Ausgabe 1 / Hauptthema Ernährung September 2010 Urner Magazin für Prävention und Gesundheitsförderung Ausgabe 1, September 2010 E x t ra ! GratisPo st e r zum H e ra u s nehme n Zum titelbild Ein gesundes Körpergewicht ist auch eine Sache des Kopfes. Denn wer sich bewusst ist, was er isst, isst gesünder. Mehr zum Thema ab Seite 8 Inhaltsverzeichnis Die Gesundheitsförderung Uri Gesundes Körpergewicht Wer denkt, dass man Vreni Tresch im porträt purlimunter. hat ein Drei Frauen und ein Mann bilden die allein vom Essenanschauen zunimmt, kann Gesicht: Vreni Tresch-Bollinger aus Gesundheitsförderung Uri (GFUri). beruhigt sein: es ist nicht so. Ernährungs- Altdorf. Die 54-jährige Hausfrau und Was die Kantonale Fachstelle für beraterin Mandy Meyer gibt im Interview Mutter zweier Kinder kämpft seit Jah- Gesundheitsförderung und Prävention darauf und auf weitere Fragen rund ums ren für ein gesundes Körpergewicht. so alles macht, erfahren Sie ab gesunde Körpergewicht Antworten. Aber das ist noch lange nicht alles. Seite 4 Seite 8 Seite 14 Impressum Herausgeber: Gesundheitsförderung Uri, Q4 Altdorf Ost, Hellgasse 23, 6460 Altdorf, Tel. 041 500 47 27, [email protected]; Redaktion: Herger Imholz Werbeagentur AG, Altdorf, Thomas Huwyler; Konzept und Gestaltung: Herger Imholz Werbeagentur AG, Altdorf; Bilder: Angel Sanchez; Druck: Gisler Druck AG, Altdorf; Auflage: 17 000 Exemplare; Erscheinungsweise: zweimal jährlich; Formalität: Aufgrund der Leserlichkeit wird in gewissen Artikeln lediglich die männliche Form verwendet. Die weibliche Form ist in solchen Fällen selbstverständlich mitgemeint. Vorschau: Die zweite Ausgabe von purlimunter., dem Urner Magazin für Prävention und Gesundheitsförderung, erscheint im März 2011 und befasst sich mit dem Thema «Bewegung» und Aspekten, die damit zusammenhängen. Unter dem Überbegriff «Der Frühling kommt – weg mit dem Winterspeck» erfahren Sie, wie man mit relativ wenig Aufwand und mit einer gehörigen Portion Spass sein Gewicht auf das gewünschte Niveau bringt. Wir geben Anregungen und Tipps, wo man sich im Alltag und in der Freizeit bewegen kann. Gehen Sie zum Beispiel wieder einmal auf den Vitaparcours. Benutzen Sie die Treppe statt den Lift. Einkäufe kann man auch mit dem Velo oder zu Fuss machen. Es muss nicht immer mit dem Auto sein. Turnen Sie daheim oder in einem Verein. Machen Sie regelmässig Übungen, um Kalorien zu verbrennen. Einfach, schnell und kostenlos. PS: Und wenn es nicht klappt ..., dran bleiben, nicht verzweifeln. Editorial Ran an den Speck! 2 m Liebe Leserin, lieber Leser Zum ersten Mal können wir Ihnen hier das Urner Magazin für Prävention und Gesundheitsförderung präsentieren. Sie werden sich vielleicht fragen: Weshalb noch ein Gesundheitsheft im Briefkasten? Informationen zum Thema Gesundheit sind heute reichlich verfügbar und allerlei «Tipps und Tricks» gibt es ja jetzt schon wie Sand am Meer! Allerdings erreichen diese Botschaften oft gerade jene nicht, die sie brauchen würden. Vielfach ist es nicht leicht die Dinge auch umzusetzen, weil sich Gewohnheiten nur schwer ändern lassen. Und doch sind zuverlässige Informationen und eine ansprechende «Motivationsspritze» die Grundlage für alles Handeln – besonders, wenn es darum geht, die richtige Entscheidung für das eigene Verhalten zu treffen. Dieses Heft will allen Urnerinnen und Urnern