Jagdbare Wildtierarten Luxemburgs 3 Vorwort JAGDBARE WILDTIERARTEN LUXEMBURGS 96 Seiten HERAUSGEBER: Naturverwaltung 16, rue Eugène Ruppert L-2453 Luxemburg www.emwelt.lu TEXT: Lena Becker-Krüll, Patrick Schaefer (HUMAN MADE – hum.lu) TEXTKORREKTUR: Laurent Schley, Naturverwaltung, Luxemburg Raoul Reding LAYOUT & KONZEPT: HUMAN MADE - hum.lu TITELFOTO © Eugène Reiter DRUCKEREI: Imprimerie Centrale 1. Auflage, Luxemburg, 2013 (1.000 Exemplare) © Alle Rechte, insbesondere die der Vervielfältigung, des Nachdrucks und der Übersetzung sind vorbehalten. In Luxemburg hat die Jagd eine lange Tradition. In früheren Zeiten, wo Menschen von der Jagd lebten, wurden vor allem Raubtiere als vermeintliche Nahrungskonkurrenten des Menschen hartnäckig verfolgt und größtenteils ausgerottet. Aber die Menschen ändern sich, der Zeitgeist ändert sich, und mittels wissenschaftlicher Forschung und neuer wildbiologischer Erkenntnisse, vor allen durch neue Methoden wie Telemetrie und Genetik, hat sich auch unser Wissen über die Natur und die darin lebenden Tiere über die Jahre hinweg stark verbessert. Der Mensch hat eingesehen, dass die vermeintlichen Konkurrenten von früher in Wahrheit ein Teil der Natur sind, ohne den diese noch weiter aus dem Gleichgewicht gebracht würde. In vielen Fällen ist daher eine intensive Jagd auf einheimische Arten nicht mehr notwendig. Die Rolle der Jagd und auch der Jäger in der Natur hat sich also geändert. Viele neue wissenschaftliche Erkenntnisse sind in das neue Jagdgesetz mit eingeflossen. Dieses hat auch eine Liste jener Arten festgehalten, welche prinzipiell in Luxemburg noch bejagt werden dürfen, sofern sie mittels großherzoglicher Verordnung eine Jagdzeit erhalten (tun sie dies nicht sind sie ganzjährig geschont). Diese Liste der bejagbaren Arten ist im Vergleich mit dem vorigen Gesetz von 1885 stark gekürzt worden. Bejagbar sind größtenteils nur noch Arten, die keiner Regulation von großen Beutegreifern mehr unterliegen, andere Arten die zum menschlichen Verzehr geeignet sind, sowie die nicht-einheimischen Arten wie Waschbär, Bisamratte, Damhirsch, Mufflon, u.s.w. Der Jäger spielt also hier eine wichtige regulierende Rolle. Mittels dieser Broschüre werden den LeserInnen einige allgemeine Informationen betreffend die Jagd von früher und von heute, sowie die neue Jagdgesetzgebung in Luxemburg kurz vorgestellt. Im Hauptteil des Werks werden die prinzipiell bejagbaren Arten auf jeweils 4 Seiten erklärt. Neben Erläuterungen betreffend Lebensweise und Ökologie findet man auch Jagdstatistiken sowie Erklärungen, warum man diese Arten noch bejagen darf. Ich hoffe sehr, dass die vorliegende Broschüre zur Versachlichung der Diskussion über die Jagd in Luxemburg beitragen wird. JAGDBARE WILDTIERARTEN LUXEMBURGS Marco Schank Minister für nachhaltige Entwicklung und Infrastruktur S.07 ARTENBESCHREIBUNGEN S.14 HOCHWILD S.16 ROTHIRSCH S.20 REH EINLEITUNG S.24 WILDSCHWEIN S.08 DIE JAGD FRÜHER UND HEUTE S.28 DAMHIRSCH DAS NEUE LUXEMBURGISCHE S.08 JAGDGESETZ S.08 WAS IST JAGD? S.09 WER IST „JAGDAUSÜBUNGSBERECHTIGT“? S.09 WER DARF EINE JAGD PACHTEN? S.09 WO DARF GEJAGT WERDEN? S.10 WO DARF NICHT GEJAGT WERDEN? S.32 EUROPÄISCHES MUFFLON S.36 NIEDERWILD S. 38 S.38 FELDHASE S. 42 S.42 JAGDFASAN S.46 S. 48 S. 52 S.10 WANN DARF GEJAGT WERDEN? WASSERWILD S.48 STOCKENTE ANDERES WILD S.54 RINGELTAUBE S.58 EUROPÄISCHES WILDKANINCHEN S.62 ROTFUCHS S.66 STEINMARDER S.70 EINGEFÜHRTE UND NICHT EINHEIMISCHE ARTEN S.72 NUTRIA S.76 BISAM S.80 WASCHBÄR S.84 MARDERHUND S.88 AMERIKANISCHER NERZ (MINK) © Eugène Reiter INHALT S.13 7 © Bergringfoto - Fotolia Einleitung In den letzten Jahren hat sich die öffentliche Wahrnehmung der Jagd intensiviert und emotional geführte, hitzige Diskussionen hervorgerufen, die sich mit der Ausarbeitung des neuen Jagdgesetzes noch verstärkt haben. Die Emotionalität und die deutlich gegensätzlichen Standpunkte von Jägern und Jagdgegnern erschweren es dem weitgehend unbeteiligten Teil der Bevölkerung, sich ein neutrales Bild zu verschaffen und eine eigene fundierte Meinung zu diesem Thema zu entwickeln. Ziel der vorliegenden Broschüre ist es daher, sachliche Informationen über die Jagd und die jagdbaren Arten bereitzustellen. Interessierten Bürgern soll ein objektiver Einblick in das Thema Jagd gewährt werden, so dass Argumente für und gegen die Jagd, wie sie insbesondere vor der Verabschiedung des neuen Jagdgesetzes vorgebracht wurden, leichter eingeordnet werden können. Neben der Vorstellung der als jagdbar festgelegten Arten enthält die Broschüre eine Einführung in die Geschichte der Jagd sowie Informationen über die aktuelle Gesetzgebung. JAGDBARE WILDTIERARTEN LUXEMBURGS 8 Die Jagd früher und heute Während die Jagd auf wildlebende Tiere bis zum Sesshaftwerden der Menschen und der Entwicklung von Ackerbau und Viehzucht lebensnotwendig war, galt sie in der Antike und insbesondere im Mittelalter als Vergnügen der Mächtigen, das vor allem repräsentative Zwecke erfüllte. Die Herrschenden nahmen sich das alleinige Recht, auf allen Flächen ihrer Territorien zu jagen. Erst Ende des 18. Jh. fiel das Jagdrecht wieder den Grundeigentümern zu. Der Naturschutzgedanke wuchs und mit ihm auch der Respekt gegenüber den Tieren. Der Jagd auf wildlebende Arten lagen und liegen seitdem verschiedene Motivationen zugrunde, einige davon stark umstritten: • • • • • • die Reduzierung der Bestände auf ein dem Biotop angepasstes Maß die nachhaltige „Ernte“ natürlicher Ressourcen (Fleisch- und Pelznutzung) die Reduzierung von Raubtierbeständen zum Schutz von Beutetierpopulationen die Verhinderung der Ausbreitung vermeintlich schädlicher Neozoen (nicht einheimische Tierarten) der Reiz der Trophäe Reduzierung der durch Wildtierarten angerichteten Schäden in Land- und Forstwirtschaft 9 Das neue luxemburgische Jagdgesetz Im Mai 2011 wurde nach langen Diskussionen im luxemburgischen Parlament ein neues Jagdgesetz verabschiedet. Das vorangegangene Gesetz, das seit 1885 gültig war, war bis 2011 nur in einzelnen Punkten geändert worden. Aufgrund neuer wissenschaftlicher Erkenntnisse bedurfte das luxemburgische Jagdgesetz jedoch einer grundlegenden Überarbeitung. Davon betroffen war auch die Liste der jagdbaren Arten. Auf der Grundlage aktueller Forschungsergebnisse und Bezug nehmend auf veränderte ökologische und gesellschaftliche Sichtweisen wurden einige Arten, wie das Rebhuhn und die Waldschnepfe aus dieser Liste gestrichen, während sogenannte Neozoen, nicht einheimische Arten, die erst in den letzten Jahrzehnten nach Luxemburg eingewandert sind oder kurz vor der „Einreise“ stehen, neu aufgenommen wurden. Zu diesen gehören unter anderem Waschbär, Nutria und Bisam. Wildes verbunden sind. Im allgemeinen Sprachgebrauch wird mit „Jagd“ das Aufsuchen, Nachstel len, Erlegen und Fangen jagdbarer Tiere durch Jagdausübungsberechtigte beschrieben (Meyers großes Taschenlexikon, 2001). In Luxemburg ist das Fallenstellen verboten und gehört daher nicht zur Jagd. Jagdgesetz verschoben. Ab 2013 beginnt das Jagdjahr am 1. April und endet am 31. März des Folgejahres. Wer ist „jagdausübungsberechtigt“? Um eine Jagd pachten zu können, müssen folgende Bedingungen erfüllt sein (Art. 34). Der Kandidat muss: • • Was ist Jagd? Wer in Luxemburg jagen möchte, muss einen gültigen luxemburgischen Jagdschein besitzen. Dieser ist an das Bestehen einer sogenannten Jägerprüfung gebunden, die nach einer etwa einjährigen Lehrzeit abgelegt werden muss. Die Lehrzeit umfasst neben Schießübungen und einem Praktikum bei einem Jagdpächter einen 60-stündigen Kurs, in dem Themen wie Wildbiologie und -management, Lebensraumgestaltung aber auch Jagdrecht und Waffenkunde behandelt werden. Voraussetzungen für die Anmeldung zum Jagdschein sind unter anderem ein Mindestalter von 17 Jahren (bei der Prüfung), die Vorlage eines aktuellen Strafregisterauszugs sowie eine gültige Jagdhaftpflichtversicherung. Unter Jagd werden nach dem neuen lu xemburgischen Jagdgesetz a l le beabsichtigten Handlungen verstanden, die mit dem Suchen, Verfolgen oder dem Erwarten von Wild sowie mit dem Ziel oder dem Ergebnis des Todes des Der Jagdschein ist immer für ein Jagdjahr gültig und kann durch die erneute Vorlage der oben genannten Bescheinigungen und die Zahlung der Jagdscheingebühr verlängert werden. Beginn und Ende eines Jagdjahres wurden mit dem neuen JAGDBARE WILDTIERARTEN LUXEMBURGS Wer darf eine Jagd pachten? • eine physische Person sein; einen gültigen einjährigen luxemburgischen Jagdschein besitzen; eine Bürgschaft für die Bezahlung der Pachtkosten sowie der „Spezialgebühr“ (droit spécial), vorweisen können. Die „Spezialgebühr“ beträgt 15 % des Pachtbetrages und dient der Deckung der Verwaltungskosten des Syndikats. Wo darf gejagt werden? Grundsätzlich darf nur auf nicht bebauten, ländlichen und forstlichen Grundflächen gejagt werden. Das Recht, auf einer Fläche zu jagen, liegt zunächst beim Grundstückseigentümer, wird aber dadurch eingeschränkt, dass ein Jagdrevier eine Mindestgröße von 300 ha aufweisen muss. Darin eingeschlossen sind auch bebaute JAGDBARE WILDTIERARTEN LUXEMBURGS 10 Flächen, von der Jagd ausgenommene Flächen und Flächen, auf denen die Jagd verboten, begrenzt oder ausgesetzt ist. Daher wird die Landesfläche Luxemburgs durch eine Großherzogliche Verordnung in sogenannte Jagdlose eingeteilt, in denen mehrere bejagbare Flächen zusammengefasst werden. Entsprechend des neuen Jagdgesetzes sollen sich die Grenzen der Jagdlose jedoch nicht an administrativen Grenzen orientieren, sondern, um ein nachha ltiges Wildtiermanagement ermöglichen zu können, ökologischen Kriterien entsprechen. Die Besitzer von nicht bebauten Grundstücken innerhalb eines Jagdloses, auf denen die Jagd ausgeübt werden darf, organisieren sich in Jagdsyndikaten. Diese verpachten das Jagdrecht gemeinschaftlich an Dritte, wobei auch Mitglieder des Syndikats berechtigt sind, die Jagd zu pachten. Ein entscheidender Punkt des neuen Jagdgesetzes ist die Aufhebung der Pflicht, einem Jagdsyndikat beizutreten. Wer ethische Bedenken gegen die Jagdausübung anmeldet und diese bis acht Tage vor der Generalversammlung des Syndikats schriftlich darlegt und begründet, kann seine Fläche für den Zeitraum der Pacht aus der Jagd herausnehmen. Ausgenommen von dem Jagdausschluss auf diesen Flächen sind Nachsuchen auf krankes oder angeschossenes Wild (Art. 14) sowie bei Bedarf vom Minister angeordnete Polizeijagden. 