Wissenschaftspreis des Sozialministeriums für

Werbung
WISSENSCHAFTSPREIS DES ­SOZIAL­MINISTERIUMS
FÜR JUNGAKADEMIKERiNNEN
Abstracts der eingereichten Arbeiten
IMPRESSUM
Medieninhaber und Herausgeber: Bundesministerium für Arbeit, Soziales und Konsumentenschutz,
­ tubenring 1, A-1010 Wien ■ Verlags- und Herstellungsort: Wien ■ Titelbild: istockphoto.acom/bmask ■
S
Druck: Sozialministerium ■ Redaktion: Abteilung V/B/4 ■ ISBN: 978-3-85010-390-9
Alle Rechte vorbehalten: Jede Verwertung (auch auszugsweise) ist ohne s­ chriftliche Zustimmung des
Medieninhabers unzulässig. Dies gilt insbesondere für jede Art der Vervielfältigung, der Übersetzung, der
Mikroverfilmung, der Wiedergabe in Fernsehen und Hörfunk, sowie der Verarbeitung und Einspeicherung
in elektronische Medien, wie z. B. Internet oder CD-Rom.
Zu beziehen über das kostenlose Bestellservice des Sozialministeriums unter der Nummer 0800 20 20 74
sowie unter der Internetadresse: https://broschuerenservice.sozialministerium.at
WISSENSCHAFTSPREIS DES SOZIALMINISTERIUMS FÜR JUNGAKADEMIKERiNNEN
Abstracts der eingereichten Arbeiten
VORWORT RUDOLF HUNDSTORFER
2014 hat das Sozialministerium erstmals einen mit insgesamt EUR 9.000
dotierten Wissenschaftspreis für JungakademikerInnen ausgelobt und im
Oktober 2015 vergeben. Der Preis verfolgt das Ziel, das Interesse an sozialpolitischen Themen im akademischen Bereich zu stärken. Zudem sollen
ForscherInnen die Chance erhalten, ihre Abschlussarbeiten einer breiteren
Öffentlichkeit zugänglich zu machen.
Über die große Resonanz bei AbsolventInnen sowie die hohe Bereitschaft
der Lehrenden an den Universitäten, bei der Bewerbung des Preises aktiv
mitzuwirken, habe ich mich sehr gefreut. Rund 200 Einreichungen zeugen von großem Interesse an sozial­
politischen Themenstellungen im akademischen Bereich.
© Sozialministerium
Vorrangig aufgrund der Vielfalt, aber auch wegen der hohen Qualität der eingereichten Dissertationen,
Diplom- und Masterarbeiten, war es dem Sozialministerium ein Anliegen einen Sammelband zu publizieren. Dieser präsentiert alle eingereichten Arbeiten in Form einseitiger Kurzdarstellungen. Die darin
skizzierten Fragestellungen bilden das breite Spektrum der Sozialpolitik ab, wobei sich die meisten mit
der Gerechtigkeit und Wirksamkeit des Sozialstaates sowie den Lebens- und Teilhabechancen verschiedenster Bevölkerungsgruppen auseinander setzen.
Der intensive Austausch mit Universitäten und Forschungseinrichtungen ist für eine nachhaltige Politikgestaltung unentbehrlich.
In diesem Sinne ist es mir ein großes Anliegen, junge ForscherInnen vor den Vorhang zu holen, um deren
Arbeiten zu gesellschafts- und sozialpolitischen Themenstellungen einer breiteren Öffentlichkeit zugänglich zu machen.
Ich möchte an dieser Stelle nochmals allen EinreicherInnen für die Übermittlung ihrer Arbeiten danken,
allen JungakademikerInnen viel Erfolg für ihren weiteren wissenschaftlichen Werdegang wünschen und
den drei PreisträgerInnen sowie den zwölf von der Jury Nominierten herzlich gratulieren!
Rudolf Hundstorfer
Sozialminister

3
WISSENSCHAFTSPREIS DES SOZIALMINISTERIUMS FÜR JUNGAKADEMIKERiNNEN
Abstracts der eingereichten Arbeiten
4

WISSENSCHAFTSPREIS DES SOZIALMINISTERIUMS FÜR JUNGAKADEMIKERiNNEN
Abstracts der eingereichten Arbeiten
VORWORT ELEONORA HOSTASCH
Dem Sozialministerium ist es mit dem erstmals ausgelobten Wissenschaftspreis
für JungakademikerInnen gelungen, die intensive Beschäftigung mit sozialpolitischen Themenstellungen an den österreichischen Universitäten einem
breiten Publikum sichtbar zu machen.
Sämtliche 198 von der Jury bewerteten Arbeiten sind von hoher Qualität.
Einige Arbeiten beschäftigen sich mit sozialpolitischen Problemstellungen
im internationalen Kontext, in vielen sind die Lebenslagen bestimmter Bevölkerungsgruppen, die soziale Mobilität sowie die Verteilung der Teilhabechancen oder die Wirksamkeit
politischer Instrumente und Institutionen des Sozialstaates zentraler Forschungsgegenstand.
Viele Diplomarbeiten, Masterarbeiten und Dissertationen imponierten der Jury nicht nur aufgrund der
politischen Relevanz, sondern auch wegen den eindrucksvollen Analysen und Handlungsempfehlungen.
Aus einer Vielzahl und Vielfalt an Diplom-, Masterarbeiten und Dissertationen die besten drei zu küren,
war für die achtköpfige, ehrenamtlich tätige Jury mit intensiver Lektüre und wissenschaftlich spannenden Diskussionen verbunden.
Ich möchte den PreisträgerInnen Christoph Gretzl, Birgit Schrattbauer sowie Stefanie Gerold und Matthias
Nocker herzlich gratulieren!
Uns Jurymitgliedern war es auch ein Anliegen, jene zwölf Arbeiten besonders auszuzeichnen, die in die
Diskussion für eine Preiswürdigung der ersten drei Plätze kamen – auch diesen Nominierten möchte ich
besonders gratulieren! Ebenso bei VerfasserInnen der Arbeiten, die nicht ausgezeichnet wurden, möchte
ich mich herzlich für Ihre Einreichung bedanken!
Doch auch dem Sozialministerium möchte ich gratulieren: Es hat den Mut gehabt, äußerst transparent
sogleich nach Ende der Einreichfrist sämtliche Titel und AutorInnen publik zu machen. Und sein Anspruch
JungakademikerInnen zu unterstützen, ist nicht nur mit den 9.000 EUR Preissumme, sondern auch mit
zwei Publikationen und den persönlichen Urkunden für jede/n einzelne/n BewerberIn bestens gelungen.
BM a.D. Eleonora Hostasch
Juryvorsitzende Wissenschaftpreis des Sozialministerium für JungakademikerInnen

5
WISSENSCHAFTSPREIS DES SOZIALMINISTERIUMS FÜR JUNGAKADEMIKERiNNEN
Abstracts der eingereichten Arbeiten
6

WISSENSCHAFTSPREIS DES SOZIALMINISTERIUMS FÜR JUNGAKADEMIKERiNNEN
Abstracts der eingereichten Arbeiten
VORWORT UNIV.PROF. DR. HEINRICH SCHMIDINGER
Ich beglückwünsche die Gewinner und Gewinnerinnen des Wissenschaftspreises 2015 des Sozialministeriums ebenfalls sehr herzlich. Die österreichischen
Universitäten sind stolz auf die hervorragenden Leistungen ihrer JungakademikerInnen und freuen sich, wenn sie die entsprechende Anerkennung
durch Gesellschaft und Staat erfahren. Die Wahrung der hohen Qualität
der akademischen Abschlussarbeiten, von der auch diese Broschüre ein
beredtes Zeugnis gibt, war seit jeher ein Anliegen der Österreichischen
Universitätenkonferenz. Neben den Masterarbeiten standen vor allem die
© Scheinast
Dissertationen dabei im Vordergrund unseres Interesses. Gerade in den
letzten Monaten waren die Doktoratsstudien Gegenstand zahlreicher Diskussionen, sowohl im Rahmen
der Hochschulkonferenz als auch bei der Universitätenkonferenz. In diesem Zusammenhang kam es auch
zu einer Überarbeitung der bereits 2008 veröffentlichten Empfehlungen der Universitätenkonferenz zum
Doktoratsstudium. Mit diesem neuen Positionspapier soll erreicht werden, die DoktorandInnen in den
universitären Forschungsbetrieb und die Scientific Community einzubinden, eine aktive Begleitung und
adäquate Betreuung zu gewährleisten und eine eigenständige, hochwertige wissenschaftliche Forschung
für die Dissertation zu sichern.
Die über 200 Einreichungen, die im Sozialministerium eingelangt sind, spiegeln nicht zuletzt den hohen
Stellenwert sozialpolitischer Fragestellungen im akademischen Bereich wider. Das große Interesse an
Forschungsthemen im Bereich der angewandten Gesellschaftswissenschaften ist insoweit erfreulich,
da es eine Brücke zur sogenannten „Dritten Mission“ der Universitäten bildet. Eine Öffnung der Universitäten in Richtung gesellschaftlicher Verantwortung und Herausforderungen ist als Teil der Modernisierungsagenda des europäischen Hochschulraums zu sehen. Ihr Erfolg wird aufgrund der institutionellen
Autonomie nicht nur von der Eigenverantwortung der Universitäten abhängen, sondern auch von der
staatlichen Verantwortung einer ausreichenden Finanzierung auf Basis der Leistungsvereinbarungen. Die
“Dritte Mission” umfasst nicht nur soziales Engagement und die Förderung sozialer Gerechtigkeit, sondern
alle Arten von Partnerschaften, die Universitäten mit der Öffentlichkeit eingehen und welche dieser den
Zugang zum universitären Wissen erleichtern. Hierunter fallen Projekte des Technologietransfers ebenso
wie Weiterbildungsangebote und die Wissenschaftskommunikation.
Ich bedanke mich für die gute Zusammenarbeit zwischen dem Sozialministerium und den Universitäten
und wünsche allen Forschungsinteressierten eine spannende Lektüre dieser Broschüre.
Univ.Prof. Dr. Heinrich Schmidinger
Präsident der Österreichischen Universitätenkonferenz

7
WISSENSCHAFTSPREIS DES SOZIALMINISTERIUMS FÜR JUNGAKADEMIKERiNNEN
Abstracts der eingereichten Arbeiten
8

WISSENSCHAFTSPREIS DES SOZIALMINISTERIUMS FÜR JUNGAKADEMIKERiNNEN
Abstracts der eingereichten Arbeiten
VORBEMERKUNG ZU DEN INHALTEN DES SAMMELBANDS
Aufgrund der hohen Qualität und Vielfalt der eingereichten Arbeiten zum Wissenschaftspreis des Sozialministeriums für JungakademikerInnen 2015 macht das Sozialministerium nicht nur die Gewinnerarbeiten,
sondern alle eingereichten Abschlussarbeiten in einer Kurzform der breiteren Öffentlichkeit zugänglich.
Die vorliegende Publikation enthält die alphabetisch gereihten Abstracts der 198 von der unabhängigen
Jury (s.u.) beurteilten Master-, Diplomarbeiten und Dissertationen.
Sämtliche Abstracts wurden im Originaltext übernommen. Einige Arbeiten sind in englischer Sprache
verfasst. Änderungen wurden lediglich beim Layout und etwaigen Tippfehlern, nicht jedoch bezüglich
geschlechterneutralen Formulierungen vorgenommen. Mit der Einreichung der jeweiligen Arbeit zum
Wissenschaftspreis stimmten die VerfasserInnen der Veröffentlichung ihrer Arbeit durch das Sozialministerium zu.
Bei einigen Arbeiten wurde auf bereits erfolgte Veröffentlichungen oder Werknutzungsrechte hingewiesen
bzw. auf ausdrücklichen Wunsch der Autorin/des Autors von einigen wenigen Einreicher/innen die Arbeit
nicht publiziert.
Die vorliegenden Arbeiten thematisieren die zum Wissenschaftspreis ausgelobten Fragestellungen wie
Gerechtigkeit und Wirksamkeit des Sozialstaates (u.a. Gerechtigkeit und Sozialstaat, Wirksamkeit politischer Instrumente des Sozialstaates – etwa in den Bereichen Altersvorsorge, Pflege, Behindertenpolitik,
Armutsbekämpfung, Arbeitsmarktpolitik, Arbeitsrecht und Arbeitsschutz), Akteure der Sozialpolitik sowie
Lebens- und Teilhabechancen (z.B. Lebenslagen bestimmter Bevölkerungsgruppen, soziale Mobilität,
Verteilung der Teilhabechancen, geschlechtsspezifische Unterschiede).
Die PreisträgerInnen:
1. Christoph Gretzl: Der gesamtwirtschaftliche Nutzen von 24-h Pflege- und Betreuungsdiensten im
Vergleich zu stationären Pflegeangeboten – Ein Vergleich der Bundesländer Wien, Niederösterreich
und Burgenland
2. Birgit Schrattbauer: Arbeitskräfteüberlassung: Chance oder Risiko für Problemgruppen des Arbeitsmarktes?
3. Stefanie Gerold/ Matthias Nocker: Reduction of Working Time in Austria – A Mixed Methods Study
Relating a New Work Time Policy to Employee Preferences

9
WISSENSCHAFTSPREIS DES SOZIALMINISTERIUMS FÜR JUNGAKADEMIKERiNNEN
Abstracts der eingereichten Arbeiten
Diese Broschüre steht auf dem Broschürenservice des Sozialministeriums https://broschuerenservice.
sozialministerium.at als pdf-Download sowie als kostenlose Printversion zur Verfügung.
Die dazugehörige Publikation der von der Jury prämierten Arbeiten „Wissenschaftspreis des Sozialministeriums für JungakademikerInnen. Kurzfassungen der nominierten Arbeiten“, welche die mehrseitigen
Zusammenfassungen der nominierten Dissertationen, Diplom-und Masterarbeiten enthält, ist auch im
Broschürenservice des Sozialministeriums erhältlich.
10

WISSENSCHAFTSPREIS DES SOZIALMINISTERIUMS FÜR JUNGAKADEMIKERiNNEN
Abstracts der eingereichten Arbeiten
DIE JURYMITGLIEDER
■■
Eleonora Hostasch, Bundesministerin a.D. (Vorsitzende der Jury)
■■
Univ.-Prof. Mag. Dr. Gudrun Biffl (Donau Universität Krems, Arbeitsmarkt-, Bildungs-, Migrationsund Genderforscherin; Ausbildung: Ökonomin)
■■
Mag. Alois Guger (WIFO-Konsulent, Experte für Fragen der Einkommensverteilung, Sozial- und Einkommenspolitik; Ausbildung: Ökonom)
■■
em. Univ.-Prof. Dr. Jürgen M. Pelikan (Universität Wien & Ludwig Boltzmann Institut Health Promotion Research; Ausbildung: Soziologe; u.a. Studium der Psychologie und Philosophie)
■■
Mag. Martin Schenk (Sozialexperte Diakonie Österreich, Mitbegründer Armutskonferenz; Ausbildung: Psychologe)
■■
Dr. Bernhard Schwarz (früher Arbeiterkammer, Sozialministerium, Bank Austria, Pensionskommission; Ausbildung: Jurist)
■■
em. Univ.-Prof. Dr. Emmerich Tálos (Universität Wien; Ausbildung: Politikwissenschafter, u.a.
­Studium der Katholische Theologie und Geschichte)
■■
Ao. Univ.-Prof. Dr. Hildegard Weiss (Universität Wien; Ausbildung: Soziologin)

11
WISSENSCHAFTSPREIS DES SOZIALMINISTERIUMS FÜR JUNGAKADEMIKERiNNEN
Abstracts der eingereichten Arbeiten
12

WISSENSCHAFTSPREIS DES SOZIALMINISTERIUMS FÜR JUNGAKADEMIKERiNNEN
Abstracts der eingereichten Arbeiten
INHALT
Vorwort Rudolf Hundstorfer
Vorwort Eleonora Hostasch
Vorwort Univ.Prof. Dr. Heinrich Schmidinger Vorbemerkung zu den Inhalten des Sammelbands
Die Jurymitglieder
Anhang: Die Auslobung zum Wissenschaftspreis
3
5
7
9
11
273
ABSTRACTS
1. Angel, Stefan
2. Angerer, Katharina
3. Bauer, Gudrun
4. Brandauer, Anna
5. Breuer, Roman
6. Brilmayer, Susanne
7. Brossmann, Esther
8. Burggraf, Norbert
9. Burkhardt, Laura
10. Dahlvik, Julia
Erklärungsfaktoren und Auswirkungen privater Überschuldung.
Mikroökonometrische Analysen für Österreich und Europa. Essays on
Causes and Impacts of Household Over-indebtedness in Europe26
Soziale Gerechtigkeit für Menschen mit Behinderungen: Eine Diskussion
anhand des Gerechtigkeitskonzepts von Günter Dux
28
Transnationale Pflege- und Betreuungsarrangements: Migrantinnen
aus Osteuropa in der 24-Stunden-Betreuung in Österreich
30
Planung eines Wohnungslosenheims: Im Spannungsfeld zwischen
universitärer Lehre und Praxis Teil 1
32
Ausübung des Pflegeberufs mit Behinderung: Tabu oder Selbst­
verständlichkeit in der Ausbildung zum gehobenen Dienst für all­gemeine
­Gesundheits- und Krankenpflege
33
Der Wert der Advocacy-Funktion von Nonprofit Organisationen 34
Partizipationschancen für alle? Sichtweisen Arbeitssuchender zur
­Beteiligung, exemplarisch dargestellt ­anhand des ­Arbeitsmarktbezirks
Oberwart36
„Das Verhältnis des heutigen finanziellen Einkommens und des d
­ amit
­verbundenen monetären Auskommens in konsumgesellschaftlichen
­Lebenslagen von heute. Ein Vergleich über vier Jahrzehnte von 1972
bis 2012.“
38
Pädagogisch relevante Beziehungsmuster zwischen Männern und
Kindern – eine videoanalytische Studie zu den Interaktionsmustern
männlicher ­Kindergartenpädagogen
39
“Administering Asylum Applications”40
13
WISSENSCHAFTSPREIS DES SOZIALMINISTERIUMS FÜR JUNGAKADEMIKERiNNEN
Abstracts der eingereichten Arbeiten
11. Denner, Carina
12. Dlabaja, Cornelia
13. Dundler, Patricia
14. Durmus, Mustafa
15. Eder, Jakob
16. Edlinger, Alexandra
17. Ehrhardt, Saskia
18. Eilmsteiner-Saxinger, Gertrude
19. Eitzinger, Alexander
20. Eppel, Rainer
21. Ertl, Sarah Christina
22. Fallmann, Claudia
23. Faltin, Sonja
24. Ferihumer, Emilia
Scheiflinger, Sara
25. Fernandez, Karina
26. Fiedler, Hannah
27. Fikar, Christine
28. Finkel, Lena
14
„Intergenerationale Zusammenarbeit und Führung. Eine qualitative
Analyse der Herausforderungen am Arbeitsplatz aus der Sicht von
HR-ManagerInnen“41
Urbane Raumproduktion: Eine Analyse des Wandels von Stadträumen
am Beispiel des Wiener ­Brunnenviertels
43
Waiting Times and Waiting Time Management for Elective Surgery
in Austria: The patients’ perspective on WTs for joint replacement
­surgeries in Lower Austria44
Islamische Finanzgeschäfte – Die Bedeutung von Sukuk
45
Wie erfolgreich altern Österreichs Unternehmen? Die demographische
Alterung und ihre Herausforderungen für Politik und Wirtschaft. 46
Fremdsprachen Lernen im Alter: Dynamiken sozialer, psychologischer
und linguistischer Faktoren
48
Soziale Ressourcen und Netzwerke der BewohnerInnen der Betreuten
­Startwohnungen der Caritas der Erzdiözese Wien.50
Mobile Leben der FernpendlerInnen in der Erdgas- und Erdölindustrie
im N
­ orden Russlands51
Diversität in den Teams der „MA 11 – Soziale Arbeit mit Familien“ 52
The Effectiveness of Active Labour Market Policies – Insights from the
Austrian Experience53
Protest und Medien – Bürgerbeteiligung im Spiegel medialer Öffentlichkeit54
„Widerstand der indigenen Bevölkerung gegen den Bau des
­Wasserkraftwerks Belo Monte“
55
“Orm soma olle” Zuschreibung von Armut im Oberen Waldviertel 57
Vom Recht in der Theorie zum Anschluss in der Praxis: Bildungs­
benachteiligung von AsylwerberInnen in Österreich
58
Straßenjugendliche in Graz: Verlaufsprozesse von Straßenkarrieren59
Museen zwischen “Kultureller Integration” und “Migration Mainstream­
ing” Konzepte für die Gestaltung von Kultureinrichtungen in der
Migrations­gesellschaft
61
„Dabeisein ist (nicht) alles“ Die Bedeutung sozialer Reaktionen für das
Konzept der Inklusion von ­Menschen mit Behinderungen im Lebensbereich Freizeit
62
CSR-Kommunikation: taktisches Kalkül oder Wahrnehmung
­gesellschaftlicher Verantwortung? Eine qualitative Untersuchung
­divergierender CSR-Ansätze und der damit verbundenen Begründung
von CSR-Kommunikation
63
WISSENSCHAFTSPREIS DES SOZIALMINISTERIUMS FÜR JUNGAKADEMIKERiNNEN
Abstracts der eingereichten Arbeiten
29. Fleck, Johannes
30. Forster, Judith
31. Franz, Yvonne
32. Frühwirth, Angelika
33. Gahleitner, Edith
34. Gall, Natalie
35. Ganglberger, Sarah
36. Gappmayer, Wolfgang
37. Garde, Isabelle Annika
38. Gastl, Daniel
39. Genner, Sonja
40. Gererstorfer, Julia
41. Gerold, Stefanie
Nocker, Matthias
42. Godina, Franka
43. Göth, Sabine
44. Gretzl, Christoph
45. Grübler, Julia
Leistungsgedeckte Tauschsysteme – Eine empirische Studie über
Gemeinsamkeiten und Unterschiede g
­ eschlossener Netzwerke mit
eigenen Verrechnungseinheiten
65
Geburtsort: Braunau am Inn: Wie die Braunauer/innen heute mit dem
Hitler-Erbe umgehen
66
­Gentrification in Neighbourhood Development: Case Studies from
New York City, Berlin and Vienna.67
„Ökonomien des Weltverlusts. Die Prosa iranischer Autorinnen im
Exil.“68
Mental Health of Survivors of Domestic Violence in Rural Northern
India. A Qualitative, Intersectional Approach69
Wertewandel in börsennotierten Unternehmen – Diskussion der
­Möglichkeiten den Frauenanteil in Entscheidungsgremien von
­börsennotierten ­Unternehmen in Europa zu erhöhen
70
Wahrnehmung und Interventionsmöglichkeiten in Bezug auf bettelnde
­Kinder in der Stadt Linz 72
„Aktuelle Probleme zum Opferbegriff und der juristischen Prozess­
begleitung im österreichischen Strafverfahrensrecht“
73
Cripping Development? Ambivalenzen der Inklusion von „Behinderung“
in den Entwicklungsdiskurs
75
Kritische Analyse der Erledigung einer öffentlichen Aufgabe im Sozial­wesen.
Das Beispiel der Selbstbestimmt-Leben-Initiative in Österreich.
76
Weil ich arbeiten will. Praxeologische und rechtsanthropologische
Perspektiven auf die ­Arbeit von Erwachsenen mit sogenannter geistiger
Behinderung in Wiener B
­ eschäftigungswerkstätten
77
Wege zur Lebensqualität: Eine Untersuchung zur Zielplanungsarbeit
und zum Umgang mit heraus­forderndem Verhalten in vollzeitbetreuten
Wohnhäusern in der Steiermark
78
Reduction of Working Time in Austria: A Mixed Methods Study Relating
a New Work Time Policy to Employee ­Preferences79
Social Impact Bonds: Risks and Opportunities81
Steigerung der Attraktivität einer Führungskarriere für Frauen: B
­ arrieren,
Hürden und Hindernisse auf dem Weg nach oben
82
Der gesamtwirtschaftliche Nutzen von 24-h Pflege- und Betreuungsdiensten im Vergleich zu stationären Pflegeangeboten: Ein Vergleich
der Bundesländer Wien, Niederösterreich und Burgenland
83
European Trade Preferences facing the New Millennium85
15
WISSENSCHAFTSPREIS DES SOZIALMINISTERIUMS FÜR JUNGAKADEMIKERiNNEN
Abstracts der eingereichten Arbeiten
46. Gutschi, Daniel
47. Hacker, Evelyn
48. Haenlein, Susanne
49. Hafner, Astrid
50. Hafner-Auinger, Markus
51. Hager, Magdalena
52. Hannappel, Laura
53. Hanschitz, Georg Christoph
54. Hartl, Judith
55. Hellerschmid, Michaela
Kulo, Victoria
Zirkowitsch, Maximilian
56. Hemmers, Doris
57. Hermetter, Stephanie
Eine empirische Forschung über die Lebenswelt und Akzeptanz von
­Regenbogenfamilien in Österreich
86
Soziale Unternehmen als Beitrag zur Stadtteilentwicklung in benachteiligten Stadtteilen: Bedingungen, Wirkungen und Entwicklungs­
perspektiven unter besonderer Berücksichtigung der Stadt Wien 87
Humboldt’sches Prinzip oder Bermuda-Dreieck? – Herausforder­
ungen für die Führung von Universitätskliniken aus Perspektive der
­neoinstitutionalistischen Organisationstheorie
88
„Der Zusammenhang von Wissen, Handeln und Solidarischer Öko­
nomie in Brasilien“
89
„Institutionelle Veränderungen der Arbeitsbeziehungen in Brasilien“91
Pflegeversicherung als Ausweg aus der Pflegekrise? Vergleich der
Pflegefinanzierungssysteme in Österreich und Deutschland
92
Exklusiv für alle: Gemeinschaftliche Wohnformen für Menschen mit
Demenz am Beispiel eines Projektvorhabens, ­Demenz-WGs, Studierenden-WGs und einen Kindergarten programmatisch und baulich zu
kombinieren93
„Angewandtes Migrationsmanagement in Österreich und der E­ uropäischen
Union“95
Repräsentationen autonomer Mutterschaft aus der Perspektive biografischer Selbstdeutung: Frauen mit Behinderung erzählen
96
Strukturelle Bedingungen für Wohnen und Betreuung in der Region
Wagram – Betreutes Wohnen und Möglichkeiten sozialarbeiterischer
Unterstützung am Beispiel Fels/Wagram
97
Der für die Patienten/innen relevante Nutzen durch mobile geriatrische
­Rehabilitation versus stationäre geriatrische Rehabilitation – eine
Literaturstudie98
Traumapädagogik in stationären Einrichtungen der Jugendwohlfahrt:
Am Beispiel des Vereins Therapeutische Gemeinschaft Steiermark
­traumapädagogische ­Wohngemeinschaft „Lebensbaum“
99
58. Hill, Marc
Marginalisiert? Zur Relevanz von Migration im urbanen Bildungs­
prozess100
59. Hinterecker, Simone
„Hilfe, ich bin Helfer!“ eine populärwissenschaftliche AuseinandersetMoes, Frederic/ Müller, Ingrid zung mit Risiken in der ­Sozialen Arbeit
102
60. Hinterseer, Tobias
Sozialpartnerschaft m(M)acht Arbeitspolitik: Wie institutionell bestimmtes Akteursverhalten am Beispiel der Sozial­demokratischen
­Partei ­Österreichs sowie des Gewerkschaftsbundes und der Arbeiterkammer den Einfluss der Sozial­partnerschaft auf arbeitspolitische
Gesetzwerdungsprozesse (im Sinne der Guten Arbeit) ­bestimmt 103
16
WISSENSCHAFTSPREIS DES SOZIALMINISTERIUMS FÜR JUNGAKADEMIKERiNNEN
Abstracts der eingereichten Arbeiten
61. Hocher, Magdalena
62. Hollan, Katarina
63. Hörmanseder, Cornelia
64. Hörting, Thomas
65. Humer, Alois
66. Humer, Stefan
67. Jaklitsch, Dominik
68. Kainz, Günther
69. Kampl, Christina Birgit
70. Kaps, Viktoria
71. Kerndler, Martin
72. Kerschbaumer, Lukas
73. Kleer, Benedict Philipp
74. Klinglmair, Robert
75. Koenig, Oliver
76. Köfler, Laura
„Die Entscheidung zur Hausgeburt als deviantes Verhalten – Guter
Start oder unnötiges Risiko für Mutter und Kind?“ Wie sich Frauen in
Auseinandersetzung mit ihrer sozialen Umwelt für eine Hausgeburt
entscheiden104
“The Gender Wealth Gap in Austria: Evidence from the Household
Finance and Consumption Survey”106
Drop-out aus der dualen Berufsausbildung Oberösterreichs
107
Konstellation einer Krise
108
„Services of General Interest in der EU – räumliche und raumpolitische
Dimensionen“109
Intergenerational Aspects of Inequality110
„Inklusive Arbeit – die berufliche Integration von Menschen mit Behinder­
ungen in den ersten ­Arbeitsmarkt unter besonderer Berücksichtigung
der segregierten Unterstützten Beschäftigungsformen“
111
“A Matter of Trust: Keeping Promises in Negotiations”112
Parent battering: Gewalt von Jugendlichen gegen Eltern: Eine qualitative Befragung verschiedener ExpertInnen in Wien
114
Die Gleichstellung von Frauen und Männern in Unternehmens­
berichten115
The twin hypothesis of education and retirement116
Ausschluss der Gerechtigkeit? Die Bedarfsorientierte Mindestsicher­
ung auf dem Prüfstand – oder vom U
­ nterschied zwischen Leben und
Existenz117
„Inklusionspotenzial durch weitere Beteiligungsinstrumente? Eine
Vergleichsanalyse der Bürgerschaftswahlen 2011 mit dem Volks­
entscheid 2010 in Hamburg im Hinblick auf die Gleichheit in der
Beteiligung.“118
Determinanten von Bildungsarmut bei Jugendlichen in Kärnten: Eine
empirische Analyse
119
„Das Modell von Enabling & Disabling Spaces: Möglichkeiten und
Grenzen von erwachsenen Menschen mit einer ­intellektuellen Beeinträchtigung, Erwerbsarbeit als Identitätsziel zu v­ erhandeln. Ergebnisse einer qualitativen Untersuchung aus einer Disability Studies
Perspektive“120
Der Schleier und das Dahinter. Die Darstellung verschleierter muslimischer
Frauen im Comic der EMMA u
­ ntersucht anhand eines e­ xemplarischen
Beispiels. Eine Bild-Textanalyse zu Fragen der Repräsentation 122
17
WISSENSCHAFTSPREIS DES SOZIALMINISTERIUMS FÜR JUNGAKADEMIKERiNNEN
Abstracts der eingereichten Arbeiten
77. Kohlbacher, Elisabeth
78. Kölbl, Katharina
79. Kollmayer, Marlene
80. Kreichauf, Renè
81. Kreid, Johanna
82. Kreiter, Thomas
83. Kremmel, Katrin
84. Krumpeck, Marlies
85. Kulhanek, Andrea
86. Lackner, Elfriede Maria
87. Lackner, Theresa
88. Lantschik, Elke
Das österreichische Arbeitskampfrecht nach dem Vertrag von
­Lissabon
123
Grocery Shopping at the Bottom of the Pyramid. Opportunities for Food
Retailers within the Target Group of Low-Income Consumers124
Das Koryphäen-Problem als innovativer Indikator für Geschlechter­
stereotype126
The European Fortress City – The Socio-Spatial Exclusion of Asylum
Seekers in Copenhagen, Berlin and Madrid127
Migranten im österreichischen Medienbereich – Eine biographisch-­
empirische Studie zu Mitarbeitern des Radiosenders FM4
128
Beschäftigungsverhältnisse mit besonderer Zweckbestimmung: Die
arbeits-, sozial- und unionsrechtliche Stellung von Dienstleistenden
am Zweiten und Dritten ­Arbeitsmarkt
130
„Eles não entendem!“ – Sie verstehen nicht? Jugendbewährungs­
helfe­rInnen in São Paulo erzählen von ihren KlientInnen.
131
„Identitätskonstruktion im Kontext der Migration und die Bedeutung
der binationalen Partnerschaft“ Eine biographieanalytische Einzelfallstudie132
„Jung und arm?“ Eine qualitative und quantitative Untersuchung zur
Armutsbetroffenheit ­junger Erwachsener in ­Österreich
133
Alterslos - neue Formen autonomer Lebensgestaltung: Eine Kultur­
analyse aktiven Alterns im urbanen Raum
134
Alles nur Rhetorik an der unternehmerischen Universität?Gleichstellung in Leben und Arbeit von WissenschafterInnen an ­österreichischen
Hochschulen135
Alternsgerechte Bildungsberatung!? Ratsuchende in der zweiten
Hälfte des Erwerbsalters und ihr Nutzungs­verhalten bei persönlichen,
t­ elefonischen und virtuellen Angeboten
136
89. Lares, Sarah
Remigration und Entwicklung? Organisierte Freiwillige Repatriierung
aus Mitgliedsländern der EU in Fragile Staaten
137
90. Laurin, Marcella
Behinderung und Pflegearmut: Am Beispiel pflegender Eltern be­
hinderter Kinder in Kärnten
139
91. Lehner, Lisa
Tracing Identities Through Time: Assisted Reproduction, Narratives
of Time and Women’s Biographical Work141
92. Leissenberger, Franziska Ute Partizipative Soziale Arbeit: Das Legislative Theaterprojekt „Stopp:
Jetzt reden wir!“
142
93. Lettner, Susanne
All inclusive? – Zur Inklusion von Menschen mit Behinderung in der
internationalen ­humanitären Hilfe Österreichs
143
18
WISSENSCHAFTSPREIS DES SOZIALMINISTERIUMS FÜR JUNGAKADEMIKERiNNEN
Abstracts der eingereichten Arbeiten
94. Leubolt, Bernhard
95. Linecker, Florian
96. Lummerstorfer, Elisabeth
97. Luttenberger, Silke
98. Mandl, Sylvia
99. Marent, Benjamin
100. Mauerhofer, Elisabeth
101. Mayer, Jürgen
102. Mayer, Susanne
103. Mayerl, Hannes
104. Mayr, Andrea
105. Meißnitzer, Martin
106. Metzdorf, Daniel
107. Mikats, Jana
108. Morandini, Teresa-Elisa
Semi-periphere Ungleichheitsregimes und gleichheits-orientierte
Politik: Sozial-reformistische Politik in Brasilien und Südafrika 144
Sexual Health in Austria: Sex Work, Sexuality Education, and HIV &
AIDS in the Light of State ­Intervention146
Gemeinsam säen und ernten: Kooperationsmöglichkeiten von Landwirt/inn/en, asylsuchenden Menschen und Vertreter/inn/en von Sozial­
vereinen147
Automechanikerin oder doch Friseurin? Hindernisse in der Wahl
­geschlechtsuntypischer Berufe
148
Energiearmut in Österreich: Erscheinungsformen, Ursachen und
­Strategien unter besonderer ­Berücksichtigung der Definition 149
Partizipation im Gesundheitsdiskurs: Eine theoretische Begriffs(re)
konstruktion150
Gold unter meinem Haus: Kulturelle und soziale Transformation in
Roșia Montană
152
„Eine Zensur findet nicht statt“ Jugendschutz und Neue Medien 153
Essays in Health Economics: A Theoretical and Empirical Investigation
into Public Goods Problems in the Austrian Health Care Sector154
Der Einfluss von Vorurteilen auf Wahrnehmung und Aufmerksamkeit156
Wirkungsanalysen im Kontext der Sozialen Arbeit: Eine empirische
Studie zur Performance von arbeitsmarktintegrativen und ökologisch
orientierten Betrieben und Projekten in der Steiermark als Grundlage
für die Entwicklung organisationsspezifischer Wirkungsanalysen158
Sozialbetrug, Schwarzarbeit, Schattenwirtschaft E
­ rscheinungsformen
und kriminalstrafrechtliche Bekämpfung ungemeldeter Arbeit in
­Österreich
159
Wirkungsorientiertes Arbeiten mit Menschen mit Behinderung –
­Möglichkeiten und Grenzen: Analyse aktueller Arbeitsweisen der
Wirkungsorientierung in Organisationen des Behindertenbereichs in
Wien160
„Echte Männer gehen in Karenz“ – Männlichkeit und Vaterschaft im
­öffentlichen Diskurs der Väterkarenz: Am Beispiel der visuellen Väterkarenz-Kampagne des österreichischen ­Frauenministeriums
161
Konfliktraum Stadt. Der urbane Raum als Schauplatz und Inhalt zivilgesellschaftlicher ­Aushandlungsprozesse
163
19
WISSENSCHAFTSPREIS DES SOZIALMINISTERIUMS FÜR JUNGAKADEMIKERiNNEN
Abstracts der eingereichten Arbeiten
109. Moser, Petra
NGO‘s als Menschenrechtsvertreter in der Entwicklungszusammenarbeit am Beispiel des Vereins „Childrenplanet“ in Kambodscha 164
110. Müllegger, Julia
Lern- und Lebenswege älterer Frauen: Eine (lern)biographische
­Analyse des kulturellen Kapitals, des Lernhabitus und der Gestaltung
der ­Lebensphase Alter bildungsbenachteiligter Frauen im ländlichen
Raum165
111. Neuhold, Silvia
Berufliche Integration von Menschen mit Behinderung in Nieder­
österreich im Jahr 2012 – Sichtweisen wichtiger Stakeholder
167
112. Neumayer, Karin
“Gender dimensions of rainwater and livelihoods management in rural
crop-livestock systems. Practices and innovations in the Nakanbé river
basin in Burkina Faso”168
113. Niedermayr, Katharina MariaDer Einfluss der EU-Gleichstellungspolitik auf Österreich: Am Beispiel
von ausgewählten Entscheidungsverfahren
169
114. Nöbauer, Teresa
Zur Situation der Kleinbauernschaft in Rumänien: Historische Ver­
teilungsmechanismen als „Entwicklungshindernis“?
170
115. Oberberger, Petra
Die Politik der sozialen Sicherung in Uganda
171
116. Obmann, Renate Hermine Disability Management: Erhalt der Arbeitsfähigkeit im Kontext psy­
chischer Erkrankungen
173
117. Olsen, Jerome
“Trust and power as determinants of shadow economy and corruption:
A cross-cultural study in 44 countries”174
118. Ortner, Christina
Wie junge Erwachsene die EU sehen und was Medien dazu beitragen:
Zur Bedeutung medienvermittelter Erfahrungen für die Entwicklung
von O
­ rientierungen ­österreichischer junger Erwachsener gegenüber
der EU
175
119. Ossmann, Stefan F.
„Video-Lokaljournalismus als Chance für Entwicklungsländer. Zum
Potenzial Neuer Medien, alte Strukturen zu überwinden.“
177
120. Osterhaus, Ingrid
Die Wünsche und Bedürfnisse älterer Menschen hinsichtlich mobiler
121. Ostertag, Sara
122. Panzenböck, Edmund
123. Paulinger, Gerhard
20
­Dienstleistungen
178
umgraben: Strategien urbaner Raumproduktion mit Jugendlichen.
Eine Untersuchung kritischer Praxis zur Neuverteilung des Sinnlichen
bei Jacques Rancière und Carmen Mörsch.
179
„Ageism in Einstellungsverfahren – am Beispiel Arbeitssuchender der
Altersgruppe 50plus am österreichischen Arbeitsmarkt“
181
Soziale Unterstützung als Sozialkapital: Entwurf eines Fragebogen­
instruments für soziale Ressourcen
182
WISSENSCHAFTSPREIS DES SOZIALMINISTERIUMS FÜR JUNGAKADEMIKERiNNEN
Abstracts der eingereichten Arbeiten
124. Payr, Claudia
125. Peer, Verena
126. Pervan, Ena
127. Petkova, Ioana
128. Pfandl, Eva-Maria
129. Poiss, Karin
130. Posch, Katharina
131. Predovic, Fiona
132. Preinig, Ines
133. Prieth, Sonja
Möglichkeiten und Grenzen schulischer Gesundheitsförderung in der
­Steiermark 184
Dezentrale tertiäre Ausbildungsstätten und ihr Einfluss auf das
­Abwanderungs- und Bleibeverhalten Hochqualifizierter in ländlichen
­Regionen ­Österreichs: Eine raumwissenschaftliche Analyse am Beispiel
ausgewählter ­Fachhochschul-Standorte
185
Social Return on Investment-Analyse der „Financial Literacy“ - Initiative der Three Coins GmbH – Ein „Serious Game“ zur Schulung der
Finanzkompetenz Jugendlicher
186
RAW Interposition: Shared Living and Working in Berlin187
Analyse der optimalen 24-Stunden-Betreuung aus der Perspektive einer
­österreichischen Wohlfahrts-Organisation. Am Beispiel des Hilfswerks
Österreich189
Einsatz, Wirkung und Grenzen von Humor in Bereichen der Sozialen
Arbeit in Österreich
190
Mangel an Arbeit oder an Arbeitsplätzen für Geistes-, Kultur- und
­Sozial­wissenschaftlerInnen? Eine Analyse der Berufsperspektiven und
Erwerbsmöglichkeiten191
Die finanzielle Situation von Nonprofit-Organisationen in Österreich193
Das Recht auf Bildung für Menschen mit Behinderung: Eine rechtshistorische Darstellung unter Berücksichtigung der Durch- und Umsetzung
von Art. 24 der UN-Konvention über die Rechte von Menschen mit
Behinderung in Kärnten
194
„Kultur“-Wandel: Bitte warten. Empirische Analyse der Erfahrungen von
Menschen mit „türkischem M
­ igrationshintergrund“ in der Ausbildung
„Allgemeine Gesundheits- und Krankenpflege“
195
134. Prinz, Julia
„Das Modell der Bedarfsorientierten Mindestsicherung in N
­ iederösterreich
und seine Tauglichkeit im Ermöglichen einer menschenwürdigen
­sozio­kulturellen Teilhabe an der Gesellschaft“
196
135. Prodan, Dorottya
The need for Ethics in Development in an Interdependent World trough
­Awareness-Building and Empowerment197
136. Puchmüller, Katharina Maria Culture as an environmental context for the international dual-career
family: A comparison between Austria, Canada and Taiwan198
137. Quehenberger, Brigitte
Nutzen, Chancen und Herausforderungen aus der Perspektive sozial­
wirtschaftlicher Organisationen
200
21
WISSENSCHAFTSPREIS DES SOZIALMINISTERIUMS FÜR JUNGAKADEMIKERiNNEN
Abstracts der eingereichten Arbeiten
138. Rameder, Paul
139. Rauchbüchl, Elisabeth
140. Reiner, Julia
141. Reitzer, Matthias
142. Rieder, Florian
143. Riedl, Felix
144. Riedmüller-Senk, Karin
145. Röder, Carina
146. Rroshi, Daniela
147. Rumplmaier, Bernhard
148. Safa, Sarah
149. Scharinger, Blanka
150. Scharinger, Katharina
151. Schlacher, Petra
152. Schlechter, Maria
153. Schmidl, Clara Andrea
154. Schneider, Erika
22
Die Reproduktion sozialer Ungleichheiten in der Freiwilligenarbeit.
Theoretische Perspektiven und empirische Analysen zur sozialen
Schließung und Hierarchisierung in der Freiwilligenarbeit.
201
Regionale Verständigung: Die kommunikativen Herausforderungen
für Prozesse der BürgerInnen­beteiligung
203
Sexualität in Vorarlberger Pflegeheimen: Ausgangsbedingungen für
gelebte Sexualität auf organisatorischer und ­personeller Ebene 204
Emotionserleben und Emotionsregulation in der Kinderschutz­
arbeit206
Alles Bleibt Anders! – Operative und Strategische Perspektiven der
Interkulturellen Sozialen Arbeit im Zeitalter der ­Globalisierung 208
The Relevance of Social Entrepreneurship in the Mixed Economy of
Welfare209
Die souvärene Patientin: eine vigilante Patientin? Der souvärene
­Patient: ein vigilanter Patient? Chancen und Risiken der Einbindung von
­Patientin und Patient in die ­Meldung des Verdachts von ­unerwünschten
Wirkungen von Arzneimitteln
210
Eine systemische Wirtschaftsanalyse und die Aushandlung sozial­
verträglicher Alternativen aus Sicht der Sozialen Arbeit
211
“Labour Market Outcomes of Immigrants in Austria: With a Special
Focus on Over-qualification”212
Educational Mobility and (In)equality in a European Perspective213
Das Konzept der „Schlüsselarbeitskraft“ im internationalen
­Migrations­umfeld
214
Migration und berufliche (Re-)Integration aus dem Blickwinkel des
Arbeits-Trainingszentrums pro mente ­Oberösterreich
215
John Rawls’ Theorie der Gerechtigkeit und Robert Nozicks radikal-­
liberale Kritik
216
Zur Vereinbarkeit von Erwerbsarbeit und Privatleben: Determinanten
des ‚Work-Life Conflicts‘ im europäischen Kontext
217
Symbolische Grenzen im Schulsystem: Die Herstellung sozialer Ungleichheit in Klassifikationsprozessen von ­VolksschullehrerInnen
218
Verständnisse von ‚Behinderung‘ im Kontrast. Eine explorative Studie
in Mosambik als Land des ‚globalen Südens‘
219
„Burnout und Firmenkultur – Individuelle und unternehmenskultur­
elle Zusammenhänge zum ressourcengenerierenden Umgang mit
Burnout“220
WISSENSCHAFTSPREIS DES SOZIALMINISTERIUMS FÜR JUNGAKADEMIKERiNNEN
Abstracts der eingereichten Arbeiten
155. Schnetzer, Matthias
156. Schobel, Katharina
157. Schober, Andrea
158. Schörghofer, Felix
159. Schörgi, Birgit
160. Schrattbauer, Birgit
161. Schrattenecker, Petra
162. Schreitl, Judith
163. Schrott, Lukas Andreas
164. Selamis, Vasileios
165. Simic, Zana
166. Simscha, Claudia
167. Slabihoud, Michaela
168. Souissi, Céline
169. Stefanek, Elisabeth
170. Steurer, Martin
Dimensions of economic inequality in Austria: Essays on the distribution
of income and wealth in a corporatist-conservative welfare regime221
Der Konflikt um den bolivarianischen Transformationsprozess in
­Venezuela – Chance oder Zwangsbeglückung? Eine qualitative Analyse
am Beispiel der Studentenbewegungen von 2007 in Caracas
223
Geschlecht als Gewalt- und Mordmotiv. Hintergründe, Erklärungen und
erziehungswissenschaftliche Zusammen­hänge geschlechterbezogener
Gewalt an Frauen.
224
„Grenzfälle der Arbeitskräfteüberlassung“ Abgrenzung vom Werk­
vertrag, langfristige Überlassung und Payrolling225
Migration und Adaption: Beeinflussende Faktoren der psychologischen
Akkulturation227
Arbeitskräfteüberlassung: Chance oder Risiko für Problemgruppen
des ­Arbeitsmarktes?
228
Interkulturelle Freundschaften bei Kindern und Jugendlichen 229
„Ungleiche demografische Geschlechterverhältnisse in Indien – Über
die Rolle reproduktiver Technologien und staatlicher Interventionen in der Entwicklung des ­Frauenmangels im nordwestindischen
­Kontext“
230
Human Development, Well-Being and Health: Evidence from Regional
Development and Occupational Psychology 231
Institutional Quality and Freedom of the Press232
Gesellschaftliche Funktionen und Spannungsfelder – eine qualitative
Untersuchung österreichischer NPOs
233
„Burnout: Eine soziologische Rekonstruktion und Analyse des Burnout-­
Prozesses“234
Dokumentation an den Schnittstellen der Arbeitsmarktintegration:
Möglichkeiten und Grenzen im Rahmen von Betreuungsberichten
Sozial­ökonomischer Betriebe
235
Sozialstaatlichkeit, Gerechtigkeit und politische Einstellung
236
„Psychosoziale Belastungen und Problemverhalten von Jugendlichen
im E
­ inwanderungsland Österreich“
238
Behinderung entwickeln statt Entwicklung behindern – Zur ­Inklusion
von Menschen mit Behinderungen in die Entwicklungspolitik der
­Vereinten Nationen
240
23
WISSENSCHAFTSPREIS DES SOZIALMINISTERIUMS FÜR JUNGAKADEMIKERiNNEN
Abstracts der eingereichten Arbeiten
171. Stockhammer, Andreas
172. Straßl, Andrea
173. Straubinger, Claudia
174. Streißgürtl, Georg Joseph
175. Striedinger, Angelika
176. Swanton, Sally
177. Tagwerker, Marlene
178. Umbauer, Silke
179. Vana, Irina
180. Velic, Medina
181. Wailzer, Teresa
182. Waldner, Stephan
183. Weiß, Michaela
184. Wenninger, Julian
185. Wenzl, Antonia
24
Institutional Barriers to Accessing Higher Education for Disadvantaged
­Pupils: A Comparative Analysis of Austria and the United Kingdom241
Inklusion von Studierenden mit Sehbehinderungen und blinden
­Studierenden im Lichte der UN-Konvention über die Rechte von
­Menschen mit Behinderungen: Ein Vergleich der vier größten Uni­
versitäten Wiens
242
Gebärdensprachdolmetschen im Bereich der Sachwalterschaft 243
Über die Auswirkungen der Ökonomisierung der Sozialen Arbeit auf
die ­Pädagogische Beziehung: Untersucht am Beispiel der Wohn­
assistenz245
„Gerechtigkeitseinstellungen in Österreich vor dem Hintergrund
­zunehmender Ungleichheit zwischen 1987 und 2009“
246
“Moving Images On the depiction of Irish Travellers in cinema since
the year 2000”247
„Wenn Flucht zu Haft führt…“ Asylsuchende in Schubhaft vor dem
Hintergrund der österreichischen A
­ sylpolitik und des globalen
­Menschenrechtsdiskurses – Am Beispiel des PAZ Innsbruck
248
Auch wer nicht sprechen kann, hat viel zu sagen: Die Umsetzung der
UN-Behindertenrechtskonvention für Menschen ohne oder unzureichender L­ autsprache zur sozialen Partizipation in O
­ berösterreich 249
Gebrauchsweisen der öffentlichen Arbeitsvermittlung Österreich
1889-1938.250
Lautstark und/oder marginal? Muslimische Frauenelite Österreichs 251
Merk.Würdig.Arm. Betteln aus unterschiedlichen Perspektiven.
Über Stereotype, Vorurteile und Selbstbilder ­rumänischsprachiger
­Bettler_­innen in Wien
252
Freiwilligenmanagement in Non-Profit-Unternehmen: Situative und
personale Bedingungsfaktoren als Steuerungselemente des Frei­
willigenmanagements der Wiener Tafel – eine Fallstudie
253
The Potential Impact of Educational Attainment on Perceived Job
Security and Perceived Employability: A Cross-National Comparison
between Austria and Denmark254
Verlockungen der Ferne. Über die Abwanderung von Medizinab­
solventInnen.256
„Genderaspekte in der Gefahrenevaluierung am Arbeitsplatz nach
§ 4 ASchG“257
WISSENSCHAFTSPREIS DES SOZIALMINISTERIUMS FÜR JUNGAKADEMIKERiNNEN
Abstracts der eingereichten Arbeiten
186. Widmoser, Sarah
187. Wieland, Nicola
188. Wiesböck, Laura
189. Wieser, Clemens
190. Wimmer, Petra
191. Wimmer, Simone
192. Wolf, Oliver
193. Wurm, Herwig
194. Zamarin, Gregor
195. Zangerle, Katharina Anna
196. Zotter, Viktoria
De Marinis, Christoph
Welcome to your new home! Facebook als Vermittler von Sozialkapital
für Austauschstudierende?
259
„El corazón no tiene cara“ – Das Herz hat kein Gesicht – Ressourcen
und Resilienzfaktoren von Straßenkindern in Südamerika am Beispiel
Ecuador261
„Soziale Exklusion in Österreich – türkischstämmige Personen ­zwischen
institutionellen Rahmenbedingungen, statistischen Fakten und gesellschaftlicher Wirklichkeit“
262
Vermitteln und Aneignen in sozialwissenschaftlichen Gegen­ständen 263
Interkulturelles Zusammenleben Hoffnungsträger nächste Generation: Bildungspolitische und pädagogische Ansätze im Umgang mit
kultureller Vielfalt im Vorschulbereich
264
„Transnationale (Familien)Beziehungen: Zur Lebens- und Arbeitssitua­
tion slowakischer 24-Stunden-BetreuerInnen in Österreich“
265
Diagnose: Demenz – Die Rolle der Sozialen Arbeit in der Begleitung und
Betreuung von Menschen mit Demenz und ihren Angehörigen
266
Gerechtigkeit und Bedingungsloses Grundeinkommen: Über
­politisch-ethische Begründungen einer umstrittenen Forderung 267
Leben mit Behinderung. Über gesellschaftliche Teilhabe- und Ausgrenzungserfahrungen Studierender mit Behinderung der Universität
Wien. Eine empirische Studie 268
Gesundheit inklusive? Eine theoretische und empirische Analyse
der Wechselwirkung von Inklusion und Gesundheit am ­Beispiel von
­erwerbstätigen Menschen mit Epilepsie.
270
Interkulturelles Zusammenleben in Schulen
271
25
WISSENSCHAFTSPREIS DES SOZIALMINISTERIUMS FÜR JUNGAKADEMIKERiNNEN
Abstracts der eingereichten Arbeiten
1. Angel, Stefan
Erklärungsfaktoren und Auswirkungen privater Überschuldung.
Mikroökonometrische Analysen für Österreich und Europa. Essays on Causes and Impacts of Household
Over-indebtedness in Europe
Dissertation. WU Wien. 2014
Die kumulierte Dissertation beschäftigt sich mit Erklärungsfaktoren und Auswirkungen privater Überschuldung in Österreich und Europa, und umfasst im Kern drei Teile. Alle Forschungsfragen werden anhand
von Surveydaten und mikroökonometrischen Verfahren analysiert.
Im ersten Artikel wird untersucht, ob kritische Ereignisse (z. B. Arbeitslosigkeit) oder ein durch kritische
Ereignisse ausgelöster finanzieller Schock die Überschuldungswahrscheinlichkeit privater Haushalte signifikant erhöhen (Schockthese). Weiters wird getestet, ob der Effekt kritischer Ereignisse durch
kostensparende Handlungen abgeschwächt werden kann (Copingthese) oder von der finanziellen und
sozialen Ausgangssituation beeinflusst ist (Vulnerabilitätsthese). Datengrundlage sind österreichische
Befragungsdaten (ECHP 1995–2001; EU-SILC 2004–2008), auf Basis derer Panel- Regressionsmodelle
geschätzt werden. Für die untersuchten kritischen Ereignisse kann kein direkter Effekt auf die Überschuldungswahrscheinlichkeit nachgewiesen werden, sehr wohl aber wirkt sich ein finanzieller Schock
signifikant aus. Die Evidenz für eine Gültigkeit der Copingthese ist schwach, aber auch nach Kontrolle
unbeobachteter, zeitkonstanter Faktoren stabil. Schätzungen zur Überprüfung der Vulnerabilitätsthese
zeigen je nach verwendetem Vulnerabilitätsindikator unterschiedliche Ergebnisse. Die Befunde unterstreichen die Komplexität des Entstehungszusammenhanges: Überschuldung kann weder ausschließlich auf
das Konsumverhalten oder Kosten-Nutzen-Erwägungen der Haushalte, noch ausschließlich auf exogene
Schocks zurückgeführt werden.
Der zweite Artikel erweitert die Untersuchung um eine ländervergleichende Dimension. Es wird untersucht,
welchen Erklärungsbeitrag ausgewählte Faktoren auf der Länderebene im Hinblick auf das Zahlungsrückstands- und Überschuldungsrisiko privater Haushalte in Europa liefern. Diese Variablen beziehen sich
einerseits auf Politikmaßnahmen, die direkt auf Überschuldung abzielen (das durchschnittliche Niveau
an Economic Literacy, Zugehörigkeit zu einem bestimmten Entschuldungsregime) und andererseits auf
allgemeinere Wohlfahrtsstaatsindikatoren (Employment Regime, Nettoersatzrate bei Langzeitarbeitslosigkeit). Die Ergebnisse der geschätzten Mehrebenen-Regressionsmodelle für 27 europäische Länder
legen nahe, dass den institutionellen Variablen zumindest bei der Erklärung von Überschuldung eine
signifikante Bedeutung zukommt. Dies gilt insbesondere für auf den Arbeitsmarkt bezogenen Wohlfahrtsstaatsindikatoren (Employment Regime, Nettoersatzrate).
26
Angel, Stefan
WISSENSCHAFTSPREIS DES SOZIALMINISTERIUMS FÜR JUNGAKADEMIKERiNNEN
Abstracts der eingereichten Arbeiten
Der dritte Artikel verfolgt zwei Ziele. Erstens wird anhand von Paneldaten für 21 europäische Länder
geprüft, ob ein kausal interpretierbarer Effekt von Überschuldung auf das subjektive Gesundheitsempfinden besteht. Fixed Effects Panelregressionen zeigen, dass Überschuldung, gemessen durch Zahlungsrückstände die Wahrscheinlichkeit von schlechter subjektiver Gesundheit statistisch signifikant erhöhen.
Der substantielle Effekt ist jedoch vergleichsweise gering. Die zweite Forschungsfrage fokussiert auf die
Effektheterogenität von Überschuldung zwischen verschiedenen Ländern. Im Rahmen eines Mehrebenenmodells wird geprüft, ob institutionelle Faktoren auf der Länderebene den Effekt von Überschuldung
auf Gesundheit moderieren. Institutionelle Indikatoren beziehen sich auf die Erreichbarkeit von Gesundheitsdiensten, Regulierungen in Bezug auf Schuldenmanagement und Schuldbefreiung, Streitbeilegung
mit Banken/Versicherungen, und soziales Stigma durch Überschuldung. Empirische Evidenz für einen
moderierenden Effekt findet sich nur für den Indikator zur Streitbeilegung mit Banken/Versicherungen.
Je höher der länderspezifische Anteil an Personen, die zustimmen, dass es wenig aufwändig ist, Rechtsstreitigkeiten mit Banken/Versicherungen abzuwickeln, desto geringer ist der Effekt von Überschuldung
auf Gesundheit in einem Land.
Angel, Stefan 27
WISSENSCHAFTSPREIS DES SOZIALMINISTERIUMS FÜR JUNGAKADEMIKERiNNEN
Abstracts der eingereichten Arbeiten
2. Angerer, Katharina
Soziale Gerechtigkeit für Menschen mit Behinderungen
Eine Diskussion anhand des Gerechtigkeitskonzepts von Günter Dux
Masterarbeit. Leopold-Franzens-Universität Innsbruck. 2014
Die vorliegende Masterarbeit stellt die Frage nach einem geeigneten theoretischen Konzept, auf dessen
Basis soziale Gerechtigkeit für Menschen mit Behinderungen diskutiert werden kann. Menschen mit Behinderungen werden, wie vielfach belegt wurde, aus verschiedenen Lebensbereichen (z.B. allgemeines
Schulsystem, Arbeitsmarkt, ökonomische Sicherheit) exkludiert, d.h. sie erhalten nicht dieselben Teilhabechancen wie andere Mitglieder der Gesellschaft. Soziale Gerechtigkeit für Menschen mit Behinderungen wird in diesem Zusammenhang innerhalb der Disability Studies sowie der Theorie der sozialen
Arbeit breit diskutiert (v.a. die Konzepte von Rawls, Sen, Honneth und Fraser). Im Rahmen dieser Arbeit
wird die Auseinandersetzung des deutschen Soziologen Günter Dux mit sozialer Gerechtigkeit, die er
als Möglichkeit des Zugangs zu den Errungenschaften einer Kultur begreift, hinsichtlich ihrer Anwendbarkeit auf die Lebenssituationen von Menschen mit Behinderungen untersucht. Soziale Gerechtigkeit
in seiner Diktion lässt sich nur über eine Inklusion in das ökonomische System, das sich jedoch nicht in
der Lage zeigt, alle zu inkludieren, erreichen. Breite Bevölkerungsschichten (darunter viele Menschen
mit Behinderungen) bleiben aus dem ökonomischen System ausgeschlossen und erhalten somit nicht
die Möglichkeit der vollen Teilhabe an anderen gesellschaftlichen Bereichen. Über die Entkoppelung von
Arbeit und Einkommen durch eine Grundsicherung mit der Option zu arbeiten, entwirft Dux sein Bild einer
sozial gerechten Gesellschaft.
Eben jene Lösungsstrategie wird in der vorliegenden Arbeit hinsichtlich der Lebensrealitäten von Menschen mit Behinderungen durchleuchtet. Durch ein gesichertes Grundeinkommen in Kombination mit
Arbeit, also finanzieller Absicherung, können sich die Teilhabechancen von Menschen mit und ohne
Behinderungen erhöhen. Allerdings können verschiedene Barrieren, die Menschen mit Behinderungen
an einer vollen Teilhabe an der Gesellschaft hindern, nicht zur Gänze abgebaut werden. Barrieren, die
sich beispielsweise in Form von Vorurteilen oder aussondernden Institutionen äußern, werden durch
ein rein auf ökonomischer Basis einsetzendes Gerechtigkeitskonzept wenig tangiert. Das Dux’sche Gerechtigkeitskonzept greift, wie gezeigt wird, auf die Lebenssituation von Menschen mit Behinderungen
angewendet zu kurz. Um „allen die Möglichkeit zu geben, sich so in die Gesellschaft zu integrieren, dass
sie an den ökonomischen und kulturellen Errungenschaften der Gesellschaft einen hinreichenden Anteil
haben“ braucht es für Menschen mit Behinderungen weitreichendere Unterstützungsmaßnahmen als nur
ökonomische Unabhängigkeit. Die Partizipation an allen Lebensbereichen für Menschen mit Behinderungen verlangt nach tiefergehenden Leistungen, die der Sozialstaat im Sinn von sozialer Gerechtigkeit
28
Angerer, Katharina
WISSENSCHAFTSPREIS DES SOZIALMINISTERIUMS FÜR JUNGAKADEMIKERiNNEN
Abstracts der eingereichten Arbeiten
bereitstellen muss. Daher muss der Entwurf einer sozial gerechten Gesellschaft über eine Umverteilung
von Arbeit und Einkommen, so die dieser Arbeit zu Grunde liegende These, um weitere Dimensionen
ergänzt werden.
Angerer, Katharina 29
WISSENSCHAFTSPREIS DES SOZIALMINISTERIUMS FÜR JUNGAKADEMIKERiNNEN
Abstracts der eingereichten Arbeiten
3. Bauer, Gudrun
Transnationale Pflege- und Betreuungsarrangements:
Migrantinnen aus Osteuropa in der 24-Stunden-Betreuung in Österreich
Dissertation. WU Wien. 2014
Diese kumulative Dissertation beschäftigt sich mit der Entwicklung, Bedeutung und Ausgestaltung
transnationaler Pflege- und Betreuungsarrangements im Kontext von Österreich und osteuropäischen
Ländern. Im Rahmen des ersten Artikels werden Entwicklungen im Bereich des häuslichen Pflege- und
Betreuungsbereiches in Österreich analysiert. Die Studie widmet sich insbesondere den Implikationen
pflegepolitischer Reformen für den häuslichen Pflege- und Betreuungsbereich vor dem Hintergrund einer
traditionellen Familienorientierung, eines universellen Geldleistungssystems für Pflegebedürftigkeit und
der Entwicklung eines privaten 24-Stunden-Betreuungsmarktes, in dem vorwiegend Frauen aus osteuropäischen Ländern beschäftigt sind. Trotz eines flächenmäßigen Ausbaus der häuslichen Pflege- und
Betreuungsangebote sind es vor allem die eingeschränkte zeitliche Verfügbarkeit dieser Dienstleistungen,
hohe private Kostenbeiträge für die Inanspruchnahme sowie die Verfügbarkeit der nicht-zweckgebundenen Pflegegeldleistung, welche einen Einfluss auf die zunehmende Nachfrage und Inanspruchnahme
von 24-Stunden-Betreuung ausüben. Dabei fungiert 24-Stunden-Betreuung als zeitlich umfassendes Betreuungsangebot, stellt eine Alternative zur unbezahlten Angehörigenpflege dar und ersetzt tendenziell
kostenintensive Pflege- und Betreuungsdienstleistungen des öffentlichen Pflege- und Betreuungssektors.
Mit Artikel zwei werden die spezifischen Regelungen zur 24-Stunden-Betreuung in Österreich auf die
emotionalen Erfahrungen der Migrantinnen mit der Betreuungsarbeit in Privathaushalten im Rahmen
einer qualitativen Erhebung untersucht. Die transnationale Lebenssituation, basierend auf einer Pendelmigration, die Ausgestaltung der Arbeit als Live-in Beschäftigungsverhältnis als auch die spezifischen
Arbeitsbedingungen in der 24-Stunden-Betreuung resultieren in vielfältigen emotionalen Erfahrungen. Mit
den gesetzlichen Bestimmungen der 24-Stunden-Betreuung wurde zwar eine umfassende Regularisierung
des vormals irregulären Betreuungsdienstes geschaffen, die spezifische regulatorische Ausgestaltung
zieht jedoch eine Reihe emotionaler Anforderungen und Belastungen für die Betreuerinnen mit sich. Bedingt durch das zwei- bis vierwöchige Rotationssystem befinden sich 24-Stunden-Betreuerinnen in einer
transnationalen Lebenssituation, die auch von einem transnationalen Familienleben und transnationalen
Pflege- und Betreuungsverpflichtungen gekennzeichnet ist.
In Artikel drei wird die Vereinbarkeit bezahlter 24-Stunden-Betreuungsarbeit in Österreich mit unbezahlten, familiären Care-Verpflichtungen im Heimatland (Kinderbetreuung, Pflege und Betreuung von älteren Angehörigen, Haushaltsarbeit) von Frauen aus Rumänien und der Slowakei in den Mittelpunkt der
30
Bauer, Gudrun
WISSENSCHAFTSPREIS DES SOZIALMINISTERIUMS FÜR JUNGAKADEMIKERiNNEN
Abstracts der eingereichten Arbeiten
qualitativen Untersuchung gestellt. Dabei wird der Fokus insbesondere auf 24-Stunden-Betreuerinnen
in einem fortgeschrittenen Erwerbsalter (ab 40 Jahren) gelegt. Vor allem Frauen im mittleren Alter (40
bis 50 Jahre) sind mit multiplen und teils hohen Pflege- und Betreuungsbedarfen von Angehörigen im
Heimatland als Hauptbetreuungspersonen konfrontiert. Meist sind es Familienmitglieder, die als Ersatzbetreuungspersonen bestehende Pflege- und Betreuungsverpflichtungen im Heimatland während der
Zeit der Abwesenheit der Migrantinnen übernehmen. Abgesehen von einer hohen Inanspruchnahme von
institutionellen Kinderbetreuungseinrichtungen werden institutionelle Angebote für ältere Angehörige
oder informell bezahlte Dienstleistungen nur marginal in die Reorganisation eingebunden. Dabei sind es
vielfältige individuelle, familiäre, kulturelle, aber auch wohlfahrtsstaatliche Aspekte, die einen Einfluss auf
die Reorganisation von informellen Care-Verpflichtungen im Heimatland ausüben. Die Ergebnisse weisen
darauf hin, dass Migrantinnen im mittleren Alter einen besonderen Bedarf an finanzieller Unterstützung
und institutionellen Dienstleistungsangeboten haben. Es liegt in einer transnationalen Verantwortung,
Care-Defizite in den osteuropäischen Heimatländern zu verhindern und die Reorganisation von informellen Care-Verpflichtungen zu erleichtern.
Bauer, Gudrun 31
WISSENSCHAFTSPREIS DES SOZIALMINISTERIUMS FÜR JUNGAKADEMIKERiNNEN
Abstracts der eingereichten Arbeiten
4. Brandauer, Anna
Planung eines Wohnungslosenheims:
Im Spannungsfeld zwischen universitärer Lehre und Praxis Teil 1
Masterarbeit. WU Wien. 2014
Architektur wird als eine Gemeinschaftsleistung derer, die an einem Bau beteiligt sind, definiert. Um eine
Bauaufgabe zu bewältigen, muss ein Konsens gefunden werden. So gilt es vor allem, auch beim Planungsprozess eines Wohnungslosenheims die Interessen vieler unterschiedlicher Stakeholder zu beachten.
Welche Entscheidungen werden letztendlich getroffen und wie wirkt sich hierauf die Zusammenarbeit von
Praktiker_innen und Studierenden aus? Diesen Fragen wurde in der vorliegenden Studie nachgegangen.
Des Weiteren stehen Spannungsfelder, die bezüglich des organisatorischen Aushandlungsprozesses
ausgemacht wurden, im Vordergrund.
Die Studie nimmt dabei außerdem auf das Spezifikum eines Wohnungslosenheims Bezug und zeigt die
Komplexität, die bei der Planung eines solchen Baus aufgrund der unterschiedlichen Anspruchsgruppen
auftreten kann, auf.
Das Forschungsdesign baut auf einer Methodentriangulation von Beobachtung, Gesprächsführung und
Artefaktanalyse auf.
Die Ergebnisse zeigen, dass ein Planungsprojekt, an dem mehrere Stakeholder beteiligt sind, trotz teils
abweichender Interessen funktionieren kann, wenn ein gemeinsamer Grundkonsens gefunden wird.
Dennoch ist es wichtig, alle Stakeholdergruppen ausfindig zu machen und ihre Einflussmöglichkeiten
nicht zu unterschätzen. Denn der Bau des Wohnungslosenheims scheiterte letztendlich an einer solchen
Stakeholdergruppe, nämlich an den Anrainer_innen.
32
Brandauer, Anna
WISSENSCHAFTSPREIS DES SOZIALMINISTERIUMS FÜR JUNGAKADEMIKERiNNEN
Abstracts der eingereichten Arbeiten
5. Breuer, Roman
Ausübung des Pflegeberufs mit Behinderung
Tabu oder Selbstverständlichkeit in der Ausbildung zum gehobenen Dienst für allgemeine ­Gesundheitsund Krankenpflege
Masterarbeit. FH Campus Wien. 2014
Die vorliegende Arbeit beschäftigt sich mit den Möglichkeiten und Herausforderungen bei der Inklusion
von Menschen mit Behinderung in die Ausbildung zum gehobenen Dienst für allgemeine Gesundheits- und
Krankenpflege. Untersucht werden ausschließlich körperliche Behinderungen und die Pflegeausbildung
an der Schule für allgemeine Gesundheits- und Krankenpflege am Allgemeinen Krankenhaus der Stadt
Wien sowie der Fachhochschule Campus Wien.
Im ersten Teil der Arbeit wird der theoretische Rahmen bezogen auf die Dimensionen Behinderung,
Inklusion, Diversity Management und die Ausbildung zum gehobenen Dienst für Gesundheits- und Krankenpflege dargestellt.
Mit einer Einzelfallanalyse wurde nach den Ursachen für die fehlende Inklusion von Menschen mit Behinderungen in der Pflegeausbildung gesucht. Die Erkenntnisse waren folgende:
1) Fehlendes Verständnis für die Herausforderungen und Potenziale der Menschen mit Behinderung,
aber auch das unklare gesellschaftliche Bild des Pflegeberufes verhindern Inklusionsprozesse sowohl
von gesellschaftlicher, als auch von Seite der Verantwortlichen der Ausbildungsstätten.
2) Aufgrund des fehlenden Bewusstseins bezüglich der Modelle und Definitionen von Behinderung versteht die Profession der Pflege in Österreich die Herausforderungen und Potenziale der Menschen mit
Behinderung nicht und setzt sich auch nicht für deren Forderungen ein.
3) Weiters konnte festgestellt werden, dass der weiblich dominierte Beruf vergesellschaftet mit dem
weiblichen Selbstverständnis und dem daraus resultierenden verdeckten Umgang mit Behinderung
dazu führen, dass Pflegepersonal mit Behinderung so gut wie nicht sichtbar ist.
Eingebettet in einen Diversity Management Plan speziell für die Fachhochschule Campus Wien werden
im abschließenden dritten Teil international erprobte Lösungsansätze dargestellt, die die Integration von
Menschen mit Behinderungen in die Pflegeausbildung ermöglichen.
Breuer, Roman 33
WISSENSCHAFTSPREIS DES SOZIALMINISTERIUMS FÜR JUNGAKADEMIKERiNNEN
Abstracts der eingereichten Arbeiten
6. Brilmayer, Susanne
Der Wert der Advocacy-Funktion von Nonprofit Organisationen
Masterarbeit. FH Campus Wien. 2014
Nonprofit Organisationen (NPOs) in ihrer Funktion der Interessenvertretung wurden aus politikwissenschaftlicher Sicht bereits hinsichtlich ihrer Bedeutung für die Wirksamkeit des Sozialstaates betrachtet.
Die praktische Darstellung des Wertes der tatsächlich geleisteten anwaltschaftlichen Arbeit hingegen
stellt selbst die großen Wohlfahrtsverbände in Österreich aktuell vor eine Herausforderung.
Die vorgestellte Masterarbeit beschäftigt sich deshalb genau mit der Frage, worin der (Mehr-)Wert dieser
Advocacy-Funktion aus praktischer Perspektive besteht und wie er aus eben dieser Perspektive zu fassen
ist. Seine Ausprägung und Darstellung werden ausgehend von den existenten Selbstrepräsentationen
der Organisationen beleuchtet, um einen umfassenden Einblick in den von NPOs praktisch gelebten
und von Nonprofit ExpertInnen vertretenen aktuellen Diskussions- und Forschungsstand der Thematik
in Österreich zu erhalten.
Auf methodischer Grundlage der Grounded Theory wurde die Diskussion um den Wert von Advocacy und
seine Darstellung betrachtet. Rund 120 Dokumente, ausgehend von NPO-eigenen Veröffentlichungen,
wurden gesammelt und analysiert, Erkenntnisse am Material selbst reflektiert, zueinander in Beziehung
gesetzt und neu verknüpft.
Dabei ergeben sich zwei Herangehensweisen an den Wert der Interessenvertretung, die als „weicher“
und „harter“ Wert umschrieben werden können.
Der „weiche“ Wert der Advocacy-Funktion liegt im Selbstanspruch der Nonprofit Organisation selbst, die
sich zur Orientierung an Werten sowie zur Übernahme von Verantwortung für Mitmenschen aus ihrem
Selbstverständnis heraus verpflichtet sehen. In diesem ideellen Wert ist die Advocacy-Arbeit ursprünglich
legitimiert.
Der Wert einer gelungenen Umsetzung der Advocacy-Arbeit zeigt sich aber erst in erreichten Wirkungen.
Obwohl dieser Wert bzw. diese Wirkungen nicht einfach zu fassen sind, ist ihre Darstellung durchaus
sinnvoll und machbar. Evaluationen bieten hierbei die Möglichkeit einer begründeten Annäherung durch
Veranschaulichung der intendierten (Wirkungs-)Ergebnisse sowie Transparenz über den Prozess und die
Logik der Wirkungsentstehung. Dazu ist es jedoch nötig, sich von monetären Werten und stark vereinfachenden Kennzahlen zu lösen.
34
Brilmayer, Susanne
WISSENSCHAFTSPREIS DES SOZIALMINISTERIUMS FÜR JUNGAKADEMIKERiNNEN
Abstracts der eingereichten Arbeiten
Für die Bewertung und Darstellung des Wertes anwaltschaftlicher Arbeit ergibt sich damit ein Spannungsfeld, das von Seiten der NPOs ebenso wie von Seiten externer Stakeholder zu bedenken ist. Denn
einerseits müssen „harte“ Werte durch Transparenz hinsichtlich Effizienz und Effektivität in der Arbeitsweise veranschaulicht werden, um auch Außenstehenden eine bewertende Einschätzung praktischer
anwaltschaftlicher Arbeit zu ermöglichen. Andererseits jedoch spiegelt sich der „weiche“ Wert der
Advocacy-Arbeit in Wertvorstellungen wider, deren ideelle Bedeutung selbst durch beste Evaluationen
nicht zu erfassen sein wird.
Auf Wunsch der Autorin wird folgende Anmerkung hinzugefügt: Susanne Brilmayer, Florentina Astleithner
(2015): Lässt sich die Wirkung der Interessenvertretungsfunktion von Nonprofit Organisationen darstellen?
In: soziales kapital wissenschaftliches journal österreichischer fachhochschul-studiengänge soziale arbeit,
Nr. 14 (2015). [Veröffentlichung: 30.09.2015]
Brilmayer, Susanne 35
WISSENSCHAFTSPREIS DES SOZIALMINISTERIUMS FÜR JUNGAKADEMIKERiNNEN
Abstracts der eingereichten Arbeiten
7. Brossmann, Esther
Partizipationschancen für alle?
Sichtweisen Arbeitssuchender zur Beteiligung, exemplarisch dargestellt a
­ nhand des
­Arbeitsmarktbezirks Oberwart
Diplomarbeit. FH Joanneum Graz. 2013
Die Masterarbeit thematisiert Partizipationsmöglichkeiten von arbeitssuchenden Personen im südburgenländischen Bezirk Oberwart. Ausgehend von Theorien zu Arbeit und Arbeitslosigkeit (vgl. Zilian 2000;
Wacker 2001; Promberger 2008; Görz 1989) wird der Frage nachgegangen, inwieweit Arbeitssuchende
in den Dimensionen politischer, sozialer sowie institutioneller Beteiligung im Arbeitsfindungsprozess
partizipieren.
Der erste Teil des zweiteiligen Forschungsdesigns, sammelt in Forschungswerkstätten (vgl. Grell 2010;
Heimgartner/Pilch-Ortega 2005) gemeinsam mit 19 arbeitssuchenden Personen Themengebiete und
Fragestellungen zu den einzelnen Partizipationsformen. Entlang der Ergebnisse dieser Forschungswerkstätten wurde ein Fragebogen entwickelt, den 74 TeilnehmerInnen aktivierender Kursmaßnahmen
ausfüllten. Mit den Erhebungen können die Partizipationserfahrungen der Zielgruppe differenziert und
tiefergehend analysiert werden.
Die Ergebnisse zur politischen Partizipation zeigen deutlich, dass Arbeitssuchende vielfach ihre demokratischen Rechte im Bereich der politischen Partizipation nicht wahrnehmen. Das Engagementpotenzial auf politischer Ebene kann in allen analysierten Formen als gering beschrieben werden. Gemäß der
Definition von van Deth (2000) können die Arbeitssuchenden als Betroffene bezeichnet werden. Diese
Gruppe kennzeichnet sich durch ein geringes Interesse an Politik und ein geringes Engagementpotenzial
an diesem Bereich, zeitgleich ist aber ebendiese Gruppe vielfach von politischen Entscheidungen direkt
und persönlich betroffen, wie z.B. im Bereich der Arbeitsmarkt- oder Sozialpolitik.
In der sozialen Partizipation, verstanden als Engagementform, die über den sozialen Nahraum hinauswirkt,
aber keinerlei politische Mandate beinhaltet (vgl. Roßteuscher 2009), sind die Ergebnisse differenzierter.
Die Beteiligungsquote in Vereinen erreicht ähnlich hohe Werte wie jene im ersten österreichischen Freiwilligenbericht (Bundesministerium für Arbeit, Soziales und Konsumentenschutz 2009). Mit fortlaufender
Dauer der Arbeitslosigkeit ist ein Rückzug aus diesen Engagementformen zu beobachten. Finanzielle
Einschränkungen und Stigmatisierung führen laut Angaben der Befragten in den Forschungswerkstätten
zu diesem Rückzug.
36
Brossmann, Esther
WISSENSCHAFTSPREIS DES SOZIALMINISTERIUMS FÜR JUNGAKADEMIKERiNNEN
Abstracts der eingereichten Arbeiten
Der Bereich der Beteiligung im Arbeitsfindungsprozess ist vom grundsätzlichen Machtungleichgewicht
in Bezug auf das AMS gekennzeichnet. Partizipation findet hier wenig formalisiert statt und hängt stark
vom unmittelbaren Engagement der Professionellen wie auch der Betroffenen ab.