mit Bildern und Geschichten zu ausgewählten Themen lebensnahe und «einheimische» Informationen aus den Bereichen der Prävention und Gesundheitsförderung bieten. Die Bilder-Geschichten sollen motivieren und aufzeigen, dass es sich auszahlt, schon heute etwas für die Gesundheit zu tun. «Purlimunter» heisst so viel wie «gesund und frisch, aufgeweckt und freudig». Der Begriff steht also für Gesundheit, Lebensfreude und Wohlbefinden. Dies wünsche ich Ihnen allen im Bewusstsein, dass das zusammenhängende Wechselspiel Gesundheit/Krankheit stets ein lebenslanger Prozess ist und bleibt. Markus Fehlmann, Stellenleiter Gesundheitsförderung Uri (GFUri) 3 Gesundheitsförderung Uri Gesundheitsförderung Uri. Das ist, äh ...? Ja – was genau? Höchste Zeit die Kantonale Fachstelle und die vier Personen, die hinter dem Namen stehen, näher vorzustellen. 01 03 02 01 Markus Fehlmann 02 Alexandra Fux 03 Beatrix Küttel 04 Brigitte Journeaux Der 37-jährige Sozialpädagoge (MAS in Prävention und Gesundheitsförderung) ist seit Februar 2008 der «Chef». Der Stellenleiter und kantonale Beauftragte für Prävention und Gesundheitsförderung ist gern draussen unterwegs. Früchte, Beeren und Brot mit Bergkäse hat er am liebsten. Die aus dem Wallis stammende Psychologin ist 37 Jahre alt und arbeitet seit März 2010 bei der GFUri als kantonale Beauftragte für Suchtfragen. Wenn sie nicht Alphorn spielt oder sich in der Natur aufhält, isst sie sehr gern Saisongemüse, Pasta und asiatische Gerichte. Von Beruf Umweltnaturwissenschaftlerin, gehört die 36-Jährige seit Mai 2008 zum Team. Sie leitet das Programm «Gesundes Körpergewicht» und zählt ihre Familie und die Natur zu ihren Hobbys. Wenn es ums Essen geht, mag sie «alles, auf was ich Lust habe». Die kaufmännische Angestellte ist 39 Jahre alt. Seit Juni 2008 betreut sie das Sekretariat und führt die Buchhaltung. In ihrer Freizeit liest sie und kocht Rezepte von Jamie Oliver nach. Wenn sie wählen kann, kommen bei ihr Spaghetti Cinque Pi auf den Tisch. Voller Einsatz für die Gesundheit 4 Dann fängt die Knochenarbeit an Anders formuliert soll das junge Team (Durchschnittsalter 37,25 Jahre) die Urner Bevölkerung für mehr Bewegung, ausgewogene Ernährung und andere Themen, 04 die mit Gesundheit zu tun haben, sensibilisieren. Oder nochmals anders ausgedrückt: die Gesundheitsförderung Uri liefert als Dienstleister Grundlagen, damit sich die Urner Bevölkerung gesund entwi- m Das Büro im ersten Stock des Bürogebäudes Q4 an der Hellgasse 23 in ckeln kann. Dabei soll ein besonderes Au- Altdorf ist einladend und hell. An einer Wand hängen drei grossformati- genmerk auf die Förderung der Gesund- ge Poster. Sie zeigen Obst und einen Teller Pasta. Auf den ersten Blick zu­ heitskompetenzen der Bevölkerung gelegt mindest. Schaut man genauer hin, entpuppen sich die Spaghetti im Teller und so die Lebensqualität im Kanton Uri als aufgerolltes Springseil und die Banane sieht aus wie das Nike-Logo, den erhalten oder sogar verbessert werden. Werbespruch «Just do it» inklusive. Es sind Plakate, die auffallen. Keine einfache Aufgabe. Auch wenn das Markus Fehlmann, Beatrix Küttel, Alexandra Fux und Brigitte Journeaux von der Echo auf ihre Arbeit durchwegs positiv sei, Gesundheitsförderung Uri, die in diesem Büro arbeiten, machen aber keine Wer- erklärt Beatrix Küttel. «Eigentlich sagen bung, sondern