11 Wo darf nicht gejagt werden? Nicht gejagt werden darf in eingezäunten Wildgehegen - außer es besteht eine ordnungsgemäße Verfügung - in Parks, Gärten und Gemüse-/Schrebergärten, die an dauerhaft bewohnte Gebäude grenzen und auf Sportanlagen. Ausgeschlossen von der Jagd sind auch Nationalstraßen, alle öffentlichen Straßen, die vom Staat übernommen wurden, sowie Eisenbahnstrecken. Wann darf gejagt werden? Prinzipiell darf nur tagsüber, d. h. von einer Stunde vor Sonnenaufgang bis eine Stunde nach Sonnenuntergang gejagt werden. Hinzu kommen Einschränkungen zu bestimmten Zeiten im Jahr, die als Schonzeiten bezeichnet werden. Diese gelten jeweils nur für eine bestimmte Periode, in der Regel ein Jagdjahr (ab 2013: 1. April bis 31. März), und werden mindestens acht Tage vor Beginn ihrer Gültigkeit in einem großherzoglichen Reglement festgelegt und veröffentlicht. Die Schonzeiten unterliegen zwar nur selten Änderungen, können aber an neue Erkenntnisse und Gegebenheiten angepasst werden. Die folgenden Angaben beziehen sich auf das Jagdjahr 2012/2013. JAGDBARE WILDTIERARTEN LUXEMBURGS Die Jagd- bzw. Schonzeiten sind abhängig von der Tierart, dem Geschlecht und dem Alter der Tiere. Bei den Rothirschen spielt zudem die Ausbildung des Geweihs eine Rolle. Einjährige Hirsche, deren Geweih die Ohren noch nicht überragt und die daher, aus Sicht der Jäger, als schlecht veranlagt gelten, dürfen zwei Monate länger bejagt werden, als solche mit stärker ausgebildeten Geweihen. Dieser Regelung liegt das Ziel zugrunde, möglichst gute Trophäen heranzuziehen. die Möglichkeit besteht, dass Muttertiere geschossen werden, deren Jungtiere noch nicht selbstständig überleben können. Dieser Regelung unterlag lange Jahre auch der Rotfuchs, der mittlerweile eine viermonatige Schonzeit genießt (1. März - 30. Juni). Obwohl die Jungtiere bis in den Juli hinein gesäugt werden können, beginnen sie in dieser Zeit bereits damit, sich selbst zu versorgen und können je nach Verfassung auch ohne Mutter überleben. Kritisch zu sehen ist, dass die Jagd auf Hirsche während der Brunft offen ist, also genau in der Zeit, in der das Fleisch aufgrund der Hormone nur eingeschränkt nutzbar ist und die Aufmerksamkeit der Hirsche für Gefahr aus dem gleichen Grund ebenfalls stark eingeschränkt ist. Für weibliche Tiere, bzw. für das an der Aufzucht beteiligte Geschlecht und Arten, bei denen nur schwer zwischen männlichen und weiblichen Tieren unterschieden werden kann (z. B. Kaninchen), fällt die Schonzeit mit der Geburt und der Aufzucht der Jungen zusammen. Andere Arten, wie Wildschweine und Neozoen dürfen aus Gründen der Seuchenverhinderung (Schweinepest) bzw. aus Naturschutzgründen das ganze Jahr über geschossen werden. Auch für die Zeit der Jungenaufzucht gilt für diese Arten keine Schonzeit. Dies ist aus tierschutzrechtlicher Sicht umstritten, da so JAGDBARE WILDTIERARTEN LUXEMBURGS Die Einteilung und Reihenfolge der aufgeführten Arten beruht auf der Einteilung, die im Gesetz vorgenommen wurde. Diese ordnet die jagdbaren Arten, die von den Jägern als „Wild“ zusammengefasst werden, jeweils einer der folgenden Gruppen zu: “Hochwild”, “Niederwild”, “Wasserwild”, “Anderes Wild” und “Eingeführte und nicht einheimische Arten”. Damhirsche und Mufflons, die nach wissenschaftlicher Definition ebenfalls zu den eingeführten, nicht einheimischen Arten zählen, werden im Jagdgesetz dem Hochwild zugeordnet. Die Klassifizierungen Hoch- bzw. Niederwild beziehen sich in Luxemburg, anders als in Deutschland, allein auf die Größe der Wildarten. Eine Besonderheit stellt der Steinmarder dar, der zwar immer noch als jagdbare Art aufgeführt ist, jedoch einer ganzjährigen Schonzeit unterliegt und daher momentan nicht geschossen werden darf. Durch das Belassen des Steinmarders im Jagdgesetz bleibt die Möglichkeit erhalten, die Bejagung dieser Art gegebenenfalls wieder einzuführen. © Eugène Reiter Artbeschreibungen S.16 Rothirsch S.20 Europäisches Reh S.24Wildschwein S.28Damhirsch S.32 Europäisches Mufflon © Eugène Reiter Hochwild © Eugène Reiter 17 Rothirsch Cervus elaphus Rote Hirsche König des Waldes? Warum der Rothirsch Rothirsch heißt, ist für die, die das scheue Tier im Sommer erspähen können offensichtlich: der Name geht auf das rotbraune Sommerfell zurück. Bei den Jungtieren ist das Fell mit weißen Flecken verziert, so dass sie in den ersten Wochen nach der Geburt, wenn sie zusammengerollt im Wald versteckt liegen, gut getarnt sind. Bis sie der Mutter folgen können, sind sie zudem geruchsneutral und daher für Raubtiere kaum zu finden. Im Winter wechselt die Fellfarbe der Rothirsche zu graubraun. Entgegen der verbreiteten Vorstellung kommen Rothirsche ursprünglich gar nicht nur in Wäldern, sondern v. a. in halboffenen Steppenlandschaften vor und sind eigentlich fleißige Wanderer. Diese Eigenschaft können sie allerdings in der heutigen zersiedelten Kulturlandschaft nur noch sehr eingeschränkt ausleben. Heute leben Rothirsche vor allem in strukturreichen Wäldern, in denen sie tagsüber ausreichend Deckung finden und ungestört möglichst weite Strecken zurücklegen können. Offene Flächen wie Lichtungen, Wiesen und Felder werden ab der Dämmerung genutzt, um sich an Gräsern, Kräutern und Feldfrüchten gütlich zu tun. Auch Knospen, Früchte, junge Triebe, Kastanien, Eicheln, Bucheckern und sogar Rinde gehören zur Nahrung der bis zu 250 kg schweren Tiere. DAS GEWEIH DER ROTHIRSCHE BRAUCHT BIS ZUR FERTIGSTELLUNG 60 -130 TAGE UND KANN IN WESTEUROPA EIN GEWICHT VON ETWA 8 KG ERREICHEN. JAGDBARE WILDTIERARTEN LUXEMBURGS 19 Beeindruckendes Hörspiel im Herbst Groß und doch unsichtbar Das Jahr über leben Rothirsche in Rudeln, die nach Geschlechtern getrennt sind. Hirschkühe haben eine enge Bindung zu ihren Kälbern und bilden mit diesen und anderen Hirschkühen große, von einem Leittier geführte Rudel von 80 und mehr Tieren. Die männlichen Hirsche leben in kleineren Rudeln zusammen, die sich im September zur Paarungszeit auflösen. Dann beginnt das Buhlen um die Weibchen, das vor allem mit dem eindrucksvollen und weithin hörbaren Röhren der Hirsche verbunden ist. Bleibt der Gegner dadurch unbeeindruckt, kommt es zum Kampf. Dabei stoßen die Hirsche immer wieder mit ihren bis zu 8 kg schweren Geweihen gegeneinander, bis der Schwächere aufgibt und dem Stärkeren das weibliche Rudel überlässt. Acht Monate nach der Paarung bringen die Hirschkühe jeweils ein, maximal zwei Kälber zu Welt, die die Mutter mindestens ein Jahr begleiten. Aufgrund ihrer Scheu vor dem Menschen verstecken sich die größten einheimischen Säugetiere tagsüber so gut in den Wäldern, dass man sogar die großen Rudel nur selten zu Gesicht bekommt. Dass sie nahende Menschen schnell wahrnehmen können, haben sie ihrem sehr gut ausgeprägten Gehör und Geruchssinn zu verdanken. Erst in der Dämmerung zeigen sie sich auf Freiflächen, wo sie sich so in den Wind stellen, dass sie drohende Gefahr schnell in die Nase bekommen. Obwohl sie nicht besonders gut sehen, nehmen sie Bewegungen mit ihren seitlich sitzenden Augen sofort wahr. Fleischnutzung: Rothirsche gelten weder in Luxemburg noch in Europa als gefährdet. Eine nachhaltige Bejagung zur Verwendung des Fleisches ist daher aus naturschützerischer Sicht kein Problem. Begrenzung des Bestandes: Rothirsche können bei zu hoher Dichte erhebliche ökonomische Schäden im Forst anrichten, da sie abh. von Witterung, Nahrungsangebot und Störungshäufigkeit die Rinde von Bäumen abschälen, was das Eindringen von Pilzen in den Stamm und Faulungsprozesse begünstigt. 350 300 250 200 150 100 JAGDBARE WILDTIERARTEN LUXEMBURGS 2009/10 2005/06 2001/02 1997/98 1993/94 1989/90 1985/86 1981/82 1977/78 1973/74 1969/70 1965/66 1961/62 1957/58 1953/54 1949/50 50 0 JAGDBARE WILDTIERARTEN LUXEMBURGS Trophäennutzung: Geweihe der männlichen Rothirsche. 400 1945/46 Es ist schon erstaunlich, dass die aus Knochenmaterial bestehenden Geweihe nur zu diesem einen Zweck jedes Jahr ab dem Frühjahr wieder neuaufgebaut werden, nachdem sie kurz vorher abgeworfen wurden. Der Aufbau dauert etwa 60-130 Tage und ist Anfang August abgeschlossen. Bis etwa zum 12. Lebensjahr nehmen die Geweihe an Gewicht und Verzweigungen zu. Warum gehören sie zu den jagdbaren Arten? Jagdstatistik Anzahl © Eugène Reiter 18 © Eugène Reiter 21 REH Capreolus capreolus Das Reh ist weder die „Frau“ noch das „Kind“ des Rothirsches, sondern eine eigenständige Hirschart. Spieglein, Spieglein … Grenzgänger Das Auffälligste am Reh sieht man erst, wenn die Tiere fast schon wieder weg sind: ein großer weißer Fleck am Hinterteil, der bei den weiblichen Rehen herzförmig und bei den männlichen Tieren nierenförmig ist. Der sogenannte Spiegel, der sich deutlich vom braunroten Sommerfell bzw. graubraunen Winterfell abhebt, dient den Rehen als Erkennungsmerkmal auf der Flucht, so dass sich die Tiere nicht aus den Augen verlieren. Jungtiere haben ein Tarnkleid mit weißen Tupfen, das sie vor allem in den ersten drei Lebenswochen benötigen. In dieser Zeit bleiben sie zusammengerollt und für Raubtiere nicht zu wittern in hohem Gras oder Unterwuchs liegen, bis sie der Mutter folgen können. Problematisch ist die Tarnung, wenn die Mütter ihre Jungen in landwirtschaftlich genutzten Wiesen ablegen. Da sie schlecht zu sehen sind und nicht fliehen, passiert es immer wieder, dass Kitze durch Mähmaschinen zu Tode kommen. Optimale Lebensbedingungen findet unsere kleinste einheimische Hirschart entlang von Waldrandgebieten, die strauchreiche Mischwälder mit Feld- und Wiesenflächen verbinden und sowohl Deckung als auch abwechslungsreiche Nahrung bieten. In der Regel verbringen die vorwiegend dämmerungsaktiven Rehe die Tage in Dickungen im Wald und treten erst am frühen Abend auf die Freiflächen. Obwohl sie nicht besonders gut sehen können, nehmen sie bewegte Ziele schnell wahr. Gefahr wittern sie jedoch vor allem mit ihrem sehr gut ausgeprägten Gehör- und Geruchssinn. Bei hoher Frucht stehen sie im Sommer tagsüber auch in Feldern. Im Winter bilden sich kleine gemischte Gruppen, die sich im Frühjahr auflösen, wenn die Rehböcke ab April territorial werden. Weibliche Rehe werden kurz vor der Geburt der Jungen im Mai ebenfalls territorial und dulden in der folgenden Zeit keine anderen weiblichen Rehe im Gebiet. Nach der Paarungszeit stoßen im August die in der Nähe gebliebenen einjährigen Nachkommen wieder zur Mutter. Starke männliche Einjährige werden in der Regel von den anderen Böcken bereits im Frühjahr vertrieben. Die befruchteten Eizellen JAGDBARE WILDTIERARTEN LUXEMBURGS 22 23 Warum gehören sie zu den jagdbaren Arten? © Eugène Reiter Die Gourmets unter den Wildtieren Ein Knösplein hier, ein Blättchen dort… Rehe sind wahrlich keine Kostverächter. Statt zu fressen, was ihnen vor die Schnauze kommt, wählen sie sowohl die Pflanzenarten als auch die Pflanzenteile sorgfältig aus. Und das nicht ohne Grund: Rehe benötigen nährstoffreiche, leicht verdauliche Nahrung. Da zu den bevorzugten Pflanzenteilen auch Knospen und junge Triebe gehören, können sie vor allem an jungen Bäumen erhebliche Schäden anrichten. Daneben werden ausgewählte Gräser und Kräuter wie z. B. Klee ebenso gern gefressen wie Raps und kurzgrannige Getreidesorten sowie das Laub verschiedener Bäume und Sträucher, darunter Brombeere, Hasel und Hainbuche aber auch