Die Erde als Beobachtungsort 29 Scheinbare Planetenbahnen Seit dem Altertum sind 5 Planeten – Wandelsterne, wie sie auch genannt werden, bekannt. Ihre Bahnen am Himmel wurden über die Jahrhunderte hinweg von den verschiedensten Völkern immer wieder beobachtet. Die Protokolle fanden Archäologen in Form von Zeichnungen an Felsen, formuliert in Hieroglyphen an Tempelmauern, geschrieben in Keilschrift auf aus Ton gebackenen Tafeln und auf „Papyri“ in den unterschiedlichsten Sprachen der verschiedensten Kulturkreise. Die antike Himmelsbeobachtung machte sich notwendig, um – besonders als die Menschen seßhaft geworden waren – verläßliche Zeitsysteme zu erhalten. Dafür sind die leicht zu beobachtenden periodischen Vorgänge am Himmel wie geschaffen. Dazu kam noch, daß die im Gegensatz zu den Fixsternen am Himmel unstetig dahin wandelnden Planeten oft eine religiöse und daraus abgeleitete astrologische Bedeutung erhielten. Die Planetennamen, ja sogar einige Namen der Tage einer Woche, weisen darauf hin. Die heute üblichen Planetenbezeichnungen entstammen dem römischen Pantheon. Genaugenommen stellen sie die römischen Pedanten griechischer Götter dar. Merkur z.B. wird mit dem griechischen Hermes, dem Götterboten, gleichgesetzt. Das Wort „Hermes“ findet man heute auf Merkurkarten, die man seit Mariner 10 zeichnen kann, in Form der „hermiographischen“ Länge und Breite wieder. Venus entspricht Aphrodite, der „Schaumgeborenen“ (es lohnt, wieder einmal bei GUSTAV SCHWAB (1792-1850) nachzulesen…), der römische Kriegsgott Mars entspricht Ares, Jupiter Zeus und Saturn Chronos. Später, als weitere Planeten entdeckt wurden, hat man die Tradition der Namensgebung fortgesetzt. Als WILHELM HERSCHEL (1738-1822) am 13. März 1781 den Plane- ten Uranus entdeckte, nannte er ihn überschwenglich „Georgium Sidus“ nach seinem königlichen Förderer GEORG III VON ENGLAND (1738-1820). Schon damals fand man das unmöglich und JOHANN ELERT BODE (1747-1826) in Berlin nannte ihn schlicht Uranus, was in der Fachwelt sofort auf allgemeine Zustimmung stieß (nur nebenbei, siehe Gustav Schwab: Uranus war Sohn und Geliebter von Gaia, Vater von Chronos, der Zyklopen und der Titanen). Wenn man die Planeten von der Erde aus beobachtet und ihren Weg durch die Sternbilder des Tierkreises verfolgt, fallen einige Regelmäßigkeiten und Besonderheiten auf, die man schon in der Antike genauestens registrierte. Erstens: Merkur und Venus sind immer nur in unmittelbarer Nähe zur Sonne am Abend- oder Morgenhimmel auszumachen (die Erkenntnis, daß der Morgen- und Abendstern ein und derselbe Planet ist, nämlich Venus, haben zuerst die babylonischen Astronomen im 4. Jahrhundert vor Christi festgestellt), während die Planeten Mars, Jupiter und Saturn zu manchen Zeiten, die man Opposition nennt, die ganze Nacht zu sehen sind. Zweitens: Alle Planeten bewegen sich in der Ekliptik (zur Erinnerung, sie entspricht der scheinbaren Sonnenbahn am Himmel) bzw. in deren unmittelbaren Nähe und zwar überwiegend von West nach Ost. Drittens: Manchmal bewegen sich die Planeten aber auch rückläufig von Ost nach West, wobei sie unterschiedlich große Schleifen unter den Fixsternen ausbilden. Diese Erscheinung ist besonders stark bei Mars ausgeprägt, aber auch bei Jupiter und Saturn während der Oppositionszeit gut zu beobachten. Bei den sonnennahen Planeten Merkur und Venus tritt Rückläufigkeit nur dann ein, wenn sie für einen irdischen Beobachter dicht an der Sonne vorbeiziehen. Im Großen und Ganzen gesehen, ist die Bewegung der Planeten unter den Sternen am Fixsternhimmel sehr kompliziert und es ist schwierig, Gesetzmäßigkeiten abzuleiten, die eine genaue Vorhersage zukünftiger Positionen erlauben. Um so größer ist die Leistung besonders der antiken griechischen Astronomen einzuschätzen, denen es gelang, eine Planetentheorie zu entwickeln, deren Genauigkeit bis zu den Zeiten Keplers und Newtons nicht übertroffen wurde. Porträt HIPPARCH VON NIKAIA (* ~190 v.Chr. in Nicaea † ~120 v.Chr. auf Rhodos ?) Obwohl über die Lebensdaten dieses griechischen Astronomen nur wenig bekannt ist, gilt er als einer der genausten beobachtenden Astronomen der ausgehenden griechischen Antike. Als seine größte wissenschaftliche Leistung gilt die Entdeckung der Präzession der Äquinoktien. Von ihm stammt auch ein Katalog mit den Positionen und Helligkeiten von über 800 Sternen, die neben vielen anderen Beobachtungen Eingang in den „Almagest“ des Claudius Ptolemäus gefunden haben. Hipparchos wird als Vater der wissenschaftlichen Astronomie angesehen und gilt, zusammen mit Ptolemäus und Aristarchos von Samos, als einer der größten Astronomen der Antike. Geozentrisches Weltsystem Ausgangspunkt – auch wegen seiner scheinbaren Offensichtlichkeit – war eine geozentrische Weltsicht. Der Mittelpunkt der Welt ist die Erde. Die von ARISTARCH VON SAMOS (ca. 310-230 v.Chr.) vorgeschlagene heliozentrische Sicht (sein Argument war – wie von PLUTARCH (um 46 bis 30 Scheinbare Planetenbahnen 125 v.Chr.) überliefert – daß das heliozentrische System die Planetenbewegungen einfacher erklären kann als das geozentrische System) wurde später von HIPPARCH VON § Die Planeten dürfen sich nur auf Kreisbahnen bewegen, weil das die einzige vollkommene Bewegung ist. Ihre Bewegung ist gleichförmig (EUDOXOS VON KNIDOS, um 408–355 v.Chr.). § Die Erde ist ruhender Mittelpunkt der Welt. § Sie wird in folgender Reihenfolge von den Planeten umkreist: Mond, Merkur, Venus, dann folgt die Sonne, dahinter Mars, Jupiter und Saturn NIKAIA (ca. 190-120 v.Chr.) verworfen und zwar mit dem für die damalige (und auch spätere) Zeit schlüssigem Argument, daß die Fixsterne keine Parallaxe zeigen. Aus heutiger Sicht betrachtet, war die griechische Astronomie durchaus hoch entwickelt. Mathematische Methoden - insbesondere aus der Geometrie – erlaubten aus der Philosophie geborene Erklärungen auch praktisch zu erproben und mit konkreten Messungen der Planetenpositionen zu vergleichen. Um das Jahr 140 veröffentlichte CLAUDIUS PTOLEMÄUS (ca. 100 – 175) seine 13-bändige Beschreibung der Welt „Megale Syntaxis“, in der er das gesamte ihm zugängliche Wissen der Antike in bezug auf die Astronomie zusammenfaßte. Dabei soll nicht