Programmheft - kammermusik festival hohenstaufen

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23. BIS 25. SEPTEMBER 2011
Freiraum.
Für Werte.
6. KAMMERMUSIK FESTIVAL HOHENSTAUFEN
EVANGELISCHE KIRCHE HOHENSTAUFEN
Die SÜDWESTBANK schafft Freiräume für Kultur.
Ob Nachwuchskünstler oder Star –
wir unterstützen Talente unserer Region.
SÜDWESTBANK AG, Schützenstraße 8, 73033 Göppingen
Telefon 07161 / 97 61-0, [email protected], www.suedwestbank.de
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Werte verbinden.
Mit freundlicher Unterstützung von
SUM
IMPRES
© Kammermusik Festival Hohenstaufen
Künstlerische Leitung: Rahel Maria Rilling
Festival-Leitung: Dr. Ulrich Grill
Organisatorische Leitung: Dávid Adorján
Programmheft Inhalt: Holger Schneider
Layout & Herstellung: Werner Böttler
Logo & Titel: StudioKrimm Berlin
www.hohenstaufen-festival.de
6.
kammermusik
festival
hohenstaufen
23. bis 25. September 2011
www.hohenstaufen-festival.de
INHALT
Grußworte
Programmseiten
Konzerteinführungen
Mitwirkende
Freitag
Samstag
Sonntag
Eröffnungskonzert
Matineekonzert
Benefizkonzert
Abschlusskonzert
Seite 2
Seite 4
Seite 5/6
Seite 7
Seite 8
Seite 12
Seite 17
Seite 22
Seite 28
DANK AN
Evangelische Kirchengemeinde
Hohenstaufen
Barbara und Ulrich Grill
Gerhard Grill
Elisabeth und Friedrich Meyer-Fetzer
Drs. Sybille und Gerhard Müller-Schwefe
Autohaus Ratzel GmbH, Zell u. A.
Martina und Helmuth Rilling
Renate und Roland Schoetz
Dr. Wolfgang Umland
EINTRITT FREI
Aber Sie kennen das ja schon: Immer wieder aus Anlass
unseres wunderbaren kleinen Festivals bemühen wir uns
an dieser Stelle um einen passablen Appell, dessen
Ergebnis idealerweise alle finanziellen Sorgen
verschwinden lassen könnte. Manchmal fällt
uns allerdings nichts Neues ein.
Darum: Bitte geben Sie reichlich –
die Musiker tun es auch!
GRUSSWORT
WILLKOMMEN
Zum sechsten Mal heißt es in diesem Jahr:
»Herzlich Willkommen zum Kammermusik
Festival, herzlich Willkommen in Hohenstaufen.«
Das Kammermusik Festival, das mit viel Herzblut
vom Verein Kammermusik Festival Hohenstaufen
e.V. organisiert wird, ist zu einem festen Bestandteil und zu einem Höhepunkt der kulturellen Veranstaltungen unserer Stadt geworden. Auch in
diesem Jahr dürfen wir hochkarätige und talentierte Künstler begrüßen, die sich in unserem
schönen Stadtteil Hohenstaufen zusammenfinden und mit ihrem beeindruckenden Können
unser aller Bewunderung hervorrufen.
»Back to the Roots« – ein reines Streicherprogramm um die klassische Streicher-Kammermusik
mal wieder durch und durch auszukosten:
Das war die Grundidee für das diesjährige Festival.
Nun ist es doch wieder etwas ausgefallener
geworden.
»Musik allein ist die Weltsprache und braucht nicht übersetzt zu
werden. Da spricht Seele zu Seele.« Der in Horb am Neckar
geborene deutsche Schriftsteller Berthold Auerbach wusste,
dass Musik Grenzen überwinden kann und vieles nur durch
und über die Musik ausgedrückt werden kann. Ich freue mich
sehr, zahlreiche hochklassige Künstlerinnen und Künstler in unserer Stadt begrüßen zu dürfen. Neben ihrem beeindruckenden
Können trägt auch das außergewöhnlich schöne Ambiente der
Evangelischen Kirche in Hohenstaufen zum besonderen
Charme des Kammermusik Festivals bei.
»Back to the roots«, so lautet das Motto des diesjährigen Kammermusik Festivals – zurück zu den Wurzeln der Kammermusik.
Wo könnte dieses Festival besser aufgehoben sein, als unterhalb unserer eigenen historischen Wurzel, unserem Hausberg
Hohenstaufen. Die ehemalige Stammburg der Staufer ist Identifikationspunkt und Stolz unserer Bevölkerung und unser Stadtbezirk Hohenstaufen genau der richtige Ort für das Kammermusik Festival. Ich wünsche allen Musikerinnen und Musikern
viel Freude und allen Zuhörern genussvolle Stunden bei der
einzigen Sprache der Welt, die nicht übersetzt werden muss.
Neben klassischen Kammermusik-Highlights wie
Schuberts Celloquintett stehen nun »Jahreszeiten«
aus verschiedensten Epochen auf dem Programm.
Dazu ein Geigen-, ein Bratschen- und ein CelloQuartett – letzteres das erste Auftragswerk des
Kammermusik Festival Hohenstaufen!
Die i-Tüpfelchen sind in diesem Jahr die zwei besonderen
Saiteninstrumente Mandoline und Theorbe.
Siebzehn Musiker aus allen Ecken der Welt kommen nach
Hohenstaufen, um gemeinsam mit Ihnen magische musikalische Momente zu erleben, die uns allen hoffentlich unvergesslich bleiben werden.
Viel Vergnügen beim 6. Kammermusik Festival Hohenstaufen
wünscht Ihnen
Rahel Rilling
Künstlerische Leiterin
Guido Till, Oberbürgermeister
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kammermusikfestivalhohenstaufen
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I
ERÖFFNUNGSKONZERT
Konzerteinführung
Seite 8
FREITAG 23. SEPTEMBER 2011, 19 UHR
EVANGELISCHE KIRCHE HOHENSTAUFEN
Antonio Vivaldi (1678–1741)
»Le Quattro Stagioni« aus: »Il Cimento dell’ Armonia
e dell’ Inventione« op. 8, Heft I, Nr. 1-4
Bearbeitung von Werner Thomas-Mifune (*1941)
Concerto E-Dur »La Primavera« RV 269
Allegro – Largo – Allegro
Concerto g-Moll »L’Estate« RV 315
Allegro non molto – Adagio e piano / Presto e forte – Presto
Lena Neudauer, Violine ◆ Gabriel Adorján, Violine
Joaquín Riquelme, Viola ◆ Chris Jepson, Violoncello
Vilmos Buza, Kontrabass ◆ Ophira Zakai, Theorbe
Gabriel Adorján, Violine ◆ Lena Neudauer, Violine
Sara Rilling, Viola ◆ Dávid Adorján, Violoncello
Vilmos Buza, Kontrabass ◆ Ophira Zakai, Theorbe
12 Charakterstücke für Klavier ČS 124–135
Bearbeitung von Werner Thomas-Mifune
U
Œ
=
Konzerteinführung
Seite 12
II
SAMSTAG 24. SEPTEMBER 2011, 11 UHR
EVANGELISCHE KIRCHE HOHENSTAUFEN
Georg Philipp Telemann (1681–1767)
Konzert für vier Violinen G-Dur TWV 40:201
Largo e staccato – Allegro – Adagio – Vivace
Lena Neudauer, Violine ◆ Marina Chiche, Violine
Alvaro Parra, Violine ◆ Rahel Rilling, Violine
Ichiro Nodaïra (*1953)
Transformation II für vier Bratschen
Bearbeitung der Ciaccona aus der Partita Nr. 2 d-Moll für
Violine solo BWV 1004 von Johann Sebastian Bach (1685–1750)
Amihai Grosz, Viola ◆ Joaquín Riquelme, Viola
Sara Rilling, Viola ◆ Aline Saniter, Viola
Concerto F-Dur »L’Autunno« RV 293
Allegro – Adagio molto – Allegro
Concerto f-Moll »L’Inverno« RV 297
Allegro non molto – Largo – Allegro
Peter I.Tschaikowsky (1840–1893)
Aus: »Die Jahreszeiten« op. 37bis
MATINEEKONZERT
Januar (Au coin du feu) A-Dur
Februar (Carnaval) D-Dur
März (Chant de l’alouette) g-Moll
April (Perce-neige) B-Dur
Oktober (Chant d’automne) d-Moll
August (La moisson / Scherzo) h-Moll
Marina Chiche, Violine ◆ Daniel Röhn, Violine
Aline Saniter, Viola ◆ Felix Nickel, Violoncello
Astor Piazzolla (1921–1992)
»Las Cuatro Estaciones Porteñas«
(Die vier Jahreszeiten von Buenos Aires)
Festival-Bearbeitung von Werner Thomas-Mifune
Verano Porteño – Otoño Porteño –
Invierno Porteño – Primavera Porteña
Jan Esra Kuhl (*1988)
»Falsches Spiel« (2011) für vier Violoncelli
Uraufführung
Auftragswerk des Kammermusik Festival Hohenstaufen
Felix Nickel, Violoncello ◆ Antoaneta Emanuilova, Violoncello
Chris Jepson, Violoncello ◆ Dávid Adorján, Violoncello
Domenico Scarlatti (1685–1757)
Sonata [für Mandoline und Basso continuo] d-Moll K 90
Grave – Allegro – [ohne Bez.] – Allegro
Avi Avital, Mandoline ◆ Ophira Zakai, Theorbe
Daniel Röhn (*1979)
»Der Prinz und die Prinzessin auf einem Ball«
»Ouvertüre zu einem Wutanfall«
aus »Themen ohne Variationen« (2011)
für Violine und Viola
Uraufführung
Gabriel Adorján, Violine ◆ Daniel Röhn, Viola
Alvaro Parra, Violine ◆ Rahel Rilling, Violine ◆ Amihai Grosz, Viola
Antoaneta Emanuilova, Violoncello ◆ Vilmos Buza, Kontrabass
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BENEFIZKONZERT
Konzerteinführung
Seite 17
SAMSTAG 24. SEPTEMBER 2011, 19 UHR
EVANGELISCHE KIRCHE HOHENSTAUFEN
Zugunsten von
Luigi Boccherini (1743–1805)
»La Musica Notturna delle strade di Madrid«
III
ABSCHLUSSKONZERT
Konzerteinführung
Seite 22
Allegro non troppo ma con brio
Grave ed appassionato / Allegretto vivace / Presto
Allegro energico
Ave Maria delle Parrochie (imitando il tocco dell Ave Maria)
Minuetto dei ciechi (forte e squajalamente / con mala grazia)
Rosario (largo assai / senza rigor di battuta)
Los Manolos (allegro vivo)
Ritirata (con variazioni / flautato sul diapason)
Marina Chiche, Violine ◆ Lena Neudauer, Violine
