23. BIS 25. SEPTEMBER 2011 Freiraum. Für Werte. 6. KAMMERMUSIK FESTIVAL HOHENSTAUFEN EVANGELISCHE KIRCHE HOHENSTAUFEN Die SÜDWESTBANK schafft Freiräume für Kultur. Ob Nachwuchskünstler oder Star – wir unterstützen Talente unserer Region. SÜDWESTBANK AG, Schützenstraße 8, 73033 Göppingen Telefon 07161 / 97 61-0, [email protected], www.suedwestbank.de WWW.HOHENSTAUFEN-FESTIVAL.DE Werte verbinden. Mit freundlicher Unterstützung von SUM IMPRES © Kammermusik Festival Hohenstaufen Künstlerische Leitung: Rahel Maria Rilling Festival-Leitung: Dr. Ulrich Grill Organisatorische Leitung: Dávid Adorján Programmheft Inhalt: Holger Schneider Layout & Herstellung: Werner Böttler Logo & Titel: StudioKrimm Berlin www.hohenstaufen-festival.de 6. kammermusik festival hohenstaufen 23. bis 25. September 2011 www.hohenstaufen-festival.de INHALT Grußworte Programmseiten Konzerteinführungen Mitwirkende Freitag Samstag Sonntag Eröffnungskonzert Matineekonzert Benefizkonzert Abschlusskonzert Seite 2 Seite 4 Seite 5/6 Seite 7 Seite 8 Seite 12 Seite 17 Seite 22 Seite 28 DANK AN Evangelische Kirchengemeinde Hohenstaufen Barbara und Ulrich Grill Gerhard Grill Elisabeth und Friedrich Meyer-Fetzer Drs. Sybille und Gerhard Müller-Schwefe Autohaus Ratzel GmbH, Zell u. A. Martina und Helmuth Rilling Renate und Roland Schoetz Dr. Wolfgang Umland EINTRITT FREI Aber Sie kennen das ja schon: Immer wieder aus Anlass unseres wunderbaren kleinen Festivals bemühen wir uns an dieser Stelle um einen passablen Appell, dessen Ergebnis idealerweise alle finanziellen Sorgen verschwinden lassen könnte. Manchmal fällt uns allerdings nichts Neues ein. Darum: Bitte geben Sie reichlich – die Musiker tun es auch! GRUSSWORT WILLKOMMEN Zum sechsten Mal heißt es in diesem Jahr: »Herzlich Willkommen zum Kammermusik Festival, herzlich Willkommen in Hohenstaufen.« Das Kammermusik Festival, das mit viel Herzblut vom Verein Kammermusik Festival Hohenstaufen e.V. organisiert wird, ist zu einem festen Bestandteil und zu einem Höhepunkt der kulturellen Veranstaltungen unserer Stadt geworden. Auch in diesem Jahr dürfen wir hochkarätige und talentierte Künstler begrüßen, die sich in unserem schönen Stadtteil Hohenstaufen zusammenfinden und mit ihrem beeindruckenden Können unser aller Bewunderung hervorrufen. »Back to the Roots« – ein reines Streicherprogramm um die klassische Streicher-Kammermusik mal wieder durch und durch auszukosten: Das war die Grundidee für das diesjährige Festival. Nun ist es doch wieder etwas ausgefallener geworden. »Musik allein ist die Weltsprache und braucht nicht übersetzt zu werden. Da spricht Seele zu Seele.« Der in Horb am Neckar geborene deutsche Schriftsteller Berthold Auerbach wusste, dass Musik Grenzen überwinden kann und vieles nur durch und über die Musik ausgedrückt werden kann. Ich freue mich sehr, zahlreiche hochklassige Künstlerinnen und Künstler in unserer Stadt begrüßen zu dürfen. Neben ihrem beeindruckenden Können trägt auch das außergewöhnlich schöne Ambiente der Evangelischen Kirche in Hohenstaufen zum besonderen Charme des Kammermusik Festivals bei. »Back to the roots«, so lautet das Motto des diesjährigen Kammermusik Festivals – zurück zu den Wurzeln der Kammermusik. Wo könnte dieses Festival besser aufgehoben sein, als unterhalb unserer eigenen historischen Wurzel, unserem Hausberg Hohenstaufen. Die ehemalige Stammburg der Staufer ist Identifikationspunkt und Stolz unserer Bevölkerung und unser Stadtbezirk Hohenstaufen genau der richtige Ort für das Kammermusik Festival. Ich wünsche allen Musikerinnen und Musikern viel Freude und allen Zuhörern genussvolle Stunden bei der einzigen Sprache der Welt, die nicht übersetzt werden muss. Neben klassischen Kammermusik-Highlights wie Schuberts Celloquintett stehen nun »Jahreszeiten« aus verschiedensten Epochen auf dem Programm. Dazu ein Geigen-, ein Bratschen- und ein CelloQuartett – letzteres das erste Auftragswerk des Kammermusik Festival Hohenstaufen! Die i-Tüpfelchen sind in diesem Jahr die zwei besonderen Saiteninstrumente Mandoline und Theorbe. Siebzehn Musiker aus allen Ecken der Welt kommen nach Hohenstaufen, um gemeinsam mit Ihnen magische musikalische Momente zu erleben, die uns allen hoffentlich unvergesslich bleiben werden. Viel Vergnügen beim 6. Kammermusik Festival Hohenstaufen wünscht Ihnen Rahel Rilling Künstlerische Leiterin Guido Till, Oberbürgermeister 2 kammermusikfestivalhohenstaufen kammermusikfestivalhohenstaufen 3 I ERÖFFNUNGSKONZERT Konzerteinführung Seite 8 FREITAG 23. SEPTEMBER 2011, 19 UHR EVANGELISCHE KIRCHE HOHENSTAUFEN Antonio Vivaldi (1678–1741) »Le Quattro Stagioni« aus: »Il Cimento dell’ Armonia e dell’ Inventione« op. 8, Heft I, Nr. 1-4 Bearbeitung von Werner Thomas-Mifune (*1941) Concerto E-Dur »La Primavera« RV 269 Allegro – Largo – Allegro Concerto g-Moll »L’Estate« RV 315 Allegro non molto – Adagio e piano / Presto e forte – Presto Lena Neudauer, Violine ◆ Gabriel Adorján, Violine Joaquín Riquelme, Viola ◆ Chris Jepson, Violoncello Vilmos Buza, Kontrabass ◆ Ophira Zakai, Theorbe Gabriel Adorján, Violine ◆ Lena Neudauer, Violine Sara Rilling, Viola ◆ Dávid Adorján, Violoncello Vilmos Buza, Kontrabass ◆ Ophira Zakai, Theorbe 12 Charakterstücke für Klavier ČS 124–135 Bearbeitung von Werner Thomas-Mifune U Œ = Konzerteinführung Seite 12 II SAMSTAG 24. SEPTEMBER 2011, 11 UHR EVANGELISCHE KIRCHE HOHENSTAUFEN Georg Philipp Telemann (1681–1767) Konzert für vier Violinen G-Dur TWV 40:201 Largo e staccato – Allegro – Adagio – Vivace Lena Neudauer, Violine ◆ Marina Chiche, Violine Alvaro Parra, Violine ◆ Rahel Rilling, Violine Ichiro Nodaïra (*1953) Transformation II für vier Bratschen Bearbeitung der Ciaccona aus der Partita Nr. 2 d-Moll für Violine solo BWV 1004 von Johann Sebastian Bach (1685–1750) Amihai Grosz, Viola ◆ Joaquín Riquelme, Viola Sara Rilling, Viola ◆ Aline Saniter, Viola Concerto F-Dur »L’Autunno« RV 293 Allegro – Adagio molto – Allegro Concerto f-Moll »L’Inverno« RV 297 Allegro non molto – Largo – Allegro Peter I.Tschaikowsky (1840–1893) Aus: »Die Jahreszeiten« op. 37bis MATINEEKONZERT Januar (Au coin du feu) A-Dur Februar (Carnaval) D-Dur März (Chant de l’alouette) g-Moll April (Perce-neige) B-Dur Oktober (Chant d’automne) d-Moll August (La moisson / Scherzo) h-Moll Marina Chiche, Violine ◆ Daniel Röhn, Violine Aline Saniter, Viola ◆ Felix Nickel, Violoncello Astor Piazzolla (1921–1992) »Las Cuatro Estaciones Porteñas« (Die vier Jahreszeiten von Buenos Aires) Festival-Bearbeitung von Werner Thomas-Mifune Verano Porteño – Otoño Porteño – Invierno Porteño – Primavera Porteña Jan Esra Kuhl (*1988) »Falsches Spiel« (2011) für vier Violoncelli Uraufführung Auftragswerk des Kammermusik Festival Hohenstaufen Felix Nickel, Violoncello ◆ Antoaneta Emanuilova, Violoncello Chris Jepson, Violoncello ◆ Dávid Adorján, Violoncello Domenico Scarlatti (1685–1757) Sonata [für Mandoline und Basso continuo] d-Moll K 90 Grave – Allegro – [ohne Bez.] – Allegro Avi Avital, Mandoline ◆ Ophira Zakai, Theorbe Daniel Röhn (*1979) »Der Prinz und die Prinzessin auf einem Ball« »Ouvertüre zu einem Wutanfall« aus »Themen ohne Variationen« (2011) für Violine und Viola Uraufführung Gabriel Adorján, Violine ◆ Daniel Röhn, Viola Alvaro Parra, Violine ◆ Rahel Rilling, Violine ◆ Amihai Grosz, Viola Antoaneta Emanuilova, Violoncello ◆ Vilmos Buza, Kontrabass 4 kammermusikfestivalhohenstaufen kammermusikfestivalhohenstaufen 5 BENEFIZKONZERT Konzerteinführung Seite 17 SAMSTAG 24. SEPTEMBER 2011, 19 UHR EVANGELISCHE KIRCHE HOHENSTAUFEN Zugunsten von Luigi Boccherini (1743–1805) »La Musica Notturna delle strade di Madrid« III ABSCHLUSSKONZERT Konzerteinführung Seite 22 Allegro non troppo ma con brio Grave ed appassionato / Allegretto vivace / Presto Allegro energico Ave Maria delle Parrochie (imitando il tocco dell Ave Maria) Minuetto dei ciechi (forte e squajalamente / con mala grazia) Rosario (largo assai / senza rigor di battuta) Los Manolos (allegro vivo) Ritirata (con variazioni / flautato sul diapason) Marina Chiche, Violine ◆ Lena Neudauer, Violine Aline Saniter, Viola ◆ Sara Rilling, Viola Felix Nickel, Violoncello Ludwig van Beethoven (1770–1827) Streichquartett Nr. 7 F-Dur op. 59 Nr. 1 Lena Neudauer, Violine ◆ Alvaro Parra, Violine Aline Saniter, Viola ◆ Dávid Adorján, Violoncello Vilmos Buza, Kontrabass ◆ Avi Avital, Mandoline Allegro Allegretto vivace e sempre scherzando Adagio molto e mesto Thème russe. Allegro