Brossmann, Esther 37
WISSENSCHAFTSPREIS DES SOZIALMINISTERIUMS FÜR JUNGAKADEMIKERiNNEN
Abstracts der eingereichten Arbeiten
8. Burggraf, Norbert
„Das Verhältnis des heutigen finanziellen Einkommens und des ­damit
­verbundenen monetären Auskommens in konsumgesellschaftlichen
­Lebenslagen von heute.
Ein Vergleich über vier Jahrzehnte von 1972 bis 2012.“
Masterarbeit. Joseph Schumpeter Institut Wels. 2012
Das für die gegenständliche Arbeit übergeordnete Generalthema beschäftigt sich mit der „Einkommensund Konsumgesellschaftsproblematik – die Kluft zwischen Einkommen und Ausgaben nimmt zu“. Das
daraus gewählte Sub-Thema behandelt „Das Verhältnis des heutigen finanziellen Einkommens und des
damit verbundenen monetären Auskommens in konsumgesellschaftlichen Lebenslagen von heute. Ein
Vergleich von vor vier Jahrzehnten (explizit der Lebenserhaltungskosten aus dem Jahre 1972) bis ins Jahr
2012.“
Während in den letzten vier Jahrzehnten die Mieten und Lebenserhaltungskosten, gemessen am Verdienst
eines jungen Durchschnittsarbeitsnehmers viel höher angestiegen sind, hat sich dennoch ein Trend zur
Konsumgesellschaft entwickelt. Im Jahre 1972 betrug der Verdienst eines jungen Durchschnittsarbeitnehmers zirka 2.700,00 ATS (etwa 196,00 EUR), und die Miete für eine 100 m² Gemeindewohnung machte
ungefähr 870,00 ATS (etwa 63,00 EUR) aus. Vier Jahrzehnte später beträgt der Verdienst eines Durchschnittsarbeitnehmers zirka 16.000,00 ATS (etwa 1.150,00 EUR), also mehr als das 5-fache von damals. Die
Miete für eine 100 m² Gemeindewohnung stieg hingegen auf 600,00 bis 700,00 EUR an, das wäre ungefähr
10-mal höher als im Jahre 1972. Dies bedeutet, dass nicht wie damals die Miete etwa 30 % des Gehaltes
ausmacht, sondern über 50 %.
Es ist offensichtlich, dass die Kaufkraft immer geringer wird, jedoch die Anforderungen an jeden Einzelnen immer größer werden. Das divergierende Verhältnis von Verdienst und Lebenserhaltungskosten
wächst ständig und hält die Gesellschaft dennoch nicht davon ab, sich weiterhin zu einer wachsenden
Konsumgesellschaft zu entwickeln.
38
Burggraf, Norbert
WISSENSCHAFTSPREIS DES SOZIALMINISTERIUMS FÜR JUNGAKADEMIKERiNNEN
Abstracts der eingereichten Arbeiten
9. Burkhardt, Laura
Pädagogisch relevante Beziehungsmuster zwischen Männern und Kindern –
eine videoanalytische Studie zu den Interaktionsmustern männlicher K
­ indergartenpädagogen
Diplomarbeit. Leopold-Franzens-Universität Innsbruck. 2014
Die Diplomarbeit greift die wissenschaftliche und mediale Diskussion über die Wirkung männlicher Kindergartenpädagogen auf. Im Rahmen der multimethodalen Pilotstudie W-INN (Wirkungsstudie Innsbruck)
nimmt diese qualitative Teilstudie die Interaktionen zwischen männlichen Pädagogen und Kindergartenkindern in den Fokus.
Videoaufnahmen aus dem Kindergartenalltag werden im Hinblick auf die Bedeutung der Interaktionen
für die Kinder untersucht. Zwei videographierte Mann-Kind-Interaktionen werden mit einem sequenzanalytischen Konzept ausgewertet und mit zwei Frau-Kind-Interaktionen kontrastiert. Die detaillierten
Fallstudien zeigen ein Interaktionsmuster männlicher Pädagogen auf, das aus einer speziellen Kombination
„weicher“ und „harter“ Interaktionselemente besteht. Dies weist – bezugnehmend auf entsprechende
Parallelen zu Theorien und Fallberichten aus relevanter Literatur – auf eine potentiell entwicklungsförderliche Interaktionsweise männlicher Kindergartenpädagogen hin.
Die Ergebnisse der Diplomarbeit spezifizieren damit die Hypothese, dass professionell ausgebildete Männer auf ihre spezielle Art ebenso wie weibliche Fachkräfte den pädagogischen Alltag bereichern können.
Burkhardt, Laura 39
WISSENSCHAFTSPREIS DES SOZIALMINISTERIUMS FÜR JUNGAKADEMIKERiNNEN
Abstracts der eingereichten Arbeiten
10. Dahlvik, Julia
“Administering Asylum Applications”
Dissertation. Universität Wien. 2014
The focus of this thesis is put on the social practices and processes involved in administering asylum
applications. Drawing primarily on structuration theory and the theory of social practices, the everyday
work of first-instance decision-making officials in a branch of the former Austrian Federal Asylum Office
(FAO), a unit of the Ministry of Interior, is explored in detail. The presented findings are based on the ‘crystallization’ of semi-structured interviews with decision makers, participant observation of the office life
and of interviews with asylum claimants, as well as artefact analysis. Data analysis followed mainly the
approach of interpretive social research. In the first part of the thesis, sociological perspectives on social
action in organisations and public administration relevant for this research are discussed, followed by a
presentation of the legal aspects of asylum. The legal framework of the asylum procedure includes human
rights, international and supranational law as well as Austrian asylum law. The second part is dedicated
to the presentation and discussion of the findings from the qualitative empirical research along three
fields: (1) the organisation: structural framework and working conditions at the FAO; (2) organisational
processes: procedures, actors and actants involved in administering asylum applications; (3) patterns of
social practices: dealing with four dilemmas in everyday work. In a summarising discussion, the challenges
associated with practising law in a bureaucratic organisation and determining refugee status as well as
the importance of social construction in the administration are explored. In the third part, the research
design and methodology are explained. The thesis can be understood as a contribution to the sociology
of organisations and public administration, to the sociology of law and of migration.
Diese Arbeit wurde in englischer Sprache verfasst.
40
Dahlvik, Julia
WISSENSCHAFTSPREIS DES SOZIALMINISTERIUMS FÜR JUNGAKADEMIKERiNNEN
Abstracts der eingereichten Arbeiten
11. Denner, Carina
„Intergenerationale Zusammenarbeit und Führung.
Eine qualitative Analyse der Herausforderungen am Arbeitsplatz aus der Sicht von HR-ManagerInnen“
Diplomarbeit. Universität Wien. 2014
Tagtäglich treffen sich Personen unterschiedlicher Generationen am Arbeitsplatz um idealerweise gemeinsam etwas Produktives zu schaffen. Viele Autoren haben sich damit beschäftigt, wie jede Generation
für sich und im Vergleich zum Leben, zur Arbeit und vielem mehr eingestellt ist. Diese Arbeit stellt sich der
Herausforderung, das komplexe Thema intergenerationaler Zusammenarbeit zu explorieren und mithilfe
von ExpertInneninterviews auch Lösungsansätze aufzudecken. Anders als in bisheriger Literatur soll vor
allem die Handlungsebene mehr in den Fokus gerückt werden.
Das Generationsthema ist jedoch nicht nur in der Forschung ein aufstrebendes, auch in den Medien
finden sich Begriffe wie Millennials, Generation Y oder Baby Boomer tagtäglich wieder. Eine kurze Suche
bei Google (unter News) zeigt mehrere zehntausend Artikel zu den Generationsbegriffen in weniger als
einer Sekunde. Meist sind die Artikel nur wenige Stunden alt, manchmal einen Tag. Die Generationsthematik ist durch die Vielzahl an medialer Quellen präsenter denn je. Doch was versteht man unter einer
Generation genau und welche Aussagen basieren auf wissenschaftlichen Erkenntnissen und nicht nur
auf der Meinung eines Autors/einer Autorin?
Die Sozialwissenschaften liefern grundlegende Kenntnisse zu Themen wie Gruppenbildung oder Erwartungstheorien, die als Basis zur Erforschung der Zusammenarbeit dienen. Darüber hinaus gibt es in der
Generationsforschung Erkenntnisse zu Einstellungen und Verhaltenstendenzen jeder Generation, die
voraussagen können, wie sich die Generationen in der Zusammenarbeit verhalten.
Interviews mit ExpertInnen aus der Praxis liefern mithilfe einer qualitativen Inhaltsanalyse Aufschluss über
die intergenerationale Zusammenarbeit und Führung. Manche ExpertInnen sehen die ältere Generation
gehemmt aufgrund von Ängsten oder Vorurteilen. In der Kommunikation fallen die kritische und direkte
Art der Millennials auf, welche der auf Formalitäten bestehende Baby Boomer Generation gegenübersteht.
Intergenerationale Führung sei besonders dann kritisch, wenn das traditionelle Rollenbild (Alt führt Jung)
umgeworfen wird. Generation Y legt Wert auf Sinnhaftigkeit und führt in diesem Sinne kooperativ und
partizipativ. Baby Boomer schätzen Hierarchie und Struktur, was sich gleichermaßen im Führungsstil
widerspiegelt, welcher als autoritär und kontrollierend beschrieben wird.
Denner, Carina 41
WISSENSCHAFTSPREIS DES SOZIALMINISTERIUMS FÜR JUNGAKADEMIKERiNNEN
Abstracts der eingereichten Arbeiten
Abschließend konnte diese Arbeit aufdecken, dass es Unterschiede zwischen Unternehmen in Abhängigkeit
der durchschnittlichen MitarbeiterInnenqualifikation gibt. In ExpertInnenorganisationen findet deutlich
mehr Kooperation statt als in Organisationen mit beispielsweise geringeren Qualifikationsanforderungen.
Hier gilt es noch aufzudecken, ob dies tatsächlich an der Qualifikation der MitarbeiterInnen liegt oder an
den Strukturen und Rahmenbedingungen der jeweiligen Unternehmen.
42
Denner, Carina
WISSENSCHAFTSPREIS DES SOZIALMINISTERIUMS FÜR JUNGAKADEMIKERiNNEN
Abstracts der eingereichten Arbeiten
12. Dlabaja, Cornelia
Urbane Raumproduktion
Eine Analyse des Wandels von Stadträumen am Beispiel des Wiener ­Brunnenviertels
Masterarbeit. Universität Wien. 2013
Die Fragestellung, welche im Rahmen der Masterarbeit bearbeitet wurde, lautet: „Wie kann der Prozess des
Wandels und der Umdeutung von Stadträumen aus einer sozialwissenschaftlichen Perspektive erforscht werden?“.
Diese Frage wurde im Zuge der empirischen Untersuchung des Brunnenviertels mittels einer Mehrebenenanalyse beantwortet. Dabei wurde eine Methodentriangulation aus den Methoden der interdisziplinären
Stadtforschung, wie der Methoden der Sozialraumanalyse, Bildanalyse, Medienanalyse, Leitfaden gestützter
Interviews und Dokumentenanalyse vorgenommen. Das Ergebnis der Empirie geleiteten Theoriebildung und
der daran anknüpfenden theoretischen Rückkoppelung ist ein Analysegerüst urbaner Raumproduktionen.
Das Analyseraster wurde zur Untersuchung des Wandels, der Konstitution und der Nutzung des Stadtraums
entwickelt. Entlang der raumtheoretisch fundierten Thesen über den Stadtraum wird das Analyseinstrument
nun kurz skizziert. Räume werden demzufolge von AkteurInnen, eingebettet in gesellschaftliche Rahmenbedingungen, auf der mikrosozialen Handlungsebene durch die Aneignung des Raumes und das Platzieren
von sozialen Gütern, im Prozess der Synthese und des Spacing an Orten generiert. Ich greife damit auf den
relationalen Raumbegriff von Löw (2001) zurück, welchen ich um den Begriff der AkteurInnen und Ebenen
der Raumproduktion erweitere. Die Mikro-Meso-Makro Ebene des Raumes realisieren sich in den Momenten
des Raumes (Lefèbvre 1974), nämlich der räumlichen Praxis, der Repräsentation des Raums und den Räumen
der Repräsentation gleichzeitig, damit beziehe ich mich auf Lefèbvre (1974) und Läpple (1991). Der Wandel
des Stadtraums wird entlang seiner sozialräumlichen Dimensionen: der historischen, medialen und materiell-symbolischen Ebene, sowie aus den verschiedenen Akteurperspektiven und der Wahrnehmungsebene
untersucht, womit ich mich auf sozialräumliche Dimensionen beziehe (vgl. Datler/ Keckeis/ Reinprecht 2009).
Die AkteurInnen der Raumproduktion sind mit unterschiedlichen Ressourcen und mit unterschiedlicher
Entscheidungsgewalt ausgestattet. Raum wird von individuellen und kollektiven AkteurInnen als relationale
(An)Ordnung von Lebewesen, sozialen Gütern an Orten produziert. Mit dem Begriff der Produktion von Orten
beziehe ich mich explizit auf Lefèbvre, welcher damit erstens hervorhebt, dass Räume immer hierarchisch
und damit die räumlich Realisierung von Machtverhältnissen sind. Zweitens verweist er damit darauf, dass
gesellschaftliche Räume nicht naturgegeben sind, sondern im gesellschaftlichen Produktionsprozess generiert werden. Für die empirisch fundierte Analyse des Wandels von Stadtquartieren bedarf es den Befunden
der Untersuchung des Brunnenviertels zur Folge einer transdisziplinären Akteurs- und Mehrebenenanalyse,
die sich aus quantitativen Analysen von soziostrukturellen, ökonomischen und Bestandsdaten auf der einen
Seite und qualitativen Methoden auf der anderen Seite zusammensetzen.
Dlabaja, Cornelia 43
WISSENSCHAFTSPREIS DES SOZIALMINISTERIUMS FÜR JUNGAKADEMIKERiNNEN
Abstracts der eingereichten Arbeiten
13. Dundler, Patricia
Waiting Times and Waiting Time Management for Elective Surgery in Austria
The patients’ perspective on WTs for joint replacement surgeries in Lower Austria
Masterarbeit. FH Burgenland. 2013
1. Background: Waiting times for elective surgeries in Austria are not systematically recorded. There is
however some indications that long waiting times exist and are a problem for patients not to mention
costly for the health care system. It would appear that the distribution of waiting times is uneven and
patients are ranked/prioritized for care in a non-systematic fashion.
2. Methods: The thesis consists of a literature review with searching carried out using various databases
and an analysis of reference lists. The empirical part of this thesis is based on a quantitative approach
investigating patients’ perspective on waiting times for joint replacement surgeries in Austria. Patients
in two rehabilitation centers in Lower Austria (n=131) were asked to complete a questionnaire about
their waiting times, waiting time management and other aspects.
3. Results: The literature review shows that waiting times are not that problematic for patients if seen
exclusively from a medical point of view. Nevertheless, patients’ experiences and patients’ quality of
life is negatively affected during long waiting times. The average waiting time in a public hospital is
approximately 21 weeks (around five months). Although 16% of patients do have private health insurance, only three percent of surgeries have been performed in a private hospital. Furthermore the
survey shows that there is a significant difference between waiting times for patients with and patients
without private health insurance (p < 0.05).
Conclusion: The survey shows that there is evidence of long waiting times in Austria, in some cases significantly long waiting times and prioritization/ranking of patients is still not transparent. Due to the
lack of comprehensive data and established indicators concerning waiting times, further research and
action for more transparency is required.
Diese Arbeit wurde in englischer Sprache verfasst.
44
Dundler, Patricia
WISSENSCHAFTSPREIS DES SOZIALMINISTERIUMS FÜR JUNGAKADEMIKERiNNEN
Abstracts der eingereichten Arbeiten
14. Durmus, Mustafa
Islamische Finanzgeschäfte –
Die Bedeutung von Sukuk
Diplomarbeit. Karl-Franzens-Universität Graz. 2014
In der vorliegenden Arbeit wird ein Begriff der islamischen Bankpraxis näher erläutert, mit dem sich auch
schon das Österreichische Normungsinstitut (Austrian Standards) im Rahmen seiner ONR 142001-1 über
Islamic Banking im Bemühen auseinandergesetzt hat, eine mit dem österreichischen Recht kompatible
Institution zu schaffen. Handelt es sich doch bei „sukuk“ um ein sich zunehmend auch außerhalb des
islamischen Rechtskreises (insbesondere United Kingdom) etabliertes Investmentprodukt des islamischen
Finanzwesens, welches das Zins- und Spekulationsverbot (riba, gharar, maysir) in der islamischen Rechtstradition achtet, denn diese islamischen Investmentzertifikate bzw. Anleihen, versprechen keine Zinsen
und bieten Anlegern nur vom Koran erlaubte Gewinngutschriften, so dass sie das Zinsverbot einhalten.
Darüber und über jene Konstruktionen, die wie murabaha, musharaka, mudaraba ein ähnliches Ergebnis
wie Verzinsung bewirken, aber nach der Scharia keine verbotenen Zinsen sind, sowie über die unterschiedlichen „fremdkapitalnahen“ und fremdkapitalfernen“ Sukuk Formen handelt die Arbeit. Diese erweisen
sich als zukunftsträchtig, da auch die Zahl der in Österreich dauerhaft niedergelassenen Muslimen, die an
scharia- konformen Anlageformen, die zugleich mit dem österreichischen Vertrags- und Finanzanlagenrecht kompatibel sind, interessiert sind, stetig wächst und die Entwicklung hierzulande der anderswo in
der Europäischen Union – insbesondere im United Kingdom und in Deutschland – etablierten bzw. sich
etablierenden Praxis im Islamic Banking nachhinkt.
Ein weiteres Ziel der Arbeit ist es, das aus den Medien hervorkommende Bild des Islam, das von Terroraktivitäten und Radikalisierung einer Minderheit der Muslime geprägt ist und in dem einerseits vor allem
Begriffe wie Islamismus, Dschihadismus, Salafismus, Reislamisierung des Rechts u.Ä.m. im Vordergrund
stehen und andererseits berechtigte Islamismuskritik mit Islamophobie gleichgesetzt wird, zurecht zu
rücken und zur Abbau der undifferenzierten Ängste vor dem Islam beizutragen.
Durmus, Mustafa 45
WISSENSCHAFTSPREIS DES SOZIALMINISTERIUMS FÜR JUNGAKADEMIKERiNNEN
Abstracts der eingereichten Arbeiten
15. Eder, Jakob
Wie erfolgreich altern Österreichs Unternehmen?
Die demographische Alterung und ihre Herausforderungen für Politik und Wirtschaft.
Masterarbeit. Universität Wien. 2013
Wie viele andere westliche Staaten ist auch Österreich von der demographischen Alterung der Bevölkerung
betroffen. Die Lebenserwartung steigt und die Geburtenraten liegen seit längerem unter dem Ersetzungsniveau. Hierzulande sorgt allerdings eine relativ hohe Zuwanderung dafür, dass die Bevölkerungszahl bis
2050 steigen und die Zahl der Erwerbspersonen nur geringfügig – wenn überhaupt – zurückgehen wird.
Die Verfügbarkeit von Arbeitskräften wird sich zwischen Ballungszentren und Peripherie allerdings sehr
unterschiedlich entwickeln.
Die Bevölkerung im arbeitsfähigen Alter wird jedoch immer älter. Auch werden höhere Erwerbsquoten
von Personen über 50 Jahren notwendig sein, um die staatlichen Sicherungssysteme im aktuellen Umfang aufrechterhalten zu können. So hat auch die Politik seit Mitte der 1990er Jahre zunehmend den
Zugang zum Pensionssystem erschwert und Förderinstrumente zur Beschäftigung älterer Arbeitnehmer
geschaffen. Damit ändern sich auch die Rahmenbedingungen für Österreichs Unternehmen, bei denen
es sich hauptsächlich um Klein- und Mittelunternehmen (KMUs) handelt.
Diese müssen zunehmend ältere Personen beschäftigen, um ihre Güter und Dienstleistungen produzieren
zu können, vor allem in technischen Branchen, in denen der Fachkräftemangel derzeit schon ein Problem
ist. Somit muss sich auch das Personalmanagement an diese Entwicklung anpassen. Hier wurden in den
letzten Jahren erste Planungsinstrumente entwickelt, wie etwa die Altersstrukturanalyse oder der Arbeitsbewältigungsindex. Weitere Erkenntnisse aus der Wissenschaft zeigen, dass viele negative Merkmale, die
älteren Arbeitnehmern zugeschrieben werden, empirisch nicht haltbar sind. Neue Führungsstile, neue
Formen der Unternehmenskultur, sowie Initiativen und Förderungen gezielt für ältere Mitarbeiter werden
notwendig sein, um in Zukunft Personalengpässe zu vermeiden und bei häufigeren Pensionsantritten
nicht zu viel personenbezogenes Wissen zu verlieren.
Wie die Befragung von 142 Unternehmen gezeigt hat, beschäftigen sich in Österreich eher Großunternehmen aktiv mit der Thematik. Sie verwenden Planungsinstrumente und bieten bereits entsprechende
Maßnahmen für ihre älteren Arbeitnehmer an. Für den Großteil der Unternehmen – vor allem für KMUs
– ist die demographische Entwicklung allerdings noch kein Thema. Die Mehrheit glaubt auch nicht, dass
die Alterung der Erwerbspersonen mittelfristig für sie ein Problem werden wird. Dennoch haben bereits
heute viele Betriebe Probleme, entsprechend qualifizierte Fachkräfte und Lehrlinge zu finden und viele
46
Eder, Jakob
WISSENSCHAFTSPREIS DES SOZIALMINISTERIUMS FÜR JUNGAKADEMIKERiNNEN
Abstracts der eingereichten Arbeiten
gehen davon aus, dass ihre Belegschaft in den nächsten Jahren zunehmend altern wird. Eine aktive Auseinandersetzung mit dem Phänomen der demographischen Alterung wird auch für Österreichs Betriebe
also immer wichtiger werden.
Eder, Jakob 47
WISSENSCHAFTSPREIS DES SOZIALMINISTERIUMS FÜR JUNGAKADEMIKERiNNEN
Abstracts der eingereichten Arbeiten
16. Edlinger, Alexandra
Fremdsprachen Lernen im Alter:
Dynamiken sozialer, psychologischer und linguistischer Faktoren
Dissertation. Karl-Franzens-Universität Graz. 2013
Vor dem demografischen Hintergrund der alternden Gesellschaft und der von der EU propagierten Devise
des Lebensbegleitenden Lernens ist Lernen im Alter ein brandaktuelles, jedoch wenig erforschtes Thema.
Die zentrale Fragestellung dieser Arbeit lautet daher: Welche Dynamiken können positive Lernerfahrungen
im Alter möglich machen?
Dieser Leitfrage wird in vier Unterfragen auf den Grund gegangen:
1) Welche positiven Lernerfahrungen erleben ältere LernerInnen im Zusammenhang mit dem Besuch
eines Sprachkurses?
2) Wie sehen LernerInnen Zusammenhänge zwischen Alter und Sprachlernaktivitäten?
3) Wie können frühere Lebenserfahrungen, Einstellungen und Überzeugungen zum Sprachlernen an sich,
zum Alter(n) und speziell zum Sprachlernen im Alter beeinflusst haben?
4) Welche Dynamiken sozialer, psychologischer und linguistischer Faktoren könnten das Entstehen positiver Lernerfahrungen begünstigen?
Eine Annäherung an diese Fragen erfolgt von verschiedenen theoretischen Standpunkten aus.
Der psychologische Faktor Motivation zur Sprachlernaktivität wird vor dem Hintergrund der Selbstbestimmungstheorie untersucht. Menschliches Handeln beruht nach dieser Theorie auf der Befriedigung
dreier psychologischer Basisbedürfnisse: Den Bedürfnissen nach Autonomie, Kompetenz und Beziehung.
Soziale Faktoren von Lernerfahrungen werden unter dem Gesichtspunkt gesellschaftlicher Diskurse analysiert. Verinnerlichte altersdiskriminierende Diskurse spielen im Lernverhalten Älterer eine bedeutende
Rolle.
Linguistische Faktoren finden sich in Sprachbeherrschung und Einschätzung der Sprachbeherrschung,
Sprachlernbiografien und Einstellungen zum Sprachen Lernen.
Der Zusammenhang dieser verschiedenen Faktoren wird durch die Dynamic Systems Theory verdeutlicht.
48
Edlinger, Alexandra
WISSENSCHAFTSPREIS DES SOZIALMINISTERIUMS FÜR JUNGAKADEMIKERiNNEN
Abstracts der eingereichten Arbeiten
In einem komplexen System, wie der/die LernerIn eines darstellt, stehen die einzelnen Komponenten in
einer non-linearen Interaktion, beeinflussen sich gegenseitig. Die Entwicklung innerhalb eines Systems ist
nicht vorhersagbar. Dennoch sind Muster erkenn- und LernerInnentypen ausmachbar. Darauf aufbauend
wurden in dieser Arbeit LernerInnentypen von älteren LernerInnen, die erfolgreiches Lernen erfahren,
rekonstruiert.
Die empirische Untersuchung besteht aus 27 Individualuntersuchungen älterer SprachlernerInnen. Die
Testbatterie beinhaltet ein leitfadenorientiertes Interview, einen Fragebogen zur Motivation, eine Selbsteinschätzung der Sprachkenntnisse und einen Sprachtest.
Daraus entstehen qualitative und quantitative Daten, die hermeneutisch in MaxQDA und statistisch in
SPSS ausgewertet und zueinander in Beziehung gesetzt werden.
Die LernerInnentypen bestätigen einen starken Zusammenhang zwischen Lebens-, Berufs- und Bildungserfahrungen und Sprachlernaktivitäten im Alter. Der verinnerlichte Altersdiskurs findet sich in negativen
Einstellungen der LernerInnen zu Sprachen Lernen im Alter. Positive Lernerfahrungen entstehen je nach
LernerInnentyp durch soziale Kontakte, Sprachkontakte außerhalb des Sprachkurses oder einer Stimulation, die das Lernen und insbesondere das Sprachen Lernen auslöst.
Für die Unterrichtspraxis mit Älteren ergibt sich die Notwendigkeit einer gezielten LehrerInnenfortbildung, um verinnerlichte Altersstereotype hinterfragen zu können und in Folge dem von den LernerInnen
verinnerlichten Altersdiskursen im Unterricht aktiv entgegenzuwirken.
Lernen im Alter ist nicht nur eine Möglichkeit, sondern auch eine Notwendigkeit, um sich selbst als aktives
Mitglied der Gesellschaft zu erfahren und ein autonomes Leben zu führen.
Edlinger, Alexandra 49
WISSENSCHAFTSPREIS DES SOZIALMINISTERIUMS FÜR JUNGAKADEMIKERiNNEN
Abstracts der eingereichten Arbeiten
17. Ehrhardt, Saskia
Soziale Ressourcen und Netzwerke der BewohnerInnen der Betreuten
­Startwohnungen der Caritas der Erzdiözese Wien.
Masterarbeit. FH Campus Wien. 2014
Mit der vorliegenden Arbeit ist es im Zusammenwirken mit der Einrichtung der Betreuten Startwohnungen
der Caritas der Erzdiözese Wien und deren BewohnerInnen gelungen, mittels einer Vollerhebung soziale
Ressourcen und Netzwerke dieser BewohnerInnen zu beschreiben. In dieser bislang einzigen Studie in
Österreich, die sich der Lebenslage einer Gruppe von Wohnungslosen hinsichtlich deren sozialen Ressourcen und Netzwerken widmet, konnten wertvolle Informationen im Hinblick auf Ressourcennutzung und
Förderung der Teilhabe gewonnen werden. Einerseits fordern FördergeberInnen sozialer Dienstleistungen
vermehrt eine Orientierung auf die Ressourcen der jeweiligen Klientel. Ressourcen von KlientInnen sollen
gefördert und genutzt werden, um die Teilhabechancen zu verbessern und soziale Problemlagen zu überwinden. Andererseits gibt es gerade im Bereich der Wohnungslosenhilfe Studien, die sich mit den Defiziten
wohnungsloser Personen befassen. Wohnungslose gelten als schwer zu erreichende Personengruppe.
Zum Stichtag 01.06.2013 wurden mittels einer standardisierten Befragung alle volljährigen BewohnerInnen der Betreuten Startwohnungen der Caritas der Erzdiözese Wien über die Ausprägung ihrer sozialen
Ressourcen sowie ihre Netzwerke befragt.
Im Ergebnis lassen sich Indikatoren feststellen, die einen Rückschluss auf die Ausprägung der sozialen
Ressourcen und Netzwerke der BewohnerInnen der Betreuten Startwohnungen der Caritas der Erzdiözese
Wien erlauben. Solche Indikatoren sind z.B. das Geschlecht und das Alter der KlientInnen, aber auch die
Haushalt- und Netzwerkgröße.
Damit leistet die Arbeit einen wichtigen Beitrag, die Lebenslage wohnungsloser Menschen aus ressourcenorientierter Sicht zu beschreiben. Es ist möglich, mittels der Informationen über die Ausprägung sozialer
Ressourcen und Netzwerke Rückschlüsse auf die Planung und Durchführung von sozialen Interventionen
zu ziehen und so zur Verbesserung der Teilhabe der KlientInnen beizutragen.
50
Ehrhardt, Saskia
WISSENSCHAFTSPREIS DES SOZIALMINISTERIUMS FÜR JUNGAKADEMIKERiNNEN
Abstracts der eingereichten Arbeiten
18. Eilmsteiner-Saxinger, Gertrude
Mobile Leben der FernpendlerInnen in der Erdgas- und Erdölindustrie im
­Norden Russlands
Dissertation. Universität Wien. 2013
Die sich stets weiter in den arktischen Norden verlagernden Abbaugebiete von Erdöl und Erdgas erfordern
die zunehmende Anwendung des Fernpendelns zur Arbeitskräftebereitstellung in abgelegenen Ressourcenperipherien in Russland. Die vorliegende Dissertation ist eine explorative Forschung, die zur Schließung
einer beachtlichen Lücke in der internationalen Erforschung des Fernpendelns beitragen soll. In öffentlichen Diskursen sowie teilweise auch im akademischen Bereich wird Fernpendeln vielfach als eine nur
schwer erträgliche und sozial problematische Form des Erwerbslebens konzipiert. Insbesondere ist dies
der Fall hinsichtlich der Bereiche von Interaktion der FernpendlerInnen mit den Anrainergesellschaften
in den Rohstoffregionen sowie hinsichtlich des Bereiches Familienleben. Daraus resultiert, dass das Leben als FernpendlerIn oftmals als abnormal verstanden wird. Meine Forschung bei mobil und multilokal
lebenden FernpendlerInnen im west-sibirischen, subarktischen Norden Russlands zeigt allerdings, dass
diese Gruppe sich aus den unterschiedlichsten Typen von Menschen zusammensetzt, die aufgrund von
Gender, Alter und beruflichen Positionen sowie hinsichtlich ihrer Vorstellungen, Werte und Ideen different
sind. Im Zentrum der vorliegenden Arbeit stehen die diversifizierten Konzeptionen von Normalität und
Normalisierung dieses Lebensstiles, welcher sich durch die Formen der sozialen Gestaltung der Sphären
des Zuhause – der Reise – der Schicht begründet. Im Fokus des Forschungsinteresses stehen die Wege der
Bewerkstelligung der Integration und Verhandlung dieser divergierenden, getrennten, aber ebenso stets
verbundenen bedeutungsvollen Lebenssphären.
Die empirische Forschung basiert auf qualitativer Ethnographie in einem mobilen und multiplen Feld, das
die Zentralregionen und den Norden Russlands umschließt. Die theoretische Einbettung kreist um Themen
der Mobilität und Multilokalität, des sozialen Raumes, des sich Orte Schaffens, der sozialer Differenz, der
Normalisierung und der Interaktion von Menschen mit ihrer materiellen Welt. Basierend auf Forschung
auf der Mikroebene und ihrer Einbettung in ein globales politisches und ökonomisches Gefüge zeigt die
Arbeit Einsichten in die heutige Gesellschaft in Russland. Die Ergebnisse zeigen, dass FernpendlerInnen
nicht in einem sozialen Vakuum leben, sondern so different sind, wie es die Mehrheitsgesellschaft ist.
Daher sollten mobile Beschäftigte weniger als statische Humanressource betrachtet werden, sondern
vielmehr als aktive, reflektierte TeilhaberInnen der Petroleumindustrie, die klare Vorstellungen von der
Ausgestaltung des Fernpendelns und eines solchen Lebens haben. Nur so können sie als GesprächspartnerInnen wertvolle Beiträge zur Weiterentwicklung dieser Arbeitskräftebereitstellungsmethode liefern.
Eilmsteiner-Saxinger, Gertrude 51
WISSENSCHAFTSPREIS DES SOZIALMINISTERIUMS FÜR JUNGAKADEMIKERiNNEN
Abstracts der eingereichten Arbeiten
19. Eitzinger, Alexander
Diversität in den Teams der „MA 11 – Soziale Arbeit mit Familien“
Masterarbeit. FH Campus Wien. 2013
Die vorliegende Arbeit beschäftigt sich mit dem Thema Diversität in den Teams der Jugendwohlfahrt Wien
„MA 11 – Soziale Arbeit mit Familien“. In den im Frühjahr 2013 geführten Interviews mit zwölf leitenden
Sozialarbeiterinnen und Sozialarbeitern wird der Frage nachgegangen, wie mehr Diversität die Teams der
„Sozialen Arbeit“ verändern würde. Es werden Vor- bzw. Nachteile eines heterogen zusammengesetzten
Teams erarbeitet, der Frage nachgegangen, welchen Stellenwert Diversität und Diversitätsmanagement
bei den leitenden SozialarbeiterInnen hat und ob grundsätzlich mehr Bedarf an Vielfalt in den Teams
besteht. Themenschwerpunkte sind hierbei die Diversitätsdimensionen „Geschlecht“ und „Migration/
ethnische Zugehörigkeit“. Die Ergebnisse zeigen, dass Diversität in den Teams der MA 11 zwar häufig Thema ist, die Vielfalt der MitarbeiterInnen zum Teil auch gezielt in der täglichen Arbeit eingesetzt wird, es
innerhalb der MA 11 aber kein konkretes Konzept gibt, wie diese Vielfalt richtig gemanagt und eingesetzt
werden kann. Die Einführung von Diversitätsmanagement ist daher zu überlegen. Der Bedarf an mehr
MitarbeiterInnendiversität ist zudem vorhanden und würde betreffend der Teamstruktur, der Arbeit mit
KlientInnen bzw. KundInnen und dem Wissensaustausch innerhalb des Teams zumeist positive Veränderungen in den Teams bewirken.
52
Eitzinger, Alexander
WISSENSCHAFTSPREIS DES SOZIALMINISTERIUMS FÜR JUNGAKADEMIKERiNNEN
Abstracts der eingereichten Arbeiten
20. Eppel, Rainer
The Effectiveness of Active Labour Market Policies –
Insights from the Austrian Experience
Dissertation. WU Wien. 2014
Based on a survey of the job search and matching theory and the empirical foundations of micro-econometric programme evaluation, I provide evidence on the effectiveness of three active labour market
policy measures in Austria. This evaluation draws on two sources of administrative data – the Austrian
social security database and the Austrian unemployment register – as well as an extensive survey of
2,500 unemployed job-seekers.
In a first evaluation study, my co-authors and I shed light on the job search behaviour and job search success
of the unemployed. Our particular focus is on the way in which the Public Employment Service (PES) shapes
job search effort and job finding success in terms of the exit rate from unemployment to paid work and
post-unemployment job match quality. Via reduced-form models, we find evidence that this formal labour
market intermediary is effective in facilitating exit from unemployment to paid work – directly, through placing
of jobs and increasing the efficiency of job search, as well as indirectly, by stimulating job search effort. The
jobs placed by the PES do not significantly differ in job tenure from those generated through other channels,
but are rather poorly paid. Our results imply that there is scope for improving the quality of job matches.
In a second evaluation study, my co-author and I use a matching approach to analyse the effects of targeted private sector wage subsidies on the subsequent labour market integration of previously unemployed participants. We find that – even at the cost of substantial deadweight-loss – this measure works
in enhancing the employment outcomes of the persons supported. It is particularly effective for people
of higher age and for long-term unemployed. Participation in the programme has however no positive
influence on the quality of jobs in terms of the average wage level.
In a third and final evaluation study, I analyse the effects of transitional employment in a “Work Integration Social Enterprise” (WISE). For this purpose, I use an Instrumental Variables (IV) approach. More
specifically, I exploit exogenous regional variation in population group-specific programme capacities in
order to identify effects of support. In contrast with earlier research, I find evidence for transitional labour
market employment potentially serving as a stepping stone out of joblessness. On average, it strengthens
the labour market attachment of the persons supported and significantly raises their chances of entry
into the first labour market, even if such integration often proves unstable.
Diese Arbeit wurde in englischer Sprache verfasst.
Eppel, Rainer 53
WISSENSCHAFTSPREIS DES SOZIALMINISTERIUMS FÜR JUNGAKADEMIKERiNNEN
Abstracts der eingereichten Arbeiten
21. Ertl, Sarah Christina
Protest und Medien –
Bürgerbeteiligung im Spiegel medialer Öffentlichkeit
Dissertation. Leopold-Franzens-Universität Innsbruck. 2014
Protest will mit der Gewinnung von Aufmerksamkeit Öffentlichkeiten erreichen und den Diskurs beeinflussen, um politische Aktivität zu evozieren. Die politische Responsivität wird dabei wahrscheinlicher,
wenn traditionelle Medien den Protest abbilden. Das Partizipationsinstrument Protest wird daher in der
vorliegenden Dissertation als nicht-institutionalisierter Akteur im Spiegel der normativ die deliberative
Öffentlichkeit gewährleistenden Medien reflektiert. Neben der Analyse der Berichterstattung über Graswurzel-Protest muss der Blick zudem auf das Medienverhalten bei sogenannten Astroturf-Protest, eine
gegenwärtig in Europa häufiger auftretende und bisher in Österreich unerforschte Protest- und Lobbyform,
gerichtet werden: Protest wird bei Astroturfing mit dem Kalkül, mit medialer und öffentlicher Aufmerksamkeit breite Unterstützung für eigene Partikulärinteressen zu inszenieren und zu suggerieren, eingesetzt.
In ihrer Organisationsausrichtung gegensätzlich, werden Graswurzel- (Bottom Up) und Astoturf-Proteste
(Top Down) kontrastierend analysiert: Anknüpfend an eine theoretische Abhandlung der Bedeutung des
linguistischen Framings für die Reproduktion von Machtverhältnissen wird dessen Ausgestaltung bei
einzelnen Fallbeispielen erhoben. Ferner werden strukturelle Einflussfaktoren, die zur Etablierung von
Nachrichten in der Medienagenda beitragen oder sie verhindern, beleuchtet, zusätzlich konnten protestereignisgebundene Einflussfaktoren teils neu erhoben werden. Die Beantwortung der Frage, wie über
Protest berichtet wird, birgt deutliche Implikationen für die Möglichkeit zur Partizipation mittels Protest
in der demokratischen Öffentlichkeit, was auch mit Astroturf-Protest bezweckt und genutzt werden
will. Bei der kontrastiven Analyse konnte das Protestmerkmal Kapital als essentieller protestereignisgebundener Einflussfaktor auf die Berichterstattung identifiziert werden. Das Framing und die Form
der Protestberichterstattung impliziert schließlich auch Konsequenzen für Ideologie und hegemoniale
Machtreproduktion.
Methodisch werden anhand der Frameanalyse bzw. anhand einer quantitativen und qualitativen Befragung von 755 Personen drei verschiedene Formen der Protestberichterstattung empirisch ausgewertet:
die differenzierte und die protestparadigmatische Berichterstattung sowie das Ignorieren von Protest.
Die Multiple Case Study beschäftigt sich mit der medialen Handhabung eines österreichischen Bürgermeisterprotests, eines griechischen Umweltprotests und den London Riots.
54
Ertl, Sarah Christina
WISSENSCHAFTSPREIS DES SOZIALMINISTERIUMS FÜR JUNGAKADEMIKERiNNEN
Abstracts der eingereichten Arbeiten
22. Fallmann, Claudia
„Widerstand der indigenen Bevölkerung gegen den Bau des
­Wasserkraftwerks Belo Monte“
Diplomarbeit. Universität Wien. 2014
Die vorliegende Arbeit geht der zentralen Frage nach, welchen Beitrag nationale und internationale
Rechtsinstrumente, welche zum besonderen Schutz Indigener bestimmt sind, zur Durchsetzung der
indigenen Interessen im Spannungsfeld des Wasserkraftwerksbaus von Belo Monte leisten können bzw.
bis dato leisten konnten.
Belo Monte wird nach seiner Fertigstellung das drittgrößte Wasserkraftwerk der Welt sein. Durch den zivilen
Widerstand der letzten drei Jahrzehnte gelang es, den Baubeginn von Belo Monte bis 2011 hinauszuzögern
und immer wieder Neuauflagen in der Projektplanung zu erwirken. Im Mittelpunkt der Arbeit steht die
soziale und politische Situation und Betroffenheit der vor Ort lebenden indigenen Bevölkerung, die sich
gegen die Zerstörung ihres Lebensraumes, ihrer kulturellen Güter und ihrer Lebensweise zur Wehr setzt. Die
Ausdrucksweisen ihres Widerstandes sind vielfältig und werden von Akteuren wie der katholischen Kirche,
Gewerkschaften, zivilgesellschaftlichen Gruppierungen, dem Ministério Público (brasilianische Staatsanwaltschaft), internationalen Nicht-Regierungsorganisationen, den Vereinten Nationen, der International Labour
Organisation, der Interamerikanischen Kommission für Menschenrechte und bekannten Persönlichkeiten
wie etwa Regisseur James Cameron, Sänger Sting und dem Träger des alternativen Nobelpreises, Bischof
Erwin Kräutler, auf der lokalen, regionalen, nationalen und internationalen Ebene unterstützt.
Ebenso divers sind die Formen, Widerstand zu leisten: neben der Beschreitung des Rechtsweges, der
Organisation von internationalen Unterschriftenaktionen, Protestaktionen wie etwa der Besetzung der
Baustelle, Gesprächen, Diskussionsforen, der Teilnahme an landesweiten Demonstrationen, der Vorsprache vor internationalen Gremien, gewaltsamen Ausschreitungen, Beiträgen von vor allem brasilianischen
Wissenschaftern zählt auch der Aktionärs-Aktivismus zum Repertoire der Widerstandsaktivitäten.
Obwohl die indigene Bevölkerung theoretisch sowohl über nationale als auch internationale Rechtsinstrumente zu ihrem Schutz verfügt, wurde sie im Planungs- und Bauprozess bisher nicht ausreichend
beachtet, und fordert daher vehement die Berücksichtigung ihrer Rechte sowie endlich ordnungsgemäß
angehört zu werden.
Die Arbeit beschreibt die Situation einer minoritären, gesellschaftlichen Randgruppe, ihren Kampf um
die Erhaltung ihrer Lebensgrundlagen sowie Recht und Gerechtigkeit innerhalb eines eigentlich demo-
Fallmann, Claudia 55
WISSENSCHAFTSPREIS DES SOZIALMINISTERIUMS FÜR JUNGAKADEMIKERiNNEN
Abstracts der eingereichten Arbeiten
kratischen Staates, in dem in den letzten Regierungsperioden viele Programme zur allgemeinen Armutsreduktion gestartet wurden.
In dieser Arbeit werden zuerst die Positionen der Befürworter und Gegner Belo Montes sowie die zu erwartenden Folgen beleuchtet. Des Weiteren wird darauf eingegangen, welche Kriterien gegeben sein müssen,
um als indigen zu gelten und wie sich die aktuelle Situation der Demarkation der indigenen Territorien
rund um Belo Monte darstellt. Die Beleuchtung der rechtlichen Situation und der daraus resultierenden
Möglichkeiten der Indigenen sowie ein Abriss der Ereignisse und des Widerstandes gegen Belo Monte
machen es zum einen möglich, den indigenen Widerstand genauer zu analysieren und zum anderen der
Frage nachzugehen, welchen Beitrag internationales Recht, speziell die ILO-Konvention 169, die United
Nations Declaration on the Rights of Indigenous Peoples und die Interamerikanische Kommission für
Menschenrechte zum Schutz der Indigenen leisten kann.
Darüber hinaus wird am Ende der Arbeit auf die anfängliche Frage zurückgegriffen, welche grundsätzlichen Möglichkeiten im Prozess des Widerstandes noch bestehen, um die Situation von Belo Monte
zu verbessern und welche Akteure dazu in Aktion treten müssten. Zum einen sind nämlich die 17 von
der Staatsanwaltschaft eingereichten und die hunderten Privatklagen gegen Belo Monte noch nicht
ausgefochten, zum anderen wären einflussreiche Akteure durchaus in der Lage, auf die Einhaltung der
Menschenrechte zu pochen.
56
Fallmann, Claudia
WISSENSCHAFTSPREIS DES SOZIALMINISTERIUMS FÜR JUNGAKADEMIKERiNNEN
Abstracts der eingereichten Arbeiten
23. Faltin, Sonja
“Orm soma olle”
Zuschreibung von Armut im Oberen Waldviertel
Masterthese. FH St. Pölten. 2013
Welche Personen haben das Anrecht auf Hilfe, auf eine Art der Zuwendung, auf Sozialleistungen, die das
Land zu bieten hat? Das wohlfahrtsstaatliche Sicherungssystem regelt und reglementiert nach relativ
festgelegten Kriterien die Zugänge zu den verschiedenen Leistungen des Sozialsystems. Hierdurch wird
versucht, eine möglichst klare Trennung zwischen hilfebedürftigen und nicht-bedürftigen Menschen zu
schaffen. Dieser Beitrag bezieht sich aber nicht auf die vermeintlich „objektiven Kriterien“ zur Messung
von Bedarfen, sondern es geht in dieser Auseinandersetzung um eine Einsichtnahme in die Kategorisierungen der Professionist/innen der Sozialen Arbeit.
In einem Masterprojekt an der Fachhochschule St.Pölten (Studiengang: Soziale Arbeit, Projektleitung:
Manuela Brandstetter), welches sich mit der Bewältigung von Armut und sozialer Ungleichheit in sogenannten „peripheren Regionen“ beschäftigt und geografisch im Oberen Waldviertel verortet ist, wurde
versucht, folgende Forschungsfrage zu beantworten: Aufgrund welcher Anhaltspunkte treffen Professionist_innen des Oberen Waldviertels die Zuschreibung „arm“?
Es geht dabei um die Fragen, wie Professionist/innen (lokale Verantwortungsträger/innen, kommunale
Mandatar/innen sowie Akteur/innen aus Bildung und wohlfahrtsstaatlicher Sicherung) meinen, arme
Menschen im Raum erkennen zu können und auf welcher Grundlage sich schlussendlich Hilfehandlungen
gründen. D. h. den Kern der Forschung bildeten Rekonstruktionen von immanenten Wissensbeständen,
Erklärungsansätze und das Ursachenverständnis der Professionist/innen, die sie betreffend (neuer) Armuts­
phänomene bzw. für gesellschaftliche (Des-)Integration sowie soziale Ungleichheit im gegenständlichen
Raum haben. Fußfassend darauf wurden die Konsequenzen, die sich aufgrund einer Typologisierung auf
den Ebenen der Adressat/innen von Sozialarbeit und den Hilfeakteur/innen ergeben, thematisiert. Es
wurde somit die Wirkungsebene von problembesetzten Raum- und Klient/innenbildern adressiert, die
den gegenständlichen sozialen Raum prägen.
Faltin, Sonja 57
WISSENSCHAFTSPREIS DES SOZIALMINISTERIUMS FÜR JUNGAKADEMIKERiNNEN
Abstracts der eingereichten Arbeiten
24. Ferihumer, Emilia/ Scheiflinger, Sara
Vom Recht in der Theorie zum Anschluss in der Praxis
Bildungsbenachteiligung von AsylwerberInnen in Österreich
Masterarbeit. Wirtschaftsuniversität Wien. 2015
Die vorliegende Arbeit ist im Spannungsfeld von Asyl und Bildung angesiedelt. Aus menschenrechtlicher
Perspektive gilt für alle Menschen gleichermaßen das Recht auf Bildung. Besteht dieses jedoch tatsächlich für alle? Für die Beantwortung dieser Fragestellung wird der Zugang zu Bildung für AsylwerberInnen
näher analysiert.
Im Zentrum stehen dabei die Fragen, ob Bildungsleistungen für AsylwerberInnen grundsätzlich zugänglich
sind, ob dabei auf ihre Bedürfnisse eingegangen wird und anhand welcher Dimensionen sich Ausschluss
und Barrieren erstrecken.
Ziel dieser Arbeit ist es somit, eine Grundlage dafür zu liefern, welche Aspekte beachtet werden müssten,
um von realistischen und annehmbaren Teilnahmemöglichkeiten an Bildungsleistungen und letztlich in
der Aufnahmegesellschaft sprechen zu können.
Der Beantwortung der Forschungsfragen wird sich folglich auf zwei Ebenen angenähert: einerseits aus
theoretischer, insbesondere rechtlicher Perspektive und andererseits im Rahmen einer empirischen Studie.
Im Zuge des ersten Teils wird die Situation von AsylwerberInnen in Österreich sowie die rechtliche Verankerung des Zugangs zu Bildung ausführlich dargestellt.
Der zweite Teil der Arbeit basiert auf einer empirischen Erhebung, die sich insbesondere auf den Raum Wien
bezieht. Zur Erreichung eines umfassenden Verständnisses für den Bildungszugang von AsylwerberInnen
wurden im Zuge dessen ExpertInnen aus dem politischen, wissenschaftlichen wie auch dem NGO-Bereich
befragt. Hierbei steht ein Analyse-Framework im Zentrum, das die relevanten Dimensionen im adäquaten
Zugang zu Bildung beinhaltet: Verfügbarkeit, Zugänglichkeit, Annehmbarkeit und Adaptierbarkeit.
58
Ferihumer, Emilia/ Scheiflinger, Sara
WISSENSCHAFTSPREIS DES SOZIALMINISTERIUMS FÜR JUNGAKADEMIKERiNNEN
Abstracts der eingereichten Arbeiten
25. Fernandez, Karina
Straßenjugendliche in Graz:
Verlaufsprozesse von Straßenkarrieren
Dissertation. Karl-Franzens-Universität Graz. 2013
Seit beinahe 20 Jahren findet im deutschsprachigen Raum eine intensive wissenschaftliche Auseinandersetzung mit dem Phänomen jugendlicher Straßenszenen statt (z.B. Thomas 2005; Permien/Zink 1996). In
dieser Studie wird dem Konzept der Verlaufprozesse von Straßenkarrieren gefolgt, das vom deutschen
Jugendinstitut (DJI) 1995 etabliert und von vielen deutschsprachigen AutorInnen aufgegriffen wurde.
Unter dem Begriff der Straßenkarriere wird die sukzessive Abwendung von primären Sozialisationsinstanzen wie Familie und Schule und die gleichzeitige Hinwendung zur Straße als dem wesentlichen
Sozialisationsort betrachtet.
In dieser Dissertation wurde das Konzept der Straßenkarriere aufgegriffen und versucht, anhand einer
Szene von Jugendlichen und jungen Erwachsenen, die sich in fluktuierenden Wohnsituationen befinden
und sich am Jakominiplatz der Stadt Graz treffen, die Prozessdynamik der Verläufe von Straßenkarrieren
zu analysieren. Neben auslösenden Bedingungen wurden vor allem jene Prozesse und Mechanismen untersucht, die die Verläufe von Straßenkarrieren nachhaltig beeinflussen. So war das Ziel der Dissertation
herauszufiltern, (1) was die bedingende Ursachen von jugendlichen Straßenkarrieren sind, (2) was eine
Straßenkarriere vorantreibt und was dazu führt, dass einige Jugendliche lediglich ihre Freizeit auf der Straße verbringen, während für andere die Straße schnell zum Lebensmittelpunkt wird, und (3) wie und wieso
Ausstiege aus der Szene erfolgen. Zu diesem Zweck wurde als methodisches Design eine Ethnographie im
Rahmen der Grounded Theory gewählt, in deren Mittelpunkt eine mehrmonatige teilnehmende Beobachtung,
episodische Interviews mit Jugendlichen und Eltern sowie problemzentrierte Interviews mit LehrerInnen,
SozialarbeiterInnen und Polizisten standen. Auch wurden Kurzinterviews mit Gewerbetreibenden am Platz
geführt und die Perspektive der PassantInnen mittels einer quantitativen Straßenbefragung erhoben.
Der Methodik der Grounded Theory Methodologie folgend wurde ein Modell zur Beschreibung der Verlaufsprozesse von Straßenkarrieren entwickelt. Verläufe von Straßenkarrieren gestalten sich nicht einheitlich, sondern werden von verschiedenen Faktoren beeinflusst. Im Rahmen dieser Studie wurden als
zentrale Elemente das Kraftfeld und die Bezugnahme auf außerszenische Anker identifiziert. Das Kraftfeld
besteht aus den Kräften Sogwirkung und Abstoßung, die Straßenkarrieren hervorrufen können und sie
im weiteren Verlauf beeinflussen. Die Jugendlichen werden allerdings nicht durch die Kräfte determiniert,
sondern (re-) produzieren und beeinflussen Teile der Kräfte selbst. So verändern die Jugendlichen die
Balancen der Kräfte über den Verlauf einer Straßenkarriere.
Fernandez, Karina 59
WISSENSCHAFTSPREIS DES SOZIALMINISTERIUMS FÜR JUNGAKADEMIKERiNNEN
Abstracts der eingereichten Arbeiten
Im Rahmen der Analyse konnten die Phasen „Hineinrutschen“, ,,Verfestigung“, Abgrenzung“, ,,Rauskommen“, ,,Szenenausstieg“ und ,,Zurückkippen“ unterschieden werden. Der Einstieg in die Szene am Jakominiplatz wird von den Jugendlichen als „Hineinrutschen“ beschrieben, das geprägt ist von einer starken
Anziehung durch die Szene. Quasi als Vorbedingung dafür, dass sie für diesen Sog empfänglich werden,
stehen unterschiedliche Formen der Abstoßung aus den bisherigen Kontexten. Dies sind zum einen als
problematisch erlebte Kindheiten, die unter anderem geprägt waren durch Überforderung der Eltern, die
Erfahrung von häufigen Beziehungsabbrüchen und in einigen Fällen auch von psychischer und physischer
Gewalt. Daneben gibt es aber auch strukturelle Faktoren wie das Aufwachsen in Armut und segregierten
Gebieten, was den Einstieg in die Szene zu einem für die Jugendlichen als normal empfundenen Schritt
in ihrer Biografie werden lässt. Im weiteren Verlauf kommt es zu Verfestigungen in der Straßenkarriere,
die mit einem Prozess des Trade-Offs zwischen der Zuwendung zur Szene und der Bindung an außer-szenische Bezugssysteme wie Familie und Schule verbunden sind. Beinahe alle interviewten Jugendlichen
und Erwachsenen versuchen aus der Szene auszusteigen. Dieses Aussteigen bezeichnen sie als „Rauskommen“, bei dem sie gegen eine als sehr stark beschriebene Anziehungskraft der Szene angehen müssen.
Daneben müssen die Jugendlichen auch gesellschaftliche Barrieren wie beispielsweise das erschwerte
Finden eines Jobs mit langem Vorstrafenregister und einer lückenhaften Ausbildung überwinden. Schaffen
die Jugendlichen es nicht stabile Beziehungen außerhalb der Szene aufzubauen bzw. kommt es bei der
Arbeit zu Frustrationserlebnissen, greifen viele Jugendliche wieder auf die Szene als Ressource zurück.
Hier kann es in weiterer Folge zu einem Zurückkippen in die Szene kommen.
Diese hier verallgemeinert beschriebenen Phasen unterscheiden sich in den individuellen Verläufen, was
anhand von sieben Biographien detailliert dargestellt wird.
60
Fernandez, Karina
WISSENSCHAFTSPREIS DES SOZIALMINISTERIUMS FÜR JUNGAKADEMIKERiNNEN
Abstracts der eingereichten Arbeiten
26. Fiedler, Hannah
Museen zwischen “Kultureller Integration” und “Migration Mainstreaming”
Konzepte für die Gestaltung von Kultureinrichtungen in der Migrations­gesellschaft
Diplomarbeit. Universität Wien. 2013
The topic of „migration and integration“ has been broadely discussed in countries like Austria and Germany
since the 1990s. The thesis „Museen zwischen »Kultureller Integration« und »Migration Mainstreaming«.
Konzepte für die Gestaltung von Kultureinrichtungen in der Migrationsgesellschaft“ deals with the question if cultural institutions are an issue within this debate, which has been looking primarily on spheres
of society such as the labour market and the educational system.
For two reasons there is a focus on museums. On the one hand because – as a comprehensive literature
review shows – in fact there is a particularly multilayered and lively discussion taking place on the relationship between „museums and migration“. On the other hand the author has a special interest due to
a conception of museums as instruments of either reproduction or deconstruction of national self-conceptions and social hierarchies.
A critical content analysis of the different threads of the debate shows, that the questions being tackled by
the actors involved diverge considerably. The article provides an overview of this broad range of relatively
independent discussions. The focus lies on the variety of measures being advocated and the differences
in their underlying assumptions about migration and society.
The threads this paper looks at are mainly: the governments positioning, presented in the so called „plans
of integration“, the concept of Intercultural Audience Development, the question of institutional discrimination, the discussions about the representation of migration history in museums and the associated
claim for a transnationalisation of the historical self-perception of the state, the concept of migration
mainstreaming, as well as the trend towards participation, multiperspectivity and a reassessment of the
social and political role of the museum.
Diese Arbeit wurde in deutscher Sprache verfasst.
Fiedler, Hannah 61
WISSENSCHAFTSPREIS DES SOZIALMINISTERIUMS FÜR JUNGAKADEMIKERiNNEN
Abstracts der eingereichten Arbeiten
27. Fikar, Christine
„Dabeisein ist (nicht) alles“
Die Bedeutung sozialer Reaktionen für das Konzept der Inklusion von M
­ enschen mit Behinderungen im
Lebensbereich Freizeit
Diplomarbeit. Universität Wien. 2012
In dieser Diplomarbeit geht es um die Bedeutung sozialer Reaktionen für das Konzept der Inklusion im
Freizeitbereich. Es sollte erforscht werden, welche Verhaltensweisen Inklusion erleichtern, und welche
sie erschweren.
Das Konzept der Inklusion wird aus verschiedenen theoretischen Perspektiven beleuchtet. Die Fragestellung wird empirisch und qualitativ anhand von drei Fallbeispielen bearbeitet.
Hauptanliegen der Arbeit ist es, das theoretische Verständnis von Inklusion um möglichst vielfältige
subjektive Sichtweisen und persönliche Erfahrungen aus der Lebensrealität von Menschen mit und ohne
Behinderungen zu ergänzen. Der Erkenntnisgewinn beruht auf drei Interviews und drei teilnehmenden
Beobachtungen. Die Auswertung der Daten erfolgt im Stil der Grounded Theory.
Die Bedeutung sozialer Reaktionen für das Konzept der Inklusion kristallisierte sich schließlich als Qualitätsmerkmal eines wechselseitigen Interaktionsprozesses heraus.
Dabeisein ist (nicht) alles. Worum geht es in dieser Diplomarbeit?
Es geht um Inklusion. Und darum, was Inklusion für verschiedene Menschen bedeutet.
Es geht auch um das Verhalten zwischen Menschen mit und ohne Behinderungen, während sie zusammen
Freizeit verbringen. Und es geht darum, wie sich diese Menschen dabei fühlen.
Um das herauszufinden, habe ich an drei verschiedenen Freizeitaktivitäten teilgenommen, und habe mit
drei Personen ein langes Interview geführt.
Aufgrund all der Dinge, die ich erlebt und gehört habe, habe ich herausgefunden, dass es manchmal leicht
und manchmal schwierig ist, miteinander Freizeit zu verbringen.
Ich habe aber auch herausgefunden, dass es in jedem Fall wichtig ist, wie Menschen miteinander umgehen.
62
Fikar, Christine
WISSENSCHAFTSPREIS DES SOZIALMINISTERIUMS FÜR JUNGAKADEMIKERiNNEN
Abstracts der eingereichten Arbeiten
28. Finkel, Lena
CSR-Kommunikation: taktisches Kalkül oder Wahrnehmung
­gesellschaftlicher Verantwortung?
Eine qualitative Untersuchung divergierender CSR-Ansätze und der damit verbundenen Begründung
von CSR-Kommunikation
Masterarbeit. FH Wien, WKÖ Wien. 2014
Der Bedarf nach verantwortungsvoller Unternehmensführung, in den Bereichen Ökonomie, Soziales und
Ökologie steigt. Die Gründe für diese Entwicklung sind divers und die Diskussion rund um die Thematik
wird aus den unterschiedlichsten Standpunkten geführt. Perspektiven, Ansätze und das Verständnis zum
Themengebiet CSR sind sehr vielfältig, was zu einer ungleichen Basis für jegliche weitere strategische und
kommunikative Überlegungen führt. Aus diesem Grund beschäftigt sich die vorliegende Arbeit mit den
Gemeinsamkeiten und Unterschieden in der CSR-Kommunikation in Bezug auf differente CSR-Ansätze
und Integrationsmöglichkeiten. Zu Beginn werden die wichtigsten theoretischen Grundlagen in Bezug auf
CSR-Ansätze diskutiert. Anschließend wird ein Einblick in CSR-Kommunikationsverständnisse, aufbauend
auf die CSR-Ansätze gegeben. Das theoretische Zwischenfazit verbindet die beiden Theoriekapitel und
gibt damit einen Einblick in CSR-Typologien und deren kommunikative Ausprägungen.
Zusätzlich werden die theoretischen Gegebenheiten anhand eines qualitativen Forschungsdesigns in die
Praxis gespiegelt, um die Ausprägungen unterschiedlichen CSR-Verständnisses auf die CSR-Kommunikation zu betrachten. Zu diesem Zweck wurde das Feld in Unternehmen mit erhöhtem Legitimationsbedarf
und genuin nachhaltige Unternehmen geteilt. Diese Voreinschränkung dient der Garantie der Betrachtung
verschiedener CSR-Ansätze und der darauf basierenden Analyse gemeinsamer oder unterschiedlicher
CSR-Kommunikationsansätze.
Die Ergebnisse der gegenwärtigen Forschung zeigen verschiedene Möglichkeiten der Auffassung und
Integration von CSR ins Unternehmen. Außerdem werden verschiedene Wege der CSR-Kommunikation
in NHU und ULB dargelegt. Für einen tieferen Einblick in diese unterschiedlichen Möglichkeiten und Wege
der CSR-Kommunikation, wurden aus dem empirischen Material vier CSR-Typen herausgefiltert. Diese
CSR-Typen, Controller, Custodian, Confirmation-Seeker und Convincer betrachten CSR als Profitmaximierungs-Strategie, als Weg der Legitimierung des Unternehmens, als ideologisches Anliegen, oder als eine
ethische Mission. Entsprechend dem CSR-Verständnis dient auch die CSR-Kommunikation einem divergierenden Zweck. Der Controller versteht CSR-Kommunikation als ein Mittel zum Zweck, der Custodian
versucht sich durch CSR-Kommunikation zu rechtfertigen, der Confirmation-Seeker kommuniziert, um
Gehör und Bestätigung für sein Anliegen zu bekommen, während der Convincer versucht, andere mit
Finkel, Lena 63
WISSENSCHAFTSPREIS DES SOZIALMINISTERIUMS FÜR JUNGAKADEMIKERiNNEN
Abstracts der eingereichten Arbeiten
seinem Auftrag zu bekehren. Obwohl der Zweck von CSR und CSR-Kommunikation so divergierend ist,
ist eine Anpassung auf Ebene der Umsetzung von CSR-Kommunikation zu erkennen. Diese bezieht sich
auf die adressierte Zielgruppe, sowie Kanäle, Instrumente und Maßnahmen.
Mit dem Ergebnis wird darauf aufmerksam gemacht, dass die Kenntnis über die unterschiedlichen
Auffassungen, Begründungen und Zielsetzungen von CSR und CSR-Kommunikation zu differenzierten
strategischen und operativen Implikationen beitragen kann, sowohl auf wirtschaftlicher, als auch auf
politischer Ebene.
In Folge lässt sich hinterfragen, welchen Einfluss Faktoren wie Größe, Historie und Gesellschaftsform des
Unternehmens auf die CSR-Kommunikation haben.
64
Finkel, Lena
WISSENSCHAFTSPREIS DES SOZIALMINISTERIUMS FÜR JUNGAKADEMIKERiNNEN
Abstracts der eingereichten Arbeiten
29. Fleck, Johannes
Leistungsgedeckte Tauschsysteme –
Eine empirische Studie über Gemeinsamkeiten und Unterschiede g
­ eschlossener Netzwerke mit eigenen
Verrechnungseinheiten
Dissertation. WU Wien. 2014
Leistungsgedeckte Tauschsysteme sind soziale Netzwerke zum Austausch von Waren und Dienstleistungen. Sie nutzen Nischen, bieten einen Zusatznutzen für die Teilnehmer und sind abhängig von einer
funktionierenden Marktwirtschaft. In einem geschlossenen Teilnehmerkreis wird für eigene Zwecke ein
Komplementärgeld geschaffen und Angebots- und Nachfragemanagement betrieben. Zurzeit befinden
sich Tauschsysteme in einer offenen Konzeptionsphase in einer sich entwickelnden Share Economy und
Wissen besteht hauptsächlich aus Erfahrungswissen. In der qualitativen Forschungsarbeit wird durch
Interviews das implizite Praxiswissen von Experten der Organisationen aufgearbeitet, verdichtet, kategorisiert und mittels Inhaltsanalyse ausgewertet.
Das Forschungsziel wird erreicht, indem Gemeinsamkeiten und Unterschiede von Tauschringen, Online-Tauschbörsen, Barterringen und Regionalgeldern in den unterschiedlichen Anwendungsbereichen
und Kategorien analysiert und vergleichend dargestellt werden. Fragen zur Funktion und Bedeutung
der verwendeten geldwirtschaftlichen Konzepte in der Praxis und zum Einfluss neuer Medien werden
beantwortet, außerdem wurden der aktuelle Entwicklungsstand, Grenzen und Entwicklungspotenziale
leistungsgedeckter Tauschsysteme aufgezeigt. Die Ergebnisse ermöglichen vertiefende Forschungen und
stärken den wissenschaftlichen Stand im Themenbereich.
Fleck, Johannes 65
WISSENSCHAFTSPREIS DES SOZIALMINISTERIUMS FÜR JUNGAKADEMIKERiNNEN
Abstracts der eingereichten Arbeiten
30. Forster, Judith
Geburtsort: Braunau am Inn
Wie die Braunauer/innen heute mit dem Hitler-Erbe umgehen
Diplomarbeit. Universität Wien. 2012
Am 20. April 1889 wurde Adolf Hitler in Braunau am Inn geboren. Die BewohnerInnen Braunaus werden
auch heute noch mit dem historischen Erbe der Stadt konfrontiert. Im Rahmen dieser Diplomarbeit wird
untersucht, welche Bedeutung das Hitler-Erbe für die BraunauerInnen besitzt und wie sich dieses Erbe
auf das Leben dieser Bevölkerungsgruppe auswirkt. Als wichtigste theoretische Grundlagen dienen die
Theorie der Sozialen Identität (Tajfel und Turner 1979, 1982), die Theorie des kollektiven Gedächtnisses
(Halbwachs 1966, 1967) und Konzepte zum Thema Stigma (Goffman 1994).
Die zentralen Fragestellungen lauten: Wie gehen die BraunauerInnen persönlich mit dem Erbe der Stadt
um? Wie wirkt sich eine mögliche Betroffenheit vom historischen Erbe auf die Identifikation der BraunauerInnen mit ihrem Wohnort aus? Wie bewerten die BraunauerInnen den Umgang mit der NS-Vergangenheit
allgemein, sowie seitens der Stadtgemeinde? Für die Beantwortung dieser Fragen wurde eine postalische
Befragung von 313 BraunauerInnen durchgeführt.
Als wichtigstes Ergebnis der Befragung ist festzuhalten, dass das historische Erbe der Stadt auch heute noch eine Bedeutung für die BraunauerInnen hat. Das Hitler-Erbe stellt ein aktuelles Thema für die
Befragten dar und bringt ihrer Ansicht nach negative und/oder positive Auswirkungen auf die Stadt mit
sich. Die Hälfte der befragten BraunauerInnen fühlt sich vom Hitler-Erbe, zumindest in geringem Ausmaß,
„negativ betroffen“. Es stört sie, als BraunauerInnen mit Hitler in Verbindung gebracht zu werden. Zugleich gibt es eine kleine Gruppe von Befragten, die sich über die Verbindung Braunau-Hitler freut, sich
also „positiv betroffen“ fühlt. Neben soziodemographischen und ortsbezogenen Merkmalen hat auch
die Betroffenheit vom Hitler-Erbe einen Einfluss auf die Identifikation mit Braunau. Negativ Betroffene
identifizieren sich weniger, positiv Betroffene identifizieren sich stärker mit ihrem Wohnort. Insgesamt
sprechen sich mehr Befragte für die Aufarbeitung der NS-Vergangenheit aus, als dass sie das Vergessen
der Geschichte befürworten.
66
Forster, Judith
WISSENSCHAFTSPREIS DES SOZIALMINISTERIUMS FÜR JUNGAKADEMIKERiNNEN
Abstracts der eingereichten Arbeiten
31. Franz, Yvonne
­ entrification in Neighbourhood Development: Case Studies from New York
G
City, Berlin and Vienna.
Dissertation. Universität Wien. 2013
This book aims at a comprehensive understanding of diverging urban rejuvenation practices and gentrification processes in New York City, Berlin and Vienna. Regulative and supportive mechanisms at policy
and planning level have been identified through a comparative analysis of urban rejuvenation policies and
actors’ embeddedness. Those mechanisms enable the development of contextualised parameters that
support projection attempts of future gentrification processes at the neighbourhood level. As a result, a
reflective understanding of gentrification and policy recommendations are drawn at a general level. The
recommendations refer to the political understanding of gentrification and its role in urban development.
This analysis argues that cities should include gentrification as a driving force in urban policies. However,
processes of gentrification require mediation and monitoring by public authorities who should be aware
of the risk of social fragmentation. As a consequence, cities should move towards a social entrepreneurial
city that moves beyond the simple distribution of financial resources and responsibilities and ensures
social responsibility within the force field of ongoing neoliberal forces.
Diese Arbeit wurde in englischer Sprache verfasst.
Franz, Yvonne 67
WISSENSCHAFTSPREIS DES SOZIALMINISTERIUMS FÜR JUNGAKADEMIKERiNNEN
Abstracts der eingereichten Arbeiten
32. Frühwirth, Angelika
„Ökonomien des Weltverlusts. Die Prosa iranischer Autorinnen im Exil.“
Dissertation. Universität Wien. 2014
Lebenswelten im Exil sind Kollisionen verschiedener Sprachen, kultureller Konventionen und unterschiedlicher
Machtstrukturen ausgesetzt und dementsprechend von seismischer Aktivität gekennzeichnet. Ausgehend
von der Annahme, diese von erhöhter Dynamik durchzogenen Produktionsräume wirkten sich maßgebend
auf das Kunstschaffen aus, widmet sich das von Angelika Frühwirth vorgelegte Dissertationsprojekt den
spezifischen Lebens-, Schreib- und Publikationsbedingungen iranischer Exilautorinnen sowie den daraus
hervorgehenden Formen der literarischen Narration. Die Autorinnenauswahl beschränkt sich dabei auf
kurz vor oder nach der „Islamischen Revolution“ (1978/79) nach Europa ausgewanderte Frauen: Sorour
Kasmaï, Chahla Chafiq, Nahal Tajadod, Fariba Hashtroudi, Rūḥangīz Šarīfīān and Chahdortt Djavann.
Der Foucault’schen Diktion gemäß könnte die spezielle Lebenssituation des im Exil Verorteten als einer
Vielzahl „vom Sein abstrahierter Regierungshandlungen“ (‚Dispositiven‘) unterworfen bezeichnet werden. Letztere stellen die Grundlage von verschiedenen Subjektivierungsprozessen dar, die wiederum die
Dynamik der Identitätsfindungsprozesse der Autorinnen beschleunigen und sich, so die Hypothese der
vorliegenden Untersuchung, verschiedenartig in kreativen Prozessen niederschlagen: Sprache, „Selbst-„
und „Fremdbild“ sowie die Rekonstruktionen der Vergangenheit finden zu einer eigenen Poetik. Eine
Theorie derselben, die auf Grundlage der Lotman’schen ‚Semiosphäre‘ in der Dissertation entwickelt
wird, muss daher eine Vielzahl an denkbaren Gesetzmäßigkeiten und hegemonialen Strukturen einschließen, die als kulturbildend in Bezug auf das Exil und dessen Ökonomie bezeichnet werden können. Die
Analyse der genannten Phänomene konzentriert sich auf die Beantwortung folgender Fragen: Welchen
ästhetischen Konzepten gemäß übersetzen die Autorinnen aus verschiedenen Kulturen Rezipiertes, an
unterschiedlichen Orten zu abweichenden Zeiten Geschehenes, „Eigenes“ und „Fremdes“ in eine individuelle Erzähl- und Sprachform? Welche textuellen Strukturen kommen in den literarischen Werken zur
Anwendung und welche Distanz nehmen die Autorinnen zu dem Erlebten ein? Welche Rolle spielt weibliche
Autorschaft bzw. wie wird diese in den Werken sichtbar gemacht? Wie wird Intersubjektives für den Leser
erfahrbar gemacht und inwiefern könnten jene Eruptionen „an der Peripherie“ stellvertretend für eine
Wende globaler Weltordnungen und die Zukunft gesellschaftspolitischer Konstellationen gelesen werden?
68
Frühwirth, Angelika
WISSENSCHAFTSPREIS DES SOZIALMINISTERIUMS FÜR JUNGAKADEMIKERiNNEN
Abstracts der eingereichten Arbeiten
33. Gahleitner, Edith
Mental Health of Survivors of Domestic Violence in Rural Northern India.
A Qualitative, Intersectional Approach
Diplomarbeit. Medizinische Universität Wien. 2014
Background: Domestic violence is a serious public health concern in India, having a devastating effect
on women’s mental health. Mental health remains a neglected field, with lack of gender sensitivity in
community mental health care. Due to socioeconomic factors and gender discrimination rural women
are further marginalized and have negligible access to mental health care. It is therefore that the burden
of mental disorders in rural survivors of domestic violence is presumably underrated, lacking adequat
diagnosis and treatment facilities.
Objectives: This study aims to investigate the complex phenomenon of domestic violence on a community
level by focusing on mental health in rural marginalized survivors of violence in district Kangra, Himachal
Pradesh, North India, following a critical, intersectional approach.
Method: A qualitative approach was used, primarily utilizing participative methods, foremost in-depth
interviews with 23 women facing domestic violence. Additionally, stakeholders from nonprofit organizations, physicians and social workers were involved from the beginning. Written informed consent was
obtained from every participant.
Results: The overall findings indicate serious mental health challenges are present amongst rural marginalized women who face domestic violence. Mental health is found a neglected and stigmatized issue
amongst survivors of domestic violence. The intersectional analysis highlights the simultaneous interaction
of multiple forms of violence and underscores the need for including marginalized women‘s voices and
realities on the ground. It is therefore essential and indespensible to build on future strategies for community mental health care and develop a methodology for sustainable prevention of domestic violence.
Diese Arbeit wurde in englischer Sprache verfasst.
Gahleitner, Edith 69
WISSENSCHAFTSPREIS DES SOZIALMINISTERIUMS FÜR JUNGAKADEMIKERiNNEN
Abstracts der eingereichten Arbeiten
34. Gall, Natalie
Wertewandel in börsennotierten Unternehmen –
Diskussion der Möglichkeiten den Frauenanteil in Entscheidungsgremien von börsennotierten
­Unternehmen in Europa zu erhöhen
Masterarbeit. WU Wien. 2014
In Entscheidungsgremien der börsennotierten Unternehmen in Europa werden für die gesamte Volkswirtschaft eines Landes richtungsweisende Entscheidungen getroffen, welche sich nicht nur auf die Gegenwart auswirken, sondern auch die Zukunft erheblich beeinflussen und von der gesamten Bevölkerung
zur Gänze mitgetragen werden müssen. Aus diesem Grund lohnt sich ein Blick auf die Möglichkeiten zur
Erhöhung des Frauenanteils in diesen Gremien.
Die Vorteile einer Erhöhung des Frauenanteils in Entscheidungsgremien sind eine Steigerung der Anzahl
an zukünftigen ArbeitnehmerInnen in Entscheidungsgremien, Einbringung von wichtigen Qualifikationen und Kompetenzen, Steigerung der Motivation der ArbeitnehmerInnen und KundInnenzufriedenheit,
finanzielle Vorteile und Reduktion diverse Arten der Diskriminierungen von Frauen.
Eine Betrachtung der derzeitigen Ist-Situation verdeutlicht den dringenden Handlungsbedarf, da in den
börsennotierten Unternehmen in den EU 27 Ländern im Durchschnitt 3% Frauen in der Position des Vorstandsvorsitzenden sind. In den Aufsichtsräten sind durchschnittlich 14% Frauen und 86% Männer. In 15
der 27 Länder sind überhaupt keine Frauen in der Position eines Vorstandsvorsitzenden.
Bei der Beantwortung der Frage, warum derzeit wenige bis gar keine Frauen in Entscheidungsgremien sind,
lassen sich individuelle, personenabhängige und strukturelle, personenunabhängige Faktoren unterscheiden.
Innerhalb der Arbeit wird näher auf Erziehung, Bildungs- und Berufsfaktoren, Kinderbetreuung und die Pflege
von Angehörigen, Mangel an Supportfaktoren und die jeweiligen Persönlichkeitsmerkmale eingegangen.
Anschließend werden sowohl staatliche, als auch betriebliche Maßnahmen zur Erhöhung des Frauenanteils
in Entscheidungsgremien genannt. Des Weiteren wird die jeweilige Situation in ausgewählten Ländern
bezüglich Frauenquote in Entscheidungsgremien und die Veränderung im Zeitablauf analysiert.
Die systemtheoretische Betrachtung des Mangels an Frauen in Entscheidungsgremien zeigt, dass die
derzeitigen Maßnahmen zwar zur Erhöhung des Frauenanteils geeignet sind, aber die Problematik nicht
ganzheitlich betrachten. Die Lösung des Problems liegt nicht in einer Veränderung der Frau, sondern der
Gesellschaft bzw. des Systems.
70
Gall, Natalie
WISSENSCHAFTSPREIS DES SOZIALMINISTERIUMS FÜR JUNGAKADEMIKERiNNEN
Abstracts der eingereichten Arbeiten
Aus diesem Grund ist eine Betrachtung der Form der Unterscheidung zwischen Männern und Frauen
wichtig, da es sich hierbei nicht um eine Dichotomie, sondern Aporie handelt. In dieser Masterarbeit wird
die Unterscheidung nach Capra verwendet und zwar in Menschen mit stärker Öko (Yin) oder Ego (Yang)
ausgeprägten Charaktereigenschaften. Wichtig ist, dass es keine Bevorzugung in eine Richtung der Charaktereigenschaften in der Gesellschaft geben soll, sondern ein dynamisches Gleichgewicht zwischen
ihnen besteht. Die Unterschiedlichkeit von Öko (Yin) und Ego (Yang) Menschen bringt eine Vielzahl von
Vorteilen, wie beispielsweise der steigende Informationsgewinn mit zunehmender Unterschiedlichkeit.
Systemtheoretisch liegt die Lösung des Mangels an Frauen in Entscheidungsgremien mit Hilfe des dialektischen Prozesses nach Pietschmann nahe. Erst durch die Auflösung der „HX-Verwirrung“ kann es zur
Evolution bzw. positiven Weiterentwicklung kommen. Abschließend wird die Bedeutung der janusköpfigen
Veränderung betont, da eine äußere Veränderung der Rahmenbedingungen ohne innere Veränderung
der Einstellungen der Menschen nur von kurzfristigem Erfolg gekrönt ist.