Fichte. JAGDBARE WILDTIERARTEN LUXEMBURGS Begrenzung des Bestandes: Rehe können bei zu hoher Dichte erhebliche Schäden im Forst anrichten, da sie an jungen Gehölzen v. a. die für das Höhenwachstum wichtigen Haupttriebe fressen und seltenere Arten wie Edellaubhölzer bevorzugt annehmen, was die angestrebte kleinflächige, baumartenreiche Verjüngung der Waldbestände gefährden kann. Jagdstatistik 9000 8000 7000 6000 5000 4000 3000 2000 JAGDBARE WILDTIERARTEN LUXEMBURGS 2009/10 2005/06 2001/02 1997/98 1993/94 1989/90 1985/86 1981/82 1977/78 1973/74 1969/70 1965/66 1961/62 1957/58 1953/54 0 1949/50 1000 1945/46 entwickeln sich erst ab Dezember. In dieser Zeit können weibliche Rehe, die im Sommer nicht erfolgreich befruchtet wurden, nochmal paarungsbereit werden. Im Mai/ Juni kommen 1 – 4 Kitze zur Welt, die im folgenden Jahr eng bei der Mutter bleiben. Einen großen Teil des Jahres tragen die männlichen Rehe einen Kopfschmuck, der ihnen im Frühjahr und Sommer als Waffe bei Territorialkämpfen dient und von einnigen Jägern missverständlich als „Gehörn“ bezeichnet wird. Da die beiden Stangen aus Knochenmaterial bestehen und jährlich abgeworfen und wieder neugebildet werden handelt es sich allerdings um ein Geweih. Fleischnutzung: Rehe gelten weder in Luxemburg noch in Europa als gefährdet. Eine nachhaltige Bejagung zur Verwendung des Fleisches ist daher aus naturschützerischer Sicht kein Problem. Anzahl Dem Bock die Hörner aufgesetzt Trophäennutzung: Geweihe der männlichen Rehe © Eugène Reiter 25 Wildschwein Sus scrofa Vorfahren des Hausschweins Das Wildschwein ist die Urform unserer heutigen Hausschweinrassen und wurde als Fleischlieferant schon vor 5000 Jahren domestiziert. Es ist leicht an seinem keilförmigen Kopf, der rüsselartigen Schnauze und dem massigen Körper mit seinem braun-schwarzen Borstenfell zu erkennen. Erwachsene männliche Wildschweine besitzen zudem große, aus dem Maul ragende Eckzähne. Für die kalten Wintermonate wächst ihnen ein Unterfell aus kurzen feinen Wollhaaren. DAS GEBISS DES WILDSCHWEINS UMFASST NOCH ALLE ZÄHNE DES URSPRÜNGLICHEN SÄUGETIERGEBISSES UND WURDE IM LAUFE DER ENTWICKLUNG NICHT AN EINE BESTIMMTE NAHRUNG ANGEPASST. Ihrer feinen Schnauze entgeht nichts Wildschweine sehen zwar schlecht, haben dafür aber einen ausgeprägten Gehörsowie außergewöhnlichen Geruchs- und Geschmackssinn, weswegen sie sogar für die Trüffelsuche eingesetzt werden. Wildschweine sind opportunistische Allesfresser. Sie verschmähen nur wenig von dem, was ihnen unter die Nase kommt, wenn sie mit ihr den Boden umpflügen. Bevorzugt werden allerdings Eicheln, Bucheckern, Wurzeln und Pilze gefressen. Im Sommer stehen Gräser, Kräuter und Ackerfrüchte wie Mais und Kartoffeln auf dem Speiseplan. Hinzu kommt das ganze Jahr über vielfältige tierische Nahrung wie Insekten, Würmer, Reptilien, Kleinnager, Eier und Aas. JAGDBARE WILDTIERARTEN LUXEMBURGS 27 JAGDBARE WILDTIERARTEN LUXEMBURGS Begrenzung des Bestandes: Eindämmung der Schweinepest und Verminderung von Schäden auf Feldern und Wiesen durch Wühltätigkeiten. Fleischnutzung: Wildschweine sind in Luxemburg und Europa sehr häufig. Eine nachhaltige Bejagung zur Verwendung des Fleisches ist daher aus naturschützerischer Sicht kein Problem. Trophäennutzung: Eckzähne der männlichen Wildschweine Jagdstatistik 8000 7000 6000 5000 4000 3000 2000 JAGDBARE WILDTIERARTEN LUXEMBURGS 2009/10 2005/06 2001/02 1997/98 1993/94 1989/90 1985/86 1981/82 1977/78 1973/74 1969/70 1965/66 1961/62 1957/58 0 1953/54 1000 1949/50 Wildschweine sind sehr gesellig und haben ein ausgeprägtes Sozialverhalten. So leben meist 3 - 5 eng verwandte Weibchen mit ihren Jungen in einem Familienverband (Rotte) von ca. 20 Tieren zusammen. Innerhalb der Rotte besteht eine genaue Rangordnung, an deren Spitze das älteste Weibchen als Leitbache steht. Einjährige Männchen tun sich ebenfalls in Gruppen zusammen, nachdem sie ihre Mütter verlassen mussten. Nur die erwachsenen Männchen sind Einzelgänger und stoßen erst zur Paarungszeit zu den Rotten. Die Paarungszeit dauert von November bis Januar und beginnt, wenn die Leitbache einen Sexuallockstoff ausströmt, der die männlichen Wildschweine anlockt und die anderen Bachen der Rotte ebenfalls in Paarungsbereitschaft versetzt. Nach einer Tragzeit von ca. 4 Monaten, bringen die weiblichen Wildschweine 1 – 8 Junge in einer ausgepolsterten Mulde zur Welt. Die „Frischlinge“ genannten Jungen werden von allen Bachen einer Rotte gemeinsam geführt, bewacht und verteidigt. In den ersten 7 Monaten sind die Frischlinge leicht an den vier bis fünf gelblichen Längsstreifen in ihrem braunen Fell zu erkennen. Warum gehören sie zu den jagdbaren Arten? Ursprünglich waren Wildschweine tagaktiv, durch die zunehmende Präsenz des Menschen wurden sie jedoch nachtaktiv. Sie haben keine eindeutig abgegrenzten Territorien. Allerdings benötigen sie bestimmte Ausstattungen wie z. B. Suhlen, ungestörte Tageseinstände und Nahrungsplätze. Dabei sind zwei Dinge für Wildschweine ganz besonders wichtig: sie müssen sich verstecken können und sie lieben das Wasser. In Mitteleuropa leben Wildschweine vor allem in Laubmischwäldern mit Eichen und Buchen, die idealerweise an Kulturland angrenzen. Mittlerweile gehen sie, v. a. in Deutschland, auch in Siedlungen auf Futtersuche. 1945/46 Gesellige Familienbande Ansprüche an die Ausstattung Anzahl © Eugène Reiter 26 © Eugène Reiter 29 Damhirsch Dama dama Weiße Tupfen und große Schaufeln Bei den Damhirschen tragen nicht nur die Kitze weiße Tupfen, auch bei ausgewachsenen Tieren sind sie Bestandteile des hellrotbraunen Sommerfells. Im Winter allerdings verschwinden sie und die Fellfarbe wechselt zu einem dunklen Graubraun. Dass es neben den naturfarbenen Damhirschen auch weiße und schwarze sowie Tiere in verschiedensten Brauntönen gibt, ist der Jahrhunderte langen Zucht zu verdanken. Ein weiteres besonderes Merkmal ist das schaufelartige Geweih der männlichen Damhirsche. Dieses wird jedes Jahr im Frühjahr abgeworfen und dann wieder aufgebaut. DIE GEWEIHSTÄRKE EINES DAMHIRSCHES HÄNGT NEBEN SEINEM ALTER UND DER VERANLAGUNG AUCH VON SEINER SOZIALEN STELLUNG UND DER NAHRUNGSVERFÜGBARKEIT AB. Scharfe Blicke Im Gegensatz zu anderen Hirscharten, sehen Damhirsche außerordentlich gut. Sie erkennen sogar stillstehende Personen ohne Probleme. Auch Gehör und Geruchssinn sind gut ausgeprägt. Obwohl sie so sinnesscharf sind, lassen sich Damhirsche nicht schnell aus der Ruhe bringen und sind daher sowohl nachts als auch am Tag aktiv. Müssen sie doch mal fliehen, vollführen sie sogenannte „Prellsprünge“, bei denen sie sich wie Antilopen mit allen vier Beinen gleichzeitig abstoßen. Auf Grund ihrer geringen Störungsanfälligkeit und der guten Anpassungsfähigkeit können sie auch außerhalb ihres optimalen Lebensraums Mischwälder mit angrenzenden Wiesen und Feldern - vorkommen. Auf ihrem Speiseplan stehen vorwiegend Gräser, weiche Kräuter und Feldfrüchte wie Getreide, Mais und in Trockenperioden auch Rüben. Im Herbst bereichern Kastanien, Bucheckern und Eicheln die Nahrungspalette. JAGDBARE WILDTIERARTEN LUXEMBURGS 30 31 die Weibchen ein bis zwei Kälber zur Welt, die wie bei den anderen Hirscharten auch in den ersten Wochen versteckt liegen bleiben und erst dann der Mutter und dem Rudel folgen. Männliche Jungtiere verlassen die Mutter nach einem Jahr und schließen sich Hirschrudeln an. Die weiblichen Jungen bleiben ein weiteres Jahr eng bei der Mutter und danach im Rudel. © Eugène Reiter Während die geselligen Tiere das Jahr über in nach Geschlechtern getrennten Rudeln leben, lösen sich die männlichen Trupps im Herbst zur Paarungszeit auf. Für einige Wochen stehen die männlichen Hirsche einzeln und versuchen, Weibchen und Konkurrenten durch eigenartige, Rülpsern ähnelnde, Laute zu beeindrucken. Im Kampf um die Damen kommen zudem die Geweihe zum Einsatz, die mit großer Kraft gegeneinander gestoßen werden, bis der Schwächere aufgibt. Im Sommer bringen Warum gehören sie zu den jagdbaren Arten? © Eugène Reiter Beeindruckende Rülpser Trophäennutzung: Geweihe der männlichen Hirsche. Fleischnutzung: Damhirsche sind in Luxemburg nicht einheimisch (Neozoen), eine Bejagung zur Verwendung des Fleisches ist daher aus naturschützerischer Sicht kein Problem. Neozoen oder nicht? Begrenzung des Bestandes: Damhirsche können bei zu hoher Dichte im Forst und insbesondere in der Landwirtschaft Schäden anrichten. Da Damhirsche nicht aus eigener Kraft, sondern insbesondere seit dem 16. Jh. unter Mitwirkung des Menschen als Park- und Jagdwild aus Kleinasien nach Mitteleuropa gekommen sind und sich erst seit dieser Zeit verstärkt bei uns verbreitet haben, zählen sie eigentlich zu den sogenannten Neozoen. Im Jagdgesetz werden Damhirsche jedoch nicht den eingeführten Arten zugeordnet. Jagdstatistik 300 250 Anzahl 200 150 100 JAGDBARE WILDTIERARTEN LUXEMBURGS JAGDBARE WILDTIERARTEN LUXEMBURGS 2009/10 2005/06 2001/02 1997/98 1993/94 1989/90 1985/86 1981/82 1977/78 1973/74 1969/70 1965/66 1961/62 1957/58 1953/54 1949/50 0 1945/46 50 © Stefan Simmer - Fotolia 33 Europäisches Mufflon Ovis ammon musimon Schnecken aus Horn DA DIE HÖRNER DER MUFFLONS JAHR FÜR JAHR WEITERWACHSEN, WERDEN SIE AUCH ZUR ALTERSBESTIMMUNG HERANGEZOGEN. Männliche und weibliche Muff lons unterscheiden sich durch ihre Fellzeichnung und den Kopfschmuck. Zwar können beide Geschlechter Hörner ausbilden, bei Weibchen entstehen jedoch, wenn überhaupt, nur kurze Stummel, während die schneckenförmig gewundenen Hörner der Männchen eine Länge von 80 cm erreichen können. Diese setzen sie während der Paaungszeit im Kampf um die weiblichen Rudel ein, wobei sie aus einiger Entfernung aufeinander zulaufen und mit den Hörnern zusammenprallen. Im Gegensatz zu Geweihen bestehen die Hörner aus Hornmaterial und werden nicht abgeworfen. Die männlichen Wildschafe sind auch an ihrem sogenannten Sattelfleck zu erkennen, einer weißen Fellzeichnung, die sich vom Rücken seitlich bis zum Bauch zieht. Im Vergleich mit den graubraunen Weibchen leuchtet das Fell der Männchen im Sommer rötlich. Das Winterfell ist bei beiden Geschlechtern nicht nur dunkler, sondern auch deutlich länger und dichter. Sie haben alles im Blick Mit ihren seitlich am Kopf sitzenden Augen haben Mufflons nicht nur ein sehr weites Gesichtsfeld, sie sehen auch außerordentlich scharf und können selbst stehende Personen noch auf 800 m Entfernung erkennen. Auch Gehör und Geruchssinn sind gut entwickelt. Früh aufstehen, tagsüber ruhen Die geselligen Tiere, die in nach Geschlechtern getrennten Rudeln leben, halten sich tagsüber gerne versteckt in ruhigen Teilen des Waldes auf. Ihre Nahrung finden sie vor allem auf Waldwiesen, die sie am frühen Morgen und in der abendlichen Dämmerung besuchen. Sie besteht vor allem aus Gräsern und Kräutern sowie aus Blättern, Knospen, Trieben und im Winter auch aus den holzigen Teilen von Bäumen