Grußwort des Beauftragten der Bundesregierung für Kultur

Werbung
Informationsgemeinschaft zur Feststellung der
Verbreitung von Werbeträgern e.V. (IVW)
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Grußwort des Beauftragten der
Bundesregierung für Kultur und Medien
Als die Informationsgemeinschaft zur
Feststellung der Verbreitung von Werbeträgern e.V. (IVW) 1949 gegründet wurde,
hüteten viele Verleger die Auflagenhöhe
ihrer Zeitungen und Zeitschriften noch
wie Geschäftsgeheimnisse. Was vorher
auch unter Zwang kaum möglich war,
Staatsminister
Bernd Neumann
funktioniert seither auf freiwilliger Basis.
Aus gutem Grund: Ohne die Tätigkeit der
IVW wäre heute eine Zusammenarbeit
zwischen den Medien und der werbetreibenden Wirtschaft kaum noch
vorstellbar. Die IVW versorgt als unabhängige und nichtkommerzielle Einrichtung die werbetreibende Industrie mit den notwendigen
Marktdaten. Darüber gibt nicht zuletzt der vorliegende Geschäftsbericht 2010/2011 erneut Aufschluss. Die IVW leistet auf diese Weise einen wichtigen Beitrag zu einem fairen wirtschaftlichen und publizistischen Wettbewerb und ist damit auch aus medienpolitischer Sicht ein
wichtiger Baustein unserer auf Vielfalt angelegten Medienlandschaft.
Schon lange sind die Aktivitäten der IVW dabei nicht mehr auf die Printbranche beschränkt. Nach Hörfunk und Fernsehen ist in den letzten
Jahren der Onlinebereich zur festen Größe in der Werbung geworden.
Dies schlägt sich auch bei den Mitgliederzahlen der IVW nieder, wo die
Online-Anbieter mit über 750 Mitgliedern nach den etwa 1 300 Verlegern die zweitgrößte Gruppe stellen.
Mit der Digitalisierung hat sich unsere Medienlandschaft innerhalb
weniger Jahre radikal verändert. Diesem Prozess musste sich nicht nur
die IVW anpassen, die ihr Verfahren zur Ermittlung der für die Online-
Geschäftsbericht
2010/2011
Grußwort
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werbung relevanten Daten immer wieder weiterentwickelt hat. Alle Akteure müssen sich den Herausforderungen der Digitalisierung stellen,
um ihre Chancen nutzen zu können. Für Medienunternehmen heißt
das, aus den Veränderungen der Rahmenbedingungen die notwendigen Folgerungen zu ziehen und traditionelle Geschäftsmodelle fortzuentwickeln.
Daneben verpflichtet unsere Verfassung den Staat, für die Wahrung
der Kommunikationsgrundrechte und Meinungsvielfalt einzustehen.
Die Politik muss deshalb ausreichende Rahmenbedingungen für ein
qualitativ hochwertiges und vielfältiges Angebot freier Medienanbieter schaffen, ohne aber Einfluss auf die Medieninhalte zu nehmen. Die
Bundesregierung geht diese angesichts der Digitalisierung der Medienwelt äußerst komplexe Aufgabe mit einer Vielzahl unterschiedlicher
Maßnahmen in allen Medienbereichen an. Sie reichen von der Sicherung des diskriminierungsfreien technischen Zugangs von Programmanbietern und Nutzern zu Übertragungsnetzen und Informationen
bis zur Förderung der Medienkompetenz der Mediennutzer sowie zur
Modernisierung des Urheberrechts. Hier strebt die Bundesregierung
beispielsweise die Schaffung eines Leistungsschutzrechts für Presseverleger an, um deren Leistungen wie die anderer Werkmittler angemessen zu schützen.
Von vitaler Bedeutung für die Refinanzierbarkeit von Medienan-
geboten ist und bleibt die Werbung. Medienanbieter und Werbewirtschaft müssen hier einen verlässlichen, den Grundsatz der Verhältnismäßigkeit wahrenden Ordnungsrahmen vorfinden. Deshalb tritt die
Bundesregierung weiteren Werbeverboten auf nationaler und internationaler Ebene entschieden entgegen. Die vorhandenen nationalen
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und europäischen Regelungen tragen dem Verbraucher- und Gesundheitsschutz angemessen Rechnung, sodass kein weiterer Regulierungsbedarf besteht. Ebenso wichtig ist aber, dass Zeitungen und Zeitschriften auch in Zukunft erschwinglich bleiben. Wir halten deshalb selbst
in wirtschaftlich schwierigen Zeiten am ermäßigten Umsatzsteuersatz
für Presseprodukte fest.
Die Zukunft von Zeitungen und Zeitschriften hängt zudem maßgeb-
lich davon ab, ob es auch im Zeitalter der Onlinekommunikation gelingt, Kinder und Jugendliche für diese Medien zu begeistern. Hier sind
verstärkte Anstrengungen von Staat und Wirtschaft notwendig. Mit der
2008 von Bundesregierung, Branchenverbänden, Journalistenverbänden und anderen Einrichtungen gegründeten „Nationalen Initiative
Printmedien“ nehmen wir diese Aufgabe gemeinsam wahr.
Ich bin davon überzeugt, dass Zeitungen und Zeitschriften die
Chance haben, auch künftig zu den „Leitmedien“ zu gehören – in gesellschaftlicher wie in wirtschaftlicher Hinsicht.
Bernd Neumann, MdB
Staatsminister bei der Bundeskanzlerin
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