition happens in the plan. On the periphery are the private vertical duplexes. They share a communal kitchen in the form of the terraces, which are cantilevering over the courtyard. The shared kitchens connect to the most communal part of the building. This is a space that we called ‘SuperLiving’: a big open floor space that can be free programmable and offers a platform for interaction, transdisciplinary work and bigger communal social activities. The office side works similar. The private working rooms on the periphery share a bigger group work space and then connect to the ‘Super-Living’. Petkova, Ioana 187 WISSENSCHAFTSPREIS DES SOZIALMINISTERIUMS FÜR JUNGAKADEMIKERiNNEN Abstracts der eingereichten Arbeiten The last fourth floor separates the private living units from the atrium. Above the ‘Super-Living ’ is a communal library. It is accessible by a ramp in the atrium, which wraps around the ‘Super-Living’, marking the border of the otherwise so open space. On the ground level the office facade presents itself with its monolithic nature, giving space for the Berlin street art, and then alternates into the more shared spaces in the building. When coming down from the street, you see the housing facade with its punched openings that transform into an imprint of the ceiling in the communal library. A view from the nearby passing trains reveals how the massing loops work and how they interlock. Diese Arbeit wurde in englischer Sprache verfasst. 188 Petkova, Ioana WISSENSCHAFTSPREIS DES SOZIALMINISTERIUMS FÜR JUNGAKADEMIKERiNNEN Abstracts der eingereichten Arbeiten 128. Pfandl, Eva-Maria Analyse der optimalen 24-Stunden-Betreuung aus der Perspektive einer ­österreichischen Wohlfahrts-Organisation. Am Beispiel des Hilfswerks Österreich Masterarbeit. IMC Fachhochschule Krems. 2013 Aufgrund der Demografie wird die Betreuung und Pflege hilfsbedürftiger Menschen immer bedeutender. Deshalb nimmt die 24-Stunden-Betreuung in unserer Gesellschaft bereits einen bemerkenswerten Stellenwert ein und wird künftig noch wichtiger. Der Bedarf an einer 24-Stunden-Betreuung war in Österreich schon lange vorhanden. Da sich oft Angehörige nicht selbst um die hilfsbedürftige Person kümmern konnten, wurde die 24-Stunden-Betreuung immer attraktiver. Die Betreuungskräfte ermöglichen hilfsbedürftigen Menschen ein weitgehend eigenständiges Leben in den eigenen vier Wänden zu führen. Ziel dieser Arbeit war es, die Forschungsfragen und die daraus resultierenden Hypothesen zu beantworten. Durch diese Masterthesis wurde die aktuelle Situation der Personenbetreuung innerhalb der 24-Stunden-Betreuung aus Sicht des Hilfswerks Österreich dargestellt. Da das Hilfswerk Österreich zu einer der größten vermittelnden österreichischen Organisationen für die 24-Stunden-Betreuung zählt, lassen sich die hier gewonnenen Ergebnisse in ihrem Kern für die Situation der österreichischen Vermittler gut verallgemeinern. Hierbei sei erwähnt, dass es wesentliche Unterschiede in der Qualität zwischen den Vermittlern selbst und der in- bzw. ausländischen Agenturen gibt. Des Weiteren liefert diese Arbeit einen Beitrag für die Organisation Hilfswerk Österreich. Anhand dieser Thesis wurde der IST-Zustand der PersonenbetreuerInnen eruiert, indem eine Umfrage bei den vom Hilfswerk Österreich vermittelten Kräften durchgeführt und analysiert wurde. Durch die daraus erlangten Erkenntnisse soll eine Verbesserung für das zukünftige Set-up ermöglicht werden. Resultierend kann gesagt werden, dass das derzeitige Angebot aus Sicht der Organisation Hilfswerk Österreich sehr gut ist und einer optimalen 24-Stunden-Betreuung sehr nahe kommt. Jedoch besteht ein gewisses Verbesserungspotenzial bei den Kommunikations- und Informationswegen zwischen der Organisation und den PersonenbetreuerInnen. Pfandl, Eva-Maria 189 WISSENSCHAFTSPREIS DES SOZIALMINISTERIUMS FÜR JUNGAKADEMIKERiNNEN Abstracts der eingereichten Arbeiten 129. Poiss, Karin Einsatz, Wirkung und Grenzen von Humor in Bereichen der Sozialen Arbeit in Österreich Master Thesis. Donau-Universität Krems. 2013 Die vorliegende Arbeit beschäftigt sich mit dem Einsatz, der Wirkung und den Grenzen von Humor in den sozialen Arbeitsfeldern der Pflege, der Medizin, der Kirche, der Therapie und der Beratung sowie der Kinder- und Jugendbetreuung in Österreich. Nach einer theoretischen Annäherung an das Thema Humor werden die oben genannten Praxisfelder sozialer Arbeit kurz vorgestellt und der Stand der Forschung im Hinblick auf die Humorerfahrungen der verschiedenen Disziplinen umrissen. Zielsetzung der Arbeit ist die Untersuchung der von der Verfasserin aufgestellten Hypothese: „Humor wird in Österreich von in verschiedenen Handlungsfeldern sozialer Arbeit beschäftigten ProfessionistInnen eingesetzt“ sowie die Beantwortung der Forschungsfragen: „Welchen Stellenwert nimmt der Humor in Bereichen der Sozialen Arbeit in Österreich ein?“ „Welche Wirkungen und Konsequenzen entstehen aus dem gezielten und situationsbedingten Einsatz von Humor?“ Mithilfe einer qualitativen Untersuchung, bestehend aus der Durchführung und Auswertung von neun ExpertInneninterviews nach Mayring, konnte das angestrebte Ziel erreicht werden. Ergebnisse dieser Master Thesis zeigen, dass Humor in allen untersuchten, sozialen Praxisfeldern Anwendung findet und multiple Funktionen erfüllt. Die ExpertInnen sind sich darüber einig, dass der Humor eine wichtige soziale Kompetenz darstellt, Sozialkontakte fördert, deeskalierende Funktion hat, Stress reduziert und sowohl KlientInnenarbeit als auch Teamwork bereichert und erleichtert. Übereinstimmung der ExpertInnen zeigte sich auch in der Aussage, dass für die Einbindung von Humor in die Praxis der sozialen Arbeit auch gewisse Voraussetzungen wie Sprache, Religion, Beziehung und Gemütszustand zu berücksichtigen wären. Divergierende Meinungen ergaben sich zum Themengebiet der Humorgrenzen, beispielsweise, ob der Einsatz von Humor bei Kleinkindern, KrebspatientInnen oder Sterbenden sinnvoll und moralisch vertretbar sei. 190 Poiss, Karin WISSENSCHAFTSPREIS DES SOZIALMINISTERIUMS FÜR JUNGAKADEMIKERiNNEN Abstracts der eingereichten Arbeiten 130. Posch, Katharina Mangel an Arbeit oder an Arbeitsplätzen für Geistes-, Kultur- und ­Sozial­wissenschaftlerInnen? Eine Analyse der Berufsperspektiven und Erwerbsmöglichkeiten Masterarbeit. WU Wien. 2014 Die anspruchsvolle „Generation Y“ vs. arbeitslose AkademikerInnen – über die Berufsperspektiven von jungen gut ausgebildeten Menschen hat sich seit Längerem eine intensive Debatte entwickelt. Einerseits besitzen sie im Vergleich zu anderen Bildungsgruppen immer noch die besten Chancen am Arbeitsmarkt; andererseits sind auch sie zunehmend von Schwierigkeiten am Arbeitsmarkt betroffen. Insbesondere trifft dies auf AbsolventInnen von geistes-, kultur- und sozialwissenschaftlichen [GKS] Studienfächern zu. Paradox dabei scheint, dass es angesichts sozialer Probleme und Krisen eigentlich keineswegs an Arbeit, die für die Lösung dieser Probleme zu tun wäre, mangelt und dass gerade GKS-AbsolventInnen wichtige Fähigkeiten für eine Gesellschaft besitzen. Trotz des Bedarfs an Arbeit und trotz ihrer erworbenen Kompetenzen stehen viele junge Menschen direkt nach ihrem Abschluss da und finden keine passende „Arbeit“. Mangelt es nun tatsächlich an Arbeit für GKS-AbsolventInnen oder eher an Arbeitsplätzen? Es geht in der Masterarbeit um weit mehr als nur Arbeitsmarktchancen für eine bestimmte Gruppe von Studierenden, sondern um mögliche Entfaltungspotentiale und Freiheiten junger Menschen, die für eine Gesellschaft essentiellen Fähigkeiten besitzen. Es geht darum, dass junge Menschen gerne‚ etwas gesellschaftlich Sinnvolles machen‘ wollen und könnten, aber davon abgehalten werden, weil es hierfür zu wenige Arbeitsplätze gibt, die zudem existenzsichernd sind. Die leitende Forschungsfrage der Masterarbeit lautete daher: Welche Möglichkeiten der Erwerbsarbeit besitzen AbsolventInnen von geistes-, kultur- und sozialwissenschaftlichen Studienrichtungen abseits konventioneller Beschäftigung (im For-Profit- und Öffentlichen Sektor)? Zuerst wird die Situation am Arbeitsmarkt mittels Statistiken und Umfragedaten betrachtet (III. Kapitel). Anschließend wird mit Rückgriff auf Gegenwartsdiagnosen und aktuelle Literatur argumentiert, warum die zunehmenden Schwierigkeiten am Arbeitsmarkt für GKS-AbsolventInnen aus verschiedener Hinsicht problematisch sind (IV. & V. Kapitel). Zugleich sind in diesen Kapiteln die theoretischen Grundannahmen der Arbeit dargelegt. Insbesondere wird auf die Bedeutung ihrer Fähigkeiten für eine demokratische, gerechte Gesellschaft hingewiesen. Darauf aufbauend werden mögliche Erwerbsformen für die GKS-AbsolventInnen diskutiert und daraufhin untersucht, ob sie reale Möglichkeiten für ein ausreichendendes Einkommen und adäquate Tätigkeiten darstellen, nämlich: selbstständige Erwerbsarbeit, Beschäftigung im Non-Profit-Sektor oder Kombination Posch, Katharina 191 WISSENSCHAFTSPREIS DES SOZIALMINISTERIUMS FÜR JUNGAKADEMIKERiNNEN Abstracts der eingereichten Arbeiten von mehreren Tätigkeiten und Einkommensquellen (VI. Kapitel). Wiederum wurde dabei auf Sekundärdaten (Statistiken und Umfragedaten) sowie aktuelle Literatur und Studien zurückgegriffen. Um ein möglichst breites Spektrum an Erwerbsmöglichkeiten zu finden, wurde zudem eine Umfrage unter AbsolventInnen des Master-Studiengangs Sozioökonomie an der Wirtschafsuniversität Wien durchgeführt. Nachdem jede Erwerbsmöglichkeit einzeln beleuchtet wurde, ist die zusammenfassende Conclusio der Arbeit: ja, es gibt (eigentlich) vielfältige Möglichkeiten! Diese sind jedoch eingeschränkt, oft nicht offensichtlich und zudem nicht gerecht verteilt. Zunehmende Wahlmöglichkeiten können auch mit zunehmender (Selbst-)Verantwortung und (internalisierten) Entscheidungszwängen einhergehen. Die andere Seite dabei ist jedoch, dass junge ArbeitnehmerInnen so viele Wege einschlagen können wie selten zuvor. Die Masterarbeit endet daher mit der Aufforderung an GKS-AbsolventInnen, aktiv nach Möglichkeiten zur Entfaltung der eigenen Fähigkeiten in der Erwerbsarbeit zu suchen. Zudem sind viele diverse AkteurInnen im Bildungs- und Wirtschaftssystem gefragt, um die Fähigkeiten der GKS-AbsolventInnen zu stärken und zu fördern, so dass sie selbstbewusst ihre eigenen Wünsche und Ansprüche verwirklichen können. 192 Posch, Katharina WISSENSCHAFTSPREIS DES SOZIALMINISTERIUMS FÜR JUNGAKADEMIKERiNNEN Abstracts der eingereichten Arbeiten 131. Predovic, Fiona Die finanzielle Situation von Nonprofit-Organisationen in Österreich Masterarbeit. WU Wien. 2014 Nonprofit-Organisationen stehen aktuell, durch Veränderungen in den gesellschaftlichen und politischen Rahmenbedingungen, vor zahlreichen Herausforderungen. Die Wirtschafts- und Finanzkrise, die Ökonomisierung, der gestiegene Wettbewerb, die Wertminderung der Leistungsverträge und die zunehmenden Rechenschaftsverpflichtungen setzen Nonprofit-Organisationen unter finanziellen Druck. Diese Masterarbeit greift die Thematik für Österreich auf und ergründet die strategischen Reaktionen von Nonprofit-Organisationen im Umgang mit diesen Veränderungen. Um möglichst verschiedene Perspektiven aufzuzeigen, erfolgt die Erhebung durch problemzentrierte Interviews und einen offenen Forschungszugang. Das zentrale Ergebnis der Forschungsarbeit ist, dass sich Nonprofit-Organisationen in Österreich bei der Suche nach passenden Finanzierungsquellen zunehmend am Markt und weniger am Staat orientieren. Dementsprechend will der Großteil der befragten Organisationen den Anteil an Geldern aus privaten Finanzierungsquellen erhöhen. Hervorzuheben ist, dass der Fokus dabei auf Spendengeldern und nicht auf kommerziellen Einnahmen liegt. Predovic, Fiona 193 WISSENSCHAFTSPREIS DES SOZIALMINISTERIUMS FÜR JUNGAKADEMIKERiNNEN Abstracts der eingereichten Arbeiten 132. Preinig, Ines Das Recht auf Bildung für Menschen mit Behinderung Eine rechtshistorische Darstellung unter Berücksichtigung der Durch- und Umsetzung von Art. 24 der UN-Konvention über die Rechte von Menschen mit Behinderung in Kärnten Diplomarbeit. Karl-Franzens-Universität Graz. 2014 Die vorliegende Diplomarbeit befasst sich mit der rechtshistorischen Entwicklung des Rechts auf Bildung für Menschen mit Behinderungen und insbesondere mit dem damit verbundenen Wandel von einem integrativen zu einem inklusiven Bildungssystem in Österreich. Der Fokus richtet sich dabei speziell auf den Grundschulbereich. Denn Kinder mit besonderen Bedürfnissen sollen nicht länger separat in einer Sonderschule unterrichtet werden, sondern von einem gemeinsamen Unterricht profitieren und dadurch gleichzeitig von Anfang an besser in die Gesellschaft eingegliedert werden. Nach einer kurzen Erläuterung der Begriffe Behinderung, Integration, Inklusion und Bildung wird der rechtliche Rahmen sowohl auf völkerrechtlicher, europäischer als auch auf nationaler Ebene näher beleuchtet. Der Schwerpunkt dieser Arbeit liegt auf Art 24 UN-Konvention über die Rechte von Menschen mit Behinderungen, welcher in Österreich seit 2008 in Kraft steht und erstmals ausdrücklich zur Schaffung eines inklusiven Bildungssystems verpflichtet. Daher wird besonders auf die Durch- und Umsetzung der UN-Konvention über die Rechte von Menschen mit Behinderungen eingegangen sowie auf ihre Übersetzungsschwierigkeiten. Abschließend werden die aktuellsten Entwicklungen in Österreich und vor allem in Kärnten zur Schaffung einer inklusiven Schule dargestellt. 194 Preinig, Ines WISSENSCHAFTSPREIS DES SOZIALMINISTERIUMS FÜR JUNGAKADEMIKERiNNEN Abstracts der eingereichten Arbeiten 133. Prieth, Sonja „Kultur“-Wandel: Bitte warten. Empirische Analyse der Erfahrungen von Menschen mit „türkischem ­Migrationshintergrund“ in der Ausbildung „Allgemeine Gesundheits- und Krankenpflege“ Masterthese. FH St. Pölten. 2013 Ausgehend vom Diskurs über die interkulturelle Öffnung von Institutionen des Sozial- und Gesundheitswesens wurden in der vorliegenden Masterarbeit die Erfahrungen von Menschen mit türkischem Migrationshintergrund in der Ausbildung „Allgemeine Gesundheits- und Krankenpflege“ untersucht. In einer qualitativen Studie wurden sechs Interviews geführt und nach einem interpretativen Verfahren ausgewertet. Persönliche Erfahrungen der Befragten wurden in Zusammenhang mit dem organisationalen und gesellschaftlichen Kontext gebracht. Das theoretische Fundament der Arbeit umfasst eine Auseinandersetzung mit Konzepten von Interkulturalität und Diversity in der Sozialen Arbeit und im Gesundheitssystem. Der Ansatz der interkulturellen Öffnung von Institutionen verlangt unter anderem die Etablierung von (kultureller) Vielfalt auf der personellen Ebene. Die vorliegende Arbeit identifiziert empirisch begründete Ansatzpunkte für eine Umsetzung dieser Forderung in die Praxis und leistet damit einen Beitrag zur Förderung von sozialer Inklusion. Es hat sich gezeigt, dass die Interaktionen im Ausbildungskontext durch den türkischen Migrationshintergrund der Befragten geprägt sind, wodurch diese mit spezifischen Zuschreibungen und Aufträgen konfrontiert werden. Eine Vorbereitung auf die Bewältigung der damit verbundenen Herausforderungen findet in der Ausbildung nicht statt. Ebenso fehlt eine reflexive Auseinandersetzung mit dem Kulturbegriff und dem Konzept der interkulturellen Kompetenz, was unter anderem dazu führt, dass Befragte sich umfassend für türkische PatientInnen und Fragen des „Türkisch-Seins“ zuständig fühlen. Ein Unterricht, der interkulturelle bzw. transkulturelle Kompetenz in einer reflexiven Weise vermittelt, könnte ein Verständnis von „Kultur“ vermitteln, in dem Kategorisierungen nach nationaler oder religiöser Herkunft obsolet sind und damit helfen, Kulturalisierung zu vermeiden. Wie sich herausgestellt hat, erbringen PflegeschülerInnen mit Migrationshintergrund aufgrund ihrer (sprachlichen) Zusatzkompetenz besondere Leistungen, indem sie etwa dolmetschen. Es sollte klargestellt sein, wer ihr/e AuftraggeberIn ist (nicht die PatientInnen, sondern die Institution) und von welcher Seite daher auch die Gegenleistung (Anerkennung, Entlohnung, fachliche Begleitung …) zu erbringen ist. Erfahrungen von Rassismus und Diskriminierung werden tendenziell auf der persönlichen Ebene wahrgenommen. Eine klare rassismuskritische Positionierung des Ausbildungssystems sollte etabliert werden. Der im Titel der Arbeit angedeutete „Kultur“-Wandel, definiert als Veränderung im personenbezogenen Kulturverständnis und als Wandel der Organisationskultur in Richtung Diversity, setzt nur langsam ein und wird noch kaum bewusst wahrgenommen und gefördert. Prieth, Sonja 195 WISSENSCHAFTSPREIS DES SOZIALMINISTERIUMS FÜR JUNGAKADEMIKERiNNEN Abstracts der eingereichten Arbeiten 134. Prinz, Julia „Das Modell der Bedarfsorientierten Mindestsicherung in ­Niederösterreich und seine Tauglichkeit im Ermöglichen einer menschenwürdigen ­sozio­kulturellen Teilhabe an der Gesellschaft“ Masterarbeit. FH Oberösterreich. 2014 Finanzielle Not beschränkt Menschen in ihrer soziokulturellen Teilhabe an der Gesellschaft und ist ein Angriff auf die Menschenwürde. Der österreichische Staat erkennt das Grundrecht der von Armut und sozialer Ausgrenzung betroffenen Personen auf ein Leben in Würde und auf umfassende Teilhabe an der Gesellschaft an und führte 2010 die Bedarfsorientierte Mindestsicherung nach dem Prinzip der „Hilfe zur Selbsthilfe“ ein. In meiner Arbeit soll hinterfragt werden, ob und wodurch die Bedarfsorientierte Mindestsicherung in Niederösterreich einen menschenwürdigen soziokulturellen Versorgungsstandard garantiert und damit gesellschaftliche Teilhabechancen ermöglicht. Neben der Tatsache, dass die Bereitschaft zum Einsatz der eigenen Arbeitskraft Voraussetzung für den Bezug der Bedarfsorientierten Mindestsicherung darstellt, wird ein Arbeitsplatz auch als wesentlich für soziale Inklusion angesehen. Einerseits über das Einkommen und andererseits über die soziale Rolle, die sozialen Kontakte und das damit einhergehende Selbstwertgefühl. Nachdem Arbeitslosigkeit, Teilzeitarbeit und atypische Anstellungsverhältnisse in den letzten Jahren drastisch angestiegen sind, wird Arbeitsmarktpolitik und die Kritik daran, auch innerhalb der Würdedebatte, immer mehr zum öffentlichen Thema. Werden Menschen aus der Gesellschaft ausgegrenzt, spielt dabei oft Armut eine zentrale Rolle, welche ihre soziokulturelle Teilhabe beeinträchtigt und die gemeinschaftlichen Zugangsmöglichkeiten mindert. Armut kann auf vielfache Weise entstehen, jedoch ist der Verlust des Arbeitsplatzes oft ein zentraler Gesichtspunkt der Armutsspirale. Ferner soll erörtert werden, was allgemein unter Menschenwürde zu verstehen ist, inwieweit sie ein Grundrecht darstellt und in welchem Maße Menschenwürde eine Größe ist, die in „gerechten Staaten“ aufmerksam betrachtet werden sollte. 196 Prinz, Julia WISSENSCHAFTSPREIS DES SOZIALMINISTERIUMS FÜR JUNGAKADEMIKERiNNEN Abstracts der eingereichten Arbeiten 135. Prodan, Dorottya The need for Ethics in Development in an Interdependent World trough ­Awareness-Building and Empowerment Master-Thesis. Donau-Universität Krems. 2013 Die vorliegende Masterthesis handelt von der heutigen interdependenten Welt, in welcher die globale internationale Entwicklung der weniger entwickelten Länder der Erde das Thema „Ethik“ immer stärker in den Vordergrund stellt. Die Forschungsfrage beschäftigt sich sowohl mit der Interdependenz einer derart globalisierten Welt, als auch mit der Auswirkung diverser auf internationaler Ebene getroffenen Entscheidungen auf die Menschen, vor allem in der sogenannten Dritten Welt. Der Ausgangspunkt der Arbeit ist die Diskrepanz zwischen Ethik (mit deren Wurzeln in der Philosophie) und internationaler Entwicklung (mit deren Wurzeln in der Ökonomie), um die Auseinandersetzung mit den relevanten Themen der globalen Politik inklusive Entscheidungsprozessen und den Unterschieden zwischen Theorie und Praxis zu verdeutlichen. Die Themenbereiche Politik, Ökonomie, Recht, Medien, Soziales, Ethnizität, Umwelt, Militärangelegenheiten und Wahrnehmung (als ergänzenden und entscheidenden psychologischen Faktor) zeigen auf, wie komplex und interdependent die Gesellschaftspolitik geworden ist. Die Schlussfolgerung plädiert auf einen ernsthaften Dialog sowie auf neuere Ansätze in der Weltpolitik durch Bewusstseinsbildung und Empowerment, sowohl in den entwickelten als auch in den weniger entwickelten Ländern. Diese Arbeit wurde in englischer Sprache verfasst. Prodan, Dorottya 197 WISSENSCHAFTSPREIS DES SOZIALMINISTERIUMS FÜR JUNGAKADEMIKERiNNEN Abstracts der eingereichten Arbeiten 136. Puchmüller, Katharina Maria Culture as an environmental context for the international dual-career family A comparison between Austria, Canada and Taiwan Master’s Thesis. Johannes Kepler Universität Linz. 2013 Modern work demands and forces of globalization require more employees to gain international work experience. Tasks on an international level are more likely to be integrated into job descriptions resulting in increased international business travel or any form of international assignment. Another growing phenomenon, lying in the private sphere of an employee, is the growing number of dual-career partnerships where both partners pursue and are committed to their careers. Especially for women the integration of international work and a dual-career family structure may in particular be demanding. The extent to which the combination of international work and family is possible, is also influenced by the cultural environment. But not only culture is influential, also social institutions such as welfare state policies build the context, in which career and family is embedded. Thus, some national environments may facilitate the existence of international dual-career families more than others through providing childcare facilities or preferential parental leave policies. This thesis aims at examining the situation of international business travelers (IBTs), in particular female business travelers, living in dual-career families in Austria, Canada and Taiwan, in order to detect cultural differences and similarities across three continents. The thesis explores how career and family concerns are handled in various cultural contexts, and identifies that the phenomenon of the international dual-career family is inevitably culture-bound. By applying an exploratory approach, interview data were collected from 14 female IBTs living in dual-career families, representing three countries. These interviews were analyzed using content analysis. Although societal perceptions regarding female IBTs in dual-career families vary among cultures, women’s personal experiences differ to a much lesser degree. Common ideas and understanding of combining family and career life connects female IBTs across cultures. Thus, this study unveils that women living in dual-career families are very similar across cultures, though their local environment may differ in societal and institutional perceptions. This thesis represents an exploratory examination in comparing dual-career family lifestyles among cultures. Furthermore, it includes Western and non-Western cultures and, thus, contributes to the limited amount of cross-cultural literature in the field of work-family research. The findings clearly show how important company support is for making frequent travelling possible for women in dual-career families. Furthermore, the results suggest that female IBTs in dual-career families face societal stereotypes across cultures which impede combining career and family life. Organizational and governmental actions are required to provide support and to increase the acceptance within society. Besides the strength of the study, this thesis also has some limitations. First, the interviews in the empirical study were conducted only in three countries so that 198 Puchmüller, Katharina Maria WISSENSCHAFTSPREIS DES SOZIALMINISTERIUMS FÜR JUNGAKADEMIKERiNNEN Abstracts der eingereichten Arbeiten the variety of countries may be too limited to compare the influence of cultural values on the dual-career family. Furthermore, throughout the interviews the main focus is set on analyzing the impact of national culture, the corporate cultural influence remaining unclear. Diese Arbeit wurde in englischer Sprache verfasst. Puchmüller, Katharina Maria 199 WISSENSCHAFTSPREIS DES SOZIALMINISTERIUMS FÜR JUNGAKADEMIKERiNNEN Abstracts der eingereichten Arbeiten 137. Quehenberger, Brigitte Corporate Volunteering Nutzen, Chancen und Herausforderungen aus der Perspektive sozial­wirtschaftlicher Organisationen Masterarbeit. FH Campus Wien. 2012 Diese Arbeit beschäftigt sich mit dem Thema Corporate Volunteering. Empirische Informationen über Corporate Volunteering sind derzeit in Österreich noch rar. Desweiteren beleuchten die meisten Studien und Publikationen vorwiegend die Unternehmensseite. Hinsichtlich der sozialwirtschaftlichen Perspektive gibt es nur wenige Studien und/oder Publikationen. Die vorliegende Arbeit sollte deshalb einen Baustein zur empirischen Erfassung und für das theoretische Verständnis von Corporate Volunteering aus sozialwirtschaftlicher Perspektive liefern. Im Rahmen einer qualitativen Studie wurden dreizehn VertreterInnen von sozialwirtschaftlichen Organisationen in Wien befragt. Dadurch sollte herausgefunden werden, welcher Nutzen für Wiener sozialwirtschaftliche Organisationen durch die Kooperation mit Unternehmen entsteht, welche Chancen und Herausforderungen diese dabei sehen und welche Voraussetzungen für eine erfolgreiche Kooperation beachtet werden sollten. Die Studie kommt zu dem Ergebnis, dass sozialwirtschaftliche Organisationen von Corporate Volunteering profitieren können, wenn bestimmte Voraussetzungen und Rahmenbedingungen beachtet werden. 