Gall, Natalie 71
WISSENSCHAFTSPREIS DES SOZIALMINISTERIUMS FÜR JUNGAKADEMIKERiNNEN
Abstracts der eingereichten Arbeiten
35. Ganglberger, Sarah
Wahrnehmung und Interventionsmöglichkeiten in Bezug auf bettelnde
­Kinder in der Stadt Linz
Masterarbeit. FH Linz. 2014
In der vorliegenden Masterarbeit werden sowohl die Wahrnehmung von bettelnden Kindern in Linz als
auch Interventionsmöglichkeiten zum Schutz der Minderjährigen untersucht. Auf Grund mangelnder Literatur bezieht sich die Masterarbeit vorwiegend auf eigens durchgeführte qualitative und quantitative
Erhebungen. Im Fokus stehen die Aussagen von ExpertInnen, die Handlungsverantwortung tragen, und
PassantInnen.
Ziel dieser Masterarbeit ist es aufzuzeigen, wie bettelnde Kinder wahrgenommen werden und wie mit
ihnen umgegangen wird. Weiters wird beabsichtigt, Grenzen zum Schutze des Wohles von bettelnden
Kindern seitens verantwortlicher Organe und Ämter darzulegen.
72
Ganglberger, Sarah
WISSENSCHAFTSPREIS DES SOZIALMINISTERIUMS FÜR JUNGAKADEMIKERiNNEN
Abstracts der eingereichten Arbeiten
36. Gappmayer, Wolfgang
„Aktuelle Probleme zum Opferbegriff und der juristischen Prozessbegleitung
im österreichischen Strafverfahrensrecht“
Dissertation. Universität Wien. 2012
Früher waren Opfer von Verbrechen fest in Strafverfahren etabliert und hatten darin eine wesentliche
Rolle inne. Mit der Zeit aber wurden sie auf die Rolle als Beweismittel (Zeugenbeweis) reduziert und die
Kriminalitätspolitik widmete sich bloß dem Abbau kriminalitätsfördernder Faktoren. Die Vermeidung
künftiger Straftaten und weniger die Bedachtnahme auf Personen, die bereits Opfer einer Straftat wurden, standen im Mittelpunkt der Erwägungen.
Nach und nach etablierte sich aber das Bewusstsein, dass letztlich immer Einzelne durch Straftaten in
ihrer „Freiheit“ verletzt werden und das Strafrecht als ein „Schutzrecht“ ihnen gegenüber versagt hat.
Und so kam es, dass Opfer in das Gefüge des Strafrechts wieder verankert wurden. Mittlerweile sind
Opfer mit zahlreichen Rechten in Strafverfahren positioniert, die vorwiegend darauf abzielen, ihnen Partizipationsmöglichkeiten einzuräumen, Wiedergutmachung erlangen zu können und deren „sekundäre
Viktimisierung“ so gering als möglich zu halten.
Diese Verankerung bedurfte freilich ausgewogener rechtlicher Rahmenbedingungen und damit einher
gingen Unklarheiten hinsichtlich deren Auslegung sowie Kritik.
Den Kern der Arbeit stellen rechtliche Probleme im Zusammenhang mit dem Opferbegriff der Strafprozessordnung und der juristischen Prozessbegleitung dar. Juristische Prozessbegleitung ist die (kostenlose)
Beratung und Vertretung von Opfern durch Rechtsanwälte in Strafverfahren. Gerade die Beigebung von
Rechtsanwälten stellt ein wesentliches Mittel dar, um die Einhaltung jener Rechte sicherzustellen, die auf
den Schutz und die Schonung von Opfern abstellen und die ihnen die Möglichkeit der aktiven Teilnahme
an Verfahren garantieren. Darüber hinaus zeigen Analysen, dass die Vertretung durch Rechtsanwälte
häufig Voraussetzung dafür ist, Schmerzengeld bzw. sonstigen Schadenersatz zu erhalten und damit – in
gewisser Weise – „Gerechtigkeit“ zu erfahren.
Ganz besonders ernst zu nehmen war die Kritik am Opferbegriff, durch ihn käme es – schon begrifflich – zu
einer Verletzung der Unschuldsvermutung. Eine Analyse der diesbezüglichen Gegebenheiten zeigt aber,
dass dies nicht der Fall ist. Dies zumindest dann, wenn sichergestellt ist, dass die tragende und leitende
Rolle in Verfahren bei der (objektiven) staatlichen Justiz angesiedelt ist.
Gappmayer, Wolfgang 73
WISSENSCHAFTSPREIS DES SOZIALMINISTERIUMS FÜR JUNGAKADEMIKERiNNEN
Abstracts der eingereichten Arbeiten
Detaillierte Rechtsfragen existierten im Zusammenhang mit juristischer Prozessbegleitung. Dies einerseits hinsichtlich der Rechtsposition juristischer Prozessbegleiter und deren Rolle in Verfahren. Es wird
in der Arbeit aufgezeigt, dass juristische Prozessbegleiter im Rahmen eines Bevollmächtigungsvertrages
tätig werden und ihre Rolle der von parteiischen Parteienvertretern entspricht. In der Arbeit war auch
der Fragenkomplex zu behandeln, ob Verteidigungsrechte als Grenze von Opferrechten anzusehen sind.
Dieses Spannungsverhältnisses ist wohl immer über eine durch die Justiz zu erfolgende Interessenabwägung aufzulösen.
74
Gappmayer, Wolfgang
WISSENSCHAFTSPREIS DES SOZIALMINISTERIUMS FÜR JUNGAKADEMIKERiNNEN
Abstracts der eingereichten Arbeiten
37. Garde, Isabelle Annika
Cripping Development?
Ambivalenzen der Inklusion von „Behinderung“ in den Entwicklungsdiskurs
Diplomarbeit. Universität Wien. 2014
Diese Diplomarbeit widmet sich der Frage, ob pathologisierende und eurozentrische Vorstellungen von
„Behinderung“ innerhalb des Diskurses über „Inklusive Entwicklung“ verschoben oder aufgebrochen
werden (können) und wo sich Momente eines Crippings (vgl. Sandahl 2003) von „Entwicklung“ feststellen
lassen. Sie fragt dabei nach der Produktion von Wissen über „behinderte“ Körper in entwicklungspolitischen
Diskursen, den zugrunde liegenden Normierungs- und Normalisierungsprozessen, identitätspolitischen
Ein- und Ausschlüssen und der Rolle einer Rhetorik der „Inklusion“ innerhalb eines Handlungsfeldes, das
sich an globalen Menschenrechten und globaler Gerechtigkeit orientieren möchte. Die Analyse von zwei
Publikationen der deutschen Nichtregierungsorganisation VENRO zeigt auf, dass innerhalb des Diskurses zu „Inklusiver Entwicklung“ rassialisierende, kolonialisierende und ableistische Repräsentationen
reproduziert werden und „Nicht-Behinderung“ trotz der Inklusionsbestrebungen als Norm intakt bleibt.
Die Arbeit schließt deshalb mit der These, dass „Entwicklung“ von einem institutionalisierten Ableismus
gekennzeichnet ist, der zu einem notwendigen Scheitern des Versprechens einer alternativen Zukunft,
das im Diskurs zu „Inklusiver Entwicklung“ produziert wird, führt.
Garde, Isabelle Annika 75
WISSENSCHAFTSPREIS DES SOZIALMINISTERIUMS FÜR JUNGAKADEMIKERiNNEN
Abstracts der eingereichten Arbeiten
38. Gastl, Daniel
Kritische Analyse der Erledigung einer öffentlichen Aufgabe im Sozialwesen.
Das Beispiel der Selbstbestimmt-Leben-Initiative in Österreich.
Masterarbeit. Alpen-Adria Universität Klagenfurt. 2014
Ziel der Arbeit ist eine kritische Analyse der Selbstbestimmt-Leben-Initiative in Österreich. Die Analyse
dieser Initiative soll vor allem aus betriebswirtschaftlicher Sicht erfolgen. Es wird eine genauere Beleuchtung der Struktur sowie der Finanzierung der Leistungen der Selbstbestimmt-Leben-Initiative vorgenommen. Darüber hinaus werden in der Arbeit auch Probleme und Potenziale der Initiative aufgezeigt,
wodurch mögliche zukünftig relevante Fragestellungen im Zusammenhang mit dieser Initiative erkannt
werden können. Bei der Analyse der gesetzlichen Grundlagen sowie der Finanzierung der Leistungen auf
Landesebene wurde die Analyse auf das Bundesland Kärnten beschränkt, da so eine Reduzierung der
Komplexität und des ansonsten zu großen Umfangs der Arbeit erreicht werden konnte. Einen zentralen
Teil der Arbeit stellt neben der genauen Betrachtung der Struktur und dem Aufzeigen von Problemen
und Potenzialen auch die Analyse der Bedeutung der Selbstbestimmt-Leben-Initiative für Menschen mit
Behinderungen dar.
76
Gastl, Daniel
WISSENSCHAFTSPREIS DES SOZIALMINISTERIUMS FÜR JUNGAKADEMIKERiNNEN
Abstracts der eingereichten Arbeiten
39. Genner, Sonja
Weil ich arbeiten will.
Praxeologische und rechtsanthropologische Perspektiven auf die A
­ rbeit von Erwachsenen mit sogenannter geistiger Behinderung in Wiener B
­ eschäftigungswerkstätten
Masterarbeit. Universität Wien. 2014
Diese Arbeit setzt sich mit der Arbeitssituation von Erwachsenen mit einer sogenannten geistigen Behinderung in einer Werkstatt der „Beschäftigungstherapie“ in Wien auseinander. Obwohl geistige Behinderung
ein Teil unserer Gesellschaft ist, scheint über diese Personengruppe und ihre Lebenswelt wenig bekannt
zu sein. Dieses Nicht-Wissen sowie häufig damit verbundene Vorurteile erschweren es diesen Menschen,
einen Arbeitsplatz zu finden, weshalb ein Großteil mangels Alternativen in Werkstätten arbeitet. Hierbei
handelt es sich aber um kein sozialversichertes Arbeitsverhältnis, sondern um eine Betreuungsstruktur,
wodurch ihnen auch der Zugang zu Lohn, Kollektivvertrag und Pension verwehrt bleibt und sie im Bereich Arbeit von der Gesellschaft ausgeschlossen werden. Auf der rechtlichen Ebene ergibt sich hier ein
Widerspruch zwischen der Wiener Gesetzeslage, die diese segregierenden Institutionen regelt, und der
von Österreich 2008 ratifizierten UN-Konvention über die Rechte von Menschen mit Behinderung, in der
Inklusion in allen Lebensbereichen gefordert wird.
Die Frage, wie Menschen mit einer sogenannten geistigen Behinderung sich selbst und ihre Arbeit in diesen
Werkstätten im Rahmen der rechtlichen Strukturen in Wien erleben, wurde methodisch anhand teilnehmender Beobachtung in einer Werkstatt der Lebenshilfe Wien, leitfadengestützter Interviews mit den
dortigen MitarbeiterInnen mit Behinderung und BetreuerInnen sowie ExpertInneninterviews beantwortet.
Der theoretische Erklärungsrahmen setzt sich aus den Disability Studies, anthropologischen Zugängen zu
Arbeit und Recht sowie Bourdieus Praxeologie zusammen. Trotz der rechtlich benachteiligenden Strukturen scheinen die meisten der interviewten Erwachsenen mit sogenannter geistiger Behinderung mit ihrer
Situation zufrieden sein. Eine Begründung hierfür können Bourdieus Habituskonzept und seine Theorie
der symbolischen Gewalt geben. Durch die Sozialisation wird ein bestimmter Habitus ausgebildet, durch
den die Wahrnehmungs-, Denk- und Handlungsspielräume vorstrukturiert sind. Im Fall von Menschen
mit einer sogenannten geistigen Behinderung handelt es sich um relativ enge Entscheidungsräume,
die aber aufgrund der habituellen Internalisierung und der herrschenden symbolischen Gewalt positiv
bewertet werden. Dennoch werden diese anerkannten Deutungen der „behinderten“ Lebenswelt durch
die Interviewten auch in Frage gestellt und es wird Kritik an ihnen geübt.
Genner, Sonja 77
WISSENSCHAFTSPREIS DES SOZIALMINISTERIUMS FÜR JUNGAKADEMIKERiNNEN
Abstracts der eingereichten Arbeiten
40. Gererstorfer, Julia
Wege zur Lebensqualität
Eine Untersuchung zur Zielplanungsarbeit und zum Umgang mit heraus­forderndem Verhalten in vollzeitbetreuten Wohnhäusern in der Steiermark
Dissertation. Karl-Franzens-Universität Graz. 2014
Die vorliegende Dissertation beschäftigt sich mit der Lebensqualität von Menschen mit starker intellektueller Beeinträchtigung im Wohnbereich. Ziel ist es, einen Einblick in die Lebensrealität von Menschen
mit intellektueller Beeinträchtigung in vollzeitbetreuten Wohnhäusern zu geben und anhand praktischer
Beispiele darzustellen, wie die Zielplanungsarbeit und der Umgang mit herausforderndem Verhalten
durchgeführt werden und zur Erhöhung der Lebensqualität und der Teilhabechancen beitragen können.
Die Untersuchung fand in drei vollzeitbetreuten Wohnhäusern statt (36 Bewohner/innen) und wurde durch
Hospitationen in schwedischen Gruppenwohnungen und Tagesstrukturen ergänzt. Das Untersuchungsdesign setzt sich zusammen aus teilnehmender Beobachtung (360 Stunden), Dokumentenanalyse sowie
qualitativen Interviews mit 28 Hauptbezugsbetreuer/innen, 10 Bewohner/inne/n, 10 Eltern, 2 Sachwalter/
inne/n sowie mit insgesamt 8 Expert/inn/en in Österreich und Schweden. Die Auswertung fand mittels
qualitativer Inhaltsanalyse statt.
Die Ergebnisse veranschaulichen, dass die Lebensqualität der Bewohner/innen durch zahlreiche Faktoren positiv beeinflusst wird (z.B. Beteiligung an sinnvollen Alltagstätigkeiten; strukturierter Alltag;
eigenes Zimmer mit individuellem Gestaltungsfreiraum; Rückzugsmöglichkeiten; stabile und positive
Beziehungen zu Betreuer/inne/n), dass aber auch zahlreiche beeinträchtigende Faktoren vorhanden sind
(z.B. eingeschränkte finanzielle Ressourcen; hohe Lärmbelastung durch Mitbewohner/innen; körperliche
Übergriffe durch Mitbewohner/innen; Angewiesen-Sein auf die zeitliche Verfügbarkeit von Betreuer/inne/n; Machtausübung durch Betreuer/innen). Herausfordernde Verhaltensweisen kommen bei einzelnen
Bewohner/inne/n täglich vor (körperliche Übergriffe; destruktives Verhalten; verbale Aggression; selbstverletzendes Verhalten; Verweigerung). Hinsichtlich des Umgangs mit herausforderndem Verhalten greifen
die Betreuer/innen vorwiegend auf eine Veränderung der Kontextfaktoren und auf Krisenmanagement
zurück. Vereinzelt werden im Rahmen der Zielplanungsarbeit alternative Verhaltensweisen erlernt und
lebensstilunterstützende Maßnahmen veranlasst. Die Ergebnisse lassen einerseits darauf schließen, dass
gewisse Rahmenbedingungen und ein gutes Ausmaß an Lebensqualität notwendig sind, um herausfordernde Verhaltensweisen zu reduzieren und eine erfolgreiche Zielplanung durchzuführen. Andererseits
können lebensstilunterstützende Maßnahmen im Rahmen einer personenzentrierten Zielplanung dazu
beitragen, herausforderndes Verhalten langfristig zu reduzieren und die Lebensqualität zu erhöhen.
78
Gererstorfer, Julia
WISSENSCHAFTSPREIS DES SOZIALMINISTERIUMS FÜR JUNGAKADEMIKERiNNEN
Abstracts der eingereichten Arbeiten
41. Gerold, Stefanie/ Nocker, Matthias
Reduction of Working Time in Austria
A Mixed Methods Study Relating a New Work Time Policy to Employee ­Preferences
Masterthesis. WU Wien. 2015
This project examines current prohibiting and supporting factors determining employees’ desire to reduce
working time. It draws on theoretical concepts based on the notion of endogenous preferences, meaning
that they are subject to adaptations in response to external factors.
Following a mixed-methods approach, we combine quantitative and qualitative research techniques. The
quantitative part contains a regression model that applies several factors for explaining the mismatch
between preferred and actual working hours by using data from the Austrian Microcensus 2012. The regression results are scrutinized by qualitative interviews among employees of the electrics/electronics
industry in Austria, who had the possibility to opt for the leisure option (“Freizeitoption”). This novel work
time policy, first implemented via the collective agreement 2013, enables workers and salaried employees
to individually choose between a wage increase and equivalent leisure time.
This research project comprises two innovative elements. First, the mixed-methods approach allows
for a comprehensive study of preferences for work time reduction. Whereas the quantitative analysis
generates an understanding of the factors associated with a preference for work time reduction, the
qualitative approach provides insights into the perceptions of individuals regarding their preferences to
reduce work hours. Moreover, it allows us to contextualize the regression results and to explain unexpected quantitative findings. Second, the leisure option was introduced only in May 2013, and by now,
no study exists about individuals’ perceptions on this new policy instrument.
Quantitative results suggest that employees who prefer shorter weekly working hours are older,
higher educated and work longer actual hours in white-collar positions in bigger business premises.
Also, women living in multiple earner households and mothers of young children prefer to work less,
while men are unaffected by these variables, which supports the ‘male breadwinner’ model. Qualitative results indicate that employees with higher educational levels tend to reduce working time,
as leisure time and familiy time constitute intrinsic values for them. Moreover, money is valued from
a long-term, security perspective, which implies that some employees prefer not to decrease their
working hours although they are living in a good financial situation. Also, the shift in assessing work
performances by output indicators instead of time measures can be regarded as a major obstacle for
work time reductions.
Gerold, Stefanie/ Nocker, Matthias 79
WISSENSCHAFTSPREIS DES SOZIALMINISTERIUMS FÜR JUNGAKADEMIKERiNNEN
Abstracts der eingereichten Arbeiten
The insights gained by this innovative project contribute to policy debates by providing a better understanding of the circumstances inducing employees to reduce working hours, an issue increasingly
discussed in the context of various aspects of sustainability.
Diese Arbeit wurde in englischer Sprache verfasst.
80
Gerold, Stefanie/ Nocker, Matthias
WISSENSCHAFTSPREIS DES SOZIALMINISTERIUMS FÜR JUNGAKADEMIKERiNNEN
Abstracts der eingereichten Arbeiten
42. Godina, Franka
Social Impact Bonds
Risks and Opportunities
Master Thesis. WU Wien. 2014
Die vorliegende Masterthese beschäftigt sich mit dem Konzept der Social Impact Bonds (SIBs), das 2010
in Großbritannien ins Leben gerufen wurde. Das Ergebnis einer tiefgehenden Analyse der frühen Literatur
über SIBs ist ein Paradoxa Katalog der Risiken und Möglichkeiten von SIBs. Die Frage nach Risiken und
Möglichkeiten von Social Impact Bonds wurde auf Grundlage von Literatur zu New Public Management
und der qualitativen Inhaltsanalyse von 48 Publikationen rund um Social Impact Bonds beantwortet.
Ergebnis waren fünf Paradoxa bzw. Spannungsfelder, die die Schwächen und zu bearbeitenden Felder
von Social Impact Bonds aufzeigen. Diese umfassen die Verteilung der finanziellen Risiken und Möglichkeiten, Skaleneffekte, den Grad der Innovationsfähigkeit, Effektivität und Wirkungsmessung. Sie setzten
sich besonders mit den Widersprüchen innerhalb der Publikationen auseinander und zeigen schön, wo
noch Handlungsbedarf ist.
Diese Arbeit wurde in englischer Sprache verfasst.
Godina, Franka 81
WISSENSCHAFTSPREIS DES SOZIALMINISTERIUMS FÜR JUNGAKADEMIKERiNNEN
Abstracts der eingereichten Arbeiten
43. Göth, Sabine
Steigerung der Attraktivität einer Führungskarriere für Frauen
Barrieren, Hürden und Hindernisse auf dem Weg nach oben
Diplomarbeit. Universität Wien. 2013
Die vorliegende Arbeit beschäftigt sich mit den Gründen für die mangelnde weibliche Präsenz in Führungspositionen und in weiterer Folge mit einer Erhöhung der Attraktivität des Anstrebens einer Führungskarriere für Frauen.
Im theoretischen Teil werden nach einer kurzen Darstellung der bestehenden Unterrepräsentation von
Frauen in Führungsetagen Erklärungsansätze für diese ungleiche Geschlechterverteilung vorgestellt. Im
Anschluss werden bestehende Barrieren identifiziert, mit denen sich Frauen innerhalb ihres beruflichen
Aufstiegs konfrontiert sehen (können).
Im empirischen Teil wurden in einem ersten Schritt 39 Interviews mit Frauen und Männern geführt, welche
sich für Karriere interessieren, in dieser Entwicklung aber noch am Anfang stehen. Die Ergebnisse dieser
Interviews dienten unter anderem der Vorbereitung eines Fragebogens, mit dem 1222 Frauen und Männer
ohne Führungsposition eines mitteleuropäischen Finanzdienstleistungsunternehmens zu ausgewählten
Barrieren befragt wurden, um bestehende Geschlechtsunterschiede aufzuzeigen. Zusätzlich wurde das
Ausmaß der persönlichen Wichtigkeit von Karriere – die Karriereorientierung – erhoben. Darüber hinaus
wurden die Interviews genützt, um qualitative Auswertungen (Kern-Peripherie-Analysen) hinsichtlich der
Selbsteinschätzung der eigenen Führungskompetenzen und der Beschreibung allgemeiner Führungsqualitäten jeweils nach Geschlechtern getrennt vorzunehmen.
Die Ergebnisse der qualitativen Untersuchung weisen unter anderem darauf hin, dass sich Frauen und Männer bei
der Selbsteinschätzung der eigenen Führungskompetenzen im Kern vollkommen voneinander unterscheiden.
Die Ergebnisse der Fragebogenuntersuchung zeigen, dass sich Frauen und Männer hinsichtlich ihrer Karriereorientierung unterscheiden – Männern ist Karriere signifikant wichtiger. Betrachtet man allerdings
nur die karriereorientierten Personen, so unterscheiden sich karriereorientierte Frauen nicht von ihren
männlichen Kollegen bezüglich des Ausmaßes an Karriereplanung und beruflichem Selbstvertrauen. Sie
investieren genau so viel in den Aufbau interner Netzwerke wie Männer. Will man Führungspositionen für
Frauen attraktiver gestalten, muss demnach die Karriereorientierung von Frauen erhöht werden.
Einige Möglichkeiten dazu werden in der vorliegenden Arbeit präsentiert.
82
Göth, Sabine
WISSENSCHAFTSPREIS DES SOZIALMINISTERIUMS FÜR JUNGAKADEMIKERiNNEN
Abstracts der eingereichten Arbeiten
44. Gretzl, Christoph
Der gesamtwirtschaftliche Nutzen von 24-h Pflege- und Betreuungsdiensten
im Vergleich zu stationären Pflegeangeboten
Ein Vergleich der Bundesländer Wien, Niederösterreich und Burgenland
Diplomarbeit. TU Wien. 2014
Die Anpassung der Sozialpolitik und der Pflegepolitik auf den zukünftig stark steigenden Pflegebedarf
stellt eine große Herausforderung für Politik und Planung dar. In Zeiten des demographischen Wandels,
dem Rückgang der informellen Pflege und der immer größer werdenden Verantwortung der öffentlichen
Hand bei der Finanzierung sind zukunftsweisende und vor allem nachhaltig finanzierbare Lösungen
gefragt. Um für das Problemfeld einer bedarfsgerechten Versorgung der älteren Bevölkerung Lösungsansätze zu finden, werden im Rahmen dieser Arbeit zwei Pflegeangebote analysiert. Allgemein widmet
sich diese Arbeit dem Thema Pflege und vergleicht mobile und stationäre Pflegeangebote mittels einer
Social Return on Investment Analyse.
Zu Beginn der Arbeit werden die Probleme der Überalterung der Bevölkerung im Kontext von Stadt und
Land diskutiert und anschließend ein Überblick über das Sozialsystem Österreichs gegeben. Ein besonderer Schwerpunkt wird dabei auf die Finanzierung und Kompetenzaufteilung zwischen dem Bund und den
Ländern gelegt. Darauf aufbauend werden die Pflegeangebote in den drei Bundesländern Wien, Niederösterreich und Burgenland verglichen und dabei insbesondere auf die Versorgungsdichte, die Finanzierung
und die Vor- und Nachteile eingegangen. Ziel dieser Grundlagenerhebung ist es, aufzuzeigen, welches
Pflegeangebot für welche Zielgruppe am besten geeignet ist. Abschließend wird über eine gesamtwirtschaftliche Bewertung der Nutzen der verschiedenen Angebote ermittelt. Die dafür ausgewählte Methode
ist die Social Return on Investment Analyse (kurz: SROI), welches ein relativ junges Instrument ist und sich
für die Bewertung sozialer Maßnahmen besonders eignet. Abgeleitet aus der Analyse sollen jeweils die
größten NutzerInnengruppen des Pflegesystems identifiziert und im Kontext der Finanzierung diskutiert
werden. Das Fazit dieser Arbeit beschreibt die vorherrschenden Unterschiede der beiden Pflegeangebote
in den drei betrachteten Bundesländern. Vor allem im Bereich der stationären Pflege zeigen sich bei den
Investitionen große Disparitäten. Durch die Verwendung derselben Monetarisierungsgrundlagen bei der
gesamtwirtschaftlichen Analyse lassen sich die Ergebnisse gut miteinander vergleichen. Die wichtigsten
Erkenntnisse werden über die Verteilung der erzielten Wirkungen auf die Stakeholder gewonnen. Bei
der 24-Stunden-Betreuung ergibt sich ein SROI-Koeffizient von 1: 1,73. Dieser Wert liegt über dem der
stationären Pflege und ist vor allem durch die deutlich höheren Kosten zu begründen. Beide Angebote
unterscheiden sich jedoch stark in ihrer Finanzierung der Verteilung der Wirkungen auf die Stakeholder.
So sind die Profite der betroffenen Personen rund 1,5mal so hoch, wie ihre getätigten Investitionen.
Gretzl, Christoph 83
WISSENSCHAFTSPREIS DES SOZIALMINISTERIUMS FÜR JUNGAKADEMIKERiNNEN
Abstracts der eingereichten Arbeiten
Der Bund finanziert dieses Angebot zu einem sehr hohen Teil mit, erzielt aber nur geringe Profite durch
Lohnsteuereinnahmen. Für die Länder ist dieses Angebot im Vergleich zur stationären Pflege eine sehr
preiswerte Lösung, da sie nur wenig zu den Investitionen beitragen müssen und der Bedarf an mobilen
Diensten und stationären Plätzen dadurch reduziert wird. Die stationäre Pflege und Betreuung in Wien,
Niederösterreich und im Burgenland erzielt einen SROI-Koeffizienten von 1:1,42. Jedoch sind die Wirkungen, die bei den betroffenen Personen erzielt werden, deutlich höher und der Bund hat einen größeren
Anteil an den gesamten Wirkungen, da hier mehr Lohnsteuereinnahmen lukriert werden können.
84
Gretzl, Christoph
WISSENSCHAFTSPREIS DES SOZIALMINISTERIUMS FÜR JUNGAKADEMIKERiNNEN
Abstracts der eingereichten Arbeiten
45. Grübler, Julia
European Trade Preferences facing the New Millennium
Master’s Thesis. Universität Innsbruck. 2013
While in the early days of the European Union its trade relations with developing countries were strongly
linked to existing or former colonial ties, today its web of different trade arrangements embraces practically
the whole world. Keeping the presented glimpse on the historical, geographical and political aspects in
mind, a gravity model is employed to evaluate the traditional pyramid of privilege and to further examine
its ranking along the types of agreements that form the basis for EU-developing country relations. The
analysis follows a regional approach according to the categorisation by the DG Trade of the European
Commission. A chilling finding is that among recipients of general GSP provisions, ACP states – which
were for a long time found to be on top of the pyramid – and especially least-developed ACP countries
are placed on its very bottom for the period 1990 to 2007. Although the Lomé and Cotonou Conventions
formally still present the most comprehensive agreements of the EU with developing countries, preference erosion seems to be a major threat to them. The Mediterranean region, however, successfully took
advantage of its proximity to and its strategic position for the EU. The fact that general GSP provisions
show to be more beneficial than some combinations with promising PTAs points to the impressive trade
figures of some countries not receiving additional preferences, particularly in Asia, which underlines how
little economic performance can be linked to the EU’s trade preferences.
Diese Arbeit wurde in englischer Sprache verfasst.
Grübler, Julia 85
WISSENSCHAFTSPREIS DES SOZIALMINISTERIUMS FÜR JUNGAKADEMIKERiNNEN
Abstracts der eingereichten Arbeiten
46. Gutschi, Daniel
Eine empirische Forschung über die Lebenswelt und Akzeptanz von
­Regenbogenfamilien in Österreich
Master-Thesis. Donau-Universität Krems. 2013
Die vorliegende Arbeit beschäftigt sich mit der sogenannten Regenbogenfamilie, einer Familienkonstellation in der mindestens ein Elternteil eines Kindes homo- bzw. bisexuell liebend ist oder sich als
transsexuell versteht.
Mithilfe einer qualitativen Untersuchung, die aus ExpertInneninterviews mit acht Personen (ein lesbisches
Frauenpaar, Angehörige der Regenbogenfamilie und ExpertInnen aus den Bereichen Soziale Arbeit, Psychotherapie, Medizin, Theologie und Politik), einer Netzwerkdiagnostik sowie einer Lebensweltanalyse
bestand, wurde die Forschungsfrage: „Wie gestaltet sich die Lebenswelt von Mitgliedern einer Regenbogenfamilie und ist es ihnen möglich, gleichberechtigt an der österreichischen Gesellschaft teilzunehmen,
respektive werden sie anerkannt?“, beantwortet.
Die Ergebnisse dieser Master-Thesis zeigen, dass die untersuchte Regenbogenfamilie Exklusion im unpersönlichen Umfeld erlebt, im persönlichen Umfeld jedoch gut integriert ist. Die Meinungen der ExpertInnen
spiegeln ebenfalls diese Erkenntnisse wider. Sie sehen die vorhanden Werte und Normen der konservativen österreichischen Gesellschaft primär als Träger dieser Umstände. Die evidenten Meinungen aus
Literatur und empirischer Untersuchung bestätigen zudem, was die beiden interviewten Mütter immer
wieder betonten: „Wir leben ein ganz normales Leben.“
86
Gutschi, Daniel
WISSENSCHAFTSPREIS DES SOZIALMINISTERIUMS FÜR JUNGAKADEMIKERiNNEN
Abstracts der eingereichten Arbeiten
47. Hacker, Evelyn
Soziale Unternehmen als Beitrag zur Stadtteilentwicklung in benachteiligten
Stadtteilen
Bedingungen, Wirkungen und Entwicklungsperspektiven unter besonderer Berücksichtigung der Stadt
Wien
Diplomarbeit. TU Wien. 2012
Vor dem Hintergrund einer erneuten Zunahme von Armut und sozialer Ausgrenzung und insbesondere
deren Konzentration in bestimmten Quartieren sowie der gegenwärtig hohen Aufmerksamkeit für Soziales
Unternehmertum untersucht diese Arbeit, ob und in welchen Dimensionen Soziale Unternehmen einen
Beitrag zur Stadtteilentwicklung in benachteiligten Stadtteilen leisten können. Nach einer einleitenden
Auseinandersetzung mit Aspekten des gegenwärtigen sozialen Wandels und der Bedeutung von lokaler
Ökonomie als Bewältigungsstrategie werden Soziale Unternehmen in ihrer Wirkungs- und Funktionsweise
beschrieben und der neuere internationale Diskurs zum Thema Soziale Ökonomie dargestellt. Zur Identifikation positiver Effekte Sozialer Unternehmen auf die Quartiersentwicklung werden entsprechende
internationale Beispiele lokalökonomischer Ansätze in den Niederlanden und in Deutschland analysiert.
Anschließend werden die Rahmenbedingungen und Zukunftsperspektiven für Soziale Unternehmen in
Wien ergänzt durch Fallstudien ausgewählter Sozialer Unternehmen dargestellt. Abschließend werden
Überlegungen zur Förderung und Unterstützung von Sozialen Unternehmen in benachteiligten Stadtteilen
in Wien aus planerischer Sicht getroffen.
Hacker, Evelyn 87
WISSENSCHAFTSPREIS DES SOZIALMINISTERIUMS FÜR JUNGAKADEMIKERiNNEN
Abstracts der eingereichten Arbeiten
48. Haenlein, Susanne
Humboldt’sches Prinzip oder Bermuda-Dreieck? –
Herausforderungen für die Führung von Universitätskliniken aus Perspektive der
­neoinstitutionalistischen Organisationstheorie
Masterarbeit. FH Wien, WKÖ Wien. 2014
Ist der Mythos des Humboldt’schen Prinzips in der Universitätsmedizin noch zeitgemäß? Nicht nur diese
Frage bleibt offen, nachdem mittels qualitativer Inhaltsanalyse von Interviews mit Leitenden zentraler
Qualitätsmanagement-Abteilungen in fünf großen Universitätskliniken Deutschlands und Österreichs
die Aneignung des Managementkonzeptes Qualitätsmanagement durch die Organisation vor dem Hintergrund der Grundannahme der Einheit von Lehre, Forschung und Krankenversorgung untersucht wird.
Diese und die weitere geteilte Meinung, dass das Universitätsklinikum als höchste medizinische Instanz
maximale Kompetenz und Qualität repräsentieren muss, werden außer Zweifel gestellt, während durchgehend widersprüchliche Aussagen darauf hindeuten, dass einige formale Strukturen und Aktivitäten
mehr auf den Erhalt der Legitimität als auf die Optimierung der Zielerreichung der Gesamtorganisation
ausgerichtet sind.
Das organisationale Feld Universitätsklinikum ist von vielschichtigen Zielkonflikten geprägt. Der Fokus der
vorliegenden Arbeit wird auf die Frage gelegt, welche Anforderungen, Chancen und Risiken sich daraus
für das Management ergeben und welche Erfolgsfaktoren abgeleitet werden können. Die Steuerung der
Organisation mittels Qualitätsmanagement, das als zentrales Managementkonzept in der Universitätsmedizin weitgehende Anerkennung erfährt, bildet einen weiteren Ausgangspunkt der Forschungsarbeit.
Am AKH-Wien sollen ab 2015 gemeinsame Führungsorgane von Universität und Klinikum implementiert
werden, in Deutschland wurden derartige Strukturen bereits weitgehend verwirklicht. Basierend auf
Konzepten der neoinstitutionalistischen Organisationstheorie beleuchtet die vorliegende Arbeit das
Konstrukt Universitätsmedizin, indem die organisationalen Erwartungsstrukturen aus Sicht eines gemeinsamen Führungsauftrags hinsichtlich der Erfüllbarkeit bewertet werden. Besonders Aspekte, die sich auf
die beschriebenen Grundannahmen beziehen, weisen hohe Übereinstimmung mit der Literatur auf. Die
Untersuchung der Umsetzung von Qualitätsmanagement versucht an Stefan Bär, 2011, anzuschließen
und ist von explorativem Charakter.
88
Haenlein, Susanne
WISSENSCHAFTSPREIS DES SOZIALMINISTERIUMS FÜR JUNGAKADEMIKERiNNEN
Abstracts der eingereichten Arbeiten
49. Hafner, Astrid
„Der Zusammenhang von Wissen, Handeln und Solidarischer Ökonomie in
Brasilien“
Masterthese. Universität Wien. 2013
Mein großes Interesse an organisationalen und gesellschaftlichen Zusammenhängen, an Lebens- und
Teilhabechancen verschiedener Bevölkerungsgruppen, führte mich zum Studium der Soziologie und
Lateinamerikanistik. Dabei forschte ich vornehmlich an den Berührungspunkten von Solidarität, Handlungslogiken, Marktordnung und Kooperation. Kooperation ist ein Prozess der sozialen Interaktion, ist
allerdings abhängig von persönlichen Interessen wie auch vom gesellschaftlichen, sozialen, politischen
und wirtschaftlichen Rahmen. Aufbauend auf dem Konzept, dass der Mensch ein Sozial-a-priori, eine
innewohnende genuine Neigung besitzt, unter Maßgabe der Möglichkeiten immer zuerst sozial und
solidarisch handeln zu wollen, habe ich bereits im Rahmen meiner soziologischen Diplomarbeit an der
Universität Wien Handlungslogiken, die soziale Komponenten miteinbeziehen, untersucht. Auf Basis
dieser Forschungen über die Unternehmensgruppe Mondragón, deren demokratische Arbeitsorganisation die Lebenswelt der nordspanischen Kleinstadt über die letzten 50 Jahren beeinflusste, hat mich im
lateinamerikanischen Kontext – vor allem Brasilien – interessiert.
Die solidarische Wirtschaft in Brasilien, die vornehmlich als Antwort auf die große Krise der 1980er Jahre
entstanden ist, wurde zu einer Bewegung, die außergewöhnliche Spezifika aufweist. Die Bewegung der
Solidarischen Ökonomie wurde von zahlreichen Organisationen und Institutionen bis hin zum Staat mitgetragen und unterstützt und besitzt eine ausgeprägte staatliche und zivilgesellschaftliche Verankerung.
Es entstand ein umfangreicher Sektor der Solidarischen Ökonomie und auf politischer Ebene wurde ein
staatliches Sekretariat eingerichtet. Innerhalb der Solidarischen Ökonomie werden Prinzipien wie Solidarität, Demokratie, Identität, Selbstbestimmung, Selbstverwaltung und Freiwilligkeit im wirtschaftlichen
Kontext der Realität erprobt.
Kombiniert mit der Frage nach Handlungslogiken befasste ich mich in der vorliegenden Arbeit mit dem
Zusammenhang von Wissen, Handeln und Solidarischer Ökonomie in Brasilien. Menschliche Handlungen
orientieren sich an einer Interpretation der Sinnhaftigkeit dieser Handlungen. Als soziale Wesen handeln
wir im Rahmen gesellschaftlich vereinbarter Ordnungen und als Gesellschaft generieren wir innerhalb des
Raums ein gemeinsames Bewusstsein, einen kollektiven Wissensvorrat, der uns Handlungsanleitungen zur
Verfügung stellt. Um Wissen zu generieren, werden von uns Daten interpretiert, sinnvoll kombiniert, als
Informationen kontextualisiert und schließlich über den Erfahrungshintergrund ins Wissen eingebunden.
Stoßen wir an unsere Wissensgrenzen, greifen wir auf institutionalisiertes Wissen und den gesellschaftlichen Wissensvorrat zurück.
Hafner, Astrid 89
WISSENSCHAFTSPREIS DES SOZIALMINISTERIUMS FÜR JUNGAKADEMIKERiNNEN
Abstracts der eingereichten Arbeiten
Die Forschung behandelt das wirtschaftspolitisch-emanzipatorische Projekt der Solidarischen Ökonomie
in Brasilien, das Thema von Verteilung von Teilhabechance und Selbstbestimmung, sowie die Frage, ob
Wechselwirkungen zwischen der Solidarischen Ökonomie in ihrer besonderen Ausprägung und dem gesellschaftlichen Wissensvorrat in Hinblick auf die Generierung solidarischer Handlungslogiken bestehen.
90
Hafner, Astrid
WISSENSCHAFTSPREIS DES SOZIALMINISTERIUMS FÜR JUNGAKADEMIKERiNNEN
Abstracts der eingereichten Arbeiten
50. Hafner-Auinger, Markus
„Institutionelle Veränderungen der Arbeitsbeziehungen in Brasilien“
Masterarbeit. Universität Wien. 2013
Nach dem Wahlerfolg von Luiz Inácio „Lula“ da Silvas bei den brasilianischen Präsidentschaftswahlen im
Jahr 2002 wurde seiner Arbeiterpartei international mehrheitlich großes Potential für soziale Veränderungen zugesprochen. Während allerdings die wirtschafts- und finanzpolitische Neuausrichtung des Landes
vorerst nicht stattfand, zeichneten sich auf sozialpolitischer Ebene große Änderungen ab. So wurde mit
der Bekämpfung des Hungers und der extremen Armut bereits kurz nach dem historischen Wahlsieg ein
klares Zeichen gesetzt, wie die Einkommensbedingungen verbessert werden sollten. Dies wurde in den
kommenden Jahren durch eine konsequente Arbeitsmarktpolitik ergänzt, mit der für große Teile der
brasilianischen Bevölkerung über die Formalisierung ihrer Arbeitsverhältnisse eine Verbesserung der
Arbeitsbedingungen und eine Eingliederung in das Sozialsystem bewirkt werden sollte. Die institutionellen Veränderungen, die diese Politik begleiteten, stellen den Versuch dar, einen sozialen Konsens zur
Absicherung der Wirtschaftspolitik herzustellen. Die vorliegende Arbeit untersucht diese Entwicklungen
im Detail und versucht empirisch festzustellen, wie sich die Veränderungen in einigen zentralen Analysekategorien niedergeschlagen haben. Methodisch wird dabei in einem Disziplinen-Mix auf Basis der
politischen Ökonomie mit regulationstheoretischen Werkzeugen und dem Varieties of Capitalism Ansatz
gearbeitet. Ein Vergleich mit der Konsolidierten Arbeitsgesetzgebung der 1930er/40er Jahre und der
Verfassungsreform von 1988 ordnet die aktuelle Situation in den historischen Rahmen ein. Damit wird
eine Bewertung des gesellschaftlichen Transformationsprozesses möglich, die für den beobachteten
Zeitraum nach 2002 deutlich positiv ausfällt.
Hafner-Auinger, Markus 91
WISSENSCHAFTSPREIS DES SOZIALMINISTERIUMS FÜR JUNGAKADEMIKERiNNEN
Abstracts der eingereichten Arbeiten
51. Hager, Magdalena
Pflegeversicherung als Ausweg aus der Pflegekrise?
Vergleich der Pflegefinanzierungssysteme in Österreich und Deutschland
Masterarbeit. IMC Fachhochschule Krems. 2012
Im Rahmen dieser Arbeit wurde eine empirische Studie zum Vergleich der Pflegefinanzierungssysteme
in Österreich und Deutschland durchgeführt. Der demographische Wandel in der österreichischen Bevölkerung wird zu einem Anstieg der Pflegebedürftigkeit führen.
In Österreich erfolgt die Finanzierung der Pflege aus dem allgemeinen Steueraufkommen. Im Vergleich
dazu gibt es in Deutschland die Pflegeversicherung als fünfte Säule des Sozialversicherungssystems.
Durch die Analyse der Fachliteratur und den Auswertungen der 13 teilstrukturierten Expertinnen- und
Experteninterviews konnten Vorteile in der deutschen Pflegefinanzierung gegenüber dem österreichischen System festgestellt werden.
Das österreichische Pflegesystem sollte einheitlich über den Pflegefonds organisiert und finanziert werden. Durch die Einführung einer zweckgebundenen Vermögens- und Erbschaftssteuer, einer Förderung
der privaten Pflegevorsorge und einem gedeckelten Finanzierungsbeitrag (20.000 – 30.000 €) kann die
zukünftige Finanzierung der Pflege in Österreich verbessert werden. Die Kombinationsmöglichkeit von
Sach-/ Geldleistungen, der Ausbau des teilstationären/ ambulanten Angebotes und eine verstärkte Unterstützung der pflegenden Angehörigen wären zusätzliche Maßnahmen, die zu einer Qualitätssteigerung
der Pflegesituation führen würden.
92
Hager, Magdalena
WISSENSCHAFTSPREIS DES SOZIALMINISTERIUMS FÜR JUNGAKADEMIKERiNNEN
Abstracts der eingereichten Arbeiten
52. Hannappel, Laura
Exklusiv für alle
Gemeinschaftliche Wohnformen für Menschen mit Demenz am Beispiel eines Projektvorhabens,
­Demenz-WGs, Studierenden-WGs und einen Kindergarten programmatisch und baulich zu kombinieren
Masterarbeit. TU Wien. 2013
Mittlerweile wird die `Ageing Society´ auch von der Politik und der Gesellschaft realisiert (Bond et al.,
2001). Während die Gruppe der älteren Menschen und insbesondere der Hochaltrigen zunimmt, verringert sich die der Jungen und vor allem Erwerbsfähigen, die diese Entwicklung finanziell tragen sollen
(Frerichs, 2014). Als altersbedingte Erkrankung vergrößert sich die Zahl demenzkranker Menschen in
unserer Gesellschaft unaufhörlich. Im Jahr 2014 waren es bereits über 100.000 Demenzkranke, diese
Zahl wird bis 2050 auf ca. 230.000 Betroffene ansteigen (Österreichische Alzheimergesellschaft, 2015).
Innovative Wohnkonzepte und Projekte sind gefragt, um Alt und Jung wieder zu vereinen und das Verständnis füreinander im Alltag herzustellen (Mannheim, 1928; Rammert, 2010). Diese Arbeit beleuchtet
exemplarisch ein Pilot-Projektvorhaben, das Demenz-WGs, Studierenden-WGs und einen Kindergarten in
Wien programmatisch wie baulich kombiniert. Angestrebtes Ziel der InitiatorInnen ist es, daraus positive
Synergie-Effekte für alle Beteiligten zu schaffen. Mittels einer breit aufgestellten empirischen Analyse
durch ExpertInnen-Interviews, teilnehmende Beobachtung und Projekt-Analyse wird dieses Vorhaben
multiperspektivisch und interdisziplinär umkreist, um anschließend eine Expertise zu generieren. Hierbei
wird der Blick auch auf die Risiken, vor allem aber auf die Potenziale dieser Idee gerichtet, um so der derzeit
viel zu defizitlastigen Berichterstattung ein ressourcenorientiertes Projektvorhaben entgegen zu stellen.
Besonders hervorzuheben ist die Mitarbeit in einer bestehenden Demenz-WG, die meine Wahrnehmung
als Planerin gegenüber dieser Gruppe, die ihre Bedürfnisse oft nicht (verbal) artikulieren kann, um diese
dann in Architektur zu übersetzen, nachhaltig geprägt hat. Steht eine ArchitektIn vor der Aufgabe, ein
Pilotprojekt zu planen, bietet sich die Chance, innovativ tätig zu werden und zukünftige Abläufe nachhaltig zu beeinflussen, anstatt in Gewohntem zu verharren. Nachdem bei Pilotprojekten in der Regel keine
Referenzen vorhanden sind und es sich somit um ein exploratives Vorgehen handelt, bedeutet dies eine
intensive Recherche und Auseinandersetzung mit den zukünftigen NutzerInnen (Flick, 2013).
Vielfältigere Lebensmodelle erfordern vielfältigere Wohnmodelle
Bei diesem Vorhaben handelt es sich im Gegensatz zu Baugruppen um institutionell angebotenen Wohnraum für unterschiedlichste Nutzergruppen. Dieser Ansatz zeigt, dass nicht nur Private, sondern auch
Vereine und Organisationen die Vorteile des gemeinschaftlichen Wohnens erkennen und auch vermehrt
anbieten wollen. Dieses Modell spricht Nutzer an, die vom Leben in einer Gemeinschaft profitieren wollen,
ohne den nicht unerheblichen Aufwand einer Baugruppe auf sich nehmen zu müssen. Derzeit lebt die
Hannappel, Laura 93
WISSENSCHAFTSPREIS DES SOZIALMINISTERIUMS FÜR JUNGAKADEMIKERiNNEN
Abstracts der eingereichten Arbeiten
absolute Mehrheit in dem Wohnraum, der verfügbar und leistbar ist, auch wenn er den Bedürfnissen oft
nicht gerecht wird. Baugruppen-Projekte rücken zwar stark ins öffentliche Bewusstsein, allerdings machen sie momentan nur einen verschwindend geringen Anteil an der Wohnsituation insgesamt aus. Neben
der Politik ist daher vor allem der Markt gefordert, auf die ausdifferenzierte Nachfrage zu reagieren. Im
Sinne einer bedürfnisgerechten Wohnraumplanung sollten flexible und multifunktionale Wohnkonzepte
entstehen. Nicht der Nutzer soll sich an den Wohnraum anpassen, sondern umgekehrt – der Wohnraum
sollte sich an den Bedürfnissen der NutzerInnen orientieren. Die Forderung lautet, jedem Menschen einen
seinen Bedürfnissen gerecht werdenden Wohnraum anbieten zu können – exklusiv für alle.
Die vorliegende Masterarbeit wurde an der Fakultät für Architektur und Raumplanung, Fachbereich
Soziologie eingereicht und untersucht die Querschnittsmaterie zwischen den gesellschaftlichen Herausforderungen der demografischen Entwicklung in Österreich und den zukünftigen Anforderungen an den
Wohnungsmarkt, der darauf bisher noch nicht hinreichend reagiert.
94
Hannappel, Laura
WISSENSCHAFTSPREIS DES SOZIALMINISTERIUMS FÜR JUNGAKADEMIKERiNNEN
Abstracts der eingereichten Arbeiten
53. Hanschitz, Georg Christoph
„Angewandtes Migrationsmanagement in Österreich und der Europäischen
Union“
Dissertation. Universität Wien. 2013
Die vorliegende wissenschaftliche Arbeit befasst sich mit der Analyse österreichischer und europäischer
Migrationspolitik im Kontext ihrer Steuerungsmechanismen. Der Forschungsschwerpunkt liegt auf der
Untersuchung nach Möglichkeiten zur Steuerung von Migration in Österreich und der Europäischen U
­ nion.
Die übergeordnete Forschungsfrage lautet: Welche Steuerungsmöglichkeiten hat ein Staat bzw. eine
Staatengemeinschaft, um eine Migrationspolitik zu implementieren, die sowohl für die Volkswirtschaft
des Staates bzw. einer Staatengemeinschaft, als auch für die Migranten selbst bestmögliche Effekte liefert
und gibt es Indikationen eines Entflechtungsprozesses zwischen Migrationssteuerung und parteiinteressen geprägter Tagespolitik? Zu dieser Frage wurden im Zeitraum von 2009 bis 2012 Daten, Modelle sowie
primäre und sekundäre Rechtsquellen untersucht, welche die Basis der Analyse darstellen. Den politikwissenschaftlichen Theorierahmen dieser Arbeit bilden sowohl Theorien des New Public Management, als
auch Inklusions- und Exklusionstheorien. Anhand von verschiedenen Steuerungsmodellen wird untersucht,
inwieweit Migration überhaupt gelenkt werden kann und welche Möglichkeiten der Migrationssteuerung
es gibt. Diese Arbeit stützt sich methodisch auf eine empirisch qualitative Analyse Migrationspolitik betreffender Normen und Gesetze, sowie einer Analyse politischer Handlungsfelder. Im Fokus stehen dabei
die österreichische Migrationspolitik und europäische (EU-) Rahmenbedingungen. In einer komparativen
Analyse wird mit Hilfe des „Migrant Integration Policy Index, MIPEX” die Migrationspolitik Österreichs mit
jener Schwedens verglichen, um Stärken und Schwächen der jeweiligen Migrationssteuerung herauszuarbeiten. Dabei wird die Migrationspolitik der jeweiligen Länder am Standard der Europäischen Zielvorgaben
für Migrationspolitik gemessen. Die Ermöglichung einer strategischen Zielplanung von Migrationspolitik
steht im Vordergrund der vorliegenden politikwissenschaftlichen Arbeit. Schließlich sollen Entscheidungen in der Migrationspolitik durch Kennzahlenmethoden und ökonomische Steuerungstheorien für die
jeweiligen politischen Akteure transparent und argumentierbar gemacht werden. Die Analyse zeigt klar,
dass die benötigten Daten und Modelle für eine mögliche Implementierung einer outputorientierten
Migrationspolitik vorhanden sind, jedoch in Österreich unterdurchschnittlich zur Migrationssteuerung
genutzt werden. Eine Umsetzung mittels Balanced-Scorecard-Modellen zur Migrationssteuerung wird
empfohlen, da diese BSC-Modelle sowohl volkswirtschaftliche, als auch sozial- und demokratiepolitische
Ziele in ihrer Darstellung berücksichtigen können. Die vorliegende wissenschaftliche Arbeit soll Anstoß
geben, die Qualität der österreichischen Migrationspolitik im europäischen Kontext auf ein überdurchschnittliches Niveau zu heben.
Hanschitz, Georg Christoph 95
WISSENSCHAFTSPREIS DES SOZIALMINISTERIUMS FÜR JUNGAKADEMIKERiNNEN
Abstracts der eingereichten Arbeiten
54. Hartl, Judith
Repräsentationen autonomer Mutterschaft aus der Perspektive biografischer
Selbstdeutung: Frauen mit Behinderung erzählen
Masterarbeit. Universität Wien. 2014
Im Rahmen dieser Masterarbeit wurde die Aufmerksamkeit auf eine bestimmte Gruppe von Müttern gelenkt, die dem gesellschaftlich etablierten Idealbild von Mutterschaft nicht entsprechen kann und in der
gegenwärtigen sozialwissenschaftlichen Elternforschung bislang kaum berücksichtigt wurde – auf Mütter
mit körperlichen Einschränkungen. Im Zentrum des Interesses steht die Frage, welche Erkenntnisse über
Repräsentationen von Mutterschaft im Kontext einer körperlichen Einschränkung sich aus den Erzählungen von Frauen mit Körper- und Sinneseinschränkungen gewinnen lassen. Der Zugang zum Wissen der
Akteurinnen erfolgte über einen offenen, qualitativen Ansatz – über den Einsatz von biografisch-narrativen
Interviews. Sechs Mütter mit Körper- und Sinneseinschränkungen aus Wien und Niederösterreich wurden
während des Jahres 2013 im Rahmen dieser Studie interviewt, und ihre Aussagen verstehend-rekonstruktiv im Rahmen der Methodologie narrativ-biografischer Interviews analysiert. Die Ergebnisse dieser
Masterarbeit zeigen, welches Ideal von Mutterschaft von den Befragten angestrebt wird und mit welchen
Strategien sie dieses zu erreichen versuchen. Die Mütter präsentieren sich als „Primary care giver“, sie
leisten die Hauptversorgung des Kindes, wie gesellschaftlich üblich, betonen die emotionalen Aspekte
ihrer Carepraxis, streben nach Autonomie in der Ausübung der Mutterrolle und Bewältigung des Alltags,
praktizieren eine Form geteilter Elternschaft, sofern die Ausgestaltung der Mutterrolle gemeinsam mit
Persönlichen AssistentInnen erfolgt und stellen Autonomie in der Lebensführung und Gestaltung der
Mutterrolle auf unterschiedliche Weise her. Der Angleich an das Ideal der autonomen Mutter erfolgt über
Normalisierung. Normalisiert werden sowohl behinderungsspezifische Carepraktiken als auch die physische Einschränkung selbst. Die Ergebnisse dieser Arbeit regen an, die Autonomiebedürfnisse von Müttern
mit körperlichen Einschränkungen in der Konzeption von Unterstützungsangeboten für Menschen mit
Behinderung zukünftig zu berücksichtigen.
96
Hartl, Judith
WISSENSCHAFTSPREIS DES SOZIALMINISTERIUMS FÜR JUNGAKADEMIKERiNNEN
Abstracts der eingereichten Arbeiten
55. Hellerschmid, Michaela/ Kulo, Victoria/ Zirkowitsch, Maximilian
Strukturelle Bedingungen für Wohnen und Betreuung in der Region Wagram –
Betreutes Wohnen und Möglichkeiten sozialarbeiterischer Unterstützung am Beispiel Fels/Wagram
Masterthese. FH St. Pölten. 2014
Die vorliegende Masterarbeit setzt sich mit den ehrenamtlichen, institutionellen und sozialdemografischen
Strukturen der Region Wagram in Hinblick auf Fragen des Wohnens, der Versorgung und der Betreuung
im Alter auseinander. Ausgehend von einer empirischen Erhebung der Bedürfnisse älterer Menschen
und einer Analyse bestehender Angebote werden für das Haus Betreutes Wohnen ins Fels am Wagram
Betreuungsmodelle und Anforderungen an die räumliche Gestaltung entwickelt. Dafür werden neben
der Auswertung der Fachliteratur und aktueller Diskurse qualitative Befragungen durchgeführt und nach
der Systemanalyse ausgewertet.
Die Region Wagram kann als ländliche, strukturell schwache aber nicht marginalisierte Region in NÖ
betrachtet werden. Hilfe wird vor allem informell, familiär und nachbarschaftlich, sowie ehrenamtlich
erbracht. Komplementär bestehen pflegerische mobile Dienste, die zunehmend die stationäre Pflege
ablösen. Als zentrale AkteurInnen in Fragen der Versorgung erweisen sich die lokalen ÄrztInnen. Defizite
bestehen in Mobilitätsangeboten an ältere Menschen, der Informationsvermittlung und überkommunalen Angeboten der Unterstützung. Die Ehrenamtsstrukturen, vor allem Freizeitgestaltung und Besuchsdienste, sind lokal gebunden und bewegen sich in Pflege und Betreuung punktuell in einem gesetzlich
ungenügend definierten Bereich.
Die erhobenen Bedürfnisse in Bezug auf Fragen des Wohnens und der Betreuung werden in soziale, materielle und ästhetische unterschieden. Dabei zeigt sich die Ambivalenz zwischen der Bereitschaft zum
gemeinschaftlichen Wohnen und dem Streben nach dem eigenen Wohlergehen. Unter Berücksichtigung
des bestehenden Angebots und der vorgegebenen Rahmenbedingungen wird ein Betreuungsmodell
basierend auf den Säulen Pflege, Ehrenamt, BewohnerInnenvertretung und Soziale Arbeit entworfen.
Die Zusammenschau hat unter Berufung auf die Prinzipien der Ganzheitlichkeit und Interdisziplinarität
die lebensweltorientierte Soziale Arbeit als die geeignete Form professionellen Tuns ausgewiesen. Insbesondere die Methode des Case Management als Fallmanagement wird empfohlen, da sie geeignet ist,
formelle und informelle Hilfen effektiv und effizient zu verbinden.
Hellerschmid, Michaela/ Kulo, Victoria/ Zirkowitsch, Maximilian 97
WISSENSCHAFTSPREIS DES SOZIALMINISTERIUMS FÜR JUNGAKADEMIKERiNNEN
Abstracts der eingereichten Arbeiten
56. Hemmers, Doris
Der für die Patienten/innen relevante Nutzen durch mobile geriatrische
­Rehabilitation versus stationäre geriatrische Rehabilitation –
eine Literaturstudie
Magisterarbeit. UMIT – Private Universität für Gesundheitswissenschaften, Medizinische Informatik und
Technik. 2013
Aufgrund des demographischen Wandels, der steigenden Anzahl alter Menschen und der damit verbundenen steigenden Zahl unterstützungsbedürftiger Menschen sollte das Rehabilitationspotential der alten
Bevölkerung stärker berücksichtigt werden.
Da keine Klarheit darüber besteht, welches für geriatrische Patienten/innen das ideale Rehabilitationsumfeld ist, versucht diese Diplomarbeit den für die Patienten/innen relevanten Nutzen durch mobile
Rehabilitation im Vergleich zu stationärer Rehabilitation aufzuzeigen.
Im August 2013 wurde eine Literaturrecherche in den Datenbanken MEDLINE, EMBASE, CINAHL und der
Cochrane Database of Systematic Reviews sowie eine Handrecherche durchgeführt. RCTs, die für geriatrische Patienten/innen relevante Outcome der beiden Rehabilitationskonzepte vergleichen, wurden in
die Arbeit aufgenommen. Die Studien wurden anhand des Cochrane Collaboration´s tool for assessing
risk of bias beurteilt und bezüglich ihrer Ergebnisse systematisch miteinander verglichen.
Die Ergebnisse von 13 Studien (1.343 Patienten/innen) zeigen, dass die mobile Rehabilitation zu gleichen
oder besseren Ergebnissen bezüglich der Aktivitäten des täglichen Lebens und der Teilhabe am sozialen
und gesellschaftlichen Leben kommt. Bezüglich der stationären Wiederaufnahmen, der Anzahl der institutionell betreuten Patienten/innen, der Stürze oder sturzbedingten Frakturen und der Mortalität gibt
es keinen Unterschied zwischen den beiden Gruppen.
Conclusio: Mobile Rehabilitation bietet für informell betreute, moderat betroffene geriatrische Patienten/
innen mit neurologischen Diagnosen, nach Frakturen, mit der Diagnose Frailty und mit cardiorespiratorischen Diagnosen eine gleichwertige Alternative zur stationären Rehabilitation, sofern die Patienten/
innen an keinen schweren Zusatzerkrankungen oder schweren kognitiven Beeinträchtigungen leiden.
Für Patienten/innen nach Schlaganfällen und nach Hüftoperationen hat die mobile Rehabilitation einen
signifikant positiven Effekt auf die Selbständigkeit in der Mobilität und die Selbständigkeit und Häufigkeit
in den Aktivitäten außer Haus. Für Patienten/innen mit der Diagnose Frailty senkt die mobile Rehabilitation das Risiko einer Verwirrtheit.
98
Hemmers, Doris
WISSENSCHAFTSPREIS DES SOZIALMINISTERIUMS FÜR JUNGAKADEMIKERiNNEN
Abstracts der eingereichten Arbeiten
57. Hermetter, Stephanie
Traumapädagogik in stationären Einrichtungen der Jugendwohlfahrt
Am Beispiel des Vereins Therapeutische Gemeinschaft Steiermark ­traumapädagogische
­Wohngemeinschaft „Lebensbaum“
Masterarbeit. Karl-Franzens-Universität Graz. 2014
In der stationären Kinder- und Jugendhilfe finden sich häufig sogenannte unbetreubare „Problemjugendliche“. Die Biografien der KlientInnen gehen häufig mit defizitären Entwicklungs- und Erziehungsbedingungen und traumatischen Erlebnissen einher, woraus sich Verhaltensauffälligkeiten ergeben. Das Feld
der Sozialpädagogik scheint hierbei spezielle Konzepte und Theorien zu benötigen, um den Bedürfnissen
der Kinder und Jugendlichen bestmöglich begegnen zu können. Die Traumapädagogik stellt Fachwissen
zur Verfügung, welches die Kenntnisse der Sozialen Arbeit mit jenen der Psychotraumatologie verknüpft.
Dieses erweiterte Repertoire soll die Fachkräfte in ihrer Handlungsfähigkeit unterstützen und eine gelingende Entwicklung der KlientInnen fördern.
In der vorliegenden Arbeit wird anhand der traumapädagogischen Wohngemeinschaft „Lebensbaum“
der Therapeutischen Gemeinschaft Steiermark untersucht, wie sich der traumapädagogische Zugang
gestaltet. Dazu wurden leitfadengestützte ExpertInneninterviews durchgeführt und die Teamprotokolle
analysiert. Die Ergebnisse verdeutlichen, dass die Kinder und Jugendlichen meist ein Entwicklungstrauma
erlebt haben, welches als die schwerwiegendste Form eines Traumas gilt. Hierbei sind vor allem Gewalt
sowie emotionale und physische Vernachlässigung zu nennen. Die daraus resultierenden Folgestörungen,
äußern sich unter anderem in Form von dysfunktionalen Verhaltensmustern, defizitärem Bindungsverhalten und/oder Störungen der Impulskontrolle. Den besonderen Bedürfnissen der KlientInnen wird
mit Hilfe des traumapädagogischen Grundverständnisses begegnet und es lassen sich erste positive
Entwicklungen erkennen. Ebenso werden die enormen Belastungen der BetreuerInnen sowie Momente
der Überforderung und Handlungsohnmacht im Arbeitsalltag deutlich. Es wird ein ganzheitlicher und
kritischer Blick auf die Thematik geworfen sowie danach gefragt, unter welchen Bedingungen man den
hohen An- und Herausforderungen langfristig standhalten kann.
Hermetter, Stephanie 99
WISSENSCHAFTSPREIS DES SOZIALMINISTERIUMS FÜR JUNGAKADEMIKERiNNEN
Abstracts der eingereichten Arbeiten
58. Hill, Marc
Marginalisiert?
Zur Relevanz von Migration im urbanen Bildungsprozess
Dissertation. Alpen-Adria Universität Klagenfurt. 2013
Die Stadt ist kein Dorf, gleichwohl wird sie in wissenschaftlichen Diskursen darauf reduziert. Dabei handelt
es sich um ein komplexes Gebilde, welches sich durch eine Vielzahl von Menschen auszeichnet, die sich
nicht kennen und aneinander vorübereilen. Sie kommen aus unterschiedlichen Städten und Ländern,
sind nur zu Besuch dort, gerade umgezogen oder in Eile. Migration und Mobilität ist also ein wesentlicher Faktor für das Stadtleben. Dennoch zeichnete sich bei der Erhebung des Forschungstandes ab,
dass Migrationsprozesse keineswegs als etwas Unspektakuläres interpretiert werden. Vielmehr tauchen
Begrifflichkeiten wie Kulturkonflikte, Identitätskrisen und Kriminalität in diesem Zusammenhang auf.
Insbesondere Bezirke mit einem überdurchschnittlich hohen MigrantInnenanteil werden als „Soziale
Brennpunkte“ jenseits der Mehrheitsgesellschaft wahrgenommen. Es stellt sich also die Frage, inwieweit solche Marginalisierungsdiskurse angesichts der Normalität von Migration überhaupt sinnvoll sind.
Darüber hinaus geraten dabei Themen wie soziale Gerechtigkeit und die Lebenslagen von Migrant*innen
aus benachteiligten Stadtvierteln aus dem Blickfeld.
Aufgrund dessen habe ich mich sowohl in theoretischer, als auch empirischer Hinsicht mit der Marginalisierung von Stadtvierteln und der Alltagswirklichkeit vor Ort befasst. Als Forschungsfeld wählte ich das
Klagenfurter Bahnhofsviertel aus. Es weist sämtliche Merkmale des städtischen Lebens auf und liegt
trotzdem in einem nahezu ländlichen Raum, wo das Thema Migration häufig durch heimatorientierte
Diskurse verdeckt wird. Es handelt sich um einen historisch gewachsenen Arbeiterbezirk, welcher in Verruf
geriet. Die Abwertung von außen beruht u.a. auf der dortigen Sprachenvielfalt (Bosnisch, Serbisch, Kroatisch, Türkisch, Englisch, Italienisch und Slowenisch) und darauf, dass es sich um einen Bezirk handelt,
der im Gegensatz zu vielen anderen Orten der südlichsten Landeshauptstadt, belebter und urbaner ist.
Weiterhin ist das Viertel von Substandard-Wohnungen, Spielcasinos, Bordellen, Internetcafés und einem
internationalen Imbissangebot geprägt.
Als Feldforscher im marginalisierten Stadtviertel von Klagenfurt nahm ich zunächst Kontakt zu Jugendlichen aus Migrationsfamilien und Erwachsenen der ersten Migrantengeneration auf und führte biografische
Interviews durch. Anhand ihrer Erzählungen konnte ich unterschiedliche Lebensstrategien im Umgang
mit hegemonialen Marginalisierungspraktiken rekonstruieren. Mit Hilfe ihrer Migrationserfahrungen
konnten sie urbane Kompetenzen entwickeln. Es fand bei den Befragten nicht nur eine Lernerfahrung
oder die bloße Aneignung von Fähigkeiten statt, vielmehr eigneten sie sich einen weltoffenen Habitus
100
Hill, Marc
WISSENSCHAFTSPREIS DES SOZIALMINISTERIUMS FÜR JUNGAKADEMIKERiNNEN
Abstracts der eingereichten Arbeiten
an, der ihre gesellschaftlichen Teilhabechancen erhöhte. Diesen informellen Vorgang habe ich als einen
urbanen Bildungsprozess interpretiert – eine neue Perspektive für eine marginalisierungskritische Stadtund Sozialpolitik.
Hill, Marc 101
WISSENSCHAFTSPREIS DES SOZIALMINISTERIUMS FÜR JUNGAKADEMIKERiNNEN
Abstracts der eingereichten Arbeiten
59. Hinterecker, Simone/ Moes, Frederic/ Müller, Ingrid
„Hilfe, ich bin Helfer!“
eine populärwissenschaftliche Auseinandersetzung mit Risiken in der S
­ ozialen Arbeit
Masterthese. FH St. Pölten. 2013
Die vorliegende Masterthesis ist eine populärwissenschaftliche Auseinandersetzung mit Risiken in der
Sozialen Arbeit. Anhand eines realen sozialarbeiterischen Falles wurde eine Geschichte entwickelt, die
den ergänzten Fallverlauf narrativ wiedergibt. Eingebettet wurde der narrative Fallverlauf in das 6-Schritte-Modell des systemischen Case Managements. Vom Kontext der Geschichte umrahmt, werden den
LeserInnen theoretische Inputs vermittelt. Aufbauend auf den Begriff „kritische Situation“ wird im Lauf
der Geschichte auf mögliche Risiken in der Sozialen Arbeit hingewiesen. Die Inputs zur Theorie sind auf
diese Hinweise abgestimmt. Ziel dieser Arbeit, auf Grund dessen die Methode des populärwissenschaftlichen Schreibens gewählt wurde, ist das Erreichen einer möglichst breiten Leserschaft. Die Möglichkeit
der Auseinandersetzung mit dem Thema Risiken in der Sozialen Arbeit soll nicht nur der Wissenschaftsbzw. Fachcommunity, sondern auch für weniger fachlich bewanderte Interessierte ermöglicht werden. Die
Arbeit wurde nach Kriterien der Popularisierung von wissenschaftlichen Inhalten verfasst. Die dadurch
vorgegebenen Techniken und Strategien wurden teilweise angepasst, um die Kriterien des Verfassens
einer Masterthese erfüllen zu können.
102
Hinterecker, Simone/ Moes, Frederic/ Müller, Ingrid
WISSENSCHAFTSPREIS DES SOZIALMINISTERIUMS FÜR JUNGAKADEMIKERiNNEN
Abstracts der eingereichten Arbeiten
60. Hinterseer, Tobias
Sozialpartnerschaft m(M)acht Arbeitspolitik
Wie institutionell bestimmtes Akteursverhalten am Beispiel der Sozial­demokratischen P
­ artei
­Österreichs sowie des Gewerkschaftsbundes und der Arbeiterkammer den Einfluss der Sozial­
partnerschaft auf arbeitspolitische Gesetzwerdungsprozesse (im Sinne der Guten Arbeit) b
­ estimmt
Dissertation. Universität Salzburg. 2014
In Anbetracht der Herausforderungen für eine Politik der ArbeitnehmerInnen werden Wege für eine mögliche aktive Mitgestaltung der ökonomischen, politischen und sozialen Zukunft gesucht. Anlehnend an
schon bestehende, traditionelle Konzepte wie etwa „decent work“ der International Labour Organization
(ILO) hat der Deutsche Gewerkschaftsbund mit „Guter Arbeit“ einen eigenständigen Ansatz entwickelt: Im
österreichischen Kontext hat sich in den letzten Jahrzehnten gezeigt, dass die Gestaltung von Arbeitspolitik nicht ohne den Einfluss der Sozialpartnerschaft und ihrer Akteure zu verstehen ist. Das in Österreich
etablierte korporatistische System war aufgrund seiner im internationalen Vergleich einzigartigen Beschaffenheit und daraus resultierender Erfolge seit Jahrzehnten im Fokus der politikwissenschaftlichen
Auseinandersetzung. Nach der Bildung einer Mitte-Rechts Regierung von ÖVP und FPÖ im Jahr 2000
wurden vorwiegend düstere Bilder für die Zukunft der Sozialpartnerschaft und den Austro-Korporatismus
gezeichnet. Die Dissertation stellt sich folgende Fragestellung: Was verhindert beziehungsweise ermöglicht den Einfluss der Sozialpartnerschaft – unter spezieller Berücksichtigung der Sozialdemokratischen
Partei Österreichs und der ihr nahestehenden Sozialpartnern Arbeiterkammer und Gewerkschaftsbund
– auf Gesetzwerdungsprozesse? Die Arbeit folgt der forschungsleitenden Hypothese: Je stärker die „Left
Power“ auftritt, desto stärker ist die Soziale Sicherheitsdimension in arbeitspolitisch relevanten Gesetzen
ausgeprägt. Für die Beantwortung der Forschungsfrage untersucht die Dissertation daher vier Gesetzwerdungsprozesse zwischen den Jahren 2002 und 2007, eingebettet in ein am qualitativen Forschungsdesign
orientiertes case study Design. Durch die Analyse dieser Gesetzwerdungsprozesse werden Gründe für die
Stärke der Left-Power sowie für die Stabilität der Sozialpartnerschaft erklärt werden. Hierbei stehen die
institutionellen Pfadabhängigkeiten sowie die korporativen und institutionellen Erwartungssicherheiten
vor allem der SPÖ sowie der ihr politisch nahestehenden Verbände AK und ÖGB als Erklärungsvariable
im Vordergrund. Als theoretische Basis werden der Akteurszentrierte Institutionalismus sowie weitere,
daran anschließende Erklärungen für das Handeln der Akteure herangezogen. Zur Beantwortung der
Frage wurden qualitative Interviews vor allem mit Vertretern der SPÖ, AK und mit dem ÖGB, als auch mit
Vertretern der Wirtschaftskammer und der ÖVP durchgeführt.
Hinterseer, Tobias 103
WISSENSCHAFTSPREIS DES SOZIALMINISTERIUMS FÜR JUNGAKADEMIKERiNNEN
Abstracts der eingereichten Arbeiten
61. Hocher, Magdalena
„Die Entscheidung zur Hausgeburt als deviantes Verhalten – Guter Start oder
unnötiges Risiko für Mutter und Kind?“
Wie sich Frauen in Auseinandersetzung mit ihrer sozialen Umwelt für eine Hausgeburt entscheiden
Masterarbeit. Universität Wien. 2014
Der Beginn des Lebens durch die Geburt eines Kindes ist ein in der Soziologie wenig beachtetes Thema.
Eine spezielle Ausformung der Geburt, die Hausgeburt, ist in den letzten Jahrzehnten stark zurückgegangen und stellt in den meisten westlichen Gesellschaften nur noch die Abweichung vom Normalfall
Spitalsgeburt dar.
Die vorliegende Masterarbeit untersucht die Forschungsfrage, wie Frauen sich in Auseinandersetzung
mit ihrer sozialen Umwelt für eine Hausgeburt entscheiden. Dafür wird Geburt und Schwangerschaft
zu Beginn durch die theoretischen Ansätze von Van Gennep (1999) und Plessner (1975) auf der Ebene
der gesellschaftlichen Regeln und Rituale sowie des Zusammenspiels von körperlichen und sozialen
Strukturen eingebettet. In weiterer Folge wird die Entscheidung zur Hausgeburt als Auswahl zwischen
Alternativen aufgrund der individuellen und situationsbezogenen Möglichkeiten gesehen und durch das
Analysemodell von Pelikan und Halbmayer (1999) genauer beschrieben.
Die stetig sinkende Geburtenzahl in den westlichen Industrienationen hat dazu geführt, dass Schwangerschaft und Geburt in unserer Gesellschaft mittlerweile auch im Kontext des Medikalisierungsdiskurses
zu sehen ist. Weiters sind die Betrachtung des gesellschaftlichen Wandels sowie die aktuellen Merkmale
und der Diskurs in Bezug auf Schwangerschaft und Geburt von großer Bedeutung bei der Betrachtung
von Hausgeburt zum heutigen Zeitpunkt. Hausgeburt ist in diesem Zusammenhang vor allem im Spannungsfeld zwischen „Re-Naturalisierung“ und „Risikodiskussion“ zu sehen.
Die Forschungsergebnisse zum Thema Hausgeburt werden zuerst auf internationaler Ebene erörtert.
Dabei werden sowohl quantitativ angelegte Studien, wie qualitative Forschungsarbeiten vorgestellt, um
in weiterer Folge auf die konkrete Situation in Österreich einzugehen und die Rahmenbedingungen für
eine Hausgeburt zu beschreiben.
Das methodische Forschungsdesign der vorliegenden Masterarbeit richtet sich nach den Regeln der
qualitativen Sozialforschung. Für die Beantwortung der Forschungsfragen wurden Leitfadeninterviews
mit Frauen geführt, bei denen die Hausgeburt ihres Kindes nicht länger als ein Jahr zurückgelegen ist.
Die Auswertung der Interviews wurde mittels der inhaltlichen Strukturierung nach Mayring (1990; 2010)
104
Hocher, Magdalena
WISSENSCHAFTSPREIS DES SOZIALMINISTERIUMS FÜR JUNGAKADEMIKERiNNEN
Abstracts der eingereichten Arbeiten
vorgenommen. In weiterer Folge wurden die Ergebnisse den Kategorien des Analysemodells nach Pelikan
und Halbmayer (1999) zugeordnet.
Als Abschluss der Arbeit wird der Forschungsprozess reflektiert und die Ergebnisse im Resümee kritisch
hinterfragt, sowie auf offen gebliebene Fragen bzw. Anknüpfungspunkte für weitere Forschungen verwiesen.
Hocher, Magdalena 105
WISSENSCHAFTSPREIS DES SOZIALMINISTERIUMS FÜR JUNGAKADEMIKERiNNEN
Abstracts der eingereichten Arbeiten
62. Hollan, Katarina
“The Gender Wealth Gap in Austria:
Evidence from the Household Finance and Consumption Survey”
Magisterarbeit. Universität Wien. 2014
Wealth functions as a security net right up to a means of attaining economic and political power. In
this study, focusing on Austria, I explore the determinants of household wealth and analyze whether it
differs by gender and partnership status, by looking at single-female-headed, single-male-headed and
couple-headed households in the data provided by the Household Finance and Consumption Survey
(HFCS). The tools used for my analysis include Ordinary Least Squares regressions, quantile regressions
and regressions using an inverse hyperbolic sine transformation of the dependent variable, net wealth. To
further investigate what portion of the gap in wealth between single female and single male households
remains unexplained by observable characteristics, I use a DiNardo, Fortin and Lemieux decomposition.
Single female and single male households in Austria accumulate significantly less wealth than couple
households. Evidence for differences in wealth holdings by gender is found at the bottom and top portions of the wealth distribution. Single female households have higher net wealth at the lower end of the
wealth distribution, whereas single male households own considerably higher wealth levels at the top.
Diese Arbeit wurde in englischer Sprache verfasst.
106
Hollan, Katarina
WISSENSCHAFTSPREIS DES SOZIALMINISTERIUMS FÜR JUNGAKADEMIKERiNNEN
Abstracts der eingereichten Arbeiten
63. Hörmanseder, Cornelia
Drop-out aus der dualen Berufsausbildung Oberösterreichs
Masterarbeit. Johannes Kepler Universität Linz. 2014
Die sozialpolitische Ausgangslage meiner Arbeit begründet sich durch das Faktum, dass Jugendliche,
deren maximale Schulausbildung eine Pflichtschule darstellt, mit einem dreifachen Arbeitslosenrisiko
konfrontiert sind, als vergleichsweise Jugendliche mit einem Lehrabschluss. Bis dato wurde noch keine
Studie über die Beweggründe der Lehrlinge durchgeführt, welche einen Lehrabbruch verursachen. Die
Forschungsfrage dieser Arbeit lautet somit: „Welche Ursachen beeinflussen, bei oberösterreichischen
Jugendlichen, den Drop-out aus der dualen Berufsausbildung?“
Die methodische Herangehensweise erfolgte mittels quantitativer Befragung zur Überprüfung von sechs
Hypothesen. Entsprechend den Hypothesen wurden Fragestellungen erarbeitet, und in Form eines
sechsseitigen Fragebogens an LehrabbrecherInnen und LehrabsolventInnen verschickt. Die Untersuchungsvariablen des Rücklaufes - 324 Fragebögen - wurden mittels statistischer Analysen ausgewertet.
Die Operationalisierung der Ergebnisse untermauerte folgende vier Hypothesen:
Eine mangelnde Inklusion des Lehrlings im Lehrbetrieb führt zum Lehrabbruch.
■■ Werden Erwartungen und Vorstellungen des Lehrlings über die duale Berufsausbildung nicht erfüllt,
führt dies zum Drop-out.
■■ Mangelnde Anerkennung in der dualen Berufsausbildung führt zum Drop-out.
■■ Entspricht das Arbeitsumfeld nicht den Vorstellungen des Lehrlings, führt dies zum Drop-out.
■■
Die Häufigkeitsanalyse zur Fragestellung, der Beweggründe der Lehrlinge, die zum Lehrabbruch führen,
spiegelten ebenfalls die bestätigten Hypothesen wieder:
Der Lehrling fühlte sich im Lehrbetrieb nicht wohl.
