Abstracts 100 Jahre Chemotherapie 21. Jahrestagung der Paul-EhrlichGesellschaft für Chemotherapie e. V. 9. bis 11. Oktober 2008, Gustav-Stresemann-Institut, Bonn Abstracts – Reihenfolge nach Programm Tagungsprogramm: siehe PEG-Mitteilungen, Seite 244 ff. Donnerstag, 9. Oktober 2008 Symposium I: Antibiotikaverbrauch und -resistenz GERMAP-Ergebnisse: Antibiotikaverbrauch und Resistenzsituation im Veterinärbereich Stefan Schwarz, Institut für Nutztiergenetik, Friedrich­Loeffler-Institut (FLI), Höltystr. 10, 31535 Neustadt­Mariensee, E-Mail: [email protected] Die GERMAP-Aktivitäten zur Bestimmung des Antibiotikaverbrauchs im Veterinärbereich gehen auf eine Initiative des Bundesverbands für Tiergesundheit (BfT) zurück. Die hierbei ermittelten Daten für die Jahre 2003 und 2005 zeigen für veterinärmedizinisch genutzte antimikrobielle Wirkstoffe Verkaufszahlen von 724,2 t für das Jahr 2003 und 784,4 t für das Jahr 2005. In beiden Jahren stellten Tetrazykline (53,2 % bzw. 44,6 %), gefolgt von β-Laktamen (21,5 % bzw. 25,4 %) und Sulfonamiden inklusive Trimethoprim (9,9 % bzw. 12,4 %) die am häufigsten eingesetzten antimikrobiellen Wirkstoffe dar (www.bft-online.org). Die GERMAP-Aktivitäten zur Bestimmung der Resistenzsituation im Veterinärbereich basieren im Wesentlichen auf den Ergebnissen des Nationalen Resistenzmonitorings GERM-Vet sowie der in den Jahren 2004 bis 2006 durchgeführten BfT-GermVet-Studie, wobei auch zusätzliche Daten aus wirkstoffspezifischen Monitoringstudien herangezogen wurden. Während in GERMVet ausschließlich Bakterien von Lebensmittel liefernden Tieren untersucht wurden, lag der Fokus der komplementären BfT-GermVet-Studie auf Bakterien der Tierarten Hund, Katze und Pferd. In beiden Studien wurden Isolate von akut erkrankten Tieren aus definierten Krankheitsprozessen gegenüber einer Vielzahl veterinärmedizinisch zugelassener antimikrobieller Wirkstoffe getestet. Die Durchführung der Empfindlichkeitsprüfung mittels Bouillon-Mikrodilution sowie die Auswertung der Ergebnisse folgte den Richtlinien bzw. den klinischen Grenzwerten des Clinical and Laboratory Standards Institute. Die Daten aus der BfT-GermVet-Studie und ausgewählte Daten aus GERM-Vet wurden 2007 in einem Sonderheft der Berliner und Münchener Tierärztlichen Wochenschrift publiziert. © WVG GERMAP-Ergebnisse: Antibiotikaverbrauch und Resistenzsituation im Humanbereich Michael Kresken, Antiinfectives Intelligence GmbH, ­Campus Fachhochschule Bonn-Rhein-Sieg, Von-LiebigStraße 20, 53359 Rheinbach, E-Mail: [email protected] Die GERMAP-Daten über den Antibiotikaverbrauch im ambulanten Bereich beruhen im Wesentlichen auf den Untersuchungen des WidO, während die Verbrauchsdaten für den stationären Bereich durch das MABUSE-Netzwerk und das SARI-Projekt erhoben worden sind. Der totale Antibiotikaverbrauch im Humanbereich wird auf 250 bis 300 t pro Jahr geschätzt. Dabei entfallen etwa 85 % der Verordnungen auf den ambulanten Bereich. Die Verbrauchsdichte hat sich hier in den letzten 5 Jahren (13–15 DDD/1 000 Einwoh- ner) kaum verändert. Allerdings nahm der Verbrauch von Oralcephalosporinen und Fluorchinolonen um über 30 % zu. Die Verbrauchsdichte in Akutkrankenhäusern lag 2004 im Mittel bei 50 DDD/100 Pflegetage. Der Verbrauch entspricht damit dem in anderen Ländern. Das Datenmaterial zur Bestimmung der Resistenzentwicklung stammt zum Großteil aus den Resistenz-Surveillance-Studien, die in Deutschland (PEG Resistenzstudie, GENARS, SARI u. a.) durchgeführt werden. Darüber hinaus wurden bei den nationalen Referenzzentren verfügbare Resistenzdaten herangezogen. Die Resistenzentwicklung in den letzten 10 bis 20 Jahren wurde bei zahlreichen Bakterienspezies analysiert. So stieg die Resistenz bei Pneumokokken gegen Makrolide von < 5 % auf > 15 %. Der Anteil von MRSA an Staphylococcus aureus hatte zunächst von < 5 % auf etwa 20 % zugenommen und ist seitdem ungefähr gleich geblieben. Die Resistenzhäufigkeit bei Enterococcus faecium gegen Vancomycin ist auf > 10 % angestiegen. Escherichia coli zeigte u. a. eine Zunahme der Resistenz gegen Fluorchinolone (von 5 % auf etwa 25 %) sowie zahlreiche β-Laktam­ antibiotika. Dabei kann der Anstieg der Resistenz gegen die Cephalosporine der Gruppen 3/4 z. T. mit einer Zunahme ESBL-bildender Stämme erklärt werden. Bei Pseudomonas aeruginosa war eine Zunahme der Resistenz gegen einige Pseudomonas-wirksame Antibiotika festzustellen. Zur Eindämmung von antimikrobiellen Resistenzen sind ein sachgerechter Einsatz von Antibiotika sowie die konsequente Anwendung von notwendigen Hygienemaßnahmen erforderlich. © Wissenschaftliche Verlagsgesellschaft mbH 2009 Chemotherapie Journal 17. Jahrgang · Heft 5 · 2008 227 Abstracts Verleihung des Wissenschaftspreises und der Promotionspreise Gentherapie der HIV-Infektion durch Transduktion von autologen T-Helferzellen mit einem therapeutischen Gen, welches die virale Fusion hemmt Jan van Lunzen1, Tobias Glaunsinger1, Alexander Alexandrov2, Klaus Kühlke3, Ingrid Stahmer1, Felix Hermann4 und Dorothee von Laer4 1Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf 2Fresenius BioTech AG, Bad Homburg 3EUFETS AG, Idar-Oberstein 4Georg-Speyer-Haus, Universität Frankfurt a.M. Hintergrund: Trotz dramatischer Verbesserungen in der Behandlung der HIV-Infektion durch antiretrovirale Kombinationstherapien (HAART) werden auch weiter innovative alternative Konzepte benötigt, da die klassische HAART durch Resistenzentwicklung, Adhärenzprobleme und Langzeittoxizität limitiert ist. Zielsetzung: Ziel der Arbeit war die klinische Entwicklung einer Gentherapie der HIV-Infektion mittels genmodifizierter autologer CD4+ T-Zellen. Patienten und Methoden: Es wurden autologe T-Lymphozytenpräparate von 10 HIV-Patienten mit weit fortgeschrittenem Immundefekt und multiresis­ tenten Viren durch Lymphapherese und ex vivo Gentransfer in GMP-Qualität hergestellt. Das therapeutische Gen (M87o) wurde in einen retroviralen Vektor kloniert und kodiert für die stabile Expression eines fusionsinhibitorischen Peptids auf der Oberfläche der transfizierten T-Zellen. Resultate: Das therapeutische Gen M87o inhibiert multiple HIV-Isolate (inkl. multiresistente Viren) mit einer Effizienz von 99 bis 100 %. Eine durchschnittliche Menge von 1,3 x 109 genmodifizierte Zellen wurden den Patienten autolog retransfundiert. Dies führte zu einem signifikanten Anstieg (43 % an Woche 12) der peripheren THelferzellen in 7/10 Fällen. Die Viruslast blieb in allen Fällen unbeeinflusst, die Transfusionen wurden problemlos toleriert. Schwere unerwünschte Nebenwirkungen traten nicht auf; die transfizierten Zellen konnten bis zu 36 Monate im peripheren Blut, Knochenmark und Lymphknoten nachgewiesen werden. Schlussfolgerung: Diese Phase-I-Studie belegt die Sicherheit und mögliche Wirksamkeit dieses innovativen gentherapeutischen Ansatzes der HIV-Infektion. Weitere Vektoren werden für den Einsatz in Stammzellen entwickelt. Antibiotika-Multiresistenz bei Pseudomonas aeruginosa Beate Henrichfreise1*, Irith Wiegand1, Ingeborg LuhmerBecker1, W. Pfister2, Bernd Wiedemann1 1Universität Bonn, Institut für Medizinische Mikrobiologie, Immunologie und Parasitologie (IMMIP), Abteilung für Pharmazeutische Mikrobiologie 2 Universität Jena, Institut für Medizinische Mikrobiologie *Universität Bonn, IMMIP, Abteilung für Pharmazeutische Mikrobiologie, Meckenheimer Allee 168, 53115 Bonn, E-Mail: [email protected] In dieser Studie wurden auf molekularer Ebene die Resistenzmechanismen von 22 multiresistenten, klonal nicht verwandten P.-aeruginosa-Stämmen untersucht, die im Zuge des GENARS-Projektes (German Network for Antimicrobial Resistance Surveillance) in deutschen Krankenhäusern isoliert wurden. Zwölf multiresistente Stämme stammten von Patienten mit cystischer Fibrose (CF) und zehn von Patienten ohne diese Erbkrankheit. Elf der Stämme von CF-Patienten wiesen einen Mutatorphänotyp auf. Zum ersten Mal konnte ein Mutatorstamm molekular charakterisiert werden, der nicht im Kontext mit einer chronischen Infektion der Lunge stand. Der hohe Anteil an Mutatorstämmen sollte bei der Behandlung von Infektionen, die durch multiresistente P.-aeruginosa-Stämme verursacht werden, berücksichtigt werden. Die Überproduktion der Effluxsysteme MexAB-OprM, MexCD-OprJ, MexEFOprN und MexXY-OprM, der Verlust des Porins OprD, Modifikationen in Typ-II-Topoisomerasen und die Überproduktion der AmpC-β-Laktamase wurden untersucht. Zusätzlich wurde die Präsenz von 25 erworbenen Resis­ tenzgenen geprüft. Neben Modifikationen in GyrA (91 %), waren die Überproduktion von MexXYOprM (82 %), der Verlust von OprD (82 %) und die Überproduktion von AmpC (73 %) die häufigsten Resistenzmechanismen. © WVG Es wurden deutliche Unterschiede zwischen den Stammkollektiven von CFund Nicht-CF-Patienten festgestellt. Ausschließlich bei P.-aeruginosa-Stämmen von Nicht-CF-Patienten trugen zahlreiche erworbene Resistenzgene zur Multiresistenz bei. Auch Mehrfachmodifikationen in den Zielstrukturen der Chinolone wurden ausschließlich bei Stämmen von Nicht-CF-Patienten detektiert. Analysen der Phäno- und Genotypen aller Stämme zeigten, dass die Überproduktion von Effluxsystemen einen erheblichen Anteil an der Multiresis­ tenz bei P. aeruginosa hat. Im Einklang mit anderen Studien wurde belegt, dass weitere unbekannte mutationsbedingte Resistenzmechanismen einer Aufklärung harren. Der Erstnachweis einer VIM-Metalloβ-Laktamase in Deutschland ist ein weiteres Indiz der globalen Ausbreitung dieser, die Therapieoptionen stark einschränkenden, Enzyme und untermauert die Notwendigkeit einer kontinuierlichen Surveillance der in Krankenhäusern auftretenden Multiresistenz bei P. aeruginosa auf molekularer Ebene. Im Rahmen der Studie wurde zusätzlich die Entwicklung von mutationsvermittelter Resistenz unter der Therapie untersucht. Dazu wurden ein Wildtypund ein Mutatorstamm von P. aeruginosa in In-vitro-Modellen eingesetzt, welche die pharmakokinetischen Profile von Meropenem und Ceftazidim bei Standarddosierungen simulieren. Die Untersuchungen zeigten auf, dass die Standarddosierungen von Meropenem und Ceftazidim eine Selektion von Mutanten weder bei Wildtyp- noch bei Mutatorstämmen verhindern können. Für den therapeutischen Erfolg, inklusive der Vermeidung von Resistenzentwicklung, wären Konzentrationsprofile günstiger, bei denen die Antibiotika-Konzentrationen länger oberhalb der MHK von Einschritt-Mutanten (Mutanten-Präventionskonzentration) bleiben. Bei P.-aeruginosa-Stämmen von CF-Patienten ist der Mutatorphänotyp sehr häufig und Resistenz wird vorwiegend über Mutationen erworben. Hier ist die Akkumulation weiterer Muta­tionen unter wiederkehrenden Therapiezyklen besonders problematisch. © Wissenschaftliche Verlagsgesellschaft mbH 2009 228 Chemotherapie Journal 17. Jahrgang · Heft 5 · 2008 Abstracts Symposium II: Antivirale Therapie und Prophylaxe der Influenza Aktuelle Aspekte der Influenzaprophylaxe und -therapie mit Neuraminidasehemmern Bernhard R. Ruf, II. Medizinische Klinik, Klinikum St. Georg, Leipzig Zwei Klassen antiviraler Substanzen sind für die Therapie und Prophylaxe der Influenza verfügbar. Influenzavirus Typ A, jedoch nicht Typ B, besitzt ein M2-Protein, das für die virale Replikation essenziell ist. Die M2-Inhibitoren Amantadin und Rimantadin inhibieren dessen Aktivität. Alle Influenzaviren besitzen eine virale Neuraminidase, die die Abkoppelung des Virus von infizierten Zellen ermöglicht. Die beiden Neuraminidasehemmer (NH) Oseltamivir und Zanamivir blockieren diesen Schritt und unterbrechen damit den Infektionszyklus. Zanamivir wird via Inhalation und Oseltamivir oral eingenommen. Die M2-Inhibitoren wurden in früheren Influenzaepidemien untersucht. Dabei fand sich eine Effektivität von 71 % in der Primärprophylaxe [Monto 1979] und in der Postexpositionsprophylaxe von bis zu 91 % [Dolin 1982]. In der Therapie reduzierten beide Substanzen die Dauer und die Schwere der InfluenzaSymptome [Hayden 1986]. Bisher konnte nicht überzeugend gezeigt werden, dass diese beiden Substanzen auch zu einer Reduzierung der Influenza-assoziierten Komplikationen führen [Doyle 1989]. Beide Substanzen führen in der klinischen Anwendung besonders zu neurologischen Nebenwirkungen und sind mit einer hohen Resistenzinduktion belastet. Die NH reduzieren die Dauer der Erkrankung um 1 bis 3 Tage, wenn die Therapie innerhalb der ersten zwei Tage nach Beginn der Symptome eingeleitet wird [Treanor 2000, Monto 1999]. Für Oseltamivir konnte in einer Metaanalyse gezeigt werden, dass es die Häufigkeit von Komplikationen an den unteren Atemwegen, den Antibiotika-Einsatz und die Hospitalisierungsrate senkt [Kaiser 2002]. An Nebenwirkungen (NW) sind bei Zanamivir das Risiko von Bronchospasmen und bei Oseltamivir gelegentlich gastrointestinale NW zu beachten. Die Resistenzinduktion beider Substanzen ist