und Sträuchern. Im Sommer und Herbst bilden JAGDBARE WILDTIERARTEN LUXEMBURGS © Eugène Reiter aus einige Tiere 1968 in ein Gehege im Obersauer-Gebiet umgesiedelt und hier 1970 freigelassen wurden. Heute bestehen wilde Vorkommen im Obersauer-Gebiet, bei Hosingen und durch eine illegale Aussetzung auch bei Echternach. Wie Damhirsche auch, gehören Mufflons zu den eingeführten Tierarten, werden im luxemburgischen Jagdgesetz jedoch dem Hochwild zugeordnet. Warum gehören sie zu den jagdbaren Arten? Trophäennutzung: Hörner der männlichen Mufflons. Sie mögen es trocken und warm Fleischnutzung: Wildschafe sind in Luxemburg nicht einheimisch (Neozoen), eine Bejagung zur Verwendung des Fleisches ist daher aus naturschützerischer Sicht kein Problem. In Mitteleuropa kommt es bei Mufflons immer wieder zu Missbildungen und Erkrankungen der Hufe, wenn die Böden zu weich und zu feucht sind. Denn obwohl sie bei uns bevorzugt in Laub- und Laubmischwäldern leben, die ihnen gleichzeitig gute Sichtverhältnisse und ausreichend Deckung bieten, sind ihre natürlichen Lebensräume trockene, steinige Gebirgsregionen. Die natürlichen europäischen Vorkommen beschränken sich daher auf die Inseln Korsika und Sardinien. In Mitteleuropa wurden Mufflons seit dem 16. Jh. vor allem vom Adel als Park- und Jagdwild eingeführt und konnten sich durch Aussetzen oder Flucht verbreiten. In Luxemburg wurden 1905 erstmals Wildschafe im großherzoglichen Gehege im Grünewald ausgesetzt, von wo Begrenzung des Bestandes: Da landwirtschaftliche Schäden sowie Schälund Verbissschäden vermutlich nur bei zu hohen Populationsdichten vorkommen, ist die Schadensbegrenzung als Jagdgrund selten. JAGDBARE WILDTIERARTEN LUXEMBURGS Jagdstatistik 300 250 150 100 JAGDBARE WILDTIERARTEN LUXEMBURGS 2005/06 2001/02 1997/98 1993/94 1989/90 1985/86 1981/82 1977/78 1973/74 1969/70 1965/66 1961/62 1957/58 1953/54 0 1949/50 50 1945/46 Anzahl 200 2009/10 Früchte, Pilze Eicheln und Bucheckern eine willkommene Abwechslung. Die weiblichen Rudel, in denen auch die männlichen Nachkommen bis zum 3. Lebensjahr mitlaufen, stehen unter der Führung des ältesten Schafes und umfassen in der Regel 10 - 25 Tiere. Allerdings sind aus Echternach Mufflonrudel mit einer Größe von 80 - 100 Tieren bekannt. Die männlichen Rudel sind mit 2 - 6 Widdern deutlich kleiner und lösen sich während der Paarungszeit von Oktober bis Dezember auf. Zwischen März und Mai kommen die jungen Wildschafe zur Welt, die der Mutter schon wenige Stunden nach der Geburt folgen können und ein Jahr lang eng bei ihr bleiben. 35 © Eugène Reiter 34 © Eugène Reiter Niederwild S.38 Feldhase S.42Jagdfasan © Eugène Reiter 39 Feldhase Lepus europaeus MÄNNLICHE HASEN KÄMPFEN UM PAARUNGSBEREITE HÄSINNEN, INDEM SIE MIT DEN VORDERPFOTEN AUFEINANDER EINSCHLAGEN, WAS STARK AN EINEN BOXKAMPF ERINNERT. Meister Lampe mit langen Löffeln Mit 70 km/h in die Kurve Hasen, die häufig mit ihren kleineren Verwandten, den Kaninchen, verwechselt werden, können von diesen unter anderem durch ihre mit 10 - 13 cm deutlich längeren Ohren unterschieden werden. Mit den „Löffel“ genannten, beweglichen Ohren und ihrem sehr guten Gehör können Hasen Geräusche relativ genau orten. Und obwohl sie nicht besonders gut sehen, verfügen sie aufgrund der seitlich sitzenden Augen über einen nahezu vollständigen Rundumblick. Den Spitznamen „Meister Lampe“ haben die beige-braunen Tiere von der weißen Schwanzunterseite, die sie bei Gefahr zeigen und die abschreckend wirken soll. Hasen leben heute in durch Hecken und Böschungen reich gegliederten Agrarlandschaften mit Äckern und extensiv genutztem oder brachliegendem Grünland. Ausschlaggebend sind ausreichende Deckungsmöglichkeiten und ein artenreiches Nahrungsangebot. Als Einzelgänger vergesellschaften sie sich nur während der Paarungszeit von Januar bis August immer wieder kurzzeitig in kleinen gemischten Gruppen. Zu dieser Zeit sind sie auch tagaktiv, während sie den Rest des Jahres vor allem dämmerungs- und nachtaktiv sind. Zum Ruhen legen sie sich in flache Mulden, sogenannten „Sassen“, die sie bevorzugt auf warmen, trockenen Flächen ausscharren, die gleichzeitig Deckung und eine gute Rundumsicht bieten. Nähert sich Gefahr bis auf wenige Meter springen die Hasen auf und flüchten mit bis zu 70 km/h. Werden sie verfolgt, zeigen sie das im Tierreich einzigartige „Hakenschlagen“, bei dem sie mit großer Geschwindigkeit quasi rechtwinklige Richtungswechsel vornehmen. Eine Gemeinsamkeit, die die Feldhasen mit den Kaninchen teilen, sind die sogenannten Stiftzähne. Es handelt sich dabei um zwei kleinere Zähne, die hinter den beiden langen Nagezähnen im Oberkiefer der Tiere stehen. Sie gelten als ein Unterscheidungsmerkmal zwischen den Hasenartigen und den Nagetieren. JAGDBARE WILDTIERARTEN LUXEMBURGS 41 Die Hasenapotheke Feldhasen sind auf vielfältige Nahrung angewiesen. Die mehr als 70 Kraut- und Grasarten, die neben Feldfrüchten, Samen, Pilzen und Früchten auf dem Speiseplan stehen, werden als „Hasenapotheke“ bezeichnet, da es bei den Tieren zu Mangelerscheinungen kommen kann, wenn einige Arten fehlen. Im Winter tun sich Hasen zudem an den Knospen, Trieben und der Rinde von Gehölzen, bevorzugt Obstbäumen, gütlich. In ihrem Blinddarm produzieren sie einen speziellen, vitaminreichen und für sie lebenswichtigen Kot, den sie nach dem Ausscheiden wieder aufnehmen (Koprophagie) und mit dem sie auch längere Fastenzeiten überstehen können. © Eugène Reiter © Eugène Reiter 40 Warum gehören sie zu den jagdbaren Arten? Früher: Begrenzung der Bestände zur Vermeidung von Schäden an Gehölzen; war aufgrund des starken Rückgangs der Hasen seit den 1960er Jahren, der v. a. auf die Intensivierung der Landwirtschaft zurückgeführt wurde, lange Zeit nicht notwendig. Fleischnutzung: bei Dichten von mehr als 20 Feldhasen pro 100 ha ist die Jagd im Rahmen der natürlichen HerbstWinterverluste aus naturschützerischer Sicht vertretbar. In Luxemburg dürfte die Dichte jedoch deutlich geringer sein. Jagdstatistik Nestflüchter ohne Nest 14000 12000 JAGDBARE WILDTIERARTEN LUXEMBURGS 8000 6000 4000 JAGDBARE WILDTIERARTEN LUXEMBURGS 2009/10 2005/06 2001/02 1997/98 1993/94 1989/90 1985/86 1981/82 1977/78 1973/74 1969/70 1965/66 1961/62 1957/58 0 1953/54 2000 1949/50 besonders fetthaltigen Muttermilch (> 20 % Fett) zu versorgen. Danach sind die Junghasen vollkommen selbstständig. Eine Besonderheit der Häsinnen ist die sogenannte „Superfötation“, eine biologische Eigenart, die es möglich macht, dass die Häsin ab fünf Tage vor der Geburt bereits wieder schwanger werden kann und dann kurzzeitig mit zwei Würfen gleichzeitig trächtig ist. 1945/46 Wenn die Häsinnen zwischen Februar und Oktober 3- bis 4-mal je 2 - 4 Junge zur Welt bringen, legen sie weder Nester noch Baue an, da die Jungen vollständig entwickelt zur Welt kommen und mit Ausnahme des Säugens nicht auf Wärme und Pflege durch die Mutter angewiesen sind. Etwa 30 Tage lang sucht die Mutter ihre Jungen, die sich nach wenigen Tagen trennen, noch auf, um sie einmal täglich mit ihrer Anzahl 1000 0 „JAGDFASAN“ IST DER SAMMELBEGRIFF FÜR KREUZUNGEN AUS VERSCHIEDENEN UNTERARTEN. © Eugène Reiter 43 Jagdfasan Phasianus colchicus Er prachtvoll, sie eher schlicht Männliche und weibliche Jagdfasane unterscheiden sich deutlich durch ihre Gefiederfärbung. Während die Hähne farbenprächtig schillern und lange, schwarzbraungestreifte Schwanzfedern tragen, ist das Federkleid der Hennen schlicht braun gefleckt, um beim Brüten eine gute Tarnung zu bieten. Bei den Männchen heben sich die blaugrünen bis violetten Köpfe deutliche von den gold- bis kupferrotbraunen Körpern ab. Sehr auffällig sind auch die kurzen, dunklen Federohren und die tiefroten Hautflächen an den Kopfseiten, die während der Paarungszeit zu großen Lappen anschwellen. Je nach Unterart oder Kreuzung tragen männliche Fasane zudem unterschiedliche Zeichnungen, wie einen weißen Halsring oder weiße Flügeldecken. Im Winter getrennt Die geselligen Vögel bilden im Herbst meist gleichgeschlechtliche Gruppen, um gemeinsam den Winter zu verbringen. Die Gruppen lösen sich im Frühling zur Paarungszeit auf, wenn die Hähne um eigene Reviere kämpfen und die Gewinner jeweils etwa drei Hennen um sich scharen. Mit diesen streifen sie durch ihr Revier und paaren sie sich zwischen März und Juni. Wenn sich alle Hennen zum Brüten abgesondert haben, geben die Hähne es auf, ihr Revier zu verteidigen. Die Fasanenhennen legen zwischen April und Juni je 8 - 12 Eier in eine gut versteckte aber flache Mulde am Boden und brüten diese alleine aus. Wenn die Küken nach etwa 23 Tagen schlüpfen, können sie der Mutter bereits nach wenigen Stunden folgen und bleiben noch 10 - 12 Wochen bei ihr. Für ihre Entwicklung benötigen die Jungfasane in den ersten drei Wochen vor allem Insekten, Würmer und Schnecken, später besteht die Hauptnahrung, die im Magen mithilfe von kleinen Steinchen zerkleinert wird, aus Sämereien aller Art, Kräutern und Früchten. Zudem müssen Jagdfasane regelmäßig trinken. JAGDBARE WILDTIERARTEN LUXEMBURGS 44 45 Fliegen selten, aber schlafen auf Bäumen 50 km/h erreichen. Ihre eingeschränkte Flugfähigkeit ist wohl auch ein Grund dafür, dass Jagdfasane Standvögel sind und im Winter nicht in wärmere Gefilde ziehen. Auch wenn kalte Winter ganze Populationen gefährden können, wechseln sie bei Bedarf höchstens in wenige Kilometer entfernte Reviere mit besserem Nahrungsund Deckungsangebot. © Eugène Reiter Obwohl die tagaktiven Hühnervögel nur sehr schwerfällig fliegen können, ziehen sie sich für die Nachtruhe auf Bäume zurück. Das Aufbaumen gehört allerdings zu den wenigen Gelegenheiten, bei denen Jagdfasane ihre Flügel einsetzen. Sie fliegen keine langen Strecken und sind selbst auf der Flucht lieber zu Fuß unterwegs. Dabei können die guten Läufer sogar Geschwindigkeiten von mehr als Asiatische Einwanderer Warum gehören sie zu den jagdbaren Arten? Trophäennutzung: Schwanzfedern der männlichen Fasane. Jagdfasane stammen ursprünglich aus Asien und sind dort vom Schwarzen Meer bis Japan verbreitet. Bereits in der Antike wurden sie aufgrund ihres wohlschmeckenden Fleisches nach Südeuropa eingeführt und von den Römern nach Mitteleuropa gebracht. Seit dem Mittelalter waren an Fürstenhöfen und Klöstern Fasanerien verbreitet, in denen die Vögel zur Zierde sowie für die Jagd und den Kochtopf gehalten wurden. Heute noch werden die Bestände teilweise durch Winterfütterung und das Aussetzen von Zuchtvögeln künstlich erhalten. Obwohl Fasane also in Luxemburg eigentlich nicht einheimisch sind, werden sie im Jagdgesetz nicht zu den Neozoen gezählt. Jagdfasane kommen hauptsächlich in der Ebene Fleischnutzung: Fasane sind in Luxemburg nicht einheimisch (Neozoen), eine Bejagung zur Verwendung des Fleisches ist daher aus naturschützerischer Sicht kein Problem. vor, wo sie vor allem in Gewässernähe in Agrarlandschaften