unerwähnt bleiben, daß er entgegen dem Ehrencodex der reinen Wissenschaft Beobachtungen erfunden, verfälscht und Erkenntnisse anderer als seine ausgegeben hat, wie zuerst 1817 der französische Mathematiker JEAN BAPTISTE DE- Aus diesen Voraussetzungen galt es eine geometrische Theorie zu entwickeln, welche die scheinbaren, z. T. rückläufigen und unterschiedlich schnellen Bewegungen der Planeten an der Himmelskugel relativ zu den Sternen erklärte und – noch wichtiger - vorhersagbar machten. LAMBRE (1749-1822) bewiesen hat. Trotz dieses Schattens, der auf Ptolemäus fällt, hat sein Werk fast 2 Jahrtausende überdauert, was besonders den arabischen Übersetzern zu verdanken ist. Für sie war es sogar die „Größte“ („megiste“) Zusammenstellung, woraus sich der populäre Name des Werks „Al-magest“ herleitet. Der „Almagest“ ist ein überaus beeindruckendes Werk, welches eine Fülle von Themen abdeckt. Die ersten beiden Bände beinhalten die Grundlagen des ptolemäischen Weltbildes sowohl in kosmologischer als auch in geometrischer Form. Band 3 enthält die Theorie der Sonnenbewegung und beschreibt das Deferent-Epizykel-System in allen Details. Die Bände 4, 5 und 6 sind ganz der Mondbewegung und der Erklärung einzelner Meßgeräte (z.B. des Astrolabs) gewidmet und in den letzten Bänden entwickelt er in beeindruckender Souveränität seine Planetentheorie. Das geozentrische Weltbild von Ptolemäus ging von folgenden Voraussetzungen aus, die seit ARISTOTELES (384-322 v.Chr.) nicht mehr hinterfragt wurden bis NICOLAUS COPERNICUS (1473-1543) um 1510 das neuzeitliche heliozentri- sche Weltsystem wieder in die Diskussion brachte: § Der gesamte Weltraum ist mit einem Medium gefüllt, dem fünften Element („Äther“) des Aristoteles (diese Annahme hielt sich bis in die ersten Jahrzehnte des zwanzigsten Jahrhunderts, wo die „Ätherhypothese“ durch die Messungen von Michelson und Morley widerlegt und durch Einsteins Spezielle Relativitätstheorie auch nicht mehr benötigt wurde. Der „Äther“ des Einundzwanzigsten Jahrhunderts ist das „Physikalische Vakuum“ der modernen Quantenfeldtheorien). 1.16. Spätmittelalterliche Darstellung des geozentrischen Weltbildes (aus Peter Apian, Cosmographica, 1539) Epizykeltheorie Die griechischen Astronomen fanden dafür eine geniale Lösung. Neben der konzentrischen Hauptbewegung um die Erde bewegen sich die Planeten noch zusätzlich auf einem Nebenkreis, einem Epizykel. Damit setzt sich die Planetenbewegung aus zwei Kreisbewegungen zusammen: Auf dem Hauptkreis (Deferent) läuft der Epizykel und auf dem Epizykel bewegt sich der Planet, wobei der Mittelpunkt des Epizykels immer auf dem Deferent liegt. Auf diese Weise kann man mit günstigen Parametern eine zusammengesetzte Bewegung konstruieren, welche z.B. die beobachtete Schleifenbewegung recht gut wiedergibt. Eine weitere Verbesserung geht auf Hipparch zurück, der – einer Idee APOLLONIUS VON PERGE (220-190 v.Chr., er gilt übrigens als Begründer der Epizykeltheorie) folgend, den Mittelpunkt des Deferenten exzentrisch zur Erde legte. Da bei Sonne Die Erde als Beobachtungsort und Mond keine Schleifen zu beobachten sind, kommt ihre Beschreibung ohne Epizykel aus. Die ganze Theorie wurde noch komplizierter, weil z.B. für die inneren Planeten weitere Zusatzannahmen notwendig waren, um mit den Beobachtungen gerecht zu werden. So müssen die Epizykelmittelpunkte der Planeten Merkur und Venus immer eine Linie mit der Erde und der Sonne bilden. Außerdem muß der Epizykel gegenüber dem Deferenten geneigt sein, um die gewünschte Schleifenbewegung zu erzeugen. Bei den äußeren Planeten wurde es auch nicht einfacher. Der Deferent weist eine gewisse Neigung gegenüber der Ekliptik auf, der Epizykel ist dagegen parallel usw. 31 Ergebnisse JOHANNES KEPLER‘S (1571-1630) kann man (bei kleiner Bahnexzentrizität) den „punctum aequans“ als zweiten Brennpunkt einer Ellipse deuten und die ungleichförmige Bahnbewegung als Resultat des 2. Keplerschen Gesetzes. Schon relativ schnell stellte sich heraus, daß die nach der Epizykeltheorie berechneten Planetenörter im Laufe der Zeit immer mehr von dem beobachteten Örtern abwichen. Trotzdem hatte das geozentrische Weltbild bis in das Zeitalter der Renaissance und der frühen Neuzeit hin bestand. Das hatte in nicht unerheblichem Maße auch theologische Gründe. Erst Nicolaus Copernicus wagte es, die Erde aus ihrem festen Mittelpunkt zu reißen und die Sonne an ihre Stelle zu setzen. Aber auch er konnte sich noch nicht von den Epizykeln trennen und sein System war – was die Vorhersagekraft betraf – kaum besser als das des Ptolemäus. Aber es erscheint uns heute (!) selbstverständlich als logisch einfacher! Logische Einfachheit ist aber mehr ein ästhetisches Prinzip (Stichwort „Occam‘s Rasiermesser“) und kann genaugenommen nicht zur Falsifizierung einer Theorie ernsthaft herangezogen werden. So gesehen mußte man noch mindestens bis JOHANNES KEPLER (1571-1630) und ISAAK NEWTON (1643-1727) warten, die nach großen intellektuellen Anstrengungen in der Lage waren, das heliozentrische System in seinen Grundzügen zu beweisen. Aus heutiger Sicht führte ein günstiger gelegtes Koordinatensystem zu dieser Vereinfachung. 1.17. Entstehung der „Schleifenbewegung“ eines Planeten aus der Überlagerung der Bewegung auf einem Epizykel, welcher sich wiederum gleichförmig auf einem Deferenten bewegt. Ein besonderes Problem für Ptolemäus war der Planet Merkur. Es gelang ihm nie, mit normalen Epizykeln seine Bahn befriedigend zu beschreiben. Heute weiß man, daß die besonders große Bahnexzentrizität von 0.2056 (die Größte der großen Planeten!) die Ursache dafür ist. Auch die Mondbewegung läßt sich in der Epizykeltheorie nur schwer darstellen. Er mußte, um wenigstens befriedigende Ergebnisse zu erzielen, von der bereits 300 Jahre zuvor von Hipparch geäußerten Vermutung ausgehen, daß die Mondbahn elliptisch ist. Auch die von Eudoxos zuerst formulierte Bedingung, daß sich die Planeten immer gleichförmig auf dem Epizykel bewegen, führte zu gravierenden Abweichungen bei der Berechnung einer Ephemeride. Er war gezwungen davon auszugehen, daß sich die Planeten doch nicht gleichförmig bewegen. Deshalb läßt er den Mittelpunkt des Epyzikels