Felix Mendelssohn Bartholdy (1809–1847) Sinfonie-Satz (Sinfonia X) h-Moll MWV N 10 Anton Webern (1883–1945) Langsamer Satz für Streichquartett Es-dur U Œ = Langsam, mit bewegtem Ausdruck Rahel Rilling, Violine ◆ Daniel Röhn, Violine Sara Rilling, Viola ◆ Chris Jepson, Violoncello Erich Wolfgang Korngold (1897–1957) Streichsextett D-Dur op. 10 SONNTAG 25. SEPTEMBER 2011, 17 UHR EVANGELISCHE KIRCHE HOHENSTAUFEN Johannes Brahms (1833–1897) Streichquintett Nr. 1 F-Dur op. 88 Nr. 6 C-Dur G 324 aus »Sei Quintettini« op. 30 für zwei Violinen, Viola und Violoncello (Festival-Fassung mit Mandoline) Adagio / Allegro Lena Neudauer, Violine ◆ Alvaro Parra, Violine Joaquín Riquelme, Viola ◆ Aline Saniter, Viola Dávid Adorján, Violoncello ◆ Vilmos Buza, Kontrabass IV U Œ = Daniel Röhn, Violine ◆ Alvaro Parra, Violine Joaquín Riquelme, Viola ◆ Chris Jepson, Violoncello Franz Schubert (1797–1828) Streichquintett C-Dur D 956 op. post. 163 Allegro ma non troppo Adagio Presto – Trio. Andante sostenuto Allegretto Rahel Rilling, Violine ◆ Gabriel Adorján, Violine Amihai Grosz, Viola ◆ Dávid Adorján, Violoncello Antoaneta Emanuilova, Violoncello Moderato / Allegro Adagio. Langsam Intermezzo. In gemäßigtem Zeitmaß, mit Grazie Finale. So rasch als möglich Gabriel Adorján, Violine ◆ Marina Chiche, Violine Joaquín Riquelme, Viola ◆ Amihai Grosz, Viola Felix Nickel, Violoncello ◆ Antoaneta Emanuilova, Violoncello 6 kammermusikfestivalhohenstaufen kammermusikfestivalhohenstaufen 7 I Freitag 19 Uhr Antonio Vivaldi Karikatur von Pier Leone Ghezzi 8 Die (und andere) Jahreszeiten Zum Eröffnungskonzert am Freitagabend Mit der Bitte »… sich nicht zu verwundern, wenn unter diesen wenigen und bescheidenen Konzerten Eure Durchlaucht die Vier Jahreszeiten vorfinden…« tunkte ein Herr Vivaldi vor 286 Jahren seine Widmungsfeder tief in untertänigste Bescheidenheit, um beim Empfänger seiner neu gedruckten musikalischen Ergötzlichkeiten – dem hochedlen Grafen Wenzel von Morzin aus Böhmen – entsprechend dick aufzutragen. Tunkte wohl ein wenig zu tief, um nicht eine gehörige Portion Stolz durchschimmern zu lassen. Doch Antonio Lucio konnte sich diesen Kniefall in Worten erlauben. Er wusste, woher der Wind weht, und der spektakuläre Erfolg seiner bescheidenen Concerti sollte seiner Vorahnung recht geben. Herr Vivaldi aus Venezien hatte also mit seinen Stagioni offenbar den »richtigen Riecher«. Nun gerät ein solches Aperçu einigermaßen unglücklich, wenn man des Italieners übergroße Nase bedenkt – sofern sie denn tatsächlich auch nur annähernd so enorm zinkenartig angemutet haben sollte, wie von Herrn Ghezzi aus Rom mit kühnem Karikatur-Schwunge dimensioniert. Doch eigentlich stellt sich eher die Frage: Hätten wir heute ein so schönes Programm, wenn Vivaldis Musik der ersten vier Concerti seines Opus VIII nicht so bekannt, so beliebt, so wohlfeil geworden wäre? Wenn seine Jahreszeiten nicht so viel Staub aufgewirbelt hätten? Winde, mal stärker, mal sanfter, durchwehen jedes der Concerti. Vivaldi hat ihnen vier sonetti dimonstrativi (erklärende Sonette) vorangestellt, um etwa die Vorstellung von eisigen Stürmen auch bei einem spätsommerlichen Publikum unmissverständlich erwecken zu können. Doch zurück zu unserer Frage. Ganz klar! Spätestens hier und heute wäre man auf die Idee gekommen, das Festival mit einem Jahreszeiten-Programm zu eröffnen, auch wenn Herr Vivaldi seine Concerti nicht auf Frühling, Sommer, Herbst und Winter getauft hätte! kammermusikfestivalhohenstaufen Dafür gibt es nämlich glücklicherweise Herrn Werner Thomas-Mifune, Cellist, Arrangeur, Kabarettist und Musikforscher, und der hat nämlich mittlerweile einen riesigen Aktenordner mit gesammelten Jahreszeiten gefüllt, aus aller Herren Länder und aus vielen Jahrhunderten. Einige davon hat er schon bearbeitet, etwa für eine CD mit seinen »Philharmonischen Cellisten Köln«. Doch das ist nur ein kleiner Teil Dieter Hildebrandt und Werner von insgesamt über 800 (!) Bearbeitungen des musikalischen Thomas-Mifune Tausendsassa, und »die 1.000 schafft er auch noch« – so Thomas-Mifune in einem vergnüglichen Gespräch. Seine Vivaldi-Bearbeitung (auch die anderen beiden dieses Programms stammen von ihm) verdankt ihre Entstehung der knappen Frage seines Verlegers: »Haste nicht Lust…?« Er hatte. Jahreszeiten von Tschaikowsky gäbe es ohne Werner Thomas-Mifunes Arrangement im heutigen Konzert definitiv nicht. Denn die zwölf Charakterstücke op. 37bis auf die Monate des Jahres hatte der Komponist dem Klavier zugedacht. Wie eng sich allerdings die Streichquartett-Adaption an die Intentionen des Originals für zwei Hände schmiegt, hätte wahrscheinlich selbst Tschaikowsky beeindruckt. Der hatte gar nicht vor, überhaupt einen Kalenderzyklus zu komponieren, bis ihn ein Auftrag des Musikverlegers Nikolaj Matwejewitsch Bernard eines besseren befugte: Der Herausgeber der Petersburger Musikzeitschrift Le Nouvelliste gedachte monatlich ein Heft mit neuen Klavierstücken Tschaikowskys herausgeben, der seit 1873 selbst gelegentlich für die Gazette arbeitete. So entstanden Ende 1875 bis 1876 die zwölf Stücke und erhielten ihre Titel nach den Monaten der Veröffentlichung. Aus kammermusikfestivalhohenstaufen 9 Tschaikowskys Briefen ist ersichtlich, dass der Verleger ein ordentliches Honorar zahlte. Die jeweils vorangestellten poetischen Epigraphen (u.a. von Puschkin, Tolstoj) stammten mit ziemlicher Sicherheit vom Herausgeber, der ein ausgewiesener Kenner der russischen Literatur und auch selbst praktizierender Poet war. Aus nicht nachvollziehbarem Grund – oder ganz einfach, um den Stellenwert der Sammlung im Nouvelliste zu betonen, während ansonsten nur Verleger Jürgenson über Tschaikowskys Opuszahlen zu entscheiden pflegte – verlieh Bernard dem Zyklus die Nummer 37. Als Jürgenson 1885 Bernard die Rechte für die Jahreszeiten abkaufte, ließ er sie raffinierterweise zunächst einzeln erscheinen, um ihnen als Zyklus zugleich die »nicht authentische« Opuszahl 37bis anzuhängen. Da hat die Nachwelt dann den Salat mit den Zahlen und dem Kleingedruckten und den neuen Verzeichnissen: »ČS« ist sozusagen das »Tschaikowsky-BWV« nach der neuen Gesamtausgabe, die leider wohl noch nicht allzu prächtig gedeiht… Astor Piazzolla mit dem Schriftsteller Horacio Ferrer und der Sängerin Amelita Baltar im Club Michelangelo in Buenos Aires, 1970 10 kammermusikfestivalhohenstaufen Natürlich ist es Zufall, aber ein für Werner Thomas-Mifune erwähnenswerter, dass er am selben Tag wie Astor Piazzolla – 20 Jahre nach ihm – geboren wurde. Schon in seiner Jugend ganz und gar vom Tango begeistert, bereiste Thomas-Mifune mehrfach Argentinien und hörte in Buenos Aires die besten Gruppen. Für seine Bearbeitungen der Las Cuatro Estaciones porteñas wurde ihm als letztem Komponisten von den Rechteverwaltern die Erlaubnis erteilt, ein Werk Piazzollas umzuschreiben. So entstanden Die vier Jahreszeiten von Buenos Aires (so könnte der Titel frei übersetzt werden) in Versionen für Streichtrio, drei Celli und Streichquartett. Das Ensemble des Hohenstaufener Festivals freut sich ganz besonders, dass er nun extra eine Kontrabass-Stimme für die heutige Aufführung geschrieben hat! Der Sommer der Estaciones porteñas verdankt seine Entstehung im August 1965 einer Schusseligkeit: Von Brasilien nach Buenos Aires zurückkommend, stellte Piazzolla fest, dass am nächsten Tag ein Konzert mit Aufnahme angesetzt war (er hatte dies einige Zeit zuvor zugesagt), zu der noch keine neue Musik existierte. Über Nacht schrieb er vier Stücke, darunter Verano porteño. Die restlichen drei Jahreszeiten kamen erst fünf Jahre später hinzu: Am 19. Mai 1970, in einer regnerischen Nacht, wurden Las Cuatro Estaciones Porteñas zum absoluten Highlight eines live aufgezeichneten Konzerts, mit dem Astor Piazzolla bei vollem Haus das 10jährige Jubiläum seines Quintetts feierte. Auch später hat Piazzolla mit seinen Musikern diese vier Jahreszeiten mitunter als Zyklus aufgeführt, doch in seinem Werkkatalog sind sie eigenständig gelistet. Neben den »typischen« Piazzolla-Spezialitäten, die die Stücke unverwechselbar machen – expressive Dissonanzen, jähe Taktwechsel, vielfältige Geräusche und natürlich immer wieder die kleinen Explosionen, aus denen sich seine wunderbar mitreißenden Tango-Rhythmen entfalten – guckt aus den Schlusstakten des Winters denn auch nochmal deutlich Vivaldis Nasenspitze hervor… kammermusikfestivalhohenstaufen 11 II Samstag 11 