200 Quehenberger, Brigitte WISSENSCHAFTSPREIS DES SOZIALMINISTERIUMS FÜR JUNGAKADEMIKERiNNEN Abstracts der eingereichten Arbeiten 138. Rameder, Paul Die Reproduktion sozialer Ungleichheiten in der Freiwilligenarbeit. Theoretische Perspektiven und empirische Analysen zur sozialen Schließung und Hierarchisierung in der Freiwilligenarbeit. Dissertation. WU Wien. 2014 Die vorliegende Arbeit hat sich zum Ziel gesetzt, der Frage nach den Beiträgen der Freiwilligenarbeit bei der Entstehung und der Reproduktion sozialer Ungleichheit nachzugehen. Die Freiwilligenarbeit leistet in vielen gesellschaftlichen Bereichen einen wichtigen Beitrag. Ohne Freiwilligem Engagement wären zahlreiche wohlfahrtsstaatliche (Dienst-)Leistungen in der aktuellen Form nicht verfügbar und finanzierbar. Diese Perspektive prägt vielfach auch die öffentliche Diskussion und die mediale Berichterstattung. Sozial nachteilige Effekte der Freiwilligenarbeit werden sowohl in der Forschung als auch im öffentlichen Diskurs nur selten thematisiert. So wird auch der Zusammenhang zwischen Freiwilligenarbeit und sozialer Ungleichheit meist verkürzt und einseitig wie folgt dargestellt: Freiwilligenarbeit bzw. Freiwilligenorganisationen reduzieren soziale Ungleichheit. Durch soziales bzw. karitatives Engagement werden Leistungen für Menschen aus sozial benachteiligten Bevölkerungsgruppen zur Verfügung gestellt. Zusätzlich wirkt das Freiwillige Engagement selbst sozial inkludierend und kompetenzerweiternd. Die empirischen Befunde zu den Zugangsvoraussetzungen wie zu den Auswirkungen der Freiwilligenarbeit widersprechen jedoch dieser eindimensionalen Betrachtungsweise. In der Dissertation wird daher folgender Frage nachgegangen: In welcher Form und in welchen Bereichen leistet die Freiwilligenarbeit einen Beitrag zur Genese und Reproduktion sozialer Ungleichheit? Aus theoretischer Perspektive kommt es durch den, vom Geschlecht, von der ethnischen Herkunft und vom sozialen Status abhängigen Zugang zur Freiwilligenarbeit sowie der hierarchischen Positionsbesetzung innerhalb der Freiwilligenorganisationen zu einer Reproduktion ungleicher Handlungsmöglichkeiten. Die interne hierarchische Strukturierung entlang der aus der Erwerbsarbeit bekannten Dimensionen wie Geschlecht, Bildungsgrad, soziale Netzwerke sowie zusätzlich beruflicher Status haben zur Folge, dass es in der Freiwilligenarbeit zu einer weiteren Akkumulation von Macht, Prestige sowie bedeutsamen Sozialkontakten kommt. Die Verbindung der Forschungsarbeiten zu den Zugangsdeterminanten mit den bestehenden Befunden zu den Auswirkungen von Freiwilligem Engagement führen zu der These, dass es zu einer Reproduktion sozialer Ungleichheiten in und durch die Freiwilligenarbeit kommt. Anhand multivariater Analysen von Mikrozensusdaten zur Freiwilligenarbeit in Österreich (N=11.657; 2006/Q4) wird nachgewiesen, dass der Zugang zur Freiwilligenarbeit in hohem Maße durch die Ressourcenausstattung (Bildungsgrad, beruflicher Status, Vermögenausstattung) der Individuen geprägt ist. Erst ein Mindestmaß an ökonomischer Absicherung, an Bildungskapital und an bestehender sozialer Inklusion ermöglicht den Zugang zur Freiwilligenarbeit. Das Geschlecht, der berufliche Status und der Bildungsgrad entscheiden in weiterer Folge über die hierarchische Position in der Freiwilligenarbeit. Rameder, Paul 201 WISSENSCHAFTSPREIS DES SOZIALMINISTERIUMS FÜR JUNGAKADEMIKERiNNEN Abstracts der eingereichten Arbeiten Beim Zugang variiert die Bedeutung der sozialen Merkmale (Geschlecht, Alter, ethnische Herkunft) sowie der Ressourcen (Kapitalien) stark zwischen den einzelnen Feldern (Sport, Katastrophenhilfe, Soziales, Religion) und tradierte geschlechterstereotype Rollenbilder werden sichtbar: Im Sport und der Kata­ strophenhilfe überwiegen zahlenmäßig die Männer, im Sozialen und der Religion überwiegen die Frauen. Jedoch sind in allen untersuchten Feldern Männer in Führungs- und Leitungspositionen überrepräsentiert, Frauen wiederum überdurchschnittlich oft mit administrativen und unterstützenden Aufgaben betraut. Die interne Aufgaben- und Funktionsverteilung in der Freiwilligenarbeit spiegelt damit die ungleichen Machtverhältnisse der Gesellschaft wider. Der selektive Zugang und die internen Machtstrukturen in der Freiwilligenarbeit führen zu einer Verfestigung und teilweisen Verstärkung gesellschaftlicher Ungleichheit. Damit tragen weiterhin die in der Freiwilligenarbeit erstellten (Dienst-)Leistungen zur Reduktion sozialer Ungleichheit bei, nicht jedoch das Freiwillige Engagement selbst. Die 1. Auflage der Arbeit wurde 2015 vom Peter Lang Verlag (Frankfurt/M.) publiziert. 202 Rameder, Paul WISSENSCHAFTSPREIS DES SOZIALMINISTERIUMS FÜR JUNGAKADEMIKERiNNEN Abstracts der eingereichten Arbeiten 139. Rauchbüchl, Elisabeth Regionale Verständigung Die kommunikativen Herausforderungen für Prozesse der BürgerInnen­beteiligung Magisterarbeit. Universität Wien. 2014 BürgerInnenbeteiligung ist eine Form von Partizipation, angefangen auf lokalster Ebene. Menschen haben immer mehr Interesse daran, ihr Wohn- und Arbeitsumfeld, die Region oder den Stadtteil nachhaltig mitzugestalten. Informelle und nicht-verfasste Formen der Beteiligung lassen eine aktive Teilnahme am öffentlichen Leben zu. Die Kommunikation dient als „Regionale Verständigung“, um BürgerInnen zur Beteiligung zu motivieren. Die Aktivierung der Öffentlichkeit für Projekte oder Prozesse zu regionalen, nachhaltigen Themen stellt ProjektinitiatorInnen jedoch vor einige Herausforderungen. Das Ziel dieser Arbeit ist, die kommunikativen Herausforderungen von BürgerInnenbeteiligungsprozessen im Hinblick auf Partizipation, Regionalität und Nachhaltigkeit darzulegen. Die angewendete Methode ist ein qualitativer Vergleich verschiedener Perspektiven von AkteurInnen. Dafür wurden sieben Personen in offenen, problemzentrierten Interviews zum Thema befragt. Die Basis dieser Arbeit ist die Theorie der Verständigungsorientierten Öffentlichkeitsarbeit (VÖA). Demnach entstehen Herausforderungen aufgrund des sozialen Netzwerks, in dem ein Beteiligungsprozess umgesetzt werden soll. Das soziale Netzwerk ist ausschlaggebend für die Kommunikation mit den AkteurInnen. Man hat es z.B. mit einem in sich geschlossenen „Kernnetzwerk“ oder mit sehr heterogenen „Unternetzwerken“ zu tun. Die Zielgruppenansprache differenziert sich nach aktiven und inaktiven Gruppen. Es werden demnach gezielt Personen mit aktivem Interesse angesprochen und eine Bewusstseinsbildung bei inaktiven Zielgruppen unternommen. Für die Umsetzung einer verständigungsorientierten Kommunikation sind vor allem Information, Vertrauen und Diskurs wichtig. Regionale Identitätsmerkmale werden kaum berücksichtigt, sondern für eine Beteiligung vorausgesetzt. Eine direkte Kommunikation ist für eine Verständigung und Interaktivität mit allen AkteurInnen, z.B. in Form von Vernetzungstreffen, besonders wichtig. Diese Form der Interaktion spielt sich vermehrt im realen Leben ab. Das Potential der Online-Möglichkeiten wurde teilweise aber bereits erkannt. Rauchbüchl, Elisabeth 203 WISSENSCHAFTSPREIS DES SOZIALMINISTERIUMS FÜR JUNGAKADEMIKERiNNEN Abstracts der eingereichten Arbeiten 140. Reiner, Julia Sexualität in Vorarlberger Pflegeheimen Ausgangsbedingungen für gelebte Sexualität auf organisatorischer und p ­ ersoneller Ebene Masterarbeit. FH Vorarlberg. 2014 Hintergrund und Fragestellung: In ihrer Beziehungsfunktion bildet Sexualität eine lebenslang bestehende Erlebnisdimension zur Erfüllung biopsychosozialer Bedürfnisse nach Zuwendung und Bindung. Die Verwirklichungschancen gewünschter Sexualität werden im Falle von Pflegebedürftigkeit mehrfach beeinträchtigt und im Zuge dessen wesentlich durch das Ausmaß an Offenheit und Unterstützung des Umfeldes bestimmt. Diesbezüglich stehen Pflegeheime wiederholt in Kritik, wenngleich im deutschsprachigen Raum nur wenig empirische Befunde vorliegen. Für den stationären Pflegebereich Vorarlbergs wurde daher untersucht, welche Ausgangsbedingungen für gelebte Sexualität von HeimbewohnerInnen auf organisatorischer und personeller Ebene vorherrschen. Methode: In die Triangulationsstudie konnten von allen 50 angefragten Vorarlberger Pflegeheimen 37 einbezogen werden. Mittels leitfadengestützter ExpertInneninterviews wurden 33 Pflegedienstleitungen zu organisatorischen Rahmenbedingungen befragt. 481 Pflegekräfte (89% Frauen) im Alter von 20 bis 66 Jahren (M=42; SD=10) nahmen an der schriftlichen Befragung mittels standardisiertem Fragebogen zur Erfassung ihrer Einstellungen zu Sexualität im Alter gemäß der Aging Sexual Knowledge and Attitudes Scale (ASKAS) teil (Rücklaufquote 51%). Ergebnisse: Qualitative wie quantitative Befunde sprechen für die Präsenz von gelebter, als auch nicht gelebter, gewünschter Sexualität bei PflegeheimbewohnerInnen. Die befragten Pflegedienstleitungen signalisieren aufgeschlossene Haltungen gegenüber dem Thema und eine grundsätzliche Akzeptanz von sexuellen Aktivitäten bei HeimbewohnerInnen. Unterstützungsmaßnahmen und Gespräche bei Anliegen zur Sexualität werden teilweise praktiziert, setzen in der Regel jedoch konkrete Anlassfälle oder die Initiative der HeimbewohnerInnen voraus. Außerhalb des Verantwortungsbereichs der Pflegeheime liegende Einflussgrößen, wie der Widerstand von Angehörigen oder die rechtlichen Bestimmungen im Hinblick auf die Organisation aktiver Sexualassistenz, können die Umsetzung gezielter Hilfestellungen bei sexuellen Bedürfnisäußerungen von HeimbewohnerInnen erschweren. Teilweise im Widerspruch zu den Erfahrungen der Pflegedienstleitungen liegen auf der Ebene der Pflegekräfte im Mittel positive Einstellungen zu Sexualität im Alter gemäß ASKAS vor (M=47; SD=11). Dabei geht ein höheres Kompetenzniveau in Form einer höheren Berufsausbildung (p/2<0,001), mehr Jahren an Berufserfahrung (p/2=0,024) oder einschlägigen Weiterbildungserfahrungen (p/2<0,001) mit positiveren Einstellungen einher. 204 Reiner, Julia WISSENSCHAFTSPREIS DES SOZIALMINISTERIUMS FÜR JUNGAKADEMIKERiNNEN Abstracts der eingereichten Arbeiten Schlussfolgerungen: Der repräsentierten Aufgeschlossenheit in den Pflegeheimen stehen wenig initiative und gezielte Unterstützungsmaßnahmen im praktischen Umgang mit dem Thema Sexualität von HeimbewohnerInnen gegenüber. Schulungen für Pflegekräfte und weitere Handlungsmaßnahmen auf der Ebene von Beteiligten und Betroffenen zum Ausbau förderlicher Ausgangsbedingungen für gelebte Sexualität werden aufgezeigt. Aufgrund methodischer Limitationen erscheinen weitere Studien über die Einstellungen von Pflegekräften zum Thema Sexualität im Alter empfehlenswert. Reiner, Julia 205 WISSENSCHAFTSPREIS DES SOZIALMINISTERIUMS FÜR JUNGAKADEMIKERiNNEN Abstracts der eingereichten Arbeiten 141. Reitzer, Matthias Emotionserleben und Emotionsregulation in der Kinderschutzarbeit Dissertation. Leopold-Franzens-Universität Innsbruck. 2013 Diese Arbeit bietet einen Überblick über die Inhalte der Kinderschutzarbeit in Österreich und untersucht das Bewältigungsverhalten der MitarbeiterInnen im Umgang mit belastenden Situationen traumatisierter Opfer und deren Bezugssystem. Dabei wird der Fokus auf die Emotionsregulierungsstrategien der HelferInnen gelegt, geschlechtsspezifische Unterschiede erforscht und der Umgang mit sekundären Traumatisierungen beleuchtet. Figley (1995) prägte den Begriff der „compassion fatigue“, welchen er als eine natürliche, vorhersehbare, behandelbare und verhinderbare unerwünschte Folge der Arbeit mit traumatisierten Menschen definiert und durch Gleichgültigkeitsgefühle, Hypervigilanz, Reizbarkeit, Schlafstörungen und Konzentrationsschwierigkeiten charakterisiert. Der zweite Aspekt, der in dieser Arbeit beleuchtet wird, ist das Emotionserleben und die Emotionsregulation der HelferInnen in den Kinderschutzeinrichtungen. Der Großteil der Befragten sah sich als wenig „compassion fatigue“- und „burnout“-gefährdet, aber erlebte hohe Zufriedenheit durch die Tätigkeit (Frauen signifikant höher als Männer). Allerdings zeigten sich weder Geschlechtsunterschiede noch Unterschiede in der Berufserfahrung. Wut, Überforderung und Traurigkeit wurden am häufigsten bei den als subjektiv schwierig erlebten Gefühlen in der Klientenarbeit genannt. Die am häufigsten angewandten Emotionsregulationsstrategien waren „soziale Unterstützung“, „Reflexion“, „Empathie“ und „Musterreflexion“. Im mäßig angewandten Bereich lagen die Körperwahrnehmungsstrategien. In nahezu allen Strategien gab es keine signifikanten Unterschiede hinsichtlich Geschlecht und Berufsjahren. Ein nahezu signifikanter Geschlechtsunterschied zeigte sich in der Strategie „soziale Unterstützung“, wobei die weiblichen Kolleginnen diese Strategie öfter anwenden als die männlichen Kollegen. Die Strategien „Überlastung“, „sich verlieren“ und „Ablenkung“ sind signifikante Prädiktoren für das Ausmaß an „compassion fatigue“ (je mehr diese Strategien zur Anwendung kommen, desto eher bildet sich ein Zustand von Mitgefühlserschöpfung). Die Strategien „Dissoziation“ und „Empathie“ beeinflussen die „compassion satisfaction“ (befriedigendes Gefühl durch helfende Tätigkeit). 206 Reitzer, Matthias WISSENSCHAFTSPREIS DES SOZIALMINISTERIUMS FÜR JUNGAKADEMIKERiNNEN Abstracts der eingereichten Arbeiten Die Signale des Körpers sind ebenso Prädiktoren eines Burnoutrisikos und korrelieren positiv (je mehr ich körperliche Signale, z.B. Erröten, Zittern, Weinen, setze, desto höher ist meine Burnoutgefährdung). Demnach ist das Erlernen der Kontrolle unserer Körperwahrnehmung ein wichtiger Protektionsfaktor gegen Burnout. Die Hypothesen dieser Arbeit konnten also nur teilweise bestätigt werden. Allerdings geben die Daten einen guten Einblick in die Kinderschutzarbeit und lassen sich für Maßnahmen der Psychohygiene nutzen. Reitzer, Matthias 207 WISSENSCHAFTSPREIS DES SOZIALMINISTERIUMS FÜR JUNGAKADEMIKERiNNEN Abstracts der eingereichten Arbeiten 142. Rieder, Florian Alles Bleibt Anders! – Operative und Strategische Perspektiven der Interkulturellen Sozialen Arbeit im Zeitalter der ­Globalisierung Masterarbeit. FH Vorarlberg. 2012 Die vorliegende Masterarbeit untersucht folgende Forschungsfrage: Was sind die hauptsächlichen Erfahrungen und Prognosen in der ausgewählten Fachliteratur zu zukünftigen Handlungsfeldern der Interkulturellen Sozialen Arbeit im Globalisierungskontext? Anhand einer systematischen Literaturanalyse werden Perspektiven ermittelt, die für die sozialarbeiterische Zukunft im Globalisierungskontext relevant werden können. Eine Quantitative Frequenzanalyse filtert die zu untersuchende Literatur, um Aussagen der Literaturbeiträge per Häufigkeit zu erkunden. Die zwei Kategorien mit den meisten Treffern sind dabei Zivilgesellschaft und Menschenrechte. Anhand einer Systematischen, Zusammenfassenden Inhaltsanalyse wird das relevante Textmaterial dieser beiden Kategorien theoriegeleitet und qualitativ untersucht. Es ist einerseits ersichtlich, dass die beiden analysierten Themenfelder in ihrer Ausrichtung eng miteinander verwoben sind und sich gegenseitig beeinflussen. Andererseits können eine Reihe kategorienübergreifender Perspektiven für die Zukunft der Interkulturellen Sozialen Arbeit bestimmt werden: Um Instrumente zur Etablierung der Menschenrechte und Stärkung der Zivilgesellschaft zu erlangen, müssen in Zukunft rechtliche Kompetenzen ebenso Eingang in die Ausbildung der Interkulturellen Sozialen Arbeit finden wie ein tiefergehendes Verständnis über die Einsetzbarkeit der Menschenrechte, konkrete Maßnahmen zivilgesellschaftlicher Aktivierung sowie sozialwirtschaftliche und managementorientierte Kompetenzen. Bei der rechtlichen Verankerung der Menschenrechte und der damit impliziten Stärkung der Zivilgesellschaft bedarf es einer breiten Verankerung von Sozialrecht auf möglichst vielen Ebenen der Gesetzgebung. Durch die Perspektive einer internationalen Vernetzung von zivilgesellschaftlichen Organisationen können sowohl menschenrechtliche Diskurse angeregt, als auch mehr Mitspracherecht auf internationaler Ebene eingefordert werden. Um dabei die Wirtschaft in soziale Transformationsprozesse miteinzubeziehen, bedarf es einer Implementierung verschiedener freiwilliger und verpflichtender Instrumente auf dem ökonomischen Sektor, die sowohl eine Stärkung der Menschenrechte als auch ein neugewonnenes BürgerInnenbewusstsein stimulieren. 208 Rieder, Florian WISSENSCHAFTSPREIS DES SOZIALMINISTERIUMS FÜR JUNGAKADEMIKERiNNEN Abstracts der eingereichten Arbeiten 143. Riedl, Felix The Relevance of Social Entrepreneurship in the Mixed Economy of Welfare Master’s Thesis. Johannes-Kepler Universität Linz. 2014 This Master’s thesis aims to explain the impact of key socioeconomic and political institutions of mixed welfare economies on the perceived relevance of social entrepreneurship. Within the perspective of a mixed economy of welfare, social entrepreneurship is defined as a market-driven mode of social welfare production. Contrary to earlier research on the contextualization of social entrepreneurship, the present work emphasizes an explicit role of market and welfare-state institutions as well as large-scale social problems in Western post-industrial countries. Based on a cross-national expert survey (N=353), the empirical analysis demonstrates that the country-specific institutional configurations of production and social protection as well as changing social problems influence, how national experts evaluate the relevance of social entrepreneurship. By introducing the analytical dimension of relevance and incorporating mainstream theory from comparative political economy and welfare state research, the Master’s thesis contributes to the emerging literature on the institutional embeddedness of social entrepreneurship. Diese Arbeit wurde in englischer Sprache verfasst. Riedl, Felix 209 WISSENSCHAFTSPREIS DES SOZIALMINISTERIUMS FÜR JUNGAKADEMIKERiNNEN Abstracts der eingereichten Arbeiten 144. Riedmüller-Senk, Karin Die souvärene Patientin: eine vigilante Patientin? Der souvärene Patient: ein vigilanter Patient? Chancen und Risiken der Einbindung von Patientin und Patient in die M ­ eldung des Verdachts von ­unerwünschten Wirkungen von Arzneimitteln Masterarbeit. IMC Fachhochschule Krems. 2014 Seit Juni 2013 haben Österreicherinnen und Österreicher durch die Implementierung der EU-Pharmakovigilanz-Richtlinie (2010/84/EU) die Möglichkeit, den Verdacht unerwünschter Wirkungen von Arzneimitteln selbst zu melden. Bisher war dies ausschließlich Angehörigen von Gesundheitsberufen und Pharmaunternehmen möglich. Die vorliegende Arbeit widmet sich den potenziellen Auswirkungen dieser Möglichkeit auf Patientensouveränität und Patientensicherheit und den damit verbundenen Chancen und Risiken aus der Sicht von Vertreterinnen und Vertretern ausgesuchter Stakeholder des österreichischen Gesundheitswesens. Die Datenerhebung erfolgte durch Literaturrecherche und durch elf strukturierte Leitfaden-Interviews. Ziel ist die Generierung von Hypothesen. Ergebnis der Recherche ist, dass die Möglichkeit der Meldung des Verdachts von unerwünschten Wirkungen von Arzneimitteln durch Patientinnen und Patienten einen weiteren Schritt in Richtung Erhöhung der Patientensicherheit und in Richtung Erhöhung der Patientensouveränität darstellt. Die Möglichkeit eröffnet die potentiellen Chancen der bewussten Auseinandersetzung aller Beteiligten mit Gesundheit, Krankheit und Therapie, der Förderung einer gleichberechtigten Beziehung zwischen Behandelnden und Behandelten, verbesserter Informationen über das Nutzen-Risiko-Profil von Arzneimitteln sowie der generellen Sensibilisierung bezüglich Medikationssicherheit. Potentielle Risiken ergeben sich aus mangelhafter Datenqualität aufgrund unvollständig oder fehlerhaft ausgefüllter Meldeformulare, der verwendeten medizinischen Fachsprache, der Bias durch Nichterreichung bestimmter Bevölkerungsschichten, der Verstärkung des Nocebo-Effektes und einer vermuteten Überlastung der Akteure. Bislang ist das Wissen um die Möglichkeit weder in Fachkreisen noch in der Bevölkerung ausreichend vorhanden. Durch auf- und erklärende Kommunikation und Information könnten die Awareness und Kompetenz geschaffen werden, um die Potentiale, die diese Möglichkeit der patienteninvolvierenden Pharmakovigilanz eröffnet, ausschöpfen zu können. 