48 Praktikum bei Accenture in Indien Samuel Grütter Im Sommer 2012 konnte ich bei Accenture ein Praktikum in Bangalore (Indien) machen. Das Angebot richtete sich an Informatikstudenten im Bachelor oder Master der ETH Zürich oder der EPF Lausanne. Als ich das Praktikum antrat, hatte ich die ersten zwei Jahre des BachelorInformatikstudiums der EPF Lausanne abgeschlossen. Monitoring-Tool weiterzuentwickeln. Mein Mentor war im Onshore-Team in der Schweiz, und wir hatten täglich ein Telefongespräch, in dem er mir Anweisungen gab, was ich genau programmieren sollte. Das Monitoring-Tool bestand aus zwei Teilen: Erstens musste man automatisch Informationen über die Konfiguration der verschiedenen Server-Instanzen einholen und in eine Datenbank speichern. Diesen Teil entwickelte mein Mentor. Zweitens musste man diese Daten aus der Datenbank holen, sinnvoll kombinieren Tätigkeit Ich arbeitete auf einem Projekt für eine und im Web-Interface anzeigen. Dies war meine Aufgabe. Grossbank. Das Projekt entwickelte ein System, welches aus mehreren Komponenten bestand, Verwendete Technologien die auf verschiedenen Servern liefen und mit- Als Programmiersprache kam Java zum einander kommunizieren mussten. Um den Einsatz. Die HTML-Benutzeroberfläche wurde Überblick über die komplexe Systemlandschaft mit der «Java Server Faces»-Technologie (JSF) bewahren zu können, hatte das Software Con- umgesetzt, und für den Datenbank-Zugriff figuration Management Team begonnen, ein verwendeten wir sowohl JDBC-Technologie als Monitoring-Tool mit einem Web-Interface zu auch das Java Persistence API (JPA). Als ich das entwickeln, das den Entwicklern und Testern die Praktikum begann, waren JSF, JDBC und JPA Konfiguration aller Server-Instanzen auf über- völlig neu für mich. Doch dank den an der EPFL sichtliche und benutzerfreundliche Weise dar- erworbenen Java-Kenntnissen, den in der Frei- stellen sollte. Meine Aufgabe war es nun, dieses zeit erworbenen HTML-/CSS-Kenntnissen und 49 auch der Unterstützung durch meinen Mentor gelang der Einstieg problemlos. Erfahrungen, Gelerntes Es war sehr interessant zu erfahren, was Pro- Ich schrieb JSF-XHTML-Seiten, von denen grammieren im Business-Umfeld beinhaltet. das Monitoring-Tool etwa fünfzehn enthielt. Es unterscheidet sich nämlich sehr stark von Dazu einige CSS-Stylesheets, und für jede Seite universitären Projekten. Während bei akademi- eine Backing Bean in Java, sowie die Business- schen Projekten beispielsweise die Algorithmik logic (weitere Java-Klassen), die von den Beans im Vordergrund steht, spielten hier vor allem die verwendet wird. Als Entwicklungsumgebung Modularität und Erweiterbarkeit eine zentrale benutzte ich Eclipse, der Code wurde mit Sub- Rolle. Wie man das erreichen kann, wird zwar version (SVN) verwaltet. Um die Datenbank an der Universität unterrichtet, aber dort gibt es anzuschauen, konnte ich den Oracle SQL Deve- keine Projekte, die gross genug sind, dass man loper verwenden, und lernte so auch noch et- das wirklich anwenden kann. Im Praktikum war was SQL. Den grössten Teil der Zeit verbrachte das jetzt möglich, insbesondere auch weil schon ich mit Schreiben, Testen und Debuggen von ziemlich viel Code vorhanden war, als ich anfing. Java-Code. Ausserdem habe ich neue Technologien kennengelernt (JSF, JPA, JDBC) und meine Java- Das «Produkt» Erfahrung stark erweitern können. Nach etwa der Hälfte des Praktikums und auch am Schluss wurde mein Code deployed, Unterkunft d. h. mein Mentor setzte einen Server auf, auf Als Unterkunft hatte ich ein Apartment mit dem die von mir entwickelte Anwendung lief. Frühstück, Dinner, Laundry Service und Zim- Die Entwickler und Tester konnten nun das merservice. Von den Apartments aus konnte ich Monitoring-Tool verwenden, was sie auch taten. das Office in 15 Minuten zu Fuss erreichen. Das war natürlich sehr motivierend. Einige kamen auch mit Wünschen für neue Features oder Freizeit in Indien kleinere Verbesserungen, und diese konnte ich Es war sehr interessant, die indische Kultur in der zweiten Hälfte des Praktikums umsetzen. auf diese Weise kennenzulernen. Beim Mittagessen in der Kantine oder beim Frühstück und 50 Abendessen in den Apartments durfte ich viele Bannerghatta National Park, waren in Kerala interessante Gespräche führen. und Goa, besuchten die fast klischee-mässig Die indische Küche zu entdecken, machte typisch indische Stadt Mysore mit dem gigan- auch (fast) immer Spass. Ich lernte allerdings, tischen Palast, und reisten durch das tiefgrüne, dass «this one might be a little bit spicy» bedeu- gebirgige Coorg. tet, dass ich es sicher nicht essen kann, ohne Reisen ist in Indien um ein Vielfaches billiger Bäche von Tränen im Gesicht zu haben. Kokos- als in Europa. In Kerala zum Beispiel leisteten milch, mit einem Trinkhalm aus einer frischen wir uns ein Wochenende auf einem privaten Kokosnuss getrunken, half jeweils in solchen Hausboot mit Kapitän und Koch. Highlights Fällen. waren auch der Ausflug zu den alten Tempeln Die Vielzahl an möglichen Destinationen machen Indien zu einem hervorragenden Rei- in Hampi mit indischen Arbeitskollegen und ein Paintball-Nachmittag. seland, das einen immer wieder in Staunen Bei der Planung der Ausflüge haben uns die versetzt, seien es die touristischen Sehenswür- indischen Kollegen/-innen immer sehr gut be- digkeiten, oder sei es das ganz Alltägliche wie: raten und geholfen, so dass nie etwas «schief Kühe, Hunde, Ratten, Katzen und Affen mitten ging» und jeder Ausflug ein sehr schönes und auf der Strasse in der Grossstadt, Ochsen-Karren unvergessliches Erlebnis wurde. neben der Shopping-Mall oder topmoderne Geschäftshäuser neben dem Slum. Fazit Praktisch die ganze Zeit war jemand des Dieses Praktikum war in jeder Hinsicht ein Schweizer Onshore-Teams in Bangalore. So voller Erfolg und ein sehr gutes, bereicherndes konnte ich auch immer wieder mit jemandem Erlebnis. Allen, denen sich die Gelegenheit bie- Deutsch reden, und an den Wochenenden un- tet, ein solches Praktikum zu machen, empfehle ternahmen wir Ausflüge nach ganz Süd-Indien. ich wärmstens, davon zu profitieren. R Wir erkundeten Bangalore, gingen auf Safari im Kerala