Aline Saniter, Viola ◆ Sara Rilling, Viola
Felix Nickel, Violoncello
Ludwig van Beethoven (1770–1827)
Streichquartett Nr. 7 F-Dur op. 59 Nr. 1
Lena Neudauer, Violine ◆ Alvaro Parra, Violine
Aline Saniter, Viola ◆ Dávid Adorján, Violoncello
Vilmos Buza, Kontrabass ◆ Avi Avital, Mandoline
Allegro
Allegretto vivace e sempre scherzando
Adagio molto e mesto
Thème russe. Allegro
Felix Mendelssohn Bartholdy (1809–1847)
Sinfonie-Satz (Sinfonia X) h-Moll MWV N 10
Anton Webern (1883–1945)
Langsamer Satz für Streichquartett Es-dur
U
Œ
=
Langsam, mit bewegtem Ausdruck
Rahel Rilling, Violine ◆ Daniel Röhn, Violine
Sara Rilling, Viola ◆ Chris Jepson, Violoncello
Erich Wolfgang Korngold (1897–1957)
Streichsextett D-Dur op. 10
SONNTAG 25. SEPTEMBER 2011, 17 UHR
EVANGELISCHE KIRCHE HOHENSTAUFEN
Johannes Brahms (1833–1897)
Streichquintett Nr. 1 F-Dur op. 88
Nr. 6 C-Dur G 324 aus »Sei Quintettini« op. 30
für zwei Violinen, Viola und Violoncello
(Festival-Fassung mit Mandoline)
Adagio / Allegro
Lena Neudauer, Violine ◆ Alvaro Parra, Violine
Joaquín Riquelme, Viola ◆ Aline Saniter, Viola
Dávid Adorján, Violoncello ◆ Vilmos Buza, Kontrabass
IV
U
Œ
=
Daniel Röhn, Violine ◆ Alvaro Parra, Violine
Joaquín Riquelme, Viola ◆ Chris Jepson, Violoncello
Franz Schubert (1797–1828)
Streichquintett C-Dur D 956 op. post. 163
Allegro ma non troppo
Adagio
Presto – Trio. Andante sostenuto
Allegretto
Rahel Rilling, Violine ◆ Gabriel Adorján, Violine
Amihai Grosz, Viola ◆ Dávid Adorján, Violoncello
Antoaneta Emanuilova, Violoncello
Moderato / Allegro
Adagio. Langsam
Intermezzo. In gemäßigtem Zeitmaß, mit Grazie
Finale. So rasch als möglich
Gabriel Adorján, Violine ◆ Marina Chiche, Violine
Joaquín Riquelme, Viola ◆ Amihai Grosz, Viola
Felix Nickel, Violoncello ◆ Antoaneta Emanuilova, Violoncello
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I
Freitag
19 Uhr
Antonio Vivaldi
Karikatur von
Pier Leone
Ghezzi
8
Die (und andere) Jahreszeiten
Zum Eröffnungskonzert am Freitagabend
Mit der Bitte »… sich nicht zu verwundern, wenn unter diesen
wenigen und bescheidenen Konzerten Eure Durchlaucht die
Vier Jahreszeiten vorfinden…« tunkte ein Herr Vivaldi vor 286
Jahren seine Widmungsfeder tief in untertänigste Bescheidenheit, um beim Empfänger seiner neu gedruckten musikalischen
Ergötzlichkeiten – dem hochedlen Grafen Wenzel von Morzin
aus Böhmen – entsprechend dick aufzutragen. Tunkte wohl ein
wenig zu tief, um nicht eine gehörige Portion Stolz durchschimmern zu lassen. Doch Antonio Lucio konnte sich diesen Kniefall
in Worten erlauben. Er wusste, woher der Wind weht, und der
spektakuläre Erfolg seiner bescheidenen Concerti sollte seiner
Vorahnung recht geben.
Herr Vivaldi aus Venezien hatte also mit seinen Stagioni offenbar den »richtigen Riecher«. Nun gerät ein solches Aperçu
einigermaßen unglücklich, wenn man des Italieners übergroße
Nase bedenkt – sofern sie denn tatsächlich auch nur annähernd so enorm zinkenartig angemutet haben sollte, wie von
Herrn Ghezzi aus Rom mit kühnem Karikatur-Schwunge dimensioniert. Doch eigentlich stellt sich eher die Frage: Hätten
wir heute ein so schönes Programm, wenn Vivaldis Musik der
ersten vier Concerti seines Opus VIII nicht so bekannt, so beliebt, so wohlfeil geworden wäre? Wenn seine
Jahreszeiten nicht so viel Staub aufgewirbelt
hätten?
Winde, mal stärker, mal sanfter, durchwehen
jedes der Concerti. Vivaldi hat ihnen vier sonetti
dimonstrativi (erklärende Sonette) vorangestellt,
um etwa die Vorstellung von eisigen Stürmen
auch bei einem spätsommerlichen Publikum
unmissverständlich erwecken zu können. Doch
zurück zu unserer Frage. Ganz klar! Spätestens
hier und heute wäre man auf die Idee gekommen, das Festival mit einem Jahreszeiten-Programm zu eröffnen, auch wenn Herr Vivaldi seine
Concerti nicht auf Frühling, Sommer, Herbst und
Winter getauft hätte!
kammermusikfestivalhohenstaufen
Dafür gibt es nämlich glücklicherweise Herrn Werner
Thomas-Mifune, Cellist,
Arrangeur, Kabarettist und
Musikforscher, und der hat
nämlich mittlerweile einen
riesigen Aktenordner mit
gesammelten Jahreszeiten
gefüllt, aus aller Herren Länder und aus vielen Jahrhunderten. Einige davon hat er
schon bearbeitet, etwa für
eine CD mit seinen »Philharmonischen Cellisten Köln«. Doch das ist nur ein kleiner Teil
Dieter Hildebrandt
und Werner
von insgesamt über 800 (!) Bearbeitungen des musikalischen
Thomas-Mifune
Tausendsassa, und »die 1.000 schafft er auch noch« – so
Thomas-Mifune in einem vergnüglichen Gespräch. Seine
Vivaldi-Bearbeitung (auch die anderen beiden dieses
Programms stammen von ihm) verdankt ihre Entstehung der
knappen Frage seines Verlegers: »Haste nicht Lust…?« Er
hatte.
Jahreszeiten von Tschaikowsky gäbe es ohne Werner
Thomas-Mifunes Arrangement im heutigen Konzert definitiv
nicht. Denn die zwölf Charakterstücke op. 37bis auf die Monate des Jahres hatte der Komponist dem Klavier zugedacht.
Wie eng sich allerdings die Streichquartett-Adaption an die
Intentionen des Originals für zwei Hände schmiegt, hätte
wahrscheinlich selbst Tschaikowsky beeindruckt. Der hatte
gar nicht vor, überhaupt einen Kalenderzyklus zu komponieren, bis ihn ein Auftrag des Musikverlegers Nikolaj Matwejewitsch Bernard eines besseren befugte: Der Herausgeber
der Petersburger Musikzeitschrift Le Nouvelliste gedachte
monatlich ein Heft mit neuen Klavierstücken Tschaikowskys
herausgeben, der seit 1873 selbst gelegentlich für die Gazette arbeitete.
So entstanden Ende 1875 bis 1876 die zwölf Stücke und erhielten ihre Titel nach den Monaten der Veröffentlichung. Aus
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Tschaikowskys Briefen ist ersichtlich, dass der Verleger ein
ordentliches Honorar zahlte. Die jeweils vorangestellten poetischen Epigraphen (u.a. von Puschkin, Tolstoj) stammten mit
ziemlicher Sicherheit vom Herausgeber, der ein ausgewiesener Kenner der russischen Literatur und auch selbst praktizierender Poet war.
Aus nicht nachvollziehbarem Grund – oder ganz einfach,
um den Stellenwert der Sammlung im Nouvelliste zu betonen, während ansonsten nur Verleger Jürgenson über Tschaikowskys Opuszahlen zu entscheiden pflegte – verlieh
Bernard dem Zyklus die Nummer 37. Als Jürgenson 1885
Bernard die Rechte für die Jahreszeiten abkaufte, ließ er sie
raffinierterweise zunächst einzeln erscheinen, um ihnen als
Zyklus zugleich die »nicht authentische« Opuszahl 37bis anzuhängen. Da hat die Nachwelt dann den Salat mit den Zahlen
und dem Kleingedruckten und den neuen Verzeichnissen:
»ČS« ist sozusagen das »Tschaikowsky-BWV« nach der
neuen Gesamtausgabe, die leider wohl noch nicht allzu
prächtig gedeiht…
Astor Piazzolla
mit dem
Schriftsteller
Horacio Ferrer
und der Sängerin
Amelita Baltar
im Club
Michelangelo in
Buenos Aires,
1970
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kammermusikfestivalhohenstaufen
Natürlich ist es Zufall, aber ein für Werner Thomas-Mifune erwähnenswerter, dass er am selben Tag wie Astor Piazzolla –
20 Jahre nach ihm – geboren wurde. Schon in seiner Jugend
ganz und gar vom Tango begeistert, bereiste Thomas-Mifune
mehrfach Argentinien und hörte in Buenos Aires die besten
Gruppen. Für seine Bearbeitungen der Las Cuatro Estaciones porteñas wurde ihm als letztem Komponisten von den
Rechteverwaltern die Erlaubnis erteilt, ein Werk Piazzollas
umzuschreiben. So entstanden Die vier Jahreszeiten von
Buenos Aires (so könnte der Titel frei übersetzt werden) in
Versionen für Streichtrio, drei Celli und Streichquartett. Das
Ensemble des Hohenstaufener Festivals freut sich ganz besonders, dass er nun extra eine Kontrabass-Stimme für die
heutige Aufführung geschrieben hat!
Der Sommer der Estaciones porteñas verdankt seine Entstehung im August 1965 einer Schusseligkeit: Von Brasilien
nach Buenos Aires zurückkommend, stellte Piazzolla fest,
dass am nächsten Tag ein Konzert mit Aufnahme angesetzt
war (er hatte dies einige Zeit zuvor zugesagt), zu der noch
keine neue Musik existierte. Über Nacht schrieb er vier
Stücke, darunter Verano porteño. Die restlichen drei Jahreszeiten kamen erst fünf Jahre später hinzu: Am 19. Mai 1970, in
einer regnerischen Nacht, wurden Las Cuatro Estaciones
Porteñas zum absoluten Highlight eines live aufgezeichneten
Konzerts, mit dem Astor Piazzolla bei vollem Haus das 10jährige Jubiläum seines Quintetts feierte.