derart auf dem Deferenten laufen, daß die Winkelgeschwindigkeit nicht in bezug auf diesen Punkt, sondern in bezug auf einen anderen, davon abweichenden Punkt konstant ist. Dieser Punkt wird auch als Ausgleichspunkt oder lateinisch „punctum aequans“ bezeichnet. Nur von diesem Punkt aus erscheint die Bewegung gleichförmig. In moderner Darstellung und unter Vorwegnahme der Wählt man unter Zuhilfenahme der Ergebnisse der modernen Himmelsmechanik die Erde als unbeweglichen festen Bezugspunkt, dann ergibt sich die Epizykeltheorie als Näherung aus der vektoriellen Addition von Planeten- und Erdbahn. Von diesem Standpunkt aus beschreibt die Sonne eine Ellipsenbahn um die Erde und die Planeten bewegen sich auf Ellipsen um die Sonne. Hieraus erkennt man, daß das heliozentrische und das geozentrische System im Grunde genommen kinematisch gleichwertig sind. Was man wählt ist nur eine Frage der Zweckmäßigkeit und das heliozentrische System von Copernicus ist ohne Zweifel zweckmäßiger – und auch physikalisch richtiger, wie die Entdeckung der Aberration des Lichtes 1500 Jahre nach Ptolemäus zeigte. Das Ptolemäische System krankt in erster Linie daran, daß es nur – in heutiger Sprache – die Richtungen der geozentrischen Ortsvektoren der Planeten in seine Betrachtungen einbezieht und nicht deren Beträge respektive Entfernungen. Dadurch wird eine Erklärung der Bewegungen im mechanischen Sinne unmöglich, da es prinzipbedingt keine Aussagen über die wechselseitige räumliche Lage der Planeten (und der Sonne) treffen kann. Erst die heliozentrische Betrachtungsweise bietet überhaupt den Rahmen für etwas, das man als „Himmelsmechanik“ bezeichnen kann. Scheinbare Planetenbahnen 32 Hipparch von Nikaia und die wahre Erdbahn Bereits den Astronomen im alten Babylon war bekannt, daß die Sonne sich auf ihrer jährlichen Bahn entlang der Ekliptik unterschiedlich schnell bewegt, d.h. die Winkelgeschwindigkeit ist in verschiedenen Teilstücken ihrer Bahn unterschiedlich groß. Das äußert sich darin, daß das Winterhalbjahr (gerechnet vom Herbstäquinoktium bis zum Frühlingsäquinoktium) kürzer ist als das Sommerhalbjahr (das ist der Zeitraum zwischen dem Frühlingsäquinoktium und dem Herbstäquinoktium). Wir wissen heute, daß diese Tatsache einfach aus der elliptischen Erdbahn um die Sonne und dem zweiten Keplerschen Gesetz folgt. So gesehen ist es interessant zu sehen, wie Hipparch diese Beobachtung vor weit mehr als 2000 Jahren in eine mathematische Form brachte, aus der sich ein Näherungswert für die Exzentrizität der Erdbahn ableiten läßt. Seine Grundidee bestand darin, die Sonnenbahn als geozentrisches Abbild der Erdbahn durch einen exzentrisch gelagerten Kreis darzustellen (man beachte, das hat nichts mit „Physik“ und der „wahren“ Bewegung der Erde zu tun), der mit einer gleichmäßigen Winkelgeschwindigkeit durchlaufen wird. Den Kreisumfang teilte er so in zwei Bogenstücke auf, daß deren Länge jeweils der Länge des Sommerhalbjahres und des (kürzeren) Winterhalbjahres entsprach (der Kreisumfang entspricht genau einem Jahr). Der kürzeste Abstand zwischen der Verbindungslinie der beiden Äquinoktien und dem Mittelpunkt M des Kreises sei e (die lineare Exzentrizität) und der Radius des Kreises 1 (d.h. es soll sich um einen Einheitskreis handeln). Verlegt man jetzt den Beobachterstandpunkt auf den Punkt K (dem Schnittpunkt der Geraden zwischen der Sommer- und Wintersonnenwende und den Äquinoktien), dann ergibt sich für diesen Beobachter eine ungleichförmige Winkelgeschwindigkeit für einen Punkt auf dem Kreis, der in bezug auf M eine gleichförmige Winkelgeschwindigkeit aufweist. Da bekannt ist, in welchen Zeiten die beiden Kreisbögen durchlaufen werden, läßt sich für das „Winterhalbjahr“ schreiben: ܶௐ = ଵ ܶ− ଶ గ ଵ ܶ = ܶቀ − ቁ ଶ గ Aufgrund des Einheitskreises kann man die lineare Exzentrizität e gleich der numerischen Exzentrizität ߝ setzen (wegen ݁ = ߝ ܽ mit ܽ = 1), woraus ଵ ߝ = ߨቀ − ଶ ்ೈ ் ቁ folgt. Weiterhin zeigten genaue Beobachtungen, daß der Zeitpunkt der größten (Perihel) und der kleinsten Winkelgeschwindigkeit der Sonne (Aphel) nicht mit dem Winter- bzw. dem Sommersolstitium zusammenfällt. Verbindet man diese beiden Punkte auf dem Einheitskreis durch eine Gerade, die auch durch M und K geht (Apsidenlinie), dann erkennt man, daß der Winkel ߴ zwischen der Sonnenwendlinie und der Apsidenlinie ungefähr 13° beträgt. Korrigiert man damit die oben abgeleitete Formel, dann erhält man für die Exzentrizität der Erdbahn (die bei Hipparch der scheinbaren Sonnenbahn entsprach) ߝ= గ ଵ ቀ − ଶ ୡ୭ୱ ణ ଶ ்ೈ ் ቁ Mit T=365.25 Tage, ܶௐ =178.83 Tage und ߴ = 13° ergibt sich ߝ = 0.0168. Der exakte Wert ist übrigens 0.0162 – die Übereinstimmung ist also durchaus bemerkenswert. Der Erfolg des Modells war eine wichtige Motivation für die Einführung des „punctum aequans“ in die Epizykeltheorie. Physikalisch bedeutet er – zumindest aus heutiger Sicht - eine gewisse Vorwegnahme des Keplerschen Flächensatzes. Scheinbare Planetenbewegungen am Himmel Nach diesem kleinen geschichtlichen Exkurs zurück zu den scheinbaren Planetenbewegungen. Die Entstehung der Schleifenbewegung – ein Hauptproblem der antiken Astronomie – kann aus heliozentrischer Sicht sehr leicht erklärt werden. Der Hauptgrund liegt in den unterschiedlich großen Bahngeschwindigkeiten der Planeten, die im Sonnensystem von innen nach außen immer mehr abnehmen. Befindet sich z. B. ein äußerer Planet in Opposition (das ist dann der Fall, wenn Sonne, Erde und Planet eine Linie bilden), dann überholt die schnellere Erde diesen Planeten und es entsteht eine zeitweise entgegengesetzte, rückläufige Bewegung als Projektion am Himmel, wobei, da die Ebenen der Planetenbahnen zur Ekliptik geneigt sind, Schleifen entstehen. Die Zeit der Rückläufigkeit wird oft auch als Oppositionszeit bezeichnet. In seltenen Fällen kommt es vor, daß zwei Planeten ihre Oppositionsschleifen parallel durchführen. In diesem Fall können sich die beiden Planeten insgesamt dreimal begegnen, d. h. es tritt eine dreifache Konjunktion auf. Geschieht das mit Jupiter und Saturn, dann ist das eine Königsgestirnung. Dreifache Konjunktionen zwischen den hellen oberen Planeten sind sehr selten. So waren die letzten