Dialektisch-Behaviorale Therapie für Jugendliche (DBT-A) Vortrag DBT-A in Köln am 30.04.2016 Christian Fleischhaker Klinik für Psychiatrie, Psychotherapie und Psychosomatik im Kindes- und Jugendalter DBT-A für Adoleszente 1. Konzepte und diagnostische Kriterien von BPS bei Jugendlichen 2. Was ist DBT? 3. Spezifische Aspekte der DBT-A 4. Ergebnisse 5. Diskussion und Ausblick Christian Fleischhaker • Klinik für Psychiatrie, Psychotherapie und Psychosomatik im Kindes- und Jugendalter • Univ. Freiburg DBT-A für Adoleszente Ist die Diagnose „beginnende“ BPS ein sinnvolles Konstrukt (valide und reliabel)? Hierzu 4 Kernfragen: Ist ein reliable und klinisch sinnvolle Diagnose möglich? Gibt es ein plausibles Konzept für die Entstehung der Erkrankung Sind evidenzbasierte Behandlungen verfügbar? Können diese Therapieverfahren gelehrt und in unterschiedlichen Settings angewendet werden? Christian Fleischhaker • Klinik für Psychiatrie, Psychotherapie und Psychosomatik im Kindes- und Jugendalter DBT-A für Adoleszente Contra 2/3 britischer Psychiater hält die Diagnose bei Jugendlichen für nicht valide (Griffith, 2011) Bedenken bezüglich Stigmata Intensiver persistierender Stress verursacht ein Bild wie eine BPS Schwierigkeiten BPS von „Adoleszentenkrisen“ zu unterscheiden Persönlichkeit bei Adoleszenten noch nicht vollständig entwickelt Christian Fleischhaker • Klinik für Psychiatrie, Psychotherapie und Psychosomatik im Kindes- und Jugendalter DBT-A für Adoleszente Pro [I.] Anzahl der Publikationen steigt von 7 (2000/2001) auf 50 (2012/2013) (Sharp & Tachou, 2014) Prävalenz wie im Erwachsenenalter (3% unselektierte Stichproben, 11% ambulante Patienten) (Kaess et al. 2014, Zanarini et ak, 2003) Verzögerung einer sinnvollen Therapie ohne Diagnose (Rusch et al. 2006) Je länger unbehandelt, je schlechter die Prognose (Laurensson et al. 2013) Es existieren reliable und valide Diagnoseinstrumente Interviews: SKID-II, IPDE, CI-BPD) Fragebögen: SKID-II-PQ, BPQ, BPFS-C) Aber: Nie Diagnose aufgrund von Fragebögen!!! Christian Fleischhaker • Klinik für Psychiatrie, Psychotherapie und Psychosomatik im Kindes- und Jugendalter DBT-A für Adoleszente Pro [II.] DSM-V: Diagnose bei Jugendlichen möglich, wenn Symptome pervasiv und persistierend sind (> 1 Jahr) Symptome sind unwahrscheinlich durch ein begrenztes Entwicklungsstadium zu erklären Reliabilität und Validität von BPD ist vergleichbar zwischen Adoleszenz und jungem Erwachsenenalter (Westen et al. 2014) Christian Fleischhaker • Klinik für Psychiatrie, Psychotherapie und Psychosomatik im Kindes- und Jugendalter DBT-A für Adoleszente DSM-V Konzeptualisiert BPS eher aus einem dimensionalen als aus einem kategorialem Ansatz, was deutlich geeigneter für die Adoleszenz mit ihrer großen Entwicklungsvariabilität und –heterogenität erscheint (Sektion 3 der DSM-V) Am Erfolgversprechendsten erscheint heute eine Kombination aus kategorialem und dimensionalem Ansatz. DSM-V mahnt zur Vorsicht der Diagnose einer Persönlichkeitsstörung im Jugendalter! Christian Fleischhaker • Klinik für Psychiatrie, Psychotherapie und Psychosomatik im Kindes- und Jugendalter DBT-A für Adoleszente BPS vs. NSSI vs. Suicidal Behavior Disorder Nonsuicidal self imaging (NSSI) BPS möglich bei repetitivem NSSI Größere Wahrscheinlichkeit für BPS bei Vorliegen beider Suicidal behavior disorder (SBD) BPS häufig bei SBD Christian Fleischhaker • Klinik für Psychiatrie, Psychotherapie und Psychosomatik im Kindes- und Jugendalter DBT-A für Adoleszente DSM-IV Kriterien Mindestens fünf der folgenden Kriterien müssen erfüllt sein: 1. Verzweifeltes Bemühen, ein reales oder imaginäres Alleinsein zu verhindern 2. Ein Muster von instabilen und intensiven zwischenmenschlichen Beziehungen, das sich durch einen Wechsel zwischen Überidealisierung und Abwertung auszeichnet 3. Identitätsstörung: eine ausgeprägte und andauernde Instabilität des Selbstbildes oder des Gefühles für sich selbst 4. Impulsivität in mindestens zwei potentiell selbstschädigenden Bereichen 5. Wiederholte Suiziddrohungen, -andeutungen oder -versuche oder selbstverletzendes Verhalten 6. Affektive Instabilität, die durch eine ausgeprägte Orientierung an der aktuellen Stimmung gekennzeichnet ist 7. Chronisches Gefühl der Leere 8. Übermäßige starke Wut oder Unfähigkeit, Wut oder Ärger zu kontrollieren 9. Streßabhängige paranoide Vorstellungen oder schwere dissoziative Symptome Christian Fleischhaker • Klinik für Psychiatrie, Psychotherapie und Psychosomatik im Kindes- und Jugendalter • Univ. Freiburg 9 DBT-A für Adoleszente Dialektisch-Behaviorale Therapie (DBT): Bio-Soziale Theorien [1] sensibel heftige Reaktion langsame Rückkehr zum Ausgangsniveau Christian Fleischhaker • Klinik für Psychiatrie, Psychotherapie und Psychosomatik im Kindes- und Jugendalter • Univ. Freiburg 10 DBT-A für Adoleszente DBT: Bio-Soziale Theorien [2] Biologisch bedingte emotionale Empfindlichkeit Invalidierende Umgebung Verhaltensschwierigkeiten Christian Fleischhaker • Klinik für Psychiatrie, Psychotherapie und Psychosomatik im Kindes- und Jugendalter • Univ. Freiburg 11 DBT-A für