Auch später hat Piazzolla mit seinen Musikern diese vier
Jahreszeiten mitunter als Zyklus aufgeführt, doch in seinem
Werkkatalog sind sie eigenständig gelistet. Neben den
»typischen« Piazzolla-Spezialitäten, die die Stücke unverwechselbar machen – expressive Dissonanzen, jähe Taktwechsel, vielfältige Geräusche und natürlich immer wieder
die kleinen Explosionen, aus denen sich seine wunderbar
mitreißenden Tango-Rhythmen entfalten – guckt aus den
Schlusstakten des Winters denn auch nochmal deutlich
Vivaldis Nasenspitze hervor…
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II
Samstag
11 Uhr
Großes Dreimalvier und kleines Zweimalzwei
Zum Matineekonzert am Samstagvormittag
Vier Geigen, vier Bratschen, vier Celli, zweimal zwiefach gezupft
bzw. virtuos gestrichen… Das klingt zunächst gar nicht
schlecht. Problem: Die Geigen spielen immer die erste Geige,
die Violen geben im Tetrapack Anlass zur vierfachen Monsterwelle aus abgestandenen Bratscherwitzen, die Celli kommen
sich mit Stachel und Bogen sowieso immer in die Quere und
die zwei hübschen Duos haben alle Mühe, im Getümmel der
Viererkämpfe überhaupt wahrgenommen zu werden… Gibt es
nicht schöne alte brave Familien-Quartetti genug, Garanten für
ein trautes Miteinander am heutigen Vormittag? Müssen wir es
dem Schweizer Ordnungskünstler Ursus Wehrli nachtun, der
etwa Gemälde auseinander nimmt und Pinselstriche nach
Dicke, Farbe und Form akkurat neu anordnet? Fänden wir es
prima, wenn vier Countertenöre einen Männerchor gründen
oder vier Dirigenten ein nicht vorhandenes Orchester dirigieren?
Und dann auch noch Uraufführungen? Verflixt nochmal, das
verspricht doch nicht etwa tatsächlich eines dieser berüchtigten
kapriziösen Hohenstaufener Matineekonzerte zu werden?!?
»Telemann kann entsetzlich bummelich schreiben, ohne Kraft
und Saft, ohne Erfindung; er dudelt ein Stück wie das andere
herunter.« Lieber Robert Eitner (1884), wer selbst so entsetzlich
bummelich war, auf das Bummeliche derart Obacht geben zu
müssen (welchselbiges Telemann selbstredend generös zu
bedienen wusste), der hat seinen Platz im Hohenstaufener
Auditorium verwirkt! Dem wären selbst hier nicht die Sinne
aufgegangen, wo eine der raren Originalkompositionen für Violinquartett in audiovisueller Vollendung und mit größter Leidenschaft heruntergedudelt wird!
Fraglos gebührt den Primgeigerinnen und dem Primarius der
erste Programmplatz, auch wenn in ihrem Stück ganz eindeutig
das Bassfundament fehlt. Vier Geigen machen eben noch
keinen Bass – ungeachtet der Versuche, ein bisschen Bässchen
durch abwechselnd tiefstmögliche Geigentöne zu erzeugen.
Selbst dem barocken Komponisten »Sgr. Melante« war die Verdutzheit über den eigenen Mut in seinem G-Dur-Konzert die
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kammermusikfestivalhohenstaufen
Angabe »à 4 Violini Senza basso« im Titel wert. Dieser Melante
war buchstäblich natürlich Telemann – ungerührt mehrfach geschüttelt…
Sei’s drum: Wozu brauchen wir einen Basso, wenn die
Telemannischen Violini so wunderbar wetteifern und so herrlich
schwebende Zustände hervorrufen wie etwa im harmonisch so
kühnen Adagio? Nein wirklich, lieber Herr Eitner, Ihnen fehlte der
musikologische Weitblick! Schlagen wir also anderswo zu Telemann nach: »Sein Wirken war verfehlt und flach.« – Aber das,
werter Carl Hermann Bitter (1872), ist ja nun wirklich absolut bekloppter Bockmist!
»Auf ein System, für ein kleines Instrument schreibt der Mann eine
ganze Welt von tiefsten Gedanken
und gewaltigsten Empfindungen«,
schwärmte ein begeisterter Brahms
1877 gegenüber Clara Schumann
über Bachs Ciaccona aus der zweiten Partita für Violine solo. Zwei
Jahre später schrieb er eine eigene
Fassung für die linke Hand seiner
Freundin – Frau Schumann litt gerade unter einer ihrer Sehnenzerrungen. Auch Claras Robert
wurde vom Kleinod aus BWV 1004 zu einer Transkription angeregt, die Joseph Joachim (dessen lebenslanges geigerisches
»Markenzeichen« das Bachsche Original war) gemeinsam mit
Clara am Flügel gelegentlich darboten.
Mittlerweile kursieren längst Fassungen für Klavier, Orgel,
Cembalo, für Gitarre, Harfe, Akkordeon, Marimba, mit japanischer Trommel, mit Chor und für Orchester. Alles in allem die
üblichen Varianten… Der japanische Komponist und Pianist
Ichiro Nodaïra aber hat den Vogel gleich zweimal abgeschossen: Auf die Idee eines Bratschenquartetts muss man erstmal
kommen, so weit so gut – sie ist mitnichten neu (wie wär’s mal
mit dem süffigen Violen-Schmäh vom Weinzierl?), erscheint
aber irgendwie immer wieder als längst überfällig! Nun also
diese Bachsche Ciaccona, und ihr widmete sich Nodaïra sogar
in zwei Bearbeitungen für vier Bratschen, von denen die erste
kammermusikfestivalhohenstaufen
Ichiro Nodaïra
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von 1999 mit eigenen kompositorischen Ideen durchwirkt ist,
während er in seiner Transformation II zwei Jahre später eng
am Originaltext bleibt: Diese Version ist heute zu hören – natürlich (wie fast immer) in Hohenstaufener Erstaufführung!
Ichiro Nodaïra studierte u. a. am Conservatoire de Paris, war
Professor an der Universität der Schönen Künste in seiner Heimatstadt Tokyo und ist als künstlerischer Direktor der Concert
Hall Shizuoka AOI tätig. Neben seiner Karriere als Konzertpianist mit besonderer Vorliebe für neuere Literatur vermag der
Komponist den Fächer seines Katalogs mit etwa hundert Stücken weit zwischen irgendwelchen Form- oder Genrekonventionen aufzuspannen. Wie gesagt: Da muss man erstmal drauf
kommen…
Jan Esra Kuhl
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Jan Esra Kuhl reagierte ebenso zurückhaltend wie pointiert:
»Erstens würde so ein Text manche Überraschungen, die das
Stück vor allem bei offenem Hören bietet, in Ihrer Frische deutlich trüben, wenn nicht sogar vorweg nehmen. Zweitens denke
ich, dass man alles, was über das Stück zu sagen ist, eigentlich
sowieso im Stück gut hören kann.« Der aus Trier stammende, in
Freiburg studierende junge Komponist und Kirchenmusiker
wurde über seinen Lehrer Jörg Widmann – bestens bekannt
vom Vorjahr – für einen Festivalbeitrag empfohlen. Über sein
Falsches Spiel für vier Celli schien er also nichts schreiben zu
wollen. Na prima!
Kurze Zeit später – dem verzweifelten Redaktör fällt nur noch
Frank Zappas Bonmot ein: »Über Musik zu reden ist wie über
Architektur zu tanzen« – flattert erneut ein elektronisches Briefchen herein. Nein, er halte es durchaus für ergiebig, über Musik
zu reden, so Kuhl, »zumindest wenn man sich dabei dessen bewusst ist, dass man durch die Einteilungs-, Benennungs- und
Hierarchisierungsvorgänge, die im Verbalisieren stattfinden,
immer nur über ein Abbild der Sache sprechen kann.« Und er
habe zwei Vorschläge: Entweder gar keinen Text über das
Stück abzudrucken (sic!) oder aber etwas zu seiner kompositorischen Herangehensweise zu schreiben; und das könne dann
möglicherweise etwa so lauten:
»Oft sind meine Stücke, wenn ich den ersten Ton schreibe,
schon sehr weit vorgeplant. Ich weiß also sehr genau, welchen
kammermusikfestivalhohenstaufen
Verlauf das jeweilige Stück wahrscheinlich nehmen wird. Bei
Falsches Spiel habe ich bewusst einen anderen Weg gewählt:
Als ich den Anfang schrieb, wusste ich überhaupt nicht, wo mich
der kompositorische Weg hinführen würde. Mein Ziel war dabei,
zu einer Stringenz du finden, die sich nicht aus einer übergeordneten, abstrakt planbaren Logik, sondern aus der Komponiersituation selbst ergibt.« Gleich darunter dann die Erkenntnis: »...
ja... vielleicht kann man das sogar nehmen...« Danke, lieber
Komponist!
Unvergesslich jener Märzabend im Jahre 2006, als in einer
»ganz normalen« Harald Schmidt-Show der Master plötzlich
den Guru gab und einen waschechten Gottschalk in »Wetten,
dass…« glänzend aufs Imitat legte. Die Wette dann der Hammer:
Andrack sollte binnen einer Minute eine Armada von CD-Ghettoblastern in Gang bringen, um die Neueinspielung sämtlicher
Claviersonaten von Domenico Scarlatti durch Scott Ross in
kürzester Zeit vorzustellen. Aus 34 Stunden Cembalo-Gezirpe
wurde so ein hochkomplexer kakophonischer Cluster, wie ihn
selbst Cage kaum zustande gebracht hätte!
Natürlich schreit eine solcherart despektierliche Aktion
geradezu nach Revanche und Rehabilitation des großen
Domenico, im Bachjahr 1685 gebürtigen Neapolitaners und
Sohn des Sizilianers Alessandro Scarlatti! Unsere zwei
Hohenstaufener Kammermeister der Zupfzunft wissen sich
dieser ehrenvollen Herausforderung bravourös zu stellen und
geben eine der schönsten von 555 Sonaten aus seiner frühen
Schaffensperiode zum Besten. Überliefert ist sie in einem venezianischen Manuskript-Buch von 1742, das aus dem Besitz der
spanischen Königin Maria Barbara – als Infantin eine Schülerin
Scarlattis – stammt und neben weiteren Bänden möglicherweise testamentarisch dem famosen italienischen Kastraten
Farinelli vermacht wurde, der am spanischen Hofe angestellt
war.