haben von der Urner Gesundheits-, Sozial- und Umweltdirektion alle, dass es Sinn macht, dass es unsere einen klaren Auftrag erhalten. Er lautet: «Die Gesundheitsförderung Uri ist die Stelle gibt. Wenn es aber um die konkre- kantonale Fachstelle für Gesundheitsförderung und Prävention und hat primär te Umsetzung und die Finanzierung geht, die Förderung der Gesundheit, der Gesundheitskompetenz und der Lebensqualität fängt die Knochenarbeit an», hält Markus aller Personen im Kanton Uri zum Ziel.» Fehlmann fest. 5 Gesundheitsförderung Uri Optimieren und verändern wie die Unterstützung für Politik und Verwaltung. Eine der zentralen Aufgaben der Gesundheits- Vor 2008 kümmerte sich eine Fachkommission förderung Uri ist die Vernetzung der kantonalen und das Amt für Gesundheit um gesundheits­ Akteure. Konkret sollen Personen und Organisa- förderliche Themen. Die regierungsrätliche Fach­ tionen so miteinander verbunden werden, dass kommission für Gesundheitsförderung und Prä- bestehende Ressourcen besser genutzt werden vention steht dem Kanton auch weiterhin als können. Das geschieht in Zusammenarbeit mit beratendes Organ zur Verfügung. dem Bund, kantonalen und regionalen Institutionen, Gemeinden, Betrieben und Schulen. «Unsere Die grosse Schwester Arbeit besteht darin, bestehende Angebote zu er- Wichtigster nationaler Partner im Bereich der halten, zu optimieren, Beratungslücken zu füllen Gesundheitsförderung ist die Stiftung Gesund- und Verhältnisse wenn nötig zu verändern», sagt heitsförderung Schweiz, die im Namen von Bund, Beatrix Küttel. Sie arbeiten dabei mit Organisati- Kantonen und Krankenkassen die gemäss Artikel Markus Fehlmann: «Eigentlich sagen alle, dass 19 des Krankenversicherungsgesetzes verlang- es Sinn macht, dass es unsere Stelle gibt. Wenn ten gesundheitsfördernden Aktivitäten und die Verhütung von Krankheiten umsetzt. Pro versi- es aber um die konkrete Umsetzung und Finan- cherte Person fliessen jährlich CHF 2.40 in die zierung geht, fängt die Knochenarbeit an.» schiedenste Projekte unterstützt und Kampagnen Kasse der Stiftung, die mit diesen Beiträgen verlanciert. Dazu gehören die eingangs erwähnten Plakate und konkrete Aktionsprogramme wie onen wie Schulen oder Beratungsstellen zusam- «Gesundes Körpergewicht» (siehe Artikel unten). men. Einzelpersonen profitieren so beispielswei- Womit wir wieder bei der Gesundheitsförderung se von neuen oder besseren Beratungsangeboten Uri angelangt sind. oder optimierten Spiel- und Begegnungsplätzen. 2008 hat der Kanton Uri, wie die Mehrheit der anderen Kantone, die Gesundheitsförderung und Prävention im neuen Gesundheitsgesetz verankert. Gleichzeitig hat Uri die kantonale Fachstelle für Prävention und Gesundheitsförderung ge- Gesundes Körpergewicht schaffen, deren Leiter Markus Fehlmann ist. Er m Die Zahl von übergewichtigen ist gleichzeitig auch kantonaler Beauftragter für Kindern und Erwachsenen hat in Prävention und Gesundheitsförderung und ver- den letzten Jahren stetig tritt Uri bei regionalen und nationalen Treffen. Die zugenommen. Über­gewicht ist Arbeit der GFUri ist vorerst bis 2012 gesichert. aber mit vielen gesundheitlichen Der Leistungsauftrag umfasst nebst der generel- Risikofaktoren verbunden. Bei len Stärkung von «Prävention und Gesundheits- Übergewicht bereits in der förderung» weitere Hauptschwerpunkte wie die Kindheit