Alfred Locker, Wien ISLAM - NICHT-GANZHEIT PAR EXCELLENCE Kritischer Blick auf ein unbeachtetes Phänomen* Für einen Vergleich der sog. drei "abrahamitischen" Religionen miteinander kann man wohl verschiedene Kriterien anlegen und z.B. zur Auffassung kommen, daß es im Judentum (verborgene) Hinweise auf Trinität gibt, im Islam dagegen - im Gegensatz zum Christentum, das in der Gefahr steht, die Idee der Drei-Einheit zur Pluralität hin entarten zu lassen - wieder die (freilich extreme) Tendenz zur Einheit festzustellen ist und damit gewisse ganzheitlich / systemhafte Zusammengehörigkeit derselben postulieren. 1 Aber ist dies nicht bloß eine sehr abstrakte Sicht, die an der Realität komplett vorbeigeht; vielleicht sogar durch den Umstand geprägt, daß man die genannten Religionen als wesensmäßig korrespondierende ansieht? Doch sollte man bei Zusammenstellungen und Vergleichen dieser Art nie versäumen, vor allem den entscheidenden und fundamentalen Unterschied festzuhalten: das Christentum ist nämlich die Wahrheit, Judentum und Islam sind Irrtum, allerdings in ganz verschiedener Weise. Das Judentum ist zwar - in vielem, keineswegs in allem - Vorläufer des Christentums und hat lange, ja bis zuletzt (wenn man an Johannes den Täufer denkt, den Jesus den "größten aller Propheten" nennt (Mt 11,11)) sein Prophetenamt getragen, aber dennoch die schicksalhafte Aufgabe verfehlt, seine Verläuferrolle abzustreifen und sich zum Wesentlichen dessen zu verwandeln, was es verkündete; den ihm angeboteten "kairos" hat es nicht bemerkt und gepackt, ja zurückgewiesen und die daraus folgenden Konsequenzen bis heute nicht zur Kenntnis genommen. So wird man vergeblich eine allgemein verbindliche geistesgeschichtlich / theologische Aufarbeitung dessen suchen, was dem Judentum im 20. Jahrhundert von Seiten einer barbarischen, zur Herrschaft gelangten linken Ideologie, widerfuhr. Das heutige Judentum - das doch in den Psalmen und anderen Schriften des AT von Sünde und Schuld 2 weiß - gefällt sich, trotz Einsicht in seine paradoxe Situation, bisher in der Rolle des "reinen" Opfers. 3 Dennoch ist die Auffassung, die das II. Vatikanische Konzil vertritt, daß in ihm - wie in allen vorchristlichen Religionen - ein Widerschein der Wahrheit liegt, richtig. Dies trifft nicht nur in inhaltlicher Weise zu, im Sinne des Glaubens an den Einen Gott, sondern auch darin, daß dem Judentum fortgesetzt ein schmerzhaftes Glaubenszeugnis abverlangt wird, weil es nach wie vor gehaßt, ja blutig verfolgt wird und dies vor allem von Seiten des Islams. Der Autor des in vorliegender Arbeit in den Vordergrund zu stellenden Buches, H.-P. RADDATZ, legt in überzeugender Weise dar, daß Juden die ersten Opfer des islamischen "Djihad", des unentwegten Kampfes gegen die "Ungläubigen", waren. Von den Stammeskriegen, die Mohammed zur Errichtung seiner Herrschaft führte, bis zu den Selbstmordattentaten von Palästinensern, zieht sich nun dieser Kampf hin; wohl z.T. auch von Israel mitverschuldet, aber doch vorwiegend angeheizt von islamischem Haß, der sich u.a. darin äußert, daß die reichen Golfstaaten sich nicht der Palästinenser annehmen, sie vielmehr ihrem Schicksal überlassen, aber dafür die finanziellen Mittel für die Expansion des Islams nach Europa und anderwo bereitstellen. Die Situation ist nach dem Urteil kompetenter Fachleute hoffnungslos, da "Versöhnung", insbesondere auf Seiten des Islams, ein Fremdwort ist. * ) Besprechungsaufsatz (als Betrachtung) zu Hans-Peter RADDATZ (2002): Von Allah zum Terror? Der Djihad und die Deformierung des Westens, Herbig: München, 376 Seiten. 