Die Quelle enthält keine Angaben zu spezifischer Instrumentalbesetzung. Wenngleich auch einige Passagen im zweiten Satz
durch ihren Tonumfang auf eine Violinstimme hinweisen, so lassen wir uns schon aus Gründen liebgewordener Gewohnheiten
(ein Hohenstaufener Matineekonzert bietet bestmögliche Ab-
kammermusikfestivalhohenstaufen
15
wechslung) und im Sinne ausgleichender Gerechtigkeit die gezupfte Variante auf’s Trefflichste gefallen. Ach ja, und hören Sie
auf so eine Art Zigeuner-Flamenco-Tango…
Daniel Röhn
in Aktion,
Hohenstaufen
2009
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Heute vor fast genau zwei Jahren, selbe Uhrzeit, selber Ort …
Auf dem Podium zwei Herren mit ihren Geliebten. Zwei Fräcke
mit Vollblutkünstlern drin, zwei Geigen dran. Und dann ging’s
los, aber so dermaßen… Spätestens da wusste auch der anspruchsvollste Festivalist, in welch himmelhohe Sphären der Virtuosität sich unsere Musiker aufzuschwingen vermögen. Und
dass es dem Publikum außerordentliche Erheiterung beschert,
wenn sich einer der Künstler anschickt, auf seiner Geliebten
wie auf einer Gitarre rumzuklimpern. Hut ab, Frau Mütze!
Nun hat Daniel Röhn eine neue Kostbarkeit seiner musischen Intentionen mit auf den Berg gebracht. Und diesmal
greift er zur Bratsche – was nebenher die Mär glaubhaft unterstützen mag, ein echter Künstler habe auch mehrere
Geliebte… Auf die Frage nach einem kleinen Wort der
Erläuterung des neuen Röhnschen Opus’ hat der Geigenbratscher und Komponiste höchstselbst einen Text
verfasst, der ihn neben nachweislicher Beherrschung
des Liebkosens seiner Geliebten zudem noch als Cineasten und Meister prononcierten Feuilletons ausweist.
Selten, um nicht zu sagen niemals je zuvor wurde ein
Kunstwerk für seine glanzvolle Premiere so erhellend,
gleichzeitig tiefenstrukturell analysierend, ja sezierend
offengelegt und allgemeinverständlich nahegebracht! Hier des
großen Röhns kleiner Wortlaut zu seiner Uraufführung:
»Der Zyklus Themen ohne Variationen ist wie James Bond:
Man kennt irgendwie alles, auch in der haarsträubendsten Situation muss Humor bewahrt werden, und die Reihe könnte
praktisch beliebig lang fortgesetzt werden. Denn ihr musikalischer Inhalt schöpft größtenteils aus der schier endlosen Weite
der symphonischen Literatur. Als Verneigung vor dieser und
ihren Komponisten ist dieses Werk zu verstehen. Die ersten
beiden Sätze feiern in Hohenstaufen Premiere, ein dritter ist in
Arbeit. Hoffentlich sind am Ende alle ein Connery!«
kammermusikfestivalhohenstaufen
»Kammer zum Prunksaal erweitert«
Zum Benefizkonzert am Samstagabend
»Seit dem ich seine Quintetten für zwey Violoncelle kenne,
seit dem fängt der Mann auch an, (wenigstens für mich) wärmer, und für die Arten des Gefühls bestimmender zu werden
[…] Sie sind schön…« Mit diesen Zeilen legte der gebildete
Musikliebhaber Carl Ludwig Junker (Zwanzig Componisten,
eine Skizze, Bern 1776) zumindest noch ein gutes Wörtchen
für Boccherini ein, dessen Werk er
in seinem umfangreichen Pamphlet
ansonsten in verschrobenstem Stil
niedergemacht hatte. Immerhin gilt
der Italiener, der so lange in Spanien gelebt hat, als Erfinder des
Quintetts mit zwei Celli. Beim heutigen Quintett geht es uns aber nicht
um gattungsgeschichtliche Bedeutung, denn La Musica Notturna
delle strade di Madrid ist herrliche
Programmmusik ohne Wenn und
Aber! Boccherini selbst hat sie also
erläutert:
»Dieses Quintettino beschreibt
die Musik, die man nachts in den
Straßen von Madrid hört, vom Läuten des Ave Maria bis zum Aufziehen einer Nachtwache. All das ist
nicht mit der Strenge behandelt,
wie sie der Kontrapunkt verlangen würde, sondern zielt einzig
und allein darauf ab, die Dinge, die ich schildern wollte, möglichst naturgetreu wiederzugeben. Ave Maria delle Parrochie
– das Läuten des Ave Maria der verschiedenen Pfarrkirchen
der Stadt. Dann das Minuetto dei ciechi, das Menuett der
blinden Bettler (con mala grazia). Die Cellisten müssen ihr Instrument quer über die Knie legen und mit sämtlichen Fingernägeln den Klang einer Gitarre imitieren. Nach einer kurzen
Pause wird das gesamte Menuett wiederholt und geht in den
Rosario (Rosenkranz) über, der ohne festes Metrum gespielt
kammermusikfestivalhohenstaufen
III
Samstag
19 Uhr
Luigi Boccherini
mit Pietro
Nardini, Filippo
Manfredi und
Giuseppe
Cambini in
einem venezianischen
Patrizierhaus.
Gemälde von
Pietro Longhi,
1767
17
werden muss. Auf den Rosario folgt eine Passacaglia der
Straßensänger (mit gitarrenähnlichen Pizzicato-Effekten) und
schließlich die Ritirata. Man muss sich vorstellen, dass dieses
Aufziehen der Nachtwache zunächst aus der Ferne zu hören
ist und so leise gespielt werden muss, dass man es kaum
wahrnimmt. Die nachfolgenden crescendo- und marcandoVorschriften sind strikt zu beachten.«
Ein Wenn oder Aber gibt es dann doch: Wie in manch
anderer Programmmusik nimmt auch unser Komponist die
Tableaus als willkommenen Anlass für gewagte Experimente
mit Klangfarben und dissonanten Kühnheiten. Vielleicht
erschienen sie ihm letztlich sogar zu frech für eine Drucklegung, wenn er seinem Verleger Pleyel gegenüber zu bedenken gab: »Außerhalb Spaniens ist das Stück völlig sinnlos
und sogar lächerlich. Die Zuhörer würden nie seine Bedeutung verstehen, und die Interpreten wären nicht fähig, es so
zu spielen, wie es sich gehört.« Wahrscheinlich hat er geahnt,
welch hanebüchenes Argument er da gerade verzapfte.
Vor zwei Jahren wurde es mit einem eher verhaltenen Paukenschlag veröffentlicht: Das MWV, zunächst in der »kleinen«
Ausgabe fertiggestellt vom Leipziger Ralf Wehner. Den Liebhabern der Werke Felix Mendelssohns wird nun kaum
etwas anderes übrig bleiben, als »EmWeVau« in ihr Vokabular
zu übernehmen, denn gar vieles hat sich in der Systematik
des Mendelssohnschen Schaffens nach dessen Tod derart
hartnäckig verschoben, dass es eine geraume Zeit dauern
wird, bis etwa »falsche« Opuszahlen der neuen Benennung
weichen werden. So spielen die Musiker heute auch nicht die
»Streichersinfonie Nr. 10«, sondern den Sinfonie-Satz
(Sinfonia X) h-Moll MWV N 10. So sperrig das klingt, so
recht und billig erscheint es, sich nicht allzu hart gegen gute
und notwendige musikwissenschaftliche Novitäten zu versteifen.
Es war die Zeit, in der Carl Friedrich Zelter noch mit Argusaugen über die Ausbildung seines Zöglings wachte: »Er
wächst unter meinen Augen« konstatierte er 1823 nicht ohne
Erstaunen über die Geschwindigkeit, mit der der 14jährige
sich entwickelte. In diesem Jahr brach sich das Talent in
18
kammermusikfestivalhohenstaufen
einer wahren Flut von Werken Bahn: zwei Konzerte, ein (weiteres) Klavierquartett, ein Streichquartett, eine Violinsonate,
ein Kyrie, Lieder, Klavier- und Orgelwerke, seine vierte Oper
(Der Onkel aus Boston oder Die beiden Neffen) und das
zweite halbe Dutzend von Streichersinfonien, darunter das
Stück mit der Nummer X, entstanden zwischen 13. und
18. Mai 1823.
»Wie ein Pendel bewegen sich diese Kompositionen
zwischen intellektuellem Bach’schen Kontrapunkt und anmutiger Wiener Klassik. Trotz ihrer Rückgriffe […] lassen
diese Sinfonien auch Freude am Experimentieren erkennen.
Die Teilung der Violastimme führt zu einer erweiterten fünfstimmigen Textur […], die sich vom traditionellen vierstimmigen Satz der ersten sechs Streichersinfonien abhebt. Durch
Teilung sowohl der Violen als auch der Trennung von Kontrabass und Cello erweitert er das Ensemble gelegentlich auf
sechs Stimmen. Die Streichersinfonien von 1823 belegen
nachdrücklich Mendelssohns erste ernsthafte Auseinandersetzung mit Beethovens Musik, ihre gegen den Takt verlaufende Rhythmik, ihre markanten verminderten Septakkorde und lebhaften
Strettas.« (R. Larry Todd, 2008)
Anton
von Webern
Foto, um 1905
»Als es Nacht war, da weinte der Himmel
bitterlich, doch ich wanderte auf einer
Straße mit ihr. Ein Mantel schützte uns
beide. Unsre Liebe stieg auf in unendliche
Höhen und erfüllte das All! Zwei Seelen
waren trunken.« In den Pfingstferien 1905
unternahm Anton von Webern (das
»von« trug er bis zur Revolution im
Namen) mit seiner Cousine und Braut
Wilhelmine Mörtl einen fünftägigen Ausflug ins Waldviertel in Niederösterreich.
Die natur- und liebeserfüllten Tagebucheintragungen des jungen Mannes waren
die eine, der Langsame Satz des Studenten die andere kostbare Frucht seines
Verliebtseins.
kammermusikfestivalhohenstaufen
19
Webern war seit 1902 Student am Musikhistorischen Institut
der Wiener Universität (wo er 1906 über Heinrich Isaac und
sein Choralis Constantinus promovierte) und nahm seit einem
knappen Jahr zusätzlich Unterricht bei Arnold Schönberg –
eine Begegnung gleich einer Initialzündung, deren Heftigkeit
und bleibende Wirkung immer wieder hervorgehoben wurden.