Uhr Großes Dreimalvier und kleines Zweimalzwei Zum Matineekonzert am Samstagvormittag Vier Geigen, vier Bratschen, vier Celli, zweimal zwiefach gezupft bzw. virtuos gestrichen… Das klingt zunächst gar nicht schlecht. Problem: Die Geigen spielen immer die erste Geige, die Violen geben im Tetrapack Anlass zur vierfachen Monsterwelle aus abgestandenen Bratscherwitzen, die Celli kommen sich mit Stachel und Bogen sowieso immer in die Quere und die zwei hübschen Duos haben alle Mühe, im Getümmel der Viererkämpfe überhaupt wahrgenommen zu werden… Gibt es nicht schöne alte brave Familien-Quartetti genug, Garanten für ein trautes Miteinander am heutigen Vormittag? Müssen wir es dem Schweizer Ordnungskünstler Ursus Wehrli nachtun, der etwa Gemälde auseinander nimmt und Pinselstriche nach Dicke, Farbe und Form akkurat neu anordnet? Fänden wir es prima, wenn vier Countertenöre einen Männerchor gründen oder vier Dirigenten ein nicht vorhandenes Orchester dirigieren? Und dann auch noch Uraufführungen? Verflixt nochmal, das verspricht doch nicht etwa tatsächlich eines dieser berüchtigten kapriziösen Hohenstaufener Matineekonzerte zu werden?!? »Telemann kann entsetzlich bummelich schreiben, ohne Kraft und Saft, ohne Erfindung; er dudelt ein Stück wie das andere herunter.« Lieber Robert Eitner (1884), wer selbst so entsetzlich bummelich war, auf das Bummeliche derart Obacht geben zu müssen (welchselbiges Telemann selbstredend generös zu bedienen wusste), der hat seinen Platz im Hohenstaufener Auditorium verwirkt! Dem wären selbst hier nicht die Sinne aufgegangen, wo eine der raren Originalkompositionen für Violinquartett in audiovisueller Vollendung und mit größter Leidenschaft heruntergedudelt wird! Fraglos gebührt den Primgeigerinnen und dem Primarius der erste Programmplatz, auch wenn in ihrem Stück ganz eindeutig das Bassfundament fehlt. Vier Geigen machen eben noch keinen Bass – ungeachtet der Versuche, ein bisschen Bässchen durch abwechselnd tiefstmögliche Geigentöne zu erzeugen. Selbst dem barocken Komponisten »Sgr. Melante« war die Verdutzheit über den eigenen Mut in seinem G-Dur-Konzert die 12 kammermusikfestivalhohenstaufen Angabe »à 4 Violini Senza basso« im Titel wert. Dieser Melante war buchstäblich natürlich Telemann – ungerührt mehrfach geschüttelt… Sei’s drum: Wozu brauchen wir einen Basso, wenn die Telemannischen Violini so wunderbar wetteifern und so herrlich schwebende Zustände hervorrufen wie etwa im harmonisch so kühnen Adagio? Nein wirklich, lieber Herr Eitner, Ihnen fehlte der musikologische Weitblick! Schlagen wir also anderswo zu Telemann nach: »Sein Wirken war verfehlt und flach.« – Aber das, werter Carl Hermann Bitter (1872), ist ja nun wirklich absolut bekloppter Bockmist! »Auf ein System, für ein kleines Instrument schreibt der Mann eine ganze Welt von tiefsten Gedanken und gewaltigsten Empfindungen«, schwärmte ein begeisterter Brahms 1877 gegenüber Clara Schumann über Bachs Ciaccona aus der zweiten Partita für Violine solo. Zwei Jahre später schrieb er eine eigene Fassung für die linke Hand seiner Freundin – Frau Schumann litt gerade unter einer ihrer Sehnenzerrungen. Auch Claras Robert wurde vom Kleinod aus BWV 1004 zu einer Transkription angeregt, die Joseph Joachim (dessen lebenslanges geigerisches »Markenzeichen« das Bachsche Original war) gemeinsam mit Clara am Flügel gelegentlich darboten. Mittlerweile kursieren längst Fassungen für Klavier, Orgel, Cembalo, für Gitarre, Harfe, Akkordeon, Marimba, mit japanischer Trommel, mit Chor und für Orchester. Alles in allem die üblichen Varianten… Der japanische Komponist und Pianist Ichiro Nodaïra aber hat den Vogel gleich zweimal abgeschossen: Auf die Idee eines Bratschenquartetts muss man erstmal kommen, so weit so gut – sie ist mitnichten neu (wie wär’s mal mit dem süffigen Violen-Schmäh vom Weinzierl?), erscheint aber irgendwie immer wieder als längst überfällig! Nun also diese Bachsche Ciaccona, und ihr widmete sich Nodaïra sogar in zwei Bearbeitungen für vier Bratschen, von denen die erste kammermusikfestivalhohenstaufen Ichiro Nodaïra 13 von 1999 mit eigenen kompositorischen Ideen durchwirkt ist, während er in seiner Transformation II zwei Jahre später eng am Originaltext bleibt: Diese Version ist heute zu hören – natürlich (wie fast immer) in Hohenstaufener Erstaufführung! Ichiro Nodaïra studierte u. a. am Conservatoire de Paris, war Professor an der Universität der Schönen Künste in seiner Heimatstadt Tokyo und ist als künstlerischer Direktor der Concert Hall Shizuoka AOI tätig. Neben seiner Karriere als Konzertpianist mit besonderer Vorliebe für neuere Literatur vermag der Komponist den Fächer seines Katalogs mit etwa hundert Stücken weit zwischen irgendwelchen Form- oder Genrekonventionen aufzuspannen. Wie gesagt: Da muss man erstmal drauf kommen… Jan Esra Kuhl 14 Jan Esra Kuhl reagierte ebenso zurückhaltend wie pointiert: »Erstens würde so ein Text manche Überraschungen, die das Stück vor allem bei offenem Hören bietet, in Ihrer Frische deutlich trüben, wenn nicht sogar vorweg nehmen. Zweitens denke ich, dass man alles, was über das Stück zu sagen ist, eigentlich sowieso im Stück gut hören kann.« Der aus Trier stammende, in Freiburg studierende junge Komponist und Kirchenmusiker wurde über seinen Lehrer Jörg Widmann – bestens bekannt vom Vorjahr – für einen Festivalbeitrag empfohlen. Über sein Falsches Spiel für vier Celli schien er also nichts schreiben zu wollen. Na prima! Kurze Zeit später – dem verzweifelten Redaktör fällt nur noch Frank Zappas Bonmot ein: »Über Musik zu reden ist wie über Architektur zu tanzen« – flattert erneut ein elektronisches Briefchen herein. Nein, er halte es durchaus für ergiebig, über Musik zu reden, so Kuhl, »zumindest wenn man sich dabei dessen bewusst ist, dass man durch die Einteilungs-, Benennungs- und Hierarchisierungsvorgänge, die im Verbalisieren stattfinden, immer nur über ein Abbild der Sache sprechen kann.« Und er habe zwei Vorschläge: Entweder gar keinen Text über das Stück abzudrucken (sic!) oder aber etwas zu seiner kompositorischen Herangehensweise zu schreiben; und das könne dann möglicherweise etwa so lauten: »Oft sind meine Stücke, wenn ich den ersten Ton schreibe, schon sehr weit vorgeplant. Ich weiß also sehr genau, welchen kammermusikfestivalhohenstaufen Verlauf das jeweilige Stück wahrscheinlich nehmen wird. Bei Falsches Spiel habe ich bewusst einen anderen Weg gewählt: Als ich den Anfang schrieb, wusste ich überhaupt nicht, wo mich der kompositorische Weg hinführen würde. Mein Ziel war dabei, zu einer Stringenz du finden, die sich nicht aus einer übergeordneten, abstrakt planbaren Logik, sondern aus der Komponiersituation selbst ergibt.« Gleich darunter dann die Erkenntnis: »... ja... vielleicht kann man das sogar nehmen...« Danke, lieber Komponist! Unvergesslich jener Märzabend im Jahre 2006, als in einer »ganz normalen« Harald Schmidt-Show der Master plötzlich den Guru gab und einen waschechten Gottschalk in »Wetten, dass…« glänzend aufs Imitat legte. Die Wette dann der Hammer: Andrack sollte binnen einer Minute eine Armada von CD-Ghettoblastern in Gang bringen, um die Neueinspielung sämtlicher Claviersonaten von Domenico Scarlatti durch Scott Ross in kürzester Zeit vorzustellen. Aus 34 Stunden Cembalo-Gezirpe wurde so ein hochkomplexer kakophonischer Cluster, wie ihn selbst Cage kaum zustande gebracht hätte! Natürlich schreit eine solcherart despektierliche Aktion geradezu nach Revanche und Rehabilitation des großen Domenico, im Bachjahr 1685 gebürtigen Neapolitaners und Sohn des Sizilianers Alessandro Scarlatti! Unsere zwei Hohenstaufener Kammermeister der Zupfzunft wissen sich dieser ehrenvollen Herausforderung bravourös zu stellen und geben eine der schönsten von 555 Sonaten aus seiner frühen Schaffensperiode zum Besten. Überliefert ist sie in einem venezianischen Manuskript-Buch von 1742, das aus dem Besitz der spanischen Königin Maria Barbara – als Infantin eine Schülerin Scarlattis – stammt und neben weiteren Bänden möglicherweise testamentarisch dem famosen italienischen Kastraten Farinelli vermacht wurde, der am spanischen Hofe angestellt war. Die Quelle enthält keine Angaben zu spezifischer Instrumentalbesetzung. Wenngleich auch einige Passagen im zweiten Satz durch ihren Tonumfang auf eine Violinstimme hinweisen, so lassen wir uns schon aus Gründen liebgewordener Gewohnheiten (ein Hohenstaufener Matineekonzert bietet