■■ Der Lehrling erhielt zu wenig Anerkennung und Lob.
■■ Der Lehrling hatte Streit mit dem Ausbilder/ der Ausbilderin.
■■
Die durchgeführte Befragung zeigt sozialpolitischen Akteuren mögliche Handlungsfelder auf, um einem
Drop-out entgegenzuwirken, und somit das Arbeitslosenrisiko und deren langfristige Effekte auf Jugendliche zu minimieren.
Hörmanseder, Cornelia 107
WISSENSCHAFTSPREIS DES SOZIALMINISTERIUMS FÜR JUNGAKADEMIKERiNNEN
Abstracts der eingereichten Arbeiten
64. Hörting, Thomas
Konstellation einer Krise
Diplomarbeit. Universität Wien. 2014
Meine Diplomarbeit schlägt in die Kerbe, die die Finanzkrise 2008 hinterlassen hat. Schildere ich zunächst,
dass in der USA immer mehr Kredite vergeben wurden, zu immer schlechteren Konditionen und dadurch
immer mehr Menschen sich neue Häuser leisten konnten, steht der Beginn meiner Arbeit im Zeichen der
politischen Entwicklungen, welche den Immobilienboom erst ermöglichten. Das Dogma der freien Märkte,
der Einfluss der Geschäftswelt und korrupte Politiker führten zu einem schwach regulierten Finanzmarkt,
dessen Akteure immer mehr Geld scheffelten, ohne Rücksicht auf Verluste. In weiterer Folge habe ich die
Geschäfte von Banken und Investmentbanken durchleuchtet, die die Häuserkredite bündelten und als
Anlagen weiterverkauften. Erweckte dies den Anschein von Risikominimierung, wurden immer mehr Kredite, zu immer schlechteren Bonitäten vergeben und so der aktuelle Konsens der Finanzwelt untergraben.
Ab Herbst 2007 kollabierte das US-amerikanische System zunehmend. Banken und Investmentbanken
verzeichneten enorme Verluste, mussten zusperren oder fusionierten sich. Grund war der Verfall der
Häuserpreise, der dazu führte, dass die Schulden der Menschen plötzlich höher waren als der Wert ihrer
Häuser. Sie wurden zahlungsunfähig und das System brach zusammen. Grob geschätzt mussten zehn
Millionen aus ihren Häusern ausziehen. Jene, die in die Kreationen der Banken investierten, verzeichneten
jedoch die größten Verluste. Das Problem der Arbeitslosigkeit breitete sich wie ein Lauffeuer über den
Globus aus. Im Zuge der Krise kam es zu den wohl umfangreichsten Rettungsaktionen in der US-amerikanischen Geschichte. Die Manager aus den Topebenen der Finanzwelt verdienten, egal ob vor der Krise,
während der Krise oder nach der Krise, Hunderte von Millionen Dollar. Mit vielen Beispielen kann ich den
politikbestimmenden Charakter der US-amerikanischen Ökonomie aufzeigen und die Abhängigkeit der
Politiker von Wahlkampfspenden. Da die US-amerikanische Wirtschaft in engem Zusammenhang mit den
globalen Entwicklungen steht, wollte ich diese nicht ganz ausblenden. Durch die Abhängigkeit zwischen
China und den USA kann z.B. zum Teil das US-amerikanische Budgetdefizit erklärt werden. Der Dollar
wird mit Krampf als Leitwährung gehalten, nur damit alles beim Alten bleibt. Früher oder später wird sich
jedoch alles ändern und je länger alte Strukturen erhalten werden, umso härter werden diese Veränderungen im Endeffekt von statten gehen. Die wichtige Frage, ob das Dogma der freien Märkte mit der Krise
verschwunden ist, spielt eine wichtige Rolle in meiner Arbeit. Ich bin zu dem Schluss gekommen, dass
dieser Paradigmenwechsel nur langsam passieren kann, wenn er überhaupt passiert. Veränderungen
müssten jedoch von den Mächtigen angestrebt werden, als Gemeinschaft für eine Gemeinschaft.
108
Hörting, Thomas
WISSENSCHAFTSPREIS DES SOZIALMINISTERIUMS FÜR JUNGAKADEMIKERiNNEN
Abstracts der eingereichten Arbeiten
65. Humer, Alois
„Services of General Interest in der EU –
räumliche und raumpolitische Dimensionen“
Dissertation. Universität Wien. 2014
Diese Arbeit beschäftigt sich mit Services of General Interest ‚SGI‘ als einem gemeinsamen Objekt von Wohlfahrtspolitik und Raumordnung in einem europäischen Kontext. Services of General (Economic) Interest ist
ein politischer Terminus der Europäischen Union, der schon seit den Gründungsverträgen der Europäischen
Wirtschaftsgemeinschaft in Rom 1957 in den europäischen Rechtsgrundlagen vertreten ist. Gemeint sind
damit allerdings eine Vielzahl nationalstaatlicher Dienste und Infrastrukturen der Daseinsvorsorge wie
Energie-, Verkehrs- und Kommunikationsinfrastrukturen, Gesundheits- und Bildungseinrichtungen etc.
Erst seit den 1990er Jahren gewinnt SGI an politischer Präsenz und Bedeutung auf europäischer Ebene;
zuerst aufgrund des voranschreitenden Binnenmarkts und dessen Liberalisierungstendenzen, später
verstärkt in Bezug auf soziale und territoriale Kohäsion im Sinne gleichwertiger Versorgungsstandards.
Der Gegenstand der Services of General Interest wurde bisher zu wenig in einen Raumbezug gesetzt, wird
insofern aber zu einem sehr raumrelevanten Thema, als diverse EU-Kommunikationen, Vertragswerke,
Weißbücher und Chartas von fairem Zugang zu SGI für jede/n BürgerIn sprechen. Die Raumrelevanz liegt
dabei in zwei Dimensionen begründet: erstens die vertikale wirtschafts- und sozialpolitische Kompetenzfrage zwischen den verantwortlichen Ebenen und zweitens die de-facto Bereitstellung von SGI Diensten
im regionalen Kontext. Die leitende Forschungsfrage ist: „Wie sollen Services of General Interest räumlich
organisiert und bereitgestellt werden, um zu den Zielerreichungen der Europäischen Strategien beizutragen?“
Aktuelle Megatrends wie Alterung, Wirtschaftskrise etc. bedingen Änderungen in der Herangehensweise zu SGI. Die Arbeit versucht mittels eines kritisch-rationalen Ansatzes einen komparativen Beitrag zu
politischen Organisationsformen zu SGI in Europa und zu regionalen Ausstattungsstandards zu leisten.
Auf Basis von Fallbeispielen werden dann Schlüsse für eine integrative europäische Herangehensweise
gezogen. Es wird weitere Klärung brauchen zu terminologisch definitorischen Aspekten und vertikal und
horizontal integrative und raumsensible Ansätze, um zukunftsfähige Antworten auf die Herausforderungen einer alternden Gesellschaft und markanter räumlicher Disparitäten zu finden. Raumordnung als
integratives Politikfeld ist ein Schlüssel dafür.
Genaue Quellenangaben: siehe Dissertation Humer, A. (2014) wie oben zitiert.
Humer, Alois 109
WISSENSCHAFTSPREIS DES SOZIALMINISTERIUMS FÜR JUNGAKADEMIKERiNNEN
Abstracts der eingereichten Arbeiten
66. Humer, Stefan
Intergenerational Aspects of Inequality
Dissertation. WU Wien. 2015
Im Rahmen dieser Dissertation werden verschiedene Aspekte von intergenerationalen Transfers und deren
Bedeutung für die zunehmende Konzentration von Einkommen und Vermögen in den entwickelten Ländern
näher beleuchtet. So wird im ersten Abschnitt das Ausmaß der intergenerationalen Einkommensmobilität
in Europa mit einem Sondermodul der European Union Statistics on Income and Living Conditions (EU-SILC)
der Jahre 2005 und 2011 untersucht. Da die darin enthaltenen Informationen zur finanziellen Situation der
Elterngeneration im internationalen Vergleich nur eingeschränkt interpretierbar sind, werden die Löhne
der Väter auf Grundlage ihrer sozioökonomischen Charakteristika geschätzt. Um die Unsicherheit dieser
Vorgangsweise im vollen Umfang darzustellen, schlage ich die Verwendung Bayesianischer Verfahren
in Kombination mit multiplen Imputationen vor. Dabei zeigt sich, dass die Persistenz vor allem an den
Rändern der Einkommensverteilung besonders ausgeprägt ist.
Eine umfassende Erhebung der Europäischen Zentralbank zur finanziellen Situation privater Haushalte ermöglicht es erstmals, eine detailliertere Vorstellung über die Verteilung von Vermögen in Österreich zu gewinnen.
Dieser neue Wissensstand ist der Ausgangspunkt für die beiden folgenden Untersuchungen. Zunächst wird
die gemeinsame Verteilung von Vermögen und sozioökonomischen Charakteristika analysiert. Infolge der
ausgeprägt nicht-linearen Strukturen wird dieser Zusammenhang mittels Quantilsregressionen modelliert.
Diese Berechnungen streichen die signifikante Rolle von Alter und Bildung der Haushaltsreferenzperson, Eigentum des Hauptwohnsitzes und Unternehmensbeteiligungen für die relative Vermögensposition der privaten
Haushalte heraus. Betrachtet man die Spitze der Vermögensverteilung im Detail, so zeigt sich hier die besondere Bedeutung von Einkommen aus selbstständiger Arbeit und erhaltenen Erbschaften und Schenkungen.
Im dritten Teil wird eine Methodik präsentiert die es durch die Kombination der Mikrodaten des Household
Finance and Consumption Survey (HFCS) und alters-, geschlechts- und bildungsspezifischen Mortalitätsraten
ermöglicht, das zukünftige Steueraufkommen einer Besteuerung von Vermögensübertragungen abzuschätzen. Die Ergebnisse zeigen, dass aufgrund der Struktur der Vermögensverteilung und des demografischen
Wandels eine starke Zunahme der aggregierten Erbschaften und Schenkungen zu erwarten ist. So wird
sowohl die Zahl der Vermögensübertragungen als auch deren durchschnittliche Höhe von 8 Mrd. € im Jahr
2010 bis auf 20 Mrd. € im Jahr 2035 dynamisch steigen. Eine Verknüpfung relativ großzügiger Freibeträge mit
progressiven Steuersätzen ermöglicht es, einen Großteil der Vermögensübertragungen nicht oder nur in einem geringen Ausmaß zu belasten und gleichzeitig doch ein substantielles Steueraufkommen zu generieren.
Diese Arbeit wurde in englischer Sprache verfasst.
110
Humer, Stefan
WISSENSCHAFTSPREIS DES SOZIALMINISTERIUMS FÜR JUNGAKADEMIKERiNNEN
Abstracts der eingereichten Arbeiten
67. Jaklitsch, Dominik
„Inklusive Arbeit –
die berufliche Integration von Menschen mit Behinderungen in den ersten ­Arbeitsmarkt unter besonderer Berücksichtigung der segregierten Unterstützten Beschäftigungsformen“
Diplomarbeit. Universität Graz. 2014
Diese Arbeit widmet sich der beruflichen Eingliederung von Menschen mit Behinderung. Dabei werden
integrativen Arbeitsplätzen am ersten Arbeitsmarkt bestehende Beschäftigungsstrukturen im vom allgemeinen Arbeitsmarkt segregierten Bereich (zweiter und dritter Arbeitsmarkt) gegenübergestellt. Im
rechtspolitischen Teil wird das Thema zunächst allgemein behandelt. Nachdem einleitend die sozialpolitische Relevanz der Thematik aufgezeigt wird, wird ein Überblick über die politischen Zielvorgaben, die
rechtlichen Rahmenbedingungen, das Leistungsangebot auf Landes- und Bundesebene sowie über die
aktuelle Beschäftigungssituation von beeinträchtigten Menschen in Österreich geboten. Im Folgenden
werden allgemeine Probleme betreffend die berufliche Integration von behinderten Menschen erörtert und Lösungsansätze präsentiert. Im Kernstück der Arbeit werden die bestehenden Strukturen des
vom Arbeitsmarkt segregierten Bereichs der Unterstützten Beschäftigungsformen (zweiter und dritter
Arbeitsmarkt) im Lichte der UN-Behindertenrechtskonvention, die die Schaffung eines inklusiven, für
alle behinderten Menschen chancengleich und barrierefrei zugänglichen Arbeitsmarkts fordert, kritisch
beleuchtet. Der rechtsdogmatische Schwerpunkt liegt dabei auf der arbeits- und sozialrechtlichen Behandlung von behinderten Menschen, die in sogenannten „geschützten Werkstätten“ (das sind vom
allgemeinen Arbeitsmarkt segregierte Einrichtungen der Behindertenhilfe) beschäftigt sind. Dabei geht
es um wesentliche Fragen wie die sozialversicherungsrechtliche Absicherung, die Entlohnung oder die
Wahrnehmung von Mitwirkungsrechten auf betrieblicher Ebene. In diesem Zusammenhang wird unter
Berücksichtigung der einschlägigen Judikatur die Anwendbarkeit des Arbeits- und Sozialversicherungsrechts sowie des Betriebsverfassungsrechts geprüft sowie schließlich der Frage nachgegangen, ob und
unter welchen Voraussetzungen diese Personen eine Entgeltdiskriminierung geltend machen können.
Jaklitsch, Dominik 111
WISSENSCHAFTSPREIS DES SOZIALMINISTERIUMS FÜR JUNGAKADEMIKERiNNEN
Abstracts der eingereichten Arbeiten
68. Kainz, Günther
“A Matter of Trust: Keeping Promises in Negotiations”
Dissertation. Universität Wien. 2013
The phenomenon of trust is based on the principle and expectation that people keep their promises.
Keeping promises enhances cooperation and efficiency. Although an element of trust can be found in every
business transaction (Arrow, 1972), there are individual differences among people. People sometimes
abuse trust and override decisions in order to increase their individual payoffs in a strategic interaction.
Therefore, mechanisms to promote trust behavior are needed. One of the strongest among them is communication (Ostrom, 2003). Communication regarding the distribution of outcomes (hereafter referred as
negotiation context) gives opportunities to learn about the interaction partner and assess the credibility
and reliability of prior promises. As communication promotes trust, so trust leads to cooperation, and
allows for more efficient outcomes.
Within the framework of this dissertation, we address the problem of trust behavior in the context of
negotiations. From the economic perspective we are interested in how communication affects the relationship between individual differences and trust behavior. Besides emphasizing the context of negotiations, we also analyze the communication content employing strategies from the negotiation sciences.
The objective is to test how individual differences in social motivations influence the trust behavior and
whether and how an option to override the achieved agreement influences the outcomes. We investigate
the impact of bargaining behavior (negotiation strategies) on the negotiation out-comes in order to test
for the congruence between spoken words and actual decisions.
We use the combination of two methods – experiment and questionnaires – to answer our research questions. We conduct an integrated analysis of the quantitative data based on experimental results and the
qualitative data collected by means of content analysis. Our experimental design is essentially based on
the ‘trust game’ (Berg et al, 1995) which we enrich with face-to-face communication (negotiation) and an
option of overriding an achieved agreement. We observe the trust behavior in two experimental phases
(t=1: face-to-face phase; t=2: email follow-up phase). Prior the experiment subjects are screened (using
questionnaires) and subsequently matched according to their individual differences in social motivations.
Moreover the communication content is recorded and analyzed with the help of content analysis. As a
result, we follow a triangulation approach (Flick, 2009) by combining different methods and different
types of data (quantitative and qualitative).
The findings of the trust game negotiations show that face-to-face communication leads to fair and
efficient trust behavior and that subjects systematically respond to the interaction partners’ behavior.
112
Kainz, Günther
WISSENSCHAFTSPREIS DES SOZIALMINISTERIUMS FÜR JUNGAKADEMIKERiNNEN
Abstracts der eingereichten Arbeiten
The majority of the participants share evenly negotiation out-comes: 89% in face-to-face and 84% in the
email follow-up phase. Thus, individual differences are adapted or even eliminated in the face-to-face
communication phase. Subjects, to a remarkably large extent, display a tendency to keep the promises
made in the face-to-face phase: 87% participants did not change their decision when the overriding option was provided. If overriding option was employed, it was done by both social-minded and egoistic
orientated subjects. However, the egoistic orientated ones trigger the individual differences (statistically
significant) in the email follow-up phase (t=2).
Concerning the impact of bargaining behavior (negotiation strategies) on the negotiation outcomes,
our content analysis shows that the communication content is consistent with the actual actions in the
experimental phases. In particular, distributive information (refers to self-interest and task) has a negative influence and integrative information (takes the other party into account) has a positive influence
on the negotiation outcomes in the face-to-face phase (t=1). Moreover, it is interesting that negotiation
strategies also have effects on the negotiation outcome in the email follow-up phase. It implies that the
more integrative action or value creation is employed the higher are the individual outcomes (t=2). Thus,
our objective to ascertain the congruence between spoken words and actual actions in the trust game
negotiations yielded positive results. To summarize, communication contributes to fair and efficient
outcomes, whereas communication content (negotiation strategies) affect actual decisions.
Diese Arbeit wurde in englischer Sprache verfasst.
Kainz, Günther 113
WISSENSCHAFTSPREIS DES SOZIALMINISTERIUMS FÜR JUNGAKADEMIKERiNNEN
Abstracts der eingereichten Arbeiten
69. Kampl, Christina Birgit
Parent battering
Gewalt von Jugendlichen gegen Eltern: Eine qualitative Befragung verschiedener ExpertInnen in Wien
Masterarbeit. Universität Wien. 2014
Elternmisshandlung (EM) ist ein Phänomen familiärer Gewalt, das bis dato noch nicht berücksichtigt
wurde – weder in der Wissenschaft, noch in der Gesellschaft. Rund 30 Studien zählt die Forschung zum
Thema, die überwiegend aus dem angloamerikanischen Raum kommt. Im deutschsprachigen Bereich
fehlen wissenschaftliche Untersuchungen komplett, deshalb ist auch die Häufigkeit und Verbreitung von
EM schwer abzuschätzen. US-Daten gehen von einer Prävalenzrate von zumindest 10% der Kinder und
Jugendlichen aus, die gegen ihre Eltern gewalttätig werden. Die Interventionsstelle Wien gibt in ihrer
Statistik 2013 einen Prozentanteil von etwa 6% der angezeigten Fälle an, in denen Söhne bzw. Töchter als
GefährderInnen weggewiesen wurden (zu beachten ist dabei jedoch, dass es sich um Söhne und Töchter
jeden Alters handelt).
Von EM ist dann die Rede, wenn ein bei den Eltern lebendes Kind regelmäßig einen oder beide Elternteile
physisch oder psychisch angreift und/oder finanziell schädigt. Die Misshandlungen beginnen meist mit
der Pubertät und haben eine beabsichtigte Verletzung zum Ziel. Mit vorliegender Masterarbeit sollen Informationen gesammelt werden, um das Wissen zum Gegenstand zu bereichern und zukünftige Forschung
in diese Richtung anzuregen. Anhand von elf qualitativen ExpertInneninterviews aus den Bereichen Psychotherapie, Sozialarbeit, Kinder- und Jugendpsychiatrie, Schulpsychologie, Polizei und Justiz soll ein
umfassendes Bild zum Thema gezeichnet werden. Fallbeispiele tragen zu einem besseren Verständnis der
Lage von Betroffenen bei und geben Einsicht in konkrete Situationen. Grundsätzlich sind die Ergebnisse
der Untersuchung besonders interessant für Menschen, die im Gesundheitsbereich arbeiten und/oder
mit Jugendlichen, Eltern und Familien zu tun haben. Anhand der Untersuchungsergebnisse zeichnet sich
kurz zusammengefasst folgendes charakteristisches Bild von EM in Wien ab: Mütter sind die häufigsten
Opfer, Söhne die häufigsten Täter. Erpressungen, Drohungen und Beschimpfungen kommen sehr häufig
vor, wobei sich viele Auseinandersetzungen um Geld drehen.
Extreme Gewaltbereitschaft zeigen vermehrt junge Jugendliche im Alter von 12-13 Jahren. Nach außen
hin sind die Jugendlichen oft sozial auffällig, es gibt aber auch welche, die unauffällig sind und nur zuhause randalieren. EM ist klassen- bzw. schichtunabhängig. Oftmals sind Eltern betroffen, die vermeintlich
gutmeinend handeln (Verwöhnung, Symbiose, Schuldgefühle) und so unbewusst die Interaktion mit dem
Kind tiefgreifend verändern. Diese Entwicklung geht meist über Jahre und verläuft schleichend.
114
Kampl, Christina Birgit
WISSENSCHAFTSPREIS DES SOZIALMINISTERIUMS FÜR JUNGAKADEMIKERiNNEN
Abstracts der eingereichten Arbeiten
70. Kaps, Viktoria
Die Gleichstellung von Frauen und Männern in Unternehmensberichten
Diplomarbeit. Leopold-Franzens-Universität Innsbruck. 2014
In dieser Arbeit geht es darum, darzustellen, wie Unternehmen das Thema Gleichstellung von Frauen
und Männern in den von ihnen veröffentlichten Nachhaltigkeitsberichten behandeln. Dafür wurden 100
Nachhaltigkeitsberichte österreichischer Unternehmen (börsennotierter, staatsnaher und klein und
­mittelständischer) auf den Detaillierungsgrad von Informationen, die Gender-Aspekte enthalten, untersucht.
Alle untersuchten Berichte richten sich nach dem Standard, der von der Global Reporting Initiative
herausgegeben wurde, um die Nachhaltigkeitsberichterstattung weltweit einheitlich zu gestalten. Die
Indikatoren dieses Standards, die Gleichstellungsaspekte beinhalten, dienen als Basis der Analyse und
die Nachhaltigkeitsberichte werden je nach Inhalt verschiedenen Idealtypen zugeordnet, die zeigen, in
welcher Art und Weise sich verschiedene Möglichkeiten der Berichterstattung voneinander unterscheiden.
Diese Ergebnisse werden in einer 4-Felder Matrix übersichtlich dargestellt. Neben der Identifizierung des
gängigen Berichtsstandards und der aktuellen Berichterstattungspraktiken ist ein Vergleich von großen
Unternehmen und KMUs Teil der Arbeit, der Unterschiede bei den Anteilen von in diesen Unternehmenstypen beschäftigten Frauen aufzeigt. Die Ergebnisse der empirischen Untersuchung werden mit Hilfe der
Translation- und der Akteur-Netzwerk Theorien in einen wissenschaftlichen Kontext eingebettet und
im letzten Teil der Arbeit werden die Erkenntnisse, die die Analyse der Nachhaltigkeitsberichte mit sich
brachte, zusammengefasst und eine Handlungsempfehlung aus diesen abgeleitet, die, sowohl Unternehmen, die bereits berichten, als auch Unternehmen, die noch keine Nachhaltigkeitsberichte verfassen, von
der Wichtigkeit der Nachhaltigkeitsberichterstattung und vor allem von der Einbeziehung von Gender-­
Aspekten überzeugen soll.
Kaps, Viktoria 115
WISSENSCHAFTSPREIS DES SOZIALMINISTERIUMS FÜR JUNGAKADEMIKERiNNEN
Abstracts der eingereichten Arbeiten
71. Kerndler, Martin
The twin hypothesis of education and retirement
Diplomarbeit. TU Wien. 2013
Common models examining the effects of demographic change and the efficiency of policy reforms often
suffer from two important shortcomings: (i) interaction between an individual’s schooling and retirement
decision is disregarded and (ii) a realistic demographic population structure is absent.
In this thesis, two models by Ben J. Heijdra and Ward E. Romp are combined into a framework with realistic
demographic features where agents endogenously choose both length of schooling and retirement age
at the same time. I assess how optimal individual decision making differs from the original papers, where
only one of these decisions is endogenous, and how the dynamics of aggregate variables are affected.
While long-run effects of demographic shocks and policy reforms can be derived analytically, solving for
the respective transition paths of the economy involves numerical computations.
Most interestingly, I find that not controlling for individual adjustments in both education and retirement
at the same time will overestimate the negative impact of aging on the macro-economy. In particular, an
increase in life expectancy from the benchmark level of 76.6 years to 82.3 years is found to decrease the
long-run level of per capita output by 4.7% (3.3%) when only individual adjustments in education (retirement) are considered. If both variables are treated as endogenous, output drops by only 2.5%. This finding
suggests that the negative macroeconomic effect of longevity improvements may be overestimated by
32% in common models of the literature where only retirement is endogenous. Similarly, the economic
impact of reforms to the public education system is found to be much stronger if not only schooling but
also retirement is treated as endogenous.
Based on the results of this thesis, economists and policymakers should be warned that ignoring the
interaction between individual education and retirement decisions may result in wrong expectations
about the quantitative impact of demographic shocks and policy reforms.
Diese Arbeit wurde in englischer Sprache verfasst.
116
Kerndler, Martin
WISSENSCHAFTSPREIS DES SOZIALMINISTERIUMS FÜR JUNGAKADEMIKERiNNEN
Abstracts der eingereichten Arbeiten
72. Kerschbaumer, Lukas
Ausschluss der Gerechtigkeit?
Die Bedarfsorientierte Mindestsicherung auf dem Prüfstand – oder vom ­Unterschied zwischen Leben
und Existenz
Masterarbeit. Leopold-Franzens-Universität Innsbruck. 2014
Die hier vorliegende wissenschaftliche Arbeit beschäftigt sich mit dem Thema der seit 2011 neu implementierten Bedarfsorientierten Mindestsicherung. Im Fokus liegt neben einer theoretischen Aufarbeitung
der Thematik der Gerechtigkeit innerhalb von Gesellschaft und Sozialstaat auch das Zusammenspiel von
Ökonomie, Politik und den Lebenswelten der BezieherInnen. Das bedeutet, dass strukturanalytische
Aspekte des österreichischen Sozialstaates genauso ihren Einzug finden, wie es theoretische Konzepte
zum Verständnis von Gerechtigkeit und sozialer Teilhabe tun. Die empirische Basis für diese Arbeit liefern
qualitative Interviews, die mit den direkt Betroffenen des neuen sozialen Sicherungssystems der Mindestsicherung durchgeführt wurden. Diese Erhebung wurde im Rahmen der vom Tiroler Wissenschaftsfond
geförderten Studie „Armutsdynamiken in Tirol“ erhoben und ausgewertet. Die Leitung dieses Projekts
hatte Prof.in Dr.in Claudia Globisch vom Institut für Soziologie der Universität Innsbruck, die nach meiner
Mitarbeit an diesem Projekt die Daten für die Verfassung der Masterarbeit zur Verfügung stellte. Mit den
Daten und Ergebnissen aus dieser Untersuchung kann ein erstes Bild über die soziale Teilhabe sowie Armuts­
erfahrungen der EmpfängerInnen der neuen Bedarfsorientierten Mindestsicherung ermöglicht werden.
Hier können bereits erste Kritikpunkte an der Umsetzung wie Wirksamkeit der Mindestsicherung geäußert
werden, die sich immer daran bemessen, welche eigenen Ansprüche dieses soziale Sicherungssystem für
sich einnimmt. Dabei wird das Paradigma der gerechten Gesellschaft genauso kritisch betrachtet wie es
mit der sozialpolitischen Ausrichtung unter gegebenen ökonomischen Bedingungen getan wird. Eine der
zentralen Herangehensweisen an diese Thematik ist die Ausgangshypothese, dass die Bedarfsorientierte
Mindestsicherung dafür steht, dass mit dem systemisch bedingten Verlust der Möglichkeit der Selbstversorgung auch die Möglichkeit der selbstbestimmten, sinnvollen Lebensführung unter den Sinnvorgaben
der Gesellschaft verloren geht. Genau hier wird angesetzt, um zu überprüfen, was die Mindestsicherung
im Leben der von ihr betroffenen wie abhängigen Personen für Wirkungen entfaltet.
Kerschbaumer, Lukas 117
WISSENSCHAFTSPREIS DES SOZIALMINISTERIUMS FÜR JUNGAKADEMIKERiNNEN
Abstracts der eingereichten Arbeiten
73. Kleer, Benedict Philipp
„Inklusionspotenzial durch weitere Beteiligungsinstrumente?
Eine Vergleichsanalyse der Bürgerschaftswahlen 2011 mit dem Volks­entscheid 2010 in Hamburg im
Hinblick auf die Gleichheit in der Beteiligung.“
Masterarbeit. Universität Wien. 2014
Ziel dieser Arbeit ist die Analyse eines direktdemokratischen Instruments im Hinblick auf die Gleichheit
in der Beteiligung. Dabei wird zuerst demokratietheoretisch diskutiert, wie Partizipation in der modernen Demokratie gestaltet ist und wie darauf die Legitimität des Systems begründet liegt. Ebenso wird
erörtert, wie sich Repräsentation gestaltet und welche Krisenmomente in der heutigen Demokratie feststellbar sind. Anschließend werden die politische Partizipation geordnet und die gängigen Thesen der
Forschung diskutiert. Der Forschungsstand wird dargelegt, um daraus die eigenen Hypothesenaufstellung
begründen zu können. In einem Zwischenschritt wird das Volksgesetzgebungsverfahren erläutert und
diskutiert. In der quantitativen Analyse werden anhand einer logistischen Regression Einflussfaktoren
auf die Teilnahme verifiziert. Zur Identifikation von Repräsentationsunterschieden wird ein Vergleich
von Nichtwähler_innen und Wähler_innen im Hinblick auf sozialstrukturelle Merkmale erfolgen. Anhand
der offiziellen Wahlstatistik wird der Zusammenhang zwischen Beteiligung am Volksentscheid und dem
Anteil an Arbeitslosen, SGB II-Empfänger_innen, Ausländer_innen und dem durchschnittlichen Steuereinkommen je Einwohner_in in einem Stadtteil dargestellt.
Als Ergebnis dieser Arbeit lässt sich festhalten, dass anhand des vorliegenden Datensatzes der Volksentscheid eine ähnliche Exklusion wie die Bürgerschaftswahlen aufweist. Es zeigt sich, dass in beiden
Instru­menten die Beteiligung von Personen mit geringerem Einkommen und geringerer Bildung schwächer
ausfällt. Die Krise der Demokratie rührt aus der Verletzung des Gleichheitsprinzips, welche die politische
Partizipation hemmt. Aus demokratietheoretischer Sicht reicht nicht nur eine Erweiterung der Partizipationsinstrumente, sondern als Startbedingung für politische Partizipation muss in der gegenwärtigen
Situation die politische Gleichheit diskutiert werden.
118
Kleer, Benedict Philipp
WISSENSCHAFTSPREIS DES SOZIALMINISTERIUMS FÜR JUNGAKADEMIKERiNNEN
Abstracts der eingereichten Arbeiten
74. Klinglmair, Robert
Determinanten von Bildungsarmut bei Jugendlichen in Kärnten
Eine empirische Analyse
Dissertation. Alpen-Adria Universität Klagenfurt. 2012
Die beobachtete Bildungsexpansion der vergangenen Jahrzehnte hat nicht alle Bevölkerungsschichten
gleichermaßen erreicht. So sind österreichweit rund 10 % der Jugendlichen eines Altersjahrganges (je nach
Definition) als „bildungsfern“ zu bezeichnen und können keine über die Pflichtschule hinausgehende formale
Ausbildung vorweisen. Diese Jugendlichen sind von Übergangsproblemen in eine weiterführende Ausbildung
bzw. den Arbeitsmarkt betroffen und weisen vielfach abgebrochene oder atypische Bildungs- und Berufsverläufe auf, wobei sich dieser Zusammenhang als äußerst persistent darstellt und im Erwachsenenalter
fortsetzt. Neben individuellen Konsequenzen von „Bildungsarmut“ wie einem erhöhten Arbeitslosigkeitsrisiko, geringerer Erwerbsbeteiligung, verstärkter Armutsgefährdung und der Gefahr sozialer Ausgrenzung
sind – angesichts der bevorstehenden demographischen Entwicklung, die ein rückläufiges Erwerbspotential
bei gleichzeitiger Alterung der Gesellschaft zur Folge hat – auch zunehmend gesamtwirtschaftliche Konsequenzen und hohe volkswirtschaftliche Folgekosten für den Wirtschaftsstandort Österreich zu erwarten.
Demnach gilt es, speziell den vorzeitigen Bildungsabbruch verstärkt in den politischen Fokus zu rücken:
der bereits heute vieldiskutierte Fachkräftemangel wird sich weiter zuspitzen; damit stellt sich die Frage
nach der Verhinderung vermeidbarer Verluste in Form früher Bildungsabbrecher/innen noch dringender,
wie etwa im Nationalen Bildungsbericht Österreichs angeführt wird.
Um tiefere Einblicke in den – in Österreich noch wenig elaborierten – Forschungsbereich über die Entstehungszusammenhänge von Bildungsarmut zu erhalten und mögliche Handlungsoptionen für die (Berufs-)
Bildungs- und Arbeitsmarktpolitik abzuleiten, wurde – mittels eines modular aufgebauten Fragebogens
mit 67 Fragen – eine empirische Erhebung zur Bildungs- und Berufssituation von insgesamt 6.700 kärntner
Jugendlichen im Alter zwischen 15 und 24 Jahren durchgeführt. Ziel war es dabei – neben einer Darstellung
etwaiger Unterschiede in den Bildungs- und Berufskarrieren von bildungsfernen und bildungsnahen Jugendlichen auf Basis von Kontingenztafelanalysen oder Wilcoxon-Rangsummentests – jene Einflussfaktoren zu
identifizieren, welche maßgeblich dafür sind, das formale Bildungssystem frühzeitig und ohne entsprechenden Abschluss zu verlassen. Mittels eines logistischen Regressionsmodells konnten insgesamt elf statistisch
signifikante Determinanten ermittelt werden, die sich grundsätzlich in schulische Faktoren sowie die soziale
Herkunft trennen lassen und mittels Wahrscheinlichkeitsberechnungen die Basis für ein frühzeitig in der
Pflichtschule ansetzendes Warnsystem („Ampelsystem“) darstellen, das dazu beitragen könnte, – über die
einfache Identifikation von Risikoschüler/innen – einen Bildungsabbruch präventiv zu verhindern.
Klinglmair, Robert 119
WISSENSCHAFTSPREIS DES SOZIALMINISTERIUMS FÜR JUNGAKADEMIKERiNNEN
Abstracts der eingereichten Arbeiten
75. Koenig, Oliver
„Das Modell von Enabling & Disabling Spaces:
Möglichkeiten und Grenzen von erwachsenen Menschen mit einer i­ ntellektuellen Beeinträchtigung,
Erwerbsarbeit als Identitätsziel zu ­verhandeln. Ergebnisse einer qualitativen Untersuchung aus einer
Disability Studies Perspektive“
Dissertation. Universität Wien. 2012
Die vorliegende Dissertation verfolgt die Fragestellung, inwieweit und auf der Basis welcher Faktoren
es Menschen mit einer intellektuellen Beeinträchtigung möglich ist, vor dem Hintergrund einer durch
gesellschaftliche Barrieren zugewiesenen sozialen Position außerhalb des Erwerbssystems für sich im
Erwachsenenalter Arbeit als Identitätsziel zu verhandeln. Dabei folgt diese Untersuchung einem Bildungsverständnis, welches die Befähigung zur Selbstverwirklichung und zum aktiven Aufgreifen von
Handlungsmöglichkeiten zur eigenen Gestaltung individueller Identitätsentwürfe als normatives Leitziel
der Bildung und Unterstützung von Menschen über den Lebensverlauf ansieht.
Ausgehend von einer Disability Studies Perspektive, Behinderung nicht als individuelle der Personen
innewohnende ontologische Eigenschaft zu sehen, sondern den Prozess des „Behindert-Werdens“ als
gesellschaftliches sowie sozialisationsbedingtes Phänomen (Konstruktion) wechselseitig performativ
wirkender sozialer, kultureller, diskursiver und relationaler Zuschreibungsprozesse und institutioneller
Bedingungen zu begreifen, steht im Mittelpunkt dieser Arbeit die Rekonstruktion der Lebensverläufe von
18 erwachsenen Personen mit einer intellektuellen Beeinträchtigung.
Im Rahmen einer qualitativen Längsschnittuntersuchung wurden mit diesen Personen über einen
Zeitraum von knapp zwei Jahren in regelmäßigen Abständen Interviews durchgeführt, und die derart
gewonnenen Daten mit qualitativen Methoden der gegenstandsbezogenen Theoriebildung (Grounded
Theory) zu einem theoretischen Modell verdichtet. Ausgehend von der Konstruktion einer „Storyline“
entlang dreier in der Analyse der erzählten Biographien identifizierten projektiven Positionierungen
(Typologien) gegenüber Arbeit als möglichem Identitätsziel werden dabei zunächst, unter Zuhilfenahme
von Konzepten der Life Course Theorie, die lebensweltlichen sowie identitären Aushandlungsprozesse
der ForschungsteilnehmerInnen in den Lebensphasen der Kindheit, Jugend sowie im Erwachsenenalter
in den Blick genommen. Dabei wird versucht zu rekonstruieren, welche strukturellen Bedingungen und
Kräfte die Trajekte der ForschungsteilnehmerInnen in den jeweiligen Lebensphase beeinflusst haben
sowie wie sich diese schlussendlich auf deren Möglichkeiten der eigenständigen Beeinflussbarkeit biographischer Richtungsentscheidungen (Agency) sowie das aktive Verfolgen normativer Markierungspunkte
im Erwachsenenalter auswirken.
120
Koenig, Oliver
WISSENSCHAFTSPREIS DES SOZIALMINISTERIUMS FÜR JUNGAKADEMIKERiNNEN
Abstracts der eingereichten Arbeiten
Auf Basis der erhobenen Daten wird daraus zuletzt das theoretische Modell von Enabling & Disabling
konstruiert. Das Modell zeigt auf, wie durch die spezifischen Qualitäten der unterschiedlichen zeitlichen
und räumlichen Kontexte, durch die sich die ForschungsteilnehmerInnen bewegt haben, sowie durch
deren Gleichförmigkeit oder Variabilität von Strukturen, Kräften und sozialen Positionen, welche die
Personen darin einnehmen konnten, ihnen jeweils der Zugang zu bestimmten Ressourcen ermöglicht
oder vorenthalten wurde.
Die Akkumulation dieses „Verhandlungskapitals“ über den Lebenslauf, so zeigt dieses Modell, ist schluss­
endlich mitentscheidend, ob die Personen in die Lage versetzt werden, die sie umgebenden Strukturen
aktiv zu gestalten und für sich eigenständige Identitätsentwürfe entwickeln und realisieren können,
oder ob ihnen in Ermangelung dieser Ressourcen und zur Aufrechterhaltung ihres subjektiven Gefühls
von Handlungsfähigkeit nicht mehr übrig bleibt, als einen Beitrag zur Reproduktion der sie umgebenden
Strukturen zu leisten.
Als potenziell emanzipatorisches Modell versteht sich das Modell von Enabling & Disabling aber auch als
„Anleitung“ zur Systemtransformation in den Strukturen der Unterstützung und Forschung über Menschen
mit einer intellektuellen Beeinträchtigung, welches Räume für praktischen und theoretischen Aktivisimus
und Identitätspolitik öffnen will.
Koenig, Oliver 121
WISSENSCHAFTSPREIS DES SOZIALMINISTERIUMS FÜR JUNGAKADEMIKERiNNEN
Abstracts der eingereichten Arbeiten
76. Köfler, Laura
Der Schleier und das Dahinter.
Die Darstellung verschleierter muslimischer Frauen im Comic der EMMA ­untersucht anhand eines
­exemplarischen Beispiels. Eine Bild-Textanalyse zu Fragen der Repräsentation
Diplomarbeit. Universität Wien. 2013
Kaum ein Stück Stoff wird in der „westlichen“ und islamischen Welt öffentlich so stark diskutiert wie der
Schleier. Die dahinter stehenden persönlichen und politischen Bedeutungen sowie Beweggründe werden in der öffentlichen Wahrnehmung nur selten in ihrer Vielfalt thematisiert. Diese Arbeit untersucht
die Darstellung verschleierter muslimischer Frauen in einem ausgewählten Comic der EMMA mithilfe der
struktural-hermeneutischen Text-Bild-Analyse Müller-Doohms und analysiert die darin transportierten
Bilder. Als feministisches Magazin setzen sich EMMA und ihre Redakteurinnen mit den hierarchischen
Geschlechterverhältnissen und hegemonialen Machtstrukturen auseinander. Interessant erweist sich
daher die Frage, ob und inwiefern sich „westliche“ Feministinnen am (einseitigen) Diskurs rund um verschleierte Musliminnen und deren Kategorisierung als Opfer einer patriarchalen Religion beteiligen. Die
Forderung nach weiblicher Selbstbestimmung gehört für Alice Schwarzer & Co zu den zentralen Anliegen im Kampf gegen eine politische und gesellschaftliche Ordnung, die Frauen nach wie vor in vielerlei
Hinsicht benachteiligt. Doch zeigt sich in der Bild-Text-Analyse des von mir ausgewählten Comics, dass
EMMA selbst „anderen“, muslimischen Frauen das Selbstbestimmungsrecht abspricht. Visuelle (Re)Präsentationen werden als Projektionsfläche genutzt, (verschleierte) muslimische Frauen zu konstituieren,
sie mit gewissen Attributen zu versehen und sich dabei selbst als emanzipierte „westliche“ und säkulare
Frauen aufzuwerten. Die verschleierten Frauen übernehmen in den Comics entweder die Opfer-Rolle der
unterdrückten, rechtlosen Muslimin, welche den vorgelegten Lebensentwürfen nachgehen muss oder
aber sie nehmen die „Täterinnen-Rolle“ ein: selbstbestimmt, jedoch gleichzeitig streng-religiös, radikal
und mitunter gar fundamentalistisch. Es wird versäumt, die heterogenen Lebenswelten verschleierter,
muslimischer Frauen abseits des islamischen Glaubens zu thematisieren. Die Einbettung meiner Arbeit
in postkoloniale feministische Theorien verdeutlicht das Machtverhältnis zwischen Frauen, das „westlichen“ Feministinnen ermöglicht, verschleierte muslimische Frauen für ihre eigene Emanzipation zu
instrumentalisieren. Die Betonung von Differenz und Hierarchie markiert Musliminnen als anders und
blendet Gemeinsamkeiten aus, wobei dem Schleier als Instrument zur Vermittlung politischer Inhalte
hier eine besondere Stellung zukommt.
In meiner Arbeit wurde Bildmaterial verwendet.
122
Köfler, Laura
WISSENSCHAFTSPREIS DES SOZIALMINISTERIUMS FÜR JUNGAKADEMIKERiNNEN
Abstracts der eingereichten Arbeiten
77. Kohlbacher, Elisabeth
Das österreichische Arbeitskampfrecht nach dem Vertrag von Lissabon
Dissertation. Karl-Franzens-Universität Graz. 2013
Nach bisher herrschender Meinung in Österreich ist der Arbeitgeber dazu berechtigt, Arbeitnehmer aufgrund Nichterbringung der Dienstleistung wegen Streikteilnahme zu entlassen. Die ungerechtfertigte
Nichterbringung der Dienstleistung wird auch dann bejaht, wenn mit den Streikmaßnahmen ein kollektivrechtlich rechtmäßiges Ziel, wie etwa die Verbesserung von Arbeitsbedingungen, verfolgt wird. Die
Einheitstheorie, wie sie in Deutschland vertreten wird, wonach bei rechtmäßiger Kollektivaktion auch der
Arbeitsvertragsbruch gerechtfertigt ist, wurde in Österreich von der Lehre nicht rezipiert. Diesbezügliches
Richterrecht existiert in Österreich nicht.
Mit dem Vertrag von Lissabon ist die Charta der Grundrechte der Europäischen Union in Kraft getreten.
Gemäß Art 28 GRC haben „(…) die Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer… nach dem Unionsrecht und
den einzelstaatlichen Rechtsvorschriften und Gepflogenheiten das Recht,… bei Interessenkonflikten
kollektive Maßnahmen zur Verteidigung ihrer Interessen, einschließlich Streiks, zu ergreifen“. Art 28 GRC
verbrieft damit ein Grundrecht auf kollektive Maßnahmen. Der Inhalt des Grundrechts ist insbesondere
unter Berücksichtigung der Gewährleistungen des Art 11 EMRK in Auslegung durch den EGMR, nach
Maßgabe der gemeinsamen (Verfassungs )Rechtsüberlieferungen der Mitgliedstaaten sowie unter Heranziehung des Gehalts des Grundrechts, wie es vom EuGH als allgemeiner Rechtsgrundsatz des Unions­
rechts anerkannt wurde, zu ermitteln. Wesensgehalt des Rechts auf Streik ist, dass bei rechtmäßiger
Streikteilnahme die vertraglichen Hauptleistungspflichten suspendiert werden, der Arbeitnehmer daher
keinen Entlassungsgrund setzt.
Die Charta gilt jedoch gemäß Art 51 für die Mitgliedstaaten ausschließlich bei Durchführung des Rechts
der Union. Bei unmittelbarem und mittelbarem Vollzug von Unionsrecht, bei Beschränkung von Grundfreiheiten durch mitgliedstaatliche Maßnahmen und bei Grundfreiheitsbeschränkung durch Grundrechtsausübung ist daher der Anwendungsbereich der GRC eröffnet. Mit Entlassung eines Arbeitnehmers als
Folge einer Streikteilnahme wird zwar nicht ausschließlich Unionsrecht durchgeführt. Bei Vorliegen eines
Durchführungssachverhalts ist die Situation jedoch sowohl durch Unions- als auch durch nationales
Recht determiniert. Insbesondere um die Einheit des Unionsrechts zu gewährleisten, ist Art 28 GRC als
Maßstabsnorm heranzuziehen. Aufgrund staatlicher Gewährleistungspflichten hätten nationale Gerichte
eine in Folge einer Streikteilnahme ausgesprochene Entlassung daher als unzulässig zu beurteilen.
Kohlbacher, Elisabeth 123
WISSENSCHAFTSPREIS DES SOZIALMINISTERIUMS FÜR JUNGAKADEMIKERiNNEN
Abstracts der eingereichten Arbeiten
78. Kölbl, Katharina
Grocery Shopping at the Bottom of the Pyramid.
Opportunities for Food Retailers within the Target Group of Low-Income Consumers
Master Thesis. WU Wien. 2014
Purpose – The purpose of this thesis represents the exploration of possible adaptations of food retailers’
retail mix instruments that have the potential to better meet the needs and specifics of low-income consumers in advanced economies and the development of an action plan for the food retailing industry in
order to decrease the poor’s partial exclusion from the food market place.
Background – Investigations revealed poor consumers to be confronted with disadvantages on multiple
levels in the market place (Andreasen 1975; Hamilton/Catterall 2005). If occurring in the context of grocery
shopping a moral issue is raised regarding the exclusion of a substantial segment of the population, considering the elevated poverty rates in advanced economies, as a target group. Beyond that, the economic
potential of this group, as regards accumulated spending, is underestimated.
Based on the existing research gap in respect of possible adaptations of the retail mix elements favouring low-income consumers from a retailing perspective, new insights need to be gained and a general
understanding to be established.
Research Question – What operational instruments have potential for retailers to better support the
needs of low-income consumers in advanced economies?
Design/methodology/approach – After a comprehensive literature review of first the retail mix elements
including the respective operational instruments and second the body of academic papers investigating low-income consumers’ specifics, ten guided interviews with low-income consumers, comprising a
convenient sample, were conducted. The sampling process was based on household-size dependent
income thresholds and included the consideration of poverty-related characteristics namely unemployment, single-parenthood, the absence of the Austrian citizenship and retirement. As qualitative analysis
technique content analysis by Mayring (2003) was applied.
Findings – The empirical findings confirmed low-income consumers to face severe challenges regarding
food shopping due to the current implementation of the retail mix elements and the lack of inclusion of
the specifics of the impoverished therein. The findings further highlight the great potential for improvement on the dimensions price, location, promotion, communication and assortment strategy. An action
124
Kölbl, Katharina
WISSENSCHAFTSPREIS DES SOZIALMINISTERIUMS FÜR JUNGAKADEMIKERiNNEN
Abstracts der eingereichten Arbeiten
plan for retailers was derived structured by the retail mix elements, suggesting various adaptations of
the respective operationalization and strategic orientation of the retail mix elements concerned. The
implementation of the proposed adaptations would benefit low-income consumers but at the same time
enable retailers to gain a competitive advantage leading to a sustainable improvement of various KPIs.
Diese Arbeit wurde in englischer Sprache verfasst.
Kölbl, Katharina 125
WISSENSCHAFTSPREIS DES SOZIALMINISTERIUMS FÜR JUNGAKADEMIKERiNNEN
Abstracts der eingereichten Arbeiten
79. Kollmayer, Marlene
Das Koryphäen-Problem als innovativer Indikator für Geschlechterstereotype
Diplomarbeit. Universität Wien. 2012
Geschlechterstereotype sind kulturell geteilte und individuelle Annahmen darüber, wie Frauen und Männer
sind und zu sein haben. Sie werden automatisch aktiviert, sobald eine Person als Mann oder Frau kategorisiert wird und führen zu unterschiedlichen Erwartungen an Männer und Frauen. Diese unterschiedlichen Erwartungen wie auch die Internalisierung von Geschlechterstereotypen haben großen Anteil an
Benachteiligungen von Frauen, die hohe (akademische) Positionen anstreben. Geschlechterstereotype zu
erfassen, gestaltet sich jedoch aufgrund der hohen sozialen Erwünschtheit egalitärer Einstellungen gerade
im akademischen Feld zunehmend schwierig. In der vorliegenden Studie wird deshalb ein innovativer
Indikator für Geschlechterstereotype vorgeschlagen: das Koryphäen-Problem. Das Koryphäen-Problem
ist ein Rätsel, von dem aufgrund der zugrunde liegenden psychologischen Prozesse angenommen wird,
dass es besser von Personen gelöst werden kann, deren individuelle Geschlechterstereotype nicht mit
den kulturell geteilten Geschlechterstereotypen übereinstimmen. Um diese Annahme zu überprüfen
wurde eine studentische bzw. akademisch gebildete Stichprobe (N = 517, 67.5 Prozent weiblich, 17 – 66
Jahre) gezogen, der im Rahmen eines Online-Fragebogens neben dem Koryphäen-Problem auch die
deutsche Neukonstruktion des Bem Sex-Role-Inventory (Schneider-Düker & Kohler, 1988) zur Erfassung
der Geschlechtsrollenorientierung und die Skala Leugnung von Diskriminierung (Eckes & Six-Materna,
1998) zur Erfassung sexistischer Einstellungen zur Bearbeitung vorgegeben wurden. Über 60 Prozent der
TeilnehmerInnen konnten das Koryphäen-Problem nicht korrekt lösen. Die Ergebnisse zeigen, dass Frauen
mit geschlechtsrollenuntypischer (männlicher) Geschlechtsrollenorientierung das Koryphäen-Problem
signifikant häufiger lösen als alle anderen Frauen und als Männer. Außerdem konnte gezeigt werden, dass
die Vorgabe eines Textes in gendergerechter Sprache (Versalien- bzw. Binnen-I) vor der Bearbeitung des
Koryphäen-Problems zu signifikant höheren Lösungshäufigkeiten führt. Das Koryphäen-Problem scheint
damit einen vielversprechenden Indikator für Geschlechterstereotype im Kontext akademischer Karrieren
darzustellen.
126
Kollmayer, Marlene
WISSENSCHAFTSPREIS DES SOZIALMINISTERIUMS FÜR JUNGAKADEMIKERiNNEN
Abstracts der eingereichten Arbeiten
80. Kreichauf, Renè
The European Fortress City –
The Socio-Spatial Exclusion of Asylum Seekers in Copenhagen, Berlin and Madrid
Masterarbeit. Universität Wien. 2014
Using the case studies of Berlin (Germany), Copenhagen (Denmark), and Madrid (Spain), this research
work illustrates the spatial dimensions of exclusionary mechanisms applied to immigrants asking for
asylum in the EU. In this context, the thesis analyses current policies and political decisions on housing
on the EU, national, and predominantly on the local level of the case studies. Above all, it debates the
role of operators, and presents on what criteria and political intentions the development of housing is
decided. Furthermore, it studies the spatial characteristics of housing and the “spaces of living” (location,
equipment, characteristics of the neighbourhood), and it discusses the conflicts that arise from housing
asylum seekers in communities, and forms of resistance by asylum seekers and political activists against
the housing policies.
Following findings are exemplified: Asylum centres are the dominant form of housing in the case studies.
The political and societal dealings with asylum seekers and, more specifically, the location for housing,
forms and mechanisms of heteronomy and control, as well as the material conditions of the housing affect
the inclusion process and the image of asylum seekers and their housing. The asylum centre is – in all of
the case studies – a politically induced and pushed form of housing to systematically control, displace
and disfranchise asylum seekers. The thesis underlines that there is no integration but an exclusion
policy for this particular group. Asylum seekers are strategically excluded and prevented in benefiting of
liberation, integration, and emancipation – features, which are often connected with the model of the
European city. Hence – and that is the assumption and point of discussion of this thesis –, the European
city has developed from an “integration engine” to a fortress by excluding ‘unwanted’ ‘non-citizens’ from
the actual urban life.
Diese Arbeit wurde in englischer Sprache verfasst.
Kreichauf, Renè 127
WISSENSCHAFTSPREIS DES SOZIALMINISTERIUMS FÜR JUNGAKADEMIKERiNNEN
Abstracts der eingereichten Arbeiten
81. Kreid, Johanna
Migranten im österreichischen Medienbereich –
Eine biographisch-empirische Studie zu Mitarbeitern des Radiosenders FM4
Dissertation. Universität Wien. 2014
Die vorliegende Dissertation thematisiert Migration, beleuchtet aber einen Bereich, dem bisher wenig
Aufmerksamkeit zuteil wurde: Sie widmet sich Erfahrungen von Menschen mit Migrationshintergrund,
die im Bereich der österreichischen Massenmedien arbeiten.
Lange lag das Augenmerk auf Migranten, die sich in einer sozioökonomisch marginalisierten Position
befinden – oder auch auf jenen, die aufgrund ihrer hohen Qualifikation einer Art mobilen internationalen
„Elite“ zugerechnet werden. Bereiche zwischen diesen Enden des sozialen Spektrums erfahren erst in
jüngerer Zeit wissenschaftliche Aufarbeitung: etwa die Mobilität von internationalen Studenten oder die
Migration der sogenannten Mittelschicht. Hier setzt die Dissertation an: Stellten die Massenmedien bisher
nicht das klassische Revier von Migrationsforschern dar, zeigt sich bei eingehender Betrachtung jedoch,
dass Menschen mit Migrationshintergrund in diesem Bereich durchaus vermehrt beruflich Fuß fassen.
Die Forschung basiert auf neunzehn biographisch-narrativen Interviews mit Mitarbeitern des Radiosenders
FM4, der als Teil des Österreichischen Rundfunks (ORF) den Massenmedien zuzurechnen ist. Die Radiomitarbeiterinnen und Radiomitarbeiter sind selbst migriert oder haben mindestens einen Elternteil, der
Migrant ist. Da die Interviewten gemeinhin dem Bereich der „unsichtbaren Migration“ zugeordnet werden
können, stand im Hintergrund folgende Forschungsfrage: Welche Rolle spielt der Migrationshintergrund
in den Biographien der Interviewten? Es ging also darum, wie der Migrationshintergrund verschiedene
Lebensbereiche – etwa Schulbildung, Arbeit, Spracherwerb, Sozialkontakte etc. – beeinflusste.
Die vorliegende Arbeit illustriert, welche Rolle der Migrationshintergrund im Kindes- und Jugendalter der
Radiomitarbeiter gespielt hat, und wo er – etwa in Form von Sprachkenntnissen oder Wissensgewinn – eine
positive Ressource darstellt. Ebenso zeigt sich, in welchen Bereichen nach wie vor hartnäckige Blockaden
existieren: beispielsweise im Schulsystem, in der alltäglichen Kommunikation oder auch im Kontakt mit
gewissen Beamten. Die Ergebnisse weisen zudem interessante Diskrepanzen auf: Etwa, dass der eigene
Migrationshintergrund durchaus als wertvolle Ressource empfunden wird, und dennoch gleichzeitig eine
deutliche Distanzierung zur Bezeichnung „Migrant“ vorhanden sein kann.
Dieser Widerspruch wurzelt nicht zuletzt darin, dass sich der öffentliche Diskurs um Migration zumeist um
ein auffällig schmales – nämlich problemzentriertes – Themenspektrum dreht, wobei sich die vorwiegend
128
Kreid, Johanna
WISSENSCHAFTSPREIS DES SOZIALMINISTERIUMS FÜR JUNGAKADEMIKERiNNEN
Abstracts der eingereichten Arbeiten
negativen Vorstellungen oft nicht mit der doch wesentlich facettenreicheren Realität decken. So evozieren
Begriffe wie „Migrant“ oder „Migrationshintergrund“ in erster Linie Assoziationen mit problematischen
Lebensumständen, Endgültigkeit, Unfreiwilligkeit oder schmerzhaftem Abschied. Zudem relativieren
die Forschungsergebnisse einige Vorwürfe (etwa von Integrationsunwilligkeit oder Ghettoisierung), die
immer wieder gegen Migranten gerichtet werden.
Kreid, Johanna 129
WISSENSCHAFTSPREIS DES SOZIALMINISTERIUMS FÜR JUNGAKADEMIKERiNNEN
Abstracts der eingereichten Arbeiten
82. Kreiter, Thomas
Beschäftigungsverhältnisse mit besonderer Zweckbestimmung
Die arbeits-, sozial- und unionsrechtliche Stellung von Dienstleistenden am Zweiten und Dritten
­Arbeitsmarkt
Dissertation. Universität Wien. 2013
Eine jüngere Entscheidung des OGH hat die Frage nach der Anwendbarkeit von Arbeitsrecht auf Tätigkeiten aufgeworfen, die am Zweiten und Dritten Arbeitsmarkt ausgeübt werden. Dem Zweiten Arbeitsmarkt
werden Beschäftigungsverhältnisse zugeordnet, die der Wiedereingliederung von Personen in das reguläre Erwerbsleben dienen. Zum Dritten Arbeitsmarkt gehören Tätigkeiten, die zur gesundheitlichen und
sozialen Rehabilitation verrichtet werden. Da wie dort geht es um die Beschäftigung von Dienstleistenden,
die aufgrund psychischer oder physischer Behinderung, wegen Krankheit, Drogensucht oder längerer
Arbeitslosigkeit keiner Arbeit am allgemeinen Arbeitsmarkt nachgehen können.
Für sie werden – dem Wiedereingliederungs- bzw Rehabilitationszweck entsprechend – besondere Beschäftigungsbedingungen geschaffen. Den für das Arbeitsverhältnis typischen Wettbewerbs- und Leistungsdruck kennen sie nicht („geschützte Arbeit“). Dennoch sind sie idR in persönlicher Abhängigkeit
tätig und, auf dem Boden der bisherigen Lehre und Rspr, daher Arbeitnehmer. Jüngst aber hat der OGH
anderes ausgesprochen. Wird das Beschäftigungsverhältnis von einem anderen als einem wirtschaftlichen
Zweck geprägt, ist es also „austauschfremd“, soll Arbeitsrecht keine Anwendung finden – ungeachtet des
Vorliegens von persönlicher Abhängigkeit. Dabei hat er sich auf Rebhahn berufen, der einen „prägenden,
wirtschaftlichen Austausch“ für den rechtswirksamen Abschluss eines Arbeitsvertrages fordert.
Diese Entscheidung ist von großer Bedeutung für das Arbeitsrecht. Sie unterlegt dem arbeitsvertragsrechtlichen Arbeitnehmerbegriff ein neues Verständnis. Personen, die im geschützten Sektor arbeiten,
sind keine Arbeitnehmer. Sie gehen, allen mit der Arbeitnehmereigenschaft verbundenen Rechten verlustig. Auch die sozialversicherungsrechtliche Dienstnehmereigenschaft und damit die Einbeziehung in die
gesetzliche Sozialversicherung (!) können fraglich sein. Daneben kann das Vorliegen wirtschaftsferner
Zwecke der Wanderarbeitnehmereigenschaft nach Unionsrecht entgegenstehen. Folglich ist es Ziel der
vorliegenden Arbeit, die Rolle des Vertragszwecks im Arbeits-, Sozial- und Unionsrecht zu erörtern. Dabei
wird neben grundlegenden Fragen der Arbeitsrechtsdogmatik auch die brisante soziale Dimension des
OGH-Urteils ins Blickfeld gerückt. Nichts Geringeres nämlich steht im Raum, als ein Ausschluss jener aus
dem Arbeitsrecht, die als die Schwächsten in der Arbeitswelt zu bezeichnen sind.
130
Kreiter, Thomas
WISSENSCHAFTSPREIS DES SOZIALMINISTERIUMS FÜR JUNGAKADEMIKERiNNEN
Abstracts der eingereichten Arbeiten
83. Kremmel, Katrin
„Eles não entendem!“ – Sie verstehen nicht?
JugendbewährungshelferInnen in São Paulo erzählen von ihren KlientInnen.
Diplomarbeit. Universität Wien. 2012
Die vorliegende Arbeit beschäftigt sich mit der Einführung von Restorative Justice in der brasilianischen
Jugendbewährungshilfe. Restorative Justice liegt eine bedürfnisorientierte Gerechtigkeitsvorstellung
zugrunde, die alternative Praktiken der Konfliktlösung anleitet. Konfliktlösungsverfahren der Restorative
Justice nehmen ihren Ausgang von der lebensweltlichen Erfahrung der Konfliktparteien, ermöglichen die
aktive Beteiligung der Betroffenen am Prozess der Konfliktbearbeitung und streben nach Wiedergutmachung des entstandenen Schadens. In der brasilianischen Bevölkerung hingegen sind Forderungen nach
härteren Strafen auch für Jugendliche seit der Demokratisierung des Landes in den 1980er Jahren und der
damit einhergehenden Zunahme von Gewaltverbrechen weit verbreitet. Somit müssen sich Akteure, die
Restorative Justice als Reformvorschlag für Bereiche der Strafjustiz propagieren, mit entgegengesetzten
Meinungen im öffentlichen Diskurs auseinandersetzen.
Das Kerninteresse dieser Arbeit liegt daher bei den normativen Vorstellungen jener Akteure, die für aktuelle Implementierungsversuche von Restorative Justice in der Jugendstrafjustiz eine zentrale Rolle
spielen – die JugendbewährungshelferInnen in den südlichen Stadträndern São Paulos.
In narrativen Interviews wurden die BewährungshelferInnen zu den Ursachen von Jugendkriminalität,
dem idealtypischen und tatsächlichen Umgang damit und dem Potenzial von Restorative Justice für die
Jugendbewährungshilfe befragt, um auf Muster ihrer Wahrnehmung und Deutung sozialer Zusammenhänge zu schließen. Analyseverfahren der Grounded Theory leiteten die Auseinandersetzung mit dem
Datenmaterial an und erlaubten die Beschreibung dem Datenmaterial zugrunde liegender Deutungsmuster.
Die Ursachen für die Straftaten der Jugendlichen wurden von den BewährungshelferInnen in der, von gesellschaftlicher Exklusion geprägten Sozialisierung der Jugendlichen verortet. Außerdem wird die Straftat von
den InterviewpartnerInnen als Akt der Grenzüberschreitung beschrieben. In den Augen der BewährungshelferInnen ringen ihre KlientInnen, aus einer Position der sozialen Unsichtbarkeit heraus, um gesellschaftliches
Ansehen und erfahren den strafenden Blick des Staates. In den Beschreibungen der BewährungshelferInnen
treten ihre KlientInnen nicht nur als TäterInnen auf, sondern auch die Opfer­erfahrungen der Jugendlichen
werden Bestandteil der Erzählung. In den dialogischen und partizipativen Verfahren von Restorative Justice
kann dieser ‚Doppelrolle’ der Jugendlichen Rechnung getragen werden, wodurch Restorative Justice einen
Beitrag dazu leisten könnte, die ungerecht verteilten Teilhabemöglichkeiten im brasilianischen Wohlfahrtsstaat
also solche wahrzunehmen, zu thematisieren, und wenn möglich, den Versuch eines Ausgleichs anzuleiten.
Kremmel, Katrin 131
WISSENSCHAFTSPREIS DES SOZIALMINISTERIUMS FÜR JUNGAKADEMIKERiNNEN
Abstracts der eingereichten Arbeiten
84. Krumpeck, Marlies
„Identitätskonstruktion im Kontext der Migration und die Bedeutung der
binationalen Partnerschaft“
Eine biographieanalytische Einzelfallstudie
Diplomarbeit. Universität Wien. 2013
Mit der Erfahrung der Migration gehen meist ein Wandel des soziokulturellen Umfeldes sowie die Veränderung von strukturellen Lebensbedingungen einher. Dies kann im Prozess der Identitätskonstruktion
eine spezifische Herausforderung darstellen. Migrations- und Identitätsbildungsprozesse gestalten sich
in unterschiedlichen Biographien verschiedenartig, da eine Reihe an Kontext- und Bedingungsfaktoren
auf diese Prozesse einwirken. Gegenstand der vorliegenden Forschungsarbeit sind die spezifischen Erfahrungen einer Frau in der Migration. Durch ein biographieanalytisches Vorgehen im Forschungsprozess
wird es möglich, dieses Erfahrungswissen für wissenschaftliche Auseinandersetzungen zu nutzen und
der Frage nachzugehen, welche Bedeutung Migration für die Entwicklung des Identitätskonzepts hat. Im
Mittelpunkt dieser Arbeit steht darüber hinaus das Leben in einer binationalen Ehe und welche Rolle die
Partnerschaft im Prozess der Identitätsbildung einnimmt. Basierend auf einem autobiographisch-narrativen Interview wird interpretativ analysiert, welche Identitäten die Biographieträgerin konstruiert und
auf welche kulturellen Deutungsmuster bzw. strukturellen Zusammenhänge sie dabei rekurriert. Durch
analytische Abstraktionen werden auf Grundlage einer strukturellen Beschreibung von Erzählsegmenten spezifische Grundmuster herausgearbeitet. Die narrativen Inhalte werden dabei mit der formalen
Struktur der Erzählung in Verbindung gebracht. Diese Grundmuster stehen in enger Wechselwirkung mit
den analytischen Kategorien, die auf einer identitätsbildenden Untersuchungsebene generiert werden.
Vor dem Hintergrund intersektionaler Überlegungen werden beide analytischen Einheiten sowie der
soziale Rahmen – Migration und binationale Partnerschaft – in welchem diese eingebettet sind, in ihrer
Wechselwirkung und Komplexität betrachtet. Im Hinblick auf den Prozess der Identitätskonstruktion und
-transformation treten die analytischen Kategorien und Grundmuster empirisch gleichzeitig auf und haben
in ihrer Interdependenz verstärkende oder abschwächende Wirkung. Damit eine adäquate interpretative
Analyse stattfinden kann, werden in der vorliegenden Arbeit auch Kontextualisierungen vorgenommen
und strukturellen sowie rechtlichen Bedingungen in der Migration und in der Partnerschaft Beachtung
geschenkt sowie das Augenmerk auf Frauenbilder und Geschlechterverhältnisse gelenkt. Die intensive
Auseinandersetzung mit diesen Phänomenen stellt eine wesentliche Voraussetzung für ein angemessenes
biographieanalytisches Vorgehen im empirischen Forschungsprozess dar.
132
Krumpeck, Marlies
WISSENSCHAFTSPREIS DES SOZIALMINISTERIUMS FÜR JUNGAKADEMIKERiNNEN
Abstracts der eingereichten Arbeiten
85. Kulhanek, Andrea
„Jung und arm?“
Eine qualitative und quantitative Untersuchung zur Armutsbetroffenheit j­ unger Erwachsener in
­Österreich
Masterarbeit. Universität Wien. 2012
In der österreichischen Armutsforschung wurde einer Altersgruppe – den jungen Erwachsenen – bisher
kaum Aufmerksamkeit geschenkt. So sind es gerade die jungen Erwachsenenjahre (18-29 Jahre), die
durch zahlreiche biografische Ereignisse geprägt werden. In diesem Lebensabschnitt werden wichtige
Entscheidungen (Auszug aus dem Elternhaus, Gründung einer eigenen Familie, Übergang in die erste
Beschäftigung etc.) getroffen, die den weiteren Lebensverlauf massiv beeinflussen können. Aufgrund der
hohen biografischen Ereignisdichte in den jungen Erwachsenenjahren kann deshalb davon ausgegangen
werden, dass diese Altersgruppe – gegenüber Erwachsenen in einem späteren Zeitabschnitt – erhöhte
Armutsgefährdungsrisiken aufweist.
Vor diesem Hintergrund leistet die vorliegende Arbeit auf Basis eines triangulativen Forschungsansatzes
einen Beitrag zur Erforschung der Armutsbetroffenheit junger Erwachsener in Österreich. Im Zuge der
quantitativen Untersuchung wurde die Armutsbetroffenheit junger Erwachsener in Österreich bereits
untersucht (Laimer/Oismüller 2011). Dabei konnte aufgezeigt werden, wie sich die Armutsgefährdung
junger Erwachsener in Österreich im Zeitverlauf der letzten Jahre (2004-2009) verändert hat und insbesondere für welche Subpopulationen innerhalb dieser Gruppe verstärkte Armutsgefährdungsrisiken
bestehen. Die Ergebnisse dieser Untersuchung zeigen, dass junge Erwachsene zu den wesentlichsten
Armutsrisikogruppen in Österreich zählen.
Welche Bedeutung Armut für junge Erwachsene hat und wie diese wahrgenommen wird, konnte anhand
der quantitativen Daten allerdings nicht beantwortet werden. In einer darauffolgenden qualitativen Untersuchung konnte ein Schritt weitergegangen werden und auf Basis eines triangulativen Forschungsansatzes konnten die bereits gewonnenen quantitativen Ergebnisse mit neuen (qualitativen) Erkenntnissen
vertieft werden. Im Fokus der qualitativen Untersuchung stand die gesamte Lebensgeschichte eines
armutsbetroffenen jungen Erwachsenen. Anhand eines biographisch-narrativen Interviews mit einem
armutsbetroffenen jungen Erwachsenen wurde deutlich, wie es zur Armut kam und wie Armut wahrgenommen wird bzw. welche Bedeutung diese für sein Leben hat.
Kulhanek, Andrea 133
WISSENSCHAFTSPREIS DES SOZIALMINISTERIUMS FÜR JUNGAKADEMIKERiNNEN
Abstracts der eingereichten Arbeiten
86. Lackner, Elfriede Maria
Alterslos - neue Formen autonomer Lebensgestaltung
Eine Kulturanalyse aktiven Alterns im urbanen Raum
Dissertation. Karl-Franzens-Universität Graz. 2013
Phänomen:
Die „Third Age Generation“ hat sich ihren Platz in der Gesellschaft erobert und zeigt mit aktivem Tätigsein
ihre Präsenz. Neue Altersrollen und Identitäten innerhalb des früheren Generationendenkens zeigen das
Spiegelbild einer globalisierten Gesellschaft und neu gebildete Formen der Kultur im Umgang mit den
Altersphasen.
Der Fokus liegt auf dem präsentierten und diskutierten Altersbild in den verschiedenen Altersphasen als
kulturelles Phänomen der Gesellschaft des 21. Jahrhunderts, welche neue Einstellungen dazu hervorbringt.
Methodik:
Die empirischen Erhebungen konzentrieren sich auf Einflüsse der Umformung des Selbst- und Fremdbildes
und dem sich daraus ergebenden neu angenommenen „way of life“, bezogen auf das mittelständische
Milieu von Graz.
Die Einordnung von Ereignissen des Alltags in den lokalen, sozialen und ökonomischen Kontext gibt den
äußeren Rahmen vor. Uwe Flicks Theorie zur Rückkehr zum Lokalen, um den Kontext zu lokal verorteten
Wissenssystemen, Traditionen und Lebensformen aufzuzeigen, erfordert intensive Wahrnehmung und
vertiefte Auseinandersetzung des Forschers mit dem Beforschten. Die Rückkehr zum Zeitgebundenen
hilft, den jeweiligen zeitlich aktuellen und historischen Kontext herzustellen, um das Erforschte relativieren zu können.
Diskussion:
Der Schwerpunkt empirischer Erhebungen liegt bei den „jungen Alten“, die von wirtschaftlichem Aufbau,
gehobenem Bildungsniveau, der Gesundheitsversorgung und dem damit verbundenen Aufbau eines
positiven Selbstwertgefühles in der Zeitspanne vom 2. Weltkrieg bis heute profitierten.
134
Lackner, Elfriede Maria
WISSENSCHAFTSPREIS DES SOZIALMINISTERIUMS FÜR JUNGAKADEMIKERiNNEN
Abstracts der eingereichten Arbeiten
87. Lackner, Theresa
Alles nur Rhetorik an der unternehmerischen Universität?
Gleichstellung in Leben und Arbeit von WissenschafterInnen an ö
­ sterreichischen Hochschulen
Diplomarbeit. Johannes Kepler Universität Linz. 2014
Die österreichischen Universitäten wandeln sich, im Rahmen einer fortschreitenden Ökonomisierung,
immer mehr zu wirtschaftlich denkenden Organisationen. In diesem Prozess werden Ideen des New
Public Managements wirksam, welche die Arbeitsbedingungen von WissenschafterInnen an den Hochschulen beeinflussen. Gleichzeitig zu dieser rein wirtschaftlichen Neuorientierung werden jedoch auch
Diversitäts- und Gleichstellungsthematiken zu relevanten Inhalten, die in Wechselwirkung mit Managementkonzepten und wirtschaftlichen Anforderungen treten. Im Rahmen der vorliegenden Arbeit wird der
Fragestellung nachgegangen, wie sich die, in der unternehmerischen Universität vertretenen Konzepte
New Public Management, Gender Mainstreaming und Managing Diversity auf die Gleichstellung von NachwuchswissenschafterInnen an österreichischen Hochschulen auswirken. Neben durch wissenschaftliche
Laufbahnmodelle entstehenden Anforderungen an den wissenschaftlichen Nachwuchs werden auch
Anstrengungen zur Herstellung einer Balance von Arbeit und Leben betrachtet. Als theoretische Basis für
die Arbeit dient die Theorie der rhetorischen Modernisierung. Diese bietet einen Zugang, um Einflüsse auf
die Gleichstellung der Geschlechter und etwaige widersprüchliche Wirkungsweisen von Management- und
Gleichstellungskonzepten aufzeigen zu können.
Nach einer Einleitung und einem thematischen Einstieg in das Thema der Hochschule im Wandel, wird ein
Überblick über die erwähnten Management- und Gleichstellungskonzepte gegeben und ihre Wirkungsweisen
sowie die Auswirkungen auf Gleichstellungsbestrebungen betrachtet. Anschließend wird die rhetorische
Modernisierung, und wie diese sichtbar gemacht werden kann, erläutert. Der empirische Teil der Arbeit
widmet sich zuerst der methodischen Vorgehensweise, danach werden die im Rahmen der qualitativen
Sekundäranalyse gewonnenen Ergebnisse dargestellt. Der Ergebnisteil gliedert sich grob in zwei Bereiche. Neben einer Analyse von ExpertInnenmeinungen und Dokumenten wird die individuelle Situation
der WissenschafterInnen anhand von Fallstudien mit einbezogen. Anschließend werden die Ergebnisse
zusammengefasst und eine Verknüpfung zu den theoretischen Erkenntnissen hergestellt. Den Abschluss
der Arbeit bildet ein Fazit, gemeinsam mit einem Ausblick auf weitere Untersuchungsmöglichkeiten.
Lackner, Theresa 135
WISSENSCHAFTSPREIS DES SOZIALMINISTERIUMS FÜR JUNGAKADEMIKERiNNEN
Abstracts der eingereichten Arbeiten
88. Lantschik, Elke
Alternsgerechte Bildungsberatung!?
Ratsuchende in der zweiten Hälfte des Erwerbsalters und ihr Nutzungs­verhalten bei persönlichen,
­telefonischen und virtuellen Angeboten
Master Thesis. Donau-Universität Krems. 2014
Die zentrale Fragestellung der Master Thesis Alternsgerechte Bildungsberatung!? Ratsuchende in der zweiten
Hälfte des Erwerbsalters und ihr Nutzungsverhalten bei persönlichen, telefonischen und virtuellen Angeboten
bezieht sich darauf, welche soziodemografischen und beratungsrelevanten Unterschiede es zwischen
45 bis 64-jährigen und 15 bis 44-jährigen Ratsuchenden gibt und welches Nutzungsverhalten ältere
Erwerbsfähige bei persönlichen, telefonischen und virtuellen Beratungsarten aufweisen. Auf Grundlage
vorhandener Daten der Individualberatungskontakte des Netzwerks „Bildungsberatung in Wien“ von 2012
bis 2013 können über deskriptive und inferenzstatistische Auswertungsverfahren vielfältige Einflüsse und
Unterschiede im Gebrauch der Beratungsarten in und zwischen den Altersgruppen ausgemacht werden.
Ratsuchende in der zweiten Hälfte des Erwerbsalters verwenden Angebote abhängig von persönlichen
Lebensumständen und Aspekten und oftmals anders als andere Erwerbsfähige. Für alternsgerechte
Bildungs- und Berufsberatungsangebote ist dies zu berücksichtigen.
136
Lantschik, Elke
WISSENSCHAFTSPREIS DES SOZIALMINISTERIUMS FÜR JUNGAKADEMIKERiNNEN
Abstracts der eingereichten Arbeiten
89. Lares, Sarah
Remigration und Entwicklung?
Organisierte Freiwillige Repatriierung aus Mitgliedsländern der EU in Fragile Staaten
Diplomarbeit. Universität Wien. 2014
Was aber passiert in Fällen, wo eine Rückkehr in stabile Verhältnisse nicht möglich ist, wo eine Befriedung
von Post-Konfliktsituationen noch nicht erreicht werden konnte, wo die Bewerbung von Reintegration
in einen sozial, politisch und ökonomisch angespannten Kontext aus europäischer Sicht nur schwer
zu rechtfertigen sein kann? Wie Migration als allgemeine Thematik, so gilt auch Rückwanderung und
Reintegration als umstrittenes Feld, auf dem eine Vielzahl an Akteuren mit unterschiedlichen Interessen
kooperiert, aber auch oftmals konkurriert.
Auf Kriegshandlungen der vergangenen Jahrzehnte, aber auch zum aktuellen Zeitpunkt folgten massive
Flüchtlingsströme in Nachbarstaaten und nach Europa. Die Entwicklung von Strategien zur Behandlung
dieser migrierenden Bevölkerungsgruppen auf internationaler, nationaler und punktueller Ebene zeigten sich daraufhin als eminent. EU-Staaten begrüßen die Rückkehr von AsylwerberInnen, MigrantInnen
und Flüchtlingen in deren Herkunftskontext meist aufgrund von rigorosen Aufenthaltsgesetzen und
des allgemeinen politischen Klimas. Fragile Herkunftsländer, die oftmals durch Kriegshandlungen und
Konflikte unter einem Vakuum der Emigration von Wissen und Arbeitskraft leiden, fördern zum Teil diese
Rückkehr von ehemaligen EmigrantInnen. Im Zuge einer Remigration können nämlich auch potenzielle
Netzwerkbeziehungen, materieller Besitz und Kompetenzen rückgeführt werden.
Die RückkehrerInnen selbst sollten entsprechend der aktuellen Trends der Migrationsforschung im breiteren Kontext der zirkulären Migration gesehen werden, da in deren Lebensablauf Migrationsbewegungen
einen Teil ihrer Biographie gestalten. Durch die freiwillige Entscheidung, in den Herkunftskontext zurückzugehen, übernehmen diese Personen wieder Eigenverantwortung, eine neue Zukunft zu gestalten. Eine
solche Rückkehr bietet, trotz der massiven Herausforderungen eines fragilen Reintegrationskontextes,
möglicherweise mehr Perspektiven als ein Leben in einem europäischen Staat. Die Notwendigkeit, bei
dieser Reintegration zu unterstützen, ist bei näherer Betrachtung der Thematik deutlich ersichtlich. Zwei
der bereits durchgeführten Projekte zur assistierten, organisierten Reintegration von freiwilligen RückkehrerInnen in einen fragilen Herkunftsstaat werden im Folgenden analysiert und auf vielfältige Komponenten der Planung und Implementierung hin untersucht. Zum einen soll diese Arbeit verdeutlichen,
welche Herausforderungen sich in der praktischen Umsetzung zweier Projekte mit unterschiedlichem
Ansatz ergeben. Zum anderen möchte ich auch die differierenden Ansichten über Strategien der Reintegrationsmaßnahmen darlegen.