1 ) H. BECK (1993): Judentum, Christentum und Islam in ganzheitlich-dialogischer Deutung, ZfG 37 (II) 59-66. - Dazu auch: W. SPEYER (1992): Die drei monotheistischen Weltreligionen im Gespräch. Zu einem unbekannten Bild des Quattrocentro, Das Münster 45, 215-216.; A. LATURI, J.J. PETUCHOWSKI, W. STROLZ (Hg.) (19802): Drei Wege zu dem Einen Gott. Glaubenserfahrungen in den monotheistischen Religionen, Herder: Freiburg-Basel-Wien. 2 ) N. GOLDMANN (1978): Das jüdische Paradox. Zionismus und Judentum nach Hitler, Europäische Verlagsanstalt: KölnFrankfurt/M. 3 ) Dieses belegende Konzilsdokumente wären: Vaticanum II: Gaudium et spes, n.41; Lumen gentium, n.1. Nostra aetate, nn.2-4. Die entscheidende Frage, die sich vom Gesichtspunkt der Ganzheitslehre stellt, ist, ob eine sich als "Religion" ausgebende (schon darin aber täuschende) Weltanschauung überhaupt dem Begriff der Ganzheit (oder des Systems) entspricht, wenn, wie beim Islam, der Motor für ihre (zeitlich/räumliche) geschichtliche Entfaltung einzig und allein Haß ist, der sich in Krieg und Terror niederschlägt. Gegenüber der vielfach, freilich nur von einer bestimmten "lobby" vertretenen Meinung, der Islam wäre tolerant, weist RADDATZ genau das Umgekehrte nach: ihm liegt absolute Intoleranz zugrunde, die sich in Unterdrückung, Ermordung, Hinmetzelung und Ausrottung, zumindest Verbreitung von Schrecken und Angst als historischem - sich über fast 1 1/2 Jahrtausende hinziehendem – Geschehen niederschlägt, das in wesentlichem Zusammenhang mit Krieg ("Djihad") als einem unbarmherzig eingesetzten Eroberungs- und Herrschaftsmittel bzw. Terrorinstrument steht. Nun ist diese Kriegsgeschichte des Islam nachweisbar Folge von Paranoia; wollte man den Islam selbst als Ganzheit ansehen, so wäre das erwähnte Phänomen mit dem Begriff von einer solchen nicht vereinbar. Ist eine Religion als irgendwie mit Wahrheit verbunden zu verstehen, so ist sie vom Befinden (d.h. den Zuständen) ihrer Verkünder nicht unabhängig. Einbezogensein in die Wahrheit müßte die Menschen wandeln können; geschieht das nicht, bleiben sie weiterhin grausam und haßerfüllt, kann es sich nur um die (kontextabhängige) Pseudo-Wahrheit des Wahns handeln. 4 Der Wahn ist in der Tat Negation der Wirklichkeit; obwohl letztere nicht zu definieren ist, da sie (nach JASPERS) zum "Umgreifenden" gehört, ist die wahnhafte Abweichung von ihr nach V. v. 5 WEIZSÄCKER durch "pathologischen Funktionswandel" zu beschreiben, aus dem niemals wirklich 67 schöpferische Leistung entspringen kann, sondern nur Störung und Zerstörung. , Zur Erläuterung soll ein kurzer Bericht auf die Begleitumstände der Invasion des Frankenreichs aufmerksam machen, die sich seither nie geändert haben (was besonders einprägsam auch an der Muslimenherrschaft in Spanien 89 und Ungarn, ebenso im Vorderen Orient, erweisbar ist). , Wollten wir das Kriterium der Auseinandersetzung eines Systems mit seiner Umwelt (für seinen Bestandserhalt) zum Kriterium dafür nehmen, daß etwas Ähnliches auch beim Islam geschieht und aus diesem Grunde ihn doch als eine Ganzheit zu verstehen suchen, müßte die exzessiv furiose Exazerbation eines unvermeidlichen Zwists, eben ständiger militärischer Kampf (mit erbarmungsloser Tötung oder Unterwerfung aller Feinde, d.h. der "Ungläubigen") das vielleicht zu seinen Gunsten sprechende Argument sofort eindeutig schwächen. Wenn nämlich die Auseinandersetzung eines Systems mit der Umwelt als seinem Kontrahenten, den es doch zu seiner eigenen Existenz lebensnotwenig braucht, so erfolgt, daß es ihn nicht respektiert, sondern mit Vernichtung bedroht (die letzlich jedoch zur Selbstvernichtung des Systems führen muß), hat das "Pseudo-System", das auf diese Weise zustandekommt, totalitären Charakter. Die Berücksichtigung der von RADDATZ vorgelegten Studie wird demnach dem Islam Nähe zu den totalitären Regimen des 20. Jahrhunderts eher bescheinigen müssen als einen Religions charakter, und es müßte ihm daher die Berechtigung entzogen werden, sich "Religion" zu nennen und von den westlichen Staaten dafür noch gesetzliche 4 ) K. JASPERS (19658): Allgemeine Psychopathologie, Springer: Berlin-Heidelberg-NewYork. 