bestmögliche Ab- kammermusikfestivalhohenstaufen 15 wechslung) und im Sinne ausgleichender Gerechtigkeit die gezupfte Variante auf’s Trefflichste gefallen. Ach ja, und hören Sie auf so eine Art Zigeuner-Flamenco-Tango… Daniel Röhn in Aktion, Hohenstaufen 2009 16 Heute vor fast genau zwei Jahren, selbe Uhrzeit, selber Ort … Auf dem Podium zwei Herren mit ihren Geliebten. Zwei Fräcke mit Vollblutkünstlern drin, zwei Geigen dran. Und dann ging’s los, aber so dermaßen… Spätestens da wusste auch der anspruchsvollste Festivalist, in welch himmelhohe Sphären der Virtuosität sich unsere Musiker aufzuschwingen vermögen. Und dass es dem Publikum außerordentliche Erheiterung beschert, wenn sich einer der Künstler anschickt, auf seiner Geliebten wie auf einer Gitarre rumzuklimpern. Hut ab, Frau Mütze! Nun hat Daniel Röhn eine neue Kostbarkeit seiner musischen Intentionen mit auf den Berg gebracht. Und diesmal greift er zur Bratsche – was nebenher die Mär glaubhaft unterstützen mag, ein echter Künstler habe auch mehrere Geliebte… Auf die Frage nach einem kleinen Wort der Erläuterung des neuen Röhnschen Opus’ hat der Geigenbratscher und Komponiste höchstselbst einen Text verfasst, der ihn neben nachweislicher Beherrschung des Liebkosens seiner Geliebten zudem noch als Cineasten und Meister prononcierten Feuilletons ausweist. Selten, um nicht zu sagen niemals je zuvor wurde ein Kunstwerk für seine glanzvolle Premiere so erhellend, gleichzeitig tiefenstrukturell analysierend, ja sezierend offengelegt und allgemeinverständlich nahegebracht! Hier des großen Röhns kleiner Wortlaut zu seiner Uraufführung: »Der Zyklus Themen ohne Variationen ist wie James Bond: Man kennt irgendwie alles, auch in der haarsträubendsten Situation muss Humor bewahrt werden, und die Reihe könnte praktisch beliebig lang fortgesetzt werden. Denn ihr musikalischer Inhalt schöpft größtenteils aus der schier endlosen Weite der symphonischen Literatur. Als Verneigung vor dieser und ihren Komponisten ist dieses Werk zu verstehen. Die ersten beiden Sätze feiern in Hohenstaufen Premiere, ein dritter ist in Arbeit. Hoffentlich sind am Ende alle ein Connery!« kammermusikfestivalhohenstaufen »Kammer zum Prunksaal erweitert« Zum Benefizkonzert am Samstagabend »Seit dem ich seine Quintetten für zwey Violoncelle kenne, seit dem fängt der Mann auch an, (wenigstens für mich) wärmer, und für die Arten des Gefühls bestimmender zu werden […] Sie sind schön…« Mit diesen Zeilen legte der gebildete Musikliebhaber Carl Ludwig Junker (Zwanzig Componisten, eine Skizze, Bern 1776) zumindest noch ein gutes Wörtchen für Boccherini ein, dessen Werk er in seinem umfangreichen Pamphlet ansonsten in verschrobenstem Stil niedergemacht hatte. Immerhin gilt der Italiener, der so lange in Spanien gelebt hat, als Erfinder des Quintetts mit zwei Celli. Beim heutigen Quintett geht es uns aber nicht um gattungsgeschichtliche Bedeutung, denn La Musica Notturna delle strade di Madrid ist herrliche Programmmusik ohne Wenn und Aber! Boccherini selbst hat sie also erläutert: »Dieses Quintettino beschreibt die Musik, die man nachts in den Straßen von Madrid hört, vom Läuten des Ave Maria bis zum Aufziehen einer Nachtwache. All das ist nicht mit der Strenge behandelt, wie sie der Kontrapunkt verlangen würde, sondern zielt einzig und allein darauf ab, die Dinge, die ich schildern wollte, möglichst naturgetreu wiederzugeben. Ave Maria delle Parrochie – das Läuten des Ave Maria der verschiedenen Pfarrkirchen der Stadt. Dann das Minuetto dei ciechi, das Menuett der blinden Bettler (con mala grazia). Die Cellisten müssen ihr Instrument quer über die Knie legen und mit sämtlichen Fingernägeln den Klang einer Gitarre imitieren. Nach einer kurzen Pause wird das gesamte Menuett wiederholt und geht in den Rosario (Rosenkranz) über, der ohne festes Metrum gespielt kammermusikfestivalhohenstaufen III Samstag 19 Uhr Luigi Boccherini mit Pietro Nardini, Filippo Manfredi und Giuseppe Cambini in einem venezianischen Patrizierhaus. Gemälde von Pietro Longhi, 1767 17 werden muss. Auf den Rosario folgt eine Passacaglia der Straßensänger (mit gitarrenähnlichen Pizzicato-Effekten) und schließlich die Ritirata. Man muss sich vorstellen, dass dieses Aufziehen der Nachtwache zunächst aus der Ferne zu hören ist und so leise gespielt werden muss, dass man es kaum wahrnimmt. Die nachfolgenden crescendo- und marcandoVorschriften sind strikt zu beachten.« Ein Wenn oder Aber gibt es dann doch: Wie in manch anderer Programmmusik nimmt auch unser Komponist die Tableaus als willkommenen Anlass für gewagte Experimente mit Klangfarben und dissonanten Kühnheiten. Vielleicht erschienen sie ihm letztlich sogar zu frech für eine Drucklegung, wenn er seinem Verleger Pleyel gegenüber zu bedenken gab: »Außerhalb Spaniens ist das Stück völlig sinnlos und sogar lächerlich. Die Zuhörer würden nie seine Bedeutung verstehen, und die Interpreten wären nicht fähig, es so zu spielen, wie es sich gehört.« Wahrscheinlich hat er geahnt, welch hanebüchenes Argument er da gerade verzapfte. Vor zwei Jahren wurde es mit einem eher verhaltenen Paukenschlag veröffentlicht: Das MWV, zunächst in der »kleinen« Ausgabe fertiggestellt vom Leipziger Ralf Wehner. Den Liebhabern der Werke Felix Mendelssohns wird nun kaum etwas anderes übrig bleiben, als »EmWeVau« in ihr Vokabular zu übernehmen, denn gar vieles hat sich in der Systematik des Mendelssohnschen Schaffens nach dessen Tod derart hartnäckig verschoben, dass es eine geraume Zeit dauern wird, bis etwa »falsche« Opuszahlen der neuen Benennung weichen werden. So spielen die Musiker heute auch nicht die »Streichersinfonie Nr. 10«, sondern den Sinfonie-Satz (Sinfonia X) h-Moll MWV N 10. So sperrig das klingt, so recht und billig erscheint es, sich nicht allzu hart gegen gute und notwendige musikwissenschaftliche Novitäten zu versteifen. Es war die Zeit, in der Carl Friedrich Zelter noch mit Argusaugen über die Ausbildung seines Zöglings wachte: »Er wächst unter meinen Augen« konstatierte er 1823 nicht ohne Erstaunen über die Geschwindigkeit, mit der der 14jährige sich entwickelte. In diesem Jahr brach sich das Talent in 18 kammermusikfestivalhohenstaufen einer wahren Flut von Werken Bahn: zwei Konzerte, ein (weiteres) Klavierquartett, ein Streichquartett, eine Violinsonate, ein Kyrie, Lieder, Klavier- und Orgelwerke, seine vierte Oper (Der Onkel aus Boston oder Die beiden Neffen) und das zweite halbe Dutzend von Streichersinfonien, darunter das Stück mit der Nummer X, entstanden zwischen 13. und 18. Mai 1823. »Wie ein Pendel bewegen sich diese Kompositionen zwischen intellektuellem Bach’schen Kontrapunkt und anmutiger Wiener Klassik. Trotz ihrer Rückgriffe […] lassen diese Sinfonien auch Freude am Experimentieren erkennen. Die Teilung der Violastimme führt zu einer erweiterten fünfstimmigen Textur […], die sich vom traditionellen vierstimmigen Satz der ersten sechs Streichersinfonien abhebt. Durch Teilung sowohl der Violen als auch der Trennung von Kontrabass und Cello erweitert er das Ensemble gelegentlich auf sechs Stimmen. Die Streichersinfonien von 1823 belegen nachdrücklich Mendelssohns erste ernsthafte Auseinandersetzung mit Beethovens Musik, ihre gegen den Takt verlaufende Rhythmik, ihre markanten verminderten Septakkorde und lebhaften Strettas.« (R. Larry Todd, 2008) Anton von Webern Foto, um 1905 »Als es Nacht war, da weinte der Himmel bitterlich, doch ich wanderte auf einer Straße mit ihr. Ein Mantel schützte uns beide. Unsre Liebe stieg auf in unendliche Höhen und erfüllte das All! Zwei Seelen waren trunken.« In den Pfingstferien 1905 unternahm Anton von Webern (das »von« trug er bis zur Revolution im Namen) mit seiner Cousine und Braut Wilhelmine Mörtl einen fünftägigen Ausflug ins Waldviertel in Niederösterreich. Die natur- und liebeserfüllten Tagebucheintragungen des jungen Mannes waren die eine, der Langsame Satz des Studenten die andere kostbare Frucht seines Verliebtseins. kammermusikfestivalhohenstaufen 19 Webern war seit 1902 Student am Musikhistorischen Institut der Wiener Universität (wo er 1906 über Heinrich Isaac und sein Choralis Constantinus promovierte) und nahm seit einem knappen Jahr zusätzlich Unterricht bei Arnold Schönberg – eine Begegnung gleich einer Initialzündung, deren Heftigkeit und bleibende Wirkung immer wieder hervorgehoben wurden. So schrieb bereits Paul Bekker 1922 vom »scharf ätzenden Tropfen«, der »in eine zarte, weiche Substanz gefallen« sei. Der Einfluss Schönbergs auf das verliebt-spätromantische Idiom des Langsamen Satzes mag in einer Art »diatonischer Diät« bestanden haben, die ihm der Lehrer verordnete; so gerät die Harmonik »bereits sorgfältiger, ja durchaus klassisch behandelt. Die Vortragbezeichnung Langsam mit bewegtem Ausdruck bringt den zwiespältigen Charakter des Stückes gut zum Ausdruck; der Fülle des Wohllauts kontrastieren – freilich selten – Momente geradezu expressionistischer Schärfe.