Lares, Sarah 137
WISSENSCHAFTSPREIS DES SOZIALMINISTERIUMS FÜR JUNGAKADEMIKERiNNEN
Abstracts der eingereichten Arbeiten
I guess that some of them will succeed, some will fail. A few have given up their repatriation dreams,
but the majority has got an even more strong will during their time in the project „Getting down to business“. Seen in the light of the reality that is not just strong, but a miracle.(Göteborgs Initiativet 2000b: 4)
138
Lares, Sarah
WISSENSCHAFTSPREIS DES SOZIALMINISTERIUMS FÜR JUNGAKADEMIKERiNNEN
Abstracts der eingereichten Arbeiten
90. Laurin, Marcella
Behinderung und Pflegearmut
Am Beispiel pflegender Eltern behinderter Kinder in Kärnten
Diplomarbeit. Alpen-Adria Universität Klagenfurt. 2014
Die vorliegende Arbeit beschäftigt sich mit der Lebenssituation pflegender Eltern beeinträchtigter beziehungsweise behinderter Kinder. Die Pflege eines Kindes mit Behinderung bedeutet mitunter ein Leben in
Armut für pflegende Angehörige und deren Familien. Als Schwester eines zwölfjährigen Bruders, welcher
aufgrund einer seltenen Chromosomenanomalie schwer beeinträchtigt ist, war es der Autorin ein besonderes Anliegen die Lebenssituation pflegender Eltern sichtbar zu machen und den öffentlichen Diskurs
darüber anzuregen.
In dieser Arbeit wurde aus verschiedenen Perspektiven die Thematik ausführlich dargestellt. Im Kontext
der Situation von Menschen mit Behinderungen wurden vorerst zentrale Begriffe zu Behinderung, Bildung, Arbeit, Armut und Pflegebedarf definiert. Zudem wurde jeweils der Status quo in Österreich und
Kärnten aufgezeigt, reflektiert und damit verbundene Fragestellungen differenziert und unter Einbezug
aktueller Daten und Forschungsergebnisse dargestellt.
Die angestellten theoretischen Analysen und Reflexionen münden in ein Zwischenfazit zu Pflegearmut, in
welchem deutlich herausarbeitet wurde, wie sehr strukturelle Rahmenbedingungen und Gegebenheiten
das Leben von Menschen, welche sich unverschuldet in dieser Lebenssituation befinden, prägt.
Im Anschluss wird eine im Rahmen der Diplomarbeit durchgeführte qualitative Studie zur Armutsgefährdung pflegender Eltern behinderter/beeinträchtigter Kinder im Bundesland Kärnten präsentiert. Die
Studie umfasst sowohl Interviews mit betroffenen Eltern, die als ExpertInnen in ihrer Lebenssituation
angesehen werden, als auch ein Interview mit einer Kärntner Akteurin in diesem Bereich. Somit wurde
sichergestellt, dass sowohl die subjektiven Erfahrungen der Eltern, als auch die beruflichen Erfahrungen
der Akteurin im Hinblick auf die derzeitige Praxis in Kärnten, in die Erarbeitung der Perspektiven und
Lösungsansätze einfließen.
Nach Klärung der methodischen Fragen werden von der Autorin Ergebnisse und Erkenntnisse ihrer Forschung differenziert herausgearbeitet und dargelegt.
Sorgfältig werden vielfältige Aspekte, welche die Lebenssituation betroffener Familien kennzeichnen,
dargestellt. Im Kontext mit der Armutsgefährdung werden dabei insbesondere der „Kampf“ um das
Laurin, Marcella 139
WISSENSCHAFTSPREIS DES SOZIALMINISTERIUMS FÜR JUNGAKADEMIKERiNNEN
Abstracts der eingereichten Arbeiten
Pflegegeld, rechtliche und organisatorische Rahmenbedingungen, versicherungstechnische Fragen, die
Frage der finanziellen Bewältigung dieser auch finanziell sehr herausfordernden Lebenssituation und die
Mehrfachbelastungen durch zusätzliche berufliche Tätigkeit und Pflege thematisiert.
Im Kapitel Perspektiven und Lösungsansätze werden darauffolgend Ergebnisse dieser Forschung aufgegriffen und daraus praxisrelevante Lösungsansätze abgeleitet.
Die Autorin verweist im Fazit der Arbeit auf die erhöhte Armutsgefährdung und Armutsbetroffenheit
pflegender Eltern behinderter Kinder, welche in ihrer Studie nachgewiesen werden konnte und verweist
zudem dezidiert auf den hohen Handlungsbedarf, welcher auch auf die finanzielle Entlastung und Absicherung der Familie abzielt.
Die Arbeit bietet einen grundlegenden Einblick über die Thematik der Armut und Armutsgefährdung im
Kontext mit der Pflege beeinträchtigter und behinderter Kinder, schildert ein sehr differenziertes Bild
der Sachlage auch unter dem Blickpunkt der Inklusion und reflektiert spezifische Aspekte anhand der
selbst durchgeführten Studie.
140
Laurin, Marcella
WISSENSCHAFTSPREIS DES SOZIALMINISTERIUMS FÜR JUNGAKADEMIKERiNNEN
Abstracts der eingereichten Arbeiten
91. Lehner, Lisa
Tracing Identities Through Time
Assisted Reproduction, Narratives of Time and Women’s Biographical Work
Masterarbeit. Universität Wien. 2014
Die Zahl derer, die sich in Österreich fortpflanzungsmedizinischer Behandlungen unterziehen, steigt immer
weiter an. Dabei könnte ein umfassender öffentlicher und wissenschaftlicher Diskurs, insbesondere aufseiten der Sozialwissenschaften, teils stiller nicht sein – das zeigen auch die Umstände rezenter gesetzlicher
Neuerungen in diesem Bereich. In einer von ExpertInnen der Rechtswissenschaft und Medizin dominierten
Diskussion bleiben somit das Spannungsfeld zwischen Gesetz, Medizin und individuellen Lebenslagen zumeist ebenso unbeachtet wie die gelebte Realität von Fortpflanzungsmedizin in Österreich. Die vorliegende
Arbeit verfolgt daher das Ziel, auf ebendiese realen Lebensumstände und die Verflechtung unterschiedlicher
Dimensionen assistierter Fortpflanzung konkret einzugehen. Dazu bezieht sie sich auf fünf offene biographische Interviews mit Frauen, die im Laufe ihres Lebens Methoden medizinisch unterstützter Fortpflanzung in
Anspruch genommen haben und mithilfe dieser auch eine Schwangerschaft herbeiführen konnten. Dabei
erlaubt das Konzept der „biographical work“ (Holstein and Gubrium 1995) die Schilderungen dieser Frauen als aktive Konstruktionen und die Frauen selbst somit als findige Erzählerinnen zu verstehen, die ihre
Biographien zu situativ sinnhaften Darstellungen ihrer selbst und ihres Lebens verarbeiten. Dementsprechend können biographische Erzählungen sowohl als Ergebnis wie auch als Ausdruck persönlicher Identität
gesehen werden. Dazu mobilisieren die Frauen jedoch auch eine Vielzahl relevanter narrativer Ressourcen,
die Rückschlüsse auf die gesellschaftliche, gesetzliche und medizinische Einbettung der Erzählungen erlauben. Den Fokus der Arbeit bilden dabei im Speziellen Erzählungen und Bedeutungen von Zeitlichkeit,
konkret die Bedeutung von unterschiedlichen Zeitformen für die Biographie- und Identitätskonstruktionen
der interviewten Frauen. Die Arbeit schließt sich damit einer wachsenden Zahl sozialwissenschaftlicher
Forschungen an, die besonders im biomedizinischen Bereich Zeit/lichkeit als Phänomen an sich begreifen.
Für diesen analytischen Ansatz rekurriert die Arbeit speziell auf den „Timescapes“-Ansatz (Adam 1998),
um Zeit/lichkeit als vielseitig und veränderlich fassbar zu machen. Um außerdem gezielter auf die narrativen Ressourcen eingehen zu können, der sich die befragten Frauen bedienen, setzt sich die vorliegende
Arbeit auch im Detail mit der Institutionalisierung von Fortpflanzungsmedizin in Österreich auseinander.
Hierfür werden zusätzlich eine feinstrukturelle Untersuchung der Performativität nationaler gesetzlicher
Rahmenbedingungen, sowie zwei Experteninterviews mit Leitern österreichischer Kinderwunschzentren
herangezogen. So erlauben die Ergebnisse der Arbeit nicht nur Rückschlüsse auf individuelle Lebensverläufe, sondern auch auf die Organisation und zeitliche Infrastruktur österreichischer Fortpflanzungsmedizin
allgemein, wie auch hierbei gegebenes Veränderungs- und Interventionspotenzial.
Diese Arbeit wurde in englischer Sprache verfasst.
Lehner, Lisa 141
WISSENSCHAFTSPREIS DES SOZIALMINISTERIUMS FÜR JUNGAKADEMIKERiNNEN
Abstracts der eingereichten Arbeiten
92. Leissenberger, Franziska Ute
Partizipative Soziale Arbeit
Das Legislative Theaterprojekt „Stopp: Jetzt reden wir!“
Masterarbeit. Karl-Franzens-Universität Graz. 2013
In der vorliegenden Abschlussarbeit wird der Frage nachgegangen, wie partizipative Prozesse in der
Sozialen Arbeit gestaltet werden können. Konkret lautet die Forschungsfrage:
Wie können Projekte der Sozialen Arbeit so gestaltet werden, dass partizipative Prozesse innerhalb des
Projekts ermöglicht werden, aber auch Möglichkeiten für gesellschaftliche Partizipation geschaffen werden?
Zu Beginn wird aufgezeigt, dass sich in den in Österreich bestehenden Diskursen und Konzepten der
Sozialen Arbeit durchgehend partizipative Aspekte finden. Auch von politischer Seite wird Partizipation
gefordert und ist zum Teil rechtlich verankert. Dennoch ist nicht geklärt, wie partizipative Prozesse gestaltet werden können. Empirisch wurden daher explorativ leitfadengestützte problemzentrierte Interviews
mit Projektteilnehmerinnen und -teilnehmern des legislativen Theaterprojekts „Stopp: Jetzt reden wir!“
durchgeführt. Die erhobenen Daten wurden mittels qualitativer Inhaltsanalyse ausgewertet. Die vorliegenden Ergebnisse bestätigen einerseits allgemeine, theoretisch diskutierte Prämissen von Partizipation.
Andererseits werden auch Aspekte aufgezeigt, welche intensiver erforscht und theoretisch diskutiert
werden müssen. Dazu zählen beispielsweise die Möglichkeit des Ausprobierens und Kennenlernens des
Projektes sowie ein methodischer Zugang, welcher den Adressatinnen und Adressaten eine reflektierte
Auseinandersetzung mit der eigenen Lebenssituation ermöglicht. Des Weiteren wird in der vorliegenden
Arbeit die Notwendigkeit deutlich, Modelle hinsichtlich der Umsetzung von partizipativen Entscheidungsprozessen zu entwickeln und zu diskutieren. Bezugnehmend auf gesellschaftliche Partizipation zeigt sich,
dass den Adressatinnen und Adressaten durch das Projekt Einblicke in Lebensbereiche wie Politik und
Kultur sowie eine Auseinandersetzung mit diesen ermöglicht wurden.
142
Leissenberger, Franziska Ute
WISSENSCHAFTSPREIS DES SOZIALMINISTERIUMS FÜR JUNGAKADEMIKERiNNEN
Abstracts der eingereichten Arbeiten
93. Lettner, Susanne
All inclusive? –
Zur Inklusion von Menschen mit Behinderung in der internationalen ­humanitären Hilfe Österreichs
Diplomarbeit. Universität Wien. 2014
Obwohl Menschen mit Behinderung weltweit zu den am meisten benachteiligten Gruppen zählen, ist inklusive humanitäre Hilfe ein wenig behandeltes Thema in Wissenschaft und Praxis. Besonders im Kontext
von Katastrophen und Kriegen sind Menschen mit Behinderung Mehrfachdiskriminierungen ausgesetzt.
In der vorliegenden Arbeit wird die inklusive Ausrichtung der humanitären Hilfe Österreichs in erster Linie
auf Ebene der implementierenden NGOs, aber auch auf Ebene der Austrian Development Agency (ADA)
beleuchtet. Dabei wird der Frage nachgegangen inwiefern Menschen mit Behinderung in der Selbstdarstellung und Selbstwahrnehmung österreichischer Organisationen in der internationalen humanitären
Hilfe Österreichs inkludiert werden. Den Rahmen zur Beantwortung dieser Frage bilden eine allgemeine
Einführung in die humanitäre Hilfe, die Disziplin der Disability Studies, die internationalen Menschenrechte, spezifische Leitfäden zu inklusiver humanitärer Hilfe sowie Interviews, die mit sechs österreichischen
NGOs und der ADA geführt wurden. Die Arbeit wird dementsprechend in einen „Soll“-Stand und einen
„Ist“-Stand der inklusiven humanitären Hilfe unterteilt. Die Auffassung von Behinderung im Sinne des
sozialen Modells, das den Menschen in seiner Gesamtheit wahrnimmt und Behinderung als soziale Konstruktion versteht, ist ein elementarer Faktor dieser Arbeit.
Die Analyse der Interviews zeigt, dass der Stellenwert der inklusiven humanitären Hilfe in den österreichischen Organisationen sehr unterschiedlich ist. Das Thema ist den Organisationen zwar nicht unbekannt,
aber großteils von untergeordneter Bedeutung. Einzelne Organisationen verfügen bereits über ein hohes
Bewusstsein und verfolgen den Anspruch auf inklusive humanitäre Hilfe. Ein direkter Zusammenhang
zwischen organisationsinternen themenspezifischen Grundsatzpapieren bzw. Leitfäden und der inklusiven praktischen Umsetzung kann dabei jedoch nicht festgestellt werden.
Lettner, Susanne 143
WISSENSCHAFTSPREIS DES SOZIALMINISTERIUMS FÜR JUNGAKADEMIKERiNNEN
Abstracts der eingereichten Arbeiten
94. Leubolt, Bernhard
Semi-periphere Ungleichheitsregimes und gleichheits-orientierte Politik:
Sozial-reformistische Politik in Brasilien und Südafrika
Dissertation. Universität Kassel. 2013
Die interdisziplinäre Dissertation wurde im Fach Politikwissenschaft verteidigt und zielt auf mögliche
Strategien zur Bekämpfung sozialer Ungleichheit ab. Sie widmet sich zwei Staaten, die einerseits zu den
aufstrebenden Ländern der Semi-Peripherie („Schwellenländer“) zählen und andererseits über Regierungen verfügen, die sich der Reduktion sozialer Ungleichheiten explizit verschrieben haben: Brasilien
und Südafrika. Besonderer Fokus wird auf den relationalen Charakter der Ungleichheit gelegt. Daher
gilt die Aufmerksamkeit nicht bloß der Armutsbekämpfung, sondern auch den Formen von Politik, die
sich auf Reichtum und Herrschaftsverhältnisse beziehen. Theorien zu Ungleichheit und gleichheits­
orientierter Politik (Kapitel 2) sind die Basis für die in Kapitel 3 erarbeitete Methodologie: Zurückgreifend
auf historischen Institutionalismus, strategisch-relationale Staatstheorie sowie die Regulationstheorie
wird ein strategisch-relationaler Institutionalismus entworfen. Konzeptionell werden Konjunkturanalyse
und Hegemonieprojekte rezipiert und das Konzept des Ungleichheitsregimes entwickelt. Brasilien gilt
das Hauptaugenmerk der empirischen Betrachtung. Die historische Analyse (Kap. 4) weist auf die weite
Verbreitung der Sklaverei sowie ihre verhältnismäßig lange Dauer hin, die zur Etablierung informeller
Herrschaftsverhältnisse führte. Soziale Exklusion betraf große Gruppen der Bevölkerung. Politische
und soziale Inklusion wurde auch während des 20. Jahrhunderts nur wenigen Gruppen zugestanden.
Als während der 1950er und 1960er Jahre gleichheitsorientierte Politik radikalisiert wurde, beendeten
ein Militärputsch und eine zwanzigjährige Militärdiktatur diese Bestrebungen. Seit der Demokratisierung
Mitte der 1980er Jahre wurden bis zur Wahl Lulas zum Präsidenten (2002) sowohl gleichheits- als auch
ungleichheitsorientierte Impulse gesetzt (Kap. 5): Während der Einfluss sozialer Bewegungen auf die
Verfassungserstellung zur Universalisierung von Sozialpolitik und dem Ausbau von Armutsbekämpfung
führte, konterkarierten neoliberale wirtschaftspolitische Reformen den gleichheitsorientierten Kurs. Nach
dem Amtsantritt Lulas kam es zu einer schrittweisen und langsamen Abkehr vom Neoliberalismus und zu
einer beträchtlichen Reduktion der Einkommensungleichheiten. Kapitel 6 behandelt die Entwicklung des
südafrikanischen Ungleichheitsregimes. Im Gegensatz zu Brasilien etablierte sich eine weitaus formellere
ungleichheitsgenerierende Politik, die anhand ethnischer und rassistischer Kriterien die afrikanische Bevölkerungsmehrheit diskriminierte. Zwischen 1948 und 1994 wurde diese Politik vom Apartheid-Regime
radikalisiert. Dagegen formierte sich Widerstand, der vordergründig anti-rassistisch motiviert war, aber
auch Klassen- und Geschlechterverhältnisse betraf. Nach der Demokratisierung 1994 etablierte sich mit
dem African National Congress (ANC) die wichtigste Widerstandsbewegung zur zentralen politischen
Kraft, die die rassistischen gesetzlichen Bestimmungen beseitigte, aber dennoch wenig Erfolge in der
144
Leubolt, Bernhard
WISSENSCHAFTSPREIS DES SOZIALMINISTERIUMS FÜR JUNGAKADEMIKERiNNEN
Abstracts der eingereichten Arbeiten
Reduktion von Einkommensungleichheit erzielen konnte. Der Fokus gleichheitsorientierter Politik liegt in
Südafrika besonders auf Affirmative Action Maßnahmen, die auf eine Besserstellung von früher benachteiligten Gruppen abzielen. In den Schlussfolgerungen werden die Ergebnisse des empirischen Vergleichs
mit Hilfe der eingangs genannten Theorien reflektiert. Besonders herausgearbeitet wird der historische
Einfluss der Ungleichheitsregimes sowie der dominanten politischen Projekte auf aktuelle Gleichheits­
orientierung der sozial-reformistischen Regierungen. Insbesondere die in Brasilien verfolgte Politik zeigt
vielversprechende sozialstaatliche Ansätze, soziale Gerechtigkeit mit wirtschaftlichen Zielsetzungen zu
kombinieren und damit Sozialpolitik als Produktivkraft zu nutzen.
Leubolt, Bernhard 145
WISSENSCHAFTSPREIS DES SOZIALMINISTERIUMS FÜR JUNGAKADEMIKERiNNEN
Abstracts der eingereichten Arbeiten
95. Linecker, Florian
Sexual Health in Austria
Sex Work, Sexuality Education, and HIV & AIDS in the Light of State I­ ntervention
Masterarbeit. Johannes Kepler Universität Linz. 2012
The thesis aims to capture sexual health in its complexity in terms of state intervention in three sub-fields.
Basically this goal is approached in three steps: Part 1 serves to conceptualise sexual health and how it
is sought to be examined in a single case study. In Part 2 a picture of the dimensions of sexual health in
Austria is drawn by an in-depth examination and a comparative analysis of three sub-fields related to
sexual health. Part 3, however, aims to draw a conclusion by relating the findings of the actual research
in Part 2 to the prior conceptualisation of Part 1. Comprehensive concepts of sexual health have granted
sexuality societal relevance throughout people’s lives, interrelated with human rights and inequalities
based on social, economic and gendered grounds. Accordingly, sexual health has been proposed to be of
central political interest, not merely in terms of public health but on all levels of political intervention, an
intrinsic goal also to social policy. However, even though sexuality has long been an objective of political
intervention, the examination of sexual health concepts has also indicated a lack of both awareness and
implementation of the concrete concepts. A glance on the EU’s approach towards sexual health has soon
clarified that it, first and foremost, but not entirely, rests in the competency of single states. Accordingly
Austria has been chosen as an adequate objective in the research on sexual health. As a conservative
continental welfare state Austria presents a controversial relationship to sexual health. The complexity and
diversity of sexual health have raised particular challenges in terms of examination. Thus three sub-fields
have been chosen, representing both the scope and depth of sexual health: Sex work, HIV & AIDS, and
sexuality education have been examined in terms of state intervention. The focus on state intervention
and its evolution in each field serves to detect the state’s incentives and traditions but also allows for a
comparison of the three sub-fields. Thus dichotomous categories have been developed in order to grasp
and locate state intervention on several levels. An in-depth analysis of the three fields shows both similarities and differences between the three sub-fields, based on for instance character, tradition, threat,
or age of the sexual fields. Interviews with experts from the social service sectors in the three fields have
served as a main and adequate source for the complex information needed but also for the final analysis.
Diese Arbeit wurde in englischer Sprache verfasst.
146
Linecker, Florian
WISSENSCHAFTSPREIS DES SOZIALMINISTERIUMS FÜR JUNGAKADEMIKERiNNEN
Abstracts der eingereichten Arbeiten
96. Lummerstorfer, Elisabeth
Gemeinsam säen und ernten
Kooperationsmöglichkeiten von Landwirt/inn/en, asylsuchenden Menschen und Vertreter/inn/en von
Sozialvereinen
Masterarbeit. FH Oberösterreich. 2013
Die vorliegende Masterarbeit verfolgt das Ziel, herauszufinden, ob und unter welchen Voraussetzungen
Interesse an Kooperationen zwischen Menschen in der Grundversorgung, Bäuerinnen und Bauern sowie Sozialvereinen besteht. Zusätzlich werden Ideen für Kooperationsmöglichkeiten aus der Sicht von
Vertreter/inne/n dieser drei Gruppen gesammelt. In dieser Arbeit wird nicht über und für Menschen, die
sich in der Grundversorgung befinden und Landwirt/inn/en geforscht, sondern gemeinsam mit ihnen.
Der theoretische Teil behandelt die Themenbereiche Asyl und Soziale Landwirtschaft; dieser wurde auf
herkömmliche Art verfasst, während der empirische Teil dem partizipativen Ansatz zuzuordnen ist. Die
empirischen Daten wurden durch Gruppendiskussionen mit Landwirt/inn/en und asylsuchenden Menschen sowie Expert/inn/eninterviews mit Vertreter/innen der Sozialvereine Caritas, Volkshilfe und SOS
Menschenrechte erhoben. Als Auswertungsmethode diente die qualitative Inhaltsanalyse nach Mayring,
die Auswertung erfolgte größtenteils gemeinsam mit asylsuchenden Personen und Bauern.
Die Analyse zeigt, dass die Klärung der Finanzierung und der rechtlichen Rahmenbedingungen sowie
der Erwartungen an die jeweils anderen Kooperationspartner/innen wichtige Voraussetzungen für das
Entstehen und Gelingen von gemeinsamen Vorhaben darstellt. Ideen für Kooperationsprojekte werden
in den Bereichen Erwerbsarbeit/Beschäftigung am Bauernhof, Wohnen am Hof, Therapie am Bauerhof
und Freizeitangebote am Bauernhof gefunden, wobei die Verwirklichung von Projekten im Bereich Freizeit
allen Beteiligten am realistischsten erscheint.
Lummerstorfer, Elisabeth 147
WISSENSCHAFTSPREIS DES SOZIALMINISTERIUMS FÜR JUNGAKADEMIKERiNNEN
Abstracts der eingereichten Arbeiten
97. Luttenberger, Silke
Automechanikerin oder doch Friseurin? Hindernisse in der Wahl geschlechtsuntypischer Berufe
Dissertation. Karl-Franzens-Universität Graz. 2014
In dieser kumulativen Dissertation werden Hindernisse bei der Wahl geschlechtsuntypischer Berufe aus
unterschiedlichen Blickwinkeln betrachtet und mögliche Interventionen aufgezeigt. Hierfür wird Berufswahl
als ein Lern- und Entwicklungsprozess gesehen. Junge Menschen sollen in diesem Prozess Klarheit über
die eigenen Interessen erwerben, berufliche Perspektiven gegeneinander abwägen und mit den eigenen
Rollenvorstellungen in Einklang bringen. Geschlechtsstereotype Einstellungen zu Berufen sind jedoch nach
wie vor weit verbreitet und werden durch Sozialisationsinstanzen (Eltern, Peers, Schule) beeinflusst sowie
bei der Entwicklung von Selbstwirksamkeitserwartungen, Interessen und Berufsentscheidungen gefestigt.
In den letzten Jahren gab es zahlreiche Forderungen (z. B. OECD, 2006), sich um das Problem der geschlechtsstereotypen Berufswahl zu kümmern, um die Lebens- und Teilhabechancen von Frauen und Männern am
Arbeitsmarkt zu verbessern. An diesen Forderungen setzt die kumulative Dissertation an. Hier werden Studien
aus dem sekundären und tertiären Bildungsbereich vorgestellt und die folgenden Fragen untersucht: Welche
individuellen und sozialen Faktoren beeinflussen die Entscheidung für geschlechtsuntypische Berufs- und
Studienentscheidungen? Wie geht es jungen Männern, die sich für eine geschlechtsuntypische Schul- und
Berufsausbildung entscheiden? Die ersten drei Studien zeigen, dass vor allem junge Menschen, die sich für
geschlechtsuntypische Berufe interessieren, schlechtere Startbedingungen aufweisen. Sie sind sich unklar
über die eigenen Interessen und ihnen fehlen häufig berufliche Rollenmodelle (Eltern, Peers). In einer Studie
wurde deutlich, wie anfällig selbst MINT-Studentinnen für stereotype Fähigkeitszuschreibungen sind (z. B.
Mädchen sind weniger gut in MINT-Fächern). Die Ergebnisse verdeutlichen die Bedeutsamkeit schulischer
und außerschulischer Lernerfahrungen für die Entwicklung von Selbstwirksamkeitserwartungen.
Neben dem Thema geschlechtsunabhängige Berufsentscheidungen wurden auch Forderungen nach
einer Professionalisierung schulischer Berufsorientierung gestellt (GWK, 2011; IV, 2013; OECD, 2006). Die
Auseinandersetzung mit empirischen Befunden zu geschlechtsstereotypen Berufsentscheidungen ist eine
wichtige Voraussetzung, um Interventionen für die schulische Berufsorientierung entwickeln zu können,
die diese geschlechtsabhängigen beruflichen Einschränkungen in den Blick nehmen, um darauf reagieren
zu können (Driesel-Lange, 2011). In zwei weiteren Studien konnte gezeigt werden, dass Lehrpersonen
Schwierigkeiten haben ihre Schüler/innen akkurat zu beurteilen. Diese Ergebnisse stellen eine wichtige
Konsequenz für die Professionalisierung von Lehrpersonen im Rahmen schulischer Berufsorientierung
dar und werden neben Maßnahmen zur Förderung geschlechtsuntypischer Berufs- und Studienentscheidungen in der kumulativen Dissertation diskutiert.
148
Luttenberger, Silke
WISSENSCHAFTSPREIS DES SOZIALMINISTERIUMS FÜR JUNGAKADEMIKERiNNEN
Abstracts der eingereichten Arbeiten
98. Mandl, Sylvia
Energiearmut in Österreich:
Erscheinungsformen, Ursachen und Strategien unter besonderer B
­ erücksichtigung der Definition
Masterarbeit. WU Wien. 2012
In Österreich ist Energiearmut eine bisher wenig thematisierte Problematik. Es gibt nur vereinzelt wissenschaftliche Studien, aktuelle Daten sind fast nicht vorhanden. Der Mangel einer einheitlichen Definition
von Energiearmut in Österreich erschwert es, Betroffene zu identifizieren und an ihre Situation angepasste
Maßnahmen zu adaptieren. So reichen bisherige Unterstützungsleistungen nicht aus, um das Problem
der Energiearmut tatsächlich zu bewältigen. Soll in Österreich aktiv gegen Energiearmut vorgegangen
werden, ist es zentral, die damit verbundenen Problemlagen und Politikbereiche zu erkennen und basierend auf einer einheitlichen Definition Strategien zu entwickeln, die einen umfassenden Wirkungsbereich
aufweisen. Innerhalb der Masterarbeit wird aufgezeigt, welche Anknüpfungspunkte der Energiearmutsdiskurs an öffentliche Diskussionen findet und welche Definitionen dafür existieren. Ausgehend von den
Hauptursachen für Energiearmut (niedrige Einkommen, geringe Energieeffizienz, hohe Energiepreise)
wird dargestellt, welche gesamtwirtschaftlichen Faktoren in Österreich zur Entwicklung von Energiearmut
beitragen und wo potenzielle Strategien zur Bekämpfung der Problematik ansetzen können.
Mandl, Sylvia 149
WISSENSCHAFTSPREIS DES SOZIALMINISTERIUMS FÜR JUNGAKADEMIKERiNNEN
Abstracts der eingereichten Arbeiten
99. Marent, Benjamin
Partizipation im Gesundheitsdiskurs:
Eine theoretische Begriffs(re)konstruktion
Dissertation. Universität Wien. 2012
Hintergrund
Partizipation ist ein allgegenwärtiges Grundprinzip der Gesundheitsförderung, für das sowohl demokratische wie utilitaristische Argumente angeführt werden. Der Begriff und die mit ihm verbundenen Praktiken
werden aber auch kritisch diskutiert. Partizipation gilt demgemäß als unzureichend – ohne Referenz auf die
allgemeine sozialwissenschaftliche Theoriebildung – konzeptualisiert, inkonsistent verwendet und letztlich
nur normativ begründet. Die Unbestimmtheit des Begriffs führt zu Unsicherheiten in der Umsetzung und
es besteht die Gefahr, dass Partizipation zum schlichten Label von Maßnahmen wird, die der Forderung
nach Mitbestimmung und Mitentscheidung keineswegs gerecht werden. Für die Forschung ergeben sich
aus der Unbestimmtheit des Begriffs Probleme der Messbarkeit und Vergleichbarkeit partizipativer Maßnahmen und es fehlt daher an gesicherter Evidenz über positive wie negative Effekte von Partizipation.
Ziele
Vor diesem Hintergrund wird das Ziel verfolgt, den Stand der sozialtheoretischen Konzeptualisierung
von Partizipation darzulegen und anhand eines kommunikationstheoretischen Zugangs ein erweitertes
Verständnis der Teilnahme an Entscheidungsprozessen vorzuschlagen. Dieser neue Konzeptualisierungsversuch wird für professionelle Organisationssysteme (z.B. Krankenhäuser) als wichtiges Setting der
Gesundheitsförderung spezifiziert.
Methodische Umsetzung
Zunächst wird eine systematische Literaturrecherche unternommen, um relevante sozialtheoretische Perspektiven auf partizipative Praktiken der Gesundheitsförderung zu identifizieren. Es wird herausgearbeitet,
welche zentralen Fragestellungen des Partizipationsdiskurses durch sozialwissenschaftliche Theorien bereits
adressiert wurden. Da die Frage der Entscheidungsbeteiligung nicht ausreichend durch bereits entwickelte
theoretische Ansätze ausgearbeitet wurde, wird eigenständig ein systemtheoretischer Zugang entwickelt.
Dieser wird schließlich für den Kontext von professionellen Organisationssystemen konkretisiert.
Ergebnisse
Durch die systematische Literaturrecherche wurden unterschiedliche theoretische Perspektiven auf
Partizipation identifiziert und einander gegenübergestellt. Dabei zeigt sich, dass jede Theorie zur Beschreibung von Partizipation nicht nur einen spezifischen Ausschnitt des Phänomens wählt, sondern
150
Marent, Benjamin
WISSENSCHAFTSPREIS DES SOZIALMINISTERIUMS FÜR JUNGAKADEMIKERiNNEN
Abstracts der eingereichten Arbeiten
auch einen höchst kontingenten Zugang zu diesem entwickelt. Sozialtheoretische Ansätze zeichnen sich
dadurch aus, dass sie Partizipation in Relation zu einem gesellschaftlichen Kontext setzen und dadurch
spezifische – oft verborgene – Rationalitäten und Funktionen partizipativer Praktiken dekonstruieren
und Partizipation als sozialen Prozess beschreiben. Darüber hinaus wird der Relevanz von Laienwissen
und seiner Eingebundenheit in lebensweltliche Erfahrungen nachgegangen.
Unter Rückgriff auf den systemtheoretischen Sinnbegriff und dessen Horizonte wird das bestehende
Verständnis von Entscheidungsbeteiligung erweitert. Entscheidungsprozesse können in unterschiedliche Phasen unterteilt werden (Zeitdimension); in den jeweils unterschiedlichen Phasen können Laien ihr
Wissen und ihre Erfahrungen (Sachdimension) einbringen und/oder es kann ihnen die Entscheidungsmacht zukommen, die Alternativen zu selektieren und dadurch den weiteren Entscheidungsverlauf zu
kontrollieren (Sozialdimension).
Diese Definition von Partizipation wird für den Kontext von professionellen Organisationen spezifiziert.
Dabei werden Rollen identifiziert, welche Laien in diesen Organisationen den Zugang zu Entscheidungsprozessen ermöglichen können. Es wird nachgezeichnet, welche Funktion Laienpartizipation innerhalb
organisationaler Abläufe erfüllen und anhand welcher Strategien deren Partizipation gefördert und
entwickelt werden kann.
Marent, Benjamin 151
WISSENSCHAFTSPREIS DES SOZIALMINISTERIUMS FÜR JUNGAKADEMIKERiNNEN
Abstracts der eingereichten Arbeiten
100. Mauerhofer, Elisabeth
Gold unter meinem Haus
Kulturelle und soziale Transformation in Roșia Montană
Diplomarbeit. Karl-Franzens-Universität Graz. 2014
Ausgangspunkt der vorliegenden Arbeit ist der globale Goldrausch, der durch die Finanz- und Währungskrise der letzten Jahre verursacht wurde. Die geplante Eröffnung einer Goldmine in Rumänien bedroht das
Dorf Roșia Montană in Siebenbürgen mit seiner Zerstörung. Welche kulturellen und sozialen Transformationsprozesse der Kapitalhunger internationaler Investoren im postsozialistischen Roșia Montană auslöst,
wird anhand einer ethnographischen Forschung zu dem dort seit vielen Jahren andauernden Konflikt um
ein umstrittenes Goldabbauprojekt beleuchtet. Aufgrund des Widerspruchs zwischen der Einschränkung
der lokalen Wirtschaft auf den Goldbergbau und der Versprechen des Konzerns auf ein besseres Leben
schloss sich zu Planungsbeginn eine Gruppe von BewohnerInnen zusammen, um die Umsetzung des
Projektes zu verhindern. Wie sich der Widerstand selbst konstruiert und welche Handlungsstrategien
er entwickelt hat, kann als Ausschnitt eines übergreifenden Transformationsprozesses in Südosteuropa
gesehen werden. Der Konflikt fungiert wie ein Brennglas, das die divergierenden Lebensentwürfe der
Menschen vor Ort, aber auch allgemeine Identitätsprozesse postsozialistischer Gesellschaften sichtbar macht. Mit der Hinwendung Rumäniens zur Marktwirtschaft veränderten sich die politischen und
wirtschaftlichen Strukturen. Dies führte dazu, dass vielen Menschen die soziale Position und kulturellen
Anhaltspunkte abhanden gekommen sind. Diese Transformation verwandelt Roșia Montană in einen
hybriden Ort, wo die Menschen auf der Suche nach kulturellen Kategorien und Identität neben neuen
auch auf alte Kulturmuster zurückgreifen und dabei eine Stütze finden.
152
Mauerhofer, Elisabeth
WISSENSCHAFTSPREIS DES SOZIALMINISTERIUMS FÜR JUNGAKADEMIKERiNNEN
Abstracts der eingereichten Arbeiten
101. Mayer, Jürgen
„Eine Zensur findet nicht statt“
Jugendschutz und Neue Medien
Dissertation. Karl-Franzens-Universität Graz. 2012
Über die Beschäftigung und/oder Auseinandersetzung mit den Themen „Krieg“ oder „Gewalt“ in Computer- und Videospielen soll die Dissertation am Beispiel der Situation in Deutschland die überwiegend
negative öffentliche Wahrnehmung eines Neuen Mediums darstellen.
Ausgehend von Jugendschutzanliegen findet der Diskurs dabei häufig auf unterschiedlichen Ebenen statt,
wobei die fiktionalen Inhalte für Erwachsene konzipierter Spiele, das heißt die Erzeugnisse von Kreativen vielfach als moralisch dermaßen verwerflich beschrieben werden, dass sie (gesamt)gesellschaftlich
inakzeptabel und schädlich seien.
Dabei werden bereits existierende zum Teil einzigartige Möglichkeiten staatlicher Einflussnahme auf
die Inhalte des deutschen Marktes vorgestellt (von verschiedenen Jugendschutzeinrichtungen bis zum
Strafrecht) welche für eine Veröffentlichung am deutschen Markt mitunter auch verstärkt das Phänomen
der Selbstzensur nach sich ziehen.
Ziel der Arbeit ist es, kritisch zu sein gegenüber einer aus politischen Gründen dominierenden Nutzungund Wirkungsforschung in Deutschland (welche etwa positive oder negative Auswirkungen von Computerspielen erfassen möchte) sowie für ein Medium und seine in erster Linie erwachsenen NutzerInnen
zu sensibilisieren und dabei gegebenenfalls die Bedeutungen von „Krieg“ und Gewalt zu differenzieren.
Mayer, Jürgen 153
WISSENSCHAFTSPREIS DES SOZIALMINISTERIUMS FÜR JUNGAKADEMIKERiNNEN
Abstracts der eingereichten Arbeiten
102. Mayer, Susanne
Essays in Health Economics:
A Theoretical and Empirical Investigation into Public Goods Problems in the Austrian Health Care Sector
Dissertation. WU Wien. 2014
This cumulative dissertation comprises three contributions to the field of health economics and social
policy relying on three different methodological approaches. As a common theme, it implicitly addresses
the issue of public goods (and their characteristics) in the health care sector. While health per se is mostly
characterized as a private good, non-rivalry and non-excludability apply to collective actions like health
care reform activities, activities by non-profit organizations and to first aid provisioning on a private level
and may also be found in public goods like vaccinations against communicable diseases and blood donations. The two characteristics of public goods, however, imply an incentive problem which contradicts
their welfare-optimizing production.
Therefore, in the first paper, a public goods game allowing for productivity spillovers as an intrinsic motivation for individuals to contribute is modelled. The results of this game-theoretic analysis show that in
larger homogenous collective actions, a sequential move structure (including a leader and a follower in
contrast to a simultaneous move-structure) results in Pareto improvement if a leader is able to increase
the followers‘ productivity. For heterogeneous groups, however, an interesting counter-example can
be identified, which seems like a paradox: even if the leader‘s contributions enhance the productivity
of all co-players, it may be rational for the first mover to decrease her contributions, making leadership
inherently unstable.
Besides the threat of free-riding (non-excludability), public goods with some degree of rivalry come with an
incentive for over-consumption, as potentially the case for the Austrian health care system. Thus incentive
problems in general are also discussed in the second paper: in the context of the question of efficiency
of the Austrian acute care hospital sector, the impact of ownership types on efficiency is investigated.
Using Data Envelopment Analysis (DEA) and Stochastic Frontier Analysis (SFA), private non-profit “fund
hospitals” are shown to outperform their public counterparts in terms of efficiency. At the same time, by
comparison of the Austrian and the similar German acute care hospital sector, this paper elaborates how
besides ownership type the understanding of differing financing and market conditions helps explain
international contradictory evidence on hospital efficiency.
Finally free access to medical services in general (non-excludability) and to outpatient physicians in particular also helps understand the findings from the third paper included in this thesis: Therein, based on
154
Mayer, Susanne
WISSENSCHAFTSPREIS DES SOZIALMINISTERIUMS FÜR JUNGAKADEMIKERiNNEN
Abstracts der eingereichten Arbeiten
multinomial logistic regressions using the Austrian Health Interview Survey (2006/07), the association
between medicine consumption and socioeconomic status is analysed. After controlling for health,
doctor consultations and demographic characteristics, opposing trends emerge: Individuals with high
income and education are more likely to use non-prescribed medicines, whereas individuals with lower
educational attainment are more likely to take prescriptive medicines. These results hint at different behavioural responses to ill-health by socioeconomic position and also make sense given the institutional
incentives in the Austrian health care system as a whole.
Diese Arbeit wurde in englischer Sprache verfasst.
Mayer, Susanne 155
WISSENSCHAFTSPREIS DES SOZIALMINISTERIUMS FÜR JUNGAKADEMIKERiNNEN
Abstracts der eingereichten Arbeiten
103. Mayerl, Hannes
Der Einfluss von Vorurteilen auf Wahrnehmung und Aufmerksamkeit
Diplomarbeit. Alpen-Adria Universität Klagenfurt. 2013
In den letzten Jahren hat die Erschießung unschuldiger schwarzafrikanischer Personen durch Polizisten
heftige Proteste ausgelöst. Folglich haben sich ForscherInnen mit dem Stereotyp von SchwarzafrikanerInnen auseinandergesetzt. Eine Vielzahl an Studien an amerikanischen Stichproben zeigten, dass
männliche Schwarzafrikaner mit Kriminalität und Gefahr in Verbindung gebracht werden (z.B. Correll
et al., 2002; Payne, 2001). In Europa gibt es nur wenige Untersuchungen, welche sich mit dieser Pro­
blemstellung auseinandersetzten (z.B. Klauer & Voss, 2008). Das Thema hat aber auch in Europa und
in Österreich große Relevanz für die Sozialpolitik. Für die Europäische Kommission gegen Rassismus
und Intoleranz (ECRI, 2010) zählen SchwarzafrikanerInnen in Österreich zu den besonders gefährdeten
Gruppen für Ausgrenzung.
In meiner Diplomarbeitsstudie bin ich näher auf die Fragestellungen eingegangen, ob sich einerseits das
in der amerikanischen Bevölkerung gefundene Stereotyp von Schwarzafrikanern in der österreichischen
Bevölkerung in ähnlicher Weise äußert und andererseits wie sich dieses Stereotyp auf die Aufmerksamkeitssteuerung sowie auf die visuelle Wahrnehmung auswirkt. Außerdem habe ich erforscht, inwieweit
die Massenmedien (wie das Fernsehen oder Zeitungen) an der Verbreitung dieses Stereotyps beteiligt
sind. Ein weiterer Fokus lag auf der Analyse kognitiver Prozesse, welche dem stereotypen Verhalten zu
Grunde liegen sollen. Für die Untersuchung der Aufmerksamkeitssteuerung mussten die Versuchspersonen in einer Visuellen Suchaufgabe am Computer unter einer Menge von weißen Gesichtern nach einem schwarzafrikanischen Gesicht suchen und umgekehrt. Der Zusammenhang zwischen der visuellen
Wahrnehmung und Stereotypen wurde mit einer Shooter-Aufgabe erhoben. In dieser Aufgabe sollen
bewaffnete Personen erschossen und unbewaffnete Personen am Leben gelassen werden.
Die darin vorkommenden Personen unterschieden sich nur durch ihre schwarzafrikanische oder weiße
Ethnie. Zusätzlich mussten die Versuchspersonen vorab einen Zeitungsartikel über schwarzafrikanische
(vs. westeuropäische) Verbrecher lesen, um die stereotype Assoziation zwischen Schwarzafrikanern und
Gefahr zu aktivieren. Die Effekte dieses Primings auf die Visuelle Suchaufgabe sowie auf die Shooter-Aufgabe
wurden erfasst. Wie erwartet, wurden die schwarzafrikanischen Gesichter in der Visuellen Suchaufgabe
(N = 49) effizienter von der Aufmerksamkeit erfasst als die weißen Gesichter. Die Ergebnisse bezüglich des
Primings sprechen jedoch gegen die Annahme, dass die Versuchspersonen die Aufmerksamkeit aufgrund
der wahrgenommenen Bedrohung effizienter auf die schwarzafrikanischen Gesichter lenkten.
156
Mayerl, Hannes
WISSENSCHAFTSPREIS DES SOZIALMINISTERIUMS FÜR JUNGAKADEMIKERiNNEN
Abstracts der eingereichten Arbeiten
Bei der Shooter-Aufgabe (N = 41) zeigte sich, dass bei bewaffneten Schwarzafrikanern schneller als bei
bewaffneten weißen Personen auf Schießen und bei unbewaffneten Schwarzafrikanern langsamer als
bei unbewaffneten weißen Personen auf Nicht Schießen gedrückt wurde.
Außerdem wurden unbewaffnete Schwarzafrikaner im Vergleich zu unbewaffneten weißen Personen
häufiger irrtümlicherweise erschossen. Weitere Analysen mit Hilfe von Multinomialen Verarbeitungsbaum-Modellen legen nahe, dass das Lesen des Artikels über die schwarzafrikanischen Täter zu einer
Aktivierung der automatischen Assoziation zwischen Schwarzafrikanern und Gefahr geführt und folglich
das stereotype Antwortverhalten verstärkt hat.
Zusammenfassend kann gesagt werden, dass implizite Stereotype gegenüber männlichen Schwarzafrikanern in der europäischen/österreichischen Bevölkerung in ähnlicher Weise vorhanden sind wie in den
USA und dass Stereotype einen Einfluss auf die Aufmerksamkeitssteuerung und auf Leben-oder-Tod
Entscheidungen ausüben können.
Mayerl, Hannes 157
WISSENSCHAFTSPREIS DES SOZIALMINISTERIUMS FÜR JUNGAKADEMIKERiNNEN
Abstracts der eingereichten Arbeiten
104. Mayr, Andrea
Wirkungsanalysen im Kontext der Sozialen Arbeit
Eine empirische Studie zur Performance von arbeitsmarktintegrativen und ökologisch orientierten
Betrieben und Projekten in der Steiermark als Grundlage für die Entwicklung organisationsspezifischer
Wirkungsanalysen
Dissertation. Karl-Franzens-Universität Graz. 2012
In der vorliegenden Arbeit wird das Wirkungsthema in der Sozialen Arbeit verhandelt. So werden Begriffe geklärt, die in diesem Kontext zentral sind, und das Thema Qualität und Wirkung behandelt. Zudem
werden die Hintergründe der Wirkungsorientierung erörtert, das Thema der Wirkungsforschung aufgegriffen sowie Wirkungsanalysen im Detail diskutiert. Ferner werden die zwei Diskussionsstränge des
Wirkungsdiskurses – die wirkungsorientierte Steuerung und die evidenzbasierte Praxis – dargestellt. Da im
Kontext der Sozialen Arbeit vor allem die AdressatInnen wesentlich sind, wird auch deren Rolle innerhalb
der Wirkungsforschung thematisiert und der konzeptionelle Rahmen des Capability Approach erläutert.
Im empirischen Teil des Dissertationsprojektes steht die Performance von arbeitsmarktintegrativen und
ökologisch orientierten Betrieben und Projekten – kurz ECO-WISE – im Zentrum. Mit der Beschreibung
der strukturellen Bedingungen, der Ziele, der handlungsleitenden Prinzipien, etwaiger Spannungsfelder
und Handlungsmodelle sowie deren Wirkungen soll eine Grundlage für die Durchführung organisationsspezifischer Wirkungsanalysen zur Verfügung gestellt werden. Besonders die differenzierte Darstellung
der Wirkungen in den Wirkungsmatrizen – aufgeteilt auf die zentralen Stakeholder, untergliedert in die
Wirkungsaspekte und bezogen auf die soziale, die ökologische und die ökonomische Dimension – kann
dazu einen wesentlichen Beitrag leisten. Hier werden die vielfältigen sozialpädagogischen Aspekte sichtbar sowie die umfassenden indirekten Wirkungen von ECO-WISE auf die Gesellschaft und die Umwelt,
womit eine Grundlage für die partizipative Entwicklung aussagekräftiger Indikatoren geschaffen wurde.
158
Mayr, Andrea
WISSENSCHAFTSPREIS DES SOZIALMINISTERIUMS FÜR JUNGAKADEMIKERiNNEN
Abstracts der eingereichten Arbeiten
105. Meißnitzer, Martin
Sozialbetrug, Schwarzarbeit, Schattenwirtschaft Erscheinungsformen und
kriminalstrafrechtliche Bekämpfung ungemeldeter Arbeit in Österreich
Dissertation. Universität Wien. 2012
Die vorliegende Arbeit beschäftigt sich mit rechtlichen wie praktischen Aspekten der strafrechtlichen
Bekämpfung „ungemeldeter Arbeit“ in Österreich. Ungemeldete Arbeit wird dabei als Sammelbegriff einer
ganzen Reihe von Phänomenen verstanden, die im internationalen Schrifttum ebenso blumig wie unklar
als Schwarzarbeit, Pfusch, ungemeldete Arbeit, informelle oder illegale Erwerbstätigkeit, moonlighting
oder cash-in-hand-employment und damit als Bestandteile des informellen Sektors, der informellen
Wirtschaft, Schattenwirtschaft, parallelen Wirtschaft oder non-observed economy bezeichnet werden.
Allen genannten Erscheinungsformen wurde in den letzten Jahren zunehmende Aufmerksamkeit zuteil,
die sich in einer Vielzahl an Studien, Publikationen und politischen Bekenntnissen niederschlug.
Vor diesem Hintergrund bietet die vorliegende Untersuchung eine erste Typologie der im Rahmen von
Feldforschungen feststellbaren konkreten Erscheinungsformen ungemeldeter Arbeit in Österreich. Auf
Basis dieser Bestandsaufnahme werden im Folgenden einschlägige Tatbestände des Kriminalstrafrechts
näher analysiert, mit punktuellen Exkursen zu verwaltungsstrafrechtlichen Normen und Aspekten der
institutionellen Verankerung der strafrechtlichen Verfolgung. Besonderes Augenmerk wird dabei auf
Problemstellungen an der Schnittstelle der in den Materiengesetzen verankerten Primärnormen mit den
strafrechtlichen Sanktionsnormen gelegt. Dabei zeigt sich, dass der Bereich der ungemeldeten Arbeit einerseits durch Beitrags- und Abgabenhinterziehungsdelikte und andererseits durch Spezialtatbestände,
die auf ganz spezifische Erscheinungsformen abzielen, strafrechtlich fassbar sein kann. Da alle Delikte
direkt oder indirekt an dem Lebenssachverhalt einer Beschäftigung anknüpfen und sich mittel- oder unmittelbar an den Arbeitgeber wenden, erweist sich die Bekämpfung ungemeldeter Arbeit als faktisches
Arbeitgeberstrafrecht. Trotz dieser Gemeinsamkeiten lassen sich jedoch im Bereich der Hinterziehungsdelikte (§§ 153c, d StGB bzw §§ 33 Abs 2 lit b ff FinStrG) gänzlich unterschiedliche Bewertungen des Handlungsunrechts feststellen, die sich in differenzierten Pönalisierungen, tatbestandlichen Anknüpfungen,
Strafdrohungen und Reueregelungen manifestieren. Im Bereich der einschlägigen Spezialtatbestände ist
der status quo sehr unterschiedlich zu bewerten: Während § 153e StGB – von punktuellen Zweifelsfragen
abgesehen – sachgerecht erscheint, werfen die Tatbestandsvarianten des § 28c AuslBG mehr Probleme
auf, als sie zu lösen imstande sind.
Ausgehend von einer grundlegenden Überlegung zur Rolle des (Kriminal)Strafrechts bei der Bekämpfung
ungemeldeter Arbeit werden abschließend einige rechtspolitische Denkanstöße angeboten, in deren
Zentrum die Vision eines harmonisierten Beitrags- und Abgabenstrafrechts steht.
Meißnitzer, Martin 159
WISSENSCHAFTSPREIS DES SOZIALMINISTERIUMS FÜR JUNGAKADEMIKERiNNEN
Abstracts der eingereichten Arbeiten
106. Metzdorf, Daniel
Wirkungsorientiertes Arbeiten mit Menschen mit Behinderung –
­Möglichkeiten und Grenzen
Analyse aktueller Arbeitsweisen der Wirkungsorientierung in Organisationen des Behindertenbereichs
in Wien
Masterarbeit. FH Campus Wien. 2014
Die vorliegende Arbeit ‚Wirkungsorientiertes Arbeiten mit Menschen mit Behinderung – Möglichkeiten
und Grenzen. Analyse aktueller Arbeitsweisen der Wirkungsorientierung in Organisationen des Behindertenbereichs in Wien’ beschäftigt sich mit der Frage, wie wirkungsorientiertes Arbeiten mit Menschen
mit Behinderung in der praktischen Ausführung gestaltet werden kann. Dabei wird der Fokus auf die Verwendung von Instrumenten der Wirkungsorientierung, der Dokumentation sowie der Evaluation gelegt.
Gleichzeitig wird geschaut, ob es so gelingt, die Lebensqualität sowie die Fähigkeiten und Möglichkeiten zu
mehr Selbstbestimmung bei Menschen mit Behinderung in ihrer Wohn- und Lebenssituation zu verbessern.
Mit Hilfe von ExpertInneninterviews wird versucht den diesbezüglichen Stand der Entwicklung in der
Behindertenhilfe in Wien zu beleuchten.
Durch die qualitative Inhaltsanalyse nach Gläser und Laudel (2006) werden die Interviews kategorisiert
und analysiert. Im empirischen Teil dieser Arbeit werden diese Ergebnisse dann zusammengefasst und
mit den theoretischen Ausführungen in Verbindung gesetzt und diskutiert.
Zum Schluss wird ein Ausblick auf den weiteren Forschungsbedarf gegeben.
160
Metzdorf, Daniel
WISSENSCHAFTSPREIS DES SOZIALMINISTERIUMS FÜR JUNGAKADEMIKERiNNEN
Abstracts der eingereichten Arbeiten
107. Mikats, Jana
„Echte Männer gehen in Karenz“ – Männlichkeit und Vaterschaft im
­öffentlichen Diskurs der Väterkarenz
Am Beispiel der visuellen Väterkarenz-Kampagne des österreichischen ­Frauenministeriums
Masterarbeit. Universität Wien. 2014
Ziel der Masterarbeit war, die Darstellung von Männlichkeit und Vaterschaft im öffentlichen Diskurs der
Väterkarenz, am Beispiel der visuellen Kampagne des Frauenministeriums zur Väterkarenz, zu untersuchen.
Theoretisch wurde die Maßnahme der Väterkarenz zunächst in einen familienpolitischen und wohlfahrtsstaatlichen Kontext eingebettet. Über den Zugang der feministischen Wohlfahrtsstaatsforschung wurden
die Themen Gleichstellung und Care- Arbeit mit besonderer Berücksichtigung von Männern diskutiert.
Die Literaturstudie hat gezeigt, dass die Maßnahmen bezüglich der eingesetzten Interventionen sowie
in ihren ideellen Ausrichtungen stark divergieren. Österreich liegt, mit einer Beteiligung von 5 % an der
Karenz durch Väter, weitab von einem egalitären Geschlechterverhältnis. Um die Hartnäckigkeit von
Geschlechterrollen in diesem Zusammenhang genauer zu betrachten, wurde ein weiterer theoretischer
Zugang über die Geschlechtersoziologie gewählt. Anhand der theoretischen Ansätze zur hegemonialen
Männlichkeit und zur männlichen Herrschaft wurden die zentralen Begriffe Vaterschaft und Männlichkeit
theoretisch untermauert.
Die Fragen nach Vaterschaft und Männlichkeit und ihre wechselseitige Bezugnahme wurden in der empirischen Untersuchung weiter verfolgt. Ein rekonstruktives Verfahren wurde gewählt, um die latenten
Bedeutungen und Konzeptionen in der Darstellung zugänglich zu machen. Den Untersuchungsgegenstand
bildete das visuelle Material der Väterkarenz-Kampagne des Frauenministeriums aus den Jahren 2010
und 2012. Mit dem Verfahren der wissenssoziologischen Bildhermeneutik wurde methodisch ein Zugang
über die visuelle Soziologie gewählt.
Ein idealtypisches Modell, um die Darstellungsweise von Männlichkeit und Vaterschaft im öffentlichen
Diskurs der Väterkarenz verstehend zu erklären, wurde entwickelt. In der Mitte steht das Ideal der „echten Männlichkeit“, durch sie bleibt der Mann ein Mann, trotz seiner Verbindung zum Kind. Um diese Darstellungsform zu beschreiben, wurden vier idealtypische Strategien entwickelt, die sich auf die Aspekte
Männlichkeit und Vaterschaft beziehen.
Die Erkenntnisse aus der hermeneutischen Untersuchung zeigen, dass die der Kampagne zugrundeliegenden Konzepte zu Männlichkeit und Vaterschaft an einem binären Geschlechtersystem festhalten.
Mikats, Jana 161
WISSENSCHAFTSPREIS DES SOZIALMINISTERIUMS FÜR JUNGAKADEMIKERiNNEN
Abstracts der eingereichten Arbeiten
Vorranging werden Vorstellungen über Männer und Männlichkeit dargestellt, die Thematik von Vaterschaft bleibt diesen untergeordnet. Die Väterkarenz- Kampagne als familienpolitische Intervention und
Bestandteil eines öffentlichen Diskurses über Väterkarenz setzt in ihrer Darstellung von Vaterschaft und
Männlichkeit die bestehende Geschlechterdifferenz fort.
162
Mikats, Jana
WISSENSCHAFTSPREIS DES SOZIALMINISTERIUMS FÜR JUNGAKADEMIKERiNNEN
Abstracts der eingereichten Arbeiten
108. Morandini, Teresa-Elisa
Konfliktraum Stadt.
Der urbane Raum als Schauplatz und Inhalt zivilgesellschaftlicher ­Aushandlungsprozesse
Diplomarbeit. TU Wien. 2013
Urbaner Raum wird gleichsam von der gebauten Umwelt sowie von den Menschen geformt, welche in
ihm leben, handeln und interagieren. In Anbetracht einer zunehmend ausdifferenzierten Gesellschaft
ist er Ort unterschiedlichster Kulturen, Werte und Lebensstile mit der Tendenz steigend. Im Hinblick auf
den Inhalt, die Gestaltung sowie die Nutzung von urbanem Raum führt dieser Umstand zu einer Vielzahl
teilweise widersprüchlicher Vorstellungen. Der urbane Raum wird auf diese Weise nicht nur zum Schauplatz, sondern auch zum Inhalt von Verteilungskämpfen.
Der Forschungsschwerpunkt vorliegender Arbeit liegt auf diesen (sozial-)räumlichen Aushandlungsprozessen in Hinblick auf die endliche Ressource Stadtraum. Vor diesem Hintergrund wird der urbane Raum
zur Arena und zum Konfliktfeld, zu einem Ort, an dem Mächtigere und weniger Mächtige, ausgestattet
mit unterschiedlich viel Kapital, auf verschiedene Arten ihre Interessen, Bedürfnisse und Vorstellungen
bekunden und durchzusetzen versuchen. Die Stadt steht einerseits im Widerspruch, auf der Makroebene Maschine der Kapitalreproduktion und gleichzeitig Ort der individuellen und sozialen Reproduktion
ihrer Bewohner zu sein, zum anderen prallen auf einer zivilgesellschaftlichen Mikroebene eine Vielzahl
partikularer Interessen aufeinander. Vor allem der vermeintlich öffentliche Raum als Ort für alle steht in
diesem Zusammenhang besonders unter Druck.
Das Vorgehen zivilgesellschaftlicher Akteure wird im Rahmen dieser Arbeit in alltägliche und emanzipatorische Strategien eingeteilt und diese Differenzierung anhand von vier Kriterien erläutert. Als Basis für
diese Beschreibung sowie als visuelle Untermauerung des Textes wird eine fotografische Dokumentation
des Wiener Stadtraums herangezogen.
Morandini, Teresa-Elisa 163
WISSENSCHAFTSPREIS DES SOZIALMINISTERIUMS FÜR JUNGAKADEMIKERiNNEN
Abstracts der eingereichten Arbeiten
109. Moser, Petra
NGO‘s als Menschenrechtsvertreter in der Entwicklungszusammenarbeit
am Beispiel des Vereins „Childrenplanet“ in Kambodscha
Masterarbeit. FH Oberösterreich. 2014
Rund um den Globus gibt es viele Nichtregierungsorganisationen innerhalb der internationalen Entwicklungszusammenarbeit, welche Menschen in Entwicklungsländern durch humanitäre Angebote
unterstützen. Dabei spielen Menschenrechte, welche in der AEMR deklariert sind, eine wesentliche
Rolle. Die vorliegende Masterarbeit beschäftigt sich genau mit dieser Thematik, wobei vorerst in einer
theoretischen Auseinandersetzung diese drei großen Themenbereiche (EZA, Menschenrechte und NGO)
erläutert werden, um deren Zusammenhänge zu erörtern. In Kooperation mit dem Verein Childrenplanet wurden in Österreich und Kambodscha je eine qualitative als auch eine quantitative Erhebung
durchgeführt. Im Fokus der Betrachtung liegen die Aussagen der Expert/innen, welche in Kambodscha
in der Entwicklungszusammenarbeit tätig sind und die Wahrnehmung der lokalen Bevölkerung und der
menschenrechtlichen Perspektive dabei.
Ziel ist es aufzuzeigen, welche Bedeutung NGO´s in der EZA zukommt und wie die Projekte von den
Hilfsempfänger/innen wahrgenommen werden. Von Seiten der Mitarbeiter/innen wird angenommen, dass
sie in ihrer Funktion als NGO und deren Projekte positiv wahrgenommen werden, wobei angenommen
wird, dass der Bezug zu den Menschenrechten von der lokalen Bevölkerung nicht direkt festgestellt wird.
Die quantitative Erhebung zeigt, dass die Menschen in Kambodscha einen sehr positiven Eindruck von
Childrenplanet als NGO und auch von deren Projekten für Bildung, Wasser, Landwirtschaft und medizinische Versorgung haben. Die Projekte werden von der Mehrheit gerne in Anspruch genommen und die
Befragten nehmen die Unterstützung als Verbesserung ihrer Lebenssituation wahr. Entgegen der Annahme
der Mitarbeiter/innen wissen die Menschen, dass die Projekte in Verbindung mit den Menschenrechten
stehen und möchten noch mehr über diese Grundrechte lernen.
164
Moser, Petra
WISSENSCHAFTSPREIS DES SOZIALMINISTERIUMS FÜR JUNGAKADEMIKERiNNEN
Abstracts der eingereichten Arbeiten
110. Müllegger, Julia
Lern- und Lebenswege älterer Frauen
Eine (lern)biographische Analyse des kulturellen Kapitals, des Lernhabitus und der Gestaltung der
­Lebensphase Alter bildungsbenachteiligter Frauen im ländlichen Raum
Dissertation. Universität Salzburg. 2013
Die heute 60- und 70-Jährigen leben im Durchschnitt nicht nur länger als ihre Vorgängergenerationen, sie
sind insgesamt auch wesentlich gesünder und leistungsfähiger. Dieses Faktum ist nicht nur durch zahlreiche Studien belegt, sondern auch gesellschaftlich allgemein anerkannt. Bei differenzierter Betrachtung
wird allerdings deutlich, dass innerhalb unterschiedlicher Bevölkerungsgruppen nicht nur signifikante
geschlechterspezifische, sondern auch bildungsbedingte Unterschiede bestehen, die zu einer ungleichen
Verteilung der Teilhabechancen und zu sozialen Ungleichheiten führen. Während die bildungsbedingten
Vorteile Höhergebildeter während der Lebenszeit zunehmen, kommt es im Gegensatz dazu bei Menschen
mit niedrigerem Bildungsabschluss eher zu einer Kumulation sozialer Nachteile. Unterschiede bleiben
im Alter nicht nur gleich, sondern sie verstärken sich. Gezielte Bildung im Alter, im Sinne von Lebenslangem Lernen, könnte bestehende Ungleichheiten mindern, das Individuum stärken und mehr soziale
Gerechtigkeit mit sich bringen. Das würde auch zu einer Verbesserung der gesellschaftlichen Teilhabe
und zu mehr bürgerschaftlichem Engagement Bildungsbenachteiligter führen und damit den Sozialstaat
entlasten. Die vorliegende Dissertation beschäftigt sich mit den Lern- und Lebenswegen älterer Frauen
im ländlichen Raum. Im Detail wird einerseits der Frage nachgegangen, inwieweit die Bewältigung der
Lebensphase Alter durch einen niedrigen Bildungsabschluss und der Rolle der Frau im ländlichen Raum
bedingt ist. Zum anderen werden die lebenslangen Lernprozesse bildungsbenachteiligter Frauen analysiert. Aus sozial- und bildungswissenschaftlicher Perspektive sind Erkenntnisse darüber von Interesse,
um die Bildungsbeteiligung und somit die Teilhabechancen von Frauen mit niedrigem Bildungsabschluss
in der Lebensphase Alter zu verbessern. Für eine differenzierte Ein- und Abschätzung der gegenseitigen
Einflüsse und Wirkungszusammenhänge wurde BOURDIEUS Gesellschaftstheorie über Kulturelles Kapital,
(Lern)Habitus und sozialen Raum mit erziehungswissenschaftlicher Biographieforschung verknüpft. Im
Rahmen der qualitativen Studie wurden insgesamt 23 offene, narrativorientierte Leitfadeninterviews mit
Frauen aus dem Forschungsfeld geführt. Aus den Ergebnissen geht hervor, dass die Lebenswelten und die
Lebenspraxen der Frauen von ihrer hierarchisch untergeordneten gesellschaftlichen Position und dem
Verbleib in der sozialen Zuordnung geprägt sind. Die kulturelle Kapitalentwicklung (die Fähigkeiten) und
der Lernhabitus (lebenslange Lernprozesse) werden lebenslang maßgeblich von den gesellschaftlichen
Strukturen im sozialen Umfeld und den dort vorherrschenden Lebenspraxen, Möglichkeiten und Wertzuschreibungen geprägt. Dementsprechend waren sowohl die Lern- und (Aus-)Bildungsmöglichkeiten
begrenzt: Befragte Frauen konnten nicht jene Ausbildungen absolvieren, Berufe erlernen oder Fähigkeiten
Müllegger, Julia 165
WISSENSCHAFTSPREIS DES SOZIALMINISTERIUMS FÜR JUNGAKADEMIKERiNNEN
Abstracts der eingereichten Arbeiten
ausüben, die sie gerne gewollt hätten, sondern (nur) jene, die im sozialen Umfeld bekannt und erwünscht
waren. Im späteren Leben wird von der Gesellschaft das von den Frauen investierte kulturelle Kapital
wenig wertgeschätzt. Das zeigt sich in der nicht adäquaten Transformierung des kulturellen Kapitals in
ökonomisches Kapital: Einige der befragten Frauen arbeiten während des Erwachsenenalters, aber auch
in der Lebensphase Alter in prekären Arbeitsverhältnissen und sind von Armut bedroht.
166
Müllegger, Julia
WISSENSCHAFTSPREIS DES SOZIALMINISTERIUMS FÜR JUNGAKADEMIKERiNNEN
Abstracts der eingereichten Arbeiten
111. Neuhold, Silvia
Berufliche Integration von Menschen mit Behinderung in Niederösterreich im
Jahr 2012 –
Sichtweisen wichtiger Stakeholder
Masterarbeit. IMC Fachhochschule Krems. 2013
Die vorliegende Arbeit beschäftigt sich mit der beruflichen Integration von Menschen mit Behinderung
und legt dabei den Fokus einerseits zeitlich auf das Jahr 2012 und andererseits regional auf das Land
Niederösterreich. Nach den gesetzlichen Grundlagen wird dann vorrangig auf die neuesten Änderungen
in diesem Bereich eingegangen. Ergänzend dazu wird auch auf die regionalen arbeitsmarktpolitischen
Regelungen und Unterstützungsmöglichkeiten eingegangen.
Ausgehend von diesen theoretischen Aspekten, wird den Fragen nachgegangen, ob die besagten neuesten
Änderungen einer nachhaltigen Integration von Menschen mit Behinderung dienlich sind und wie sich
die Umsetzung dieser Maßnahmen auf die unterschiedlichen Stakeholder auswirkt. Als Hauptergebnisse
werden die Meinungen und Erwartungen dieser aufgezeigt und Verbesserungsmöglichkeiten und Optimierungsmaßnahmen definiert.
Neuhold, Silvia 167
WISSENSCHAFTSPREIS DES SOZIALMINISTERIUMS FÜR JUNGAKADEMIKERiNNEN
Abstracts der eingereichten Arbeiten
112. Neumayer, Karin
“Gender dimensions of rainwater and livelihoods management in rural
crop-livestock systems.
Practices and innovations in the Nakanbé river basin in Burkina Faso”
Diplomarbeit. Universität Wien. 2014
Environmental changes like increasingly variable rainfall patterns and degrading land resources crucially
affect women’s and men’s livelihoods in rural crop-livestock systems in the Burkinabe Nakanbé basin, a
part of the wider West African Volta river basin. They are compounded by economic changes like increasingly dominant markets with rising prices for various agricultural products and livestock, and by social
changes such as high population growth leading to increased competition over scarce land and water
resources. The resulting vulnerability context affects local rural women’s and men’s livelihood strategies,
implying various interdependent gender-differentiated opportunities and constraints for their practices
in agriculture and livestock keeping.
This study analyses gender dynamics of practices in agricultural production, access to and use of land,
water, knowledge, necessary input resources and markets, as well as respective innovations by using a
Sustainable Livelihoods approach. Data was acquired by an empirical qualitative research in the context of
the CGIAR Challenge Program on Water and Food and applied methods such as semi-structured personal
interviews, field observations and various participatory methods in the course gender-differentiated
focus group discussions.
Results suggest that access to crop and garden land, control of harvest outcomes and access to financial
capital is particularly determined by male inheritance rights, gender-differentiated household fields and
men’s improved access to participation in development cooperation initiatives. Furthermore, opportunities
to increase crop yields via access to material and immaterial input resources are constructed differently,
while they are crucially necessary for men as well as women to fulfil their different societal roles and responsibilities. Especially access to physical capital including fertilizer, improved seed varieties, agricultural
tools and livestock are important to provide for gender specific needs, households’ sustainment and
would provide disadvantaged women with considerable empowerment potentials. Notable empowering
bottom-up incentives are local women’s groups whose members work collectively to increase crucial
alternative income sources and provide themselves with much-needed support and credit possibilities.
Diese Arbeit wurde in englischer Sprache verfasst.
168
Neumayer, Karin
WISSENSCHAFTSPREIS DES SOZIALMINISTERIUMS FÜR JUNGAKADEMIKERiNNEN
Abstracts der eingereichten Arbeiten
113. Niedermayr, Katharina Maria
Der Einfluss der EU-Gleichstellungspolitik auf Österreich
Am Beispiel von ausgewählten Entscheidungsverfahren
Magistraarbeit. Universität Salzburg. 2011/2012
Die Geschlechtergleichstellungspolitik auf europäischer Ebene findet ihren Ursprung in den Gründungsverträgen der Europäischen Wirtschaftsgemeinschaft. Der Art. 119 EWG (Art. 157 AEUV) legte den Grundstein des gleichen Entgelts für die gleiche Arbeit für Frauen und Männer fest. Die Republik Österreich ist
hinsichtlich der Geschlechtergleichstellung im EU-weiten Vergleich weit abgeschlagen. Bei der Einkommensdifferenz von Frauen und Männern befindet sich Österreich an drittletzter Stelle. Die traditionelle
Rollenverteilung der Geschlechter im Bereich der Kinderfürsorge und Haushaltsbetreuung ist nach wie
vor stark verankert.
Hinsichtlich der Weiterbildung der Geschlechtergleichstellung ist das Zusammenspiel der Europäischen
Kommission und des Europäischen Gerichtshof von besonderer Bedeutung. Der EuGH fördert mit seinen
Entscheidungen eine gewisse Rechtsfortbildung und betreibt mit der Auslegung von bestehenden primärund sekundärrechtlichen Akten eine Rechtsschöpfung im Bereich des Geschlechtergleichstellungsrechts.
Einen wichtigen Beitrag leisten in diesem Zusammenhang auch subnationale AkteurInnen wie IndividualklägerInnen und nationale Gerichte. Es ist insbesondere das Instrument des Vorabentscheidungsverfahren, welches einzelnen BürgerInnen die Möglichkeit gibt, ihr Recht einzuklagen. Obwohl Österreich durch
die EuGH-Entscheidungen oftmals zu einer Bereinigung der bestehenden Rechtsvorschriften veranlasst
wird, führt dies nicht automatisch zu weiterführenden Maßnahmen. Eine EuGHEntscheidung kann aber
einen Anstoß für eine Diskussion über das Themengebiet geben.
Niedermayr, Katharina Maria 169
WISSENSCHAFTSPREIS DES SOZIALMINISTERIUMS FÜR JUNGAKADEMIKERiNNEN
Abstracts der eingereichten Arbeiten
114. Nöbauer, Teresa
Zur Situation der Kleinbauernschaft in Rumänien:
Historische Verteilungsmechanismen als „Entwicklungshindernis“?
Diplomarbeit. Universität Wien. 2011
Der Titel der Diplomarbeit: „Zur Situation der Kleinbauernschaft in Rumänien: Historische Verteilungsmechanismen als Entwicklungshindernis?“ greift bereits die historische und räumliche Dimension auf,
die im Rahmen dieser Entwicklungsforschung herangezogen wird. Ausgehend von den Ereignissen um
den Bauernaufstand in Rumänien 1907 wird über die Bodenreformen nach dem Ersten und dem Zweiten
Weltkrieg der Entwicklungsprozess bis zum EU-Beitritt analysiert und auf die heutige Lage der Kleinbauernschaft rückbezogen. Die Fragestellungen, die die Diplomarbeit dabei leiten, sind:
Warum ist die historische Entwicklung der Landwirtschaft mitentscheidend für die heutige Verteilungssituation landwirtschaftlicher Flächen?
■■ Inwiefern änderte sich die Lage von Rumäniens Kleinbauernschaft durch den EU-Beitritt?
■■
Welche Verbesserungen oder Verschlechterungen brachte es Rumänien, nun Mitgliedsstaat der Europäischen Union zu sein? Geschlussfolgert werden konnte, dass historische Gegebenheiten deshalb mitentscheidend für die heutige Situation sind, da die landwirtschaftlichen Reformen des letzten Jahrhunderts
primär dem politischen Machterhalt dienten. Kurzfristige, populistische Lösungen kamen dabei nicht
den Interessen der Kleinbauernschaft entgegen und verschärften die ländliche Armutsspirale. Zusätzlich
führte die Öffnung des Marktes nach 1989, die von Vorgaben der WTO bestimmt war, und der Prozess des
Beitritts zur EU zu einer zusätzlichen Belastung der Kleinbauernschaft, die sich mit massiver Konkurrenz
aus der westeuropäischen Landwirtschaft konfrontiert sah. Nationale Unterstützungsmechanismen griffen
hier zu kurz und forcierten einen strukturellen Wandel zu großbetrieblichen Strukturen in Anlehnung an
europäische Verhältnisse. Die Lage von Rumäniens Kleinbauernschaft hat sich insofern kaum verändert.
Zwar existieren Förderprogramme zur Entwicklung des ländlichen Raums, jedoch mangelt es an einer
Abstimmung an kleinbäuerliche Verhältnisse.
Daher bietet die Arbeit am Ende eine Übersicht über mögliche Entwicklungsansätze, um die rumänische
Agrarpolitik auf Makro- und Mikroebene zukunftsfähig zu machen und kleinbäuerliche Verhältnisse als
Chance für Nachhaltigkeit und nicht als Entwicklungshinderns zu betrachten.
170
Nöbauer, Teresa
WISSENSCHAFTSPREIS DES SOZIALMINISTERIUMS FÜR JUNGAKADEMIKERiNNEN
Abstracts der eingereichten Arbeiten
115. Oberberger, Petra
Die Politik der sozialen Sicherung in Uganda
Diplomarbeit. Universität Wien. 2012
Der Aufbau von sozialen Sicherungssystemen, insbesondere für arme und benachteiligte Bevölkerungsgruppen, stellt weltweit einen neuen Trend in der globalen Sozialpolitik sowie der Entwicklungszusammenarbeit dar und steht eng im Kontext mit der Armutsminderungsagenda. Die vorliegende Diplomarbeit
beschäftigt sich mit sozialen Sicherungssystemen in Uganda sowie dem zugrundeliegenden Gesellschaftsvertrag dieser Systeme. Im theoretischen Teil dieser Arbeit werden zunächst der globale Trend
der sozialen Sicherung und globale Akteure in der Sozialpolitik behandelt. Internationale Organisationen,
Geber und die Süd-Süd Kooperation nehmen hierbei einen besonderen Stellenwert ein. Im Weiteren werden die bereits existierenden sozialen Sicherungsmaßnahmen in Uganda in historischer und normativer
Perspektive betrachtet, die die Formen der Inklusion und Exklusion sichtbar machen. Uganda verfügt
zwar über fragmentierte soziale Sicherungssysteme - diese decken jedoch lediglich den formalen Sektor
ab. Der Großteil der Bevölkerung, der vor allem im informellen Sektor vorzufinden ist, war und ist von
informellen Sicherungssystemen abhängig, die jedoch einer zunehmenden Erosion ausgesetzt sind. Im
Zuge des Fokus auf die Armutsminderung wurden erste Programme im Bereich der sozialen Sicherung in
Uganda gesetzt, wobei das Verständnis und somit die Maßnahmen von sozialer Sicherung stark variierten. Es stellte sich jedoch heraus, dass lediglich die „aktiven Armen“ von diesen Programmen profitieren,
während die „chronischen Armen“ weiterhin exkludiert wurden. Dies sollte sich mit der Einführung des
ESP Programmes ändern.
Im empirischen Teil dieser Arbeit wird der Gesellschaftsvertrag Ugandas mittels einer Akteursanalyse,
die das (Akteurs-)Kräfteverhältnis sowie dessen unterliegenden zentralen Prozessen, anhand eines Fallbeispiels – des Expanding Social Protection Pilotprogrammes – dynamischer betrachtet. In Uganda war
die Skepsis gegenüber bedingungslosen Sozialtransfers besonders groß. Nicht nur vielen PolitikerInnen,
sondern auch der Zivilgesellschaft war das Konzept der sozialen Sicherung, insbesondere der bedingungslosen Geldtransfers, weitestgehend unbekannt. Es hat sich herausgestellt, dass die globalen Akteure
und Trends – die Geber sowie vor allem der Süd-Süd Erfahrungsaustausch zum Thema soziale Sicherung
– eine zentrale Rolle in der sozialen Sicherungsdebatte Ugandas eingenommen haben, die letztendlich
zum Zustandekommen des ESP Programmes führten. Zahlreiche von Gebern finanzierte Studienreisen
in andere afrikanische Länder, die bereits soziale Sicherungssysteme erfolgreich eingeführt hatten, minderten die Vorbehalte zu sozialer Sicherung und überzeugten die zentralen politischen EntscheidungsträgerInnen letztendlich zur Einführung eines Pilotprogrammes. Die Dynamik des Programmes brachte
nun eine stärkere Formierung interner Kräfte in Uganda mit sich. Ugandische Akteure nehmen vermehrt
Oberberger, Petra 171
WISSENSCHAFTSPREIS DES SOZIALMINISTERIUMS FÜR JUNGAKADEMIKERiNNEN
Abstracts der eingereichten Arbeiten
eine wichtigere Rolle in der sozialen Sicherungsagenda ein. Durch die Popularität des Programmes in der
Bevölkerung stieg auch das Interesse der zentralen PolitikerInnen an sozialer Sicherung. Uganda steht
jedoch noch großen Herausforderungen gegenüber, denn viele Akteure stehen sozialer Sicherung nach
wie vor skeptisch gegenüber. Außerdem stellt soziale Sicherung immer noch ein Prioritätsthema ohne
eine gesicherte Finanzierung nach dem Ende der Pilotphase dar.