gering. In letzter Zeit zeigen allerdings H1N1Isolate eine deutliche Zunahme der Resistenz gegen Oseltamivir bei erhaltener Effektivität von Zanamivir. In der ersten Welle einer Influenzapandemie sind bei Fehlen einer spezifischen Vakzine NH die einzige Option in der Prophylaxe und Therapie. Klinische Studien hierzu fehlen, jedoch zeigen kasuistische Berichte eine Wirksamkeit bei humanen H5N1-Erkrankungen. Die M2-Inhibitoren sind wegen ihrer NW und ihrer Resistenzinduktion für die Kontrolle einer pandemischen Influenza nicht geeignet. Antivirale Therapie und Prophylaxe der Influenza im Kindesalter Heino Skopnik, Klinik für Kinder- und Jugendmedizin am Klinikum Worms, Gabriel-von-Seidl-Str. 81, D-67550 Worms, E-Mail: [email protected] © WVG Während der jährlichen InfluenzaEpidemie erkranken Kinder häufiger und früher als Erwachsene. Sie gelten innerhalb der Familie als Infektionsquelle. Die Symptomatik der Influenza weist bei Kindern eine große Überlappung mit der anderer Erreger mit saisonal synchroner Aktivität auf [6, 10]. Nur während der Spitze einer Epidemie ist auch im Kindesalter (> 1 Jahr) eine klinische Diagnose möglich. Eine sicherere Diagnose wird durch den Einsatz von Influenza-Schnelltests möglich, die sogar eine Unterscheidung zwischen Influenza A und B ermöglichen [1, 8]. Die Schnelltestung auf Influenza ist kosteneffektiv, wenn die Influenza-Wahrscheinlichkeit kleiner 60 % beträgt, was in der Regel der Fall ist. Epidemiologische Studien zeigen, dass die Influenza-bedingte Hospitalisierungsrate bei Kleinkindern vergleichbar hoch ist wie bei alten Menschen. Die Influenza-assoziierte Mortalität ist im Kindesalter besonders hoch bei Säuglingen und Kleinkindern [2]. Nur etwa 50 % der Verstorbenen hatten eine chronische Grundkrankheit. In 30 % der Fälle trat der Tod innerhalb von 3 Tagen nach Krankeitsbeginn auf. Hieraus folgt, dass die Diagnose Influenza möglichst früh im Krankheitsverlauf gestellt werden muss. Die Frühdiagnose reduziert weitere diagnostische Maßnahmen, Hospitalisierungen sowie den unnötigen Einsatz von Antibiotika und bietet die Option zur antiviralen Behandlung [1, 7]. Für eine kausale Therapie und zur Postexpositionsprophylaxe stehen Amantadin (Influenza A) und die Neuraminidase-Inhibitoren (Influenza A und B) Zanamivir und Oseltamivir zur Verfügung [3–5, 9]. Die Behandlung muss innerhalb von 48 Stunden nach Krankheitsbeginn eingeleitet werden. Amantadin blockiert den M2-Ionenkanal, über den nur Influenza-A-Viren verfügen. Der Einsatz von Amantadin setzt deshalb die Kenntnis der Influenza-Epidemiologie voraus. Amantadin ist für Kinder ab dem 6. Lebensjahr zugelassen. In Deutschland ist keine flüssige Darreichungsform verfügbar. Die Dosis für Therapie und Postexposi­ tionsprophylaxe beträgt 100 mg/die bis 45 kg Körpergewicht. Bei höherem Körpergewicht werden 2-mal 100 mg/die verabreicht. Die Therapiedauer beträgt 7 bis 10 Tage. Bezogen auf die Fieberdauer wird eine Krankheitsverkürzung von etwa 30 % beobachtet. Bei Kindern wird eine geringere Nebenwirkungsrate im Vergleich zu Erwachsenen beschrieben. Häufig treten Schwindel, Schlafstörungen, motorische und psychische Unruhe auf. Eine schnelle Resistenzentwicklung wird unter der Therapie beobachtet. Dies schränkt den therapeutischen Nutzen ein und verbietet eine prophylaktische Anwendung. Oseltamivir ist für Kinder ab dem 2. Lebensjahr für die orale Behandlung zugelassen. Die Dosis beträgt für die Therapie 2-mal 2 mg/kg Körpergewicht per os bis zu einem Gewicht von 40 kg. Bei höherem Körpergewicht beträgt die Dosis 2-mal 75 mg/die per os. Die Therapiedauer beträgt 5 Tage. Zur Postexpositionsprophylaxe wird die halbe therapeutische Dosis 1-mal/die für 10 Tage verabreicht. Oseltamivir reduziert gegenüber Plazebo signifikant die Krankheitsdauer um etwa 35 % und das Auftreten von Komplikationen der Influenza um etwa 40 %. Die postexpositionelle Prophylaxe erreicht eine Effektivität von bis zu 80 %. Gastrointes­ tinale Nebenwirkungen treten häufig auf, vornehmlich wird über Übelkeit und Erbrechen berichtet. Die Resistenz von Influenza A (H1N1) gegen Oseltamivir ist 2008 sprunghaft angestiegen. © Wissenschaftliche Verlagsgesellschaft mbH 2009 Chemotherapie Journal 17. Jahrgang · Heft 5 · 2008 229 Abstracts Sie betrug in Deutschland etwa 10 %. Die Resistenzraten liegen bei Kindern höher als bei Erwachsenen. Diese Entwicklung bedarf der Beobachtung in der folgenden Influenza-Saison. Zanamivir ist für Kinder ab dem 6. Lebensjahr für die inhalative Behandlung zugelassen. Die Dosis beträgt für die Therapie 2-mal 10 mg/die für 5 Tage und für die Postexpositionsprophylaxe 1-mal 10 mg/die für 10 Tage. Die Krankheitsdauer ist gegenüber Plazebo um etwa 30 % kürzer. Die systemische Verfügbarkeit ist vernachlässigbar. Deshalb werden Komplikationen der Influenza im Vergleich mit Plazebo nur tendenziell seltener gesehen. Für die Postexpositionsprophylaxe wird eine Effektivität von über 70 % angegeben. Nebenwirkungen treten mit Ausnahme von Irritationen des Respirationstraktes selten auf. Die Resistenz von Influenzaviren gegen Zanamivir tritt seltener auf als bei Oseltamivir. Zusammenfassung und Schlussfolgerungen: Die Influenza wird maßgeblich von Kindern verbreitet. Frühdiagnose und Therapie können zur Eindämmung von Epidemien beitragen. Die Neuraminidasehemmer erweisen sich als effektiv. Die einfache orale Applikation von Oseltamivir sowie die Reduktion der Influenza-assoziierten Komplikationen hat zur breiten Anwendung dieser Substanz geführt. Die rasche Zunahme der Resistenzrate bedarf der Surveillance. Problematisch ist die Prävention und die Behandlung der Influenza bei Kindern im ersten Lebensjahr. Bei ihnen liegt die höchste Komplikationsrate durch Influenza im Kindesalter vor. Für diese Altersgruppe ist die Zulassung von Oseltamivir dringend erforderlich, zumal erst ab dem 7. Lebensmonat eine Impfprophylaxe möglich ist. Die Resistenzentwicklung unterstreicht die Bedeutung der Prävention der Influenza durch Impfung im Kindes- und Jugendalter. Literatur 1.Benito-Fernandez J, et al. Impact of rapid viral testing for influenza A and B viruses on management of febrile infants without signs of focal infection. Pediatr Infect Dis J 2006;25:1153–7. 2.Bhat N, et al. Influenza-associated deaths among children in the United States. New Engl J Med 2005;353:2259–67. 3.Committee on Infectious Diseases. Antiviral therapy and prophylaxis for influenza in children. Pediatrics 2007;119:852–60. 4.Hedrick JA, et al. Zanamivir for treatment of symptomatic influenza A and B infection in children five to twelve years of age: a randomized controlled trial. Pediatr Infect Dis J 2000;19:410–7. 5.Matheson NJ, et al. Neuraminidase inhibitors for preventing and treating influenza in children. Cochrane database of systematic reviews 2007;(1):CD002744. 6.Neuzil KM, et al. Illness among schoolchildren during influenza season. Arch Pediatr Adolesc Med 2002;156:986–91. 7.Rothberg MB, et al. Management of influenza symptoms in healthy children. Arch Pediatr Adolesc Med 2005;159:1055–62. 8.Sharma V, et al. Effect of rapid diagnosis of influenza virus type A on the emergency Department management of febrile infants and toddlers. Arch Pediatr Adolesc Med 2002;156:41–3. 9. Whitley RJ, et al. Oral oseltamivir treatment of influenza in children. Pediatr Infect Dis J 2001;20:127–33. 10. Zambon MC, et al. Contribution of influenza and respiratory syncytial virus to community cases of influenza-like illness: an observational study. Lancet 2001;358:1410–6. Zur Resistenzlage von Influenzaviren © WVG oder nahe der Enzymbindungsstelle. Überraschenderweise wurden in der Saison 2007/2008 zunächst in Europa, später weltweit, von unbehandelten Patienten vermehrt A(H1N1)-Viren isoliert, die gegen Oseltamivir resistent waren [2]. Eine Kreuzresistenz zu Zanamivir besteht nicht. Da Viren mit unterschiedlichem genetischem Background den Resistenzmarker (H274Y) tragen, wird vermutet, dass sie durch homologe Rekombination entstanden sind. Das Szenario einer Verbreitung resis­ tenter Influenzaviren wird möglicherweise Einfluss auf die bisherigen Konzepte zur antiviralen Therapie und Prophylaxe haben. Literatur 1. Bright RA, et al. Incidence of adamantane resistance among influenza A(H3N2) viruses isolated worldwide from 1994 to 2005: a cause for concern. Lancet 2005;366:1175–8. 2. Lackenby A, et al. Emergence of resistance to oseltamivir among influenza A(H1N1) viruses in Europe. Euro Surveill 2008;13:8026. Peter Wutzler, Institut für Virologie und Antivirale Therapie, Hans-Knöll-Strasse 2, D-07745 Jena, E-Mail: [email protected] Zur Behandlung und Prophylaxe der Influenza A sind zwei Klassen von anti­ viralen Medikamenten verfügbar: die Adamantane (Amantadin und Rimantadin) sowie die Neuraminidasehemmer Zanamivir und Oseltamivir. Adamantane hemmen die Replikation der Influenza-A-Viren durch Blockierung eines M2-Proteinenkanals in der Virusmembran. Einzelne Punktmuta­tionen in diesem Bereich führen häufig innerhalb weniger Tage zum Auftreten resistenter Viren, die genetisch stabil, übertragbar und weiterhin virulent sind. Seit 2001 wird weltweit ein Anstieg der Resistenzrate gegen Adamantane beobachtet [1]. In den USA betrug sie 2004/2005 bei A(H3N2)-Viren über 90 %, so dass die CDC den Einsatz dieser Präparate nicht mehr empfehlen. Neuraminidasehemmer, die auch gegen Influenza-B-Viren wirken, binden an das aktive Zentrum der viralen Neuraminidase und verhindern, dass sich die neu synthetisierten Virus­ partikel von der Zelloberfläche lösen. Eine Resistenzentwicklung gegen Oseltamivir wurde bis vor einem Jahr nur in seltenen Fällen beobachtet. Sie beruht auf einer verminderten Affinität für den Wirkstoff bedingt durch Austausch einzelner Aminosäuren in Retinal pigment epithelial cells – a new cell culture model for in vitro investigations of antiinfluenza viral drugs Hans Wilhelm Doerr, Johann Wolfgang Goethe-University Hospital Frankfurt/M., Institute for Medical ­Virology, Paul-Ehrlich-Straße 40, 60596 Frankfurt, E-Mail: [email protected] Human Influenza A viruses poses neurotropic properties as demonstrated by findings of virus antigens and nucleic acids in neuronal cells. Since activity of most antiviral agents depends on the cell type infected we established primary cultures of human retinal pigment epithelial (RPE) cells to provide a neuronal model for in vitro study of antiviral agents against influenza A ­viruses. RPE cells exert low permissivity for H1N1 viruses while they were highly permissive for human isolates of H5N1 virus strains as demonstrated by production of virus antigens, viral titres and transmission electron microscopy. H5N1 viruses were sensitive to treatment with type I an II ­interferons, neuraminidase inhibitors as well as ribavirin. Moreover, antiviral treatment was associated with a suppression of virus induced up-regulation of © Wissenschaftliche Verlagsgesellschaft mbH 2009 230 Chemotherapie Journal 17. Jahrgang · Heft 5 · 2008 Abstracts proinflammatory gene expression and virus induced apoptosis. The results demonstrated that RPE cells may be used as a human neuronal model for testing of antiviral agents against influenza A viruses. Freitag, 10. Oktober 2008 Workshop I: Management von Candida-Infektionen auf der Intensivstation Workshop der Sektion Antimykotische Chemotherapie Resistenz bei Candida spp. und Minimalstandards der Labordiagnostik Cornelia Lass-Flörl, Department für Hygiene, Mikrobiologie und Sozialmedizin, Fritz-Pregl-Str. 3/III, A-6020 Innsbruck, E-Mail: [email protected] In einer 10-jährigen europäischen Untersuchung waren Candida spp. für 3 % aller Septikämien verantwortlich und lagen an 7. Stelle der Sepsiserreger. Rund ein Drittel aller Candida-Fung­ ämien traten auf ICUs, ein Drittel auf internistischen Abteilungen mit hämato-onkologischen Einheiten und rund ein Viertel auf chirurgischen Abteilungen auf. Die häufigsten Spezies sind C. albicans, C. krusei, C. parapsilosis, C. tropicalis, und C. glabrata. In manchen Zentren machen die Non-albicans-Stämme bereits bis zu 44 % aller Candidosen aus; eine „shifting epidemiology” ist somit zu dokumentieren. Dies ist von therapeutischer Bedeutung, da C. krusei gegen Fluconazol primär resistent ist und C. glabrata häufig eine Resistenz gegen Azole entwickelt. Zur Diagnostik einer invasiven Candidiasis stehen konventionelle Kulturen von Blut und Material anderer steriler Körperregionen (z. B. Leberbiopsie bei hepatolienaler Candidiasis) und molekularbiologische Untersuchungsverfahren wie PCRs oder In-situ Hybridisierungen zur Verfügung. Der Goldstandard der Candidämie ist bislang die Blutkultur. Allerdings ist diese bei bestehender antifungaler Therapie re- lativ insensitiv. Nur 50 % der Patienten mit disseminierter Candidiasis haben eine positive Blutkultur. Die Durchführung