5 ) V. v. WEIZSÄCKER (19504): Der Gestaltkreis. Theorie der Einheit von Wahrnehmen und Bewegen, Thieme: Stuttgart. 6 ) RADDATZ l.c.1, 162 ff. 7 ) RADDATZ l.c.1, 193 ff. 8 ) Ein kleiner Seitenblick auf das Jahr 732, die bereits 100 Jahre nach dem Tode des "Propheten" mitten im Frankenreich stehenden "Sarazenen": unter ihrem Führer Abd ar-Rahman überschritten sie neuerlich die Pyrenäen (nachdem sie bereits zwischen 725 und 731 den Süden des Frankenreiches mehrmals verheert und Carcasonne, Nimes, vorher schon Autun, zerstört hatten) und brandschatzten zunächst Bordeaux; vor dort zog das Heer plündernd die sich bis nach Orleans ersteckende Römerstraße nordwärts; in Poitiers wurde von ihm die Basilica St. Hilaire zerstört, bis es endlich auf die Streitmacht des Maiordomus Karl Martell (verstärkt durch die des Herzogs Eudo von Aquitanien) stieß und am Samstag, 17. Oktober 732 vernichtend geschlagen wurde, sodaß es sich wieder über die Pyrenäen zurückziehen mußte. (A.L. POOLE (1962): Battle of Tours, Encyclop. Brit. Vol. 22, 330-331) 9 ) Bat YE’OR (2002): Der Niedergang des orientalischen Christentums unter dem Islam. 7.-20. Jahrhundert, Resch Vlg.: Gräfelfing. Garantien zu erhalten. Er sollte stattdessen als eine die Welt erobern wollende totalitäre Ideologie 10 eingestuft und dementsprechend verfassungsmäßig und juridisch behandelt werden. Einer realistischen Einstellung treten vehement diverse "humanistische" Bemühungen entgegen, die den Islam von der vermeintlich falschen Beurteilung in Schutz nehmen wollen und ihm 11 kontrafaktuell "Toleranz" bescheinigen, ohne die Forderung nach Wechselseitigkeit einer solchen nachdrücklich zu betonen. Ganz schlimm wird es aber, wenn man meint, dem Islam soweit Verständnis entgegenbringen zu müssen, daß man seine Aggressivität auf bewußtes Miß verstehen 12 seiner Anliegen von Seiten der Europäer zurückführt und damit entschuldigt. Wenn dies in einzelnen Fällen moderner Geschichte nicht zu leugnen ist, so ist doch dessen Angriffslust - weil im Koran niedergelegt und den "Gläubigen" abverlangt -, wie RADDATZ nachweist, genuin (und keineswegs reaktiv). Zur Mentalitätsbarriere, die den objektiven Beurteiler daran hindert, den Islam auf eine 13 gemeinsame Stufe mit dem Judentum und Christentum zu stellen, ge hört die auch von RADDATZ den Vertretern des Islams nachgewiesene Unbeweglichkeit und geschlossene "Kristall"-Natur ihres Denkens. Sie hebt sich für sie deletär von der Weltoffenheit des Judentums ab, vom Christentum ganz zu schweigen, das die eine (wenn auch gegenwärtig stark säkularisierte) Weltkultur geschaffen hat. Kompetent system-theoretisch weist der genannte Autor nach, daß für die Denkweise des Islams (und seiner die Infiltration des Westens fördernden Gönner) eine zur rangmäßig gestuften Baumstruktur abendländischen Welterfassens ganz konträre Netzwerkstruktur charakteristisch ist. Während ein hierarchisch gegliedertes System sich aus der Individualität seiner Glieder speist und selbstorganisatorisch produktiv weiterentwickelt, beruht die ihm entgegenstehende Netzstruktur eines NichtSystems auf Gleichheit aller ihrer Knoten und ist konsumptiv, da es sich zum Aufrechterhalt seiner Stabilität seines Umfelds bedienen muß. Genau im Zentrum eines wuchernden, wohl nicht unrichtig einer Krebsgeschwulst vergleichbaren Pilzgeflechts, wie es der Islam darstellt, aber durchaus mit der oben erwähnten Starrheit vereinbar, steht die Maximierung der Macht, repräsentiert