172
Oberberger, Petra
WISSENSCHAFTSPREIS DES SOZIALMINISTERIUMS FÜR JUNGAKADEMIKERiNNEN
Abstracts der eingereichten Arbeiten
116. Obmann, Renate Hermine
Disability Management
Erhalt der Arbeitsfähigkeit im Kontext psychischer Erkrankungen
Masterthesis. FH Kärnten. 2013
Ziel: Ziel der vorliegenden Masterthesis ist es, eine theoretische Basis eines Disability Managements
vorzustellen und ein umfassendes Verständnis vom Erhalt der Arbeitsfähigkeit von Menschen mit psychischen Problemen zu erlangen. Dabei wird untersucht, ob Best Practice Prinzipien zum Erhalt der
Arbeitsfähigkeit und zur Wiedererlangung der Arbeitsfähigkeit die speziellen Bedürfnisse der relevanten
Stakeholder berücksichtigen, um in weiterer Folge Handlungsempfehlungen abzuleiten.
Hintergrund: Psychische Probleme tragen zunehmend zu Krankenständen, Erwerbsunfähigkeit und langfristigen Behinderungen bei, verursachen Produktivitätsverluste, Einbußen bei der Lebensqualität und
hohe ökonomische Belastungen für die Gesellschaft. Gründe für die wachsende Anzahl an psychischen
Problemen liegen in veränderten Arbeitsbedingungen, wie z. B. hohem Zeitdruck, hoher Komplexität der
Arbeit und steigender Verantwortung.
Methode: Daten wurden anhand einer narrativen Literatursuche generiert. Um die speziellen Bedürfnisse
und Wahrnehmungen der relevanten Stakeholder zu erforschen wurden qualitative Studien bevorzugt.
Zum Nachweis der Wirksamkeit von Disability Management Strategien am Arbeitsplatz wurden quantitative Studien verwendet.
Resultate: Arbeitsplatzbezogenes Disability Management ist in der Lage, Abwesenheitszeiten zu verkürzen, die Lebensqualität zu verbessern und Kosten zu senken. Best Practice Prinzipien zum Erhalt und
Wiedererlangen der Arbeitsfähigkeit bei psychischer Erkrankung setzen auf Ebene des Unternehmens,
auf Ebene des Disability Managements und auf individueller Ebene an. Für eine erfolgreiche Umsetzung
eines Disability Managements bei psychischen Erkrankungen müssen spezielle Bedürfnisse der Stakeholder berücksichtigt werden.
Schlussfolgerung: Der Großteil der Interventionen setzt noch immer am Individuum an. Deshalb ist es
notwendig arbeitsplatzbezogene Interventionen zu forcieren, das Bewusstsein in der Gesellschaft zu
steigern und Arbeitgeber zur Übernahme von Verantwortung zu verpflichten.
Obmann, Renate Hermine 173
WISSENSCHAFTSPREIS DES SOZIALMINISTERIUMS FÜR JUNGAKADEMIKERiNNEN
Abstracts der eingereichten Arbeiten
117. Olsen, Jerome
“Trust and power as determinants of shadow economy and corruption:
A cross-cultural study in 44 countries”
Diplomarbeit. Universität Wien. 2014
Taxes provide governments with the ability to fund essential services – education, social services, health
facilities, cultural offerings, a justice system, and further public goods – which ensure a benefit for all
members of society. With annually roughly € 80 billion collected through taxes, the Austrian government
is able to cover half of the total expenses, however still leading to an overall financial deficit of € 13 billion
in 2010 (BMF, 2012). Thus, citizens’ tax compliance is of outmost importance and tax avoidance as well
as evasion must be considered counterproductive phenomena within society that – albeit the monetary
benefit for single taxpayers – cause serious deficits for the general public. Resistance against taxes has
been investigated in economics since the early 1970s, when particularly influential models of tax behavior
grounded in the economic theory of crime were published. In the 1980s, economic psychology started
paying attention to tax behavior leading to an extensive number of publications highlighting the influence of psychological determinants. The “slippery slope framework” (SSF) of tax compliance (Kirchler,
Hoelzl & Wahl, 2008) offers an opportunity to integrate results from different disciplines into one model. It
postulates trust in the authorities and power of the authorities as the two main determinants of tax compliance. Thus, citizens’ tax behavior can be positively influenced by either taking measures that increase
trust in the authorities or by measures that increase the power of the authorities. While trust enhancing
measures are characterized by high benevolence, perceived fairness, and transparency, power mainly
depends on the extent of tax audits and fines for evasion. These assumptions have been confirmed repeatedly in both experimental and survey studies. Aim of this study is to validate the main assumptions
of the SSF with real world data from 14,876 individuals, covering 44 countries around the world, while
extending the predictive power of the model to corruption. Using an indirect method, indicated levels
of trust in governmental authorities and the perceived level of their power are measured and used in
regression models to predict the extent of shadow economy – a proxy for tax evasion – and corruption,
which derive from published external data sources. The results validate the SSF in a broader context and
emphasize the importance of trust in and power of governmental authorities as major determinants of
counterproductive behavior in a society and can give helpful insights for politics and practitioners.
Diese Arbeit wurde in englischer Sprache verfasst.
174
Olsen, Jerome
WISSENSCHAFTSPREIS DES SOZIALMINISTERIUMS FÜR JUNGAKADEMIKERiNNEN
Abstracts der eingereichten Arbeiten
118. Ortner, Christina
Wie junge Erwachsene die EU sehen und was Medien dazu beitragen
Zur Bedeutung medienvermittelter Erfahrungen für die Entwicklung von ­Orientierungen
­österreichischer junger Erwachsener gegenüber der EU
Dissertation. Universität Salzburg. 2014
In den letzten Jahrzehnten hat sich die EU von einer vorrangig wirtschaftlichen Vereinigung weniger
Staaten zu einer politischen Gemeinschaft mit ausgedehntem Geltungsbereich und weitreichenden
Kompetenzen entwickelt. Da sich europäische Politik immer mehr auf das Leben der Menschen in
Europa auswirkt, erfordert sie in verstärktem Maße demokratische Legitimität und Rückhalt in der
Bevölkerung.
Das Verhältnis der EU zu ihren Bürgern und Bürgerinnen stellt sich seit Anfang der 1990er Jahre jedoch als
problematisch dar. Gerade Österreich zählt zu den Ländern, in denen die Zustimmung zur EU besonders
wenig verbreitet ist. Als zukünftige Bürgerschaft und politische Elite Europas kommt jungen Menschen
dabei eine zentrale Rolle zu.
Vor diesem Hintergrund interessiert sich die vorliegende Arbeit für die Orientierungen österreichischer
junger Erwachsener (20 bis 30 Jahre) zur EU und ihrer Entwicklung im Zuge medienvermittelter Erfahrungen. Auf methodologischer Ebene verfolgt sie einen ganzheitlichen Ansatz in der Tradition qualitativer
Sozialforschung, auf methodischer Ebene kombiniert sie qualitative Interviews (n=30) mit einer quantitativen Online-Umfrage (n=274).
Das Ergebnis dieser Vorgehensweise ist ein vielschichtiges Bild der Orientierungen junger Österreicher
und Österreicherinnen zur EU, das Einblicke in ihre konkreten Gedanken, Gefühle, Hoffnungen, Bedenken,
Argumente und Beweggründe gibt. Zudem liefert die Studie Erkenntnisse, wie Orientierungen zur EU im
Zuge alltäglicher Erfahrungen entwickelt werden und auf welche Weise medienvermittelte Erfahrungen
dazu beitragen.
Indem Ähnlichkeiten und Unterschiede zwischen den Befragten über mehrere Dimensionen hinweg
systematisch verglichen werden, gelingt es, typische Orientierungsmuster und Erfahrungsrepertoires
zu identifizieren und so eine differenzierte Betrachtung unterschiedlicher Gruppen junger Erwachsener
zu ermöglichen. Zudem liefert die Studie zahlreiche Hinweise darauf, welche Kontextfaktoren für Erfahrungen mit der EU und die daraus resultierenden Orientierungen eine Rolle spielen.
Ortner, Christina 175
WISSENSCHAFTSPREIS DES SOZIALMINISTERIUMS FÜR JUNGAKADEMIKERiNNEN
Abstracts der eingereichten Arbeiten
Auf diese Weise trägt die Arbeit zu einem erweiterten Verständnis der Beziehung junger Österreicher und
Österreicherinnen zur EU bei und liefert Anregungen dafür, wie sie als Bürger und Bürgerinnen der EU
ernst genommen und verstärkt eingebunden werden können.
176
Ortner, Christina
WISSENSCHAFTSPREIS DES SOZIALMINISTERIUMS FÜR JUNGAKADEMIKERiNNEN
Abstracts der eingereichten Arbeiten
119. Ossmann, Stefan F.
„Video-Lokaljournalismus als Chance für Entwicklungsländer.
Zum Potenzial Neuer Medien, alte Strukturen zu überwinden.“
Magisterarbeit. Universität Wien. 2012
Mit dem Titel „Video-Lokaljournalismus als Chance für Entwicklungsländer. Zum Potential Neuer Medien
alte Strukturen zu überwinden“ geht die Arbeit der Frage nach, ob Video-Lokaljournalismus in sogenannten Entwicklungsländern – produziert, bearbeitet und verbreitet mit Mobiltelefonen – das Potential
hat, die Aufgaben von traditionellem Journalismus in sogenannten Industrieländern mit ausgeprägten
sozialstaatlichen Strukturen zu erfüllen.
In einem hypothesengenerierenden Verfahren wird auf der Basis von vorhandener Literatur der Bogen
von der Metatheorie bis hin zu den ganz konkreten Anwendungen mobiler Berichterstattung auf der Basis
von Mobiltelefonen gespannt. Die klaren und stringenten Zuteilungen entsprechend Luhmanns System­
theorie bildet den Rahmen für die Funktion und Aufgaben von Medien bzw. Journalismus mit Schwerpunkt
Lokaljournalismus für die Gesellschaft. Die Betrachtung von Journalismus und Gesellschaft aus der Sicht
der Cultural Studies, hier vor allem basierend auf den Ausführungen von Margreth Lühneborg, ergänzen
die Erläuterungen zum partizipativen Journalismus, bei dem RezipientInnen ihre Rolle wechseln und zu
ProduzentInnen werden. Die Möglichkeiten und das Potential Neuer Medien wird anhand der Überlegungen von Dan Gillmor, Gerard Goggin, Charlie Beckett und anderen dargestellt und auf ihre Bedeutung als
„Lokaljournalismus 2.0“ in Entwicklungsländern hin analysiert. Ergänzend hinzukommen die Ergebnisse
einer Untersuchung über eine niederländischen NGO („The Voices of Africa Media Foundation“), die in fünf
Ländern in Subsahara-Afrika junge Menschen zu LokaljournalistInnen auf der Basis von Berichterstattung
mit Mobiltelefonen ausbildet.
Das Ergebnis der Untersuchung weist auf das große Potential hin, das in mobiler Berichterstattung für
Länder mit weniger ausgeprägten sozialstaatlichen, demokratischen und infrastrukturellen Voraussetzungen für die Erfüllung der Aufgaben von Medien für eine Gesellschaft steckt.
Ossmann, Stefan F 177
WISSENSCHAFTSPREIS DES SOZIALMINISTERIUMS FÜR JUNGAKADEMIKERiNNEN
Abstracts der eingereichten Arbeiten
120. Osterhaus, Ingrid
Die Wünsche und Bedürfnisse älterer Menschen hinsichtlich mobiler
­Dienstleistungen
Masterarbeit. FH Campus Wien. 2012
Die vorliegende Arbeit nimmt die Versorgungssituation älterer Menschen mit mobilen Dienstleistungen
in den Blickpunkt, die vor dem Hintergrund einer zunehmend älter werdenden Gesellschaft und dem
Trend zum Aktiven Altern zunehmend an Bedeutung gewinnen. Der deutliche Anstieg von BezieherInnen
mobiler Unterstützungsleistungen in den vergangenen Jahren ist nur ein Indiz für diese Entwicklung.
In einer empirischen Untersuchung werden SeniorInnen im Alter von 65+ nach ihren Wünschen und
Bedürfnissen hinsichtlich einer mobilen Dienstleistungserbringung gefragt und die Ergebnisse vor der
aktuellen Angebotssituation in Wien sowie der Bedürfnistheorie nach Staub-Bernasconi (2007) und Obrecht (1999) diskutiert. Dabei konnte festgestellt werden, dass die Angebotspalette an mobilen Dienstleistungen schon sehr differenziert vorhanden ist und Wünsche der Zielgruppe sich in erster Linie auf eine
Flexibilisierung des bestehenden Angebots sowie eine zusätzliche Beratungsleistung beziehen. Weiters
werden dem Erhalt der Selbstbestimmtheit sowie der Teilnahme an der unmittelbaren Umgebung ein
hoher Stellenwert beigemessen, denen es durch zusätzliches Angebot entgegenzukommen gilt. Ob eine
mobile Dienstleistung letztlich den Wünschen und Bedürfnissen einer älteren Person entspricht, liegt in
der konkreten Umsetzung der Leistungserbringung, deren Qualität sicherzustellen ist.
178
Osterhaus, Ingrid
WISSENSCHAFTSPREIS DES SOZIALMINISTERIUMS FÜR JUNGAKADEMIKERiNNEN
Abstracts der eingereichten Arbeiten
121. Ostertag, Sara
umgraben
Strategien urbaner Raumproduktion mit Jugendlichen. Eine Untersuchung kritischer Praxis zur Neuverteilung des Sinnlichen bei Jacques Rancière und Carmen Mörsch.
Masterthesis. Züricher Hochschule der Künste. 2012
In meinem Forschungsprojekt untersuche ich kritische künstlerische Praxen im Stadtraum, die auf einer
Sichtung und Neuverteilung der gesellschaftsbildenden Verhältnisse aufbauen. Dabei beleuchte ich bestehende Kunstprojekte mit Jugendlichen im Stadtraum und denke sie weiter. Dabei begreife ich Stadt
als Bildungsraum, der durch eine kritische Vermittlungspraxis benützt und befragt, bespielt und besetzt,
dekonstruiert, konstruiert und umgegraben werden kann.
Städte im Allgemeinen und öffentlicher Raum im Besonderen sind Räume der Heterogenität, der Erfahrung
von Fremdheit, Irritation und Verunsicherung – und somit auch Orte, die Lern- und Bildungsprozesse auslösen können und daher ein relevantes Arbeitsfeld zur Auseinandersetzung mit Jugendlichen darstellen.
Im Nachdenken über Strategien und Handlungsweisen zu einer kritischen künstlerischen Praxis im
Stadtraum beziehe ich mich auf den Philosophen und Kunsttheoretiker Jacques Rancière und die Kunsttheoretikerin und Kunstvermittlerin Carmen Mörsch. Dabei verweise ich vor allem auf die Publikation
Kunstvermittlung 2 (entstanden zur Dokumenta 12) - Die Vier gegenwärtigen Diskurse der Kunstvermittlung von der Institution her gedacht und ihre Funktionen 1 - bei Carmen Mörsch sowie auf die Texte - Die
Aufteilung des Sinnlichen - und Der Emanzipierte Zuschauer von Jacques Rancière2.
Ich kontextualisiere die Positionen Rancières und Mörschs in einem breiteren gesellschafts- und raumtheoretischen Diskurs.
Rancière sehe ich als theoretischen Rahmen meiner Untersuchung. Die von Carmen Mörsch formulierten
Vier gegenwärtigen Diskurse der Kunstvermittlung von der Institution her gedacht und ihre Funktionen, sind
meine konkrete, praktische Folie und Werkzeug, um bestehende Kunstprojekte genauer zu untersuchen.
Ich befrage die Projekte im Sinne Mörschs auf ihre transformativen und dekonstruktiven Funktionen.
Ich versuche dabei den Begriff der Institution bei Mörsch auf die Stadt selbst zu übertragen. Wie können
dekonstruktive oder transformative Prozesse durch kritische künstlerische Interventionen in Städten
und bei ihren Bewohnerinnen losgetreten werden? Inwieweit sind diese Prozesse nachvollziehbar und
wie können sie in einem kritischen gesellschaftstheoretischen Diskurs verankert werden?
Ostertag, Sara 179
WISSENSCHAFTSPREIS DES SOZIALMINISTERIUMS FÜR JUNGAKADEMIKERiNNEN
Abstracts der eingereichten Arbeiten
Ich will jene von Mörsch und Rancière eröffneten Diskurse in ein Spannungsverhältnis setzen, um eine
eigene künstlerische Praxis zu skizzieren, die Stadtraum als Bildungsraum begreift, bespielt, befragt und
umgräbt und neu verteilt.
Dazu eröffne ich ein Feld gesellschaftstheoretischer- und raumtheoretischer Diskurse und mache eine
kritische Bestandsaufnahme der Entwicklung der Kunst im öffentlichen Raum seit den 1950er Jahren. Der
Begriff der Teilhabe wird in meiner Auseinandersetzung beleuchtet und auf seine „Allheilmittel“-Funktion
in gegenwärtigen Gentrifikationsdiskursen kritisch untersucht.
Die Arbeit versucht mit Chantal Mouffe, Teilhabe durch das Akzeptieren davon – dass wir uns einig sind,
dass wir uns nicht einig sind – zu beschreiben. Hierbei handelt es sich um einen theoretischen Ansatz, wie
ihn der Raumpraktiker Markus Miessen beschreibt - wie man partizipieren kann, ohne auf Wählerinnen
Stimmen zu schielen.
180
Ostertag, Sara
WISSENSCHAFTSPREIS DES SOZIALMINISTERIUMS FÜR JUNGAKADEMIKERiNNEN
Abstracts der eingereichten Arbeiten
122. Panzenböck, Edmund
„Ageism in Einstellungsverfahren –
am Beispiel Arbeitssuchender der Altersgruppe 50plus am österreichischen Arbeitsmarkt“
Masterarbeit. FH Wien, WKÖ Wien. 2012
Im Zeichen des demografischen Wandels hat sich Alter zu einer Auswahlkategorie auf dem Arbeitsmarkt
etabliert. Damit rückten auch die Themen Benachteiligung und Diskriminierung älterer Erwerbstätiger
immer mehr in das Zentrum des politischen und wissenschaftlichen Interesses. Altersbilder in der Form
sozialer Konstrukte attestieren älteren ArbeitnehmerInnen geringere Leistungsfähigkeit, verminderte
Lernfähigkeit und -bereitschaft, unzeitgemäße Qualifikationen, aber auch positiv konnotierte Attribute
wie Zuverlässigkeit, Loyalität, hohe Arbeitsmoral und ähnliche.
Diskriminierung kann als Form von Verfehlungen gesehen werden, bei der es Täter und Opfer gibt und die,
auf Basis geltender Rechtsgrundlagen, juristisch verfolgt werden kann. Die Auslöser für diskriminierende
Handlungen liegen jedoch auf einer anderen Ebene und bleiben oftmals unsichtbar. Für die Sichtbarmachung
möglicher Ursachen von Ungleichbehandlungen nach dem Alter bietet sich das Konzept des Ageism an.
Ageism kann als Zusammenwirken von Stereotypen und Diskriminierung verstanden werden – diskriminierende Handlungen basieren auf Vorurteilen und Stereotypen. Um Ageism in seiner Komplexität empirisch
fassen zu können, genügt es nicht, Einzelaspekte zu untersuchen. Eine umfassende Erhebung könnte
auf Basis eines komplexen Rasters aus Handlungen, Einstellungen und Vorurteilen in unterschiedlichen
Feldern des Erscheinens erfolgen.
Für die in dieser Arbeit durchgeführte Untersuchung wurde ein solches Raster entwickelt. In einer explorativen Forschung wurde eine Spurensuche nach dem Phänomen Ageism im Kontext Arbeitsuchender
50plus am österreichischen Arbeitsmarkt erfolgreich durchgeführt.
Panzenböck, Edmund 181
WISSENSCHAFTSPREIS DES SOZIALMINISTERIUMS FÜR JUNGAKADEMIKERiNNEN
Abstracts der eingereichten Arbeiten
123. Paulinger, Gerhard
Soziale Unterstützung als Sozialkapital
Entwurf eines Fragebogeninstruments für soziale Ressourcen
Diplomarbeit. Universität Wien. 2012
Mit Sozialkapital und sozialer Unterstützung wird in den Sozialwissenschaften versucht, die soziale Einbettung individuellen Handelns und die vielfältigen Folgen des Zugangs zu sozialen Ressourcen konzeptuell
einzufangen. Der (positive) Wert sozialer Ressourcen auf individueller und kollektiver Ebene ist vielfach
belegt, allerdings unterscheiden sich die verwendeten Konzepte häufig von Arbeit zu Arbeit, und damit
auch die empirischen Instrumente, mit denen versucht wird, diese Ressourcen auf der individuellen
Ebene zu messen. Die Uneinheitlichkeit bei Konzeption und Messung mindert die Vergleichbarkeit der
Ergebnisse, die für Fortschritte bei der Erforschung der sozialen Verteilung unterschiedlicher sozialer
Ressourcen von entscheidender Wichtigkeit wäre.
Inhalt dieser Arbeit ist die Entwicklung eines Erhebungsinstruments zur Messung individuellen Sozialkapitals, das zum einen hinreichend theoretisch fundiert und zum anderen praktisch breit anwendbar ist.
Dazu werden die theoretischen Berührungspunkte der benachbarten Konzepte Sozialkapital und soziale
Unterstützung nutzbar gemacht. In beiden Konzepten stehen soziale Handlungs- und Bewältigungsressourcen im Mittelpunkt, die sich nicht im Besitz eines Individuums befinden, die aber durch individuelle
informelle soziale Netzwerke oder Beziehungen zu formellen sozialen Organisationen verfügbar werden.
Diese sozialen Ressourcen bestimmen das individuelle Handlungsvermögen, wobei zwischen unterschiedlichen Ressourcen für instrumentelle und expressive Handlungen unterschieden werden kann, deren
Handlungserträge sich gegenseitig bedingen und verstärken. Erstere nützen bei der Erweiterung persönlicher Ressourcen wie materiellem Vermögen, Macht und Reputation, letztere zur Erhaltung persönlicher
Ressourcen sowie der physischen und psychischen Gesundheit und der subjektiven Lebensqualität.
Diese Differenziertheit sozialer Ressourcen macht eine Messung denkbar schwierig. Die zeitlichen Möglichkeiten für die Erfassung sozialen Kapitals sind in der Umfrageforschung speziell im Rahmen von
Mehrthemenumfragen stark eingeschränkt. Auf Basis der theoretischen und praktischen Überlegungen
wird der Unterstützungsgenerator als sparsames Messinstrument vorgeschlagen. Sozialkapital wird
darin operationalisiert als individuell wahrgenommenes Unterstützungspotential für instrumentelle
und expressive Handlungen aus informellen sozialen Netzwerken und aus Beziehungen zu formellen
Organisationen. Diese Operationalisierung erfasst mit Indikatoren zur eingeschätzten Wahrscheinlichkeit
von Unterstützung und Hilfe bei verschiedenen hypothetisch formulierten Problemen, in einem Schritt
die wesentlichen Faktoren sozialen Kapitals: die Verfügbarkeit sozialer Beziehungen und Netzwerke, die
182
Paulinger, Gerhard
WISSENSCHAFTSPREIS DES SOZIALMINISTERIUMS FÜR JUNGAKADEMIKERiNNEN
Abstracts der eingereichten Arbeiten
Ressourcen der Netzwerkkontakte, die Mobilisierbarkeit dieser Ressourcen sowie Informationen über die
Verfügbarkeit von Ressourcen. Dadurch ist die Messung in geringer Zeit möglich und weiters kann, durch
Hinzufügen weiterer Frage-Items, das Messinstrument relativ einfach dem jeweiligen Forschungsschwerpunkt angepasst werden, wobei die Vergleichbarkeit der Ergebnisse durch den Einsatz eines gemeinsamen
Kerns an Fragen sichergestellt werden kann.
Paulinger, Gerhard 183
WISSENSCHAFTSPREIS DES SOZIALMINISTERIUMS FÜR JUNGAKADEMIKERiNNEN
Abstracts der eingereichten Arbeiten
124. Payr, Claudia
Möglichkeiten und Grenzen schulischer Gesundheitsförderung in der
­Steiermark
Masterarbeit. FH Campus Wien. 2014
Schulische Gesundheitsförderung und Schulsozialarbeit stellen zwei neue Unterstützungsformen im
System Schule dar, die lediglich in sieben steirischen Schulen der Sekundarstufe I gemeinsam angeboten
werden. Sie sollen dabei helfen, das Wohlbefinden der beteiligten Personen in der Institution Schule zu
steigern und den zunehmenden gesellschaftlichen Leistungsdruck abzufedern.
Diese Masterarbeit beschäftigt sich mit der Fragestellung: „Welche Möglichkeiten und Grenzen lassen
sich für die schulische Gesundheitsförderung in der Steiermark unter dem Blickwinkel der psychosozialen Gesundheit identifizieren?“ Anhand einer umfassenden Literaturanalyse wird die Entstehung der
Schule sowie ihre Funktionen und Unterstützungssysteme theoretisch behandelt. Um einen Einblick in
die Zusammenarbeit von schulischer Gesundheitsförderung und Schulsozialarbeit zu gewinnen und zur
Beantwortung der Forschungsfrage werden insgesamt 18 Expertinnen und Experten interviewt. Ausführende Lehrkräfte und Schulsozialarbeiterinnen und Schulsozialarbeiter in den Schulen kommen ebenso
zu Wort wie zuständige Personen auf organisatorischer und politischer Ebene.
Bislang kann durchaus von einem zumeist ungenützten Potential der Kooperation der Unterstützungsformen gesprochen werden. Um dieses zielführend einsetzen zu können, bedarf es der Schaffung hinreichender rechtlicher Rahmenbedingungen und der Sicherstellung personeller und finanzieller Ressourcen
von Seiten der Politik. Alle im System Schule tätigen Personen sind dazu aufgerufen, durch ein ehrliches
Interesse an den anderen Organisationen und mit einem entsprechenden Willen zur Zusammenarbeit,
den Schülerinnen und Schülern ein Schulklima der Anerkennung und Wertschätzung zuteilwerden zu
lassen, die sie für ihre Entwicklung benötigen.
184
Payr, Claudia
WISSENSCHAFTSPREIS DES SOZIALMINISTERIUMS FÜR JUNGAKADEMIKERiNNEN
Abstracts der eingereichten Arbeiten
125. Peer, Verena
Dezentrale tertiäre Ausbildungsstätten und ihr Einfluss auf das
­Abwanderungs- und Bleibeverhalten Hochqualifizierter in ländlichen
­Regionen ­Österreichs
Eine raumwissenschaftliche Analyse am Beispiel ausgewählter F­ achhochschul-Standorte
Dissertation. BOKU Wien. 2013
Vor allem ländliche Regionen in Europa, speziell auch in Österreich, verzeichnen eine zunehmende
Abwanderung vor allem der jungen gut qualifizierten Bevölkerung, eine Entwicklung, welche mit dem
Begriff „Brain drain“ tituliert wird. Neben arbeitsmarktpolitischen Maßnahmen sieht die Regional- und
Bildungspolitik vor allem in der Dezentralisierung und Regionalisierung von tertiären Bildungsinfrastrukturen eine Möglichkeit, diese Abwanderungstendenzen hintanzuhalten.
Diese Erwartungshaltung nimmt die gegenständliche Dissertation zum Anlass, das Wanderungs- und
Bleibeverhalten von Fachhochschul(FH)-AbsolventInnen von drei ländlich-dezentralen FH-Standorten
in Österreich zu untersuchen. Ausgehend vom integrativen handlungstheoretischen Modell, wird das
Wanderungsverhalten und der Entscheidungsprozess der AbsolventInnen von der Wahl der Studienrichtung bis hin zum Eintritt in das und der Etablierung im Berufsleben erhoben. Berücksichtigung finden
sowohl persönlich-emotionale Einflussfaktoren als auch externe lebensweltliche Gegebenheiten. Mittels
Triangulation von quantitativ und qualitativ gewonnenem Datenmaterial wird der Handlungsablauf von
der Wahl der Studienrichtung bis hin zur beruflichen Etablierung, sowohl nach räumlichen, als auch beruflich-sozialen Kriterien nachgezeichnet.
Das Wanderungs- und Bleibeverhalten ist, sowohl geschlechtsbezogen, als auch studienrichtungs-bezogen
heterogen. Die Typisierung des Wanderungs- und Bleibeverhaltens der untersuchten FH-AbsolventInnen
auf Basis der räumlichen Mobilitätsbereitschaft, der beruflichen Flexibilität sowie der realisierten Mobilität erfolgt in „Ortsgebundene“, „Weiterbildungsfreudige“, „Temporär Mobile“ sowie „Karrierefreudige
Kosmopoliten“.
Die Forschungsarbeit kommt zum Schluss, dass die geringe räumliche Mobilität und hohe Verbleibrate
der FH-AbsolventInnen in ihrer Herkunftsregion und dem Herkunftsbundesland nicht ausreichend ist, um
der dezentralen Standortfestlegung von Fachhochschulen eine abwanderungsmindernde Wirkung zuzusprechen, vielmehr sind FHs Impulsgeber für regionale Entwicklungen, welche wiederum die Lebens- und
Standortqualitäten von Regionen beeinflussen. Die Rückkehr Hochqualifizierter ist nicht direkt steuerbar,
jedoch sind die regionalen Lebens-, Wohn- und Arbeitsqualitäten beeinflussbar, welche wiederum Einfluss
auf die Rückkehrmöglichkeiten und heterogenen Rückkehrbereitschaften der Hochqualifizierten nehmen.
Peer, Verena 185
WISSENSCHAFTSPREIS DES SOZIALMINISTERIUMS FÜR JUNGAKADEMIKERiNNEN
Abstracts der eingereichten Arbeiten
126. Pervan, Ena
Social Return on Investment-Analyse der „Financial Literacy“ - Initiative der
Three Coins GmbH –
Ein „Serious Game“ zur Schulung der Finanzkompetenz Jugendlicher
Masterarbeit. WU Wien. 2014
Financial Illiteracy is a global problem, especially among the young. Financial literacy is the ability to
manage money in a responsible manner and make financial choices that avoid over-indebtedness. This
master thesis deals with an initiative to improve financial literacy by employing a social return on investment (SROI) analysis. The initiative has been established by a social business called “Three Coins“ whose
aim it is to improve financial literacy among the young through a mobile game called “Cure Runners“.
The purpose of the game is to educate young people about money while simultaneously entertain them.
Further, the organization is able to create expertise on financial literacy and apply the findings to their
products.
The SROI analysis is a method for understanding the social and economic value created by activities of
nonprofit organizations. The method seeks to measure not only the financial but also the social impact
in particular. The present analysis is based on the model of the new economic foundation (nef), where
firstly, the most important stakeholders are identified. Next, the invested input in the organization is
compared to the achieved output and outcome for each stakeholder in an Impact Value Chain. Following
this process, the identified effects need to be translated into suitable indicators and substantiated by
means of data in order to eventually calculate the SROI value. Finally, deadweight must be discounted.
The observation period covers the year 2013. As the development of the game was not finished until the
end of 2013, the main stakeholder of the project, the youth, could not be included in the calculation of
the SROI value. Therefore, two future scenarios were calculated, to illustrate, for instance, how much
welfare cost the state could save, if one young person was saved from over-indebtedness.
When the total gain is related to the total investments, the result is an SROI value of 0.92. In monetary
terms, this means that every euro invested in the organization “Three Coins” in 2013 creates a return of
0.92 euros. The future scenario shows that if just one young person learns through the game how to deal
with money and is saved from over-indebtedness, the SROI value rises to 1.14. This means that all the
investments in the year 2013 would pay off.
Die Arbeit wurde in deutscher Sprache verfasst.
186
Pervan, Ena
WISSENSCHAFTSPREIS DES SOZIALMINISTERIUMS FÜR JUNGAKADEMIKERiNNEN
Abstracts der eingereichten Arbeiten
127. Petkova, Ioana
RAW Interposition
Shared Living and Working in Berlin
Diplomarbeit. Universität für angewandte Kunst Wien. 2014
The proposal deals with a new type of collective housing as a place of creative living and co-working. It
aims to dissolve the threshold between private and communal and to encourage interaction.
The location is in former East Berlin, the Friedrichshain district, which is currently undergoing sustained
gentrification.
The site is part of a broader building complex called RAW, which used to be a railway repairment workshop. It is currently abandoned and squatted to become a significant part of Berlin nightlife and art scene.
The concept is organized around two program cores – the living and the working. The massing consists
of two elliptical loops that are very vertical and massive on the outside, but as they turn to each other
they gradually get more horizontal, open up and interlock. This subtile transition refers also to the various levels of privacy. The periphery is the stacked living units and the overlap the most communal open
floor plan space.
In the ground level, the landscape carefully sets the boundary between civic and communal. As you enter
the RAW complex, you find yourself embraced by a plaza in the front. It continues in a path that leads you
tangential to the entrance zone below the heart of the building.
The upper floors can be approached either by the two elevator cores or by a generous ramp located in
the housing courtyard.
The third floor shows how the continuous transition happens in the plan. On the periphery are the private
vertical duplexes. They share a communal kitchen in the form of the terraces, which are cantilevering over
the courtyard. The shared kitchens connect to the most communal part of the building. This is a space
that we called ‘SuperLiving’: a big open floor space that can be free programmable and offers a platform
for interaction, transdisciplinary work and bigger communal social activities.
The office side works similar. The private working rooms on the periphery share a bigger group work
space and then connect to the ‘Super-Living’.
Petkova, Ioana 187
WISSENSCHAFTSPREIS DES SOZIALMINISTERIUMS FÜR JUNGAKADEMIKERiNNEN
Abstracts der eingereichten Arbeiten
The last fourth floor separates the private living units from the atrium. Above the ‘Super-Living ’ is a communal library. It is accessible by a ramp in the atrium, which wraps around the ‘Super-Living’, marking
the border of the otherwise so open space.
On the ground level the office facade presents itself with its monolithic nature, giving space for the Berlin
street art, and then alternates into the more shared spaces in the building.
When coming down from the street, you see the housing facade with its punched openings that transform
into an imprint of the ceiling in the communal library.
A view from the nearby passing trains reveals how the massing loops work and how they interlock.
Diese Arbeit wurde in englischer Sprache verfasst.
188
Petkova, Ioana
WISSENSCHAFTSPREIS DES SOZIALMINISTERIUMS FÜR JUNGAKADEMIKERiNNEN
Abstracts der eingereichten Arbeiten
128. Pfandl, Eva-Maria
Analyse der optimalen 24-Stunden-Betreuung aus der Perspektive einer
­österreichischen Wohlfahrts-Organisation.
Am Beispiel des Hilfswerks Österreich
Masterarbeit. IMC Fachhochschule Krems. 2013
Aufgrund der Demografie wird die Betreuung und Pflege hilfsbedürftiger Menschen immer bedeutender. Deshalb nimmt die 24-Stunden-Betreuung in unserer Gesellschaft bereits einen bemerkenswerten
Stellenwert ein und wird künftig noch wichtiger. Der Bedarf an einer 24-Stunden-Betreuung war in Österreich schon lange vorhanden. Da sich oft Angehörige nicht selbst um die hilfsbedürftige Person kümmern konnten, wurde die 24-Stunden-Betreuung immer attraktiver. Die Betreuungskräfte ermöglichen
hilfsbedürftigen Menschen ein weitgehend eigenständiges Leben in den eigenen vier Wänden zu führen.
Ziel dieser Arbeit war es, die Forschungsfragen und die daraus resultierenden Hypothesen zu beantworten. Durch diese Masterthesis wurde die aktuelle Situation der Personenbetreuung innerhalb der
24-Stunden-Betreuung aus Sicht des Hilfswerks Österreich dargestellt. Da das Hilfswerk Österreich zu
einer der größten vermittelnden österreichischen Organisationen für die 24-Stunden-Betreuung zählt,
lassen sich die hier gewonnenen Ergebnisse in ihrem Kern für die Situation der österreichischen Vermittler
gut verallgemeinern. Hierbei sei erwähnt, dass es wesentliche Unterschiede in der Qualität zwischen den
Vermittlern selbst und der in- bzw. ausländischen Agenturen gibt.
Des Weiteren liefert diese Arbeit einen Beitrag für die Organisation Hilfswerk Österreich. Anhand dieser
Thesis wurde der IST-Zustand der PersonenbetreuerInnen eruiert, indem eine Umfrage bei den vom
Hilfswerk Österreich vermittelten Kräften durchgeführt und analysiert wurde. Durch die daraus erlangten
Erkenntnisse soll eine Verbesserung für das zukünftige Set-up ermöglicht werden.
Resultierend kann gesagt werden, dass das derzeitige Angebot aus Sicht der Organisation Hilfswerk
Österreich sehr gut ist und einer optimalen 24-Stunden-Betreuung sehr nahe kommt. Jedoch besteht
ein gewisses Verbesserungspotenzial bei den Kommunikations- und Informationswegen zwischen der
Organisation und den PersonenbetreuerInnen.
Pfandl, Eva-Maria 189
WISSENSCHAFTSPREIS DES SOZIALMINISTERIUMS FÜR JUNGAKADEMIKERiNNEN
Abstracts der eingereichten Arbeiten
129. Poiss, Karin
Einsatz, Wirkung und Grenzen von Humor in Bereichen der Sozialen Arbeit in
Österreich
Master Thesis. Donau-Universität Krems. 2013
Die vorliegende Arbeit beschäftigt sich mit dem Einsatz, der Wirkung und den Grenzen von Humor in
den sozialen Arbeitsfeldern der Pflege, der Medizin, der Kirche, der Therapie und der Beratung sowie der
Kinder- und Jugendbetreuung in Österreich.
Nach einer theoretischen Annäherung an das Thema Humor werden die oben genannten Praxisfelder
sozialer Arbeit kurz vorgestellt und der Stand der Forschung im Hinblick auf die Humorerfahrungen der
verschiedenen Disziplinen umrissen.
Zielsetzung der Arbeit ist die Untersuchung der von der Verfasserin aufgestellten Hypothese: „Humor wird
in Österreich von in verschiedenen Handlungsfeldern sozialer Arbeit beschäftigten ProfessionistInnen
eingesetzt“ sowie die Beantwortung der Forschungsfragen:
„Welchen Stellenwert nimmt der Humor in Bereichen der Sozialen Arbeit in Österreich ein?“
„Welche Wirkungen und Konsequenzen entstehen aus dem gezielten und situationsbedingten Einsatz
von Humor?“
Mithilfe einer qualitativen Untersuchung, bestehend aus der Durchführung und Auswertung von neun
ExpertInneninterviews nach Mayring, konnte das angestrebte Ziel erreicht werden.
Ergebnisse dieser Master Thesis zeigen, dass Humor in allen untersuchten, sozialen Praxisfeldern Anwendung findet und multiple Funktionen erfüllt. Die ExpertInnen sind sich darüber einig, dass der Humor
eine wichtige soziale Kompetenz darstellt, Sozialkontakte fördert, deeskalierende Funktion hat, Stress
reduziert und sowohl KlientInnenarbeit als auch Teamwork bereichert und erleichtert.
Übereinstimmung der ExpertInnen zeigte sich auch in der Aussage, dass für die Einbindung von Humor
in die Praxis der sozialen Arbeit auch gewisse Voraussetzungen wie Sprache, Religion, Beziehung und
Gemütszustand zu berücksichtigen wären.
Divergierende Meinungen ergaben sich zum Themengebiet der Humorgrenzen, beispielsweise, ob der
Einsatz von Humor bei Kleinkindern, KrebspatientInnen oder Sterbenden sinnvoll und moralisch vertretbar sei.
190
Poiss, Karin
WISSENSCHAFTSPREIS DES SOZIALMINISTERIUMS FÜR JUNGAKADEMIKERiNNEN
Abstracts der eingereichten Arbeiten
130. Posch, Katharina
Mangel an Arbeit oder an Arbeitsplätzen für Geistes-, Kultur- und
­Sozial­wissenschaftlerInnen?
Eine Analyse der Berufsperspektiven und Erwerbsmöglichkeiten
Masterarbeit. WU Wien. 2014
Die anspruchsvolle „Generation Y“ vs. arbeitslose AkademikerInnen – über die Berufsperspektiven von
jungen gut ausgebildeten Menschen hat sich seit Längerem eine intensive Debatte entwickelt. Einerseits
besitzen sie im Vergleich zu anderen Bildungsgruppen immer noch die besten Chancen am Arbeitsmarkt;
andererseits sind auch sie zunehmend von Schwierigkeiten am Arbeitsmarkt betroffen. Insbesondere
trifft dies auf AbsolventInnen von geistes-, kultur- und sozialwissenschaftlichen [GKS] Studienfächern zu.
Paradox dabei scheint, dass es angesichts sozialer Probleme und Krisen eigentlich keineswegs an Arbeit,
die für die Lösung dieser Probleme zu tun wäre, mangelt und dass gerade GKS-AbsolventInnen wichtige Fähigkeiten für eine Gesellschaft besitzen. Trotz des Bedarfs an Arbeit und trotz ihrer erworbenen
Kompetenzen stehen viele junge Menschen direkt nach ihrem Abschluss da und finden keine passende
„Arbeit“. Mangelt es nun tatsächlich an Arbeit für GKS-AbsolventInnen oder eher an Arbeitsplätzen? Es
geht in der Masterarbeit um weit mehr als nur Arbeitsmarktchancen für eine bestimmte Gruppe von
Studierenden, sondern um mögliche Entfaltungspotentiale und Freiheiten junger Menschen, die für eine
Gesellschaft essentiellen Fähigkeiten besitzen. Es geht darum, dass junge Menschen gerne‚ etwas gesellschaftlich Sinnvolles machen‘ wollen und könnten, aber davon abgehalten werden, weil es hierfür zu
wenige Arbeitsplätze gibt, die zudem existenzsichernd sind. Die leitende Forschungsfrage der Masterarbeit
lautete daher: Welche Möglichkeiten der Erwerbsarbeit besitzen AbsolventInnen von geistes-, kultur- und
sozialwissenschaftlichen Studienrichtungen abseits konventioneller Beschäftigung (im For-Profit- und
Öffentlichen Sektor)?
Zuerst wird die Situation am Arbeitsmarkt mittels Statistiken und Umfragedaten betrachtet (III. Kapitel).
Anschließend wird mit Rückgriff auf Gegenwartsdiagnosen und aktuelle Literatur argumentiert, warum
die zunehmenden Schwierigkeiten am Arbeitsmarkt für GKS-AbsolventInnen aus verschiedener Hinsicht
problematisch sind (IV. & V. Kapitel). Zugleich sind in diesen Kapiteln die theoretischen Grundannahmen
der Arbeit dargelegt. Insbesondere wird auf die Bedeutung ihrer Fähigkeiten für eine demokratische,
gerechte Gesellschaft hingewiesen.
Darauf aufbauend werden mögliche Erwerbsformen für die GKS-AbsolventInnen diskutiert und daraufhin
untersucht, ob sie reale Möglichkeiten für ein ausreichendendes Einkommen und adäquate Tätigkeiten
darstellen, nämlich: selbstständige Erwerbsarbeit, Beschäftigung im Non-Profit-Sektor oder Kombination
Posch, Katharina 191
WISSENSCHAFTSPREIS DES SOZIALMINISTERIUMS FÜR JUNGAKADEMIKERiNNEN
Abstracts der eingereichten Arbeiten
von mehreren Tätigkeiten und Einkommensquellen (VI. Kapitel). Wiederum wurde dabei auf Sekundärdaten
(Statistiken und Umfragedaten) sowie aktuelle Literatur und Studien zurückgegriffen. Um ein möglichst
breites Spektrum an Erwerbsmöglichkeiten zu finden, wurde zudem eine Umfrage unter AbsolventInnen
des Master-Studiengangs Sozioökonomie an der Wirtschafsuniversität Wien durchgeführt.
Nachdem jede Erwerbsmöglichkeit einzeln beleuchtet wurde, ist die zusammenfassende Conclusio der
Arbeit: ja, es gibt (eigentlich) vielfältige Möglichkeiten! Diese sind jedoch eingeschränkt, oft nicht offensichtlich und zudem nicht gerecht verteilt. Zunehmende Wahlmöglichkeiten können auch mit zunehmender (Selbst-)Verantwortung und (internalisierten) Entscheidungszwängen einhergehen. Die andere Seite
dabei ist jedoch, dass junge ArbeitnehmerInnen so viele Wege einschlagen können wie selten zuvor. Die
Masterarbeit endet daher mit der Aufforderung an GKS-AbsolventInnen, aktiv nach Möglichkeiten zur
Entfaltung der eigenen Fähigkeiten in der Erwerbsarbeit zu suchen. Zudem sind viele diverse AkteurInnen im Bildungs- und Wirtschaftssystem gefragt, um die Fähigkeiten der GKS-AbsolventInnen zu stärken
und zu fördern, so dass sie selbstbewusst ihre eigenen Wünsche und Ansprüche verwirklichen können.
192
Posch, Katharina
WISSENSCHAFTSPREIS DES SOZIALMINISTERIUMS FÜR JUNGAKADEMIKERiNNEN
Abstracts der eingereichten Arbeiten
131. Predovic, Fiona
Die finanzielle Situation von Nonprofit-Organisationen in Österreich
Masterarbeit. WU Wien. 2014
Nonprofit-Organisationen stehen aktuell, durch Veränderungen in den gesellschaftlichen und politischen
Rahmenbedingungen, vor zahlreichen Herausforderungen. Die Wirtschafts- und Finanzkrise, die Ökonomisierung, der gestiegene Wettbewerb, die Wertminderung der Leistungsverträge und die zunehmenden
Rechenschaftsverpflichtungen setzen Nonprofit-Organisationen unter finanziellen Druck. Diese Masterarbeit
greift die Thematik für Österreich auf und ergründet die strategischen Reaktionen von Nonprofit-Organisationen im Umgang mit diesen Veränderungen. Um möglichst verschiedene Perspektiven aufzuzeigen,
erfolgt die Erhebung durch problemzentrierte Interviews und einen offenen Forschungszugang. Das
zentrale Ergebnis der Forschungsarbeit ist, dass sich Nonprofit-Organisationen in Österreich bei der
Suche nach passenden Finanzierungsquellen zunehmend am Markt und weniger am Staat orientieren.
Dementsprechend will der Großteil der befragten Organisationen den Anteil an Geldern aus privaten
Finanzierungsquellen erhöhen. Hervorzuheben ist, dass der Fokus dabei auf Spendengeldern und nicht
auf kommerziellen Einnahmen liegt.
Predovic, Fiona 193
WISSENSCHAFTSPREIS DES SOZIALMINISTERIUMS FÜR JUNGAKADEMIKERiNNEN
Abstracts der eingereichten Arbeiten
132. Preinig, Ines
Das Recht auf Bildung für Menschen mit Behinderung
Eine rechtshistorische Darstellung unter Berücksichtigung der Durch- und Umsetzung von Art. 24 der
UN-Konvention über die Rechte von Menschen mit Behinderung in Kärnten
Diplomarbeit. Karl-Franzens-Universität Graz. 2014
Die vorliegende Diplomarbeit befasst sich mit der rechtshistorischen Entwicklung des Rechts auf Bildung
für Menschen mit Behinderungen und insbesondere mit dem damit verbundenen Wandel von einem
integrativen zu einem inklusiven Bildungssystem in Österreich. Der Fokus richtet sich dabei speziell auf
den Grundschulbereich. Denn Kinder mit besonderen Bedürfnissen sollen nicht länger separat in einer
Sonderschule unterrichtet werden, sondern von einem gemeinsamen Unterricht profitieren und dadurch
gleichzeitig von Anfang an besser in die Gesellschaft eingegliedert werden. Nach einer kurzen Erläuterung der Begriffe Behinderung, Integration, Inklusion und Bildung wird der rechtliche Rahmen sowohl
auf völkerrechtlicher, europäischer als auch auf nationaler Ebene näher beleuchtet. Der Schwerpunkt
dieser Arbeit liegt auf Art 24 UN-Konvention über die Rechte von Menschen mit Behinderungen, welcher
in Österreich seit 2008 in Kraft steht und erstmals ausdrücklich zur Schaffung eines inklusiven Bildungssystems verpflichtet. Daher wird besonders auf die Durch- und Umsetzung der UN-Konvention über die
Rechte von Menschen mit Behinderungen eingegangen sowie auf ihre Übersetzungsschwierigkeiten.
Abschließend werden die aktuellsten Entwicklungen in Österreich und vor allem in Kärnten zur Schaffung
einer inklusiven Schule dargestellt.
194
Preinig, Ines
WISSENSCHAFTSPREIS DES SOZIALMINISTERIUMS FÜR JUNGAKADEMIKERiNNEN
Abstracts der eingereichten Arbeiten
133. Prieth, Sonja
„Kultur“-Wandel: Bitte warten.
Empirische Analyse der Erfahrungen von Menschen mit „türkischem ­Migrationshintergrund“ in der
Ausbildung „Allgemeine Gesundheits- und Krankenpflege“
Masterthese. FH St. Pölten. 2013
Ausgehend vom Diskurs über die interkulturelle Öffnung von Institutionen des Sozial- und Gesundheitswesens
wurden in der vorliegenden Masterarbeit die Erfahrungen von Menschen mit türkischem Migrationshintergrund in der Ausbildung „Allgemeine Gesundheits- und Krankenpflege“ untersucht. In einer qualitativen
Studie wurden sechs Interviews geführt und nach einem interpretativen Verfahren ausgewertet. Persönliche
Erfahrungen der Befragten wurden in Zusammenhang mit dem organisationalen und gesellschaftlichen
Kontext gebracht. Das theoretische Fundament der Arbeit umfasst eine Auseinandersetzung mit Konzepten
von Interkulturalität und Diversity in der Sozialen Arbeit und im Gesundheitssystem. Der Ansatz der interkulturellen Öffnung von Institutionen verlangt unter anderem die Etablierung von (kultureller) Vielfalt auf
der personellen Ebene. Die vorliegende Arbeit identifiziert empirisch begründete Ansatzpunkte für eine Umsetzung dieser Forderung in die Praxis und leistet damit einen Beitrag zur Förderung von sozialer Inklusion.
Es hat sich gezeigt, dass die Interaktionen im Ausbildungskontext durch den türkischen Migrationshintergrund der Befragten geprägt sind, wodurch diese mit spezifischen Zuschreibungen und Aufträgen
konfrontiert werden. Eine Vorbereitung auf die Bewältigung der damit verbundenen Herausforderungen
findet in der Ausbildung nicht statt. Ebenso fehlt eine reflexive Auseinandersetzung mit dem Kulturbegriff
und dem Konzept der interkulturellen Kompetenz, was unter anderem dazu führt, dass Befragte sich umfassend für türkische PatientInnen und Fragen des „Türkisch-Seins“ zuständig fühlen. Ein Unterricht, der
interkulturelle bzw. transkulturelle Kompetenz in einer reflexiven Weise vermittelt, könnte ein Verständnis
von „Kultur“ vermitteln, in dem Kategorisierungen nach nationaler oder religiöser Herkunft obsolet sind
und damit helfen, Kulturalisierung zu vermeiden. Wie sich herausgestellt hat, erbringen PflegeschülerInnen
mit Migrationshintergrund aufgrund ihrer (sprachlichen) Zusatzkompetenz besondere Leistungen, indem
sie etwa dolmetschen. Es sollte klargestellt sein, wer ihr/e AuftraggeberIn ist (nicht die PatientInnen,
sondern die Institution) und von welcher Seite daher auch die Gegenleistung (Anerkennung, Entlohnung,
fachliche Begleitung …) zu erbringen ist. Erfahrungen von Rassismus und Diskriminierung werden tendenziell auf der persönlichen Ebene wahrgenommen. Eine klare rassismuskritische Positionierung des
Ausbildungssystems sollte etabliert werden.
Der im Titel der Arbeit angedeutete „Kultur“-Wandel, definiert als Veränderung im personenbezogenen
Kulturverständnis und als Wandel der Organisationskultur in Richtung Diversity, setzt nur langsam ein
und wird noch kaum bewusst wahrgenommen und gefördert.
Prieth, Sonja 195
WISSENSCHAFTSPREIS DES SOZIALMINISTERIUMS FÜR JUNGAKADEMIKERiNNEN
Abstracts der eingereichten Arbeiten
134. Prinz, Julia
„Das Modell der Bedarfsorientierten Mindestsicherung in ­Niederösterreich
und seine Tauglichkeit im Ermöglichen einer menschenwürdigen
­sozio­kulturellen Teilhabe an der Gesellschaft“
Masterarbeit. FH Oberösterreich. 2014
Finanzielle Not beschränkt Menschen in ihrer soziokulturellen Teilhabe an der Gesellschaft und ist ein
Angriff auf die Menschenwürde. Der österreichische Staat erkennt das Grundrecht der von Armut und
sozialer Ausgrenzung betroffenen Personen auf ein Leben in Würde und auf umfassende Teilhabe an der
Gesellschaft an und führte 2010 die Bedarfsorientierte Mindestsicherung nach dem Prinzip der „Hilfe
zur Selbsthilfe“ ein. In meiner Arbeit soll hinterfragt werden, ob und wodurch die Bedarfsorientierte
Mindestsicherung in Niederösterreich einen menschenwürdigen soziokulturellen Versorgungsstandard
garantiert und damit gesellschaftliche Teilhabechancen ermöglicht.
Neben der Tatsache, dass die Bereitschaft zum Einsatz der eigenen Arbeitskraft Voraussetzung für den
Bezug der Bedarfsorientierten Mindestsicherung darstellt, wird ein Arbeitsplatz auch als wesentlich für
soziale Inklusion angesehen. Einerseits über das Einkommen und andererseits über die soziale Rolle, die
sozialen Kontakte und das damit einhergehende Selbstwertgefühl. Nachdem Arbeitslosigkeit, Teilzeitarbeit
und atypische Anstellungsverhältnisse in den letzten Jahren drastisch angestiegen sind, wird Arbeitsmarktpolitik und die Kritik daran, auch innerhalb der Würdedebatte, immer mehr zum öffentlichen Thema.
Werden Menschen aus der Gesellschaft ausgegrenzt, spielt dabei oft Armut eine zentrale Rolle, welche
ihre soziokulturelle Teilhabe beeinträchtigt und die gemeinschaftlichen Zugangsmöglichkeiten mindert.
Armut kann auf vielfache Weise entstehen, jedoch ist der Verlust des Arbeitsplatzes oft ein zentraler Gesichtspunkt der Armutsspirale.
Ferner soll erörtert werden, was allgemein unter Menschenwürde zu verstehen ist, inwieweit sie ein
Grundrecht darstellt und in welchem Maße Menschenwürde eine Größe ist, die in „gerechten Staaten“
aufmerksam betrachtet werden sollte.
196
Prinz, Julia
WISSENSCHAFTSPREIS DES SOZIALMINISTERIUMS FÜR JUNGAKADEMIKERiNNEN
Abstracts der eingereichten Arbeiten
135. Prodan, Dorottya
The need for Ethics in Development in an Interdependent World trough
­Awareness-Building and Empowerment
Master-Thesis. Donau-Universität Krems. 2013
Die vorliegende Masterthesis handelt von der heutigen interdependenten Welt, in welcher die globale
internationale Entwicklung der weniger entwickelten Länder der Erde das Thema „Ethik“ immer stärker
in den Vordergrund stellt. Die Forschungsfrage beschäftigt sich sowohl mit der Interdependenz einer
derart globalisierten Welt, als auch mit der Auswirkung diverser auf internationaler Ebene getroffenen
Entscheidungen auf die Menschen, vor allem in der sogenannten Dritten Welt. Der Ausgangspunkt der
Arbeit ist die Diskrepanz zwischen Ethik (mit deren Wurzeln in der Philosophie) und internationaler Entwicklung (mit deren Wurzeln in der Ökonomie), um die Auseinandersetzung mit den relevanten Themen
der globalen Politik inklusive Entscheidungsprozessen und den Unterschieden zwischen Theorie und Praxis
zu verdeutlichen. Die Themenbereiche Politik, Ökonomie, Recht, Medien, Soziales, Ethnizität, Umwelt,
Militärangelegenheiten und Wahrnehmung (als ergänzenden und entscheidenden psychologischen Faktor)
zeigen auf, wie komplex und interdependent die Gesellschaftspolitik geworden ist. Die Schlussfolgerung
plädiert auf einen ernsthaften Dialog sowie auf neuere Ansätze in der Weltpolitik durch Bewusstseinsbildung und Empowerment, sowohl in den entwickelten als auch in den weniger entwickelten Ländern.
Diese Arbeit wurde in englischer Sprache verfasst.
Prodan, Dorottya 197
WISSENSCHAFTSPREIS DES SOZIALMINISTERIUMS FÜR JUNGAKADEMIKERiNNEN
Abstracts der eingereichten Arbeiten
136. Puchmüller, Katharina Maria
Culture as an environmental context for the international dual-career family
A comparison between Austria, Canada and Taiwan
Master’s Thesis. Johannes Kepler Universität Linz. 2013
Modern work demands and forces of globalization require more employees to gain international work
experience. Tasks on an international level are more likely to be integrated into job descriptions resulting
in increased international business travel or any form of international assignment. Another growing
phenomenon, lying in the private sphere of an employee, is the growing number of dual-career partnerships where both partners pursue and are committed to their careers. Especially for women the
integration of international work and a dual-career family structure may in particular be demanding.
The extent to which the combination of international work and family is possible, is also influenced by
the cultural environment. But not only culture is influential, also social institutions such as welfare state
policies build the context, in which career and family is embedded. Thus, some national environments
may facilitate the existence of international dual-career families more than others through providing
childcare facilities or preferential parental leave policies. This thesis aims at examining the situation
of international business travelers (IBTs), in particular female business travelers, living in dual-career
families in Austria, Canada and Taiwan, in order to detect cultural differences and similarities across
three continents. The thesis explores how career and family concerns are handled in various cultural
contexts, and identifies that the phenomenon of the international dual-career family is inevitably culture-bound. By applying an exploratory approach, interview data were collected from 14 female IBTs
living in dual-career families, representing three countries. These interviews were analyzed using content
analysis. Although societal perceptions regarding female IBTs in dual-career families vary among cultures, women’s personal experiences differ to a much lesser degree. Common ideas and understanding
of combining family and career life connects female IBTs across cultures. Thus, this study unveils that
women living in dual-career families are very similar across cultures, though their local environment
may differ in societal and institutional perceptions. This thesis represents an exploratory examination in comparing dual-career family lifestyles among cultures. Furthermore, it includes Western and
non-Western cultures and, thus, contributes to the limited amount of cross-cultural literature in the
field of work-family research. The findings clearly show how important company support is for making
frequent travelling possible for women in dual-career families. Furthermore, the results suggest that
female IBTs in dual-career families face societal stereotypes across cultures which impede combining
career and family life. Organizational and governmental actions are required to provide support and
to increase the acceptance within society. Besides the strength of the study, this thesis also has some
limitations. First, the interviews in the empirical study were conducted only in three countries so that
198
Puchmüller, Katharina Maria
WISSENSCHAFTSPREIS DES SOZIALMINISTERIUMS FÜR JUNGAKADEMIKERiNNEN
Abstracts der eingereichten Arbeiten
the variety of countries may be too limited to compare the influence of cultural values on the dual-career family. Furthermore, throughout the interviews the main focus is set on analyzing the impact of
national culture, the corporate cultural influence remaining unclear.
Diese Arbeit wurde in englischer Sprache verfasst.
Puchmüller, Katharina Maria 199
WISSENSCHAFTSPREIS DES SOZIALMINISTERIUMS FÜR JUNGAKADEMIKERiNNEN
Abstracts der eingereichten Arbeiten
137. Quehenberger, Brigitte
Corporate Volunteering
Nutzen, Chancen und Herausforderungen aus der Perspektive sozial­wirtschaftlicher Organisationen
Masterarbeit. FH Campus Wien. 2012
Diese Arbeit beschäftigt sich mit dem Thema Corporate Volunteering. Empirische Informationen über
Corporate Volunteering sind derzeit in Österreich noch rar. Desweiteren beleuchten die meisten Studien
und Publikationen vorwiegend die Unternehmensseite. Hinsichtlich der sozialwirtschaftlichen Perspektive
gibt es nur wenige Studien und/oder Publikationen.
Die vorliegende Arbeit sollte deshalb einen Baustein zur empirischen Erfassung und für das theoretische
Verständnis von Corporate Volunteering aus sozialwirtschaftlicher Perspektive liefern. Im Rahmen einer
qualitativen Studie wurden dreizehn VertreterInnen von sozialwirtschaftlichen Organisationen in Wien
befragt. Dadurch sollte herausgefunden werden, welcher Nutzen für Wiener sozialwirtschaftliche Organisationen durch die Kooperation mit Unternehmen entsteht, welche Chancen und Herausforderungen
diese dabei sehen und welche Voraussetzungen für eine erfolgreiche Kooperation beachtet werden sollten.
Die Studie kommt zu dem Ergebnis, dass sozialwirtschaftliche Organisationen von Corporate Volunteering profitieren können, wenn bestimmte Voraussetzungen und Rahmenbedingungen beachtet werden.
200
Quehenberger, Brigitte
WISSENSCHAFTSPREIS DES SOZIALMINISTERIUMS FÜR JUNGAKADEMIKERiNNEN
Abstracts der eingereichten Arbeiten
138. Rameder, Paul
Die Reproduktion sozialer Ungleichheiten in der Freiwilligenarbeit.
Theoretische Perspektiven und empirische Analysen zur sozialen Schließung und Hierarchisierung in
der Freiwilligenarbeit.
Dissertation. WU Wien. 2014
Die vorliegende Arbeit hat sich zum Ziel gesetzt, der Frage nach den Beiträgen der Freiwilligenarbeit bei
der Entstehung und der Reproduktion sozialer Ungleichheit nachzugehen. Die Freiwilligenarbeit leistet
in vielen gesellschaftlichen Bereichen einen wichtigen Beitrag. Ohne Freiwilligem Engagement wären
zahlreiche wohlfahrtsstaatliche (Dienst-)Leistungen in der aktuellen Form nicht verfügbar und finanzierbar. Diese Perspektive prägt vielfach auch die öffentliche Diskussion und die mediale Berichterstattung.
Sozial nachteilige Effekte der Freiwilligenarbeit werden sowohl in der Forschung als auch im öffentlichen
Diskurs nur selten thematisiert. So wird auch der Zusammenhang zwischen Freiwilligenarbeit und sozialer
Ungleichheit meist verkürzt und einseitig wie folgt dargestellt: Freiwilligenarbeit bzw. Freiwilligenorganisationen reduzieren soziale Ungleichheit. Durch soziales bzw. karitatives Engagement werden Leistungen
für Menschen aus sozial benachteiligten Bevölkerungsgruppen zur Verfügung gestellt. Zusätzlich wirkt das
Freiwillige Engagement selbst sozial inkludierend und kompetenzerweiternd. Die empirischen Befunde
zu den Zugangsvoraussetzungen wie zu den Auswirkungen der Freiwilligenarbeit widersprechen jedoch
dieser eindimensionalen Betrachtungsweise. In der Dissertation wird daher folgender Frage nachgegangen: In welcher Form und in welchen Bereichen leistet die Freiwilligenarbeit einen Beitrag zur Genese und
Reproduktion sozialer Ungleichheit? Aus theoretischer Perspektive kommt es durch den, vom Geschlecht,
von der ethnischen Herkunft und vom sozialen Status abhängigen Zugang zur Freiwilligenarbeit sowie
der hierarchischen Positionsbesetzung innerhalb der Freiwilligenorganisationen zu einer Reproduktion
ungleicher Handlungsmöglichkeiten. Die interne hierarchische Strukturierung entlang der aus der Erwerbsarbeit bekannten Dimensionen wie Geschlecht, Bildungsgrad, soziale Netzwerke sowie zusätzlich
beruflicher Status haben zur Folge, dass es in der Freiwilligenarbeit zu einer weiteren Akkumulation von
Macht, Prestige sowie bedeutsamen Sozialkontakten kommt. Die Verbindung der Forschungsarbeiten
zu den Zugangsdeterminanten mit den bestehenden Befunden zu den Auswirkungen von Freiwilligem
Engagement führen zu der These, dass es zu einer Reproduktion sozialer Ungleichheiten in und durch die
Freiwilligenarbeit kommt. Anhand multivariater Analysen von Mikrozensusdaten zur Freiwilligenarbeit in
Österreich (N=11.657; 2006/Q4) wird nachgewiesen, dass der Zugang zur Freiwilligenarbeit in hohem Maße
durch die Ressourcenausstattung (Bildungsgrad, beruflicher Status, Vermögenausstattung) der Individuen
geprägt ist. Erst ein Mindestmaß an ökonomischer Absicherung, an Bildungskapital und an bestehender
sozialer Inklusion ermöglicht den Zugang zur Freiwilligenarbeit. Das Geschlecht, der berufliche Status und
der Bildungsgrad entscheiden in weiterer Folge über die hierarchische Position in der Freiwilligenarbeit.
Rameder, Paul 201
WISSENSCHAFTSPREIS DES SOZIALMINISTERIUMS FÜR JUNGAKADEMIKERiNNEN
Abstracts der eingereichten Arbeiten
Beim Zugang variiert die Bedeutung der sozialen Merkmale (Geschlecht, Alter, ethnische Herkunft) sowie
der Ressourcen (Kapitalien) stark zwischen den einzelnen Feldern (Sport, Katastrophenhilfe, Soziales,
Religion) und tradierte geschlechterstereotype Rollenbilder werden sichtbar: Im Sport und der Kata­
strophenhilfe überwiegen zahlenmäßig die Männer, im Sozialen und der Religion überwiegen die Frauen.
Jedoch sind in allen untersuchten Feldern Männer in Führungs- und Leitungspositionen überrepräsentiert,
Frauen wiederum überdurchschnittlich oft mit administrativen und unterstützenden Aufgaben betraut.
Die interne Aufgaben- und Funktionsverteilung in der Freiwilligenarbeit spiegelt damit die ungleichen
Machtverhältnisse der Gesellschaft wider. Der selektive Zugang und die internen Machtstrukturen in der
Freiwilligenarbeit führen zu einer Verfestigung und teilweisen Verstärkung gesellschaftlicher Ungleichheit.
Damit tragen weiterhin die in der Freiwilligenarbeit erstellten (Dienst-)Leistungen zur Reduktion sozialer
Ungleichheit bei, nicht jedoch das Freiwillige Engagement selbst.
Die 1. Auflage der Arbeit wurde 2015 vom Peter Lang Verlag (Frankfurt/M.) publiziert.
202
Rameder, Paul
WISSENSCHAFTSPREIS DES SOZIALMINISTERIUMS FÜR JUNGAKADEMIKERiNNEN
Abstracts der eingereichten Arbeiten
139. Rauchbüchl, Elisabeth
Regionale Verständigung
Die kommunikativen Herausforderungen für Prozesse der BürgerInnen­beteiligung
Magisterarbeit. Universität Wien. 2014
BürgerInnenbeteiligung ist eine Form von Partizipation, angefangen auf lokalster Ebene. Menschen haben immer mehr Interesse daran, ihr Wohn- und Arbeitsumfeld, die Region oder den Stadtteil nachhaltig
mitzugestalten. Informelle und nicht-verfasste Formen der Beteiligung lassen eine aktive Teilnahme am
öffentlichen Leben zu. Die Kommunikation dient als „Regionale Verständigung“, um BürgerInnen zur
Beteiligung zu motivieren.
Die Aktivierung der Öffentlichkeit für Projekte oder Prozesse zu regionalen, nachhaltigen Themen stellt
ProjektinitiatorInnen jedoch vor einige Herausforderungen. Das Ziel dieser Arbeit ist, die kommunikativen
Herausforderungen von BürgerInnenbeteiligungsprozessen im Hinblick auf Partizipation, Regionalität
und Nachhaltigkeit darzulegen. Die angewendete Methode ist ein qualitativer Vergleich verschiedener
Perspektiven von AkteurInnen. Dafür wurden sieben Personen in offenen, problemzentrierten Interviews
zum Thema befragt.
Die Basis dieser Arbeit ist die Theorie der Verständigungsorientierten Öffentlichkeitsarbeit (VÖA). Demnach entstehen Herausforderungen aufgrund des sozialen Netzwerks, in dem ein Beteiligungsprozess
umgesetzt werden soll. Das soziale Netzwerk ist ausschlaggebend für die Kommunikation mit den AkteurInnen. Man hat es z.B. mit einem in sich geschlossenen „Kernnetzwerk“ oder mit sehr heterogenen
„Unternetzwerken“ zu tun. Die Zielgruppenansprache differenziert sich nach aktiven und inaktiven Gruppen. Es werden demnach gezielt Personen mit aktivem Interesse angesprochen und eine Bewusstseinsbildung bei inaktiven Zielgruppen unternommen. Für die Umsetzung einer verständigungsorientierten
Kommunikation sind vor allem Information, Vertrauen und Diskurs wichtig. Regionale Identitätsmerkmale
werden kaum berücksichtigt, sondern für eine Beteiligung vorausgesetzt. Eine direkte Kommunikation
ist für eine Verständigung und Interaktivität mit allen AkteurInnen, z.B. in Form von Vernetzungstreffen,
besonders wichtig. Diese Form der Interaktion spielt sich vermehrt im realen Leben ab. Das Potential der
Online-Möglichkeiten wurde teilweise aber bereits erkannt.
Rauchbüchl, Elisabeth 203
WISSENSCHAFTSPREIS DES SOZIALMINISTERIUMS FÜR JUNGAKADEMIKERiNNEN
Abstracts der eingereichten Arbeiten
140. Reiner, Julia
Sexualität in Vorarlberger Pflegeheimen
Ausgangsbedingungen für gelebte Sexualität auf organisatorischer und p
­ ersoneller Ebene
Masterarbeit. FH Vorarlberg. 2014
Hintergrund und Fragestellung: In ihrer Beziehungsfunktion bildet Sexualität eine lebenslang bestehende Erlebnisdimension zur Erfüllung biopsychosozialer Bedürfnisse nach Zuwendung und Bindung. Die
Verwirklichungschancen gewünschter Sexualität werden im Falle von Pflegebedürftigkeit mehrfach
beeinträchtigt und im Zuge dessen wesentlich durch das Ausmaß an Offenheit und Unterstützung des
Umfeldes bestimmt. Diesbezüglich stehen Pflegeheime wiederholt in Kritik, wenngleich im deutschsprachigen Raum nur wenig empirische Befunde vorliegen. Für den stationären Pflegebereich Vorarlbergs
wurde daher untersucht, welche Ausgangsbedingungen für gelebte Sexualität von HeimbewohnerInnen
auf organisatorischer und personeller Ebene vorherrschen.
Methode: In die Triangulationsstudie konnten von allen 50 angefragten Vorarlberger Pflegeheimen 37
einbezogen werden. Mittels leitfadengestützter ExpertInneninterviews wurden 33 Pflegedienstleitungen
zu organisatorischen Rahmenbedingungen befragt. 481 Pflegekräfte (89% Frauen) im Alter von 20 bis 66
Jahren (M=42; SD=10) nahmen an der schriftlichen Befragung mittels standardisiertem Fragebogen zur
Erfassung ihrer Einstellungen zu Sexualität im Alter gemäß der Aging Sexual Knowledge and Attitudes
Scale (ASKAS) teil (Rücklaufquote 51%).
Ergebnisse: Qualitative wie quantitative Befunde sprechen für die Präsenz von gelebter, als auch nicht
gelebter, gewünschter Sexualität bei PflegeheimbewohnerInnen. Die befragten Pflegedienstleitungen
signalisieren aufgeschlossene Haltungen gegenüber dem Thema und eine grundsätzliche Akzeptanz
von sexuellen Aktivitäten bei HeimbewohnerInnen. Unterstützungsmaßnahmen und Gespräche bei Anliegen zur Sexualität werden teilweise praktiziert, setzen in der Regel jedoch konkrete Anlassfälle oder
die Initiative der HeimbewohnerInnen voraus. Außerhalb des Verantwortungsbereichs der Pflegeheime
liegende Einflussgrößen, wie der Widerstand von Angehörigen oder die rechtlichen Bestimmungen im
Hinblick auf die Organisation aktiver Sexualassistenz, können die Umsetzung gezielter Hilfestellungen bei
sexuellen Bedürfnisäußerungen von HeimbewohnerInnen erschweren. Teilweise im Widerspruch zu den
Erfahrungen der Pflegedienstleitungen liegen auf der Ebene der Pflegekräfte im Mittel positive Einstellungen zu Sexualität im Alter gemäß ASKAS vor (M=47; SD=11). Dabei geht ein höheres Kompetenzniveau
in Form einer höheren Berufsausbildung (p/2<0,001), mehr Jahren an Berufserfahrung (p/2=0,024) oder
einschlägigen Weiterbildungserfahrungen (p/2<0,001) mit positiveren Einstellungen einher.
204
Reiner, Julia
WISSENSCHAFTSPREIS DES SOZIALMINISTERIUMS FÜR JUNGAKADEMIKERiNNEN
Abstracts der eingereichten Arbeiten
Schlussfolgerungen: Der repräsentierten Aufgeschlossenheit in den Pflegeheimen stehen wenig initiative und gezielte Unterstützungsmaßnahmen im praktischen Umgang mit dem Thema Sexualität von
HeimbewohnerInnen gegenüber. Schulungen für Pflegekräfte und weitere Handlungsmaßnahmen auf
der Ebene von Beteiligten und Betroffenen zum Ausbau förderlicher Ausgangsbedingungen für gelebte
Sexualität werden aufgezeigt. Aufgrund methodischer Limitationen erscheinen weitere Studien über die
Einstellungen von Pflegekräften zum Thema Sexualität im Alter empfehlenswert.
Reiner, Julia 205
WISSENSCHAFTSPREIS DES SOZIALMINISTERIUMS FÜR JUNGAKADEMIKERiNNEN
Abstracts der eingereichten Arbeiten
141. Reitzer, Matthias
Emotionserleben und Emotionsregulation in der Kinderschutzarbeit
Dissertation. Leopold-Franzens-Universität Innsbruck. 2013
Diese Arbeit bietet einen Überblick über die Inhalte der Kinderschutzarbeit in Österreich und untersucht
das Bewältigungsverhalten der MitarbeiterInnen im Umgang mit belastenden Situationen traumatisierter Opfer und deren Bezugssystem. Dabei wird der Fokus auf die Emotionsregulierungsstrategien der
HelferInnen gelegt, geschlechtsspezifische Unterschiede erforscht und der Umgang mit sekundären
Traumatisierungen beleuchtet. Figley (1995) prägte den Begriff der „compassion fatigue“, welchen er
als eine natürliche, vorhersehbare, behandelbare und verhinderbare unerwünschte Folge der Arbeit
mit traumatisierten Menschen definiert und durch Gleichgültigkeitsgefühle, Hypervigilanz, Reizbarkeit,
Schlafstörungen und Konzentrationsschwierigkeiten charakterisiert.
Der zweite Aspekt, der in dieser Arbeit beleuchtet wird, ist das Emotionserleben und die Emotionsregulation der HelferInnen in den Kinderschutzeinrichtungen. Der Großteil der Befragten sah sich als wenig
„compassion fatigue“- und „burnout“-gefährdet, aber erlebte hohe Zufriedenheit durch die Tätigkeit
(Frauen signifikant höher als Männer). Allerdings zeigten sich weder Geschlechtsunterschiede noch Unterschiede in der Berufserfahrung.
Wut, Überforderung und Traurigkeit wurden am häufigsten bei den als subjektiv schwierig erlebten Gefühlen in der Klientenarbeit genannt. Die am häufigsten angewandten Emotionsregulationsstrategien
waren „soziale Unterstützung“, „Reflexion“, „Empathie“ und „Musterreflexion“. Im mäßig angewandten
Bereich lagen die Körperwahrnehmungsstrategien. In nahezu allen Strategien gab es keine signifikanten
Unterschiede hinsichtlich Geschlecht und Berufsjahren.
Ein nahezu signifikanter Geschlechtsunterschied zeigte sich in der Strategie „soziale Unterstützung“,
wobei die weiblichen Kolleginnen diese Strategie öfter anwenden als die männlichen Kollegen.
Die Strategien „Überlastung“, „sich verlieren“ und „Ablenkung“ sind signifikante Prädiktoren für das
Ausmaß an „compassion fatigue“ (je mehr diese Strategien zur Anwendung kommen, desto eher bildet
sich ein Zustand von Mitgefühlserschöpfung).
Die Strategien „Dissoziation“ und „Empathie“ beeinflussen die „compassion satisfaction“ (befriedigendes
Gefühl durch helfende Tätigkeit).
206
Reitzer, Matthias
WISSENSCHAFTSPREIS DES SOZIALMINISTERIUMS FÜR JUNGAKADEMIKERiNNEN
Abstracts der eingereichten Arbeiten
Die Signale des Körpers sind ebenso Prädiktoren eines Burnoutrisikos und korrelieren positiv (je mehr
ich körperliche Signale, z.B. Erröten, Zittern, Weinen, setze, desto höher ist meine Burnoutgefährdung).
Demnach ist das Erlernen der Kontrolle unserer Körperwahrnehmung ein wichtiger Protektionsfaktor
gegen Burnout.
Die Hypothesen dieser Arbeit konnten also nur teilweise bestätigt werden. Allerdings geben die Daten
einen guten Einblick in die Kinderschutzarbeit und lassen sich für Maßnahmen der Psychohygiene nutzen.
Reitzer, Matthias 207
WISSENSCHAFTSPREIS DES SOZIALMINISTERIUMS FÜR JUNGAKADEMIKERiNNEN
Abstracts der eingereichten Arbeiten
142. Rieder, Florian
Alles Bleibt Anders! –
Operative und Strategische Perspektiven der Interkulturellen Sozialen Arbeit im Zeitalter der
­Globalisierung
Masterarbeit. FH Vorarlberg. 2012
Die vorliegende Masterarbeit untersucht folgende Forschungsfrage: Was sind die hauptsächlichen Erfahrungen und Prognosen in der ausgewählten Fachliteratur zu zukünftigen Handlungsfeldern der Interkulturellen Sozialen Arbeit im Globalisierungskontext? Anhand einer systematischen Literaturanalyse
werden Perspektiven ermittelt, die für die sozialarbeiterische Zukunft im Globalisierungskontext relevant
werden können. Eine Quantitative Frequenzanalyse filtert die zu untersuchende Literatur, um Aussagen
der Literaturbeiträge per Häufigkeit zu erkunden. Die zwei Kategorien mit den meisten Treffern sind dabei
Zivilgesellschaft und Menschenrechte. Anhand einer Systematischen, Zusammenfassenden Inhaltsanalyse
wird das relevante Textmaterial dieser beiden Kategorien theoriegeleitet und qualitativ untersucht. Es ist
einerseits ersichtlich, dass die beiden analysierten Themenfelder in ihrer Ausrichtung eng miteinander
verwoben sind und sich gegenseitig beeinflussen. Andererseits können eine Reihe kategorienübergreifender Perspektiven für die Zukunft der Interkulturellen Sozialen Arbeit bestimmt werden:
Um Instrumente zur Etablierung der Menschenrechte und Stärkung der Zivilgesellschaft zu erlangen,
müssen in Zukunft rechtliche Kompetenzen ebenso Eingang in die Ausbildung der Interkulturellen Sozialen
Arbeit finden wie ein tiefergehendes Verständnis über die Einsetzbarkeit der Menschenrechte, konkrete
Maßnahmen zivilgesellschaftlicher Aktivierung sowie sozialwirtschaftliche und managementorientierte
Kompetenzen. Bei der rechtlichen Verankerung der Menschenrechte und der damit impliziten Stärkung
der Zivilgesellschaft bedarf es einer breiten Verankerung von Sozialrecht auf möglichst vielen Ebenen
der Gesetzgebung. Durch die Perspektive einer internationalen Vernetzung von zivilgesellschaftlichen
Organisationen können sowohl menschenrechtliche Diskurse angeregt, als auch mehr Mitspracherecht
auf internationaler Ebene eingefordert werden. Um dabei die Wirtschaft in soziale Transformationsprozesse miteinzubeziehen, bedarf es einer Implementierung verschiedener freiwilliger und verpflichtender
Instrumente auf dem ökonomischen Sektor, die sowohl eine Stärkung der Menschenrechte als auch ein
neugewonnenes BürgerInnenbewusstsein stimulieren.