dreifachen Konjunktionen zwischen Mars und Jupiter 1789/90, 1836/37 und 1979/80 und die nächsten dreifachen Konjunktionen zwischen Mars und Jupiter finden erst wieder im Jahr 2123 sowie 2169/70 statt. Zwischen Mars und Saturn fanden die Die Erde als Beobachtungsort letzten dreifachen Konjunktionen 1779, 1877 (nur in Rektaszension) und 1945/46 statt, während die nächsten derartigen Ereignisse erst wieder 2148/49, 2185 und 2187 zu beobachten sind. Die relative Lage der Planeten in bezug auf Sonne und Erde bezeichnet man als Konstellationen. Bei den inneren Planeten Merkur und Venus unterscheidet man: • • Konjunktion Befindet sich der innere Planet zwischen Erde und Sonne, dann spricht man von der unteren Konjunktion; steht er hinter der Sonne, dann hat er die obere Konjunktion erreicht. Elongation Die Elongation ist der Winkelabstand des Planeten zur Sonne. Da die inneren Planeten von der Erde aus betrachtet niemals in Opposition gelangen können, erreichen sie nur eine größte westliche und eine größte östliche Elongation. Bei den äußeren Planeten gibt es nur eine Konjunktionsstellung (Gleichschein) und eine Oppositionsstellung: • • Konjunktion Der Planet befindet sich von der Erde aus gesehen hinter der Sonne und kann deshalb – wie der Neumond – nicht beobachtet werden. Er erreicht damit die größte Entfernung zur Erde. Opposition Der Planet bildet mit der Sonne eine Linie mit der Erde genau dazwischen. Er geht am Abend auf, wenn die Sonne untergeht und geht unter, wenn die Sonne aufgeht. Die Entfernung Erde-Planet ist am geringsten und sein Winkeldurchmesser im Fernrohr am größten. einem äußeren Planeten wird dieser Winkel zum Zeitpunkt der Quadratur maximal. Erwähnenswert in diesem Zusammenhang ist der sogenannte Schrötereffekt. Darunter versteht man die von HIERONYMUS SCHRÖTER (1745-1816) im Jahre 1793 zum ersten mal erwähnte zeitliche Diskrepanz zwischen der berechneten und der beobachteten Halbphase der Venus (Dichotomie), d. h. die „Halbvenus“ erscheint im Fernrohr (je nach Elongation) früher oder später als berechnet. Konstellation Innerer Planet Phase Untere Konjunktion Neu Größte Elongation Erstes Viertel Obere Konjunktion Voll Größte Elongation Letztes Viertel Untere Konjunktion Neu Äußerer Planet Phase Konjunktion Voll Quadratur Fast Voll Opposition Voll Quadratur Fast Voll Konjunktion Voll Die in diesem Kapitel erwähnten Planetenkonstellationen (manchmal auch als Aspekte bezeichnet) in bezug auf den Tierkreis spielen insbesondere in der Astrologie eine große Rolle und bescheren mehr oder weniger professionelle Astrologen auf Kosten der Sternengläubigen ein erkleckliches Einkommen. So gesehen gibt es also doch Sterntaler. Außerdem gibt es noch die Quadraturen, wenn Sonne und Planet an der Himmelskugel einen Winkelabstand von 90° haben. Planetenphasen Durch die sich ständig ändernde relative Lage von Sonne, Erde und Planet zeigen alle Planeten Phasen, wobei die Phasen der inneren Planeten – wie beim Mond – einen ganzen Phasenzyklus umfassen. Als GALILEO GALILEI (15641642) 1609 mit seinem selbstgebauten Fernrohr die Venusphasen entdeckte, war für ihn deshalb der Streit zwischen dem geozentrischen und dem heliozentrischen Weltsystem entschieden. Denn nur vom heliozentrischen Standpunkt aus ist der Phasenzyklus der Venus (und natürlich auch des Merkur) verständlich. Als Phasenwinkel ߮ bezeichnet den Winkel, den Erde und Sonne vom jeweiligen Planeten aus gesehen, bilden. Bei 33 1.18. Venusphasenzyklus 2002, fotografiert von C. Proctor (TBGS Observatory, UK) 34 Geozentrische Planetentheorie Exkurs: Geozentrische Planetentheorie Die Sonne- Mond- und Planetentheorie, die CLAUDIUS PTOLEMÄUS im Almagest entwickelte, gehört neben Euklids Geometrie ohne Zweifel zu den erfolgreichsten Gedankengebäuden, die im Laufe der Geschichte der Menschheit errichtet wurden. Schon aus diesem Grund lohnt ohnt es sich, etwas genauer seine Argumentation zu verfolgen. In diesem kleinen Exkurs soll in etwas modern modernerer Argumentation die Funktionsweise des Deferent-Epizykel Epizykel-Systems am Beispiel eines – wie wir heute sagen würden, “äuße“äuß ren Planeten“ – erläutert werden erden ohne gar zu tief in die mathematischen Details zu gehen. Die Motivation der antiken Wissenschaftler war Ordnung in die seltsamen Bewegungen der Himmelskörper mit ihren Bah Bahnschleifen und ungleichförmigen Bewegungen am Firmament zu bringen, um ihre Or Orte te sowohl für die Zukunft als auch für die Vergangenheit befriedigend genau vorausberechnen zu können. Eine „physikalische“ Erklärung im heutigen Sinn, wie es z.B. die Newtonsche Gravitationstheorie leistet, war dagegen nicht ihr Ziel bzw. eine Suche dana danach ch scheiterte u.a. an philosophischen Denkschranken, die aus verschiedensten Gründen nicht mehr hinterfragt wurden. Dazu gehört die von Aristoteles klar form formulierte These, daß alle schweren Dinge bestrebt sind, zum „Weltmitt „Weltmittelpunkt“ zu fallen. Und da nach allen Erfahrungen alle Körper in Richtung Erdboden fallen, muß der Mittelpunkt der Erde logischerweise auch der Mittelpunkt der Welt sein (Geozentrismus). Die zweite These, die theologisch begründet wurde, war die These, daß sich die „göttlichen“ Himmelskö Himmelskörper rper nur auf „idealen“ Bahnen – und das waren bei den Griechen Kreisbahnen – gleichförmig bewegen müssen müssen, was man als Kreisbahndogma bezeichbezeic net (EUDOXOS, PLATON).. Hätte man diese beiden Thesen schon damals in Frage gestellt (wie es teilweise ARISTARCH VON SAMOS (~310-230 v.Chr.) in bezug zum Weltmittelpunkt tat), dann hätten die hochgebildeten griechischen Astronomen wahrscheinlich bereits vor über 2000 Jahren die logische Einfachheit eines heliozentrischen Systems erkannt. Die große Schwierigkeit, mit der die antiken Astronomen bei der Entwicklung einer Planetentheorie kämpfen mußten, war, daß sich die scheinbaren Planetenbahnen u.a. aus der Überlagerung der aufgrund der Keplerischen Gesetze ungleichförmigen Er Erdbewegung und der aus demselben Grund ungleichförmigen hförmigen Bewegung der Planeten um die Sonne ergeben. Außerdem waren sie nur in der Lage, Richtungen anzugeben. Die wahren Entfernungen waren bis auf die (mittlere) Mondentfernung (Ptolemäus bestimmte sie zu 376 000 km (moderner Wert= 384000 km) völlig unbekannt ekannt und konnten mit den damals zur Verfügung stehenden Meßinstrumenten auch gar nicht mit einer einigermaßen befriedigenden Genauigkeit bestimmt werden. Dazu kam noch, daß die Bewegung der Planeten auf der Himmelskugel überdeutlich von der postulierten gleichförmigen KreisKrei bewegung abwich, was man als „Ungleichheiten“ bezeichnete. Man kannte zwei „große“ Ungleichheiten, wobei sich die Erste auf die unterschiedliche Geschwindigkeit und die zweite auf die bei manchen Planeten zeitweise auftretenden Schleifenbewegungen enbewegungen (genauer Rückläufigkeiten) unter den Sternen bezog. Zur theoretischen Beherrschung dieser „Ungleichheiten“ wurde ein geniales geometrisches Modell erdacht, welches in gewissem Sinn das Kreisbahndogma unberührt ließ und die Planetenbewegungen aauf uf ein kompliziertes System aus Exzentern, Deferenten und Epizykeln (und später auch Ausgleichspunkten) zurückführte. 1.19. Oppositionsschleife des Planeten Mars im Jahre 2003. Die Bewegung erfolgt von der Nordhalbkugel der Erde aus gesehen von rech rechts nach links („rechtläufig“). Der eingezeichnete Planet befindet sich dagegen im rückläufigen Teil seiner Bahn. Die Erde als Beobachtungsort 35 Ein erster wichtiger Beobachtungsparameter ist die Dauer der Bewegung eines Planeten um die gesamte Himmelskugel. Heliozentrisch betrachtet ist das genau die Umlaufszeit des Planeten um die Sonne (siderisches Jahr ܶ ). Von der Erde aus betrachtet gibt es aber Abweichungen davon, die sich daraus ergeben, daß sich z.B. Oppositions- und Konjunktionsstellungen in bezug auf die Sterne ändern, da sich die Erde mit dem Beobachter selbst um die Sonne bewegt. Die Zeitdauer zwischen zwei Konjunktionen (innere Planeten) bzw. zwei Oppositionen (äußere Planeten) wird dabei als synodische Periode ܶ௦௬ bezeichnet. Dabei gelangt ein äußerer Planet immer dann in Oppositionstellung, wenn der Winkelabstand in Länge zwischen Planet und Sonne 180° beträgt. Dieser Fall entspricht genau der Position des Planeten bei seiner Rückbewegung in der Oppositionsschleife, wenn er sich genau im zeitlichen Mittel zwischen den beiden Stillstandspunkten ܵଵ und ܵଶ befindet. Stillstände, Oppositionspunkte und Rückläufe sind deshalb auch – da sie offensichtlich an die Sonnenbewegung gekoppelt sind – sogenannte synodische Ereignisse. Zwischen der siderischen und synodischen Periode eines Planeten und der Umlaufsperiode der Erde um die Sonne (ܶாௗ ) besteht folgender Zusammenhang: 1 1 1 = − ܶ௦௬ ܶ ܶாௗ Hieraus erkennt man schon, daß bei inneren Planeten die synodische Umlaufszeit immer größer als ihre siderische sein muß und daß es bei den äußeren Planeten (mit Ausnahme des Mars) gerade andersherum ist. Das ist auch verständlich, denn je weiter ein Planet von der Erde entfernt ist, desto mehr sollte sich dessen synodische Umlaufszeit der Erdumlaufszeit annähern. Diese Periodizitäten (wenn auch nicht ihre Ursachen) waren schon den babylonischen Astronomen gut bekannt, wie folgende Tabelle zeigt (VAN DER WAERDEN, 1988): Merkur Venus Mars Jupiter Saturn 145 synodische Perioden 5 synodische Perioden 37 synodische Perioden 65 synodische Perioden 57 synodische Perioden = 46 ܶாௗ + 1° = 8 ܶாௗ – 2°15‘ = 42 ܶாௗ +3°10‘ = 6 ܶாௗ – 4°50‘ = 2 ܶாௗ + 1°43‘ Moderne Werte Merkur Venus Mars Jupiter Saturn Siderisch (d) 87.969 224.701 686.980 4334.151 10832.327 Synodisch (d) 115.88 583.92 779.94 398.88 378.09 Daraus schlußfolgerte man, daß sich die Bewegung der Planeten aus zwei Perioden zusammensetzen muß, die sich überlagern: Einmal aus der Periode, welche für die Bewegung entlang der Ekliptik in Länge verantwortlich ist (d.i. die „tropische Längenbewegung“) und zweitens aus der Periode, die sich relativ zum Sonnenstand vollzieht (d.h. die „synodische Bewegung“). Das bedeutet, daß sich ein Planet täglich um den Winkel ߱௧ = 360° ܶௌௗ entlang der Ekliptik von West nach Ost und um den Winkel ߱௦ = 360° ܶௌ௬ relativ zum Sonnenstand bewegt. Aus diesen Überlegungen heraus entwickelte APOLLONIOS VON PERGE (262-190 v.Chr.) ein geometrisches Modell, das in einer ersten Näherung aus einem Deferentenkreis besteht. Die Position der Erde entsprach in diesem Modell dem Mittelpunkt des Deferentenkreises und dessen Umfang bildete quasi den Tierkreis nach, durch den sich der Planet während seines Erdumlaufs bewegt. Um auch die periodischen Rückläufigkeitszyklen modellmäßig erfassen zu können, wurde zusätzlich ein rasch rotierender Epizykel eingeführt, dessen Mittelpunkt anstelle des Planeten den Deferenten umläuft und auf 36 Geozentrische Planetentheorie dessen Peripherie man sich den Planeten „angeheftet“ dachte. Wenn nun die Rotationsgeschwindigkeit des Deferenten ungefähr ߱௧ und die Rotationsgeschwindigkeit des Epizykels ߱௦ beträgt, dann lassen sich zumindest schon in grober Näherung die auffälligen Rückwärtsbewegungen in den Schleifen quantitativ erfassen. Um mit diesem Modell auch die Schleifenform erfassen zu können, muß offensichtlich noch die Epizykelebene über einen gewissen Winkelbereich gegenüber der Deferentenebene geneigt werden. Dazu später mehr. Befassen wir uns erst einmal mit der Bewegung in Länge (die Länge ߣ wird vom Frühlingspunkt aus in Richtung der scheinbaren Sonnenbewegung gemessen). Solange man sich den Beobachter im Punkt D, d.h. im Mittelpunkt des Deferentenkreises dachte, solange konnte man die „erste Ungleichheit“ (das ist die ungleichförmige Bewegung der Himmelskörper unter den Sternen um die Himmelskugel) nicht erfassen. Die Idee, wie man trotz des Kreisbahndogmas dieses Phänomen „retten“ konnte, bestand daran, den Deferentenkreis etwas aus der „Weltmitte“ herauszurücken. Dazu wurden symmetrisch zu D zwei neue Punkte T (Position der Erde) und E (Ausgleichspunkt oder punctum aequans) eingeführt und postuliert, daß die Winkelgeschwindigkeit des Punktes C (Epizykelzentrum) in Bezug auf E weiterhin konstant ist (d.h. die Strecke E-C überstreicht in gleichen Zeiten gleiche Winkel). In Bezug auf T ergibt sich jetzt aus der exzentrischen Lage (ihr Ausmaß wird durch den Abstand der Punkte E und T bestimmt, der gleich 2e ist, wobei e die Exzentrizität bezeichnet) eine