sind Folgeerkrankun- Durchführung von Projekten und Kampagnen so- gen wie Bluthochdruck, Kontakt und Lage Gesundheitsförderung Uri, Q4 Altdorf Ost Hellgasse 23, 6460 Altdorf, Telefon 041 500 47 27 [email protected] www.gesundheitsfoerderung-uri.ch 6 Diabetes II und Gelenkschäden www.gesundheitsfoerderung- erkrankungen und damit förderung Schweiz finanziell im Jugend- beziehungsweise uri.ch). Mit dem Ziel, den verbundene Gesundheits­kosten und fachlich unterstützt. Die frühen Erwachsenenalter weiteren Anstieg des Überge- vermindert werden. Mit dem Gesamtkosten des vierjährigen feststellbar. Aus diesem Grund wichts bei Kindern und Urner Aktionsprogramm Programms sind auf 637 000 wurde das Aktionsprogramm Jugendlichen zu stoppen und «Gesundes Körper­gewicht» Franken budgetiert. Die «Gesundes Körpergewicht» den Anteil der Bevölkerung wird ein erster zentraler Gesundheitsförderung Schweiz national lanciert und seit mit gesundem Körpergewicht Themenschwerpunkt umge- zahlt jährlich 70 000 Franken an August 2008 auch im Kanton zu vergrössern. So sollen setzt. Das Programm wird das Aktionsprogramm, der Rest Uri umgesetzt (Infos unter gewichtsbedingte Folge­ durch die Stiftung Gesundheits- wird vom Kanton Uri finanziert. 7 Gesundes Körpergewicht Stellen Sie Ihre Ernährung auf den Kopf Gesundes Körpergewicht hat viel damit zu tun, wie und was man isst. Wer könnte da besser Auskunft geben als die 31-jährige Ernährungsberaterin Mandy Meyer? Ändern Sie Ihre Gewohnheiten. Blättern Sie doch mal mit links. m Wer Mandy Meyer um Rat fragen auf, die sich in einer Vitrine hinter Glas niert der Stoffwechsel anders. Mal will, muss ins Spital. Ins Kantonsspi- befinden. Überraschend riecht es im langsam, mal schnell. Entscheidend tal Uri ganz genau. Im 2. Stock, fast Büro nach – nichts. Mandy Meyer, die ist auch, ob der Esser ein guter Ver- am Ende des Ganges, hat die aus der weisse Spitaluniform tragend, bittet zu werter ist. Menschen wie in der Frage Umgebung von Dresden stammen- Tisch. Nicht um zu essen, sondern um beschrieben sind aber die Ausnahme. de diplomierte Ernährungsberaterin über ihre Arbeit zu sprechen. Generell gesagt: wann ist man über- ihr Büro. An der Türe des Zimmers 207 hängt ein Poster mit Lebensmit- Ich habe Freunde, die können essen gewichtig? teln aller Art. Drinnen fallen neben ohne Ende und nehmen kein Gramm Meyer: Wenn der Body-Mass-Index dem Pult, einem Besprechungstisch zu. Ist das fair? (BMI) zwischen 25 und 30 liegt. Man mit drei Stühlen besonders die aus Mandy Meyer: Nein, natürlich nicht. kann aber auch den Bauchumfang Kunststoff gefertigten Gemüse, diver- Man muss dabei aber das Ganze se- messen. Ist er zwischen 94 und 102 se Obstsorten, Getränke und die Pizza hen: bei jedem Menschen funktio- Zentimetern beim Mann und zwischen 8 80 bis 88 Zentimetern bei der Frau, hat Seit neun Jahren ist sie im Kantons- heitstiere und nur schwer von etwas man Übergewicht. Die Körpergrösse spital Uri für die ambulante und stati- anderem zu überzeugen. spielt dabei übrigens keine Rolle. onäre Beratung zuständig. Privat fühle sie sich in Uri wohl, sagt sie, auch 38,9 Prozent der Schweizerinnen und Bedeutet übergewichtig sein auch wenn sich die Urner nicht gern von Schweizer haben ein zu hohes Kör- krank sein? ihren Gewohnheiten abbringen lassen, pergewicht. Es liege aber nicht an der