210 Riedmüller-Senk, Karin WISSENSCHAFTSPREIS DES SOZIALMINISTERIUMS FÜR JUNGAKADEMIKERiNNEN Abstracts der eingereichten Arbeiten 145. Röder, Carina Eine systemische Wirtschaftsanalyse und die Aushandlung sozial­ verträglicher Alternativen aus Sicht der Sozialen Arbeit Masterarbeit. Management Center Innsbruck. 2013 Diese Arbeit beschäftigt sich mit dem gegenwärtigen Wirtschaftssystem auf volkswirtschaftlicher Ebene und stellt dabei die Frage, inwiefern es einer Veränderung der gegenwärtigen Wirtschaftsordnung bedarf, um einen Anstieg sozialer Probleme zu verhindern bzw. diese präventiv zu vermeiden. Um diesen Bezugspunkt umfassend verstehen und gestalten zu können, ist eine historische, aber auch metatheoretische Analyse der Wirtschaft notwendig. Dabei wird unter anderem die Annahme bestätigt, dass das gegenwärtige wirtschaftspolitische System überwiegend atomistisch und holistisch, jedoch nicht systemisch organisiert ist. Kurzzeitkalkulationen, Ressourcenverschwendungen, soziale Verwerfungen etc. sind die Folge und es kann die Hypothese begründet werden, dass ein Wirtschaftssystem auf Basis des Systemismus sozialverträglicher, menschenfreundlicher, ökologisch nachhaltiger und ressourcenschonender sei. Anhand konkreter Alternativen, wie solidarischer Wirtschaftsmodelle, einem Konzept der Moralökonomie, aber auch der Gemeinwohlökonomie nach Felber und dem systemischen Paradigma der Sozialen Arbeit nach Staub-Bernasconi, können anregende Impulse gesetzt werden, die zum Teil bereits auch schon mit konkreten Handlungsanweisungen ausgestattet sind. Eine mehrdimensionale Beschreibung gegenwärtiger, in Korrelation mit der Wirtschaft stehender, sozialer Probleme bildet die fundierte Ausgangsbasis hierfür, wobei die Soziale Arbeit, als darauf spezialisierte Profession, einen hohen Stellenwert einnimmt. Zudem kann diese Arbeit als Plädoyer dafür gesehen werden, dass ungenützte Ressourcen bzw. Synergieeffekte zwischen Wirtschaft, Politik und Sozialer Arbeit gezielt vermehrt für eine effizientere und vor allem effektivere Zusammenarbeit wahrgenommen und aufgegriffen werden müssen. Brach liegendes Potenzial kann dadurch freigesetzt und gezielt, beispielsweise für sozialökologisches Wirtschaften, eingesetzt werden. Hauptziel dieser Arbeit ist also die systemische Betrachtung der Wirtschaft, das Aufschlüsseln von Problemen und Ressourcen, aber auch das konkrete Entwickeln von umsetzbaren Ideen, die sozialen Frieden und gutes (Zusammen-)Leben nachhaltig ermöglichen. Röder, Carina 211 WISSENSCHAFTSPREIS DES SOZIALMINISTERIUMS FÜR JUNGAKADEMIKERiNNEN Abstracts der eingereichten Arbeiten 146. Rroshi, Daniela “Labour Market Outcomes of Immigrants in Austria: With a Special Focus on Over-qualification” Magisterarbeit. Universität Wien. 2014 The thesis addresses the question of over-education of immigrants in the Austrian labour market. It relies on the recently released PIAAC data of 2011/2012 to give multiple estimates of the extent of over-education of immigrants in the Austrian labour market and compare it to the over-education of natives. Descriptive statistics as well as a logit regression model show that immigrants are much more likely to be over-educated than natives. The incidence of over-education using the direct measure of over-qualification is 40.8% for immigrants, whereas the proportion of natives that is over-qualified is 25.7%. It is interesting that a much lower proportion of immigrants perceive themselves as over-educated. Contrasting over-education with skill mismatch shows that a very high proportion (67%) of the over-qualified immigrants are also over-skilled, indicating that there is a real over-qualification, i.e. that a majority of them are under-utilizing their skills. The second question of this thesis focuses on the wage differences between over-qualified and adequately qualified workers. Estimations of a simple Verdugo N. and Verdugo R. (1989) model show that over-educated immigrants earn on average 10.9% per hour less than the well-matched colleges with the same level of education. While skill control measures do not play a role for the pay implications, controlling for skill under-utilization yields a much lower estimate of the wage penalty of immigrants, amounting to only 4.7%. This magnitude is, however, not significant and one can conclude that the wage penalty reduces to 0% when skill proficiency and over-skilling are controlled for. This evidence suggests that, for immigrants, the pay penalties are to a large extent the result of their under-utilization of skills. Diese Arbeit wurde in englischer Sprache verfasst. 212 Rroshi, Daniela WISSENSCHAFTSPREIS DES SOZIALMINISTERIUMS FÜR JUNGAKADEMIKERiNNEN Abstracts der eingereichten Arbeiten 147. Rumplmaier, Bernhard Educational Mobility and (In)equality in a European Perspective Master Thesis. WU Wien. 2014 Die vorliegende Arbeit liefert eine deskriptive Analyse der intergenerativen Bildungsmobilität sowie der Ungleichheit von Bildung in 16 europäischen Ländern. Zu Beginn der Arbeit steht ein Überblick über die existierende Literatur und Evidenz bezüglich des Zusammenhangs von Ungleichheit und sozialer Mobilität. Aufbauend auf diesem vorhandenen Wissensstock zeigt die Arbeit, basierend auf einem einheitlichen Datensatz (ESS), deutliche Unterschiede in Bezug auf Ungleichheit von Bildung und „Erblichkeit von Bildungsniveaus“. Die Ergebnisse zeigen deutlich, dass insbesondere die nordischen Staaten weniger Ungleichheit in Bezug auf Bildungsniveaus und gleichzeitig auch hohe intergenerative Bildungsmobilität aufweisen. Am anderen Ende der Skala liegen einige südliche Staaten. Ebenso zeigt sich, dass eine Analyse nach Geschlecht der Kinder und Eltern detailliertere Informationen liefert, da sich zeigt, dass die steigende soziale Mobilität in vielen Ländern Europas insbesondere durch die besseren Aufstiegschancen von jungen Frauen erzielt wurde. Abschließend erlaubt die Arbeit einen Einblick in drei – innerhalb der Literatur – als zentral erachtete Aspekte, die sowohl Ungleichheit als auch soziale Mobilität beeinflussen können. Dabei wird gezeigt, dass einerseits niedrige und fehlgerichtete Bildungsausgaben, ebenso wie eine zu frühe Trennung von SchülerInnen in höher- und niederrangige Schulen kontraproduktiv sind, um soziale Ungleichheit und geringe soziale Mobilität zu bekämpfen. Zentral ist jedoch die Erkenntnis, dass qualitativ hochwertige frühkindliche Betreuung sowohl positiv auf die Chancen aller inkludierten Kinder wirkt, als auch zahlreiche positive „Nebenwirkungen“ wie qualifizierte Arbeitsplätze im Bildungssektor, sowie höhere Frauenerwerbsquoten mit sich bringt. All dies fördert nicht nur die soziale Inklusion, sondern erhöht die Chancengleichheit von Kindern aus allen Bereichen der Gesellschaft. Schließlich bietet die Arbeit ein kurzes Unterrichtskonzept für den Gegenstand Volkswirtschaft der 5. Klasse der Handelsakademie, um diese gesellschaftlich bedeutende Thematik jungen Erwachsenen näher zu bringen. Diese Arbeit wurde in englischer Sprache verfasst. Rumplmaier, Bernhard 213 WISSENSCHAFTSPREIS DES SOZIALMINISTERIUMS FÜR JUNGAKADEMIKERiNNEN Abstracts der eingereichten Arbeiten 148. Safa, Sarah Das Konzept der „Schlüsselarbeitskraft“ im internationalen ­Migrations­umfeld Diplomarbeit. Universität Wien. 2013 Diese Arbeit untersucht auf der einen Seite das Migrationskonzept der gesteuerten Zuwanderung von hochqualifizierten Migranten mittels Bewertungssystemen, wie sie in Australien oder Kanada bereits seit vielen Jahren im Einsatz sind. Dazu wird auf die aktuelle Migrationsforschung zurückgegriffen und allfällige Kritik erläutert und bewertet. Auf der anderen Seite steht die Umsetzung dieses Migrationskonzeptes in Österreich mittels der „Schlüsselarbeitskraft“ bzw. – seit 2011 – über die Rot-Weiß-Rot-Card, im Focus. Es wird untersucht, ob das österreichische Konzept dazu geeignet ist, im internationalen Wettbewerb um hochqualifizierte Migranten eine bedeutende Rolle zu spielen oder ob die spezifisch österreichische Umsetzung dieses Migrationskonzeptes bereits an der Zielsetzung scheitert. Die vorliegende Arbeit ist eine Literaturarbeit. Sie befasst sich daher mit der Sichtung, Aufbereitung und Zusammenfassung der relevanten Literatur und Daten, welche als theoretische Basis für die Beantwortung einer Hauptforschungsfrage, drei Unterfragen und der Arbeitshypothese dienen. Diese lauten: Welche Migrationskonzepte auf Basis der „Schlüsselarbeitskraft“ gibt es international und wie unterscheiden sich diese? (Hauptforschungfrage) Wie reiht sich das österreichische Konzept der „Schlüsselarbeitskraft“ in diese Migrationskonzepte ein? Wie erfolgt die konkrete Umsetzung dieses Konzeptes in Österreich und welche statistischen Daten sind nach dem ersten Jahr der Einführung verfügbar? Welche Rolle spielt das österreichische Konzept der „Schlüsselarbeitskraft“ in einem vereinten Europa und wie lässt es sich mit den übergeordneten Gesetzesentwürfen auf Unionsebene vereinbaren? 214 Safa, Sarah WISSENSCHAFTSPREIS DES SOZIALMINISTERIUMS FÜR JUNGAKADEMIKERiNNEN Abstracts der eingereichten Arbeiten 149. Scharinger, Blanka Migration und berufliche (Re-)Integration aus dem Blickwinkel des Arbeits-Trainingszentrums pro mente O ­ berösterreich Masterarbeit. FH Oberösterreich. 2013 Die Masterarbeit widmet sich der beruflichen (Re-)Integration von psychisch kranken Menschen mit Migrationshintergrund. Auf Grund der theoretischen Analyse der Fachliteratur in den Bereichen Migration und Gesundheit, Arbeit als Belastung und Ressource sowie berufliche Rehabilitation im Migrationskontext stellt sich einerseits heraus, dass die Beanspruchung der beruflichen Rehabilitation von diesen Menschen kaum registriert wird. Andererseits machen Autoren darauf aufmerksam, dass besonders diese Menschen einer Vielfalt von psychosozialen Belastungen ausgesetzt sind. Vor diesem Hintergrund verfolgt die Masterarbeit das Ziel, die Bedeutung der Erwerbstätigkeit für die psychische Gesundheit der Menschen mit Migrationshintergrund hervorzuheben. Außerdem untersucht sie, ob diese Menschen eine spezifische Gruppe im Bereich der beruflichen Rehabilitation in den Betrieben des Arbeits-Trainingszentrums OÖ aus Sicht von ExpertInnen darstellen und wenn ja, dann in welcher Hinsicht. Schließlich wird die Wichtigkeit der interkulturellen Kompetenzen in Betreuung dieser Zielgruppe erforscht. Die durchgeführte empirische Studie anhand der leitfadengestützten Interviews mit ExpertInnen des Arbeitstrainingszentrums Oberösterreich bestätigt sowohl positive als auch negative Aspekte der Erwerbstätigkeit für die psychische Gesundheit der Menschen mit Migrationshintergrund. Des Weiteren wird deutlich, dass diese Menschen eine spezifische Gruppe im Bereich der beruflichen Rehabilitation aus Sicht der ExpertInnen darstellen. Darüber hinaus wird die Relevanz der interkulturellen Kompetenzen im Betreuungsprozess dieser Zielgruppe unterstrichen. Scharinger, Blanka 215 WISSENSCHAFTSPREIS DES SOZIALMINISTERIUMS FÜR JUNGAKADEMIKERiNNEN Abstracts der eingereichten Arbeiten 150. Scharinger, Katharina John Rawls’ Theorie der Gerechtigkeit und Robert Nozicks radikal-liberale Kritik Diplomarbeit. Universität Salzburg. 2014 Die vom US-amerikanischen Philosophen und ehemaligen Harvard-Professoren John Rawls im Jahre 1979 veröffentlichte „Theorie der Gerechtigkeit“ erregte abrupt die Aufmerksamkeit der Ethik, der politischen Philosophie als auch der breiten Öffentlichkeit. John Rawls plädiert anhand seiner Theorie der Gerechtigkeit nicht nur für gleiche Rechte, Grundfreiheiten und Bildungschancen – er thematisiert auch das Problem der Verteilungsgerechtigkeit und stellt somit eine Theorie auf, die mit all ihren Bestandteilen soziale Gerechtigkeit gewährleisten soll. Einer der bedeutendsten und zugleich auch sicherlich radikalsten Kritiker an der Theorie der Gerechtigkeit von John Rawls ist Robert Nozick, welcher wie Rawls Professor an der Harvard Universität war. Sein Werk „Anarchy, State, Utopia“ stellt eine radikal-liberale Kritik an Rawls’ Theorie dar. Im Gegensatz zu John Rawls plädiert Nozick für Liberalismus und einen Minimalstaat, in dem der Staat seinen Zwangsapparat nicht dazu verwenden darf, einige Bürger dazu zu bringen, anderen zu helfen. Robert Nozick setzt jegliche Besteuerung des Arbeitsverdienstes zu sozialen Zwecken mit Zwangsarbeit gleich und postuliert einen Minimalstaat, der sich auf einige wenige Funktionen, wie zum Beispiel den Schutz auf Diebstahl, beschränkt. Die folgende Diplomarbeit dient nicht nur der Darstellung der beiden Theorien der Gerechtigkeit von John Rawls und Robert Nozick, sondern im Besonderen auch der Thematisierung der wesentlichen Kritikpunkte, die Robert Nozick an John Rawls’ Theorie der Gerechtigkeit äußert. Es werden des Weiteren Gründe für die Theorie der Gerechtigkeit von John Rawls und damit für den Sozialstaat hervorgebracht um, zu zeigen, dass ein Minimalstaat, wie ihn Robert Nozick postuliert, im Gegensatz zu Rawls’ Theorie der Gerechtigkeit in keinem Fall zu sozialer Gerechtigkeit führen kann. Zu guter Letzt wird die Bedeutung der Theorie der Gerechtigkeit von John Rawls für die Gegenwart aufgezeigt. 216 Scharinger, Katharina WISSENSCHAFTSPREIS DES SOZIALMINISTERIUMS FÜR JUNGAKADEMIKERiNNEN Abstracts der eingereichten Arbeiten 151. Schlacher, Petra Zur Vereinbarkeit von Erwerbsarbeit und Privatleben Determinanten des ‚Work-Life Conflicts‘ im europäischen Kontext Masterarbeit. Karl-Franzens-Universität Graz. 2014 Gegenstand und Thema dieser Arbeit ist es, unterschiedliche Einflussfaktoren der Vereinbarkeit von Erwerbsarbeit und Privatleben quantitativ zu untersuchen und verschiedene (Länder-)Gruppen in Europa zu vergleichen. Als Datengrundlage dient der European Social Survey 2004. Dabei wurden die Daten von befragten Berufstätigen aus 23 europäischen Ländern herangezogen. Das Kernstück dieser Untersuchung ist die Durchführung einer Mehrebenenanalyse, eine Regressionsform, bei der für jedes Individuum der Kontexteinfluss berücksichtigt wird. Die herangezogen Erklärungsvariablen werden einerseits der Mikround anderseits der Makroebene zugeordnet. Es lässt sich zeigen, dass Beschäftigte in höheren Berufspositionen, wie Manager und ‚Professionals‘, ein stärkeres Spannungsverhältnis zwischen Erwerbsarbeit und Privatleben wahrnehmen als Hilfsarbeiter oder Beschäftigte in einfachen Dienstleistungsberufen. Arbeitsbezogene Anforderungen stellen sich als besonders relevant im Zusammenhang mit dem wahrgenommenen ‚Work-Life Conflict‘ heraus: eine hohe Arbeitsstundenanzahl, Stress am Arbeitsplatz sowie Arbeit zu unsozialen Zeiten wie an Wochenenden, nachts oder kurzfristig Überstunden leisten zu müssen verstärken das Spannungsverhältnis zwischen Erwerbsarbeit und Privatleben. Im Privatbereich ist vor allem die Qualität der Partnerbeziehung ein entscheidender Faktor: Häufige Uneinigkeiten mit dem/der PartnerIn gehen mit einem höheren ‚Work-Life Conflict‘ einher. Auch Geschlechterdifferenzen lassen sich zeigen: Bei Frauen ist der wahrgenommene ‚Work-Life Conflict‘ stärker ausgeprägt als bei Männern. Hinsichtlich der Ländergruppenunterschiede konnte der vermutete Zusammenhang, dass Befragte in Skandinavien – Länder mit ausgeprägten wohlfahrtsstaatlichen Einrichtungen – einen niedrigeren ‚Work-Life Conflict‘ aufweisen, nicht nachgewiesen werden. Die Ergebnisse dieser Untersuchung deuten tendenziell in die entgegengesetzte Richtung. Schlacher, Petra 217 WISSENSCHAFTSPREIS DES SOZIALMINISTERIUMS FÜR JUNGAKADEMIKERiNNEN Abstracts der eingereichten Arbeiten 152. Schlechter, Maria Symbolische Grenzen im Schulsystem Die Herstellung sozialer Ungleichheit in Klassifikationsprozessen von ­VolksschullehrerInnen Masterarbeit. Universität Wien. 2014 Bisherige Studien haben bereits gezeigt, dass das Bildungssystem, entgegen seiner Intention, ungleiche Lebens- und Teilhabechancen häufig verschärft und auch neue soziale Ungleichheiten hervorbringt. Diese Arbeit beschäftigt sich mit der Rolle von VolksschullehrerInnen bei der Produktion und Reproduktion dieser sozialen Ungleichheit im Schulsystem. Theoretisch basiert die Arbeit auf dem Paradigma der Grenzziehung. Der entscheidende Vorteil dieser Perspektive besteht darin, dass damit eine Forschung möglich ist, die nicht von vordefinierten sozialen Gruppen ausgeht, sondern Definitionsprozesse außerhalb und Identifikationsprozesse innerhalb dieser Gruppen selbst zum Gegenstand der Forschung macht. Im Rahmen dieser Arbeit wurde erforscht, auf welche Art und Weise VolksschullehrerInnen SchülerInnen klassifizieren. Dies wurde anhand von narrativen Interviews mit VolksschullehrerInnen untersucht. Analysiert wurden diese Interviews mit zwei Methoden, die der Biographieforschung nach Gabriele Rosenthal entnommen sind: der thematischen Feldanalyse und der Analyse der (biographischen) Daten. Im Rahmen dieser Analyse wurde ein besonderer Fokus auf das Präsentationsinteresse der LehrerInnen gelegt. Die Handlungsebene wurde auch analysiert, sofern dies das Datenmaterial zuließ. Die Ergebnisse der thematischen Feldanalyse zeigen, dass es in den Präsentationen der LehrerInnen zentral ist, sich als kompetent darzustellen. Diese Darstellung ist verknüpft mit der Erwartung an die Rolle der Lehrerin, SchülerInnen zu wissenden, wohlerzogenen Erwachsenen zu formen. Darin eingebettet sind negative Klassifikationen von SchülerInnen, bei denen die LehrerInnen das erfolgreiche Ausführen der LehrerInnenrolle nicht zeigen können. Als wesentliche Problemkategorien von SchülerInnen verwenden VolksschullehrerInnen vor allem unterschiedliche Arten von Migrationshintergrund, soziale Schicht bzw. soziales Milieu und psychologische Klassifikationen. Diese Kategorien, die gesellschaftlich bereits als problematisch vordefiniert sind, werden von LehrerInnen als Erklärungen herangezogen, warum gewisse SchülerInnen nicht angemessen beschult werden können. Die Grenzen, die LehrerInnen zwischen diesen Kategorien ziehen, sind aber keineswegs einheitlich. Auch die Zuschreibungen zu diesen Kategorien sind unterschiedlich. Damit, wie diese Grenzziehungsprozesse von VolksschullehrerInnen im Detail aussehen, mit welchen Zuschreibungen diese verbunden sind und inwiefern das mit Rollenerwartungen an LehrerInnen zusammenhängt, beschäftigt sich diese Arbeit. 218 Schlechter, Maria WISSENSCHAFTSPREIS DES SOZIALMINISTERIUMS FÜR JUNGAKADEMIKERiNNEN Abstracts der eingereichten Arbeiten 153. Schmidl, Clara Andrea Verständnisse von ‚Behinderung‘ im Kontrast. Eine explorative Studie in Mosambik als Land des ‚globalen Südens‘ Diplomarbeit. Universität Wien. 2014 In der vorliegenden Diplomarbeit hat sich die Autorin mit dem Thema Behinderung in einem „außer-­ europäischen“ Kontext – konkret in Mosambik – beschäftigt. Grundlage dieser Arbeit bildet das Studium aktueller Ansätze aus den Critical Disability Studies in einem Kontext, der sowohl historisch als auch in der globalisierten Gegenwart durch ungleiche Machtverhältnisse geprägt ist. Zentrales Interesse der Arbeit ist eine Annäherung an die Lebensbedingungen jener Menschen, die von internationalen Definitionen und Konventionen vorgeblich addressiert werden sollen: Es geht um Perspektiven von Mosambikaner/innen – die in Kontexten von Disabled People`s Organisations (DPOs) stehen – auf ihre Alltagserfahrungen, Verständnisse von „Behinderung“ und „Nicht-Behinderung“, sowie die Einschätzung ihrer Handlungsmöglichkeiten in urbanen Umfeldern. Zu diesem Zweck verbrachte die Verfasserin im Winter 2012 drei Monate in Maputo und Beira, wo insgesamt 22 Interviews entstanden: mit Mitgliedern und Führungspersonen von Disabled People`s Organisations, Mitarbeiter/innen der öffentlichen Verwaltung sowie internationalen Organisationen. Eine Interviewauswahl – in erster Linie mit DPO-Mitgliedern und -Führungspersonen – wurde einer ersten überblicksartigen Sichtung unterzogen. Dazu wurden Bausteine einer explorativen empirischen Sozialforschung instrumentalisiert und der Frage nachgegangen, worin Möglichkeiten und Grenzen einer dekolonialen Forschungspraxis bestehen könnten. Schmidl, Clara Andrea 219 WISSENSCHAFTSPREIS DES SOZIALMINISTERIUMS FÜR JUNGAKADEMIKERiNNEN Abstracts der eingereichten Arbeiten 154. Schneider, Erika „Burnout und Firmenkultur – Individuelle und unternehmenskulturelle Zusammenhänge zum ressourcengenerierenden Umgang mit Burnout“ Masterarbeit. ARGE Bildungsmanagement Wien. 2012 Die vorliegende Masterthesis untersucht, inwieweit Management und Unternehmensleitung durch den Aufbau von „starken“ Unternehmenskulturen Burnout in ihrem Unternehmen reduzieren bzw. von den Erfahrungen zurückgekehrter Betroffener von Burnout partizipieren können. Für den empirischen Teil der Arbeit wurden narrative teilstrukturierte Leitfadeninterviews mit fünf Betroffenen und zwei Experten geführt und mittels qualitativer Inhaltsanalyse ausgewertet. Die Ergebnisse zeigen einen engen Zusammenhang zwischen Burnoutprävention und Erfolgsfaktoren für Unternehmenskulturen. Die wichtigsten Faktoren sind ein interessantes Aufgabengebiet mit Entwicklungsmöglichkeiten, Wertschätzung durch Vorgesetzte, bewältigbarer Arbeitsaufwand, Aktivitäten zur Aufrechterhaltung der Leistungsfähigkeit, insbesondere von Führungskräften. Erreicht wird dies durch Übernahme von Eigenverantwortung der Mitarbeiter, der Wahrnehmungs- und Reflexionsfähigkeit der Unternehmensleitung, Offenheit für Alternativen und einer Enttabuisierung des Themas Burnout in Unternehmen. 