So schrieb bereits Paul Bekker 1922 vom »scharf ätzenden
Tropfen«, der »in eine zarte, weiche Substanz gefallen« sei. Der
Einfluss Schönbergs auf das verliebt-spätromantische Idiom
des Langsamen Satzes mag in einer Art »diatonischer Diät«
bestanden haben, die ihm der Lehrer verordnete; so gerät die
Harmonik »bereits sorgfältiger, ja durchaus klassisch behandelt. Die Vortragbezeichnung Langsam mit bewegtem Ausdruck bringt den zwiespältigen Charakter des Stückes gut
zum Ausdruck; der Fülle des Wohllauts kontrastieren – freilich
selten – Momente geradezu expressionistischer Schärfe.«
(Volker Tarnow, 2009)
Anton Webern selbst nannte noch einen weiteren Namen,
als er seine künstlerischen Intentionen wenige Wochen nach
dem Langsamen Satz in einem Brief an Heinrich Jalowetz formulierte: »Seit mir Beethovens Musik halbwegs aufgegangen
und Schönbergs Werke mich so wunderbar berührt haben,
reift in mir eine große Liebe zu dem Strengen, Herben, Ernsten
und Erhabenen – und so liebe ich auch die herbe Schönheit
der Alpen immer mehr und mehr.« Ein vom Komponisten angefertigter erhaltener Stimmensatz des Stücks lässt vermuten,
dass es schon kurze Zeit nach der Niederschrift im Schönberg-Kreis gespielt wurde; erst 1962 erlebte es seine Uraufführung beim 1. Internationalen Webern Festival in Seattle mit
dem University of Washington String Quartet.
Fünf Jahre alt war Anton Webern, als ihm die Mutter ersten
Klavierunterricht gab; er lernte Cello und war mit 14 Orchestermitglied in Klagenfurt. Boccherini studierte als 10jähriger in
Rom und war als Jugendlicher in seiner Heimatstadt Lucca
bereits ein bestens honorierter Musiker. Mendelssohn war ein
Wunderkind wie es im Buche steht. Ebenso der kleine Erich
Wolfgang Korngold: Er sorgte in Wien für Aufregung, als er
mit elf Jahren ein pantomimisches Ballett Der Schneemann
20
kammermusikfestivalhohenstaufen
ablieferte, das von Zemlinsky orchestriert und von Franz Schalk an der
Hofoper aufgeführt wurde!
Zwei erfolgreiche Einakter später,
parallel zur Komposition des zweiten
(Violanta), beschäftigte sich Korngold
mit einer Streichsextettkomposition.
Seit der Aufführung von Schönbergs
Verklärter Nacht 1902 waren zwar anderthalb Jahrzehnte vergangen, doch
dem Vergleich entkam auch das neue
Werk des knapp 20jährigen Korngold
nicht – dieselbe Tonart, Anklänge in
den Chromatismen oder die gezupften
Cello-Akkorde im langsamen Satz
machten es den pfiffigen Rezensenten
hierin auch nicht allzu schwer. Eine Eigenart der beiden Sextette schien
selbst darin zu bestehen, dass sie sich
aus der Kammermusikform im klassischen Sinne heraushoben. So schrieb die Neue Musik-Zeitung, Korngolds Streichsextett sei »nach den großen
Theatererfolgen das erste Zurückgreifen auf die beschränkten Mittel der Kammermusik. Nun, die Kammer hat sich in
der neuen Produktion schon oft zum Prunksaal erweitert,
und wie Schönbergs wirklich ›verklärtes‹ Sextett das Tristanorchester dem Kammerspiel gewann, so tut [es] hier Korngold mit dem schweren Renaissanceprunk seiner Violanta.«
Mitten im Krieg – der mit Korngold bekannte Arzt der Hofoper sorgte dafür, dass er für kriegsdienstuntauglich erklärt
wurde und zur Musikkapelle eines Infanterieregimentes kam
– wurde das Streichsextett op. 10 am 2. Mai 1917 vom
erweiterten Rosé-Quartett in Wien uraufgeführt. Dessen
Gründer Arnold Josef Rosé (eigentlich Rosenblum) war Konzertmeister der Wiener Philharmoniker und mit Justine Mahler, der Schwester von Gustav Mahler, verheiratet. Und er
zählte zu den Förderern des großen musikalischen Talents
von Erich Wolfgang Korngold.
kammermusikfestivalhohenstaufen
Erich Wolfgang
Korngold
Foto von 1916
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IV
Sonntag
17 Uhr
Johannes
Brahms, 1881
(frühes Foto mit
Bart)
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Missverständnisse nicht ausgeschlossen
Zu den drei »Großen« im Abschlusskonzert
Johannes Brahms scheint die Arbeit an seinem ersten
Streichquintett in F mit leichter Feder geraten zu sein.
Verglichen mit den Mühen, die ihm rund zwei Jahrzehnte
zuvor eine geplante solche Komposition machte, die schließlich zum Klavierquintett op. 34 wurde, deutet die kurze Zeitspanne zwischen der Entstehung (»im Frühling 1882«) bis
zur ersten Veröffentlichung Ende des Jahres auf
eine Arbeit ohne skrupulöse Unterbrechungen.
Einen Monat nach Abschluss des Manuskripts ging die Partitur über Billroth an
den Kopisten, Ende Juli erhielt sie Elisabeth von Herzogenberg, die Brahms am
6. August ausführlich für »das liebe,
schöne Stück« dankte. Da sie die
Noten bereits retourniert hatte, zitierte
sie ihre Lieblingsstellen aus dem Gedächtnis. Im August wurde das Quintett zweimal in privatem Kreis
ausprobiert, bevor am 29. Dezember
in Frankfurt seine öffentliche Premiere folgte.
Nicht ohne Augenzwinkern verwies Brahms auf die Dreisätzigkeit
des Quintetts; ist doch der Mittelsatz
ein komplexes Gebilde, das ein Adagio
mit den Merkmalen eines Scherzo
kreuzt. Beiden Bestandteilen liegen
frühere Brahmssche Klaviertänze (Gavotte
und Sarabande) zugrunde. Doch wie überraschend dann das Finale nach dem leisen Ausklang des Mittelsatzes! Während der Satz einem
Wiener Rezensenten (Neue Zeitschrift für Musik, 1883)
aufgrund »seiner fast allzu bündigen Kürze« befremdlich erschien, musste man aus Leipzig hören, das Quintett habe
»uns weder durchweg abgestoßen, noch sind wir von ihm
durchweg sympathisch berührt worden«. Namentlich das Fi-
kammermusikfestivalhohenstaufen
nale biete »genau besehen, nichts als zappelnde Unruhe«
(Signale für die musikalische Welt).
Auf zwei Tuttischläge folgt eine schnurrende Achtelkette
der ersten Bratsche, die sich als Fugenthema entpuppt, ohne
dass die zunächst regulär verlaufenden Wechsel von Dux
und Comes allerdings zu ihrem formalen Abschluss fänden:
Nach dem letzten Fugeneinsatz gerät die Fuge aus den
Fugen; der Satz scheint sich in punktierten Vierteln festzufahren. Mit diesem Finale hat Brahms nicht nur seine Zeitgenossen gefoppt, sondern scheint noch heute die mühsam
formulierende Musikwissenschaft zu nasführen: »Im raschen
Wechsel derartiger Kontraste mag man zunächst […] einen
Effekt des ›Komischen‹ sehen, indes verflüchtigt sich der
Eindruck, sobald man die Funktion der unterschiedlichen
Gestalten im Satzprozess erfasst« – Aha.
»Auch ziehen drey neue, sehr lange und schwierige Beethovensche Violinquartetten, dem russischen Botschafter, Grafen Rasumovsky zugeeignet, die Aufmerksamkeit aller
Kenner an sich. Sie sind tief gedacht und trefflich gearbeitet,
aber nicht allgemeinfasslich.« – Damit traf die Allgemeine
musikalische Zeitung vom März 1807 den Nagel insofern auf
den Kopf, als das heute zu hörende erste der RasumowskyQuartette eine ganze Reihe von Irritationen ausgelöst hat, die
in genüsslichen anekdotischen Schilderungen festgehalten
wurden.
So sollen die Musiker des Schuppanzigh-Quartetts beim
ersten Anspiel, in der festen Überzeugung, Beethoven habe
sich anstelle des neuen Quartetts einen musikalischen Schabernack erlaubt, ungehemmt losgelacht haben. Tatsächlich
entsprach schon der Beginn – ohne erste Violine, ohne klaren
thematischen Umriss, ohne tonales Fundament – in keiner
Weise den damaligen Erwartungen an eine ordentliche
Streichquartett-Einleitung. Orientierungslosigkeit auch ein
paar Jahre später, als der berühmte Cellist Bernhard Romberg 1812 mit dem zweiten Satz – er beginnt ebenfalls mit
fragmentarischen Materialbausteinen – konfrontiert wurde,
die Noten auf den Boden geschmissen und auf der »unwürdige[n] Mystifikation« herumgetrampelt sein soll. Von der
kammermusikfestivalhohenstaufen
23
jüngstvergangenen Probenwoche in Hohenstaufen dürften
derartige Ausfälle kaum zu vermelden sein.
Beethoven hat sein F-Dur-Quartett am 26. Mai 1806 begonnen und Anfang Juli fertiggestellt. Schon damals scheint
mit dem befreundeten Grafen und russischen Diplomaten in
Wien, Andreas Kyrillowitsch Rasumowsky, der Widmungsträger festgestanden haben, denn Beethoven verwendete als
»Vor Franz Schuberts Streichquintett in C-Dur verneigen
sich alle Menschen, denen Musik, Kammermusik gar, etwas
bedeutet, glücklich bewundernd – oder sie schwärmen [...]
Es ist rätselhaft, und es ist vollendet […] Mit Worten kann
kein Mensch das tönende Mysterium dieses Werkes völlig
enträtseln oder auf Begriffe bringen.« (Joachim Kaiser)
Es ist sein einziges Streichquintett und sein letztes Kammermusikwerk. Was haben wir bei Schubert nicht alles
schon gehört und gelesen von »Reife« und »Vollendung«,
unter den Rubriken »Spätwerk« und »Todesahnung« – was
bei einem gerade Dreißigjährigen ohnehin fragwürdig erscheint. Hätte er denn danach nichts mehr geschrieben, vor
allem aber: Mit welchen Begriffen würden wir, wäre Schubert
viel älter geworden, sein Werk heute zu kategorisieren
suchen? Letztlich sind wir es, die diese ebenso bedeutungs-
Beethoven
und das
Rasumowskysche Quartett.