« (Volker Tarnow, 2009) Anton Webern selbst nannte noch einen weiteren Namen, als er seine künstlerischen Intentionen wenige Wochen nach dem Langsamen Satz in einem Brief an Heinrich Jalowetz formulierte: »Seit mir Beethovens Musik halbwegs aufgegangen und Schönbergs Werke mich so wunderbar berührt haben, reift in mir eine große Liebe zu dem Strengen, Herben, Ernsten und Erhabenen – und so liebe ich auch die herbe Schönheit der Alpen immer mehr und mehr.« Ein vom Komponisten angefertigter erhaltener Stimmensatz des Stücks lässt vermuten, dass es schon kurze Zeit nach der Niederschrift im Schönberg-Kreis gespielt wurde; erst 1962 erlebte es seine Uraufführung beim 1. Internationalen Webern Festival in Seattle mit dem University of Washington String Quartet. Fünf Jahre alt war Anton Webern, als ihm die Mutter ersten Klavierunterricht gab; er lernte Cello und war mit 14 Orchestermitglied in Klagenfurt. Boccherini studierte als 10jähriger in Rom und war als Jugendlicher in seiner Heimatstadt Lucca bereits ein bestens honorierter Musiker. Mendelssohn war ein Wunderkind wie es im Buche steht. Ebenso der kleine Erich Wolfgang Korngold: Er sorgte in Wien für Aufregung, als er mit elf Jahren ein pantomimisches Ballett Der Schneemann 20 kammermusikfestivalhohenstaufen ablieferte, das von Zemlinsky orchestriert und von Franz Schalk an der Hofoper aufgeführt wurde! Zwei erfolgreiche Einakter später, parallel zur Komposition des zweiten (Violanta), beschäftigte sich Korngold mit einer Streichsextettkomposition. Seit der Aufführung von Schönbergs Verklärter Nacht 1902 waren zwar anderthalb Jahrzehnte vergangen, doch dem Vergleich entkam auch das neue Werk des knapp 20jährigen Korngold nicht – dieselbe Tonart, Anklänge in den Chromatismen oder die gezupften Cello-Akkorde im langsamen Satz machten es den pfiffigen Rezensenten hierin auch nicht allzu schwer. Eine Eigenart der beiden Sextette schien selbst darin zu bestehen, dass sie sich aus der Kammermusikform im klassischen Sinne heraushoben. So schrieb die Neue Musik-Zeitung, Korngolds Streichsextett sei »nach den großen Theatererfolgen das erste Zurückgreifen auf die beschränkten Mittel der Kammermusik. Nun, die Kammer hat sich in der neuen Produktion schon oft zum Prunksaal erweitert, und wie Schönbergs wirklich ›verklärtes‹ Sextett das Tristanorchester dem Kammerspiel gewann, so tut [es] hier Korngold mit dem schweren Renaissanceprunk seiner Violanta.« Mitten im Krieg – der mit Korngold bekannte Arzt der Hofoper sorgte dafür, dass er für kriegsdienstuntauglich erklärt wurde und zur Musikkapelle eines Infanterieregimentes kam – wurde das Streichsextett op. 10 am 2. Mai 1917 vom erweiterten Rosé-Quartett in Wien uraufgeführt. Dessen Gründer Arnold Josef Rosé (eigentlich Rosenblum) war Konzertmeister der Wiener Philharmoniker und mit Justine Mahler, der Schwester von Gustav Mahler, verheiratet. Und er zählte zu den Förderern des großen musikalischen Talents von Erich Wolfgang Korngold. kammermusikfestivalhohenstaufen Erich Wolfgang Korngold Foto von 1916 21 IV Sonntag 17 Uhr Johannes Brahms, 1881 (frühes Foto mit Bart) 22 Missverständnisse nicht ausgeschlossen Zu den drei »Großen« im Abschlusskonzert Johannes Brahms scheint die Arbeit an seinem ersten Streichquintett in F mit leichter Feder geraten zu sein. Verglichen mit den Mühen, die ihm rund zwei Jahrzehnte zuvor eine geplante solche Komposition machte, die schließlich zum Klavierquintett op. 34 wurde, deutet die kurze Zeitspanne zwischen der Entstehung (»im Frühling 1882«) bis zur ersten Veröffentlichung Ende des Jahres auf eine Arbeit ohne skrupulöse Unterbrechungen. Einen Monat nach Abschluss des Manuskripts ging die Partitur über Billroth an den Kopisten, Ende Juli erhielt sie Elisabeth von Herzogenberg, die Brahms am 6. August ausführlich für »das liebe, schöne Stück« dankte. Da sie die Noten bereits retourniert hatte, zitierte sie ihre Lieblingsstellen aus dem Gedächtnis. Im August wurde das Quintett zweimal in privatem Kreis ausprobiert, bevor am 29. Dezember in Frankfurt seine öffentliche Premiere folgte. Nicht ohne Augenzwinkern verwies Brahms auf die Dreisätzigkeit des Quintetts; ist doch der Mittelsatz ein komplexes Gebilde, das ein Adagio mit den Merkmalen eines Scherzo kreuzt. Beiden Bestandteilen liegen frühere Brahmssche Klaviertänze (Gavotte und Sarabande) zugrunde. Doch wie überraschend dann das Finale nach dem leisen Ausklang des Mittelsatzes! Während der Satz einem Wiener Rezensenten (Neue Zeitschrift für Musik, 1883) aufgrund »seiner fast allzu bündigen Kürze« befremdlich erschien, musste man aus Leipzig hören, das Quintett habe »uns weder durchweg abgestoßen, noch sind wir von ihm durchweg sympathisch berührt worden«. Namentlich das Fi- kammermusikfestivalhohenstaufen nale biete »genau besehen, nichts als zappelnde Unruhe« (Signale für die musikalische Welt). Auf zwei Tuttischläge folgt eine schnurrende Achtelkette der ersten Bratsche, die sich als Fugenthema entpuppt, ohne dass die zunächst regulär verlaufenden Wechsel von Dux und Comes allerdings zu ihrem formalen Abschluss fänden: Nach dem letzten Fugeneinsatz gerät die Fuge aus den Fugen; der Satz scheint sich in punktierten Vierteln festzufahren. Mit diesem Finale hat Brahms nicht nur seine Zeitgenossen gefoppt, sondern scheint noch heute die mühsam formulierende Musikwissenschaft zu nasführen: »Im raschen Wechsel derartiger Kontraste mag man zunächst […] einen Effekt des ›Komischen‹ sehen, indes verflüchtigt sich der Eindruck, sobald man die Funktion der unterschiedlichen Gestalten im Satzprozess erfasst« – Aha. »Auch ziehen drey neue, sehr lange und schwierige Beethovensche Violinquartetten, dem russischen Botschafter, Grafen Rasumovsky zugeeignet, die Aufmerksamkeit aller Kenner an sich. Sie sind tief gedacht und trefflich gearbeitet, aber nicht allgemeinfasslich.« – Damit traf die Allgemeine musikalische Zeitung vom März 1807 den Nagel insofern auf den Kopf, als das heute zu hörende erste der RasumowskyQuartette eine ganze Reihe von Irritationen ausgelöst hat, die in genüsslichen anekdotischen Schilderungen festgehalten wurden. So sollen die Musiker des Schuppanzigh-Quartetts beim ersten Anspiel, in der festen Überzeugung, Beethoven habe sich anstelle des neuen Quartetts einen musikalischen Schabernack erlaubt, ungehemmt losgelacht haben. Tatsächlich entsprach schon der Beginn – ohne erste Violine, ohne klaren thematischen Umriss, ohne tonales Fundament – in keiner Weise den damaligen Erwartungen an eine ordentliche Streichquartett-Einleitung. Orientierungslosigkeit auch ein paar Jahre später, als der berühmte Cellist Bernhard Romberg 1812 mit dem zweiten Satz – er beginnt ebenfalls mit fragmentarischen Materialbausteinen – konfrontiert wurde, die Noten auf den Boden geschmissen und auf der »unwürdige[n] Mystifikation« herumgetrampelt sein soll. Von der kammermusikfestivalhohenstaufen 23 jüngstvergangenen Probenwoche in Hohenstaufen dürften derartige Ausfälle kaum zu vermelden sein. Beethoven hat sein F-Dur-Quartett am 26. Mai 1806 begonnen und Anfang Juli fertiggestellt. Schon damals scheint mit dem befreundeten Grafen und russischen Diplomaten in Wien, Andreas Kyrillowitsch Rasumowsky, der Widmungsträger festgestanden haben, denn Beethoven verwendete als »Vor Franz Schuberts Streichquintett in C-Dur verneigen sich alle Menschen, denen Musik, Kammermusik gar, etwas bedeutet, glücklich bewundernd – oder sie schwärmen [...] Es ist rätselhaft, und es ist vollendet […] Mit Worten kann kein Mensch das tönende Mysterium dieses Werkes völlig enträtseln oder auf Begriffe bringen.