220 Schneider, Erika WISSENSCHAFTSPREIS DES SOZIALMINISTERIUMS FÜR JUNGAKADEMIKERiNNEN Abstracts der eingereichten Arbeiten 155. Schnetzer, Matthias Dimensions of economic inequality in Austria Essays on the distribution of income and wealth in a corporatist-conservative welfare regime Dissertation. WU Wien. 2015 Diese zum Wissenschaftspreis des Sozialministeriums eingereichte Dissertation umfasst drei Essays über rezente Entwicklungen der Einkommens- und Vermögensverteilung in Österreich. Das erste Papier untersucht intergenerationelle Übertragungen von Einkommensvorteilen mithilfe von Daten aus dem EU-SILC (Statistics on Income an Living Conditions). Die Ergebnisse für Österreich werden in ein Bezugssystem europäischer Wohlfahrtsregimes eingebettet und zeigen, dass es hierzulande einen vergleichsweise starken Zusammenhang zwischen der finanziellen Situation des Elternhaushalts und dem Lohneinkommen der Nachkommen gibt. Eine deutlich höhere Mobilität zwischen Generationen wird für die skandinavischen Staaten konstatiert. Das Papier unterstreicht schließlich die Rolle von öffentlich finanzierter Frühkindförderung für eine erhöhte soziale Durchlässigkeit. Der zweite Artikel erforscht erstmals geographische Muster von Lohneinkommen und Einkommensungleichheit auf Gemeindeebene mit einem Volldatensatz aus den österreichischen Lohnsteuerstatistiken 2009 bis 2011. Dabei finden sich regionale Cluster von Gemeinden mit ähnlichen Einkommen und Ungleichheitsmaßen. Zudem zeigt sich ein starker positiver Zusammenhang zwischen den Durchschnittslöhnen und der Lohnungleichheit in den 2.380 österreichischen Gemeinden. Es wird gezeigt, dass es vor allem die abhebenden Spitzenverdienste eines kleinen Bevölkerungsteils sind, die das Ausmaß der Ungleichheit bestimmen. Die empirischen Ergebnisse werden in die Literatur von Nachbarschaftseffekten eingeordnet und hierbei vor allem die Entwicklungen in den städtischen Vororten beleuchtet. Schließlich werden auch die Gefahren einer räumlichen Segregation auf das soziale Gefüge und die öffentliche Infrastruktur in den Gemeinden angesprochen. Das dritte Papier untersucht die sozioökonomischen Charakteristika der österreichischen Vermögensverteilung mithilfe der Daten aus dem Household Finance and Consumption Survey 2010 (HFCS). Die Vermögensungleichheit ist im Vergleich zur Einkommensungleichheit deutlich stärker ausgeprägt. Eine daraus resultierende Fragestellung ist, ob sich „typische“ Haushalte an bestimmten Punkten der ungleichen Vermögensverteilung identifizieren lassen. Der neue Datensatz ermöglicht dazu erstmals eine gemeinsame Betrachtung von Haushaltsvermögen und soziodemographischen Eigenschaften in Österreich. Die Ergebnisse unterstreichen die Rolle von Alter, Ausbildung, Eigentum am Hauptwohnsitz sowie Unternehmensbeteiligungen für die Einordnung in die Vermögensverteilung. Zudem werden Schnetzer, Matthias 221 WISSENSCHAFTSPREIS DES SOZIALMINISTERIUMS FÜR JUNGAKADEMIKERiNNEN Abstracts der eingereichten Arbeiten auch die Spezifika von verschuldeten Haushalten analysiert und deren Abgrenzung zu den tatsächlich vermögenslosen Haushalten aufgezeigt. Die gewonnenen Einblicke können vor allem in der Diskussion um eine treffsichere Steuerpolitik hilfreich sein, da die Betroffenheit unterschiedlicher Haushaltstypen abgeschätzt werden kann. Auszüge der Arbeit sind im Journal Regional Studies publiziert: Momentum Quarterly 2(3), S 108-126 ■■ Empirica 42(2), S. 269-289. ■■ Diese Arbeit wurde in englischer Sprache verfasst. 222 Schnetzer, Matthias WISSENSCHAFTSPREIS DES SOZIALMINISTERIUMS FÜR JUNGAKADEMIKERiNNEN Abstracts der eingereichten Arbeiten 156. Schobel, Katharina Der Konflikt um den bolivarianischen Transformationsprozess in Venezuela – Chance oder Zwangsbeglückung? Eine qualitative Analyse am Beispiel der Studentenbewegungen von 2007 in Caracas Masterarbeit. Karl-Franzens-Universität Graz. 2012 Diese Masterarbeit untersucht die sozialen Konflikte und die gesellschaftliche Polarisierung, die die bolivarianische Revolution hervorgerufen hat, am Beispiel der Studentenbewegungen von 2007. Die Studentenproteste in Caracas richteten sich zunächst gegen geplante Maßnahmen der Regierung von Hugo Chávez wie die Schließung eines Radio- und Fernsehsenders. Die estudiantes por la libertad gingen für Meinungs- und Pressefreiheit auf die Straße und vertreten bis heute großteils klassische liberale und marktwirtschaftliche Werte. Ihren Gegenpart bilden die estudiantes bolivarianos, die der Regierung treu sind und sich überwiegend für soziale Gleichheit und Gerechtigkeit einsetzen. In den Grundzügen der Bewegungen sind gesamtgesellschaftliche Phänomene und Problematiken erkennbar. Um das Verständnis der Vorgänge zu vertiefen und Zusammenhänge aufzuzeigen, werden die Bewegungen in einen erweiterten Kontext gestellt. Zunächst werden Demokratisierungsprozesse ausgewählter Staaten in Lateinamerika verglichen und Probleme der Konsolidierung der Demokratien besprochen. Hierbei werden Konzepte der Transformationsforschung wie jenes der defekten Demokratie von Wolfgang Merkel herangezogen. Die Grundlage für die Analyse der innenpolitischen Situation stellen der Bertelsmann Transformation Index sowie Berichte des Human Rights Watch und Latinobarómetro dar. Auf der anderen Seite werden die neuen Errungenschaften des chavistischen Projekts diskutiert, das darauf abzielt, die Situation der armen Bevölkerung zu verbessern und die soziale Ungleichheit zu verringern. Die Studentenbewegungen werden schließlich anhand von zwölf Reden im Parlament und acht qualitativen Interviews analysiert. Ihre Forderungen und das Verhältnis zueinander sind geprägt von der gesellschaftlichen Polarisierung, die sich aus der Zugehörigkeit zu unterschiedlichen und antagonistischen politischen Einheiten sowie der unterschiedlichen Bewertung des bolivarianischen Prozesses ergibt. Schobel, Katharina 223 WISSENSCHAFTSPREIS DES SOZIALMINISTERIUMS FÜR JUNGAKADEMIKERiNNEN Abstracts der eingereichten Arbeiten 157. Schober, Andrea Geschlecht als Gewalt- und Mordmotiv. Hintergründe, Erklärungen und erziehungswissenschaftliche Zusammen­hänge geschlechterbezogener Gewalt an Frauen. Masterarbeit. Universität Salzburg. 2014 Im Jahr 2012 wurden insgesamt 16.624 Opfer von Gewalt im sozialen Nahraum in österreichischen Gewaltschutzzentren betreut, 87,2% davon waren Frauen, 91,2% der GefährderInnen waren Männer. (Vgl. Wiener Interventionsstelle gegen Gewalt in der Familie, 2013, S. 63) Gewalt gibt es in jeder Gesellschaft, auch in Österreich. Trotz dieser allgemein bekannten Tatsache ist Gewalt an Frauen ein großes Tabuthema. Warum kaum darüber gesprochen wird und warum keine aufschlussreichen quantitativen Daten aufliegen, habe ich im Rahmen von fünf ExpertInneninterviews versucht zu klären. Diese ausgewählten Fachleute – Personen, die sich mit Gewaltprävention befassen, mit Opfern und/oder mit TäterInnen arbeiten – haben mich für die zweite Erhebung vorbereitet. Diese hatte zum Ziel mit handlungsmächtigen Personen, mit vier österreichischen BürgermeisterInnen aus der Region Mühlviertel, über ihre subjektiven Gewaltbilder und Gewaltwahrnehmungen zu sprechen. Diese Interviews sollten einen Einblick in den Umgang mit der Problematik geben und gezielt nach der Sensibilisierung dieser PolitikerInnen suchen. Die Ergebnisse überstiegen alle Befürchtungen – die Diskrepanz zwischen dem tatsächlichen Gewaltaufkommen und der Wahrnehmung durch die EntscheidungsträgerInnen kann größer kaum sein: Die eigene Gemeinde wird als gewaltfrei beschrieben, als Ort, wo die Welt noch in Ordnung ist. Gewalt wird lediglich im Zusammenhang mit Jugendlichen, Alkohol oder Menschen mit fremder ethnischer Zugehörigkeit wahrgenommen. Gezielte (präventive) Maßnahmen gibt es nicht und werden als nicht relevant erachtet. Die vorliegende Arbeit beleuchtet das Spannungsfeld zwischen FunktionsträgerInnen in Institutionen und handlungsmächtigen Personen wie BürgermeisterInnen. 224 Schober, Andrea WISSENSCHAFTSPREIS DES SOZIALMINISTERIUMS FÜR JUNGAKADEMIKERiNNEN Abstracts der eingereichten Arbeiten 158. Schörghofer, Felix „Grenzfälle der Arbeitskräfteüberlassung“ Abgrenzung vom Werkvertrag, langfristige Überlassung und Payrolling Dissertation. Universität Wien. 2014 Die Dissertation beschäftigt sich mit dem Drittpersonaleinsatz. Unter diesen Begriff fallen Sachverhalte, in denen Unternehmen keine eigenen Arbeitnehmer nutzen, sondern stattdessen Arbeitnehmer eines anderen Unternehmens einsetzten. Ein Fall des Drittpersonaleinsatzes ist die Arbeitskräfteüberlassung, bei der ein Unternehmen (Überlasser) einem anderen Unternehmen (Beschäftiger) Arbeitnehmer zur Verfügung stellt. Die Arbeitnehmer arbeiten dann für den Überlasser, ihr Arbeitsvertragspartner ist jedoch der Beschäftiger. Untersucht werden drei (Grenz-)Fälle der Arbeitskräfteüberlassung. Gegenstand des ersten Teils ist die Abgrenzung der Arbeitskräfteüberlassung von sogenannten (freien) Industriedienstleistungen, also insbesondere der Werkvertragserfüllung durch Gehilfen. Diese Abgrenzung wird im österreichischen Recht durch § 4 Abs 2 AÜG geregelt. Die Auslegung dieser Bestimmung wirft mehrere Fragen auf. Aufbauend auf eine Analyse der (uneinheitlichen) Rechtsprechung und Lehrmeinungen wird eine eigene Meinung entwickelt. Vertreten wird, dass für die Qualifikation als Arbeitskräfteüberlassung auf die Dispositionsmöglichkeit des Beschäftigers/Werkbestellers über die eingesetzten Arbeitnehmer abzustellen ist. Im Anschluss wird dargelegt, dass diese Auslegung der Definition der Leiharbeit durch den EuGH entspricht. Im zweiten Teil wird die Zulässigkeit langfristiger Überlassungen untersucht. Diese Frage ist deshalb von Interesse, weil überlassene Arbeitnehmer trotz der Gleichstellungspflicht im Arbeitskräfteüberlassungsgesetz gegenüber direkt beschäftigten Arbeitnehmern benachteiligt sind. Entgegen Ansätzen in der Rechtsprechung und der ursprünglich zugedachten Funktion der Arbeitskräfteüberlassung am österreichischen Arbeitsmarkt ist davon auszugehen, dass das geltende nationale Recht langfristige Überlassungen nicht verbietet. Untersucht wird, ob die Leiharbeits-Richtlinie ein Verbot von Dauerüberlassungen enthält und wie ein solches Verbot auf das österreichische Recht einwirken würde. Gegenstand des dritten Teils ist das sogenannte Payrolling, eine Gestaltung der Arbeitskräfteüberlassung, bei der der Beschäftiger weitreichende Befugnisse übernimmt. Er entscheidet zum Beispiel welche Arbeitnehmer der Überlasser einstellen und überlassen soll. Auch über die Beendigung nicht nur der Überlassung, sondern auch des Arbeitsvertrags entscheidet faktisch der Beschäftiger. Der Beschäftiger kann im Innenverhältnis über den Arbeitnehmer verfügen, als wäre er sein vertraglicher AG, der Überlasser übernimmt diese Funktion nur nach außen. In der Dissertation wird das Payrolling deshalb als „arbeits- Schörghofer, Felix 225 WISSENSCHAFTSPREIS DES SOZIALMINISTERIUMS FÜR JUNGAKADEMIKERiNNEN Abstracts der eingereichten Arbeiten rechtliche Treuhandkonstruktion“ bezeichnet. Untersucht wird, ob diese Gestaltung der Arbeitskräfteüberlassung im österreichischen Recht zulässig ist. Es wird herausgearbeitet, dass dem österreichischen Arbeitsrecht eine bestimmte Verteilung der Arbeitgeber-Funktionen zwischen Überlasser und Beschäftiger bei der Arbeitskräfteüberlassung zu Grunde liegt. Beim Payrolling wird von dieser Funktionsverteilung deutlich abgewichen, weshalb der vermeintliche Beschäftiger gemäß § 2 Abs 4 AMFG zum vertraglichen Arbeitgeber der eingesetzten Arbeitnehmer wird. 226 Schörghofer, Felix WISSENSCHAFTSPREIS DES SOZIALMINISTERIUMS FÜR JUNGAKADEMIKERiNNEN Abstracts der eingereichten Arbeiten 159. Schörgi, Birgit Migration und Adaption: Beeinflussende Faktoren der psychologischen Akkulturation Diplomarbeit. Alpen-Adria Universität Klagenfurt. 2014 Die Diplomarbeit beschäftigt sich mit der Fragestellung, welche Faktoren im Zuge der Akkulturation die Lebenszufriedenheit von westafrikanischen MigrantInnen in Graz vorhersagen können. Neben einer Erläuterung der speziellen Lebenssituation dieser Personengruppe im Aufnahmeland Österreich werden theoretische Modelle zum Akkulturationsprozess verglichen. Ein Prädiktionsmodell für Lebenszufriedenheit als zentrales Merkmal psychologischer Adaption wird in Anlehnung an Ward, Bochner und Furnham (2001) entwickelt. Migrationsspezifische Stressoren (Diskriminierung, Alltagsbelastung, Traumatisierung) fließen ebenso in dieses Modell ein wie mögliche hilfreiche Ressourcen (soziale Unterstützung, Selbstwert, Sense of Mastery sowie intrinsische Religiosität). Die zu Grunde liegenden Hypothesen über Zusammenhänge und Beeinflussung der genannten Variablen auf Lebenszufriedenheit werden mit Hilfe von Moderator- und Mediatoranalysen geprüft. Die Ergebnisse besagen, dass WestafrikanerInnen in Graz durchschnittlich zufrieden mit ihrem Leben sind, unabhängig von der Befristung des Aufenthaltstitels oder der Dauer des Aufenthaltes. Ebenso wenig zeigt eine der demografischen Variablen (Alter, Geschlecht, Bildung) einen signifikanten Zusammenhang mit Lebenszufriedenheit. Im bivariaten Kontext ist bei allen drei internalen Ressourcen (Selbstwert, Sense of Mastery und Religiosität) eine positive, signifikante Korrelation nachweisbar, bei sozialer Unterstützung, der erhobenen externalen Ressource, ist dies nicht der Fall. Wahrgenommene Diskriminierung, Alltagsbelastungen im Bereich der ‚Sozio-kulturellen Schwierigkeiten’ und ‚Sozialer Akzeptanz’ sowie Traumasymptome korrelieren negativ mit Lebenszufriedenheit. Selbstwert und Sense of Mastery zeigen in den Kausalmodellen sowohl direkte als auch indirekte positive Effekte auf Lebenszufriedenheit und können so im Sinne von Schutzfaktoren interpretiert werden. Die Wirkung der intrinsischen Religiosität ist janusköpfig, sie zeigt sowohl positive als auch negative Wirkungen in unterschiedlichen Zusammenhängen mit Lebensqualität. Der oftmals in der Literatur erwähnte Effekt sozialer Unterstützung kann in dieser Studie nicht bestätigt werden. Schörgi, Birgit 227 WISSENSCHAFTSPREIS DES SOZIALMINISTERIUMS FÜR JUNGAKADEMIKERiNNEN Abstracts der eingereichten Arbeiten 160. Schrattbauer, Birgit Arbeitskräfteüberlassung: Chance oder Risiko für Problemgruppen des ­Arbeitsmarktes? Dissertation. Paris-Lodron-Universität Salzburg. 2014 Arbeitskräfteüberlassung ist nach wie vor ein umstrittenes Thema. Insb. von Seiten der Wirtschaft wird Leiharbeit als zeitgemäße Beschäftigungsform hochgehalten, die Unternehmen und ArbeitnehmerInnen gleichermaßen ein erhöhtes Maß an Flexibilität ermöglichen soll; sozialwissenschaftliche Untersuchungen stellen allerdings die behaupteten Vorteile dieser atypischen Beschäftigungsform für die überlassenen Arbeitskräfte durchwegs in Frage. In der vorliegenden Arbeit wird in systematischer Weise untersucht, inwieweit im Recht der Arbeitskräfteüberlassung selbst Prekaritätsrisken für überlassene Arbeitskräfte angelegt sind. Das Augenmerk liegt dabei insb. auf den potentiellen Chancen und Risiken der Leiharbeit für jene Personen, die außerhalb dieses besonderen Segments des Arbeitsmarktes besonders schlechte Arbeitsmarktchancen vorfinden. Als Ausgangspunkt in der Frage des Prekaritätspotentials einer Beschäftigung als Leiharbeitskraft dient der Ansatz von Rodgers (Precarious jobs in labour market regulation), der die Prekarität von Beschäftigungsverhältnissen an vier Kriterien – mangelnde Arbeitsplatzsicherheit, mangelnde Beeinflussbarkeit der Arbeitssituation durch die Arbeitskräfte, mangelnde Arbeitssicherheit bzw. soziale Sicherheit sowie geringe Einkommenshöhe – festmacht. Zusätzlich ist im Sonderfall der Arbeitskräfteüberlassung danach zu fragen, inwieweit diese besondere Beschäftigungsform der ihr zugeschriebenen Funktion als „Brücke“ in den regulären Arbeitsmarkt gerecht wird. Mit Blick auf diese fünf Kriterien wird in der Arbeit geprüft, inwieweit es durch die rechtliche Ausgestaltung der Arbeitskräfteüberlassung gelingt, die in dieser atypischen Beschäftigungsform angelegten Prekaritätsrisken zurückzudrängen bzw. in welchen Bereichen Schutzlücken zu konstatieren sind. Handlungsbedarf für den Gesetzgeber besteht nach den Ergebnissen dieser Analyse insb. in der Ergreifung effektiver Maßnahmen zur Verhinderung der Synchronisation von Arbeitsvertrags- und Überlassungsdauer, in der Stärkung des betriebsverfassungsrechtlichen Schutzes überlassener Arbeitskräfte sowie in deren umfassender Gleichstellung im Falle langfristiger Überlassungen. Gefördert durch die AK Salzburg. 228 Schrattbauer, Birgit WISSENSCHAFTSPREIS DES SOZIALMINISTERIUMS FÜR JUNGAKADEMIKERiNNEN Abstracts der eingereichten Arbeiten 161. Schrattenecker, Petra Interkulturelle Freundschaften bei Kindern und Jugendlichen Masterarbeit. FH Oberösterreich. 2014 In dieser Arbeit stehen interkulturelle Kinder- und Jugendfreundschaften im Mittelpunkt. In der empirischen Untersuchung werden die interkulturellen Freundschaften, das sind Freundschaften von Kindern/ Jugendlichen mit unterschiedlichem kulturellen Hintergrund, von 325 Kindern und Jugendlichen im Alter zwischen 9 und 14 Jahren analysiert. Dabei wird untersucht welchen Einfluss Alter, Geschlecht, kulturelle Zugehörigkeit sowie die kulturelle Zusammensetzung der Klasse und das Klassenklima auf das Bilden von interkulturellen Freundschaften und deren Freundschaftsqualitäten haben. Die Kinder und Jugendlichen wurden anhand ihrer Muttersprachen in vier Gruppen eingeteilt und miteinander verglichen: Deutsch (n=195), Türkisch (n=29), Muttersprachen aus dem ehemaligen Jugoslawien (n=40) und andere Muttersprachen (n=61). Die Kinder und Jugendlichen mit Deutsch als Muttersprache weisen im Vergleich zu den Kindern und Jugendlichen mit Migrationshintergrund eine stärkere Tendenz zu Freundschaften innerhalb des eigenen Kulturkreises auf. Für alle vier kulturellen Gruppen konnte festgestellt werden, dass beim Bilden von Freundschaften vor allem das Alter und das Geschlecht eine wichtige Rolle spielen. Konkret heißt das, dass alle vier untersuchten Gruppen mit jeweils über 90% gleichgeschlechtliche Freundschaften bevorzugen. Die Werte für die Freundschaften innerhalb der gleichen Klasse liegen für die vier Gruppen zwischen 60% und 75%. Dies lässt auch eine Tendenz zu Freundschaften mit Kindern/ Jugendlichen des gleichen Alters erkennen. Es konnte kaum ein Unterschied zwischen den Qualitäten von intra- und interkulturellen Freundschaften festgestellt werden. Auch die Qualitäten der Freundschaften der vier kulturellen Gruppen unterschieden sich nicht. Die Qualität der Mädchenfreundschaften zeigten sich dagegen deutlich besser als jene der Bubenfreundschaften. Die kulturelle Zusammensetzung der Klasse sowie das interkulturelle Klassenklima zeigten einen positiven Zusammenhang zur Bildung interkultureller Freundschaften. Das heißt in Klassen mit hoher kultureller Vielfalt gibt es mehr interkulturelle Freundschaften. Die Schüler/innen wurden auch gefragt, ob und wie die Lehrpersonen das interkulturelle Klassenklima fördern. Die Ergebnisse belegen, dass die Schulen einen aktiven Beitrag leisten können, um interkulturelle Freundschaften zu fördern. Schrattenecker, Petra 229 WISSENSCHAFTSPREIS DES SOZIALMINISTERIUMS FÜR JUNGAKADEMIKERiNNEN Abstracts der eingereichten Arbeiten 162. Schreitl, Judith „Ungleiche demografische Geschlechterverhältnisse in Indien – Über die Rolle reproduktiver Technologien und staatlicher Interventionen in der Entwicklung des ­Frauenmangels im nordwestindischen Kontext“ Diplomarbeit. Universität Wien. 2013 Diese Diplomarbeit widmet sich dem Thema des Mädchen- und Frauenmangels im Nordwesten Indiens, seinem Entstehungskontext, seiner Entwicklung sowie staatlichen Maßnahmen der Bekämpfung des demografischen Ungleichverhältnisses in Form von Gesetzen. Im Mittelpunkt der Arbeit steht die Beantwortung der Frage, inwiefern der Einsatz pränataler Geschlechtsdiagnostik und damit verbundene geschlechtsspezifische Abtreibungen von Mädchen als Ursache für den nordwestindischen Frauenmangel gesehen werden können. In weiterer Folge wird die Frage beantwortet, welche Rolle der indische Staat und sein gesetzgebender Einfluss, in Form des Pre-Natal Diagnostic Techniques (Prohibition of Sex Selection) Act sowie dessen Amendments, in der Bekämpfung des Frauen- bzw. Mädchenmangels einnehmen. In Kombination mit den staatlichen Eingriffen in Familienplanung und dem ausgeübten politischen Druck von staatlicher Seite auf die indische Gesellschaft wurden Pränataldiagnostik und selektive Abtreibung das Mittel zur Einhaltung des vom Staat propagierten Kleinfamilienideals bei gleichzeitiger Verfolgung persönlicher und gesellschaftlicher Interessen, die in der Präferenz von Söhnen besteht. Gleichzeitig zeigte sich durch den breit gespannten zeitlichen Bogen der Arbeit ein breites Kontinuum von Gewalt an Mädchen und Frauen, das bereits seit der britischen Kolonialzeit in jeweils anderen Erscheinungsformen zu Tage tritt. Daraus wird ersichtlich, dass die Durchsetzung weiblicher Diskriminierung zwar nicht auf Technologien wie Pränataldiagnostik und selektive Abtreibung angewiesen ist, diese jedoch Höchstleistungen ermöglicht haben, was Ausmaße und Effektivität von Gewalt an Mädchen betrifft, wie es auch in den asymmetrischen Geschlechterproportionen der zehnjährlich durchgeführten Bevölkerungserhebungen in Indien ablesbar ist. In Bezug auf den PNDT Act und dessen Amendments kann festgehalten werden, dass das Gesetz nicht die Ursachen der Mädchen- und Frauenknappheit ins Blickfeld nimmt, sondern primär die Symptome weiblicher Diskriminierung. Dementsprechend eingeschränkt sind auch die gesamtgesellschaftlichen Erfolgspotenziale, die selbst bei effektiver Implementierung des Gesetzes kaum zum Tragen kommen können. 230 Schreitl, Judith WISSENSCHAFTSPREIS DES SOZIALMINISTERIUMS FÜR JUNGAKADEMIKERiNNEN Abstracts der eingereichten Arbeiten 163. Schrott, Lukas Andreas Human Development, Well-Being and Health Evidence from Regional Development and Occupational Psychology Dissertation. Leopold-Franzens-Universität Innsbruck. 2014 Während die meisten Studien die menschliche Entwicklung und den Wohlstand lediglich auf Länderebene und im Ländervergleich betrachten, bleibt die für die eigentliche Gestaltung viel spannendere Ebene, nämlich die Ebene der Regionen innerhalb der Länder, bisher meist unbeobachtet. Genau hier setzt unser Regional Development Index (RDI) an. Unser RDI ist eine leicht adaptierte Form des sehr bekannten Human Development Index (HDI). Die Adaption ist notwendig, um die Entwicklungen, Analysen und Vergleiche der politischen Bezirke in Österreich (aber auch in anderen entwickelten Staaten) zu ermöglichen. Dabei fließen in unseren Wohlstandsindikator (i) die Lebenserwartung, (ii) das Bildungsniveau und (iii) die Netto-Real-Einkommen pro Kopf ein. Zusätzlich ergänzen wir unser mehrdimensionales Konzept der Wohlstandsmessung auf regionaler Ebene um eine Längsschnittstudie (von 1971 bis 2008) und analysieren neben der allgemeinen Entwicklung des Wohlstandes dessen Heterogenität. Dabei lässt sich eine starke Konvergenz für die österreichischen Bezirke in den 80er und 90er Jahren feststellen. Allerdings ist dieser Angleichungsprozess seit den 90ern zum Stillstand gekommen. Hier lässt sich anhand des Theil-Dekompositions-Indikators festmachen, welche politische Ebene (Land oder Bund) primär gefordert ist, um ausgeglichene Lebensverhältnisse im Raum verwirklichen zu können. Um eine weitere Verbesserung der Einkommens- und Bildungssituation zu erreichen, sollten dabei die Länder stärker in ihre Verantwortung gezogen werden, während in Gesundheitsfragen der Bund eine verstärkte Rolle einnehmen sollte. Diese Arbeit wurde in englischer Sprache verfasst. Schrott, Lukas Andreas 231 WISSENSCHAFTSPREIS DES SOZIALMINISTERIUMS FÜR JUNGAKADEMIKERiNNEN Abstracts der eingereichten Arbeiten 164. Selamis, Vasileios Institutional Quality and Freedom of the Press Diplomarbeit. Leopold-Franzens-Universität Innsbruck. 