Nach einem
Gemälde (1872)
von August
Borckmann
24
Geste Melodien, die er der 1790 veröffentlichten Sammlung
russischer Volkslieder mit ihren Melodien von Iwan Pratsch
entnahm.
»Wie bekannt, war Beethoven im Fürstlich Rasumowsky’schen Hause so zu sagen Hahn im Korbe. Alles was er
komponierte, wurde dort brühwarm aus der Pfanne durchprobiert und nach eigener Angabe haarscharf genau wie er
es ebenso, und schlechterdings nicht anders haben wollte,
ausgeführt, mit einem Eifer, mit Liebe, Folgsamkeit und einer
Pietät, die nur solch glühenden Verehrern seines erhabenen
Genius entstammen konnte […]« (Bericht von Ignaz von
Seyfried, nach Anton Schindlers Schuppanzigh-Artikel in der
Encyclopädie der gesammten musikalischen Wissenschaften
oder Universal-Lexikon der Tonkunst, Stuttgart, 1835-38).
Nach der anfänglichen Verblüffung über Beethovens
neues Opus konnte die AmZ bereits im Mai 1807 entschieden
optimistischer berichten: »In Wien gefallen Beethovens neueste schwere, aber gediegene Quartetten immer mehr; die
Liebhaber hoffen sie bald gestochen zu sehen.« Dennoch
haben sich Künstler wie Publikum nie so ganz mit den »vorsätzlich schockierenden Banalitäten« (Peter Gülke, 1983) der
Rasumowsky-Quartette anfreunden können. Heut abend mal
ausgenommen.
kammermusikfestivalhohenstaufen
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schweren wie selten den Kompositionen selbst innewohnenden Stigmata offenbar benötigen, um halbwegs sicher durch
die Musik aus längst vergangenen Zeiten zu navigieren.
Schuberts Quintett, wahrscheinlich im September 1828 in
Wien entstanden, ist ein Solitär insofern, als man ihm den
Stellenwert eines ästhetischen Experiments zuschreiben
darf, bei dem er die Entwicklungslinien seiner Kammermusik
gebündelt und weitergeführt hat. Besonders auffällig erscheint der bereits im Kopfsatz auftretende »Schlüsselakkord«, ein aus der Tonika hervortretender und wieder in sie
»zusammenfallender« verminderter Septakkord, dem man
auch in anderen Werken etwa aus derselben Zeit wiederbegegnet.
Die vier Sätze des Quintetts »verjüngen« sich nach hinten
in ihrer Dauer; das abschließende Allegretto ist der kürzeste
Satz und wirkt – etwa im Vergleich zum erschütternden Ausbruch des halbtönig verschobenen Adagio-Mittelteils – zunächst unproblematisch und heiter. Doch in diesem Satz, der
in einer »leeren« Oktave ausklingt, wird nochmals die ganze
Fülle der zuvor verwendeten Ausdrucksmöglichkeiten konzentriert und reflektiert. Andererseits dürfen wir uns getrost
an der heiteren Anmutung des Werkes, am Tänzerischen, an
den Melodien erfreuen, ohne sogleich an die postum verliehene Etikette »Todesahnungen« erinnert werden zu müssen –
oder eben doch...?
Das Schubert-Denkmal
im Garten der Stuttgarter Liederhalle,
aufgenommen im März 1934
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VEREIN KAMMERMUSIK
FESTIVAL HOHENSTAUFEN E.V.
Der Eintritt zu den Konzerten des
Kammermusik Festival Hohenstaufen ist traditionell frei. Wie geht
das? Seit Beginn des Festivals
2006 treten unsere Künstler ohne
Honorar auf. Die Freude am gemeinsamen Musizieren und die
einzigartige Atmosphäre in Hohenstaufen machen es möglich.
Trotzdem kostet so ein Festival
natürlich viel Geld.
Mit Ihrem (frei wählbaren) Mitgliedsbeitrag unterstützen Sie uns
nachhaltig und sichern somit das
Fortbestehen des Festivals. Für
Sie als Vereinsmitglied reservieren
wir die besten Sitzplätze für die
Konzerte in der Kirche. Wir bieten
Ihnen die Möglichkeit – nach Anmeldung – ausgewählte Proben zu
besuchen und werden Sie selbstverständlich frühzeitig über alle
Neuigkeiten informieren. Außerdem laden wir Sie, Ihre Familie
und Ihre Freunde persönlich zu
exklusiven Mitgliederkonzerten mit
anschließender Versammlung ein.
Zu Weihnachten erhalten Sie eine
CD mit einem Mitschnitt der Festivalkonzerte.
Wir würden uns ganz außerordentlich freuen, Sie als Mitglied
in unserem Verein begrüßen
zu dürfen.
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DÁVID ADORJÁN
VIOLONCELLO
GABRIEL ADORJÁN
VIOLINE
AVI AVITAL
MANDOLINE
Dávid Adorján, 1972 in Köln geboren, erhielt
seinen ersten Cellounterricht im Alter von
fünf Jahren. Seine Lehrer waren Jan Polasek, Frans Helmerson und Heinrich Schiff.
1986 wurde Dávid Adorján Bundespreisträger beim Wettbewerb »Jugend Musiziert«,
1993 erhielt er den Kulturförderpreis
Gasteig und 1994 gewann er den 1. Preis
beim Internationalen Cellowettbewerb in
Gorizia, Italien.
1999 wurde er Solocellist im Deutschen
Symphonie-Orchester Berlin. Dávid Adorján ist Kammermusikpartner von Renaud
Capuçon, Jörg Widmann, Bruno Weinmeister, Heinrich Schiff sowie den Pianisten
Alexander Lonquich, Oliver Triendl, Alexandre Rabinovitch, Paolo Giacometti und
Anna Gourari.
Als Solist konzertierte Dávid Adorján mit
verschiedenen Orchestern in Deutschland,
Italien, Frankreich, der Türkei, Slowenien,
Österreich, Japan und Südamerika unter
der Leitung von Dirigenten wie Christopher
Hogwood, Michael Gielen und Mariss Jansons.
Rundfunkproduktionen beim Bayerischen Rundfunk, dem SWR, WDR und
beim schweizerischen DRS, sowie CD-Produktionen bei Labels wie cpo und Thorofon
dokumentieren seinen künstlerischen
Rang. Dávid Adorján spielt ein Violoncello
von Carlo Giuseppe Testore, Mailand, aus
dem Jahre 1697.
Gabriel Adorján, 1975 in München geboren,
erhielt im Alter von vier Jahren seinen ersten Violinunterricht. Sein Studium begann
er bei Ana Chumachenco an der Musikhochschule seiner Heimatstadt und ergänzte es von 1993 bis 1995 bei Aaron
Rosand am Curtis Institute of Music in
Philadelphia.
1996 erwarb er in München sein Künstlerisches Diplom mit Auszeichnung und
setzte seine Studien in der Meisterklasse
von Igor Ozim fort. Darüber hinaus nahm
Gabriel Adorján an Meisterkursen bei Nicolas Chumachenco, Abram Shtern, György
Kurtag und Sandor Vegh teil.
Als Solist spielte er unter anderen mit
den Münchner Symphonikern, dem Symphonieorchester Nowosibirsk, dem Berner
Symphonieorchester und der Staatsphilharmonie Rheinland-Pfalz. Er ist Mitglied
des Zürcher Klaviertrios und in verschiedenen anderen Formationen ein vielbeschäftigter Kammermusiker, was durch mehrere
Rundfunk- und Schallplattenaufnahmen
dokumentiert ist.
Gabriel Adorján ist Preisträger internationaler Wettbewerbe, wie dem LeopoldMozart-Wettbewerb in Augsburg, dem
Internationalen Wettbewerb in Genf (CIEM),
dem Paganini-Wettbewerb in Genua sowie
dem ARD-Wettbewerb in München. Gabriel
Adorján ist 1. Konzertmeister im Orchester
der Komischen Oper Berlin und Konzertmeister der Bayerischen Kammerphilharmonie.
Der junge israelische Mandolinist Avi Avital
graduierte an der Jerusalem Academy of
Music und reifte am Conservatorio Statale
di Musica C. Pollini Padua zu einem der
herausragenden Solisten unserer Zeit. Er
trat mit renommierten Orchestern auf
(Israel Philharmonic, I Pomeriggi Musicali di
Milano, New York Metropolis Ensemble)
und arbeitete unter namhaften Dirigenten
wie Mstislav Rostropovitch, Asher Fisch
und Philippe Entremont. Darüberhinaus
wird er zu besonderen Anlässen als Gastsolist zu Konzerten von Giora Feidman eingeladen.
2007 gewann Avi Avital den angesehenen israelischen Solistenpreis »Aviv
Competition«, der erstmalig an einen Mandolinisten vergeben wurde. Im Jahr darauf
erhielt er in Israel den Sonderpreis des
Kulturministeriums, und in Deutschland
wurde seine Einspielung mit dem David
Orlowsky Trio mit dem ECHO ausgezeichnet. Zu Vorlesungen und Meisterklassen
folgte er dem Ruf des Conservatorio Verdi
di Milano, der Schola Cantorum Basiliensis,
der New Yorker Julliard School of Music
sowie der Stanford University in Kalifornien.
Sein Interesse an verschiedensten
musikalischen Stilrichtungen machen ihn
zu einem der facettenreichsten Mandolinisten unserer Zeit. Wenn er nicht auf den
internationalen Konzertbühnen gastiert,
verbringt Avi Avital seine Zeit bei seiner
Familie in Israel oder in seiner derzeitigen
Wahlheimat Berlin.
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VILMOS BUZA
KONTRABASS
MARINA CHICHE
VIOLINE
Vilmos Buza wurde in Ungarn geboren und
studierte zunächst in seiner Heimatstadt
Budapest bei Zoltán Tibay und Lajos
Montag. Später absolvierte er ein Aufbaustudium in Berlin bei Barbara Sanderling.
Weitere musikalische Impulse gaben ihm
Meisterkurse von Ludwig Streicher, Klaus
Trumpf und David Walter. KammermusikMeisterklassen von Simon Albert, György
Kurtág, Lorand Fenyves und Dénes
Zsigmondy vervollkommneten seine
musikalischen Studien.