einer Speziesdiagnose von Hefen, welche aus sterilen Materialien gewonnen wurden, ist unerlässlich. Der Nachweis von Candida-Antikörpern und diversen Antigen-Assays hat in der Diagnostik eine untergeordnete Bedeutung. Neuere Untersuchungsmethoden sind PCR-Schnelltests (z. B. LightCycler SeptiFast Test) bzw. Fluoreszenz-insitu-Hybridisierungen, die innerhalb von wenigen Stunden Sepsiserreger inklusive der häufigsten Candida spp. detektieren können. between individual agents and the risk for invasive fungal infections. New immunosuppressants and invasive fungal infections Vorgestellt werden erste Ergebnisse der multizentrischen „Blutkulturstudie 2006/2007“ der Paul-Ehrlich-Gesellschaft für Chemotherapie. Erfasst und ausgewertet wurden Daten zu Erregerspektrum und Anti­biotika-Empfindlichkeit von Erregern aus Blutkulturen von 13 der 14 teilnehmenden Institutionen in Deutschland und Österreich (Berlin, Bochum, Bonn, Cottbus, Göppingen, Hannover, Innsbruck, Jena, Karlsruhe, Kiel, Köln, Magdeburg, Münster, Nürnberg), ergänzt um epidemiologische Daten (Alter, Geschlecht, Fachgebiet, Grunderkrankung und Dispositionsfaktoren). Sämtliche klinisch relevanten Blutkulturisolate vom 01.07.06 bis 30.06.07 aus der Routinediagnostik von 13 teilnehmenden Zentren wurden berücksichtigt. Insgesamt wurden 6 521 Isolate (2 962 grampositiv, 3 106 gramnegativ, 91 anaerob, 362 Pilze) aus 6 311 Bakteri­ ämien/Fungämien (56 % von männlichen Patienten; 5 % von Patienten < 14 Jahre, 59 % von Patienten > 65 Jahre) untersucht. Gegenüber der vorangegangenen Studie 2000/2001 ist eine deutliche Zunahme der Antibiotika-Resistenz festzustellen: Häufigster grampositiver Erreger ist S. aureus (1 248 Isolate), davon 26 % MRSA (2000/1: 15 %). Die MRSA-Rate beträgt je nach Institution von 9 % bis 40 % (Median: 25 %). E. faecium (205 von 560 Enterokokken-Isolaten) sind zu 5 % Vancomycin- und zu 29 % Gentamicinhigh-level-resistent (ghl-r), E. faecalis (325 Isolate) sind zu 28 % ghl-r. Häufigster gramnegativer Erreger ist E. coli (1 680 Isolate), davon 32 % Cipro- Andreas H. Groll, Infectious Disease Research Program, Center for Bone Marrow Transplantation and Dept. of Pediatric Hematology/Oncology, University Children’s Hospital, Münster, Germany, E-Mail: [email protected] © WVG In contrast to conventional immunosuppressive agents with intracellular targets (i. e., calcineurin inhibitors, mTOR inhibitors, glucocorticosteroids and antiproliferative agents), macromolecular immunosuppressants are engineered antibodies and proteins that target extracellular structures. They act by inactivating soluble factors, blocking receptors or signalling pathways, or causing cell lysis/phagocytosis, and are used for management of rheumatoid arthritis, ulcerative colitis, Crohn’s disease and plaque psoriasis; autoimmune disorders, asthma and post transplant lymphoproliferative disorders; and transplant rejection and steroid-refractory graft-versus-host disease (GVHD). While most macromolecular immunosuppressants are usually well tolerated, opportunistic infections may occur and need to be considered in the acute and long-term management. Currently, more than 20 immunosuppressant antibodies or proteins are approved for use in humans. Some of these agents, in particular TNF-a antagonists and the CD52 antagonist alemtuzumab, appear to be associated with increased infection risks for invasive fungal infections. However, more systematic prospective investigations are required to better delineate the relationships Workshop II: Update Resistenzlage in Deutschland 2008 Workshop der Sektion Grundlagen Ergebnisse der vierten PEGBlutkulturstudie 2006/2007 Für die Studiengruppe: Andrea Becker, ZLMT – Abt. f. Mikrobiologie und Krankenhaushygiene, Städt. Klinikum Karlsruhe, Moltkestr. 90, 76133 Kalsruhe, E-Mail: [email protected] © Wissenschaftliche Verlagsgesellschaft mbH 2009 Chemotherapie Journal 17. Jahrgang · Heft 5 · 2008 231 Abstracts floxacin-resistent und 7 % Ceftazidimresistent (2000/1: 11 % bzw. < 1 %). Highlights der PEGResistenzstudie 2007 Michael Kresken, Antiinfectives Intelligence GmbH, ­Campus Fachhochschule Bonn-Rhein-Sieg, Von-LiebigStraße 20, 53359 Rheinbach, E-Mail: [email protected] Die Arbeitsgemeinschaft Empfindlichkeitsprüfungen und Resistenz in der Paul-Ehrlich-Gesellschaft für Chemotherapie untersucht seit 1975 regelmäßig die Resistenzlage bei klinisch wichtigen Bakterienspezies in Deutschland und im mitteleuropäischen Raum. Im November 2007 wurde unter der Beteiligung von 26 Laboratorien für medizinische Mikrobiologie erneut eine Studie durchgeführt. In allen Zentren wurden die gleichen Methoden zur Identifizierung der Bakterien und Empfindlichkeitsprüfung angewendet. Als Methode der Empfindlichkeitsprüfung wurde die Mikrodilution entsprechend der Norm DIN EN ISO 20776-1:2006 verwendet. Der Nachweis von ESBLBildnern erfolgte gemäß den Kriterien des CLSI. Für diese Zusammenfassung wurden die Daten von 5 779 Bakterien­ isolaten ausgewertet. Zur Bewertung der minimalen Hemmkonzentra­tionen wurden primär die Grenzwerte des EUCAST herangezogen. Im Vergleich zu der Studie von 2004 war eine Zunahme von ESBL-Bildnern bei Escherichia coli auffällig (von 5 % in 2004 auf 10 % in 2007). Die ESBLRate bei Klebsiella pneumoniae betrug gleichfalls 10 %. Die Resistenz gegen Fluorchinolone (Testsubstanz Ciprofloxacin) stieg bei E. coli von 22 % auf 26 % und bei K. pneumoniae von 8 % auf 12 %. Demgegenüber war die Resistenzsituation bei den ­ EnterobacteriaceaeSpezies gegenüber Carbapenemen weiterhin sehr günstig. Der Anteil der Oxacillin-resistenten Stämme an den untersuchten Staphylococcus-­aureusIsolaten betrug 20 %. Im Jahr 2004 hatte die Resistenzrate unter Verwendung der EUCAST-Kriterien 17,5 % betragen. S.-aureus-Isolate mit verminderter Sensibilität gegen Glykopeptide oder Linezolid wurden nicht gefunden. Im Gegensatz hierzu betrug die Resistenzhäufigkeit bei Enterococcus faecium gegenüber Vancomycin (VRE) 11 % (13,5 % in 2004). Etwas mehr als die Hälfte der VRE zeigte auch Resistenz gegen Teicoplanin (VanA-Phänotyp). Im Vergleich zu der Studie von 2004 fand sich bei den Gram-positiven Bakterien sowie bei Pseudomonas aeruginosa und Acinetobacter baumannii eine weitgehend unveränderte Resistenz­ situation, während die Ausbreitung von ESBL-bildenden E. coli besorgniserregend ist. Klinische Relevanz der Proteinbindung Axel Dalhoff, Universitätsklinikum Schleswig-Holstein, Campus Kiel, Inst. f. Infektionsmedizin, Brunswiker Str. 4, 24105 Kiel, E-Mail: [email protected] Die Ergebnisse präklinischer In-vitround In-vivo-Versuche haben die Korrelation zwischen dem Grad der Proteinbindung und der antibakteriellen Aktivität bzw. Effektivität klar belegt. Die In-vitro-Aktivität von Präparaten aus homologen Serien von z. B. b-Laktamen, die in proteinfreiem Medium äquieffektiv sind, nimmt in proteinhaltigem Medium parallel zu deren steigendem Grad der Proteinbindung ab. Gleichermaßen wird die Pharmakokinetik der Präparate vom Ausmaß der Proteinbindung bestimmt. Nur die freie Fraktion ist antibakteriell aktiv und frei diffusibel. Die Proteinbindung von Pharmaka wird zumeist unter Verwendung von Serum und/oder Serumeiweißen ermittelt. Es muss jedoch auch berücksichtigt werden, dass die Substanzen an die unterschiedlichsten Komponenten verschiedener Gewebe oder Körperflüssigkeiten binden. So bindet z. B. Daptomycin an das “Surfactant” aus der Lunge mit der Folge, für die Therapie von RTIs (respiratory tract infections) keine hinreichende Effektivität aufzuweisen; Aminoglycoside binden an DNS/RNS und Zelldebris, so dass sie durch Eiter etc. inaktiviert werden (“peripheral inactivation”) und klinisch in solchen Infektlokalisa­ tionen nur eingeschränkt effektiv sind. Auch Chinolone binden an DNS. In einer klinischen Studie zur Effektivität von Ceftriaxon in der Behandlung von A-Streptokokken-Tonsillopharyngitis wurde mit einer aus PK/PD-Berechnung, die auf der freien Fraktion basierten, abgeleiteten Dosis nur eine unzureichende Effektivität erzielt. Der Grund für dieses negative Ergebnis war © WVG 1. die relativ hohe Variabilität der Kinetik, und 2. die hohe Bindung an die Tonsillen. Eine die „Tonsillenbindung“ berücksichtigende Dosissteigerung ging mit einer Wirksteigerung einher. PK/PD-Untersuchungen zeigen, dass eine unzureichende Berücksichtigung der Proteinbindung der Resistenzentwicklung Vorschub leistet. Diese Beispiele belegen die klinische Relevanz der Proteinbindung. Dennoch wird vielfach die Meinung geäußert, dass der Proteinbindung keine klinische Bedeutung zukomme. Vordergründig ist dieser Eindruck zwar richtig; de facto aber falsch, da der Proteinbindung bereits in den frühen Phasen der Präparatentwicklung und klinischen Prüfung Rechnung getragen wird und bei einer zeitgemäßen Definition der “breakpoints” die Protein­ bindung berücksichtigt wird. Resistenz bei Gonokokken Thomas A. Wichelhaus, Institut für Medizinische Mikrobiologie und Krankenhaushygiene, Paul-Ehrlich-Str. 40, D-60596 Frankfurt am Main, E-Mail: [email protected] Sexuell übertragbare Erkrankungen wie die Gonorrhoe stellen bundesweit ein ernstzunehmendes Gesundheitsproblem dar. Die Therapie der Gonorrhoe ist vor dem Hintergrund zunehmender Resistenzentwicklungen kritisch zu betrachten. Eine bedrohliche Zunahme der Resistenzsituation deutet sich insbesondere für die Chinolone an. Azithromycin gilt als Reservesubstanz in der Therapie der unkomplizierten Gonorrhoe. Aber auch gegenüber dem Azalid zeigen sich inzwischen Resis­tenzraten von über 5 %. Lediglich die Cephalosporine der dritten Genera­tion (Ceftriaxon und Cefixim) sowie das Aminoglykosid Spectinomycin zeigen bisher 100 % Wirksamkeit in vitro. Studien, die die Resistenzsituation von Neisseria gonorrhoeae in Deutschland erfassen, liegen allenfalls sporadisch für vereinzelte Regionen vor. Eine bundesweite Analyse der AntibiotikaResistenz bei Neisseria gonorrhoeae ist nicht existent. Zur Beurteilung der Resistenzsituation und Formulierung effektiver Therapieempfehlungen bedarf es daher der Etablierung eines ­Antibiotika-Resistenz-Surveillance-Sys­ tems für Gonokokken in Deutschland. © Wissenschaftliche Verlagsgesellschaft mbH 2009 232 Chemotherapie Journal 17. Jahrgang · Heft 5 · 2008 Abstracts VRE – ein Problem für Deutschland? Guido Werner, E-Mail: [email protected], Ingo Klare, E-Mail:[email protected], Wolfgang Witte, E-Mail: [email protected], Robert Koch-Institut Wernigerode, Burgstr. 37, 38855 Wernigerode Enterococcus faecalis und E. faecium sind wichtige Erreger von Krankenhaus­ infektionen. Speziell E. faecium zeigt einen Trend zur Multiresistenz (Ampicillin, Aminoglycoside [Hochresistenz] Glykopeptide), Resistenz gegen Ampicillin oder Vancomycin ist hingegen selten bei E. faecalis. Somit ist das VREProblem nur auf E. faecium beschränkt. Erworbene Vancomycin­resistenz wird über verwandte Mechanismen vermittelt; der VanA- aber auch der VanB-Phänotyp ist europaweit und in Deutschland am häufigsten. In Deutschland sind etwa 12 bis 15 % aller nosokomialen E. faecium Vancomycin-resistent. Dieser Trend ist seit 2003 ansteigend (EARSS, GENARS, PEG Studie). Steigende VRERaten sind mit der Ausbreitung verschiedener Stämme verbunden, teilweise auch innerhalb eines Ausbruchs. VanA-Typ-Resistenz breitet sich über (epidemische?) Resis­tenzplasmide aus, deren Zusammensetzung, Struktur und Wirtsbereich aktuell erforscht wird. Sowohl phänotypisch als auch genotypisch lassen sich Hospital-adaptierte E. faecium von kommensalen Besiedlern unterscheiden. DNS-Sequenz-basierte Typisierungen klassifizieren die meisten Ausbruchstämme in einem klonalen Komplex CC17. Gesamtgenomische Mikroarrayhybridisierungen zeigten zusätzlich erworbene Gene und DNS-Segmente (Genomische Inseln) ausschließlich in nosokomialen Isolaten; ihre Struktur und Funktion wird momentan intensiv bearbeitet. Heutzutage gehören nahezu alle klinischen Isolate/VRE in Deutschland zur Gruppe epidemischer E. faecium (CC17). Ein Nachweis bestimmter Merkmale lässt auf solche Isolate mit epidemischem Potenzial schließen: (i) Ampicillinresistenz; (ii) Hochresistenz gegen Fluorchinolone; (iii) Besitz bestimmter Determinanten (hyl, esp, IS16); (iv) bestimmte klonale Typen (MLST). Therapeutische Alternativen für Multiund Vancomycin-resistente Enterokokken sind rar (z. B. Linezolid, Tigecyclin, Daptomycin); Resistenzen sind auch hier bereits beschrieben. Fazit: Das Zusammentreffen von übertragbaren vanA-Resistenzplasmiden und Hospital-adaptierten Stämmen lässt keinen rückläufigen VRE-Trend erwarten; trotz alledem, eine Prognose für die nächsten Jahre ist schwierig. Workshop III: Toxoplasmose und Echinokokkose Workshop der Sektion Antiparasitäre Chemotherapie Flächendeckendes Toxoplasma-Screening zur Erfassung von konnatalen Infektionen und LangzeitFollow-up