sich mit der siderischen Periode ändernde Winkelgeschwindigkeit. Obwohl sich C nach wie vor von E aus gesehen mit konstanter Geschwindigkeit auf dem Deferenten bewegt, kommt es dem Beobachter auf T so vor, als ob C zeitweilig beschleunigt oder zeitweilig abgebremst wird. Dabei wird der Punkt mit der größten Geschwindigkeit als Perigäum PE und der Punkt mit der kleinsten Geschwindigkeit als Apogäum AP bezeichnet. Das Perigäum entspricht dabei dem geringstmöglichen Abstand von T zu C und das Apogäum dem Größtmöglichen. Verbindet man diese beiden Punkte, dann erhält man die Apsidenlinie, welche selbstverständlich auch durch E und T verläuft. An dieser Stelle ist es sinnvoll, noch ein paar weitere Größen einzuführen. Der Winkel v heißt z.B. seit alters her die „wahre Anomalie“. Unter diesem Winkel erscheint der Planet (genauer der Punkt C, wenn wir den Epizykel erst einmal außen vor lassen) für einen irdischen Beobachter vom Perigäum entfernt. Der Winkel ߙ dagegen, welche die Gerade E-C mit der Apsidenlinie bildet, ist die „mittlere Anomalie“ des zu T exzentrischen Kreises (dessen Mittelpunkt D ist). Die Differenz zwischen wahrer und mittlerer Anomalie wird manchmal auch Mittelpunktsgleichung genannt. Da es nur auf Winkel ankommt und nicht auf Entfernungen, kann man im Prinzip den Radius R des Deferenten willkürlich wählen, wobei sich – wenn man R=1 setzt – die „ganze Exzentrizität“ aus der Summe der Die Erde als Beobachtungsort 37 Exzentrizität des Äquanten e‘ (E-D) und der Exzentrizität des Deferenten e (D-T), also bei symmetrischer Lage zu D, zu e+e‘=2e ergibt. Nach dem Sinussatz gilt dann für den Winkel ߰ (wegen R=1): sin ߰ = ݁ sin ߙ . Und da die wahre Anomalie offensichtlich ߙ = ݒ+ ߮ + ߰ ist, muß zuvor noch aus dem Dreieck D-C-T der Winkel ߮ berechnet werden. Wie man aus der Abbildung entnehmen kann, ist der Winkel T-D-C = ߙ + ߰, woraus ݎଶ = 1 + ݁ ଶ − 2݁ cosሺߙ + ߰ሻ und sin ߮ = sinሺߙ + ߰ሻ folgt (r=Länge der Strecke T-C, d.h. die „Entfernung“ von C vom „Weltmittelpunkt“ T). Damit kann die „wahre“ Position des Punktes C in bezug auf die Apsidenlinie berechnet werden. Läßt man nun den Winkel ߙ über eine volle Umlaufsperiode um die gesamte Himmelskugel gleichmäßig rotieren ߙሺݐሻ = ߱௧ ∙ ݐ, dann läßt sich für ein geeignet gewähltes e die „erste Ungleichheit“ der Planetenbewegung durchaus befriedigend reproduzieren. Das Problem der „Zweiten Ungleichheit“ wurde von den griechischen Astronomen durch die Einführung eines weiteren Kreises, des Epizykels, gelöst. Dieser Kreis, dessen Radius r kleiner als der des Deferentenkreises gewählt wird, „trägt“ den Planeten P und dreht sich mit gleichmäßiger Winkelgeschwindigkeit ߱௦ um den Punkt C. Schaut man nun von T aus in Richtung C, dann erscheint die Bewegung des Planeten im oberen Teil des Epizykels rechtläufig und im unteren rückläufig. Die Linie, die durch C, T und den oberen Schnittpunkt des Epizykels A‘ geht, ist die „wahre“ Apsidenlinie. Befindet sich der Planet P im oberen Schnittpunkt dieser Linie mit dem Epizykelkreis, dann befindet sich der Planet im „wahren“ Apogäum A‘, ansonsten, wenn er sich im unteren Schnittpunkt befindet, im „wahren“ Perigäum P‘. Die Bewegung des Planeten P in Länge setzt sich also aus der von der Erde aus gesehenen ungleichförmigen Bewegung des Punktes C entlang des Deferenten und aus der gleichförmigen Bewegung des Planeten auf dem Umfang des Epizykels zusammen. Dabei ist die Position des Planeten auf dem Epizykel mit der Lage der mittleren Sonne auf der Ekliptik verbunden und zwar derart, daß die Strecke PC immer parallel der Strecke ist, die von T aus zur Position der mittleren Sonne gezogen wird. Auf diese Weise gelingt es, die Rückläufigkeit der äußeren Planeten in die Nähe zur Opposition der Sonne zu verlegen – genauso, wie es die Beobachtungen auch zeigen. Die nach Ptolemäus „wahre“ Bewegung, die man von der Erde aus nur als Projektion auf die Himmelssphäre wahrnehmen kann, ist dann eine komplizierte Schleifenbewegung in Form einer Trochoide: 1.20. Das Titelblatt von Keplers „Astronomia Nova“ von 1609 zeigt die Marsbahn von 1580 bis 1596 38 Geozentrische Planetentheorie Wenn die Lage der Apsidenlinie des exzentrischen Kreises (=Abstand des Perihels vom Frühlingspunkt), die Exzentrizität e und das Verhältnis des Radius des Deferenten zum Radius des Epizykels bekannt ist, kann über die Position von C und der Position der mittleren Sonne für jeden beliebigen Zeitpunkt die ekliptikale Länge des Planeten P berechnet werden, wobei beide Ungleichheiten Berücksichtigung finden. Schwieriger ließen sich dagegen die beobachteten Breitenschwankungen während eines siderischen Umlaufs erklären, die der Längenbewegung bezüglich der Ekliptik überlagert sind und in den Oppositionszeiten zu der eigentlichen Schleifenbildung bei den äußeren Planeten führen. Ptolemäus hat sich im 13. Buch des „Almagest“ ausgiebig mit diesem Problem beschäftigt und eine befriedigende Lösung gefunden. Ptolemäus erkannte, daß (im Gegensatz zum Mond) der größte Winkelabstand eines äußeren Planeten zur Ekliptik stets im gleichen Längenabstand zur Apsidenlinie erreicht wird. Das bedeutet, daß auch die Verbindungslinie der Durchstoßungspunkte der Planetenbahn mit der Ekliptik eine feste, aber für jeden Planeten andere Lage hat. Diese Verbindungslinie ist die Knotenlinie. Sein erster Schritt war deshalb, die Ebene des Deferenten um einen bestimmten Winkel i aus der Ekliptikalebene herauszuheben, wobei die „Drehachse“ die Knotenlinie bildet. Den Winkel i wählte er dabei so, daß damit gerade der maximale Breiteneffekt, der während der Phase der Rückläufigkeit erreicht wird, ausgeglichen wird. Für den Mars ist das z.B. ein Winkel von ~1°50‘ und für Saturn sogar von 2°30‘. Das reichte aber noch nicht aus, um die Breitenschwankung vollständig zu eliminieren. Er mußte auch noch die normalerweise in der Deferentenebene liegende Epizykelebene um einen Winkel ߜ heraus kippen, wobei der Kippwinkel von der Lage des Punktes C in bezug auf die Knotenlinie abhängt. Während der Bewegung des Epizykelzentrums vom aufsteigenden Knoten bis zum Apogäum AP neigt sich die Epizykelebene langsam, wobei sich das wahre Apogäum des Epizykels nach