Adoleszente Leitsymptom: Einschießende, starke Spannung, die als äußerst aversiv erlebt wird und keiner klaren, handlungsweisenden Emotion zugeordnet werden kann. Christian Fleischhaker • Klinik für Psychiatrie, Psychotherapie und Psychosomatik im Kindes- und Jugendalter • Univ. Freiburg 12 DBT-A für Adoleszente Computer-based open field study [I.] Tensionprofile Controlperson Intervall Tension 9 Tension increase 8 Tension decrease Tension 7 6 5 4 3 2 1 10:58 09:00 19:59 17:53 15:57 13:58 11:52 09:55 18:55 16:51 14:56 13:04 11:02 0 Time Night Christian Fleischhaker • Klinik für Psychiatrie, Psychotherapie und Psychosomatik im Kindes- und Jugendalter • Univ. Freiburg Night 13 DBT-A für Adoleszente Computer-based open field study [II.] Tensionprofile Borderline-Patient Interval 1 Interval 2 Tension 9 Tension increase 8 Tension decrease Tension 7 6 missing 5 4 3 2 1 13:02 11:08 09:02 21:54 19:55 17:55 15:55 13:59 12:00 10:05 08:00 22:04 20:01 17:57 16:06 14:03 0 Time Night Night Christian Fleischhaker • Klinik für Psychiatrie, Psychotherapie und Psychosomatik im Kindes- und Jugendalter • Univ. Freiburg 14 DBT-A für Adoleszente Ätiologie von BPS bei Jugendlichen und Erwachsenen Bei Erwachsenen Patienten mit einer BPS berichten (Zlotnick et al. 2003): Sexueller Missbrauch: 5 – 35% Invalidierendes Umfeld: 80 – 100% Unsere jugendlichen Patienten berichten: Sexueller Missbrauch: 30% Invalidierendes Umfeld: 100% Christian Fleischhaker • Klinik für Psychiatrie, Psychotherapie und Psychosomatik im Kindes- und Jugendalter • Univ. Freiburg 15 DBT-A für Adoleszente 1. Konzepte und diagnostische Kriterien von BPS bei Jugendlichen 2. Was ist DBT? 3. Spezifische Aspekte der DBT-A 4. Ergebnisse 5. Diskussion und Ausblick Christian Fleischhaker • Klinik für Psychiatrie, Psychotherapie und Psychosomatik im Kindes- und Jugendalter • Univ. Freiburg DBT-A für Adoleszente „Lernen am Modell“ Christian Fleischhaker • Klinik für Psychiatrie, Psychotherapie und Psychosomatik im Kindes- und Jugendalter • Univ. Freiburg 17 DBT-A für Adoleszente Dialektik Es gibt immer mehr als eine Art, eine Situation zu sehen Es gibt immer mehr als eine Art, ein Problem zu lösen Alle Menschen haben einzigartige Fähigkeiten und unterschiedliche Einstellungen Es ist wichtig, die Welt nicht in absoluten Größen zu betrachten Nur Veränderung ist konstant Christian Fleischhaker • Klinik für Psychiatrie, Psychotherapie und Psychosomatik im Kindes- und Jugendalter • Univ. Freiburg 18 DBT-A für Adoleszente Dialektik Zwei Dinge, die wie Gegensätze scheinen, können beide wahr sein Christian Fleischhaker • Klinik für Psychiatrie, Psychotherapie und Psychosomatik im Kindes- und Jugendalter • Univ. Freiburg 19 DBT-A für Adoleszente Dialektik Akzeptanz Veränderung Christian Fleischhaker • Klinik für Psychiatrie, Psychotherapie und Psychosomatik im Kindes- und Jugendalter • Univ. Freiburg 20 DBT-A für Adoleszente Verhaltens- und Lösungsanalyse 1. Problemverhalten 2. Vorausgehende Bedingungen 3. Anfälligkeitsfaktoren 4. Konsequenzen 5. Lösungsanalyse 6. Präventionsstrategien 7. Wiedergutmachung / „repair“ Christian Fleischhaker • Klinik für Psychiatrie, Psychotherapie und Psychosomatik im Kindes- und Jugendalter • Univ. Freiburg 21 DBT-A für Adoleszente Veränderungsorientierte Strategien Selbstbeobachtung in Form von Wochenprotokollen Verhaltensanalysen Aufbau von Alternativfertigkeiten Kognitive Umstrukturierung Expositionsverfahren Aufbau von Verstärkern funktionalen Verhaltens und Reduzierung von Verstärkern maladaptiven Verhaltens Christian Fleischhaker • Klinik für Psychiatrie, Psychotherapie und Psychosomatik im Kindes- und Jugendalter • Univ. Freiburg 22 DBT-A für Adoleszente Deine Initialen DBT-Wochenprotokoll für Jugendliche Zeitpunkt Datum In der Sitzung ausgefüllt? nein Alkohol 0–5 Was genau? Drogen Wieviel Was genau? Wieviel RisGedan- Hand- Gedan- Hand- hin- kanter ken lung ken lung gehen Sex Was genau? Wieviel 0 – 5 ja/nein 0 – 5 ja/nein ja/nein ja/nein Dienstag Mittwoch Donnerstag Freitag Samstag Sonntag Drang, sich selbst zu verletzen Drang, die Therapie zu beenden Not / Elend Vor der Sitzung Nach der Sitzung 0–5 0–5 Beginn am: 2 bis 3 mal Medikamente Montag Datumder Sitzung: täglich SelbstSchuverletzung Suicidalität le Sex Substanzgebrauch Drang etwas zu nehmen Wie oft hast Du diese Liste ausgefüllt? ja ja Anderes Not/ TrauGedan- Handken lung Ärger Angst Freude Liebe Elend Schuld rigkeit Scham Was genau? 