Andrea-Romana Prusa1, Nicole Gerstl1, Arnold Pollak2 und Michael Hayde1, 1Medizinische Universität Wien, Universitätsklinik für Kinder- und Jugendheilkunde, Toxoplasmose-Nachsorge­ ambulanz, Waehringer Guertel 18–20, A-1090 Wien, E-Mail: [email protected], [email protected] [email protected] 2Medizinische Universität Wien, Universitätsklinik für Kinder- und Jugendheilkunde, Waehringer Guertel 18–20, A-1090 Wien, E-Mail: [email protected] © WVG In Österreich existiert seit 1974 ein flächendeckendes serologisches Screening-Programm zur Erfassung ges­ tationaler Primoinfektionen mit Toxoplasma gondii. Im Rahmen der Mutter-Kind-Pass-Untersuchungen werden routinemäßig Schwangere pränatal auf spezifische Antikörper getes­tet. Zeigt die erste serologische Untersuchung eine latente Infektion, so sind bei einer immunkompetenten Frau keine Folgeuntersuchungen erforderlich. Ergibt die Serologie eine rezente Infektion, so wird die Durchführung einer PCR-Diagnostik aus Fruchtwasser und eine antiparasitäre Therapie bis zur Geburt des Kindes empfohlen. Im Rahmen des pränatalen Screenings sind bei einer seronegativen Schwangeren Kontrollen mit einem achtwöchigen Intervall vorgesehen. Zusätzlich besteht die Empfehlung des Toxoplasmoselabors der Medizinsichen Universität Wien, das Nabelschnurblut einer Seronegativen zu untersuchen, um eine Serokonversion im dritten Trimenon auszuschließen. Seit 1992 werden Kinder mit ­ Risiko einer fetalen Infektion in einem eng- maschigen serologischen und klinischen Follow-up bis zur Verifizierung des Infektionsstatus untersucht. Kinder mit diaplazentar übertragenen Antikörpern, also Nichtinfizierte, werden serologisch bis zum Negativwerden getestet. Kinder mit konnataler Infektion werden nach der Geburt für zwölf Monate mit einer antiparasitären Therapie behandelt. Darüberhinaus führt unser Toxoplasmoselabor in Kooperation mit niedergelassenen Fachärzten, Labors und Perinatalzentren ein nationales Toxoplasmoseregister zur Erfassung der Prävalenz von toxoplasmaspezifischen Symptomen und Medikamentenunverträglichkeiten. Die konnatale Toxoplasmose: retrospektive Beobachtungsstudie zur Effizienz der pränatalen Therapie Martin Enders, Veronika Rilling, Doris Krczal, Frank ­Knotek und Gisela Enders Labor Prof. G. Enders und Partner & Institut für Virologie, Infektiologie und Epidemiologie e.V., Rosenbergstr. 85, D-70193 Stuttgart, E-mail: [email protected] Eine Erstinfektion mit Toxoplasma gondii (T. gondii) in der Schwangerschaft kann zu Abort, Totgeburt, schweren kindlichen Schäden oder einer asymptomatischen Infektion des Feten führen. Ergebnisse kürzlich publizierter europäischer MultizenterStudien stellen den Nutzeffekt einer pränatalen Therapie im Hinblick auf die Reduktion der fetalen Schädigungsrate in Frage. Zur Beurteilung der Effizienz der pränatalen Therapie führten wir eine retrospektive Beobachtungsstudie durch, in die Fälle mit labor­ diagnostisch gesicherter intrauteriner Toxoplasma-Infektion eingeschlossen wurden. Informationen zum Gestationsalter bei Diagnose der mütterlichen Toxoplasmose, zur pränatalen Therapie sowie zu sonographischen und klinischen Befunden beim Feten/ Kind wurden vom behandelnden Frauenarzt, Pränataldiagnostiker oder Kinderarzt an uns übermittelt. Zwischen Januar 1995 und August 2008 konnten wir bei 190 Fällen eine intrauterine Infektion mit T. gondii labordiagnostisch bestätigen. Angaben zur Klinik und Therapie standen in 137 Fällen zur Verfügung. Eine zeitgerechte, adäquate Therapie der Mutter erfolgte nur in © Wissenschaftliche Verlagsgesellschaft mbH 2009 Chemotherapie Journal 17. Jahrgang · Heft 5 · 2008 233 Abstracts 15 % der Fälle. Insgesamt traten kindliche Schäden nach inadäquater bzw. fehlender pränataler Therapie (40/117) häufiger auf, als nach adäquater Therapie (2/20). Von 37 Feten/Kindern mit intrauteriner Toxoplasma-Infektion und schweren Schäden nach mütterlicher Erstinfektion im 1./2. Trimenon wurden 95 % (35/37) der Mütter inad­ äquat (bzw. nicht) und nur 5 % (2/37) der Mütter adäquat behandelt. Unsere Ergebnisse weisen darauf hin, dass eine Reduktion der kindlichen Schädigungsrate durch den zeitgerechten Einsatz des in Deutschland empfohlenen Therapieschemas bei Toxoplasmose in der Schwangerschaft erzielt werden kann. Die konnatale Toxoplasmose: Retrospektive Analyse zur Effizienz der pränatalen Therapie anhand von Fallstudien aus dem Labor Sindelfingen Harald Hlobil, Laborarztpraxis Sindelfingen, Nüßstr. 5, 71065 Sindelfingen, E-Mail: [email protected] Die Seroprävalenz der Toxoplasmose in verschiedenen Gebieten der Welt ist sehr unterschiedlich. Die regionale Häufigkeit spezifischer Antikörper beim Menschen reicht von unter 25 % bis über 75 %. Auch in Baden-Würt­ temberg kann man bei schwangeren Frauen signifikante regionale Unterschiede der Seroprävalenz zwischen weniger als 36 % und mehr als 50 % beobachten. Mit steigendem Lebensalter nimmt die Zahl seropositiver schwangerer Frauen in Süddeutschland um 0,9 % pro Jahr zu. 6 bis 7 von 1 000 schwangeren Frauen infizieren sich akut mit T. gondii im Verlauf der Schwangerschaft. Das Risiko der seronegativen Frau, sich im Verlauf der Schwangerschaft mit Toxoplasmen zu infizieren, liegt bei etwa 1 % und die Inzidenz konnataler Toxoplasma-Infektionen liegt bei etwa 3/1 000 Kindern. Daraus kann man schließen, dass durchschnittlich jede zweite akute Infektion bei der schwangeren Frau ohne Antibiotikatherapie zur Infektion des Feten führt [Hlobil et al. Klin Lab 1992;38;679–86]. Anders stellt sich die Situation nach einer geeigneten Antibiotikatherapie in der Schwangerschaft dar. Im Labor Sindelfingen wurden zwischen Juli 1995 und August 2008 insgesamt 878 therapiebedürftige ToxoplasmaInfektionen bei schwangeren Frauen in einem standardisierten Überwachungsprogramm erfasst: Sindelfinger Toxoplasma Follow-up Programm (STFProgramm). Bei der retrospektiven Analyse von 726 schwangerschaftsrelevanten Infektionen, die nach den Empfehlungen des Robert Koch-Instituts, Berlin, antibiotisch therapiert worden waren, fanden wir auffallend niedrige fetale Infektionsraten von 2,5 % im ers­ ten Trimenon, 12,4 % im zweiten Trimenon und 40,9 % im dritten Trimenon. Von 30 infizierten Kindern wiesen nur zwei Kinder postpartal milde klinische Symptome auf. Diese beiden Kinder waren durch einen verdächtigen Ultraschallbefund der Mutter in der Mutterschaftsvorsorge entdeckt worden und nicht im Rahmen eines serologischen Screenings. Bemerkenswert ist die mit 43 % niedrige Sensitivität der serologischen Standarddiagnostik mit IgG-, IgM- und IgA-Testen direkt postpartal für die Überwachung von Toxoplasma-Risikokindern nach einer Therapie der Mutter in der Schwangerschaft. 57 % der konnatal infizierten Kinder konnten nur über zusätzliche Verfahren (Pränataldiagnostik, postpartaler DNA-Nachweis, vergleichendes Immuno­blotprofil) identifiziert werden. Im Vortrag werden die Daten der konnatal infizierten Kinder im Detail präsentiert. Auf der Grundlage der in 14 Jahren gesammelten Daten stellt der Autor ein Programm zur Diagnostik und Überwachung von schwangerschaftsrelevanten Toxoplasma-Infek­ tionen zur Diskussion. © WVG Die konnatale Toxoplasmose: retrospektive Analyse zur Effizienz der pränatalen Therapie anhand von Fallstudien aus dem IMMIP, Universitätsklinikum Bonn. I. Reiter-Owona, J. Christoph*, HM. Seitz, A. Hoerauf, Institut für Medizinische Mikrobiologie, Immunologie und Parasitologie, Sigmund-Freud Str. 25, D-53105 Bonn, E-Mail: [email protected] * Kinderkrankenhaus auf der Bult, Janusz-KorczakAllee 12, D-30173 Hannover 20 Fälle von pränataler ToxoplasmaInfektion, diagnostiziert oder bestätigt am IMMIP während eines Zeitraums von 10 Jahren (1996–2006), wurden retrospektive analysiert. Eingeschlossen wurden Neugeborene mit gesicherter Infektion (n = 17) und solche, bei denen postnatale Untersuchungen eine pränatale Infektion wahrscheinlich machten (n = 3). Anhand von anamnes­ tischen Daten ließen sich die mütterlichen Infektionen auf das 1. Trimenon (n = 3), das 2. (n = 5) bzw. 3. Trimenon (n = 7) zurückdatieren. In 5 Fällen war es nicht möglich, den mütterlichen Infektionszeitpunkt festzulegen. Für 11 Schwangere lagen Angaben zur Art und Dauer der Medikation vor, 9 weitere waren offensichtlich nicht therapiert worden. Die Therapie erfolgte mit Spiramycin (bis zur 16. bzw. 17. SSW) und/oder einer Kombination aus Pyrimethamin und Sulfadiazin (ab der 16. bzw. 17. SSW). Das Intervall zwischen labordiagnostisch vermuteter/ gesicherter Erstinfektion und Therapiebeginn betrug wenige Tage (n = 7) bis maximal 11 Wochen. 50 % der Kinder wiesen klinische Symptome einer konnatalen Toxoplasmose auf (Hydrocephalus, Chorioretinitis, Microcephalus, Dystrophie). Betroffen waren Kinder von Müttern, bei denen die Erstinfektion im 2. und 3. Trimenon diagnostiziert und die Therapie spät oder nicht durchgeführt worden war. Die Daten zeigen eine Tendenz auf, dass bei frühzeitiger materno-fetaler Therapie mit Pyrimethamin/Sulfadiazin eine symptomatische Infektion des Neugeborenen verhindert werden kann. Fortschritte in der Viabilitätsbeurteilung der zystischen Echinokokkose zur Standardisierung der Therapie Waldemar Hosch, Abteilung Diagnostische und Interventionelle Radiologie, Universitätsklinik Heidelberg, Im Neuenheimer Feld 110, 69120 Heidelberg, E-Mail: [email protected] Hintergrund: Voraussetzung für die korrekte Wahl einer stadienspezifischen Therapie der zystischen Echinokokkose ist die valide Charakterisierung von Zystenaktivität und -viabilität. Fragestellung: Folgende Fragen stehen hierbei im Brennpunkt des wissenschaftlichen und klinischen Interesses: © Wissenschaftliche Verlagsgesellschaft mbH 2009 234 Chemotherapie Journal 17. Jahrgang · Heft 5 · 2008 Abstracts Welche Kriterien können zur Beurteilung der Zystenaktivität bzw. der Zystenviabilität herangezogen werden? Kann die Zystenviabilität auch unabhängig von der Zystenmorphologie bestimmt werden? Zusammenfassung: Hinsichtlich der Bedeutung des Zystenkalks für die Aktivitätsbeurteilung und das Staging der zystischen Echinokokkose ergaben unsere Untersuchungen, dass Kalzifikationen nicht nur auf CE4- und CE5Zysten beschränkt sind, sondern bei allen Zystenstadien auftreten können. Als Kriterium der Zysteninaktivität hat vielmehr die vollständige und dauerhafte solide Transformation der Zystenmatrix zu gelten, nicht das Vorhandensein von Kalzifikationen per se. Die Zystenviabilität bei der zystischen Echinokokkose kann unabhängig von bildmorphologischen Kriterien metabolisch mittels Hochfeld 1H-MR-Spek­ troskopie bestimmt werden. Hierfür haben wir mittels eines Hochfeld-1HMR-Sektroskops von 600 MHz (14,1 T) ein detailliertes Metabolitenprofil erstellt und mit dem Goldstandard, der Mikroskopie, bezüglich der Zysten­ vitalität korreliert. Als die wichtigsten Metaboliten, die die Viabilität des Parasiten anzeigen, konnten wir Succinat, Fumarat, Acetat, Alanin, Betain sowie Malat identifizieren. skopisch oder molekularbiologisch erfolgen. Für die Primärdiagnose oder zur Überprüfung unklarer externer Serologiebefunde stehen verschiedene immunologische Such- und Bestätigungstests mit Rohantigenpräparationen und rekombinanten Antigenen zur Verfügung (HAT, ELISA, Western Blot). Weiterhin werden serologische Verlaufsuntersuchungen bei Patienten nach Operation und unter medikamentöser Therapie angeboten. Ziel ist es, neben der externen Bildgebung auch serologisch eine mögliche Ausheilung, Regression oder Progression darzustellen. Mikroskopische Untersuchungen und Antigennachweise von nativen Punktaten können durchgeführt werden, zusätzlich auch parasitologische Begutachtungen von histologischen Präparaten sowie (bisher experimentell) eine PCR aus soliden Materialien. Zu Forschungszwecken können zudem operativ gewonnene und nativ eingesendete Larvenstadien im Labor kultiviert und auch auf Empfindlichkeit gegen Chemotherapeutika untersucht werden. © WVG Toxoplasmose und Schwangerschaft, Erfahrungen der steirischen Mutter-Kind-Pass-Stelle Heidi Jakse, Fachärztezentrum Graz, Friedrichgasse 18, 8010 Graz, E-Mail: [email protected] Das Konsiliarlabor für Echinokokkose: Aspekte der Diagnostik Dennis Tappe und Matthias Frosch, Institut für Hygiene und Mikrobiologie der Universität Würzburg, JosefSchneider-Str. 2, D-97080 Würzburg, E-Mail: [email protected] Das Aufgabenspektrum des Konsiliarlabors für Echinokokkose umfasst die Labordiagnose der durch die Larvenstadien (Metazestoden) des Fuchsbandwurmes (Echinococcus multilocularis) und des Hundebandwurmes (E. granulosus) verursachten alveolären bzw. zystischen Echinokokkose. Zudem erfolgen telefonische Beratungen zu Diagnostik, Epidemiologie, Krankheitsbild und medikamentöser Therapie an Laborärzte und klinisch tätige Kollegen. Die Diagnose der verschiedenen Echinokokkosen kann serologisch, mikro- Die