2012 With the exchange of information becoming exceedingly important, freedom of expression can be seen as a facilitator and a stepping stone towards progress. We examine whether controlling the extent of press freedom is counterproductive, while looking into a possible correlation of press freedom and institutional quality, using empirical data. This work explains some of the historical evolution of institutions, presents some measures of governance and press freedom, and using the ordinary least squares method, it looks into a possible correlation of these measures, controlling for different cultural, political and economic variables. Our conclusion is that there is a strong correlation of press freedom and institutional quality, and suspect that a free press can improve the quality of institutions. The result also holds when using the method of instrumental variables to tackle endogeneity. Diese Arbeit wurde in englischer Sprache verfasst. 232 Selamis, Vasileios WISSENSCHAFTSPREIS DES SOZIALMINISTERIUMS FÜR JUNGAKADEMIKERiNNEN Abstracts der eingereichten Arbeiten 165. Simic, Zana Gesellschaftliche Funktionen und Spannungsfelder – eine qualitative Untersuchung österreichischer NPOs Masterarbeit. WU Wien. 2014 Nonprofit Organisationen sehen sich in jüngster Zeit mit veränderten gesellschaftlichen als auch politischen Rahmenbedingungen konfrontiert. Dabei setzen rechtliche Neuregulierungen und Phänomene wie Verbetriebswirtschaftlichung, Ökonomisierung und zunehmende Professionalisierung die Nonprofit Organisationen unter Druck. Während der Anteil bestimmter Dienstleistungen stetig steigt, zieht sich die öffentliche Hand immer häufiger zurück. Nonprofit Organisationen versuchen trotz der aktuellen Barrieren den Mangel an diesen Dienstleistungen zu kompensieren. Auf der anderen Seite wird den Nonprofit Organisationen eine zu starke Abhängigkeit von staatlichen Geldern vorgeworfen und damit einhergehend der Verlust politischer und kritischer Aktivitäten. Diese Arbeit greift die Probleme der Nonprofit Organisationen auf, denen sie in der Ausübung ihrer Tätigkeiten ausgesetzt sind. Es sollen die gesellschaftlichen Funktionen österreichischer Nonprofit Organisationen nach dem Konzept von Neumayr (Dienstleistung, Interessensvertretung, Gemeinschaftsbildung) beleuchtet werden. Außerdem soll gezeigt werden, welche Spannungsfelder sich durch die veränderten Gegebenheiten auftun und wie diese auf die gesellschaftlichen Funktionen wirken. Im Rahmen einer qualitativen Untersuchung werden die unterschiedlichen Aktivitäten und Spannungsfelder der Nonprofit Organisationen dargestellt. Die vorliegende Arbeit bietet Anknüpfungsmöglichkeiten für weitere Studien. So können die identifizierten Spannungsfelder tiefergehend untersucht werden. Gleichzeitig werden jene Bereiche aufgezeigt, in denen Handlungsbedarf besteht, um weitreichend die Ausübung der gesellschaftlichen Funktionen gewährleisten zu können. Simic, Zana 233 WISSENSCHAFTSPREIS DES SOZIALMINISTERIUMS FÜR JUNGAKADEMIKERiNNEN Abstracts der eingereichten Arbeiten 166. Simscha, Claudia „Burnout: Eine soziologische Rekonstruktion und Analyse des Burnout-­ Prozesses“ Dissertation. Universität Wien. 2014 Dem Mikrozensus der Arbeitskräfteerhebung zu Folge lassen sich in Österreich etwa neun Millionen Krankenstandstage mit arbeitsbedingten Beschwerden verknüpfen. Bemerkenswert ist hierbei ein klarer Aufwärtstrend psychischer Erkrankungen, der sich seit Mitte der 1990er Jahre beschleunigt hat. (Biffl/ Faustmann/ Gabriel/Leoni/Mayrhuber/Rückert 2011). Neben Depression gilt gerade „Burnout“ (Weltgesundheitsorganisation, deutsche Version ICD 10, Z73) zur häufigsten psychischen Belastung (Neckel/Wagner 2013). Wie aber kommt es dazu? Während Erklärungsmodelle bei Depression zwischen körpereigenen Ursachen (endogen) und umweltbedingten Faktoren (exogen) unterscheiden, weisen bisherige Forschungsergebnisse darauf hin, dass bei Burnout endogene Faktoren sehr viel schwieriger zu finden sein dürften als bei Depression (Schaufeli/Enzmann 1998, Burisch 2006, Rösing 2008, Eder 2013). Doch obgleich Symptomatologie und Verlauf bislang bei mehr als sechzig Personen- und Berufsgruppen untersucht worden sind (Burisch 2006, Rösing 2008), lässt sich bisher wenig über typische „Verwicklungen“ sagen, in denen sich die Betroffenen befinden, wenn es zu Burnout kommt beziehungsweise aus welchen Burnouterleben hervorgeht. Präventionsstrategien, Ätiologie und Behandlungsmöglichkeiten folgen vielmehr einer „Ideologie der Eigenverantwortung“, die Burnout als „Mangel von Selbstsorge“ und „persönliche Schwäche“ deklariert (Neckel/Wagner 2013: 8). In Abgrenzung hierzu sollen im vorliegenden Vorhaben der Frage nachgegangen werden, wie sich typische Gemeinsamkeiten des Burnouterlebens in der Erwerbssphäre, der Zusammenhang von Handlungen, Handlungsbedingungen und Handlungswirkungen rekonstruieren lassen, um so jene zentralen „Verwicklungen“ die den Prozess markieren, in dem Burnout systematisch entsteht, zu benennen. Auf empirischer Ebene gilt es daher typische Gemeinsamkeiten konzeptuell zu erfassen, miteinander in Beziehung zu setzen und anhand von Fallgeschichten zu illustrieren, um diese folgend mit Erklärungsmodellen aus Arbeits- und Medizinsoziologie aufzuarbeiten. 234 Simscha, Claudia WISSENSCHAFTSPREIS DES SOZIALMINISTERIUMS FÜR JUNGAKADEMIKERiNNEN Abstracts der eingereichten Arbeiten 167. Slabihoud, Michaela Dokumentation an den Schnittstellen der Arbeitsmarktintegration Möglichkeiten und Grenzen im Rahmen von Betreuungsberichten Sozial­ökonomischer Betriebe Masterarbeit. FH Campus Wien. 2012 Diese Arbeit beschäftigt sich mit der Dokumentation an der Schnittstelle zwischen Sozialökonomischen Betrieben (SÖB) und dem Arbeitsmarktservice (AMS). SÖBs sind ein Instrument aktiver Arbeitsmarktpolitik, das langzeitarbeitslosen Personen im Rahmen zeitlich befristeter Dienstverträge die Chance bietet, Vermittlungshemmnisse abzubauen und Arbeitstugenden zu erwerben, um wieder im ersten Arbeitsmarkt Fuß zu fassen. Gelingt dies nicht, kehren diese Personen an eine Regionale Geschäftsstelle (RGS) des Arbeitsmarktservice (AMS) zurück. AMS-BeraterInnen stehen dann vor der Aufgabe, auf Basis der Weiterentwicklung der KlientInnen durch den SÖB die nächsten Schritte in Richtung Vermittlung oder Folgemaßnahme festzulegen. Diese Einschätzung erfolgt auf Grundlage von Betreuungsberichten von MitarbeiterInnen in SÖBs, wobei die Qualität dieser Berichte für die Entwicklung eines aufbauenden Betreuungsplans als nicht ausreichend empfunden wird und daher optimiert werden soll. Gleichzeitig geht die Arbeit der Frage nach, wie der Maßnahmenerfolg, unabhängig von einer Vermittlung in den 1. Arbeitsmarkt und somit im Sinne weicher Wirkungsindikatoren, dargestellt werden kann. Hier setzt die Arbeit an, indem – über die Problemdefinition hinausgehend – mittels Methodentriangulation Erwartungen und Haltungen der RGS- und SÖB- MitarbeiterInnen untersucht werden. Im Rahmen der qualitativ-empirischen Forschung wurden diese mittels teilstrukturierter Interviews befragt. Das Material wurde gemäß interpretativer Sozialforschung (Themenanalyse) ausgewertet. Zudem wurden Betreuungsberichte analysiert, sowie weitere Dokumente der Organisationen und Beobachtungen als Kontextinformationen berücksichtigt. Die Ergebnisse werden im empirischen Teil dargestellt und dienen in Kombination mit Erkenntnissen der Literaturrecherche als Ausgangslage für die Empfehlungen zur Optimierung der Arbeitsabläufe an der Schnittstelle. So kann festgehalten werden, dass einschränkende strukturelle Rahmenbedingungen, bspw. fehlende Zeit zur Auseinandersetzung und ein Mangel an alternativen Kommunikationsmöglichkeiten und daraus resultierende Unsicherheiten die Gestaltung und Rezeption der Betreuungsberichte negativ beeinflussen. Es ist davon auszugehen, dass eine nachhaltige Optimierung der erfolgskritischen Kooperation und Kommunikation an der Schnittstelle nicht alleine durch die Modifizierung einer Berichtsvorlage zu erreichen ist. Slabihoud, Michaela 235 WISSENSCHAFTSPREIS DES SOZIALMINISTERIUMS FÜR JUNGAKADEMIKERiNNEN Abstracts der eingereichten Arbeiten 168. Souissi, Céline Sozialstaatlichkeit, Gerechtigkeit und politische Einstellung Master-Arbeit. Leopold-Franzens-Universität Innsbruck. 2014 Das in dieser Arbeit zugrunde gelegte Konzept versteht die sozialstaatliche Einstellung als Konstrukt, das über folgende Komponenten operationalisiert wird: das Vertrauen in staatliche Einrichtungen sowie der Realisierungsgrad wünschenswerter Ziele als Hauptkomponenten und noch einige allgemeinere Merkmale bezüglich des Staates (bspw. „Der Staat behandelt mich gerecht.“) und seinen Funktionen. Die Einstellung zum Sozialstaat ist ein wichtiger Indikator für die politische Zufriedenheit der Staatsbürger und Staatsbürgerinnen. In der nachstehenden Arbeit werden verschiedene Zusammenhänge zwischen dem eigentlich politikwissenschaftlich bzw. soziologisch gefärbten Konstrukt der „Sozialstaatlichen Einstellung“ und den psychologischen Konzepten „Gerechtigkeitseinstellung“ und „politische Grundhaltung“ untersucht. Zudem werden geschlechtsspezifische Unterschiede über diese drei Konstrukte hinweg analysiert. Weiters wurde die Zufriedenheit und Bewertung zweier wichtiger sozialstaatlicher Instrumente erhoben, nämlich zum einen über die Pensionsversicherung und zum anderen über die Arbeitslosenversicherung. Die sozialstaatliche Einstellung1, die Einstellung zu den Verteilungsprinzipien (Gerechtigkeit) sowie die politische Grundhaltung wurden mittels einer eigens erstellten Fragebogenbatterie erhoben. Befragt wurden 196 Personen, wovon 47% männlich waren und das Durchschnittsalter 29 Jahre betrug (± 9,5 Jahre). Ausgehend von den vier Hauptfragestellungen, dass es Zusammenhänge zwischen der sozialstaatlichen Einstellung und erstens der Gerechtigkeitseinstellung, zweitens den soziodemographischen Variablen wie bspw. Bildungsgrad und Alter sowie drittens der politischen Grundhaltung und abschließend viertens der allgemeinen Lebenszufriedenheit gibt, konnten nach einer faktorenanalytischen Erprobung des Fragebogens folgende Ergebnisse festgestellt werden: Die sozialstaatliche Einstellung und die Gerechtigkeitseinstellung2 korrelieren nicht miteinander. ­Weiters konnte in den Analysen auch kein Zusammenhang zwischen der Einstellung zum Sozialstaat und den soziodemographischen Variablen sowie der politischen Grundhaltung festgestellt werden. Eine signifikante Korrelation ergab sich jedoch bezüglich der vierten und letzten Fragestellung – ein ZusammenAngelehnt an die deutschen Autoren Nüchter, O. & Bieräugel, R. (2008). Einstellungen zum Sozialstaat 2008 - Frage­ bogen. Eine Untersuchung der Johann Wolfgang Goethe-Universität Frankfurt/M. im Auftrag des Bundesministeriums für Arbeit und Soziales. 2 Geringe Korrelation; Details und Begründung für Ablehnung der Hypothese siehe Arbeit. 1 236 Souissi, Céline WISSENSCHAFTSPREIS DES SOZIALMINISTERIUMS FÜR JUNGAKADEMIKERiNNEN Abstracts der eingereichten Arbeiten hang zwischen der sozialstaatlichen Einstellung und der Lebenszufriedenheit (r = 0.43). Bezogen auf die Nebenfragestellung, ob es geschlechterspezifische Unterschiede gibt, waren folgende Ergebnisse bemerkenswert: Die Gleichstellung zwischen Männern und Frauen wird von Männern signifikant stärker als erreicht empfunden. Weiters negieren Männer signifkant stärker einen Interessenkonflikt zwischen den beiden Geschlechtergruppen. Befürwortung höherer Ausgaben bezogen auf familienfördernde Posten (bspw. „Finanzierung flexiblerer Arbeitszeiten“ oder „Förderung der Vereinbarkeit von Beruf und Familie“) wurden von Frauen signifikant intensiver gewünscht. Abschließend kann festgehalten werden, dass das Konstrukt „Einstellung zum Sozialstaat“ ein komplexes sowie sehr facettenreiches ist und zudem unterschiedlich operationalisiert werden kann. Dies könnte ein Grund für die Nichtbelegung der Alternativhypothesen bzgl. der ersten drei Hauptfragestellungen sein. Souissi, Céline 237 WISSENSCHAFTSPREIS DES SOZIALMINISTERIUMS FÜR JUNGAKADEMIKERiNNEN Abstracts der eingereichten Arbeiten 169. Stefanek, Elisabeth „Psychosoziale Belastungen und Problemverhalten von Jugendlichen im ­Einwanderungsland Österreich“ Dissertation. Universität Wien. 2012 Im Rahmen meiner Dissertation befasste ich mich mit der sozialen Integration sowie dem psychischen Befinden von Kindern und Jugendlichen mit Migrationshintergrund in Österreich. Die Thematik Migration ist von höchster gesellschaftlicher Aktualität und Relevanz und auch in der Forschung rückten Kinder und Jugendliche, die entweder selber migrierten oder deren Eltern migrierten, in den Fokus der Forschung. Diese Jugendliche haben einerseits altersgemäße Entwicklungsaufgaben (z.B. Aufbau von Beziehungen zu Gleichaltrigen) zu bewältigen und andererseits Herausforderungen, die im Zusammenhang mit ihrem Status als ImmigrantInnen (z.B. Diskriminierungserfahrungen) stehen. Ziel der kumulativen Dissertation war es zu untersuchen, ob Jugendliche mit Migrationshintergrund (1) mehr alltägliche Belastungen, mehr kritische Lebensereignisse, mehr depressive Symptome sowie aggressives Verhalten aufweisen, verglichen mit Jugendlichen ohne Migrationshintergrund. (2) Zudem wurde der Frage nachgegangen, wie diese Belastungen und Verhaltensweisen zusammenhängen und ob sich diese Zusammenhänge bei Jugendlichen mit Migrationshintergrund und Jugendlichen ohne Migrationshintergrund unterscheiden. (3) Schließlich wurden neben individuellen Risikofaktoren für aggressives Verhalten auch Einflussfaktoren auf kontextueller Ebene – der Schulklasse – untersucht. Die Stichproben für die Studien stammen zum einen aus einer internationalen angelegten Vergleichsstudie zur sozialen und emotionalen Situation von Jugendlichen in Österreich (759 SchülerInnen) und zum anderen aus einer Evaluationsstudie eines österreichweiten Gewaltpräventionsprogramms im Auftrag des Bundesministeriums für Unterricht, Kunst und Kultur. (1451 SchülerInnen). Zur Beantwortung der Fragestellungen in den drei Studien wurden varianzanalytische Verfahren, konfirmatorische Faktorenanalysen, Strukturgleichungs- sowie Mehrebenenanalysen angewandt. Die Ergebnisse zeigten, dass Jugendliche der ersten Einwanderungsgeneration im höheren Ausmaß von alltäglichen Herausforderungen betroffen sind und häufiger depressive Symptome zeigen. In allen drei Gruppen führten hohe alltägliche Belastungen vermehrt zu depressiven Symptomen. Kritische Lebensereignisse trugen jedoch nur indirekt über alltägliche Herausforderungen zur Entstehung von depressiven Symptomen bei. Jugendlichen der zweiten Einwanderungsgeneration verhalten sich aggressiver als Jugendliche der ersten Einwanderungsgeneration. Zudem verhalten sich Jugendliche aus diesen beiden Gruppen aus 238 Stefanek, Elisabeth WISSENSCHAFTSPREIS DES SOZIALMINISTERIUMS FÜR JUNGAKADEMIKERiNNEN Abstracts der eingereichten Arbeiten unterschiedlichen Motiven aggressiv. Männliche Jugendliche der ersten Einwanderungsgeneration agieren aggressiv, um von Gleichaltrigen akzeptiert zu werden, während weibliche Jugendliche der ersten Einwanderungsgeneration, Jugendliche der zweiten Einwanderungsgeneration und Jugendliche ohne Migrationshintergrund aggressiv reagieren, wenn sie sich von anderen Jugendlichen provoziert fühlen. Stefanek, Elisabeth 239 WISSENSCHAFTSPREIS DES SOZIALMINISTERIUMS FÜR JUNGAKADEMIKERiNNEN Abstracts der eingereichten Arbeiten 170. Steurer, Martin Behinderung entwickeln statt Entwicklung behindern – Zur Inklusion von Menschen mit Behinderungen in die Entwicklungspolitik der Vereinten Nationen Diplomarbeit. Universität Wien. 2014 Menschen mit Behinderungen (MmB) werden in den internationalen Entwicklungszielen (MDGs) nicht explizit angesprochen. Doch 80 Prozent aller MmB leben in Entwicklungsländern und nur 4% davon haben Zugang zu Programmen der internationalen Entwicklungszusammenarbeit. Die Vereinten Nationen (VN) sind der wichtigste globale Normsender, sowohl in der Behindertenpolitik als auch im Bereich der internationalen Entwicklung. Die vorliegende Arbeit untersucht die wichtigsten Normen der VN Behindertenpolitik und ihren Bezug zu Entwicklung. Menschenrechte und das 2008 in Kraft getretene Übereinkommen über die Rechte von Menschen mit Behinderungen sind dabei von besonderer Bedeutung. Die Verbindung zwischen den MDGs und Behinderung wird kurz dargestellt, um mit der Behauptung zu schließen, dass ohne die Inklusion von MmB die internationalen Entwicklungsziele nicht erreicht werden können. Daher ist die unbedingte Berücksichtigung von MmB in der kommenden Entwicklungsagenda 2015 eine Notwendigkeit. 240 Steurer, Martin WISSENSCHAFTSPREIS DES SOZIALMINISTERIUMS FÜR JUNGAKADEMIKERiNNEN Abstracts der eingereichten Arbeiten 171. Stockhammer, Andreas Institutional Barriers to Accessing Higher Education for Disadvantaged P ­ upils: A Comparative Analysis of Austria and the United Kingdom Dissertation. London School of Economics and Political Science. 2013 This paper analyses the institutional barriers of the Austrian and British education system in accessing HE in the context of their respective education regimes, particularly between age 10 and 18, as it is the age, where parents have to make the most important decisions regarding their children’s future. This is particularly important, as socio-economic characteristics play a strong role in determining these decisions, often leading to detrimental outcomes for socially disadvantaged pupils. The institutional characteristics of the education systems can aggravate educational outcomes, but can also help to reduce the impact of socio-economic background. Hence, it seems reasonable to focus on the institutional structure of the two countries and analyse the main barriers in the education system. It will be argued that early school tracking in Austria has – ex ante – detrimental effects on the participation of socially disadvantaged young persons in HE, whereas the mainly comprehensive British education system manages to disguise its barriers, which are mainly the marketisation, parental choice and the relics of selectivity. Stockhammer, Andreas 241 WISSENSCHAFTSPREIS DES SOZIALMINISTERIUMS FÜR JUNGAKADEMIKERiNNEN Abstracts der eingereichten Arbeiten 172. Straßl, Andrea Inklusion von Studierenden mit Sehbehinderungen und blinden ­Studierenden im Lichte der UN-Konvention über die Rechte von Menschen mit Behinderungen Ein Vergleich der vier größten Universitäten Wiens Masterarbeit. Universität Wien. 2014 Die österreichische Politik hat sich in den vergangenen Jahren verstärkt dem Thema Inklusion von Menschen mit Behinderungen angenommen und im Sommer 2008 die UN-Konvention über die Rechte von Menschen mit Behinderungen (UN-Convention on the Rights of Persons with Disabilities – CRPD) ratifiziert. Seit Inkrafttreten der Konvention sind Bund, Länder und Gemeinden gleichermaßen verpflichtet, diese in Österreich umzusetzen. Die Grundlage der UN-Konvention bildet das so genannte soziale Modell von Behinderung, wonach Behinderung nicht mehr als eine Krankheit im medizinischen Sinn betrachtet wird, sondern letztlich durch gesellschaftliche, soziale und umweltbedingte Barrieren in den unterschiedlichsten Lebensbereichen konstruiert wird. Meine Masterarbeit fokussiert sich auf einen bestimmten Lebensbereich – den tertiären Bildungssektor. Dabei wird allerdings nicht der tertiäre Bildungsbereich schlechthin untersucht, sondern die praktische universitäre Inklusion von Studierenden mit Sehbehinderungen und blinden Studierenden an der Universität Wien, der Wirtschaftsuniversität Wien, der Technischen Universität Wien und der Universität für Bodenkultur Wien wird erhoben und schließlich miteinander verglichen. Zusammengefasst verfolgt meine Arbeit zwei Ziele: Die Themen Behinderung/Disability Studies, Sehbehinderung / Blindheit und Inklusion werden anhand der Literatur, aber auch im Hinblick auf die Entwicklung und Vielschichtigkeit der österreichischen Behindertenpolitik, aufgearbeitet. Des Weiteren wird die UN-Konvention in ihrer Struktur und Reichweite erörtert und auf die rechtliche Verankerung des Lebensbereichs Bildung in der Konvention eingegangen. Schließlich wird eine Bestandsaufnahme der bisherigen Umsetzung der UN-Konvention auf nationaler Ebene sowie im tertiären Bildungssektor vorgenommen. Anhand einer qualitativen Forschung wird als zweites Ziel, im Zuge eines Vergleichs der vier größten Universitäten Wiens analysiert, inwiefern die inklusive Praxis von Studierenden mit Sehbehinderungen und blinden Studierenden an den jeweiligen Universitäten von der UN-Konvention bereits beeinflusst wurde bzw. von dieser noch abweicht. 