« (Joachim Kaiser) Es ist sein einziges Streichquintett und sein letztes Kammermusikwerk. Was haben wir bei Schubert nicht alles schon gehört und gelesen von »Reife« und »Vollendung«, unter den Rubriken »Spätwerk« und »Todesahnung« – was bei einem gerade Dreißigjährigen ohnehin fragwürdig erscheint. Hätte er denn danach nichts mehr geschrieben, vor allem aber: Mit welchen Begriffen würden wir, wäre Schubert viel älter geworden, sein Werk heute zu kategorisieren suchen? Letztlich sind wir es, die diese ebenso bedeutungs- Beethoven und das Rasumowskysche Quartett. Nach einem Gemälde (1872) von August Borckmann 24 Geste Melodien, die er der 1790 veröffentlichten Sammlung russischer Volkslieder mit ihren Melodien von Iwan Pratsch entnahm. »Wie bekannt, war Beethoven im Fürstlich Rasumowsky’schen Hause so zu sagen Hahn im Korbe. Alles was er komponierte, wurde dort brühwarm aus der Pfanne durchprobiert und nach eigener Angabe haarscharf genau wie er es ebenso, und schlechterdings nicht anders haben wollte, ausgeführt, mit einem Eifer, mit Liebe, Folgsamkeit und einer Pietät, die nur solch glühenden Verehrern seines erhabenen Genius entstammen konnte […]« (Bericht von Ignaz von Seyfried, nach Anton Schindlers Schuppanzigh-Artikel in der Encyclopädie der gesammten musikalischen Wissenschaften oder Universal-Lexikon der Tonkunst, Stuttgart, 1835-38). Nach der anfänglichen Verblüffung über Beethovens neues Opus konnte die AmZ bereits im Mai 1807 entschieden optimistischer berichten: »In Wien gefallen Beethovens neueste schwere, aber gediegene Quartetten immer mehr; die Liebhaber hoffen sie bald gestochen zu sehen.« Dennoch haben sich Künstler wie Publikum nie so ganz mit den »vorsätzlich schockierenden Banalitäten« (Peter Gülke, 1983) der Rasumowsky-Quartette anfreunden können. Heut abend mal ausgenommen. kammermusikfestivalhohenstaufen kammermusikfestivalhohenstaufen 25 schweren wie selten den Kompositionen selbst innewohnenden Stigmata offenbar benötigen, um halbwegs sicher durch die Musik aus längst vergangenen Zeiten zu navigieren. Schuberts Quintett, wahrscheinlich im September 1828 in Wien entstanden, ist ein Solitär insofern, als man ihm den Stellenwert eines ästhetischen Experiments zuschreiben darf, bei dem er die Entwicklungslinien seiner Kammermusik gebündelt und weitergeführt hat. Besonders auffällig erscheint der bereits im Kopfsatz auftretende »Schlüsselakkord«, ein aus der Tonika hervortretender und wieder in sie »zusammenfallender« verminderter Septakkord, dem man auch in anderen Werken etwa aus derselben Zeit wiederbegegnet. Die vier Sätze des Quintetts »verjüngen« sich nach hinten in ihrer Dauer; das abschließende Allegretto ist der kürzeste Satz und wirkt – etwa im Vergleich zum erschütternden Ausbruch des halbtönig verschobenen Adagio-Mittelteils – zunächst unproblematisch und heiter. Doch in diesem Satz, der in einer »leeren« Oktave ausklingt, wird nochmals die ganze Fülle der zuvor verwendeten Ausdrucksmöglichkeiten konzentriert und reflektiert. Andererseits dürfen wir uns getrost an der heiteren Anmutung des Werkes, am Tänzerischen, an den Melodien erfreuen, ohne sogleich an die postum verliehene Etikette »Todesahnungen« erinnert werden zu müssen – oder eben doch...? Das Schubert-Denkmal im Garten der Stuttgarter Liederhalle, aufgenommen im März 1934 26 kammermusikfestivalhohenstaufen kammermusikfestivalhohenstaufen 27 VEREIN KAMMERMUSIK FESTIVAL HOHENSTAUFEN E.V. Der Eintritt zu den Konzerten des Kammermusik Festival Hohenstaufen ist traditionell frei. Wie geht das? Seit Beginn des Festivals 2006 treten unsere Künstler ohne Honorar auf. Die Freude am gemeinsamen Musizieren und die einzigartige Atmosphäre in Hohenstaufen machen es möglich. Trotzdem kostet so ein Festival natürlich viel Geld. Mit Ihrem (frei wählbaren) Mitgliedsbeitrag unterstützen Sie uns nachhaltig und sichern somit das Fortbestehen des Festivals. Für Sie als Vereinsmitglied reservieren wir die besten Sitzplätze für die Konzerte in der Kirche. Wir bieten Ihnen die Möglichkeit – nach Anmeldung – ausgewählte Proben zu besuchen und werden Sie selbstverständlich frühzeitig über alle Neuigkeiten informieren. Außerdem laden wir Sie, Ihre Familie und Ihre Freunde persönlich zu exklusiven Mitgliederkonzerten mit anschließender Versammlung ein. Zu Weihnachten erhalten Sie eine CD mit einem Mitschnitt der Festivalkonzerte. Wir würden uns ganz außerordentlich freuen, Sie als Mitglied in unserem Verein begrüßen zu dürfen. 28 DÁVID ADORJÁN VIOLONCELLO GABRIEL ADORJÁN VIOLINE AVI AVITAL MANDOLINE Dávid Adorján, 1972 in Köln geboren, erhielt seinen ersten Cellounterricht im Alter von fünf Jahren. Seine Lehrer waren Jan Polasek, Frans Helmerson und Heinrich Schiff. 1986 wurde Dávid Adorján Bundespreisträger beim Wettbewerb »Jugend Musiziert«, 1993 erhielt er den Kulturförderpreis Gasteig und 1994 gewann er den 1. Preis beim Internationalen Cellowettbewerb in Gorizia, Italien. 1999 wurde er Solocellist im Deutschen Symphonie-Orchester Berlin. Dávid Adorján ist Kammermusikpartner von Renaud Capuçon, Jörg Widmann, Bruno Weinmeister, Heinrich Schiff sowie den Pianisten Alexander Lonquich, Oliver Triendl, Alexandre Rabinovitch, Paolo Giacometti und Anna Gourari. Als Solist konzertierte Dávid Adorján mit verschiedenen Orchestern in Deutschland, Italien, Frankreich, der Türkei, Slowenien, Österreich, Japan und Südamerika unter der Leitung von Dirigenten wie Christopher Hogwood, Michael Gielen und Mariss Jansons. Rundfunkproduktionen beim Bayerischen Rundfunk, dem SWR, WDR und beim schweizerischen DRS, sowie CD-Produktionen bei Labels wie cpo und Thorofon dokumentieren seinen künstlerischen Rang. Dávid Adorján spielt ein Violoncello von Carlo Giuseppe Testore, Mailand, aus dem Jahre 1697. Gabriel Adorján, 1975 in München geboren, erhielt im Alter von vier Jahren seinen ersten Violinunterricht. Sein Studium begann er bei Ana Chumachenco an der Musikhochschule seiner Heimatstadt und ergänzte es von 1993 bis 1995 bei Aaron Rosand am Curtis Institute of Music in Philadelphia. 1996 erwarb er in München sein Künstlerisches Diplom mit Auszeichnung und setzte seine Studien in der Meisterklasse von Igor Ozim fort. Darüber hinaus nahm Gabriel Adorján an Meisterkursen bei Nicolas Chumachenco, Abram Shtern, György Kurtag und Sandor Vegh teil. Als Solist spielte er unter anderen mit den Münchner Symphonikern, dem Symphonieorchester Nowosibirsk, dem Berner Symphonieorchester und der Staatsphilharmonie Rheinland-Pfalz. Er ist Mitglied des Zürcher Klaviertrios und in verschiedenen anderen Formationen ein vielbeschäftigter Kammermusiker, was durch mehrere Rundfunk- und Schallplattenaufnahmen dokumentiert ist. Gabriel Adorján ist Preisträger internationaler Wettbewerbe, wie dem LeopoldMozart-Wettbewerb in Augsburg, dem Internationalen Wettbewerb in Genf (CIEM), dem Paganini-Wettbewerb in Genua sowie dem ARD-Wettbewerb in München. Gabriel Adorján ist 1. Konzertmeister im Orchester der Komischen Oper Berlin und Konzertmeister der Bayerischen Kammerphilharmonie. Der junge israelische Mandolinist Avi Avital graduierte an der Jerusalem Academy of Music und reifte am Conservatorio Statale di Musica C. Pollini Padua zu einem der herausragenden Solisten unserer Zeit. Er trat mit renommierten Orchestern auf (Israel Philharmonic, I Pomeriggi Musicali di Milano, New York Metropolis Ensemble) und arbeitete unter namhaften Dirigenten wie Mstislav Rostropovitch, Asher Fisch und Philippe Entremont. Darüberhinaus wird er zu besonderen Anlässen als Gastsolist zu Konzerten von Giora Feidman eingeladen. 