steirische Mutter-Kind-Pass-Stelle ist eine Servicestelle der steirischen Gebietskrankenkasse für Mutter und Kind. Neben der Beratungstätigkeit in Sachen Ernährung und Impfungen für Mutter und Kind ist das Hauptaufgabengebiet die Durchführung aller Laboruntersuchungen während der Schwangerschaft. Neben den im österreichischen Mutter-Kind-Pass vorgesehenen Labortuntersuchungen wie Blutgruppen- und Antikörperbestimmung, Blutbild, Harnanalyse, serologische Tests wie Lues, Röteln, Hepatitis wird auch die Toxoplasmose­diagnostik gemacht. Zwischen 85 % und 90 % der Laboruntersuchungen der steirischen Schwangeren werden in der Steirischen Mutter-Kind-Pass-Stelle durchgeführt. Von 8 405 im Jahre 2006 untersuchten Seren von schwangeren Patientinnen auf Toxoplasmose waren 67,4 % negativ und 32,6 % geschützt. Im Jahre 2006 wurden in der steirischen Mutter-Kind-Pass-Stelle 27 rezente Toxo­plasmainfektionen diagnostiziert, davon 13 Serokonversionen. Literatur Hosch WP, et al. Metabolic Viability Assessment of Cystic Echinococcosis using 1H Magnetic Resonance Spectroscopy NMR Biomed. Online: DOI:10.1002/nbm.1252 Hosch WP, et al. The role of calcification for staging cystic echinococcosis (CE). European Radiology 2007;17:2538–45. Hosch WP, et al. MR imaging for diagnosing cystobiliary fistulas in cystic echinococcosis (hydatid disease). European Journal of Radiology 2008;66:262–7. Toxoplasmose-Screening in der Schwangerschaft: retrospektive Analyse an einer Universitätsfrauenklinik Ioannis Mylonas, Maren Schmidt, Franz Kainer, Klaus Friese, Klinik und Poliklinik für Gynäkologie und Geburtshilfe – Klinikum Innenstadt, Ludwig-MaximiliansUniversität München, Maistrasse 11, 80337 München, E-Mail: [email protected] Fragestellung: Ein Screening auf Toxoplasmose gehört, im Gegensatz zu Österreich, nicht zu den Mutterschaftsrichtlinen in Deutschland. Aktuelle ­ Zahlen zur Inzidenz einer Primär­infektion während der Schwangerschaft und zur Seroprävalenz bei Schwangeren liegen allerdings kaum vor. Methodik: Insgesamt wurden 15 856 Entbindungen an der 1. Frauenklinik der Ludwig-Maximilians-Universität München zwischen den Jahren 2001 bis März 2008 retrospektiv auf eine durchgeführte Toxoplasmose-Untersuchung untersucht. Als Grundlage diente der Vermerk der Durchführung einer Toxoplasma-Serologie im Mutterpass (durchgeführt, Immunität nicht vorhanden, Immunität vorhanden, Serokonversion, nicht durchgeführt) Ergebnisse: Insgesamt war bei 60,01 % (9 515/15 856) der Schwangeren keine Toxoplasmose-Serologie durchgeführt, bei 9,7 % (1 545/15 856) der Fälle eine Toxoplasma-Serologie zwar durchgeführt, aber der Status nicht dokumentiert, in 25,0 % (3 961/15 856) der Schwangeren keine dokumentierte Immunität vorhanden und in 5,2 % (826/15 856) der Fälle eine Immunität dokumentiert. Insgesamt wurde bei 6 341 (39,99 %) Patientinnen eine Toxo- © Wissenschaftliche Verlagsgesellschaft mbH 2009 Chemotherapie Journal 17. Jahrgang · Heft 5 · 2008 235 Abstracts plasmose-Serologie dokumentiert. Von diesen Patientinnen, waren 3 961 Fälle (62,47 %) seronegativ. 826 Fälle (13,02%) wurden als „Immunität vorhanden“ dokumentiert. Bei neun Schwangeren (0,14 %) konnte extern eine Serokonversion festgestellt werden. Bei 1 545 Patientinnen (24,37 %) fanden sich nur qualitative Messwerte im Mutterpass, die keinen Rückschluss auf den Zustand der Infektion zuließen. Allerdings zeigten von den insgesamt 6 341 untersuchten Schwangeren nur 4 796 (75,63 %) einen dokumentierten Immunstatus im Mutterpass. Von ­diesen Patientinnen wiesen nur 17,2 % (826/4 796) eine dokumentierte Immunität im Vergleich zu 82,6 % (3 961/4 796) ohne dokumentierte Immunität gegen eine Toxoplasmainfektion auf, 0,18 % (9/4 796) wiesen eine primäre Serokonversion auf. Schlussfolgerung: Obwohl zuverlässige epidemiologische Daten für Deutschland nicht vorhanden sind, ist die beobachtete Inzidenz einer Toxoplasmose in der Schwangerschaft von < 0,057 % (9/15 856) in der urbanen Bevölkerung als niedrig einzuschätzen. Allerdings haben 82,6 % (3 961/4 796) der serologisch getesteten und auch so dokumentierten Schwangeren keine Toxoplasmose durchgemacht und sind anfällig (bei entsprechender Exposition) für eine primäre Infektion mit daraus resultierenden möglichen fetalen Schädigungen. Labor-Diagnostik bei okulärer Toxoplasmose Justus G. Garweg, Berner Augenklinik am Lindenhof­ spital, Medizinische Fakultät, Universität Bern, Schweiz Patienten mit okulärer Toxoplasmose (OT) sind lebenslänglich dem Risiko ausgesetzt, dass die Erkrankung reaktiviert und zu einer schweren Sehstörung führt. Die Mechanismen, die das Auftreten von Rezidiven am Auge regulieren, sind nicht bekannt. Die okuläre Toxoplasmose ist ein lokales Ereignis, das primär die Netzhaut betrifft und sich von dort sekundär in die Aderhaut ausbreitet, was den Begriff der Retinochoroiditis erklärt. Der lokale Charakter der Erkrankung erklärt auch, warum in den meisten Fällen eine systemische Immunantwort nicht nachweisbar ist. In Zweifelsfällen ist deshalb die Parallel-Analyse von Kam- merwasser und Serum erforderlich, um parasitäre DNA oder die lokale Produktion spezifischer Antikörper nachzuweisen. Da die DNA-Menge im Kammerwasser extrem niedrig und der Turnover hoch ist, kann die Diagnose mittels PCR meist nicht bestätigt werden. Falsch-negative Resultate im Bereich der Antikörper-Diagnostik sind zu erwarten, wenn die VorderkammerPunktion durchgeführt wird, bevor die lokale Produktion spezifischer Antikörper aktiviert ist (mindestens 2–3 Wochen nach Auftreten der Symptome). Deshalb ist für die Interpretation von Kammerwasser-Analysen eine detaillierte Kenntnis der klinischen Präsentation und der zeitlichen Dynamik von entscheidender Bedeutung, im Falle eines negativen Labor-Resultates ist gegebenenfalls auch die Bestätigung durch eine zweite Punktion im Intervall von 4 bis 6 Wochen sinnvoll. Tageskliniken/ Sozialpädiatrische Zentren für klinische Verlaufskontrollen bei Toxoplasmose © WVG Jürgen Christoph, Kinderkrankenhaus auf der Bult, ­Janusz-Korczak-Allee 12, D-30173 Hannover, E-Mail: [email protected] Unter anderem für die Studie pränatale Toxoplasma-Infektion und maternale Therapie mit Sulfadiazin/Pyrimethamin soll eine strukturierte Nachsorge in zu bestimmenden Zentren tagesklinisch oder im SPZ erfolgen. Mit schriftlichem Einverständnis der Eltern können Untersuchungsdaten veröffentlicht werden. Ein entsprechendes einheitliches Formular ist noch zu erstellen und zwischen den Beteiligten abzustimmen. Geld wird benötigt für: Anfahrtskosten der Familien zum Zentrum Laborkosten, die nicht in einer (SPZ-) Pauschale enthalten sind Kosten für klinische Untersuchungen, die nicht durch die Krankenkasse abgedeckt werden Das (minimale) Untersuchungsprogramm je nach Alter und Erkrankungsschwere (klinisch, augenärztlich, Hörprüfung, neurologisch, labordiagnostisch usw.) muss unter Berücksich­ tigung der amerikanischen und dänischen Empfehlungen (E. Petersen) festgelegt werden (u. a. Jürgen Chris­ toph, Lothar Schrod). Symposium III: Leitlinien Konzept zur Entwicklung von Leitlinien Eva Susanne Dietrich, Wissenschaftliches Institut der TK für Nutzen und Effizienz im Gesundheitswesen (WINEG), Habichtstr. 30, D-22305 Hamburg, E-Mail: [email protected] Vorgestellt wird ein Empfehlungs­papier zur Entwicklung von Leitlinien, das auf die Vereinheitlichung der Vorgehensweise innerhalb der PEG bei der Erstellung neuer Leitlinien unter Beachtung international akzeptierter Qualitätskriterien hinwirken möchte. Das Papier, das sich aktuell in der Abstimmungsphase befindet, wurde durch die AG Pharmakoökonomie in Kooperation mit dem Leitlinienkoordinator der PEG sowie Vertretern der AWMF entwickelt. Die im Papier enthaltenen Empfehlungen skizzieren den gesamten Ablauf des Entstehungsprozesses einer Leitlinie sowie die Ausgestaltung einzelner Punkte, wie die personelle Zusammenstellung einer Arbeitsgruppe zur Leitlinienerstellung, Erfordernisse wie die Offenlegung von Interessenskonflikten, die Sicherstellung der Leitlinienqualität beispielsweise durch vorherige Schulung der beteiligten Experten, die Ausgestaltung von Abstimmungsprozessen, die Finanzierung sowie Regelungen zur Leitlinienpublikation und den Autorenrechten. AWMF – Weiterentwicklung der Leitlinien in Deutschland Hans-Konrad Selbmann, AWMF, Ubierstr. 20, D-40223 Düsseldorf, E-Mail [email protected] Die wissenschaftlichen medizinischen Fachgesellschaften sind die größten Produzenten hochwertiger Behandlungsleitlinien in Deutschland. Das Leitlinienregister der AWMF (www. awmf-leitlinien.de) enthielt im Mai 2008 858 Leitlinien, 158 werden derzeit neu entwickelt oder befinden sich in Überarbeitung. Hochwertige, so genannte S3-Leitlinien zeichnen sich aus durch repräsentative Entwicklergruppen (Einschluss aller relevanten Fach­ gebiete, Patienten und Heil-/Hilfsberufe), © Wissenschaftliche Verlagsgesellschaft mbH 2009 236 Chemotherapie Journal 17. Jahrgang · Heft 5 · 2008 Abstracts systematische Evidenzbasierungen (möglichst vollständige Suche nach validen Studien in der Literatur mit Angabe von Evidenzstärken), klinische Bewertungen der gefundenen Evidenz (Wichtigkeit und Anwendbarkeit der Empfehlungen) und strukturierte Konsensfindungen (Manipulationsfreiheit und Reproduzierbarkeit mit Angaben von Empfehlungsgraden). Das AWMF-Leitlinien-Register enthielt im Mai 2008 50 S3-Leitlinien, Ende 2005 waren es erst 28. 61 S3-Leitlinien befinden sich in der Entwicklung. Um die Qualität der Leitlinien weiter zu steigern, hat die AWMF ein Regelwerk erstellt, Entwicklungswerkzeuge ins Internet gestellt und Seminare und Konferenzen für Leitlinienentwickler veranstaltet. Die Zusammenarbeit zwischen den Fachgesellschaften (keine verschiedenen Leitlinien für dieselbe Versorgungssituation und dieselbe Anwendergruppe!) und die Finanzierung der hochwertigen Leitlinien (bis zu € 250 000 pro Leitlinie) machen derzeit einige Probleme. Leitlinienprogramm der ärztlichen Selbstverwaltung: Nationale Versorgungsleitlinien und Leitlinien-Clearing Günter Ollenschläger, Ärztliches Zentrum für Qualität in der Medizin (äzq), Wegelystr. 2, 10623 Berlin, E-Mail: [email protected] Ärztliche Leitlinien sind wesentlicher Bestandteil des Informationsmanagements in der medizinischen Versorgung. Sie haben eine wichtige Rolle für den Wissenstransfer zwischen Forschung und Praxis. Ihre Akzeptanz und Wirksamkeit hängen wesentlich von der Validität und inhaltlichen Angemessenheit ab. Zur Gewährleistung beider Aspekte sind bei der Entwicklung und Nutzung von Leitlinien international konsentierte Qualitätskriterien zu beachten. Vor diesem Hintergrund – und mit dem Ziel der Verbreitung und Implementierung evidenzbasierter Leitlinien – haben BÄK und KBV 1995 das ÄZQ als gemeinsame Einrichtung gegründet. In diesem Kontext werden seit 1996 nationale Qualitätsstandards für ärztliche Leitlinien erarbeitet und seit 2000 mit der AWMF abgestimmt. Weiterhin wurden – auf der Grundlage dieser Standards – zwischen 1999 und 2005 zu 15 prioritären Themenbereichen systematische Bewertungen der formalen Qualität und inhaltlichen Angemessenheit von Leitlinien durchgeführt (Deutsches Leitlinien-Clearingverfahren). Die Resultate dieses von Ärzteschaft, Krankenhausgesellschaft, Krankenkassen und Rentenversicherung gemeinsam getragenen Projektes führten 2002 zur Etablierung des Programms für Nationale Versorgungsleitlinien in gemeinsamer Trägerschaft von BÄK, KBV und AWMF. Ziel ist die Abstimmung versorgungsbereichübergreifender Leitlinien zwischen allen von einem Thema betroffenen Fachgesellschaften. Tab. 1. MHK50 für Doripenem und Piperacillin/ Tazobactam (Pip/Taz) [Abstract Pramod M. Shah] Quellen 1. Chastre J, Wunderink R, Prokocimer P, Lee P, et al. Efficacy and safety of intravenous infusion of doripenem versus imipenem in ventilatorassociated pneumonia: a multicenter, randomized study. Crit Care Med 2008;36:1089–96. 2. Horiuchi M, Kimura M, Tokumura M, Hasebe N, et al. Absence of convulsive liability of doripenem, a new carbapenem antibiotic, in comparison with beta-lactam antibiotics. Toxicology 2006;222:114–24. 3. Mushtaq S, Ge Y, Livermore DM. Doripenem versus Pseudomonas aeruginosa in vitro: activity against characterized isolates, mutants, and transconjugants and resistance selection potential. Antimicrob Agents Chemother 2004;48:3086–92. 