242 Straßl, Andrea WISSENSCHAFTSPREIS DES SOZIALMINISTERIUMS FÜR JUNGAKADEMIKERiNNEN Abstracts der eingereichten Arbeiten 173. Straubinger, Claudia Gebärdensprachdolmetschen im Bereich der Sachwalterschaft Diplomarbeit. Karl-Franzens-Universität Graz. 2014 Die vorliegende Diplomarbeit hat das Gebärdensprachdolmetschen im Bereich der Sachwalterschaft zum Inhalt – ein komplexes und in der Forschung bislang noch unbehandeltes Thema. Der Fokus liegt dabei auf der Lebenswelt gehörloser Menschen, die aufgrund einer zusätzlichen Behinderung oder psychischen Erkrankung besachwaltet sind und infolge ihrer Behinderungen von der hörenden Mehrheit und meist auch von der Gehörlosengemeinschaft selbst ausgegrenzt sind. Außerdem weisen gehörlose Menschen mit einer Lernbehinderung oder psychischen Erkrankung häufig eine minimale Sprachkompetenz auf, was die Kommunikation mit der hörenden Welt zusätzlich erschwert. Die Sachwalterschaft, die einerseits einen Schutz für die Betroffenen bieten soll, stellt andererseits auch einen massiven Eingriff in die Selbstbestimmung und Handlungsfreiheit dar. Auch eine chancengleiche Teilhabe an der Gesellschaft ist für diese Personengruppe zusätzlich erschwert bzw. nicht gegeben. Das Ziel dieser Diplomarbeit ist es die Problematik darzustellen und im Rahmen einer explorativen Studie zu untersuchen, welche sprachlichen Schwierigkeiten und Herausforderungen in der Kommunikationssituation zwischen hörenden SachwalterInnen und ihren gehörlosen besachwalteten KlientInnen auftreten und welche sprachlichen und translatorischen Besonderheiten das Gebärdensprachdolmetschen in diesem Bereich mit sich bringt. Der theoretische Teil der Arbeit gibt einen Überblick über das Sachwalterrecht in Österreich, geht auf die Gruppe der gehörlosen Menschen mit Mehrfachbehinderungen ein, behandelt Besonderheiten in deren Kommunikation und gibt einen Einblick in das Dolmetschen für gehörlose Menschen mit minimaler Sprachkompetenz. Der zweite Teil der Arbeit beinhaltet die Präsentation der empirischen Studie, in welcher sechs SachwalterInnen, die gehörlose KlientInnen betreuen, und drei professionelle GebärdensprachdolmetscherInnen, die in diesem Bereich arbeiten, anhand leitfadengestützter qualitativer Interviews zu ihren Erfahrungen befragt wurden. Wie die Analyse der Daten belegt, ist die Zielgruppe sehr heterogen und viele Betroffene können als minimal sprachkompetent beschrieben werden, was häufig zu Schwierigkeiten in der Kommunikations- und Dolmetschsituation führt. Gründe für die minimale Sprachkompetenz oder für das Entstehen zusätzlicher Behinderungen oder psychischen Erkrankungen können häufig auch auf die in wichtigen Straubinger, Claudia 243 WISSENSCHAFTSPREIS DES SOZIALMINISTERIUMS FÜR JUNGAKADEMIKERiNNEN Abstracts der eingereichten Arbeiten Entwicklungsphasen erfahrene Isolation sowie auf sprachliche, soziale und emotionale Deprivation zurückgeführt werden. Es zeigt sich weiters, dass SachwalterInnen oft nicht sensibilisiert im Umgang mit den gehörlosen KlientInnen sind und auch nicht immer professionelle GebärdensprachdolmetscherInnen hinzuziehen, obwohl dies sehr sinnvoll wäre. Das Dolmetschen im Bereich der Sachwalterschaft stellt eine sehr heikle, komplexe und verantwortungsvolle Tätigkeit dar. Herausforderungen sind beispielsweise das vorherrschende Machtgefälle, Rollenkonflikte sowie eine längere Auftragsdauer und psychische Belastung. Um professionell arbeiten zu können, ist ein hohes Maß an sozialer Kompetenz, Sprach-, Dolmetsch- und Kulturkompetenz sowie Erfahrung erforderlich. 244 Straubinger, Claudia WISSENSCHAFTSPREIS DES SOZIALMINISTERIUMS FÜR JUNGAKADEMIKERiNNEN Abstracts der eingereichten Arbeiten 174. Streißgürtl, Georg Joseph Über die Auswirkungen der Ökonomisierung der Sozialen Arbeit auf die ­Pädagogische Beziehung Untersucht am Beispiel der Wohnassistenz Masterarbeit. Karl-Franzens-Universität Graz. 2012 Soziale Arbeit ist, wie die Gesellschaft insgesamt, von sogenannten Ökonomisierungsprozessen bestimmt. Diese meinen eine zunehmende Ausrichtung verschiedener Lebensbereiche nach wirtschaftlichen Kriterien. In Beiträgen zur Thematik wird immer wieder die Vermutung geäußert, dass das professionelle Beziehungsgeschehen in den unterschiedlichen Settings der Sozialen Arbeit den Auswirkungen dieser Tendenzen entgegenstehe. Das Ziel dieser Arbeit ist es, dieser These nachzugehen. Zu diesem Zweck werden zunächst die Chancen als auch die Risiken, die sich für die Soziale Arbeit durch die Ökonomisierung ergeben, erarbeitet. Diese werden daraufhin mit den Anforderungen der Pädagogischen Beziehung verglichen. Die Resultate dieses theoretischen Vergleichs werden in der Form von Thesen festgehalten und anschließend an einer pädagogisch-praktischen Situation überprüft. Dazu wurde eine Gruppendiskussion mit einem Team der Dienstleistung Wohnassistenz für Menschen mit Behinderung veranstaltet. Die Ergebnisse sowohl des theoretischen Vergleichs als auch des empirischen Zugangs führen zu folgender Schlussfolgerung: Damit die Dienstleistungen hinsichtlich ihrer Zwecke effektiv sein können, bedarf es einer Berücksichtigung auch der nicht quantifizierbaren Anteile Sozialer Arbeit, mithin der Erfordernisse der Professionellen Beziehung. Eine Ökonomie, verstanden als rationale Betriebsführung, widerspricht diesen Anforderungen nicht. Eine einseitige Fokussierung auf die Kostenfrage untergräbt diese jedoch. Streißgürtl, Georg Joseph 245 WISSENSCHAFTSPREIS DES SOZIALMINISTERIUMS FÜR JUNGAKADEMIKERiNNEN Abstracts der eingereichten Arbeiten 175. Striedinger, Angelika „Gerechtigkeitseinstellungen in Österreich vor dem Hintergrund ­zunehmender Ungleichheit zwischen 1987 und 2009“ Diplomarbeit. Universität Wien. 2012 Die vorliegende Arbeit widmet sich einem der zentralen Themengebiete der Soziologie: Der Frage der sozialen Gerechtigkeit. Ausgehend von einem Überblick über einige wesentliche normative Gerechtigkeitstheorien werden die Einstellungen der ÖsterreicherInnen zu Eckpfeilern des Gerechtigkeitsdiskurses analysiert. Es wird dabei untersucht, wie sich diese Einstellungen in den vergangenen Jahrzehnten verändert haben. Dies wird in den Rahmen der Entwicklung von Einkommens- und Vermögensverteilung, der sich wandelnden Rolle des Wohlfahrtsstaates sowie der Veränderungen im politischen Diskurs gestellt. Die Untersuchung ist von der Annahme geleitet, dass Einstellungen der Bevölkerung in Einklang stehen mit hegemonialen Glaubenssätzen, die wiederum stark beeinflusst sind vom öffentlich-politischen Diskurs. Die zentrale Hypothese lautet daher, dass die Gerechtigkeitseinstellungen der ÖsterreicherInnen sich in den vergangenen Jahrzehnten weg von egalitären, Umverteilung befürwortenden Einstellungen hin zu leistungsbetonten und Staatstätigkeit ablehnenden Einstellungen entwickelt haben. Weiters wird die Annahme überprüft, dass Mitglieder privilegierterer Gruppen stärker antiegalitär ausgeprägte Einstellungen haben als weniger privilegierte Teile der Gesellschaft. Zwar wird die Annahme bezüglich des Zusammenhangs zwischen sozioökonomischem Hintergrund und Gerechtigkeitseinstellungen großteils bestätigt, die Ergebnisse zeichnen aber vor allem in Bezug auf die zentrale Hypothese ein von Widersprüchen und Inkonsistenzen geprägtes Bild. Die Arbeit schließt mit Verweisen auf weitere interessante Forschungsfelder, insbesondere eine Analyse der sich verändernden Gerechtigkeitseinstellungen im Zuge der globalen Wirtschaftskrise. Weiters wird abschließend für die Untersuchung moralischer Urteile, wie etwa Gerechtigkeitseinstellungen, ein Rückgriff auf komplexere Erhebungsverfahren empfohlen. 246 Striedinger, Angelika WISSENSCHAFTSPREIS DES SOZIALMINISTERIUMS FÜR JUNGAKADEMIKERiNNEN Abstracts der eingereichten Arbeiten 176. Swanton, Sally “Moving Images On the depiction of Irish Travellers in cinema since the year 2000” Diplomarbeit. Universität Wien. 2014 Diese Diplomarbeit untersucht wie die ethnische Gruppe der Irish Travellers im Kino des 21. Jahrhunderts bisher dargestellt wurde. Ein zentraler Beweggrund für diese Arbeit war, die Wurzeln der den Travellers entgegengebrachten Vorurteile zurückzuverfolgen und ihre Auswirkungen in der Gegenwart offenzulegen. Traveller Studies sind ein relativ neues Forschungsgebiet, eine kleinere Kategorie im größeren Feld der Irish Studies. Wie Roma Studies oder die Migrationsforschung erfahren sie erst in den letzten Jahrzehnten vermehrte Aufmerksamkeit. Es gibt Spuren bis in die Irische Mythologie hinein, dass das ›Fahrende Volk‹ Irlands als von der Mehrheitsbevölkerung distanziert betrachtet wurde. Spätestens das Irish Literary Revival zu Beginn des 20. Jahrhunderts wartete mit klaren Stereotypen auf. Verklärte, romantische Bilder von Freiheit und magischen Fähigkeiten standen dem negativen Bild von Schmutz und Niedertracht gegenüber, übrigens mit erstaunlichen Parallelen zu den Stereotypen über Roma und Sinti, die mit den Irish Travellers außer einem ähnlichen Lebensstil historisch wenig gemeinsam haben. Die wichtigsten Thesen meiner Arbeit: ■■ Trotz vieler historischer, sozialer und politischer Entwicklungen werden bestimmte althergebrachte Stereotypen zu Irish Travellers unverändert in kulturellen Medien wie Spielfilm oder Literatur angewendet. ■■ Diese Stereotypen spiegeln sich auch im lokal- und nationalpolitischen Umgang mit Travellers. ■■ Viele der Stereotypen über Irish Travellers sind den allgemeinen Stereotypen über Iren und Irinnen sehr ähnlich. Diese Verschiebung muss im Kontext von Europas älterer und neuerer Geschichte gesehen werden, um zu untersuchen wie die aus der Okkupation Irlands durch Großbritannien erwachsenen Stereotypen über Iren und Irinnen von diesen auf die Travellers abgewälzt wurden. ■■ Seit der Veröffentlichung des Films Snatch (USA/GB, 2000) hat es in der Darstellung von Travellers im Kino (und anderen Medien) eine deutliche Wende zu einem gewalttätigeren Image gegeben. ■■ Es gilt zu klären, ob politische und/oder soziale Schwierigkeiten der Travellers im Kino der Gegenwart dargestellt werden. Diese Arbeit wurde in englischer Sprache verfasst. Swanton, Sally 247 WISSENSCHAFTSPREIS DES SOZIALMINISTERIUMS FÜR JUNGAKADEMIKERiNNEN Abstracts der eingereichten Arbeiten 177. Tagwerker, Marlene „Wenn Flucht zu Haft führt…“ Asylsuchende in Schubhaft vor dem Hintergrund der österreichischen ­Asylpolitik und des globalen Menschenrechtsdiskurses – Am Beispiel des PAZ Innsbruck Masterarbeit. Management Center Innsbruck. 2013 Wesentliches Anliegen dieser qualitativen Forschungsarbeit liegt in einer Erhebung der rechtlichen und faktischen Bedingungen, mit denen Asylsuchende in Schubhaft vor dem Hintergrund der österreichischen Asylpolitik und des globalen Menschenrechtsdiskurses am Beispiel der Situation im Polizeianhaltezentrum Innsbruck konfrontiert sind. Darüber hinaus bezieht sich das Forschungsinteresse auf eine Evaluation der aktuellen Schubhaftbetreuungssituation von Asylsuchenden sowie der generellen Rolle der Sozialen Arbeit im Kontext Schubhaft. Diese gewonnenen Erkenntnisse gilt es anschließend im Zuge einer Gegenüberstellung mit der Europäischen Menschenrechtskonvention auf ihre Menschenrechtskompatibilität hin zu überprüfen und aus den Ergebnissen resultierende Handlungsempfehlungen für Politik und Sozialarbeit zu formulieren. Die Daten wurden mittels qualitativer Erhebungsmethoden – vier ExpertInneninterviews, fünf schriftliche Befragungen von ExpertInnen, ein Lokalaugenschein im Polizeianhaltezentrum Innsbruck sowie eine Dokumentenanalyse – erhoben und anschließend anhand der computergestützten Inhaltsanalayse in Form der Software MAXQUDA sowie der zusammenfassenden Inhaltsanalyse nach Mayring ausgewertet. Im Rahmen der Forschung konnte ermittelt werden, dass sich die Bedingungen für Asylsuchende im Polizeianhaltezentrum Innsbruck in Anbetracht der fehlenden räumlichen und infrastrukturellen Ressourcen, der mangelnden Möglichkeiten zur Alltagsgestaltung, der unzulänglichen Gewährung von per Gesetz definierten Rechten sowie der teils inadäquaten Schubhaftbetreuung schlechter gestalten als in Strafhaft. Aufgrund einer täglichen Einschränkung von grundlegenden Menschenrechten – wie dem Recht auf Freiheit oder dem Recht auf Privat- und Familienleben – muss Schubhaft für Asylsuchende als eine menschenrechtlich besonders bedenkliche Institution betrachtet und sollte lediglich als ultima ratio angewendet werden. Ist eine Inhaftierung dennoch unumgänglich, so braucht es Schubhaftbedingungen, die dem Haftzweck von inhaftierten Asylsuchenden – Personen, die sich keines Delikts schuldig gemacht haben – entsprechen. Einer Sozialen Arbeit im Kontext Schubhaft muss somit die Aufgabe zukommen, als behördenunabhängige Stimme der Opfer für den Schutz und die Verteidigung der Asylsuchenden in Schubhaft – vor dem Hintergrund einer Implementierung der Menschenrechte in die fachliche Arbeit – einzutreten. 248 Tagwerker, Marlene WISSENSCHAFTSPREIS DES SOZIALMINISTERIUMS FÜR JUNGAKADEMIKERiNNEN Abstracts der eingereichten Arbeiten 178. Umbauer, Silke Auch wer nicht sprechen kann, hat viel zu sagen Die Umsetzung der UN-Behindertenrechtskonvention für Menschen ohne oder unzureichender ­Lautsprache zur sozialen Partizipation in ­Oberösterreich Masterarbeit. FH Oberösterreich. 2014 Kommunikation ist eine Grundvoraussetzung für Selbstbestimmung und aktive Partizipation in der Gesellschaft. Österreich ratifizierte 2008 die UN-Behindertenrechtskonvention, worin das Recht auf Kommunikation jeglicher Art verankert ist. Das Fachgebiet der Unterstützten Kommunikation beschäftigt sich mit ersetzenden und lautsprachergänzenden Kommunikationsformen für Menschen ohne oder unzureichender Lautsprache und den Bedingungen für erfolgreiche Kommunikationsprozesse. Die vorliegende Arbeit befasst sich mit der Frage, welche Rechte für unterstützt kommunizierende Menschen durch die UN-Behindertenrechtskonvention entstehen, und wie diese in Oberösterreich umgesetzt werden. Außerdem wird untersucht, ob Unterstützte Kommunikation auf anerkannte Kommunikationsmodelle und -theorien bezogen werden kann, wobei die spezifischen Besonderheiten dieser speziellen Kommunikationsart näher betrachtet werden. Die Fragestellungen werden auf der Grundlage der Auswertung aktueller Fachliteratur, gesetzlicher Bestimmungen und qualitativ geführter Interviews mit unterstützt kommunizierenden Menschen diskutiert. Im Ergebnis wird deutlich, dass Unterstützte Kommunikation ein Menschenrecht ist und allgemein gültige Kommunikationstheorien auf Unterstützte Kommunikation übertragbar sind. Trotzdem sind viele notwendige Maßnahmen zur Versorgung und Implementierung von Unterstützter Kommunikation seitens der öffentlichen Hand nicht realisiert. Umbauer, Silke 249 WISSENSCHAFTSPREIS DES SOZIALMINISTERIUMS FÜR JUNGAKADEMIKERiNNEN Abstracts der eingereichten Arbeiten 179. Vana, Irina Gebrauchsweisen der öffentlichen Arbeitsvermittlung Österreich 1889-1938. Dissertation. Universität Wien. 2013 In ihrer Dissertation rekonstruiert die Autorin die möglichen Gebrauchsweisen öffentlicher Arbeitsämter in Österreich (ca. 1889-1938). Es wird untersucht wie deren Etablierung auf die Durchsetzung von Unterschieden und Hierarchien zwischen Arbeit, Nicht-Arbeit und Lebensunterhalten wirkte. In der Analyse werden unterschiedliche Stellungnahmen der Verwaltungen, der kollektiven Interessenvertretungen, von Expert/innen und von Arbeitssuchenden berücksichtigt. Anhand der politischen Kontroversen wird die Frage, was eine öffentliche Vermittlung war, behandelt. Über die Stellungnahmen von Expert/innen und mittels Vermittlungs- und Arbeitslosenstatistiken der Ämter werden offizielle Repräsentation der Ämter, ihrer Tätigkeiten und Klientel dargestellt. Kernstück der Arbeit ist ein systematischer Vergleich von 67 (auto-)biographischen Texten und Interviews. Die Protagonist/innen dieser Texte berichten über unterschiedliche Arten und Weisen der Arbeitssuche und Arbeitsannahme, der Nutzung öffentlicher Arbeitsvermittlungen und Praktiken den Lebensunterhalt zu bestreiten. Die Gebrauchsweisen öffentlicher Arbeitsämter werden so zum Ausgangspunkt der Analyse der praktischen Wirkung öffentlicher Arbeitsvermittlung auf die Erzeugung und Differenzierung von Arbeit, Arbeitslosigkeit und Lebensunterhalt gemacht. Ergebnis des Vergleichs ist ein mehrdimensionales Modell der möglichen Gebrauchsweisen öffentlicher Arbeitsämter. Anhand dieses Modells werden die Grenzen dessen was Arbeit sein konnte, und wogegen sie abgegrenzt wurde, empirisch rekonstruiert. Es werden Variationen von und Kontraste zwischen Arbeiten beschrieben. Berufsarbeit wird dabei als dominanter Modus von Arbeit charakterisiert. Deren Kehrseite war die ‚Arbeitslosigkeit‘ welche eine institutionalisierte und die legitimste Form von Nicht-Arbeit darstellte. Anhand des Modells wird zudem die Bedeutung von Haushalt und der darin erbrachten bzw. zu erbringenden Sorgeleistungen für die Art und Weise, wie Personen arbeiteten und für die Differenzierung zwischen Lebensunterhalten (als Synthese von Arbeit und Haushalt) nachvollzogen. Das konstruierte Modell der Gebrauchsweisen öffentlicher Arbeitsämter (als eine der ersten sozialstaatlichen und arbeitsmarktpolitischen Einrichtungen) bietet damit aus der Perspektive der Arbeitssuchenden eine Analyse der praktischen Wirksamkeit der öffentlichen Arbeitsvermittlung. 250 Vana, Irina WISSENSCHAFTSPREIS DES SOZIALMINISTERIUMS FÜR JUNGAKADEMIKERiNNEN Abstracts der eingereichten Arbeiten 180. Velic, Medina Lautstark und/oder marginal? Muslimische Frauenelite Österreichs Diplomarbeit. Karl-Franzens-Universität Graz. 2013 Der Elitebegriff wird mit muslimischen Frauen in Österreich in Verbindung gebracht. Somit bekommt er eine neue Bedeutung, die sich von den klassischen Elitetheorien des 19. und 20. Jahrhunderts entkoppelt. In qualitativen Interviews werden muslimische Elitefrauen mit dem Begriff konfrontiert und bringen ihr Selbstverständnis sowie eine kritische Haltung gegenüber dem „abgehobenen Eliteleben“ in einen neuen Elitediskurs ein. Anhand der feministischen Wissenschaftskritik wird aufgezeigt, dass die Rekrutierung von Frauen in gesellschaftliche Eliten auf zahlreiche Barrieren stößt. Leistung stellt bei weitem nicht das entscheidende Inklusionskriterium in männerdominierten Eliten dar, was sich durch Absenz des weiblichen Geschlechts in den „oberen Rängen der Gesellschaft“ manifestiert. Die Empirie hat gezeigt, dass hochqualifizierte muslimische Frauen in Österreich zusätzlich von islamophober Segregation und Diskriminierung am Arbeitsmarkt betroffen sind. Ergo entwickeln sie Selbstbehauptungsstrategien, aufgrund welcher sie innerhalb der muslimischen Community Österreichs, aber auch darüber hinaus, z.B. in der Öffentlichkeitsarbeit und Erwachsenenbildung, „laut werden“. Sie kristallisieren sich zu einer neuen Elite heraus, die sich dem „islamischen Ethos“ verpflichtet fühlt und die Grenze zu (muslimischen sowie nicht- muslimischen) Nicht- Eliten aufweicht. Die muslimische Frauenelite ist trotz ihres hohen Wirkungsgrades innerhalb der Gesellschaft (Medienlandschaft, Wissenschaft, Gesundheitssektor) mit Konflikten und Widersprüchen in der Repräsentation sowie Diskriminierungserfahrungen seitens der „Mehrheitsgesellschaft“ konfrontiert. So gesehen ist sie um eine interne Netzwerkplattform bemüht (etwa eines Think Tanks), deren Entstehungsweg bereits mit der Gründung der Islamischen Glaubensgemeinschaft in Österreich als Körperschaft öffentlichen Rechts, geebnet wurde. Velic, Medina 251 WISSENSCHAFTSPREIS DES SOZIALMINISTERIUMS FÜR JUNGAKADEMIKERiNNEN Abstracts der eingereichten Arbeiten 181. Wailzer, Teresa Merk.Würdig.Arm. Betteln aus unterschiedlichen Perspektiven. Über Stereotype, Vorurteile und Selbstbilder ­rumänischsprachiger Bettler_innen in Wien Diplomarbeit. Universität Wien. 2014 Seit dem EU-Beitritt Bulgariens und Rumäniens wird Bettelmigration aus Osteuropa verstärkt wahrgenommen. Doch was sind Gerüchte, was sind Fakten? Wie gehen wir als Gesellschaft mit bettelnden Menschen in Wien um? Und was sagen die Betroffenen eigentlich dazu? Ziel der vorliegenden Diplomarbeit ist es, unterschiedliche Sichtweisen zu verbinden und Stereotype und Vorurteile über Bettler/innen in der öffentlichen Wahrnehmung ausfindig zu machen. Auf theoretischer Ebene beschäftigt sich die Arbeit mit der aktuellen Gesetzeslage, einer Diskursanalyse und rechtsphilosophischen Fragestellungen. In zwei qualitativen Studien werden Fremdbilder über Bettler_ innen in Wien und Selbstbilder von rumänischsprachigen bettelnden Menschen erforscht und anschließend in Beziehung zueinander gesetzt. Im Forschungsstil der Grounded Theory wurden Gespräche und Interviews mit Expert/innen, Bettler/innen, Passant/innen, Geschäftsleuten und einem Polizisten geführt. Die herausgearbeiteten Stereotype des rechtspolitischen Diskurses unterscheiden sich kaum von der Wahrnehmung der Passant/innen und der Geschäftsleute. Bettler/innen aus Osteuropa gelten als ‚falsche Arme’, da mafiöse Strukturen dahinterstecken sollen. Sie werden zudem als aggressiv und aufdringlich beschrieben. Die Sichtweise der Betroffenen ist gegenteilig: In Österreich haben sie (noch) keine andere Möglichkeit ihre Familie zu ernähren bzw. zu arbeiten. Viele haben Angst, allerdings nicht vor mafiösen Strukturen, sondern vor Polizeikontrollen. Aus der empirischen Studie geht hervor, dass die aktuelle Gesetzeslage, der rechtspolitische Diskurs und der behördliche Umgang wesentlichen Einfluss auf die Wahrnehmung der Wiener Bevölkerung haben. Die öffentliche Meinung ist von dem Vorurteil geprägt, dass sich Rumän/­innen organisieren, um Bedürftigkeit vorzutäuschen und um die Gutherzigkeit der Menschen und den österreichischen Sozialstaat auszunützen. Es gäbe ‚kriminelle Hintermänner’, die ‚unschuldige Opfer’ ausbeuten und ihnen das Geld abnehmen. Außerdem werde Österreich mit Bettler/innen aus Osteuropa geradezu überschwemmt. Diese und weitere Stereotype und Vorurteile der öffentlichen Meinung werden herausgearbeitet, indem Vorstellungen über bettelnde Menschen hinsichtlich ihres Wahrheitsgehaltes kritisch überprüft und mit dem Selbstbild der 15 befragten Bettler/innen verglichen werden. 