durch das Gesetz (sharia), nun religiös verbrämt als das "Allahs". Was aber gegenwärtig den Islam ungemein gefährlich macht, ist der Umstand, daß die Deformation des Westens im Sinne einer die "Globalisierung" unkritisch hinnehmenden Geisteshaltung dieser Struktur entspricht und daher die Ausbreitung des Islams begünstigt. Gehen wir weiterhin davon aus, daß der Begriff (oder das glaubende Erfassen) der Trinität schon 14 für alle vor-christlichen Religionen nachweisbare Ubiquität besitzt, dann bedeutet der Islam dazu natürlich keine Korrektur, sondern irreparable Erstarrung und geistige Verarmung. Ein auf ganzheitlich / system-theoretische Basis gestellter Vergleich von drei "Religionen" ist daher unpassend; der Islam stellt keine Ganzheit dar, sondern eine Ideologie , ist daher mit logischen Defekten belastet, die sich von seinen Anhängern nicht dadurch beseitigen lassen, daß sie die Welt, insbesondere den Westen, terroristisch zu bedrohen und zu zerstören und / oder schließlich auch nur zu beherrschen und damit auszuplündern suchen. Nicht unerwähnt sei übrigens, daß der Islam, trotz Erwähnung des Moses im Koran, den "Dekalog", also auch das 5. Gebot, nicht kennt. Wenn immer man daher mit Vertretern des Islam in einen "Dialog" eintreten will, sollte auf diese Einstellung nicht vergessen werden; vor allem aber sollte nicht nur die Wahrheit des 10 ) Ein weiteres Kriterium dafür, daß der Islam als totalitäre Ideologie und nicht als Religion zu bewerten ist, findet sich in der Tatsache, daß für letztere immer auch der Zweifel konstitutiv ist (A. LOCKER (1990): Gegensatz und Einheit von Glaube und Wahn in metatheoretischer Sicht, EuS 1 (4) 604-607)), während dieser im Islam, bei Androhung der Todesstrafe, einem Verbot unterliegt. 11 ) J.C. BÜRGEL (1991): Allmacht und Mächtigkeit - Religion und Welt im Islam, C.H.Beck: München. 12 ) H.A FISCHER-BARNICOL (1981a): Die Herausforderung des Abendlandes durch den Islam. Zu den Ursachen der politischen Krise, Scheidewege 11 (2), 227-254; H.A. FISCHER-BARNICOL (1981b): Das Veto des Islam. Die muslimischen Motive der Revolte, Scheidewege 11 (3) 389-410. 13 ) 14 l.c. 1 (2002): 336 ff. ) H. WALDENFELS (1988): Triade/Trinität, in: H.W. (Hg.): Lexikon der Religionen. Phänomene -Geschichte - Ideen, Herder: Freiburg, 681-682. - Erwähnt seien auch Dreiheiten in urgeschichtlichen Götter- oder Göttinnen-Darstellungen. 15 Christentums ungeschminkt (in "lehrender" Weise, Mt 28,20;) verkündet werden, sondern auch die Notwendigkeit im Vordergrund stehen, der geistig/psychischen Schwierigkeiten, ja Abwegigkeiten 16 gewärtig zu sein, die einer "Akkulturation" von Muslimen entgegenstehen. Sie könnten aber vielleicht - mit Gottes Hilfe - dadurch vermindert werden, daß man Leuten, die den Koran für göttliche Offenbarung halten, ob der Quellen desselben "reinen Wein” einschenkt; sie also darüber aufklärend informiert, auf welche rein irdische Weise dieses "Heilige Buch" zustandegekommen ist - worüber das erste große Werk von RADDATZ erschöpfend Auskunft gibt17 - und damit auch ihnen kaum vorhandene Selbstkritik gegenüber dem bisher Geglaubten, aber sie in Wirklichkeit erbarmungslos Indoktrinierenden, beibrächte. 15 ) Corona BAMBERG (2003): Trinitätsglaube und Christologie im Dialog der drei abrahamitischen Religionen, ibwjournal 41 (1), 3-9. 16 ) A. LOCKER (2001): Predicaments to Peace as Intercultural Phenomenon. Tolerance Xenophobia as Criteria, in: G.E. LASKER (Ed): Research in Progress. Advances in Interdisciplinary Systems Research and Cybernetics Volume IX, IIAS: Windsor/Ontario, 1-14. 17 and Lack of Studies on ) H.-P. RADDATZ (2001): Von Gott zu Allah? Christentum und Islam in der liberalen Fortschrittsgesellschaft, Herbig: München.