208
Rieder, Florian
WISSENSCHAFTSPREIS DES SOZIALMINISTERIUMS FÜR JUNGAKADEMIKERiNNEN
Abstracts der eingereichten Arbeiten
143. Riedl, Felix
The Relevance of Social Entrepreneurship in the Mixed Economy of Welfare
Master’s Thesis. Johannes-Kepler Universität Linz. 2014
This Master’s thesis aims to explain the impact of key socioeconomic and political institutions of mixed
welfare economies on the perceived relevance of social entrepreneurship. Within the perspective of a
mixed economy of welfare, social entrepreneurship is defined as a market-driven mode of social welfare
production. Contrary to earlier research on the contextualization of social entrepreneurship, the present
work emphasizes an explicit role of market and welfare-state institutions as well as large-scale social
problems in Western post-industrial countries. Based on a cross-national expert survey (N=353), the
empirical analysis demonstrates that the country-specific institutional configurations of production and
social protection as well as changing social problems influence, how national experts evaluate the relevance of social entrepreneurship. By introducing the analytical dimension of relevance and incorporating
mainstream theory from comparative political economy and welfare state research, the Master’s thesis
contributes to the emerging literature on the institutional embeddedness of social entrepreneurship.
Diese Arbeit wurde in englischer Sprache verfasst.
Riedl, Felix 209
WISSENSCHAFTSPREIS DES SOZIALMINISTERIUMS FÜR JUNGAKADEMIKERiNNEN
Abstracts der eingereichten Arbeiten
144. Riedmüller-Senk, Karin
Die souvärene Patientin: eine vigilante Patientin? Der souvärene Patient: ein
vigilanter Patient?
Chancen und Risiken der Einbindung von Patientin und Patient in die M
­ eldung des Verdachts von
­unerwünschten Wirkungen von Arzneimitteln
Masterarbeit. IMC Fachhochschule Krems. 2014
Seit Juni 2013 haben Österreicherinnen und Österreicher durch die Implementierung der EU-Pharmakovigilanz-Richtlinie (2010/84/EU) die Möglichkeit, den Verdacht unerwünschter Wirkungen von Arzneimitteln
selbst zu melden. Bisher war dies ausschließlich Angehörigen von Gesundheitsberufen und Pharmaunternehmen möglich.
Die vorliegende Arbeit widmet sich den potenziellen Auswirkungen dieser Möglichkeit auf Patientensouveränität und Patientensicherheit und den damit verbundenen Chancen und Risiken aus der Sicht von
Vertreterinnen und Vertretern ausgesuchter Stakeholder des österreichischen Gesundheitswesens. Die
Datenerhebung erfolgte durch Literaturrecherche und durch elf strukturierte Leitfaden-Interviews. Ziel
ist die Generierung von Hypothesen.
Ergebnis der Recherche ist, dass die Möglichkeit der Meldung des Verdachts von unerwünschten Wirkungen von Arzneimitteln durch Patientinnen und Patienten einen weiteren Schritt in Richtung Erhöhung
der Patientensicherheit und in Richtung Erhöhung der Patientensouveränität darstellt.
Die Möglichkeit eröffnet die potentiellen Chancen der bewussten Auseinandersetzung aller Beteiligten
mit Gesundheit, Krankheit und Therapie, der Förderung einer gleichberechtigten Beziehung zwischen
Behandelnden und Behandelten, verbesserter Informationen über das Nutzen-Risiko-Profil von Arzneimitteln sowie der generellen Sensibilisierung bezüglich Medikationssicherheit. Potentielle Risiken ergeben
sich aus mangelhafter Datenqualität aufgrund unvollständig oder fehlerhaft ausgefüllter Meldeformulare,
der verwendeten medizinischen Fachsprache, der Bias durch Nichterreichung bestimmter Bevölkerungsschichten, der Verstärkung des Nocebo-Effektes und einer vermuteten Überlastung der Akteure.
Bislang ist das Wissen um die Möglichkeit weder in Fachkreisen noch in der Bevölkerung ausreichend
vorhanden. Durch auf- und erklärende Kommunikation und Information könnten die Awareness und
Kompetenz geschaffen werden, um die Potentiale, die diese Möglichkeit der patienteninvolvierenden
Pharmakovigilanz eröffnet, ausschöpfen zu können.
210
Riedmüller-Senk, Karin
WISSENSCHAFTSPREIS DES SOZIALMINISTERIUMS FÜR JUNGAKADEMIKERiNNEN
Abstracts der eingereichten Arbeiten
145. Röder, Carina
Eine systemische Wirtschaftsanalyse und die Aushandlung sozial­
verträglicher Alternativen aus Sicht der Sozialen Arbeit
Masterarbeit. Management Center Innsbruck. 2013
Diese Arbeit beschäftigt sich mit dem gegenwärtigen Wirtschaftssystem auf volkswirtschaftlicher Ebene
und stellt dabei die Frage, inwiefern es einer Veränderung der gegenwärtigen Wirtschaftsordnung bedarf,
um einen Anstieg sozialer Probleme zu verhindern bzw. diese präventiv zu vermeiden. Um diesen Bezugspunkt umfassend verstehen und gestalten zu können, ist eine historische, aber auch metatheoretische
Analyse der Wirtschaft notwendig. Dabei wird unter anderem die Annahme bestätigt, dass das gegenwärtige wirtschaftspolitische System überwiegend atomistisch und holistisch, jedoch nicht systemisch
organisiert ist. Kurzzeitkalkulationen, Ressourcenverschwendungen, soziale Verwerfungen etc. sind die
Folge und es kann die Hypothese begründet werden, dass ein Wirtschaftssystem auf Basis des Systemismus sozialverträglicher, menschenfreundlicher, ökologisch nachhaltiger und ressourcenschonender sei.
Anhand konkreter Alternativen, wie solidarischer Wirtschaftsmodelle, einem Konzept der Moralökonomie,
aber auch der Gemeinwohlökonomie nach Felber und dem systemischen Paradigma der Sozialen Arbeit
nach Staub-Bernasconi, können anregende Impulse gesetzt werden, die zum Teil bereits auch schon mit
konkreten Handlungsanweisungen ausgestattet sind. Eine mehrdimensionale Beschreibung gegenwärtiger,
in Korrelation mit der Wirtschaft stehender, sozialer Probleme bildet die fundierte Ausgangsbasis hierfür,
wobei die Soziale Arbeit, als darauf spezialisierte Profession, einen hohen Stellenwert einnimmt. Zudem
kann diese Arbeit als Plädoyer dafür gesehen werden, dass ungenützte Ressourcen bzw. Synergieeffekte
zwischen Wirtschaft, Politik und Sozialer Arbeit gezielt vermehrt für eine effizientere und vor allem effektivere Zusammenarbeit wahrgenommen und aufgegriffen werden müssen. Brach liegendes Potenzial kann
dadurch freigesetzt und gezielt, beispielsweise für sozialökologisches Wirtschaften, eingesetzt werden.
Hauptziel dieser Arbeit ist also die systemische Betrachtung der Wirtschaft, das Aufschlüsseln von Problemen und Ressourcen, aber auch das konkrete Entwickeln von umsetzbaren Ideen, die sozialen Frieden
und gutes (Zusammen-)Leben nachhaltig ermöglichen.
Röder, Carina 211
WISSENSCHAFTSPREIS DES SOZIALMINISTERIUMS FÜR JUNGAKADEMIKERiNNEN
Abstracts der eingereichten Arbeiten
146. Rroshi, Daniela
“Labour Market Outcomes of Immigrants in Austria:
With a Special Focus on Over-qualification”
Magisterarbeit. Universität Wien. 2014
The thesis addresses the question of over-education of immigrants in the Austrian labour market. It relies
on the recently released PIAAC data of 2011/2012 to give multiple estimates of the extent of over-education
of immigrants in the Austrian labour market and compare it to the over-education of natives. Descriptive
statistics as well as a logit regression model show that immigrants are much more likely to be over-educated than natives. The incidence of over-education using the direct measure of over-qualification is
40.8% for immigrants, whereas the proportion of natives that is over-qualified is 25.7%. It is interesting
that a much lower proportion of immigrants perceive themselves as over-educated. Contrasting over-education with skill mismatch shows that a very high proportion (67%) of the over-qualified immigrants
are also over-skilled, indicating that there is a real over-qualification, i.e. that a majority of them are
under-utilizing their skills.
The second question of this thesis focuses on the wage differences between over-qualified and adequately
qualified workers. Estimations of a simple Verdugo N. and Verdugo R. (1989) model show that over-educated immigrants earn on average 10.9% per hour less than the well-matched colleges with the same
level of education. While skill control measures do not play a role for the pay implications, controlling for
skill under-utilization yields a much lower estimate of the wage penalty of immigrants, amounting to only
4.7%. This magnitude is, however, not significant and one can conclude that the wage penalty reduces to
0% when skill proficiency and over-skilling are controlled for. This evidence suggests that, for immigrants,
the pay penalties are to a large extent the result of their under-utilization of skills.
Diese Arbeit wurde in englischer Sprache verfasst.
212
Rroshi, Daniela
WISSENSCHAFTSPREIS DES SOZIALMINISTERIUMS FÜR JUNGAKADEMIKERiNNEN
Abstracts der eingereichten Arbeiten
147. Rumplmaier, Bernhard
Educational Mobility and (In)equality in a European Perspective
Master Thesis. WU Wien. 2014
Die vorliegende Arbeit liefert eine deskriptive Analyse der intergenerativen Bildungsmobilität sowie der
Ungleichheit von Bildung in 16 europäischen Ländern. Zu Beginn der Arbeit steht ein Überblick über die
existierende Literatur und Evidenz bezüglich des Zusammenhangs von Ungleichheit und sozialer Mobilität.
Aufbauend auf diesem vorhandenen Wissensstock zeigt die Arbeit, basierend auf einem einheitlichen
Datensatz (ESS), deutliche Unterschiede in Bezug auf Ungleichheit von Bildung und „Erblichkeit von
Bildungsniveaus“. Die Ergebnisse zeigen deutlich, dass insbesondere die nordischen Staaten weniger
Ungleichheit in Bezug auf Bildungsniveaus und gleichzeitig auch hohe intergenerative Bildungsmobilität aufweisen. Am anderen Ende der Skala liegen einige südliche Staaten. Ebenso zeigt sich, dass eine
Analyse nach Geschlecht der Kinder und Eltern detailliertere Informationen liefert, da sich zeigt, dass die
steigende soziale Mobilität in vielen Ländern Europas insbesondere durch die besseren Aufstiegschancen
von jungen Frauen erzielt wurde.
Abschließend erlaubt die Arbeit einen Einblick in drei – innerhalb der Literatur – als zentral erachtete Aspekte, die sowohl Ungleichheit als auch soziale Mobilität beeinflussen können. Dabei wird gezeigt, dass
einerseits niedrige und fehlgerichtete Bildungsausgaben, ebenso wie eine zu frühe Trennung von SchülerInnen in höher- und niederrangige Schulen kontraproduktiv sind, um soziale Ungleichheit und geringe
soziale Mobilität zu bekämpfen. Zentral ist jedoch die Erkenntnis, dass qualitativ hochwertige frühkindliche
Betreuung sowohl positiv auf die Chancen aller inkludierten Kinder wirkt, als auch zahlreiche positive
„Nebenwirkungen“ wie qualifizierte Arbeitsplätze im Bildungssektor, sowie höhere Frauenerwerbsquoten
mit sich bringt. All dies fördert nicht nur die soziale Inklusion, sondern erhöht die Chancengleichheit von
Kindern aus allen Bereichen der Gesellschaft.
Schließlich bietet die Arbeit ein kurzes Unterrichtskonzept für den Gegenstand Volkswirtschaft der 5.
Klasse der Handelsakademie, um diese gesellschaftlich bedeutende Thematik jungen Erwachsenen
näher zu bringen.
Diese Arbeit wurde in englischer Sprache verfasst.
Rumplmaier, Bernhard 213
WISSENSCHAFTSPREIS DES SOZIALMINISTERIUMS FÜR JUNGAKADEMIKERiNNEN
Abstracts der eingereichten Arbeiten
148. Safa, Sarah
Das Konzept der „Schlüsselarbeitskraft“ im internationalen
­Migrations­umfeld
Diplomarbeit. Universität Wien. 2013
Diese Arbeit untersucht auf der einen Seite das Migrationskonzept der gesteuerten Zuwanderung von
hochqualifizierten Migranten mittels Bewertungssystemen, wie sie in Australien oder Kanada bereits
seit vielen Jahren im Einsatz sind. Dazu wird auf die aktuelle Migrationsforschung zurückgegriffen und
allfällige Kritik erläutert und bewertet.
Auf der anderen Seite steht die Umsetzung dieses Migrationskonzeptes in Österreich mittels der „Schlüsselarbeitskraft“ bzw. – seit 2011 – über die Rot-Weiß-Rot-Card, im Focus. Es wird untersucht, ob das österreichische Konzept dazu geeignet ist, im internationalen Wettbewerb um hochqualifizierte Migranten
eine bedeutende Rolle zu spielen oder ob die spezifisch österreichische Umsetzung dieses Migrationskonzeptes bereits an der Zielsetzung scheitert.
Die vorliegende Arbeit ist eine Literaturarbeit. Sie befasst sich daher mit der Sichtung, Aufbereitung und
Zusammenfassung der relevanten Literatur und Daten, welche als theoretische Basis für die Beantwortung
einer Hauptforschungsfrage, drei Unterfragen und der Arbeitshypothese dienen.
Diese lauten:
Welche Migrationskonzepte auf Basis der „Schlüsselarbeitskraft“ gibt es international und wie unterscheiden sich diese? (Hauptforschungfrage)
Wie reiht sich das österreichische Konzept der „Schlüsselarbeitskraft“ in diese Migrationskonzepte ein?
Wie erfolgt die konkrete Umsetzung dieses Konzeptes in Österreich und welche statistischen Daten sind
nach dem ersten Jahr der Einführung verfügbar?
Welche Rolle spielt das österreichische Konzept der „Schlüsselarbeitskraft“ in einem vereinten Europa
und wie lässt es sich mit den übergeordneten Gesetzesentwürfen auf Unionsebene vereinbaren?
214
Safa, Sarah
WISSENSCHAFTSPREIS DES SOZIALMINISTERIUMS FÜR JUNGAKADEMIKERiNNEN
Abstracts der eingereichten Arbeiten
149. Scharinger, Blanka
Migration und berufliche (Re-)Integration
aus dem Blickwinkel des Arbeits-Trainingszentrums pro mente O
­ berösterreich
Masterarbeit. FH Oberösterreich. 2013
Die Masterarbeit widmet sich der beruflichen (Re-)Integration von psychisch kranken Menschen mit Migrationshintergrund. Auf Grund der theoretischen Analyse der Fachliteratur in den Bereichen Migration und
Gesundheit, Arbeit als Belastung und Ressource sowie berufliche Rehabilitation im Migrationskontext
stellt sich einerseits heraus, dass die Beanspruchung der beruflichen Rehabilitation von diesen Menschen
kaum registriert wird. Andererseits machen Autoren darauf aufmerksam, dass besonders diese Menschen
einer Vielfalt von psychosozialen Belastungen ausgesetzt sind.
Vor diesem Hintergrund verfolgt die Masterarbeit das Ziel, die Bedeutung der Erwerbstätigkeit für die
psychische Gesundheit der Menschen mit Migrationshintergrund hervorzuheben. Außerdem untersucht
sie, ob diese Menschen eine spezifische Gruppe im Bereich der beruflichen Rehabilitation in den Betrieben des Arbeits-Trainingszentrums OÖ aus Sicht von ExpertInnen darstellen und wenn ja, dann in
welcher Hinsicht. Schließlich wird die Wichtigkeit der interkulturellen Kompetenzen in Betreuung dieser
Zielgruppe erforscht.
Die durchgeführte empirische Studie anhand der leitfadengestützten Interviews mit ExpertInnen des
Arbeitstrainingszentrums Oberösterreich bestätigt sowohl positive als auch negative Aspekte der Erwerbstätigkeit für die psychische Gesundheit der Menschen mit Migrationshintergrund. Des Weiteren
wird deutlich, dass diese Menschen eine spezifische Gruppe im Bereich der beruflichen Rehabilitation
aus Sicht der ExpertInnen darstellen. Darüber hinaus wird die Relevanz der interkulturellen Kompetenzen
im Betreuungsprozess dieser Zielgruppe unterstrichen.
Scharinger, Blanka 215
WISSENSCHAFTSPREIS DES SOZIALMINISTERIUMS FÜR JUNGAKADEMIKERiNNEN
Abstracts der eingereichten Arbeiten
150. Scharinger, Katharina
John Rawls’ Theorie der Gerechtigkeit und Robert Nozicks radikal-liberale
Kritik
Diplomarbeit. Universität Salzburg. 2014
Die vom US-amerikanischen Philosophen und ehemaligen Harvard-Professoren John Rawls im Jahre
1979 veröffentlichte „Theorie der Gerechtigkeit“ erregte abrupt die Aufmerksamkeit der Ethik, der politischen Philosophie als auch der breiten Öffentlichkeit. John Rawls plädiert anhand seiner Theorie der
Gerechtigkeit nicht nur für gleiche Rechte, Grundfreiheiten und Bildungschancen – er thematisiert auch
das Problem der Verteilungsgerechtigkeit und stellt somit eine Theorie auf, die mit all ihren Bestandteilen soziale Gerechtigkeit gewährleisten soll. Einer der bedeutendsten und zugleich auch sicherlich radikalsten Kritiker an der Theorie der Gerechtigkeit von John Rawls ist Robert Nozick, welcher wie Rawls
Professor an der Harvard Universität war. Sein Werk „Anarchy, State, Utopia“ stellt eine radikal-liberale
Kritik an Rawls’ Theorie dar. Im Gegensatz zu John Rawls plädiert Nozick für Liberalismus und einen
Minimalstaat, in dem der Staat seinen Zwangsapparat nicht dazu verwenden darf, einige Bürger dazu zu
bringen, anderen zu helfen. Robert Nozick setzt jegliche Besteuerung des Arbeitsverdienstes zu sozialen
Zwecken mit Zwangsarbeit gleich und postuliert einen Minimalstaat, der sich auf einige wenige Funktionen, wie zum Beispiel den Schutz auf Diebstahl, beschränkt. Die folgende Diplomarbeit dient nicht nur
der Darstellung der beiden Theorien der Gerechtigkeit von John Rawls und Robert Nozick, sondern im
Besonderen auch der Thematisierung der wesentlichen Kritikpunkte, die Robert Nozick an John Rawls’
Theorie der Gerechtigkeit äußert. Es werden des Weiteren Gründe für die Theorie der Gerechtigkeit von
John Rawls und damit für den Sozialstaat hervorgebracht um, zu zeigen, dass ein Minimalstaat, wie ihn
Robert Nozick postuliert, im Gegensatz zu Rawls’ Theorie der Gerechtigkeit in keinem Fall zu sozialer
Gerechtigkeit führen kann. Zu guter Letzt wird die Bedeutung der Theorie der Gerechtigkeit von John
Rawls für die Gegenwart aufgezeigt.
216
Scharinger, Katharina
WISSENSCHAFTSPREIS DES SOZIALMINISTERIUMS FÜR JUNGAKADEMIKERiNNEN
Abstracts der eingereichten Arbeiten
151. Schlacher, Petra
Zur Vereinbarkeit von Erwerbsarbeit und Privatleben
Determinanten des ‚Work-Life Conflicts‘ im europäischen Kontext
Masterarbeit. Karl-Franzens-Universität Graz. 2014
Gegenstand und Thema dieser Arbeit ist es, unterschiedliche Einflussfaktoren der Vereinbarkeit von Erwerbsarbeit und Privatleben quantitativ zu untersuchen und verschiedene (Länder-)Gruppen in Europa
zu vergleichen. Als Datengrundlage dient der European Social Survey 2004. Dabei wurden die Daten von
befragten Berufstätigen aus 23 europäischen Ländern herangezogen. Das Kernstück dieser Untersuchung
ist die Durchführung einer Mehrebenenanalyse, eine Regressionsform, bei der für jedes Individuum der
Kontexteinfluss berücksichtigt wird. Die herangezogen Erklärungsvariablen werden einerseits der Mikround anderseits der Makroebene zugeordnet. Es lässt sich zeigen, dass Beschäftigte in höheren Berufspositionen, wie Manager und ‚Professionals‘, ein stärkeres Spannungsverhältnis zwischen Erwerbsarbeit
und Privatleben wahrnehmen als Hilfsarbeiter oder Beschäftigte in einfachen Dienstleistungsberufen.
Arbeitsbezogene Anforderungen stellen sich als besonders relevant im Zusammenhang mit dem wahrgenommenen ‚Work-Life Conflict‘ heraus: eine hohe Arbeitsstundenanzahl, Stress am Arbeitsplatz sowie
Arbeit zu unsozialen Zeiten wie an Wochenenden, nachts oder kurzfristig Überstunden leisten zu müssen
verstärken das Spannungsverhältnis zwischen Erwerbsarbeit und Privatleben. Im Privatbereich ist vor
allem die Qualität der Partnerbeziehung ein entscheidender Faktor: Häufige Uneinigkeiten mit dem/der
PartnerIn gehen mit einem höheren ‚Work-Life Conflict‘ einher. Auch Geschlechterdifferenzen lassen
sich zeigen: Bei Frauen ist der wahrgenommene ‚Work-Life Conflict‘ stärker ausgeprägt als bei Männern.
Hinsichtlich der Ländergruppenunterschiede konnte der vermutete Zusammenhang, dass Befragte
in Skandinavien – Länder mit ausgeprägten wohlfahrtsstaatlichen Einrichtungen – einen niedrigeren
‚Work-Life Conflict‘ aufweisen, nicht nachgewiesen werden. Die Ergebnisse dieser Untersuchung deuten
tendenziell in die entgegengesetzte Richtung.
Schlacher, Petra 217
WISSENSCHAFTSPREIS DES SOZIALMINISTERIUMS FÜR JUNGAKADEMIKERiNNEN
Abstracts der eingereichten Arbeiten
152. Schlechter, Maria
Symbolische Grenzen im Schulsystem
Die Herstellung sozialer Ungleichheit in Klassifikationsprozessen von ­VolksschullehrerInnen
Masterarbeit. Universität Wien. 2014
Bisherige Studien haben bereits gezeigt, dass das Bildungssystem, entgegen seiner Intention, ungleiche
Lebens- und Teilhabechancen häufig verschärft und auch neue soziale Ungleichheiten hervorbringt.
Diese Arbeit beschäftigt sich mit der Rolle von VolksschullehrerInnen bei der Produktion und Reproduktion dieser sozialen Ungleichheit im Schulsystem. Theoretisch basiert die Arbeit auf dem Paradigma der
Grenzziehung. Der entscheidende Vorteil dieser Perspektive besteht darin, dass damit eine Forschung
möglich ist, die nicht von vordefinierten sozialen Gruppen ausgeht, sondern Definitionsprozesse außerhalb und Identifikationsprozesse innerhalb dieser Gruppen selbst zum Gegenstand der Forschung macht.
Im Rahmen dieser Arbeit wurde erforscht, auf welche Art und Weise VolksschullehrerInnen SchülerInnen
klassifizieren. Dies wurde anhand von narrativen Interviews mit VolksschullehrerInnen untersucht. Analysiert wurden diese Interviews mit zwei Methoden, die der Biographieforschung nach Gabriele Rosenthal
entnommen sind: der thematischen Feldanalyse und der Analyse der (biographischen) Daten. Im Rahmen
dieser Analyse wurde ein besonderer Fokus auf das Präsentationsinteresse der LehrerInnen gelegt. Die
Handlungsebene wurde auch analysiert, sofern dies das Datenmaterial zuließ.
Die Ergebnisse der thematischen Feldanalyse zeigen, dass es in den Präsentationen der LehrerInnen zentral
ist, sich als kompetent darzustellen. Diese Darstellung ist verknüpft mit der Erwartung an die Rolle der
Lehrerin, SchülerInnen zu wissenden, wohlerzogenen Erwachsenen zu formen. Darin eingebettet sind
negative Klassifikationen von SchülerInnen, bei denen die LehrerInnen das erfolgreiche Ausführen der
LehrerInnenrolle nicht zeigen können. Als wesentliche Problemkategorien von SchülerInnen verwenden
VolksschullehrerInnen vor allem unterschiedliche Arten von Migrationshintergrund, soziale Schicht bzw.
soziales Milieu und psychologische Klassifikationen. Diese Kategorien, die gesellschaftlich bereits als
problematisch vordefiniert sind, werden von LehrerInnen als Erklärungen herangezogen, warum gewisse
SchülerInnen nicht angemessen beschult werden können. Die Grenzen, die LehrerInnen zwischen diesen
Kategorien ziehen, sind aber keineswegs einheitlich. Auch die Zuschreibungen zu diesen Kategorien sind
unterschiedlich. Damit, wie diese Grenzziehungsprozesse von VolksschullehrerInnen im Detail aussehen,
mit welchen Zuschreibungen diese verbunden sind und inwiefern das mit Rollenerwartungen an LehrerInnen zusammenhängt, beschäftigt sich diese Arbeit.
218
Schlechter, Maria
WISSENSCHAFTSPREIS DES SOZIALMINISTERIUMS FÜR JUNGAKADEMIKERiNNEN
Abstracts der eingereichten Arbeiten
153. Schmidl, Clara Andrea
Verständnisse von ‚Behinderung‘ im Kontrast.
Eine explorative Studie in Mosambik als Land des ‚globalen Südens‘
Diplomarbeit. Universität Wien. 2014
In der vorliegenden Diplomarbeit hat sich die Autorin mit dem Thema Behinderung in einem „außer-­
europäischen“ Kontext – konkret in Mosambik – beschäftigt. Grundlage dieser Arbeit bildet das Studium
aktueller Ansätze aus den Critical Disability Studies in einem Kontext, der sowohl historisch als auch in
der globalisierten Gegenwart durch ungleiche Machtverhältnisse geprägt ist.
Zentrales Interesse der Arbeit ist eine Annäherung an die Lebensbedingungen jener Menschen, die
von internationalen Definitionen und Konventionen vorgeblich addressiert werden sollen: Es geht um
Perspektiven von Mosambikaner/innen – die in Kontexten von Disabled People`s Organisations (DPOs)
stehen – auf ihre Alltagserfahrungen, Verständnisse von „Behinderung“ und „Nicht-Behinderung“, sowie
die Einschätzung ihrer Handlungsmöglichkeiten in urbanen Umfeldern. Zu diesem Zweck verbrachte die
Verfasserin im Winter 2012 drei Monate in Maputo und Beira, wo insgesamt 22 Interviews entstanden:
mit Mitgliedern und Führungspersonen von Disabled People`s Organisations, Mitarbeiter/innen der öffentlichen Verwaltung sowie internationalen Organisationen. Eine Interviewauswahl – in erster Linie mit
DPO-Mitgliedern und -Führungspersonen – wurde einer ersten überblicksartigen Sichtung unterzogen.
Dazu wurden Bausteine einer explorativen empirischen Sozialforschung instrumentalisiert und der Frage
nachgegangen, worin Möglichkeiten und Grenzen einer dekolonialen Forschungspraxis bestehen könnten.
Schmidl, Clara Andrea 219
WISSENSCHAFTSPREIS DES SOZIALMINISTERIUMS FÜR JUNGAKADEMIKERiNNEN
Abstracts der eingereichten Arbeiten
154. Schneider, Erika
„Burnout und Firmenkultur –
Individuelle und unternehmenskulturelle Zusammenhänge zum ressourcengenerierenden Umgang mit
Burnout“
Masterarbeit. ARGE Bildungsmanagement Wien. 2012
Die vorliegende Masterthesis untersucht, inwieweit Management und Unternehmensleitung durch den
Aufbau von „starken“ Unternehmenskulturen Burnout in ihrem Unternehmen reduzieren bzw. von den
Erfahrungen zurückgekehrter Betroffener von Burnout partizipieren können. Für den empirischen Teil
der Arbeit wurden narrative teilstrukturierte Leitfadeninterviews mit fünf Betroffenen und zwei Experten
geführt und mittels qualitativer Inhaltsanalyse ausgewertet.
Die Ergebnisse zeigen einen engen Zusammenhang zwischen Burnoutprävention und Erfolgsfaktoren
für Unternehmenskulturen. Die wichtigsten Faktoren sind ein interessantes Aufgabengebiet mit Entwicklungsmöglichkeiten, Wertschätzung durch Vorgesetzte, bewältigbarer Arbeitsaufwand, Aktivitäten zur
Aufrechterhaltung der Leistungsfähigkeit, insbesondere von Führungskräften. Erreicht wird dies durch
Übernahme von Eigenverantwortung der Mitarbeiter, der Wahrnehmungs- und Reflexionsfähigkeit der
Unternehmensleitung, Offenheit für Alternativen und einer Enttabuisierung des Themas Burnout in Unternehmen.
220
Schneider, Erika
WISSENSCHAFTSPREIS DES SOZIALMINISTERIUMS FÜR JUNGAKADEMIKERiNNEN
Abstracts der eingereichten Arbeiten
155. Schnetzer, Matthias
Dimensions of economic inequality in Austria
Essays on the distribution of income and wealth in a corporatist-conservative welfare regime
Dissertation. WU Wien. 2015
Diese zum Wissenschaftspreis des Sozialministeriums eingereichte Dissertation umfasst drei Essays über
rezente Entwicklungen der Einkommens- und Vermögensverteilung in Österreich.
Das erste Papier untersucht intergenerationelle Übertragungen von Einkommensvorteilen mithilfe von
Daten aus dem EU-SILC (Statistics on Income an Living Conditions). Die Ergebnisse für Österreich werden
in ein Bezugssystem europäischer Wohlfahrtsregimes eingebettet und zeigen, dass es hierzulande einen
vergleichsweise starken Zusammenhang zwischen der finanziellen Situation des Elternhaushalts und
dem Lohneinkommen der Nachkommen gibt. Eine deutlich höhere Mobilität zwischen Generationen wird
für die skandinavischen Staaten konstatiert. Das Papier unterstreicht schließlich die Rolle von öffentlich
finanzierter Frühkindförderung für eine erhöhte soziale Durchlässigkeit.
Der zweite Artikel erforscht erstmals geographische Muster von Lohneinkommen und Einkommensungleichheit auf Gemeindeebene mit einem Volldatensatz aus den österreichischen Lohnsteuerstatistiken
2009 bis 2011. Dabei finden sich regionale Cluster von Gemeinden mit ähnlichen Einkommen und Ungleichheitsmaßen. Zudem zeigt sich ein starker positiver Zusammenhang zwischen den Durchschnittslöhnen
und der Lohnungleichheit in den 2.380 österreichischen Gemeinden. Es wird gezeigt, dass es vor allem
die abhebenden Spitzenverdienste eines kleinen Bevölkerungsteils sind, die das Ausmaß der Ungleichheit
bestimmen. Die empirischen Ergebnisse werden in die Literatur von Nachbarschaftseffekten eingeordnet und hierbei vor allem die Entwicklungen in den städtischen Vororten beleuchtet. Schließlich werden
auch die Gefahren einer räumlichen Segregation auf das soziale Gefüge und die öffentliche Infrastruktur
in den Gemeinden angesprochen.
Das dritte Papier untersucht die sozioökonomischen Charakteristika der österreichischen Vermögensverteilung mithilfe der Daten aus dem Household Finance and Consumption Survey 2010 (HFCS). Die
Vermögensungleichheit ist im Vergleich zur Einkommensungleichheit deutlich stärker ausgeprägt.
Eine daraus resultierende Fragestellung ist, ob sich „typische“ Haushalte an bestimmten Punkten der
ungleichen Vermögensverteilung identifizieren lassen. Der neue Datensatz ermöglicht dazu erstmals
eine gemeinsame Betrachtung von Haushaltsvermögen und soziodemographischen Eigenschaften in
Österreich. Die Ergebnisse unterstreichen die Rolle von Alter, Ausbildung, Eigentum am Hauptwohnsitz
sowie Unternehmensbeteiligungen für die Einordnung in die Vermögensverteilung. Zudem werden
Schnetzer, Matthias 221
WISSENSCHAFTSPREIS DES SOZIALMINISTERIUMS FÜR JUNGAKADEMIKERiNNEN
Abstracts der eingereichten Arbeiten
auch die Spezifika von verschuldeten Haushalten analysiert und deren Abgrenzung zu den tatsächlich
vermögenslosen Haushalten aufgezeigt. Die gewonnenen Einblicke können vor allem in der Diskussion
um eine treffsichere Steuerpolitik hilfreich sein, da die Betroffenheit unterschiedlicher Haushaltstypen
abgeschätzt werden kann.
Auszüge der Arbeit sind im Journal Regional Studies publiziert:
Momentum Quarterly 2(3), S 108-126
■■ Empirica 42(2), S. 269-289.
■■
Diese Arbeit wurde in englischer Sprache verfasst.
222
Schnetzer, Matthias
WISSENSCHAFTSPREIS DES SOZIALMINISTERIUMS FÜR JUNGAKADEMIKERiNNEN
Abstracts der eingereichten Arbeiten
156. Schobel, Katharina
Der Konflikt um den bolivarianischen Transformationsprozess in Venezuela –
Chance oder Zwangsbeglückung?
Eine qualitative Analyse am Beispiel der Studentenbewegungen von 2007 in Caracas
Masterarbeit. Karl-Franzens-Universität Graz. 2012
Diese Masterarbeit untersucht die sozialen Konflikte und die gesellschaftliche Polarisierung, die die
bolivarianische Revolution hervorgerufen hat, am Beispiel der Studentenbewegungen von 2007. Die
Studentenproteste in Caracas richteten sich zunächst gegen geplante Maßnahmen der Regierung von
Hugo Chávez wie die Schließung eines Radio- und Fernsehsenders. Die estudiantes por la libertad gingen
für Meinungs- und Pressefreiheit auf die Straße und vertreten bis heute großteils klassische liberale und
marktwirtschaftliche Werte. Ihren Gegenpart bilden die estudiantes bolivarianos, die der Regierung treu
sind und sich überwiegend für soziale Gleichheit und Gerechtigkeit einsetzen. In den Grundzügen der Bewegungen sind gesamtgesellschaftliche Phänomene und Problematiken erkennbar. Um das Verständnis
der Vorgänge zu vertiefen und Zusammenhänge aufzuzeigen, werden die Bewegungen in einen erweiterten
Kontext gestellt. Zunächst werden Demokratisierungsprozesse ausgewählter Staaten in Lateinamerika
verglichen und Probleme der Konsolidierung der Demokratien besprochen. Hierbei werden Konzepte
der Transformationsforschung wie jenes der defekten Demokratie von Wolfgang Merkel herangezogen.
Die Grundlage für die Analyse der innenpolitischen Situation stellen der Bertelsmann Transformation
Index sowie Berichte des Human Rights Watch und Latinobarómetro dar. Auf der anderen Seite werden
die neuen Errungenschaften des chavistischen Projekts diskutiert, das darauf abzielt, die Situation der
armen Bevölkerung zu verbessern und die soziale Ungleichheit zu verringern. Die Studentenbewegungen
werden schließlich anhand von zwölf Reden im Parlament und acht qualitativen Interviews analysiert.
Ihre Forderungen und das Verhältnis zueinander sind geprägt von der gesellschaftlichen Polarisierung,
die sich aus der Zugehörigkeit zu unterschiedlichen und antagonistischen politischen Einheiten sowie
der unterschiedlichen Bewertung des bolivarianischen Prozesses ergibt.
Schobel, Katharina 223
WISSENSCHAFTSPREIS DES SOZIALMINISTERIUMS FÜR JUNGAKADEMIKERiNNEN
Abstracts der eingereichten Arbeiten
157. Schober, Andrea
Geschlecht als Gewalt- und Mordmotiv.
Hintergründe, Erklärungen und erziehungswissenschaftliche Zusammen­hänge geschlechterbezogener
Gewalt an Frauen.
Masterarbeit. Universität Salzburg. 2014
Im Jahr 2012 wurden insgesamt 16.624 Opfer von Gewalt im sozialen Nahraum in österreichischen Gewaltschutzzentren betreut, 87,2% davon waren Frauen, 91,2% der GefährderInnen waren Männer. (Vgl.
Wiener Interventionsstelle gegen Gewalt in der Familie, 2013, S. 63)
Gewalt gibt es in jeder Gesellschaft, auch in Österreich. Trotz dieser allgemein bekannten Tatsache ist
Gewalt an Frauen ein großes Tabuthema. Warum kaum darüber gesprochen wird und warum keine
aufschlussreichen quantitativen Daten aufliegen, habe ich im Rahmen von fünf ExpertInneninterviews
versucht zu klären. Diese ausgewählten Fachleute – Personen, die sich mit Gewaltprävention befassen,
mit Opfern und/oder mit TäterInnen arbeiten – haben mich für die zweite Erhebung vorbereitet. Diese
hatte zum Ziel mit handlungsmächtigen Personen, mit vier österreichischen BürgermeisterInnen aus
der Region Mühlviertel, über ihre subjektiven Gewaltbilder und Gewaltwahrnehmungen zu sprechen.
Diese Interviews sollten einen Einblick in den Umgang mit der Problematik geben und gezielt nach der
Sensibilisierung dieser PolitikerInnen suchen.
Die Ergebnisse überstiegen alle Befürchtungen – die Diskrepanz zwischen dem tatsächlichen Gewaltaufkommen und der Wahrnehmung durch die EntscheidungsträgerInnen kann größer kaum sein: Die eigene
Gemeinde wird als gewaltfrei beschrieben, als Ort, wo die Welt noch in Ordnung ist. Gewalt wird lediglich
im Zusammenhang mit Jugendlichen, Alkohol oder Menschen mit fremder ethnischer Zugehörigkeit
wahrgenommen. Gezielte (präventive) Maßnahmen gibt es nicht und werden als nicht relevant erachtet.
Die vorliegende Arbeit beleuchtet das Spannungsfeld zwischen FunktionsträgerInnen in Institutionen
und handlungsmächtigen Personen wie BürgermeisterInnen.
224
Schober, Andrea
WISSENSCHAFTSPREIS DES SOZIALMINISTERIUMS FÜR JUNGAKADEMIKERiNNEN
Abstracts der eingereichten Arbeiten
158. Schörghofer, Felix
„Grenzfälle der Arbeitskräfteüberlassung“
Abgrenzung vom Werkvertrag, langfristige Überlassung und Payrolling
Dissertation. Universität Wien. 2014
Die Dissertation beschäftigt sich mit dem Drittpersonaleinsatz. Unter diesen Begriff fallen Sachverhalte,
in denen Unternehmen keine eigenen Arbeitnehmer nutzen, sondern stattdessen Arbeitnehmer eines
anderen Unternehmens einsetzten. Ein Fall des Drittpersonaleinsatzes ist die Arbeitskräfteüberlassung,
bei der ein Unternehmen (Überlasser) einem anderen Unternehmen (Beschäftiger) Arbeitnehmer zur
Verfügung stellt. Die Arbeitnehmer arbeiten dann für den Überlasser, ihr Arbeitsvertragspartner ist jedoch
der Beschäftiger. Untersucht werden drei (Grenz-)Fälle der Arbeitskräfteüberlassung.
Gegenstand des ersten Teils ist die Abgrenzung der Arbeitskräfteüberlassung von sogenannten (freien)
Industriedienstleistungen, also insbesondere der Werkvertragserfüllung durch Gehilfen. Diese Abgrenzung
wird im österreichischen Recht durch § 4 Abs 2 AÜG geregelt. Die Auslegung dieser Bestimmung wirft mehrere
Fragen auf. Aufbauend auf eine Analyse der (uneinheitlichen) Rechtsprechung und Lehrmeinungen wird
eine eigene Meinung entwickelt. Vertreten wird, dass für die Qualifikation als Arbeitskräfteüberlassung
auf die Dispositionsmöglichkeit des Beschäftigers/Werkbestellers über die eingesetzten Arbeitnehmer
abzustellen ist. Im Anschluss wird dargelegt, dass diese Auslegung der Definition der Leiharbeit durch
den EuGH entspricht.
Im zweiten Teil wird die Zulässigkeit langfristiger Überlassungen untersucht. Diese Frage ist deshalb von
Interesse, weil überlassene Arbeitnehmer trotz der Gleichstellungspflicht im Arbeitskräfteüberlassungsgesetz gegenüber direkt beschäftigten Arbeitnehmern benachteiligt sind. Entgegen Ansätzen in der Rechtsprechung und der ursprünglich zugedachten Funktion der Arbeitskräfteüberlassung am österreichischen
Arbeitsmarkt ist davon auszugehen, dass das geltende nationale Recht langfristige Überlassungen nicht
verbietet. Untersucht wird, ob die Leiharbeits-Richtlinie ein Verbot von Dauerüberlassungen enthält und
wie ein solches Verbot auf das österreichische Recht einwirken würde.
Gegenstand des dritten Teils ist das sogenannte Payrolling, eine Gestaltung der Arbeitskräfteüberlassung, bei der der Beschäftiger weitreichende Befugnisse übernimmt. Er entscheidet zum Beispiel welche
Arbeitnehmer der Überlasser einstellen und überlassen soll. Auch über die Beendigung nicht nur der
Überlassung, sondern auch des Arbeitsvertrags entscheidet faktisch der Beschäftiger. Der Beschäftiger
kann im Innenverhältnis über den Arbeitnehmer verfügen, als wäre er sein vertraglicher AG, der Überlasser
übernimmt diese Funktion nur nach außen. In der Dissertation wird das Payrolling deshalb als „arbeits-
Schörghofer, Felix 225
WISSENSCHAFTSPREIS DES SOZIALMINISTERIUMS FÜR JUNGAKADEMIKERiNNEN
Abstracts der eingereichten Arbeiten
rechtliche Treuhandkonstruktion“ bezeichnet. Untersucht wird, ob diese Gestaltung der Arbeitskräfteüberlassung im österreichischen Recht zulässig ist. Es wird herausgearbeitet, dass dem österreichischen
Arbeitsrecht eine bestimmte Verteilung der Arbeitgeber-Funktionen zwischen Überlasser und Beschäftiger
bei der Arbeitskräfteüberlassung zu Grunde liegt. Beim Payrolling wird von dieser Funktionsverteilung
deutlich abgewichen, weshalb der vermeintliche Beschäftiger gemäß § 2 Abs 4 AMFG zum vertraglichen
Arbeitgeber der eingesetzten Arbeitnehmer wird.
226
Schörghofer, Felix
WISSENSCHAFTSPREIS DES SOZIALMINISTERIUMS FÜR JUNGAKADEMIKERiNNEN
Abstracts der eingereichten Arbeiten
159. Schörgi, Birgit
Migration und Adaption:
Beeinflussende Faktoren der psychologischen Akkulturation
Diplomarbeit. Alpen-Adria Universität Klagenfurt. 2014
Die Diplomarbeit beschäftigt sich mit der Fragestellung, welche Faktoren im Zuge der Akkulturation die
Lebenszufriedenheit von westafrikanischen MigrantInnen in Graz vorhersagen können.
Neben einer Erläuterung der speziellen Lebenssituation dieser Personengruppe im Aufnahmeland Österreich werden theoretische Modelle zum Akkulturationsprozess verglichen. Ein Prädiktionsmodell
für Lebenszufriedenheit als zentrales Merkmal psychologischer Adaption wird in Anlehnung an Ward,
Bochner und Furnham (2001) entwickelt. Migrationsspezifische Stressoren (Diskriminierung, Alltagsbelastung, Traumatisierung) fließen ebenso in dieses Modell ein wie mögliche hilfreiche Ressourcen (soziale
Unterstützung, Selbstwert, Sense of Mastery sowie intrinsische Religiosität). Die zu Grunde liegenden
Hypothesen über Zusammenhänge und Beeinflussung der genannten Variablen auf Lebenszufriedenheit
werden mit Hilfe von Moderator- und Mediatoranalysen geprüft.
Die Ergebnisse besagen, dass WestafrikanerInnen in Graz durchschnittlich zufrieden mit ihrem Leben sind,
unabhängig von der Befristung des Aufenthaltstitels oder der Dauer des Aufenthaltes. Ebenso wenig zeigt
eine der demografischen Variablen (Alter, Geschlecht, Bildung) einen signifikanten Zusammenhang mit
Lebenszufriedenheit. Im bivariaten Kontext ist bei allen drei internalen Ressourcen (Selbstwert, Sense of
Mastery und Religiosität) eine positive, signifikante Korrelation nachweisbar, bei sozialer Unterstützung,
der erhobenen externalen Ressource, ist dies nicht der Fall.
Wahrgenommene Diskriminierung, Alltagsbelastungen im Bereich der ‚Sozio-kulturellen Schwierigkeiten’
und ‚Sozialer Akzeptanz’ sowie Traumasymptome korrelieren negativ mit Lebenszufriedenheit. Selbstwert
und Sense of Mastery zeigen in den Kausalmodellen sowohl direkte als auch indirekte positive Effekte
auf Lebenszufriedenheit und können so im Sinne von Schutzfaktoren interpretiert werden. Die Wirkung
der intrinsischen Religiosität ist janusköpfig, sie zeigt sowohl positive als auch negative Wirkungen in
unterschiedlichen Zusammenhängen mit Lebensqualität. Der oftmals in der Literatur erwähnte Effekt
sozialer Unterstützung kann in dieser Studie nicht bestätigt werden.
Schörgi, Birgit 227
WISSENSCHAFTSPREIS DES SOZIALMINISTERIUMS FÜR JUNGAKADEMIKERiNNEN
Abstracts der eingereichten Arbeiten
160. Schrattbauer, Birgit
Arbeitskräfteüberlassung: Chance oder Risiko für Problemgruppen des
­Arbeitsmarktes?
Dissertation. Paris-Lodron-Universität Salzburg. 2014
Arbeitskräfteüberlassung ist nach wie vor ein umstrittenes Thema. Insb. von Seiten der Wirtschaft wird
Leiharbeit als zeitgemäße Beschäftigungsform hochgehalten, die Unternehmen und ArbeitnehmerInnen
gleichermaßen ein erhöhtes Maß an Flexibilität ermöglichen soll; sozialwissenschaftliche Untersuchungen
stellen allerdings die behaupteten Vorteile dieser atypischen Beschäftigungsform für die überlassenen
Arbeitskräfte durchwegs in Frage.
In der vorliegenden Arbeit wird in systematischer Weise untersucht, inwieweit im Recht der Arbeitskräfteüberlassung selbst Prekaritätsrisken für überlassene Arbeitskräfte angelegt sind. Das Augenmerk liegt
dabei insb. auf den potentiellen Chancen und Risiken der Leiharbeit für jene Personen, die außerhalb
dieses besonderen Segments des Arbeitsmarktes besonders schlechte Arbeitsmarktchancen vorfinden.
Als Ausgangspunkt in der Frage des Prekaritätspotentials einer Beschäftigung als Leiharbeitskraft dient
der Ansatz von Rodgers (Precarious jobs in labour market regulation), der die Prekarität von Beschäftigungsverhältnissen an vier Kriterien – mangelnde Arbeitsplatzsicherheit, mangelnde Beeinflussbarkeit
der Arbeitssituation durch die Arbeitskräfte, mangelnde Arbeitssicherheit bzw. soziale Sicherheit sowie
geringe Einkommenshöhe – festmacht. Zusätzlich ist im Sonderfall der Arbeitskräfteüberlassung danach
zu fragen, inwieweit diese besondere Beschäftigungsform der ihr zugeschriebenen Funktion als „Brücke“
in den regulären Arbeitsmarkt gerecht wird. Mit Blick auf diese fünf Kriterien wird in der Arbeit geprüft,
inwieweit es durch die rechtliche Ausgestaltung der Arbeitskräfteüberlassung gelingt, die in dieser atypischen Beschäftigungsform angelegten Prekaritätsrisken zurückzudrängen bzw. in welchen Bereichen
Schutzlücken zu konstatieren sind.
Handlungsbedarf für den Gesetzgeber besteht nach den Ergebnissen dieser Analyse insb. in der Ergreifung
effektiver Maßnahmen zur Verhinderung der Synchronisation von Arbeitsvertrags- und Überlassungsdauer,
in der Stärkung des betriebsverfassungsrechtlichen Schutzes überlassener Arbeitskräfte sowie in deren
umfassender Gleichstellung im Falle langfristiger Überlassungen.
Gefördert durch die AK Salzburg.
228
Schrattbauer, Birgit
WISSENSCHAFTSPREIS DES SOZIALMINISTERIUMS FÜR JUNGAKADEMIKERiNNEN
Abstracts der eingereichten Arbeiten
161. Schrattenecker, Petra
Interkulturelle Freundschaften bei Kindern und Jugendlichen
Masterarbeit. FH Oberösterreich. 2014
In dieser Arbeit stehen interkulturelle Kinder- und Jugendfreundschaften im Mittelpunkt. In der empirischen Untersuchung werden die interkulturellen Freundschaften, das sind Freundschaften von Kindern/
Jugendlichen mit unterschiedlichem kulturellen Hintergrund, von 325 Kindern und Jugendlichen im
Alter zwischen 9 und 14 Jahren analysiert. Dabei wird untersucht welchen Einfluss Alter, Geschlecht,
kulturelle Zugehörigkeit sowie die kulturelle Zusammensetzung der Klasse und das Klassenklima auf das
Bilden von interkulturellen Freundschaften und deren Freundschaftsqualitäten haben. Die Kinder und
Jugendlichen wurden anhand ihrer Muttersprachen in vier Gruppen eingeteilt und miteinander verglichen:
Deutsch (n=195), Türkisch (n=29), Muttersprachen aus dem ehemaligen Jugoslawien (n=40) und andere
Muttersprachen (n=61). Die Kinder und Jugendlichen mit Deutsch als Muttersprache weisen im Vergleich
zu den Kindern und Jugendlichen mit Migrationshintergrund eine stärkere Tendenz zu Freundschaften
innerhalb des eigenen Kulturkreises auf. Für alle vier kulturellen Gruppen konnte festgestellt werden,
dass beim Bilden von Freundschaften vor allem das Alter und das Geschlecht eine wichtige Rolle spielen. Konkret heißt das, dass alle vier untersuchten Gruppen mit jeweils über 90% gleichgeschlechtliche
Freundschaften bevorzugen. Die Werte für die Freundschaften innerhalb der gleichen Klasse liegen für
die vier Gruppen zwischen 60% und 75%. Dies lässt auch eine Tendenz zu Freundschaften mit Kindern/
Jugendlichen des gleichen Alters erkennen. Es konnte kaum ein Unterschied zwischen den Qualitäten von
intra- und interkulturellen Freundschaften festgestellt werden. Auch die Qualitäten der Freundschaften
der vier kulturellen Gruppen unterschieden sich nicht. Die Qualität der Mädchenfreundschaften zeigten
sich dagegen deutlich besser als jene der Bubenfreundschaften. Die kulturelle Zusammensetzung der
Klasse sowie das interkulturelle Klassenklima zeigten einen positiven Zusammenhang zur Bildung interkultureller Freundschaften. Das heißt in Klassen mit hoher kultureller Vielfalt gibt es mehr interkulturelle
Freundschaften. Die Schüler/innen wurden auch gefragt, ob und wie die Lehrpersonen das interkulturelle
Klassenklima fördern. Die Ergebnisse belegen, dass die Schulen einen aktiven Beitrag leisten können, um
interkulturelle Freundschaften zu fördern.
Schrattenecker, Petra 229
WISSENSCHAFTSPREIS DES SOZIALMINISTERIUMS FÜR JUNGAKADEMIKERiNNEN
Abstracts der eingereichten Arbeiten
162. Schreitl, Judith
„Ungleiche demografische Geschlechterverhältnisse in Indien –
Über die Rolle reproduktiver Technologien und staatlicher Interventionen in der Entwicklung des
­Frauenmangels im nordwestindischen Kontext“
Diplomarbeit. Universität Wien. 2013
Diese Diplomarbeit widmet sich dem Thema des Mädchen- und Frauenmangels im Nordwesten Indiens,
seinem Entstehungskontext, seiner Entwicklung sowie staatlichen Maßnahmen der Bekämpfung des
demografischen Ungleichverhältnisses in Form von Gesetzen. Im Mittelpunkt der Arbeit steht die Beantwortung der Frage, inwiefern der Einsatz pränataler Geschlechtsdiagnostik und damit verbundene
geschlechtsspezifische Abtreibungen von Mädchen als Ursache für den nordwestindischen Frauenmangel
gesehen werden können. In weiterer Folge wird die Frage beantwortet, welche Rolle der indische Staat und
sein gesetzgebender Einfluss, in Form des Pre-Natal Diagnostic Techniques (Prohibition of Sex Selection)
Act sowie dessen Amendments, in der Bekämpfung des Frauen- bzw. Mädchenmangels einnehmen. In
Kombination mit den staatlichen Eingriffen in Familienplanung und dem ausgeübten politischen Druck
von staatlicher Seite auf die indische Gesellschaft wurden Pränataldiagnostik und selektive Abtreibung
das Mittel zur Einhaltung des vom Staat propagierten Kleinfamilienideals bei gleichzeitiger Verfolgung
persönlicher und gesellschaftlicher Interessen, die in der Präferenz von Söhnen besteht. Gleichzeitig
zeigte sich durch den breit gespannten zeitlichen Bogen der Arbeit ein breites Kontinuum von Gewalt an
Mädchen und Frauen, das bereits seit der britischen Kolonialzeit in jeweils anderen Erscheinungsformen
zu Tage tritt. Daraus wird ersichtlich, dass die Durchsetzung weiblicher Diskriminierung zwar nicht auf
Technologien wie Pränataldiagnostik und selektive Abtreibung angewiesen ist, diese jedoch Höchstleistungen ermöglicht haben, was Ausmaße und Effektivität von Gewalt an Mädchen betrifft, wie es auch
in den asymmetrischen Geschlechterproportionen der zehnjährlich durchgeführten Bevölkerungserhebungen in Indien ablesbar ist. In Bezug auf den PNDT Act und dessen Amendments kann festgehalten
werden, dass das Gesetz nicht die Ursachen der Mädchen- und Frauenknappheit ins Blickfeld nimmt,
sondern primär die Symptome weiblicher Diskriminierung. Dementsprechend eingeschränkt sind auch
die gesamtgesellschaftlichen Erfolgspotenziale, die selbst bei effektiver Implementierung des Gesetzes
kaum zum Tragen kommen können.
230
Schreitl, Judith
WISSENSCHAFTSPREIS DES SOZIALMINISTERIUMS FÜR JUNGAKADEMIKERiNNEN
Abstracts der eingereichten Arbeiten
163. Schrott, Lukas Andreas
Human Development, Well-Being and Health
Evidence from Regional Development and Occupational Psychology
Dissertation. Leopold-Franzens-Universität Innsbruck. 2014
Während die meisten Studien die menschliche Entwicklung und den Wohlstand lediglich auf Länderebene
und im Ländervergleich betrachten, bleibt die für die eigentliche Gestaltung viel spannendere Ebene,
nämlich die Ebene der Regionen innerhalb der Länder, bisher meist unbeobachtet. Genau hier setzt unser Regional Development Index (RDI) an. Unser RDI ist eine leicht adaptierte Form des sehr bekannten
Human Development Index (HDI). Die Adaption ist notwendig, um die Entwicklungen, Analysen und Vergleiche der politischen Bezirke in Österreich (aber auch in anderen entwickelten Staaten) zu ermöglichen.
Dabei fließen in unseren Wohlstandsindikator (i) die Lebenserwartung, (ii) das Bildungsniveau und (iii)
die Netto-Real-Einkommen pro Kopf ein. Zusätzlich ergänzen wir unser mehrdimensionales Konzept der
Wohlstandsmessung auf regionaler Ebene um eine Längsschnittstudie (von 1971 bis 2008) und analysieren
neben der allgemeinen Entwicklung des Wohlstandes dessen Heterogenität. Dabei lässt sich eine starke
Konvergenz für die österreichischen Bezirke in den 80er und 90er Jahren feststellen. Allerdings ist dieser
Angleichungsprozess seit den 90ern zum Stillstand gekommen. Hier lässt sich anhand des Theil-Dekompositions-Indikators festmachen, welche politische Ebene (Land oder Bund) primär gefordert ist, um
ausgeglichene Lebensverhältnisse im Raum verwirklichen zu können. Um eine weitere Verbesserung der
Einkommens- und Bildungssituation zu erreichen, sollten dabei die Länder stärker in ihre Verantwortung
gezogen werden, während in Gesundheitsfragen der Bund eine verstärkte Rolle einnehmen sollte.
Diese Arbeit wurde in englischer Sprache verfasst.
Schrott, Lukas Andreas 231
WISSENSCHAFTSPREIS DES SOZIALMINISTERIUMS FÜR JUNGAKADEMIKERiNNEN
Abstracts der eingereichten Arbeiten
164. Selamis, Vasileios
Institutional Quality and Freedom of the Press
Diplomarbeit. Leopold-Franzens-Universität Innsbruck. 2012
With the exchange of information becoming exceedingly important, freedom of expression can be seen as
a facilitator and a stepping stone towards progress. We examine whether controlling the extent of press
freedom is counterproductive, while looking into a possible correlation of press freedom and institutional
quality, using empirical data.
This work explains some of the historical evolution of institutions, presents some measures of governance
and press freedom, and using the ordinary least squares method, it looks into a possible correlation of
these measures, controlling for different cultural, political and economic variables.
Our conclusion is that there is a strong correlation of press freedom and institutional quality, and suspect
that a free press can improve the quality of institutions. The result also holds when using the method of
instrumental variables to tackle endogeneity.
Diese Arbeit wurde in englischer Sprache verfasst.
232
Selamis, Vasileios
WISSENSCHAFTSPREIS DES SOZIALMINISTERIUMS FÜR JUNGAKADEMIKERiNNEN
Abstracts der eingereichten Arbeiten
165. Simic, Zana
Gesellschaftliche Funktionen und Spannungsfelder –
eine qualitative Untersuchung österreichischer NPOs
Masterarbeit. WU Wien. 2014
Nonprofit Organisationen sehen sich in jüngster Zeit mit veränderten gesellschaftlichen als auch politischen Rahmenbedingungen konfrontiert. Dabei setzen rechtliche Neuregulierungen und Phänomene
wie Verbetriebswirtschaftlichung, Ökonomisierung und zunehmende Professionalisierung die Nonprofit
Organisationen unter Druck. Während der Anteil bestimmter Dienstleistungen stetig steigt, zieht sich die
öffentliche Hand immer häufiger zurück. Nonprofit Organisationen versuchen trotz der aktuellen Barrieren den Mangel an diesen Dienstleistungen zu kompensieren. Auf der anderen Seite wird den Nonprofit
Organisationen eine zu starke Abhängigkeit von staatlichen Geldern vorgeworfen und damit einhergehend
der Verlust politischer und kritischer Aktivitäten.
Diese Arbeit greift die Probleme der Nonprofit Organisationen auf, denen sie in der Ausübung ihrer Tätigkeiten ausgesetzt sind. Es sollen die gesellschaftlichen Funktionen österreichischer Nonprofit Organisationen nach dem Konzept von Neumayr (Dienstleistung, Interessensvertretung, Gemeinschaftsbildung)
beleuchtet werden. Außerdem soll gezeigt werden, welche Spannungsfelder sich durch die veränderten
Gegebenheiten auftun und wie diese auf die gesellschaftlichen Funktionen wirken. Im Rahmen einer
qualitativen Untersuchung werden die unterschiedlichen Aktivitäten und Spannungsfelder der Nonprofit
Organisationen dargestellt.
Die vorliegende Arbeit bietet Anknüpfungsmöglichkeiten für weitere Studien. So können die identifizierten Spannungsfelder tiefergehend untersucht werden. Gleichzeitig werden jene Bereiche aufgezeigt,
in denen Handlungsbedarf besteht, um weitreichend die Ausübung der gesellschaftlichen Funktionen
gewährleisten zu können.
Simic, Zana 233
WISSENSCHAFTSPREIS DES SOZIALMINISTERIUMS FÜR JUNGAKADEMIKERiNNEN
Abstracts der eingereichten Arbeiten
166. Simscha, Claudia
„Burnout: Eine soziologische Rekonstruktion und Analyse des Burnout-­
Prozesses“
Dissertation. Universität Wien. 2014
Dem Mikrozensus der Arbeitskräfteerhebung zu Folge lassen sich in Österreich etwa neun Millionen
Krankenstandstage mit arbeitsbedingten Beschwerden verknüpfen. Bemerkenswert ist hierbei ein
klarer Aufwärtstrend psychischer Erkrankungen, der sich seit Mitte der 1990er Jahre beschleunigt hat.
(Biffl/ Faustmann/ Gabriel/Leoni/Mayrhuber/Rückert 2011). Neben Depression gilt gerade „Burnout“
(Weltgesundheitsorganisation, deutsche Version ICD 10, Z73) zur häufigsten psychischen Belastung
(Neckel/Wagner 2013). Wie aber kommt es dazu? Während Erklärungsmodelle bei Depression zwischen
körpereigenen Ursachen (endogen) und umweltbedingten Faktoren (exogen) unterscheiden, weisen bisherige Forschungsergebnisse darauf hin, dass bei Burnout endogene Faktoren sehr viel schwieriger zu
finden sein dürften als bei Depression (Schaufeli/Enzmann 1998, Burisch 2006, Rösing 2008, Eder 2013).
Doch obgleich Symptomatologie und Verlauf bislang bei mehr als sechzig Personen- und Berufsgruppen
untersucht worden sind (Burisch 2006, Rösing 2008), lässt sich bisher wenig über typische „Verwicklungen“ sagen, in denen sich die Betroffenen befinden, wenn es zu Burnout kommt beziehungsweise aus
welchen Burnouterleben hervorgeht. Präventionsstrategien, Ätiologie und Behandlungsmöglichkeiten
folgen vielmehr einer „Ideologie der Eigenverantwortung“, die Burnout als „Mangel von Selbstsorge“ und
„persönliche Schwäche“ deklariert (Neckel/Wagner 2013: 8). In Abgrenzung hierzu sollen im vorliegenden
Vorhaben der Frage nachgegangen werden, wie sich typische Gemeinsamkeiten des Burnouterlebens in
der Erwerbssphäre, der Zusammenhang von Handlungen, Handlungsbedingungen und Handlungswirkungen rekonstruieren lassen, um so jene zentralen „Verwicklungen“ die den Prozess markieren, in dem
Burnout systematisch entsteht, zu benennen. Auf empirischer Ebene gilt es daher typische Gemeinsamkeiten konzeptuell zu erfassen, miteinander in Beziehung zu setzen und anhand von Fallgeschichten zu
illustrieren, um diese folgend mit Erklärungsmodellen aus Arbeits- und Medizinsoziologie aufzuarbeiten.
234
Simscha, Claudia
WISSENSCHAFTSPREIS DES SOZIALMINISTERIUMS FÜR JUNGAKADEMIKERiNNEN
Abstracts der eingereichten Arbeiten
167. Slabihoud, Michaela
Dokumentation an den Schnittstellen der Arbeitsmarktintegration
Möglichkeiten und Grenzen im Rahmen von Betreuungsberichten Sozial­ökonomischer Betriebe
Masterarbeit. FH Campus Wien. 2012
Diese Arbeit beschäftigt sich mit der Dokumentation an der Schnittstelle zwischen Sozialökonomischen
Betrieben (SÖB) und dem Arbeitsmarktservice (AMS). SÖBs sind ein Instrument aktiver Arbeitsmarktpolitik, das langzeitarbeitslosen Personen im Rahmen zeitlich befristeter Dienstverträge die Chance
bietet, Vermittlungshemmnisse abzubauen und Arbeitstugenden zu erwerben, um wieder im ersten
Arbeitsmarkt Fuß zu fassen. Gelingt dies nicht, kehren diese Personen an eine Regionale Geschäftsstelle
(RGS) des Arbeitsmarktservice (AMS) zurück. AMS-BeraterInnen stehen dann vor der Aufgabe, auf Basis
der Weiterentwicklung der KlientInnen durch den SÖB die nächsten Schritte in Richtung Vermittlung
oder Folgemaßnahme festzulegen. Diese Einschätzung erfolgt auf Grundlage von Betreuungsberichten
von MitarbeiterInnen in SÖBs, wobei die Qualität dieser Berichte für die Entwicklung eines aufbauenden
Betreuungsplans als nicht ausreichend empfunden wird und daher optimiert werden soll.
Gleichzeitig geht die Arbeit der Frage nach, wie der Maßnahmenerfolg, unabhängig von einer Vermittlung
in den 1. Arbeitsmarkt und somit im Sinne weicher Wirkungsindikatoren, dargestellt werden kann. Hier
setzt die Arbeit an, indem – über die Problemdefinition hinausgehend – mittels Methodentriangulation Erwartungen und Haltungen der RGS- und SÖB- MitarbeiterInnen untersucht werden. Im Rahmen
der qualitativ-empirischen Forschung wurden diese mittels teilstrukturierter Interviews befragt. Das
Material wurde gemäß interpretativer Sozialforschung (Themenanalyse) ausgewertet. Zudem wurden
Betreuungsberichte analysiert, sowie weitere Dokumente der Organisationen und Beobachtungen als
Kontextinformationen berücksichtigt. Die Ergebnisse werden im empirischen Teil dargestellt und dienen
in Kombination mit Erkenntnissen der Literaturrecherche als Ausgangslage für die Empfehlungen zur
Optimierung der Arbeitsabläufe an der Schnittstelle.
So kann festgehalten werden, dass einschränkende strukturelle Rahmenbedingungen, bspw. fehlende
Zeit zur Auseinandersetzung und ein Mangel an alternativen Kommunikationsmöglichkeiten und daraus
resultierende Unsicherheiten die Gestaltung und Rezeption der Betreuungsberichte negativ beeinflussen.
Es ist davon auszugehen, dass eine nachhaltige Optimierung der erfolgskritischen Kooperation und Kommunikation an der Schnittstelle nicht alleine durch die Modifizierung einer Berichtsvorlage zu erreichen ist.
Slabihoud, Michaela 235
WISSENSCHAFTSPREIS DES SOZIALMINISTERIUMS FÜR JUNGAKADEMIKERiNNEN
Abstracts der eingereichten Arbeiten
168. Souissi, Céline
Sozialstaatlichkeit, Gerechtigkeit und politische Einstellung
Master-Arbeit. Leopold-Franzens-Universität Innsbruck. 2014
Das in dieser Arbeit zugrunde gelegte Konzept versteht die sozialstaatliche Einstellung als Konstrukt,
das über folgende Komponenten operationalisiert wird: das Vertrauen in staatliche Einrichtungen sowie
der Realisierungsgrad wünschenswerter Ziele als Hauptkomponenten und noch einige allgemeinere
Merkmale bezüglich des Staates (bspw. „Der Staat behandelt mich gerecht.“) und seinen Funktionen. Die
Einstellung zum Sozialstaat ist ein wichtiger Indikator für die politische Zufriedenheit der Staatsbürger
und Staatsbürgerinnen.
In der nachstehenden Arbeit werden verschiedene Zusammenhänge zwischen dem eigentlich politikwissenschaftlich bzw. soziologisch gefärbten Konstrukt der „Sozialstaatlichen Einstellung“ und den psychologischen Konzepten „Gerechtigkeitseinstellung“ und „politische Grundhaltung“ untersucht. Zudem
werden geschlechtsspezifische Unterschiede über diese drei Konstrukte hinweg analysiert. Weiters wurde
die Zufriedenheit und Bewertung zweier wichtiger sozialstaatlicher Instrumente erhoben, nämlich zum
einen über die Pensionsversicherung und zum anderen über die Arbeitslosenversicherung.
Die sozialstaatliche Einstellung1, die Einstellung zu den Verteilungsprinzipien (Gerechtigkeit) sowie die
politische Grundhaltung wurden mittels einer eigens erstellten Fragebogenbatterie erhoben. Befragt wurden 196 Personen, wovon 47% männlich waren und das Durchschnittsalter 29 Jahre betrug (± 9,5 Jahre).
Ausgehend von den vier Hauptfragestellungen, dass es Zusammenhänge zwischen der sozialstaatlichen
Einstellung und erstens der Gerechtigkeitseinstellung, zweitens den soziodemographischen Variablen
wie bspw. Bildungsgrad und Alter sowie drittens der politischen Grundhaltung und abschließend viertens der allgemeinen Lebenszufriedenheit gibt, konnten nach einer faktorenanalytischen Erprobung des
Fragebogens folgende Ergebnisse festgestellt werden:
Die sozialstaatliche Einstellung und die Gerechtigkeitseinstellung2 korrelieren nicht miteinander. ­Weiters
konnte in den Analysen auch kein Zusammenhang zwischen der Einstellung zum Sozialstaat und den
soziodemographischen Variablen sowie der politischen Grundhaltung festgestellt werden. Eine signifikante Korrelation ergab sich jedoch bezüglich der vierten und letzten Fragestellung – ein ZusammenAngelehnt an die deutschen Autoren Nüchter, O. & Bieräugel, R. (2008). Einstellungen zum Sozialstaat 2008 - Frage­
bogen. Eine Untersuchung der Johann Wolfgang Goethe-Universität Frankfurt/M. im Auftrag des Bundesministeriums
für Arbeit und Soziales.
2
Geringe Korrelation; Details und Begründung für Ablehnung der Hypothese siehe Arbeit.
1
236
Souissi, Céline
WISSENSCHAFTSPREIS DES SOZIALMINISTERIUMS FÜR JUNGAKADEMIKERiNNEN
Abstracts der eingereichten Arbeiten
hang zwischen der sozialstaatlichen Einstellung und der Lebenszufriedenheit (r = 0.43). Bezogen auf
die Nebenfragestellung, ob es geschlechterspezifische Unterschiede gibt, waren folgende Ergebnisse
bemerkenswert: Die Gleichstellung zwischen Männern und Frauen wird von Männern signifikant stärker
als erreicht empfunden. Weiters negieren Männer signifkant stärker einen Interessenkonflikt zwischen
den beiden Geschlechtergruppen. Befürwortung höherer Ausgaben bezogen auf familienfördernde
Posten (bspw. „Finanzierung flexiblerer Arbeitszeiten“ oder „Förderung der Vereinbarkeit von Beruf und
Familie“) wurden von Frauen signifikant intensiver gewünscht.
Abschließend kann festgehalten werden, dass das Konstrukt „Einstellung zum Sozialstaat“ ein komplexes
sowie sehr facettenreiches ist und zudem unterschiedlich operationalisiert werden kann.
Dies könnte ein Grund für die Nichtbelegung der Alternativhypothesen bzgl. der ersten drei Hauptfragestellungen sein.
Souissi, Céline 237
WISSENSCHAFTSPREIS DES SOZIALMINISTERIUMS FÜR JUNGAKADEMIKERiNNEN
Abstracts der eingereichten Arbeiten
169. Stefanek, Elisabeth
„Psychosoziale Belastungen und Problemverhalten von Jugendlichen im
­Einwanderungsland Österreich“
Dissertation. Universität Wien. 2012
Im Rahmen meiner Dissertation befasste ich mich mit der sozialen Integration sowie dem psychischen
Befinden von Kindern und Jugendlichen mit Migrationshintergrund in Österreich. Die Thematik Migration
ist von höchster gesellschaftlicher Aktualität und Relevanz und auch in der Forschung rückten Kinder und
Jugendliche, die entweder selber migrierten oder deren Eltern migrierten, in den Fokus der Forschung.
Diese Jugendliche haben einerseits altersgemäße Entwicklungsaufgaben (z.B. Aufbau von Beziehungen
zu Gleichaltrigen) zu bewältigen und andererseits Herausforderungen, die im Zusammenhang mit ihrem
Status als ImmigrantInnen (z.B. Diskriminierungserfahrungen) stehen.
Ziel der kumulativen Dissertation war es zu untersuchen, ob Jugendliche mit Migrationshintergrund
(1) mehr alltägliche Belastungen, mehr kritische Lebensereignisse, mehr depressive Symptome sowie
aggressives Verhalten aufweisen, verglichen mit Jugendlichen ohne Migrationshintergrund. (2) Zudem
wurde der Frage nachgegangen, wie diese Belastungen und Verhaltensweisen zusammenhängen und ob
sich diese Zusammenhänge bei Jugendlichen mit Migrationshintergrund und Jugendlichen ohne Migrationshintergrund unterscheiden. (3) Schließlich wurden neben individuellen Risikofaktoren für aggressives
Verhalten auch Einflussfaktoren auf kontextueller Ebene – der Schulklasse – untersucht.
Die Stichproben für die Studien stammen zum einen aus einer internationalen angelegten Vergleichsstudie zur sozialen und emotionalen Situation von Jugendlichen in Österreich (759 SchülerInnen) und zum
anderen aus einer Evaluationsstudie eines österreichweiten Gewaltpräventionsprogramms im Auftrag
des Bundesministeriums für Unterricht, Kunst und Kultur. (1451 SchülerInnen). Zur Beantwortung der
Fragestellungen in den drei Studien wurden varianzanalytische Verfahren, konfirmatorische Faktorenanalysen, Strukturgleichungs- sowie Mehrebenenanalysen angewandt.
Die Ergebnisse zeigten, dass Jugendliche der ersten Einwanderungsgeneration im höheren Ausmaß von
alltäglichen Herausforderungen betroffen sind und häufiger depressive Symptome zeigen. In allen drei
Gruppen führten hohe alltägliche Belastungen vermehrt zu depressiven Symptomen. Kritische Lebensereignisse trugen jedoch nur indirekt über alltägliche Herausforderungen zur Entstehung von depressiven
Symptomen bei.
Jugendlichen der zweiten Einwanderungsgeneration verhalten sich aggressiver als Jugendliche der
ersten Einwanderungsgeneration. Zudem verhalten sich Jugendliche aus diesen beiden Gruppen aus
238
Stefanek, Elisabeth
WISSENSCHAFTSPREIS DES SOZIALMINISTERIUMS FÜR JUNGAKADEMIKERiNNEN
Abstracts der eingereichten Arbeiten
unterschiedlichen Motiven aggressiv. Männliche Jugendliche der ersten Einwanderungsgeneration agieren aggressiv, um von Gleichaltrigen akzeptiert zu werden, während weibliche Jugendliche der ersten
Einwanderungsgeneration, Jugendliche der zweiten Einwanderungsgeneration und Jugendliche ohne
Migrationshintergrund aggressiv reagieren, wenn sie sich von anderen Jugendlichen provoziert fühlen.
Stefanek, Elisabeth 239
WISSENSCHAFTSPREIS DES SOZIALMINISTERIUMS FÜR JUNGAKADEMIKERiNNEN
Abstracts der eingereichten Arbeiten
170. Steurer, Martin
Behinderung entwickeln statt Entwicklung behindern –
Zur Inklusion von Menschen mit Behinderungen in die Entwicklungspolitik der Vereinten Nationen
Diplomarbeit. Universität Wien. 2014
Menschen mit Behinderungen (MmB) werden in den internationalen Entwicklungszielen (MDGs) nicht
explizit angesprochen. Doch 80 Prozent aller MmB leben in Entwicklungsländern und nur 4% davon haben Zugang zu Programmen der internationalen Entwicklungszusammenarbeit. Die Vereinten Nationen
(VN) sind der wichtigste globale Normsender, sowohl in der Behindertenpolitik als auch im Bereich der
internationalen Entwicklung. Die vorliegende Arbeit untersucht die wichtigsten Normen der VN Behindertenpolitik und ihren Bezug zu Entwicklung. Menschenrechte und das 2008 in Kraft getretene Übereinkommen über die Rechte von Menschen mit Behinderungen sind dabei von besonderer Bedeutung.
Die Verbindung zwischen den MDGs und Behinderung wird kurz dargestellt, um mit der Behauptung zu
schließen, dass ohne die Inklusion von MmB die internationalen Entwicklungsziele nicht erreicht werden
können. Daher ist die unbedingte Berücksichtigung von MmB in der kommenden Entwicklungsagenda
2015 eine Notwendigkeit.
240
Steurer, Martin
WISSENSCHAFTSPREIS DES SOZIALMINISTERIUMS FÜR JUNGAKADEMIKERiNNEN
Abstracts der eingereichten Arbeiten
171. Stockhammer, Andreas
Institutional Barriers to Accessing Higher Education for Disadvantaged P
­ upils:
A Comparative Analysis of Austria and the United Kingdom
Dissertation. London School of Economics and Political Science. 2013
This paper analyses the institutional barriers of the Austrian and British education system in accessing
HE in the context of their respective education regimes, particularly between age 10 and 18, as it is the
age, where parents have to make the most important decisions regarding their children’s future. This is
particularly important, as socio-economic characteristics play a strong role in determining these decisions,
often leading to detrimental outcomes for socially disadvantaged pupils. The institutional characteristics
of the education systems can aggravate educational outcomes, but can also help to reduce the impact
of socio-economic background. Hence, it seems reasonable to focus on the institutional structure of the
two countries and analyse the main barriers in the education system. It will be argued that early school
tracking in Austria has – ex ante – detrimental effects on the participation of socially disadvantaged
young persons in HE, whereas the mainly comprehensive British education system manages to disguise
its barriers, which are mainly the marketisation, parental choice and the relics of selectivity.
Stockhammer, Andreas 241
WISSENSCHAFTSPREIS DES SOZIALMINISTERIUMS FÜR JUNGAKADEMIKERiNNEN
Abstracts der eingereichten Arbeiten
172. Straßl, Andrea
Inklusion von Studierenden mit Sehbehinderungen und blinden
­Studierenden im Lichte der UN-Konvention über die Rechte von Menschen
mit Behinderungen
Ein Vergleich der vier größten Universitäten Wiens
Masterarbeit. Universität Wien. 2014
Die österreichische Politik hat sich in den vergangenen Jahren verstärkt dem Thema Inklusion von Menschen mit Behinderungen angenommen und im Sommer 2008 die UN-Konvention über die Rechte von
Menschen mit Behinderungen (UN-Convention on the Rights of Persons with Disabilities – CRPD) ratifiziert.
Seit Inkrafttreten der Konvention sind Bund, Länder und Gemeinden gleichermaßen verpflichtet, diese
in Österreich umzusetzen. Die Grundlage der UN-Konvention bildet das so genannte soziale Modell von
Behinderung, wonach Behinderung nicht mehr als eine Krankheit im medizinischen Sinn betrachtet wird,
sondern letztlich durch gesellschaftliche, soziale und umweltbedingte Barrieren in den unterschiedlichsten Lebensbereichen konstruiert wird.
Meine Masterarbeit fokussiert sich auf einen bestimmten Lebensbereich – den tertiären Bildungssektor.
Dabei wird allerdings nicht der tertiäre Bildungsbereich schlechthin untersucht, sondern die praktische
universitäre Inklusion von Studierenden mit Sehbehinderungen und blinden Studierenden an der Universität Wien, der Wirtschaftsuniversität Wien, der Technischen Universität Wien und der Universität für
Bodenkultur Wien wird erhoben und schließlich miteinander verglichen.
Zusammengefasst verfolgt meine Arbeit zwei Ziele: Die Themen Behinderung/Disability Studies, Sehbehinderung / Blindheit und Inklusion werden anhand der Literatur, aber auch im Hinblick auf die Entwicklung und Vielschichtigkeit der österreichischen Behindertenpolitik, aufgearbeitet. Des Weiteren wird die
UN-Konvention in ihrer Struktur und Reichweite erörtert und auf die rechtliche Verankerung des Lebensbereichs Bildung in der Konvention eingegangen. Schließlich wird eine Bestandsaufnahme der bisherigen
Umsetzung der UN-Konvention auf nationaler Ebene sowie im tertiären Bildungssektor vorgenommen.
Anhand einer qualitativen Forschung wird als zweites Ziel, im Zuge eines Vergleichs der vier größten
Universitäten Wiens analysiert, inwiefern die inklusive Praxis von Studierenden mit Sehbehinderungen
und blinden Studierenden an den jeweiligen Universitäten von der UN-Konvention bereits beeinflusst
wurde bzw. von dieser noch abweicht.