Meyer: Am Anfang noch nicht. Symp- was das Essen angeht. Milch und dem Käse, betont Mandy tome wie erhöhter Blutdruck und zu Meyer lachend. Urner Alpkäse bei- hohe Cholesterinwerte könnten aber Ernähren sich die Urnerinnen und spielsweise ist gesund. Wenn man ihn mit Übergewicht zusammenhängen. Urner gesund? nicht kiloweise isst. Mangelnde re- Meyer: Sie essen relativ einfach: gelmässige Bewegung ist laut Mandy Mandy Meyer spricht in kurzen Sätzen Fleisch, Käse, Brot etc. Sie sind – wie Meyer die Hauptursache für Überge- mit leichtem ostdeutschen Akzent. alle anderen Menschen – Gewohn- wicht. In der Schweiz werden jährlich 9 Gesundes Körpergewicht «Es gibt keine ungesunden Lebensmittel.» Auf was muss man sonst achten? Meyer: Essen Sie nicht zu fettig und weniger Produkte aus Weissmehl. Ganz wichtig ist auch, dass man genug trinkt. Am besten Wasser oder ungesüssten Tee. Wasser mit Fruchtsaft im Verhältnis 3:1 verdünnt ist auch zu empfehlen. Kann man bei Lebensmitteln von gemindestens 2900 vorzeitige Todesfäl- sunden und ungesunden sprechen? le, 2,1 Millionen Krankheitsfälle und Meyer: Es gibt keine ungesunden Le- direkte Behandlungskosten von 2,4 bensmittel. Entscheidend ist die Men- Milliarden Franken durch Bewegungs- ge: was und wie viel man davon isst. mangel verursacht. Als besonders gesund kann man Obst und Gemüse bezeichnen. Am anderen Reicht es, ausgewogen und in ver- Ende des Spektrums liegen Chips, nünftigen Portionen zu essen, um Süssigkeiten und Energydrinks. nicht dick zu werden? Meyer: Im Prinzip ja. Allerdings nur Genau das, was viele Jugendliche dann, wenn man sich auch genügend häufig konsumieren. bewegt. Spitzensport muss es aber Meyer: Ja genau. nicht sein. 10 000 Schritte pro Tag oder eine halbe Stunde täglich zügig gehen Wer eine Ernährungsberatung in An- reichen. spruch nimmt, wird schon bald mit der «Lebensmittelpyramide» in Kontakt kommen. Die Pyramide gibt an, wie man sich mit einem genau definier- «Wer gesund lebt, braucht weder Vitamin-C-Brausetabletten noch Ähnliches.» ten Mix aus Getränken, Gemüse, Obst, Kohlehydraten, Fetten und Zucker ideal ernähren kann. Menschen gehen in der Regel erst dann in eine Er- nährungsberatung, wenn sie erfolglos Problem aber, das Essverhalten, wird Auch wer sich jeden Tag auf die Waage alles versucht haben, um ihr Gewicht so nicht umgestellt. stellt, tut sich nichts Gutes. Wie Mandy Meyer erklärt, reicht einmal pro Wo- zu reduzieren. Die Beratung als quasi letzte Chance. Wie sinnvoll ist es, via Internet einen che völlig, wenn es denn unbedingt persönlichen Ernährungsplan zu er- sein muss. Lebt, wer sich nach der Vorgabe der stellen? Lebensmittelpyramide ernährt, ge- Meyer: Hier ist die Seriösität der An- Diese Frage muss ich Ihnen einfach sund? bieter das Hauptproblem. Denn der noch stellen: kann man nur schon Meyer: Die Lebensmittelpyramide bil- Begriff vom Essenanschauen zunehmen? det eine sehr gute Basis für eine ge- nicht geschützt. Wer auf Nummer si- Meyer: (lacht) Wahrscheinlich nicht. sündere Ernährung. Sie dient auch als cher gehen will, achtet auf diese zwei Nein, ganz bestimmt nicht. Richtschnur der Ernährungsberatung. Abkürzungen: SGE (Schweizerische «Ernährungsberatung» ist Gesellschaft für Ernährung) und SVDE Führen Ernährungsberatungen im- (Schweizerischer Verband diplomier- mer zum Erfolg? ter