4. Shah PM. Carbapeneme – eine Übersicht. Chemother J 2008;17:113–9. www.leitlinienclearing.de www.versorgungsleitlinien.de © WVG Symposium IV: Neue Antiinfektiva und neue Erkenntnisse zu antimikrobiellen Substanzen Doripenem – ein neues Carbapenem Erreger Doripenem Pip/Taz E. coli (ESBL+) 0,03 8,0 Klebsiella-Spezies 0,08 8,0 Enterobacter-Spezies 0,06 2,0 Morganella morganii 0,5 64,0 Serratia species 0,03 2,0 B. fragilis 0,5 0,5 P. aeruginosa 0,5 4,0 richtet (p nicht signifikant) [1]. Im Tierversuch war Doripenem nicht „epileptogen“, im Gegensatz zu Imipenem oder Meropenem in hoher Dosierung [2]. Die zugelassene Dosierung beträgt 3 x 0,5 g als Infusion über 60 Minuten. Literatur Pramod M. Shah, Frankfurt am Main, E-Mail: [email protected] Doripenem (Doribax®) ist ein neues Carbapenem mit größerer Stabilität gegen renale Dehydropeptidasen, als die der anderen Carbapeneme, weswegen es ohne DHP-Hemmer infundiert wird [4]. Von der EMEA erhielt Doripenem die Zulassung zur Therapie schwerer Infektionen wie nosokomialer (auch Beatmungs-) Pneumonien, komplizierter intraabdomineller Infektionen und von oberen Harnwegs­ infektionen (z. B. Pyelonephritis). Das Aktivitätsspektrum entspricht dem von Imipenem bzw. Meropenem. Gegen Pseudomonaden ist Doripenem aktiver [3]. Empfindlichkeitsabnahme (≥ 4 x MHK-Steigerung) wurde unter Doripenem bei P. aeruginosa bei 10/28 (35,7 %) und unter Imipenem bei 10/19 (53 %) beobachtet [1]. Heilung bei Infektionen durch P. aeruginosa wurde unter Doripenem in 80 % und unter Imipenem in 42,9 % der Patienten be- Anidulafungin (ECALTA®) – Eigenschaften eines neuen Echinocandins Heinrich Schmidt, Pfizer Pharma GmbH, Berlin, E-Mail: [email protected] Invasive Mykosen stellen trotz der zur Verfügung stehenden medikamentösen und nicht-medikamentösen Optionen eine therapeutische Herausforderung dar. Mit Anidulafungin steht seit September 2007 ein neues Antimykotikum zur Therapie invasiver Candida-Infektionen bei nicht neutropenischen Patienten zur Verfügung. Anidulafungin ist ein halbsynthetisches Echinocandin, synthetisiert aus einem Fermentationsprodukt von Aspergillus nidulans. Es hemmt selektiv die 1,3-β-d-Glucansynthase. Pharmakologisches Profil: Anidulafungin ist ein Echinocandin, das sich © Wissenschaftliche Verlagsgesellschaft mbH 2009 Chemotherapie Journal 17. Jahrgang · Heft 5 · 2008 237 Abstracts durch ein günstiges pharmakologisches Profil auszeichnet: Die Plasmaspiegel verhalten sich dosisproportional und zeigen eine geringe Variabilität. Anidulafungin ist kein klinisch relevantes Substrat, kein Induktor oder Hemmer von Cytochrom-P450-Isoenzymen Die Pharmakokinetik von Anidulafungin ist unabhängig von der Leber- und Nierenfunktion. Wirksamkeit: Das Echinocandin-Anti­ mykotikum zeigte in einer im New England Journal of Medicine veröffentlichten randomisierten Doppelblindstudie [1] eine signifikant bessere Wirksamkeit als Fluconazol, das seit Jahren in dieser Indikation als Standardmedikament etabliert ist. Auch bei der häufigsten Candida-Spezies C. albicans konnte signifikante Überlegenheit nachgewiesen werden. Verträglichkeit: In klinischen Studien erwies sich Anidulafungin als gut verträglich. Unter anderem wurden in der bereits oben erwähnten randomisierten Studie zur Therapie invasiver Candida-Infektionen [1] signifikant weniger Leberwerterhöhungen beobachtet als unter Fluconazol. Literatur 1. Reboli AC, et al. Anidulafungin versus fluconazole for invasive candidiasis. N Engl J Med 2007;356:2472–82. Samstag, 11. Oktober Symposium V: Gastrointestinale Erreger – ein Update Noroviren Joachim Kühn, Inst. f. Med. Mikrobiologie – Klin. Virologie, Universitätsklinikum Münster Die den Caliciviridae zugeordneten Noroviren (NoV) stellen die häufigste Ursache akuter nichtbakterieller Gastro­enteritis-Ausbrüche in allen Altersgruppen dar. Die Übertragung von NoV erfolgt fäkal-oral durch Ingestion viraler Partikel über Schmierinfektionen, ­kontaminier­te Nahrung oder Trinkwasser sowie aerogen durch Aerosol/Tröpf- chenbildung bei explosivem Erbrechen. NoV-Infektionen lassen sich in allen Altersgruppen nachweisen, können sporadisch oder als Massenerkrankungen auftreten und sind ganz überwiegend verantwortlich für Gastroenteritis-Ausbrüche in Einrichtungen wie Schulen, Krankenhäusern, Pflegeheimen sowie in Hotels und Kreuzfahrtschiffen. Bei Ausbrüchen in Einrichtungen ist vor allem die aerogene Übertragung von Mensch-zu-Mensch durch schwallartiges Erbrechen relevant, wohingegen durch Lebensmittel oder Trinkwasser verursachte Ausbrüche in Deutschland eher selten sind. NoV-Ausbrüche weisen eine deutliche Saisonabhängigkeit auf, Erkrankungsgipfel finden sich vor allem in den Winter- und Frühjahrsmonaten. Die Klinik von NoV-Infektionen ist recht charakteristisch und besteht in einer kurzen (12 bis 60 Stunden), aber heftigen Gastroenteritis-Episode mit Erbrechen und Diarrhoe, begleitet von ausgeprägter Allgemeinsym­ ptomatik. Die Inkubationszeiten bei Mensch-zu-Mensch-Übertragungen betragen im Mittel etwa 24 Stunden. Die Infektion hinterlässt keine bleibende Immunität. NoV zeichnen sich durch eine erstaunliche genetische Plastizität aus, Auftauchen und Ausbreitung neuer Stämme gehen häufig mit einer massiven Zunahme von Ausbrüchen einher. Neben mutationsbedingtem Antigendrift scheint RNA-Rekombination eine treibende Kraft der NoV-Evolution darzustellen. © WVG Clostridium difficile Manfred Kist, Konsiliarlabor für Gastrointestinale Infek­ tionen, Abt. Mikrobiologie und Hygiene, Universitätsklinikum Freiburg, Hermann-Herder-Str. 11, 79104 Freiburg Infektionen mit C. difficile sind in etwa 20 % der Antibiotika-assoziierten Durchfälle (AAD) mikrobiologisch nachweisbar. Hierbei tritt die C. difficile-assoziierte Diarrhö (CDAD) bis zu 6 Wochen nach einer antimikrobiellen Therapie auf. Klinisch dominieren überwiegend wässrige Durchfälle, Fieber und Leukozytose sind typisch für mittelschwere Verläufe, pseudomem­ branöse Kolitis und toxisches Megakolon sind selten. Rezidive treten in etwa 20 % der Fälle auf. Seit 2001 wird eine pandemische Ausbreitung eines „hochvirulenten“ C.-difficile-Stammes beob­ achtet. Ausgehend von den USA verbreitete sich der Erreger über Kanada nach England und wurde inzwischen in nahezu allen europäischen Ländern nachgewiesen. Der Epidemiestamm verursacht häufiger Ausbrüche mit vermehrter Mortalität; er gehört zum vordem seltenen Ribotyp 027 und trägt die vollständigen Toxingene tcdA und tcdB (Toxinotyp III), hinzu kommt das binäre Toxin ADP-Ribosyltransferase CDT als weiterer putativer Virulenzfaktor sowie eine 18-bp-Deletion und eine Leserahmenverschiebung an Position 117 im Toxin-Regulatorgen tcdC, die mit einer gesteigerten Toxinproduktion einhergehen kann. Zudem fällt außer bei einzelnen Isolaten aus Deutschland eine ungewöhnliche Doppelresistenz gegen Moxifloxacin und Erythromycin auf. Diese Eigenschaft hat der Epidemiestamm interessanterweise mit dem Ribotyp 001 gemeinsam, der ebenfalls klinisch schwer verlaufende Infektionen verursachen kann und der seit wenigen Jahren in Deutschland dominiert. Die Antibiose als wesentlicher und spezifischer Risikofaktor der CDAD wird durch neuere Untersuchungen zunehmend in Frage gestellt, möglicherweise ist sie aber vermehrt mit klinisch schweren Verläufen assoziiert. Salmonella und Campylobacter Franz Allerberger, Agentur für Gesundheit und Ernährungssicherheit (AGES), Spargelfeldstr. 191, A-1220 Wien, E-Mail: [email protected] Die Inzidenz der Salmonellosen sank 2007 gegenüber dem Vorjahr um 25 % auf 49/100 000; die Inzidenz der Campylobacteriosen stieg um 17 % auf 74/100 000 (2007: 6 077 Campylobacteriosen). Nur 0,1 % der humanen Salmonella-Isolate waren resistent gegenüber Ciprofloxacin; bei Campylobacter waren 54,2 % unempfindlich. Gegenüber Tetracyclin zeigten 7,9 % der Salmonella- und 25 % der Campylobacter-Isolate Unempfindlichkeit. Im Jahr 2007 wurden in Österreich 438 lebensmittelbedingte Krankheitsausbrüche (davon 11 % im Ausland erworben) mit 1 715 Erkrankten (davon 286 Hospitalisierte [16,7 %] und 1 Todesfall) berichtet. Für 94,3 % aller Ausbrüche waren Salmonella oder Campylobacter verantwortlich. Von vormals 25 Staa- © Wissenschaftliche Verlagsgesellschaft mbH 2009 238 Chemotherapie Journal 17. Jahrgang · Heft 5 · 2008 Abstracts ten der EU haben 20 Angaben über lebensmittelbedingte Ausbrüche im Jahr 2004 geliefert: im EU-Durchschnitt wurden 1,5 Ausbrüche pro 100 000 Einwohner gemeldet. Es fanden sich in Österreich 6,7 Ausbrüche/100 000 und in Deutschland 3,2/100 000. Wenn Länder wie Griechenland nur 0,4, Ungarn 0,3 und Portugal 0,2 Ausbrüche/100 000 berichten, muss die Datenqualität kritisch hinterfragt werden. Nimmt man die Häufigkeit von Salmonellosen bei schwedischen Urlaubsrückkehrern als Parameter, so infizieren sich in Ländern, die im Vergleich zu Österreich deutlich weniger lebensmittelbedingte Ausbrüche melden, um ein Vielfaches mehr schwedische Urlauber mit Salmonellen: Österreich 12,1 Erkrankungen/100 000 schwedische Urlauber, Griechenland 39,3/100 000, Ungarn 42,1/100 000 und Portugal 80,9/100 000 [1]. Literatur 1. de Jong B, Ekdahl K. Human salmonellosis in travellers is highly correlated to the prevalence of salmonella in laying hen flocks. Euro Surveill 2006;11(7):E060706.1. der zu Hause kollabiert war und mit Verdacht auf Pneumonie, 40 °C Fieber und einer starken Rötung des linken Beines stationär eingewiesen wurde. Wegen des Verdachts auf ein Erysipel wurde er zunächst hochdosiert mit Penicillin G und ab dem 4. Tag mit Cefotaxim behandelt. Aus der Blutkultur vom Aufnahmetag wurde Pasteurella multocida isoliert. Ein direkter Tierkontakt ­ konnte anamnestisch nicht eruiert werden, lediglich der häufige Hautkontakt mit einem gegerbten Dachsfell. Der Zustand des Patienten besserte sich rasch, so dass er am 13. Tag entlassen werden konnte. Bakteriämische Infektionen mit P. multocida kommen insgesamt gesehen selten vor [1]. Bei den Betroffenen handelt es sich vorwiegend um ältere Patienten mit Grund­erkrankungen bzw. Immunsuppression [2, 3] oder in seltenen Fällen um Säuglinge mit Meningitis [4] – jeweils jedoch meistens mit entsprechendem direkten oder indirekten Tierkontakt [3, 4]. Im vorliegenden Fall konnte der ursächliche Zusammenhang bisher nicht geklärt werden. © WVG Literatur Freie Beiträge, Poster (Alphabetisch sortiert nach Name des Erstautors) Bakteriämie mit Pasteurella multocida bei infizierter Stauungsdermatose Sabine Albert-Braun1, Joachim Diegmann1, Panagiotis Diaremes2, Kerstin Riemann2, Rainer Engemann2, Friedrich Venema1 1Zentrallabor und 2Chirurgische Klinik I, Klinikum Aschaffenburg, Am Hasenkopf 1, D-63739 Aschaffenburg, E-Mail: [email protected] Pasteurella multocida ist ein kleines kokkoides gramnegatives Stäbchen, welches als Kommensale im oberen Respirationstrakt von vielen Wild-, Haus- und Nutztierarten vorkommt. Menschliche Infektionen entstehen typischerweise durch Biss- oder Kratzwunden von Katzen und Hunden, ferner durch häufigen direkten, nichttraumatischen Kontakt mit Tieren oder aerogen. Wir berichten von einem 77-jährigen Patienten mit Stauungsdermatose bei Rechtsherzinsuffizienz, 1. Ansorg R. Die Gattung Pasteurella, Pasteurellosen. In: Köhler W, Eggers HJ, Fleischer B, Marre R, Pfister H, Pulverer G (eds.). Medizinische Mikrobiologie. 8. Auflage: Urban & Fischer Verlag München, Jena, 2001:337–41. 2. Félix M, et al. Bacteremia due to Pasteurella spp.: a rare process in our hospital over the last 8 years. Enferm Infecc Microbiol Clin 2003;21:334–9. 3. Casey AC, et al. Pasteurella multocida bacteremia in a patient with ovarian cancer and chemotherapy-induced neutropenia. Infectious Diseases in Obstetrics and Gynecology 1995;3:205–9. 4. Guillet C, et al. Pasteurella multocida sepsis and meningitis in 2-month-old twin infants after household exposure to a slaughtered sheep. CID 2007;45:e80–1. Invasive Staphylococcal Infections Cohort (INSTINCT) – ein Update Achim J. Kaasch1, Siegbert Rieg2, Stephan Neumann1, Gabriele Peyerl-Hoffmann2, Georg Peppinghaus1, Harald Seifert1, Winfried Kern2 1Institut für Medizinische Mikrobiologie, Immunologie und Hygiene, der Universität zu Köln, Goldenfelsstr. 19, 50935 Köln, E-Mail: [email protected] 2Zentrum Infektiologie und Reisemedizin, Medizinische Universitätsklinik, Freiburg Hintergrund: Der klinische Verlauf der Staphylococcus-aureus-Bakteriämie (SAB) ist vielgestaltig und reicht von einem benignen, symptomarmen Verlauf bis zu schweren invasiven Infek- tionen wie Endokarditis, Pneumonie und schwerer Sepsis mit Multiorganversagen. Zudem können Spätkomplikationen oder Rezidive auftreten. Die Zunahme von Methicillin-resistenten Isolaten (MRSA) schränkt die Therapieoptionen ein. Methoden: Ziel der INSTINCT-Studie ist die prospektive Erfassung von klinischen Parametern bei Patienten mit SAB als Grundlage für einen prognostischen Score. Hierbei werden Daten zu Risikofaktoren, Grunderkrankungen, klinischem Verlauf, diagnostischen und therapeutischen Interventionen, sowie zu Früh- und Spätkomplika­ tionen erhoben. Ergebnisse: In 32 Monaten wurden an den Unikliniken Freiburg und Köln 415 Patienten (63 % männlich, Durchschnittsalter 61 Jahre) eingeschlossen. Der Anteil der MRSA-Isolate betrug 11 % in Freiburg und 17 % in Köln. Die Mehrheit der Patienten (73 %) war in den vergangen 12 Monaten hospitalisiert, 53 % sogar innerhalb von 30 Tagen. Bei Auftreten der SAB waren 35 % der Patienten fieberfrei, 7 % hatten eine schwere Sepsis und 7% einen septischen Schock. 