2007 gewann Avi Avital den angesehenen israelischen Solistenpreis »Aviv Competition«, der erstmalig an einen Mandolinisten vergeben wurde. Im Jahr darauf erhielt er in Israel den Sonderpreis des Kulturministeriums, und in Deutschland wurde seine Einspielung mit dem David Orlowsky Trio mit dem ECHO ausgezeichnet. Zu Vorlesungen und Meisterklassen folgte er dem Ruf des Conservatorio Verdi di Milano, der Schola Cantorum Basiliensis, der New Yorker Julliard School of Music sowie der Stanford University in Kalifornien. Sein Interesse an verschiedensten musikalischen Stilrichtungen machen ihn zu einem der facettenreichsten Mandolinisten unserer Zeit. Wenn er nicht auf den internationalen Konzertbühnen gastiert, verbringt Avi Avital seine Zeit bei seiner Familie in Israel oder in seiner derzeitigen Wahlheimat Berlin. kammermusikfestivalhohenstaufen kammermusikfestivalhohenstaufen 29 VILMOS BUZA KONTRABASS MARINA CHICHE VIOLINE Vilmos Buza wurde in Ungarn geboren und studierte zunächst in seiner Heimatstadt Budapest bei Zoltán Tibay und Lajos Montag. Später absolvierte er ein Aufbaustudium in Berlin bei Barbara Sanderling. Weitere musikalische Impulse gaben ihm Meisterkurse von Ludwig Streicher, Klaus Trumpf und David Walter. KammermusikMeisterklassen von Simon Albert, György Kurtág, Lorand Fenyves und Dénes Zsigmondy vervollkommneten seine musikalischen Studien. Vilmos Buza konzertierte mit zahlreichen Kammerorchestern in ganz Europa und war Solobassist unter der Leitung von u.a. Sándor Végh, Péter Eötvös und Heinz Holliger. Solistische Auftritte führten ihn nach Frankreich, Polen, in die Schweiz und nach Ungarn. Vilmos Buza ist Kammermusikpartner von Giuliano Carmignola und Sergio Azzolini. Zahlreiche CD-Einspielungen als Solist mit dem ungarischen Rundfunkorchester, sowie Solosonaten von Gioachino Rossini sind beim renommierten Label Naxos erschienen. Eine besondere Leidenschaft von Vilmos Buza gilt der jüdischen Volksmusik. Vilmos Buza unterrichtet in Kecskemét am Zoltán Kodály Konservatorium. Marina Chiche wurde 1981 in Marseille geboren und begann im Alter von 3 Jahren mit dem Violinspiel. Sie wurde von Jean Ter Merguerian am Conservatoire National de Région unterrichtet, kam mit sechzehn Jahren an das Conservatoire National Supérieure de Musique de Paris und schloss das Studium in den Fächern für Violine (Gérard Poulet und Boris Galitsky), Kammermusik (Pierre-Laurent Aimard) und Analyse mit dem »Premier Prix« ab. Sie arbeitete danach mit Boris Kuschnir an der Universität für Musik Graz sowie mit Ana Chumachenco an der Musikhochschule München zusammen, wo sie das Diplom mit höchster Auszeichnung erhielt. Meisterkurse bei Joseph Silverstein, Ida Haendel, Boris Belkin, György Kurtág und Gerhard Schulz bereicherten ihre Ausbildung, zahlreiche Preise bestätigten ihren erfolgreichen Weg. Als Solistin tritt Marina Chiche regelmäßig mit renommierten französischen Orchestern unter der Leitung von John Nelson, Frédéric Lodéon, Jacques Mercier, Yuri Bashmet, Arie van Beek und Pascal Verrot auf. Darüberhinaus ist sie eine leidenschaftliche Kammermusikerin und hatte Gelegenheit, mit Künstlern verschiedener Generationen zu spielen: Joseph Silverstein, Augustin Dumay, Renaud Capuçon, Pierre-Laurent Aimard, Vladimir Mendelssohn, Gérard Caussé, Stephen Kovacevich, Jonathan Gilad, Jérome Ducros und Dana Ciocarlie. 30 kammermusikfestivalhohenstaufen ANTOANETA EMANUILOVA VIOLONCELLO Antoaneta Emanuilova absolvierte ihr Cellostudium bei Wolfgang Boettcher und Jens Peter Maintz in Berlin sowie bei Joel Krosnick an der Juilliard School in New York. Neben Ersten Bundespreisen beim Wettbewerb »Jugend Musiziert« erhielt sie einen 1. Preis beim Domenico-GabrielliVioloncellowettbewerb in Berlin sowie den Grand Prix beim internationalen Wettbewerb »Musik und Erde« in Sofia. Als Solistin spielte Antoaneta Emanuilova u.a. mit den Baden-Badener Philharmonikern, den Sofioter Solisten sowie der Sinfonietta Sofia. Ihre intensive kammermusikalische Tätigkeit führte sie zu künstlerischer Zusammenarbeit mit Thomas Brandis, Eszter Haffner und dem Kuss-Quartett. Derzeit ist Antoaneta Emanuilova stellvertretende Solocellistin im GürzenichOrchester Köln und Mitglied des Lucerne Festival Orchestra unter Claudio Abbado. kammermusikfestivalhohenstaufen AMIHAI GROSZ VIOLA Amihai Grosz begann sein Bratschenstudium mit zwölf Jahren bei David Chen an der Jerusalem Academy of Music, später wurde er Schüler von Tabea Zimmermann an der Berliner Hochschule für Musik »Hanns Eisler« und von Haim Taub am Keshet Eilon Music Center. Als Solist konzertierte er bereits mit verschiedenen renommierten Orchestern Israels und Deutschlands, z.B. mit dem Jerusalem Symphony Orchestra, dem Israel Chamber Orchestra, dem Münchner Kammerorchester und der Staatskapelle Berlin. Dabei hatte er die Möglichkeit, mit Künstlern wie Isaac Stern, Daniel Barenboim, Mitsuko Uchida, Yefim Bronfman und David Geringas zusammen zu arbeiten. Er ist Gründungsmitglied des Jerusalem String Quartet und wirkte als Kammermusiker bei renommierten Festivals in Israel, den Niederlanden und der Schweiz mit. Im Jahr 1996 gewann er den 1. Preis beim Brown-Roger-Siegel Wettbewerb und 2007 wurde er Gottesman-Preisträger beim Aviv-Wettbewerb in Jerusalem. Seit September 2010 ist Amihai Grosz erster Solo-Bratscher bei den Berliner Philharmonikern. Das kostbare Instrument das er spielt, eine Gasparo da Salò aus dem 16. Jahrhundert, wurde ihm aus einer privaten Sammlung auf Lebenszeit zur Verfügung gestellt. 31 CHRISTOPHER JEPSON VIOLONCELLO Christopher Jepson wurde 1982 in Guildford, England geboren. Im Alter von zehn Jahren bekam er den ersten Cellounterricht. Als Vierzehnjähriger erhielt er ein Stipendium für ein Studium bei Leonid Gorokhov am Royal College of Music in London. Später studierte er bei Alexander Boyarsky, bei dem er seine Ausbildung mit Auszeichnung abschloss. Anschließend setzte er sein Studium bei Hans-Jakob Eschenburg an der Hanns-Eisler Hochschule für Musik in Berlin fort. Meisterklassen bei Yfrah Neaman, Yehudi Menuhin, David Geringas und Natalia Gutman vervollständigten seine künstlerische Ausbildung. Christopher Jepson war Solocellist im Orchester des Royal College of Music, sowie stellvertretender Solocellist im Festivalensemble der Bachakademie Stuttgart. Er trat mit dem Moskauer Virtuosi Ensemble auf und gab Konzerte in Spanien, Kroatien und Großbritannien. Zusammen mit dem Guildford Symphony Orchestra spielte er vor kurzem das Cellokonzert von Dvořák und mit dem Woking Symphony Orchestra das Doppelkonzert von Johannes Brahms. Seit 2008 ist Christopher Jepson Mitglied der Cellogruppe des Deutschen Symphonie-Orchester Berlin. 32 LENA NEUDAUER VIOLINE FELIX NICKEL VIOLONCELLO ALVARO PARRA VIOLINE 1984 in München geboren, begann Lena im Alter von drei Jahren mit dem Geigenspiel und gab bereits mit 10 Jahren ihr erstes Konzert mit Orchester. Mit elf Jahren kam sie in die Klasse von Helmut Zehetmair an das Mozarteum in Salzburg, um später bei Thomas Zehetmair und zuletzt bei Christoph Poppen zu studieren. Schon früh errang Lena Neudauer mit ihrem Solospiel internationale Aufmerksamkeit und gastierte mit anerkannten Klangkörpern. Seit einigen Jahren widmet sich Lena Neudauer regelmäßig auch der Neuen Musik und arbeitete u.a. mit dem Ensemble Intercontemporain und Pierre Boulez. Auch die Kammermusik nimmt in ihrer künstlerischen Tätigkeit eine wichtige Rolle ein, was sie als Gast zu Festivals wie Festspiele Mecklenburg-Vorpommern oder Schleswig-Holstein Musik Festival führte. Im Mai 2010 erschien ihre viel beachtete Debut-CD bei Hänssler Classic gemeinsam mit der Deutschen Radio Philharmonie unter der Leitung von Pablo Gonzalez mit Einspielungen aller Werke für Violine und Orchester von Robert Schumann. Lena Neudauer spielt auf einer Geige von Lorenzo Guadagnini aus dem Jahr 1743. Felix Nickel wurde 1976 in Hamburg geboren. Seine cellistische Ausbildung erhielt er u.a. bei Bernhard Gmelin in Hamburg, Hans-Christian Schweiker in Aachen und Paul Katz in Boston. Meisterkurse führten ihn zu Begegnungen mit Künstlern wie Janos Starker, Itzhak Perlman, György Kurtág, Donald Weilerstein und Mitgliedern des Alban Berg- und Cleveland-Quartett. Von 2000 bis 2008 war er Cellist des Kuss-Quartett, mit dem er 2002 den Preis des Deutschen Musikwettbewerbs sowie den ersten Preis des internationalen Borciani-Wettbewerb zuerkannt bekam. Seitdem bestreitet das Quartett eine intensive Konzerttätigkeit in Europa, in den USA, Japan und Australien. Es ist regelmäßiger Gast in bedeutenden Sälen wie der Philharmonie Köln, Concertgebouw Amsterdam, Wigmore Hall London sowie auf den großen Festivals, z.B. in Salzburg, Edinburgh und Schubertiade Schwarzenberg. Künstlerische Zusammenarbeit verbindet das Ensemble u.a. mit Kim Kashkashian, Sharon Kam, Annette Dasch, Udo Samel und dem Komponisten und Klarinettisten Jörg Widmann. Zusammen mit der Pianistin Maria Ollikainen ist Felix Nickel künstlerischer Leiter der »Kammermusiktage Plön«. Seit 2009 ist er Solo-Cellist im Orchester der Komischen Oper Berlin. Der Chilene Alvaro Parra erhielt seinen ersten Geigenunterricht im Alter von sieben Jahren. 