mit Feldgehölzen, Auwäldern, Uferdickichten und lichten Wäldern leben. Zu den Voraussetzungen zählen ausreichend Deckung und Nahrung, offene Flächen für die Paarungszeit und „Trinkwasser“. Zum Scharren und für Staubbäder bevorzugen sie trockene sandige Böden. Jagdstatistik 7000 6000 Anzahl 5000 4000 3000 2000 JAGDBARE WILDTIERARTEN LUXEMBURGS JAGDBARE WILDTIERARTEN LUXEMBURGS 2009/10 2005/06 2001/02 1997/98 1993/94 1989/90 1985/86 1981/82 1977/78 1973/74 1969/70 1965/66 1961/62 1957/58 1953/54 1949/50 0 1945/46 1000 © Eugène Reiter Wasserwild S.48 Stockente © nialat - Fotolia 49 Stockente Anas platyrhynchos Den Spiegel immer dabei DER NAMENSTEIL „STOCK“ KOMMT VON DEM BEGRIFF „STOCK“ FÜR BAUMSTÜMPFE, AUF DENEN DIE ENTEN HIN UND WIEDER BRÜTEN. Was lange währt… Die meiste Zeit des Jahres tragen die männlichen Stockenten ihr bekanntes Prachtkleid mit grauem Körper, dem grünschillernden Kopf, einem weißen Halsring über brauner Brust und einem schwarzen Hinterteil, das zudem von eingerollten Federn, den sogenannten Erpellocken geziert wird. Die Weibchen sind hingegen unauffällig braun-gesprenkelt, was v. a. in der Brutzeit lebenswichtig ist. Ein Merkmal haben jedoch beide Geschlechter gemein: den Spiegel. Dabei handelt es sich um einen blau-violetten Fleck an den Flügeln, der sich durch einen schwarz-weißen Rahmen vom restlichen Gefieder abhebt und als visuelles Signal beim Fliegen dient, um die Gruppe zusammen zu halten. Während des jährlichen Gefiederwechsels zwischen Mai und September ähneln die Männchen den Weibchen und sind dann v. a. am gelbgrünen Schnabel zu erkennen, der bei den Weibchen braun-orange ist. Wenn das Schwingengefieder wechselt, sind die Enten für 3 - 4 Wochen flugunfähig. Von September bis März leben die Stockenten in festen Paaren zusammen. Zwar bilden sich die Pärchen bereits im Herbst, die eigentliche Paarung findet aber erst im zeitigen Frühjahr statt. Ab März legen die weiblichen Enten pro Tag ein Ei in ein gut getarntes Nest in Bodenund Gewässernähe, selten in Bäumen. Verschwindet das erste Ei, wird ein neues Nest gesucht, in das 7 – 12 Eier gelegt werden. Erst wenn das letzte Ei gelegt ist, beginnt die Ente mit dem Brüten, sodass nach etwa 28 Tagen alle Küken gleichzeitig schlüpfen. Sie verlassen das Nest nach wenigen Stunden und können sich von Beginn an selbstständig ernähren. 3 - 4 Wochen lang bekommen sie von der Mutter noch das Gefieder gefettet und bleiben bei ihr, bis sie nach etwa 8 - 9 Wochen flugfähig sind. JAGDBARE WILDTIERARTEN LUXEMBURGS 51 © Ornitolog82 - Fotolia 50 Stockenten kommen an fast allen stehenden und langsam fließenden Gewässern vor. Egal ob Mosel, Gartenteich oder der Weiher im Stadtpark, mit Ausnahme flacher Ufer und ausreichender Vegetation haben sie kaum Ansprüche an ihren Lebensraum. Zusammen mit ihrer geringen Störungsanfälligkeit, die sie auch Menschen gegenüber vertraut macht und sie als Kulturfolger in Siedlungen vorkommen lässt, ist diese Anspruchslosigkeit vermutlich mit ein Grund dafür, dass Stockenten nicht nur die größten, sondern auch die häufigsten europäischen Schwimmenten sind. Sie sind sowohl tag- als auch nachtaktiv und passen sich auch in diesem Fall den Gegebenheiten an ihrem „Wohnort“ an. © Wolfgang Kruck - Fotolia Warum gehören sie zu den jagdbaren Arten? Fleischnutzung: Stockenten gelten weder in Luxemburg noch in Europa als gefährdet. Einer nachhaltigen Bejagung zur Verwendung des wohlschmeckenden Fleisches ist daher aus naturschutzerischen Sicht nichts entgegenzusetzen. Jagdstatistik Schnabel mit Nagel und Sieb 2500 2000 JAGDBARE WILDTIERARTEN LUXEMBURGS 1500 1000 JAGDBARE WILDTIERARTEN LUXEMBURGS 2009/10 2005/06 2001/02 1997/98 1993/94 1989/90 1985/86 1981/82 1977/78 1973/74 1969/70 1965/66 1961/62 1957/58 1953/54 0 1949/50 500 1945/46 Schlamm gefiltert wird. Als Gründelenten ist ihnen die typische „Köpfchen in das Wasser, Schwänzchen in die Höh“Bewegung eigen, mit der sie bis in 50 cm Wassertiefe nach Nahrung suchen können. Neben der pflanzlichen Kost verschmähen Stockenten auch tierische Angebote wie Insekten, Larven, Würmer, Schnecken, Muscheln, Laich sowie kleine Frösche und Fischchen nicht. Anzahl Die Nahrung von Stockenten besteht zu einem großen Teil aus Pflanzen, Sämereien und Früchten, die sie im Wasser, am Ufer oder an Land finden. Ihr flacher Schnabel ist an seiner Spitze mit dem „Nagel“, einer scharfen Hornplatte ausgestattet, die den Enten zum Abrupfen und Aufpicken von Nahrung dient. Hornlamellen an den Schnabelseiten funktionieren wie ein Sieb, mit dem Nahrung aus dem Wasser und aus Anspruchslos in Sachen Wohngegend Wild S.54 Ringeltaube S.58 Europäisches Wildkaninchen S.62 Rotfuchs S.66Steinmarder © Eugène Reiter Anderes © John Barber - Fotolia 55 Ringeltaube Columba palumbus Vorgetäuschter Ringel TAUBEN VERURSACHEN BEIM FLIEGEN EIN CHARAKTERISTISCHES PFEIFEN, DAS DURCH VERENGUNGEN AN DEN HANDSCHWINGEN VERURSACHT WIRD. Eigentlich basiert der Name „Ringeltaube“ auf einem Irrtum. Denn der Halsring, auf den der Name zurückgeht, besteht lediglich aus zwei weißen Flecken, die nur von weitem wie ein Ring wirken. Dieser hebt sich, ebenso wie das weiße Band an den Vorderflügeln, relativ deutlich von dem in verschiedenen Grautönen gehaltenen Gefieder ab. Männchen und Weibchen sind sich sowohl in der Körpergröße als auch in der Farbgebung sehr ähnlich und besitzen beide den typischen kräftigen Körper mit relativ kleinem Kopf. Mit 40 - 45 cm Körperlänge und einem Gewicht von rund 500 g sind Ringeltauben nicht nur die häufigsten, sondern auch die größten Wildtauben Mitteleuropas. Akustisch kann man sie an ihrem charakteristischen Gurren und dem klatschenden Geräusch beim Auffliegen erkennen. Gesellige Pärchen Außerhalb der Paarungszeit, von Oktober bis Februar, leben die scheuen, tagaktiven Ringeltauben in Schwärmen von 30 - 80 oder mehr Vögeln zusammen. Die westeuropäischen Populationen ziehen in der Regel im Winter nicht weg, mitteleuropäische Ringeltauben wandern teilweise Richtung Westen oder in mediterrane Gebiete. Ab März bilden sich Paare, die sich in ein eigenes Revier zurückziehen und dieses verteidigen. Bis September bleiben sie zusammen und kümmern sich gemeinsam um 2 - 3, selten 4 Bruten, bevor sie sich im Herbst wieder mit anderen Paaren in Schwärmen zusammenfinden. JAGDBARE WILDTIERARTEN LUXEMBURGS © L. Johansson - Fotolia 56 57 Gleichberechtigung auch bei der Jungenaufzucht Die beiden Geschlechter ähneln sich nicht nur in ihrem Äußeren, sie führen auch ein ungewöhnlich gleichberechtigtes Leben. Dies wird besonders bei der Jungenaufzucht deutlich. Während das Männchen das Nistmaterial beschafft, kümmert sich das Weibchen um den Bau des spartanischen Nests, in das es 2- bis 3-mal jährlich je 2 (max. 4) Eier legt. Beim Brüten wechseln sich Taubenweibchen und Taubenmännchen regelmäßig ab. Und nicht nur das: sind die Jungen erst einmal geschlüpft, erhalten sie sowohl von der Mutter als auch vom Vater neben Pflanzenteilen die sogenannte Kropfmilch, ein nahrhaftes Sekret, das von beiden Eltern gebildet wird. Die jungen Nesthocker lassen sich dementsprechend verwöhnen und verlassen das Nest erst, wenn sie nach etwa 35 Tagen f liegen können. Von den Eltern trennen sie sich nach weiteren 1 - 2 Wochen. In Wald und Feld Als Lebensraum bevorzugen Ringeltauben offene Landschaften, die durch Feldgehölze und Baumgruppen strukturiert werden oder an Waldränder grenzen, sowie Parks, große Gärten und Alleen. Als Kulturfolger kommen sie jedoch auch in Siedlungen und sogar Stadtzentren vor. Sie dürfen dort allerdings nicht mit der von der Felsentaube abstammenden Haustaube verwechselt werden, die in verwilderter Form unsere Städte bevölkern. Ihre Nahrung besteht vorwiegend aus Getreidesamen, Bucheckern und Eicheln sowie aus den Blättern von Klee, Raps und Kohl. Zudem ernähren sie sich von Beeren und nur selten von Würmern und Insekten. © carmelo milluzzo - Fotolia Warum gehören sie zu den jagdbaren Arten? Fleischnutzung: Ringeltauben gelten weder in Luxemburg noch in Europa als gefährdet. Eine nachhaltige Bejagung zur Verwendung des Fleisches ist daher aus naturschützerischer Sicht kein Problem (insbesondere die Taubenbrust ist eine begehrte Delikatesse). Begrenzung des Bestandes: durch die Besiedlung von Dörfern und Städten und das dortige weitgehende Fehlen von Greifvögeln sind die Bestände seit Mitte des 19. Jh. stark angewachsen, wodurch die Gefahr von Krankheiten zugenommen hat. Außerhalb von Siedlungen können Ringeltaubenschwärme Schäden auf landwirtschaftlichen Flächen anrichten. Jagdstatistik 4500 4000 3500 Anzahl 3000 2500 2000 1500 1000 JAGDBARE WILDTIERARTEN LUXEMBURGS JAGDBARE WILDTIERARTEN LUXEMBURGS 2009/10 2005/06 2001/02 1997/98 1993/94 1989/90 1985/86 1981/82 1977/78 1973/74 1969/70 1965/66 1961/62 1957/58 1953/54 1949/50 0 1945/46 500 © nialat - Fotolia 59 Europäisches Wildkaninchen Oryctolagus cuniculus Den Hasen ähnlich, aber doch ganz anders SPANIEN VERDANKT SEINEN NAMEN DEN KANINCHEN: DIE PHÖNIZIER VERWECHSELTEN DIE TIERE MIT DEN NORDAFRIKANISCHEN SCHLIEFERN UND NANNTEN DAS NEUENTDECKTE LAND DAHER “I-SHAPAN-IM” - “INSEL DER KLIPPSCHLIEFER”. Obwohl Wildkaninchen häufig mit Hasen verwechselt werden, gibt es trotz aller Ähnlichkeit doch große Unterschiede. So sind Wildkaninchen mit einer Körpergröße von 35 - 45 cm deutlich kleiner als Hasen und haben kürzere Beine und Ohren. Farblich wiederum ähneln sie ihren Verwandten: das Fell ist graubraun, an Bauch und Schwanzunterseite weiß. Wildkaninchen können nicht nur sehr gut hören und riechen, sie sehen auch gut und besitzen einen sehr weiten Blickwinkel. Mit den um Nase und Schnauze verteilten Tasthaaren finden sie sich zudem im Dunkel der Baue zurecht, die sie im Gegensatz zu Hasen anlegen. Weitere Unterschiede: Kaninchen sind äußerst gesellig, Hasen nicht, Kaninchenjunge sind Nesthocker, Hasenjunge Nestflüchter. Großfamilien unter einem Dach oder Sozialer Wohnungsbau unter der Erde Die nacht- und dämmerungsaktiven Tiere ruhen tagsüber in riesigen Bauanlagen, die von einer großen Zahl Kaninchen bewohnt werden. Diese Kolonien sind in familiäre Gruppen von 6 - 12 erwachsenen Kaninchen und ihrem Nachwuchs unterteilt, in denen strenge, nach Geschlechtern getrennte Hierarchien herrschen. Die bis 3 m tiefen, weit verzweigten Bauanlagen bestehen aus vielen Wohnkesseln, die durch Gänge verbunden sind und besitzen zahlreiche Eingänge, die lebenswichtige Fluchtmöglichkeiten bieten, wenn oberirdisch Gefahr droht. JAGDBARE WILDTIERARTEN LUXEMBURGS 61 JAGDBARE WILDTIERARTEN LUXEMBURGS Begrenzung des Bestandes: zur Vorbeugung von Schäden und Krankheiten. Kaninchen können durch ihre Grabtätigkeiten und Fraß erhebliche Schäden im Gartenbau und in der Landwirtschaft anrichten, zudem sind auch schwere Schäden an Gehölzen möglich. Siedlungsplätze werden häufig so stark unterhöhlt, dass sie abrutsch- oder einsturzgefährdet sind. Durch die aktuell geringen Bestände gibt es derzeit diese Probleme in Luxemburg nicht. 