51 % der Fälle wurden als ­ nosokomial und 49 % als ambulant erworben eingestuft. Ambulant erworbene Infektionen waren zu 62 % Gesundheitssystemassoziiert. Eine primäre Bakteriämie bestand bei 62 % der Patienten (davon 50 % Katheter-assoziiert). Häufigste Ausgangspunkte für sekundäre Bakteriämien waren Haut- und Weichgewebeinfektionen (12 % aller Patienten) und Knochen- und Gelenkinfektionen (7 %). Die Krankenhausletalität betrug 21 %. Eine rekurrente Infektion trat bei 8 % der Patienten auf. Pharmakokinetische Parameter von Vancomycin bei Intensivpatienten unter kontinuierlicher Gabe Martin G. Kees1, Frieder Kees2, Hans-Stephan Vögeler1 1Klinik für Anästhesiologie und Operative Intensivmedizin, Charité Campus Benjamin Franklin, Hindenburgdamm 30, 12200 Berlin, E-Mail: [email protected] 2Lehrstuhl für Pharmakologie, Universität Regensburg, 93053 Regensburg Einleitung: PK/PD-Überlegungen sprechen für die kontinuierliche Gabe von Vancomycin (VAN) [1]. Ziel der Studie war die prospektive Bestimmung von Clearance und Verteilungsvolumen © Wissenschaftliche Verlagsgesellschaft mbH 2009 Chemotherapie Journal 17. Jahrgang · Heft 5 · 2008 239 Abstracts Tab. 1. [Abstract Martin G. Kees, Frieder Kees, Hans-Stephan Vögeler] Median Bereich Alter [Jahre] 60 33–82 Körpergewicht [kg] 80 60–100 Körpergröße [cm] 174 162–187 APACHE II [Punkte] 24 8–36 Kreatinin-Clearance [ml/min] 100 30–196 Steady-State-Dosis [mg/die] 1 632 480–2 064 Steady-State-Serum­ konzentration per FPIA [mg/l] per HPLC [mg/l] 22,2 15,1 20,2–24,1 13,9–17,7 Halbwertszeit [h] 10,6 6,4–44 von Vancomycin unter kontinuierlicher Gabe bei Intensivpatienten. Methoden: Nach positivem Votum der zuständigen Ethikkommission wurden volljährige Patienten unserer Intensivstation rekrutiert, die VAN kontinuierlich erhielten. Unter täglichem TDM (per FPIA) wurde ein Zielspiegel von 20–25 mg/l angestrebt. Im Steady-State wurden über 18 Stunden hinweg 4 Serumproben und 3 Sammel­ urinfraktionen gewonnen und darin Vancomycin (per HPLC) und Kreatinin gemessen. Bei Therapieende wurde aus dem Konzentrationsabfall die Eliminationskonstante k bestimmt. Es wurden totale, renale und nicht-renale VANClearance, Kreatinin-Clearance und Verteilungsvolumen berechnet (CLtot, CLren, CLnon-ren, CLKrea, Vd). Ergebnisse: Bisher wurden 12 Patienten (6m, 6w, Tabelle 1) eingeschlossen. CLtot und CLren waren mit der gemessenen CLKrea eng linear korreliert (r2 = 0,87 bzw. 0,95), aber nur mäßig mit Schätzwerten nach Cockcroft-Gault (r2 = 0,31 bzw. 0,32). Die Konstanten der Regressionsgerade CLtot = a ⋅ CLKrea + b waren a = 0,55 (CI95: 0,40–0,70) und b = 14,3 (CI95: –1,5–30,2) ml/min. Die mittlere gemessene CLnon-ren betrug 15,4 (CI95: 9,9–20,8) ml/min, Vd 0,91 (CI95: 0,71–1,10) l/kg. Schlussfolgerung: Die kontinuierliche Gabe von VAN erlaubt mit nur wenigen Messwerten die Bestimmung von Clearance und Verteilungsvolumen. Die gemessene Kreatinin-Clearance erklärt den größten Teil der Varianz der totalen VAN-Clearance und ist Schätzwerten deutlich überlegen. Das Verteilungsvolumen ist in unseren Daten größer als in Probandenstudien, jedoch deutlich kleiner als in anderen, retrospektiven Studien an Intensivpatienten [2–4]. Der systematische Unterschied zwischen FPIA- und HPLC-Werten ist erklärungsbedürftig. Überschätzung der tatsächlichen VAN-Konzentration durch Immunoassays wurden beschrieben [5]. Literatur 1. James JK, et al. Comparison of conventional dosing versus continuous-infusion vancomycin therapy for patients with suspected or documented gram-positive infections. Antimicrob. Agents Chemother 1996;40:696–700. 2. Healy DP, et al. Comparison of steady-state pharmacokinetics of two dosage regimens of vancomycin in normal volunteers. Antimicrob. Agents Chemother 1987;31:393–7. 3. Llopis-Salvia P, Jiménez-Torres NV. Population pharmacokinetic parameters of vancomycin in critically ill patients. J Clin Pharm Ther 2006;31:447–54. 4. del Mar Fernández de Gatta Garcia M, et al. Pharmacokinetic/pharmacodynamic analysis of vancomycin in ICU patients. Intensive Care Medicine 2007;33:279–85. 5. Iwamoto T, et al. Factors influencing the over­ estimation of plasma vancomycin concentrations measured by the Abbott TDx technique. Therapeutic Drug Monitoring 2005;27:58–62. © WVG Verbreitung von AntibiotikaResistenzen in klinischen Isolaten von Streptococcus agalactiae und In-VitroAktivität von Tigecyclin B. Körber-Irrgang1, N. Winkel1, E. Leitner2, M. Kresken1* 1Antiinfectives Intelligence GmbH, Von-Liebig Straße 20, D-53359 Rheinbach 2Wyeth Pharma GmbH, Wienburgstr. 207, D-48159 Münster *E-Mail: [email protected] Einleitung: Die beiden vorherrschenden Resistenzmechanismen der Makrolid-Resistenz bei Streptokokken sind Effluxpumpen (M-Phänotyp, mef-Genotyp) sowie die Modifikation der ribosomalen RNS durch induzierbare oder konstitutiv exprimierte ­Methylasen (MLSB-Phänotyp, erm-Genotyp). Die Methylierung der RNS verhindert die Bindung von Makroliden, Lincosamiden und B-Streptograminen am Ribosom. Makrolid-resis­ tente Streptokokken sind häufig auch Tetracyclin(TET)-resistent (vermittelt durch tet-Gene). Im Rahmen einer deutschlandweiten Resistenz-Surveillance-Studie (G-TEST 2005) wurde die Verbreitung der Resistenz gegen Penicillin (PEN), Moxifloxacin (MOX), Erythromycin (ERY), Clindamycin (CLI) und Tetracyclin (TET) bei 92 Isolaten von S. agalactiae (SAG) untersucht. Darüber hinaus wurde die Empfindlichkeit der Isolate gegen Tigecyclin (TGC), einem Glycylcyclin, sowie der Genotyp der Tetracyclin-resistenten Stämme ermittelt. Methoden: Die Bestimmung der minimalen Hemmkonzentrationen (MHK) von PEN, MOX, ERY, CLI, TET und TGC erfolgte mit Hilfe der Mikrodilution gemäß DIN 58940. Für die Bewertung der Sensibilität wurden die EUCASTGrenzwerte herangezogen. Der Makrolid-Resistenz-Phänotyp wurde mit Hilfe von CLI und ERY im Double-DiskTest ermittelt. Der tet-Genotyp wurde mittels PCR bestimmt. Ergebnisse: Alle Isolate waren PENund MOX-sensibel, während 67/92 Isolate (73 %) TET-resistent waren. Bei allen TET-resistenten Isolaten wurde das tetM-Gen, das für eine ribosomale Resistenz kodiert, nachgewiesen. 15/67 (22 %) TET-resistenten und 1/25 (4 %) TET-sensiblen Isolaten zeigten eine Resistenz gegen ERY. Davon wiesen 12 (13 %) Isolate den konstitutiven MLSBPhänotyp und je 2 (2 %) den induzierbaren MLSB-Phänotyp bzw. M-Phänotyp auf. Alle Isolate waren TGC-sensibel. Schlussfolgerung: TET-resistente SAG sind weit verbreitet und besitzen üblicherweise tetM. Makrolid-resistente Isolate sind fast immer auch TET-resis­ tent und zeigen meist den konstitutiven MLSB-Phänotyp. PEN, MOX und TGC waren jeweils zu 100 % in vitro wirksam. Verbreitung von tetGenen in Escherichia-coli-, Enterobacter-cloacae- und Klebsiella-pneumoniaeIsolaten und Empfindlichkeit gegen Tigecyclin B. Körber-Irrgang1, L. Knips1, E. Leitner2, S. Walter1, M. Kresken1 1Antiinfectives Intelligence GmbH, Von-Liebig Straße 20, D-53359 Rheinbach 2Wyeth Pharma GmbH, Wienburgstr. 207, D-48159 Münster * E-Mail: [email protected] Einleitung: Die Wirkung von Tigecyclin (TGC), einem Glycylcyclin, wird von den spezifischen Mechanismen © Wissenschaftliche Verlagsgesellschaft mbH 2009 240 Chemotherapie Journal 17. Jahrgang · Heft 5 · 2008 Abstracts der Tetracyclin-Resistenz (TR), dem von tet-Genen vermittelten ribosomalen Schutz und den Tetracyclinspezifischen Effluxpumpen nicht beeinflusst. Im Rahmen einer deutschlandweiten Resistenz-Surveillance-Studie (G-TEST 2005) wurde die Verbreitung von tet-Genen an 718 Isolaten von E. coli (ECO), E. cloacae (ECL) und K. pneumoniae (KPN) aus 15 Laboratorien untersucht und die Empfindlichkeit der Isolate gegen TGC und Doxycyclin (DOX) bestimmt. Methoden: Die minimalen Hemmkonzentrationen (MHK) wurden mittels der Mikrodilution gemäß DIN 58940 bestimmt. Die Ermittlung der TGCEmpfindlichkeit erfolgte auf der Basis der EUCAST-Grenzwerte (sensibel [S] ≤ 1 mg/l, resistent [R] > 2 mg/l). Für DOX wurden die DIN-Grenzwerte verwendet (S ≤ 1 mg/l, R > 4 mg/l). In die Untersuchungen zum Nachweis von tet-Genen (tetA bis E, tetM) mittels PCR wurden 124 Isolate mit verminderter DOX-Empfindlichkeit (65 ECO, 30 ECL, 29 KPN) einbezogen. Ergebnisse: Von 300 ECO, 232 ECL und 186 KPN waren 44 %, 11 % bzw. 27 % DOX-resistent. Bei 53/65 ECO (82 %) wurde mindestens ein tet-Gen nachgewiesen (tetA und/oder tetB). Dem gegenüber war der Anteil tet-positiver Isolate bei ECL und KPN mit 20 % bzw. 24 % deutlich geringer. Bei ECL fanden sich tetB und tetD und bei KPN tetA und tetD. Während alle ECO-Isolate TGC-sensibel waren, lagen die TGC-MHK-Werte der DOX-resistenten Isolate von ECL und KPN meist über dem Grenzwert von 2 mg/l. Schlussfolgerung: Die Resistenz gegen Tetracycline ist bei ECO weit verbreitet und meist auf das Vorhandensein von tetA oder tetB zurückzuführen. TGC zeigte eine ausgezeichnete Aktivität gegen ECO einschließlich DOX-resis­ tenter Isolate. Im Gegensatz hierzu wird die Tetracyclin-Resistenz bei ECL und KPN, die oft mit einer Resistenz gegen TGC assoziiert ist, durch andere Resistenzmechanismen (vermutlich unspezifische Effluxpumpen) verur­ sacht. Verbreitung von MRSAKlonen in deutschen Kliniken und In-Vitro-Aktivität von Tigecyclin M. Kresken1*, B. Körber-Irrgang1, B. Strommenger2, W. Witte2 1Antiinfectives Intelligence GmbH, Von-Liebig Straße 20, D-53359 Rheinbach 2Nationales Referenzzentrum für Staphylokokken, Robert Koch-Institut, Außenstelle Wernigerode, Burgstr. 37, D-38855 Wernigerode * E-Mail: [email protected] Einleitung: Vancomycin (VAN) gilt als Mittel der Wahl zur Therapie von Infektionen, die durch Methicillin-resistente Staphylococcus-aureus-Stämme (MRSA) hervorgerufen werden. Mit dem Auftreten von MRSA-Stämmen mit verminderter Empfindlichkeit gegen Glycopeptide setzte jedoch eine Suche nach neuen Antibiotika (AB) ein. Kürzlich wurde Tigecyclin (TGC), ein Glycylcyclin, zur Therapie einiger MRSA-Infektionen zugelassen. Im Rahmen einer deutschlandweiten Resistenz-Surveillance-Studie (G-TEST 2005) wurde die Verbreitung von MRSA-Klonen in 15 Laboratorien untersucht und die Empfindlichkeit der Isolate gegen TGC im Vergleich zu anderen AB bestimmt. Methoden: 154 MRSA-Isolate wurden gesammelt. Die molekulare Typisierung der Isolate erfolgte primär mittels der spa-Typisierung gemäß des SeqNet. org-Protokolls. Die minimalen Hemmkonzentrationen (MHK) von TGC, Doxycyclin (DOX), Oxacillin (OXA), Moxifloxacin (MOX), Gentamicin (GEN), Linezolid (LZD) und VAN wurden in einem Zentrallabor mittels der Mikrodilution nach DIN 58940 bestimmt. Die Bewertung der Empfindlichkeit erfolgte unter Verwendung der EUCASTGrenzwerte. Ergebnisse: Der spa-Typ wurde von 153 Isolaten ermittelt. 65 % der Isolate wurden den spa-Typen t002/t003 (Rheinhessen-Epidemiestamm; MLSTTyp ST5/ST225; n = 63) und t022/t032 (EMRSA-15, Barnimer-Epidemiestamm; ST22; n = 37) zugeordnet. ST22 wurde vorwiegend in Norddeutschland und im Berliner Raum gefunden, wohingegen ST5/ST225 häufiger im Westen von Deutschland auftrat. Acht Isolate entsprachen dem MLST Typ ST8. Davon trug ein Stamm die Pantone-ValentineLeukocidin-Gene (lukS-lukF) und ähnelte dem caMRSA-Klon USA300. Bei einem © WVG weiteren caMRSA handelte es sich um ein Isolat vom Typ ST80, der in Europa weit verbreitet ist. 77 % der MRSA-Isolate waren GEN-sensibel, jedoch nur 2 % MOX-sensibel. 