Vilmos Buza konzertierte mit zahlreichen Kammerorchestern in ganz Europa
und war Solobassist unter der Leitung von
u.a. Sándor Végh, Péter Eötvös und Heinz
Holliger. Solistische Auftritte führten ihn
nach Frankreich, Polen, in die Schweiz und
nach Ungarn. Vilmos Buza ist Kammermusikpartner von Giuliano Carmignola und
Sergio Azzolini.
Zahlreiche CD-Einspielungen als Solist
mit dem ungarischen Rundfunkorchester,
sowie Solosonaten von Gioachino Rossini
sind beim renommierten Label Naxos erschienen. Eine besondere Leidenschaft
von Vilmos Buza gilt der jüdischen
Volksmusik. Vilmos Buza unterrichtet in
Kecskemét am Zoltán Kodály Konservatorium.
Marina Chiche wurde 1981 in Marseille
geboren und begann im Alter von 3 Jahren
mit dem Violinspiel. Sie wurde von Jean Ter
Merguerian am Conservatoire National de
Région unterrichtet, kam mit sechzehn
Jahren an das Conservatoire National
Supérieure de Musique de Paris und
schloss das Studium in den Fächern für
Violine (Gérard Poulet und Boris Galitsky),
Kammermusik (Pierre-Laurent Aimard) und
Analyse mit dem »Premier Prix« ab.
Sie arbeitete danach mit Boris Kuschnir
an der Universität für Musik Graz sowie mit
Ana Chumachenco an der Musikhochschule München zusammen, wo sie das
Diplom mit höchster Auszeichnung erhielt.
Meisterkurse bei Joseph Silverstein, Ida
Haendel, Boris Belkin, György Kurtág und
Gerhard Schulz bereicherten ihre Ausbildung, zahlreiche Preise bestätigten ihren
erfolgreichen Weg.
Als Solistin tritt Marina Chiche regelmäßig mit renommierten französischen
Orchestern unter der Leitung von John
Nelson, Frédéric Lodéon, Jacques Mercier,
Yuri Bashmet, Arie van Beek und Pascal
Verrot auf. Darüberhinaus ist sie eine
leidenschaftliche Kammermusikerin und
hatte Gelegenheit, mit Künstlern verschiedener Generationen zu spielen: Joseph
Silverstein, Augustin Dumay, Renaud
Capuçon, Pierre-Laurent Aimard, Vladimir
Mendelssohn, Gérard Caussé, Stephen
Kovacevich, Jonathan Gilad, Jérome
Ducros und Dana Ciocarlie.
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ANTOANETA
EMANUILOVA
VIOLONCELLO
Antoaneta Emanuilova absolvierte ihr
Cellostudium bei Wolfgang Boettcher und
Jens Peter Maintz in Berlin sowie bei Joel
Krosnick an der Juilliard School in New
York. Neben Ersten Bundespreisen beim
Wettbewerb »Jugend Musiziert« erhielt sie
einen 1. Preis beim Domenico-GabrielliVioloncellowettbewerb in Berlin sowie den
Grand Prix beim internationalen Wettbewerb »Musik und Erde« in Sofia.
Als Solistin spielte Antoaneta Emanuilova u.a. mit den Baden-Badener Philharmonikern, den Sofioter Solisten sowie
der Sinfonietta Sofia. Ihre intensive
kammermusikalische Tätigkeit führte sie zu
künstlerischer Zusammenarbeit mit
Thomas Brandis, Eszter Haffner und dem
Kuss-Quartett.
Derzeit ist Antoaneta Emanuilova stellvertretende Solocellistin im GürzenichOrchester Köln und Mitglied des Lucerne
Festival Orchestra unter Claudio Abbado.
kammermusikfestivalhohenstaufen
AMIHAI GROSZ
VIOLA
Amihai Grosz begann sein Bratschenstudium mit zwölf Jahren bei David Chen
an der Jerusalem Academy of Music,
später wurde er Schüler von Tabea
Zimmermann an der Berliner Hochschule
für Musik »Hanns Eisler« und von Haim
Taub am Keshet Eilon Music Center.
Als Solist konzertierte er bereits mit
verschiedenen renommierten Orchestern
Israels und Deutschlands, z.B. mit dem
Jerusalem Symphony Orchestra, dem
Israel Chamber Orchestra, dem Münchner
Kammerorchester und der Staatskapelle
Berlin. Dabei hatte er die Möglichkeit, mit
Künstlern wie Isaac Stern, Daniel Barenboim, Mitsuko Uchida, Yefim Bronfman und
David Geringas zusammen zu arbeiten. Er
ist Gründungsmitglied des Jerusalem
String Quartet und wirkte als Kammermusiker bei renommierten Festivals in
Israel, den Niederlanden und der Schweiz
mit.
Im Jahr 1996 gewann er den 1. Preis
beim Brown-Roger-Siegel Wettbewerb und
2007 wurde er Gottesman-Preisträger beim
Aviv-Wettbewerb in Jerusalem. Seit
September 2010 ist Amihai Grosz erster
Solo-Bratscher bei den Berliner Philharmonikern. Das kostbare Instrument das er
spielt, eine Gasparo da Salò aus dem
16. Jahrhundert, wurde ihm aus einer
privaten Sammlung auf Lebenszeit zur Verfügung gestellt.
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CHRISTOPHER
JEPSON
VIOLONCELLO
Christopher Jepson wurde 1982 in Guildford, England geboren. Im Alter von zehn
Jahren bekam er den ersten Cellounterricht. Als Vierzehnjähriger erhielt er ein Stipendium für ein Studium bei Leonid
Gorokhov am Royal College of Music in
London.
Später studierte er bei Alexander Boyarsky, bei dem er seine Ausbildung mit Auszeichnung abschloss. Anschließend setzte
er sein Studium bei Hans-Jakob Eschenburg an der Hanns-Eisler Hochschule für
Musik in Berlin fort. Meisterklassen bei
Yfrah Neaman, Yehudi Menuhin, David Geringas und Natalia Gutman vervollständigten seine künstlerische Ausbildung.
Christopher Jepson war Solocellist im
Orchester des Royal College of Music,
sowie stellvertretender Solocellist im Festivalensemble der Bachakademie Stuttgart.
Er trat mit dem Moskauer Virtuosi Ensemble auf und gab Konzerte in Spanien, Kroatien und Großbritannien. Zusammen mit
dem Guildford Symphony Orchestra spielte
er vor kurzem das Cellokonzert von Dvořák
und mit dem Woking Symphony Orchestra
das Doppelkonzert von Johannes Brahms.
Seit 2008 ist Christopher Jepson Mitglied der Cellogruppe des Deutschen
Symphonie-Orchester Berlin.
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LENA NEUDAUER
VIOLINE
FELIX NICKEL
VIOLONCELLO
ALVARO PARRA
VIOLINE
1984 in München geboren, begann Lena im
Alter von drei Jahren mit dem Geigenspiel
und gab bereits mit 10 Jahren ihr erstes
Konzert mit Orchester. Mit elf Jahren kam
sie in die Klasse von Helmut Zehetmair an
das Mozarteum in Salzburg, um später bei
Thomas Zehetmair und zuletzt bei
Christoph Poppen zu studieren. Schon früh
errang Lena Neudauer mit ihrem Solospiel
internationale Aufmerksamkeit und gastierte mit anerkannten Klangkörpern.
Seit einigen Jahren widmet sich Lena
Neudauer regelmäßig auch der Neuen
Musik und arbeitete u.a. mit dem Ensemble
Intercontemporain und Pierre Boulez. Auch
die Kammermusik nimmt in ihrer künstlerischen Tätigkeit eine wichtige Rolle ein,
was sie als Gast zu Festivals wie Festspiele
Mecklenburg-Vorpommern oder Schleswig-Holstein Musik Festival führte.
Im Mai 2010 erschien ihre viel beachtete
Debut-CD bei Hänssler Classic gemeinsam mit der Deutschen Radio Philharmonie unter der Leitung von Pablo Gonzalez
mit Einspielungen aller Werke für Violine
und Orchester von Robert Schumann.
Lena Neudauer spielt auf einer Geige von
Lorenzo Guadagnini aus dem Jahr 1743.
Felix Nickel wurde 1976 in Hamburg geboren. Seine cellistische Ausbildung erhielt
er u.a. bei Bernhard Gmelin in Hamburg,
Hans-Christian Schweiker in Aachen und
Paul Katz in Boston. Meisterkurse führten
ihn zu Begegnungen mit Künstlern wie
Janos Starker, Itzhak Perlman, György Kurtág, Donald Weilerstein und Mitgliedern
des Alban Berg- und Cleveland-Quartett.
Von 2000 bis 2008 war er Cellist des
Kuss-Quartett, mit dem er 2002 den Preis
des Deutschen Musikwettbewerbs sowie
den ersten Preis des internationalen
Borciani-Wettbewerb zuerkannt bekam.
Seitdem bestreitet das Quartett eine
intensive Konzerttätigkeit in Europa, in den
USA, Japan und Australien. Es ist regelmäßiger Gast in bedeutenden Sälen wie
der Philharmonie Köln, Concertgebouw
Amsterdam, Wigmore Hall London sowie
auf den großen Festivals, z.B. in Salzburg,
Edinburgh und Schubertiade Schwarzenberg. Künstlerische Zusammenarbeit
verbindet das Ensemble u.a. mit Kim
Kashkashian, Sharon Kam, Annette Dasch,
Udo Samel und dem Komponisten und
Klarinettisten Jörg Widmann.
Zusammen mit der Pianistin Maria
Ollikainen ist Felix Nickel künstlerischer
Leiter der »Kammermusiktage Plön«. Seit
2009 ist er Solo-Cellist im Orchester der
Komischen Oper Berlin.
Der Chilene Alvaro Parra erhielt seinen
ersten Geigenunterricht im Alter von sieben
Jahren. 1996 kam er aus seiner Heimat
nach Deuschland, um an der Hochschule
für Musik »Hanns Eisler« in Berlin bei
Stephan Picard und Michael Mücke zu
studieren. Im Anschluss an sein Studium
folgten zwei Jahre an der Orchester-Akademie der Berliner Philarmoniker, wo er bei
Toru Yasunaga und Thomas Timm Unterricht erhielt.
Im Jahr 2005 wurde er als Professor an
die Universidad Católica in Santiago de
Chile berufen, wo er bis 2008 unterrichtete.