242
Straßl, Andrea
WISSENSCHAFTSPREIS DES SOZIALMINISTERIUMS FÜR JUNGAKADEMIKERiNNEN
Abstracts der eingereichten Arbeiten
173. Straubinger, Claudia
Gebärdensprachdolmetschen im Bereich der Sachwalterschaft
Diplomarbeit. Karl-Franzens-Universität Graz. 2014
Die vorliegende Diplomarbeit hat das Gebärdensprachdolmetschen im Bereich der Sachwalterschaft zum
Inhalt – ein komplexes und in der Forschung bislang noch unbehandeltes Thema. Der Fokus liegt dabei
auf der Lebenswelt gehörloser Menschen, die aufgrund einer zusätzlichen Behinderung oder psychischen
Erkrankung besachwaltet sind und infolge ihrer Behinderungen von der hörenden Mehrheit und meist
auch von der Gehörlosengemeinschaft selbst ausgegrenzt sind. Außerdem weisen gehörlose Menschen
mit einer Lernbehinderung oder psychischen Erkrankung häufig eine minimale Sprachkompetenz auf,
was die Kommunikation mit der hörenden Welt zusätzlich erschwert. Die Sachwalterschaft, die einerseits einen Schutz für die Betroffenen bieten soll, stellt andererseits auch einen massiven Eingriff in die
Selbstbestimmung und Handlungsfreiheit dar. Auch eine chancengleiche Teilhabe an der Gesellschaft
ist für diese Personengruppe zusätzlich erschwert bzw. nicht gegeben.
Das Ziel dieser Diplomarbeit ist es die Problematik darzustellen und im Rahmen einer explorativen Studie
zu untersuchen, welche sprachlichen Schwierigkeiten und Herausforderungen in der Kommunikationssituation zwischen hörenden SachwalterInnen und ihren gehörlosen besachwalteten KlientInnen auftreten
und welche sprachlichen und translatorischen Besonderheiten das Gebärdensprachdolmetschen in
diesem Bereich mit sich bringt.
Der theoretische Teil der Arbeit gibt einen Überblick über das Sachwalterrecht in Österreich, geht auf
die Gruppe der gehörlosen Menschen mit Mehrfachbehinderungen ein, behandelt Besonderheiten in
deren Kommunikation und gibt einen Einblick in das Dolmetschen für gehörlose Menschen mit minimaler
Sprachkompetenz.
Der zweite Teil der Arbeit beinhaltet die Präsentation der empirischen Studie, in welcher sechs SachwalterInnen, die gehörlose KlientInnen betreuen, und drei professionelle GebärdensprachdolmetscherInnen,
die in diesem Bereich arbeiten, anhand leitfadengestützter qualitativer Interviews zu ihren Erfahrungen
befragt wurden.
Wie die Analyse der Daten belegt, ist die Zielgruppe sehr heterogen und viele Betroffene können als
minimal sprachkompetent beschrieben werden, was häufig zu Schwierigkeiten in der Kommunikations- und Dolmetschsituation führt. Gründe für die minimale Sprachkompetenz oder für das Entstehen
zusätzlicher Behinderungen oder psychischen Erkrankungen können häufig auch auf die in wichtigen
Straubinger, Claudia 243
WISSENSCHAFTSPREIS DES SOZIALMINISTERIUMS FÜR JUNGAKADEMIKERiNNEN
Abstracts der eingereichten Arbeiten
Entwicklungsphasen erfahrene Isolation sowie auf sprachliche, soziale und emotionale Deprivation
zurückgeführt werden.
Es zeigt sich weiters, dass SachwalterInnen oft nicht sensibilisiert im Umgang mit den gehörlosen KlientInnen sind und auch nicht immer professionelle GebärdensprachdolmetscherInnen hinzuziehen, obwohl
dies sehr sinnvoll wäre.
Das Dolmetschen im Bereich der Sachwalterschaft stellt eine sehr heikle, komplexe und verantwortungsvolle Tätigkeit dar. Herausforderungen sind beispielsweise das vorherrschende Machtgefälle,
Rollenkonflikte sowie eine längere Auftragsdauer und psychische Belastung. Um professionell arbeiten
zu können, ist ein hohes Maß an sozialer Kompetenz, Sprach-, Dolmetsch- und Kulturkompetenz sowie
Erfahrung erforderlich.
244
Straubinger, Claudia
WISSENSCHAFTSPREIS DES SOZIALMINISTERIUMS FÜR JUNGAKADEMIKERiNNEN
Abstracts der eingereichten Arbeiten
174. Streißgürtl, Georg Joseph
Über die Auswirkungen der Ökonomisierung der Sozialen Arbeit auf die
­Pädagogische Beziehung
Untersucht am Beispiel der Wohnassistenz
Masterarbeit. Karl-Franzens-Universität Graz. 2012
Soziale Arbeit ist, wie die Gesellschaft insgesamt, von sogenannten Ökonomisierungsprozessen bestimmt.
Diese meinen eine zunehmende Ausrichtung verschiedener Lebensbereiche nach wirtschaftlichen Kriterien. In Beiträgen zur Thematik wird immer wieder die Vermutung geäußert, dass das professionelle
Beziehungsgeschehen in den unterschiedlichen Settings der Sozialen Arbeit den Auswirkungen dieser
Tendenzen entgegenstehe. Das Ziel dieser Arbeit ist es, dieser These nachzugehen. Zu diesem Zweck
werden zunächst die Chancen als auch die Risiken, die sich für die Soziale Arbeit durch die Ökonomisierung ergeben, erarbeitet. Diese werden daraufhin mit den Anforderungen der Pädagogischen Beziehung
verglichen. Die Resultate dieses theoretischen Vergleichs werden in der Form von Thesen festgehalten und
anschließend an einer pädagogisch-praktischen Situation überprüft. Dazu wurde eine Gruppendiskussion mit einem Team der Dienstleistung Wohnassistenz für Menschen mit Behinderung veranstaltet. Die
Ergebnisse sowohl des theoretischen Vergleichs als auch des empirischen Zugangs führen zu folgender
Schlussfolgerung: Damit die Dienstleistungen hinsichtlich ihrer Zwecke effektiv sein können, bedarf es
einer Berücksichtigung auch der nicht quantifizierbaren Anteile Sozialer Arbeit, mithin der Erfordernisse
der Professionellen Beziehung. Eine Ökonomie, verstanden als rationale Betriebsführung, widerspricht
diesen Anforderungen nicht. Eine einseitige Fokussierung auf die Kostenfrage untergräbt diese jedoch.
Streißgürtl, Georg Joseph 245
WISSENSCHAFTSPREIS DES SOZIALMINISTERIUMS FÜR JUNGAKADEMIKERiNNEN
Abstracts der eingereichten Arbeiten
175. Striedinger, Angelika
„Gerechtigkeitseinstellungen in Österreich vor dem Hintergrund
­zunehmender Ungleichheit zwischen 1987 und 2009“
Diplomarbeit. Universität Wien. 2012
Die vorliegende Arbeit widmet sich einem der zentralen Themengebiete der Soziologie: Der Frage der
sozialen Gerechtigkeit. Ausgehend von einem Überblick über einige wesentliche normative Gerechtigkeitstheorien werden die Einstellungen der ÖsterreicherInnen zu Eckpfeilern des Gerechtigkeitsdiskurses
analysiert. Es wird dabei untersucht, wie sich diese Einstellungen in den vergangenen Jahrzehnten verändert haben. Dies wird in den Rahmen der Entwicklung von Einkommens- und Vermögensverteilung, der
sich wandelnden Rolle des Wohlfahrtsstaates sowie der Veränderungen im politischen Diskurs gestellt.
Die Untersuchung ist von der Annahme geleitet, dass Einstellungen der Bevölkerung in Einklang stehen
mit hegemonialen Glaubenssätzen, die wiederum stark beeinflusst sind vom öffentlich-politischen Diskurs. Die zentrale Hypothese lautet daher, dass die Gerechtigkeitseinstellungen der ÖsterreicherInnen
sich in den vergangenen Jahrzehnten weg von egalitären, Umverteilung befürwortenden Einstellungen
hin zu leistungsbetonten und Staatstätigkeit ablehnenden Einstellungen entwickelt haben. Weiters wird
die Annahme überprüft, dass Mitglieder privilegierterer Gruppen stärker antiegalitär ausgeprägte Einstellungen haben als weniger privilegierte Teile der Gesellschaft.
Zwar wird die Annahme bezüglich des Zusammenhangs zwischen sozioökonomischem Hintergrund und
Gerechtigkeitseinstellungen großteils bestätigt, die Ergebnisse zeichnen aber vor allem in Bezug auf die
zentrale Hypothese ein von Widersprüchen und Inkonsistenzen geprägtes Bild. Die Arbeit schließt mit
Verweisen auf weitere interessante Forschungsfelder, insbesondere eine Analyse der sich verändernden
Gerechtigkeitseinstellungen im Zuge der globalen Wirtschaftskrise. Weiters wird abschließend für die
Untersuchung moralischer Urteile, wie etwa Gerechtigkeitseinstellungen, ein Rückgriff auf komplexere
Erhebungsverfahren empfohlen.
246
Striedinger, Angelika
WISSENSCHAFTSPREIS DES SOZIALMINISTERIUMS FÜR JUNGAKADEMIKERiNNEN
Abstracts der eingereichten Arbeiten
176. Swanton, Sally
“Moving Images On the depiction of Irish Travellers in cinema since the year
2000”
Diplomarbeit. Universität Wien. 2014
Diese Diplomarbeit untersucht wie die ethnische Gruppe der Irish Travellers im Kino des 21. Jahrhunderts
bisher dargestellt wurde. Ein zentraler Beweggrund für diese Arbeit war, die Wurzeln der den Travellers
entgegengebrachten Vorurteile zurückzuverfolgen und ihre Auswirkungen in der Gegenwart offenzulegen.
Traveller Studies sind ein relativ neues Forschungsgebiet, eine kleinere Kategorie im größeren Feld der
Irish Studies. Wie Roma Studies oder die Migrationsforschung erfahren sie erst in den letzten Jahrzehnten
vermehrte Aufmerksamkeit. Es gibt Spuren bis in die Irische Mythologie hinein, dass das ›Fahrende Volk‹
Irlands als von der Mehrheitsbevölkerung distanziert betrachtet wurde. Spätestens das Irish Literary
Revival zu Beginn des 20. Jahrhunderts wartete mit klaren Stereotypen auf. Verklärte, romantische Bilder von Freiheit und magischen Fähigkeiten standen dem negativen Bild von Schmutz und Niedertracht
gegenüber, übrigens mit erstaunlichen Parallelen zu den Stereotypen über Roma und Sinti, die mit den
Irish Travellers außer einem ähnlichen Lebensstil historisch wenig gemeinsam haben.
Die wichtigsten Thesen meiner Arbeit:
■■ Trotz vieler historischer, sozialer und politischer Entwicklungen werden bestimmte althergebrachte
Stereotypen zu Irish Travellers unverändert in kulturellen Medien wie Spielfilm oder Literatur angewendet.
■■ Diese Stereotypen spiegeln sich auch im lokal- und nationalpolitischen Umgang mit Travellers.
■■ Viele der Stereotypen über Irish Travellers sind den allgemeinen Stereotypen über Iren und Irinnen sehr ähnlich. Diese Verschiebung muss im Kontext von Europas älterer und neuerer Geschichte
gesehen werden, um zu untersuchen wie die aus der Okkupation Irlands durch Großbritannien erwachsenen Stereotypen über Iren und Irinnen von diesen auf die Travellers abgewälzt wurden.
■■ Seit der Veröffentlichung des Films Snatch (USA/GB, 2000) hat es in der Darstellung von Travellers im
Kino (und anderen Medien) eine deutliche Wende zu einem gewalttätigeren Image gegeben.
■■ Es gilt zu klären, ob politische und/oder soziale Schwierigkeiten der Travellers im Kino der Gegenwart dargestellt werden.
Diese Arbeit wurde in englischer Sprache verfasst.
Swanton, Sally 247
WISSENSCHAFTSPREIS DES SOZIALMINISTERIUMS FÜR JUNGAKADEMIKERiNNEN
Abstracts der eingereichten Arbeiten
177. Tagwerker, Marlene
„Wenn Flucht zu Haft führt…“
Asylsuchende in Schubhaft vor dem Hintergrund der österreichischen ­Asylpolitik und des globalen
Menschenrechtsdiskurses – Am Beispiel des PAZ Innsbruck
Masterarbeit. Management Center Innsbruck. 2013
Wesentliches Anliegen dieser qualitativen Forschungsarbeit liegt in einer Erhebung der rechtlichen und
faktischen Bedingungen, mit denen Asylsuchende in Schubhaft vor dem Hintergrund der österreichischen
Asylpolitik und des globalen Menschenrechtsdiskurses am Beispiel der Situation im Polizeianhaltezentrum
Innsbruck konfrontiert sind. Darüber hinaus bezieht sich das Forschungsinteresse auf eine Evaluation der
aktuellen Schubhaftbetreuungssituation von Asylsuchenden sowie der generellen Rolle der Sozialen Arbeit
im Kontext Schubhaft. Diese gewonnenen Erkenntnisse gilt es anschließend im Zuge einer Gegenüberstellung mit der Europäischen Menschenrechtskonvention auf ihre Menschenrechtskompatibilität hin zu
überprüfen und aus den Ergebnissen resultierende Handlungsempfehlungen für Politik und Sozialarbeit
zu formulieren. Die Daten wurden mittels qualitativer Erhebungsmethoden – vier ExpertInneninterviews,
fünf schriftliche Befragungen von ExpertInnen, ein Lokalaugenschein im Polizeianhaltezentrum Innsbruck
sowie eine Dokumentenanalyse – erhoben und anschließend anhand der computergestützten Inhaltsanalayse in Form der Software MAXQUDA sowie der zusammenfassenden Inhaltsanalyse nach Mayring
ausgewertet. Im Rahmen der Forschung konnte ermittelt werden, dass sich die Bedingungen für Asylsuchende im Polizeianhaltezentrum Innsbruck in Anbetracht der fehlenden räumlichen und infrastrukturellen
Ressourcen, der mangelnden Möglichkeiten zur Alltagsgestaltung, der unzulänglichen Gewährung von
per Gesetz definierten Rechten sowie der teils inadäquaten Schubhaftbetreuung schlechter gestalten als
in Strafhaft. Aufgrund einer täglichen Einschränkung von grundlegenden Menschenrechten – wie dem
Recht auf Freiheit oder dem Recht auf Privat- und Familienleben – muss Schubhaft für Asylsuchende als
eine menschenrechtlich besonders bedenkliche Institution betrachtet und sollte lediglich als ultima ratio
angewendet werden. Ist eine Inhaftierung dennoch unumgänglich, so braucht es Schubhaftbedingungen,
die dem Haftzweck von inhaftierten Asylsuchenden – Personen, die sich keines Delikts schuldig gemacht
haben – entsprechen. Einer Sozialen Arbeit im Kontext Schubhaft muss somit die Aufgabe zukommen,
als behördenunabhängige Stimme der Opfer für den Schutz und die Verteidigung der Asylsuchenden in
Schubhaft – vor dem Hintergrund einer Implementierung der Menschenrechte in die fachliche Arbeit –
einzutreten.
248
Tagwerker, Marlene
WISSENSCHAFTSPREIS DES SOZIALMINISTERIUMS FÜR JUNGAKADEMIKERiNNEN
Abstracts der eingereichten Arbeiten
178. Umbauer, Silke
Auch wer nicht sprechen kann, hat viel zu sagen
Die Umsetzung der UN-Behindertenrechtskonvention für Menschen ohne oder unzureichender
­Lautsprache zur sozialen Partizipation in ­Oberösterreich
Masterarbeit. FH Oberösterreich. 2014
Kommunikation ist eine Grundvoraussetzung für Selbstbestimmung und aktive Partizipation in der
Gesellschaft. Österreich ratifizierte 2008 die UN-Behindertenrechtskonvention, worin das Recht auf
Kommunikation jeglicher Art verankert ist. Das Fachgebiet der Unterstützten Kommunikation beschäftigt sich mit ersetzenden und lautsprachergänzenden Kommunikationsformen für Menschen ohne oder
unzureichender Lautsprache und den Bedingungen für erfolgreiche Kommunikationsprozesse.
Die vorliegende Arbeit befasst sich mit der Frage, welche Rechte für unterstützt kommunizierende Menschen durch die UN-Behindertenrechtskonvention entstehen, und wie diese in Oberösterreich umgesetzt
werden. Außerdem wird untersucht, ob Unterstützte Kommunikation auf anerkannte Kommunikationsmodelle und -theorien bezogen werden kann, wobei die spezifischen Besonderheiten dieser speziellen
Kommunikationsart näher betrachtet werden.
Die Fragestellungen werden auf der Grundlage der Auswertung aktueller Fachliteratur, gesetzlicher Bestimmungen und qualitativ geführter Interviews mit unterstützt kommunizierenden Menschen diskutiert.
Im Ergebnis wird deutlich, dass Unterstützte Kommunikation ein Menschenrecht ist und allgemein gültige
Kommunikationstheorien auf Unterstützte Kommunikation übertragbar sind. Trotzdem sind viele notwendige Maßnahmen zur Versorgung und Implementierung von Unterstützter Kommunikation seitens
der öffentlichen Hand nicht realisiert.
Umbauer, Silke 249
WISSENSCHAFTSPREIS DES SOZIALMINISTERIUMS FÜR JUNGAKADEMIKERiNNEN
Abstracts der eingereichten Arbeiten
179. Vana, Irina
Gebrauchsweisen der öffentlichen Arbeitsvermittlung Österreich 1889-1938.
Dissertation. Universität Wien. 2013
In ihrer Dissertation rekonstruiert die Autorin die möglichen Gebrauchsweisen öffentlicher Arbeitsämter
in Österreich (ca. 1889-1938). Es wird untersucht wie deren Etablierung auf die Durchsetzung von Unterschieden und Hierarchien zwischen Arbeit, Nicht-Arbeit und Lebensunterhalten wirkte. In der Analyse
werden unterschiedliche Stellungnahmen der Verwaltungen, der kollektiven Interessenvertretungen, von
Expert/innen und von Arbeitssuchenden berücksichtigt.
Anhand der politischen Kontroversen wird die Frage, was eine öffentliche Vermittlung war, behandelt.
Über die Stellungnahmen von Expert/innen und mittels Vermittlungs- und Arbeitslosenstatistiken der
Ämter werden offizielle Repräsentation der Ämter, ihrer Tätigkeiten und Klientel dargestellt.
Kernstück der Arbeit ist ein systematischer Vergleich von 67 (auto-)biographischen Texten und Interviews.
Die Protagonist/innen dieser Texte berichten über unterschiedliche Arten und Weisen der Arbeitssuche
und Arbeitsannahme, der Nutzung öffentlicher Arbeitsvermittlungen und Praktiken den Lebensunterhalt zu bestreiten. Die Gebrauchsweisen öffentlicher Arbeitsämter werden so zum Ausgangspunkt der
Analyse der praktischen Wirkung öffentlicher Arbeitsvermittlung auf die Erzeugung und Differenzierung
von Arbeit, Arbeitslosigkeit und Lebensunterhalt gemacht.
Ergebnis des Vergleichs ist ein mehrdimensionales Modell der möglichen Gebrauchsweisen öffentlicher
Arbeitsämter. Anhand dieses Modells werden die Grenzen dessen was Arbeit sein konnte, und wogegen sie
abgegrenzt wurde, empirisch rekonstruiert. Es werden Variationen von und Kontraste zwischen Arbeiten
beschrieben. Berufsarbeit wird dabei als dominanter Modus von Arbeit charakterisiert. Deren Kehrseite war
die ‚Arbeitslosigkeit‘ welche eine institutionalisierte und die legitimste Form von Nicht-Arbeit darstellte.
Anhand des Modells wird zudem die Bedeutung von Haushalt und der darin erbrachten bzw. zu erbringenden Sorgeleistungen für die Art und Weise, wie Personen arbeiteten und für die Differenzierung zwischen
Lebensunterhalten (als Synthese von Arbeit und Haushalt) nachvollzogen.
Das konstruierte Modell der Gebrauchsweisen öffentlicher Arbeitsämter (als eine der ersten sozialstaatlichen und arbeitsmarktpolitischen Einrichtungen) bietet damit aus der Perspektive der Arbeitssuchenden
eine Analyse der praktischen Wirksamkeit der öffentlichen Arbeitsvermittlung.
250
Vana, Irina
WISSENSCHAFTSPREIS DES SOZIALMINISTERIUMS FÜR JUNGAKADEMIKERiNNEN
Abstracts der eingereichten Arbeiten
180. Velic, Medina
Lautstark und/oder marginal?
Muslimische Frauenelite Österreichs
Diplomarbeit. Karl-Franzens-Universität Graz. 2013
Der Elitebegriff wird mit muslimischen Frauen in Österreich in Verbindung gebracht. Somit bekommt er
eine neue Bedeutung, die sich von den klassischen Elitetheorien des 19. und 20. Jahrhunderts entkoppelt.
In qualitativen Interviews werden muslimische Elitefrauen mit dem Begriff konfrontiert und bringen ihr
Selbstverständnis sowie eine kritische Haltung gegenüber dem „abgehobenen Eliteleben“ in einen neuen
Elitediskurs ein.
Anhand der feministischen Wissenschaftskritik wird aufgezeigt, dass die Rekrutierung von Frauen in gesellschaftliche Eliten auf zahlreiche Barrieren stößt. Leistung stellt bei weitem nicht das entscheidende
Inklusionskriterium in männerdominierten Eliten dar, was sich durch Absenz des weiblichen Geschlechts
in den „oberen Rängen der Gesellschaft“ manifestiert.
Die Empirie hat gezeigt, dass hochqualifizierte muslimische Frauen in Österreich zusätzlich von islamophober Segregation und Diskriminierung am Arbeitsmarkt betroffen sind. Ergo entwickeln sie Selbstbehauptungsstrategien, aufgrund welcher sie innerhalb der muslimischen Community Österreichs,
aber auch darüber hinaus, z.B. in der Öffentlichkeitsarbeit und Erwachsenenbildung, „laut werden“. Sie
kristallisieren sich zu einer neuen Elite heraus, die sich dem „islamischen Ethos“ verpflichtet fühlt und
die Grenze zu (muslimischen sowie nicht- muslimischen) Nicht- Eliten aufweicht.
Die muslimische Frauenelite ist trotz ihres hohen Wirkungsgrades innerhalb der Gesellschaft (Medienlandschaft, Wissenschaft, Gesundheitssektor) mit Konflikten und Widersprüchen in der Repräsentation
sowie Diskriminierungserfahrungen seitens der „Mehrheitsgesellschaft“ konfrontiert.
So gesehen ist sie um eine interne Netzwerkplattform bemüht (etwa eines Think Tanks), deren Entstehungsweg bereits mit der Gründung der Islamischen Glaubensgemeinschaft in Österreich als Körperschaft
öffentlichen Rechts, geebnet wurde.
Velic, Medina 251
WISSENSCHAFTSPREIS DES SOZIALMINISTERIUMS FÜR JUNGAKADEMIKERiNNEN
Abstracts der eingereichten Arbeiten
181. Wailzer, Teresa
Merk.Würdig.Arm.
Betteln aus unterschiedlichen Perspektiven. Über Stereotype, Vorurteile und Selbstbilder
­rumänischsprachiger Bettler_innen in Wien
Diplomarbeit. Universität Wien. 2014
Seit dem EU-Beitritt Bulgariens und Rumäniens wird Bettelmigration aus Osteuropa verstärkt wahrgenommen. Doch was sind Gerüchte, was sind Fakten? Wie gehen wir als Gesellschaft mit bettelnden Menschen in Wien um? Und was sagen die Betroffenen eigentlich dazu? Ziel der vorliegenden Diplomarbeit
ist es, unterschiedliche Sichtweisen zu verbinden und Stereotype und Vorurteile über Bettler/innen in
der öffentlichen Wahrnehmung ausfindig zu machen. Auf theoretischer Ebene beschäftigt sich die Arbeit
mit der aktuellen Gesetzeslage, einer Diskursanalyse und rechtsphilosophischen Fragestellungen. In
zwei qualitativen Studien werden Fremdbilder über Bettler_ innen in Wien und Selbstbilder von rumänischsprachigen bettelnden Menschen erforscht und anschließend in Beziehung zueinander gesetzt. Im
Forschungsstil der Grounded Theory wurden Gespräche und Interviews mit Expert/innen, Bettler/innen,
Passant/innen, Geschäftsleuten und einem Polizisten geführt. Die herausgearbeiteten Stereotype des
rechtspolitischen Diskurses unterscheiden sich kaum von der Wahrnehmung der Passant/innen und der
Geschäftsleute. Bettler/innen aus Osteuropa gelten als ‚falsche Arme’, da mafiöse Strukturen dahinterstecken sollen. Sie werden zudem als aggressiv und aufdringlich beschrieben. Die Sichtweise der Betroffenen
ist gegenteilig: In Österreich haben sie (noch) keine andere Möglichkeit ihre Familie zu ernähren bzw. zu
arbeiten. Viele haben Angst, allerdings nicht vor mafiösen Strukturen, sondern vor Polizeikontrollen. Aus
der empirischen Studie geht hervor, dass die aktuelle Gesetzeslage, der rechtspolitische Diskurs und der
behördliche Umgang wesentlichen Einfluss auf die Wahrnehmung der Wiener Bevölkerung haben. Die
öffentliche Meinung ist von dem Vorurteil geprägt, dass sich Rumän/­innen organisieren, um Bedürftigkeit
vorzutäuschen und um die Gutherzigkeit der Menschen und den österreichischen Sozialstaat auszunützen.
Es gäbe ‚kriminelle Hintermänner’, die ‚unschuldige Opfer’ ausbeuten und ihnen das Geld abnehmen.
Außerdem werde Österreich mit Bettler/innen aus Osteuropa geradezu überschwemmt. Diese und weitere
Stereotype und Vorurteile der öffentlichen Meinung werden herausgearbeitet, indem Vorstellungen über
bettelnde Menschen hinsichtlich ihres Wahrheitsgehaltes kritisch überprüft und mit dem Selbstbild der
15 befragten Bettler/innen verglichen werden.
252
Wailzer, Teresa
WISSENSCHAFTSPREIS DES SOZIALMINISTERIUMS FÜR JUNGAKADEMIKERiNNEN
Abstracts der eingereichten Arbeiten
182. Waldner, Stephan
Freiwilligenmanagement in Non-Profit-Unternehmen
Situative und personale Bedingungsfaktoren als Steuerungselemente des Freiwilligenmanagements
der Wiener Tafel – eine Fallstudie
Diplomarbeit. Universität Wien. 2012
In dieser Diplomarbeit wird durch einen sequentiell explanatorischen Ansatz (Kapitel 4.1) das Freiwilligenmanagement der Wiener Tafel (WT) in einer Einzelfallstudie (Yin, 2003) erhoben und analysiert.
Dabei wurden im Rahmen einer Multimethod Case Study, einerseits ein Fragebogen verwendet, welcher
an 291 freiwillige Mitarbeiter der Wiener Tafel versandt wurde, andererseits ein Interview mit vier besonders einflussreichen und interessierten Mitarbeitern der Wiener Tafel geführt.
Im Fragebogen (vgl. Kapitel 4.2) wurden die Zusammenhänge von Belastungen, Ressourcen, Arbeitszufriedenheit und Erschöpfung im Freiwilligenmanagement der Wiener Tafel anhand des modifizierten
Job-Demand-Resources Modell (Kapitel 2.3) nach Bakker und Demerouti (2007) erhoben. Die situativen
Bedingungsfaktoren (Belastungen) definieren sich dabei als die Skalen Arbeitsmenge, kognitive Arbeitsintensität, Zeitdruck, emotionale Belastungen und Rollenkonflikte. Die personalen Bedingungsfaktoren
(Ressourcen) wiederum unterteilen sich in die Skalen Führungsqualität, persönliche Entwicklungsmöglichkeiten, großer Entscheidungsspielraum, soziale Unterstützung und Feed-back.
Im Stakeholderdialog (vgl. Kapitel 4.3) wurden anhand eines Leitfadens wiederum die Belastungen, Ressourcen, Arbeitszufriedenheit und Erschöpfung sowie deren Zusammenhänge bei freiwilligen Mitarbeitern
diskutiert. Zudem wurden die beiden qualitativen Fragen aus dem Fragebogen neben Fragen, die sich
anhand von Notizen und Dokumenten ergaben, in den Leitfaden übernommen.
Anhand der quantitativen und qualitativen Ergebnisse wurden dann Steuerungselemente bzw. Lösungsalternativen für das Freiwilligenmanagement der Wiener Tafel diskutiert, welche im Kapitel 7 (Ausblick)
angeführt werden. Eine Generalisierbarkeit der Daten und der Ergebnisse ist jedoch nicht möglich, da
die Einzelfallstudie in einer einmaligen Situation stattfand, in der auch der Kontext und die Umgebung
berücksichtigt werden müssen.
Waldner, Stephan 253
WISSENSCHAFTSPREIS DES SOZIALMINISTERIUMS FÜR JUNGAKADEMIKERiNNEN
Abstracts der eingereichten Arbeiten
183. Weiß, Michaela
The Potential Impact of Educational Attainment on Perceived Job Security
and Perceived Employability:
A Cross-National Comparison between Austria and Denmark
Masterthesis. WU Wien. 2013
This thesis investigates the potential impact of educational attainment on perceived job security and
perceived employability in Austria and Denmark. A quantitative research design has been applied and
the European Social Survey (ESS) mapping beliefs, attitudes and behavioral patterns in European
countries has served as major data source. While vast literature can be found on the intergenerational transmission of educational attainment, previous studies on the subject have hardly analyzed
potential effects of parental educational levels on how job security and employability are perceived.
Although job security and perceived employability have often been studied as elements of overall job
satisfaction, their potential relation to educational attainment appears to be a rather marginal subject. In an attempt to fill this void, the present thesis explicitly aims at investigating the link between
educational background and the individual perception of job security and employability.
After having filtered the ESS2 (2004) data set according to the research specifications, the sample
contained 1,152 valid cases for Austria and 855 valid cases for Denmark. For analyzing purposes, respondents have been grouped into low-skilled and highly skilled workers according to their respective
highest levels of education. Derived from the existing literature on welfare state regimes and social
reproduction as well as from statistical publications, country-specific hypotheses have been formulated. While educational attainment is considered to have an impact on perceived job security and
employability in Austria, the opposite is assumed to hold true in the case of Denmark. Analogously,
parental educational achievement is considered to influence job security and employability perceptions in Austria but is expected to be rather insignificant in Denmark.
The empirical findings indicate that while the impact of individual educational attainment on perceived
job security and employability appears to be statistically significant in case of Austria, it does not lead
to different perceptions in Denmark. Overall, the test results mainly correspond to the expectations
that have accordingly been translated into hypotheses. However, the inverse correlation between
the level of educational attainment and perceived employability in Austria represents a somewhat
unexpected finding. With regard to parental educational levels, perceptions of job security seem to
be homogenous among lower and highly skilled respondents in both countries. The paper eventually
connects these empirical findings to welfare state regime theory and the theoretical frameworks on
254
Weiß, Michaela
WISSENSCHAFTSPREIS DES SOZIALMINISTERIUMS FÜR JUNGAKADEMIKERiNNEN
Abstracts der eingereichten Arbeiten
intergenerational transmission of educational attainment as well as to recent inequality trends and
patterns.
Diese Arbeit wurde in englischer Sprache verfasst.
Weiß, Michaela 255
WISSENSCHAFTSPREIS DES SOZIALMINISTERIUMS FÜR JUNGAKADEMIKERiNNEN
Abstracts der eingereichten Arbeiten
184. Wenninger, Julian
Verlockungen der Ferne.
Über die Abwanderung von MedizinabsolventInnen.
Masterarbeit. Karl-Franzens-Universität Graz. 2013
In dieser Masterarbeit wird der Frage nachgegangen, aufgrund welcher Motivation junge MedizinabsolventInnen Österreich verlassen und im Ausland tätig werden. Mittels qualitativer Forschung und ExpertInneninterviews werden mögliche Zusammenhänge zwischen suspizierten Bedingungen der Beschäftigung (Belastung, Bezahlung, Fortbildung) und individuellen Motiven und Vollzug der Arbeitsemigration
aufgezeigt. Zusätzlich wird der oft kolportierte ÄrztInnenmangel in Österreich untersucht und in Bezug
zu den Arbeitsbedingungen gesetzt. Die vorliegende Arbeit ist in zwei Teile geteilt: im ersten Teil wird
auf Studium und Ausbildung, Berufsbild, Emigration eingegangen; im zweiten auf den aktuellen Stand
der Literatur und die überschaubare Menge vorliegender Studien. Darüber hinaus werden die nötigen
und verwendeten sozialwissenschaftlichen Grundlagen kurz vorgestellt. Der zweite Teil der Masterarbeit
widmet sich der empirischen Aufbereitung und Darstellung der Resultate der Interviews. Das Thema abrundend folgt die Diskussion und Verortung der gewonnenen Erkenntnisse, zusätzlich werden praktische
Änderungsvorschläge gegeben. Im Zuge der Masterarbeit und der Auswertung der Interviews lässt sich
feststellen, dass ein großer Teil der interviewten AbsolventInnen entweder bereits ins Ausland emigriert
ist oder sich eine Auswanderung unter bestimmten Voraussetzungen sehr gut vorstellen könnte. Es scheint
aufgrund des Studiums keine stärkere Verbundenheit oder gefühlte Schuldigkeit gegenüber dem Staat
zu bestehen, welche die Abwanderungsmotivation beeinflussen.
256
Wenninger, Julian
WISSENSCHAFTSPREIS DES SOZIALMINISTERIUMS FÜR JUNGAKADEMIKERiNNEN
Abstracts der eingereichten Arbeiten
185. Wenzl, Antonia
„Genderaspekte in der Gefahrenevaluierung am Arbeitsplatz nach § 4 ASchG“
Masterarbeit. Universität Wien. 2012
Das derzeit gültige „Bundesgesetz über Sicherheit und Gesundheitsschutz bei der Arbeit“ (ArbeitnehmerInnenschutzgesetz – AschG) ist seit 1995 in Kraft und enthält erstmals in der Geschichte des österreichischen ArbeitnehmerInnenschutzes eine gesetzlich vorgeschriebene Gefahrenevaluierung und
Festlegung von Maßnahmen (§ 4 ASchG). Alle ArbeitgeberInnen sind verpflichtet diese durchzuführen.
Gleichzeitig beinhaltet das aktuelle ASchG mitsamt seinen Verordnungen so wenige frauenspezifische
Arbeitsschutzbestimmungen, wie noch nie zuvor in der Geschichte des ArbeitnehmerInnenschutzes.
Die vorliegende Arbeit geht der Frage nach, inwiefern dieses weitgehend geschlechtsneutrale Gesetz in
seiner Anwendung zu einer geschlechtergerechten ArbeitnehmerInnenschutzpraxis beiträgt.
Den Ausgangspunkt der Arbeit bilden neben den relevanten Rechtsnormen bisherige wissenschaftliche
Forschungen zum Zusammenhang von ArbeitnehmerInnenschutz und Geschlecht. Mit dem Blick der
Genderforschung richte ich den Fokus auf die Frage nach der Beschaffenheit der Geschlechterverhältnisse im ArbeitnehmerInnenschutz und daraus folgend auf die Frage nach der gerechten Verteilung der
Ressourcen des ArbeitnehmerInnenschutzes zwischen den Geschlechtern. Das Ziel meiner Untersuchung
ist es, Ergebnisse zu liefern, die einen Beitrag zur geschlechtergerechten Praxis der Umsetzung der Gefahrenevaluierung leisten. Die Forschungsfragen richten sich dabei auf drei praxisrelevante Fragen:
1. Inwiefern hat die geschlechtsneutral normierte „Gefahrenevaluierung“ und „Festlegung von Maßnahmen“ nach § 4 AschG geschlechtsspezifische Auswirkungen in ihrer Anwendung?
2. Welche Ursachen für mögliche geschlechtsspezifische Auswirkungen gibt es?
3. Welche Maßnahmen können die Umsetzung einer geschlechtssensiblen Gefahrenevaluierung fördern?
In meinen Forschungsannahmen gehe ich davon aus, dass eine Praxis, die die Ressourcen des ArbeitnehmerInnenschutzes gerecht zwischen den Geschlechtern verteilt, derzeit im österreichischen ArbeitnehmerInnenschutz nicht gegeben ist. Ich behaupte, dass das historisch gemachte, hierarchisierende
Geschlechterverhältnis, das Frauen einen anderen Platz in unserer Gesellschaft zuschreibt als Männern,
auch im Kontext des ArbeitnehmerInnenschutzes wirksam wird.
Als Untersuchungsmethoden habe ich die rechtshistorische Analyse des ArbeitnehmerInnenschutzes
hinsichtlich Geschlechterfragen gewählt (um nachzuzeichnen, wie sich das historisch gemachte Ge-
Wenzl, Antonia 257
WISSENSCHAFTSPREIS DES SOZIALMINISTERIUMS FÜR JUNGAKADEMIKERiNNEN
Abstracts der eingereichten Arbeiten
schlechterverhältnis in diesem Kontext eingeschrieben hat) sowie die Erhebung der Rechtspraxis der
Gefahrenevaluierung anhand von leitfadengestützten qualitativen ExpertInneninterviews. Die Ergebnisse der empirischen Untersuchung liefern vielfältige Ursachen für geschlechtsspezifische Auswirkungen
der Gefahrenevaluierung. Zahlreiche Beispiele aus den verschiedenen Branchen des österreichischen
Arbeitsmarktes werden dargestellt. Ein weiteres Ergebnis meiner Untersuchung sind jene, aus Sicht der
ExpertInnen dringlichsten Maßnahmen, deren Umsetzung zu einer geschlechtergerechteren Praxis der
Gefahrenevaluierung am Arbeitsplatz beitragen würden.
258
Wenzl, Antonia
WISSENSCHAFTSPREIS DES SOZIALMINISTERIUMS FÜR JUNGAKADEMIKERiNNEN
Abstracts der eingereichten Arbeiten
186. Widmoser, Sarah
Welcome to your new home!
Facebook als Vermittler von Sozialkapital für Austauschstudierende?
Magisterarbeit. Universität Wien. 2015
Basierend auf bisherigen Forschungsergebnissen zu den Auswirkungen von sozialen Netzwerken (SN) auf
das Sozialkapital der Nutzer/innen (Aubrey, & Rill, 2013; Kwon et al., 2013; Liu et al., 2013; Lin et al., 2012;
Steinfield et al., 2008; Ellison et al., 2007) erweitert die vorliegende Studie mittels einem Online-Fragebogen (N = 325) die bisherige Forschung anhand zweier Aspekte: (1) Die Aneignung bzw. Nutzung von SN
durch Austauschstudierende während ihres Auslandsaufenthaltes. (2) Die Auswirkungen der Nutzung
von SN auf die Aufrechterhaltung bereits bestehender Beziehungen sowie den Aufbau neuer sozialer
Beziehungen. Während SN die Möglichkeit des Aufbaus, der Aufrechterhaltung und der Ausweitung von
Beziehungen über soziale und geographische Grenzen hinweg ermöglichen (Wellman et al., 2006), sind
Austauschstudierende, die durch den Auslandsaufenthalt in ein neues soziales Umfeld gelangen, in diesem Kontext von besonderem Interesse.
Die Ergebnisse bestätigen einen positiven Zusammenhang zwischen der Nutzung von Facebook (FB) und
den schwachen („bridging“) sowie den starken sozialen Beziehungen („bonding“) der Austauschstudierenden. Der Zusammenhang zwischen der Aufrechterhaltung der Beziehungen („maintaining social
capital“) und der Nutzung des SN konnte hingegen nur zum Teil bestätigt werden. Während bisherige
Arbeiten eine einfache Form der Abhängigkeit zwischen der erklärenden Variable x (Konsum von FB) und
der abhängigen Variable y (Ausmaß an Sozialkapital) annahmen, konnte die vorliegende Studie durch
Anwendung einer Instrumentenvariablen-Schätzung in einer 2SLS-Regression („two-stage-least-squares“)
erstmals den kausalen Effekt der Nutzung von SN auf das Sozialkapital der Proband/innen identifizieren.
Die vorliegende Arbeit lieferte durch explorative Auswertungen zudem einen Einblick über die Bedeutung
der Eigenschaften von FB und den Einfluss soziodemografischer Faktoren auf die Nutzung des SN.
Den theoretischen Rahmen zur Erforschung der Nutzung von Facebook durch Austauschstudierende
während ihres Auslandsaufenthaltes bildete die Diffusionstheorie (Rogers, 1962). Dabei handelt es sich
um ein theoretisches Konzept, das die Verbreitung von Innovationen über verschiedene Kanäle in einer
Gesellschaft erfasst (Rogers, 2003). Die theoretische Grundlage zur Erforschung des Sozialkapitals der
Austauschstudierenden bildete Putnams (2000) Unterteilung der Beziehungen in brückenschlagende
(„bridging“) und bindende („bonding“) Beziehungen. Aufgrund der Konzentration des vorliegenden Forschungsvorhabens auf Austauschstudierende wurde zudem eine weitere Differenzierung vorgenommen.
Es handelt sich dabei um das Aufrechterhalten von bereits bestehendem Sozialkapital, zum Beispiel
Widmoser, Sarah 259
WISSENSCHAFTSPREIS DES SOZIALMINISTERIUMS FÜR JUNGAKADEMIKERiNNEN
Abstracts der eingereichten Arbeiten
aus früheren bzw. anderen Lebensphasen (Bargh, & McKenna, 2004). Vor allem bei der Erforschung der
Nutzung von SN scheint dieser Faktor von Bedeutung zu sein, da die Aufrechterhaltung und Pflege alter
Kontakte ein wichtiges Motiv für die Nutzung von SN wie etwa Facebook darstellt (Steinfield et al., 2008).
260
Widmoser, Sarah
WISSENSCHAFTSPREIS DES SOZIALMINISTERIUMS FÜR JUNGAKADEMIKERiNNEN
Abstracts der eingereichten Arbeiten
187. Wieland, Nicola
„El corazón no tiene cara“ - Das Herz hat kein GesichtRessourcen und Resilienzfaktoren von Straßenkindern in Südamerika am Beispiel Ecuador
Diplomarbeit. Alpen-Adria Universität Klagenfurt. 2012
Die vorliegende Arbeit beschäftigt sich mit dem Konstrukt der Straßenkindproblematik am Beispiel des
südamerikanischen Landes Ecuador. Aufgrund der vielen Konzepte, die in diese Thematik hineinfließen
und dieses Phänomen der „Straßenkinder“ auf unterschiedliche Weise mitbedingen, bietet diese Arbeit
zunächst umfangreiche Begriffserklärungen und -analysen. Ein Schwerpunkt dieser Arbeit sollen die
Ressourcen sein, die diese Kinder aufbringen und somit auch die immer stärker werdende Resilienzforschung in vielfältiger Weise untermalen. Der besondere Fokus dieser Arbeit liegt darin, dass diese kein
Bericht „über“ die Kinder sein soll, sondern dass uns die Kinder auch mit ihren Einblicken, Erlebnissen
und Weltanschauungen einen Einblick in ihre Lebensrealität gewähren.
Wieland, Nicola 261
WISSENSCHAFTSPREIS DES SOZIALMINISTERIUMS FÜR JUNGAKADEMIKERiNNEN
Abstracts der eingereichten Arbeiten
188. Wiesböck, Laura
„Soziale Exklusion in Österreich –
türkischstämmige Personen zwischen institutionellen Rahmenbedingungen, statistischen Fakten und
gesellschaftlicher Wirklichkeit“
Masterarbeit. Universität Wien. 2012
Ziel meiner Masterarbeit „Soziale Exklusion in Österreich – türkischstämmige Personen zwischen institutionellen Rahmenbedingungen, statistischen Fakten und gesellschaftlicher Wirklichkeit“ ist es, die
gesellschaftliche Teilhabe von türkischstämmigen Personen in Österreich aus unterschiedlichen Perspektiven unter der Frage der Exklusion bzw. Inklusion zu untersuchen.
Im öffentlichen Diskurs wird die Benachteiligung von türkischstämmigen MigrantInnen gegenüber
ÖsterreicherInnen überwiegend als selbstverursacht dargestellt. Dabei werden strukturelle Rahmenbedingungen, die Partizipationschancen zu einem erheblichen Anteil beeinflussen, ausgeblendet. Die
vorliegende Arbeit greift dieses Missverhältnis auf und fragt nach Formen der Wechselwirkung zwischen
diesen Ebenen. Die Forschungsfrage dabei lautet: Inwieweit gelingt türkischstämmigen Personen in Österreich eine gesellschaftliche Teilhabe entsprechend den vorherrschenden Standards bzw. inwieweit
wird ihnen diese Teilhabe ermöglicht?
Dabei soll eine Betrachtung der Ebene der der individuellen Leistung sowie der gesellschaftlichen Rahmenbedingungen erfolgen. Zu diesem Zweck bedarf die empirische Untersuchung eines mehrdimensionalen
methodischen Zugangs. In Anlehnung an Nohl et al. (2006) wird eine Analyse auf drei Ebenen vorgenommen:
(1) auf der Makroebene werden rechtliche Regulierungen und der öffentliche Diskurs untersucht
(2) die Mesoebene umfasst die statistische Erfassung der gesellschaftlichen Teilhabe von Migranten in
verschiedenen Lebenslagen und
(3) auf der Mikroebene werden junge türkischstämmige Bildungsaufsteiger in Wien in einem qualitativen
Verfahren zu individuellen Erfahrungen mit Exklusion/Inklusion sowie dem Umgang mit Ausgrenzung
befragt.
Die Methoden der Mesoebene und Mikroebene werden an Hand des Vertiefungsmodells nach Mayring (2001)
integriert. Die Verknüpfung der beiden methodischen Herangehensweisen ermöglicht eine umfassende
Betrachtungsweise der komplexen Dynamik von Exklusionsprozessen – einerseits durch die Analyse der
objektiven Realität bzw. der „Außenperspektive“, andererseits durch die Rekonstruktion der subjektiven
Realität bzw. der „Innenperspektive“. Der sozialwissenschaftliche Fachbereich, in dem diese Arbeit zu verorten
ist, ist die Soziologie der sozialen Ungleichheit, die Sozialstrukturforschung sowie die Migrationsforschung.
262
Wiesböck, Laura
WISSENSCHAFTSPREIS DES SOZIALMINISTERIUMS FÜR JUNGAKADEMIKERiNNEN
Abstracts der eingereichten Arbeiten
189. Wieser, Clemens
Vermitteln und Aneignen in sozialwissenschaftlichen Gegenständen
Dissertation. Universität Wien. 2013
Geht es im sozialwissenschaftlichen Unterricht um den Bezug zum eigenen Leben oder die Annäherung an
Sozialwissenschaft? Sollten Schülerinteressen oder die Objektivität der sozialen Welt im Zentrum stehen?
Wie lässt sich in diesem Spannungsfeld Unterricht gestalten? Vermitteln und Aneignen in sozialwissenschaftlichen Gegenständen stellt auf Basis aktueller didaktischer Forschungszugänge Perspektiven vor,
die Antworten auf diese Fragen ermöglichen. Ausgangspunkt ist dabei das Wissen von LehrerInnen und
SchülerInnen, das sich im Unterricht und in ihrem Sprechen über Unterricht zeigt. Die im Buch vorgestellten konzeptuellen und methodischen Perspektiven verdeutlichen Positionen, durch die dieses Wissen
über Unterrichten erschlossen werden kann.
Für die theoretische Fundierung wurden aktuelle didaktische und fachdidaktische Forschungszugänge
untersucht, um verschiedene Dimensionen von Unterricht und ihre fachdidaktische Bedeutung herauszuarbeiten. Um einen methodologischen Zugang zu schaffen wurde gefragt, wie die Dimensionen von
Unterricht in empirischer Forschung untersucht werden können. Dabei wird deutlich, dass viele aktuelle
und insbesondere allgemein-didaktische Zugänge zur Unterrichtsforschung die Unterrichtspraxis zwar
theoretisieren gleichzeitig aber kaum Perspektiven für Handeln im Unterricht vorschlagen. Die in allgemein-didaktischen Zugängen genutzte methodische Präzision in der Analyse von Unterricht wird in
dieser Arbeit mit dem fachdidaktischen Anliegen kombiniert, durch methodisch abgesicherte Strategien
Perspektiven für das Handeln im Unterricht zu entwickeln.
Gemeinsam bilden die theoretische Fundierung und die kombinierten methodischen Strategien einen
raffinierten Ausgangspunkt für die fachdidaktische Erforschung von Unterricht, der in Folge exemplarisch
für die Untersuchung von Vermittlung und Aneignung sozialwissenschaftlicher Gegenstände genutzt wird.
Als Datenmaterial für diese Untersuchung wurde eine Reihe von Unterrichtsstunden zur Finanzkrise in
Griechenland aufgezeichnet. Begleitend zu diesen Unterrichtsstunden wurden Interviews mit Lehrerin
und Schüler/innen geführt. Die aufgezeichneten Unterrichtsstunden und Interviews wurden vollständig
transkribiert und bilden die materiale Grundlage für die empirische Analyse. In der empirischen Analyse
wurden Strategien zweier benachbarter Methodologien – Objektiver Hermeneutik und Grounded Theory
Methodology – genutzt, um dem oben genannten fachdidaktischen Interesse nachzukommen, Perspektiven
für das Handeln im Unterricht zu entwickeln. Durch ihren Einsatz entstand eine Reihe von Fallanalysen, in
denen der Prozess des Vermittelns und Aneignens im Unterricht sowie die Perspektive der Lehrerin und
die Perspektiven von Schüler/innen untersucht wurden. Diese Fallanalysen sind das Fundament für die
Modellierung des Prozesses von Vermitteln und Aneignen im Medium sozialwissenschaftlicher Gegenstände.
Wieser, Clemens 263
WISSENSCHAFTSPREIS DES SOZIALMINISTERIUMS FÜR JUNGAKADEMIKERiNNEN
Abstracts der eingereichten Arbeiten
190. Wimmer, Petra
Interkulturelles Zusammenleben Hoffnungsträger nächste Generation
Bildungspolitische und pädagogische Ansätze im Umgang mit kultureller Vielfalt im Vorschulbereich
Masterarbeit. FH Oberösterreich. 2012
Unsere Gesellschaft ist geprägt von kultureller Vielfalt, welche eine Vielzahl an Maßnahmen, Projekten
und Strömungen hervorgerufen hat. Die Einbindung von Menschen mit Migrationshintergrund und die
Ermöglichung einer gleichwertigen Teilhabe am öffentlichen Leben und Erleben stellt unsere Gesellschaft wiederholt vor Herausforderungen. Öffentliche Bildungseinrichtungen, als Repräsentanten des
österreichischen Staates, tragen dabei eine immense Verantwortung. Unser Bildungssystem vermittelt
jedem Menschen beabsichtigt oder unbeabsichtigt einen ersten und einen dauerhaften Eindruck davon,
wie mit kultureller Pluralität umgegangen wird. Der Bildungsbereich ist politisches und pädagogisches
Handlungsfeld, welcher einerseits Kindern und Jugendlichen eine deutliche Vorstellung über Inklusion
und Wertigkeit bietet, andererseits auf Grund der schlechteren Bildungserfolge von Kindern mit Migrationshintergrund einen dringenden Handlungsbedarf aufweist. Diese Masterarbeit beschäftigt sich mit den
biographisch ersten Bildungseinrichtungen in Österreich, dem sogenannten vorschulischen Bereich der
Bildung und Erziehung. Der Kindergarten, als erste Bildungsinstanz, stellt häufig die erste Plattform für
interkulturelle Begegnungen dar und verlangt von dem pädagogischen Personal einen Umgang damit zu
finden. Der häufig vertretenen Ansicht, dass Kinder vorurteilsfrei und ohne Präferenz für die eigene soziale,
ethnische und kulturelle Gruppe aufeinandertreffen, wird von Seite der Fachliteratur widersprochen. Des
Weiteren hat sich der gesamte Bildungsbereich mit der Frage zu beschäftigen, inwieweit Kinder in ihrer
kulturellen Identität und Familienkultur bestätigt, beziehungsweise abgelehnt werden.
Vor dem Hintergrund dieser Überlegungen war es Ziel meiner Arbeit, die folgenden Fragen eingehend zu
beleuchten:
(1) Ist das politische Bewusstsein vorhanden, dass bereits im vorschulischen Bereich integrative beziehungsweise interkulturelle Maßnahmen erforderlich sind?
(2) Wie ist die Bevölkerung in Österreich in Hinsicht auf Sprache und Nationalität strukturiert?
(3) Gibt es pädagogische Konzepte, die auf die kulturelle Vielfalt im elementarpädagogischen Bereich
eingehen?
(4) Wie gehen Kindergartenpädagoginnen und Kindergartenpädagogen im Bezirk Vöcklabruck mit kultureller Vielfalt um?
264
Wimmer, Petra
WISSENSCHAFTSPREIS DES SOZIALMINISTERIUMS FÜR JUNGAKADEMIKERiNNEN
Abstracts der eingereichten Arbeiten
191. Wimmer, Simone
„Transnationale (Familien)Beziehungen
Zur Lebens- und Arbeitssituation slowakischer 24-Stunden-BetreuerInnen in Österreich“
Diplomarbeit. Universität Wien. 2014
Diese Diplomarbeit geht den transnationalen Lebens- und Arbeitsbedingungen slowakischer 24-Stunden-BetreuerInnen zwischen ihrem Arbeitsplatz in Österreich und ihrer Herkunftsregion nach, und untersucht daraus resultierende soziokulturelle Auswirkungen dieser Lebensführung auf das soziale- und
familiäre Umfeld dieser Personen. Der Fokus richtet sich dabei auf die Gestaltung der sozialen Kontakte
und Beziehungen, das Familienleben und die Elternschaft im transnationalen Raum. Zudem werden
moderne Kommunikationstechnologien und Transportmittel im Hinblick auf die Aufrechterhaltung
und Organisation dieser transnationalen Beziehungen thematisiert, und nach den Auswirkungen auf
die Konstruktion bzw. Rekonstruktion von Geschlechterrollen im Herkunftskontext, durch die teilweise
Abwesenheit der 24-Stunden-BetreuerInnen, gefragt. Im Zentrum dieser Analyse steht die empirische
Untersuchung jener Lebenszusammenhänge und sozialen Prozesse, die ausgehend von drei qualitativen
ExpertInneninterviews mit 24-Stunden-BetreuerInnen, in Falldarstellungen, präsentiert werden. Den theoretischen Rahmen dieser Arbeit bilden die Konzepte transnationaler Mutterschaft bzw. transnationaler
Familienbeziehungen, und es werden Bedingungen transnationaler Migration bzw. Mobilität im Kontext
Zentral- und Osteuropas diskutiert. Weiters findet eine Kontextualisierung der Falldarstellungen statt.
Dabei werden gesellschaftliche Transformationsprozesse, Geschlechterverhältnisse und Migrationsmotive
im Kontext Zentral- und Osteuropas betrachtet, Pflege- und Betreuungsarbeit in Bezug auf das österreichische Wohlfahrts- und Migrationsregime vorgestellt, und das Umfeld der 24-Stunden-BetreuerInnen,
die Erwerbsarbeit in Privathaushalten thematisiert.
Wimmer, Simone 265
WISSENSCHAFTSPREIS DES SOZIALMINISTERIUMS FÜR JUNGAKADEMIKERiNNEN
Abstracts der eingereichten Arbeiten
192. Wolf, Oliver
Diagnose: Demenz
Die Rolle der Sozialen Arbeit in der Begleitung und Betreuung von Menschen mit Demenz und ihren
Angehörigen
Diplomarbeit. FH Salzburg. 2012
Das Risiko, an einer Demenz zu erkranken, nimmt mit dem Lebensalter zu. Die Lebenserwartung im
deutschsprachigen Raum steigt. Das bedeutet, dass in Zukunft mehr Menschen und Familien mit der
Diagnose Demenz konfrontiert werden. Die kognitiven Defizite lassen Personen mit Demenz vergesslich,
desorientiert, traurig oder auch aggressiv werden. Im Verlauf der Erkrankung benötigt der/die Betroffene
zunehmend Unterstützung, wird abhängig und ist auf andere angewiesen. Häufig sind dies die eigenen
Familienangehörigen. Die Beteiligten stehen vor der Herausforderung, wie sie mit der Situation umgehen
können. Was kann man tun? Wohin kann man sich wenden? Woher bekommt man Unterstützung?
Um die Situationen der Betroffenen möglichst genau einschätzen zu können, sollten gute Kenntnisse
über demenzielle Erkrankungen vorliegen. In der vorliegenden Arbeit wird neben dem ausführlichen
Einblick in das Krankheitsbild der Demenz, der Verlauf der Erkrankung sowie die Situation der Angehörigen ausführlich beschrieben. Es wird der Blick auf Einrichtungen und Angebote der sozialen Altenarbeit
geworfen und geprüft, welche sozialarbeiterischen Methoden sich für die Begleitung und Betreuung von
Menschen mit Demenz und ihren Angehörigen eignen.
In der vorliegenden Arbeit soll herausgefunden werden, welche Rolle die Soziale Arbeit einnehmen kann,
damit Menschen mit Demenz und ihre Angehörigen unterstützt und entlastet werden. Insbesondere werden die Möglichkeiten im Handlungsfeld der sozialen Altenarbeit erforscht. Anhand dieser Überlegungen
stellt sich die Forschungsfrage dieser Arbeit wie folgt dar:
Welche Aufgaben und Funktionen können SozialarbeiterInnen im Handlungsfeld der sozialen Altenarbeit bei Menschen mit Demenz und ihren Angehörigen übernehmen?
Die Beantwortung dieser Frage erfolgt anhand qualitativer Sozialforschung. Dazu werden im theoretischen
Teil die Themenbereiche ‚Demografische Entwicklung’, Demenz’, ‚Lebenssituation Betroffener’, ‚soziale
Altenarbeit’, Lebensweltorientierung‚ und ‚Methoden der Soziale Arbeit’ abgehandelt. Ergänzend dazu
werden im empirischen Teil mit Hilfe der Ergebnisse aus den qualitativen Interviews die praktischen
Erfahrungen von Expertinnen dargestellt.
266
Wolf, Oliver
WISSENSCHAFTSPREIS DES SOZIALMINISTERIUMS FÜR JUNGAKADEMIKERiNNEN
Abstracts der eingereichten Arbeiten
193. Wurm, Herwig
Gerechtigkeit und Bedingungsloses Grundeinkommen
Über politisch-ethische Begründungen einer umstrittenen Forderung
Diplomarbeit. Karl-Franzens-Universität Graz. 2014
Die Arbeit widmet sich zwei Fragen. Erstens, was ist ein Bedingungsloses Grundeinkommen? Und zweitens,
welche Modelle legen seine Befürworter und Befürworterinnen zur Begründung eines Bedingungslosen
Grundeinkommens vor?
Die Beantwortung der ersten Frage zeigt vier charakteristische Merkmale eines Bedingungslosen Grundeinkommens: die Bedingungslosigkeit, die Gewährung an Individuen, die Gewährung durch ein politisches Gemeinwesen und den Begriff des Einkommens. Von besonderer Bedeutung sind dabei das erste
und das letzte Merkmal. So soll ein Grundeinkommen im Sinne seiner Bedingungslosigkeit auch an jene
Personen gewährt werden, die keinen Unterstützungsbedarf haben, und die keine Bereitschaft zeigen,
einer bezahlten Arbeit nachzugehen. Anhand des Einkommens-Begriffes zeigt sich, wie verschieden die
Konzepte zur Gewährung eines Bedingungslosen Grundeinkommens ausgestaltet sein können. Je nach
Zielsetzung sehen sie (mit Stand 2014) entweder die Auszahlung von einigen hundert Euro pro Jahr oder
von mehr als tausend Euro im Monat vor.
Die Beantwortung der zweiten Frage zeigt, von welch unterschiedlichen Seiten der Vorschlag zur Gewährung eines Bedingungslosen Grundeinkommens Unterstützung erfährt. Exemplarisch werden die
Begründungsmodelle von sechs Autoren vorgestellt, wobei jedes dieser Modelle für eine Strömung der
Rechtsphilosophie steht: Milton Friedman (Rechts-Libertarismus), Hillel Steiner (Links-Libertarismus),
John Baker (Glücksegalitarismus), Frank Lovett (Soziale Gleichheit), Bill Jordan (Kommunitarismus) und
Robert Goodin (Effizienz).
Im Ergebnis zeigt die Untersuchung dieser Begründungsmodelle, dass in der Rechtsphilosophie eine Vielzahl mehr oder weniger plausibler Gründe für die Gewährung eines Bedingungslosen Grundeinkommens
diskutiert wird, weswegen seine Gewährung nicht vorschnell als ungerecht zurückgewiesen werden,
sondern als ernstzunehmende sozialpolitische Alternative verstanden werden sollte.
Wurm, Herwig 267
WISSENSCHAFTSPREIS DES SOZIALMINISTERIUMS FÜR JUNGAKADEMIKERiNNEN
Abstracts der eingereichten Arbeiten
194. Zamarin, Gregor
Leben mit Behinderung.
Über gesellschaftliche Teilhabe- und Ausgrenzungserfahrungen Studierender mit Behinderung der
Universität Wien. Eine empirische Studie
Diplomarbeit. Universität Wien. 2012
In der vorliegenden Arbeit wurden mittels quantitativem Fragebogen gesellschaftliche Teilhabe- und
Ausgrenzungserfahrungen Studierender mit Behinderung der Universität Wien erhoben und miteinander
verglichen. Ziel der Arbeit war aufzuzeigen, wo Studierende mit Behinderung ausgegrenzt werden, wie Ausgrenzungsmechanismen wirken und wie sich Teilhabe- und Ausgrenzungserfahrungen auf das subjektive
Lebensgefühl sowie auf das Selbst- und Fremdbild auswirken. Als Auswertungsmethoden fungierten die
deskriptive Statistik sowie bivariate Korrelationsanalysen, um Thesen, die in der qualitativ orientierten Arbeit Zamarins (2011) aufgestellt wurden, zu überprüfen. Theoriemodell war ein bio-psycho-soziales Modell
von Behinderung, das biologische, soziale und psychologische Aspekte und Barrieren berücksichtigt, wobei
vorwiegend das ausgrenzende Sozialsystem als Behinderung verstanden wurde. Von 16 Thesen wurden neun
bekräftigt und sieben entkräftet. Die Grundannahme, dass die Mehrheit der Studierenden mit Behinderung
gesellschaftlich ausgegrenzt wird, musste entkräftet werden. Tatsächlich ausgegrenzt fühlt sich – den Ergebnissen der Stichprobe folgend – ein Drittel der StudentInnen. Es scheint so, als würden sich ausgegrenzt
erlebte Studierende von jenen, die sich gesellschaftlich teilhabend wahrnehmen, dadurch unterscheiden,
über weniger Ressourcen (ökonomisch, sozial) zu verfügen, weniger beständige Sozialkontakte und keine
Arbeit zu haben, sich in Diskriminierungssituationen assimilierender und passiver zu verhalten und Ausgrenzungserfahrungen häufiger auf ihre Behinderung und/oder auf ihren Gesundheitszustand zurückzuführen.
Die Daten der Stichprobe weisen darauf hin, dass viele Studierende (zwei Drittel) armutsgefährdet erscheinen, über einen geringen Lebensstandard verfügen und im Alltag bürokratische Hürden zu bewältigen haben. Die häufigste Reaktion der StudentInnen mit Behinderung auf Diskriminierung dürfte das
Ignorieren von Situationen und darauffolgender Rückzug sein. Ein Drittel der Probanden gab an, den
Kontakt zu Mitmenschen zu meiden, um Diskriminierungen zu entgehen. In Bezug auf die eigene Identitätsproblematik der Probanden ist zu konstatieren, dass sich jede zweite Person der Stichprobe als
defizitäre Person betrachtet und Vorurteile in Gesprächen ortete. 81% der Befragten stört es unter einem
„Allgemein-Etikett“ und nicht als individuelle Personen wahrgenommen zu werden. Etwa ein Drittel aller
Studierenden führt zwischenmenschliche Probleme auf die Behinderung zurück.
Es scheint, dass sich Gesellschaftserfahrungen auf das Teilhabe- bzw. Ausgrenzungsgefühl und Teilhabemöglichkeiten auf (soziale und ökonomische) Ressourcen auswirken. Unter dieser Annahme erscheinen
268
Zamarin, Gregor
WISSENSCHAFTSPREIS DES SOZIALMINISTERIUMS FÜR JUNGAKADEMIKERiNNEN
Abstracts der eingereichten Arbeiten
folgende Rahmenbedingungen zentral zu sein, um Inklusion zu forcieren und um Ausgrenzung entgegenzuwirken: die Integration von Studierenden mit Behinderung am Arbeitsmarkt bzw. der Abbau von
Hürden und die Liberalisierung beim Zugang zum Arbeitsmarkt, um individuelle Ressourcen zu erhöhen
sowie ein Umdenken von gesellschaftlichen AkteurInnen, das sich in einem unterstützenden, aber nicht
in bevormundendem oder ignorierendem Verhalten widerspiegelt.
Zamarin, Gregor 269
WISSENSCHAFTSPREIS DES SOZIALMINISTERIUMS FÜR JUNGAKADEMIKERiNNEN
Abstracts der eingereichten Arbeiten
195. Zangerle, Katharina Anna
Gesundheit inklusive?
Eine theoretische und empirische Analyse der Wechselwirkung von Inklusion und Gesundheit am
­Beispiel von erwerbstätigen Menschen mit Epilepsie.
Masterarbeit. WU. 2014
Die Arbeitswelt, ihre Anforderungen und Chancen sind in ständigem Wandel. Die heutige arbeitsbezogene Flexibilisierung kann mit ambivalenten Folgen für das psychische und physische Wohlbefinden von
Individuen einhergehen. Einerseits können Arbeitsbedingungen wie hohes Arbeitsvolumen, mangelnde
Planbarkeit und Unsicherheiten, Stress sowie Leistungs- und Zeitdruck, körperliche und psychische
Belastungen für die Einzelnen darstellen. Auf der anderen Seite können mit der Erwerbstätigkeit soziale
und ökonomische Ressourcen erweitert werden. Durch Einkommen, Interesse an der Tätigkeit und Autonomie in der Arbeit können Handlungsspielräume erweitert werden, was sich wiederum positiv auf die
Gesundheitsdynamik auswirken kann. Vor allem sind es Aspekte der Inklusion, welche sich durch soziale
Partizipation und Mitsprache ausdrücken, die sich positiv auf die Gesundheit auswirken. Umgekehrt
können körperliche und psychische Belastungen auf Inklusionsprozesse wirken. Das Spannungsfeld
von Gesundheit und Arbeit sowie die Mechanismen der gesellschaftlichen Inklusion zu erforschen steht
im Interesse dieses Forschungsvorhabens. Während ich im Rahmen der theoretischen Erarbeitung die
Wechselwirkungen von Gesundheit und Inklusion betrachte, fokussiere ich im empirischen Teil auf die
Auswirkungen von Aspekten der Arbeit als Teil von sozialer Inklusion auf die (gesundheitlichen) Ressourcen von Menschen mit Epilepsie. Dies ist von besonderem Interesse, da über die Wirkungen von Aspekten der heutigen Arbeitswelt auf das gesundheitliche Wohlbefinden der Menschen mit der komplexen
Krankheit Epilepsie nur wenig bekannt ist. Vor dem Hintergrund der theoretischen Ausarbeitung, wobei
die Wechselwirkungen von Gesundheit und Inklusion in die Arbeitswelt aus systemtheoretischer und
ungleichheitstheoretischer Perspektive im Zentrum stehen, werden sonach problemzentrierte Interviews
mit erwerbstätigen Menschen mit Epilepsie geführt. Durch die Gespräche mit sechs erwerbstätigen Menschen mit Epilepsie mit unterschiedlichem sozioökonomischen Hintergrund werden Auswirkungen der
Inklusion in die Arbeitswelt auf die Gesundheit erforscht.
270
Zangerle, Katharina Anna
WISSENSCHAFTSPREIS DES SOZIALMINISTERIUMS FÜR JUNGAKADEMIKERiNNEN
Abstracts der eingereichten Arbeiten
196. Zotter, Viktoria/De Marinis, Christoph
Interkulturelles Zusammenleben in Schulen
Masterarbeit. Karl-Franzens-Universität Graz. 2014
Österreich muss sich zunehmend mit den Herausforderungen anhaltender Zuwanderung und der sozialen Integration von Menschen mit anderem kulturellen und sprachlichen Hintergrund beschäftigen. Der
steigende Anteil von Kindern mit Migrationshintergrund stellt das österreichische Schulsystem vor eine
Reihe von Herausforderungen. Im Zuge dieser Arbeit wurde diese Problematik in drei Erhebungsschritten
untersucht: Im ersten Schritt wurden die Aktivitäten des Integrationsprojekts IKU an vier Schulen beobachtet. Dieses Projekt verfolgt das Ziel, interkulturelles Lernen durch erlebnispädagogische Workshops
zu fordern. Im Anschluss an die Projektwoche wurden Gespräche mit PädagogInnen über den Schulalltag
mit kultureller sowie sprachlicher Diversität und ihre Lösungsstrategien geführt.
Aus den Beobachtungen und Gesprächen im Schulbereich wurde deutlich, dass Kinder mit Migrationshintergrund zugleich die komplexen Anforderungen der sozialen Integration in die Gesellschaft und des
Erwachsenwerdens bewältigen müssen. Ihre familiären Werte stehen zum Teil in Kontrast zu jenen der
Mehrheitsgesellschaft, ein Zustand der für PädagogInnen in kulturellen Konflikten in der Schule sichtbar wird. Hierbei wurden von Seiten des pädagogischen Lehrpersonals vor allem religiöse Unterschiede
deutlich. Sprachliche Fähigkeiten spielen im Schulalltag eine wichtige Rolle, die Bedeutung der Muttersprache wird jedoch unterschiedlich und nicht immerzu positiv, sondern teilweise als hinderlich für die
Sprachentwicklung im Deutschen wahrgenommen. Über die Interviews mit den PädagogInnen und den
Beobachtungen vor Ort wurde eine mehrheitliche Defizitorientierung bemerkbar, die sich vor allem gegen
Kinder und Familien mit Migrationshintergrund richtet. Dadurch wird eine positive Wahrnehmung von
kultureller Vielfalt und deren Chancen blockiert.
Die Ergebnisse der Gespräche in den Schulen wurden als Ausgangspunkt für Interviews mit ExpertInnen
aus MigrantInnenorganisationen und der Integrationspolitik herangezogen. Die Integrationspolitik in
Österreich setzt große Hoffnungen in eine gezielte frühzeitige Sprachförderung in Deutsch, aber auch das
Schulsystem als Ganzes müsse lernen, besser mit Diversität umzugehen. In diesem Zusammenhang wurde
auch der Missstand deutlich, dass PädagogInnen im österreichischen Ausbildungssystem mit den Themen
Interkulturalität und Integration gar nicht oder zu wenig in Berührung kamen. Ein denkbarer Schritt wäre
außerdem die Rekrutierung von pädagogischem Personal mit Migrationshintergrund, welches derzeit im
Schulsystem mehrheitlich fehlt. Die Mitarbeiter von Interessenvertretungen der Migrationsbevölkerung
hingegen sehen die Frage der Integration viel stärker in Verbindung mit dem Problem der Benachteiligung
und Diskriminierung von zugewanderten Personen und der Frage des wechselseitigen interkulturellen
Zotter, Viktoria/De Marinis, Christoph 271
WISSENSCHAFTSPREIS DES SOZIALMINISTERIUMS FÜR JUNGAKADEMIKERiNNEN
Abstracts der eingereichten Arbeiten
Lernens. In den Gesprächen wird vor allem aber auch der wesentliche Einfluss der Eltern auf das Sozialverhalten der Kinder und die Bedeutung von intensiver Elternarbeit betont. Das scheinbar unlösbare
Grundproblem wird doch in der sozialen und ethnischen Segregation gesehen, welche sich durch das
Schulsprengelsystem verschärft und reproduziert, da sie schließlich die gesellschaftliche Trennung im
Wohnbereich auf die Ebene der Schule überträgt .
Diese Situation wird vor allem für SchülerInnen mit Migrationshintergrund aus der sozialen Unterschicht
zum Nachteil, da es hier zu einem Zusammenspiel mehrerer Barrieren und Probleme kommt.
272
Zotter, Viktoria/De Marinis, Christoph
WISSENSCHAFTSPREIS DES SOZIALMINISTERIUMS FÜR JUNGAKADEMIKERiNNEN
Abstracts der eingereichten Arbeiten
ANHANG: DIE AUSLOBUNG ZUM WISSENSCHAFTSPREIS
Zielsetzung des Auslobers
Der „Wissenschaftspreis des Sozialministeriums für JungakademikerInnen“ wird 2015 das erste Mal
verliehen.
Zentrales Anliegen des Preises ist die Stärkung und Förderung der (Nachwuchs-)Forschung im Bereich
der angewandten Gesellschaftswissenschaften.
Der Preis soll das Interesse für sozialpolitische Themen im akademischen Bereich stärken. Außerdem
sollen ForscherInnen die Chance erhalten, ihre Abschlussarbeiten einer breiteren Öffentlichkeit zugänglich zu machen.
Thematische Kriterien
Die abgeschlossenen Master-, Diplomarbeiten und Dissertationen sollen einen Bezug zu den angeführten
sozialpolitischen Themen haben:
■■
Gerechtigkeit und Wirksamkeit des Sozialstaates z.B.
■■ Gerechtigkeit und Sozialstaat
■■ Wirksamkeit politischer Instrumente des Sozialstaates (z.B. in den Bereichen Altersvorsorge,
Pflege, Behindertenpolitik, Armutsbekämpfung, Familie, Jugend, Arbeitsmarktpolitik, Arbeitsrecht und Arbeitsschutz)
■■ Sozialpolitik als Produktivkraft
■■ Akteure der Sozialpolitik (z.B. Sozialversicherung, andere Akteure)
■■ Finanzierung des Sozialstaates
■■ alternative sozialstaatliche Konzepte
■■
Lebens- und Teilhabechancen z.B.
■■ Lebenslagen bestimmter Bevölkerungsgruppen
■■ soziale Mobilität
■■ Verteilung der Teilhabechancen
■■ geschlechtsspezifische Unterschiede
Anhang: Die Auslobung zum Wissenschaftspreis 273
WISSENSCHAFTSPREIS DES SOZIALMINISTERIUMS FÜR JUNGAKADEMIKERiNNEN
Abstracts der eingereichten Arbeiten
Teilnahmebedingungen und Bestandteile der Einreichung
Es werden ausschließlich in den Jahren 2012 bis Ende Januar 2015 abgeschlossene Diplom- und Masterarbeiten sowie Dissertationen, die an einer österreichischen Hochschule (Universität, Fachhochschule
und dergl.) verfasst wurden, ausgezeichnet.
Bachelorarbeiten sind von der Teilnahme ausgeschlossen.
Die Arbeiten können in deutscher oder englischer Sprache verfasst sein.
Einreichung
Die Einreichung der Unterlagen erfolgt ausschließlich per Email an [email protected]
Bewertet werden vollständig eingelangte Einreichungen. Diese umfassen:
■■
■■
■■
■■
■■
■■
Angabe des Namens, des Alters, der Anschrift, der Telefonnummer und der E-Mail-Adresse der Bewerberin/des Bewerbers
die Abschlussarbeit in deutscher oder englischer Sprache im pdf-Format
ein Abstract (bis zu maximal einer DIN-A-4-Seite) in deutscher oder englischer Sprache im pdf-Format und word-Format
eine deutsche Kurzfassung zur Methodik und den wesentlichen Ergebnissen der vorgelegten Arbeit
im Umfang von drei bis maximal fünf DIN-A-4-Seiten im pdf-Format und word-Format
einen Lebenslauf
eine Bestätigung über die Verleihung des akademischen Grades oder eine Bestätigung, dass die Arbeit abgenommen/abgeschlossen wurde.
Einreichschluss und Werknutzungsrechte
Die Einreichungen müssen bis spätestens 31. Januar 2015 ausschließlich per E-Mail an wissenschaftspreis@
sozialministerium.at einlangen und werden vertraulich behandelt.
Mit der Einreichung der Arbeiten stimmen die VerfasserInnen zu, dass das Sozialministerium berechtigt, aber
nicht verpflichtet ist, die eingereichten sowie insbesondere die ausgezeichneten Arbeiten zur Gänze oder
auszugsweise (auf der Website des Sozialministeriums oder in eigenen Publikationen) zu veröffentlichen.
274
Anhang: Die Auslobung zum Wissenschaftspreis
WISSENSCHAFTSPREIS DES SOZIALMINISTERIUMS FÜR JUNGAKADEMIKERiNNEN
Abstracts der eingereichten Arbeiten
Jury
Eine unabhängige Jury, die sich aus Expertinnen/Experten auf dem Gebiet der Sozialpolitik und Gesellschaftswissenschaften zusammensetzt, wird die PreisträgerInnen ermitteln.
Vorsitz der Jury:
■■ Eleonora Hostasch, Bundesministerin a.D. (Vorsitzende der Jury)
Jury-Mitglieder (in alphabetischer Reihenfolge):
■■ Univ.-Prof. Mag. Dr. Gudrun Biffl (Donau Universität Krems, Arbeitsmarkt-, Bildungs-, Migrationsund Genderforscherin; Ausbildung: Ökonomin)
■■ Mag. Alois Guger (WIFO-Konsulent, Experte für Fragen der Einkommensverteilung, Sozial- und Einkommenspolitik; Ausbildung: Ökonom)
■■ em. Univ.-Prof. Dr. Jürgen M. Pelikan (Universität Wien & Ludwig Boltzmann Institut Health Promotion Research; Ausbildung: Soziologe; u.a. Studium der Psychologie und Philosophie)
■■ Mag. Martin Schenk (Sozialexperte Diakonie Österreich, Mitbegründer Armutskonferenz; Ausbildung: Psychologe)
■■ Dr. Bernhard Schwarz (früher Arbeiterkammer, Sozialministerium, Bank Austria, Pensionskommission; Ausbildung: Jurist)
■■ em. Univ.-Prof. Dr. Emmerich Tálos (Universität Wien; Ausbildung: Politikwissenschafter, u.a. Studium der Katholische Theologie und Geschichte,)
■■ Ao. Univ.-Prof. Dr. Hildegard Weiss (Universität Wien; Ausbildung: Soziologin)
Preise und Veröffentlichung
Der Wissenschaftspreis ist mit insgesamt EUR 9.000,- EUR (neuntausend) dotiert:
■■
1. Preis EUR 5.000,– (fünftausend)
■■
2. Preis EUR 3.000,– (dreitausend)
■■
3. Preis EUR 1.000,– (eintausend)
Die PreisträgerInnen werden im Rahmen einer feierlichen Veranstaltung durch den Sozialminister/die
Sozialministerin sowie VertreterInnen der Jury ausgezeichnet. Sie erhalten eine vom Sozialminister und
Jury-Vorsitzenden unterzeichnete Urkunde und das Preisgeld.
Anhang: Die Auslobung zum Wissenschaftspreis 275
WISSENSCHAFTSPREIS DES SOZIALMINISTERIUMS FÜR JUNGAKADEMIKERiNNEN
Abstracts der eingereichten Arbeiten
Wissenschaftspreis des Sozialministeriums für JungakademikerInnen
Die Arbeiten der PreisträgerInnen werden auf der Website des Sozialministeriums veröffentlicht. Außerdem können von der Jury eingereichte Arbeiten zur Publikation in der „Sozialpolitischen Studienreihe“
(Herausgeber: Bundesministerium für Arbeit, Soziales und Konsumentenschutz) vorgeschlagen werden.
Einreichstelle und Kontakt
Einreichstelle und Kontakt:
BUNDESMINISTERIUM
FÜR ARBEIT, SOZIALES
UND KONSUMENTENSCHUTZ
Abteilung für Sozialpolitische Grundlagen und Forschung (V/B/4)
Mag.a Dr.in Petra Burgsteiner-Schröder
Stubenring 1, 1010 Wien
Tel: +43 (1) 711 00 – 4264
[email protected]
sozialministerium.at
facebook.com/sozialministerium
276
Anhang: Die Auslobung zum Wissenschaftspreis
RAUM FÜR NOTIZEN
sozialministerium.at
RAUM FÜR NOTIZEN
sozialministerium.at
BUNDESMINISTERIUM
FÜR ARBEIT, SOZIALES
UND KONSUMENTENSCHUTZ
Stubenring 1, 1010 Wien
Tel.: +43 1 711 00 - 0
sozialministerium.at
Herunterladen