0 – 5 ja/nein 0 – 5 0 – 5 ja nein nein nein nein nein ja ja ja nein nein nein nein nein ja ja ja nein nein nein nein nein ja ja ja nein nein nein nein nein ja ja ja nein nein nein nein nein ja ja ja nein nein nein nein nein ja ja ja nein nein nein nein ja ja ja ja ja ja ja ja ja ja ja 0–5 0–5 0–5 0–5 0–5 0–5 0–7 ja nein Legende 0 – 5: 0 = überhaupt nicht 1 = ein bisschen 2 = irgendwie schon 3 = ziemlich 4 = stark 5 = extremstark Christian Fleischhaker • Klinik für[Abteilung Psychiatrie, Psychotherapie unds derPsychosomatik im Kindes- und Jugendalter • Univ. V1.2 © Deutsche Übersetzung Böhme, Fleischhaker, Mayer-Bruns, Schulz für Psychiatrie und Psychotherapie imKindes- und Jugendalters des Klinikum Universität Freiburg], 2001. © Englisches Original Miller, Rathus & Landsman (1999). Fertigkeiten Gefühle ja ja ja 1 mal Legende 0 – 7: 0 = nicht dran gedacht – nicht gemacht 1 = dran gedacht – wollte es nicht machen 2 = dran gedacht – wollte es machen 3 = hab es versucht – konnte es nicht machen 4 = hab es versucht –hat nicht geholfen 5 = hab es versucht –hat geholfen 6 = automatisch gemacht – hat nicht geholfen Freiburg7 = automatisch gemacht – hat geholfen DBT-A für Adoleszente Dialektisch Behaviorale Therapie [I.] Von Marsha Linehan entwickelt Empirisch untersuchte Psychotherapie zur Behandlung suizidaler Patientinnen mit einer Borderline-Persönlichkeitsstörung mit Wirksamkeitsnachweis Christian Fleischhaker • Klinik für Psychiatrie, Psychotherapie und Psychosomatik im Kindes- und Jugendalter • Univ. Freiburg 24 DBT-A für Adoleszente Dialektisch Behaviorale Therapie [II.] Entwickelt aus der kognitiv-behavioralen Therapie Ergänzt um Zen-Elemente Ergänzt um dialektische Behandlungsstrategien (Balance von Akzeptanz und Veränderung) Basiert auf einem kombinierten Modell von Motivationsförderung und Aufbau von Verhaltensfertigkeiten Christian Fleischhaker • Klinik für Psychiatrie, Psychotherapie und Psychosomatik im Kindes- und Jugendalter • Univ. Freiburg 25 DBT-A für Adoleszente DBT - Zielhierarchie Sicherheit und Stabilität Verringern (para)suizidaler Verhaltensmuster Verringern therapiestörender Verhaltensmuster Verringern von Verhaltensmustern, die die Lebensqualität einschränken, z.B. depressive Symptome Aufbau von Verhaltensfertigkeiten - Achtsamkeit - Streßtoleranz - Emotionsregulation - Zwischenmenschliche Fertigkeiten Christian Fleischhaker • Klinik für Psychiatrie, Psychotherapie und Psychosomatik im Kindes- und Jugendalter • Univ. Freiburg 26 DBT-A für Adoleszente Aufgaben der Therapie Motivation verbessern Fertigkeiten vermitteln Ressourcen aktivieren Generalisierung des Erlernten ins natürliche Umfeld Verbesserung der Fähigkeiten der Therapeuten und ihrer Motivation, effektiv zu behandeln Christian Fleischhaker • Klinik für Psychiatrie, Psychotherapie und Psychosomatik im Kindes- und Jugendalter • Univ. Freiburg 27 DBT-A für Adoleszente 1. Konzepte und diagnostische Kriterien von BPS bei Jugendlichen 2. Was ist DBT? 3. Spezifische Aspekte der DBT-A 4. Ergebnisse 5. Diskussion und Ausblick Christian Fleischhaker • Klinik für Psychiatrie, Psychotherapie und Psychosomatik im Kindes- und Jugendalter • Univ. Freiburg DBT-A für Adoleszente Warum DBT bei Adoleszenten? Therapieprogramme für suizidale Jugendliche Spezialized Emergency Room Program Rotheram-Borus et al. 1996 Home-based Family Intervention Harrington et al. 1998 Strukturierte teilstationäre Gruppentherapie Rudd et al. 1994 Therapieprogramme für selbstverletzende Jugendliche Gruppentherapie Wood et al. 2001 Christian Fleischhaker • Klinik für Psychiatrie, Psychotherapie und Psychosomatik im Kindes- und Jugendalter • Univ. Freiburg DBT-A für Adoleszente Therapieverfahren für „beginnende“ BPS Überlegenheit gegenüber TAU DBT-A (Dialectical Behavioural + Therapy) (Mehlum et al. 2014) MBT (Mentalization-Based Treatment for adolescents) + (Rossouw & Fonagg, 2012) ERT (Emotion Regulation Training) - (Schuppert et al. 2012) HYPE (Hepling Young People Early) - (Chanen et al. 2008) TFP kein RCT (Foelsch et al. 2014) Pharmakotherapie (Kutcher, 1995, Gohlerbanik, 2008) kein RCT Christian Fleischhaker • Klinik für Psychiatrie, Psychotherapie und Psychosomatik im Kindes- und Jugendalter DBT-A für Adoleszente Warum DBT bei Adoleszenten? Multimodale Interventionen gehen flexibel multiple Problembereiche an Zielgruppe: Hochrisikogruppe suizidaler Jugendlicher, die häufig von Behandlungsprogrammen ausgeschlossen werden z.B. aktuelle Suizidgedanken oder parasuizidale Verhaltensmuster als primäres Therapieziel Zielt auf Noncompliance Zielt auf Psychopathologie der Familienmitglieder Christian Fleischhaker • Klinik für Psychiatrie, Psychotherapie und Psychosomatik im Kindes- und Jugendalter • Univ. Freiburg DBT-A für Adoleszente Die Entwickler der DBT-A Alec L. Miller Jill H. Rathus Albert Einstein College of Medicine Montefiore Medical Center Bronx, NY Christian Fleischhaker • Klinik für Psychiatrie, Psychotherapie und Psychosomatik im Kindes- und Jugendalter • Univ. Freiburg 32 DBT-A für Adoleszente Was ist gleich? [I.] Struktur Ambulante Therapie Einzel – Fertigkeiten-Trainings-Gruppe – Behandlungsteam Inhalt Einzel: Zielhierarchie Fertigkeitentraining: Achtsamkeit, Streßtoleranz, Emotionsregulation, Zwischenmenschliche Fertigkeiten Christian Fleischhaker • Klinik für Psychiatrie, Psychotherapie und Psychosomatik im Kindes- und Jugendalter • Univ. Freiburg DBT-A für Adoleszente Was ist gleich? [II.] Strategien Balance Akzeptanz – Veränderung Verhaltensanalysen, Konsequenzen und Kontingenzen Validierung Dialektische Strategien Grundhaltung Grundannahmen Achtsamkeit Christian Fleischhaker • Klinik für Psychiatrie, Psychotherapie und Psychosomatik im Kindes- und Jugendalter • Univ. Freiburg DBT-A