Ernährungsberater/innen). Diese Meyer: Das hängt davon ab, was für ein Anbieter sind garantiert seriös. Ziel man sich setzt. Ein Gewichtsverlust von 1 bis 3 Kilo pro Monat ist re- Wie sieht es mit Ernährungsergän- alistisch. Alles darüber ist illusorisch. zungsmitteln aus. Braucht es solche? Man kann aber generell sagen, dass Meyer: Nein. Wer gesund lebt braucht jede Person von einer Ernährungs- weder beratung profitiert und eine Beratung noch Ähnliches. Vitamin-C-Brausetabletten sicher nicht falsch ist. Kann man eine Ernährungsberatung bei der Krankenkasse geltend machen? Meyer: Ja, die ersten sechs Sitzungen werden von der Grundversicherung der Krankenkasse bezahlt. Immer wieder tauchen in Illustrierten und im Internet Blitzdiäten auf, die grosse Gewichtsverluste in kürzester Zeit versprechen. Für Mandy Meyer sind sie kein wirksames Mittel. Es geht zwar Gewicht verloren. Das eigentliche Body-Mass-Index (BMI) Der Body-Mass-Index ist eine Richtlinie, an der man sich betreffend Übergewicht einfach orientieren kann. Die Formel lautet Körpergewicht in Kilogramm geteilt durch Körpergrösse in Metern im Quadrat (kg/m2). Ein Beispiel: der BMI einer 1,70 m grossen und 60 Kilogramm schweren Frau beträgt 21 (60 : [1,7 x 1,7] = 21). Der Normalbereich liegt zwischen 18,5 und 25. Über 25 ist man übergewichtig, über 30 fettleibig oder adipös. Einen BMI-Rechner und eine Lebensmittelpyramide findet man unter www.gesundheitsfoerderung-uri.ch, Menüpunkt Bewegung + Ernährung. 10 11 Fakten & Hilfen Übergewicht (Adipositas). Diese Zahlen haben Urner Die liegen fast im Schnitt sich in den letzten 20 Jahren drastisch vervielfacht. Die Urner Bevölkerung bildet in diesem Bericht keine Ausnahme. 41,5 Prozent der Frauen und Männer haben Übergewicht, wobei die Männer (48 Prozent) häufiger überflüssiges Gewicht mit sich herumtragen als die Frauen (36 Prozent). Überdurchschnittlich ist der Anteil bei den 15bis 34-Jährigen (UR: 31,8 Prozent, CH: 23,3 Pro- m Wer mehr Energie aufnimmt, als er ver- zent), den 35- bis 49-Jährigen (UR: 41,4 Prozent, braucht, nimmt zu. In der Schweiz sind das CH: 38,0 Prozent) und den über 65-Jährigen (UR: viele: 2,2 Millionen Personen haben ein zu ho- 53,0 Prozent, CH: 50,6 Prozent). Bei den 50- bis hes Körpergewicht. Die Situation in Uri macht 64-Jährigen liegt der Urner Wert von 41,4 Prozent dabei keine Ausnahme. deutlich unter dem Schweizer Durchschnitt von 48,7 Prozent. Wenn die Lieblingshose einengt, die Bluse sich Interessant ist auch, dass 44 Prozent der Befrag- zwischen den Knopflöchern mehr als sonst ten Urner regelmässig Sport treiben, um fit zu dehnt oder der Gurt nicht mehr im gewohnten bleiben und dass sich 88 Prozent gesundheitlich Loch einrastet, ist es so weit: in der Hüft- und gut bis sehr gut fühlen. Bauchgegend hat sich etwas getan. Der Grund ist oft der gleiche. Zu viel Energie (Essen) wur- Gesund trotz Übergewicht de aufgenommen, zu wenig Energie (durch In vielen Fällen ist aber nicht das Übergewicht Bewegung) verbraucht. das eigentliche Problem, sondern was dazu führt (siehe Interview mit der Ernährungsberaterin Die Zahlen der Urner Mandy Meyer auf den Seiten 8 bis 11). Gesunde Dieses Problem kennen in der Schweiz viele. Übergewichtige mit einem Body-Mass-Index zwi- Gemäss den Ergebnissen des Anfang Septem- schen 25 und 30, die ihr Gewicht konstant halten, ber veröffentlichten Berichts der Schweizeri- sich aber ausgewogen ernähren und viel bewe- schen Gesundheitsbefragung von 2007 weisen gen, leben und sind sogar gesünder als viele in- 38,9 Prozent der Schweizer Bevölkerung über aktive Normalgewichtige. 