Seit 2009 lebt er wieder in Berlin, ist
Mitglied der ersten Geigengruppe des
Konzerthausorchester Berlin und widmet
sich mit besonderer Vorliebe der Kammermusik.
kammermusikfestivalhohenstaufen
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RAHEL MARIA
RILLING
VIOLINE
SARA MARIA
RILLING
VIOLA
JOAQUÍN
RIQUELME GARCÍA
VIOLA
Rahel Maria Rilling, geboren in Stuttgart,
erhielt ihren ersten Geigenunterricht im
Alter von vier Jahren. Sie studierte bei
Wolf-Dieter Streicher in Stuttgart, bei Yair
Kless in Tel Aviv, bei Michael Mücke in Berlin und bei Nora Chastain in Zürich/Winterthur. Von 2005 bis 2008 war sie Stimmführerin im Sinfonieorchester des NDR,
seitdem ist sie Konzertmeisterin im BachCollegium Stuttgart, bei der Kammersymphonie Berlin und beim Oregon Bach
Festival. Seit 2010 spielt sie zudem regelmäßig bei den Berliner Philharmonikern.
Neben ihrer regen kammermusikalischen Tätigkeit tritt sie als Solistin im Inund Ausland auf, u.a. mit dem Orchestra
Sinfonica di Milano Giuseppe Verdi, dem
Stuttgarter Kammerorchester, dem NDR
Sinfonieorchester Hamburg, der Südwestdeutschen Philharmonie Konstanz und
dem von Gustavo Dudamel geleiteten
Orquesta Sinfonica Simon Bolivar in
Caracas/Venezuela, wo sie auch regelmäßig Meisterkurse gibt. Sie ist zu Gast
bei diversen Musikfestivals in den USA,
Südamerika, Europa und Asien.
2006 gründet Rahel Rilling das Kammermusik Festival Hohenstaufen. Neben
der so genannten E-Musik gilt ihr Interesse
auch anderen musikalischen Genres. Sie
gehört dem Streichquartett »Die Nixen« an,
dessen Repertoire auch selbst arrangierte
Bearbeitungen von Jazz- und Popstücken
umfasst. Rahel Rilling spielt eine Violine
von Tomaso Balestrieri, Cremona, aus dem
Jahre 1767. Sie lebt in Berlin.
Sara Rilling wurde in Stuttgart geboren, erhielt bereits während ihrer Schulzeit Unterricht bei Enrique Santiago an der
Musikhochschule Stuttgart und studierte
am Mozarteum in Salzburg bei Jürgen
Geise, dann bei Stefan Fehlandt in Berlin
und bei Erich Krüger in Weimar. Weitere
wichtige musikalische Impulse bekam sie
in Meisterkursen von Hariolf Schlichtig,
Jürgen Kussmaul, Paul Coletti und Thomas
Kakuska.
Sara ist Mitglied des Bach-Collegium
Stuttgart und spielte u.a. im Israel Philharmonic Orchestra und im Deutschen
Symphonie Orchester Berlin sowie als
Solobratscherin im Ensemble Kanazawa
(Japan), in der Kammerphilharmonie BerlinBrandenburg und beim Oregon Bach
Festival Orchestra. Sara Rilling ist eine
leidenschaftliche Kammermusikerin. Zu
ihren Partnern gehören u.a. die Pianisten
Shai Wosner und Jeffrey Kahane, sowie
der Klarinettist Jörg Widmann.
Als musikalische Botschafterin arbeitet
sie regelmäßig in Venezuela, wo sie sich
seit langem für Jugendprojekte engagiert,
um Kindern aus den Armenvierteln durch
Musik neue Perspektiven zu geben.
Derzeit entwickelt sie die »Internationale
Kammermusikakademie Hohenstaufen«,
eine Begegnungswoche für hochbegabte
Studenten aus aller Welt, die im April 2012
in Hohenstaufen stattfinden und ihren
Abschluss in Konzerten an den Osterfeiertagen finden wird. Sara Rilling lebt als
freischaffende Künstlerin in Berlin.
Joaquín Riquelme García wurde 1983 in
Murcia geboren und begann bereits mit
8 Jahren seine Ausbildung bei Pedro
Navarro und Antonio J. Clares am Conservatorio Superior de Murcia. Er studierte bei
Emilio Mateu und Alan Kovacs am Real
Conservatorio Superior de Música de
Madrid und erhielt dafür ein Diplom mit
Auszeichnung. Nach weiteren Studien bei
Hartmut Rohde an der UdK in Berlin
schloss er sein Studium mit dem Konzertexamen ab.
García hat verschiedene Wettbewerbe
gewonnen, wie die Villa de Llanes, Thomas
Lestan, International Festival of Youth
Orchestras Murcia, Ibercaja Scholarship,
Escuela de Música de Barcelona Competition und war Finalist des Wettbewerbs
»Jeunesses Musicales of Spain«. Als Solist
ist er in verschiedenen Orchestern aufgetreten, darunter die Philharmonie BadenBaden, das Orquesta Sinfónica del Principado de Asturias, Orquesta Sinfónica de
Murcia und RCSMM Symphonic Band.
Tonträger entstanden für Labels wie
RNE, Catalunya Radio oder Naxos. Joaquín
Riquelme García nahm an Meisterklassen
mit Hartmut Rohde, Ashan Pillai, Jesse
Levine, Nobuko Imai und Jean Sulem teil.
Bis Februar 2010 war Joaquin Riquelme
García Stellvertretender Solobratscher
beim Barcelona Symphony Orchestra,
bevor er zu den Berliner Philharmonikern
wechselte.
kammermusikfestivalhohenstaufen
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DANIEL RÖHN
VIOLINE
Daniel Röhn, 1979 geboren, führt in dritter
Generation eine musikalische Familientradition weiter, die sein Großvater Erich Röhn
als Erster Konzertmeister der Berliner
Philharmoniker unter Wilhelm Furtwängler
begann. Einer frühen geigerischen Ausbildung durch seinen Vater Andreas Röhn
folgten Studien bei Ana Chumachenco in
München. Rat und Inspiration fand er
außerdem bei Yuri Bashmet, Ivry Gitlis,
Ruggiero Ricci und Pinchas Zukerman.
Als Solist konzertierte Daniel Röhn bereits mit berühmten Orchestern (darunter
RSO Stuttgart, Symphonieorchester des
Bayerischen Rundfunks, Königliche Philharmoniker Stockholm) in vielen europäischen
Ländern, in den USA, Mexiko und Asien
unter Leitung von Dirigenten wie Ion Marin,
Gustavo Dudamel und Riccardo Muti. Lorin
Maazel engagierte ihn für die Mozartfestpiele in Würzburg, Esa-Pekka Salonen für
sein Festival für zeitgenössische Musik in
Stockholm. Er spielte und dirigierte das
Brahms Konzert im Kultur- Kongreßzentrum Luzern und trat mit einem Violinabend
im schwedischen Fernsehen auf. Im
Namen der »rising stars« führte ihn eine
Tournee durch viele der bedeutenden
Konzertsäle Europas und in die Carnegie
Hall.
Als Kammermusiker war Daniel Röhn
bei verschiedenen Festivals zu Gast.
Seiner Debütaufnahme mit dem Mendelssohn Violinkonzert folgte eine mit dem
diapason d’or ausgezeichnete CD mit
Schubert, Paganini und Waxman.
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ALINE SANITER
VIOLA
OPHIRA ZAKAI
THEORBE
Aline Saniter, 1978 in Stuttgart geboren,
studierte bei Jürgen Kussmaul in Düsseldorf. Meisterkurse bei Yuri Bashmet,
Gérard Caussé, Paul Coletti, Barbara Westphal, Hariolf Schlichtig, Hermann Voss u. a.
rundeten ihr Studium ab. Sie ist mehrfache
Stipendiatin sowie Preisträgerin renommierter Wettbewerbe und konzertierte
bereits während ihres Studiums vielfach
als Solobratschistin des Gustav-MahlerJugendorchesters. 2001 gründete sie
zusammen mit Karina Buschinger ein
Streichtrio, das sich heute mit dem Cellisten Julian Steckel »Ensemble Gagliano«
nennt.
Aline Saniter ist eine gefragte Kammermusikerin und gastiert regelmäßig bei
renommierten Festivals im In- und Ausland.
Sie konzertierte u.a. mit Rainer und Jürgen
Kussmaul, Gary Hoffman, Martin Ostertag,
Wolfgang Boettcher, Ida Bieler, Isabel
Charisius, Anke Dill, Wolfgang Güttler.
Neben ihrer intensiven kammermusikalischen Tätigkeit unterrichtete sie 2004
erstmalig als Dozentin in Havanna (Cuba)
und 2008 bei der Gustav-Mahler-Akademie
in Bozen.
Seit August 2004 ist Aline Saniter
Mitglied des NDR-Sinfonieorchesters in
Hamburg. Sie gründete 2007 zusammen
mit ihren Kolleginnen Barbara Gruszczynska, Motomi Ishikawa und Bettina
Bertsch das Elbquartett.
Ophira Zakai erhielt ihren ersten Lautenunterricht bei Isidoro Roitman in ihrer
Geburtsstadt Tel Aviv, setzte ihre Ausbildung in Berlin bei Nigel North und Elizabeth
Kenny fort und beendete ihr Studium 2001
mit Auszeichnung. Die Lautenistin arbeitet
regelmäßig mit herausragenden Chören,
u. a. RIAS Kammerchor, Vocalconsort
Berlin, Collegium Vocale Gent, Capella
Amsterdam und Kölner Kammerchor, und
tritt auch solistisch in Erscheinung. Ihrem
Solodebüt im Jahre 2002 im Mendelssohnhaus Leipzig folgten zahlreiche Auftritte in
ganz Europa und bei den großen internationalen Musikfestivals.
Als Kammermusikerin arbeitet sie mit
renommierten Sängern und Instrumentalisten zusammen; ebenso gastiert sie bei
bekannten Klangkörpern (Berliner Philharmoniker, Akademie für Alte Musik Berlin,
Königliche Philharmonie Flandern, Deutsche Kammerphilharmonie Bremen) und
wirkte bei zahlreichen Konzerten und
Opernproduktionen unter Leitung herausragender Dirigenten mit.
Ophira Zakai ist auf folgenden CDs zu
hören: Händels »Solomon« (Harmonia
Mundi), Corellis Concerti Grossi (Pentatone
Classics), Buxtehudes »Das Jüngste
Gericht« (Ambitus), Erlebachs Sacred
Cantatas (CPO), »Musik der Hamburger
Pfeffersäcke« (Raumklang) und Sweelincks
»Psalmen en Cantiones« (Harmonia Mundi).
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