3000 0 25000 2000 0 15000 1000 0 JAGDBARE WILDTIERARTEN LUXEMBURGS 2009/10 2005/06 2001/02 1997/98 1993/94 1989/90 1985/86 1981/82 1977/78 1973/74 1969/70 1965/66 0 1961/62 5000 1957/58 Kaninchen stammen ursprünglich aus Spanien und NW-Afrika und konnten sich in Mitteleuropa erst seit dem 16. Jh. verbreiten. In Luxemburg gehören sie daher eigentlich zu den eingewanderten Arten, werden diesen jedoch im Jagdgesetz nicht zugeordnet. Aufgrund ihrer Herkunft bevorzugen sie trocken-warmes Klima mit weniger als 1000 mm Jahresniederschlag. Auch die Böden sollten, damit sie ihre Baue graben können, trocken und idealerweise sandig sein und wie beispielsweise Heideund Weideflächen mit lockerer Vegetation bestanden sein. Wildkaninchen kommen Fleischnutzung: Wildkaninchen galten weder in Luxemburg noch in Europa als gefährdet. Ihre Bestände in Luxemburg sind jedoch seit Mitte der 1970er Jahre v.a. durch Krankheiten stark zurückgegangen. Jagdstatistik 1953/54 Sie lieben es trocken Warum gehören sie zu den jagdbaren Arten? Wie die Feldhasen besitzen auch die Kaninchen sogenannte Stiftzähne. Es handelt sich dabei um zwei kleinere Zähne, die hinter den beiden langen Nagezähnen im Oberkiefer der Tiere stehen. Sie gelten als ein Unterscheidungsmerkmal zwischen den Hasenartigen und den Nagetieren. 1949/50 Wie das Sprichwort „sich wie die Karnickel vermehren“ andeutet, ist der Zuwachs der Wildkaninchen ausgesprochen groß. 3- bis 7-mal jährlich bringt ein Kaninchenweibchen 1 - 14 (ø 5 - 6) Junge zur Welt, insgesamt kommen auf ein Kaninchenweibchen daher etwa 30 Junge pro Jahr! Dies ist für den Fortbestand der Populationen notwendig, da die Jugendsterblichkeit im 1. Lebensjahr 90% betragen kann. Ursache für starke Bestandseinbrüche sind weniger Feinde wie Fuchs, Iltis, Habicht oder Uhu, sondern vor allem kaltes, feuchtes Klima und SeuchenKrankheiten. Als Nesthocker kommen Kaninchenjunge nackt, blind und taub zur Welt. Sie werden einmal täglich gesäugt und verlassen nach etwa 3 Wochen erstmals den Bau. Nach weiteren 10 Tagen sind sie selbstständig. daher v. a. in offenen oder halboffenen Lebensräumen in der Ebene vor und nutzen als Kulturfolger auch städtische Parks, Gärten und Friedhöfe. Mit ihrem sehr gut ausgeprägten Geschmackssinn können sie die verschiedenen Geschmacksrichtungen unterscheiden, wobei sie süß und bitter favorisieren. Ihre Hauptnahrung besteht aus Blättern und anderen leicht verdaulichen Pflanzenteilen wie Knospen und zarten Wurzeln. Wie Hasen produzieren auch Wildkaninchen im Blinddarm vitaminreichen und für sie lebenswichtigen Kot, den sie nach dem Ausscheiden wieder aufnehmen (Koprophagie). 1945/46 Sprichwörtliche Vermehrung Anzahl © Eugène Reiter 60 © Eugène Reiter 63 Rotfuchs Vulpes vulpes Rotfuchs nicht immer rot Natürlich hat der Rotfuchs seinen Namen von dem rötlichen Fell. Nur wenig bekannt sind die vielen helleren und dunkleren Farbvarianten, die Begriffe wie „Silberfuchs“ oder „Brandfuchs“ hervorgebracht haben. Gemein ist allen Rotfüchsen ein deutlicher Unterschied zwischen dem kurzen struppigen Sommerfell und dem langen dichten Winterpelz sowie der auffällig buschige Schwanz. NAHRUNG, DIE NICHT DIREKT BENÖTIGT WIRD, VERGRÄBT DER FUCHS UND FINDET SIE IN DER REGEL DURCH SEINEN GUTEN GERUCHSSINN WIEDER. Schlau wie ein Fuchs Bei der dem Fuchs nachgesagten Schläue handelt es sich eher um eine besonders hohe Aufmerksamkeit und Vorsicht, die ihm vor allem durch seine hervorragend ausgebildeten Sinne ermöglicht wird. Rotfüchse können 300-mal besser riechen als wir Menschen, mit ihrem ausgezeichneten Gehör können sie sogar Entfernungen genau abschätzen und auch ihr Sehvermögen ist gut ausgebildet und an die Lebensweise der dämmerungs- und nachtaktiven Tiere angepasst. Ausführlichere Informationen über den Rotfuchs bietet die von der Naturverwaltung und dem nationalen naturhistorischen Museum herausgegebene Broschüre „Füchse in Luxemburg“. JAGDBARE WILDTIERARTEN LUXEMBURGS © Eugène Reiter 64 65 Lieber draußen unterwegs Zwar graben Rotfüchse eigene Baue, übernehmen Dachsbaue oder vergrößern Kaninchenbaue, viel Zeit verbringen sie dort jedoch nicht. Viel lieber verbringen die Einzelgänger ihre Tage an der Erdoberfläche, wo sie sich zum Ruhen in wind- und wettergeschützte Verstecke zurückziehen. Nur bei sehr schlechtem Wetter sowie zur Paarung und Jungenaufzucht halten sie sich in Bauen auf. Ab der Dämmerung streifen sie auf der Suche nach Futter umher und legen dabei je nach Lebensraum weite Strecken zurück. Nach der Paarung im Januar und Februar bringen die Weibchen März/April 3 – 5 Junge zur Welt und werden bei der Aufzucht meist vom Männchen u. a. durch das Herbeibringen von Futter unterstützt. Nach etwa vier Wochen verlassen die Jungen erstmals den Bau und beginnen spielerisch selbst nach Nahrung zu jagen. Bei der Mutter bleiben sie mindestens bis Herbst, manchmal auch bis zum nächsten Frühjahr. von Mäusen, fressen aber auch Insekten, Weichtiere, Vogeleier, Aas und im Herbst v. a. Früchte. Größere Tiere wie Rehkitze, Fasane und Frischlinge werden ebenfalls nicht verschmäht, ausgewachsene Hasen sind i. d. R. zu schnell. Einfach zu erbeutendes Hausgeflügel ist v. a. während der Jungenaufzucht eine gern genommene Futterquelle. Zwar besiedeln Rotfüchse fast alle Lebensräume, bei uns bevorzugen sie jedoch einen Wechsel von Wäldern und Offenlandschaften. Als Kulturfolger kommen sie mittlerweile auch in Städten vor, wo ihre Hauptnahrung aus Kompost und Abfällen besteht. Je nach Lebensraum und Nahrungsangebot variiert die Größe der Streifgebiete und damit auch die Populationsdichte. Warum gehören sie zu den jagdbaren Arten? Pelznutzung: vorwiegend im Winter, da das Winterfell deutlich wärmer und wertvoller ist als das Sommerfell. Begrenzung der Bestände: zur Verminderung der Gefahr von Krankheitsübertragungen auf den Menschen (Tollwut, Fuchsbandwurm) sowie zum Schutz bodenbrütender Vogelarten und jagdbaren Niederwilds (Hasen, Fasane). Allerdings stellt sich die Frage, ob die Nahrungskonkurrenz des Fuchses gegenüber dem Menschen als Begründung für die Jagd auf ihn gerechtfertigt ist. Der Erfolg der Bejagung zur Begrenzung der Bestände ist zudem unter Wissenschaftlern umstritten. Jagdstatistik 7000 Vielseitig und weit verbreitet JAGDBARE WILDTIERARTEN LUXEMBURGS 5000 4000 3000 2000 JAGDBARE WILDTIERARTEN LUXEMBURGS 2009/10 2005/06 2001/02 1997/98 1993/94 1989/90 1985/86 1981/82 1977/78 1973/74 1969/70 1965/66 1961/62 1957/58 1953/54 0 1949/50 1000 1945/46 Anzahl Rotfüchse sind auf der ganzen Nordhalbkugel und teilweise auch auf der Südhalbkugel verbreitet, was v. a. an ihrer enormen Anpassungsfähigkeit liegt, die sich u. a. in ihrem extrem breiten Nahrungsspektrum ausdrückt. Als opportunistische Allesfresser ernähren sie sich in Mitteleuropa hauptsächlich 6000 © Oliver Giel 67 Steinmarder Martes foina Zum Verwechseln ähnlich Steinmarder sehen ihren Verwandten, den Baummardern, sehr ähnlich, sind von diesen jedoch u. a. durch ihren weißen, gegabelten Kehlfleck zu unterscheiden, der ihnen vom Kinn bis auf die Vorderbeine reicht. Das restliche Fell ist graubraun, der Schwanz buschig und der Körper schmal und langgezogen. Sie besitzen hervorragend ausgebildete Sinne, die zudem von Tasthaaren an der Schnauze ergänzt werden. Haben für Artgenossen wenig übrig Als Einzelgänger bewohnen Steinmarder feste Reviere, die sie gegen gleichgeschlechtliche Artgenossen verteidigen. Auch mit dem anderen Geschlecht treten sie außerhalb der Paarungszeit nur selten in Kontakt. Wenn die Paarung im Juli/August vollzogen wurde, ruht die Entwicklung des Embryos zunächst bis Februar. Zwischen März und April werden dann 3 - 4 Junge, bevorzugt auf Dachböden oder in Scheunen, geboren. Die Jungtiere werden etwa 7 Wochen gesäugt und öffnen erst nach etwa 5 Wochen ihre Augen. Das Versteck verlassen sie erstmals nach 10 – 11 Wochen und bleiben dann bis Herbst bei der Mutter, bevor sie abwandern und sich eigene Reviere suchen. STEINMARDER KÖNNEN AUSGESPROCHEN GUT KLETTERN UND BIS 2M HOCH SOWIE MEHR ALS 2M WEIT SPRINGEN. JAGDBARE WILDTIERARTEN LUXEMBURGS 69 Beim Fressen nicht wählerisch © Beate Ludwig © Oliver Giel 68 Pelznutzung: bis in die erste Hälfte des 20. Jh. wurden Steinmarder für die Pelzgewinnung stark gejagt, danach sank die Nachfrage nach Pelzen. Steinmarder haben ein ähnlich breites Nahrungsspektrum wie der Rotfuchs: die Hauptnahrung besteht aus Mäusen, Ratten, Vögeln, Eiern, Insekten und Regenwürmern und wird im Sommer und Herbst durch Früchte wie Kirschen, Pflaumen, Äpfel und Beeren ergänzt. Im Gegensatz zum Rotfuchs ernähren sich Steinmarder allerdings selbst in Siedlungen kaum von Abfällen. Wohnen gerne in Dörfern und Städten Steinmarder in Luxemburg Obwohl die nachtaktiven Steinmarder Menschen gegenüber sehr scheu sind, leben sie als Kulturfolger häufig in Dörfern und Städten und bevorzugen dort wechselnde Verstecke auf Dachböden als Ruheplätze. In ländlichen Gebieten und Wäldern suchen sie tagsüber v. a. Stallungen, Reisig- oder Steinhaufen, Holzstapel oder Baumhöhlen auf. Während sie außerhalb von Siedlungen bereits kurz nach Sonnenuntergang mit ihren Streifzügen beginnen, brechen sie in Städten und Dörfern zur Vermeidung menschlicher Störungen erst deutlich später au f . O f fe n e F l ä c h e n o h n e Deckungsmöglichkeiten werden von Steinmardern generell gemieden. Das bekannte Phänomen, dass sich Marder gerne in Motorräumen von Autos aufhalten, basiert auf dem den Autos anhaftenden Duft fremder Marder. Wissenschaftlichen Studien zufolge kommt es bei den kurzen Besuchen jedoch nur selten zu Schäden. JAGDBARE WILDTIERARTEN LUXEMBURGS Warum gehören sie zu den jagdbaren Arten? Ausführlichere Informationen über den Steinmarder bietet die von der Natur ver wa ltung und dem nationa len naturhistorischen Museum herausgegebene Broschüre „Steinmarder in Lu xemburg“. Steinmarder unterliegen seit 2007 einer ganzjährigen Schonzeit, verbleiben jedoch als jagdbare Art im Gesetz, damit sie gegebenenfalls wieder zur Jagd freigegeben werden können. Es gibt allerdings kaum sinnvolle Gründe für eine Bejagung des Steinmarders. Hauptunterschiede zwischen Steinmarder und Baummarder Steinmarder Baummarder Kehlfleck weiß, meist gegabelt gelblich, nach unten abgerundet Fell graubraun dunkelbraun Ohren kleiner größer mit hellem Rand Nase hell, fleischfarben dunkelbraun bis schwarz Fußunterseite wenig behaart stärker behaart Lebensraum Stadt, Dorf, Feld/Wald vorwiegend Wald (ganzjährig geschont) (ganzjährig geschützt) JAGDBARE WILDTIERARTEN LUXEMBURGS © Oliver Giel Eingeführte und nicht einheimische Arten S.72 S.76 S.80 S.84 S.88 Nutria Bisam Waschbär Marderhund Amerikanischer Nerz (Mink) © Livestockimages - Fotolia 73 Nutria Myocastor coypus Nackt und