Süden und das wahre Perigäum des Epizykels nach Norden wendet. Die Kippachse ist dabei der Durchmesser des Epizykels, der als Tangente zum Deferentenkreis fungiert und der immer parallel zur Ekliptik verbleibt. ߜ erreicht offensichtlich seinen Maximalwert, wenn sich der Planet im wahren Apogäum A‘ des Epizykels befindet um danach wieder abzunehmen, bis der Planet den Punkt P‘ erreicht. Diese komplizierten Bewegungen wurden später von Ptolemäus weiter verbessert und vereinfacht, wie seine überlieferte Schrift Hypotheseis ton planomenon („Hypothesen über die Planeten“) beweist. Er richtete darin auf der gesamten Bahn (wir sprechen hier nur von den äußeren Planeten) die Epizykelebene streng nach der Ekliptik aus, was heliozentrisch gesehen soweit in Ordnung ist, da die Epizykelbewegung nichts anderes als die jährliche Bewegung der Erde um die Sonne aus geozentrischer Sicht darstellt. Hier ist es jetzt interessant, die Frage nach der „Richtigkeit“ bzw. „Falschheit“ der ptolemäischen Lehre in einem zeitlichen Abstand von fast 2000 Jahren zu stellen. Man weiß mittlerweile, daß physikalisch alle gleichförmig und geradlinig gegeneinander bewegten Bezugssysteme (Inertialsysteme) physikalisch gleichberechtigt sind (beschrieben durch die Galilei-Transformationen). Diese „Relativitätsprinzip“ sagt aus, daß die Geschwindigkeit keine inhärente Eigenschaft eines Körpers ist, sondern nur in Relation zu anderen Körpern existiert. ALBERT EINSTEIN hat 1905 weiterhin dargelegt, daß dieses Prinzip unter Beachtung der von jedem Bezugssystem (genauer Inertialsystem) unabhängigen Vakuumlichtgeschwindigkeit auch für nichtmechanische Vorgänge gilt (insbesondere für die Maxwellschen Gleichungen der klassischen Elektrodynamik). Wendet man dieses Prinzip auf das geozentrische System der alten Griechen und auf das heliozentrische System des COPERNICUS oder KEPLER an, dann ergeben sich zwei verschiedene Bezugsysteme, in denen die Bewegung der Planeten sowie der Sonne und des Mondes beschrieben werden. MAX BORN hat das in seinem Buch „Die Relativitätstheorie Einsteins und ihre physikalischen Grundlagen“ überspitzt wie folgt ausgedrückt: „Von Einsteins hoher Warte gesehen haben Ptolemäus und Kopernikus gleiches Recht: beide Standpunkte liefern dieselben Naturgesetze… Welchen Standpunkt man wählt, ist nicht aus Prinzipien entscheidbar, sondern Sache der Bequemlichkeit.“ Dieser Argumentation kann man sich anschließen, solange man nur an einer befriedigenden Beschreibung der Phänomene und weniger an ihren physikalischen Ursachen interessiert ist. Im Prinzip ist es möglich, in einer ersten Näherung das ptolemäische Epizykel-System aus dem heliozentrischen abzuleiten, in dem man das Bezugsystem vom Sonnenmittelpunkt in den Erdmittelpunkt verlegt und die Eigenrotation und die Neigung der Erdachse zur Ekliptik berücksichtigt. Es bleibt aber eine Näherung, solange man sich nicht vom Kreisbahndogma verabschiedet. Das war auch der Grund, warum Nicolaus Copernicus mit seinem neuen System zwar einen riesigen Sprung in der Frage der logischen Einfachheit (man schaue sich nur einmal die unterschiedliche Behandlung der Oppositionsschleifen in beiden Weltsystemen an), aber nur einen relativ bescheidenen in punkto Verbesserung der Vorhersagegenauigkeit erreichte (auch Copernicus benötigte noch Epizykel). Erst die Entdeckung des Gravitationsgesetzes erlaubte eine physikalische Begründung und die Entwicklung einer Himmelsmechanik. Die Entdeckung der jährlichen Aberration des Sternlichts durch Bradley zeigte dann endgültig, daß sich die Erde um die Sonne bewegt. Die sogenannte „kopernikanische Revolution“ bereitete also gewissermaßen eine Physikalisierung des Weltbildes vor, bei dem es nicht nur um die adäquate Beschreibung von Erscheinungen in Sinne ihrer Vorhersagbarkeit ging (was das ptolemäische System ja über 1400 Jahre lang mit befriedigender Genauigkeit leistete), sondern um ihre Ursachen und ihre Begründung. Nicht nur aus Bequemlichkeit ist es sinnvoller, bei der Beschreibung der Bewegungen im Sonnensystem von der Sonne als deren Mittelpunkt auszugehen. Die Erde als Beobachtungsort 39 Kapitelzusammenfassung Scheinbare Planetenbahnen n Sonne, Mond und Sterne werden schon seit altersher aufmerksam beobachtet. Ihre Bewegung am Himmel bildete in den frühen Kulturen die Grundlage für die ersten Kalendersysteme, die für das Zusammenleben der Menschen sehr wichtig sind. In dem man die Himmelskörper als sichtbare Zeichen der Götter betrachtete, entstanden die ersten Astralreligionen. n Wenn man sich über die Herkunft unserer heutigen Namen der großen Planeten und eines Großteils ihrer Monde aus erster Hand informieren möchte, ist Gustav Schwabs "Sagen des klassischen Altertums" ein guter Ausgangspunkt. n Alle Planeten bewegen sich im Bereich der Ekliptik (scheinbare Sonnenbahn am Himmel) innerhalb einer siderischen Periode überwiegend von West nach Ost (rechtläufig) durch den Tierkreis (Zodiakus). n Bei den äußeren Planeten beobachtet man zur Zeit der Opposition auch rückläufige Bewegungen, die zu Bahnschleifen unter den Sternen führen. Solche Oppositionsschleifen sind besonders beim Planeten Mars sehr auffällig. Geozentrisches Weltsystem n Die geozentrische Weltsicht ist die natürliche Erklärung für die tägliche Bewegung der Himmelskörper von Ost nach West über die Himmelskugel. Sie konnte erst endgültig überwunden werden, als man das Rotationsverhalten der Erde absolut nachweisen konnte. Das gelang zu Beginn der Neuzeit (tägliche Aberration, Foucaultsches Pendel). n Mathematisch-geometrische Modelle zur Erklärung der Himmelserscheinungen wurden insbesondere im alten Griechenland entwickelt. Dabei gelangen eine Vielzahl erstaunlicher Entdeckungen: Präzession der Äquinoktien (Hipparch von Nicaia), Größe und Entfernung des Mondes, Nachweis, daß die Sonne viel weiter entfernt ist als der Mond und deshalb auch viel größer als die Erde sein muß (Aristarch von Samos), Messung des Erdumfangs (Eratosthenes), Entwicklung des Deferent-Epizykel-Modells, mit dem es unter Beibehaltung des Kreisbahndogmas (EUDOXOS, PLATON) gelang, die Positionen von Sonne, Mond und Planeten mit einer für die damalige Zeit genügenden Genauigkeit