18 Jahre ein zu hohes Körpergewicht auf. Bei " den Kindern sind es rund 20 Prozent, plus Den ganzen Bericht findet man unter: zusätzlich etwa 5 Prozent mit sehr starkem www.ur.ch/dateimanager/gesundheitsbericht.pdf purlimunter. Rezept von Vreni Tresch POLENTA-PIZZA (für 4 Personen) Zubereitung: – Polenta in Bouillon-Milchwasser kochen Zutaten: – Auflaufform ausbuttern – 10 Löffel 2-Minuten-Polenta (fein) – Polenta einfüllen – 4 dl Milch – Tomaten in 2 cm dicke Scheiben schneiden und – 2,5 dl Wasser – etwas Bouillon zum Würzen – Butter auf Polenta legen – Käse (Emmentaler, Greyerzer oder Ähnliches) darüberstreuen – Tomaten in Scheiben – im Ofen bei 200 Grad 20 Minuten backen – 250 Gramm geriebener Käse – mit Salat servieren Mehr zu Vreni Tresch finden Sie auf den Seiten 14 und 15. purlimunter. Agenda Das Gesundheits-Facebook m Mittwoch, 6. Oktober 2010, 13.30–18.00 Uhr Unterlehn, Altdorf: Aktionstag zum Thema Die Gesundheitsförderung Uri (GFUri) ist neu auch via «Stillen, Mutterschutz und Kleinkinderernährung» Facebook aktiv. Unter www.facebook.com/gfuri können im Rahmen der Weltstillwoche (www.allaiter.ch) sich Interessierte jederzeit mit Gleichgesinnten zum Thema Gesundheit austauschen. Und als Erste erfahren, wann etwas läuft. Was ist Facebook? Facebook ist eine Gratis-Online-Plattform, auf der man Links zum thema Freunde trifft und mit ihnen in Kontakt bleibt. Mit mehr als 500 Millionen Teilnehmern weltweit ist es das populärste m GFUri Gesundheitsförderung Uri: soziale Netzwerk. In der Schweiz nutzen 2,1 Millionen www.gesundheitsfoerderung-uri.ch Menschen diese Serviceleistung. Tendenz im sechsten Tel. 041 500 47 27 Jahr seit Bestehen: steigend. m Mandy Meyer, Ernährungsberaterin: Wie funktioniert Facebook? www.ksuri.ch/index.php?id=218 Auf Facebook teilt man mit Gleichgesinnten, Freunden [email protected] oder Bekannten Informationen, Bilder oder Links. Viele Tel. 041 875 51 10 Anwender benutzen die Plattform, um Veranstaltungen oder andere Ereignisse anzukünden. m SGE Schweizerische Gesellschaft für Ernährung: www.sge-ssn.ch Was bringt Facebook? Über Facebook werden Informationen zielgerichtet m SVDE Schweizerischer Verband verbreitet. Egal ob die Gesundheitsförderung Uri einen diplomierter Ernährungsberater/innen: Anlass durchführt oder einen Lauftreff abhält: wer bei der www.svde-asdd.ch Facebook-Gruppe der GFUri mitmacht, weiss es. Schnell und unbürokratisch. m Informationsdienst Nutrinfo: www.nutrinfo.ch, [email protected], Gratis-Tel. 031 385 00 08 (Di – Fr 08.30 –12.00 Uhr) m SFSN Schweizer Kompetenzzentrum für Sport­ernährung: www.sfsn.ch 12 13 PORTRÄT VRENI TRESCH m purlimunter. präsentiert: Vreni Tresch-Bollinger aus Altdorf. Die 54-jährige Hausfrau und Mutter zweier erwachsener Kinder kämpft seit Jahren für ein gesundes Körpergewicht. purlimunter. begleitet sie in den kommenden Nummern auf ihrem Weg, der sie oft auch über Stock und Stein führt. Im Gegenzug liefert sie leckere Rezepte zum Nachkochen. Bienen Fleissige und rote Socken 14 Nichtstun ist nicht Vreni Treschs Ding. Die 54-Jährige ist ein Bewegungsmensch und eine Macherin. Auf