drehrund … die Rede ist vom Schwanz der Nutrias. Dieser ist wie bei den meisten im und am Wasser lebenden Nagern fast nackt, hat im Gegensatz zu den Schwänzen von Biber (f lach) und Bisam (seitlich zusammengedrückt) aber einen runden Querschnitt. An den Hinterpfoten besitzen Nutrias zudem Schwimmhäute, mit denen sie sich sehr gut schwimmend und tauchend im Wasser bewegen können. Sie sind sogar fähig, bis zu 5 Minuten unter Wasser zu verbringen. Wie bei vielen Pelztieren, haben sich auch bei den Nutrias neben der natürlichen graubraunen Fellfarbe durch Zucht Farbvarianten herausgebildet. Als Körpermerkmale fallen neben dem langen Schwanz, der etwa 2/3 der Körperlänge betragen kann, der eckige Kopf und die großen, rot-orange leuchtenden Zähne auf. Die Mundhöhle kann als Anpassung an das Leben im Wasser hinter diesen Nagezähnen verschlossen werden. Schlecht sehende Vegetarier Nutrias sehen zwar relativ schlecht, hören aber gut und haben einen hervorragend ausgeprägten Geruchssinn, mit dem sie ihre Nahrung finden. Diese besteht hauptsächlich aus Pflanzen, vor allem aus Sumpf- und Wasserpflanzen aber auch aus Wurzelgemüse, Kräutern, Feld- und Gartenfrüchten. Tierische Nahrung wie Schnecken und Muscheln nutzen Nutrias nur selten. Als Lebensraum bevorzugen sie daher pflanzenreiche Gewässer des Offenlandes, darunter auch Brackund Seewasserlagunen. Geschlossene Waldgebiete werden von den hauptsächlich dämmerungsaktiven Tieren gemieden. IN TEILEN FRANKREICHS STEHEN NUTRIAS ALS DELIKATESSE AUF DER SPEISEKARTE. JAGDBARE WILDTIERARTEN LUXEMBURGS 75 Die geselligen Nager leben in lockeren Familiengruppen von bis zu 15 Tieren zusammen, die in der Regel aus weiblichen Nutrias und ihrem Nachwuchs bestehen und deren Streifgebiete sich mit denen von 1 – 2 Männchen überschneiden. Die Gruppen legen in Böschungen bis 6 m lange Baue mit Eingängen oberhalb des Wasserspiegels an, die ihnen als Wohn- und Wurfhöhlen dienen und Schutz vor Feinden und Kälte bieten. Zusätzlich bauen Nutrias oberirdische Nester aus Pflanzenmaterial, die sie als Futter-, Putz- und Rastflächen nutzen. Da die Weibchen immer wieder für einige Tage paarungsbereit sind, pflanzen sie sich das ganze Jahr über fort. Ein Weibchen bringt 2 – 3-mal pro Jahr je 3 – 7 fast vollständig entwickelte Junge zur Welt. Diese könnten zwar bereits nach 5 Tagen ohne die Mutter überleben, werden aber in der Regel noch etwa 8 Wochen gesäugt. Da die Zitzen der Mutter sehr hoch an deren Körper sitzen, können junge Nutrias sogar während sie schwimmen bei der Mutter saugen. Nicht winterhart Nutrias stammen ursprünglich aus den subtropischen und gemäßigten Zonen Südamerikas, von wo aus sie als Pelztiere nach Europa und Asien gebracht wurden. Sie sind empfindlich gegen anhaltende Kälte, die große Populationsverluste verursachen kann, und leben daher in Europa vor allem an Gewässern im Flach- und Hügelland. Anfang des 20. Jh. begann man in Südamerika mit der Zucht und dem Export JAGDBARE WILDTIERARTEN LUXEMBURGS © M. Campini - Fotolia © c.steps - Fotolia Echte Familientiere Warum gehören sie zu den jagdbaren Arten? Bejagungsgrund im ursprünglichen Verbreitungsgebiet: Pelzgewinnung und Fleischnutzung. In Luxemburg: Verhinderung der Ausbreitung einer nicht einheimischen Art (Berner Konvention). Nutrias können auf Feldern und im Wald Schäden durch Fraß und an verbauten Gewässern Schäden durch Graben im Uferbereich verursachen. Bisher gibt es keine Erkenntnisse über die Verdrängung einheimischer Arten durch Nutrias. der Nutrias in europäische und asiatische Pelzfarmen. Durch Ausbruch aus diesen und bewusstes Aussetzen konnten sich auch in Europa wilde Nutriapopulationen bilden und ausbreiten. Der erste Nachweis einer wildlebenden Nutria in Luxemburg stammt aus dem Jahre 1957 von der Alzette bei Hunsdorf. Zwar sind die Nager bei uns bisher nur sehr sporadisch aufgetreten, ihr Vorkommen in den Nachbarländern Frankreich (an Chiers und Mosel) und Deutschland (an der Saar) spricht jedoch für eine baldige Verbreitung von Nutrias auch in Luxemburg. JAGDBARE WILDTIERARTEN LUXEMBURGS © Eugène Reiter 74 © UryadnikovS - Fotolia DER NAME „BISAM“ KOMMT VOM TÜRKISCHEN „BESEM“ FÜR „GERUCH“ UND VERWEIST AUF DEN STARKEN MOSCHUSGERUCH, DEN DIE MÄNNCHEN IN DER PAARUNGSZEIT ABSONDERN. 77 Bisam Ondatra zibethicus Kaninchengroße Riesenmaus Zwar können Bisame, die im Deutschen auch missverständlich „Bisamratten“ genannt werden, bis 40 cm groß werden, sie gehören dennoch zu den Mäusen, genauer gesagt zu den Wühlmäusen. Außer der Größe besitzen sie weitere Körpermerkmale, die sie von den uns bekannten Mäusen unterscheiden und Anpassungen an ihre Lebensweise an und im Wasser darstellen. Zu diesen Merkmalen gehören neben dem dichten, wasserabweisenden Fell, das oberseits rot- bis dunkelbraun, unterseits etwas heller gefärbt ist, ein dichter Saum von Schwimmborsten an den Hinterpfoten und der fast nackte, seitlich zusammengedrückte Schwanz. Letzterer unterscheidet die Bisams von den Nutrias (runder Schwanz) und Bibern (flacher Schwanz) und dient ihnen beim Schwimmen als Ruder. Manche mögen’s nass Im Gegensatz zu ihren Verwandten, leben Bisame hauptsächlich in und an Gewässern und sind nicht nur gute Schwimmer, sondern können auch bis zu 10 Minuten tauchen. Als Lebensraum bevorzugen sie pf lanzenreiche Stillgewässer oder langsam fließende Bäche und Flüsse mit geringen Wasserspiegelschwankungen. In gehölzfreien Böschungen legen Bisame Baue an, während, sie in Flachwasserbereichen etwa 1 m hohe Burgen aus Pflanzenmaterial bauen, wobei die Eingänge jeweils unter Wasser liegen. Ihre Nahrung ist überwiegend pflanzlich und setzt sich, dem Lebensraum entsprechend, hauptsächlich aus Wasser- und Uferpflanzen zusammen. Allerdings werden auch Baumrinde, Blüten und Triebe anderer Pf lanzen gefressen sowie in vegetationsarmen Monaten tierische Nahrung wie Muscheln, Wasserschnecken und Insektenlarven. Fische und Frösche werden nur selten erbeutet. Obwohl Muscheln nicht zur Hauptnahrung der Bisams zählen, gelten die großen Wühlmäuse in Luxemburg als Hauptfressfeind der stark bedrohten Flussperl- und Bachmuscheln. JAGDBARE WILDTIERARTEN LUXEMBURGS © Oliver Giel 79 © Oliver Giel 78 Ausbreitungswütige Mitbringsel Gesellige Grüppchen Bisa me leben wä hrend der Fortpflanzungszeit in Paaren zusammen und bilden im Herbst und Winter lockere Familiengruppen von 10 – 15 Tieren. Ab Februar lösen sich diese Gruppen auf und es kommt erneut zur Paarbildung. Die Jungtiere wandern ab. Zwischen März und September bringen die Weibchen in 2 – 3 Würfen jeweils etwa 6 Junge zur Welt, die nach 2 Wochen erstmals das Nest verlassen. Zwar sind sie bereits mit 4 Wochen selbstständig, bleiben jedoch bis zum nächsten Frühjahr in der Familiengruppe. Sie sind hauptsächlich in der Dämmerung und nachts aktiv, bei dichtem Pflanzenwuchs und guter Deckung auch tagsüber. JAGDBARE WILDTIERARTEN LUXEMBURGS Die Ausbreit u ngsgeschichte der ursprünglich in Nordamerika beheimateten Bisame ist kurios. Die ersten Bisame in Europa stammen aus Kanada, von wo sie von Fürst Colloredo-Mansfeld 1905 als Andenken an eine seiner Jagdreisen mit nach Tschechien gebracht und dort auf seinem Gut bei Prag ausgesetzt wurden. In Luxemburg wurden Bisame erstmals 1956 nachgewiesen und sind heute landesweit verbreitet. Warum gehören sie zu den jagdbaren Arten? Bejagungsgrund im ursprünglichen Verbreitungsgebiet: Pelzgewinnung. In Luxemburg: Verringerung der Ausbreitung einer nicht einheimischen Art (Berner Konvention). Bisame können durch ihre Wühltätigkeit und Baue schwere Schäden an Dämmen, Deichen und Uferbefestigungen anrichten, die zu Überschwemmungen führen. Zudem gelten sie als Hauptfressfeind der stark bedrohten Flussperlmuschel sowie der Bachmuschel. JAGDBARE WILDTIERARTEN LUXEMBURGS © Petra Kohlstädt - Fotolia 81 Waschbär Procyon lotor Panzerknackerbande „Wasch“-Bären? Wer Waschbären das erste Mal sieht, fühlt sich an die Ganoven der Donald Duck-Comics erinnert. Denn das charakteristischste Merkmal der Kleinbären ist ein braun-schwarzer Streifen, der sich quer über die Augenregion zieht und den Augenbinden der besagten Panzerknacker ähnelt. Das restliche Fell der Waschbären ist grau bis grau-braun, kann durch den Einfluss der langjährigen Zucht allerdings auch dunkler sein. Den Schwanz zieren zudem dunkle Ringe. Wie Ganoven sind auch Waschbären am liebsten ab der Dämmerung und nachts aktiv. Die Tage verschlafen sie gerne in Baumhöhlen oder anderen ruhigen Verstecken, die sie in Siedlungen häufig auf Dachböden oder in Schuppen finden. Während sich die männlichen Waschbären in kleinen Gruppen von 2 - 4 Tieren zusammentun, streifen die Weibchen eher allein umher und treffen sich hin und wieder an guten Schlaf- und Futterplätzen. Ihren deutschen Namen haben Waschbären durch eine bemerkenswerte Eigenart. In ihren Vorderpfoten, die mit ihren langen, nicht verbundenen Zehen menschlichen Händen ähneln, besitzen sie einen hochentwickelten Tastsinn, mit dem sie ihre Nahrung intensiv erfühlen können. Da sie dies häufig im flachen Wasser tun, um die Hornschicht an den Pfoten etwas aufzuweichen und dadurch die Sensibilität nochmals zu erhöhen, scheint es, als würden sie ihre Nahrung waschen. Die Nahrung der Waschbären ist sehr vielfältig und setzt sich aus Würmern, Schnecken, Insekten, Amphibien, Obst, Eicheln, Bucheckern, Feldfrüchten, Eiern sowie Fischen, kleinen Nagern und Jungvögeln zusammen. Auch die anderen Sinne der Waschbären, Gehör sowie Seh- und Geruchsinn, sind gut bzw. sehr gut ausgebildet. WASCHBÄREN HALTEN IN KALTEN ODER SEHR SCHNEEREICHEN WINTERN WINTERRUHE. JAGDBARE WILDTIERARTEN LUXEMBURGS Zum anderen siedeln sie als Kulturfolger in Ortschaften, wo sie neben einem großen Na hrungsangebot ruhige Schlafplätze in Gebäuden finden. In Baumhöhlen und auf Dachböden oder in Schuppen ziehen die Weibchen im Frühsommer ihre Jungen groß. Die 2 - 4 Jungtiere werden zwischen März und Mai geboren und öffnen nach 2 – 3 Wochen ihre Augen. Bis zu 9 Wochen lang werden sie gesäugt und verlassen erst danach erstmals die Wurfhöhle. Bis Herbst bleiben die Jungtiere bei der Mutter, anschließend suchen sich die männlichen Nachkommen weiter entfernte Streifgebiete, während die Töchter häufig in der Nähe der Mutter bleiben. Amerikanische Pelzlieferanten Waschbären stammen ursprünglich aus Nordamerika und wurden für die Pelztierzucht nach Europa gebracht, wo sie erstmals 1934 in Deutschland erfolgreich ausgesetzt wurden. Von dort verbreiteten sie sich und kommen vermutlich seit den 1970er Jahren auch in Luxemburg vor, wo sie hauptsächlich im Ösling zu finden sind. Raue Rinde, hohler Kern Als Lebensraum bevorzugen Waschbären zwei sehr unterschiedliche Areale. Zum © Laurent Schley 83 © Angelika M. - Fotolia 82 Warum gehören sie zu den jagdbaren Arten? Bejagungsgrund im ursprünglichen Verbreitungsgebiet: Pelzgewinnung In