voraus zu berechnen (APPOLONIUS VON PERGE, CLAUDIUS PTOLEMÄUS). n Das geozentrische Weltsystem geht davon aus, daß der Erdmittelpunkt auch der Weltmittelpunkt ist. Um diese Weltmitte bewegen sich die Himmelskörper in der Reihenfolge Mond, Merkur, Venus, Sonne, Mars, Jupiter und Saturn auf idealen Kreisbahnen (Kreisbahndogma, PLATON). Dahinter folgt die Fixsternsphäre, deren Entfernung aufgrund des Fehlens einer Parallaxe nicht angegeben werden kann. n Physikalisch wurde das geozentrische Weltsystem durch den Lehrsatz der peripatetischen Schule, nach dem alle schweren Körper bestrebt sind, in Richtung Weltmitte zu fallen, begründet. Epizykeltheorie n Die Epizykeltheorie ist eine mathematische Theorie, die es erlaubt, ohne explizite Begründung der Ursachen die Bewegung der Planeten auf der scheinbaren Himmelskugel mit einer durchaus erstaunlichen Genauigkeit vorherzusagen. Sie geht auf APPOLONIUS VON PERGE zurück und wurde von CLAUDIUS PTOLEMÄUS weiterentwickelt. n In dieser Theorie bewegt sich der Mittelpunkt eines Epizykels innerhalb einer siderischen Umlaufsperiode auf einem Kreis, der als Deferent bezeichnet wird, um die Himmelskugel. Der Planet selbst bewegt sich wiederum auf der Peripherie des Epizykels in einer synodischen Periode gleichmäßig um dessen Mittelpunkt. Seine aktuelle Position ist durch die (auf den Frühlingspunkt) bezogene Richtung (Winkelabstand) gegebenen. Durch diese zusammengesetzte Bewegung konnte die zeitweilige Rückläufigkeit der äußeren Planeten („Zweite Ungleichheit“) beschrieben werden. n Um die „Erste Ungleichheit“ zu erfassen, wurde ein aus der Mitte des Deferenten um einen bestimmten Abstand herausgerückter Punkt eingeführt, der als Ausgleichspunkt (punctum aequans) bezeichnet wird. Er hat die Eigenschaft, daß sich die Epizykelmitte um diesen Punkt mit gleichförmiger Winkelgeschwindigkeit bewegt. Die Erde befindet sich dagegen im gleichen Abstand wie der Ausgleichspunkt auf der anderen Seite der Mitte des Deferenten, wobei alle drei Kapitelzusammenfassung, Aufgaben 40 Punkte auf einer Gerade liegen. Die Planetenbewegung, die vom Ausgleichspunkt gesehen noch gleichförmig verläuft, erscheint vom Weltmittelpunkt aus ungleichförmig. Dabei wird die Stelle auf dem Deferenten, wo die Geschwindigkeit am größten ist, als Perigäum und die Stelle, wo sie am geringsten ist, als Apogäum bezeichnet. Verbindet man beide Punkte, dann erhält man die Apsidenlinie. Der Abstand zwischen Ausgleichspunkt (bzw. Weltmittelpunkt) vom Zentrum des Deferenten ist die Exzentrizität. n Im geozentrischen Weltsystem werden die inneren Planeten (Merkur und Venus), die äußeren Planeten (Mars, Jupiter, Saturn), der Mond und die Sonne unterschiedlich behandelt. Besondere Schwierigkeiten bereiteten dabei die inneren Planeten und dort insbesondere Merkur. n Das ptolemäische System ist ohne Zweifel eines der erfolgreichsten Gedankengebäude der Menschheit. Es hatte über 1400 Jahre Bestand und wurde erst zu Beginn der Neuzeit durch das kopernikanische System abgelöst, bei dem wieder – wie bei ARISTARCH VON SAMOS – die Sonne im Weltmittelpunkt steht. Scheinbare Planetenbewegungen am Himmel n Die relative Lage der Planeten in bezug auf Sonne und Erde bezeichnet man als Konstellationen. Bei den inneren Planeten Merkur und Venus unterscheidet man untere und obere Konjunktion sowie die Elongation. Bei den äußeren Planeten gibt es dagegen Konjunktions- und Oppositionsstellungen. Außerdem gibt es noch die Quadraturen, wenn Sonne und Planet an der Himmelskugel einen Winkelabstand von 90° haben. n Die Zeit, in der sich ein äußerer Planet auf seiner scheinbaren Bahn rückläufig bewegt, bezeichnet man als Oppositionszeit. n Phasen treten sowohl bei inneren als auch bei äußeren Planeten auf. Jedoch nur die inneren Planeten Merkur und Venus besitzen einen kompletten Phasenzyklus. Aufgaben / Diskussionen 1. Diskutieren Sie den Zusammenhang zwischen dem Äquanten und der Zeitgleichung. Stellen Sie sich ihn dazu als einen fiktiven Punkt am Himmel relativ zur Sonne vor. 2. Erklären Sie, warum die äußeren Planeten keinen vollständigen Phasenzyklus für einen irdischen Beobachter aufweisen können. Welcher der äußeren Planeten zeigt den größten maximalen Phasenwinkel? 3. Merkur befindet sich im Perihel 0.304 AU und im Aphel 0.467 AU von der Sonne entfernt. Berechnen Sie für diese beiden Fälle die maximale Elongation für einen Beobachter auf der Erde. 4. Was versteht man unter Erster und Zweiter Ungleichheit? Wodurch wird im heliozentrischen System die erste Ungleichheit hervorgerufen? 5. Was ist ein Epizykel und warum ist er so wichtig, um im ptolemäischen System die zeitweise retrograde Bewegung der Planeten zu erklären? 7. Wie kann man im Epizykel-Modell erklären, daß ein äußerer Planet während der Oppositionszeit besonders hell erscheint? 8. Erklären Sie die Konstellationen der inneren und äußeren Planeten aus heliozentrischer Sicht! 9. Der griechische Gelehrte Eratosthenes bemerkte um 225 v.Chr., daß, wenn die Sonne in Syene zu Mittag keinen Schatten wirft, in Alexandria die Sonne ca. 7.2° vom Zenit entfernt steht. Aus der Entfernung von Syene zu Alexandria von ca. 5000 Stadien (er nutzte wahrscheinlich die Daten ägyptischer Landvermesser) berechnete er den Erdumfang. Wenn ein Stadium einer Länge von 148.5 m entspricht und man sein Ergebnis mit dem modernen Wert vergleicht (U=40008 km), um wieviel lag er falsch? 10. Was ist der Unterschied zwischen der siderischen und 6. Wie läßt sich die retrograde Bewegung eines Planeten im heliozentrischen System erklären und warum ist diese Erklärung logisch einfacher? synodischen Periode eines Planeten? 11. Warum nähert sich die synodische Periode eines äußeren Planeten immer mehr der siderischen Umlaufsperiode der Erde an, je weiter er entfernt ist? 12. Wie groß ist die maximale Elongation von Merkur und Venus für einen Beobachter auf dem Mars? Die Bewegungen aller Himmelskörper so vollständig kennen zu lernen, daß für jede Zeit genügende Rechenschaft davon gegeben werden kann, dieses war und ist die Aufgabe, welche die Astronomie aufzulösen hat. Friedrich Wilhelm Bessel (1784-1846) Populäre Vorlesungen über wissenschaftliche Gegenstände, 1848