10 Stämme wiesen eine verminderte Empfindlichkeit gegen DOX auf. Alle MRSA-Stämme waren sensibel gegen VAN, LZD und TGC. Schlussfolgerung: TGC zeigte eine exzellente In-vitro-Aktivität gegen in Deutschland verbreitete MRSA-Isolate und stellt somit eine wirkungsvolle Alternative zur Therapie von MRSA-Infektionen dar. Transferable carbapenemresistance in gram-negative pathogens – the threat of tomorrow Yvonne Pfeifer1, R. Podschun2, A. Fahrtmann3, S. Borgmann4, W. Witte1 1Robert Koch Institute, Nosocomial Infections, Wernigerode, Germany 2Institute for Infection Medicine, University Medical Center Schleswig-Holstein, Kiel, Germany 3Medical Laboratory Hannover, Hannover, Germany 4Synlab Medical Laboratory Weiden, Germany In recent years carbapenem-resistance in nosocomial Enterobacteriaceae is an increasing problem. Intensive use of carbapenems in therapy results in more frequently occurrence of ­metallo-beta-lactamases and different OXA-enzymes as well. Here we report on analysis of multidrug-resistant isolates of different gram-negative species containing a fatal combination of various beta-lactamase-types. Carbapenem-resistant isolates of Klebsiella pneumoniae and Acinetobacter baumannii were collected from different hospitals in 2007. The macrores­ triction analysis showed that four K. pneumoniae strains are closely related. The strains exhibited susceptibility only to colistin and tigecycline. Via PCR and sequencing the genes, blaCTXM-9, blaCMY-4 and blaVIM-1 were identified. Multiresistance was transferred via one conjugative plasmid on which blaCMY-4 and blaVIM-1 genes were detected. In not related A. baumannii we could indentify the genes blaOXA-23 and blaOXA-58 as well. In one single isolate the carbapenem-resistance was due to over­expression of the intrinsic blaOXA-135 gene caused by insertion of an ISAba1sequence. © Wissenschaftliche Verlagsgesellschaft mbH 2009 Chemotherapie Journal 17. Jahrgang · Heft 5 · 2008 241 Abstracts The results indicate a clonal spread of K. pneumoniae expressing AmpC- and metallo-beta-lactamases. The identification of prevalent OXA-types in multidrug-resistant A. baumannii is probably a result of spread by travelling. The transferability of multidrug-resistance mediating plasmids into other enterobacterial species might exacerbate the resistance situation in near future. Quantitative real-time PCR for the detection of Toxoplasma gondii in amniotic fluid Andrea-Romana Prusa1, Kambis Sadeghi1, Georg H. Reischer2, Klaus Kratochwill3, Nicole Gerstl1, Elisabeth Förster-Waldl1, Michael Hayde1, Arnold Pollak1, Kurt R. Herkner4 and David C. Kasper4 1Department of Pediatrics and Adolescent Medicine, Medical University of Vienna, Austria, Waehringer Guertel 18–20, A-1090 Vienna, E-Mail: [email protected], [email protected], [email protected], [email protected], [email protected], [email protected] 2Institute for Chemical Engineering, Gene Technology Group, Vienna University of Technology, Austria, Getreidemarkt 9/166–5, A-1060 Vienna, E-Mail:[email protected] 3Research Core Unit of Pediatric Biochemistry and Analytics, Vienna, Austria, Waehringer Guertel 18–20, A-1090 Vienna, E-Mail: klaus.kratochwill@meduniwien. ac.at 4Research Core Unit of Pediatric Biochemistry and Analytics, Medical University of Vienna, Austria, Waehringer Guertel 18–20, A-1090 Vienna, E-Mail: [email protected], [email protected] Background: Early diagnosis of fetal Toxoplasma gondii infection is difficult to establish. The golden standard for testing is the polymerase chain reaction (PCR) assay from amniotic fluid. Different genetic marker regions such as the repetitive B1 gene, 20–30 copies per genome, and the 529-bp repeat element, 200–300 copies per genome, are reliable as targets for amplification. In this study we investigated the quantitative real-time PCR (qPCR) for detection of 529-bp repeat element of Toxoplasma gondii compared to the qualitative B1 gene analysis. Material and Methods: A retrospective study was performed in amniotic fluid samples from women with primary Toxoplasma infection during pregnancy. Only those samples were included where a serological follow-up from live-born infants had confirmed the infection status. The amniotic fluid samples had previously been tested by the B1 gene PCR and now were subject in a 529-bp qPCR assay. Results: A total of 135 amniotic fluid samples were analyzed, including 25 connatally infected children. The sensitivity and specificity were 88.0 % and 100.0 % for B1, and 100.0 % and 98.2 % for 529-bp qPCR assay. The calculated positive and negative predictive values for B1 and 529-bp qPCR were 100.0 % and 97.4 % versus 92.6 % and 100.0 %. Importantly, the qPCR assay detected additional three true-positive and two false-positive samples in comparison to the B1 gene PCR analysis. Conclusion: Our data demonstrate an increased sensitivity but decreased specificity of the 529-bp qPCR assay compared to the B1 gene PCR in amniotic fluid samples. These data argue for an optimized management of women during pregnancy and their offsprings when applying the combination of B1 PCR and 529-bp qPCR in prenatal diagnosis. © WVG Toxoplasmosescreening in Oberösterreich 2000 bis 2005 Ulrich Sagel1, Rafael T. Mikolajczyk2, Alexander Krämer3 1analyse BioLab GmbH, Derfflingerstr. 2, A-4017 Linz, E-mail: [email protected] 2AG 2, Fakultät für Gesundheitswissenschaften, Universität Bielefeld, Universitätsstr. 25, D-33615 Bielefeld, E-mail: [email protected] 3AG 2, Fakultät für Gesundheitswissenschaften, Universität Bielefeld, Universitätsstr. 25, D-33615 Bielefeld, E-mail: [email protected] Das in Österreich vorgesehene bevölkerungsweite Screening auf Erstinfektionen mit Toxoplasma gondii in der Schwangerschaft [1] wird im Bundesland Oberösterreich für die Mitglieder der örtlich größten gesetzlichen Krankenkasse (OÖGKK) ausschließlich von einem einzigen Labor (analyse BioLab GmbH bzw. Vorgängereinrichtungen) durchgeführt. Für die Jahre 2000 bis 2005 wurde auf der Grundlage der so verfügbaren Daten an 51 754 Schwangeren eine epidemiologische Untersuchung durchgeführt: Die Seroprävalenz von ToxoplasmaAntikörper-positiven Schwangeren beträgt insgesamt 31 %, steigt mit zunehmendem Lebensalter linear an und ist in ländlichen Regionen höher als in Großstadtgebieten. Labordiagnostisch ergeben sich bei 0,1 % der Schwangeren sichere (Serokonversion) und bei insgesamt 0,37 % mindestens unsichere Hinweise auf eine Erstinfektion, wobei sich eine Häufung der Diagnosen im Winter zeigt [2]. Je Schwangerschaft sind etwas niedrigere Werte zu erwarten. Da nur bei etwa 30 % der seronegativen Schwangeren mindestens drei Blutproben pro Schwangerschaft eingesandt wurden, muss mit Untererfassung von Erstinfektionen gerechnet werden. Anhand eines Regressionsmodells auf der Grundlage der mit dem Alter linear zunehmenden Seroprävalenzen wurde ein Anteil von 0,45 % Erstinfektionen pro Schwangerschaft geschätzt. Der Häufigkeitsgipfel von Diagnosen im Winter kann wegen der breiten Untersuchungsintervalle möglicherweise eine Häufung von Infektionen im Herbst widerspiegeln [2]. Literatur 1. Aspöck H, Pollak A. Prevention of prenatal toxoplasmosis by serological screening of pregnant women in austria. Scand J Infect Dis 1992;Suppl 84:32–8. 2. Sagel U, Mikolajczyk R. Seasonal trends in acute toxoplasmosis in pregnancy in Upper Austria. Poster, ECCMID Barcelona April 19th – 22nd, 2008, abstract available from: http:// www.blackwellpublishing.com/eccmid18/abstract.asp?id=69775 (August 4th, 2008) MRSA in der Veterinärmedizin – erste Daten aus dem nationalen Resistenzmonitoring 2008 Ulrike Steinacker, Dirk Engelbert, Joachim Mankertz, Heike Kaspar Bundesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittel­ sicherheit, Postfach 110260, 10832 Berlin Das Nationale Resistenzmonitoring des BVL (GERM-Vet) erhebt seit 2001 quantitative Daten zur ­Empfindlichkeit veterinärpathogener Bakterien (Minimale Hemmkonzentration, MHK). Seit 2008 werden verstärkt Staphylococcus-spp.Isolate gesammelt, um einen Überblick über die Prävalenz von Methicillin-resistenten Staphylokokken bei klinisch erkrankten Tieren zu gewinnen. Dieses Jahr wurden bisher 639 Staphylococcus-spp.-Isolate routinemäßig auf einem chromogenen MRSA-Agar geprüft. Dabei erwiesen sich 82 Isolate (im Vorbericht alle als S. aureus diagnostiziert) als MRSA-positiv (13 %). Die Mehrzahl der MRSA-positiven Isolate (insgesamt 48) stammte vom Schwein, davon 30 von Ferkeln, 10 von Läufern, 7 von Mastschweinen und eins © Wissenschaftliche Verlagsgesellschaft mbH 2009 242 Chemotherapie Journal 17. Jahrgang · Heft 5 · 2008 Abstracts von einer Jungsau. Überwiegend wurden die Stämme aus respiratorischen Erkrankungen isoliert, daneben auch aus Hautinfektionen und bei Septik­ ämien. Zehn Isolate stammten von Milchrindern mit akuter oder subklinischer Mastitis. Die übrigen Stämme wurden von Hunden, Katzen, Geflügel, Schafen, einem Pferd, einer Ziege und einem Feldhasen isoliert. Die molekularbiologische Bestätigung erfolgt über den Nachweis des mecAGens mittels PCR. Diese Ergebnisse zeigen, dass MRSA bei einer Vielzahl von Tierarten im Zusammenhang mit einer klinischen Erkrankung nachgewiesen werden kann. Neben der Bestimmung der MHK, aus denen sich auch Hinweise auf Mehrfachresistenzen ergeben, werden die Isolate weiter typisiert, um weitergehende Informationen über die Verbreitung verschiedener MRSA-Stämme zu erhalten. Antibiotikaresistenz in Thüringen 2007 Urs Warweg1, Reinhard Kappe2, Michael Scheven3, Helfried Späte4 und Evelyn Wietschel4 1Thüringer Landesamt für Lebensmittelsicherheit und Verbraucherschutz, Tennstedter Str. 8/9, 99947 Bad Langensalza 2Reinhard Kappe, Institut für medizinische Laboratoriumsdiagnostik und Mikrobiologie, Südharz-Krankenhaus Nordhausen gGmbH, Dr. Robert-Koch-Str. 39, 99734 Nordhausen 3Laborpraxis Dr. med. Jürgen Reinhöfer, Wichmannstr. 12, 07973 Greiz 4Laborarztpraxis Blumenstr. 70, 99092 Erfurt Hintergrund: Die Häufigkeit Antibiotika-resistenter Krankheitserreger ist regional unterschiedlich und möglicherweise abhängig von der Größe der Krankenhäuser. Ziele der Studie: 1. Wie ist die aktuelle Resistenzlage in Thüringen? 2. Bestehen Unterschiede zwischen größeren und kleineren Krankenhäusern sowie dem ambulanten Bereich? Methoden: Im Rahmen einer Antibiotika-Resistenz-Surveillance für Thüringen wurden die routinemäßig anfallenden Resistenzdaten von vier Laboratorien für Staphylococcus aureus, Escherichia coli, Enterococcus faecalis und Pseudomonas aeruginosa (21 441 Isolate) für die Gruppen (1) Ambulanter Bereich, (2) Krankenhäuser Tab. 1. Antibiotika-Resistenzlage in Thüringen 2007 [Abstract Urs Warweg, Reinhard Kappe, Michael Scheven, Helfried Späte, Evelyn Wietschel] Erreger Antibiotika Resistenz [%] Thüringen 2007 Deutschland Ambulant < 500 Betten > 500 Betten PEG 2004 GENARS 2006 S. aureus Oxacillin 6,9 13,9 16,3 22,6 20,7 E. coli Ciprofloxacin 11,8 20,6 21,4 21,9 20,2 P. aeruginosa Ceftazidim 0,3 5,6 2,9 10,1 9,2 E. faecalis 0,0 0,5 0,2 3,3 0,8 Ampicillin bis 500 Betten, (3) Krankenhäuser über 500 Betten zusammengefasst und ausgewertet. Resultate: Tabelle 1 zeigt eine Auswahl der Thüringer Resistenzen im Vergleich mit überregionalen Berichten. Im ambulanten Bereich fanden sich deutlich weniger Resistenzen als in den Krankenhäusern (p < 0,05). In Krankenhäusern mit < 500 Betten fanden sich tendenziell weniger MRSA, jedoch mehr resistente Pseudomonaden als in den größeren Häusern. Die Resis­ tenzdaten aus den Krankenhäusern mit > 500 Betten erreichten Werte, wie sie in den Studien der PEG 2004 und ­GENARS 2006 ermittelt wurden. Schlussfolgerung: Für größere Krankenhäuser in Thüringen sind die natio­ nalen Resistenzstudien ein Richtwert zur Bewertung der Resistenzlage. Kleine Krankenhäuser weisen teilweise und der ambulante Bereich weist generell geringere Resistenzraten auf. © WVG Literatur www.p-e-g.org/ag_resistenz/main.htm www.genars.de/data.htm Effectiveness and safety of a novel formulation of clarithromycin (Klacid Uno) in patients (Pts) with acute exacerbation of chronic bronchitis (AECB). Results from a non-interventional study (NIS) in Germany H. Wirges1, K. Hecker2, F. Ift3, C. Berberich3 and H.-W. Müller3 1Praxis Dr. Wirges, 50226 Frechen 2Praxis Dres. Fahl & Kollegen, 10249 Berlin 3Abbott GmbH &Co. KG, Wiesbaden Background: Klacid Uno is an extended release-tablet (ER), containing 500 mg clarithromycin which allows a regimen of once daily administra- tion. Pharmacological investigations have shown a lower degree of plasma concentration fluctuations for the ER form, compared to the instant release tablet, which may be relevant to clinical efficacy. Methods: 1 246 Pts aged between 22 and 89 years (mean 58 ± 15, M: 704, F: 542) with AECB participated in this NIS. At the beginning of the antibiotic therapy, demographic and epidemiological data, concomitant medication and signs and symptoms (S & S) of di­ sease were documented. Therapy was conducted under standard clinical care conditions and as described in the SPC for Klacid Uno. S & S were documented again between day 3 and 14. For each day of therapy the Pts’ assessment of the changes of their symptoms was recorded by means of a visual analog scale (VAS). “Clinical cure” was defined as follows: therapeutic goal achieved without the need for additional antibiotic treatment and the absence of dyspnea, no or only mild sputum production and normal general condition. “Improved” was defined as improvement of clinical signs and symptoms but without complete resolution. Results: After 7 days of observation time (median) an improvement in clinical signs and symptoms or clinical cure of AECB was achieved in 97.9 % (CI95: [96.96; 98.63]) of the Pts. Sputum production persisted in 6.6 % of the Pts. Only 3 adverse drug reactions (nausea/ abdominal pain) were documented. Conclusion: This novel ER formulation is both highly effective in the treatment of AECB and very well tolerated. Die fehlenden Abstracts werden in einem der nächsten Hefte des Chemotherapie Journals veröffentlicht. © Wissenschaftliche Verlagsgesellschaft mbH 2009 Chemotherapie Journal 17. Jahrgang · Heft 5 · 2008 243