252 Wailzer, Teresa WISSENSCHAFTSPREIS DES SOZIALMINISTERIUMS FÜR JUNGAKADEMIKERiNNEN Abstracts der eingereichten Arbeiten 182. Waldner, Stephan Freiwilligenmanagement in Non-Profit-Unternehmen Situative und personale Bedingungsfaktoren als Steuerungselemente des Freiwilligenmanagements der Wiener Tafel – eine Fallstudie Diplomarbeit. Universität Wien. 2012 In dieser Diplomarbeit wird durch einen sequentiell explanatorischen Ansatz (Kapitel 4.1) das Freiwilligenmanagement der Wiener Tafel (WT) in einer Einzelfallstudie (Yin, 2003) erhoben und analysiert. Dabei wurden im Rahmen einer Multimethod Case Study, einerseits ein Fragebogen verwendet, welcher an 291 freiwillige Mitarbeiter der Wiener Tafel versandt wurde, andererseits ein Interview mit vier besonders einflussreichen und interessierten Mitarbeitern der Wiener Tafel geführt. Im Fragebogen (vgl. Kapitel 4.2) wurden die Zusammenhänge von Belastungen, Ressourcen, Arbeitszufriedenheit und Erschöpfung im Freiwilligenmanagement der Wiener Tafel anhand des modifizierten Job-Demand-Resources Modell (Kapitel 2.3) nach Bakker und Demerouti (2007) erhoben. Die situativen Bedingungsfaktoren (Belastungen) definieren sich dabei als die Skalen Arbeitsmenge, kognitive Arbeitsintensität, Zeitdruck, emotionale Belastungen und Rollenkonflikte. Die personalen Bedingungsfaktoren (Ressourcen) wiederum unterteilen sich in die Skalen Führungsqualität, persönliche Entwicklungsmöglichkeiten, großer Entscheidungsspielraum, soziale Unterstützung und Feed-back. Im Stakeholderdialog (vgl. Kapitel 4.3) wurden anhand eines Leitfadens wiederum die Belastungen, Ressourcen, Arbeitszufriedenheit und Erschöpfung sowie deren Zusammenhänge bei freiwilligen Mitarbeitern diskutiert. Zudem wurden die beiden qualitativen Fragen aus dem Fragebogen neben Fragen, die sich anhand von Notizen und Dokumenten ergaben, in den Leitfaden übernommen. Anhand der quantitativen und qualitativen Ergebnisse wurden dann Steuerungselemente bzw. Lösungsalternativen für das Freiwilligenmanagement der Wiener Tafel diskutiert, welche im Kapitel 7 (Ausblick) angeführt werden. Eine Generalisierbarkeit der Daten und der Ergebnisse ist jedoch nicht möglich, da die Einzelfallstudie in einer einmaligen Situation stattfand, in der auch der Kontext und die Umgebung berücksichtigt werden müssen. Waldner, Stephan 253 WISSENSCHAFTSPREIS DES SOZIALMINISTERIUMS FÜR JUNGAKADEMIKERiNNEN Abstracts der eingereichten Arbeiten 183. Weiß, Michaela The Potential Impact of Educational Attainment on Perceived Job Security and Perceived Employability: A Cross-National Comparison between Austria and Denmark Masterthesis. WU Wien. 2013 This thesis investigates the potential impact of educational attainment on perceived job security and perceived employability in Austria and Denmark. A quantitative research design has been applied and the European Social Survey (ESS) mapping beliefs, attitudes and behavioral patterns in European countries has served as major data source. While vast literature can be found on the intergenerational transmission of educational attainment, previous studies on the subject have hardly analyzed potential effects of parental educational levels on how job security and employability are perceived. Although job security and perceived employability have often been studied as elements of overall job satisfaction, their potential relation to educational attainment appears to be a rather marginal subject. In an attempt to fill this void, the present thesis explicitly aims at investigating the link between educational background and the individual perception of job security and employability. After having filtered the ESS2 (2004) data set according to the research specifications, the sample contained 1,152 valid cases for Austria and 855 valid cases for Denmark. For analyzing purposes, respondents have been grouped into low-skilled and highly skilled workers according to their respective highest levels of education. Derived from the existing literature on welfare state regimes and social reproduction as well as from statistical publications, country-specific hypotheses have been formulated. While educational attainment is considered to have an impact on perceived job security and employability in Austria, the opposite is assumed to hold true in the case of Denmark. Analogously, parental educational achievement is considered to influence job security and employability perceptions in Austria but is expected to be rather insignificant in Denmark. The empirical findings indicate that while the impact of individual educational attainment on perceived job security and employability appears to be statistically significant in case of Austria, it does not lead to different perceptions in Denmark. Overall, the test results mainly correspond to the expectations that have accordingly been translated into hypotheses. However, the inverse correlation between the level of educational attainment and perceived employability in Austria represents a somewhat unexpected finding. With regard to parental educational levels, perceptions of job security seem to be homogenous among lower and highly skilled respondents in both countries. The paper eventually connects these empirical findings to welfare state regime theory and the theoretical frameworks on 254 Weiß, Michaela WISSENSCHAFTSPREIS DES SOZIALMINISTERIUMS FÜR JUNGAKADEMIKERiNNEN Abstracts der eingereichten Arbeiten intergenerational transmission of educational attainment as well as to recent inequality trends and patterns. Diese Arbeit wurde in englischer Sprache verfasst. Weiß, Michaela 255 WISSENSCHAFTSPREIS DES SOZIALMINISTERIUMS FÜR JUNGAKADEMIKERiNNEN Abstracts der eingereichten Arbeiten 184. Wenninger, Julian Verlockungen der Ferne. Über die Abwanderung von MedizinabsolventInnen. Masterarbeit. Karl-Franzens-Universität Graz. 2013 In dieser Masterarbeit wird der Frage nachgegangen, aufgrund welcher Motivation junge MedizinabsolventInnen Österreich verlassen und im Ausland tätig werden. Mittels qualitativer Forschung und ExpertInneninterviews werden mögliche Zusammenhänge zwischen suspizierten Bedingungen der Beschäftigung (Belastung, Bezahlung, Fortbildung) und individuellen Motiven und Vollzug der Arbeitsemigration aufgezeigt. Zusätzlich wird der oft kolportierte ÄrztInnenmangel in Österreich untersucht und in Bezug zu den Arbeitsbedingungen gesetzt. Die vorliegende Arbeit ist in zwei Teile geteilt: im ersten Teil wird auf Studium und Ausbildung, Berufsbild, Emigration eingegangen; im zweiten auf den aktuellen Stand der Literatur und die überschaubare Menge vorliegender Studien. Darüber hinaus werden die nötigen und verwendeten sozialwissenschaftlichen Grundlagen kurz vorgestellt. Der zweite Teil der Masterarbeit widmet sich der empirischen Aufbereitung und Darstellung der Resultate der Interviews. Das Thema abrundend folgt die Diskussion und Verortung der gewonnenen Erkenntnisse, zusätzlich werden praktische Änderungsvorschläge gegeben. Im Zuge der Masterarbeit und der Auswertung der Interviews lässt sich feststellen, dass ein großer Teil der interviewten AbsolventInnen entweder bereits ins Ausland emigriert ist oder sich eine Auswanderung unter bestimmten Voraussetzungen sehr gut vorstellen könnte. Es scheint aufgrund des Studiums keine stärkere Verbundenheit oder gefühlte Schuldigkeit gegenüber dem Staat zu bestehen, welche die Abwanderungsmotivation beeinflussen. 256 Wenninger, Julian WISSENSCHAFTSPREIS DES SOZIALMINISTERIUMS FÜR JUNGAKADEMIKERiNNEN Abstracts der eingereichten Arbeiten 185. Wenzl, Antonia „Genderaspekte in der Gefahrenevaluierung am Arbeitsplatz nach § 4 ASchG“ Masterarbeit. Universität Wien. 2012 Das derzeit gültige „Bundesgesetz über Sicherheit und Gesundheitsschutz bei der Arbeit“ (ArbeitnehmerInnenschutzgesetz – AschG) ist seit 1995 in Kraft und enthält erstmals in der Geschichte des österreichischen ArbeitnehmerInnenschutzes eine gesetzlich vorgeschriebene Gefahrenevaluierung und Festlegung von Maßnahmen (§ 4 ASchG). Alle ArbeitgeberInnen sind verpflichtet diese durchzuführen. Gleichzeitig beinhaltet das aktuelle ASchG mitsamt seinen Verordnungen so wenige frauenspezifische Arbeitsschutzbestimmungen, wie noch nie zuvor in der Geschichte des ArbeitnehmerInnenschutzes. Die vorliegende Arbeit geht der Frage nach, inwiefern dieses weitgehend geschlechtsneutrale Gesetz in seiner Anwendung zu einer geschlechtergerechten ArbeitnehmerInnenschutzpraxis beiträgt. Den Ausgangspunkt der Arbeit bilden neben den relevanten Rechtsnormen bisherige wissenschaftliche Forschungen zum Zusammenhang von ArbeitnehmerInnenschutz und Geschlecht. Mit dem Blick der Genderforschung richte ich den Fokus auf die Frage nach der Beschaffenheit der Geschlechterverhältnisse im ArbeitnehmerInnenschutz und daraus folgend auf die Frage nach der gerechten Verteilung der Ressourcen des ArbeitnehmerInnenschutzes zwischen den Geschlechtern. Das Ziel meiner Untersuchung ist es, Ergebnisse zu liefern, die einen Beitrag zur geschlechtergerechten Praxis der Umsetzung der Gefahrenevaluierung leisten. Die Forschungsfragen richten sich dabei auf drei praxisrelevante Fragen: 1. Inwiefern hat die geschlechtsneutral normierte „Gefahrenevaluierung“ und „Festlegung von Maßnahmen“ nach § 4 AschG geschlechtsspezifische Auswirkungen in ihrer Anwendung? 2. Welche Ursachen für mögliche geschlechtsspezifische Auswirkungen gibt es? 3. Welche Maßnahmen können die Umsetzung einer geschlechtssensiblen Gefahrenevaluierung fördern? In meinen Forschungsannahmen gehe ich davon aus, dass eine Praxis, die die Ressourcen des ArbeitnehmerInnenschutzes gerecht zwischen den Geschlechtern verteilt, derzeit im österreichischen ArbeitnehmerInnenschutz nicht gegeben ist. Ich behaupte, dass das historisch gemachte, hierarchisierende Geschlechterverhältnis, das Frauen einen anderen Platz in unserer Gesellschaft zuschreibt als Männern, auch im Kontext des ArbeitnehmerInnenschutzes wirksam wird. Als Untersuchungsmethoden habe ich die rechtshistorische Analyse des ArbeitnehmerInnenschutzes hinsichtlich Geschlechterfragen gewählt (um nachzuzeichnen, wie sich das historisch gemachte Ge- Wenzl, Antonia 257 WISSENSCHAFTSPREIS DES SOZIALMINISTERIUMS FÜR JUNGAKADEMIKERiNNEN Abstracts der eingereichten Arbeiten schlechterverhältnis in diesem Kontext eingeschrieben hat) sowie die Erhebung der Rechtspraxis der Gefahrenevaluierung anhand von leitfadengestützten qualitativen ExpertInneninterviews. Die Ergebnisse der empirischen Untersuchung liefern vielfältige Ursachen für geschlechtsspezifische Auswirkungen der Gefahrenevaluierung. Zahlreiche Beispiele aus den verschiedenen Branchen des österreichischen Arbeitsmarktes werden dargestellt. Ein weiteres Ergebnis meiner Untersuchung sind jene, aus Sicht der ExpertInnen dringlichsten Maßnahmen, deren Umsetzung zu einer geschlechtergerechteren Praxis der Gefahrenevaluierung am Arbeitsplatz beitragen würden. 258 Wenzl, Antonia WISSENSCHAFTSPREIS DES SOZIALMINISTERIUMS FÜR JUNGAKADEMIKERiNNEN Abstracts der eingereichten Arbeiten 186. Widmoser, Sarah Welcome to your new home! Facebook als Vermittler von Sozialkapital für Austauschstudierende? Magisterarbeit. Universität Wien. 2015 Basierend auf bisherigen Forschungsergebnissen zu den Auswirkungen von sozialen Netzwerken (SN) auf das Sozialkapital der Nutzer/innen (Aubrey, & Rill, 2013; Kwon et al., 2013; Liu et al., 2013; Lin et al., 2012; Steinfield et al., 2008; Ellison et al., 2007) erweitert die vorliegende Studie mittels einem Online-Fragebogen (N = 325) die bisherige Forschung anhand zweier Aspekte: (1) Die Aneignung bzw. Nutzung von SN durch Austauschstudierende während ihres Auslandsaufenthaltes. (2) Die Auswirkungen der Nutzung von SN auf die Aufrechterhaltung bereits bestehender Beziehungen sowie den Aufbau neuer sozialer Beziehungen. Während SN die Möglichkeit des Aufbaus, der Aufrechterhaltung und der Ausweitung von Beziehungen über soziale und geographische Grenzen hinweg ermöglichen (Wellman et al., 2006), sind Austauschstudierende, die durch den Auslandsaufenthalt in ein neues soziales Umfeld gelangen, in diesem Kontext von besonderem Interesse. Die Ergebnisse bestätigen einen positiven Zusammenhang zwischen der Nutzung von Facebook (FB) und den schwachen („bridging“) sowie den starken sozialen Beziehungen („bonding“) der Austauschstudierenden. Der Zusammenhang zwischen der Aufrechterhaltung der Beziehungen („maintaining social capital“) und der Nutzung des SN konnte hingegen nur zum Teil bestätigt werden. Während bisherige Arbeiten eine einfache Form der Abhängigkeit zwischen der erklärenden Variable x (Konsum von FB) und der abhängigen Variable y (Ausmaß an Sozialkapital) annahmen, konnte die vorliegende Studie durch Anwendung einer Instrumentenvariablen-Schätzung in einer 2SLS-Regression („two-stage-least-squares“) erstmals den kausalen Effekt der Nutzung von SN auf das Sozialkapital der Proband/innen identifizieren. Die vorliegende Arbeit lieferte durch explorative Auswertungen zudem einen Einblick über die Bedeutung der Eigenschaften von FB und den Einfluss soziodemografischer Faktoren auf die Nutzung des SN. Den theoretischen Rahmen zur Erforschung der Nutzung von Facebook durch Austauschstudierende während ihres Auslandsaufenthaltes bildete die Diffusionstheorie (Rogers, 1962). Dabei handelt es sich um ein theoretisches Konzept, das die Verbreitung von Innovationen über verschiedene Kanäle in einer Gesellschaft erfasst (Rogers, 2003). Die theoretische Grundlage zur Erforschung des Sozialkapitals der Austauschstudierenden bildete Putnams (2000) Unterteilung der Beziehungen in brückenschlagende („bridging“) und bindende („bonding“) Beziehungen. Aufgrund der Konzentration des vorliegenden Forschungsvorhabens auf Austauschstudierende wurde zudem eine weitere Differenzierung vorgenommen. Es handelt sich dabei um das Aufrechterhalten von bereits bestehendem Sozialkapital, zum Beispiel Widmoser, Sarah 259 WISSENSCHAFTSPREIS DES SOZIALMINISTERIUMS FÜR JUNGAKADEMIKERiNNEN Abstracts der eingereichten Arbeiten aus früheren bzw. anderen Lebensphasen (Bargh, & McKenna, 2004). Vor allem bei der Erforschung der Nutzung von SN scheint dieser Faktor von Bedeutung zu sein, da die Aufrechterhaltung und Pflege alter Kontakte ein wichtiges Motiv für die Nutzung von SN wie etwa Facebook darstellt (Steinfield et al., 2008). 260 Widmoser, Sarah WISSENSCHAFTSPREIS DES SOZIALMINISTERIUMS FÜR JUNGAKADEMIKERiNNEN Abstracts der eingereichten Arbeiten 187. Wieland, Nicola „El corazón no tiene cara“ - Das Herz hat kein GesichtRessourcen und Resilienzfaktoren von Straßenkindern in Südamerika am Beispiel Ecuador Diplomarbeit. Alpen-Adria Universität Klagenfurt. 2012 Die vorliegende Arbeit beschäftigt sich mit dem Konstrukt der Straßenkindproblematik am Beispiel des südamerikanischen Landes Ecuador. Aufgrund der vielen Konzepte, die in diese Thematik hineinfließen und dieses Phänomen der „Straßenkinder“ auf unterschiedliche Weise mitbedingen, bietet diese Arbeit zunächst umfangreiche Begriffserklärungen und -analysen. Ein Schwerpunkt dieser Arbeit sollen die Ressourcen sein, die diese Kinder aufbringen und somit auch die immer stärker werdende Resilienzforschung in vielfältiger Weise untermalen. Der besondere Fokus dieser Arbeit liegt darin, dass diese kein Bericht „über“ die Kinder sein soll, sondern dass uns die Kinder auch mit ihren Einblicken, Erlebnissen und Weltanschauungen einen Einblick in ihre Lebensrealität gewähren. Wieland, Nicola 261 WISSENSCHAFTSPREIS DES SOZIALMINISTERIUMS FÜR JUNGAKADEMIKERiNNEN Abstracts der eingereichten Arbeiten 188. Wiesböck, Laura „Soziale Exklusion in Österreich – türkischstämmige Personen zwischen institutionellen Rahmenbedingungen, statistischen Fakten und gesellschaftlicher Wirklichkeit“ Masterarbeit. Universität Wien. 2012 Ziel meiner Masterarbeit „Soziale Exklusion in Österreich – türkischstämmige Personen zwischen institutionellen Rahmenbedingungen, statistischen Fakten und gesellschaftlicher Wirklichkeit“ ist es, die gesellschaftliche Teilhabe von türkischstämmigen Personen in Österreich aus unterschiedlichen Perspektiven unter der Frage der Exklusion bzw. Inklusion zu untersuchen. Im öffentlichen Diskurs wird die Benachteiligung von türkischstämmigen MigrantInnen gegenüber ÖsterreicherInnen überwiegend als selbstverursacht dargestellt. Dabei werden strukturelle Rahmenbedingungen, die Partizipationschancen zu einem erheblichen Anteil beeinflussen, ausgeblendet. Die vorliegende Arbeit greift dieses Missverhältnis auf und fragt nach Formen der Wechselwirkung zwischen diesen Ebenen. Die Forschungsfrage dabei lautet: Inwieweit gelingt türkischstämmigen Personen in Österreich eine gesellschaftliche Teilhabe entsprechend den vorherrschenden Standards bzw. inwieweit wird ihnen diese Teilhabe ermöglicht? Dabei soll eine Betrachtung der Ebene der der individuellen Leistung sowie der gesellschaftlichen Rahmenbedingungen erfolgen. Zu diesem Zweck bedarf die empirische Untersuchung eines mehrdimensionalen methodischen Zugangs. In Anlehnung an Nohl et al. (2006) wird eine Analyse auf drei Ebenen vorgenommen: (1) auf der Makroebene werden rechtliche Regulierungen und der öffentliche Diskurs untersucht (2) die Mesoebene umfasst die statistische Erfassung der gesellschaftlichen Teilhabe von Migranten in verschiedenen Lebenslagen und (3) auf der Mikroebene werden junge türkischstämmige Bildungsaufsteiger in Wien in einem qualitativen Verfahren zu individuellen Erfahrungen mit Exklusion/Inklusion sowie dem Umgang mit Ausgrenzung befragt. Die Methoden der Mesoebene und Mikroebene werden an Hand des Vertiefungsmodells nach Mayring (2001) integriert. Die Verknüpfung der beiden methodischen Herangehensweisen ermöglicht eine umfassende Betrachtungsweise der komplexen Dynamik von Exklusionsprozessen – einerseits durch die Analyse der objektiven Realität bzw. der „Außenperspektive“, andererseits durch die Rekonstruktion der subjektiven Realität bzw. der „Innenperspektive“. Der sozialwissenschaftliche Fachbereich, in dem diese Arbeit zu verorten ist, ist die Soziologie der sozialen Ungleichheit, die Sozialstrukturforschung sowie die Migrationsforschung. 262 Wiesböck, Laura WISSENSCHAFTSPREIS DES SOZIALMINISTERIUMS FÜR JUNGAKADEMIKERiNNEN Abstracts der eingereichten Arbeiten 189. Wieser, Clemens Vermitteln und Aneignen in sozialwissenschaftlichen Gegenständen Dissertation. Universität Wien. 2013 Geht es im sozialwissenschaftlichen Unterricht um den Bezug zum eigenen Leben oder die Annäherung an Sozialwissenschaft? Sollten Schülerinteressen oder die Objektivität der sozialen Welt im Zentrum stehen? Wie lässt sich in diesem Spannungsfeld Unterricht gestalten? Vermitteln und Aneignen in sozialwissenschaftlichen Gegenständen stellt auf Basis aktueller didaktischer Forschungszugänge Perspektiven vor, die Antworten auf diese Fragen ermöglichen. Ausgangspunkt ist dabei das Wissen von LehrerInnen und SchülerInnen, das sich im Unterricht und in ihrem Sprechen über Unterricht zeigt. Die im Buch vorgestellten konzeptuellen und methodischen Perspektiven verdeutlichen Positionen, durch die dieses Wissen über Unterrichten erschlossen werden kann. Für die theoretische Fundierung wurden aktuelle didaktische und fachdidaktische Forschungszugänge untersucht, um verschiedene Dimensionen von Unterricht und ihre fachdidaktische Bedeutung herauszuarbeiten. Um einen methodologischen Zugang zu schaffen wurde gefragt, wie die Dimensionen von Unterricht in empirischer Forschung untersucht werden können. Dabei wird deutlich, dass viele aktuelle und insbesondere allgemein-didaktische Zugänge zur Unterrichtsforschung die Unterrichtspraxis zwar theoretisieren gleichzeitig aber kaum Perspektiven für Handeln im Unterricht vorschlagen. Die in allgemein-didaktischen Zugängen genutzte methodische Präzision in der Analyse von Unterricht wird in dieser Arbeit mit dem fachdidaktischen Anliegen kombiniert, durch methodisch abgesicherte Strategien Perspektiven für das Handeln im Unterricht zu entwickeln. Gemeinsam bilden die theoretische Fundierung und die kombinierten methodischen Strategien einen raffinierten Ausgangspunkt für die fachdidaktische Erforschung von Unterricht, der in Folge exemplarisch für die Untersuchung von Vermittlung und Aneignung sozialwissenschaftlicher Gegenstände genutzt wird. Als Datenmaterial für diese Untersuchung wurde eine Reihe von Unterrichtsstunden zur Finanzkrise in Griechenland aufgezeichnet. Begleitend zu diesen Unterrichtsstunden wurden Interviews mit Lehrerin und Schüler/innen geführt. Die aufgezeichneten Unterrichtsstunden und Interviews wurden vollständig transkribiert und bilden die materiale Grundlage für die empirische Analyse. In der empirischen Analyse wurden Strategien zweier benachbarter Methodologien – Objektiver Hermeneutik und Grounded Theory Methodology – genutzt, um dem oben genannten fachdidaktischen Interesse nachzukommen, Perspektiven für das Handeln im Unterricht zu entwickeln. Durch ihren Einsatz entstand eine Reihe von Fallanalysen, in denen der Prozess des Vermittelns und Aneignens im Unterricht sowie die Perspektive der Lehrerin und die Perspektiven von Schüler/innen untersucht wurden. Diese Fallanalysen sind das Fundament für die Modellierung des Prozesses von Vermitteln und Aneignen im Medium sozialwissenschaftlicher Gegenstände. Wieser, Clemens 263 WISSENSCHAFTSPREIS DES SOZIALMINISTERIUMS FÜR JUNGAKADEMIKERiNNEN Abstracts der eingereichten Arbeiten 190. Wimmer, Petra Interkulturelles Zusammenleben Hoffnungsträger nächste Generation Bildungspolitische und pädagogische Ansätze im Umgang mit kultureller Vielfalt im Vorschulbereich Masterarbeit. FH Oberösterreich. 2012 Unsere Gesellschaft ist geprägt von kultureller Vielfalt, welche eine Vielzahl an Maßnahmen, Projekten und Strömungen hervorgerufen hat. Die Einbindung von Menschen mit Migrationshintergrund und die Ermöglichung einer gleichwertigen Teilhabe am öffentlichen Leben und Erleben stellt unsere Gesellschaft wiederholt vor Herausforderungen. Öffentliche Bildungseinrichtungen, als Repräsentanten des österreichischen Staates, tragen dabei eine immense Verantwortung. Unser Bildungssystem vermittelt jedem Menschen beabsichtigt oder unbeabsichtigt einen ersten und einen dauerhaften Eindruck davon, wie mit kultureller Pluralität umgegangen wird. Der Bildungsbereich ist politisches und pädagogisches Handlungsfeld, welcher einerseits Kindern und Jugendlichen eine deutliche Vorstellung über Inklusion und Wertigkeit bietet, andererseits auf Grund der schlechteren Bildungserfolge von Kindern mit Migrationshintergrund einen dringenden Handlungsbedarf aufweist. Diese Masterarbeit beschäftigt sich mit den biographisch ersten Bildungseinrichtungen in Österreich, dem sogenannten vorschulischen Bereich der Bildung und Erziehung. Der Kindergarten, als erste Bildungsinstanz, stellt häufig die erste Plattform für interkulturelle Begegnungen dar und verlangt von dem pädagogischen Personal einen Umgang damit zu finden. Der häufig vertretenen Ansicht, dass Kinder vorurteilsfrei und ohne Präferenz für die eigene soziale, ethnische und kulturelle Gruppe aufeinandertreffen, wird von Seite der Fachliteratur widersprochen. Des Weiteren hat sich der gesamte Bildungsbereich mit der Frage zu beschäftigen, inwieweit Kinder in ihrer kulturellen Identität und Familienkultur bestätigt, beziehungsweise abgelehnt werden. Vor dem Hintergrund dieser Überlegungen war es Ziel meiner Arbeit, die folgenden Fragen eingehend zu beleuchten: (1) Ist das politische Bewusstsein vorhanden, dass bereits im vorschulischen Bereich integrative beziehungsweise interkulturelle Maßnahmen erforderlich sind? (2) Wie ist die Bevölkerung in Österreich in Hinsicht auf Sprache und Nationalität strukturiert? (3) Gibt es pädagogische Konzepte, die auf die kulturelle Vielfalt im elementarpädagogischen Bereich eingehen? (4) Wie gehen Kindergartenpädagoginnen und Kindergartenpädagogen im Bezirk Vöcklabruck mit kultureller Vielfalt um? 264 Wimmer, Petra WISSENSCHAFTSPREIS DES SOZIALMINISTERIUMS FÜR JUNGAKADEMIKERiNNEN Abstracts der eingereichten Arbeiten 191. Wimmer, Simone „Transnationale (Familien)Beziehungen Zur Lebens- und Arbeitssituation slowakischer 24-Stunden-BetreuerInnen in Österreich“ Diplomarbeit. Universität Wien. 2014 Diese Diplomarbeit geht den transnationalen Lebens- und Arbeitsbedingungen slowakischer 24-Stunden-BetreuerInnen zwischen ihrem Arbeitsplatz in Österreich und ihrer Herkunftsregion nach, und untersucht daraus resultierende soziokulturelle Auswirkungen dieser Lebensführung auf das soziale- und familiäre Umfeld dieser Personen. Der Fokus richtet sich dabei auf die Gestaltung der sozialen Kontakte und Beziehungen, das Familienleben und die Elternschaft im transnationalen Raum. Zudem werden moderne Kommunikationstechnologien und Transportmittel im Hinblick auf die Aufrechterhaltung und Organisation dieser transnationalen Beziehungen thematisiert, und nach den Auswirkungen auf die Konstruktion bzw. Rekonstruktion von Geschlechterrollen im Herkunftskontext, durch die teilweise Abwesenheit der 24-Stunden-BetreuerInnen, gefragt. Im Zentrum dieser Analyse steht die empirische Untersuchung jener Lebenszusammenhänge und sozialen Prozesse, die ausgehend von drei qualitativen ExpertInneninterviews mit 24-Stunden-BetreuerInnen, in Falldarstellungen, präsentiert werden. Den theoretischen Rahmen dieser Arbeit bilden die Konzepte transnationaler Mutterschaft bzw. transnationaler Familienbeziehungen, und es werden Bedingungen transnationaler Migration bzw. Mobilität im Kontext Zentral- und Osteuropas diskutiert. Weiters findet eine Kontextualisierung der Falldarstellungen statt. Dabei werden gesellschaftliche Transformationsprozesse, Geschlechterverhältnisse und Migrationsmotive im Kontext Zentral- und Osteuropas betrachtet, Pflege- und Betreuungsarbeit in Bezug auf das österreichische Wohlfahrts- und Migrationsregime vorgestellt, und das Umfeld der 24-Stunden-BetreuerInnen, die Erwerbsarbeit in Privathaushalten thematisiert. Wimmer, Simone 265 WISSENSCHAFTSPREIS DES SOZIALMINISTERIUMS FÜR JUNGAKADEMIKERiNNEN Abstracts der eingereichten Arbeiten 192. Wolf, Oliver Diagnose: Demenz Die Rolle der Sozialen Arbeit in der Begleitung und Betreuung von Menschen mit Demenz und ihren Angehörigen Diplomarbeit. FH Salzburg. 