verschiedenste Art. m Ferien am Meer? «Habe ich mit meinen Kindern rund 100 Kilogramm, die wir sonst hatten, werden auch schon gemacht. Da mein Mann aber nicht wir kaum erreichen.» schwimmen kann und ich gerne etwas unternehme, war das nicht der ideale Ort für uns», erzählt die Gut gelaunt und lebenslustig 54-jährige Hausfrau, die mit ihrem Mann in Altdorf Vreni Tresch bezeichnet sich selbst als Bewegungs- lebt. Wohl fühlt sich Vreni Tresch dort, wo sie etwas mensch und als Macherin. Die gut gelaunte und le- machen und sich bewegen kann. Zum Beispiel in benslustige Mittfünfzigerin unternimmt vieles, um den Bergen, mit Wanderschuhen an den Füssen. auf ein gesundes Körpergewicht zu kommen. «Ich Zum Schweizerischen Alpenclub (SAC) und damit bin auf dem Weg dazu», sagt sie lachend. Ihrem auch zum Wandern kam Vreni Tresch, die aus dem Übergewicht, das sie als «genetisch bedingt» be- bündnerischen Jenins stammt und wegen der Liebe zeichnet, versucht sie auf verschiedene Art zu Leibe im Kanton Uri landete, durch ihren Ehemann Franz. zu rücken. Aktuell ist sie bei den Weight Watchers Heute gehört sie zu jenen zehn Frauen, welche für mit dabei, macht zwei- bis dreimal pro Woche Aqua- die 30 Personen umfassende Frauengruppe der jogging und geht viel Wandern. Sektion Gotthard Touren organisiert. Weil die Teil- «Bei der Ernährungsberatung war ich auch schon», nehmerinnen immer älter werden, führt sie auch berichtet sie. Nach anfänglichen Erfolgen sei sie Touren, die für ein höheres Alterssegment ideal sind. dann aber wieder ins alte Fahrwasser geraten. Dennoch – ganz unnütz war die Beratung nicht. Vreni Zusammengehörigkeit ist wichtig Tresch ernährt sich gesund, trinkt viel ungesüssten Aber nicht nur im SAC ist Vreni Tresch engagiert mit Tee und frisch ausgepresste Säfte. dabei. Auch die Samariter können auf ihre Mithilfe zählen. «Mit anderen Menschen zusammen sein be- Die mutige Köchin deutet mir sehr viel», betont sie. Wer mit Vreni Tresch unterwegs ist, lernt sie auch Trotzdem sind nicht Menschen, sondern Bienen als Köchin kennen, die von ihren Experimenten ihre grösste Passion. Vom Imkerei-Virus angesteckt berichtet. Auch wenn die Kinder ausgeflogen sind wurde sie vor elf Jahren, als sie von ihrem Schwie- und Ehemann Franz auswärts arbeitet, kocht Vreni gervater in Erstfeld einige Bienenvölker übernahm. Tresch immer; und wenn es nur für sich allein ist. Momentan ist sie Herrscherin über 13 Völker. «Die Rezepte sind für sie dazu da, um ausprobiert und Bienen sind sehr wichtig. Sowohl für die Pflanzen abgeändert zu werden. Lightprodukte gibt es bei ihr als auch für die Menschen», erklärt sie. Zur Bie- nicht mehr, «weil man sich auch natürlich gesund nenpflege gehört auch die Honiggewinnung. Vom ernähren kann». flüssigen Gold wird es heuer wegen dem kalten und Die Sommerferien hat sie dieses Jahr übrigens nicht regnerischen Wetter wohl nur wenig geben. «Die am Meer verbracht. Sondern in Lenk. Wandernd. 15 SICH TÄGLICH BEWEGEN. Lebenswichtig für unsere Kinder. Hüpfen, tanzen, Tore schiessen: Täglich eine Stunde Bewegung stärkt das Wohlbefinden Ihrer Kinder. Ebenso wichtig ist eine ausgewogene Ernährung mit frischen Zutaten. Weitere Bewegungs- und Ernährungstipps finden Sie auf: www.gesundheitsfoerderung.ch Für ein gesundes Körpergewicht. In Zusammenarbeit mit Kantonen, Versicherern und FMH.