für Adoleszente Was ist anders? [I.] Einschlußkriterien: Suizidalität / Selbstverletzungen in den letzten 16 Wochen 3 von 9 DSM-IV Kriterien für das Vorliegen einer Borderline-Störung im letzten Jahr Struktur : 16 – 20 Behandlungswochen Einbeziehen der Familie: – Teilnahme eines Familienmitgliedes am Fertigkeitentraining – Regelmäßige Familiengespräche Christian Fleischhaker • Klinik für Psychiatrie, Psychotherapie und Psychosomatik im Kindes- und Jugendalter • Univ. Freiburg 35 DBT-A für Adoleszente Was ist anders? [II.] Inhalt: Formulieren adoleszentärer Dilemmata Fertigkeitentraining: vereinfachte Arbeitsblätter Zusätzliches Modul: Walking the Middle Path Christian Fleischhaker • Klinik für Psychiatrie, Psychotherapie und Psychosomatik im Kindes- und Jugendalter • Univ. Freiburg 36 DBT-A für Adoleszente Gesamtsetting Ambulante Psychotherapie Dauer: 16 – 20 Wochen Kombination aus Einzeltherapie und Familien-Fertigkeiten-Trainingsgruppe Ausschluß bei Versäumen von insgesamt mehr als je vier Sitzungen der Einzeltherapie oder Familien-Fertigkeiten-Trainingsgruppe Christian Fleischhaker • Klinik für Psychiatrie, Psychotherapie und Psychosomatik im Kindes- und Jugendalter • Univ. Freiburg 37 DBT-A für Adoleszente Einzelpsychotherapie Therapieplanung Hierarchisierung der Behandlungsziele Verbesserung der Motivation Wochenprotokoll Verhaltens- und Lösungsanalyse Üben und Festigen von Fertigkeiten Generalisieren der Fertigkeiten (in vivo oder am Telephon) Setting: Eine Einzeltherapiesitzung / Woche Etwa jede 4. Einzeltherapiesitzung 50 % Einzeltherapie, 50 % Familientherapie Telephonkontakte Christian Fleischhaker • Klinik für Psychiatrie, Psychotherapie und Psychosomatik im Kindes- und Jugendalter • Univ. Freiburg 38 DBT-A für Adoleszente Einzelpsychotherapie – Unterstützung am Telephon Vor selbstschädigendem Verhalten Fortschritte / gute Nachrichten Reparieren der Beziehung Setting: Anrufe bei EinzeltherapeutIn Individuelle Regelung der Erreichbarkeit Lösungsorientiert - keine Therapie am Telephon Christian Fleischhaker • Klinik für Psychiatrie, Psychotherapie und Psychosomatik im Kindes- und Jugendalter • Univ. Freiburg 39 DBT-A für Adoleszente Familien-Fertigkeiten-Trainingsgruppe Erlernen von Fertigkeiten (Vermittlung, Modell) Festigen neu erlernter Fertigkeiten (Üben, Verstärken) Setting: 2 Stunden / Woche PatientIn und ein Familienangehöriger / enge Bezugsperson TrainerIn und Co-TrainerIn Offene Gruppe Im Wechsel eine Sitzung Achtsamkeit und drei Sitzungen eines der anderen Module Familienmitglieder können Co-TrainerIn zur Unterstützung bei Generalisierung der Fertigkeiten anrufen Christian Fleischhaker • Klinik für Psychiatrie, Psychotherapie und Psychosomatik im Kindes- und Jugendalter • Univ. Freiburg 40 DBT-A für Adoleszente Teilnahme der Eltern am Gruppen-Fertigkeitentraining Gruppenregeln und Regeln zu Fehlzeiten gelten für alle Teilnehmer; bei Ausscheiden der Jugendlichen scheiden auch die Eltern aus bei Ausscheiden der Eltern nehmen die Jugendlichen weiter teil Biosoziale Theorie: keine Schuldzuweisungen stattdessen: mangelnde Passung Förderung des Verhältnisses Jugendliche – Eltern besonders in den beiden Modulen Zwischenmenschliche Fertigkeiten und Walking the Middle Path Christian Fleischhaker • Klinik für Psychiatrie, Psychotherapie und Psychosomatik im Kindes- und Jugendalter • Univ. Freiburg 41 DBT-A für Adoleszente Familien-Fertigkeiten-Trainingsgruppe [I.] Schwierigkeiten (Zu verringernde Verhaltensmuster) Identitätsstörung (Du weißt nicht, wie Du Dich fühlst) Impulsivität (Du handelst, ohne vorher darüber nachzudenken) Emotionale Instabilität (Schnelle, intensive Stimmungswechsel ohne viel Kontrolle) Zwischenmenschliche Probleme (Schwierigkeiten, mit anderen klar zu kommen) Jugendlichen- & FamilienDilemmata (Extremes Denken, Fühlen und Handeln; z.B. „Alles- oder Nichts-Denken“) Skills (Zu erlernende Verhaltensmuster) Streßtoleranz Emotionsregulation Zwischenmenschliche Fertigkeiten "Walking the middle path" Achtsamkeit Christian Fleischhaker • Abteilung für Psychiatrie und Psychotherapie im Kindes- und Jugendalter • Univ. Freiburg 42 DBT-A für Adoleszente DBT-Wochenprotokoll: Fertigkeiten Bereich 1 Intuitives Wissen und Verstehen Mo Wochentag, an dem Du an diesen Fertigkeiten gearbeitet hast: Di Mi Do Fr Sa 2 Wahrnehmen 3 Beschreiben Mo Mo Di Di Mi Mi Do Do Fr Fr Sa Sa So So Mo Mo Di Di Mi Mi Do Do Fr Fr Sa Sa So So Di Di Mi Mi Do Do Fr Fr Sa Sa So So 4 Achtsamkeit Fertigkeit Teilnehmen So 5 Nicht bewerten 6 Konzentriert bleiben 7 Machen, was funktioniert Mo Mo 8 Sich ablenken Mo Di Mi Do Fr Sa So 9 Sich beruhigen Mo Di Mi Do Fr Sa So Den Augenblick verbessern Di Di Di Mi Mi Mi Do Do Do Fr Fr Fr Sa Sa Sa So So So Stresstoleranz 11 Vor- und Nachteile abwägen 12 Radikales Akzeptieren der Realität Mo Mo Mo 13 Gefühle wahrnehmen und beschreiben Mo Di Mi Do Fr Sa So 14 Anfälligkeit für heftige Gefühle verringern 15 Positive Erfahrungen schaffen Mo Mo Mo Di Di Di Mi Mi Mi Do Do Do Fr Fr Fr Sa Sa Sa So So So Mo Mo Di Di Mi Mi Do Do Fr Fr Sa Sa So So Mo Mo Di Di Mi Mi Do Do Fr Fr Sa