1996 kam er aus seiner Heimat nach Deuschland, um an der Hochschule für Musik »Hanns Eisler« in Berlin bei Stephan Picard und Michael Mücke zu studieren. Im Anschluss an sein Studium folgten zwei Jahre an der Orchester-Akademie der Berliner Philarmoniker, wo er bei Toru Yasunaga und Thomas Timm Unterricht erhielt. Im Jahr 2005 wurde er als Professor an die Universidad Católica in Santiago de Chile berufen, wo er bis 2008 unterrichtete. Seit 2009 lebt er wieder in Berlin, ist Mitglied der ersten Geigengruppe des Konzerthausorchester Berlin und widmet sich mit besonderer Vorliebe der Kammermusik. kammermusikfestivalhohenstaufen kammermusikfestivalhohenstaufen 33 RAHEL MARIA RILLING VIOLINE SARA MARIA RILLING VIOLA JOAQUÍN RIQUELME GARCÍA VIOLA Rahel Maria Rilling, geboren in Stuttgart, erhielt ihren ersten Geigenunterricht im Alter von vier Jahren. Sie studierte bei Wolf-Dieter Streicher in Stuttgart, bei Yair Kless in Tel Aviv, bei Michael Mücke in Berlin und bei Nora Chastain in Zürich/Winterthur. Von 2005 bis 2008 war sie Stimmführerin im Sinfonieorchester des NDR, seitdem ist sie Konzertmeisterin im BachCollegium Stuttgart, bei der Kammersymphonie Berlin und beim Oregon Bach Festival. Seit 2010 spielt sie zudem regelmäßig bei den Berliner Philharmonikern. Neben ihrer regen kammermusikalischen Tätigkeit tritt sie als Solistin im Inund Ausland auf, u.a. mit dem Orchestra Sinfonica di Milano Giuseppe Verdi, dem Stuttgarter Kammerorchester, dem NDR Sinfonieorchester Hamburg, der Südwestdeutschen Philharmonie Konstanz und dem von Gustavo Dudamel geleiteten Orquesta Sinfonica Simon Bolivar in Caracas/Venezuela, wo sie auch regelmäßig Meisterkurse gibt. Sie ist zu Gast bei diversen Musikfestivals in den USA, Südamerika, Europa und Asien. 2006 gründet Rahel Rilling das Kammermusik Festival Hohenstaufen. Neben der so genannten E-Musik gilt ihr Interesse auch anderen musikalischen Genres. Sie gehört dem Streichquartett »Die Nixen« an, dessen Repertoire auch selbst arrangierte Bearbeitungen von Jazz- und Popstücken umfasst. Rahel Rilling spielt eine Violine von Tomaso Balestrieri, Cremona, aus dem Jahre 1767. Sie lebt in Berlin. Sara Rilling wurde in Stuttgart geboren, erhielt bereits während ihrer Schulzeit Unterricht bei Enrique Santiago an der Musikhochschule Stuttgart und studierte am Mozarteum in Salzburg bei Jürgen Geise, dann bei Stefan Fehlandt in Berlin und bei Erich Krüger in Weimar. Weitere wichtige musikalische Impulse bekam sie in Meisterkursen von Hariolf Schlichtig, Jürgen Kussmaul, Paul Coletti und Thomas Kakuska. Sara ist Mitglied des Bach-Collegium Stuttgart und spielte u.a. im Israel Philharmonic Orchestra und im Deutschen Symphonie Orchester Berlin sowie als Solobratscherin im Ensemble Kanazawa (Japan), in der Kammerphilharmonie BerlinBrandenburg und beim Oregon Bach Festival Orchestra. Sara Rilling ist eine leidenschaftliche Kammermusikerin. Zu ihren Partnern gehören u.a. die Pianisten Shai Wosner und Jeffrey Kahane, sowie der Klarinettist Jörg Widmann. Als musikalische Botschafterin arbeitet sie regelmäßig in Venezuela, wo sie sich seit langem für Jugendprojekte engagiert, um Kindern aus den Armenvierteln durch Musik neue Perspektiven zu geben. Derzeit entwickelt sie die »Internationale Kammermusikakademie Hohenstaufen«, eine Begegnungswoche für hochbegabte Studenten aus aller Welt, die im April 2012 in Hohenstaufen stattfinden und ihren Abschluss in Konzerten an den Osterfeiertagen finden wird. Sara Rilling lebt als freischaffende Künstlerin in Berlin. Joaquín Riquelme García wurde 1983 in Murcia geboren und begann bereits mit 8 Jahren seine Ausbildung bei Pedro Navarro und Antonio J. Clares am Conservatorio Superior de Murcia. Er studierte bei Emilio Mateu und Alan Kovacs am Real Conservatorio Superior de Música de Madrid und erhielt dafür ein Diplom mit Auszeichnung. Nach weiteren Studien bei Hartmut Rohde an der UdK in Berlin schloss er sein Studium mit dem Konzertexamen ab. García hat verschiedene Wettbewerbe gewonnen, wie die Villa de Llanes, Thomas Lestan, International Festival of Youth Orchestras Murcia, Ibercaja Scholarship, Escuela de Música de Barcelona Competition und war Finalist des Wettbewerbs »Jeunesses Musicales of Spain«. Als Solist ist er in verschiedenen Orchestern aufgetreten, darunter die Philharmonie BadenBaden, das Orquesta Sinfónica del Principado de Asturias, Orquesta Sinfónica de Murcia und RCSMM Symphonic Band. Tonträger entstanden für Labels wie RNE, Catalunya Radio oder Naxos. Joaquín Riquelme García nahm an Meisterklassen mit Hartmut Rohde, Ashan Pillai, Jesse Levine, Nobuko Imai und Jean Sulem teil. Bis Februar 2010 war Joaquin Riquelme García Stellvertretender Solobratscher beim Barcelona Symphony Orchestra, bevor er zu den Berliner Philharmonikern wechselte. kammermusikfestivalhohenstaufen kammermusikfestivalhohenstaufen 34 DANIEL RÖHN VIOLINE Daniel Röhn, 1979 geboren, führt in dritter Generation eine musikalische Familientradition weiter, die sein Großvater Erich Röhn als Erster Konzertmeister der Berliner Philharmoniker unter Wilhelm Furtwängler begann. Einer frühen geigerischen Ausbildung durch seinen Vater Andreas Röhn folgten Studien bei Ana Chumachenco in München. Rat und Inspiration fand er außerdem bei Yuri Bashmet, Ivry Gitlis, Ruggiero Ricci und Pinchas Zukerman. Als Solist konzertierte Daniel Röhn bereits mit berühmten Orchestern (darunter RSO Stuttgart, Symphonieorchester des Bayerischen Rundfunks, Königliche Philharmoniker Stockholm) in vielen europäischen Ländern, in den USA, Mexiko und Asien unter Leitung von Dirigenten wie Ion Marin, Gustavo Dudamel und Riccardo Muti. Lorin Maazel engagierte ihn für die Mozartfestpiele in Würzburg, Esa-Pekka Salonen für sein Festival für zeitgenössische Musik in Stockholm. Er spielte und dirigierte das Brahms Konzert im Kultur- Kongreßzentrum Luzern und trat mit einem Violinabend im schwedischen Fernsehen auf. Im Namen der »rising stars« führte ihn eine Tournee durch viele der bedeutenden Konzertsäle Europas und in die Carnegie Hall. Als Kammermusiker war Daniel Röhn bei verschiedenen Festivals zu Gast. Seiner Debütaufnahme mit dem Mendelssohn Violinkonzert folgte eine mit dem diapason d’or ausgezeichnete CD mit Schubert, Paganini und Waxman. 35 ALINE SANITER VIOLA OPHIRA ZAKAI THEORBE Aline Saniter, 1978 in Stuttgart geboren, studierte bei Jürgen Kussmaul in Düsseldorf. Meisterkurse bei Yuri Bashmet, Gérard Caussé, Paul Coletti, Barbara Westphal, Hariolf Schlichtig, Hermann Voss u. a. rundeten ihr Studium ab. Sie ist mehrfache Stipendiatin sowie Preisträgerin renommierter Wettbewerbe und konzertierte bereits während ihres Studiums vielfach als Solobratschistin des Gustav-MahlerJugendorchesters. 2001 gründete sie zusammen mit Karina Buschinger ein Streichtrio, das sich heute mit dem Cellisten Julian Steckel »Ensemble Gagliano« nennt. Aline Saniter ist eine gefragte Kammermusikerin und gastiert regelmäßig bei renommierten Festivals im In- und Ausland. Sie konzertierte u.a. mit Rainer und Jürgen Kussmaul, Gary Hoffman, Martin Ostertag, Wolfgang Boettcher, Ida Bieler, Isabel Charisius, Anke Dill, Wolfgang Güttler. Neben ihrer intensiven kammermusikalischen Tätigkeit unterrichtete sie 2004 erstmalig als Dozentin in Havanna (Cuba) und 2008 bei der Gustav-Mahler-Akademie in Bozen. Seit August 2004 ist Aline Saniter Mitglied des NDR-Sinfonieorchesters in Hamburg. Sie gründete 2007 zusammen mit ihren Kolleginnen Barbara Gruszczynska, Motomi Ishikawa und Bettina Bertsch das Elbquartett. Ophira Zakai erhielt ihren ersten Lautenunterricht bei Isidoro Roitman in ihrer Geburtsstadt Tel Aviv, setzte ihre Ausbildung in Berlin bei Nigel North und Elizabeth Kenny fort und beendete ihr Studium 2001 mit Auszeichnung. Die Lautenistin arbeitet regelmäßig mit herausragenden Chören, u. a. RIAS Kammerchor, Vocalconsort Berlin, Collegium Vocale Gent, Capella Amsterdam und Kölner Kammerchor, und tritt auch solistisch in Erscheinung. Ihrem Solodebüt im Jahre 2002 im Mendelssohnhaus Leipzig folgten zahlreiche Auftritte in ganz Europa und bei den großen internationalen Musikfestivals. Als Kammermusikerin arbeitet sie mit renommierten Sängern und Instrumentalisten zusammen; ebenso gastiert sie bei bekannten Klangkörpern (Berliner Philharmoniker, Akademie für Alte Musik Berlin, Königliche Philharmonie Flandern, Deutsche Kammerphilharmonie Bremen) und wirkte bei zahlreichen Konzerten und Opernproduktionen unter Leitung herausragender Dirigenten mit. Ophira Zakai ist auf folgenden CDs zu hören: Händels »Solomon« (Harmonia Mundi), Corellis Concerti Grossi (Pentatone Classics), Buxtehudes »Das Jüngste Gericht« (Ambitus), Erlebachs Sacred Cantatas (CPO), »Musik der Hamburger Pfeffersäcke« (Raumklang) und Sweelincks »Psalmen en Cantiones« (Harmonia Mundi). 36 kammermusikfestivalhohenstaufen