Luxemburg: Verringerung der Ausbreitung einer nicht einheimischen Art (Berner Konvention). Mit Ausnahme von lokaler Gefahr für Vogelkolonien sowie möglichen Konflikten durch Waschbärbesiedlungen in Städten, sind bisher keine nennenswerten Schäden durch Waschbären bekannt. einen bewohnen sie Laub- und Mischwälder, mit ausreichend Alt- und Totholz, in denen sie geeignete Hohlräume als Unterschlupf finden. Dabei scheinen v. a. Eichen und andere Baumarten mit rauer Rinde eine entscheidende Rolle zu spielen, an denen die Waschbären gut hochklettern können. JAGDBARE WILDTIERARTEN LUXEMBURGS JAGDBARE WILDTIERARTEN LUXEMBURGS © Martina Berg - Fotolia 85 Marderhund Nyctereutes procyonoides Der mit dem Backenbart Beständige Zweisamkeit Der Marderhund ist etwa so groß wie ein Rotfuchs, hat einen ähnlich buschigen Schwanz, wirkt allerdings wegen seiner kürzeren Beine deutlich gedrungener als dieser. Im Gesicht ähnelt er mit den dunklen Augenpartien eher dem Waschbär, trägt jedoch im Gegensatz zu diesem neben einer hellen Partie, die von der Stirn bis zur Nase reicht, einen markanten Backenbart. Haben sich Marderhund-Paare erst einmal gefunden, bleiben sie auch außerhalb der Paarungszeit (Februar/März) zusammen. Mit den ab April geborenen 5 - 8 Jungen, die das Weibchen in einem Bau zur Welt bringt, bilden sie den Sommer über Familiengruppen. Die Aufzucht der Jungen betreibt das Paar gemeinsam, wobei die Männchen die Baubewachung übernehmen und sich an der Beutebeschaffung beteiligen. Zunächst einmal werden die Jungen allerdings etwa 8 Wochen gesäugt, den Bau verlassen sie erstmals nach 2 Wochen. Im Herbst, wenn der Nachwuchs mit 4 – 5 Monaten selbstständig wird, lösen sich die kleinen Familien wieder auf. KEIN MARDER, SONDERN EIN HUND. JAGDBARE WILDTIERARTEN LUXEMBURGS 87 Amphibien, Mäusen und anderen kleinen Säugern sowie Obst, Pilzen, Feld- und Baumfrüchten. Der Speiseplan wird von Jungvögeln, Eiern, Aas, Muscheln, Krebstieren und Fischen bereichert. Eine besondere Eigenart der Marderhunde ist ihre Angewohnheit, feste Kotplätze sogenannte „Latrinen“ anzulegen. Statistiken Warum gehören sie zu den jagdbaren Arten? © Xavier Klaußner - Fotolia Die Sinne des Marderhundes sind an seine dämmerungs- und nachtaktive Lebensweise angepasst. Zwar sehen sie relativ schlecht, Gehör und Geruchssinn sind allerdings sehr gut ausgebildet. Nach Sonnenuntergang gehen Marderhunde auf Nahrungssuche. Sie ernähren sich äußerst vielseitig von allem, was sie am Boden finden w ie I n s e k t en, R e genw ü r mer n, © Norman Stier Nächtlicher Jäger Bejagungsgrund im ursprünglichen Verbreitungsgebiet: Pelzgewinnung. In Europa: Verhinderung der Ausbreitung einer nicht einheimischen Art (Berner Konvention). Es werden Einflüsse auf die Populationen von Amphibien und bodenbrütenden Vögeln vermutet, gesicherte Nachweise dafür, dass es Marderhunde in Luxemburg gibt, fehlen bisher. Ist groß im Kommen Ursprünglich waren Marderhunde nur in Ostsibirien, China, Korea und Japan beheimatet. Erst als sie zwischen 1929 und 1955 als Pelzlieferant in der westlichen Sowjetunion ausgesetzt wurden, verbreiteten sie sich auch weiter in Richtung Westen bis Europa. Heute haben sich Marderhunde im Osten Deutschlands bereits etabliert, für ein Vorkommen Luxemburg gibt es noch keine gesicherten Nachweise. Allerdings sind sie in der Großregion schon gesichtet worden. JAGDBARE WILDTIERARTEN LUXEMBURGS JAGDBARE WILDTIERARTEN LUXEMBURGS © Susie73 - Fotolia 86 © nialat - Fotolia 89 Amerikanischer Nerz oder mink Neovison vison Das Erbe der Zucht Als Pelztiere werden Minke seit dem 19. Jh. in ihrer ursprünglichen Heimat Nordamerika und seit den 1930er Jahren auch in Europa gezüchtet, wodurch zahlreiche Farbvarianten entstanden sind. Die natürliche Fellfarbe der Minke ist dunkel- bis schwarzbraun, ihr Kinn ziert ein weißer Fleck, der im Gegensatz zu dem Kinnfleck des Europäischen Nerzes nicht bis zur Oberlippe, dafür jedoch bis zum Bauch reichen kann. Als Anpassung an ihre Lebensweise im und am Wasser ist das Fell zudem sehr dicht und durch eine ölige Substanz wasserabweisend. Zwischen den Zehen besitzen Minke kurze Schwimmhäute, die ihnen die Fortbewegung im Wasser erleichtern. AMERIKANISCHER UND EUROPÄISCHER NERZ SIND NICHT SO ENG MITEINANDER VERWANDT, WIE BIS VOR KURZEM ANGENOMMEN. Nah am Wasser gebaut Minke sind wahrscheinlich nicht im übertragenden, sicher aber im wortwörtlichen Sinn nah am Wasser unterwegs, denn in der Regel entfernen sie sich nicht weiter als 200 m von ihrem Wohngewässer. Als Lebensraum bevorzugen sie pflanzenreiche Gewässer und Sumpfgebiete, die im Idealfall im Winter nicht vollständig zufrieren und die mit Hohlräumen unter Steinen, Holz oder Wurzeln günstige Verstecke bieten. Diese nutzen sie tagsüber zum Schlafen, ebenso wie Uferbaue, die sie selbst graben oder von anderen Tieren übernehmen. Erst ab der Dämmerung gehen Minke auf die Jagd nach Fischen, Kleinsäugern, Fröschen und Muscheln. In warmen Monaten dienen zudem Vögel, Eier und Nestlinge als Mahlzeiten. An ihrem Nahrungsspektrum ist erkennbar, dass Minke nicht nur gut klettern, sondern auch ausgesprochen gut JAGDBARE WILDTIERARTEN LUXEMBURGS 90 schwimmen und tauchen (bis 6 m Tiefe) können. Ihre Sinne, insbesondere Geruchsund Sehsinn sind sehr gut ausgebildet. Wenig kontaktfreudig Als Einzelgänger leben Minke das Jahr über alleine in festen Revieren. Nur während der Paarungszeit zwischen Februar und April treffen sie kurzzeitig mit Artgenossen zusammen, wofür die Männchen zum Teil weite Strecken zurücklegen. Die Tragzeit der Weibchen schwankt zwischen 35 und 70 Tagen, da es zu einer Verzögerung beim Einnisten der befruchteten Eier kommen kann. Zwischen April und Juli kommen dann 2 – 6 Junge zur Welt. Diese öffnen erst nach 30 – 35 Tagen die Augen, bleiben dementsprechend 4 – 5 Wochen im Bau und werden ebenso lange gesäugt. Bis Herbst bleiben sie bei der Mutter, bevor sie abwandern und sich eigene Revier suchen. 91 Warum gehören sie zu den jagdbaren Arten? Folgende Broschüren über Wildsäugetiere in luxemburg gibt es: Bejagungsgrund im ursprünglichen Verbreitungsgebiet: Pelzgewinnung In Luxemburg: Verringerung der Ausbreitung einer nicht einheimischen Art (Berner Konvention). Da Minke ein ähnliches Beutespektrum aufweisen, wie die einheimischen Iltisse, kann es insbesondere in Gewässernähe zu einer Konkurrenz kommen. Der Einfluss des Minks auf einheimische Beutetiere wie bodenbrütende Vögel kann regional erheblich sein, während sich in anderen Gebieten keine Auswirkungen feststellen lassen. Steinmarder in Luxemburg Farmflüchtlinge Minke werden nach ihrer ursprünglichen Herkunft auch als „Amerikanische Nerze“ bezeichnet. Sie stammen aus Nordamerika und wurden seit 1930 in Pelztierfarmen nach Europa gebracht, aus denen einzelne Tiere entkommen konnten und viele ausgesetzt wurden. Da sie sich gut an die neuen Lebensraumbedingungen angepasst haben, konnten sie zum Teil große Bestände ausbilden und sich an Europas Gewässern ausbreiten. In Luxemburg wurde bisher nur 1993 ein wilder Mink gefangen, weitere Nachweise fehlen. JAGDBARE WILDTIERARTEN LUXEMBURGS Holen Sie sich auch Ihr Kartenspiel „Tierische Vielfalt in Luxemburg“! Es ist gratis erhältlich in den vier Naturschutzzentren der Naturverwaltung: A Wiewesch in Manternach, Burfelt bei Insenborn, Ellergronn in Esch/Alzette und Mirador in Steinfort. Besuchen Sie uns auch im Internet: www.emwelt.lu ! JAGDBARE WILDTIERARTEN LUXEMBURGS 92 93 Säugetiere Deutscher Name Lateinischer Name Paarungszeit Tragzeit in Wochen Geburt der Jungen Zahl der Jungen/Wurf Säugezeit in Monaten Familienverband ROTHIRSCH Cervus elaphus September/Oktober 33 - 34 Mai/Juni 1, max. 2 6 - 12 Die männlichen Kälber verlassen die Mutter i.d.R. nach ~ einem Jahr, die weiblichen bleiben noch ein weiteres Jahr bei der Mutter und danach im Rudel. EUROPÄISCHES REH Capreolus capreolus Juli/August 40 (Ei ruht bis Dez. und entwickelt sich in etwa 22 Wochen) Mai/Juni 1 - 2, max. 4 2,5 Junge verlassen Mutter nach 10 - 12 Monaten WILDSCHWEIN Sus scrofa November/Januar; Starke Schwankungen, da abh. von Wetter und Futterangebot 16 - 17 März/Mai 2–8 meist nur 1 Wurf 3-4 Mit 6 - 7 Monaten sind die Jungen selbstständig. Beziehung zur Mutter bleibt bis zum Folgewurf bestehen DAMHIRSCH Dama dama Oktober/November 32 - 33 Mai/Juni 1, max. 2 8-9 Die männlichen Kälber verlassen die Mutter i.d.R. nach ~ einem Jahr, die weiblichen bleiben noch ein weiteres Jahr bei der Mutter und danach im Rudel. EUROPÄISCHES MUFFLON Ovis ammon musimon Oktober/Dezember 22 März/Mai 1, max. 2 5 Junge bleiben ein Jahr eng bei der Mutter, danach im Rudel. FELDHASE Lepus europaeus Januar/August 6 Februar/Oktober 2–4 3 – 4 Würfe 1 Besteht nicht. Mutter sucht Jungen nur 1x täglich zum Säugen auf, ab 30. Tag selbstständig. EUROPÄISCHES WILDKANINCHEN Oryctolagus cuniculus Februar/August 4-5 März/September 1 – 14 (meist 5 - 6) 3 – 7 Würfe bis 1 Nach etwa 30 Tagen selbstständig; Je nach Situation wandern Jungtiere in andere Gruppen ab oder bleiben in ihrer Geburtsgruppe. ROTFUCHS Vulpes vulpes Januar/Februar 7,5 März/April 3–5 2 Mind. 4 Monate, bis zu einem Jahr STEINMARDER Martes foina Juli/August 37 davon 30 Wochen Eiruhe März/April 3–4 2 Etwa 6 Monate; Junge verlassen Mutter im Herbst. NUTRIA Myocastor coypus ganzjährig 18,5 ganzjährig 3–7 2 – 3 Würfe 2 Jungtiere könnten bereits nach 5 Tagen ohne Mutter überleben, werden trotzdem 2 Monate gesäugt und sind danach selbstständig. Männliche Jungtiere wandern ab, weibliche können in der Familiengruppe bleiben. BISAM Ondatra zibethicus Februar/August (in milden Wintern auch früher) 4 März/September ø6 2 – 3 Würfe 0,5 Jungtiere sind bereits nach etwa 4 Wochen selbstständig, verlassen die Familiengruppe aber erst im nächsten Frühjahr. WASCHBÄR Procyon lotor Januar/März 9 März/Mai 2–4 2 Jungtiere sind mit 5 – 6 Monaten selbstständig, verlassen Mutter im Herbst. MARDERHUND Nyctereutes procyonoides Februar/März 9 April/Mai 5–8 2 Jungtiere sind mit 4 – 5 Monaten selbstständig, verlassen Eltern im Herbst. AMERIKANISCHER NERZ (Mink) Neovison vison Februar/April 5 – 10 (große Varianz, da 2 -4 Wochen Eiruhe möglich) April /Juli 2–6 1 Jungtiere verlassen Mutter im Herbst JAGDBARE WILDTIERARTEN LUXEMBURGS JAGDBARE WILDTIERARTEN LUXEMBURGS 94 95 Vögel Deutscher Name Lateinischer Name Paarungszeit Legebeginn Zahl der Eier Brutdauer in Tagen Schlupfzeit Aufzuchtdauer in Wochen JAGDFASAN Phasianus colchicus März/Juni April - Juni 8 /12 23 - 25 Mai - Juli 10 – 12 STOCKENTE Anas platyrhynchos Februar/März März - April (pro Tag ein Ei) 7 /12 28 (beginnt, wenn das letzte Ei gelegt ist) April - Juni 8–9 RINGELTAUBE Columba palumbus März/September ab März 2, max. 4 2 – 3 Jahresbruten (selten 4) 16 - 17 März - September 6 JAGDBARE WILDTIERARTEN LUXEMBURGS JAGDBARE WILDTIERARTEN LUXEMBURGS erabdgaJ netrareitdliW sgrubmexuL