Sa So So Mo Mo Ci D Di Mi Mi Do Do Fr Fr Sa Sa So So Mo Mo Di Di Mi Mi Do Do Fr Fr Sa Sa So So 10 16 Emotionsregulation Angenehmen Aktivitäten nachgehen 17 Dem Gefühl entgegengesetzt handeln 18 Langfristige Ziele verfolgen 19 Orientierung auf das Ziel 20 Orientierung auf die Beziehung 21 Zwischenmenschliche Fertigkeiten Orientierung auf die Selbstachtung 22 Hilfreiche Aussagen bei störenden Gedanken 23 Positiv verstärken 24 Sich selbst validieren Walking the Middle Path Andere validieren 26 Dialektisch denken Mo Mo Di Di Mi Mi Do Do Fr Fr Sa Sa So So 27 Dialektisch handeln Mo Di Mi Do Fr Sa So 25 Christian Fleischhaker • Klinik für Psychiatrie, Psychotherapie und Psychosomatik im Kindes- und Jugendalter • Univ. Freiburg DBT-A für Adoleszente Familien-Fertigkeiten-Trainingsgruppe [II.] Achtsamkeit Walking the Middle Path Stresstoleranz Achtsamkeit Achtsamkeit Emotionsregulation Zwischenmenschliche Fertigkeiten Achtsamkeit Christian Fleischhaker • Klinik für Psychiatrie, Psychotherapie und Psychosomatik im Kindes- und Jugendalter • Univ. Freiburg 44 DBT-A für Adoleszente Notfall–Karte Christian Fleischhaker • Klinik für Psychiatrie, Psychotherapie und Psychosomatik im Kindes- und Jugendalter • Univ. Freiburg DBT-A für Adoleszente Walking the Middle Path Verhaltenstheorie Validierung Dialektik Christian Fleischhaker • Klinik für Psychiatrie, Psychotherapie und Psychosomatik im Kindes- und Jugendalter • Univ. Freiburg 46 DBT-A für Adoleszente Adoleszentäre Dilemmata Problemverhalten bagatellisieren Übermäßige Nachsicht Unabhängigkeit erzwingen Abhängigkeit fördern Autoritäre Kontrolle Normales Jugendverhalten überbewerten Christian Fleischhaker • Klinik für Psychiatrie, Psychotherapie und Psychosomatik im Kindes- und Jugendalter • Univ. Freiburg DBT-A für Adoleszente Team-Besprechung Unterstützung der TherapeutInnen und Verbesserung ihrer Motivation, effektiv zu behandeln Supervision anhand von Videomaterial Einüben von Therapeuten-Fertigkeiten Setting: 90 Minuten / Woche Agenda: Hierarchisierung der Patientinnen nach Problembereichen Christian Fleischhaker • Klinik für Psychiatrie, Psychotherapie und Psychosomatik im Kindes- und Jugendalter • Univ. Freiburg 48 DBT-A für Adoleszente 1. Konzepte und diagnostische Kriterien von BPS bei Jugendlichen 2. Was ist DBT? 3. Spezifische Aspekte der DBT-A 4. Ergebnisse 5. Diskussion und Ausblick Christian Fleischhaker • Klinik für Psychiatrie, Psychotherapie und Psychosomatik im Kindes- und Jugendalter • Univ. Freiburg DBT-A für Adoleszente Ein- und Ausschlußkriterien 1. Einschlusskriterien Alter: 13 – 19 Jahre Parasuizidale Verhaltensmuster in den letzten 16 Wochen oder aktuell bestehende Suizidgedanken Diagnose einer Borderline-Persönlichkeitsstörung oder Erfüllen von mindestens drei DSM-Kriterien für eine Borderline-Persönlichkeitsstörung 2. Ausschlusskriterien Geistige Behinderung (IQ < 70) Psychose Suchterkrankung als Erstdiagnose Deutliche Schwierigkeiten, zu lesen oder sich verbal auszudrücken Christian Fleischhaker • Klinik für Psychiatrie, Psychotherapie und Psychosomatik im Kindes- und Jugendalter • Univ. Freiburg 50 DBT-A für Adoleszente DBT-A Study Design Diagnostic Treatment Follow-up Follow-up 1 – 3 months 16 – 24 weeks 1 month 11 months Inclusion Criteria SKID – I LPC SKID – I SKID – II THI SKID – II LPC CAT LPC THI etc. THI etc. etc. t1 t2 t3 Christian Fleischhaker • Klinik für Psychiatrie, Psychotherapie und Psychosomatik im Kindes- und Jugendalter • Univ. Freiburg Timeline 51 DBT-A für Adoleszente Stichprobenbeschreibung [I.] n = 16 Alter (in Jahren) IQ Mittel SD Bereich 16.25 112 1.75 14.6 13 – 19 95 – 135 Christian Fleischhaker • Klinik für Psychiatrie, Psychotherapie und Psychosomatik im Kindes- und Jugendalter • Univ. Freiburg 52 DBT-A für Adoleszente Stichprobenbeschreibung [II.] Jugendliche wohnt bei: n = 16 Mutter und Stiefvater 17 % 33 % Mutter 33 % 17 % beiden Eltern wohnt alleine Teilnahme eines Elternteiles an der Familien-Fertigkeiten-Trainingsgruppe: 75 % Christian Fleischhaker • Klinik für Psychiatrie, Psychotherapie und Psychosomatik im Kindes- und Jugendalter • Univ. Freiburg 53 DBT-A für Adoleszente DSM-IV Life-Time Diagnosen Achse I [I.] Substanzmißbrauch und -abhängigkeit (Alkohol, Cannabis und Halluzinogene) n = 16 4 Affektive Störungen 6 Angststörungen 8 Eßstörungen 5 Störung des Sozialverhaltens 1 0 10 20 30 40 50 60 70 % Im Mittel wurden 2 Achse-I-Diagnosen pro Patientin gestellt (Range: 1 – 5) Christian Fleischhaker • Klinik für Psychiatrie, Psychotherapie und Psychosomatik im Kindes- und Jugendalter • Univ. Freiburg 54 DBT-A für Adoleszente DSM-IV Life-Time Diagnosen Achse I [II.] Borderline Persönlichkeitsstörung 14 Vermeidende Persönlichkeitsstörung n = 16 4 0 20 40 60 80 Christian Fleischhaker • Klinik für Psychiatrie, Psychotherapie und Psychosomatik im Kindes- und Jugendalter • Univ. Freiburg 100 % 55 DBT-A für Adoleszente Erfüllte DSM-IV-Kriterien für BPD pro Fall Fälle 6 n = 14 5 4 3 2 1 0 1 2 3 4 5 6 7 8 9 Summe der DSM-IV-Kriterien Christian Fleischhaker • Klinik für Psychiatrie, Psychotherapie und Psychosomatik