2012 Das Risiko, an einer Demenz zu erkranken, nimmt mit dem Lebensalter zu. Die Lebenserwartung im deutschsprachigen Raum steigt. Das bedeutet, dass in Zukunft mehr Menschen und Familien mit der Diagnose Demenz konfrontiert werden. Die kognitiven Defizite lassen Personen mit Demenz vergesslich, desorientiert, traurig oder auch aggressiv werden. Im Verlauf der Erkrankung benötigt der/die Betroffene zunehmend Unterstützung, wird abhängig und ist auf andere angewiesen. Häufig sind dies die eigenen Familienangehörigen. Die Beteiligten stehen vor der Herausforderung, wie sie mit der Situation umgehen können. Was kann man tun? Wohin kann man sich wenden? Woher bekommt man Unterstützung? Um die Situationen der Betroffenen möglichst genau einschätzen zu können, sollten gute Kenntnisse über demenzielle Erkrankungen vorliegen. In der vorliegenden Arbeit wird neben dem ausführlichen Einblick in das Krankheitsbild der Demenz, der Verlauf der Erkrankung sowie die Situation der Angehörigen ausführlich beschrieben. Es wird der Blick auf Einrichtungen und Angebote der sozialen Altenarbeit geworfen und geprüft, welche sozialarbeiterischen Methoden sich für die Begleitung und Betreuung von Menschen mit Demenz und ihren Angehörigen eignen. In der vorliegenden Arbeit soll herausgefunden werden, welche Rolle die Soziale Arbeit einnehmen kann, damit Menschen mit Demenz und ihre Angehörigen unterstützt und entlastet werden. Insbesondere werden die Möglichkeiten im Handlungsfeld der sozialen Altenarbeit erforscht. Anhand dieser Überlegungen stellt sich die Forschungsfrage dieser Arbeit wie folgt dar: Welche Aufgaben und Funktionen können SozialarbeiterInnen im Handlungsfeld der sozialen Altenarbeit bei Menschen mit Demenz und ihren Angehörigen übernehmen? Die Beantwortung dieser Frage erfolgt anhand qualitativer Sozialforschung. Dazu werden im theoretischen Teil die Themenbereiche ‚Demografische Entwicklung’, Demenz’, ‚Lebenssituation Betroffener’, ‚soziale Altenarbeit’, Lebensweltorientierung‚ und ‚Methoden der Soziale Arbeit’ abgehandelt. Ergänzend dazu werden im empirischen Teil mit Hilfe der Ergebnisse aus den qualitativen Interviews die praktischen Erfahrungen von Expertinnen dargestellt. 266 Wolf, Oliver WISSENSCHAFTSPREIS DES SOZIALMINISTERIUMS FÜR JUNGAKADEMIKERiNNEN Abstracts der eingereichten Arbeiten 193. Wurm, Herwig Gerechtigkeit und Bedingungsloses Grundeinkommen Über politisch-ethische Begründungen einer umstrittenen Forderung Diplomarbeit. Karl-Franzens-Universität Graz. 2014 Die Arbeit widmet sich zwei Fragen. Erstens, was ist ein Bedingungsloses Grundeinkommen? Und zweitens, welche Modelle legen seine Befürworter und Befürworterinnen zur Begründung eines Bedingungslosen Grundeinkommens vor? Die Beantwortung der ersten Frage zeigt vier charakteristische Merkmale eines Bedingungslosen Grundeinkommens: die Bedingungslosigkeit, die Gewährung an Individuen, die Gewährung durch ein politisches Gemeinwesen und den Begriff des Einkommens. Von besonderer Bedeutung sind dabei das erste und das letzte Merkmal. So soll ein Grundeinkommen im Sinne seiner Bedingungslosigkeit auch an jene Personen gewährt werden, die keinen Unterstützungsbedarf haben, und die keine Bereitschaft zeigen, einer bezahlten Arbeit nachzugehen. Anhand des Einkommens-Begriffes zeigt sich, wie verschieden die Konzepte zur Gewährung eines Bedingungslosen Grundeinkommens ausgestaltet sein können. Je nach Zielsetzung sehen sie (mit Stand 2014) entweder die Auszahlung von einigen hundert Euro pro Jahr oder von mehr als tausend Euro im Monat vor. Die Beantwortung der zweiten Frage zeigt, von welch unterschiedlichen Seiten der Vorschlag zur Gewährung eines Bedingungslosen Grundeinkommens Unterstützung erfährt. Exemplarisch werden die Begründungsmodelle von sechs Autoren vorgestellt, wobei jedes dieser Modelle für eine Strömung der Rechtsphilosophie steht: Milton Friedman (Rechts-Libertarismus), Hillel Steiner (Links-Libertarismus), John Baker (Glücksegalitarismus), Frank Lovett (Soziale Gleichheit), Bill Jordan (Kommunitarismus) und Robert Goodin (Effizienz). Im Ergebnis zeigt die Untersuchung dieser Begründungsmodelle, dass in der Rechtsphilosophie eine Vielzahl mehr oder weniger plausibler Gründe für die Gewährung eines Bedingungslosen Grundeinkommens diskutiert wird, weswegen seine Gewährung nicht vorschnell als ungerecht zurückgewiesen werden, sondern als ernstzunehmende sozialpolitische Alternative verstanden werden sollte. Wurm, Herwig 267 WISSENSCHAFTSPREIS DES SOZIALMINISTERIUMS FÜR JUNGAKADEMIKERiNNEN Abstracts der eingereichten Arbeiten 194. Zamarin, Gregor Leben mit Behinderung. Über gesellschaftliche Teilhabe- und Ausgrenzungserfahrungen Studierender mit Behinderung der Universität Wien. Eine empirische Studie Diplomarbeit. Universität Wien. 2012 In der vorliegenden Arbeit wurden mittels quantitativem Fragebogen gesellschaftliche Teilhabe- und Ausgrenzungserfahrungen Studierender mit Behinderung der Universität Wien erhoben und miteinander verglichen. Ziel der Arbeit war aufzuzeigen, wo Studierende mit Behinderung ausgegrenzt werden, wie Ausgrenzungsmechanismen wirken und wie sich Teilhabe- und Ausgrenzungserfahrungen auf das subjektive Lebensgefühl sowie auf das Selbst- und Fremdbild auswirken. Als Auswertungsmethoden fungierten die deskriptive Statistik sowie bivariate Korrelationsanalysen, um Thesen, die in der qualitativ orientierten Arbeit Zamarins (2011) aufgestellt wurden, zu überprüfen. Theoriemodell war ein bio-psycho-soziales Modell von Behinderung, das biologische, soziale und psychologische Aspekte und Barrieren berücksichtigt, wobei vorwiegend das ausgrenzende Sozialsystem als Behinderung verstanden wurde. Von 16 Thesen wurden neun bekräftigt und sieben entkräftet. Die Grundannahme, dass die Mehrheit der Studierenden mit Behinderung gesellschaftlich ausgegrenzt wird, musste entkräftet werden. Tatsächlich ausgegrenzt fühlt sich – den Ergebnissen der Stichprobe folgend – ein Drittel der StudentInnen. Es scheint so, als würden sich ausgegrenzt erlebte Studierende von jenen, die sich gesellschaftlich teilhabend wahrnehmen, dadurch unterscheiden, über weniger Ressourcen (ökonomisch, sozial) zu verfügen, weniger beständige Sozialkontakte und keine Arbeit zu haben, sich in Diskriminierungssituationen assimilierender und passiver zu verhalten und Ausgrenzungserfahrungen häufiger auf ihre Behinderung und/oder auf ihren Gesundheitszustand zurückzuführen. Die Daten der Stichprobe weisen darauf hin, dass viele Studierende (zwei Drittel) armutsgefährdet erscheinen, über einen geringen Lebensstandard verfügen und im Alltag bürokratische Hürden zu bewältigen haben. Die häufigste Reaktion der StudentInnen mit Behinderung auf Diskriminierung dürfte das Ignorieren von Situationen und darauffolgender Rückzug sein. Ein Drittel der Probanden gab an, den Kontakt zu Mitmenschen zu meiden, um Diskriminierungen zu entgehen. In Bezug auf die eigene Identitätsproblematik der Probanden ist zu konstatieren, dass sich jede zweite Person der Stichprobe als defizitäre Person betrachtet und Vorurteile in Gesprächen ortete. 81% der Befragten stört es unter einem „Allgemein-Etikett“ und nicht als individuelle Personen wahrgenommen zu werden. Etwa ein Drittel aller Studierenden führt zwischenmenschliche Probleme auf die Behinderung zurück. Es scheint, dass sich Gesellschaftserfahrungen auf das Teilhabe- bzw. Ausgrenzungsgefühl und Teilhabemöglichkeiten auf (soziale und ökonomische) Ressourcen auswirken. Unter dieser Annahme erscheinen 268 Zamarin, Gregor WISSENSCHAFTSPREIS DES SOZIALMINISTERIUMS FÜR JUNGAKADEMIKERiNNEN Abstracts der eingereichten Arbeiten folgende Rahmenbedingungen zentral zu sein, um Inklusion zu forcieren und um Ausgrenzung entgegenzuwirken: die Integration von Studierenden mit Behinderung am Arbeitsmarkt bzw. der Abbau von Hürden und die Liberalisierung beim Zugang zum Arbeitsmarkt, um individuelle Ressourcen zu erhöhen sowie ein Umdenken von gesellschaftlichen AkteurInnen, das sich in einem unterstützenden, aber nicht in bevormundendem oder ignorierendem Verhalten widerspiegelt. Zamarin, Gregor 269 WISSENSCHAFTSPREIS DES SOZIALMINISTERIUMS FÜR JUNGAKADEMIKERiNNEN Abstracts der eingereichten Arbeiten 195. Zangerle, Katharina Anna Gesundheit inklusive? Eine theoretische und empirische Analyse der Wechselwirkung von Inklusion und Gesundheit am ­Beispiel von erwerbstätigen Menschen mit Epilepsie. Masterarbeit. WU. 2014 Die Arbeitswelt, ihre Anforderungen und Chancen sind in ständigem Wandel. Die heutige arbeitsbezogene Flexibilisierung kann mit ambivalenten Folgen für das psychische und physische Wohlbefinden von Individuen einhergehen. Einerseits können Arbeitsbedingungen wie hohes Arbeitsvolumen, mangelnde Planbarkeit und Unsicherheiten, Stress sowie Leistungs- und Zeitdruck, körperliche und psychische Belastungen für die Einzelnen darstellen. Auf der anderen Seite können mit der Erwerbstätigkeit soziale und ökonomische Ressourcen erweitert werden. Durch Einkommen, Interesse an der Tätigkeit und Autonomie in der Arbeit können Handlungsspielräume erweitert werden, was sich wiederum positiv auf die Gesundheitsdynamik auswirken kann. Vor allem sind es Aspekte der Inklusion, welche sich durch soziale Partizipation und Mitsprache ausdrücken, die sich positiv auf die Gesundheit auswirken. Umgekehrt können körperliche und psychische Belastungen auf Inklusionsprozesse wirken. Das Spannungsfeld von Gesundheit und Arbeit sowie die Mechanismen der gesellschaftlichen Inklusion zu erforschen steht im Interesse dieses Forschungsvorhabens. Während ich im Rahmen der theoretischen Erarbeitung die Wechselwirkungen von Gesundheit und Inklusion betrachte, fokussiere ich im empirischen Teil auf die Auswirkungen von Aspekten der Arbeit als Teil von sozialer Inklusion auf die (gesundheitlichen) Ressourcen von Menschen mit Epilepsie. Dies ist von besonderem Interesse, da über die Wirkungen von Aspekten der heutigen Arbeitswelt auf das gesundheitliche Wohlbefinden der Menschen mit der komplexen Krankheit Epilepsie nur wenig bekannt ist. Vor dem Hintergrund der theoretischen Ausarbeitung, wobei die Wechselwirkungen von Gesundheit und Inklusion in die Arbeitswelt aus systemtheoretischer und ungleichheitstheoretischer Perspektive im Zentrum stehen, werden sonach problemzentrierte Interviews mit erwerbstätigen Menschen mit Epilepsie geführt. Durch die Gespräche mit sechs erwerbstätigen Menschen mit Epilepsie mit unterschiedlichem sozioökonomischen Hintergrund werden Auswirkungen der Inklusion in die Arbeitswelt auf die Gesundheit erforscht. 270 Zangerle, Katharina Anna WISSENSCHAFTSPREIS DES SOZIALMINISTERIUMS FÜR JUNGAKADEMIKERiNNEN Abstracts der eingereichten Arbeiten 196. Zotter, Viktoria/De Marinis, Christoph Interkulturelles Zusammenleben in Schulen Masterarbeit. Karl-Franzens-Universität Graz. 2014 Österreich muss sich zunehmend mit den Herausforderungen anhaltender Zuwanderung und der sozialen Integration von Menschen mit anderem kulturellen und sprachlichen Hintergrund beschäftigen. Der steigende Anteil von Kindern mit Migrationshintergrund stellt das österreichische Schulsystem vor eine Reihe von Herausforderungen. Im Zuge dieser Arbeit wurde diese Problematik in drei Erhebungsschritten untersucht: Im ersten Schritt wurden die Aktivitäten des Integrationsprojekts IKU an vier Schulen beobachtet. Dieses Projekt verfolgt das Ziel, interkulturelles Lernen durch erlebnispädagogische Workshops zu fordern. Im Anschluss an die Projektwoche wurden Gespräche mit PädagogInnen über den Schulalltag mit kultureller sowie sprachlicher Diversität und ihre Lösungsstrategien geführt. Aus den Beobachtungen und Gesprächen im Schulbereich wurde deutlich, dass Kinder mit Migrationshintergrund zugleich die komplexen Anforderungen der sozialen Integration in die Gesellschaft und des Erwachsenwerdens bewältigen müssen. Ihre familiären Werte stehen zum Teil in Kontrast zu jenen der Mehrheitsgesellschaft, ein Zustand der für PädagogInnen in kulturellen Konflikten in der Schule sichtbar wird. Hierbei wurden von Seiten des pädagogischen Lehrpersonals vor allem religiöse Unterschiede deutlich. Sprachliche Fähigkeiten spielen im Schulalltag eine wichtige Rolle, die Bedeutung der Muttersprache wird jedoch unterschiedlich und nicht immerzu positiv, sondern teilweise als hinderlich für die Sprachentwicklung im Deutschen wahrgenommen. Über die Interviews mit den PädagogInnen und den Beobachtungen vor Ort wurde eine mehrheitliche Defizitorientierung bemerkbar, die sich vor allem gegen Kinder und Familien mit Migrationshintergrund richtet. Dadurch wird eine positive Wahrnehmung von kultureller Vielfalt und deren Chancen blockiert. Die Ergebnisse der Gespräche in den Schulen wurden als Ausgangspunkt für Interviews mit ExpertInnen aus MigrantInnenorganisationen und der Integrationspolitik herangezogen. Die Integrationspolitik in Österreich setzt große Hoffnungen in eine gezielte frühzeitige Sprachförderung in Deutsch, aber auch das Schulsystem als Ganzes müsse lernen, besser mit Diversität umzugehen. In diesem Zusammenhang wurde auch der Missstand deutlich, dass PädagogInnen im österreichischen Ausbildungssystem mit den Themen Interkulturalität und Integration gar nicht oder zu wenig in Berührung kamen. Ein denkbarer Schritt wäre außerdem die Rekrutierung von pädagogischem Personal mit Migrationshintergrund, welches derzeit im Schulsystem mehrheitlich fehlt. Die Mitarbeiter von Interessenvertretungen der Migrationsbevölkerung hingegen sehen die Frage der Integration viel stärker in Verbindung mit dem Problem der Benachteiligung und Diskriminierung von zugewanderten Personen und der Frage des wechselseitigen interkulturellen Zotter, Viktoria/De Marinis, Christoph 271 WISSENSCHAFTSPREIS DES SOZIALMINISTERIUMS FÜR JUNGAKADEMIKERiNNEN Abstracts der eingereichten Arbeiten Lernens. In den Gesprächen wird vor allem aber auch der wesentliche Einfluss der Eltern auf das Sozialverhalten der Kinder und die Bedeutung von intensiver Elternarbeit betont. Das scheinbar unlösbare Grundproblem wird doch in der sozialen und ethnischen Segregation gesehen, welche sich durch das Schulsprengelsystem verschärft und reproduziert, da sie schließlich die gesellschaftliche Trennung im Wohnbereich auf die Ebene der Schule überträgt . Diese Situation wird vor allem für SchülerInnen mit Migrationshintergrund aus der sozialen Unterschicht zum Nachteil, da es hier zu einem Zusammenspiel mehrerer Barrieren und Probleme kommt. 272 Zotter, Viktoria/De Marinis, Christoph WISSENSCHAFTSPREIS DES SOZIALMINISTERIUMS FÜR JUNGAKADEMIKERiNNEN Abstracts der eingereichten Arbeiten ANHANG: DIE AUSLOBUNG ZUM WISSENSCHAFTSPREIS Zielsetzung des Auslobers Der „Wissenschaftspreis des Sozialministeriums für JungakademikerInnen“ wird 2015 das erste Mal verliehen. Zentrales Anliegen des Preises ist die Stärkung und Förderung der (Nachwuchs-)Forschung im Bereich der angewandten Gesellschaftswissenschaften. Der Preis soll das Interesse für sozialpolitische Themen im akademischen Bereich stärken. Außerdem sollen ForscherInnen die Chance erhalten, ihre Abschlussarbeiten einer breiteren Öffentlichkeit zugänglich zu machen. Thematische Kriterien Die abgeschlossenen Master-, Diplomarbeiten und Dissertationen sollen einen Bezug zu den angeführten sozialpolitischen Themen haben: ■■ Gerechtigkeit und Wirksamkeit des Sozialstaates z.B. ■■ Gerechtigkeit und Sozialstaat ■■ Wirksamkeit politischer Instrumente des Sozialstaates (z.B. in den Bereichen Altersvorsorge, Pflege, Behindertenpolitik, Armutsbekämpfung, Familie, Jugend, Arbeitsmarktpolitik, Arbeitsrecht und Arbeitsschutz) ■■ Sozialpolitik als Produktivkraft ■■ Akteure der Sozialpolitik (z.B. Sozialversicherung, andere Akteure) ■■ Finanzierung des Sozialstaates ■■ alternative sozialstaatliche Konzepte ■■ Lebens- und Teilhabechancen z.B. ■■ Lebenslagen bestimmter Bevölkerungsgruppen ■■ soziale Mobilität ■■ Verteilung der Teilhabechancen ■■ geschlechtsspezifische Unterschiede Anhang: Die Auslobung zum Wissenschaftspreis 273 WISSENSCHAFTSPREIS DES SOZIALMINISTERIUMS FÜR JUNGAKADEMIKERiNNEN Abstracts der eingereichten Arbeiten Teilnahmebedingungen und Bestandteile der Einreichung Es werden ausschließlich in den Jahren 2012 bis Ende Januar 2015 abgeschlossene Diplom- und Masterarbeiten sowie Dissertationen, die an einer österreichischen Hochschule (Universität, Fachhochschule und dergl.) verfasst wurden, ausgezeichnet. Bachelorarbeiten sind von der Teilnahme ausgeschlossen. Die Arbeiten können in deutscher oder englischer Sprache verfasst sein. Einreichung Die Einreichung der Unterlagen erfolgt ausschließlich per Email an [email protected] Bewertet werden vollständig eingelangte Einreichungen. Diese umfassen: ■■ ■■ ■■ ■■ ■■ ■■ Angabe des Namens, des Alters, der Anschrift, der Telefonnummer und der E-Mail-Adresse der Bewerberin/des Bewerbers die Abschlussarbeit in deutscher oder englischer Sprache im pdf-Format ein Abstract (bis zu maximal einer DIN-A-4-Seite) in deutscher oder englischer Sprache im pdf-Format und word-Format eine deutsche Kurzfassung zur Methodik und den wesentlichen Ergebnissen der vorgelegten Arbeit im Umfang von drei bis maximal fünf DIN-A-4-Seiten im pdf-Format und word-Format einen Lebenslauf eine Bestätigung über die Verleihung des akademischen Grades oder eine Bestätigung, dass die Arbeit abgenommen/abgeschlossen wurde. Einreichschluss und Werknutzungsrechte Die Einreichungen müssen bis spätestens 31. Januar 2015 ausschließlich per E-Mail an wissenschaftspreis@ sozialministerium.at einlangen und werden vertraulich behandelt. Mit der Einreichung der Arbeiten stimmen die VerfasserInnen zu, dass das Sozialministerium berechtigt, aber nicht verpflichtet ist, die eingereichten sowie insbesondere die ausgezeichneten Arbeiten zur Gänze oder auszugsweise (auf der Website des Sozialministeriums oder in eigenen Publikationen) zu veröffentlichen. 274 Anhang: Die Auslobung zum Wissenschaftspreis WISSENSCHAFTSPREIS DES SOZIALMINISTERIUMS FÜR JUNGAKADEMIKERiNNEN Abstracts der eingereichten Arbeiten Jury Eine unabhängige Jury, die sich aus Expertinnen/Experten auf dem Gebiet der Sozialpolitik und Gesellschaftswissenschaften zusammensetzt, wird die PreisträgerInnen ermitteln. Vorsitz der Jury: ■■ Eleonora Hostasch, Bundesministerin a.D. (Vorsitzende der Jury) Jury-Mitglieder (in alphabetischer Reihenfolge): ■■ Univ.-Prof. Mag. Dr. Gudrun Biffl (Donau Universität Krems, Arbeitsmarkt-, Bildungs-, Migrationsund Genderforscherin; Ausbildung: Ökonomin) ■■ Mag. Alois Guger (WIFO-Konsulent, Experte für Fragen der Einkommensverteilung, Sozial- und Einkommenspolitik; Ausbildung: Ökonom) ■■ em. Univ.-Prof. Dr. Jürgen M. Pelikan (Universität Wien & Ludwig Boltzmann Institut Health Promotion Research; Ausbildung: Soziologe; u.a. Studium der Psychologie und Philosophie) ■■ Mag. Martin Schenk (Sozialexperte Diakonie Österreich, Mitbegründer Armutskonferenz; Ausbildung: Psychologe) ■■ Dr. Bernhard Schwarz (früher Arbeiterkammer, Sozialministerium, Bank Austria, Pensionskommission; Ausbildung: Jurist) ■■ em. Univ.-Prof. Dr. Emmerich Tálos (Universität Wien; Ausbildung: Politikwissenschafter, u.a. Studium der Katholische Theologie und Geschichte,) ■■ Ao. Univ.-Prof. Dr. Hildegard Weiss (Universität Wien; Ausbildung: Soziologin) Preise und Veröffentlichung Der Wissenschaftspreis ist mit insgesamt EUR 9.000,- EUR (neuntausend) dotiert: ■■ 1. Preis EUR 5.000,– (fünftausend) ■■ 2. Preis EUR 3.000,– (dreitausend) ■■ 3. Preis EUR 1.000,– (eintausend) Die PreisträgerInnen werden im Rahmen einer feierlichen Veranstaltung durch den Sozialminister/die Sozialministerin sowie VertreterInnen der Jury ausgezeichnet. Sie erhalten eine vom Sozialminister und Jury-Vorsitzenden unterzeichnete Urkunde und das Preisgeld. Anhang: Die Auslobung zum Wissenschaftspreis 275 WISSENSCHAFTSPREIS DES SOZIALMINISTERIUMS FÜR JUNGAKADEMIKERiNNEN Abstracts der eingereichten Arbeiten Wissenschaftspreis des Sozialministeriums für JungakademikerInnen Die Arbeiten der PreisträgerInnen werden auf der Website des Sozialministeriums veröffentlicht. Außerdem können von der Jury eingereichte Arbeiten zur Publikation in der „Sozialpolitischen Studienreihe“ (Herausgeber: Bundesministerium für Arbeit, Soziales und Konsumentenschutz) vorgeschlagen werden. Einreichstelle und Kontakt Einreichstelle und Kontakt: BUNDESMINISTERIUM FÜR ARBEIT, SOZIALES UND KONSUMENTENSCHUTZ Abteilung für Sozialpolitische Grundlagen und Forschung (V/B/4) Mag.a Dr.in Petra Burgsteiner-Schröder Stubenring 1, 1010 Wien Tel: +43 (1) 711 00 – 4264 [email protected] sozialministerium.at facebook.com/sozialministerium 276 Anhang: Die Auslobung zum Wissenschaftspreis RAUM FÜR NOTIZEN sozialministerium.at RAUM FÜR NOTIZEN sozialministerium.at BUNDESMINISTERIUM FÜR ARBEIT, SOZIALES UND KONSUMENTENSCHUTZ Stubenring 1, 1010 Wien Tel.: +43 1 711 00 - 0 sozialministerium.at