im Kindes- und Jugendalter • Univ. Freiburg 56 DBT-A für Adoleszente Häufigkeit der einzelnen DSM-IV-Kriterien Schwierigkeiten, allein zu sein n = 14 Instabile Beziehungen Identitätsstörung Impulsive Handlungsmuster Suizidalität / Selbstverletzungen Affektive Instabilität Innere Leere Wut Dissoziationen / Paranoid. Symptome 0 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13 14 15 Anzahl Nennungen Christian Fleischhaker • Klinik für Psychiatrie, Psychotherapie und Psychosomatik im Kindes- und Jugendalter • Univ. Freiburg 57 DBT-A für Adoleszente Parasuizidales Verhalten vor DBT-A (n = 16) Dauer parasuizidalen Verhaltens: Mittel 22.9 Monate SD 8.8 Range 8 – 38 Monate Häufigkeit parasuizidalen Verhaltens: Mittel 3.6 /Monat Range 1 – 13 /Monat Christian Fleischhaker • Klinik für Psychiatrie, Psychotherapie und Psychosomatik im Kindes- und Jugendalter • Univ. Freiburg 58 DBT-A für Adoleszente Drop-out Drop-out Jugendliche Drop-out Eltern 12% 19 % 2 3 13 12 81 % n = 16 88% n=9 Christian Fleischhaker • Klinik für Psychiatrie, Psychotherapie und Psychosomatik im Kindes- und Jugendalter • Univ. Freiburg 59 DBT-A für Adoleszente Outcome: Häufigkeit Selbstverletzenden Verhaltens und Global Assessment Scale of Functioning (GAF) vor DBT-A nach DBT-A n = 16 3,6 Häufigkeit Selbstverletzendes Verhalten* 0,25 0 1 2 3 4 Mittel /Monat n = 16 58 GAF ** 76,9 0 * Range vor vs. nach Behandlung : 1 – 13 vs. 0 – 1 /Monat (Wilcoxon Test: p=0.027) 20 40 60 80 Mittel ** Range vor vs. nach Behandlung: 40 – 70 vs. 70 – 90 (Wilcoxon Test: p=0.017) Christian Fleischhaker • Klinik für Psychiatrie, Psychotherapie und Psychosomatik im Kindes- und Jugendalter • Univ. Freiburg 60 DBT-A für Adoleszente Anzahl Selbstverletzungen im Verlauf - Kasuistik 1 Anzahl 5 Vor Therapie Nach Therapie 4 3 2 1 0 -12 -10 -8 -6 -4 -2 T1 T3 T5 2 4 6 8 10 12 Monate Pat. Nr. 001 Christian Fleischhaker • Klinik für Psychiatrie, Psychotherapie und Psychosomatik im Kindes- und Jugendalter • Univ. Freiburg 61 DBT-A für Adoleszente Anzahl Selbstverletzungen und Suizidversuch im Verlauf – Kasuistik 2 Anza hl 5 Vor Therapie Nach Therapie 4 3 2 1 0 -12 -10 -8 -6 -4 -2 T1 T3 T5 2 4 6 8 10 12 Monate Pat. Nr. 001 Christian Fleischhaker • Abteilung für Psychiatrie und Psychotherapie im Kindes- und Jugendalter • Univ. Freiburg 62 DBT-A für Adoleszente Youth Self Report (YSR): Globale Kennwerte p12 n=16 P13 n=16 Gesamt Rohwert vor Therapie Zahl auffälliger Fragen nach Therapie 1 Jahr nach Therapie Rohwert internalisierend Rohwert externalisierend Christian Fleischhaker • Abteilung für Psychiatrie und Psychotherapie im Kindes- und Jugendalter • Univ. Freiburg 63 DBT-A für Adoleszente Depressionsinventar für Kinder und Jugendliche (DIKJ) Life Problems Inventory (LPI) p12 n=16 P13 n=12 DIKJ Rohwertsumme 21 p12=0,013 vor Therapie p13=0,116 nach Therapie 1 Jahr nach Therapie LPI Rohwertsumme 158 p12=0,004 p13=0,028 Christian Fleischhaker • Klinik für Psychiatrie, Psychotherapie und Psychosomatik im Kindes- und Jugendalter • Univ. Freiburg 64 DBT-A für Adoleszente 1. Konzepte und diagnostische Kriterien von BPS bei Jugendlichen 2. Was ist DBT? 3. Spezifische Aspekte der DBT-A 4. Ergebnisse 5. Diskussion und Ausblick Christian Fleischhaker • Klinik für Psychiatrie, Psychotherapie und Psychosomatik im Kindes- und Jugendalter • Univ. Freiburg DBT-A für Adoleszente Vorteile DBT-A Manualgestütztes Behandlungsprogramm Flexibler Behandlungsablauf innerhalb des DBT-A-Rahmens Klare Zielhierarchie mit eindeutigen Strategien zum Umgang mit suizidalem und selbstverletzendem Verhalten Gute Effektivität der Behandlung auch für affektive Symptome Einbeziehen der Familie bzw. des Lebensumfeldes ist integraler Bestandteil der Therapie Geringe Drop-out-Raten Christian Fleischhaker • Klinik für Psychiatrie, Psychotherapie und Psychosomatik im Kindes- und Jugendalter • Univ. Freiburg 66 DBT-A für Adoleszente Neue Ergebnisse: Mehlum et al. 2014: Dialectical Behavior Therapy for Adolescents With Repeated Suicidal and Self-harming Behavior: A Randomized Trial N= 77 adolescents, age: 12 – 18 yrs. [mean 15.6yrs.], 2008-2013, 9 males Inclusion Criteria: repeated deliberated self harm, two criteria of DSM-IV BPD + Current diagnoses: 22.1% MDD, other depressive disorders 37.7%, Panic disorder 9.1%, PTSD 16.9%, any anxiety disorder 42.9%, any eating disorder 7.8%; attempted suicide last 4 months 26.0%; C-GAS 56.1, CBCL total score 69.0 DBT-A or EUC for 19 weeks in outpatient clinics in Oslo, DBT-A: individual + multifamily skill training + telephone coaching, EUC: weekly individual sessions, psychodynamically or CBT. Adherence to DBT-A was assessed throughout the trial by 5 videotaped sessions rated by an independent rater with the DBT Global rating scale (Adherence was defined as a sum score >=4) ASSESSMENTS: self-harm, suicidal ideation, depression, hopelessness, and symptoms of borderline personality disorder were made at baseline and after 9, 15, and 19 weeks, and frequency of hospitalizations and emergency department visits over the trial period were recorded, assessments were performed by independent interviewers blind for treatment allocation, K-SADS-PL, SCID-II, CBCL, C-GAS, LPC, SIS Christian Fleischhaker • Klinik für Psychiatrie, Psychotherapie und Psychosomatik im Kindes- und Jugendalter • Univ. Freiburg 67 DBT-A für Adoleszente Neue Ergebnisse: Mehlum et al. 2014: Dialectical Behavior Therapy for Adolescents With Repeated Suicidal and Self-harming Behavior: A Randomized Trial RESULTS: Treatment retention was generally good in both treatment conditions DBT-A EUC Dropout 25.6% (>3 ind. Sessions) 28,9% (less than 50% of individual sessions) Weeks in treatment: 14.9 12.9 Individual sessions: 13.8 11.5 [Skills] training group: 11.2 0.5 Family therapy: 2.6 5.8 Telephone contacts: 3.3 3.5 Significant between-group differences only for group sessions RESULTS: DBT-A was superior to EUC in reducing self-harm (p= 0.021, no sig. drop in EUC), suicidal ideation (p= 0.01, d=0.89), and depressive symptoms (p= 0.019, d=0.86). Effect sizes were large for treatment outcomes in patients who received DBT-A, whereas effect sizes were small for outcomes in patients receiving EUC. CONCLUSION: DBT-A may be an effective intervention to reduce self-harm, suicidal ideation, and depression in adolescents with repetitive self-harming behavior. Christian Fleischhaker • Abteilung für Psychiatrie und Psychotherapie im Kindes- und Jugendalter • Univ. Freiburg 68 DBT-A für Adoleszente Was fehlt? Weitere Kontrollierte randomisierte Untersuchungen sowohl im ambulanten als auch im stationären Setting (gegen TAU und TFP und MBT) Bisher liegen nur wenige Daten zur Stabilität der Therapieeffekte vor Es fehlen Daten zur Kombination von DBT-A mit einer psychopharmakologischen Behandlung Christian Fleischhaker • Abteilung für Psychiatrie und Psychotherapie im Kindes- und Jugendalter • Univ. Freiburg 69 DBT-A für Adoleszente Therapeutenmanual: Dialektisch-Behaviorale Therapie Fleischhaker, Christian, Sixt, Barbara, Schulz, Eberhard DBT-A: Dialektisch-behaviorale Therapie für Jugendliche Unter Mitarbeit von Renate Böhme, Christiane Brück und Csilla Liptai 1st Edition., 2011, XII, 185 S. Mit CD-ROM. 39,95 € Christian Fleischhaker • Klinik für Psychiatrie, Psychotherapie und Psychosomatik im Kindes- und Jugendalter • Univ. Freiburg 70 DBT-A für Adoleszente Kontakte Post: Klinik für Psychiatrie, Psychotherapie und Psychosomatik im Kindes- und Jugendalter Prof. Dr. Christian Fleischhaker Hauptstr. 8 D-79104 Freiburg email: [email protected] Web: http://www.uniklinik-freiburg.de/kijupsych/live/index.html Christian Fleischhaker • Klinik für Psychiatrie, Psychotherapie und Psychosomatik im Kindes- und Jugendalter • Univ. Freiburg 71 DBT-A für Adoleszente Vielen Dank! Christian Fleischhaker • Klinik für Psychiatrie, Psychotherapie und Psychosomatik im Kindes- und Jugendalter • Univ. Freiburg 72 DBT-A für Adoleszente Ablaufschema Diagnostik Messinstrument 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13 14 15 16 17 18 SKID-I ADHD (CIDI) SSV (CIDI) SKID-II BaDo THI LPC SCL-90-R DIKJ LPI CBCL CGI Psychosoziale Belastung. ILK FIT FDS DSS CFT-20 vor Einschluss Prae: zu Therapiebeginn Post: 16 Wochen 1 Jahr nach Therapienach beginn Therapieende x x x x x x x x x x x x x x x x x x x x x x x x x x x x x x x x x x x Christian Fleischhaker • Abteilung für Psychiatrie und Psychotherapie im Kindes- und Jugendalter • Univ. Freiburg x x x x x x x x x x x x x 73 DBT-A für Adoleszente Welche Therapieverfahren gibt es für „beginnende“ BPS? DBT-A (Mehun et al. 2014) MBT (Rossouw & Fonagg, 2012) ERT (Schuppert et al. 2012) HYPE (Chanen et al. 2008) Pharmakotherapie Kutcher, 1995, Gohlerbanik, 2008) Überlegenheit gegenüber TAU + + - Christian Fleischhaker • Klinik für Psychiatrie, Psychotherapie und Psychosomatik im Kindes- und Jugendalter DBT-A für Adoleszente Diskussion FIT 1. 2. 3. 4. 5. 6. 7. Die Patientinnen zeigen vor der Therapie signifikant niedrigere Werte bzgl. der Selbstkongruenz als eine gesunde Vergleichspopulation (Real zu Ideal Selbst) Vor Therapie ist die reale Identifikation der Patientinnen mit Mutter und Vater/ Stiefvater signifikant niedriger als in einer gesunden Vergleichspopulation Die ideale Identifikation mit der Mutter ist vor Therapie signifikant niedriger als in einer gesunden Vergleichspopulation Die ideale Identifikation mit dem Vater ist vor Therapie vergleichbar mit einer gesunden Vergleichspopulation Im Verlauf der Therapie und im Follow-up nimmt die Selbstkongruenz der Patientinnen deutlich zu. Die Selbstkongruenz der Patientinnen bleibt jedoch deutlich niedriger als in einer gesunden Vergleichspopulation Die reale und ideale Identifikation mit der Mutter erhöht sich während und nach der Therapie bedeutsam auf Werte vergleichbar mit einer gesunden Schülerstichprobe Dies gilt nicht für die reale Identifikation mit dem Vater Christian Fleischhaker • Abteilung für Psychiatrie und Psychotherapie im Kindes- und Jugendalter • Univ. Freiburg 75 DBT-A für Adoleszente Welche Therapieverfahren gibt es für „beginnende“ BPS? DBT-A (Mehun et al. 2014) MBT (Rossouw & Fonagg, 2012) ERT (Schuppert et al. 2012) HYPE (Chanen et al. 2008) Pharmakotherapie Kutcher, 1995, Gohlerbanik, 2008) Überlegenheit gegenüber TAU + + - Christian Fleischhaker • Klinik für Psychiatrie, Psychotherapie und Psychosomatik im Kindes- und Jugendalter DBT-A für Adoleszente Richtlinien zur Interpretation der Selbstkongruenz-Werte und der Identifikationswerte Grenzwerte -1,0 0,30 sehr niedriger Wert Interpretation (weit unterdurchschnittlich) 0,40 0,80 0,90 geringer Wert Wert im mittleren Bereich hoher Wert sehr hoher Wert (unterdurchschnittlich) (durchschnittlich) (überdurchschnittlich) (weit überdurchschnittlich) Christian Fleischhaker • Klinik für Psychiatrie, Psychotherapie und Psychosomatik im Kindes- und Jugendalter • Univ. Freiburg 77 DBT-A für Adoleszente Inventar zur Erfassung der Lebensqualität bei Kindern und Jugendlichen (ILK) Schule p=0,026 Familie p=0,221 Kontakt zu anderen p=0,070 Interessen / Freizeitgestaltung p=0,026 Körperliche Gesundheit p=0,059 Psychische Gesundheit p=0,003 Gesamt Lebensqualität p=0,002 Belastung durch Erkrankung p=0,007 Belastung durch Behandlung p=0,009 Christian Fleischhaker • Abteilung für Psychiatrie und Psychotherapie im Kindes- und Jugendalter • Univ. Freiburg vor Therapie nach Therapie 78 DBT-A für Adoleszente DSM-V Kriterium A Identitätsstörung Self-direction Selbststeuerung Empathie Intimacy Vertrautheit Kriterium B 4 oder mehr müssen erfüllt sein Emotionale Labilität Ängstlichkeit Angst vor dem Verlassenwerden Depressivität Impulsivität Hochrisikoverhalten Feindseligkeit ICD-!! Läßt Persönlichkeitsstörungen in der Adoleszenz zu?! Christian Fleischhaker • Klinik für Psychiatrie, Psychotherapie und Psychosomatik im Kindes- und Jugendalter DBT-A für Adoleszente Identifikation mit den Eltern und psychische Gesundheit bei Kindern: Die wichtigsten Zusammenhangshypothesen Psychosoziale Belastungen (Achse V, sowie z.B. Erkrankung / Behinderung des Kindes, emotionale Empfindlichkeit) Auswirkungen auf die Entwicklung von Fremdkonzepten und Beeinträchtigung der Identifikationsprozesse Familiale Interaktion / invalidierende Familie Auswirkungen auf das Selbstkonzept bzw. Selbstwertgefühl / Selbstkongruenz Vulnerabilität bezüglich psych. Störungen Psychische Störungen bei Kindern Christian Fleischhaker • Klinik für Psychiatrie, Psychotherapie und Psychosomatik im Kindes- und Jugendalter • Univ. Freiburg 80 DBT-A für Adoleszente Übersicht zu den wichtigsten Grundbegriffen des FIT Selbstkonzept-Ebene Reales Selbstbild (Syn.: Realselbst) Selbstkongruenz Ideale Identifikation mit dem Vater Reale Identifikation mit der Mutter Ideale Identifikation mit der Mutter Mutterbild Ideales Selbstbild (Syn.: Idealselbst) Reale Identifikation mit dem Vater Elternähnlichkeit Fremdkonzept-Ebene Christian Fleischhaker • Klinik für Psychiatrie, Psychotherapie und Psychosomatik im Kindes- und Jugendalter • Univ. Freiburg Vaterbild DBT-A für Adoleszente Familien-Identifikations-Test vor Therapiebeginn (t1) im Vergleich 0,700 Pearson- Korrelation 0,600 0,500 0,400 DBT-A t1: n=16 Patientenstichprobe 1: n=263 Schülerstichprobe 1: n=177 0,300 0,200 0,100 0,000 K:S K:RV K:RM K:IV K:IM K:VM Christian Fleischhaker • Klinik für Psychiatrie, Psychotherapie und Psychosomatik im Kindes- und Jugendalter • Univ. Freiburg 82 DBT-A für Adoleszente FIT Auswertung – Beispiel Jugendlichenversion Reale Selbstbeschreibung: So bin ich Selbstkongruenz: Ich bin so, wie ich sein möchte Reale Identifikation mit der Mutter: Ich bin so wie meine Mutter Ideale Identifikation mit dem Vater: Ich möchte so sein wie mein Vater Reale Identifikation mit Vater: Ich so wie mein Vater Beschreibung des Vaters: So ist mein Vater Ideale Selbstbeschreibung: So möchte ich sein Ideale Identifikation mit der Mutter: Ich möchte so sein wie meine Mutter Elternähnlichkeit: Meine Eltern sind sich ähnlich Beschreibung der Mutter: So ist meine Mutter Christian Fleischhaker • Klinik für Psychiatrie, Psychotherapie und Psychosomatik im Kindes- und Jugendalter • Univ. Freiburg DBT-A für Adoleszente Familien-Identifikations-Test vor Therapiebeginn (t1) im Vergleich 0,700 Pearson- Korrelation 0,600 0,500 0,400 DBT-A t1: n=16 Patientenstichprobe 1: n=263 Schülerstichprobe 1: n=177 0,300 0,200 0,100 0,000 K:S K:RV K:RM K:IV K:IM K:VM Christian Fleischhaker • Klinik für Psychiatrie, Psychotherapie und Psychosomatik im Kindes- und Jugendalter • Univ. Freiburg 84 DBT-A für Adoleszente Familien-Identifikations-Test in der Therapiegruppe im Verlauf 0,700 0,600 Pearson- Korrelation 0,500 0,400 DBT-A t1: n=16 DBT-A t2: n=16 DBT-A t3: n=16 0,300 0,200 0,100 0,000 K:S K:RV K:RM K:IV K:IM K:VM Christian Fleischhaker • Klinik für Psychiatrie, Psychotherapie und Psychosomatik im Kindes- und Jugendalter • Univ. Freiburg 85 DBT-A für Adoleszente Familien-Identifikations-Test bei Katamnese (t3) im Vergleich zur Schülerstichprobe 0,700 Pearson- Korrrelation 0,600 0,500 0,400 DBT-A t3: n=16 Schülerstichprobe 1: n=177 0,300 0,200 0,100 0,000 K:S K:RV K:RM K:IV K:IM K:VM Christian Fleischhaker • Klinik für Psychiatrie, Psychotherapie und Psychosomatik im Kindes- und Jugendalter • Univ. Freiburg 86